]> Brief: gb-1834-01-10-02

gb-1834-01-10-02

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Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> London, 10. Januar 1834 Nach einer freilich unangenehmen aber doch glücklichen Reise bin ich hier vorgestern in aller Frühe wohlbehalten wieder angelangt. Von unsern gemeinschaftlichen Freunden habe ich bis jetzt nur Klingemann und Moscheles gesehen. Goldschmidts habe ich heute Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Friedrich Rosen in Detmold; Düsseldorf, 29. November 1833 Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Friedrich Rosen in London; Berlin, 27. September 1834 Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. D. 29/4. Autograph Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; London, 10. Januar 1834 Nach einer freilich unangenehmen aber doch glücklichen Reise bin ich hier vorgestern in aller Frühe wohlbehalten wieder angelangt. Von unsern gemeinschaftlichen Freunden habe ich bis jetzt nur Klingemann und Moscheles gesehen. Goldschmidts habe ich heute

1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.

Friedrich Rosen

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

10. Januar 1834 Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)counter-resetRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) London 10 Januar 1834. 121 Crawford Str., Baker Str. Lieber Felix

Nach einer freilich unangenehmen aber doch glücklichen Reiseeiner freilich unangenehmen aber doch glücklichen Reise – Friedrich Rosen war mit Abraham und Felix Mendelssohn Bartholdy Ende August 1833 von London bis Düsseldorf gereist, hatte sich dort am 29. August 1833 von den Reisenden getrennt und war zunächst per Dampfboot über Köln nach Bonn weitergefahren. Er reiste in seine Heimatstadt Detmold, wo er am 2. September eintraf. Vom 15. bis zum 31. Oktober 1833 hielt er sich in Berlin auf und kehrte danach nach Detmold zurück. Nach einem Zwischenhalt in Düsseldorf vom 30. Dezember 1833 bis Anfang Januar 1834, wo er Mendelssohn traf, reiste er nach London zurück, wo er am 8. Januar 1834 ankam. bin ich hier vorgestern in aller Frühe wohlbehalten wieder angelangt. Von unsern gemeinschaftlichen Freunden habe ich bis jetzt nur KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) gesehen. GoldschmidtsGoldschmidt, Familie von → Adolph G. habe ich heute verfehlt. Zu HorsleysHorsley, Familie von → William H. hatte Klingemann eine für den Fall meiner Rückkehr ausgefertigte Einladung auf denselben Tag wo ich anlangte für mich in Händen. Ich leistete derselben ungern nicht Folge wegen zu großer Ermüdung nach mehreren durchreisten oder sonst ruhelosen Nächten. – AlexandersAlexander, Familie von → Mary A. sind nicht in der Stadt. Ich werde sie besuchen sobald ich von ihrer Rückkehr höre. Ob sichs für ihre gesellschaftliche Stellung eignet, sich mit einem German professor in näheren Ney einzulassen entscheidet sich bald. – Moscheles hat lange an Erkältung gelitten, und ist noch jetzt nicht frei davon. Die FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) und die KinderMoscheles, Emily Mary (1827-1889)Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902) fand ich sehr munter. Es war ihnen leid, daß Du mir nicht wenigstens ein Paar Worte schriftlich mitgegeben hattest. Deine Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_brwd0xum-v6y0-af81-tw3d-nwtkvrgwggdc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name>Deine