]> Brief: gb-1833-11-23-02

gb-1833-11-23-02

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 22. und 23. November 1833 Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1833 Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 28. November 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/148. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 22. und 23. November 1833 Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Lea Mendelssohn Bartholdy legte ihren Brief dem Brief des Verlages Breitkopf & Härtel an Abraham Mendelssohn Bartholdy vom 21. November (Autograph, GB-Ob, M.D.M. d. 28/147) bei und notierte auf diesem die Adresse: »Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy / in / Düsseldorf / frei«. Sie versah den Brief der Verleger unterhalb der Unterschrift mit folgendem Kommentar: »Vater schickt Dir diesen Br. und bittet, das Nöthige nach Leip. zu schreiben, Fanny sagt, die Stimmen seien nicht hier«. Aus dem Brief geht hervor, dass die Verleger beabsichtigten, die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), in einem Leipziger Konzert aufführen zu lassen. Dabei handelte es sich um ein von dem Sänger Franz Hauser veranstaltetes »Extra-Concert« zum Besten der Hinterbliebenen des 1828 gestorbenen Sängers Joseph Höfler am 2. Dezember 1833 im Leipziger Hôtel de Pologne. Die Hebriden konnten nicht gespielt werden, da die Noten nicht aus Berlin geschickt wurden. Siehe dazu Brief gb-1833-12-04-01 Breitkopf & Härtel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Leipzig, 4. Dezember 1833, und Brief gb-1833-12-05-01 Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Leipzig, 5. Dezember 1833.

Lea Mendelssohn Bartholdy

Brief des Verlags Breitkopf & Härtel an Abraham Mendelssohn Bartholdy vom 21. November 1833; heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. d. 28/147.

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. und 23. November 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 22 November

Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amtzum ersten öffentlichen Auftreten im Amt – Am 22. November 1833 dirigierte Mendelssohn anlässlich des Cäcilientags sein erstes Konzert des Vereins zur Beförderung der Tonkunst in Düsseldorf (vgl. Kortländer, Konzerte in Düsseldorf, S. 184). Siehe Mendelssohns Beschreibung des Ereignisses im Brief fmb-1833-11-28-01 (Brief Nr. 820) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 28. November 1833. Mendelssohn war seit dem 1. Oktober 1833 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter andern das von FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) diesen Abend zu gebende Fest.das von Fanny diesen Abend zu gebende Fest – Fanny Hensel richtete am 22. November 1833 eine musikalische Feier zu Ehren der heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik, aus. Sie führte darin ihre am 21. und 22. November 1833 komponierte Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 mit lebenden Bildern auf. Siehe dazu ihre eigene Beschreibung in Brief gb-1833-11-23-01 Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. und 23. November 1833. Sie ist wirklich sinnreich und talentvoll wie es selten bei Frauen gefunden wird, und liebt Dich unbeschreiblich, obwohl das Wort unsrer BigotBigot de Morogues, Anne Marie Catherine Salomé (1786-1820) galt und gilt: on ne parlerait que de Fanny s’il n’y avait pas de Felix au monde!on ne parlerait que de Fanny s’il n’y avait pas de Felix au monde! – frz., man spräche nur von Fanny wenn es keinen Felix auf der Welt gäbe! Sie hat Dir Deine schöne Erfindung: Bilder und Töne zu verschmelzen, gleich abgestohlenDeine schöne Erfindung: Bilder und Töne zu verschmelzen, gleich abgestohlen – Mendelssohn hatte im Brief fmb-1833-10-28-01 (Brief Nr. 810) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833, ausführlich über seine Aufführung von Chören aus Georg Friedrich Händels Oratorium Israel in Egypt HWV 54 mit lebenden Bildern berichtet (weiterführend siehe Kommentar zu Brief gb-1833-11-02-02 Fanny Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 2. November 1833, Z.: Euer Fest). Lebende Bilder (frz. tableaux vivants) waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts beliebte Darstellungen von Werken der Malerei und Plastik durch lebende Personen. Fanny Hensel führte ihre Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 am 22. November 1833 ebenfalls mit lebenden Bildern auf. und wir sind, obwohl alles im verjüngten Maßstabe erscheinen wird, auf den Effekt begierig. Morgen schreiben Dir wohl alle davon; so gut es ersonnen, gehört zu aller Produktion die glückliche Stunde des Gelingens bei der Mitwirkung vieler, wo ein Nichts störend eingreift. Jeden Falls ist Fannys AßociationAßociation – frz. association, Verbindung. mit der DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)Fannys Aßociation mit der Decker – Möglicherweise hatte die gemeinsame Konzerttätigkeit von Fanny Hensel und der Sopranistin Pauline Decker mit Fanny Hensels Aufführung von Glucks Oper Orphée et Euridice im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 am 9. Mai 1833 begonnen. Fanny Hensel richtete im zweiwöchentlichen Rhythmus ihre Sonntagsmusiken aus, die Sopranistin Pauline Decker veranstaltete im Herbst 1833 / Frühjahr 1834 jeweils mittwochs Musikaufführungen. Lea Mendelssohn Bartholdy bezeichnete das gemeinsame Musizieren der Musikerinnen als eine »für beide […] sehr glückliche Vereinigung«: »Beide haben alle 14 Tage Musik und stehen sich bei. Fanny begleitet dort Opern und jene singt ihr was und wie sies haben will, denn zu ihrer herrlichen Stimme und Musikfähigkeit hat sie auch die größte Gefälligkeit, Bildbarkeit und Eingehen in das zu Lernende; an Gedächtniß und vom Blatt singen hat sie ebenfalls wenige ihres Gleichen, so wie Fanny« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). etwas höchst erfreuliches; ihre Talente machen sich durch einander geltend und sie ermuntern sich zu immer neuer Thätigkeit: Fannys Annregung zu komponiren wird größer, da sie eine so herrliche Ausübende zur Hand hat, und die Begleitung bei der Decker erhält sie in Aufmerksamkeit und erhebt ihre Kräfte. Sonst hätte sie’s schwerlich gewagt, eine Oper vom Blatt zu accompagniren, wie sie vorgestern im Opferfest<name key="PSN0115815" style="hidden" type="author">Winter, Peter von (1754–1825)</name><name key="CRT0111308" style="hidden" type="music">Das unterbrochene Opferfest</name>vorgestern im Opferfest – Pauline Deckers Aufführung von Peter von Winters Oper Das unterbrochene Opferfest fand am 20. November 1833 in deren Wohnung in der Wilhelmsstraße 75 statt. gethan: obenein als sie eben vom diner kam. Die Muße und Lust der Decker, ja ihr Reichthum kömmt ihr zu Statten; so läßt sie sich zur heutigen Erscheinung ein vollständiges Kostüm nach Raphaels Cecilie<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483–1520)</name><name key="CRT0110388" style="hidden" type="art">Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes Evangelist, Augustinus und Magdalena</name>Raphaels Cäcilie – Raffaels Gemälde Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes Evangelist, Augustinus und Magdalena (heutiger Standort: Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inventar-Nr. 577). machen und wird gewiß wie ein Engel aussehen. Doch das wird Dir KleeblattMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) genugsam erzählen. Närrisch genug, daß nach der allgemeinen Briefschreiberei nun ein jeder sein Blättchen in petto behält. Es hat seine Nach- wie Vortheile.

Hast Du denn unter den in LondonLondonGroßbritannien acquirirten HändelsHändel, Georg Friedrich (1685-1759)den in London acquirirten Händels – Mendelssohn hatte im Juni 1833 zahlreiche ältere Drucke der Werke von Georg Friedrich Händel in London erworben. Siehe Brief fmb-1833-06-22-01 (Brief Nr. 739) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Frederick Anderson in London, London, 22. Juni 1833. den Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name>? Das ist ja eine Hauptmusik! wir hörten gestern 2 Theile davonSaul … wir hörten gestern 2 Theile davon – Georg Friedrich Händels dreiaktiges Oratorium Saul HWV 53 wurde am 21. November 1833 von der Sing-Akademie unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen aufgeführt (Ankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 250, 25. Oktober 1833; Rezension der Aufführung ebenda, Nr. 275, 23. November 1833). mit großem Entzücken (zum 3. wars zu unerträglich heiß.) Die Chöre scheinen mir, wie sonst bei ihm, nicht vorzuherrschen; aber dafür sind ganz göttliche Solo- und Instrumentalsachen und mehr Charakteristik der Personen als vielleicht in irgend einem andern seiner Werke. Jonathan und David,Jonathan und David – Rollen im Oratorium Saul (Tenor und Countertenor), sie wurden von Eduard Mantius und der Altistin Auguste Türrschmidt vorgetragen; Jonathan ist Sauls Sohn. weich, zart, gefühlvoll, anmuthig, kaum der Löwe HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) zu erkennen, und Zwischenspiele der sogenannten Sinfonien, kraftvoll und herrlich! Auch ist es sehr gut dialogisirt, fast dramatisch, kurz, wieder neu. – RungenhägelchenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) nahm sich heraus, im 1. Theil Chöre zu machen,Rungenhägelchen nahm sich heraus, im 1. Theil Chöre zu machen – In der Spenerschen Zeitung Nr. 275 vom 23. November 1833 heißt es dazu: »Der Herr Director Rungenhagen hat deshalb auch sehr angemessen und umsichtig den Chor, welcher in der Mitte des ersten Theils gänzlich unbeschäftigt war, an der Handlung thätigen Theil nehmen lassen, ohne Melodie und Harmonie der Original-Composition im mindesten zu verändern.« Einige Arien-Passagen wurden mit dem gesamten Chor wiederholt. die freilich nur |2| Wiederholung der Solis sind, es ist aber doch kühn von dem Schwachmatikus! er stand so beim Dirigiren, daß der beste Orang Outang von ihm hätte Lektion nehmen können. Aber die Fülle und Pracht des ChorsSing-AkademieBerlinDeutschland macht mich immer wehmüthig, Felix! Diese Herrlichkeit wäre unter Dir zum Riesenkoloß gewachsen! – Die Hauptprobe soll noch schändlich gegangen sein: Der breite Strom reißt bei der Aufführung freilich alles fort: doch wo Nüancen, Feinheiten? Eins ist merkwürdig; nur beim Einüben der Paßion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name> verbreitete sich vorher eine Meinung im Publikum;beim Einüben der Paßion verbreitete sich vorher eine Meinung im Publikum – J. S. Bachs Matthäus-Passion BWV 244 wurde am 11. März 1829 auf Initiative von Felix Mendelssohn Bartholdy und Eduard Devrient durch die Sing-Akademie in Berlin aufgeführt. Die Vorbereitung der Aufführung wurde durch eine Serie von Beiträgen über die Komposition in der von Adolph Bernhard Marx herausgegebenen Berliner Allgemeinen Musikalischen Zeitung begleitet. Weiterführend siehe Geck, Die Wiederentdeckung der Matthäuspassion, passim. über Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name> voriges Jahr,Salomon voriges Jahr – Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium Solomon HWV 67 am 22. November 1832 durch die Sing-Akademie in Berlin (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXII). über Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name> diesmal hörte man vorher nicht die Silbe, und es sind doch dieselben 4 bis 500 Menschen die unter Dir sangen. Schlimm, schlimm, daß nichts vollkommen in der Welt sein soll! Du mußt Dir nun mühsam heranbilden, was hier in Ueppigkeit besteht und nur etwas vortrefflicher sein dürfte, um für untadelig zu gelten! – Ach wär ich heute nur ein Mäuschen in DüßeldorfDüsseldorfDeutschland! – Du erzählst von so vielen Störungen, mein Schatz! Kannst Du nicht einen Vormittag oder Abend in der Woche festsetzen, wo Du zu sprechen bist? Es ist fast nicht möglich, Ruhe zum Selbstschaffen und Denken zu gewinnen, wenn man nie vor Unterbrechungen gesichert ist, und die kostbarste Zeit der Unbescheidenheit jedes Lästigen anheim gegeben wird. Bedenks und richte Dirs oekonomisch ein. Du bist jetzt in den Jahren schönster Blüte und alles ist darauf gespannt. Verzeih, daß ich Dir auch in der Entfernung Rath gebe, und laß mir die liebe Täuschung, als lebtest Du noch unter meinem Dach, und die Zeit Deiner Kindheit und Nähe beglückte mich noch!

