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gb-1834-01-02-01

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Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb> Berlin, 1. und 2. Januar 1834 Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1833 Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; Düsseldorf, 7. April 1834 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 29/2a. Autograph Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 1. und 2. Januar 1834 Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Fanny Hensel

Green Books

Weissweiler, Briefwechsel, S. 147 und S. 149 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. und 2. Januar 1834 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Düsseldorf Deutschland deutsch
Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) 1 Januar 34.

Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter uns beschlossen, still kann ich nicht sagen, denn es wurde, comme toujours,comme toujours – frz., wie immer, wie eh und je. viel gestritten, aber um 11 machten wir Neujahr zum Beweise, wie ledern wir waren. Albert FrankFranck, Friedrich Albert (1809-1896) half uns noch dabei, er ist ein nettes Exemplar von einem Frank, gehört bald zur Familie, ist ein exclusiver Musikfreund, und promovirt wirklich, was ihn vor andern Fränken auszeichnet. Wenn Dir nur nicht der Rhein auf Dein cubiculumcubiculum – lat., Schlafgemach. steigt, von der hiesigen Wasser, und Schmutzmasse kann man sich keinen Begriff machen, auch richten die Stürme großen Schaden an, und MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), der eben von einer Weihnachtsferienreise nach Dessau und Leipzig zurückkommt, erzählt, daß die vielen tausend Stämme, die den Weg verbarricadiren, aus Mangel an Zeit gar nicht weggeräumt, sondern nur durchsägt werden, um die Wagen hindurchzulassen. Da er das vorige Mal sehr verliebt in Adelheid MüllerMüller, Adelheid (1800-1883) zurückgekommen war, so dachten wir schon, als er jetzt so plötzlich und heimlich fortreiste, er wäre hin, um sie zu heirathen. Aber nein! Es waren Familienangelegenheiten wie er sagt, und in Leipzig hat er gute Geschäfte mit Buchhändlern gemacht. Kannst Du nicht, Du, der Du Alles dort kannst, in einem Deiner Concerte etwas von ihm geben? Etwa den Parsenchor<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0111680" style="hidden" type="music">Morgengesang der Parsen op. 1/1</name>?den Parsenchor – Morgengesang der Parsen, Nr. 1 der Drey Chorgesänge op. 1, gewidmet Wilhelm und Fanny Hensel (Druck Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1830); vgl. Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, Heft 1 (Oktober–Dezember 1908), S. 5. Ich habe das vorige Mal vergessen, Dir zu schreiben (vielleicht hats aber MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gethan) daß der KunstvereinKünstlervereinBerlinDeutschland, Hensels Bild von den Weibern am Brunnen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109211" style="hidden" type="art">Vittoria von Albano (Ölgemälde 1829/30)</name> gekauft hat.daß der Kunstverein, Hensels Bild von den Weibern am Brunnen gekauft hat – Wilhelm Hensels 1829/30 entstandenes Gemälde Frauen des Albaner Gebirges bei Rom am Brunnen, unter ihnen Vittoria von Albano, die ins Kloster gehen will war 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste ausgestellt gewesen (Katalog, Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 242, S. 22). Der Verbleib des Bildes ist nicht bekannt (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 199, und Boetticher, Malerwerke, Bd. 1, S. 500). Sie haben es ihm angetragen, und der |2| Vorschlag, der von SchinkelSchinkel, Karl Friedrich (1781-1841) ausging, ist einstimmig angenommen. Sie freuen sich ganz entsetzlich, und betheuern Alle, wie sie nicht gewusst, nicht gehofft, nicht geglaubt haben, daß das Bild verkäuflich sey, u s. w. Der Einzige der sich bei dieser Gelegenheit, offen, freundschaftlich, und wahrhaft anerkennend benommen hat, war Schinkel. Die Andern sind Alle mehr oder weniger falsch, oder übelwollend. Indeß beweist es doch, daß sie sich jetzt Mühe geben, gut mit ihm zu stehn, wie sie sich sonst ums Gegentheil bemühten, und das ohne den geringsten Schritt von Hensels Seite, das ist mir das Angenehmste bei der Sache. – Wirst Du denn in diesem Jahr Dein Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0qim4qsz-cr8q-migb-dthb-ojeopmikf1x4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name> machen?Wirst Du denn in diesem Jahr Dein Oratorium machen? – Felix Mendelssohn Bartholdy begann im Herbst 1832 zunächst, am Libretto des Paulus op. 36 (MWV A 14) zu arbeiten. Erste