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gb-1833-11-02-01

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Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 1. und 2. November 1833 Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833 Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/132 und M.D.M. d. 28/137. Autograph Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 1. und 2. November 1833 Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt,

1 Doppelbl. (d. 28/132) und 1 Doppelbl. (d. 28/137): S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse mit Zusatz von fremder Hand, 1 Poststempel [BERLIN 4-5 / 7/11], Siegel. – Der zweite Briefteil (GB-Ob, M.D.M. d. 28/137) wurde am 2. November 1833 geschrieben, er ist bei Crum, Catalogue I, S. 13, irrtümlich mit dem 7. November 1833 datiert und unter einer eigenen Signatur katalogisiert.

Lea Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

1. und 2. November 1833 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy Düßeldorf. freiUnbekannt
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Berlin 1 November 1833.

Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt, abwarten zu wollen, bis Du mich zum Schreiben auffordern würdest, weil ich mich ein wenig vernachläßigt glaubte. Aber länger hätt ichs auch nicht ausgehalten, liebster Schatz! und wär der heutige so höchst erfreuliche Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</name> auch nicht angekommen, worin Du mein Stillschweigen bemerkst. Eben so ist die magnetische Uebereinstimmung mit BeckchensDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) Musiktreiben merkwürdig; gestern nur rügte ich ihre fortdauernde Empfindlichkeit gegen FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), deren Wohnzimmer nun wieder das blaueFanny, deren Wohnzimmer … das blaue – Fanny Hensels Musikzimmer. Vgl. Julius Eduard Wilhelm Helffts Aquarelle des Zimmers von 1849: 1. Gesamtansicht (Standort seit 2007: US-NYch; siehe Link. Abbildung: Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, Abb. 7, nach S. 384); 2. Seitliche Ansicht (Standort seit 2010: D-B, Musikabteilung, 55 P 111; siehe Link). geworden, wo sie sie spielen hören kann und sich thörichterweise genirt: bei der Gelegenheit theilte sie mir Deine weisen Räthe mit, von denen sie vorläufig einen befolgen könnte „denn das Singen dürfte mit dem Nähren nicht ungestraft zu vereinigen sein. Beßer schon hast Du in der Hinsicht auf Fanny gewirkt; Du und der Engländer.der Engländer – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierbaufirma John Broadwood & Sons, der bei seinem Umzug nach Düsseldorf im Herbst in Berlin in der Leipziger Straße 3 verblieben war. Sir George Smart beschrieb das Instrument nach einem Besuch bei den Mendelssohns im Jahre 1825: »The pianoforte young Mendelssohn played on was one of Broadwood’s, the compass only up to C, which Mr. Mendelssohn bought in Paris« (H. Bertram Cox und C. L. E. Cox, Leaves from the Journals of Sir George Smart, London 1907, S. 173). Es ist zum Erstaunen, wie sehr ihr Spiel seitdem gewonnen hat, sie überraschte mich SonntagSonntagsmusiken der Familie Mendelssohn BartholdyBerlinDeutschland durch Moscheles <hi rend="latintype">trio</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110031" style="hidden" type="music">Grand Trio c-Moll, op. 84</name>Sonntag … Moscheles trio – Fanny Hensel übernahm am 27. Oktober 1833 in ihrer Sonntagsmusik den Klavierpart in Ignaz Moscheles’ Klaviertrio (Grand Trio) c-Moll, op. 84 (Hensel, Tagebücher, S. 48, Eintrag vom 28. Oktober 1833). um so mehr, als ich es sie nicht hatte üben hören. Ich muß gestehen, es gefiel mir beßer, als da ichs von ihm kennen lernte; nur war KubeliusCubelius, August Ferdinand (1798-?) etwas roh und ging auf ihre nuancen nicht ein. Die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) sang die Arie aus Freischütz<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name>die Arie aus Freischütz – Arie der Agathe »Wie nahte mir der Schlummer« aus Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz op. 77 (zweiter Akt, zweiter Auftritt). und auf VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Bitte, o Du die mir einst<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name>:o Du die mir einst – Arie der Iphigenie »O Du, die mir das Leben gab!« aus Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48 (erster Akt, erste Szene). ihre Verbindung mit Fanny ist die allererfreulichste,Die Decker … ihre Verbindung mit Fanny ist die allererfreulichste – Möglicherweise hatte die gemeinsamen Konzerttätigkeit von Fanny Hensel und der Sopranistin Pauline Decker mit Fanny Hensels Aufführung von Glucks Oper Orphée et Euridice im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 am 9. Mai 1833 begonnen. Lea Mendelssohn Bartholdy bezeichnete das gemeinsame Musizieren beider Musikerinnen später als eine »für beide […] sehr glückliche Vereinigung«: »Beide haben alle 14 Tage Musik und stehen sich bei. Fanny begleitet dort Opern und jene singt ihr was und wie sies haben will, denn zu ihrer herrlichen Stimme und Musikfähigkeit hat sie auch die größte Gefälligkeit, Bildbarkeit und Eingehen in das zu Lernende; an Gedächtniß und vom Blatt singen hat sie ebenfalls wenige ihres Gleichen, so wie Fanny« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). für beide, und wie Du heut sehr richtig bemerkst, nur zu verwundern, daß sie es einsieht. Sie hat auf Fannys Erbieten, ihr künftig ihr Instrumentihr Instrument – Fanny Hensel spielte einen Flügel österreichischer Herkunft von ca. 1810 (Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12, 2001, S. 236). zu leihen, auch die gute Ironie gefühlt, und sich einen neuen Flügel von ihr aussuchen laßen. Nach dieser Morgenmusik theilte uns MarianchenMendelssohn, Henriette Marianne (1781-1845) AlexandersMendelssohn, Alexander (1798-1871) Bericht über das kronprinzlichePreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861) FestAlexanders Bericht über das kronprinzliche Fest – Alexander Mendelssohn hatte am 22. Oktober 1833 in Düsseldorf die Feierlichkeiten für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., miterlebt. Dieser hatte vom 20. bis zum 23. Oktober 1833 die Rheinprovinzen besucht, die 1814 an Preußen gefallen waren. Am 22. Oktober fand ein ihm zu Ehren gegebenes Fest im Großen Saal der Königlich Preußischen Kunstakademie statt. Die Spenersche Zeitung teilte in Nr. 251 vom 26. Oktober 1833 mit: »In Düsseldorf werden der Musikverein und die musikalische Akademie zusammen, Sr. K. H. dem Kronprinzen zu Ehren, ein großes musikalisches Fest geben. Der Musikdirektor Mendelssohn-Bartholdi wird dasselbe leiten. Händels Oratorium „Israel in Aegypten“ soll mit mimisch-plastischen Darstellungen gegeben werden. Der Chor wird über 80 Stimmen stark seyn.« Ein Bericht über diese Aufführung einiger Chöre aus Georg Friedrich Händels Oratorium Israel in Egypt HWV 54 mit lebenden Bildern erschien in der Düsseldorfer Zeitung Nr. 254 vom 24. Oktober 1833. Diesem zufolge »geruhten Se. K. Hoh. dem Feste der Kunstakademie beizuwohnen, wo nach einem Prologe von den Gliedern dieser Akademie mehrere überaus schöne Transparente unter Chorgesang trefflich aufgestellt worden waren, woran sich, als den wesentlichen Theil der Feierlichkeit, die Darstellung einiger lebenden [!] Bilder knüpfte, die sich, in einer hier nie gesehenen glänzenden Weise, des huldreichen Beifalls des hochgefeierten fürstlichen Kunstfreundes und Seiner Umgebungen erfreuten.« Weiterführend siehe Mendelssohns Beschreibung einiger der Bilder in Brief fmb-1833-10-28-01 (Brief Nr. 810) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833, sowie Wolfgang Sandberger, Historismus? Mendelssohn und die Zukunft der Vergangenheit. Ein synästhetisch-klassizistisches ›Manifest‹ aus dem Jahr 1833, in: Mendelssohns Welten. Zürcher Festspiel-Symposium 2009, hrsg. von Laurenz Lütteken (Zürcher Festspiel-Symposien, Bd. 2), Kassel u. a. 2010, S. 24-47. mit, der uns jedoch lange nicht so wie der heutige Deine befriedigte. Ich finde Deinen Gedanken wunderschön „neu und glücklich: die einzige Weise, dem Bilderstellen die Langweiligkeit zu benehmen: denn es giebt dabei sonst nur angenehme Minuten und ennuyanteennuyante – von frz. ennuyer, langweilen, verdrießen. Viertelstunden. „Rosen werden gemalt wie Nelken nur ein bischen anders.“„Rosen werden gemalt wie Nelken nur ein bischen anders.“ – eine bekannte Sentenz. RöselRösel, Gottlob Samuel (1769-1843) sagt, das DüßDüsseldorfDeutschland. Fest wäre accurat so gewesen wie das hiesige Künstlerfestdas hiesige Künstlerfest am 18. – Während des Stiftungsfestes des älteren Künstler-Vereins am 18. Oktober 1833, dem Johann Gottfried Schadow vorstand, wurden lebende Bilder (in Kostümen arrangierte Szenen) mit musikalischer Begleitung unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen gestellt. Diese symbolisierten einzelne Künste: Malerei, Bildhauerei, Musik und Architektur. Das Fest beschloss ein »festliches Mahl« (Spenersche Zeitung Nr. 245, 19. Oktober 1833). am 18. Solch ein Graul von Philiströsität und Langerweile solls noch nicht gegeben haben! HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861)Hensel, Wilhelm (1794-1861)Hensel, Wilhelm (1794-1861) willen unterzieht sich der arme Wurm zuwei- |2| len solcher corvée,corvée – frz., lästige Pflicht. diesmal hielt sies aber nicht aus, wirft sich in die Arme einer Droschke und stöhnt und ächzt uns ihr Leid vor; Du kennst ihre unbeschreiblichen Gesichter und Töne in solchen Zuständen. – Euer Leben und Treiben muß äußerst hübsch und förderlich sein. Wo’s Dir zusagt und wohlgeht, damit bin auch ich zufrieden, mein Herz! obschon ich oft im Stillen seufze und denke, hättens meine Esel von Berliner nicht auch so gut haben können? und ich um so viel beßer! aber der Mensch muß doch einen Ring des<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110669" style="hidden" type="literature">Der Ring des Polykrates</name> PolykratesPolykrates besitzen,Polykrates (1797). Schiller stützte sich auf eine Anekdote des Herodot über König Polykrates von Samos. und das ist nun meiner, ins Meer geworfner. So wie ich Deine StellungDeine Stellung – Felix Mendelssohn Bartholdy war seit dem 1. Oktober 1833 als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf angestellt. mehr einsehen lerne, liebe ich sie und finde sie paßender und zweckmäßiger als viele andre, in die Du Dich hättest fügen müßen, während Du diese bilden und gestalten wirst. ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) hat mir darüber auch ein Licht angesteckt; der ist so voll Pläne und Ideen, und sprach so geistreich über seine zu hoffende Wirksamkeit, daß ich eine neue Einsicht gewann. Hör mal Felix! ich habs doch lang gesagt, es ist den Leuten recht vortheilhaft und die klügste Politik von ihnen, wenn sie sich einen Dunstkreis von Brummichkeit, hauteurhauteur – frz. Hochmut. und Stolz machen.

