gb-1834-01-21-02
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Berlin, 21. Januar 1834
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Der Brief wurde mit Abraham Mendelssohn Bartholdys Schreiben gleichen Datums versandt: Brief gb-1834-01-21-01 Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. Januar 1834.
Lea Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Nicht bloß aus Dankbarkeit schreib ich Dir, nachdem
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regardez moi) was man auf der Stirn bummeln hat.) „Ne, ich hab en Jardecorps.“ – – Ein Quintaner schreibt in seiner Naturgeschichte „das Schwein ist so schmutzig, daß es mit Recht ein Schwein genannt wird.“ – Ein Vorübergehender sieht, daß jemand ein Kind schrecklich prügelt, und sagt, wie können Sie Ihren Sohn so unbarmherzig schlagen? „Ne, das is nich mein Sohn, sis nur mein Brudernkind, der auf zwen Tage zum plaisir nach Berlin gekommen is. – – Wenn du nicht lachst, bitt ich um Vergebung, uns hat es Spaß gemacht. – Und was die geprügelten Kinder betrift: denk Dir, daß die
Botany bayfür unbändige Jungen. Der 15 jähr. Sohn des
bulwerisirt; es ist aber wahr, Felix! Nicht nur
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entzücken mich, besonders der letzte, den ich fast fehlerfrei finde. Mich dünkt,Disowned
habe viel mehr Erfindungsgabe in den Plänen (Scott
plot) seiner Romane, zu deren Schauplatz er fast immer Schottland, Kriege, Naturscenen, Personen aus Hirten und Jäger und Ackersmanns Stande wählt. Darum ist er romantischer, spannender. Bei ihm geht fast alles in freier Luft, auf dem Felde, an der Küste, in Hölen vor; frisches Leben einer uns unbekannteren Zeit, fremderer Hintergrund. Bulwer führt uns nach England, besonders London, in die Zimmer und Palläste der Großen, in die Kreise der Hochgebildeten, man hört im Priester Ton, edle Männer bedeutend sprechen; die zartesten, anmuthigsten Frauen erscheinen in vornehmster Umgebung; wir leben und schauen in eine höchst gebildete, für den Kontinentalbewohner theilweise neue Welt, aus der wir eben so viel Begriffe über Englands häusliches und öffentliches Wesen schöpfen können, als aus
Scottüber die bewegte, uns fernere Zeit der hochländischen Unruhen. Sie ergänzen sich in den Bildern des Inselvolks, jeder charakterisirt, ich möchte keinen mißen und weiß keinen vorzuziehen.
Scottwird lange noch Stoff zu Theaterstücken und Gemälden darbieten: der gedankenreichere
Bulwergräbt sich mit seinen Denkerindividuen tief ins Gedächtniß, wenn man gleich seinen Verwicklungen der Situation nicht immer Beifall schenken kann.
Ich habe einen längern Brief v.
opera omniawenden. –
hab ich auch mit vielem Intereße gelesen. Hätten meine engl. Lieblinge doch tausend Bände geschrieben. –Old mortality
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attentionsvoll v. der Comißion?
Berlin 21 Januar 1834 Nicht bloß aus Dankbarkeit schreib ich Dir, nachdem Dein Brief eben angekommen, sondern es wär auch ohne das geschehen, denn mich trieb das Herz, sagt Johanna. Um die Gegend von Neujahr kreuzten sich unsre Briefe, Schatz! da ich aber mit Dir nicht rechne, sondern Dir gern etwas schenke (willst Du anders mein Geplauder für etwas halten) so hätt ich heute jeden Falls geschrieben. Ich freue mich unendlich, daß Du viel zu thun, besonders zu spielen hast, und dank es Dir ungemein, uns von Deinen Leistungen, würde die Löschpapierne sagen, genauen Bericht zu ertheilen. Denn so schlecht Briefe die Gegenwart ersetzen, müßen wir doch unsern Trost daraus schöpfen, da wir nichts Beßeres haben. – Gieb nur mir Deine Aufträge, bitte! ich besorge sie Dir am eifrigsten. Paul hat zwar Carle die Wachslichter ans Herz gelegt; sie kampirten aber 8 Tage beim Verkäufer, weil der Fuhrmann zur Fracht nicht unter 40 Pfund mitnehmen darf: sobald ichs erfuhr, traf ich gleich Anstalt, und nun fand sich doch eine Frachtgelegenheit. Sage Mde. Schadow, daß sie künftig so viel an Gewicht bestellen müße, wenn es nicht der Post anheim fallen soll, die per ℔. 3 gl. bis Düß. kostet. Das vorigemal waren 20 ℔. creazome Chokolade dabei, und das gab das erforderliche Gewicht, und konnte also gleich befördert werden. Wie kann Immermann sich der Leitung des Theaters unterziehen wollen, wenn er sich über einen Lärm der ihn persönlich gar nicht angeht, schon so ärgert, daß er krank wird? Kaltes Blut gehört vor allem dazu, wenn man in solche Wespennester stechen will! ich hoffe, Du wirst es Dir anraisonniren: Deine Gesundheit ist doch theurer und wichtiger als alles. Die Lebhaftigkeit des Völkchens dort gefällt mir sehr, sie ist die Lebensluft des Künstlers. Zum Thema des Dir empfohlnen Heirathens hättest Du Vaters „heirathe nicht, sonst kriegst Du Prügel“ wählen können, oder auch ein (Ein) Freies Leben führen wir. Ach lieber Künstler, häng Dir kein Hemmklötzchen an die freien Flügel, trotz aller Söhne Beispiel v. Polterabende, und laß Dich v. Schad. so wenig schatchenisiren als katholiciren. Es geht jetzt, zur guten Stunde seis gesagt, ein heitrer Geist durch unser Haus, und ich erkenne es mit frommen Dank, daß wir dies Vatern schuldig sind, wiewohl seine schwachen Augen und Gichtschmerzen es verzeihlicher als je machten, wenn er verdrießlich und brummig wäre. Er hat des Morgens durch StadtAngelegenheiten, zu denen er sich noch das Armenwesen hat aufpacken laßen, und durch seine eignen Geschäfte, alle Hände voll zu thun, so daß 4 Uhr herankömmt, ohne daß er alles ihm Wichtige bestritten. Bis 5 eßen wir, dann kommen die Kinder, die gar lieb und prächtig und gesund sind, oder ich lese ihm bis 6 wo er ausfährt, vor. Kömmt er früh zu Haus, so geschieht es wieder, und zur Theezeit versammeln sich alle, wo selten gelesen, aber meist über alles gestritten und gekabbelt wird; auf diese unweise Weise geht das Gespräch nicht aus, und wenn Hensels längst in die Baba sind, ist Dirichlet noch nicht fortzukriegen und sagt regelmäßig: Frau, die Wirthin ist noch nicht aufgestanden. Sonnabend z. B. war eine Art von Zank, ob Holtei, der auch in diesem Jahr Vorlesungen für die Suppenanstalt hält, (vorigen Winter trugen sie über 700 rt. ein) von der Verwaltung nicht ein Geschenk haben sollte, da es ihm selbst nichts weniger als brillant geht. Es wurde so doll, daß man abstimmen wollte, und da fanden sich 4 dafür und 4 dagegen: obenein hatte noch jeder aparte nuancen und Meinungen. Holtei selbst schnitt übrigens die Frage tod entzwei, indem er höchst großmüthig jedes Geschenk ablehnte und sich bloß seine Auslagen erstatten ließ. Künstler sind wahrhaftig die wohlthätigsten Leute von der Welt; denn auch Salomon Heine giebt das Viertel oder die Hälfte seines Einkommens nicht weg. – Die ungemeine Milde des Winters trägt auch zu Vaters guter Laune bei: unser Mandelbaum hat schon vor 14 Tagen von seiner Strohhülle befreit werden müßen, die Knospen sind vom schönsten Roth durchschimmert, und Sebastian hat frische Stiefmütterchen und grüne wohlriechende Kräuter neulich gepflückt. Wie die Bildung sich jetzt verallgemeinert, so auch das Wetter; nach den Stürmen, welche die ganze Welt durchbrausten, scheint der vorzeitige Frühling aller Orten zu erwachen. Gestern gab Rosalie eine ungeheure Abendgesellschaft, zu