Erwähnungen der kompositorischen Arbeit am Oratorium finden sich in den Briefen aus dem April 1834, so in Brief fmb-1834-04-07-02 (Brief Nr. 896) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Düsseldorf, 7. April 1834, und in Brief fmb-1834-04-25-01 (Brief Nr. 913) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 25. April 1834. Zum Kompositionsprozess siehe Siegwart Reichwald, The musical genesis of Felix Mendelssohn’s Paulus, Lanham 2001, und John Michael Cooper, Impulse Bachs im Geiste der Gegenwart. Bemerkungen zu einigen wenig bekannten Sätzen aus Mendelssohns Paulus, in: »Zu groß, zu unerreichbar«. Bach-Rezeption im Zeitalter Mendelssohns und Schumanns, hrsg. von Anselm Hartinger, Christoph Wolff und Peter Wollny, Wiesbaden u. a. 2007, S. 181-208. Und hast Du Aussicht zu einer Oper von ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) oder sonst Jemand? Du mußt wohl dort gewaltig leimen, denn wie ich höre, stehen SchadowSchadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862) und Immermann sehr schlecht zusammen. Die Beiden werden auch nicht zufrieden seyn, über die Art, wie sie in ZeltersZelter, Carl Friedrich (1758-1832) Briefwechsel<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name>Zelters Briefwechsel – Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34. vorkommen. Du wirst das Buch jetzt wol auch gelesen haben, und mit uns Allen finden, wie der dritte Bandder dritte Band – Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, Bd. 3, Berlin 1834 [recte: 1833]. Der Band enthält die Korrespondenz der Jahre 1819 bis 1824. die beiden vorigen in allem Schlechten übertrifft. Das soll nun immer steigend gehn, und wir haben noch angenehme Dinge zu erwarten. GoethesGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) Urtheil über HenselGoethes Urtheil über Hensel – Johann Wolfgang von Goethe äußerte im Brief vom 24. August 1823 an Carl Friedrich Zelter: »Auch er [Wilhelm Hensel] steckt in dem seichten Dilettantismus der Zeit, der in Alterthümeley und Vaterländeley einen falschen Grund, in Frömmeley ein schwächendes Element sucht, eine Atmosphäre, worin sich vornehme Weiber, halbkennende Gönner und unvermögende Versuchler so gerne begegnen; wo eine hohle Phrasensprache, die man sich gebildet, so süßlich klingt, ein Maximengewand, das man sich auf den kümmerlichen Leib zugeschnitten hat, so nobel kleidet, wo man täglich von der Auszehrung genagt an Unsicherheit kränkelt und, um nur zu leben und fortzuwebeln, sich auf’s schmählichste selbst belügen muß« (Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, Bd. 3, Berlin 1834 [recte: 1833], S. 328-333, das Zitat S. 330 f.). finde ich so durchaus unpassend, daß ich mich auch nicht verletzt davon fühlen kann. Ein Hieb in die Luft thut nicht weh. Aber Zelters Antwort darauf (im vorhergehendem Briefe) ist fein, wie mich das überhaupt mit am meisten ärgert, das Nachtreten und Nachbeten |3| und Uebertreiben einer jeden Goetheschen, nicht Meinung, sondern der gewöhnlichsten, nichts sagendsten Phrase. Man könnte die historische Fortschreitung in diesem Buche etwa so bezeichnen: Schicke mir RübenRüben – Goethe schätzte den Geschmack der Teltower Rübchen. Er ließ sich daher das Gemüse häufig durch Zelter zukommen. Die Rübchen sind abgegangen Die Rübchen sind angekommen. Es freut mich, daß die Rübchen angekommen sind. Schicke mir Spaniol.Spaniol – spanischer Schnupftabak. Der Spaniol ist abgegangen Der Spaniol ist angekommen. Es freut mich, daß der Spaniol angekommen ist. Es freut mich, daß es dich freut etc.

Im zweiten Bandezweiten Bande – Der zweite Band der Goethe-Zelterschen Korrespondenz erschien 1833, er enthält die Briefe der Jahre 1812 bis 1818. steht statt des Spaniols: Gedichte, oder Werke. Das kommt aber auf eins heraus, denn die Schriften sollen eben so gut gekaut, genossen, geschluckt, geschmatzt, geschmeckt, geleckt, und verdaut werden, wie der Spaniol, und Rüben, Juden und Geld sind der dreifache rothe Faden, der sich durch das Ganze schlingt. Es ist aber sehr komisch, daß wir doch nie lange ganz einer Meinung seyn können. Wenn VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sieht, daß wir übereinstimmen, ändert er lieber seine Gesinnung. So haben wir gestern lebhaft gestritten, und ich habe mich nach einem kaum abgelegten Schnupfen ganz heiser geschrieen, weil wir alle Vater nicht zugeben konnten, daß RiemerRiemer, Friedrich Wilhelm (1774-1845) allein die Schuld habe. Viel kommt freilich auf seine Kappe, aber doch noch das Wenigste. Der erste Fehler ist der, daß die Correspondenz geschrieben ist. Das Drucken ist der zweite Fehler, der kommt davon. Es ist um die schweigen wir davon.

Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)

2ten. Wie Du bei SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) in Ansehn und Andenken stehst, wundert mich zuweilen selbst. Sehr oft ruft er ganz vom Zaun gebrochen aus: Wann kommt denn endlich mein guter Onkel Felix wieder? Und nach Düsseldorf reisen, ist das stehende Spiel. Er hat in diesem Jahr auf jede Weise erstaunlich gewonnen, da wir das große Glück gehabt haben, ihn immer gesund zu erhalten. Gott gebe es ferner so. Ueberhaupt können wir uns über das abgelaufene Jahr nicht beklagen. Es ist Alles glatt und gut gegangen, und gar Manches geschehn, was man wohl für ein direct günstiges Geschick ansehn mag. Mit einem Wort, ich bin zufrieden, und ich denke wohl, wir sinds Alle. Und wenn dann Vater auch sagt, der mit seinem Schicksal Zufriedene komme eben deshalb nicht weiter, weil er nicht den unruhigen Trieb nach Vorwärts hat, so meint ers doch wohl nicht ganz im Ernst, und Alles geht bei uns, still und ruhig, innerlich und äußerlich besser. Und das ist mir lieber als ein sprungweises Gelingen.

Pauline DeckersDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) Bild<name key="PSN0114959" style="hidden" type="author">Sohn, Carl Ferdinand (1805–1867)</name><name key="CRT0110886" style="hidden" type="art">Pauline Decker (Ölgemälde 1833)</name>Pauline Deckers Bild – Portrait der Pauline Decker von Carl Ferdinand Sohn. Nachweis des 1833 entstandenen Ölgemäldes in Athanasius Raczynski, Geschichte der neueren deutschen Kunst, Bd. 1: Düsseldorf und das Rheinland, Berlin 1836, S. 176. ist angekommen, ich habe es noch nicht gesehn. Hensel findet es sehr schön, namentlich irgend einen Unterarm vortrefflich gemalt, nur zu braune Schatten an Hals und Kopf. Mary AlexanderAlexander, Mary (1806-1867) hat einen Brief geschrieben,Mary Alexander hat einen Brief geschrieben – wohl die Antwort auf Abraham Mendelssohn Bartholdys deutschen Brief an Mary Alexander vom 14. Oktober 1833 (Abdruck in englischer Übersetzung bei Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3, 1979, S. 12 f.). der ist ja zum Küssen. Die reizendste Naivetät, wie man sie kaum von einer Person über 14 Jahr erwarten soll, im liebenswürdigsten originell falschen Deutsch. Das Mädchen muß ganz leidlich seyn.

Lebe wohl, mein Schatz. Wir machens sehr gnädig mit Dir, denn für einen Brief bekommst Du wenigstens 4. Na, verzehr sie mir gesund. Oweh, Du kannst kein Mauscheln leiden. Nimms |3| nicht übel. Fanny Hensel
            1 Januar 34. Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter uns beschlossen, still kann ich nicht sagen, denn es wurde, comme toujours, viel gestritten, aber um 11 machten wir Neujahr zum Beweise, wie ledern wir waren. Albert Frank half uns noch dabei, er ist ein nettes Exemplar von einem Frank, gehört bald zur Familie, ist ein exclusiver Musikfreund, und promovirt wirklich, was ihn vor andern Fränken auszeichnet. Wenn Dir nur nicht der Rhein auf Dein cubiculum steigt, von der hiesigen Wasser, und Schmutzmasse kann man sich keinen Begriff machen, auch richten die Stürme großen Schaden an, und Marx, der eben von einer Weihnachtsferienreise nach Dessau und Leipzig zurückkommt, erzählt, daß die vielen tausend Stämme, die den Weg verbarricadiren, aus Mangel an Zeit gar nicht weggeräumt, sondern nur durchsägt werden, um die Wagen hindurchzulassen. Da er das vorige Mal sehr verliebt in Adelheid Müller