Bei seinem ersten BesuchImmermann … seinem ersten Besuch – Am 22. Oktober 1833 lernte nur Lea Mendelssohn Bartholdy Karl Leberecht Immermann kennen. Dieser hielt sich in der zweiten Oktoberhälfte 1833 in Berlin auf (vgl. Immermann, Tagebücher, S. 223-237). Lea Mendelssohn Bartholdy überlieferte: »Wir haben vor Kurzem eine große Freude durch Immermanns Bekanntschaft gehabt. Er ist etwas scharf, aber sehr intereßant, geistreich und angenehm. In Düßeldorf (wo er lebt) fürchtet man ihn und hält ihn für stolz; obgleich er nun aber antimusikalisch ist, liebt er Felix ungemein und auch von dieser Seite sah ich seinen Aufenthalt für einen Gewinn an« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). Zu weiteren Besuchen des Schriftstellers und Theatermanns bei den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vor und am 27. Oktober 1833 siehe Kommentar zu Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte. war ich allein mit ihm, und ganz enchantirtenchantirt – von frz. enchanté, bezaubern, entzücken. von seiner Gesprächigkeit, Liebenswürdigkeit und conversationsGabe. Den Abend den er uns schenkte,Den Abend den er uns schenkte – Immermann war noch einmal vor dem 27. Oktober 1833 bei den Mendelssohns zu Gast (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 47, Eintrag vom 28. Oktober 1833). mußte ich ihn wohl andern gönnen, und da wurde lebhaft und klug geredet. Hu, was Geist! ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840), GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), l’HerminierLerminier, Jean Louis Eugène (1803-1857), SteffensSteffens, Familie von → Henrik S., RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), HeysensHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H., DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877), VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und unsre HausProfeßorenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)Hensel, Wilhelm (1794-1861), vielerlei bunte Elemente: Frank der jüngereFranck, Friedrich Albert (1809-1896) sperrte Maul und Ohren auf. Fanny wollte am Ende auch was von Im. haben, und er sagte uns Sonntag Mittag zu, wo ich niemand dazu bat und wir ihn sehr intereßant fanden. Herb ist er schon, und wo er will, gewiß auch entfernend; aber außer seinem wirklich anziehenden Geist besticht und gewinnt er mich auch durch seine Meinung von Dir, Schatz! Bereits hatt ich durch andre gehört, wie sehr günstig er über Dich gesprochen. VarnhagenVarnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858) hatt ich vorher auf den Zahn gefühlt; der ist aber nicht gut für ihn gestimmt, und so brachte ich sie nicht zusammen. – Es sind uns in den letzten paar Wochen, Gottlob wieder mehrere angenehme Leute und alte Freunde durchs Haus geflogen. FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) ist uns immer eine belebende, ermunternde Erscheinung, er reiste vorgestern wieder nach BreslauBreslauDeutschland, kömmt aber im Lauf des Winters zurück. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) ist gestern nach DetmoldDetmoldDeutschland,Rosen ist gestern nach Detmold – Friedrich Rosen reiste am 31. Oktober 1833 nach Detmold ab. Dort wohnte sein Vater Friedrich Ernst Ballhorn-Rosen. nachdem die gute Seele ein jüngeres medicinisches RöschenRosen, Erich Carl Bodo (1814-1848)ein jüngeres medicinisches Röschen – Ab Michaelis 1833 lässt sich Erich Carl Bodo Rosen aus Detmold als Student der Medizin an der Universität Berlin nachweisen (»Verzeichniß der Studirenden«, in: Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden auf der Königl. Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Auf das Winterhalbejahr von Michaelis 1833 bis Ostern 1834, Berlin 1834, S. 32). hier installirt. Er |3| hofft gewiß, Dich vor der Rückkehr nach L.LondonGroßbritannien besuchen zu können.Er hofft gewiß, Dich vor der Rückkehr nach L. besuchen zu können – Friedrich Rosen hielt sich dann vom 30. Dezember 1833 bis Anfang Januar 1834 in Düsseldorf auf (vgl. Brief gb-1833-12-20-02 Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Detmold, 20. Dezember 1833). Als Immer.Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) bei uns aß, war auch SebastHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898). bei TischAls Immer. bei uns aß, war auch Sebast. bei Tisch – zu dem Besuch Immermanns am 27. Oktober 1833 im Hause der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vgl. Hensel, Tagebücher, S. 47: »Immermann war gestern bei Tisch, und auf seine Veranlassung sagte Rebecka das Epigramm v. Heyne auf Neumann, welches schließt: und ein Gedicht ausgespuckt, darauf Seb. ganz böse: Hör mal Mutter! ein Gedicht spuckt man nicht aus, ein Gedicht erzählt man.« und verhielt sich mäuschenstill. Im.Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) kannte die Heineschen Epigramme<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797–1856)</name><name key="CRT0111983" style="hidden" type="literature">Oestliche Poeten</name> nicht, und Beckchen sagte ihm das auf NeumannNeumann, Friedrich Wilhelm (1781-1834).die Heineschen Epigramme … das auf Neumann – In Heinrich Heines Gedicht Oestliche Poeten (in: ders., Reisebilder, Zweiter Teil, 3. Abtheilung, Die Nordsee, Hamburg 1827) heißt es am Schluss (S. 122): »Von den Früchten, die sie aus dem Gartenhain von Schiras stehlen, / Essen sie zu viel, die Armen, und vomiren dann Ghaselen.« Siehe dazu Andreas Stuhlmann, »Die Literatur – das sind wir und unsere Feinde«. Literarische Polemik bei Heinrich Heine und Karl Kraus, Würzburg 2010, S. 89. Da fängt das Kerlchen plötzlich an „man kann ja kein Gedicht ausspucken, ein Gedicht kann man bloß erzählen.“ Au risqueAu risque – frz., Unter der Gefahr. daß es Dir Fanny geschrieben, setze ichs doch her. – Gestern Abend saß er auf meinem Schooß, ganz in Spielsachen absorbirt: oben beim GeneralBraun, Johann Carl Ludwig (1771-1835) wird Klavier geklimpert:oben beim General wird Klavier geklimpert – Johann Carl Ludwig Braun, der 14 Kinder hatte, bewohnte vom Herbst 1833 bis zu seinem Tod 1835 die Etage über den Mendelssohns in deren Haus in der Leipziger Straße 3; vgl. Brief gb-1833-11-16-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. November 1833, Z.: »Mit unserm General Braun hatten wir die richtigste Spekulation gemacht«; siehe aber die irrtümliche Angabe bei Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74. auf einmal dreht er sich zu mir um „Lott is dot“,„Lott ist dot“ – volkstümliches Tanzlied Lott ist todt (am Anfang des 19. Jahrhunderts aufgekommen). Auf dessen Melodie wurden Gerüchte und Bonmots gesungen. Vgl. Lukas Richter, Der Berliner Gassenhauer. Darstellung – Dokumente – Sammlung (Volksliedstudien, Bd. 4), Münster u. a. 2004, S. 311 ff. wovon unsre greulichen Nachbarvirtuosen eben die ersten Töne angaben. Sonst ist er für Töne und Farben wie vernagelt – Ironie und Bosheit der Natur – es steckt ein Prediger wie Vater, ein Philolog wie Fanny meynt – in ihm. Eine zierlichere Aussprache und eine sorgfältigere Wortklauberei kann man sich nicht denken. Mit dem gros patapouffegros patapouffe – frz. gros patapouf, Dickerchen, Pummelchen. WalterDirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887) ist er gar niedlich, küßt und liebkost ihn, fährt ihn spatzieren und geht aufs Säuberlichste mit ihm um. RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) nährt den Jungen bewundernswürdig: ruhig, regelmäßig, reichlich. Er gedeiht vollkommen, schläft vortrefflich, sogar jetzt wo er d. 5. Tag schon geimpft ist und alle 6 Pocken in bester Blüte stehen. LuiseLuise, Köchin von → Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin (bis November 1833) ist wirklich in den höchsten circonstancen,circonstancen – frz., circonstances, Umständen, hier: hochschwanger. Reb. hat eine WittibWittib – veraltet für Witwe. gemiethet die hoffentlich nicht mehr mitsingt, alles fühlt der Liebe Freuden<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name>: Walterchens bonne ist de bonne race,alles fühlt der Liebe Freuden – Textbeginn der Arie des Monostatos in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620, zweiter Akt, siebenter Auftritt. Dorothee SüßbierUtecht, Dorothee, verehlichte Schneider UtechtsUtecht, A. Nichte, ein wirklich gutes frohes Geschöpf, die Waldmännchen (denn so wird Dein schön gewählter NameDein schön gewählter Name – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte den Namen Walter für seinen Neffen vorgeschlagen. Vgl. Brief fmb-1833-07-16-01 (Brief Nr. 754) Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 13. – 16. Juli 1833, Z. 132 ff.: »Von Deinen 3 Namen gefallen mir nur Eduard und Gustav etwas, Alexander nicht recht, aber einen hab ich, der mir gut gefällt, obwohl Ihr alle schreien werdet: – – – Walter.« verschimpfirt) wunderklug und schön findet, obschon er uns dick und dumm ist.

Das MüllerquartettMüller-QuartettBraunschweigDeutschland ist hier; wir sollten sie bei JaquesJaques (Jacques), Friedrich Joseph (1796-1871)Das Müllerquartett … bei Jaques – Das 1828 gegründete, aus den Brüdern Carl Friedrich (1. Violine), Franz Ferdinand Georg (2. Violine), Theodor Heinrich Gustav (Viola) und August Theodor Müller (Violoncello) bestehende Streichquartett, spielte am 27. Oktober 1833 in einem privaten Konzert im Haus des Berliner Bankier Friedrich Joseph Jaques. Dieser wohnte in der Leipziger Straße 69 (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 330]). hören als wir Imm. grade bei uns hatten: Vater war gestern dort,Vater war gestern dort – Die erste von zunächst drei angekündigten »Quartett-Unterhaltungen« des Müller-Quartetts in Berlin fand am 31. Oktober 1833 im Saal des Hôtel de Russie statt (Konzertankündigungen, z. T. mit Programmangaben: Spenersche Zeitung Nr. 253, 29. Oktober 1833, Nr. 254, 30. Oktober 1833, und Nr. 255, 31. Oktober 1833; Rezension des Konzerts ebenda, Nr. 257, 2. November 1833). und versäumte, um Fesca<name key="PSN0111037" style="hidden" type="author">Fesca, Friedrich Ernst (1789–1826)</name><name key="CRT0111984" style="hidden" type="music">Streichquartett g-Moll, op. 2/2</name> zu überspringen, einen Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0111985" style="hidden" type="music">Streichquartett B-Dur, op. 76/4 (Hob. III : 78) (»Sonnenaufgang«)</name>,einen Haydn – Die Spenersche Zeitung nannte ein Streichquartett B-Dur, op. 76/2, von Joseph Haydn (Nr. 257, 2. November 1833). Es handelt es sich wohl um Opus 76/4 (Hob. III : 78, »Sonnenaufgang«). fiel hingegen in den großen Beeth.Beethoven, Ludwig van (1770-1827) Er fand daß sie ihm deßen dunkles Labyrinth erhellten. Ich hoffe sie spielen eins v. Dir, bloß das kann mir die Quart. Antipathie vertreiben: auf jeden Fall hör ich sie, denn Vollkommenheit jeder Art reizt mich. Sie geben auch ein Concert,Sie geben auch ein Concert – Das Müller-Quartett veranstaltete noch drei weiteren »Quartett-Unterhaltungen« im Hôtel de Russie am 4., 7. und 11. November 1833. Siehe Spenersche Zeitung Nrn. 257, 258 (Beilage), 260, 261, 263 und 264 (Beilage), vom 3., 4., 6., 7., 9. und 11. November 1833. Lea Mendelssohn Bartholdy meint wohl das »große Vocal- und Instrumental-Concert« des Ensembles am 14. November 1833 unter der Leitung von Carl Moeser im Saal des Königlichen Schauspielhauses (Konzertankündigungen mit Programmangaben: Spenersche Zeitung Nr. 265, 12. November 1833, Nr. 266, 13. November 1833, und Nr. 267, 14. November 1833; Rezension ebenda, Nr. 269, 16. November 1833). eh sie nach MünchenMünchenDeutschland, Paris und LondLondonGroßbritannien. gehen. A propos, unter vielen intereßanten Fremden war auch PappenheimPappenheimer, Seligmann (1767-1844) hier: Du kennst doch Vater, wenn er die Freunde in der Ferne liebt und in der Nähe SchwanzmajoreSchwanzmajore – bezieht sich vermutlich auf Ludwig Tiecks Novelle »Die Gesellschaft auf dem Lande«, in welcher der Zopf alias Schwanz für die vergangene Zeit des preußischen Militärstaats und damit das Tragen desselbigen als Ausdruck einer konservativen Haltung gewertete wurde: »›Lieber Alter‹, sagte der Herr von Binder mit geheimnisvollem Lächeln, ›nimmst du denn auf den Geist der Zeit gar keine Rücksicht?‹ ›Sollen wir dem Baal‹, rief der Baron entrüstet, ›gerade das Beste opfern, was uns zu Patrioten, zu echten Menschen macht? Ich dachte, mein Sohn wäre nur ein Narr geworden, und die jungen Herren, die in Schwärmerei untergehn; aber du, vormals preußischer Major, Krieger, Deutscher, ein Sprößling älterer, besserer Zeit – Himmel und Erde! An dir gerade muß ich den Skandal erleben!‹« nennt? Er ist aber wirklich einer, und hat der halben Stadt unterm Siegel der Verschwiegenheit vertraut, daß KönigBayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868) und Königin v. BaiernBayern, Mathilde Karoline Friederike Wilhelmine Charlotte (1813-1862), Prinzeß Mathilde é tutti quantié tutti quanti – ital., und alle zusammen. in KißingenKissingenDeutschland Thee bei ihm getrunken, nota bene sich selbst eingeladen haben. Er hat uns auch, wie hohe Häupter thun, sein Bild geschenkt; mit allem ist er ein excellenter Kerl, Freund feiner Freunde, bewundernswerth lebhaft für sein Alter und theilnehmend für |4| alles. Für Dich schwärmt er und wünscht Dich sehnlich nach M.MünchenDeutschland zurück. DelphineHill-Handley, Delphine (Adolphine) ist verheirathet und – er wußte nicht ob nach Italien od. Engl. – abgereist.Delphine ist verheirathet und … abgereist – Delphine von Schauroth hatte am 22. September 1833 in München den englischen Juristen Edwin Hill Handley geheiratet (Königlich Bayerischer Polizey-Anzeiger von München Nr. 75, 25. September 1833, S. 972). Carl Klingemann sah sie am 13. Oktober 1833 in London. Vgl. dessen Brief gb-1833-10-22-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 22. Oktober 1833, Z.: »wurde gestört durch ein Frauen- oder MädchenGesicht mit leuchtenden Farben«. – Die ehrliche Haut Winter war vor 14 Tagen hier und bezahlte Dir 21 rt.Winter … bezahlte Dir 21 rt. – Carl Ludwig Winter zahlte damit ein früher gewährtes Darlehen zurück. Siehe Brief gb-1833-10-08-03 Carl Ludwig Winter an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Spandau, 8. Oktober 1833. die er Dir lange schuldig gewesen. Du hättest sie ihm zwar so lange laßen wollen, bis er eine Stelle bekäme;bis er eine Stelle bekäme – Carl Ludwig Winter lebte ab 1834 als Klavierlehrer in Potsdam. er sähe aber dazu keine Hoffnung, und da er es grade übrig habe u. s. w. NathanNathan, Wolff (1810-1877) berechnet Dir alles debet und creditdebet und credit – frz. débet, crédit, Soll und Haben (eines Kontos). gewißenhaft. – Es ist eine von meinen Hypochondrieen für Dich, Kind! daß die Füße Deines pianosDeines pianos – ein Flügel der Londoner Klavierfabrik Érard. Vgl. Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 236. mal brechen könnten, wenn Du dran säßest. Thu mir die Liebe, aber gewiß! und laß sie v. einem Tischler sorgfältig untersuchen. Solang das Instrument fest steht, ist nichts zu besorgen, aber beim Rücken weißt Du, war der Vorderfuß rechts einmal entzwei und es ist ein eisern Band umgelegt. Fanny hätte endlich ein ähnliches Unglück haben können, wäre sie zum Glück nicht eben aufgestanden gewesen und man hätte schnell einen Stuhl untergeschoben. Die Füße sehen zwar ganz solide aus, sinds aber nicht; mahagoni ist viel zu weich. Laß es gründlich kuriren, ich beschwöre Dich darum! Bei dem öftern Transport wird es doppelt nothwendig. Ich freue mich, daß es so gut angekommen ist, und habe mich um so mehr beunruhigt, als weder CalixCalix jun., August (1797-1871)Calix, Christian Heinrich (1768-1851) noch der Tischler so recht Bescheid wußten, und die Sache auf ächt Berlinisch behandelten. – NikolaiNicolai, Carl Otto Ehrenfried (1810-1849) läßt Dich grüßen und sagt etwas stolz, Du wärst der einzige Musiker (der Lebenden) vor dem er Respekt hätte. Er hat die Stelle in BunsensBunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860) KapelleKöniglich Preußische GesandtschaftskapelleRomItalienNikolai … Stelle in Bunsens Kapelle – Otto Nicolai trat im Januar 1834 die Organistenstelle an der von Christian Karl Josias Bunsen errichteten Gesandtschaftkapelle der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom an. Das Amt hatte er bis zum März 1836 inne; vgl. Ulrich Konrad, Art. Nicolai, (Carl) Otto (Ehrenfried), in: MGG2, Personenteil, Bd. 12 (2004), Sp. 870). zur Einrichtung und Ausübung der Liturgie, mit einem zwar kleinen Gehalt; betrachtet es aber als Mittel, nach P.ParisFrankreich zu kommen. Da alles hier schneckenmäßig geht, so denkt er noch den Winter hier zu bleiben. Bunsen selbst kömmt mit einem neuen Rafael v. jungen SöhnenBunsen, Heinrich Georg (seit 1845) von (1818-1885)Bunsen, Ernst Christian Ludwig (seit 1858) von (1819-1903) zum betreuen.Bunsen selbst kömmt mit einem neuen Rafael v. jungen Söhnen zum betreuen – Bunsen reiste im Mai 1834 von Rom nach Berlin, um bei der Entscheidung um die Eheschließung zwischen Protestanten und Katholiken zwischen dem Heiligen Stuhl und dem preußischen Königshaus zu vermitteln. Er brachte während dieser Zeit seinen ältesten Sohn Heinrich Georg in der Landesschule Schulforte, den zweiten Sohn Ernst Chistian Friedrich in der Kadettenanstalt in Berlin unter (Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen. Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung geschildert von seiner Witwe [Frances Freifrau von Bunsen] […], Bd. 1, Leipzig 1868, S. 412 ff.). – Du liebst ja schöne Geschichten! l’HerminierLerminier, Jean Louis Eugène (1803-1857) erzählte v. einer comtesse Flaudras, die im Salon als comtesse Saublas annoncirt wird. Wüthend kehrt sie sich zum meldenden huissierhuissier – frz., Portier, Pförtner. und sagt, imbécille!imbécille! – frz. imbécile, Dummkopf! Da tritt SommonvilleSommonville, Herr ihr entgegen – vous l’avez donc la, madame!vous l’avez donc la, madame! – frz., also haben Sie es, Madame!