welcher sie die (wohlbelohnte) courage gehabt, Deckers einzuladen, die auch, trotz eines Vetters den sie später besuchten, hinkamen. Beckchen sagt, wo die Musik nicht gewachsen ist, faßt sie nicht Wurzel, und das hat sich bestätigt, denn trotz der besten Talente hat Miss Sophy Ebers nicht nur mit einem song, sondern mit einer scene too long favored werden müßen. Sie gab uns ein sogenanntes Duett zum Besten, vom maestro Bellini, in dem sie 1/2 Stunde und die Decker 2 Minuten zu singen hatte; als Schwanz fügte letztere 2 Lieder v. Curschmann hinzu. (Beiläufig, hat sie keine Ahndung von Liedern, so wenig wie die Milder, so wenig wie die Hähnel, so wenig wie irgendein Mensch außer Mantius, der Sontag und der Seidler. ) Nun sollte Fanny Moscheleßens neues trio mit Ganzens spielen; sie hatte aber dem Publikum mit ihren Musikfühlhörnern abgemerkt, welches Schlages sie wären, und war nur zu 2 Sätzen zu bewegen, die sie vortrefflich gab. (Abermals muß hier eingeschaltet werden, daß sie sich diesen Winter ungemein ver vollkommt hat; Dein Flügel und ihre und der Decker Musiken haben ihr die Kraft und Sicherheit, vorzüglich die Ruhe gegeben, die ihr noch mangelten. es ist jetzt wahre Meisterschaft, und Du weißt daß ich mich über meine Kinder und ihre Talente, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen sein mögen, nicht verblenden kann. ) Ganzens schloßen mit 2 ihrer Duettlein, der cellist hat gesagt eine unerhörte Superiorität. – Fanny war übrigens mit meinen Geschenken, einem schwarzen Atlas Kleide mit Blondenermeln und Beckchen in ihrem Hochzeit kleide, aber mit einem blaßrothen Blümleinkranz, sehr edel und gut kostümirt. – Ich habe mit einer Frau v. Arnim gesprochen, die zu Bendemanns und Deiner Zeit in Rom war. Eben so hat mir kürzlich bei Steffens Dr. Waagen, und im Theater die Bardua von Dir aus Düß. erzählt, was mir immer die größte Freude macht, denn Du bist und bleibst mon Benjamin. – Ueber die Milder als Iphig. wird sich Beckchen wohl ergoßen haben, das Publikum war viel gnädiger gegen sie als in ihrer schönsten Blütezeit, sie ist sehr empfangen und auch gerufen worden. Ersteres war raisonnabler als das andre. Der Hof war vollständig versammelt, und der König blieb ganz bis zu Ende. Ich fand sie im 1. Akt so schwach und unrein, so schwankend und falsch, daß ich jeden Moment glaubte, der Vorhang werden fallen müßen. Hingegen sah sie wundervoll aus und suchte die schlimmen Töne durch gute gesten und Stellungen zu ersetzen. Es hätte ein hübsches Ballet gegeben. Indeß hat man einmal die Musik gehört, Mantius war vortrefflich, und Wild mit Aufwand von Kraft und Leidenschaft, ja Wildheit, eine intereßante, bedeutende Erscheinung. Wir haben in der längsten Zeit doch keinen Orest gehabt, denn Devrient war mir zu sehr der denkende Künstler, und seine Brust reicht nicht hin. – Fanny hat sich abgezappelt, Dacheröden zum Orest zu begeistern, (Beckchen sagt, lieutenant Orest) ; im Feuer der Erkennungsscene (es wurde bei Fanny probirt) ruft Sebastian überlaut: Mutter, gieb mir Bier! – Großer LachEffekt! – A propos des Komischen! Ein junger Pole, Moransky, soupirte bei Magnus, und sagt als man Wildbraten servirt zu seiner Nachbarin: „eßen Sie nicht, es kommt noch Feddervieh!“ Sie belehrt ihn, daß es Geflügel heiße; er ruft einer andern Dame zu: „eßen Sie nicht, Mamsell jüngste Heymann, es kommen noch Fliegen!“ – die Geschichte macht hier Glück. – Auch folgende: eine Köchin frägt die andre „hast Du och en Jardemohr? (regardez moi) was man auf der Stirn bummeln hat. ) „Ne, ich hab en Jardecorps. “ – – Ein Quintaner schreibt in seiner Naturgeschichte „das Schwein ist so schmutzig, daß es mit Recht ein Schwein genannt wird. “ – Ein Vorübergehender sieht, daß jemand ein Kind schrecklich prügelt, und sagt, wie können Sie Ihren Sohn so unbarmherzig schlagen? „Ne, das is nich mein Sohn, sis nur mein Brudernkind, der auf zwen Tage zum plaisir nach Berlin gekommen is. – – Wenn du nicht lachst, bitt ich um Vergebung, uns hat es Spaß gemacht. – Und was die geprügelten Kinder betrift: denk Dir, daß die Cauer’sche Anstalt wahrscheinlich wird eingehen müßen, wenn der König nicht das Haus kauft oder C. sonstige Unterstützung bekömmt. Leider wird ins Institut ein wahres Botany bay für unbändige Jungen. Der 15 jähr. Sohn des Geh. rath Schneider bei der Post, Naglers rechte Hand, hat 2 mal versucht, Feuer unter den Betten der Lehrer anzulegen, weil er schlechte Censur bekam. Vater hat Miss Mary Alexander einen Brief von 4 großen Bogen geschrieben, worin er wegen ihrer Anfrage über Heine gehörigen Bescheid giebt. Unter andern sagt er, ich sei ganz bulwerisirt; es ist aber wahr, Felix! Nicht nur Pelham auch Aram, Devereux und der Disowned entzücken mich, besonders der letzte, den ich fast fehlerfrei finde. Mich dünkt, Scott habe viel mehr Erfindungsgabe in den Plänen (plot) seiner Romane, zu deren Schauplatz er fast immer Schottland, Kriege, Naturscenen, Personen aus Hirten und Jäger und Ackersmanns Stande wählt. Darum ist er romantischer, spannender. Bei ihm geht fast alles in freier Luft, auf dem Felde, an der Küste, in Hölen vor; frisches Leben einer uns unbekannteren Zeit, fremderer Hintergrund. Bulwer führt uns nach England, besonders London, in die Zimmer und Palläste der Großen, in die Kreise der Hochgebildeten, man hört im Priester Ton, edle Männer bedeutend sprechen; die zartesten, anmuthigsten Frauen erscheinen in vornehmster Umgebung; wir leben und schauen in eine höchst gebildete, für den Kontinentalbewohner theilweise neue Welt, aus der wir eben so viel Begriffe über Englands häusliches und öffentliches Wesen schöpfen können, als aus Scott über die bewegte, uns fernere Zeit der hochländischen Unruhen. Sie ergänzen sich in den Bildern des Inselvolks, jeder charakterisirt, ich möchte keinen mißen und weiß keinen vorzuziehen. Scott wird lange noch Stoff zu Theaterstücken und Gemälden darbieten: der gedankenreichere Bulwer gräbt sich mit seinen Denkerindividuen tief ins Gedächtniß, wenn man gleich seinen Verwicklungen der Situation nicht immer Beifall schenken kann. Ich habe einen längern Brief v. Betty erhalten, die mir unter andern schreibt, daß Müllers Dein Quartett mit dem Liede in Wien gespielt haben und daß es außerordentlich gefiel. Heinrich wollte es denselben Abend bei sich machen laßen, da Betty noch nicht ausging, und die Pereira sollte mit Flora dazu kommen. – Ganzens sagen mir, Deine und Mo. gipsy Variationen seien erschienen, wir wollen sie uns anschaffen, und ich will ein Stück Geld an Deine opera omnia wenden. – Old mortality hab ich auch mit vielem Intereße gelesen. Hätten meine engl. Lieblinge doch tausend Bände geschrieben. – Devrient läßt Dich fragen, ob Redern Dir ordentlich Musik zum Sommer. Traum aufgetragen, wie ers sagt und ob Du dabei bist? Ferner, ob Ries sein neues Quartett bekömmt? antworte wie ein Ritter. – Winter, der sich bei Sanssouci niedergelaßen hat und wieder monts et merveilles verspricht (bei Türks Waisenhaus denkt er zu Ostern angestellt zu werden) sagt, daß Ferd. Ries nach Potsdam zieht, und schon eine Wohnung für ihn gesucht wird. – Ich lege eine schöne annonce ein. – Bei der vorgestrigen Feier hat nicht nur Horn, sondern auch Skalley einen Orden bekommen; ist das nicht recht attentionsvoll v. der Comißion? Lebwohl, Herz und grüße mir die guten Bekannten. – Gans hat falsch mit Dirichlets Zulage prophezeit. Lea Mendelssohn Bartholdy