ZeltersZelter, Carl Friedrich (1758-1832) 2. Theil<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name>Zelters 2. Theil – der zweite Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34. Der 1833 erschienene Band umfasst die Korrespondenz der Jahre 1812 bis 1818. aus dem ich VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) vorgestern mehr als 100 Seiten las, fängt etwas intereßanter an; doch habe ich weit Bedeutenders erwartet. Wenn GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) einen dazu nicht berechtigen und verwöhnen sollte. Ein bischen macht ers doch auch wie die GenlisGenlis, Caroline Stéphanie Felicité (1746-1830) die mir sagte; les gens qui se mettent en correspondance avec moi sont bien attrapés; dès qu’une bonne idée me vient, je l’efface de mes lettres pour la garder pour mes ouvrages.les gens qui se mettent … mes ouvrages – frz., die Menschen, die mit mir eine Korrespondenz führen sind schön reingefallen; sobald ich eine gute Idee habe, lösche ich sie aus meinen Briefen um sie für meine großen Werke aufzubewahren. Ich dachte mir, daß sie Kunst- und Welterscheinungen weit tiefer und geistreicher behandeln würden. Auch scheint dies allgemeines Urtheil zu sein. Der BuchhändlerDuncker, Carl Friedrich Wilhelm (1781-1869)der Buchhändler – Carl Friedrich Wilhelm Duncker, der Inhaber der Duncker’schen Buchhandlung in Berlin. macht bisjetzt schlechte Geschäfte damit. – In wenigen Wochen kömmt schon der 3. Theil<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name>.der 3. Theil – Der dritte Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, der Ende 1833 in Berlin herauskam (Titelblatt irrt.: 1834), umfasst die Korrespondenz der Jahre 1819 bis 1824.VarnhagenVarnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858) hat mir für Dich abermals ein Büchelchen gegeben: Sprüche des Silesius und <hi rend="latintype">St. Martin’s</hi><name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111988" style="hidden" type="literature">Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.)</name>,Sprüche des Silesius und St. Martin’s – Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.), hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, mit Bemerkungen von Rahel Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Mendelssohns Exemplar des Buchs ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 301, Nr. 58. mit vielen Anstrichen und wenigen Anmerkungen RahelsVarnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833), von ihm neu edirt. Das heißt doch die Abgötterei zu weit treiben, sogar Anstriche (eine Mode, die sie selbst bei Zeitungen, nämlich französ. qui font penser,qui font penser – frz., die zum Nachdenken anregen. ins Weiteste trieb) als intereßanten Gegenstand hervorzuheben und zu veröffentlichen!

|3| Da ich PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) neulich bei Dir anklatschte,Da ich Paul neulich bei Dir anklatschte – Lea Mendelssohn Bartholdy erwähnte ihren Sohn Paul und dessen Absicht, sich zu verloben, in Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: »Daß Paul BrummbaßMelodieen anstimmt«. muß ich ihm nun auch eine Ehrenerklärung geben. Seit seine DulcineaHeine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)seine Dulcinea – Angespielt wird auf Pauline Louise Albertine Heine, in die Paul Mendelssohn Bartholdy verliebt war. Dulcinea ist Don Quichotes Geliebte in Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra, 2 Bde., Madrid 1605/15. zurück ist, plaudert Papageno<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name> wieder;plaudert Papageno wieder – Anspielung auf Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620: Tamino und Papageno, mit dem hier auf Paul angespielt wird, bekommen darin eine Probe auferlegt, bei der sie unter Versuchung schweigen müssen. Jedoch bricht Papageno sein Schweigen. so gut thun kleine malheurs! Vater zeigt eine besondre Mildigkeit gegen ihn, seit er ihn einmal bei Tisch, wo er bei hartnäckigem Schweigen, Andrer Reden durch krittelnde Töne und gesten herabsetzte, schrecklich angefahren. Es erinnerte uns an Vaters eigne Brummereien und stumme Kritiken, denen L. RobertRobert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832) einmal entgegnete: ja, das ist keine Kunst! wenn man gar nichts sagt, kann man auch nichts Dummes sagen! Monsieur père’sMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) DinerMonsieur père’s Diner – ein von Abraham Mendelssohn Bartholdy am 19. November 1833 ausgerichtetes Diner. Siehe Brief gb-1833-11-19-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 19. November 1833, Z.: »Eigentlich aber bereite mich vor, heute Mittag bei Jagor, mit etwa 400 Personen die Städteordnung zu speisen«. ist übrigens sehr schlecht abgelaufen. Die Person kostete 2 rt., er hatte HempelHempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836), GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), EichbornEichborn, F. (?-1834), HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) und DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859) zu Gästen, das Eßen war gräßlich, das Gegentheil von magnifique et pas cher.magnifique et pas cher – frz., großartig und nicht teuer. Gans und Hempel kamen noch mit, machten eine Partie wo Vater viel verlor, kurz, faule Fische!

(Sebastiana!)

SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) denkt alle Tage treulichst an Dich, lieber Felix! und rührt mich ordentlich durch sein ewiges Fragen, ob Du noch nicht kömmst. Gestern zeigte ich ihm den Kürschner in Basedow<name key="PSN0116125" style="hidden" type="author">Basedow, Johann Bernhard (1724–1790)</name><name key="CRT0111679" style="hidden" type="literature">Das Basedowische Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend</name>:den Kürschner in Basedow – Johann Bernhard Basedows Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend […], 4 Bde., Dessau 1774, enthielt 100 Kupferstiche von Daniel Chodowiecki und führte Kinder anschaulich in ausgewählte Phänomene der Natur und Kultur ein. Es galt als das Grundlagenwerk der philanthropischen Pädagogik. der macht wohl die Kirschen? – Bei dem silhouettirten WellingtonWellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852) will er wißen, ob es ein Mohr oder ein Rappe sei? – Er sieht, daß DirichDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859). Mispeln ißt,Er sieht, daß Dirich. Mispeln ißt – Die Mispel ist eine kugelförmige Strauchfrucht. Die Äußerung über seinen Onkel Peter Gustav Lejeune Dirichlet hatte Sebastian Hensel am 8. November 1833 gemacht (Hensel, Tagebücher, S. 48). will auch welche; ihm und BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) schmecken sie nicht; Dir. sagt, Gott was seid Ihr für ungebildete Menschen, daß Euch Mispeln nicht schmecken! – Seb. ganz böse: Du bist selbst ein ungebildeter Mensch, daß Du solche BollenBollen – berlinerisch, Zwiebeln (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 89). ißest! – Neulich liebkoste ich WalternDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) der ganz still neben mir in der Sophaecke saß: Seb: – ich möchte wohl Walterchen sein!