Melusine übergab ich selbst in Moscheles Hände – Die Ouvertüre F-Dur zum Märchen von der schönen Melusine, op. 32 (MWV P 12), entstand infolge des am 5. November 1833 beschlossenen Auftrags der Philharmonic Society an Mendelssohn, eine Sinfonie, eine Ouvertüre und ein Vokalstück für die Saison 1834 zu komponieren. Friedrich Rosen übergab die Partiturabschrift der Frühfassung von Johann Gottlieb Schauseil, die in den Besitz der Philharmonic Society überging (heute in GB-Lbl, RPS MS 116 [olim Loan 4.779]; vgl. Ward Jones, Mendelssohn Scores, S. 73, und MWV, S. 246, Abschrift a). Die Ouvertüre erklang in London erstmals am 6. Februar 1834 in einer öffentlichen Probe der Philharmonic Society unter dem Dirigat von Ignaz Moscheles. Moscheles leitete auch die Uraufführung der Komposition im dritten Konzert der Society am 7. April 1834 (Foster, Philharmonic Society, S. 126). übergab ich selbst in Moscheles Hände, der sehr erfreut darüber war. Er bittet mich aber Dich zu fragen: ob es Deine Absicht sei, daß die Philharmonische GesellschaftPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien wählen soll, welche von den beiden ihr nunmehr von Dir zugekommenen Compositionen sie als die bestellte betrachten will?welche von den beiden … Compositionen sie als die bestellte betrachten will – Mit der weiteren Komposition ist die zweite Fassung der Ouvertüre C-Dur, op. 101 (MWV P 2), die sogenannte »Trompeten-Ouvertüre«, gemeint. oder ob Du dieß entscheiden willst? und ob es etwa Deine Absicht sei, der Gesellschaft mit der einen von beiden Compositionen ein Geschenk zu machen? Moscheles bittet Dich, hierüber bald zu entscheiden. Den Rest des Liederspiels<name key="PSN0112511" style="hidden" type="author">Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (seit 1785) von (1761-1819)</name><name key="CRT0109573" style="hidden" type="dramatic_work">Pervonte oder Die Wünsche (Libretto)</name> hat Klingemann in Händen<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0109536" style="hidden" type="dramatic_work">Pervonte (Libretto)</name>.Den Rest des Liederspiels hat Klingemann in Händen – betrifft das Libretto »Pervonte oder Die Wünsche« von August von Kotzebue nach Christoph Martin Wielands gleichnamiger Verserzählung (Druck: C. M. Wielands Sämmtliche Werke, Bd. 18, Leipzig 1796, S. 119-208; Erstdruck als Pervonte. Ein neapolitanisches Mährchen, in: Teutscher Merkur 1778, S. 97-110, und 1779, S. 3-18). Das Libretto war längere Zeit im Gespräch zwischen Klingemann und Mendelssohn. Am 6. Januar 1834 gab Mendelssohn diesem den Auftrag zum Schreiben der Textvorlage für eine Oper. Siehe Brief fmb-1834-01-06-02 (Brief Nr. 840) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834. Den Entwurf des ersten Akts übersandte Klingemann am 22. Juli 1834 (Autograph, IL-J, Department of Manuscripts and Archive, Lobbenberg Collection, ARC. 4 * 1651/11. Abdruck von Brief und Libretto in Klingemann, Briefwechsel, S. 136–146). Die Komposition kam über ein Anfangsstadium nicht hinaus. Deinen wichtigsten Auftrag an ihnDeinen wichtigsten Auftrag an ihn – Mendelssohn bat, Änderungen in der oben genannten Partitur der Melusinen-Ouvertüre vorzunehmen. Siehe Brief fmb-1834-01-06-02 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834. habe ich bis jetzt nur berührt weil es mirRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) an Ruhe und Stimmung zum ernsten Sprechen darüber fehlte.