Louis 18Frankreich, Ludwig XVIII. von, Comte de Provence (1755-1824) lag auf dem Todbett: man glaubte ihn verschieden: der duc de Dames ruft im Schmerz, ah mon dieu!ah mon dieu! que fera Monsieur? – frz., oh, mein Gott! was wird Monsieur tun? que fera Monsieur? – Des bêtises,Des bêtises – frz., eine Dummheit. sagt der Sterbende, und dies waren seine letzten Worte. Sag mir nun ordentlich, was ist eine Düß. Musikakademie, zu der SteifensandSteifensand, Wilhelm (1812-1882) sich meldet?eine Düß. Musikakademie, zu der Steifensand sich meldet – Wilhelm Steifensand war Schüler der Königlich Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf und einer der Klavierschüler Mendelssohns. gehört es auch zu Deinen Pflichten, die einzurichten? – ImmermImmermann, Karl Leberecht (1796-1840). und DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) haben sich sehr gefallen,Immerm. und Devrient haben sich sehr gefallen – Karl Leberecht Immermann und Eduard Devrient lernten sich zwischen dem 22. und 27. Oktober 1833 bei den Mendelssohns kennen. Vgl. Kommentar zu Z.: Den Abend den er uns schenkte, und Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: »Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte«. und wenn letztrer nicht ein gutes Gehalt und FrauDevrient, Marie Therese (1803-1882) und KinderDevrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)Devrient, Carl Felix (1826-1907)Devrient, Anna Eleonore (1828-1839) hätte,wenn letztrer nicht ein gutes Gehalt und Frau und Kinder hätte – Eduard Devrient war 1833 als Schauspieler an den Königlichen Schauspielen engagiert. Mit seiner Ehefrau Therese hatte er damals drei Kinder: Marie (geb. 1825), Carl Felix (geb. 1826) und Anna (geb. 1828). er wär ihm und seinen schönen Planen nachgezogen. Ein Künstler muß aber nicht solche HemmschühchelchenHemmschühchelchen – Hemmschuhe: redensartlich für etwas, was die Bewegung oder eine Entwicklung bremst. an den Füßen haben.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

|5| Gestern Abend (heut ist d. 2.) waren wir bei SteffensSteffens, Familie von → Henrik S.,bei Steffens – Die Familie von Henrik und Johanna (Hanna) Steffens wohnte 1833 in der Wilhelmsstraße 71b (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 714]). und par ordre du moufti-papaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)par ordre du moufti-papa – frz., auf Anordnung von vorgesetzter Stelle-Vater; gemeint ist Abraham Mendelssohn Bartholdy. mußte ich Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</name> mitnehmen. Ich wollte ihn Stellenweise bloß St. vorlesen, aber Vater brachte auch KortümKortüm, Karl Wilhelm Christian (1787-1859) und RankeRanke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795-1886) mit, wahrhaftig Mama Odoarda kann nicht dafür, daß Papa Klaudio<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109735" style="hidden" type="dramatic_work">Emilia Galotti</name>Mama Odoarda … Papa Klaudio – Odoardo und Claudia Galotti, Personen aus Gotthold Ephraim Lessings Drama Emilia Galotti (Eltern der Emilia). Gemeint sind Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy, deren Rollen letztere vertauscht zuordnete. so unphilosophisch ist. Zu Zeiten, siehst Du, tauschten wir die Rollen. Monsieur pèreMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ist übrigens der schönsten Laune und die Abende sind dadurch recht sehr angenehm. Unsre olla potridaolla potrida – span., fauliger Topf, Eintopf; im 18. und 19. Jahrhundert ein Modewort und Begriff für »Vermischtes«. ragout-fin – frz. ragoût fin, feines Ragout. von extremen ragout-finragout-fin – frz. ragoût fin, feines Ragout.-Menschen bildet ein ganz schmackhaftes Gerichtchen. Daß PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) BrummbaßMelodieen anstimmt, schadet der Harmonie wenig, mich vielleicht ausgenommen, die dergl. in den Tod haßt. Wie gut muß Vater aber gelaunt sein, wenn ers ohne Grimm verträgt! Das ging so zu, o Felix, (von dem ich hierauf entweder keine, oder eine besondre Antwort hierüber erbitte.) Paul war die ganze Zeit sehr aimableaimable – frz., zuvorkommend. und freundlich; mit seinem Eifer und Fleiß sind die HerrenMendelssohn, Alexander (1798-1871)Mendelssohn, Joseph (1770-1848) fortwährend zufrieden. Vor etwa 14 Tagen fällts ihm ein, Vater zu bitten, er möchte zugeben, daß er sich verlobe;Paul … daß er sich verlobe – Abraham Mendelssohn Bartholdy war es zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, dass sein Sohn Paul bereits längere Zeit heimlich mit Pauline Louise Albertine Heine verlobt war. Die offizielle Verlobung erfolgte am 22. April 1834 (Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 44 f.). OnkelMendelssohn, Joseph (1770-1848) hätte nichts dagegen. Rehfuß! nun kömmt er zu mir; Hülfstrüppchen zu holen, ich stimme aber Vater bei, der ihm gesagt, er müße sich erst eine feste Stellung erwerben,er müße sich erst eine feste Stellung erwerben – Paul Mendelssohn Bartholdy absolvierte zunächst ab dem 1. April 1829 eine kaufmännische Ausbildung bei dem Bankier Friedrich Gottlieb von Halle (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14) und setzte dann ab 1831 die Ausbildung in Paris, ab 1832 London fort. 1833 trat er in das von seinem Onkel Joseph Mendelssohn und dessen Sohn Alexander Mendelssohn geleitete Bankhaus Mendelssohn & Co. als Angestellter ein, erst 1838 wurde er deren Teilhaber (Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 44 f.). denn selbst mit dem versprochnen Gehalt sei es noch nicht gethan. Er wimmert höchst kläglich wegen AlbertinenHeine, Pauline Louise Albertine (1814-1879), und stellt es so vor, als ob sie ein schreckliches Leben bei den ElternHeine, Heinrich Carl (bis 1812: Henoch Calmon) (1775-1835)Heine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845) führe. Er schickt nach einander FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847), BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858), HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) (DirDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859). ist zu klug, derlei zu unternehmen) zu Vater, Louis HeydemannHeydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874) zu mir auf, Stürme abzuschlagen. Nun kommen Schnuten, Brummen, Seufzer so dick wie die katholische Kirche. Einen Tag vor seinem Geburtstage,seinem Geburtstage – Paul Mendelssohn Bartholdy beging am 30. Oktober 1833 seinen 21. Geburtstag. wo ich eben Mde. HeineHeine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845) schreiben und AlbertineHeine, Pauline Louise Albertine (1814-1879) einladen wollte, bekommen sie die Nachricht, daß MoritzHeine, Moritz Ludwig Heinrich (1813-1847) in StuttgardStuttgartDeutschland sehr krank sei, und machen sich beide sogleich dorthin auf den Weg. Nun hat er also doch etwas Grund zu brummen, sich zu grämen und zu ängstigen, weil Alb. sich erkälten könne. Durch sein wirklich kindisches Betragen beweist er nun eben, wie wenig er für so ernste Verhältniße paße. Die Eltern des Mädchens können auch so gar grausam nicht sein, da sie (zu meiner Verwunderung und Mißbehagen) erlauben, daß sie so volumineuse Arbeiten für ihn macht, als ein großer Armseßel, der zum 30. ankam. Ein für sein Alter eben so unpaßendes Geschenk als ich es nicht ziemlich finde, in dem bisherigen Verhältniß damit den Leuten in die Augen zu schlagen. Es ist ein wahres Unglück, daß der Junge, der in Charakterfestigkeit noch unter seinem Alter geblieben, grade in Neigung und Richtung sich so précoceprécoce – frz., frühreif, klug. gezeigt und bestimmt hat. Es ist freilich das Gute dabei, daß er deßhalb einen Lebensweg, der ihm sonst vielleicht entgangen wäre, eifrig verfolgt, aber die eine Idee nimmt auch die Stelle aller übrigen bei ihm ein und hindert jede weitere Ausbildung. Dringen die Heines aber in der |6| That auf Verlobung, so hätten sie noch mehr Recht, später die Verheirathung zu betreiben, und das in unsrer Lage zu verzögern, ist doch wohl aller Vernunft gemäß. – Was Vater jetzt auch heiter stimmt, liebes Kind! ist, daß FrickFrick, Georg Friedrich Christoph (1781-1848) von der PorcellanfabrikKönigliche Porzellan-Manufaktur (KPM)BerlinDeutschland, bei Gelegenheit eines Baues, den sie neben unserm Garten machen wollen, den Antrag erneut hat, ihm ein Stück unsers Feldes und Gartens abzutreten.daß Frick von der Porcellanfabrik den Antrag erneut … ein Stück unsers Feldes und Gartens abzutreten – Die Königliche Porzellan-Manufaktur befand sich in der Leipziger Straße Nr. 4, dem Grundstück neben demjenigen der Mendelssohns (Nr. 3); siehe dazu Georg Friedrich Christoph Frick, Geschichte der Königlichen Porzellan-Manufactur in Berlin, 2 Bde., Berlin 1846/48. Die Abgabe eines Teils des Gartens und der Meierei der Leipziger Straße 3 an die Manufaktur erfolgte 1834. Der Kaufpreis betrug 25.000 Reichstaler. Siehe dazu Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 44, und den im Dezember 1833 angefertigten, von dem Direktor der Fabrik Georg Friedrich Christoph Frick und Abraham Mendelssohn Bartholdy signierten »Situations Plan« des verkauften Gartenstücks (Autograph in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 5/I/X,4c. Abbildung in Klein, Das verborgene Band, S. 135). (Auch dies bleibt noch unter uns, da der Antrag erst ans MinisteriumMinisterium der FinanzenBerlinDeutschland gehen muß und also nichts bestimmt werden kann.) Der Plan ist: von dem Rosenplatz mit den Nußbäumen hinten das Stück abzutheilen, quer durch bis hinter dem Kuhstall der Meierei,der Meierei – Damals war das im Südwesten an das Grundstück der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 angrenzende Gelände an eine Familie Baumann verpachtet. Lea Mendelssohn Bartholdy beschrieb es als »Meierei, wo ein Pachter mit 12 Kühen sein Wesen treibt und uns frische Milch und Butter liefert« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein in Wien, Berlin, 10. August 1825. D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,35. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, S. 146-150, das Zitat S, 147). so daß uns von derselben, von der Weinwand an bis zum bisherigen Thorgitter zur Pachterei bliebe. Für dies Stück Wald und Feld (beiläufig 4 Morgen Land ohne alles Gebäude fordern wir 39,000 rt und hoffen mindestens 25,000 zu bekommen, was ein schöner Preis wäre.) Der Garten bleibt noch 7 Morgen4 Morgen … 7 Morgen – ein preußischer Morgen entspricht 2.553 qm; vier Morgen groß, also bedeutender als irgend ein hiesiger Stadtgarten; wir würden die Quälerei mit einem Pächter los, würden die große Weinwand und den Rest zu Küchengewächsen, Erdbeeren etc. selbst bauen laßen und diesen Theil unsern Miethernunsern Miethern – Ein Teil der im Haus der Mendelssohns lebenden Personen wird genannt in Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74-77. verschließen. Es erleichtert Euch Kindern ferner den einstigen Verkauf des jetzt so theuer zu berechnenden Hauses, und giebt uns eine schöne Einnahme für eine geringe Entbehrung an étendueétendue – frz., Fläche. des dennoch sehr großen Gartens. Auch hierbei hat sich die MeinungsVerschiedenheit der Kinder offenbart. HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) ist ergrimmt, daß wir, um einen Preis wie er auch sein möge, die alten Bäume hergeben, nebst der schönen Pächterwildniß,der schönen Pächterwildniß – die Meierei. wo seine Schülerseine Schüler – siehe Themenkommentar Schüler von Hensel. nach der Natur zeichnen: DirDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859). ist ganz unsrer Ansicht, und es versteht sich, daß die SchwesternHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) für ihre Männer Parthei nehmen. Ich würde es in unsrer jetzigen Lage für unverantwortlich halten, ein Vermögen der geringern Annehmlichkeit willen, auszuschlagen. Selbst die Möglichkeit einstmaliger Parcellirung hält nicht Stich, da sie ungewiß, bei der Lage an der Stadtmauer nicht vortheilhaft rendirt,rendirt – von frz. rendre, zurückgeben; hier: ertragreich sein, vorteilhaft ausfallen. und endlich der Möglichkeit aussetzt, Seifensieder oder LohgerberLohgerber – Gerber, die mit pflanzlichen Gerbstoffen Häute bearbeiteten. Dafür waren große Wassermengen erforderlich. Lohgerber siedelten sich zumeist am Stadtrand an, da deren Arbeit mit starker Geruchsbildung verbunden war. in der Nähe zu bekommen. – Es waren störende Besuche hier: GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), die Familie BerendBehrend, Michael Wilhelm Theodor (1789-1851) aus DanzigDanzigDeutschland, reiche Leute, Melomanen,Melomanen – bildungssprachlich, Musikbesessene. die uns zum MüllerquartettMüller-QuartettBraunschweigDeutschland auf heutzum Müllerquartett auf heut – Am 2. November 1833 fand nicht eine der vier angekündigten »Quartett-Unterhaltungen« des Müller-Quartetts im Saal des Hôtel de Russie statt, sondern ein privates Konzert im Hause des Bankiers Michael Wilhelm Theodor Behrend und dessen Ehefrau Henriette Eleonore. Die Behrends wohnten in der Jägerstraße 27 in Berlin (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 45]). eingeladen, weshalb wir RiesRies, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886) wieder im Stich laßen.Ries wieder im Stich lassen – Hubert Ries hatte bereits in einer von Carl Moeser veranstalteten »Soiree« am 30. Oktober 1833 mitgewirkt, in der Streichquartette geboten worden waren (Konzertankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 253, 29. Oktober 1833; Rezension: ebenda, Nr. 256, 1. November 1833). Am 2. November spielte Ries zusammen mit Ludwig Maurer (2. Violine), Carl Herrmann Ehrfried Böhmer (Viola) und August Coelestin Just (Violoncello) in der zweiten »Quartett-Versammlung« im kleinen Saal der Sing-Akademie (Konzertankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 256, 1. November 1833; Rezension: ebenda, Nr. 258, 4. November 1833). GnuschkeGnuschke, Johann Eduard (1804-1834) hat uns nämlich Mlle. SteimigSteimmig (Steimig), Auguste empfohlen, die Berend im Hause hat und die sich in Musik hier veredeln soll, ein gut munter Ding die Fannys Klavierhofstaat der ZeidlerZeidler, Charlotte (?-1896), TendlerTrendler, Emilie (-) und KretschmarKretschmar, Fräulein vervollständigt. So kommen wir zu ihnen, und obgleich Ber. etwas harthörig ist, thut das der Melomanie keinen Eintrag: er hat auch Deine 3 Koncerte,Deine 3 Koncerte – Mendelssohn veranstaltete die drei Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle am 15. November 1832, 1. Dezember 1832 und 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie. Mendelssohn stellte darin auch zahlreiche eigene Kompositionen vor: Im ersten Konzert die Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«), op. 107 (MWV N 15), das 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7), und die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3); im zweiten Konzert das Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, op. 22 (MWV O 8), und die Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5); im dritten Konzert die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3). Die Allgemeine Musikalische Zeitung resümierte nach dem letzten Konzert: »Herr F. Mendelssohn hat sich durch diese von ihm veranstalteten, höchst interessanten Musik-Aufführungen nicht allein als ausgezeichneter Pianoforte-Virtuos ersten Ranges, Instrumental-Componist von Genie und Fleiss und geschickter Orchester-Dirigent gezeigt, sondern sich auch zwiefachen Dank für seine Leistungen, in Bezug auf die Kunst und den wohlthätigen Zweck seiner Concerte, erworben« (AMZ 35, Nr. 8, 20. Februar 1833, Sp. 126). Ludwig Rellstab betonte in seiner Rezension in Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3, vom 25. Januar 1833, die Konzerte seien »nur ein Gewinn für die Kunst, obgleich wir weder der Ouverture, ›die Hebriden‹ genannt, noch der großen Kantate, die Walpurgisnacht, im Ganzen Geschmack abgewinnen konnten. Einzelnes in Beiden gefiel uns dagegen außerordentlich« (S. 12). Zu den Konzerten siehe ausführlich Dinglinger, Mendelssohns Berliner Intermezzo, S. 112-123. Am 15. November 1832 bestätigte Mendelssohn, »[a]us der Schatulle Sr. Königlichen Majestät die Summe von 20 Friedrichsd’or als Beitrag zur Einnahme des Concerts für den Orchesterwittwenfonds am 15ten Nov. 1832 empfangen zu haben« (D-LEsm, Musik- und Theatergeschichte, MT/2011/307). dicht am Orchester stehend gehört, bewundert vorzüglich das Konc.