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-01-21">21. 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Johanna spricht diese Worte im zehnten Auftritt des ersten Akts im Gespräch mit dem Erzbischof, der sie nach ihrer Herkunft und ihren Eltern fragt.</note> Um die Gegend von Neujahr kreuzten sich unsre Briefe,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9347fccf-5b2e-466f-b2aa-06b9059345f0" xml:lang="de">Um die Gegend von Neujahr kreuzten sich unsre Briefe – der Brief gb-1833-12-26-02 Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 26. Dezember 1833, und Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833.</note> <seg type="salute">Schatz!</seg> da ich aber mit Dir nicht rechne, sondern Dir gern etwas schenke (willst Du anders mein Geplauder für etwas halten) so hätt ich heute jeden Falls geschrieben. Ich freue mich unendlich, daß Du viel zu thun, besonders zu spielen hast, und dank es Dir ungemein, uns von Deinen Leistungen, würde die Löschpapierne<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2d1a5ac3-c62d-4a53-b4f3-4048168258e6" xml:lang="de">die Löschpapierne – Lea Mendelssohn Bartholdys Bezeichnung für die in Berlin erscheinende Allgemeine Preußische Staats-Zeitung.</note> sagen, genauen Bericht zu ertheilen. Denn so schlecht Briefe die Gegenwart ersetzen, müßen wir doch unsern Trost daraus schöpfen, da wir nichts Beßeres haben. – Gieb nur mir Deine Aufträge, bitte! ich besorge sie Dir am eifrigsten. <persName xml:id="persName_0c91cb2a-fd9e-492a-b3be-e1ba073abf01">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hat zwar <persName xml:id="persName_2d6c1b88-c48b-47a5-b35f-1929a4f48f35">Carle<name key="PSN0113114" style="hidden" type="person">Maß, Karl (Carl)</name></persName> die Wachslichter<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_91253fcd-ed96-4036-a405-026d47f32d93" xml:lang="de">die Wachslichter – Mendelssohn hatte seinen Bruder Paul am 30. Dezember 1833 damit beauftragt, in Berlin Wachslichter für Charlotte Schadow zu kaufen. Siehe Brief fmb-1833-12-30-01 (Brief Nr. 836) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 30. Dezember 1833.</note> ans Herz gelegt; sie kampirten aber 8 Tage beim Verkäufer, weil der Fuhrmann zur Fracht nicht unter 40 Pfund mitnehmen darf: sobald ichs erfuhr, traf ich gleich Anstalt, und nun fand sich doch eine Frachtgelegenheit. Sage <persName xml:id="persName_72d8e25e-8b27-4f72-a770-5747e68ef137">Mde. Schadow<name key="PSN0114492" style="hidden" type="person">Schadow, Charlotte (seit 1843) von Godenhaus (1795-1882)</name></persName>, daß sie künftig so viel an Gewicht bestellen müße, wenn es nicht der Post anheim fallen soll, die per ℔.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1b418051-e126-46d8-b3d8-1feb4562b11f" xml:lang="de">℔. – Lea Mendelssohn Bartholdy benutzte hier das gebräuchliche Gewichtszeichen für »Pfund« (Libra).</note> 3 <hi rend="latintype">gl</hi>. bis <placeName xml:id="placeName_c1416a09-1915-43f7-b7dd-2f9fc4d1745c">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. kostet. Das vorigemal waren 20 ℔.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_29be3aee-ac95-4ee5-8463-c14ca89cc42a" xml:lang="de">℔. – Lea Mendelssohn Bartholdy benutzte hier das gebräuchliche Gewichtszeichen für »Pfund« (Libra).</note> <hi rend="latintype">creazome Chokolade</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9486b699-e5db-4546-92dc-4adb256d293c" xml:lang="de">creazome Chokolade – Lea Mendelssohn Bartholdy meinte die in Paris erfundene sogenannte Osmazom-Schokolade, der ein Fleischextrakt beigemischt wurde. Sie wurde bei Auszehrung und zur Anregung der Verdauung eingenommen. Vgl. Allgemeine deutsche Real-Encyklopäie für die gebildeten Stände. (Conversations-Lexikon.) In zwölf Bänden, 8. Auflage, Bd. 8, Leipzig 1835, S. 156.</note> dabei, und das gab das erforderliche Gewicht, und konnte also gleich befördert werden.</p> <p>Wie kann <persName xml:id="persName_39e4a01c-92cd-4d1f-ad1b-6c7c64179eeb">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> sich der Leitung des Theaters unterziehen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d74f0620-30d9-41af-b900-b2c507039c90" xml:lang="de">Immermann sich der Leitung des Theaters unterziehen – Karl Leberecht Immermann wurde im April 1834 zum Intendanten des Düsseldorfer Stadttheaters ernannt.</note> wollen, wenn er sich über einen Lärm der ihn persönlich gar nicht angeht, schon so ärgert, daß er krank wird?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46f09868-55df-4365-8e31-ea1f0d1f9c3c" xml:lang="de">über einen Lärm … krank wird – betrifft die Aufführung von Mozarts Oper Don Giovanni KV 527 am 19. Dezember 1833, die erste sogenannte Mustervorstellung einer Oper am Düsseldorfer Stadttheater. Diese war erheblich gestört worden. Siehe Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833.</note> Kaltes Blut gehört vor allem dazu, wenn man in solche Wespennester stechen will! ich hoffe, Du wirst es Dir anraisonniren: Deine Gesundheit ist doch theurer und wichtiger als alles. Die Lebhaftigkeit des Völkchens dort gefällt mir sehr, sie ist die Lebensluft des Künstlers. Zum Thema des Dir empfohlnen Heirathens<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_480b1fff-3a25-409d-a445-df2621635b01" xml:lang="de">des Dir empfohlnen Heirathens – Mendelssohn war anonym ein Gedicht zugeschickt worden, in dem man ihm ans Herz legte, sich zu verheiraten. Siehe Brief fmb-1834-01-16-01 (Brief Nr. 843) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 16. Januar 1834, Z. 68 ff.: »sie hatten mir ein Gedicht anonym zugeschickt«.</note> hättest Du Vaters „<title xml:id="title_7992428d-df64-4f2e-a8cc-7171432856b9">heirathe nicht, sonst kriegst Du Prügel<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111692" style="hidden" type="literature">Maximen und Reflexionen</name></title>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b171088c-116a-4f04-a169-dc43eccb4c27" xml:lang="de">„heirathe nicht, sonst kriegst Du Prügel“ – Möglicherweise bezog sich Abraham Mendelssohn Bartholdy hier auf Johann Wolfgang von Goethe: »Ein lebhafter Mann, unwillig über das Betragen eines Frauenzimmers, ruft aus: ›Ich möchte sie heiraten, nur um sie prügeln zu dürfen.‹« (Maximen und Reflexionen, Nachlese). </note> wählen können, oder auch ein <add place="above">(Ein)<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> Freies Leben führen wir. Ach lieber Künstler, häng Dir kein Hemmklötzchen an die freien Flügel, trotz aller <persName xml:id="persName_4340cc16-41b4-4d9e-801d-f53b3ec67158">Söhne<name key="PSN0114959" style="hidden" type="person">Sohn, Carl Ferdinand (1805-1867)</name></persName> Beispiel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d622904-b091-4798-b103-b8ab6dd67c40" xml:lang="de">trotz aller Söhne Beispiel – Carl Ferdinand Sohn heiratete am 19. Januar 1834 Emilie Auguste von Mülmann.</note> v. Polterabende, und laß Dich v. <persName xml:id="persName_2e1e6247-b4c0-40b6-a0cc-42cb266354af">Schad.