Unmöglich kann ich Dir beschreiben mit welcher Freude ich an die Tage in DüsseldorfDüsseldorfDeutschlanddie Tage in Düsseldorf – Friedrich Rosens Aufenthalt in Düsseldorf dauert vom 30. Dezember 1833 bis Anfang Januar 1834. Vgl. Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833, und Brief fmb-1834-01-06-02 (Brief Nr. 840) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834. zurückdenke. Lange hat Nichts einen so heitern Eindruck auf mich gemacht als das dortige freie künstlerische Treiben, und vor Allem Dein |2| eignes glückliches Wirken in dem Kreise des freundlichsten Berufes. Noch lange werde ich mich hier an der Erinnerung daran sonnen. Meine gewohnten Beschäftigungen habe ich zum Theil schon wieder begonnen. Da ich meinen Haupt-Aufgaben, den <hi rend="latintype">Veda</hi>ischen Hymnen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0110561" style="hidden" type="science">Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè</name>den Vedaischen Hymnen – Veda: altind., Wissen. Die Veden sind die heiligen Schriften der Hindus. Friedrich Rosen arbeitete an der Herausgabe des Rigveda-Sanhita, des ältesten Teils der Veden. 1838 erschien in London postum sein Werk Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè. und Indischen RechtenIndischen Rechten – Vermutlich eines der nicht beendeten wissenschaftlichen Projekte Rosens., fortan mehr von meiner Zeit widmen kann als bisher, so gelingt mirs wohl auch, in dem Lösen derselben völliger als bislang alle Energie deren ich fähig bin aufgehn zu lassen. Es ist ein eigenthümlich peinigendes Gefühl, wenn man eine einmal unternommene Arbeit nur mit einem Theile der Kraft die man allenfalls aufbieten könnte zu Ende führt, während noch ein ResiduumResiduum – lat., Rückstand, Rest. von Fähigkeit nebenher unangestrengt ruht. Wahrscheinlich, nein gewiß kennst Du ein solches Arbeiten mit andrer als high pressure gar nicht; denn ein künstlerisches Schaffen was nicht die völlige Energie in die lebendigste Thätigkeit riefe kann ich mir gar nicht denken.

Ich besuchte heute auch Sir Graves HaughtonHaughton, (seit 1833) Sir Graves Chamney (1788-1849), welchem von Englischen und Französischen Orientalisten die schmeichelhaftesten Briefe über sein kürzlich erschienenes Bengalisches Wörterbuch<name key="PSN0111765" style="hidden" type="author">Haughton, (seit 1833) Sir Graves Chamney (1788–1849)</name><name key="CRT0111658" style="hidden" type="science">A Dictionary, Bengálí and Sanskrit, explained in English</name>sein kürzlich erschienenes Bengalisches Wörterbuch – Sir Graves Chamney Haughton, A Dictionary, Bengálí and Sanskrit, explained in English, and adapted for Students of Either Language; to which is added an Index, serving as a reversed Dictionary, London 1833. zugekommen sind. Ich theile Dir dieß mit, weil einer Deiner Bekannten bei dem Druck des Werkes hülfreiche Hand geleistet haben soll. – weil einer Deiner Bekannten bei dem Druck des Werkes hülfreiche Hand geleistet haben soll – Sir Graves Chamney Haughton dankte im Vorwort für Friedrich Rosens Unterstützung des Dictionary (ebenda, Vorwort, S. VII).

Rauh und stürmisch, mit RegenWind RegenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) und Hagelschauern, war die Ueberfahrt von CalaisCalaisFrankreich nach DoverDoverGroßbritannien. Aber das Meer, bewegter als ich es früher gekannt hatte, in wechselnder Beleuchtung, und späterhin die weißen Felsenufer bei Dover und die dem Schiff nacheilenden See-Möven waren wunderschön. Dagegen denke ich mit Schauder an einige angstvolle Nachtreisen in gedrängt vollen DiligencenDiligencen – frz., Eilpostwagen; leichte, vierrädrige Postkutsche. zurück.

Lebewohl! Gieb bald ein Zeichen Deines Lebens, vor Allem aber bleibe mir gut! Dein F. Rosen.