<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name> v. BendaBenda, Georg Anton (1722-1795),Konc. v. Benda – Mendelssohn hatte in seinem zweiten Wohltätigkeitskonzert am 1. Dezember 1832 Johann Sebastian Bachs Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052, gespielt. Michael Wilhelm Theodor Behrend war wohl der Ansicht, das Konzert stamme von Georg Anton Benda. frägt, als das Ott<unclear reason="covering" resp="UW">ett</unclear><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_o4kn8zdq-lidw-ndvg-le85-9bfoup9r1xsp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100391" style="hidden">Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, 15. Oktober 1825<idno type="MWV">R 20</idno><idno type="op">20</idno></name> versprochen war, und nur 1 Quart. zu Stande kam, ob sie es zu vieren spielen würden, dans ce genre,dans ce genre – frz., in dieser Art. aber er nimmt billets wo wirs wünschen, |7| hat eine sehr hübsche TochterBehrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842). Felix, rührt Dich das nicht trotz der Engländerinnen in DüßDüsseldorfDeutschland.? Auch Alex.Mendelssohn, Alexander (1798-1871) war hier, grüßt Dich tausendmal, rühmt und liebt Dich ungeheuer, erinnert Dich an LeßingsLessing, Carl Friedrich (1808-1880) Zeichnungen,Alex. war hier … erinnert Dich an Leßings Zeichnungen – Alexander Mendelssohn war kürzlich (Ende Oktober 1833) von einer Reise an den Rhein zurückgekehrt. Zu den Zeichnungen Carl Friedrich Lessings, die Mendelssohn für seinen Cousin in Düsseldorf erwerben sollte siehe Brief gb-1833-10-23-01 Alexander Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, nach dem 22. Oktober 1833. und ist hoch erfreut und belebt durch Euch und Eure liebe Stadt wie der prince couronnePreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)prince couronne – frz., Kronprinz. sie nennt.Eure liebe Stadt wie der prince couronne sie nennt – Alexander Mendelssohn hatte am 22. Oktober 1833 in Düsseldorf die Feierlichkeiten für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., miterlebt. Dieser hatte vom 20. bis zum 23. Oktober 1833 die Rheinprovinzen besucht, die 1814 an Preußen gefallen waren. Siehe dazu Kommentar zu Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: Alexanders Bericht über das kronprinzliche Fest. A propos v. BendaBenda, Georg Anton (1722-1795), denn BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) war gemeint: H. v. HalleHalle, Friedrich Gottlieb von (bis 1806: Salomon Joel) (1780-1841) ist wenig empfindsam, fühlt sich aber tiefgerührt durch Deinen <hi rend="latintype">d mol</hi> Sebastian<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name> und betheuert nichts Schöneres gehört zu haben. Was ist KalkbrennerKalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849) dagegen? ruft er aus. Gestern las ich im conversat. Lex., CrescentiniCrescentini, Girolamo (1762-1846) habe in Romeo und Julie v. Benda<name key="PSN0116177" style="hidden" type="author">Benda, Georg Anton (1722–1795)</name><name key="CRT0111986" style="hidden" type="music">Romeo und Julie</name> groß Glück gemacht.Gestern las ich im conversat. Lex., Crescentini habe in Romeo und Julie v. Benda groß Glück gemacht – siehe Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Neue vollständigere Auflage, Bd. 2, Stuttgart 1816, S. 743, Art. Crescentini (Ritter Girolamo): »Im Jahr 1804 befand er sich in Wien. Hier wurde er auf eine ausgezeichnete, eines so großen Künstlers würdige Weise geehrt. Als er nämlich in Julie und Romeo von Benda die schöne Arie ›Ombra odorata‹ gesungen, und unter dem rauschendsten Beifall wiederholt hatte, schwebten vermöge eines künstlichen Mechanismus zwei Tauben aus den Wolken herab und setzten ihm eine Lorbeerkrone auf. Im Jahr 1809 wurde auf dem Privattheater Napoleons dieselbe Oper mehrere Male wiederholt, und Crescentini machte auf ihn dabei einen solchen Eindruck, daß er ihm nach der dritten Vorstellung das Ordenskreuz der eisernen Krone zusandte.« Tatsächlich hatte der Kastrat Girolamo Crescentini am 28. April 1804 in Niccolò Antonio Zingarellis Oper Giulietta e Romeo wie auch bereits in der Uraufführung am 30. Januar 1796 die Partie des Romeo Montecchio gesungen.SebastiänchensHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) Lieblingsspiel bleibt, daß er der Postillon ist, der den lieben, lieben O. Felix bringt, das sagt er mit molto espressionemolto espressione – ital., viel Ausdruck.. – SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) hat Jul. RitzRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877) ein magnifiques Zeugniß ausgestellt;Spontini hat Jul. Ritz ein magnifiques Zeugniß ausgestellt – Eine beglaubigte Abschrift des Zeugnisses ließ Julius Rietz Felix Mendelssohn Bartholdy über dessen Bruder Paul zukommen (in Brief gb-1834-01-11-01 Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10.und 11. Januar 1834). Siehe in diesem Zusammenhang auch Brief fmb-1834-03-10-01 Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin, Düsseldorf, 10. März 1834 (Brief Nr. 872), Z. 12: »Spontinis Attestbrief«. wie er ihn oft gehört, und als pianist, Cellist, Komponist sehr schätze und zum MusikdirektorJul. Ritz … Musikdirektor – Julius Rietz sollte als zweiter Kapellmeister für das Düsseldorfer Stadttheater engagiert werden. Die Anstellung kam zum 1. Oktober 1834 zustande (Zimmer, Julius Rietz, S. 34). vollkommen empfehlenswerth finde. Die AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland giebt d. 21. Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name>,Die Akademie giebt d. 21. Saul – Die Vorsteherschaft der Sing-Akademie teilte in der Spenerschen Zeitung Nr. 250 vom 25. Oktober 1833 mit: »Die Sing-Academie wird in diesem Winter, jedesmal am Donnerstag in den Abendstunden von 7 bis 9 Uhr, in ihrem Saal vier Oratorien, Saul und das Alexander-Fest von Händel, die sieben Schläfer von Loewe und Seb Bach’s grosse Messe in H moll, mit vollem Orchester aufführen.« Die Aufführung des Oratoriums Saul HWV 53 von Georg Friedrich Händel wurde für den 21. November 1833 angekündigt. dann die Bachsche Meße<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name>,die Bachsche Meße – Die Aufführung von Johann Sebastian Bachs Messe h-Moll, BWV 232, fand am 20. Februar 1834 statt (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII). die 7 Schläfer v. Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109795" style="hidden" type="music">Die sieben Schläfer op. 46</name>die 7 Schläfer v. Löwe – Carl Loewes Oratorium Die sieben Schläfer op. 46 kam am 19. Dezember 1833 zur Uraufführung (ebenda, S. XXII). Siehe dazu Kommentar zu Brief gb-1833-11-30-01 Wilhelm Emil Gustav Julius an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 30. November 1833, Z.: Wir gehen jetzt an die „sieben Schläfer“ von Löwe. (BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) sagt sie will nicht der 8. sein) und das Al.fest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name>.das Al.fest. – Georg Friedrich Händels Ode Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75 stand am 23. Januar 1834 auf dem Programm (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII). Les beaux esprits se rennkontrentrenkontrent,Les beaux esprits se rennkontrent – frz. Les beaux esprits se rencontrent, Schöne Seelen finden sich (oder: Die schönen Geister treffen in ihren Gedanken überein). Rosen werden gemalt; noch haben sie keinen Ton davon probirt, die DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882) ist anwesend und sie laßen Iris FriedländerFriedländer, Iris prima donna sein.sie laßen Iris Friedländer prima donna sein – Die Sopranistin Iris Friedländer, geb. Reifsert, gehörte der Sing-Akademie seit 1830 an (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. 11). – Die Akad.MitgliederSing-AkademieBerlinDeutschland kriegen den eben erschienenen Goethe-Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name>1833 erschienen im Verlag Duncker & Humblot der erste und zweite Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34. Die beiden Bände umfassen den Zeitraum 1797 bis 1818. Das Erscheinen der Bände wurde in der Spenersche Zeitung Nr. 256 vom 1. November 1833 zum Preis von 4 bzw. 5 1/2 Talern angezeigt. In der ersten Beilage zu Nr. 267 der Spenerschen Zeitung vom 14. November 1833 wurde vermeldet: »Von diesem Werke ist so eben der erste und zweite Band […] erschienen […]. Der dritte und vierte Band werden gegen Weihnachten d. J. und der fünfte und sechste spätestens zu Michaelis 1834 erscheinen. Schwerlich dürfte unsere Literatur ein Werk aufzuweisen haben, das geeigneter wäre, durch die originelle Eigenthümlichkeit der beiden Briefsteller, und durch die reichhaltige Mannigfaltigkeit der berühren Gegenstände, das verschiedenste Interesse des Lesers zu fesseln und ihm nicht nur das getreuste Bild der Denk- und Sinnesweise seiner Verfasser, sondern auch die Zeit, in der sie lebten, nach allen ihren Richtungen in lebendigster Anschauung vorüber zu führen. Ganz besonders wichtig aber ist es, daß diese Briefe zugleich den sichersten Commentar zu den Schriften Goethe’s, so wie zu seiner ganzen Lebens- und Sinnesweise liefern, indem er sich wohl niemals darüber offenherziger, als eben in diesen Briefen ausgesprochen hat. Wenn so der Briefwechsel als Supplement zu Goethe’s Werken betrachtet werden kann, so haben wir ihn auch hinsichtlich des Formats der letzten Octav-Ausgabe derselben anzuschließen gesucht.« Der Briefwechsel wird häufig in der Korrespondenz erwähnt. Von den Mendelssohns wurde der Gehalt der Briefe Carl Friedrich Zelters als enttäuschend und das unverdeckte Nennen noch lebender Personen, auch von Familienmitgliedern, das auf die fehlende Redaktion durch den Herausgeber zurückzuführen war, als skandalös und verletzend bewertet. für 9 rt. statt für 12. (ein unverschämter Preis da man den ganzen Schiller<name key="PSN0110475" style="hidden" type="author">J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Verlag in Stuttgart</name><name key="CRT0111987" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805 (Herausgabe)</name>den ganzen Schiller – der im Verlag Cotta erschienene Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805, 6 Bde., Stuttgart und Tübingen 1828-1829. für 7 oder 8 hat.) Vater hat es auf diese Weise v. BlochBloch, JuliusBloch – bei dem Kaufmann Julius Bloch am Hackerschen Markt 11. erstanden: Ich schickte es aber zum Buchbinder. Willst Dus mal lesen, ich schicke Dirs mit Gelegenheit. Felix, Du hast aus Bescheidenheit die einem jungen Menschen wohl ansteht, einen KleistKleist, Bernhard Heinrich Wilhelm von (1777-1811) für 5 rt statt eines Mantels für 30 erbeten.Du hast … einen Kleist für 5 rt statt eines Mantels für 30 erbeten – Statt eines Buchs von Heinrich von Kleist erhielt Felix Mendelssohn Bartholdy von seinen Eltern zu Weihnachten 1833 einen Mantel geschenkt; vgl Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833, Z. 14 f.: »als am Weihnachtsabend der schöne braune Mantel da hing«. Ich fürchte aber, äußerlich steht der weder an, noch hält er warm. Hast Du Dir werklich einen spendirt od. gehst Du in Lumpen und Fetzen einher? Willst Du vielleicht so gut sein und pränumerandopränumerando – im Voraus (von lat. prae, vorher, und lat. numerare, zählen bzw. zahlen). auf Weihnachten einen annehmen? Sprich und sei wahr, ich hab auch in DüßDüsseldorfDeutschland. meine Spione. – Lies doch Rahel<name key="PSN0115452" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771–1833)</name><name key="CRT0111128" style="hidden" type="literature">Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde</name>,lies doch Rahel – Rahel Varnhagen von Ense, Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde, hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Das Exemplar aus Mendelssohns Besitz ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 300, Nr. 50. Lea Mendelssohn Bartholdy äußerte sich am 1. August 1833 in einem Brief an ihre in Wien lebende Cousine Henriette von Pereira-Arnstein ausführlich über das Buch (D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,70. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 297-304, hier S. 302). ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) fand es auch sehr bedeutend, auch RankeRanke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795-1886), auch MetternichMetternich, Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Graf von (1773-1859), auch die PereiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859), auch alle Welt. ErVarnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858) giebt Johannes Silesius<name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111988" style="hidden" type="literature">Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.)</name> mit ihrenVarnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833) Anmerkungen heraus.Er giebt Johannes Silesius mit ihren Anmerkungen heraus – Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.), hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, mit Bemerkungen von Rahel Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Mendelssohns Exemplar des Buchs ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 301, Nr. 58. Was ist Thisbe,Thisbe – in der griechischen Mythologie eine Nymphe. ein irrender Ritter? was ist Sil.? – Ich war in dem bis gestern wunderherrlichen Wetter sehr tugendhaft, habe alle Besuche abgemacht, das MuseumKönigliches MuseumBerlinDeutschlanddas Museum – das am 3. August 1830 eröffnete Königliche Museum am Lustgarten, das heutige Alte Museum. gesehen, Titians Tochter<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111090" style="hidden" type="art">Mädchen mit Fruchtschale</name>Titians Tochter – Tizians Gemälde Mädchen mit Fruchtschale (um 1555; heute: Berlin, Gemäldegalerie). Das Bild galt früher als ein Porträt von Tizians Tochter Lavinia Vecellio, es »ist aber eher eine Allegorie der Fruchtbarkeit, des Überflusses« (Gemäldegalerie Berlin. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Katalog der ausgestellten Gemälde des 13. – 18. Jahrhunderts, Berlin 1975, S. 438). Tizians Gemälde war 1832 aus dem Besitz des Venezianers Luigi Celotti angekauft worden (vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, Kunst-Blatt, Nr. 34 vom 28. April 1836, S. 138 f.). und <hi rend="latintype">Gérards</hi> Humbold<name key="PSN0116810" style="hidden" type="author">Gérard, François Pascal Simon (1770–1837)</name><name key="CRT0111989" style="hidden" type="art">Alexander von Humboldt</name>Gérards Humbold – Gemäß der Spenerschen Zeitung Nr. 279 vom 28. November 1833 soll der französische Maler François Pascal Simon Gérard Alexander von Humboldt bei dessen letztem Paris-Aufenthalt (1831/32), porträtiert haben. Vermutlich handelte es sich um ein Ölgemälde (heutiger Standort nicht bekannt). Ob es sich um das bei Karl Bruhns, Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie, Bd. 3, Leipzig 1872, S. 51, erwähnte Porträt mit damaligem Standort im Schloss Tegel handelt, ließ sich nicht ermitteln. Von Gérard lässt sich nur eine 1805 entstandene Zeichnung Alexander von Humboldts nachweisen. kennen gelernt, v. denen mir letztrer fast mehr gefällt; det lebt, sagt meine Rosinenfrau, die Quälerin. Ich habe der lieben BendemannBendemann, Fanny Eleonore (1778-1857) das Beste von der Gesundheit der FriedländerFriedländer (später: Saaling), Rebecca (Pseud.: Regina Frohberg) (1783-1850)der Friedländer – Rebecka Friedländer, geb. von Halle, war die Schwester von Fanny Eleonore Bendemann. zu erzählen, mit der ich durch sie und RebeckaDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) wieder zu meiner Freude en rapporten rapport – frz., in Verbindung. gekommen bin. – In der jetzigen frühdunkeln Jahrszeit hab ich die für VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) vortheilhafte Einrichtung getroffen, daß wir um 4 eßen, was ihm den Abend kürzt und 1 Stunde Gewinn bringt. Kurz es geht gut, erhalte Du Dich nur gesund, dann wirds Dir und uns daher nicht fehlen. Bleib frischen Geistes und thätigen Muths! Grüß Immer.Immermann, Karl Leberecht (1796-1840) SchadowsSchadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S. Bend.sBendemann, Familie von → Anton Heinrich B. und HübnersHübner, Familie von → Rudolph Julius H.! – Treu wie immer.