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

d. 23. Es ist vortrefflich ausgefallen, liebster Felix! und Deiner ist viel gedacht worden. Hast Du auch gefühlt, wie wir so ganz bei Dir waren, lieb Herz? – FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) und HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) brachten etwas Wunderschönes zu Stande. Die Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name>die Musik – Fanny Hensel richtete am 22. November 1833 eine musikalische Feier zu Ehren der heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik, aus. Sie führte darin ihre am 21. und 22. November 1833 komponierte Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 mit lebenden Bildern auf. Siehe dazu ihre eigene Beschreibung in Brief gb-1833-11-23-01 Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. und 23. November 1833. war sehr zart und lieblich und wurde von allen Seiten gut ausgeführt. Die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) stralte von Schönheit, sang prächtig, die Engelein Rose BerendBehrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842), Clärchen JaquesJaques, Charlotte Friederike Clara (1824-1894) waren gar nicht zu verachten, und die kleine TürrschmiedTürrschmidt, Therese (?-1896 (?)) verdarb nichts. Ich will Fanny in der Freude nicht vorgreifen, Dir Bilder und Musik zu beschreiben. – Das Ganze dauerte nur 1/4 Stunde und wurde wiederholt, wo H.Hensel, Wilhelm (1794-1861) dann dieselben Personen anders stellte, vielleicht noch schöner. Keiner war mehr entzückt und ergriffen als SteffensSteffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845); er weinte wie ein Kind und schien außer sich. Ich habe ihm, ohne Hensel zu befragen, die Erlaubniß ertheilt, Fanny zu umarmen. Glücklich, wer zu 60 Jahren noch solche Wärme des Gefühls bewahrt! – Die Steff.Steffens, Johanna (Hanna) (1784-1855) hat Jakobis Enkelin aus PempelfortPempelfortDeutschlandPempelfort – heute ein Düsseldorfer Stadtteil, zu Mendelssohns Zeit noch eine eigenständige Siedlung. gesprochen, die ihr das neue Leben beschrieb, das Du in D.DüsseldorfDeutschland erweckst. Gott segne und erhalte Dich, und laße Dir wohl gelingen was Du unternimmst. – Beckchen hat auch sehr hübsch gesungen. – Fanny behauptet, die Bilder nur unvollständig gesehen zu haben und will, daß ich beschreiben soll. Also: Die FlügelThüren der Schlafstube öffnen |4| sich, die rothen Vorhänge sind zugezogen, die Musik fängt an (hinter den Gardinen) Fanny spielt: es singen die Türrsch.Türrschmidt, Therese (?-1896 (?)), Rebecka, die NöldechenNöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896), die SchätzelDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882), RieseRiese, Heinrich Friedrich August (?-1859), MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) VogtVoigt, Herr (I), noch 1 Tenorist. Bei den Worten <hi rend="latintype">audi et</hi><name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name>audi et – T. 106 in Fanny Hensels Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia HU 272. geht der mittlere Vorhang auf. Im runden Goldrahmen, mit Hintergrund v. blauseidnem Damast sitzt Cecilie an der Orgel. Kostüm: gelb wollnes Kleid, mit schwarzem Sammt, auf dem bunte Steine gestickt, Form ganz nach Raphael, sehr weite offne weiße Atlasermel, herunterhängendes gescheiteltes Haar, nichts auf dem Kopf als ein Heiligenschein. Stummes Bild. Beim „<hi rend="latintype">meum</hi>“<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name> geht der Vorhang zu. Mit dem Gesang, deßen erste Takte Cecilie noch hinter dem Vorhang singt, öffnet er sich wieder, sie erscheint mit 3 Engeln, die weißgekleidet, mit Edelsteinen geschmückt sind, 2 haben Notenblätter in Händen und singen wirklich. Der 3. trägt einen Palmenzweig. Cecilia sitzt, die Engel sind reizend um sie gruppirt. Als sie sang, sah sie wirklich verklärt aus. – Die Wiederholung war noch schöner, da sie kniete und fast die ganze Figur sichtbar wurde. Beim 2. Bilde hielt sie die Arme kreuzweis auf der Brust und hob sie zum Alleluja gen Himmel. Die Engel knieten, und vereinten sich durch Faßen der Hände. Nun stand die Hauptfigur, die andern blickten zu ihr empor. Dies war am vortheilhaftesten für alle, denn die Fülle der Gestalt der DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882), und die Reinheit des Profils der RosaBehrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842) traten so am Bedeutendsten heraus. – – Fanny hat noch die größten Rosinen im Kopf, und ihre Idee find ich lüminos.lüminos – von frz. lumineux, vortrefflich. Vielleicht kannst Du sie ihr abstehlen. In Düß.DüsseldorfDeutschland hättet Ihr eine Goldgrube dadurch. Zu jedem Chor des Alex.fests<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name> näml. ein Bild zu stellen, da ein jeder wirkl. den malerischsten Stoff und theils die reizendsten, theils grandiosesten Bilder und Kostüme liefern könnte. Führ dies einmal zu Deinem Benefiz auf. Fanny meynt, es wäre eine Sache für unsern Gartensaalunsern Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein (Leipzig. Musik und Stadt. Studien und Dokumente, Bd. 2), Leipzig 2006, S. 48 f. und wenn wir uns mit den Kosten zusammen thäten, denn das geht ins grandissimo. Aber ein prächtiger Gedanke! Die erste Idee stammt doch immer v. Dir.

Um Dir Albert FranksFranck, Friedrich Albert (1809-1896) genre zu zeigen: er schreibt neulich seinem BruderFranck, Georg Hermann (1802-1855) (Du weißt er ist Mediciner)Albert Franks … er ist Mediciner – Albert Franck studierte seit Michaelis 1833 (Wintersemester 1833/34) Medizin an der Universität Berlin (»Verzeichniß der Studirenden«, in: Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden auf der Königl. Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Auf das Winterhalbejahr von Michaelis 1833 bis Ostern 1834, Berlin 1834, S. 11). „schon 24 Jahr und noch nichts für die Sterblichkeit gethan!“<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110657" style="hidden" type="dramatic_work">Don Carlos, Infant von Spanien</name>„schon 24 Jahr … gethan!“ – Anspielung auf Friedrich Schillers Dramatisches Gedicht Don Carlos, Leipzig 1787. Dort äußert sich der Titelheld im zweiten Akt, zweite Szene, wie folgt: »Dreiundzwanzig Jahre, / Und nichts für die Unsterblichkeit gethan!« Albert Franck war am 11. November 1833 24 Jahre alt geworden. Ich finde das prächtig komisch. Er ist auch fanatico per la musica.fanatico per la musica – ital., begeistert von Musik.

Sebast.Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) wohnte der Probe gestern um 6 bei und war ganz verzaubert v. d. DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) die er ordentlich anstaunte. Bei der Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name> sagte er: die Frauen singen schön, aber die Männer sind häßlich. – Cela promet.Cela promet – frz., Dieses verspricht; im Sinne von: Das ist vielversprechend. Endlich ein wirkliches Lebewohl und die Bitte uns Deine Festivitäten eben so genau zu beschreiben. – Hast Du noch immer keine Aussicht zu einem Operntext? Grüße an die Freunde.