<name key="PSN0114494" style="hidden" type="person">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> so wenig schatchenisiren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4f01d9ff-35b4-42f4-bbff-091ca712e263" xml:lang="yi ">schatchenisiren – von jidd. Schatchen, Heiratsvermittler, Kuppler.</note> als katholiciren. Es geht jetzt, zur guten Stunde seis gesagt, ein heitrer Geist durch unser Haus, und ich erkenne es mit frommen Dank, daß wir dies <persName xml:id="persName_629a5bb5-a3c2-47af-9d46-f62bf1d9958b">Vatern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> schuldig sind, wiewohl seine schwachen Augen und Gichtschmerzen es verzeihlicher als je machten, wenn er verdrießlich und brummig wäre. Er hat des Morgens durch StadtAngelegenheiten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cabae3cb-d3af-4191-9b4f-0aa78bfb9fb5" xml:lang="de">StadtAngelegenheiten – Seit 1825 war Abraham Mendelssohn Bartholdy unbesoldeter Stadtrat in Berlin.</note> zu denen er sich noch das Armenwesen hat aufpacken laßen, und durch seine eignen Geschäfte, alle Hände voll zu thun, so daß 4 Uhr herankömmt, ohne daß er alles ihm Wichtige bestritten. Bis<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>5 eßen wir, dann kommen <persName xml:id="persName_cebe55f9-5af4-4438-b107-df201f0581cb">die Kinder<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name><name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName>, die gar lieb und prächtig und gesund sind, oder ich lese ihm bis 6 wo er ausfährt, vor. Kömmt er früh zu Haus, <unclear reason="ink_blot" resp="SP">so g</unclear>eschieht es wieder, und zur Theezeit versammeln sich alle, wo selten gelesen, aber meist über alles gestritten und gekabbelt wird; auf diese unweise Weise geht das Gespräch nicht aus, und wenn <persName xml:id="persName_3d10324d-b6e7-41c7-b2b4-89e40da1d941">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> längst in die Baba<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_38abc280-06c5-4bf7-9ea5-5cd32490de77" xml:lang="de">Baba – Schlaf, auch Bettchen; ins Bett gehen.</note> sind, ist <persName xml:id="persName_350a875d-eb13-4f39-9e77-77eadaa156df">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> noch nicht fortzukriegen und sagt regelmäßig: Frau, die Wirthin ist noch nicht aufgestanden. Sonnabend z. B. war eine Art von Zank, ob <persName xml:id="persName_4c78def3-5cab-46c2-9666-ab1d0b24c15e">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName>, der auch in diesem Jahr Vorlesungen für die Suppenanstalt hält,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1765702a-24aa-45ee-8813-54836fcac552" xml:lang="de">Holtei, der auch in diesem Jahr Vorlesungen für die Suppenanstalt hält – Karl Holtei hielt seine Vorlesungen zugunsten der Armenbeköstigungsanstalt in Berlin (Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 43, 19. Februar 1834, S. 172).</note> (vorigen Winter trugen sie über 700 rt. ein) von der Verwaltung nicht ein Geschenk haben sollte, da es ihm selbst nichts weniger als brillant geht. Es wurde so doll, daß man abstimmen wollte, und da fanden sich <hi n="1" rend="underline">4</hi> dafür und 4 dagegen: obenein hatte noch jeder <hi rend="latintype">aparte nuancen</hi> und Meinungen. <persName xml:id="persName_08a03a15-3f84-48ef-b65b-d97b528b4b3c">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName> selbst schnitt übrigens die Frage tod entzwei, indem er höchst großmüthig jedes Geschenk ablehnte und sich bloß seine Auslagen erstatten ließ. Künstler sind wahrhaftig die wohlthätigsten Leute von der Welt; denn auch <persName xml:id="persName_9a80e2b6-1523-4db7-a11e-e28c8072e058">Salomon Heine<name key="PSN0111823" style="hidden" type="person">Heine, Salomon (1767-1844)</name></persName> giebt das Viertel oder die Hälfte seines Einkommens nicht weg. – Die ungemeine Milde des Winters trägt auch zu <persName xml:id="persName_8152a431-2630-40fd-8026-e1ccea40d1b7">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> guter Laune bei: unser Mandelbaum hat schon vor 14 Tagen von seiner Strohhülle befreit werden müßen, die Knospen sind vom schönsten Roth durchschimmert, und <persName xml:id="persName_6b8c5007-529b-4727-a220-a592bfa8e2ff">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> hat frische Stiefmütterchen und grüne wohlriechende Kräuter neulich gepflückt. Wie die Bildung sich jetzt verallgemeinert, so auch das Wetter; nach den Stürmen, welche die ganze Welt durchbrausten, scheint der vorzeitige Frühling aller Orten zu erwachen.</p> <p>Gestern gab <persName xml:id="persName_8dc97e8b-dc29-4c51-b6ce-15d6aadd8800">Rosalie<name key="PSN0118176" style="hidden" type="person">Schodel, Rosalie (Róza) (1811-1854)</name></persName> eine ungeheure Abendgesellschaft, zu welcher sie die (wohlbelohnte) <hi rend="latintype">courage</hi> gehabt, <persName xml:id="persName_c4959399-9031-4309-8fbf-9b99c8f3906a">Deckers<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name><name key="PSN0110584" style="hidden" type="person">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name></persName> einzuladen, die auch, trotz eines Vetters den sie später besuchten, hinkamen. <persName xml:id="persName_5d3814bf-9a57-4a96-9d18-ab40f8bdc4bb">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sagt, wo die Musik nicht <hi n="1" rend="underline">gewachsen</hi> ist, faßt sie nicht Wurzel, und das hat sich bestätigt, denn trotz der besten Talente hat <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3063c307-c174-4422-b346-efa72cc3b6b9">Miss Sophy Ebers<name key="PSN0116597" style="hidden" type="person">Ebers, Sophie (Josefine) (1811-1891)</name></persName></hi> nicht nur mit einem <hi rend="latintype">song</hi>, sondern mit einer <hi rend="latintype">scene too long favored</hi> werden müßen. Sie gab uns ein sogenanntes Duett zum Besten, vom <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_09d3fa4e-c96e-466c-b70f-5560e7536d1f">maestro Bellini<name key="PSN0109794" style="hidden" type="person">Bellini, Vincenzo Salvatore Carmelo Francesco (1801-1835)</name></persName></hi>, in dem sie <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Stunde und die <persName xml:id="persName_ba9b1822-9f5f-4c46-b7ab-ea4e193e1621">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> 2 Minuten zu singen hatte; als Schwanz fügte letztere <title xml:id="title_ed89183a-64cf-4bc0-be77-c7ffb1de64cf">2 Lieder<name key="PSN0110519" style="hidden" type="author">Curschmann, Carl Friedrich (1805–1841)</name><name key="CRT0111660" style="hidden" type="music">Lieder</name></title> v. <persName xml:id="persName_52b4cb6c-26cf-4c5e-8419-27c55f0ac27d">Curschmann<name key="PSN0110519" style="hidden" type="person">Curschmann, Carl Friedrich (1805-1841)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_092a1b5e-5e7c-4213-9b8c-d811af0bfe47" xml:lang="de">2 Lieder v. Curschmann – Carl Friedrich Curschmanns Lieder lassen sich nicht identifizieren. Zu dessen Liedkompositionen siehe Ledebur, Tonkünstler-Lexicon, S. 100 f., sowie Georg Meissner, Karl Friedrich Curschmann. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Liedes zu Anfang des XIX. Jahrhunderts, Bautzen 1899.