zurückgekommen war, so dachten wir schon, als er jetzt so plötzlich und heimlich fortreiste, er wäre hin, um sie zu heirathen. Aber nein! Es waren Familienangelegenheiten wie er sagt, und in Leipzig hat er gute Geschäfte mit Buchhändlern gemacht. Kannst Du nicht, Du, der Du Alles dort kannst, in einem Deiner Concerte etwas von ihm geben? Etwa den Parsenchor? Ich habe das vorige Mal vergessen, Dir zu schreiben (vielleicht hats aber Mutter gethan) daß der Kunstverein, Hensels Bild von den Weibern am Brunnen gekauft hat. Sie haben es ihm angetragen, und der Vorschlag, der von Schinkel ausging, ist einstimmig angenommen. Sie freuen sich ganz entsetzlich, und betheuern Alle, wie sie nicht gewusst, nicht gehofft, nicht geglaubt haben, daß das Bild verkäuflich sey, u s. w. Der Einzige der sich bei dieser Gelegenheit, offen, freundschaftlich, und wahrhaft anerkennend benommen hat, war Schinkel. Die Andern sind Alle mehr oder weniger falsch, oder übelwollend. Indeß beweist es doch, daß sie sich jetzt Mühe geben, gut mit ihm zu stehn, wie sie sich sonst ums Gegentheil bemühten, und das ohne den geringsten Schritt von Hensels Seite, das ist mir das Angenehmste bei der Sache. – Wirst Du denn in diesem Jahr Dein Oratorium machen? Und hast Du Aussicht zu einer Oper von Immermann oder sonst Jemand? Du mußt wohl dort gewaltig leimen, denn wie ich höre, stehen Schadow und Immermann sehr schlecht zusammen. Die Beiden werden auch nicht zufrieden seyn, über die Art, wie sie in Zelters Briefwechsel vorkommen. Du wirst das Buch jetzt wol auch gelesen haben, und mit uns Allen finden, wie der dritte Band die beiden vorigen in allem Schlechten übertrifft. Das soll nun immer steigend gehn, und wir haben noch angenehme Dinge zu erwarten. Goethes Urtheil über Hensel finde ich so durchaus unpassend, daß ich mich auch nicht verletzt davon fühlen kann. Ein Hieb in die Luft thut nicht weh. Aber Zelters Antwort darauf (im vorhergehendem Briefe) ist fein, wie mich das überhaupt mit am meisten ärgert, das Nachtreten und Nachbeten und Uebertreiben einer jeden Goetheschen, nicht Meinung, sondern der gewöhnlichsten, nichts sagendsten Phrase. Man könnte die historische Fortschreitung in diesem Buche etwa so bezeichnen: Schicke mir Rüben Die Rübchen sind abgegangen Die Rübchen sind angekommen. Es freut mich, daß die Rübchen angekommen sind. Schicke mir Spaniol. Der Spaniol ist abgegangen Der Spaniol ist angekommen. Es freut mich, daß der Spaniol angekommen ist. Es freut mich, daß es dich freut etc.
Im zweiten Bande steht statt des Spaniols: Gedichte, oder Werke. Das kommt aber auf eins heraus, denn die Schriften sollen eben so gut gekaut, genossen, geschluckt, geschmatzt, geschmeckt, geleckt, und verdaut werden, wie der Spaniol, und Rüben, Juden und Geld sind der dreifache rothe Faden, der sich durch das Ganze schlingt. Es ist aber sehr komisch, daß wir doch nie lange ganz einer Meinung seyn können. Wenn Vater sieht, daß wir übereinstimmen, ändert er lieber seine Gesinnung. So haben wir gestern lebhaft gestritten, und ich habe mich nach einem kaum abgelegten Schnupfen ganz heiser geschrieen, weil wir alle Vater nicht zugeben konnten, daß Riemer allein die Schuld habe. Viel kommt freilich auf seine Kappe, aber doch noch das Wenigste. Der erste Fehler ist der, daß die Correspondenz geschrieben ist. Das Drucken ist der zweite Fehler, der kommt davon. Es ist um die schweigen wir davon.