Mary AlexanderAlexander, Mary (1806-1867) hat FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) geschriebenMary Alexander hat Fanny geschrieben – Es handelt sich vermutlich um die (nicht bekannte) Antwort auf Fanny Hensels Postskript zu Abraham Mendelssohn Bartholdys Brief an Mary Alexander vom 14. Oktober 1833. Abdruck: Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3 (1979), S. 44. Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

            Berlin 1 November 1833. Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt, abwarten zu wollen, bis Du mich zum Schreiben auffordern würdest, weil ich mich ein wenig vernachläßigt glaubte. Aber länger hätt ichs auch nicht ausgehalten, liebster Schatz! und wär der heutige so höchst erfreuliche Brief auch nicht angekommen, worin Du mein Stillschweigen bemerkst. Eben so ist die magnetische Uebereinstimmung mit Beckchens Musiktreiben merkwürdig; gestern nur rügte ich ihre fortdauernde Empfindlichkeit gegen Fanny, deren Wohnzimmer nun wieder das blaue geworden, wo sie sie spielen hören kann und sich thörichterweise genirt: bei der Gelegenheit theilte sie mir Deine weisen Räthe mit, von denen sie vorläufig einen befolgen könnte „denn das Singen dürfte mit dem Nähren nicht ungestraft zu vereinigen sein. Beßer schon hast Du in der Hinsicht auf Fanny gewirkt; Du und der Engländer. Es ist zum Erstaunen, wie sehr ihr Spiel seitdem gewonnen hat, sie überraschte mich Sonntag durch Moscheles trio um so mehr, als ich es sie nicht hatte üben hören. Ich muß gestehen, es gefiel mir beßer, als da ichs von ihm kennen lernte; nur war Kubelius etwas roh und ging auf ihre nuancen nicht ein. Die Decker sang die Arie aus Freischütz und auf Vaters Bitte, o Du die mir einst: ihre Verbindung mit Fanny ist die allererfreulichste, für beide, und wie Du heut sehr richtig bemerkst, nur zu verwundern, daß sie es einsieht. Sie hat auf Fannys Erbieten, ihr künftig ihr Instrument zu leihen, auch die gute Ironie gefühlt, und sich einen neuen Flügel von ihr aussuchen laßen. Nach dieser Morgenmusik theilte uns Marianchen Alexanders Bericht über das kronprinzliche Fest mit, der uns jedoch lange nicht so wie der heutige Deine befriedigte. Ich finde Deinen Gedanken wunderschön „neu und glücklich: die einzige Weise, dem Bilderstellen die Langweiligkeit zu benehmen: denn es giebt dabei sonst nur angenehme Minuten und ennuyante Viertelstunden. „Rosen werden gemalt wie Nelken nur ein bischen anders. “ Rösel sagt, das Düß. Fest wäre accurat so gewesen wie das hiesige Künstlerfest am 18. Solch ein Graul von Philiströsität und Langerweile solls noch nicht gegeben haben! Hensels willen unterzieht sich der arme Wurm zuwei- len solcher corvée, diesmal hielt sies aber nicht aus, wirft sich in die Arme einer Droschke und stöhnt und ächzt uns ihr Leid vor; Du kennst ihre unbeschreiblichen Gesichter und Töne in solchen Zuständen. – Euer Leben und Treiben muß äußerst hübsch und förderlich sein. Wo’s Dir zusagt und wohlgeht, damit bin auch ich zufrieden, mein Herz! obschon ich oft im Stillen seufze und denke, hättens meine Esel von Berliner nicht auch so gut haben können? und ich um so viel beßer! aber der Mensch muß doch einen Ring des Polykrates besitzen, und das ist nun meiner, ins Meer geworfner. So wie ich Deine Stellung mehr einsehen lerne, liebe ich sie und finde sie paßender und zweckmäßiger als viele andre, in die Du Dich hättest fügen müßen, während Du diese bilden und gestalten wirst. Immermann hat mir darüber auch ein Licht angesteckt; der ist so voll Pläne und Ideen, und sprach so geistreich über seine zu hoffende Wirksamkeit, daß ich eine neue Einsicht gewann. Hör mal Felix! ich habs doch lang gesagt, es ist den Leuten recht vortheilhaft und die klügste Politik von ihnen, wenn sie sich einen Dunstkreis von Brummichkeit, hauteur und Stolz machen.
Bei seinem ersten Besuch war ich allein mit ihm, und ganz enchantirt von seiner Gesprächigkeit, Liebenswürdigkeit und conversationsGabe. Den Abend den er uns schenkte, mußte ich ihn wohl andern gönnen, und da wurde lebhaft und klug geredet. Hu, was Geist! Immermann, Gans, l’Herminier, Steffens, Rosen, Heysens, Devrient, Vater und unsre HausProfeßoren, vielerlei bunte Elemente: Frank der jüngere sperrte Maul und Ohren auf. Fanny wollte am Ende auch was von Im. haben, und er sagte uns Sonntag Mittag zu, wo ich niemand dazu bat und wir ihn sehr intereßant fanden. Herb ist er schon, und wo er will, gewiß auch entfernend; aber außer seinem wirklich anziehenden Geist besticht und gewinnt er mich auch durch seine Meinung von Dir, Schatz! Bereits hatt ich durch andre gehört, wie sehr günstig er über Dich gesprochen. Varnhagen hatt ich vorher auf den Zahn gefühlt; der ist aber nicht gut für ihn gestimmt, und so brachte ich sie nicht zusammen. – Es sind uns in den letzten paar Wochen, Gottlob wieder mehrere angenehme Leute und alte Freunde durchs Haus geflogen. Frank ist uns immer eine belebende, ermunternde Erscheinung, er reiste vorgestern wieder nach Breslau, kömmt aber im Lauf des Winters zurück. Rosen ist gestern nach Detmold, nachdem die gute Seele ein jüngeres medicinisches Röschen hier installirt. Er hofft gewiß, Dich vor der Rückkehr nach L. besuchen zu können. Als Immer. bei uns aß, war auch Sebast. bei Tisch und verhielt sich mäuschenstill. Im. kannte die Heineschen Epigramme nicht, und Beckchen sagte ihm das auf Neumann. Da fängt das Kerlchen plötzlich an „man kann ja kein Gedicht ausspucken, ein Gedicht kann man bloß erzählen. “ Au risque daß es Dir Fanny geschrieben, setze ichs doch her. – Gestern Abend saß er auf meinem Schooß, ganz in Spielsachen absorbirt: oben beim General wird Klavier geklimpert: auf einmal dreht er sich zu mir um „Lott is dot“, wovon unsre greulichen Nachbarvirtuosen eben die ersten Töne angaben. Sonst ist er für Töne und Farben wie vernagelt – Ironie und Bosheit der Natur – es steckt ein Prediger wie Vater, ein Philolog wie Fanny meynt – in ihm. Eine zierlichere Aussprache und eine sorgfältigere Wortklauberei kann man sich nicht denken. Mit dem gros patapouffe Walter ist er gar niedlich, küßt und liebkost ihn, fährt ihn spatzieren und geht aufs Säuberlichste mit ihm um. Rebecka nährt den Jungen bewundernswürdig: ruhig, regelmäßig, reichlich. Er gedeiht vollkommen, schläft vortrefflich, sogar jetzt wo er d. 5. Tag schon geimpft ist und alle 6 Pocken in bester Blüte stehen. Luise ist wirklich in den höchsten circonstancen, Reb. hat eine Wittib gemiethet die hoffentlich nicht mehr mitsingt, alles fühlt der Liebe Freuden: Walterchens bonne ist de bonne race, Dorothee Süßbier, verehlichte Schneider Utechts Nichte, ein wirklich gutes frohes Geschöpf, die Waldmännchen (denn so wird Dein schön gewählter Name verschimpfirt) wunderklug und schön findet, obschon er uns dick und dumm ist.
Das Müllerquartett ist hier; wir sollten sie bei Jaques hören als wir Imm. grade bei uns hatten: Vater war gestern dort, und versäumte, um Fesca zu überspringen, einen Haydn, fiel hingegen in den großen Beeth. Er fand daß sie ihm deßen dunkles Labyrinth erhellten. Ich hoffe sie spielen eins v. Dir, bloß das kann mir die Quart. Antipathie vertreiben: auf jeden Fall hör ich sie, denn Vollkommenheit jeder Art reizt mich. Sie geben auch ein Concert, eh sie nach München, Paris und Lond. gehen. A propos, unter vielen intereßanten Fremden war auch Pappenheim hier: Du kennst doch Vater, wenn er die Freunde in der Ferne liebt und in der Nähe Schwanzmajore nennt? Er ist aber wirklich einer, und hat der halben Stadt unterm Siegel der Verschwiegenheit vertraut, daß König und Königin v. Baiern, Prinzeß Mathilde é tutti quanti in Kißingen Thee bei ihm getrunken, nota bene sich selbst eingeladen haben. Er hat uns auch, wie hohe Häupter thun, sein Bild geschenkt; mit allem ist er ein excellenter Kerl, Freund feiner Freunde, bewundernswerth lebhaft für sein Alter und theilnehmend für alles. Für Dich schwärmt er und wünscht Dich sehnlich nach M. zurück. Delphine ist verheirathet und – er wußte nicht ob nach Italien od. Engl. – abgereist. – Die ehrliche Haut Winter war vor 14 Tagen hier und bezahlte Dir 21 rt. die er Dir lange schuldig gewesen. Du hättest sie ihm zwar so lange laßen wollen, bis er eine Stelle bekäme; er sähe aber dazu keine Hoffnung, und da er es grade übrig habe u. s. w. Nathan berechnet Dir alles debet und credit gewißenhaft. – Es ist eine von meinen Hypochondrieen für Dich, Kind! daß die Füße Deines pianos mal brechen könnten, wenn Du dran säßest. Thu mir die Liebe, aber gewiß! und laß sie v. einem Tischler sorgfältig untersuchen. Solang das Instrument fest steht, ist nichts zu besorgen, aber beim Rücken weißt Du, war der Vorderfuß rechts einmal entzwei und es ist ein eisern Band umgelegt. Fanny hätte endlich ein ähnliches Unglück haben können, wäre sie zum Glück nicht eben aufgestanden gewesen und man hätte schnell einen Stuhl untergeschoben. Die Füße sehen zwar ganz solide aus, sinds aber nicht; mahagoni ist viel zu weich. Laß es gründlich kuriren, ich beschwöre Dich darum! Bei dem öftern Transport wird es doppelt nothwendig. Ich freue mich, daß es so gut angekommen ist, und habe mich um so mehr beunruhigt, als weder Calix noch der Tischler so recht Bescheid wußten, und die Sache auf ächt Berlinisch behandelten. – Nikolai läßt Dich grüßen und sagt etwas stolz, Du wärst der einzige Musiker (der Lebenden) vor dem er Respekt hätte. Er hat die Stelle in Bunsens Kapelle zur Einrichtung und Ausübung der Liturgie, mit einem zwar kleinen Gehalt; betrachtet es aber als Mittel, nach P. zu kommen. Da alles hier schneckenmäßig geht, so denkt er noch den Winter hier zu bleiben. Bunsen selbst kömmt mit einem neuen Rafael v. jungen Söhnen zum betreuen. – Du liebst ja schöne Geschichten! l’Herminier erzählte v. einer comtesse Flaudras, die im Salon als comtesse Saublas annoncirt wird. Wüthend kehrt sie sich zum meldenden huissier und sagt, imbécille! Da tritt Sommonville ihr entgegen – vous l’avez donc la, madame! –
– Louis 18 lag auf dem Todbett: man glaubte ihn verschieden: der duc de Dames ruft im Schmerz, ah mon dieu! que fera Monsieur? – Des bêtises, sagt der Sterbende, und dies waren seine letzten Worte. Sag mir nun ordentlich, was ist eine Düß. Musikakademie, zu der Steifensand sich meldet? gehört es auch zu Deinen Pflichten, die einzurichten? – Immerm. und Devrient haben sich sehr gefallen, und wenn letztrer nicht ein gutes Gehalt und Frau und Kinder hätte, er wär ihm und seinen schönen Planen nachgezogen. Ein Künstler muß aber nicht solche Hemmschühchelchen an den Füßen haben.