            London 10 Januar 1834. 121 Crawford Str., Baker Str. Lieber Felix
Nach einer freilich unangenehmen aber doch glücklichen Reise bin ich hier vorgestern in aller Frühe wohlbehalten wieder angelangt. Von unsern gemeinschaftlichen Freunden habe ich bis jetzt nur Klingemann und Moscheles gesehen. Goldschmidts habe ich heute verfehlt. Zu Horsleys hatte Klingemann eine für den Fall meiner Rückkehr ausgefertigte Einladung auf denselben Tag wo ich anlangte für mich in Händen. Ich leistete derselben ungern nicht Folge wegen zu großer Ermüdung nach mehreren durchreisten oder sonst ruhelosen Nächten. – Alexanders sind nicht in der Stadt. Ich werde sie besuchen sobald ich von ihrer Rückkehr höre. Ob sichs für ihre gesellschaftliche Stellung eignet, sich mit einem German professor in näheren Ney einzulassen entscheidet sich bald. – Moscheles hat lange an Erkältung gelitten, und ist noch jetzt nicht frei davon. Die Frau und die Kinder fand ich sehr munter. Es war ihnen leid, daß Du mir nicht wenigstens ein Paar Worte schriftlich mitgegeben hattest. Deine Melusine übergab ich selbst in Moscheles Hände, der sehr erfreut darüber war. Er bittet mich aber Dich zu fragen: ob es Deine Absicht sei, daß die Philharmonische Gesellschaft wählen soll, welche von den beiden ihr nunmehr von Dir zugekommenen Compositionen sie als die bestellte betrachten will? oder ob Du dieß entscheiden willst? und ob es etwa Deine Absicht sei, der Gesellschaft mit der einen von beiden Compositionen ein Geschenk zu machen? Moscheles bittet Dich, hierüber bald zu entscheiden. Den Rest des Liederspiels hat Klingemann in Händen. Deinen wichtigsten Auftrag an ihn habe ich bis jetzt nur berührt weil es mir an Ruhe und Stimmung zum ernsten Sprechen darüber fehlte.
Unmöglich kann ich Dir beschreiben mit welcher Freude ich an die Tage in Düsseldorf zurückdenke. Lange hat Nichts einen so heitern Eindruck auf mich gemacht als das dortige freie künstlerische Treiben, und vor Allem Dein eignes glückliches Wirken in dem Kreise des freundlichsten Berufes. Noch lange werde ich mich hier an der Erinnerung daran sonnen. Meine gewohnten Beschäftigungen habe ich zum Theil schon wieder begonnen. Da ich meinen Haupt-Aufgaben, den Vedaischen Hymnen und Indischen Rechten, fortan mehr von meiner Zeit widmen kann als bisher, so gelingt mirs wohl auch, in dem Lösen derselben völliger als bislang alle Energie deren ich fähig bin aufgehn zu lassen. Es ist ein eigenthümlich peinigendes Gefühl, wenn man eine einmal unternommene Arbeit nur mit einem Theile der Kraft die man allenfalls aufbieten könnte zu Ende führt, während noch ein Residuum von Fähigkeit nebenher unangestrengt ruht. Wahrscheinlich, nein gewiß kennst Du ein solches Arbeiten mit andrer als high pressure gar nicht; denn ein künstlerisches Schaffen was nicht die völlige Energie in die lebendigste Thätigkeit riefe kann ich mir gar nicht denken.
Ich besuchte heute auch Sir Graves Haughton, welchem von Englischen und Französischen Orientalisten die schmeichelhaftesten Briefe über sein kürzlich erschienenes Bengalisches Wörterbuch zugekommen sind. Ich theile Dir dieß mit, weil einer Deiner Bekannten bei dem Druck des Werkes hülfreiche Hand geleistet haben soll. –
Rauh und stürmisch, mit Wind Regen und Hagelschauern, war die Ueberfahrt von Calais nach Dover. Aber das Meer, bewegter als ich es früher gekannt hatte, in wechselnder Beleuchtung, und späterhin die weißen Felsenufer bei Dover und die dem Schiff nacheilenden See-Möven waren wunderschön. Dagegen denke ich mit Schauder an einige angstvolle Nachtreisen in gedrängt vollen Diligencen zurück.
Lebewohl! Gieb bald ein Zeichen Deines Lebens, vor Allem aber bleibe mir gut! Dein F. Rosen.          