2ten. Wie Du bei Sebastian in Ansehn und Andenken stehst, wundert mich zuweilen selbst. Sehr oft ruft er ganz vom Zaun gebrochen aus: Wann kommt denn endlich mein guter Onkel Felix wieder? Und nach Düsseldorf reisen, ist das stehende Spiel. Er hat in diesem Jahr auf jede Weise erstaunlich gewonnen, da wir das große Glück gehabt haben, ihn immer gesund zu erhalten. Gott gebe es ferner so. Ueberhaupt können wir uns über das abgelaufene Jahr nicht beklagen. Es ist Alles glatt und gut gegangen, und gar Manches geschehn, was man wohl für ein direct günstiges Geschick ansehn mag. Mit einem Wort, ich bin zufrieden, und ich denke wohl, wir sinds Alle. Und wenn dann Vater auch sagt, der mit seinem Schicksal Zufriedene komme eben deshalb nicht weiter, weil er nicht den unruhigen Trieb nach Vorwärts hat, so meint ers doch wohl nicht ganz im Ernst, und Alles geht bei uns, still und ruhig, innerlich und äußerlich besser. Und das ist mir lieber als ein sprungweises Gelingen.
Pauline Deckers Bild ist angekommen, ich habe es noch nicht gesehn. Hensel findet es sehr schön, namentlich irgend einen Unterarm vortrefflich gemalt, nur zu braune Schatten an Hals und Kopf. Mary Alexander hat einen Brief geschrieben, der ist ja zum Küssen. Die reizendste Naivetät, wie man sie kaum von einer Person über 14 Jahr erwarten soll, im liebenswürdigsten originell falschen Deutsch. Das Mädchen muß ganz leidlich seyn.
Lebe wohl, mein Schatz. Wir machens sehr gnädig mit Dir, denn für einen Brief bekommst Du wenigstens 4. Na, verzehr sie mir gesund. Oweh, Du kannst kein Mauscheln leiden. Nimms nicht übel. Fanny Hensel          
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Januar 1834</title> <incipit>Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Fanny Hensel</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 147 und S. 149 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-01-01">1.</date> und <date cert="high" when="1834-01-02">2. Januar 1834</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0111893" resp="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1834-01-01">1 Januar 34</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Viel Glück zum neuen Jahr, und möge es uns in seinem Kreislauf gesund und froh zusammen führen. – Die Sylvesterspäße kommen nach und nach ab, und so haben wir auch diesmal das Jahr ganz unter uns beschlossen, still kann ich nicht sagen, denn es wurde, <hi rend="latintype">comme toujours</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d13350db-288e-4a63-b154-75e768202a07" xml:lang="fr ">comme toujours – frz., wie immer, wie eh und je.</note> viel gestritten, aber um 11 machten wir Neujahr zum Beweise, wie ledern wir waren. <persName xml:id="persName_b2a51179-dcae-4845-a910-9ab61c40ae7e">Albert Frank<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> half uns noch dabei, er ist ein nettes Exemplar von einem Frank, gehört bald zur Familie, ist ein exclusiver Musikfreund, und promovirt <hi n="1" rend="underline">wirklich</hi>, was ihn vor andern Fränken auszeichnet. Wenn Dir nur nicht der Rhein auf Dein <hi rend="latintype">cubiculum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e45df7bb-4722-40f4-9ba2-0ec3ac765ad3" xml:lang="la ">cubiculum – lat., Schlafgemach.</note> steigt, von der hiesigen Wasser, und Schmutzmasse kann man sich keinen Begriff machen, auch richten die Stürme großen Schaden an, und <persName xml:id="persName_0931589b-3105-4254-9cb9-61ee3e79274e">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, der eben von einer Weihnachtsferienreise nach Dessau und Leipzig zurückkommt, erzählt, daß die vielen tausend Stämme, die den Weg verbarricadiren, aus Mangel an Zeit gar nicht weggeräumt, sondern nur durchsägt werden, um die Wagen hindurchzulassen. Da er das vorige Mal sehr verliebt in <persName xml:id="persName_841bafb2-f732-49ea-af36-e4fdddd1cde0">Adelheid Müller<name key="PSN0113483" style="hidden" type="person">Müller, Adelheid (1800-1883)</name></persName> zurückgekommen war, so dachten wir schon, als er jetzt so plötzlich und heimlich fortreiste, er wäre hin, um sie zu heirathen. Aber nein! Es waren Familienangelegenheiten wie er sagt, und in Leipzig hat er gute Geschäfte mit Buchhändlern gemacht. Kannst Du nicht, Du, der Du Alles dort kannst, in einem Deiner Concerte etwas von ihm geben? Etwa den <title xml:id="title_1e188fe2-818f-4743-bfb8-46953b69e394">Parsenchor<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0111680" style="hidden" type="music">Morgengesang der Parsen op. 1/1</name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1560aa8c-21ab-4975-a8a3-a6909c12d7a8" xml:lang="de">den Parsenchor – Morgengesang der Parsen, Nr. 1 der Drey Chorgesänge op. 1, gewidmet Wilhelm und Fanny Hensel (Druck Leipzig: Breitkopf &amp; Härtel, 1830); vgl. Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, Heft 1 (Oktober–Dezember 1908), S. 5.</note> Ich habe das vorige Mal vergessen, Dir zu schreiben (vielleicht hats aber <persName xml:id="persName_9b90c127-9cdc-4ba9-8855-2605fac48077">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> gethan) daß der <placeName xml:id="placeName_4e21504a-eafe-464d-99c8-da14e53b51b5">Kunstverein<name key="NST0100469" style="hidden" subtype="" type="institution">Künstlerverein</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <title xml:id="title_09d2a2a8-e188-4be2-bc6d-5991898dff0a">Hensels Bild von den Weibern am Brunnen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109211" style="hidden" type="art">Vittoria von Albano (Ölgemälde 1829/30)</name></title> gekauft hat.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8d17ad8d-2007-441f-b932-6a394f05b620" xml:lang="de">daß der Kunstverein, Hensels Bild von den Weibern am Brunnen gekauft hat – Wilhelm Hensels 1829/30 entstandenes Gemälde Frauen des Albaner Gebirges bei Rom am Brunnen, unter ihnen Vittoria von Albano, die ins Kloster gehen will war 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste ausgestellt gewesen (Katalog, Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 242, S. 22). Der Verbleib des Bildes ist nicht bekannt (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 199, und Boetticher, Malerwerke, Bd. 1, S. 500).</note> Sie haben es ihm angetragen, und der<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Vorschlag, der von <persName xml:id="persName_6194afda-5f10-470f-a8f6-1f8fb59a66fb">Schinkel<name key="PSN0114552" style="hidden" type="person">Schinkel, Karl Friedrich (1781-1841)</name></persName> ausging, ist einstimmig angenommen. Sie freuen sich ganz entsetzlich, und betheuern Alle, wie sie nicht gewusst, nicht gehofft, nicht geglaubt haben, daß das Bild verkäuflich sey, u s. w. Der Einzige der sich bei dieser Gelegenheit, offen, freundschaftlich, und wahrhaft anerkennend benommen hat, war Schinkel. Die Andern sind Alle mehr oder weniger falsch, oder übelwollend. Indeß beweist es doch, daß sie sich jetzt Mühe geben, gut mit ihm zu stehn, wie sie sich sonst ums Gegentheil bemühten, und das ohne den geringsten Schritt von Hensels Seite, das ist mir das Angenehmste bei der Sache. – Wirst Du denn in diesem Jahr <title xml:id="title_e25386c1-5589-4361-a47d-4b92dddb481c">Dein Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0qim4qsz-cr8q-migb-dthb-ojeopmikf1x4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100114" style="hidden">Paulus / St. Paul, Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [1832] bis 18. April 1836<idno type="MWV">A 14</idno><idno type="op">36</idno></name></title> machen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_902583b6-4723-4824-a1fa-da699c082ca6" xml:lang="de">Wirst Du denn in diesem Jahr Dein Oratorium machen? – Felix Mendelssohn Bartholdy begann im Herbst 1832 zunächst, am Libretto des Paulus op. 36 (MWV A 14) zu arbeiten. Erste Erwähnungen der kompositorischen Arbeit am Oratorium finden sich in den Briefen aus dem April 1834, so in Brief fmb-1834-04-07-02 (Brief Nr. 896) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, Düsseldorf, 7. April 1834, und in Brief fmb-1834-04-25-01 (Brief Nr. 913) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Düsseldorf, 25. April 1834. Zum Kompositionsprozess siehe Siegwart Reichwald, The musical genesis of Felix Mendelssohn’s Paulus, Lanham 2001, und John Michael Cooper, Impulse Bachs im Geiste der Gegenwart. Bemerkungen zu einigen wenig bekannten Sätzen aus Mendelssohns Paulus, in: »Zu groß, zu unerreichbar«. Bach-Rezeption im Zeitalter Mendelssohns und Schumanns, hrsg. von Anselm Hartinger, Christoph Wolff und Peter Wollny, Wiesbaden u. a. 2007, S. 181-208.