 Gestern Abend (heut ist d. 2. ) waren wir bei Steffens, und par ordre du moufti-papa mußte ich Deinen Brief mitnehmen. Ich wollte ihn Stellenweise bloß St. vorlesen, aber Vater brachte auch Kortüm und Ranke mit, wahrhaftig Mama Odoarda kann nicht dafür, daß Papa Klaudio so unphilosophisch ist. Zu Zeiten, siehst Du, tauschten wir die Rollen. Monsieur père ist übrigens der schönsten Laune und die Abende sind dadurch recht sehr angenehm. Unsre olla potrida von extremen ragout-fin-Menschen bildet ein ganz schmackhaftes Gerichtchen. Daß Paul BrummbaßMelodieen anstimmt, schadet der Harmonie wenig, mich vielleicht ausgenommen, die dergl. in den Tod haßt. Wie gut muß Vater aber gelaunt sein, wenn ers ohne Grimm verträgt! Das ging so zu, o Felix, (von dem ich hierauf entweder keine, oder eine besondre Antwort hierüber erbitte. ) Paul war die ganze Zeit sehr aimable und freundlich; mit seinem Eifer und Fleiß sind die Herren fortwährend zufrieden. Vor etwa 14 Tagen fällts ihm ein, Vater zu bitten, er möchte zugeben, daß er sich verlobe; Onkel hätte nichts dagegen. Rehfuß! nun kömmt er zu mir; Hülfstrüppchen zu holen, ich stimme aber Vater bei, der ihm gesagt, er müße sich erst eine feste Stellung erwerben, denn selbst mit dem versprochnen Gehalt sei es noch nicht gethan. Er wimmert höchst kläglich wegen Albertinen, und stellt es so vor, als ob sie ein schreckliches Leben bei den Eltern führe. Er schickt nach einander Fanny, Beckchen, Hensel (Dir. ist zu klug, derlei zu unternehmen) zu Vater, Louis Heydemann zu mir auf, Stürme abzuschlagen. Nun kommen Schnuten, Brummen, Seufzer so dick wie die katholische Kirche. Einen Tag vor seinem Geburtstage, wo ich eben Mde. Heine schreiben und Albertine einladen wollte, bekommen sie die Nachricht, daß Moritz in Stuttgard sehr krank sei, und machen sich beide sogleich dorthin auf den Weg. Nun hat er also doch etwas Grund zu brummen, sich zu grämen und zu ängstigen, weil Alb. sich erkälten könne. Durch sein wirklich kindisches Betragen beweist er nun eben, wie wenig er für so ernste Verhältniße paße. Die Eltern des Mädchens können auch so gar grausam nicht sein, da sie (zu meiner Verwunderung und Mißbehagen) erlauben, daß sie so volumineuse Arbeiten für ihn macht, als ein großer Armseßel, der zum 30. ankam. Ein für sein Alter eben so unpaßendes Geschenk als ich es nicht ziemlich finde, in dem bisherigen Verhältniß damit den Leuten in die Augen zu schlagen. Es ist ein wahres Unglück, daß der Junge, der in Charakterfestigkeit noch unter seinem Alter geblieben, grade in Neigung und Richtung sich so précoce gezeigt und bestimmt hat. Es ist freilich das Gute dabei, daß er deßhalb einen Lebensweg, der ihm sonst vielleicht entgangen wäre, eifrig verfolgt, aber die eine Idee nimmt auch die Stelle aller übrigen bei ihm ein und hindert jede weitere Ausbildung. Dringen die Heines aber in der That auf Verlobung, so hätten sie noch mehr Recht, später die Verheirathung zu betreiben, und das in unsrer Lage zu verzögern, ist doch wohl aller Vernunft gemäß. – Was Vater jetzt auch heiter stimmt, liebes Kind! ist, daß Frick von der Porcellanfabrik, bei Gelegenheit eines Baues, den sie neben unserm Garten machen wollen, den Antrag erneut hat, ihm ein Stück unsers Feldes und Gartens abzutreten. (Auch dies bleibt noch unter uns, da der Antrag erst ans Ministerium gehen muß und also nichts bestimmt werden kann. ) Der Plan ist: von dem Rosenplatz mit den Nußbäumen hinten das Stück abzutheilen, quer durch bis hinter dem Kuhstall der Meierei, so daß uns von derselben, von der Weinwand an bis zum bisherigen Thorgitter zur Pachterei bliebe. Für dies Stück Wald und Feld (beiläufig 4 Morgen Land ohne alles Gebäude fordern wir 39, 000 rt und hoffen mindestens 25, 000 zu bekommen, was ein schöner Preis wäre. ) Der Garten bleibt noch 7 Morgen groß, also bedeutender als irgend ein hiesiger Stadtgarten; wir würden die Quälerei mit einem Pächter los, würden die große Weinwand und den Rest zu Küchengewächsen, Erdbeeren etc. selbst bauen laßen und diesen Theil unsern Miethern verschließen. Es erleichtert Euch Kindern ferner den einstigen Verkauf des jetzt so theuer zu berechnenden Hauses, und giebt uns eine schöne Einnahme für eine geringe Entbehrung an étendue des dennoch sehr großen Gartens. Auch hierbei hat sich die MeinungsVerschiedenheit der Kinder offenbart. Hensel ist ergrimmt, daß wir, um einen Preis wie er auch sein möge, die alten Bäume hergeben, nebst der schönen Pächterwildniß, wo seine Schüler nach der Natur zeichnen: Dir. ist ganz unsrer Ansicht, und es versteht sich, daß die Schwestern für ihre Männer Parthei nehmen. Ich würde es in unsrer jetzigen Lage für unverantwortlich halten, ein Vermögen der geringern Annehmlichkeit willen, auszuschlagen. Selbst die Möglichkeit einstmaliger Parcellirung hält nicht Stich, da sie ungewiß, bei der Lage an der Stadtmauer nicht vortheilhaft rendirt, und endlich der Möglichkeit aussetzt, Seifensieder oder Lohgerber in der Nähe zu bekommen. – Es waren störende Besuche hier: Gans, die Familie Berend aus Danzig, reiche Leute, Melomanen, die uns zum Müllerquartett auf heut eingeladen, weshalb wir Ries wieder im Stich laßen. Gnuschke hat uns nämlich Mlle. Steimig empfohlen, die Berend im Hause hat und die sich in Musik hier veredeln soll, ein gut munter Ding die Fannys Klavierhofstaat der Zeidler, Tendler und Kretschmar vervollständigt. So kommen wir zu ihnen, und obgleich Ber. etwas harthörig ist, thut das der Melomanie keinen Eintrag: er hat auch Deine 3 Koncerte, dicht am Orchester stehend gehört, bewundert vorzüglich das Konc. v. Benda, frägt, als das Ottett versprochen war, und nur 1 Quart. zu Stande kam, ob sie es zu vieren spielen würden, dans ce genre, aber er nimmt billets wo wirs wünschen, hat eine sehr hübsche Tochter. Felix, rührt Dich das nicht trotz der Engländerinnen in Düß. ? Auch Alex. war hier, grüßt Dich tausendmal, rühmt und liebt Dich ungeheuer, erinnert Dich an Leßings Zeichnungen, und ist hoch erfreut und belebt durch Euch und Eure liebe Stadt wie der prince couronne sie nennt. A propos v. Benda, denn Bach war gemeint: H. v. Halle ist wenig empfindsam, fühlt sich aber tiefgerührt durch Deinen d mol Sebastian und betheuert nichts Schöneres gehört zu haben. Was ist Kalkbrenner dagegen? ruft er aus. Gestern las ich im conversat. Lex., Crescentini habe in Romeo und Julie v. Benda groß Glück gemacht. – Sebastiänchens Lieblingsspiel bleibt, daß er der Postillon ist, der den lieben, lieben O. Felix bringt, das sagt er mit molto espressione. – Spontini hat Jul. Ritz ein magnifiques Zeugniß ausgestellt; wie er ihn oft gehört, und als pianist, Cellist, Komponist sehr schätze und zum Musikdirektor vollkommen empfehlenswerth finde. Die Akademie giebt d. 21. Saul, dann die Bachsche Meße, die 7 Schläfer v. Löwe (Beckchen sagt sie will nicht der 8. sein) und das Al. fest. Les beaux esprits se rennkontrent, Rosen werden gemalt; noch haben sie keinen Ton davon probirt, die Decker ist anwesend und sie laßen Iris Friedländer prima donna sein. – Die Akad. Mitglieder kriegen den eben erschienenen Goethe-Zelter für 9 rt. statt für 12. (ein unverschämter Preis da man den ganzen Schiller für 7 oder 8 hat. ) Vater hat es auf diese Weise v. Bloch erstanden: Ich schickte es aber zum Buchbinder. Willst Dus mal lesen, ich schicke Dirs mit Gelegenheit. Felix, Du hast aus Bescheidenheit die einem jungen Menschen wohl ansteht, einen Kleist für 5 rt statt eines Mantels für 30 erbeten. Ich fürchte aber, äußerlich steht der weder an, noch hält er warm. Hast Du Dir werklich einen spendirt od. gehst Du in Lumpen und Fetzen einher? Willst Du vielleicht so gut sein und pränumerando auf Weihnachten einen annehmen? Sprich und sei wahr, ich hab auch in Düß. meine Spione. – Lies doch Rahel, Immermann fand es auch sehr bedeutend, auch Ranke, auch Metternich, auch die Pereira, auch alle Welt. Er giebt Johannes Silesius mit ihren Anmerkungen heraus. Was ist Thisbe, ein irrender Ritter? was ist Sil. ? – Ich war in dem bis gestern wunderherrlichen Wetter sehr tugendhaft, habe alle Besuche abgemacht, das Museum gesehen, Titians Tochter und Gérards Humbold kennen gelernt, v. denen mir letztrer fast mehr gefällt; det lebt, sagt meine Rosinenfrau, die Quälerin. Ich habe der lieben Bendemann das Beste von der Gesundheit der Friedländer zu erzählen, mit der ich durch sie und Rebecka wieder zu meiner Freude en rapport gekommen bin. – In der jetzigen frühdunkeln Jahrszeit hab ich die für Vater vortheilhafte Einrichtung getroffen, daß wir um 4 eßen, was ihm den Abend kürzt und 1 Stunde Gewinn bringt. Kurz es geht gut, erhalte Du Dich nur gesund, dann wirds Dir und uns daher nicht fehlen. Bleib frischen Geistes und thätigen Muths! Grüß Immer. Schadows Bend. s und Hübners! – Treu wie immer.
Mary AlexanderAlexander, Mary (1806-1867) hat Fanny geschrieben          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1833-11-02-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1833-11-02-01" xml:id="title_b80d98fc-b032-487d-953e-c9e20bb16bdc">Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 1. und 2. November 1833</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_2ff3bc59-7c3d-40e6-ac43-5dd51434de33">Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt,</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_6ccac80c-f2e6-43f4-8160-4461034e9d5b">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1833-10-28-01" type="precursor" xml:id="title_4d30b70f-b76e-40a9-9f07-10ddd26094ec">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</title> <title key="fmb-1833-11-14-01" type="successor" xml:id="title_de25b78f-4249-45e4-a24e-5714d1e21db6">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. 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November 1833</title> <incipit>Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die coquetterie gehabt,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl. (d. 28/132) und 1 Doppelbl. (d. 28/137): S. 1-7 Brieftext; S. 8 Adresse mit Zusatz von fremder Hand, 1 Poststempel [BERLIN 4-5 / 7/11], Siegel. – Der zweite Briefteil (GB-Ob, M.D.M. d. 28/137) wurde am 2. November 1833 geschrieben, er ist bei Crum, Catalogue I, S. 13, irrtümlich mit dem 7. November 1833 datiert und unter einer eigenen Signatur katalogisiert.</p> <handDesc hands="1"> <p>Lea Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-11-01" xml:id="date_84ff0ad3-05f1-41b2-82cc-111e62bfae2b">1.</date> und <date cert="high" when="1833-11-02" xml:id="date_98de1ac8-3e71-48c2-a64b-a5209a953382">2. November 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_5c9e9e97-7cff-4996-b54f-37d7dc1f4da9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_ce35041a-c9ca-4553-9066-eb952791693c"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_71564fd1-2ceb-453d-be44-a09efc40db46">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_c962ac76-c7bd-4293-8a39-638d1d34e8bc"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_748bbde2-5dfc-4129-a9ec-8d3411e2bf92"> <head> <address> <addrLine>Herrn Musikdirektor Felix Mendelssohn</addrLine> <addrLine>Bartholdy</addrLine> <addrLine>Düßeldorf.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><add place="inline">frei<name key="PSN0118477" resp="writers_hand" style="hidden">Unbekannt</name></add></hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_501c13c5-b7b2-47ee-9658-41b9fe91b423"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1833-11-01" xml:id="date_81cb80e2-ea15-4df6-b482-f1dcb09abb2b">1 November 1833.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wir haben schon längst ausgemacht, daß Du die Seelensimpathie so weit treibst, um 100 Meilen weit zu erschnüffeln, was man in solcher Entfernung gedacht, empfunden, gesagt. Ich kann nicht läugnen, daß ich die <hi rend="latintype">coquetterie</hi> gehabt, abwarten zu wollen, bis Du mich zum Schreiben auffordern würdest, weil ich mich ein wenig vernachläßigt glaubte. Aber länger hätt ichs auch nicht ausgehalten, liebster Schatz! und wär <title xml:id="title_12b4f105-0858-45d7-b227-240741d2b230">der heutige so höchst erfreuliche Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</name> </title> auch nicht angekommen, worin Du mein Stillschweigen bemerkst. 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Gesamtansicht (Standort seit 2007: US-NYch; siehe <ref target="https://www.cooperhewitt.org/2015/07/16/hold-a-woman-uncovered/" xml:id="ref_6b35ac20-7124-41a1-9c33-f11e629d9abf">Link</ref>. Abbildung: Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, Abb. 7, nach S. 384); 2. Seitliche Ansicht (Standort seit 2010: D-B, Musikabteilung, 55 P 111; siehe <ref target="http://www.mendelssohn-remise.de/gesellschaft/projekte/der-ankauf-eines-deckfarbenbildes-vom-musikzimmer-fanny-hensels-fuer-berlin" xml:id="ref_ae4cf911-9cc6-4ac8-9e91-0a2bf1150a76">Link</ref>). </note> geworden, wo sie sie spielen hören kann und sich thörichterweise genirt: bei der Gelegenheit theilte sie mir Deine weisen Räthe mit, von denen sie vorläufig einen befolgen könnte „denn das Singen dürfte mit dem Nähren nicht ungestraft zu vereinigen sein. Beßer schon hast Du in der Hinsicht auf Fanny gewirkt; Du und der Engländer.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0aaa068a-145c-4254-a1e0-6a5dacdf5995" xml:lang="de">der Engländer – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierbaufirma John Broadwood &amp; Sons, der bei seinem Umzug nach Düsseldorf im Herbst in Berlin in der Leipziger Straße 3 verblieben war. Sir George Smart beschrieb das Instrument nach einem Besuch bei den Mendelssohns im Jahre 1825: »The pianoforte young Mendelssohn played on was one of Broadwood’s, the compass only up to C, which Mr. Mendelssohn bought in Paris« (H. Bertram Cox und C. L. E. Cox, Leaves from the Journals of Sir George Smart, London 1907, S. 173).