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Zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_35ad9660-11ad-4bf0-be0a-14a76b2443a5">Horsleys<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName></hi> hatte Klingemann eine für den Fall meiner Rückkehr ausgefertigte Einladung auf denselben Tag wo ich anlangte für mich in Händen. Ich leistete derselben ungern nicht Folge wegen zu großer Ermüdung nach mehreren durchreisten oder sonst ruhelosen Nächten. – <persName xml:id="persName_c8e5c34c-14fd-4d26-ae16-df452038fc0d">Alexanders<name key="PSN0109427" style="hidden" type="person">Alexander, Familie von → Mary A.</name></persName> sind nicht in der Stadt. Ich werde sie besuchen sobald ich von ihrer Rückkehr höre. Ob sichs für ihre gesellschaftliche Stellung eignet, sich mit einem <hi rend="latintype">German</hi> professor in näheren <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Ney</unclear> einzulassen entscheidet sich bald. – Moscheles hat lange an Erkältung gelitten, und ist noch jetzt nicht frei davon. <persName xml:id="persName_ca64649e-9946-43cc-b744-a9af18454722">Die Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_648c365b-ad02-4fc5-8460-471b6feafa6a">Kinder<name key="PSN0113439" style="hidden" type="person">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden" type="person">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName> fand ich sehr munter. Es war ihnen leid, daß Du mir nicht wenigstens ein Paar Worte schriftlich mitgegeben hattest. <title xml:id="title_26c8726c-a1d4-4805-9eff-9e9ce3a44d9c">Deine Melusine<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_brwd0xum-v6y0-af81-tw3d-nwtkvrgwggdc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100367" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 4 zum Märchen von der schönen Melusine F-Dur, [März 1833] bis 14. November 1833; Umarbeitung bis 17. November 1835<idno type="MWV">P 12</idno><idno type="op">32</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_17861e22-5c01-4a8a-8bbb-3b6cbe8d143a" xml:lang="de">Deine Melusine übergab ich selbst in Moscheles Hände – Die Ouvertüre F-Dur zum Märchen von der schönen Melusine, op. 32 (MWV P 12), entstand infolge des am 5. November 1833 beschlossenen Auftrags der Philharmonic Society an Mendelssohn, eine Sinfonie, eine Ouvertüre und ein Vokalstück für die Saison 1834 zu komponieren. Friedrich Rosen übergab die Partiturabschrift der Frühfassung von Johann Gottlieb Schauseil, die in den Besitz der Philharmonic Society überging (heute in GB-Lbl, RPS MS 116 [olim Loan 4.779]; vgl. Ward Jones, Mendelssohn Scores, S. 73, und MWV, S. 246, Abschrift a). Die Ouvertüre erklang in London erstmals am 6. Februar 1834 in einer öffentlichen Probe der Philharmonic Society unter dem Dirigat von Ignaz Moscheles. Moscheles leitete auch die Uraufführung der Komposition im dritten Konzert der Society am 7. April 1834 (Foster, Philharmonic Society, S. 126).</note> übergab ich selbst in Moscheles Hände, der sehr erfreut darüber war. Er bittet mich aber Dich zu fragen: ob es Deine Absicht sei, daß die <placeName xml:id="placeName_476d2618-46bd-4629-899b-74b7ee851db6">Philharmonische Gesellschaft<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> wählen soll, welche von den beiden ihr nunmehr von Dir zugekommenen Compositionen sie als die <hi n="1" rend="underline">bestellte</hi> betrachten will?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6bccadd2-0043-46c9-8c9e-37a2b365ea4e" xml:lang="de">welche von den beiden … Compositionen sie als die bestellte betrachten will – Mit der weiteren Komposition ist die zweite Fassung der Ouvertüre C-Dur, op. 101 (MWV P 2), die sogenannte »Trompeten-Ouvertüre«, gemeint.