</note> hinzu. (Beiläufig, hat sie keine Ahndung von Liedern, so wenig wie die <persName xml:id="persName_12a6ffc4-3553-4c74-947b-592e56c0af1a">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName>, so wenig wie die <persName xml:id="persName_6f8b87f1-c9e8-4d71-868d-f7eed6dd173f">Hähnel<name key="PSN0111656" style="hidden" type="person">Haehnel, Amalie (1807-1849)</name></persName>, so wenig wie irgendein Mensch außer <persName xml:id="persName_9ef9e883-aca2-409f-8407-b838705a6f7a">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName>, der <persName xml:id="persName_e223d73d-bdcf-4445-8d4d-4d068b4d4bfa">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden" type="person">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> und der <persName xml:id="persName_a87f6ca7-6238-46b8-b8f5-0764e019dad4">Seidler<name key="PSN0114851" style="hidden" type="person">Seidler, Caroline (1790-1872)</name></persName>.) Nun sollte <persName xml:id="persName_0ff972d7-52aa-46a1-a983-3a84dd13ad58">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <persName xml:id="persName_7f1750f5-4f6f-437e-8b3e-c33d5dea1d18">Moscheleßens<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> <title xml:id="title_df3f478a-7532-47b4-8f1e-c9b4a565af79">neues <hi rend="latintype">trio</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110031" style="hidden" type="music">Grand Trio c-Moll, op. 84</name></title> mit Ganzens spielen; sie hatte aber dem Publikum mit ihren Musikfühlhörnern abgemerkt, welches Schlages sie wären, und war nur zu 2 Sätzen zu bewegen, die sie vortrefflich gab. (Abermals muß hier eingeschaltet werden, daß sie sich diesen Winter ungemein ver<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>vollkommt hat; Dein Flügel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b6a6f3cb-fd8c-4298-909b-ec9d107fc924" xml:lang="de">Dein Flügel – Mendelssohns alter Flügel der Firma John Broadwood & Sons.</note> und ihre und der <persName xml:id="persName_36baac50-b472-463c-ba7c-fc88a5c98f43">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> Musiken<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ff4eae05-6737-4777-a7fe-1f525a865c9d" xml:lang="de">ihre … Musiken – Fanny Hensels Sonntagsmusiken. Siehe dazu Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, und Klein, Fanny Hensels Sonntagsmusiken.</note> haben ihr die Kraft und Sicherheit, vorzüglich die Ruhe gegeben, die ihr noch mangelten. es ist jetzt wahre Meisterschaft, und Du weißt daß ich mich über meine Kinder und ihre Talente, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen sein mögen, nicht verblenden kann.) <persName xml:id="persName_d86b8481-a65c-4177-aafe-6cce903d8c84">Ganzens<name key="PSN0111284" style="hidden" type="person">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="PSN0111285" style="hidden" type="person">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName> schloßen mit <title xml:id="title_71e354eb-663e-42e7-bb28-8e034d40f25c">2 ihrer Duettlein<name key="PSN0111285" style="hidden" type="author">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802–1868)</name><name key="CRT0111665" style="hidden" type="music">Duo concertant über Themen aus Webers Preciosa für Violine und Violoncello op. 7 (Gemeinschaftskomposition mit → Leopold Alexander Ganz)</name><name key="PSN0111284" style="hidden" type="author">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="CRT0111666" style="hidden" type="music">Duo concertant über Themen aus Webers Preciosa für Violine und Violoncello op. 7 (Gemeinschaftskomposition mit → Moritz Eduard Ganz)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_101f82fa-486c-4b6d-8ecc-388ccd78091e" xml:lang="de">2 ihrer Duettlein – Nachweisen lassen sich das Duo concertant über Themen aus Webers Preciosa für Violine und Violoncello op. 7 (Druck: Mainz 1826) und das Duo concertant G-Dur, op. 11 (Druck: Leipzig 1832), die Moritz Eduard Ganz und Leopold Alexander Ganz gemeinsam komponierten. Vgl. Ledebur, Tonkünstler-Lexicon, S. 180, und Hofmeister XIX (www.hofmeister.rhul.ac.uk), Mai / Juni 1832, S. 34.</note> der <hi rend="latintype">cellist</hi> hat gesagt eine unerhörte Superiorität. – Fanny war übrigens mit meinen Geschenken, einem schwarzen Atlas Kleide mit Blondenermeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_66b667b1-10b9-44c8-9d8e-e664b04a91a8" xml:lang="de">Blondenermeln – Blonden: mit Spitze besetzte Ärmel.</note> und <persName xml:id="persName_82d344bd-c162-47d0-9462-856043536345">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> in ihrem Hochzeit kleide, aber mit einem blaßrothen Blümleinkranz, sehr edel und gut kostümirt. – Ich habe mit einer <persName xml:id="persName_6f1bfabd-6a15-4d43-9964-c591182ac8c6">Frau v. Arnim<name key="PSN0116069" style="hidden" type="person">Arnim, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie Gräfin von (1800-1855)</name></persName> gesprochen, die zu <persName xml:id="persName_6c40095d-af3f-463e-a5d3-b2341d8c7d26">Bendemanns<name key="PSN0109806" style="hidden" type="person">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> und Deiner Zeit in <placeName xml:id="placeName_67f6aaff-9dd6-46b4-af9d-560faad439dd">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_927278f6-fbb2-4355-a00c-097f208fae17" xml:lang="de">Bendemanns und Deiner Zeit in Rom – Eduard Bendemann hielt sich von November 1829 bis Mai 1831 in Rom auf, Mendelssohn vom 1. November 1830 bis zum 10. April 1831; vgl. Brief fmb-1830-11-02-01 (Brief Nr. 366) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 1. und 2. November 1830, und Brief fmb-1831-04-09-01 (Brief Nr. 417) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Rom, 4. und 9. April 1831.</note> war. Eben so hat mir kürzlich bei <persName xml:id="persName_3bbaeac4-0bd3-4266-9780-bf270f41f6e4">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName> <persName xml:id="persName_5a35e666-d394-4c64-8622-83dc2dc0ffcb">Dr. Waagen<name key="PSN0115575" style="hidden" type="person">Waagen, Gustav Friedrich (1794-1886)</name></persName>, und im Theater die <persName xml:id="persName_2287800b-bfa0-446a-b68e-335b39f91870">Bardua<name key="PSN0109663" style="hidden" type="person">Bardua, Caroline (1781-1864)</name><name key="PSN0109664" style="hidden" type="person">Bardua, Johanna Wilhelmine Auguste Sophie (1798-1865)</name></persName> von Dir aus <placeName xml:id="placeName_4158f6bb-c652-4f78-a598-cafa3eae7f0a">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. erzählt, was mir immer die größte Freude macht, denn Du bist und bleibst <hi rend="latintype">mon Benjamin</hi>. – Ueber die <persName xml:id="persName_e1156951-fdbb-42b7-9740-8d9907ae8e91">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> als <title xml:id="title_f6ef3155-85a1-4db8-9a2a-f3ffe4c32fde">Iphig<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title>. wird sich <persName xml:id="persName_893025f1-3084-49b9-928e-e08d5d0200f2">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wohl ergoßen haben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5b5eb6e7-306c-4358-9276-ae9c91a3e65e" xml:lang="de">Ueber die Milder als Iphig. wird sich Beckchen wohl ergoßen haben – betrifft die Aufführung von Christoph Willibald Glucks Oper Iphigenie auf Tauris am 8. Januar 1834 in Berlin. Siehe Brief gb-1834-01-16-01 Rebecka Lejeune Dirichlet an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 15. und 16. Januar 1834.