            Berlin 22 November Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter andern das von Fanny diesen Abend zu gebende Fest. Sie ist wirklich sinnreich und talentvoll wie es selten bei Frauen gefunden wird, und liebt Dich unbeschreiblich, obwohl das Wort unsrer Bigot galt und gilt: on ne parlerait que de Fanny s’il n’y avait pas de Felix au monde! Sie hat Dir Deine schöne Erfindung: Bilder und Töne zu verschmelzen, gleich abgestohlen und wir sind, obwohl alles im verjüngten Maßstabe erscheinen wird, auf den Effekt begierig. Morgen schreiben Dir wohl alle davon; so gut es ersonnen, gehört zu aller Produktion die glückliche Stunde des Gelingens bei der Mitwirkung vieler, wo ein Nichts störend eingreift. Jeden Falls ist Fannys Aßociation mit der Decker etwas höchst erfreuliches; ihre Talente machen sich durch einander geltend und sie ermuntern sich zu immer neuer Thätigkeit: Fannys Annregung zu komponiren wird größer, da sie eine so herrliche Ausübende zur Hand hat, und die Begleitung bei der Decker erhält sie in Aufmerksamkeit und erhebt ihre Kräfte. Sonst hätte sie’s schwerlich gewagt, eine Oper vom Blatt zu accompagniren, wie sie vorgestern im Opferfest gethan: obenein als sie eben vom diner kam. Die Muße und Lust der Decker, ja ihr Reichthum kömmt ihr zu Statten; so läßt sie sich zur heutigen Erscheinung ein vollständiges Kostüm nach Raphaels Cecilie machen und wird gewiß wie ein Engel aussehen. Doch das wird Dir Kleeblatt genugsam erzählen. Närrisch genug, daß nach der allgemeinen Briefschreiberei nun ein jeder sein Blättchen in petto behält. Es hat seine Nach- wie Vortheile.
Hast Du denn unter den in London acquirirten Händels den Saul? Das ist ja eine Hauptmusik! wir hörten gestern 2 Theile davon mit großem Entzücken (zum 3. wars zu unerträglich heiß. ) Die Chöre scheinen mir, wie sonst bei ihm, nicht vorzuherrschen; aber dafür sind ganz göttliche Solo- und Instrumentalsachen und mehr Charakteristik der Personen als vielleicht in irgend einem andern seiner Werke. Jonathan und David, weich, zart, gefühlvoll, anmuthig, kaum der Löwe Händel zu erkennen, und Zwischenspiele der sogenannten Sinfonien, kraftvoll und herrlich! Auch ist es sehr gut dialogisirt, fast dramatisch, kurz, wieder neu. – Rungenhägelchen nahm sich heraus, im 1. Theil Chöre zu machen, die freilich nur Wiederholung der Solis sind, es ist aber doch kühn von dem Schwachmatikus! er stand so beim Dirigiren, daß der beste Orang Outang von ihm hätte Lektion nehmen können. Aber die Fülle und Pracht des Chors macht mich immer wehmüthig, Felix! Diese Herrlichkeit wäre unter Dir zum Riesenkoloß gewachsen! – Die Hauptprobe soll noch schändlich gegangen sein: Der breite Strom reißt bei der Aufführung freilich alles fort: doch wo Nüancen, Feinheiten? Eins ist merkwürdig; nur beim Einüben der Paßion verbreitete sich vorher eine Meinung im Publikum; über Salomon voriges Jahr, über Saul diesmal hörte man vorher nicht die Silbe, und es sind doch dieselben 4 bis 500 Menschen die unter Dir sangen. Schlimm, schlimm, daß nichts vollkommen in der Welt sein soll! Du mußt Dir nun mühsam heranbilden, was hier in Ueppigkeit besteht und nur etwas vortrefflicher sein dürfte, um für untadelig zu gelten! – Ach wär ich heute nur ein Mäuschen in Düßeldorf! – Du erzählst von so vielen Störungen, mein Schatz! Kannst Du nicht einen Vormittag oder Abend in der Woche festsetzen, wo Du zu sprechen bist? Es ist fast nicht möglich, Ruhe zum Selbstschaffen und Denken zu gewinnen, wenn man nie vor Unterbrechungen gesichert ist, und die kostbarste Zeit der Unbescheidenheit jedes Lästigen anheim gegeben wird. Bedenks und richte Dirs oekonomisch ein. Du bist jetzt in den Jahren schönster Blüte und alles ist darauf gespannt. Verzeih, daß ich Dir auch in der Entfernung Rath gebe, und laß mir die liebe Täuschung, als lebtest Du noch unter meinem Dach, und die Zeit Deiner Kindheit und Nähe beglückte mich noch!
Zelters 2. Theil aus dem ich Vater vorgestern mehr als 100 Seiten las, fängt etwas intereßanter an; doch habe ich weit Bedeutenders erwartet. Wenn Goethe einen dazu nicht berechtigen und verwöhnen sollte. Ein bischen macht ers doch auch wie die Genlis die mir sagte; les gens qui se mettent en correspondance avec moi sont bien attrapés; dès qu’une bonne idée me vient, je l’efface de mes lettres pour la garder pour mes ouvrages. Ich dachte mir, daß sie Kunst- und Welterscheinungen weit tiefer und geistreicher behandeln würden. Auch scheint dies allgemeines Urtheil zu sein. Der Buchhändler macht bisjetzt schlechte Geschäfte damit. – In wenigen Wochen kömmt schon der 3. Theil. – Varnhagen hat mir für Dich abermals ein Büchelchen gegeben: Sprüche des Silesius und St. Martin’s, mit vielen Anstrichen und wenigen Anmerkungen Rahels, von ihm neu edirt. Das heißt doch die Abgötterei zu weit treiben, sogar Anstriche (eine Mode, die sie selbst bei Zeitungen, nämlich französ. qui font penser, ins Weiteste trieb) als intereßanten Gegenstand hervorzuheben und zu veröffentlichen!
 Da ich Paul neulich bei Dir anklatschte, muß ich ihm nun auch eine Ehrenerklärung geben. Seit seine Dulcinea zurück ist, plaudert Papageno wieder; so gut thun kleine malheurs! Vater zeigt eine besondre Mildigkeit gegen ihn, seit er ihn einmal bei Tisch, wo er bei hartnäckigem Schweigen, Andrer Reden durch krittelnde Töne und gesten herabsetzte, schrecklich angefahren. Es erinnerte uns an Vaters eigne Brummereien und stumme Kritiken, denen L. Robert einmal entgegnete: ja, das ist keine Kunst! wenn man gar nichts sagt, kann man auch nichts Dummes sagen! Monsieur père’s Diner ist übrigens sehr schlecht abgelaufen. Die Person kostete 2 rt., er hatte Hempel, Gans, Eichborn, Hensel und Dirichlet zu Gästen, das Eßen war gräßlich, das Gegentheil von magnifique et pas cher. Gans und Hempel kamen noch mit, machten eine Partie wo Vater viel verlor, kurz, faule Fische!
Sebastian denkt alle Tage treulichst an Dich, lieber Felix! und rührt mich ordentlich durch sein ewiges Fragen, ob Du noch nicht kömmst. Gestern zeigte ich ihm den Kürschner in Basedow: der macht wohl die Kirschen? – Bei dem silhouettirten Wellington will er wißen, ob es ein Mohr oder ein Rappe sei? – Er sieht, daß Dirich. Mispeln ißt, will auch welche; ihm und Beckchen schmecken sie nicht; Dir. sagt, Gott was seid Ihr für ungebildete Menschen, daß Euch Mispeln nicht schmecken! – Seb. ganz böse: Du bist selbst ein ungebildeter Mensch, daß Du solche Bollen ißest! – Neulich liebkoste ich Waltern der ganz still neben mir in der Sophaecke saß: Seb: – ich möchte wohl Walterchen sein!
d. 23. Es ist vortrefflich ausgefallen, liebster Felix! und Deiner ist viel gedacht worden. Hast Du auch gefühlt, wie wir so ganz bei Dir waren, lieb Herz? – Fanny und Hensel brachten etwas Wunderschönes zu Stande. Die Musik war sehr zart und lieblich und wurde von allen Seiten gut ausgeführt. Die Decker stralte von Schönheit, sang prächtig, die Engelein Rose Berend, Clärchen Jaques waren gar nicht zu verachten, und die kleine Türrschmied verdarb nichts. Ich will Fanny in der Freude nicht vorgreifen, Dir Bilder und Musik zu beschreiben. – Das Ganze dauerte nur 1/4 Stunde und wurde wiederholt, wo H. dann dieselben Personen anders stellte, vielleicht noch schöner. Keiner war mehr entzückt und ergriffen als Steffens; er weinte wie ein Kind und schien außer sich. Ich habe ihm, ohne Hensel zu befragen, die Erlaubniß ertheilt, Fanny zu umarmen. Glücklich, wer zu 60 Jahren noch solche Wärme des Gefühls bewahrt! – Die Steff. hat Jakobis Enkelin aus Pempelfort gesprochen, die ihr das neue Leben beschrieb, das Du in D. erweckst. Gott segne und erhalte Dich, und laße Dir wohl gelingen was Du unternimmst. – Beckchen hat auch sehr hübsch gesungen. – Fanny behauptet, die Bilder nur unvollständig gesehen zu haben und will, daß ich beschreiben soll. Also: Die FlügelThüren der Schlafstube öffnen sich, die rothen Vorhänge sind zugezogen, die Musik fängt an (hinter den Gardinen) Fanny spielt: es singen die Türrsch., Rebecka, die Nöldechen, die Schätzel, Riese, Marx Vogt, noch 1 Tenorist. Bei den Worten audi et geht der mittlere Vorhang auf. Im runden Goldrahmen, mit Hintergrund v. blauseidnem Damast sitzt Cecilie an der Orgel. Kostüm: gelb wollnes Kleid, mit schwarzem Sammt, auf dem bunte Steine gestickt, Form ganz nach Raphael, sehr weite offne weiße Atlasermel, herunterhängendes gescheiteltes Haar, nichts auf dem Kopf als ein Heiligenschein. Stummes Bild. Beim „meum“ geht der Vorhang zu. Mit dem Gesang, deßen erste Takte Cecilie noch hinter dem Vorhang singt, öffnet er sich wieder, sie erscheint mit 3 Engeln, die weißgekleidet, mit Edelsteinen geschmückt sind, 2 haben Notenblätter in Händen und singen wirklich. Der 3. trägt einen Palmenzweig. Cecilia sitzt, die Engel sind reizend um sie gruppirt. Als sie sang, sah sie wirklich verklärt aus. – Die Wiederholung war noch schöner, da sie kniete und fast die ganze Figur sichtbar wurde. Beim 2. Bilde hielt sie die Arme kreuzweis auf der Brust und hob sie zum Alleluja gen Himmel. Die Engel knieten, und vereinten sich durch Faßen der Hände. Nun stand die Hauptfigur, die andern blickten zu ihr empor. Dies war am vortheilhaftesten für alle, denn die Fülle der Gestalt der Decker, und die Reinheit des Profils der Rosa traten so am Bedeutendsten heraus. – – Fanny hat noch die größten Rosinen im Kopf, und ihre Idee find ich lüminos. Vielleicht kannst Du sie ihr abstehlen. In Düß. hättet Ihr eine Goldgrube dadurch. Zu jedem Chor des Alex. fests näml. ein Bild zu stellen, da ein jeder wirkl. den malerischsten Stoff und theils die reizendsten, theils grandiosesten Bilder und Kostüme liefern könnte. Führ dies einmal zu Deinem Benefiz auf. Fanny meynt, es wäre eine Sache für unsern Gartensaal und wenn wir uns mit den Kosten zusammen thäten, denn das geht ins grandissimo. Aber ein prächtiger Gedanke! Die erste Idee stammt doch immer v. Dir.
Um Dir Albert Franks genre zu zeigen: er schreibt neulich seinem Bruder (Du weißt er ist Mediciner) „schon 24 Jahr und noch nichts für die Sterblichkeit gethan!“ Ich finde das prächtig komisch. Er ist auch fanatico per la musica.