</note> oder ob Du dieß entscheiden willst? und ob es etwa Deine Absicht sei, der Gesellschaft mit der einen von beiden Compositionen ein Geschenk zu machen? Moscheles bittet Dich, hierüber bald zu entscheiden. Den Rest des <title xml:id="title_67a3e4c6-ac9c-4020-830d-6ec83de5ce71">Liederspiels<name key="PSN0112511" style="hidden" type="author">Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (seit 1785) von (1761-1819)</name><name key="CRT0109573" style="hidden" type="dramatic_work">Pervonte oder Die Wünsche (Libretto)</name></title> hat Klingemann <title xml:id="title_24a50388-09c4-4444-a339-796cf4cfdc6c">in Händen<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0109536" style="hidden" type="dramatic_work">Pervonte (Libretto)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4586c743-c9b5-468b-ba9d-3e2698fcf05f" xml:lang="de">Den Rest des Liederspiels hat Klingemann in Händen – betrifft das Libretto »Pervonte oder Die Wünsche« von August von Kotzebue nach Christoph Martin Wielands gleichnamiger Verserzählung (Druck: C. M. Wielands Sämmtliche Werke, Bd. 18, Leipzig 1796, S. 119-208; Erstdruck als Pervonte. Ein neapolitanisches Mährchen, in: Teutscher Merkur 1778, S. 97-110, und 1779, S. 3-18). Das Libretto war längere Zeit im Gespräch zwischen Klingemann und Mendelssohn. Am 6. Januar 1834 gab Mendelssohn diesem den Auftrag zum Schreiben der Textvorlage für eine Oper. Siehe Brief fmb-1834-01-06-02 (Brief Nr. 840) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834. Den Entwurf des ersten Akts übersandte Klingemann am 22. Juli 1834 (Autograph, IL-J, Department of Manuscripts and Archive, Lobbenberg Collection, ARC. 4 * 1651/11. Abdruck von Brief und Libretto in Klingemann, Briefwechsel, S. 136–146). Die Komposition kam über ein Anfangsstadium nicht hinaus.</note> Deinen wichtigsten Auftrag an ihn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb913e64-eb48-4639-9002-77c120b48db4" xml:lang="de">Deinen wichtigsten Auftrag an ihn – Mendelssohn bat, Änderungen in der oben genannten Partitur der Melusinen-Ouvertüre vorzunehmen. Siehe Brief fmb-1834-01-06-02 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834.</note> habe ich bis jetzt nur berührt weil es <add place="above">mir<name key="PSN0114283" resp="writers_hand" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name></add> an Ruhe und Stimmung zum ernsten Sprechen darüber fehlte.</p> <p>Unmöglich kann ich Dir beschreiben mit welcher Freude ich an die Tage in <placeName xml:id="placeName_90a406c5-ce4b-4c0b-a31a-ea48e4c5cbba">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ed4d1e85-9620-4001-b0b2-704e642c82c4" xml:lang="de">die Tage in Düsseldorf – Friedrich Rosens Aufenthalt in Düsseldorf dauert vom 30. Dezember 1833 bis Anfang Januar 1834. Vgl. Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833, und Brief fmb-1834-01-06-02 (Brief Nr. 840) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 6. Januar 1834.</note> zurückdenke. Lange hat Nichts einen so heitern Eindruck auf mich gemacht als das dortige freie künstlerische Treiben, und vor Allem Dein<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>eignes glückliches Wirken in dem Kreise des freundlichsten Berufes. Noch lange werde ich mich hier an der Erinnerung daran sonnen. Meine gewohnten Beschäftigungen habe ich zum Theil schon wieder begonnen. Da ich meinen Haupt-Aufgaben, den <title xml:id="title_548b6cf6-0474-47f8-a2d8-64c049ef8baf"><hi rend="latintype">Veda</hi>ischen Hymnen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0110561" style="hidden" type="science">Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a5fee4d6-06ce-4a0e-ab79-7332dd0d4aff" xml:lang="de">den Vedaischen Hymnen – Veda: altind., Wissen. Die Veden sind die heiligen Schriften der Hindus. Friedrich Rosen arbeitete an der Herausgabe des Rigveda-Sanhita, des ältesten Teils der Veden. 1838 erschien in London postum sein Werk Rigveda-Sanhita, liber primus, sanscritè et latinè.</note> und Indischen Rechten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e1002d5a-00b1-48bd-9bff-7e06c0f37afd" xml:lang="de">Indischen Rechten – Vermutlich eines der nicht beendeten wissenschaftlichen Projekte Rosens.