gb-1833-12-31-01
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Berlin, 31. Dezember 1833
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 3 Poststempel [BERLIN 12-1 / 31/12], [N 1 / 4 1], [N 1 / 4 1], Papieroblate mit Initiale »M«. – Datierung nach Adolph Bernhard Marx Angabe »heut ist der 31. Dzbr 33« im vorliegenden Brief und gemäß dem Poststempel »BERLIN 12-1 / 31/12«.
Adolph Bernhard Marx
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Düsseldorffrei
Entweder, ;. Es ist doch ein Zeichen von Theilnahme am Werk oder Verfasser; und wenn ich daran auch (außer in getrübten Stunden) nie gezweifelt habe, so ist doch die Wirklichkeit besonders unser Einem so erwärmend, der nicht zuviel von der Verve (anders woher) bis jetzt erhalten. Siehst Du, gerade das – aber auch in die höhern Regionen verfolgt, hab’ ich so oft von Dir gewünscht und öfters vermißt, daß Du nicht blos sagtest: es gefällt mir nicht – es ist nicht das Rechte –, kurz, daß Du nicht blos negirend und generell redtest, sondern Dich auf Artikel einließest, weil nur das uns fördern kann. Dann meintest Du: ich kann’s, weiß es selbst noch nicht. Aber eben eine noch fixirtere Theilnahme hätt’s gekonnt. Genug, Du hast’s gethan und ich freue mich deß und danke Dir.
Mein Unrecht ist nun klar das, es nicht mit umgehender Post frisch und von Herzen gethan zu haben. Aber ich wollte Dir auch das Resultat meiner Ueberlegungen mittheilen, der
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dschwimmt, haben nur die Lage der Accordtöne betroffen; so kann es auch oft großen Physiognomikern, einem Marx, einem
Mir fällt eben auf, wie sich unser Briefwechsel wieder anspinnt; drolliger Weise wie geschäftsmäßig, wie damals das drollige Geschäft war. Ein bissel Realismus, zumal nach soviel Divergenzen,No. 2. Auch hier habe ich durch mein verlängertes Schweigen gefehlt, und doppelt.
Ich danke Dir für Deine gute Absicht und Handlung in Bezug auf die
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wennsie mich später wählen, ihnen das Patent zurückzuschicken. Sag’, hast Du denn in Deinem Briefe meine sämtl. Werke, namentlich
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Nun müßte der Brief angehn v Felix. Aber es geht eben nicht an. Ich bin außer Kleinem mit einer
Nun noch eine Anfrage; aber auch dabei hülle ich mich, wie das
Nun, übers Jahr mehr.
Entweder, mein lieber Felix, muß ich mich ungeheuer entschuldigen, oder Dich ungeheuer anfahren; ich wähle natürlich das Letztere. : „Wie kannst Du auf den Gedanken kommen, daß Deine Bemerkungen mich irgendwie verletzt!?“ – Ernstlich, sie haben mir das größte Vergnügen gemacht; . Es ist doch ein Zeichen von Theilnahme am Werk oder Verfasser; und wenn ich daran auch (außer in getrübten Stunden) nie gezweifelt habe, so ist doch die Wirklichkeit besonders unser Einem so erwärmend, der nicht zuviel von der Verve (anders woher) bis jetzt erhalten. Siehst Du, gerade das – aber auch in die höhern Regionen verfolgt, hab’ ich so oft von Dir gewünscht und öfters vermißt, daß Du nicht blos sagtest: es gefällt mir nicht – es ist nicht das Rechte –, kurz, daß Du nicht blos negirend und generell redtest, sondern Dich auf Artikel einließest, weil nur das uns fördern kann. Dann meintest Du: ich kann’s, weiß es selbst noch nicht. Aber eben eine noch fixirtere Theilnahme hätt’s gekonnt. Genug, Du hast’s gethan und ich freue mich deß und danke Dir. Mein Unrecht ist nun klar das, es nicht mit umgehender Post frisch und von Herzen gethan zu haben. Aber ich wollte Dir auch das Resultat meiner Ueberlegungen mittheilen, der Minister schob Gutachten über Gutachten dazwischen, andre Noten