</note> das Publikum war viel gnädiger gegen sie als in ihrer schönsten Blütezeit, sie ist sehr empfangen und auch gerufen worden. Ersteres war <hi rend="latintype">raisonnabler</hi> als das andre. Der Hof war vollständig versammelt, und der <persName xml:id="persName_2601b508-e6ae-40be-9ac9-bc4a69b3e542">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> blieb ganz bis zu Ende. Ich fand sie im 1. Akt so schwach und unrein, so schwankend und falsch, daß ich jeden Moment glaubte, der Vorhang werden fallen müßen. Hingegen sah sie wundervoll aus und suchte die schlimmen Töne durch gute gesten und Stellungen zu ersetzen. Es hätte ein hübsches Ballet gegeben. Indeß hat man einmal die Musik gehört, <persName xml:id="persName_db955aef-cf3b-4dc5-a521-f64e7215fb97">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName> war vortrefflich, und Wild mit Aufwand von Kraft und Leidenschaft, ja <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_052120c8-c6bb-47da-8cfc-a0af3fe621a6">Wild<name key="PSN0115777" style="hidden" type="person">Wild, Franz (1791-1860)</name></persName></hi>heit, eine intereßante, bedeutende Erscheinung. Wir haben in der längsten Zeit doch keinen Orest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_71128f3f-4593-4988-9716-6a1e828a6e5d" xml:lang="de">Orest – Partie in der Oper Iphigénie en Tauride von Christoph Willibald Gluck.1</note> gehabt, denn <persName xml:id="persName_23e194de-63ab-4eb8-b8d5-d682e991ce97">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> war mir zu sehr der <hi n="1" rend="underline">denkende Künstler</hi>, und seine Brust reicht nicht hin. – <persName xml:id="persName_ebb80a1b-f0ff-4fd7-8818-d3241ca67e81">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat sich abgezappelt, <persName xml:id="persName_68acb14c-afbc-4cd6-8934-8ccba7f3cad5">Dacheröden<name key="PSN0110527" style="hidden" type="person">Dacheröden (Dachröden), Cäsar von (1800-1882)</name></persName> zum Orest zu begeistern, (Beckchen sagt, <hi rend="latintype">lieutenant</hi> Orest); im Feuer der Erkennungsscene<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e0468feb-e225-4e69-982b-c9de93c30ef5" xml:lang="de">der Erkennungsscene – In der zweiten Szene des vierten Akts von Glucks Oper Iphigénie en Tauride erkennt Iphigenie in Orest ihren Bruder.</note> (es wurde bei Fanny probirt) ruft <persName xml:id="persName_93a953cb-f723-4eb3-8873-a4265699a186">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> überlaut: Mutter, gieb mir Bier! – Großer <add place="above">Lach<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>Effekt! – <hi rend="latintype">A propos</hi> des Komischen! Ein junger Pole, <persName xml:id="persName_20090c46-d0bc-4104-ae11-58dc4c7e323b">Moransky<name key="PSN0117642" style="hidden" type="person">Moransky, Herr</name></persName>, soupirte bei <persName xml:id="persName_8497ad1b-19cd-4a2b-8183-9041a1531a8b">Magnus<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName>, und sagt als man Wildbraten servirt zu seiner Nachbarin: „eßen Sie nicht, es kommt noch <hi n="1" rend="underline">Fedder</hi>vieh!“ Sie belehrt ihn, daß es Geflügel heiße; er ruft einer andern Dame zu: „eßen Sie nicht, <persName xml:id="persName_952ed7e3-2253-417e-9bf9-1fe080e01701">Mamsell jüngste Heymann<name key="PSN0117058" style="hidden" type="person">Heymann, Mamsell</name></persName>, es kommen noch Fliegen!“ – die Geschichte macht hier Glück. – Auch folgende: eine Köchin frägt die andre „hast Du och en Jardemohr? (<hi rend="latintype">regardez moi</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9409a2a5-836b-4d51-a9c6-5955c9d67868" xml:lang="fr ">regardez moi – von frz. regardez-moi ça, hat man so etwas schon gesehen.</note> was man auf der Stirn bummeln hat.) „Ne, ich hab en Jardecorps.“<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ef964f89-701c-4d73-be47-16788c05d452" xml:lang="de">Jardecorps – Verballhornung von frz. Garde du Corps, Leibgarde; das Regiment der Gardes du Corps war das vornehmstes Kavallerieregiment Preußens.</note> – – Ein Quintaner<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_200fefe7-8e53-4199-87d3-8e40184931a2" xml:lang="de">Quintaner – Schüler der Quinta (der zweiten Klasse) einer Schule.</note> schreibt in seiner Naturgeschichte „das Schwein ist so schmutzig, daß es mit Recht ein Schwein genannt wird.“ – Ein Vorübergehender sieht, daß jemand ein Kind schrecklich prügelt, und sagt, wie können Sie Ihren Sohn so unbarmherzig schlagen? „Ne, das is nich mein Sohn, sis nur mein Brudernkind, der auf zwen Tage zum plaisir nach Berlin gekommen is. – – Wenn du nicht lachst, bitt ich um Vergebung, uns hat es Spaß gemacht. – Und was die geprügelten Kinder betrift: denk Dir, daß die <placeName xml:id="placeName_fe86a095-fdb0-4f50-8e7c-0f69d0af91f8">Cauer’sche Anstalt<name key="NST0103317" style="hidden" subtype="" type="institution">Cauer’sche Erziehungsanstalt</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fda62e39-8947-4441-980c-f38ac1595cf5" xml:lang="de">die Cauer’sche Anstalt – von Jacob Ludwig Cauer (1792-1834) im Jahre 1818 in Berlin gegründete und geleitete Erziehungsanstalt; diese wurde 1826 nach Charlottenburg verlegt (Berliner Straße 1; heute Otto-Suhr-Allee).</note> wahrscheinlich wird eingehen müßen, wenn der König nicht das Haus kauft oder <persName xml:id="persName_2387cbd2-7f8f-4dd1-a626-cc4e75601e82">C.<name key="PSN0110325" style="hidden" type="person">Cauer, Jacob Ludwig (Louis) (1792-1834)</name></persName> sonstige Unterstützung bekömmt. Leider wird ins Institut ein wahres<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg><hi rend="latintype">Botany bay</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e8ba9d18-9a58-442e-a454-3ce8dcd8a60c" xml:lang="en">Botany bay – Bucht in Australien; in England lange Jahre Synonym für eine Strafkolonie in Australien.</note> für unbändige Jungen. Der 15 jähr. Sohn des <persName xml:id="persName_782fdc6a-069c-41cf-bddd-c32d3444d80d">Geh.rath Schneider<name key="PSN0114645" style="hidden" type="person">Schneider, Johann August Wilhelm (1785-1859)</name></persName> bei der Post, <persName xml:id="persName_c0e5c171-1832-4370-afec-5f4a456670e5">Naglers<name key="PSN0113537" style="hidden" type="person">Nagler, Karl Ferdinand Friedrich (seit 1823/24) von (1770-1846)</name></persName> rechte Hand, hat 2 mal versucht, Feuer unter den Betten der Lehrer anzulegen, weil er schlechte Censur bekam.</p> <p><persName xml:id="persName_cba938e6-abfe-4fa9-b94d-66dd2ce31f07">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hat <persName xml:id="persName_699ab2f8-c9f0-48e0-8ed1-1f1e9f6cb5b5">Miss Mary Alexander<name key="PSN0109430" style="hidden" type="person">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName> einen Brief von 4 großen Bogen geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_530ea15c-b9c7-4059-a193-432e59f48977" xml:lang="de">Vater hat Miss Mary Alexander einen Brief von 4 großen Bogen geschrieben – Abraham Mendelssohn Bartholdys Brief an Mary Alexander vom 13. und 19. Januar 1834 ist in englischer Übersetzung abgedruckt in Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3 (1979), S. 13-18.