</note> Und hast Du Aussicht zu einer Oper von <persName xml:id="persName_6fce1666-bded-4d11-9051-47286b059944">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> oder sonst Jemand? Du mußt wohl dort gewaltig leimen, denn wie ich höre, stehen <persName xml:id="persName_f99cb47f-b2fe-4786-b22a-617458bbed61">Schadow<name key="PSN0114494" style="hidden" type="person">Schadow, Friedrich Wilhelm (seit 1843) von Godenhaus (1788-1862)</name></persName> und Immermann sehr schlecht zusammen. Die Beiden werden auch nicht zufrieden seyn, über die Art, wie sie in <persName xml:id="persName_25464ac1-3c48-4b02-a050-704c6c835d8e">Zelters<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> <title xml:id="title_ffcb547f-6a51-49eb-ae7c-4b3230b249cf">Briefwechsel<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_30dc16ce-5686-4cd1-826a-f66ca3886123" xml:lang="de">Zelters Briefwechsel – Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34.</note> vorkommen. Du wirst das Buch jetzt wol auch gelesen haben, und mit uns Allen finden, wie der dritte Band<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1f596f7-362c-442b-b1b5-7c4058138d7a" xml:lang="de">der dritte Band – Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, Bd. 3, Berlin 1834 [recte: 1833]. Der Band enthält die Korrespondenz der Jahre 1819 bis 1824.</note> die beiden vorigen in allem Schlechten übertrifft. Das soll nun immer steigend gehn, und wir haben noch angenehme Dinge zu erwarten. <persName xml:id="persName_f93efc3b-dccb-4163-a80f-e68fe5483afa">Goethes<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Urtheil über Hensel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0f66dddf-16ef-4d10-bffd-a874f7cfa97c" xml:lang="de">Goethes Urtheil über Hensel – Johann Wolfgang von Goethe äußerte im Brief vom 24. August 1823 an Carl Friedrich Zelter: »Auch er [Wilhelm Hensel] steckt in dem seichten Dilettantismus der Zeit, der in Alterthümeley und Vaterländeley einen falschen Grund, in Frömmeley ein schwächendes Element sucht, eine Atmosphäre, worin sich vornehme Weiber, halbkennende Gönner und unvermögende Versuchler so gerne begegnen; wo eine hohle Phrasensprache, die man sich gebildet, so süßlich klingt, ein Maximengewand, das man sich auf den kümmerlichen Leib zugeschnitten hat, so nobel kleidet, wo man täglich von der Auszehrung genagt an Unsicherheit kränkelt und, um nur zu leben und fortzuwebeln, sich auf’s schmählichste selbst belügen muß« (Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, Bd. 3, Berlin 1834 [recte: 1833], S. 328-333, das Zitat S. 330 f.).</note> finde ich so durchaus unpassend, daß ich mich auch nicht verletzt davon fühlen kann. Ein Hieb in die Luft thut nicht weh. Aber Zelters Antwort darauf (im vorhergehendem Briefe) ist fein, wie mich das überhaupt mit am meisten ärgert, das Nachtreten und Nachbeten<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>und Uebertreiben einer jeden Goetheschen, nicht Meinung, sondern der gewöhnlichsten, nichts sagendsten Phrase. Man könnte die historische Fortschreitung in diesem Buche etwa so bezeichnen:<lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Schicke mir Rüben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d97a6798-b71f-4273-b2d9-ac7e74a9046f" xml:lang="de">Rüben – Goethe schätzte den Geschmack der Teltower Rübchen. Er ließ sich daher das Gemüse häufig durch Zelter zukommen.</note></l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Die Rübchen sind abgegangen</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Die Rübchen sind angekommen.</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Es freut mich, daß die Rübchen angekommen sind.</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Schicke mir Spaniol.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_51eff403-7f81-4d7d-beb8-47d8e73007c4" xml:lang="de">Spaniol – spanischer Schnupftabak.</note></l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Der Spaniol ist abgegangen</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Der Spaniol ist angekommen.</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Es freut mich, daß der Spaniol angekommen ist.</l> <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l>Es freut mich, daß es dich freut <hi rend="latintype">etc</hi>.</l> </lg> </lg> </lg> </lg> </lg> </lg> </lg> </lg> </lg></p> <p>Im zweiten Bande<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1b4fcf47-8757-43f3-b8c2-dd4125589955" xml:lang="de">zweiten Bande – Der zweite Band der Goethe-Zelterschen Korrespondenz erschien 1833, er enthält die Briefe der Jahre 1812 bis 1818.