Sebast. wohnte der Probe gestern um 6 bei und war ganz verzaubert v. d. Decker die er ordentlich anstaunte. Bei der Musik sagte er: die Frauen singen schön, aber die Männer sind häßlich. – Cela promet. Endlich ein wirkliches Lebewohl und die Bitte uns Deine Festivitäten eben so genau zu beschreiben. – Hast Du noch immer keine Aussicht zu einem Operntext? Grüße an die Freunde.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1833-11-19-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1833-11-19-02" xml:id="title_db057b24-9edb-40a2-9e14-1f3bd3095905">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 22. und 23. November 1833</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_b6a13651-089b-49f7-a596-db39493d0c16">Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a0739143-84d9-4386-bd36-e64c34d0d4b1">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1833-11-14-01" type="precursor" xml:id="title_0cb530eb-ebcd-4cac-afff-782df25589f5">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1833</title> <title key="fmb-1833-11-28-01" type="successor" xml:id="title_1c6cf02b-ece5-4ae5-921f-a2a8c058b8d7">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 28. November 1833</title> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_cfd8205d-d226-4861-899e-13d75b2e4541"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_d5fabe95-12ff-4449-b120-9b9973578af3"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 28/148.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1833-11-23-02" type="letter" xml:id="title_d8b5ac1a-80c1-42bf-9a01-5c67a858cbcb">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 22. und 23. November 1833</title> <incipit>Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, liebster Sohn! und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Lea Mendelssohn Bartholdy legte ihren Brief dem Brief des Verlages Breitkopf &amp; Härtel an Abraham Mendelssohn Bartholdy vom 21. November (Autograph, GB-Ob, M.D.M. d. 28/147) bei und notierte auf diesem die Adresse: »Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy / in / Düsseldorf / frei«. Sie versah den Brief der Verleger unterhalb der Unterschrift mit folgendem Kommentar: »Vater schickt Dir diesen Br. und bittet, das Nöthige nach Leip. zu schreiben, Fanny sagt, die Stimmen seien nicht hier«. Aus dem Brief geht hervor, dass die Verleger beabsichtigten, die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), in einem Leipziger Konzert aufführen zu lassen. Dabei handelte es sich um ein von dem Sänger Franz Hauser veranstaltetes »Extra-Concert« zum Besten der Hinterbliebenen des 1828 gestorbenen Sängers Joseph Höfler am 2. Dezember 1833 im Leipziger Hôtel de Pologne. Die <hi rend="italic">Hebriden</hi> konnten nicht gespielt werden, da die Noten nicht aus Berlin geschickt wurden. Siehe dazu Brief gb-1833-12-04-01 Breitkopf &amp; Härtel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Leipzig, 4. Dezember 1833, und Brief gb-1833-12-05-01 Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Leipzig, 5. Dezember 1833.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="letter">Brief des Verlags Breitkopf &amp; Härtel an Abraham Mendelssohn Bartholdy vom 21. November 1833; heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. d. 28/147.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-11-22" xml:id="date_3125a1d2-babf-4c82-b9b5-b396e3c07c36">22.</date> und <date cert="high" when="1833-11-23" xml:id="date_003a9a26-f8f8-44cb-97d4-361dd7224b0f">23. November 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_049db293-1c4c-473a-91c3-37ec8d4990eb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_20cacdeb-87e4-49cb-a6de-eea27a89756c"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_a78a8210-4040-46e4-a410-4f2b760ae4b5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2bd59b8d-e589-4a98-ae6a-5b479371d726"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_0f9bed1a-42ea-4aeb-bff9-c6ec0f3e740d"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_b596cb3f-e3b4-4774-bc54-d5ae4c32d832">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_624e737e-2861-44d4-ba3c-08cee564ad5c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1833-11-22" xml:id="date_1d8b001b-b304-4cb5-a520-0fb38a8dd11c">22 November</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Es ist mir so, als müßte ich Dir heute schreiben, <seg type="salute">liebster Sohn!</seg> und Dir Glück und Gelingen zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_22af076b-7598-4a53-9424-a33405991973" xml:lang="de">zum ersten öffentlichen Auftreten im Amt – Am 22. November 1833 dirigierte Mendelssohn anlässlich des Cäcilientags sein erstes Konzert des Vereins zur Beförderung der Tonkunst in Düsseldorf (vgl. Kortländer, Konzerte in Düsseldorf, S. 184). Siehe Mendelssohns Beschreibung des Ereignisses im Brief fmb-1833-11-28-01 (Brief Nr. 820) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 28. November 1833. Mendelssohn war seit dem 1. Oktober 1833 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf.</note> wünschen. Wie sehr wir uns mit diesem Tage beschäftigen, beweist Dir unter andern das von <persName xml:id="persName_638786d3-c391-4bec-a80d-a1cd12ab791f">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> <date cert="high" when="1833-11-22" xml:id="date_1891d452-beea-4b30-bf5f-fb31a961b719">diesen Abend</date> zu gebende Fest.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1d51bcf5-f9bb-43ce-88a4-28af5b4f131c" xml:lang="de">das von Fanny diesen Abend zu gebende Fest – Fanny Hensel richtete am 22. November 1833 eine musikalische Feier zu Ehren der heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik, aus. Sie führte darin ihre am 21. und 22. November 1833 komponierte Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 mit lebenden Bildern auf. Siehe dazu ihre eigene Beschreibung in Brief gb-1833-11-23-01 Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. und 23. November 1833.</note> Sie ist wirklich sinnreich und talentvoll wie es selten bei Frauen gefunden wird, und liebt Dich unbeschreiblich, obwohl das Wort unsrer <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_398884ea-0a41-4c52-b7b9-b76867cfecc3">Bigot<name key="PSN0109945" style="hidden" type="person">Bigot de Morogues, Anne Marie Catherine Salomé (1786-1820)</name></persName></hi> galt und gilt: <hi rend="latintype">on ne parlerait que de Fanny s’il n’y avait pas de Felix au monde</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_abd58666-3222-4520-9881-d8ee5c4962cc" xml:lang="fr ">on ne parlerait que de Fanny s’il n’y avait pas de Felix au monde! – frz., man spräche nur von Fanny wenn es keinen Felix auf der Welt gäbe!</note> Sie hat Dir Deine schöne Erfindung: Bilder und Töne zu verschmelzen, gleich abgestohlen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_17621ded-4eba-48f5-add8-7ff6f7d06564" xml:lang="de">Deine schöne Erfindung: Bilder und Töne zu verschmelzen, gleich abgestohlen – Mendelssohn hatte im Brief fmb-1833-10-28-01 (Brief Nr. 810) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833, ausführlich über seine Aufführung von Chören aus Georg Friedrich Händels Oratorium Israel in Egypt HWV 54 mit lebenden Bildern berichtet (weiterführend siehe Kommentar zu Brief gb-1833-11-02-02 Fanny Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 2. November 1833, Z.: Euer Fest). Lebende Bilder (frz. tableaux vivants) waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts beliebte Darstellungen von Werken der Malerei und Plastik durch lebende Personen. Fanny Hensel führte ihre Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 am 22. November 1833 ebenfalls mit lebenden Bildern auf.</note> und wir sind, obwohl alles im verjüngten Maßstabe erscheinen wird, auf den Effekt begierig. <date cert="high" when="1833-11-23" xml:id="date_665652c4-03c1-4c83-98af-34c73be58b62">Morgen</date> schreiben Dir wohl alle davon; so gut es ersonnen, gehört zu aller Produktion die glückliche Stunde des Gelingens bei der Mitwirkung vieler, wo ein Nichts störend eingreift. Jeden Falls ist Fannys Aßociation<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8ab36b57-f161-49e8-96f0-7341e9aa2fdb" xml:lang="de">Aßociation – frz. association, Verbindung.</note> mit der <persName xml:id="persName_16925945-84ba-4e06-adea-747bb7bc527e">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dcd57889-0798-4d4d-8023-7f66f806f945" xml:lang="de">Fannys Aßociation mit der Decker – Möglicherweise hatte die gemeinsame Konzerttätigkeit von Fanny Hensel und der Sopranistin Pauline Decker mit Fanny Hensels Aufführung von Glucks Oper Orphée et Euridice im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 am 9. Mai 1833 begonnen. Fanny Hensel richtete im zweiwöchentlichen Rhythmus ihre Sonntagsmusiken aus, die Sopranistin Pauline Decker veranstaltete im Herbst 1833 / Frühjahr 1834 jeweils mittwochs Musikaufführungen. Lea Mendelssohn Bartholdy bezeichnete das gemeinsame Musizieren der Musikerinnen als eine »für beide […] sehr glückliche Vereinigung«: »Beide haben alle 14 Tage Musik und stehen sich bei. Fanny begleitet dort Opern und jene singt ihr was und wie sies haben will, denn zu ihrer herrlichen Stimme und Musikfähigkeit hat sie auch die größte Gefälligkeit, Bildbarkeit und Eingehen in das zu Lernende; an Gedächtniß und vom Blatt singen hat sie ebenfalls wenige ihres Gleichen, so wie Fanny« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308).</note> etwas höchst erfreuliches; ihre Talente machen sich durch einander geltend und sie ermuntern sich zu immer neuer Thätigkeit: Fannys Annregung zu komponiren wird größer, da sie eine so herrliche Ausübende zur Hand hat, und die Begleitung bei der Decker erhält sie in Aufmerksamkeit und erhebt ihre Kräfte. Sonst hätte sie’s schwerlich gewagt, eine Oper vom Blatt zu accompagniren, wie sie <date cert="high" when="1833-11-20" xml:id="date_82ba42d5-f87e-4222-bb5a-f7d0c8e6df60">vorgestern</date> im <title xml:id="title_6c72be26-dcb5-4b2c-ae61-fc6a27db8357">Opferfest<name key="PSN0115815" style="hidden" type="author">Winter, Peter von (1754–1825)</name><name key="CRT0111308" style="hidden" type="music">Das unterbrochene Opferfest</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21452e68-c759-4fb3-a5e8-6c6d1fc94f87" xml:lang="de">vorgestern im Opferfest – Pauline Deckers Aufführung von Peter von Winters Oper Das unterbrochene Opferfest fand am 20. November 1833 in deren Wohnung in der Wilhelmsstraße 75 statt.