hielten mich fest, endlich kam gar eine plötzliche Reise, – und nun ich wiederkehre (vorgestern, heut ist der 31. Dzbr 33) find’ ich Deinen zweiten Brief, ehe ich den ersten in Partitur gesetzt. Ich danke Dir schon jetzt für mehrere Emendationen; Andre seh’ ich noch nicht ein, oder weiß sie nicht einzuführen; Dein Vorschlag, den Mittelsatz der Johannesarie recitativisch zu gestalten, scheint mir ungenügend, der Satz selber gewiß auch u. s. w. Aber ganz gewiß haben mich die Bemerkungen gefördert. Endlich kann ich noch zusetzen, daß ich auch Deiner allgemeinen Meinung vom Werke (die Du mir im Wagen äußertest und ich nicht annehmen konnte) viel näher stehe, jetzt viel weniger davon befriedigt bin. Es erscheint mir jetzt keineswegs als ein irgend vollendetes, oder treffendes in seinem Ganzen, sondern mit der Mehrzahl meiner neuern Sachen wirklich als ein Durchgang durch die mir früher ganz abgehende Seite der Mus. Nur wieder muß ich gestehn, daß diewisse Partien darin und viele von Dir weniger gebilligte Sätze im Choralbuche mir immer noch lieb sind und ich den Johannes der Herausgabe noch werth halte. Wenn Du daher auch im Einzelnen manchen Vorschlag unbefolgt finden wirst (z. B. den Choral im Vorspiel noch mit g – h – d anfangend) so denke Dir ja nichts anders dabei, als daß ich eben noch nicht Deiner Meinung sei. Die vielen Korrekturen übrigens, in denen jenes g – h – d schwimmt, haben nur die Lage der Accordtöne betroffen; so kann es auch oft großen Physiognomikern, einem Marx, einem Lavater, gehn. Sie sehn ein schief Gesicht; „halt! da ist’s nicht richtig, das ist ein Verschwörer, ein Bandit!“ Der Mann hatte nur zu viel Kohl gegessen. Mir fällt eben auf, wie sich unser Briefwechsel wieder anspinnt; drolliger Weise wie geschäftsmäßig, wie damals das drollige Geschäft war. Ein bissel Realismus, zumal nach soviel Divergenzen, wird uns wol gesund sein. Also, und weils ohnedem nicht anders geht, frisch zum Geschäft No. 2. Auch hier habe ich durch mein verlängertes Schweigen gefehlt, und doppelt. Ich danke Dir für Deine gute Absicht und Handlung in Bezug auf die Akademie, und eben wegen der erstern ist mir die Letztere lieb. Hätte ich aber nach Deinem ersten Briefe glauben können, noch zur rechten Zeit zu kommen, so hätt’ ich gern Einspruch gethan. Ich fürchte, das Ding geht schief und schadet mir dann mehr, als der Erfolg mir hätte nützen können. Die Herrn haben schon Bergern durchfallen lassen, von dem mir doch ein Lied lieber ist, als alle Werke Deiner Kollegen. Und nun bedenke die Stimmung und Stellung der Berliner Mus. gegen mich! Auf direktem Wege wäre das nicht anzufangen gewesen. Falle ich durch, so ists beim Min. ein Argument gegen mich und zwingt mich fast, wenn sie mich später wählen, ihnen das Patent zurückzuschicken. Sag’, hast Du denn in Deinem Briefe meine sämtl. Werke, namentlich Choralb. und Johannes und Ges. lehre, aufgeführt, oder nur mich im Allgemeinen etwa als „ächtesten Musikus“ (wie die Kaufleute „ächtesten Cichorien-Surrogatkaffee) angepriesen? Wäre Ersteres nicht geschehn, so möcht’ ichs fast noch wünschen, auf die Gefahr, daß Dein Brief post festum käme; denn die Musiker in der Akademie, wenn die Bildhauer über mich bei den Malern nachfrügen, würden, mit Bapsen zu reden, ein stummes Maul haben. Besonders hättest Du meine Fugen und Kontrapunkte in allen Intervallen und Verkehrungen loben und anerkennen sollen, wieviel Du draus profitiret. Ernstlich thu dergleichen, wenn’s nicht schon geschehn ist. Rungenhagen würde mir eher den Kontrapunkt, als das Genie verzeihen, da er just in letzterm seine Form sucht. – Spontini hat um meine Hand angehalten, weil Rungenhagen