</note> steht statt des Spaniols: Gedichte, oder Werke. Das kommt aber auf eins heraus, denn die Schriften sollen eben so gut gekaut, genossen, geschluckt, geschmatzt, geschmeckt, geleckt, und verdaut werden, wie der Spaniol, und Rüben, Juden und Geld sind der dreifache rothe Faden, der sich durch das Ganze schlingt. Es ist aber sehr komisch, daß wir doch nie lange ganz einer Meinung seyn können. Wenn <persName xml:id="persName_614df4f7-aa99-4aea-a77d-28acfefdeaa6">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sieht, daß wir übereinstimmen, ändert er lieber seine Gesinnung. So haben wir gestern lebhaft gestritten, und ich habe mich nach einem kaum abgelegten Schnupfen ganz heiser geschrieen, weil wir alle Vater nicht zugeben konnten, daß <persName xml:id="persName_8e54edf8-2806-4404-9769-1453dae08366">Riemer<name key="PSN0114188" style="hidden" type="person">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774-1845)</name></persName> allein die Schuld habe. Viel kommt freilich auf seine Kappe, aber doch noch das Wenigste. Der erste Fehler ist der, daß die Correspondenz <hi n="1" rend="underline">geschrieben</hi> ist. Das Drucken ist der zweite Fehler, der kommt davon. Es ist um die schweigen wir davon.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><cb n="4" type="column_break"></cb><date cert="high" when="1834-01-02">2ten</date>. Wie Du bei <persName xml:id="persName_d1ef614a-03c4-4cf1-b024-ee35899f6bd9">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> in Ansehn und Andenken stehst, wundert mich zuweilen selbst. Sehr oft ruft er ganz vom Zaun gebrochen aus: Wann kommt denn endlich mein guter Onkel Felix wieder? Und nach Düsseldorf reisen, ist das stehende Spiel. Er hat in diesem Jahr auf jede Weise erstaunlich gewonnen, da wir das große Glück gehabt haben, ihn immer gesund zu erhalten. Gott gebe es ferner so. Ueberhaupt können wir uns über das abgelaufene Jahr nicht beklagen. Es ist Alles glatt und gut gegangen, und gar Manches geschehn, was man wohl für ein direct günstiges Geschick ansehn mag. Mit einem Wort, ich bin zufrieden, und ich denke wohl, wir sinds Alle. Und wenn dann Vater auch sagt, der mit seinem Schicksal Zufriedene komme eben deshalb nicht weiter, weil er nicht den unruhigen Trieb nach Vorwärts hat, so meint ers doch wohl nicht ganz im Ernst, und Alles geht bei uns, still und ruhig, innerlich und äußerlich besser. Und das ist mir lieber als ein sprungweises Gelingen. </p> <p><persName xml:id="persName_b8290a14-8fc6-4165-88b6-1ad946fd3906">Pauline Deckers<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> <title xml:id="title_e28caa17-c723-43ed-8d97-5c87ad95edfc">Bild<name key="PSN0114959" style="hidden" type="author">Sohn, Carl Ferdinand (1805–1867)</name><name key="CRT0110886" style="hidden" type="art">Pauline Decker (Ölgemälde 1833)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_036eb55e-b370-4df2-9966-c06c23474e01" xml:lang="de">Pauline Deckers Bild – Portrait der Pauline Decker von Carl Ferdinand Sohn. Nachweis des 1833 entstandenen Ölgemäldes in Athanasius Raczynski, Geschichte der neueren deutschen Kunst, Bd. 1: Düsseldorf und das Rheinland, Berlin 1836, S. 176.</note> ist angekommen, ich habe es noch nicht gesehn. Hensel findet es sehr schön, namentlich irgend einen Unterarm vortrefflich gemalt, nur zu braune Schatten an Hals und Kopf. <persName xml:id="persName_22fc0efe-2105-4180-85a1-888952565ef1">Mary Alexander<name key="PSN0109430" style="hidden" type="person">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName> hat einen Brief geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_229346cc-6efc-44a2-a706-6ca18e8974af" xml:lang="de">Mary Alexander hat einen Brief geschrieben – wohl die Antwort auf Abraham Mendelssohn Bartholdys deutschen Brief an Mary Alexander vom 14. Oktober 1833 (Abdruck in englischer Übersetzung bei Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3, 1979, S. 12 f.).</note> der ist ja zum Küssen. Die reizendste Naivetät, wie man sie kaum von einer Person über 14 Jahr erwarten soll, im liebenswürdigsten originell falschen Deutsch. Das Mädchen muß ganz leidlich seyn.</p> <closer rend="left">Lebe wohl, mein Schatz. Wir machens sehr gnädig mit Dir, denn für einen Brief bekommst Du wenigstens 4. Na, verzehr sie mir gesund. Oweh, Du kannst kein Mauscheln leiden. Nimms <seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg><unclear reason="covering" resp="SP">nicht übel.</unclear> </closer> <signed rend="right"><add resp="SP" type="editors_addition">Fanny Hensel</add> </signed> </div> </body> </text></TEI>