</note> gethan: obenein als sie eben vom <hi rend="latintype">diner</hi> kam. Die Muße und Lust der Decker, ja ihr Reichthum kömmt ihr zu Statten; so läßt sie sich zur heutigen Erscheinung ein vollständiges Kostüm nach <title xml:id="title_221f4d3f-52c2-4699-891e-65ddd6587711">Raphaels Cecilie<name key="PSN0114060" style="hidden" type="author">Raffael (eigtl. Raffaello Santi) (1483–1520)</name><name key="CRT0110388" style="hidden" type="art">Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes Evangelist, Augustinus und Magdalena</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_37e4e336-482b-4431-a213-33eb998d50eb" xml:lang="de">Raphaels Cäcilie – Raffaels Gemälde Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes Evangelist, Augustinus und Magdalena (heutiger Standort: Bologna, Pinacoteca Nazionale, Inventar-Nr. 577).</note> machen und wird gewiß wie ein Engel aussehen. Doch das wird Dir <persName xml:id="persName_255603ff-1b99-4e20-ad84-a9f2f4fb60af">Kleeblatt<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> genugsam erzählen. Närrisch genug, daß nach der allgemeinen Briefschreiberei nun ein jeder sein Blättchen in <hi rend="latintype">petto</hi> behält. Es hat seine Nach- wie Vortheile.</p> <p>Hast Du denn unter den in <placeName xml:id="placeName_f74af44f-67a8-453b-a112-ad53c2ff50db">London<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> <hi rend="latintype">acquirirten</hi> <persName xml:id="persName_fdba8443-c5fd-4d0a-adfd-33314c0fe675">Händels<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_44a610fa-14da-4d87-955e-f12c500ad52d" xml:lang="de">den in London acquirirten Händels – Mendelssohn hatte im Juni 1833 zahlreiche ältere Drucke der Werke von Georg Friedrich Händel in London erworben. Siehe Brief fmb-1833-06-22-01 (Brief Nr. 739) Felix Mendelssohn Bartholdy an George Frederick Anderson in London, London, 22. Juni 1833.</note> den <title xml:id="title_a9b78461-1614-4046-96f9-adf0034ed487">Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name></title>? Das ist ja eine Hauptmusik! wir hörten <date cert="high" when="1833-11-21" xml:id="date_14bca5e0-74ae-48ad-a6bd-06cfca23dca0">gestern</date> 2 Theile davon<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2df4f95-bc8c-4e4b-963d-156c5af3e0eb" xml:lang="de">Saul … wir hörten gestern 2 Theile davon – Georg Friedrich Händels dreiaktiges Oratorium Saul HWV 53 wurde am 21. November 1833 von der Sing-Akademie unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen aufgeführt (Ankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 250, 25. Oktober 1833; Rezension der Aufführung ebenda, Nr. 275, 23. November 1833).</note> mit großem Entzücken (zum 3. wars zu unerträglich heiß.) Die Chöre scheinen mir, wie sonst bei ihm, nicht vorzuherrschen; aber dafür sind ganz göttliche Solo- und Instrumentalsachen und mehr Charakteristik der Personen als vielleicht in irgend einem andern seiner Werke. Jonathan und David,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d543163-29d3-4814-8b7f-d3c46bd494aa" xml:lang="de">Jonathan und David – Rollen im Oratorium Saul (Tenor und Countertenor), sie wurden von Eduard Mantius und der Altistin Auguste Türrschmidt vorgetragen; Jonathan ist Sauls Sohn.</note> weich, zart, gefühlvoll, anmuthig, kaum der Löwe <persName xml:id="persName_a21f18a7-95a4-4e3b-9f3f-e5436aee9d47">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> zu erkennen, und Zwischenspiele der sogenannten Sinfonien, kraftvoll und herrlich! Auch ist es sehr gut dialogisirt, fast dramatisch, kurz, wieder neu. – <persName xml:id="persName_fe0c2bad-09cc-4290-b55a-0a513d5c3c6b">Rungenhägelchen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> nahm sich heraus, im 1. Theil Chöre zu machen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a70c3a7a-7bd7-41b2-9e49-c8c067d94322" xml:lang="de">Rungenhägelchen nahm sich heraus, im 1. Theil Chöre zu machen – In der Spenerschen Zeitung Nr. 275 vom 23. November 1833 heißt es dazu: »Der Herr Director Rungenhagen hat deshalb auch sehr angemessen und umsichtig den Chor, welcher in der Mitte des ersten Theils gänzlich unbeschäftigt war, an der Handlung thätigen Theil nehmen lassen, ohne Melodie und Harmonie der Original-Composition im mindesten zu verändern.« Einige Arien-Passagen wurden mit dem gesamten Chor wiederholt.</note> die freilich nur<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Wiederholung der Solis sind, es ist aber doch kühn von dem Schwachmatikus! er stand so beim Dirigiren, daß der beste Orang Outang von ihm hätte Lektion nehmen können. Aber die Fülle und Pracht des <placeName xml:id="placeName_7a00e51a-3401-4deb-990d-b02be9855c82">Chors<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> macht mich immer wehmüthig, Felix! Diese Herrlichkeit wäre unter Dir zum Riesenkoloß gewachsen! – Die Hauptprobe soll noch schändlich gegangen sein: Der breite Strom reißt bei der Aufführung freilich alles fort: doch wo Nüancen, Feinheiten? Eins ist merkwürdig; nur beim Einüben der <title xml:id="title_70105c78-6697-4b87-93c4-d888ceec740d">Paßion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> verbreitete sich vorher eine Meinung im Publikum;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a38accd8-e514-4f34-abcc-337235a5b3f0" xml:lang="de">beim Einüben der Paßion verbreitete sich vorher eine Meinung im Publikum – J. S. Bachs Matthäus-Passion BWV 244 wurde am 11. März 1829 auf Initiative von Felix Mendelssohn Bartholdy und Eduard Devrient durch die Sing-Akademie in Berlin aufgeführt. Die Vorbereitung der Aufführung wurde durch eine Serie von Beiträgen über die Komposition in der von Adolph Bernhard Marx herausgegebenen Berliner Allgemeinen Musikalischen Zeitung begleitet. Weiterführend siehe Geck, Die Wiederentdeckung der Matthäuspassion, passim.</note> über <title xml:id="title_1418cd2f-6580-46a0-b205-86136cb7e83f">Salomon<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109020" style="hidden" type="music">Solomon HWV 67</name></title> voriges Jahr,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f43a9f1d-5cfb-45bb-9501-3ddec5d496fa" xml:lang="de">Salomon voriges Jahr – Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium Solomon HWV 67 am 22. November 1832 durch die Sing-Akademie in Berlin (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXII). </note> über <title xml:id="title_891d20d8-19ba-4dc9-abc5-4024a8ece1ea">Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name></title> diesmal hörte man vorher nicht die Silbe, und es sind doch dieselben 4 bis 500 Menschen die unter Dir sangen. Schlimm, schlimm, daß nichts vollkommen in der Welt sein soll! Du mußt Dir nun mühsam heranbilden, was hier in Ueppigkeit besteht und nur etwas vortrefflicher sein dürfte, um für untadelig zu gelten! – Ach wär ich heute nur ein Mäuschen in <placeName xml:id="placeName_cf963dd3-52e7-4889-9784-fb06c0bd8457">Düßeldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>! – Du erzählst von so vielen Störungen, mein Schatz! Kannst Du nicht einen Vormittag oder Abend in der Woche festsetzen, wo Du zu sprechen bist? Es ist fast nicht möglich, Ruhe zum Selbstschaffen und Denken zu gewinnen, wenn man nie vor Unterbrechungen gesichert ist, und die kostbarste Zeit der Unbescheidenheit jedes Lästigen anheim gegeben wird. Bedenks und richte Dirs oekonomisch ein. Du bist jetzt in den Jahren schönster Blüte und alles ist darauf gespannt. Verzeih, daß ich Dir auch in der Entfernung Rath gebe, und laß mir die liebe Täuschung, als lebtest Du noch unter meinem Dach, und die Zeit Deiner Kindheit und Nähe beglückte mich noch!</p> <p><persName xml:id="persName_bf60fa58-85ad-4e55-ac27-068e4ab3d363">Zelters<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> <title xml:id="title_335b7f1b-b005-495d-9f15-6ce10c2df533">2. Theil<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_89e8fa27-9380-4678-bfb6-018a4a639bfc" xml:lang="de">Zelters 2. Theil – der zweite Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34. Der 1833 erschienene Band umfasst die Korrespondenz der Jahre 1812 bis 1818.</note> aus dem ich <persName xml:id="persName_58c13dec-63a9-4990-b598-c5c462af14c3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <date cert="high" when="1833-11-20" xml:id="date_3940d762-50f3-4963-bb2a-e8f9edbf895a">vorgestern</date> mehr als 100 Seiten las, fängt etwas intereßanter an; doch habe ich weit Bedeutenders erwartet. Wenn <persName xml:id="persName_36565f69-914c-436a-a9d4-cfd6ea5d5776">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> einen <hi n="1" rend="underline">dazu</hi> nicht berechtigen und verwöhnen sollte. Ein bischen macht ers doch auch wie die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c1dcec14-bb57-4bf9-b293-e597d0cbfb24">Genlis<name key="PSN0116807" style="hidden" type="person">Genlis, Caroline Stéphanie Felicité (1746-1830)</name></persName></hi> die mir sagte; l<hi rend="latintype">es gens qui se mettent en correspondance avec moi sont bien attrapés; dès qu’une bonne idée me vient, je l’efface de mes lettres pour la garder pour mes ouvrages</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bb257fb1-8a65-4d2e-ab41-bbdc2c4ccfa3" xml:lang="fr ">les gens qui se mettent … mes ouvrages – frz., die Menschen, die mit mir eine Korrespondenz führen sind schön reingefallen; sobald ich eine gute Idee habe, lösche ich sie aus meinen Briefen um sie für meine großen Werke aufzubewahren.</note> Ich dachte mir, daß sie Kunst- und Welterscheinungen weit tiefer und geistreicher behandeln würden. Auch scheint dies allgemeines Urtheil zu sein. Der <persName xml:id="persName_111ccd90-40a5-4799-963a-57fa8cc13a51">Buchhändler<name key="PSN0116584" style="hidden" type="person">Duncker, Carl Friedrich Wilhelm (1781-1869)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0e78b28d-6d5f-4996-aded-70bb8fad2c71" xml:lang="de">der Buchhändler – Carl Friedrich Wilhelm Duncker, der Inhaber der Duncker’schen Buchhandlung in Berlin.