ihm ’nen Korb gegeben. Berliner Maitrank. Nun müßte der Brief angehn v Felix. Aber es geht eben nicht an. Ich bin außer Kleinem mit einer großen Musik beschäftigt, einem höchst kuriosen Ding, das wundervoll werden kann. Aber ich hab’ mir das Wort drauf gegeben, nicht eher, als bis es fertig ist, mit Dir oder Fanny davon zu reden. Es ist vielleicht mein reichster und kühnster Plan, aber eben deßwegen, weil er wirklich vor seiner Vollführung hundert Bedenken zuläßt, darf ich keines hören, von außen nämlich. Daß er keiner von meinen biblischen ist, erräthst Du. Ich darf noch nicht an Moses oder die andern gehn. Das Choralbuch und seine Studien haben mich offenbar in eine, wie soll ich sagen?, kontrapunktistische oder bachisirende Manier gebracht, die sich denn auch im Johannes bestraft hat. Ich muß auf die andre Seite hinüber, um in andern Formen meine Schule zu vollenden und meine Freiheit oder Eigenthümlichkeit wieder zu erlangen. Mein Weg geht nun mal Zickzack wie der eines Trunknen, da ich nicht in einer Laufbank geschult worden. Darum komme ich gewiß später an, aber komme ich nur! Nun noch eine Anfrage; aber auch dabei hülle ich mich, wie das Bild zu Sais (worunter Schiller offenbar mich oder Dich: das Bild zu Salings, (pfui über den schlechten Witz!) gemeint hat) in dichte Schleier. – Es kann sein, daß ich in kurzem eine möglichst große Summe Geldes zu meinem Glücke brauche. Kann ich dann auf Dich rechnen? Da ich Dir schon so viel schuldig bin, so sehe ich nicht ein, warum nicht noch mehr. Auch glaube ich jetzt der Wiederbezahlung sicherer fähig zu sein, sonst würd’ ich mir doch ein Gewissen aus der Anfrage machen. Nun, übers Jahr mehr. Von Herzen Glück zum neuen Jahr. Jedenfalls, denke ich, bleiben wir uns! Leb wohl und froh! Dein Marx.
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Siehst Du, gerade das – aber auch in die höhern Regionen verfolgt, hab’ ich so oft von Dir gewünscht und öfters vermißt, daß Du nicht blos sagtest: es gefällt mir nicht – es ist nicht das Rechte –, kurz, daß Du nicht blos negirend und generell redtest, sondern Dich auf Artikel einließest, weil nur das uns fördern kann. Dann meintest Du: ich kann’s, weiß es selbst noch nicht. Aber eben eine noch fixirtere Theilnahme hätt’s gekonnt. Genug, Du hast’s gethan und ich freue mich deß und danke Dir.</p> <p>Mein Unrecht ist nun klar das, es nicht mit umgehender Post frisch und von Herzen gethan zu haben. Aber ich wollte Dir auch das Resultat meiner Ueberlegungen mittheilen, der <persName xml:id="persName_223edd5b-0328-4b4f-a194-78ac2df4e329">Minister<name key="PSN0115086" style="hidden" type="person">Stein zum Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom (1770-1840)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ca20532-870d-4cd1-bd75-028254098b9f" xml:lang="de">der Minister – Karl Siegmund Franz Freiherr vom Stein zum Altenstein, 1817-1838 Leiter des Preußischen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.</note> schob Gutachten über Gutachten dazwischen, andre Noten hielten mich fest, endlich kam gar eine plötzliche Reise, – und nun ich wiederkehre (<date cert="high" when="1833-12-29" xml:id="date_d656ff82-033c-41e8-8ab6-c380ea3e6f37">vorgestern</date>, heut ist der <date cert="high" when="1833-12-31" xml:id="date_a63183e4-0bfb-4064-a6b4-0ff4f611179a">31. 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B. 2 M) gebeten. Die Uraufführung erfolgte am 24. Juli 1834 in der Berliner Dreifaltigkeitskirche. Das Werk bleib unveröffentlicht; vgl. Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 61 f. </note> scheint mir ungenügend, der Satz selber gewiß auch u. s. w. Aber ganz gewiß haben mich die Bemerkungen gefördert. Endlich kann ich noch zusetzen, daß ich auch Deiner allgemeinen Meinung vom Werke (die Du mir im Wagen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_118ddd1d-a11d-453f-90b0-162de2fdf871" xml:lang="de">im Wagen – Am 16. September 1833 begleitete Marx Mendelssohn ein Stück auf dessen Reise von Berlin nach Leipzig, vermutlich trennten sich die Reisenden in Dessau. Siehe Brief fmb-1833-09-23-01 (Brief Nr. 792) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Frankfurt a. M., 23. September 1833, Z. 23: »Daß mich Marx ein Paar Stationen begleitete«.</note> äußertest und ich nicht annehmen konnte) viel näher stehe, jetzt viel weniger davon befriedigt bin. Es erscheint mir jetzt keineswegs als ein irgend vollendetes, oder treffendes in seinem Ganzen, sondern mit der Mehrzahl meiner neuern Sachen wirklich als ein Durchgang durch die mir früher ganz abgehende Seite der Mus. Nur wieder muß ich gestehn, daß <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_a09b9228-d12e-470a-a597-6651dd06b66f"> <corr resp="writer">ge</corr> <sic resp="writer">die</sic> </choice>wisse Partien darin und viele von Dir weniger gebilligte Sätze im <title xml:id="title_21ecd43f-d071-4c61-8d67-835dc85ce24d">Choralbuche<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109899" style="hidden" type="music">Evangelisches Choral- und Orgelbuch. 235 Choräle mit Vorspielen zunächst in Bezug auf das neue berliner Gesangbuch</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6252e6ea-31c0-4a8b-a418-0b62cf6a4f57" xml:lang="de">Choralbuche – das 1832 von Marx in Berlin publizierte Evangelische Choral- und Orgelbuch. 235 Choräle mit Vorspielen zunächst in Bezug auf das neue Berliner Gesangbuch. Siehe dazu Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 14 f.</note> mir immer noch lieb sind und ich den Johannes der Herausgabe noch werth halte. Wenn Du daher auch im Einzelnen <gap quantity="4" reason="deletion" unit="characters"></gap> manchen Vorschlag unbefolgt finden wirst (z. B. den Choral im Vorspiel noch mit <hi rend="latintype">g</hi> – <hi n="2" rend="underline"><hi rend="latintype">h</hi></hi> – <hi rend="latintype">d</hi> anfangend) so<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>denke Dir ja nichts anders dabei, als daß ich eben noch nicht Deiner Meinung sei. Die vielen Korrekturen übrigens, in denen jenes <hi rend="latintype">g</hi> – <hi rend="latintype">h</hi> – <hi rend="latintype">d</hi> schwimmt, haben nur die Lage der Accordtöne betroffen; so kann es auch oft großen Physiognomikern, einem Marx, einem <persName xml:id="persName_b1f8bef4-cd59-4eaf-91fd-1f71aa3794d5">Lavater<name key="PSN0112720" style="hidden" type="person">Lavater, Johann Caspar (1741-1801)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d4d8960e-f4cd-4724-9036-4144e7d97d18" xml:lang="de">großen Physiognomikern, einem Marx, einem Lavater – Marx setzte sich hier in seinen Ansichten mit Johann Caspar Lavater gleich, der im 18. Jahrhundert eine neue Ära der Physiognomik eingeleitet hatte. Bereits in der griechischen Antike war dies eine Kunst, seelische Eigenschaften aus der Beschaffenheit des Gesichts abzuleiten. Lavaters Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe, 4 Bde., Leipzig und Winterthur 1775-1778, hatten nachhaltige Wirkung bei den Zeitgenossen, stießen jedoch nicht überall auf Zustimmung.</note> gehn. Sie sehn ein schief Gesicht; „halt! da ist’s nicht richtig, das ist ein Verschwörer, ein Bandit!“ Der Mann hatte nur zu viel Kohl gegessen.