</note> worin er wegen ihrer Anfrage über <persName xml:id="persName_732c66e3-464c-4195-b070-f426f9e18bfe">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden" type="person">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1a67832-8cf4-4d6c-87ae-1037741d1daf" xml:lang="de">ihrer Anfrage über Heine – Mary Alexanders Brief mit Fragen zu Heinrich Heine ist nicht bekannt; er war wohl die Antwort auf Abraham Mendelssohn Bartholdys deutschen Brief an Mary Alexander vom 14. Oktober 1833 (Abdruck in englischer Übersetzung bei Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3, 1979, S. 12 f.). In seinem Antwortschreiben nahm Abraham Mendelssohn Bartholdy ausführlich zu Heines Persönlichkeit und insbesondere zu dessen Reisebildern Stellung. </note> gehörigen Bescheid giebt. Unter andern sagt er, ich sei ganz <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_112dad6a-6f5e-4e02-a232-57b7dac3b8c4">bulwerisirt<name key="PSN0110189" style="hidden" type="person">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name></persName></hi>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2898ebcd-75b6-43cb-a349-1b2661b05985" xml:lang="de">bulwerisirt – bezieht sich auf Edward Bulwer; siehe Abraham Mendelssohn Bartholdys Brief an Mary Alexander vom 13. und 19. Januar 1834 (Druck in englischer Übersetzung in Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3, 1979, S. 17).</note> es ist aber wahr, Felix! Nicht nur <hi rend="latintype"><title xml:id="title_3f769cc5-8ad6-42f4-9feb-8513a3bf73b0">Pelham<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0111669" style="hidden" type="literature">Pelham; or, the adventures of a gentleman</name></title></hi> auch <hi rend="latintype"><title xml:id="title_12dfcbd5-3226-4c89-856f-3bff2f3a9961">Aram<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0108303" style="hidden" type="literature">Eugene Aram</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2fb2537b-3295-4720-a3e6-6339b45771af" xml:lang="de">Aram – Edward Bulwer, Eugene Aram, 3 Bde., London 1832; der Roman erschien 1832 in deutscher Übersetzung in Aachen und Leipzig.</note> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_0d439f61-35f5-49cc-9a4c-d77cfab4dd36">Devereux<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0111670" style="hidden" type="literature">Devereux, a Tale</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f33e0c1d-7db9-4fd9-9d42-b9b350de762b" xml:lang="de">Devereux – Devereux, a Tale, Roman von Edward Bulwer, London 1829; deutsche Übersetzung: Zwickau 1834.</note> und der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f1a8ce61-52f9-4be9-895d-95867a0a431a">Disowned<name key="PSN0110189" style="hidden" type="author">Bulwer (seit 1843: Bulwer-Lytton), (seit 1838) Sir Edward George, (seit 1866) 1st Baron Lytton of Knebworth (1803-1873)</name><name key="CRT0111671" style="hidden" type="literature">The Disowned</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3b6ff283-4bda-4b6e-81db-755d8905acc8" xml:lang="de">der Disowned – Edward Bulwer, The Disowned, 3 Bde., London 1829.</note> entzücken mich, besonders der letzte, den ich fast fehlerfrei finde. Mich dünkt, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_35b455dd-6ad6-42d6-9447-e486b664e0b4">Scott<name key="PSN0114821" style="hidden" type="person">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771-1832)</name></persName></hi> habe viel mehr Erfindungsgabe in den Plänen (<hi rend="latintype">plot</hi>) seiner Romane, zu deren Schauplatz er fast immer Schottland, Kriege, Naturscenen, Personen aus Hirten und Jäger und Ackersmanns Stande wählt. Darum ist er romantischer, spannender. Bei ihm geht fast alles in freier Luft, auf dem Felde, an der Küste, in Hölen vor; frisches Leben einer uns unbekannteren Zeit, fremderer Hintergrund. Bulwer führt uns nach England, besonders London, in die Zimmer und Palläste der Großen, in die Kreise der Hochgebildeten, man hört im Priester Ton, edle Männer bedeutend sprechen; die zartesten, anmuthigsten Frauen erscheinen in vornehmster Umgebung; wir leben und schauen in eine höchst gebildete, für den Kontinentalbewohner theilweise neue Welt, aus der wir eben so viel Begriffe über Englands häusliches und öffentliches Wesen schöpfen können, als aus <hi rend="latintype">Scott</hi> über die bewegte, uns fernere Zeit der hochländischen Unruhen. Sie ergänzen sich in den Bildern des Inselvolks, jeder charakterisirt, ich möchte keinen mißen und weiß keinen vorzuziehen. <hi rend="latintype">Scott</hi> wird lange noch Stoff zu Theaterstücken und Gemälden darbieten: der gedankenreichere <hi rend="latintype">Bulwer</hi> gräbt sich mit seinen Denkerindividuen tief ins Gedächtniß, wenn man gleich seinen Verwicklungen der Situation nicht immer Beifall schenken kann.</p> <p>Ich habe einen längern Brief v. <persName xml:id="persName_dc5d7383-4dc6-4849-b054-f00b9e69f14c">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> erhalten, die mir unter andern schreibt, daß <placeName xml:id="placeName_72f2febd-782a-4985-a9f0-b6873d6a9a6a">Müllers<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fabbf024-f2b1-4e8b-8f89-68f89ba18f50" xml:lang="de">Müllers – das 1828 gegründete, aus den Brüdern Carl Friedrich (1. Violine), Franz Ferdinand Georg (2. Violine), Theodor Heinrich Gustav (Viola) und August Theodor Müller (Violoncello) bestehende Streichquartett.</note> <title xml:id="title_cda424f4-50f0-4df8-a72e-6fe45833d937">Dein Quartett mit dem Liede<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pbdht5lx-atup-0fvc-jcau-w9yqwqnkujau"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100393" style="hidden">Quartett a-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [Juli 1827] bis 26./27. Oktober 1827<idno type="MWV">R 22</idno><idno type="op">13</idno></name></title> in Wien gespielt haben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ee4cffb2-5e81-4f5f-be83-736176e78805" xml:lang="de">daß Müllers Dein Quartett mit dem Liede in Wien gespielt haben – Das Müller-Quartett trat am 17., 20., 28. und 30. Dezember 1833 in Wien auf (Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben Nr. 269, 28. Dezember 1833, S. 1042 f. und S. 1044). Zum Gastspiel des Streichquartetts in Wien siehe AMZ 36, Nr. 8 (19. Februar 1834), Sp. 117-121.