</note>, fortan mehr von meiner Zeit widmen kann als bisher, so gelingt mirs wohl auch, in dem Lösen derselben völliger als bislang alle Energie deren ich fähig bin aufgehn zu lassen. Es ist ein eigenthümlich peinigendes Gefühl, wenn man eine einmal unternommene Arbeit nur mit einem Theile der Kraft die man allenfalls aufbieten könnte zu Ende führt, während noch ein <hi rend="latintype">Residuum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9e49a280-6365-46c5-8ff1-72f830155a81" xml:lang="la ">Residuum – lat., Rückstand, Rest.</note> von Fähigkeit nebenher unangestrengt ruht. Wahrscheinlich, nein gewiß kennst Du ein solches Arbeiten mit andrer als <hi rend="latintype">high pressure</hi> gar nicht; denn ein künstlerisches Schaffen was nicht die völlige Energie in die lebendigste Thätigkeit riefe kann ich mir gar nicht denken.</p> <p>Ich besuchte heute auch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b213d12d-885a-4f94-b758-8d38584e7026">Sir Graves Haughton<name key="PSN0111765" style="hidden" type="person">Haughton, (seit 1833) Sir Graves Chamney (1788-1849)</name></persName></hi>, welchem von Englischen und Französischen Orientalisten die schmeichelhaftesten Briefe über sein kürzlich erschienenes <title xml:id="title_0e2b740c-b32e-4aeb-a1b0-b6664b3eb1aa">Bengalisches Wörterbuch<name key="PSN0111765" style="hidden" type="author">Haughton, (seit 1833) Sir Graves Chamney (1788–1849)</name><name key="CRT0111658" style="hidden" type="science">A Dictionary, Bengálí and Sanskrit, explained in English</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3239b33d-0f24-42ad-bcc3-6b5b0b033355" xml:lang="de">sein kürzlich erschienenes Bengalisches Wörterbuch – Sir Graves Chamney Haughton, A Dictionary, Bengálí and Sanskrit, explained in English, and adapted for Students of Either Language; to which is added an Index, serving as a reversed Dictionary, London 1833.</note> zugekommen sind. Ich theile Dir dieß mit, weil einer Deiner Bekannten bei dem Druck des Werkes hülfreiche Hand geleistet haben soll. – <note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bdb11713-c4a4-4d91-a833-1f26d24af17c" xml:lang="de">weil einer Deiner Bekannten bei dem Druck des Werkes hülfreiche Hand geleistet haben soll – Sir Graves Chamney Haughton dankte im Vorwort für Friedrich Rosens Unterstützung des Dictionary (ebenda, Vorwort, S. VII).</note></p> <p>Rauh und stürmisch, mit <corr resp="writer">Regen</corr><del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_dae6b387-6c6d-4b71-a49e-b20b14814527">Wind</del> <add place="above">Regen<name key="PSN0114283" resp="writers_hand" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name></add> und Hagelschauern, war die Ueberfahrt von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_df4f82b7-a4a7-4746-925d-57e5eaeca171">Calais<settlement key="STM0100605" style="hidden" type="locality">Calais</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi> nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e93ac28f-bed1-4fdf-aff6-12ee3a482e9f">Dover<settlement key="STM0103874" style="hidden" type="locality">Dover</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>. Aber das Meer, bewegter als ich es früher gekannt hatte, in wechselnder Beleuchtung, und späterhin die weißen Felsenufer bei <hi rend="latintype">Dover</hi> und die dem Schiff nacheilenden See-Möven waren wunderschön. Dagegen denke ich mit Schauder an einige angstvolle Nachtreisen in gedrängt vollen <hi rend="latintype">Diligencen</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_71eff705-79b2-456b-9151-efef6301c48a" xml:lang="fr ">Diligencen – frz., Eilpostwagen; leichte, vierrädrige Postkutsche.</note> zurück.</p> <closer rend="left">Lebewohl! Gieb bald ein Zeichen Deines Lebens, vor Allem aber bleibe mir gut! <seg type="signed">Dein <hi rend="latintype">F</hi>. <hi rend="latintype">Rosen</hi>.</seg></closer> </div> </body> </text></TEI>