</p> <p>Mir fällt eben auf, wie sich unser Briefwechsel wieder anspinnt; drolliger Weise wie geschäftsmäßig, wie damals das drollige Geschäft war. Ein bissel Realismus, zumal nach soviel Divergenzen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_decca95e-a099-4b48-8723-1ee4bb54fd1d" xml:lang="de">nach soviel Divergenzen – zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der wechselseitig zugearbeiteten Libretti zu Mendelssohns Oratorium Paulus op. 36 (MWV A 14) und Marx’ Oratorium Mose siehe Adolph Bernhard Marx, Erinnerungen. Aus meinem Leben, Bd. 2, Berlin 1865, S. 136 ff. und 170 ff., Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, passim, sowie Edgar Kellenberger, Felix Mendelssohn als Librettist eines Moses-Oratoriums. Erstedition mit Kommentar, in: Musik und Kirche 63, 1993, S. 126-139.</note> wird uns wol gesund sein. Also, und weils ohnedem nicht anders geht, frisch zum Geschäft <hi rend="latintype">No</hi>. 2. Auch hier habe ich durch mein verlängertes Schweigen gefehlt, und doppelt.</p> <p>Ich danke Dir für Deine gute Absicht und Handlung in Bezug auf die <placeName xml:id="placeName_4002bb7e-1f93-46ee-8173-ecf79f03020d">Akademie<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6da3247a-866b-4698-b8fd-b0824de87724" xml:lang="de">Deine gute Absicht und Handlung in Bezug auf die Akademie – Adolph Bernhard Marx bemühte sich, als Nachfolger Carl Friedrich Zelters als Mitglied in die Königlich Preußische Akademie der Künste aufgenommen zu werden. In Brief gb-1833-11-19-01 Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 19. November 1833, hatte er den 1833 in die Akademie berufenen Mendelssohn gebeten, ihm dabei zu helfen. Die Akademieaufnahme hat Marx zeit seines Lebens nicht erreicht.</note>, und eben wegen der erstern ist mir die Letztere lieb. Hätte ich aber nach Deinem <title xml:id="title_14658068-0366-40b9-804a-ea89c02ebffd">ersten Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-11-20-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolph Bernhard Marx in Berlin; Düsseldorf, nach dem 19. November 1833</name> </title> glauben können, noch zur rechten Zeit zu kommen, so hätt’ ich gern Einspruch gethan. Ich fürchte, das Ding geht schief und schadet mir dann mehr, als der Erfolg mir hätte nützen können. Die Herrn haben schon <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_fc24ecff-ae2e-4688-a4e1-b1cf7b7e4035">Bergern<name key="PSN0109868" style="hidden" type="person">Berger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839)</name></persName></hi> durchfallen lassen, von dem mir doch <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_bb82b147-ddc2-4779-a13b-e063666ed84f"> <corr resp="writer">Ein</corr> <sic resp="writer">ein</sic> </choice> Lied lieber ist, als alle Werke Deiner <persName xml:id="persName_a851f233-bdd0-4161-8878-0feb77a2836c">Kollegen<name key="PSN0114358" style="hidden" type="person">Runge, Friedlieb Ferdinand (1794-1867)</name><name key="PSN0113318" style="hidden" type="person">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name><name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="PSN0111884" style="hidden" type="person">Henning, Karl Wilhelm (1784-1867)</name><name key="PSN0114644" style="hidden" type="person">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name><name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eae6cf51-235b-4618-b79e-372435a27f8e" xml:lang="de">Deiner Kollegen – Karl Friedrich Rungenhagen, Giacomo Meyerbeer, Gaspare Spontini, Karl Wilhelm Henning, Georg Abraham Schneider, August Wilhelm Bach.</note> Und nun bedenke die Stimmung und Stellung der Berliner Mus. gegen mich! Auf direktem Wege wäre das nicht anzufangen gewesen. Falle ich durch, so ists beim <persName xml:id="persName_b6224e21-188f-4779-ba8b-f1628264fccc">Min.