</note> Es ist zum Erstaunen, wie sehr ihr Spiel seitdem gewonnen hat, sie überraschte mich <date cert="high" when="1833-10-27" xml:id="date_0f78fbb6-929f-4b50-a98d-ddd3ae49d935"><placeName xml:id="placeName_77c1061f-03b3-41bb-ac0a-503dc7e20448">Sonntag<name key="NST0100215" style="hidden" subtype="" type="institution">Sonntagsmusiken der Familie Mendelssohn Bartholdy</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></date> durch <title xml:id="title_07d0c1dd-910c-495d-801e-e43dc7ab645c">Moscheles <hi rend="latintype">trio</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110031" style="hidden" type="music">Grand Trio c-Moll, op. 84</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1abf163d-0805-4d5f-b5af-e38282723879" xml:lang="de">Sonntag … Moscheles trio – Fanny Hensel übernahm am 27. Oktober 1833 in ihrer Sonntagsmusik den Klavierpart in Ignaz Moscheles’ Klaviertrio (Grand Trio) c-Moll, op. 84 (Hensel, Tagebücher, S. 48, Eintrag vom 28. Oktober 1833).</note> um so mehr, als ich es sie nicht hatte üben hören. Ich muß gestehen, es gefiel mir beßer, als da ichs von ihm kennen lernte; nur war <persName xml:id="persName_8dcba61a-4364-4bd0-b96f-9dc2395dc935">Kubelius<name key="PSN0116460" style="hidden" type="person">Cubelius, August Ferdinand (1798-?)</name></persName> etwas roh und ging auf ihre <hi rend="latintype">nuancen</hi> nicht ein. Die <persName xml:id="persName_b6081ae9-f680-4307-8490-2f4c6881c3b3">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> sang die Arie aus <title xml:id="title_7248d3f5-511d-462e-8036-fb23f98bb3f3">Freischütz<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f30b9512-16cc-4926-aa37-aa2848930b71" xml:lang="de">die Arie aus Freischütz – Arie der Agathe »Wie nahte mir der Schlummer« aus Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz op. 77 (zweiter Akt, zweiter Auftritt).</note> und auf <persName xml:id="persName_e418edab-c9af-4896-a5bf-abc01c46d6aa">Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> Bitte, <title xml:id="title_b7a3a495-9b61-4f4e-bb0c-5a693483a12f">o Du die mir einst<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_71286622-5127-4262-a211-27968a3f4603" xml:lang="de">o Du die mir einst – Arie der Iphigenie »O Du, die mir das Leben gab!« aus Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48 (erster Akt, erste Szene).</note> ihre Verbindung mit Fanny ist die allererfreulichste,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b13017cb-5499-479a-bd4b-3383a40175f6" xml:lang="de">Die Decker … ihre Verbindung mit Fanny ist die allererfreulichste – Möglicherweise hatte die gemeinsamen Konzerttätigkeit von Fanny Hensel und der Sopranistin Pauline Decker mit Fanny Hensels Aufführung von Glucks Oper Orphée et Euridice im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 am 9. Mai 1833 begonnen. Lea Mendelssohn Bartholdy bezeichnete das gemeinsame Musizieren beider Musikerinnen später als eine »für beide […] sehr glückliche Vereinigung«: »Beide haben alle 14 Tage Musik und stehen sich bei. Fanny begleitet dort Opern und jene singt ihr was und wie sies haben will, denn zu ihrer herrlichen Stimme und Musikfähigkeit hat sie auch die größte Gefälligkeit, Bildbarkeit und Eingehen in das zu Lernende; an Gedächtniß und vom Blatt singen hat sie ebenfalls wenige ihres Gleichen, so wie Fanny« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308).</note> für beide, und wie Du heut sehr richtig bemerkst, nur zu verwundern, daß sie es einsieht. Sie hat auf Fannys Erbieten, ihr künftig <hi n="1" rend="underline">ihr Instrument<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f756e38a-45f9-4b5a-8747-0146a1553e91" xml:lang="de">ihr Instrument – Fanny Hensel spielte einen Flügel österreichischer Herkunft von ca. 1810 (Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12, 2001, S. 236).</note> zu leihen</hi>, auch die gute Ironie gefühlt, und sich einen neuen Flügel von ihr aussuchen laßen. Nach dieser Morgenmusik theilte uns <persName xml:id="persName_90ed2646-88e4-4095-bd2c-4f89b1919e8c">Marianchen<name key="PSN0113225" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Marianne (1781-1845)</name></persName> <persName xml:id="persName_eab0a17f-7030-4a2a-84e7-43d4ea6114e0">Alexanders<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> Bericht über das <persName xml:id="persName_8474bb90-5e1c-49cb-9d88-79d2d4768a0f">kronprinzliche<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> Fest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0620cb43-59ad-47f1-a132-ee2dd7249485" xml:lang="de">Alexanders Bericht über das kronprinzliche Fest – Alexander Mendelssohn hatte am 22. Oktober 1833 in Düsseldorf die Feierlichkeiten für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., miterlebt. Dieser hatte vom 20. bis zum 23. Oktober 1833 die Rheinprovinzen besucht, die 1814 an Preußen gefallen waren. Am 22. Oktober fand ein ihm zu Ehren gegebenes Fest im Großen Saal der Königlich Preußischen Kunstakademie statt. Die Spenersche Zeitung teilte in Nr. 251 vom 26. Oktober 1833 mit: »In Düsseldorf werden der Musikverein und die musikalische Akademie zusammen, Sr. K. H. dem Kronprinzen zu Ehren, ein großes musikalisches Fest geben. Der Musikdirektor Mendelssohn-Bartholdi wird dasselbe leiten. Händels Oratorium „Israel in Aegypten“ soll mit mimisch-plastischen Darstellungen gegeben werden. Der Chor wird über 80 Stimmen stark seyn.« Ein Bericht über diese Aufführung einiger Chöre aus Georg Friedrich Händels Oratorium Israel in Egypt HWV 54 mit lebenden Bildern erschien in der Düsseldorfer Zeitung Nr. 254 vom 24. Oktober 1833. Diesem zufolge »geruhten Se. K. Hoh. dem Feste der Kunstakademie beizuwohnen, wo nach einem Prologe von den Gliedern dieser Akademie mehrere überaus schöne Transparente unter Chorgesang trefflich aufgestellt worden waren, woran sich, als den wesentlichen Theil der Feierlichkeit, die Darstellung einiger lebenden [!] Bilder knüpfte, die sich, in einer hier nie gesehenen glänzenden Weise, des huldreichen Beifalls des hochgefeierten fürstlichen Kunstfreundes und Seiner Umgebungen erfreuten.« Weiterführend siehe Mendelssohns Beschreibung einiger der Bilder in Brief fmb-1833-10-28-01 (Brief Nr. 810) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833, sowie Wolfgang Sandberger, Historismus? Mendelssohn und die Zukunft der Vergangenheit. Ein synästhetisch-klassizistisches ›Manifest‹ aus dem Jahr 1833, in: Mendelssohns Welten. Zürcher Festspiel-Symposium 2009, hrsg. von Laurenz Lütteken (Zürcher Festspiel-Symposien, Bd. 2), Kassel u. a. 2010, S. 24-47.</note> mit, der uns jedoch lange nicht so wie der heutige Deine befriedigte. Ich finde Deinen Gedanken wunderschön „neu und glücklich: die einzige Weise, dem Bilderstellen die Langweiligkeit zu benehmen: denn es giebt dabei sonst nur angenehme Minuten und <hi rend="latintype">ennuyante</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_33b1d1fa-a571-4ff7-b9a0-616ed63dab89" xml:lang="fr ">ennuyante – von frz. ennuyer, langweilen, verdrießen.</note> Viertelstunden. „Rosen werden gemalt wie Nelken nur ein bischen anders.“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f11d6d7c-acc7-4383-afcb-4c48094f87ad" xml:lang="de">„Rosen werden gemalt wie Nelken nur ein bischen anders.“ – eine bekannte Sentenz.</note> <persName xml:id="persName_6e07c7ec-dcca-4cd7-9691-113845fd5c4f">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden" type="person">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName> sagt, das <placeName xml:id="placeName_083a1212-67fd-4dda-a835-558b1264e1f6">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Fest wäre accurat so gewesen wie das hiesige Künstlerfest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6d7bdf21-85e8-4da8-845e-bbb18ff3af71" xml:lang="de">das hiesige Künstlerfest am 18. – Während des Stiftungsfestes des älteren Künstler-Vereins am 18. Oktober 1833, dem Johann Gottfried Schadow vorstand, wurden lebende Bilder (in Kostümen arrangierte Szenen) mit musikalischer Begleitung unter der Leitung von Karl Friedrich Rungenhagen gestellt. Diese symbolisierten einzelne Künste: Malerei, Bildhauerei, Musik und Architektur. Das Fest beschloss ein »festliches Mahl« (Spenersche Zeitung Nr. 245, 19. Oktober 1833).</note> am <date cert="high" when="1833-10-18" xml:id="date_12ad82d6-0f10-419f-85f3-ac75410bb5e4"><date cert="high" when="1833-10-18" xml:id="date_ddf0fb3a-9b17-404f-9909-63417aeec87d">18.</date></date> Solch ein Graul von Philiströsität und Langerweile solls noch nicht gegeben haben! <persName xml:id="persName_57329df5-ee3f-4a6e-9216-6834e75fd0c0">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> willen unterzieht sich der arme Wurm zuwei-<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> len solcher <hi rend="latintype">corvée</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5c8265c9-914d-424f-bec5-bf289a09333e" xml:lang="fr ">corvée – frz., lästige Pflicht.</note> diesmal hielt sies aber nicht aus, wirft sich in die Arme einer Droschke und stöhnt und ächzt uns ihr Leid vor; Du kennst ihre unbeschreiblichen Gesichter und Töne in solchen Zuständen. – Euer Leben und Treiben muß äußerst hübsch und förderlich sein. Wo’s Dir zusagt und wohlgeht, damit bin auch ich zufrieden, mein Herz! obschon ich oft im Stillen seufze und denke, hättens meine Esel von Berliner nicht auch so gut haben können? und ich um so viel beßer! aber der Mensch muß doch einen<title xml:id="title_4dc0dff9-c956-4e22-b12f-2eb31709853b"> Ring des<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110669" style="hidden" type="literature">Der Ring des Polykrates</name></title> <persName xml:id="persName_38091052-472a-42f3-9feb-2c2d6fba1b69">Polykrates<name key="PSN0117857" style="hidden" type="person">Polykrates</name></persName> besitzen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a338e288-a463-49d2-a74a-3b6df978a3aa" xml:lang="de">Polykrates (1797). Schiller stützte sich auf eine Anekdote des Herodot über König Polykrates von Samos.</note> und das ist nun meiner, ins Meer geworfner. So wie ich Deine Stellung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4693573-6875-4c1b-b862-b4049ab7a85f" xml:lang="de">Deine Stellung – Felix Mendelssohn Bartholdy war seit dem 1. Oktober 1833 als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf angestellt.</note> mehr einsehen lerne, liebe ich sie und finde sie paßender und zweckmäßiger als viele andre, in die Du Dich hättest fügen müßen, während Du diese bilden und gestalten wirst. <persName xml:id="persName_a03e66cc-be9d-47f5-9cdf-5c4cfaf4056d">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> hat mir darüber auch ein Licht angesteckt; der ist so voll Pläne und Ideen, und sprach so geistreich über seine zu hoffende Wirksamkeit, daß ich eine neue Einsicht gewann. Hör mal Felix! ich habs doch lang gesagt, es ist den Leuten recht vortheilhaft und die klügste Politik von ihnen, wenn sie sich einen Dunstkreis von Brummichkeit, <hi rend="latintype">hauteur</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a19cb02f-b20a-4411-9690-e295eb72f2e4" xml:lang="fr ">hauteur – frz. Hochmut.</note> und Stolz machen. </p> <p>Bei seinem ersten Besuch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8b49827-127b-4ed7-9281-81e7d9262aa6" xml:lang="de">Immermann … seinem ersten Besuch – Am 22. Oktober 1833 lernte nur Lea Mendelssohn Bartholdy Karl Leberecht Immermann kennen. Dieser hielt sich in der zweiten Oktoberhälfte 1833 in Berlin auf (vgl. Immermann, Tagebücher, S. 223-237). Lea Mendelssohn Bartholdy überlieferte: »Wir haben vor Kurzem eine große Freude durch Immermanns Bekanntschaft gehabt. Er ist etwas scharf, aber sehr intereßant, geistreich und angenehm. In Düßeldorf (wo er lebt) fürchtet man ihn und hält ihn für stolz; obgleich er nun aber antimusikalisch ist, liebt er Felix ungemein und auch von dieser Seite sah ich seinen Aufenthalt für einen Gewinn an« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). Zu weiteren Besuchen des Schriftstellers und Theatermanns bei den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vor und am 27. Oktober 1833 siehe Kommentar zu Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte.</note> war ich allein mit ihm, und ganz <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">enchantirt</hi></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_277746c2-e8c5-4440-a7a3-201e91c466ed" xml:lang="fr ">enchantirt – von frz. enchanté, bezaubern, entzücken.</note> von seiner Gesprächigkeit, Liebenswürdigkeit und conversationsGabe. Den Abend den er uns schenkte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4153b211-2516-48a0-aef8-90d5d971dc20" xml:lang="de">Den Abend den er uns schenkte – Immermann war noch einmal vor dem 27. Oktober 1833 bei den Mendelssohns zu Gast (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 47, Eintrag vom 28. Oktober 1833).