</note> und daß es außerordentlich gefiel. <persName xml:id="persName_5ddc99a4-a3fb-40c3-a6af-97401d886778">Heinrich<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName> wollte es denselben Abend bei sich machen laßen, da Betty noch nicht ausging, und die <persName xml:id="persName_5964be89-80bb-4f69-9020-ca3288144e3b">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> sollte mit <persName xml:id="persName_19a311a8-11ac-48dd-984d-65be1f3ef1e3">Flora<name key="PSN0113802" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Florentina (Flora) Freiin von (1814-1882)</name></persName> dazu kommen. – <persName xml:id="persName_b1f32168-ed1c-40d2-a2d6-c44e53d3c2aa">Ganzens<name key="PSN0111284" style="hidden" type="person">Ganz, Leopold Alexander (vor 1808: Lion) (1806-1869)</name><name key="PSN0111285" style="hidden" type="person">Ganz, Moritz Eduard (vor 1808: Moises Salomon) (1802-1868)</name></persName> sagen mir, <title xml:id="title_9fc504cf-bba6-4f14-be4f-d09a8952a624">Deine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1basekxb-kdti-t30h-4ott-ybdocrkumve2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100351" style="hidden">Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester (Gemeinschaftskomposition mit Ignaz Moscheles), [29. April 1833]<idno type="MWV">O 9</idno><idno type="op"></idno></name></title> und <persName xml:id="persName_b6ade5dd-0138-4cf7-be9b-f1298e4d366a">Mo.<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> <title xml:id="title_606d63ce-b477-456c-8c82-ee8a79f8e4c7">gipsy Variationen<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110025" style="hidden" type="music">Duo concertant en Variations brillantes sur la Marche Bohémienne »Preciosa« c-Moll, op. 87b (Gemeinschaftskomposition mit → Felix Mendelssohn Bartholdy)</name></title> seien erschienen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e7ddfce2-167b-4509-8e6b-6b50ff9afb81" xml:lang="de">Deine und Mo. gipsy Variationen seien erschienen – Felix Mendelssohn Bartholdys und Ignaz Moscheles’ 1833 entstandene Gemeinschaftskomposition Fantasie und Variationen über Webers »Preciosa« c-Moll für zwei Klaviere und Orchester MWV O 9 erschien 1833 in Leipzig bei Friedrich Kistner im Druck (es wird unter den Werken von Ignaz Moscheles als Duo concertant en Variations brillantes sur la Marche Bohémienne »Preciosa« c-Moll, op. 87b, geführt).</note> wir wollen sie uns anschaffen, und ich will ein Stück Geld an Deine <hi rend="latintype">opera omnia</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_55702289-e2cc-4d87-838f-d529531e941b" xml:lang="la ">opera omnia – lat. /ital., sämtliche Werke, Gesamtwerk.</note> wenden. – <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7157cada-28aa-42c9-ad49-cf0afb9114d5">Old mortality<name key="PSN0114821" style="hidden" type="author">Scott, (seit 1820) Sir Walter (1771–1832)</name><name key="CRT0111672" style="hidden" type="literature">Old Mortality</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ee213d7-6d9c-457b-bb2e-cfd2e4dc24e6" xml:lang="de">Old mortality – Walter Scott, Old Mortality, Erstdruck des Romans in: Tales of My Landlord, Bd. 1, London 1816.</note> hab ich auch mit vielem Intereße gelesen. Hätten meine engl. Lieblinge doch tausend Bände geschrieben. – <persName xml:id="persName_ced365ae-4193-402c-a01d-e32089e55d25">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> läßt Dich fragen, ob <persName xml:id="persName_0c1f531b-a581-46b9-90e5-595d0d0dfbd2">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> Dir <hi n="1" rend="underline">ordentlich</hi> Musik zum <title xml:id="title_1850722c-7389-48cd-9d57-77e610cbf70d">Sommer.Traum<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name></title> aufgetragen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_73ef7113-0485-4da3-8700-afff97a5107d" xml:lang="de">ob Redern Dir ordentlich Musik zum Sommer.Traum aufgetragen – Da die Bestellung von Chören zu Shakespeares Sommernachtstraum durch Wilhelm Friedrich Graf von Redern nicht erfolgte (siehe Mendelssohns Brief fmb-1834-02-05-01 [Brief Nr. 849] Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient und Felix Devrient in Berlin, Düsseldorf, 5. Februar 1834), wurde diese Kompositionsidee vorerst nicht umgesetzt und erst 1842 wieder aufgegriffen (mit op. 61, MWV M 13).</note> wie ers sagt und ob Du dabei bist? Ferner, ob <persName xml:id="persName_3f1a77c2-9fe4-4725-bd72-dcd7cb31c052">Ries<name key="PSN0114192" style="hidden" type="person">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName> sein neues Quartett bekömmt?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9994b36f-e1d3-4230-81e9-ca66e97436b5" xml:lang="de">ob Ries sein neues Quartett bekömmt – In den ersten Monaten des Jahres 1834 arbeitete Mendelssohn nicht an einem Quartett. Die Formulierung seiner Mutter »antworte wie ein Ritter« deutet darauf hin, dass der Plan, ein Stück für Hubert Ries zu schreiben, aufgegeben wurde.</note> antworte wie ein Ritter. – <persName xml:id="persName_a120a5df-b357-46cb-96cc-c681cb8adb2b">Winter<name key="PSN0115812" style="hidden" type="person">Winter, Carl Ludwig</name></persName>, der sich bei Sanssouci niedergelaßen hat und wieder <hi rend="latintype">monts et merveilles</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_250841a8-06c0-4f0c-b060-cc808cad1f8d" xml:lang="fr ">monts et merveilles – von frz. promettre monts et merveilles, das Blaue vom Himmel versprechen.</note> verspricht (bei <persName xml:id="persName_7a0e3d6f-cc9f-4728-a83e-0fee0a5034c4">Türks<name key="PSN0118464" style="hidden" type="person">Türk, Carl Wilhelm Christian von (1774-1846)</name></persName> Waisenhaus denkt er zu Ostern<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_187ae00d-6667-4677-9e5e-830748d0fe9c" xml:lang="de">Ostern – Ostersonntag fiel 1834 auf den 30. März.</note> angestellt zu werden) sagt, daß <persName xml:id="persName_794fa22f-c9e9-442f-b528-09e0baa8c4bd">Ferd. Ries<name key="PSN0114191" style="hidden" type="person">Ries, Ferdinand (1784-1838)</name></persName> nach <placeName xml:id="placeName_8a6f7f1c-629d-411a-9fa0-2290b552c54f">Potsdam<settlement key="STM0100330" style="hidden" type="locality">Potsdam</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zieht, und schon eine Wohnung für ihn gesucht wird. – Ich lege eine <hi n="1" rend="underline">schöne</hi> <hi rend="latintype">annonce</hi> ein. – Bei der vorgestrigen Feier hat nicht nur <persName xml:id="persName_7fc42208-5dd8-4c57-9441-5723110e593e">Horn<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name></persName>, sondern auch <persName xml:id="persName_7ff9ef5c-1409-4fb8-95d7-1cc1ea682b40">Skalley<name key="PSN0118295" style="hidden" type="person">Skalley, Friedrich Reinhold Eugen (1785-1867)</name></persName> einen Orden bekommen;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_348f5e43-ee25-473b-bfac-f5dc7f6ad2ed" xml:lang="de">Bei der vorgestrigen Feier hat nicht nur Horn, sondern auch Skalley einen Orden bekommen – Am 19. Januar 1834 fand das Krönungs- und Ordensfest in Berlin statt. Der Mediziner Anton Ludwig Ernst Horn und der Jurist Friedrich Reinhold Eugen Skalley erhielten den Roten Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub verliehen (Literarische Zeitung Nr. 5, 29. Januar 1834, Sp. 79). </note> ist das nicht recht <hi rend="latintype">attentions</hi>voll v. der Comißion? <seg type="closer">Lebwohl, Herz und grüße mir die guten Bekannten.</seg> – <persName xml:id="persName_1aaa143b-3e5e-41a3-aefa-45965139ca40">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> hat falsch mit <persName xml:id="persName_398ccb8d-2719-4a55-aa4e-8390a9663adf">Dirichlets<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> Zulage prophezeit.</p> <signed rend="right"><add resp="SP" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>