</note> macht bisjetzt schlechte Geschäfte damit. – In wenigen Wochen kömmt schon der <title xml:id="title_aad89972-e62f-42e7-987f-ee7b12b0c440">3. Theil<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_02428227-3d1a-455e-b2f0-8b3b37c2a6cb" xml:lang="de">der 3. Theil – Der dritte Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, der Ende 1833 in Berlin herauskam (Titelblatt irrt.: 1834), umfasst die Korrespondenz der Jahre 1819 bis 1824.</note> – <persName xml:id="persName_90b47958-77c3-4971-8753-f764a0357ff2">Varnhagen<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> hat mir für Dich abermals ein Büchelchen gegeben: <title xml:id="title_ac4b0d1a-902e-4017-8801-a11968dc5066">Sprüche des Silesius und <hi rend="latintype">St. Martin’s</hi><name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111988" style="hidden" type="literature">Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_446ab0b9-f62f-4471-b0bf-6b377722228b" xml:lang="de">Sprüche des Silesius und St. Martin’s – Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.), hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, mit Bemerkungen von Rahel Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Mendelssohns Exemplar des Buchs ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 301, Nr. 58.</note> mit vielen Anstrichen und wenigen Anmerkungen <persName xml:id="persName_6ddaf18c-a27d-4530-b067-cebf4c52975b">Rahels<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName>, von ihm neu edirt. Das heißt doch die Abgötterei zu weit treiben, sogar Anstriche (eine Mode, die sie selbst bei Zeitungen, nämlich französ. qui font penser,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0e675c24-1c50-4e2c-bb32-d48ec52a6982" xml:lang="fr ">qui font penser – frz., die zum Nachdenken anregen. </note> ins Weiteste trieb) als intereßanten Gegenstand hervorzuheben und zu veröffentlichen! </p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Da ich <persName xml:id="persName_10919059-f0e8-4493-8294-98784fda3522">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> neulich bei Dir anklatschte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41e05897-7d99-4b7c-a27d-5d3a8da30580" xml:lang="de">Da ich Paul neulich bei Dir anklatschte – Lea Mendelssohn Bartholdy erwähnte ihren Sohn Paul und dessen Absicht, sich zu verloben, in Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: »Daß Paul BrummbaßMelodieen anstimmt«.</note> muß ich ihm nun auch eine Ehrenerklärung geben. Seit seine <persName xml:id="persName_20d0e8fd-6df9-495d-91df-fccca4772121">Dulcinea<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_77afacbe-2298-4f6f-ab55-66cb8caa45b0" xml:lang="de">seine Dulcinea – Angespielt wird auf Pauline Louise Albertine Heine, in die Paul Mendelssohn Bartholdy verliebt war. Dulcinea ist Don Quichotes Geliebte in Don Quijote de la Mancha von Miguel de Cervantes Saavedra, 2 Bde., Madrid 1605/15.</note> zurück ist, plaudert <title xml:id="title_f857d365-7208-4b9b-b7b3-3c260a6d6721">Papageno<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title> wieder;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_156b6954-f6d1-4e06-89fc-f376908c88d4" xml:lang="de">plaudert Papageno wieder – Anspielung auf Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620: Tamino und Papageno, mit dem hier auf Paul angespielt wird, bekommen darin eine Probe auferlegt, bei der sie unter Versuchung schweigen müssen. Jedoch bricht Papageno sein Schweigen.</note> so gut thun kleine <hi rend="latintype">malheurs</hi>! Vater zeigt eine besondre Mildigkeit gegen ihn, seit er ihn einmal bei Tisch, wo er bei hartnäckigem Schweigen, Andrer Reden durch krittelnde Töne und gesten herabsetzte, schrecklich angefahren. Es erinnerte uns an Vaters eigne Brummereien und stumme Kritiken, denen <persName xml:id="persName_881383cc-0c3e-458b-93eb-fd23748152ff">L. Robert<name key="PSN0114232" style="hidden" type="person">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name></persName> einmal entgegnete: ja, das ist keine Kunst! wenn man gar nichts sagt, kann man auch nichts Dummes sagen! <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_03fc8468-373c-4153-8e7b-824884f30951">Monsieur père’s<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Diner</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eca6a7e6-6436-4322-90e8-c65780074e79" xml:lang="de">Monsieur père’s Diner – ein von Abraham Mendelssohn Bartholdy am 19. November 1833 ausgerichtetes Diner. Siehe Brief gb-1833-11-19-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 19. November 1833, Z.: »Eigentlich aber bereite mich vor, heute Mittag bei Jagor, mit etwa 400 Personen die Städteordnung zu speisen«.</note> ist übrigens sehr schlecht abgelaufen. Die Person kostete 2 rt., er hatte <persName xml:id="persName_01d2f3f8-8bf6-4c90-9c37-a6cf16db51b8">Hempel<name key="PSN0111870" style="hidden" type="person">Hempel, Georg Friedrich Albert (1791-1836)</name></persName>, <persName xml:id="persName_696a03b5-e7fc-47c5-8aae-3e646813b649">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_e95a6ad4-5979-473b-ae1d-5f198c825b81">Eichborn<name key="PSN0116611" style="hidden" type="person">Eichborn, F. (?-1834)</name></persName>, <persName xml:id="persName_6953d04d-32a6-4034-a318-f97f081d70ca">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0bfbed96-6550-4b2d-83ce-a05949caa917">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi> zu Gästen, das Eßen war gräßlich, das Gegentheil von <hi rend="latintype">magnifique et pas cher</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_08bacb83-f7bb-4002-96e2-d53dc8942634" xml:lang="fr ">magnifique et pas cher – frz., großartig und nicht teuer.</note> Gans und Hempel kamen noch mit, machten eine Partie wo Vater viel verlor, kurz, faule Fische!</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d79b3129-e254-4a38-935f-39dec2dd57db"> <head rend="center"><hi n="1" rend="underline">(<hi rend="latintype">Seba</hi>stiana!)</hi></head> <p><persName xml:id="persName_e4ca60d7-79d0-4599-ad45-7cd9e965cd54">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> denkt alle Tage treulichst an Dich, lieber Felix! und rührt mich ordentlich durch sein ewiges Fragen, ob Du <hi n="1" rend="underline">noch</hi> nicht kömmst. <date cert="high" when="1833-11-21" xml:id="date_ac99e31c-25a1-4855-a6a9-f12578f7d6f7">Gestern</date> zeigte ich ihm den Kürschner in <title xml:id="title_06f509f0-c0e6-4b09-a54e-e6407f291edb">Basedow<name key="PSN0116125" style="hidden" type="author">Basedow, Johann Bernhard (1724–1790)</name><name key="CRT0111679" style="hidden" type="literature">Das Basedowische Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend</name></title>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc9791d9-26ea-407f-a6fb-009ec6e7971d" xml:lang="de">den Kürschner in Basedow – Johann Bernhard Basedows Elementarwerk. Ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß. Zum Unterrichte der Jugend […], 4 Bde., Dessau 1774, enthielt 100 Kupferstiche von Daniel Chodowiecki und führte Kinder anschaulich in ausgewählte Phänomene der Natur und Kultur ein. Es galt als das Grundlagenwerk der philanthropischen Pädagogik.</note> der macht wohl die Kirschen? – Bei dem <hi rend="latintype">silhouettirten <persName xml:id="persName_927237d4-8942-4384-9758-2c23930c98c7">Wellington<name key="PSN0115692" style="hidden" type="person">Wellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852)</name></persName></hi> will er wißen, ob es ein Mohr oder ein Rappe sei? – Er sieht, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ecdda693-b940-4de7-8285-b1820cf6ba4b">Dirich<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>. Mispeln ißt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aa30ae46-e76d-4b0f-bcd9-21ef44d66cf7" xml:lang="de">Er sieht, daß Dirich. Mispeln ißt – Die Mispel ist eine kugelförmige Strauchfrucht. Die Äußerung über seinen Onkel Peter Gustav Lejeune Dirichlet hatte Sebastian Hensel am 8. November 1833 gemacht (Hensel, Tagebücher, S. 48). </note> will auch welche; ihm und <persName xml:id="persName_15a9cd5a-0aa1-4c80-a24a-accb19942d8e">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> schmecken sie nicht; Dir. sagt, Gott was seid Ihr für ungebildete Menschen, daß Euch Mispeln nicht schmecken! – Seb. ganz böse: Du bist selbst ein ungebildeter Mensch, daß Du solche Bollen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a24f2fcf-3a7b-446a-96c6-13ce373c2741" xml:lang="de">Bollen – berlinerisch, Zwiebeln (vgl. Hans Brendicke, Berliner Wortschatz zu den Zeiten Kaiser Wilhelms I., in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 33, Berlin 1897, S. 89).</note> ißest! – Neulich liebkoste ich <persName xml:id="persName_58f3d89f-a17f-4d19-be5d-1c5d0592cb0e">Waltern<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> der ganz still neben mir in der Sophaecke saß: Seb: – ich möchte wohl Walterchen sein!</p> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_1cc351a5-c62a-4f12-8ed5-58435ee5ec93"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_649056a2-45f8-43b8-92e7-fdbae4204b39">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_183cf6f6-0fde-4fb7-9943-fdd62f4807b9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1833-11-23" xml:id="date_7df07cb7-e9c1-4af6-b7d8-bd491db6207f">d. 23.</date></seg> Es ist vortrefflich ausgefallen, <seg type="salute">liebster Felix!</seg> und Deiner ist viel gedacht worden. Hast Du auch gefühlt, wie wir so ganz bei Dir waren, lieb Herz? – <persName xml:id="persName_9a140445-7ba1-4440-9f8f-11f9e53dce7d">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0eb5828e-91d0-4b22-ac56-0551869d3b3a">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> brachten etwas Wunderschönes zu Stande. Die <title xml:id="title_e8fd9383-196f-4547-8d75-e86b0325e7a4">Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_afe38fc2-20b7-4e3c-8520-9736530d90e0" xml:lang="de">die Musik – Fanny Hensel richtete am 22. November 1833 eine musikalische Feier zu Ehren der heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik, aus. Sie führte darin ihre am 21. und 22. November 1833 komponierte Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 mit lebenden Bildern auf. Siehe dazu ihre eigene Beschreibung in Brief gb-1833-11-23-01 Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 21. und 23. November 1833. </note> war sehr zart und lieblich und wurde von allen Seiten gut ausgeführt. Die <persName xml:id="persName_3f46e1f9-d0f0-4899-9abf-e35cdfb0e3db">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> stralte von Schönheit, sang prächtig, die Engelein <persName xml:id="persName_2b816e47-e59e-4d8c-bf74-64d4b32e0833">Rose Berend<name key="PSN0116166" style="hidden" type="person">Behrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ef540075-bdce-4bd3-85bf-e8913f39967b">Clärchen Jaques<name key="PSN0112212" style="hidden" type="person">Jaques, Charlotte Friederike Clara (1824-1894)</name></persName> waren gar nicht zu verachten, und die kleine <persName xml:id="persName_8036da1d-5a8f-49e8-946b-ae684fb6e5e6">Türrschmied<name key="PSN0118465" style="hidden" type="person">Türrschmidt, Therese (?