<name key="PSN0115086" style="hidden" type="person">Stein zum Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom (1770-1840)</name></persName> ein Argument gegen mich und zwingt mich fast, <hi n="1" rend="underline">wenn</hi> sie mich später wählen, ihnen das Patent zurückzuschicken. Sag’, hast Du denn in Deinem Briefe meine sämtl. Werke, namentlich <title xml:id="title_b96c3f28-4378-4177-80c9-9dbf345a7360">Choralb.<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109899" style="hidden" type="music">Evangelisches Choral- und Orgelbuch. 235 Choräle mit Vorspielen zunächst in Bezug auf das neue berliner Gesangbuch</name></title> und <title xml:id="title_029d329d-f99a-400c-bd27-b4b4606babbb">Johannes<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109898" style="hidden" type="music">Am Tage Johannes des Täufers</name></title> und <title xml:id="title_2310f772-4eff-4c78-8816-7879a1aca019">Ges.lehre<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109903" style="hidden" type="science">Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_335d7714-ab59-42d5-9535-fdd398be4202" xml:lang="de">Ges.lehre – Adolph Bernhard Marx’ Schrift Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch, Berlin 1826.</note> aufgeführt, oder nur mich im Allgemeinen etwa als „ächtesten Musikus“ (wie die Kaufleute „ächtesten Cichorien-Surrogatkaffee<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f110491f-bd14-41c3-96cb-2cf19edb9580" xml:lang="de">Cichorien-Surrogatkaffee – Ersatz-Kaffee aus der Wurzel der Zichorie (Cychorium intybus), gemischt mit gebranntem Korn, Gerste, und Milch. Teurer Kaffee wurde ebenfalls mit Zichorie gestreckt.</note>) angepriesen? Wäre Ersteres nicht geschehn, so möcht’ ichs fast noch wünschen, auf die Gefahr, daß Dein Brief <hi rend="latintype">post festum</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_443afa29-d109-4f41-91e5-7df48f107b1a" xml:lang="la "></note> käme; denn die Musiker in der <placeName xml:id="placeName_48bffe0a-e1bf-4f6e-ac59-0f7d8fed341d">Akademie<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wenn die Bildhauer über mich bei den Malern nachfrügen, würden, mit <persName xml:id="persName_93341c38-9376-4526-8b00-8a0d2b037de2">Bapsen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7c93787b-13e0-4442-b841-a914c125397e" xml:lang="de">Bapsen – Kosename von Sebastian Hensel.</note> zu reden, ein stummes Maul haben. Besonders hättest Du meine Fugen und Kontrapunkte in allen Intervallen und Verkehrungen loben und anerkennen sollen, wieviel Du draus profitiret. Ernstlich thu dergleichen, wenn’s nicht schon<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>geschehn ist. <persName xml:id="persName_80398995-a78a-4706-8a0f-24705dff9060">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> würde mir eher den Kontrapunkt, als das Genie verzeihen, da er just in letzterm seine Form sucht. – <persName xml:id="persName_3da4b076-4052-4a79-9289-6224c283960a">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> hat um meine Hand angehalten, weil Rungenhagen ihm ’nen Korb gegeben. Berliner Maitrank.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c1fce74b-0944-4e19-b935-3a6c090cf1c5" xml:lang="de">Maitrank – auch Maibowle; Getränk aus Waldmeister, leichtem Weißwein und Zucker.</note></p> <p>Nun müßte der Brief angehn v Felix. Aber es geht eben nicht an. Ich bin außer Kleinem mit einer <title xml:id="title_d2e527ae-eb22-4e81-8cae-a2184c61d647">großen Musik<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109908" style="hidden" type="music">Zwei Motetten für sechsstimmigen Männerchor op. 4</name></title> beschäftigt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4a26457f-256c-43eb-b512-814c07c60b3a" xml:lang="de ">mit einer großen Musik beschäftigt – möglicherweise Anspielung auf die 1834 im Druck erschienenen Zwei Motetten für sechsstimmigen Männerchor op. 4. </note> einem höchst kuriosen Ding, das wundervoll werden kann. Aber ich hab’ mir das Wort drauf gegeben, nicht eher, als bis es fertig ist, mit Dir oder <persName xml:id="persName_914bb50a-e86e-4403-9cc0-f758a9985e0f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> davon zu reden. Es ist vielleicht mein reichster und kühnster Plan, aber eben deßwegen, weil er wirklich vor seiner Vollführung hundert Bedenken zuläßt, darf ich keines hören, von außen nämlich. Daß er keiner von meinen biblischen ist, erräthst Du. Ich darf noch nicht an <title xml:id="title_6b64f374-9aff-4a12-adc0-eed1db927279">Moses<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name></title> oder die andern gehn. Das Choralbuch und seine Studien haben mich offenbar in eine, wie soll ich sagen?, kontrapunktistische oder bachisirende Manier gebracht, die sich denn auch im Johannes bestraft hat. Ich muß auf die andre Seite hinüber, um in andern Formen meine Schule zu vollenden und meine Freiheit oder Eigenthümlichkeit wieder zu erlangen. Mein Weg geht nun mal Zickzack wie der eines Trunknen, da ich nicht in einer Laufbank geschult worden. Darum komme ich gewiß später an, aber komme ich nur!</p> <p>Nun noch eine Anfrage; aber auch dabei hülle ich mich, wie das <title xml:id="title_0852e0d0-d02b-413c-9d6a-fcfa306c6e08">Bild zu Sais<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0112037" style="hidden" type="literature">Das verschleierte Bild zu Sais</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1fb5bc75-d07c-4a0b-87de-83ccee4fcf70" xml:lang="de">das Bild zu Sais – Friedrich Schiller, Ballade Das verschleierte Bild zu Sais, in: Die Horen, 19. Stück, Tübingen 1795. Dort heißt es: »Was ists, / Das hinter diesem Schleier sich verbirgt?« / »Die Wahrheit«, ist die Antwort. – »Wie?« ruft jener, / »Nach Wahrheit streb ich ja allein, und diese / Gerade ist es, die man mir verhüllt?«</note> (worunter <persName xml:id="persName_46fa3f86-0800-4f53-bf6a-e26e1688ca64">Schiller<name key="PSN0114545" style="hidden" type="person">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name></persName> offenbar mich oder Dich: das Bild zu Salings,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_10e53a19-9199-4a98-be7e-2b097ee88ce6" xml:lang="de">das Bild zu Salings – Anspielung auf die Berliner Familie Saaling.</note> (pfui über den schlechten Witz!) gemeint hat) in dichte Schleier. – Es kann sein, daß ich in kurzem eine möglichst große Summe Geldes zu meinem Glücke<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5cdc722f-ab74-437e-b5dd-c845f6539266" xml:lang="de">eine möglichst große Summe Geldes zu meinem Glücke – Möglicherweise wollte sich Marx verloben. Im Juni 1834 verband er sich mit einem Fräulein Eschwege (Vorname nicht bekannt). Das Verlöbnis wurde bereits im August 1834 wieder gelöst.</note> brauche. Kann ich dann auf Dich rechnen? Da ich Dir schon so viel schuldig bin, so sehe ich nicht ein, warum nicht noch mehr. Auch glaube ich jetzt der Wiederbezahlung sicherer fähig zu sein, sonst würd’ ich mir doch ein Gewissen aus der Anfrage machen.</p> <p>Nun, übers Jahr mehr.</p> <closer rend="left">Von Herzen Glück zum neuen Jahr. Jedenfalls, denke ich, bleiben wir uns!</closer> <closer rend="center">Leb wohl und froh!</closer> <signed rend="right">Dein Marx.</signed> </div> </body> </text></TEI>