-1896 (?))</name></persName> verdarb nichts. Ich will Fanny in der Freude nicht vorgreifen, Dir Bilder und Musik zu beschreiben. – Das Ganze dauerte nur <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Stunde und wurde wiederholt, wo <persName xml:id="persName_bd7c6be8-1f3a-4eab-a2f1-e5ec0fc8ba04">H.<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> dann dieselben Personen anders stellte, vielleicht noch schöner. Keiner war mehr entzückt und ergriffen als <persName xml:id="persName_f1241268-e7f4-409b-9c33-8296d223cc21">Steffens<name key="PSN0115078" style="hidden" type="person">Steffens, Henrik (Henryk, Heinrich) (1773-1845)</name></persName>; er weinte wie ein Kind und schien außer sich. Ich habe ihm, ohne Hensel zu befragen, die Erlaubniß ertheilt, Fanny zu umarmen. Glücklich, wer zu 60 Jahren noch solche Wärme des Gefühls bewahrt! – Die <persName xml:id="persName_d3dbe02a-02d5-4b15-a02b-4d55c142debe">Steff.<name key="PSN0115077" style="hidden" type="person">Steffens, Johanna (Hanna) (1784-1855)</name></persName> hat Jakobis Enkelin aus <placeName xml:id="placeName_7e574542-22fe-4739-9151-3b7bed5eed69">Pempelfort<settlement key="STM0103461" style="hidden" type="locality">Pempelfort</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_606570df-5bba-4904-bd9b-cfbdfd24c626" xml:lang="de">Pempelfort – heute ein Düsseldorfer Stadtteil, zu Mendelssohns Zeit noch eine eigenständige Siedlung.</note> gesprochen, die ihr das neue Leben beschrieb, das Du in <placeName xml:id="placeName_727efd6c-a2b6-47d0-9143-38db45350540">D.<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> erweckst. Gott segne und erhalte Dich, und laße Dir wohl gelingen was Du unternimmst. – Beckchen hat auch sehr hübsch gesungen. – Fanny behauptet, die Bilder nur unvollständig gesehen zu haben und will, daß ich beschreiben soll. Also: Die FlügelThüren der Schlafstube öffnen<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> sich, die rothen Vorhänge sind zugezogen, die Musik fängt an (hinter den Gardinen) Fanny spielt: es singen die <persName xml:id="persName_3e748cba-8d5e-463d-94d2-4f338e57aa7b">Türrsch.<name key="PSN0118465" style="hidden" type="person">Türrschmidt, Therese (?-1896 (?))</name></persName>, Rebecka, die <persName xml:id="persName_af4bda29-a0cf-4efa-8b9b-d81627910a58">Nöldechen<name key="PSN0113613" style="hidden" type="person">Nöldechen, Antonie Charlotte (1813-1896)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_d36f47b9-e080-41e8-90d1-9c947af4d24f">Schätzel<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, <persName xml:id="persName_30c5a035-b778-41bc-94db-26618d4590f9">Riese<name key="PSN0117955" style="hidden" type="person">Riese, Heinrich Friedrich August (?-1859)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d4c23677-f05e-4ad8-bbb7-23584a5cb442">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> <persName xml:id="persName_aeff787a-2569-413d-93f1-7f202c6e141e">Vogt<name key="PSN0118520" style="hidden" type="person">Voigt, Herr (I)</name></persName>, noch 1 Tenorist. Bei den Worten <title xml:id="title_aec9416c-86a9-4d5a-b756-5d90fe2d2a2a"><hi rend="latintype">audi et</hi><name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_343b26d5-ea3a-4316-8684-ea83288ade60" xml:lang="de">audi et – T. 106 in Fanny Hensels Musik Zum Fest der heiligen Cäcilia HU 272. </note> geht der mittlere Vorhang auf. Im runden Goldrahmen, mit Hintergrund v. blauseidnem Damast sitzt Cecilie an der Orgel. Kostüm: gelb wollnes Kleid, mit schwarzem Sammt, auf dem bunte Steine gestickt, Form ganz nach Raphael, sehr weite offne weiße Atlasermel, herunterhängendes gescheiteltes Haar, nichts auf dem Kopf als ein Heiligenschein. Stummes Bild. Beim <title xml:id="title_39152980-718c-4646-b24d-f709578e7a36">„<hi rend="latintype">meum</hi>“<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name></title> geht der Vorhang zu. Mit dem Gesang, deßen erste Takte Cecilie noch hinter dem Vorhang singt, öffnet er sich wieder, sie erscheint mit 3 Engeln, die weißgekleidet, mit Edelsteinen geschmückt sind, 2 haben Notenblätter in Händen und singen wirklich. Der 3. trägt einen Palmenzweig. Cecilia sitzt, die Engel sind reizend um sie gruppirt. Als sie sang, sah sie wirklich verklärt aus. – Die Wiederholung war noch schöner, da sie kniete und fast die ganze Figur sichtbar wurde. Beim 2. Bilde hielt sie die Arme kreuzweis auf der Brust und hob sie zum <hi rend="latintype">Alleluja</hi> gen Himmel. Die Engel knieten, und vereinten sich durch Faßen der Hände. Nun stand die Hauptfigur, die andern blickten zu ihr empor. Dies war am vortheilhaftesten für alle, denn die Fülle der Gestalt der <persName xml:id="persName_e4a58dab-18ee-4814-a437-2db03f29871d">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, und die Reinheit des Profils der <persName xml:id="persName_158023ac-1ec0-49de-98f6-7dbf6fa19275">Rosa<name key="PSN0116166" style="hidden" type="person">Behrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842)</name></persName> traten so am Bedeutendsten heraus. – – Fanny hat noch die größten Rosinen im Kopf, und ihre Idee find ich lüminos.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5967b22a-6a67-4881-a3aa-3532ddf722a4" xml:lang="de">lüminos – von frz. lumineux, vortrefflich.</note> Vielleicht kannst Du sie ihr abstehlen. In <placeName xml:id="placeName_8d1c0968-ab13-4953-ba21-15bc431c8add">Düß.<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hättet Ihr eine Goldgrube dadurch. Zu jedem Chor des <title xml:id="title_a5eaa58b-657e-4ca2-9228-d66c826f4de7">Alex.fests<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title> näml. ein Bild zu stellen, da ein jeder wirkl. den malerischsten Stoff und theils die reizendsten, theils grandiosesten Bilder und Kostüme liefern könnte. Führ dies einmal zu Deinem Benefiz auf. Fanny meynt, es wäre eine Sache für unsern Gartensaal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0df424fc-0d2d-4818-956f-f0e03b569658" xml:lang="de">unsern Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein (Leipzig. Musik und Stadt. Studien und Dokumente, Bd. 2), Leipzig 2006, S. 48 f.</note> und wenn wir uns mit den Kosten zusammen thäten, denn das geht ins <hi rend="latintype">grandissimo</hi>. Aber ein prächtiger Gedanke! Die erste Idee stammt doch immer v. Dir.</p> <p>Um Dir <persName xml:id="persName_a79f7a52-7704-4abc-bb21-842b1cf72803">Albert Franks<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> genre zu zeigen: er schreibt neulich <persName xml:id="persName_efc2b07b-a30e-4ed6-b314-bff459cc9133">seinem Bruder<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> (Du weißt er ist Mediciner)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_80519dee-b7c9-4490-97c6-d3e9b584d315" xml:lang="de">Albert Franks … er ist Mediciner – Albert Franck studierte seit Michaelis 1833 (Wintersemester 1833/34) Medizin an der Universität Berlin (»Verzeichniß der Studirenden«, in: Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden auf der Königl. Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Auf das Winterhalbejahr von Michaelis 1833 bis Ostern 1834, Berlin 1834, S. 11).</note> <title xml:id="title_c145d901-4524-4008-ae36-bcd0fd30203f">„schon 24 Jahr und noch nichts für die Sterblichkeit gethan!“<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110657" style="hidden" type="dramatic_work">Don Carlos, Infant von Spanien</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_314e542a-7621-487b-82b9-35a9c4316ed7" xml:lang="de">„schon 24 Jahr … gethan!“ – Anspielung auf Friedrich Schillers Dramatisches Gedicht Don Carlos, Leipzig 1787. Dort äußert sich der Titelheld im zweiten Akt, zweite Szene, wie folgt: »Dreiundzwanzig Jahre, / Und nichts für die Unsterblichkeit gethan!« Albert Franck war am 11. November 1833 24 Jahre alt geworden.</note> Ich finde das prächtig komisch. Er ist auch <hi rend="latintype">fanatico per la musica</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_584a2247-f4cf-45cd-a630-7e1c55415b4a" xml:lang="it ">fanatico per la musica – ital., begeistert von Musik.</note></p> <p><persName xml:id="persName_31de544a-e9dc-4c94-aedf-ff879b2f4810">Sebast.<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> wohnte der Probe <date cert="high" when="1833-11-22" xml:id="date_27259658-7d3a-4fff-a36d-3276ec844231">gestern</date> um 6 bei und war ganz verzaubert v. d. <persName xml:id="persName_0c82f90c-cdf2-413c-8fea-3f341eaec70c">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> die er ordentlich anstaunte. Bei der <title xml:id="title_5854865a-5aef-481b-a17a-a818b64b59de">Musik<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111436" style="hidden" type="music">»Zum Fest der heiligen Cäcilia« für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Klavier HU 272 (21./22. November 1833 [Hellwig-Unruh: 22./23. November 1833]; UA 22. November 1833); unvollständig</name></title> sagte er: die Frauen singen schön, aber die Männer sind häßlich. – <hi rend="latintype">Cela promet</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1da09ecf-5a2f-48dc-99bf-d183506149a1" xml:lang="fr ">Cela promet – frz., Dieses verspricht; im Sinne von: Das ist vielversprechend.</note> Endlich ein wirkliches Lebewohl und die Bitte uns Deine Festivitäten eben so genau zu beschreiben. – Hast Du noch immer keine Aussicht zu einem Operntext? <seg type="closer">Grüße an die Freunde</seg>.</p> </div> </body> </text></TEI>