</note> mußte ich ihn wohl andern gönnen, und da wurde lebhaft und klug geredet. Hu, was Geist! <persName xml:id="persName_6be920d4-dac1-463a-ada2-8be4c9ef4f7f">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName>, <persName xml:id="persName_340e9b41-0e5c-41f5-bff5-8cb4d8e86b58">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b5fe74a7-9249-4aad-982f-ab050595312c">l’Herminier<name key="PSN0117388" style="hidden" type="person">Lerminier, Jean Louis Eugène (1803-1857)</name></persName></hi>, <persName xml:id="persName_ef0b6e64-383b-4286-b958-61929c8feb86">Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName>, <persName xml:id="persName_213b03a9-3af4-4d6d-bcfd-b848c096d56f">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_cfaf15b4-699a-4a83-aa5b-3ade040a2559">Heysens<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fc5d2e64-2143-458b-9262-1dc70de288b8">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName></hi>, <persName xml:id="persName_ddbb324f-bb23-4cc2-8b41-d98ed6f86e69">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1701449b-4291-4c37-b9ac-8ed4fe66580a">unsre HausProfeßoren<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, vielerlei bunte Elemente: <persName xml:id="persName_3b4b50da-c3f9-4f7b-8123-c7276f4a54e3">Frank der jüngere<name key="PSN0111116" style="hidden" type="person">Franck, Friedrich Albert (1809-1896)</name></persName> sperrte Maul und Ohren auf. Fanny wollte am Ende auch was von Im. haben, und er sagte uns <date cert="high" when="1833-10-27" xml:id="date_304b38c5-9d3b-49a2-a84a-d85fe487e896">Sonntag Mittag</date> zu, wo ich niemand dazu bat und wir ihn sehr intereßant fanden. Herb ist er schon, und wo er will, gewiß auch entfernend; aber außer seinem wirklich anziehenden Geist besticht und gewinnt er mich auch durch seine Meinung von Dir, Schatz! Bereits hatt ich durch andre gehört, wie sehr günstig er über Dich gesprochen. <persName xml:id="persName_02c60819-4d51-462a-b45f-91d9f8a6e295">Varnhagen<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> hatt ich vorher auf den Zahn gefühlt; der ist aber nicht gut für ihn gestimmt, und so brachte ich sie nicht zusammen. – Es sind uns in den letzten paar Wochen, Gottlob wieder mehrere angenehme Leute und alte Freunde durchs Haus geflogen. <persName xml:id="persName_e448ddf1-d46c-43b9-95eb-9304bf214e68">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> ist uns immer eine belebende, ermunternde Erscheinung, er reiste vorgestern wieder nach <placeName xml:id="placeName_db92dfd4-328e-44f7-8070-d8cca7273bfd">Breslau<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, kömmt aber im Lauf des Winters zurück. <persName xml:id="persName_596a1ab8-d0b3-4d39-a900-fd25eb70fc29">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> ist <date cert="high" when="1833-10-31" xml:id="date_12c9e4c0-5118-422e-95e9-65b7bf9a527d">gestern</date> nach <placeName xml:id="placeName_c493000b-9d5e-4d52-b702-f223bd63133f">Detmold<settlement key="STM0100584" style="hidden" type="locality">Detmold</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_58dbb02c-92ca-4566-9fc4-470759cb81df" xml:lang="de">Rosen ist gestern nach Detmold – Friedrich Rosen reiste am 31. Oktober 1833 nach Detmold ab. Dort wohnte sein Vater Friedrich Ernst Ballhorn-Rosen.</note> nachdem die gute Seele <persName xml:id="persName_f8c57b2c-7609-471f-a01d-f5340934db55">ein jüngeres medicinisches Röschen<name key="PSN0117999" style="hidden" type="person">Rosen, Erich Carl Bodo (1814-1848)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4d48c4ea-8b9b-4a87-abca-361d78bc3301" xml:lang="de">ein jüngeres medicinisches Röschen – Ab Michaelis 1833 lässt sich Erich Carl Bodo Rosen aus Detmold als Student der Medizin an der Universität Berlin nachweisen (»Verzeichniß der Studirenden«, in: Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden auf der Königl. Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Auf das Winterhalbejahr von Michaelis 1833 bis Ostern 1834, Berlin 1834, S. 32).</note> hier <hi rend="latintype">installirt</hi>. Er<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> hofft gewiß, Dich vor der Rückkehr nach <placeName xml:id="placeName_a08ce7b8-9473-4259-a60e-40cca017254a">L.<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> besuchen zu können.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c332604e-c7d8-4a6e-9def-ad3f167115ca" xml:lang="de">Er hofft gewiß, Dich vor der Rückkehr nach L. besuchen zu können – Friedrich Rosen hielt sich dann vom 30. Dezember 1833 bis Anfang Januar 1834 in Düsseldorf auf (vgl. Brief gb-1833-12-20-02 Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Detmold, 20. Dezember 1833).</note> Als <persName xml:id="persName_06f5ee20-c0d0-4b48-a0f6-53bd40557aae">Immer.<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> bei uns aß, war auch <persName xml:id="persName_9cc51440-211a-48f6-8e73-9e62fdc32b3a">Sebast<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName>. bei Tisch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb8163fc-16a3-4137-97c6-eecaac7ba5de" xml:lang="de">Als Immer. bei uns aß, war auch Sebast. bei Tisch – zu dem Besuch Immermanns am 27. Oktober 1833 im Hause der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vgl. Hensel, Tagebücher, S. 47: »Immermann war gestern bei Tisch, und auf seine Veranlassung sagte Rebecka das Epigramm v. Heyne auf Neumann, welches schließt: und ein Gedicht ausgespuckt, darauf Seb. ganz böse: Hör mal Mutter! ein Gedicht spuckt man nicht aus, ein Gedicht erzählt man.«</note> und verhielt sich mäuschenstill. <persName xml:id="persName_05058bf8-a4c0-44e7-9f3e-4a7076ee7192">Im.<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> kannte die <title xml:id="title_523217ac-b268-4199-b01b-eb3b1efd37ac">Heineschen Epigramme<name key="PSN0111816" style="hidden" type="author">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797–1856)</name><name key="CRT0111983" style="hidden" type="literature">Oestliche Poeten</name></title> nicht, und Beckchen sagte ihm das auf <persName xml:id="persName_dc99484f-d2fb-4ed7-a226-948fc275a4fc">Neumann<name key="PSN0117704" style="hidden" type="person">Neumann, Friedrich Wilhelm (1781-1834)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ebbb450-b6cb-46c5-ade0-c2bfe9981ffd" xml:lang="de">die Heineschen Epigramme … das auf Neumann – In Heinrich Heines Gedicht Oestliche Poeten (in: ders., Reisebilder, Zweiter Teil, 3. Abtheilung, Die Nordsee, Hamburg 1827) heißt es am Schluss (S. 122): »Von den Früchten, die sie aus dem Gartenhain von Schiras stehlen, / Essen sie zu viel, die Armen, und vomiren dann Ghaselen.« Siehe dazu Andreas Stuhlmann, »Die Literatur – das sind wir und unsere Feinde«. Literarische Polemik bei Heinrich Heine und Karl Kraus, Würzburg 2010, S. 89. </note> Da fängt das Kerlchen plötzlich an „man kann ja kein Gedicht ausspucken, ein Gedicht kann man bloß erzählen.“ <hi rend="latintype">Au risque</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1191afd7-8cf4-4018-95c6-32fad1add8a5" xml:lang="fr ">Au risque – frz., Unter der Gefahr.</note> daß es Dir Fanny geschrieben, setze ichs doch her. – Gestern Abend saß er auf meinem Schooß, ganz in Spielsachen absorbirt: oben beim <persName xml:id="persName_943060f4-4e96-49f8-8c51-c685192e4b52">General<name key="PSN0110097" style="hidden" type="person">Braun, Johann Carl Ludwig (1771-1835)</name></persName> wird Klavier geklimpert:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ac10aecd-9e28-4586-9bcd-dfa75d30eebc" xml:lang="de">oben beim General wird Klavier geklimpert – Johann Carl Ludwig Braun, der 14 Kinder hatte, bewohnte vom Herbst 1833 bis zu seinem Tod 1835 die Etage über den Mendelssohns in deren Haus in der Leipziger Straße 3; vgl. Brief gb-1833-11-16-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. November 1833, Z.: »Mit unserm General Braun hatten wir die richtigste Spekulation gemacht«; siehe aber die irrtümliche Angabe bei Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74.</note> auf einmal dreht er sich zu mir um „Lott is dot“,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1925f974-535c-4e5d-97b7-891cca8a99eb" xml:lang="de">„Lott ist dot“ – volkstümliches Tanzlied Lott ist todt (am Anfang des 19. Jahrhunderts aufgekommen). Auf dessen Melodie wurden Gerüchte und Bonmots gesungen. Vgl. Lukas Richter, Der Berliner Gassenhauer. Darstellung – Dokumente – Sammlung (Volksliedstudien, Bd. 4), Münster u. a. 2004, S. 311 ff.</note> wovon unsre greulichen Nachbarvirtuosen eben die ersten Töne angaben. Sonst ist er für Töne und Farben wie vernagelt – Ironie und Bosheit der Natur – es steckt ein Prediger wie Vater, ein Philolog wie Fanny meynt – in ihm. Eine zierlichere Aussprache und eine sorgfältigere Wortklauberei kann man sich nicht denken. Mit dem <hi rend="latintype">gros patapouffe</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8e6ac1bf-cb8a-45cb-a437-7e23794ffaef" xml:lang="fr ">gros patapouffe – frz. gros patapouf, Dickerchen, Pummelchen.</note> <persName xml:id="persName_8fe84dd8-4298-4d6c-9058-88d1afbbd5d5">Walter<name key="PSN0110666" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Abraham Walter (1833-1887)</name></persName> ist er gar niedlich, küßt und liebkost ihn, fährt ihn spatzieren und geht aufs Säuberlichste mit ihm um. <persName xml:id="persName_af70a6a4-0ede-4690-8212-59f0da847fa4">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> nährt den Jungen bewundernswürdig: ruhig, regelmäßig, reichlich. Er gedeiht vollkommen, schläft vortrefflich, sogar jetzt wo er d. 5. Tag schon geimpft ist und alle 6 Pocken in bester Blüte stehen. <persName xml:id="persName_2a8ecacb-2c77-4154-887a-51dd8ab6fcc8">Luise<name key="PSN0112983" style="hidden" type="person">Luise, Köchin von → Rebecka Lejeune Dirichlet in Berlin (bis November 1833)</name></persName> ist wirklich in den höchsten <hi rend="latintype">circonstancen</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0de0de57-31c5-4d20-8c7c-2ea1876c0d20" xml:lang="fr ">circonstancen – frz., circonstances, Umständen, hier: hochschwanger.</note> Reb. hat eine Wittib<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_dd296191-6889-4a20-9d53-aaa3cb2f9fd3" xml:lang="de">Wittib – veraltet für Witwe.</note> gemiethet die hoffentlich nicht mehr mitsingt, <title xml:id="title_e463318e-7946-450a-9bbd-b7acafaa864e">alles fühlt der Liebe Freuden<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title>: Walterchens <hi rend="latintype">bonne</hi> ist <hi rend="latintype">de bonne race</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_755e4ad3-5ed9-4552-b499-9192b909af26" xml:lang="de">alles fühlt der Liebe Freuden – Textbeginn der Arie des Monostatos in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte KV 620, zweiter Akt, siebenter Auftritt.</note> <persName xml:id="persName_46cf67a8-fded-4fec-8747-5f5b5c0da62e">Dorothee Süßbier<name key="PSN0115433" style="hidden" type="person">Utecht, Dorothee</name></persName>, verehlichte <persName xml:id="persName_54114558-48c0-4d13-beb6-9ea21ec52c46">Schneider Utechts<name key="PSN0115432" style="hidden" type="person">Utecht, A.</name></persName> Nichte, ein wirklich gutes frohes Geschöpf, die Waldmännchen (denn so wird Dein schön gewählter Name<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9fbe0556-06f0-4aa0-885d-1a2c57167b0b" xml:lang="de">Dein schön gewählter Name – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte den Namen Walter für seinen Neffen vorgeschlagen. Vgl. Brief fmb-1833-07-16-01 (Brief Nr. 754) Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 13. – 16. Juli 1833, Z. 132 ff.: »Von Deinen 3 Namen gefallen mir nur Eduard und Gustav etwas, Alexander nicht recht, aber einen hab ich, der mir gut gefällt, obwohl Ihr alle schreien werdet: – – – Walter.«</note> verschimpfirt) wunderklug und schön findet, obschon er uns dick und dumm ist.</p> <p>Das <placeName xml:id="placeName_6cb0eb5c-58ae-4ed1-a4b8-59f54143cf4a">Müllerquartett<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist hier; wir sollten sie bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a3d52780-73f5-4108-8452-b24ea950ff84">Jaques<name key="PSN0112215" style="hidden" type="person">Jaques (Jacques), Friedrich Joseph (1796-1871)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09be6a1c-7c12-4d7a-9ee0-1fbe728e630e" xml:lang="de">Das Müllerquartett … bei Jaques – Das 1828 gegründete, aus den Brüdern Carl Friedrich (1. Violine), Franz Ferdinand Georg (2. Violine), Theodor Heinrich Gustav (Viola) und August Theodor Müller (Violoncello) bestehende Streichquartett, spielte am 27. Oktober 1833 in einem privaten Konzert im Haus des Berliner Bankier Friedrich Joseph Jaques. Dieser wohnte in der Leipziger Straße 69 (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 330]). </note> hören als wir Imm. grade bei uns hatten: Vater war <date cert="high" when="1833-10-31" xml:id="date_1d3f4d35-771c-434e-9158-296a1cd9b767">gestern</date> dort,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_49d59852-e184-45bc-b65d-5747fd4e7d93" xml:lang="de">Vater war gestern dort – Die erste von zunächst drei angekündigten »Quartett-Unterhaltungen« des Müller-Quartetts in Berlin fand am 31. Oktober 1833 im Saal des Hôtel de Russie statt (Konzertankündigungen, z. T. mit Programmangaben: Spenersche Zeitung Nr. 253, 29. Oktober 1833, Nr. 254, 30. Oktober 1833, und Nr. 255, 31. Oktober 1833; Rezension des Konzerts ebenda, Nr. 257, 2. November 1833).</note> und versäumte, um <title xml:id="title_af96a233-c700-4029-b096-09e62ebd62dd">Fesca<name key="PSN0111037" style="hidden" type="author">Fesca, Friedrich Ernst (1789–1826)</name><name key="CRT0111984" style="hidden" type="music">Streichquartett g-Moll, op. 2/2</name></title> zu überspringen, <title xml:id="title_e39eb1d7-550d-4b9b-be8f-e00651d7eef9">einen Haydn<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732–1809)</name><name key="CRT0111985" style="hidden" type="music">Streichquartett B-Dur, op. 76/4 (Hob. III : 78) (»Sonnenaufgang«)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_136ab4b5-62f0-4fa4-8f39-5c4f3415b8a2" xml:lang="de">einen Haydn – Die Spenersche Zeitung nannte ein Streichquartett B-Dur, op. 76/2, von Joseph Haydn (Nr. 257, 2. November 1833). Es handelt es sich wohl um Opus 76/4 (Hob. III : 78, »Sonnenaufgang«).</note> fiel hingegen in den großen <persName xml:id="persName_d38fe753-4f6c-4745-80fc-e32fadb015dc">Beeth.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName> Er fand daß sie ihm deßen dunkles Labyrinth erhellten. Ich hoffe sie spielen eins v. Dir, bloß das kann mir die Quart. Antipathie vertreiben: auf jeden Fall hör ich sie, denn Vollkommenheit jeder Art reizt mich. Sie geben auch ein Concert,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4eb14c3e-53a3-4e9d-b5a0-40de7644c4d0" xml:lang="de">Sie geben auch ein Concert – Das Müller-Quartett veranstaltete noch drei weiteren »Quartett-Unterhaltungen« im Hôtel de Russie am 4., 7. und 11. November 1833. Siehe Spenersche Zeitung Nrn. 257, 258 (Beilage), 260, 261, 263 und 264 (Beilage), vom 3., 4., 6., 7., 9. und 11. November 1833. Lea Mendelssohn Bartholdy meint wohl das »große Vocal- und Instrumental-Concert« des Ensembles am 14. November 1833 unter der Leitung von Carl Moeser im Saal des Königlichen Schauspielhauses (Konzertankündigungen mit Programmangaben: Spenersche Zeitung Nr. 265, 12. November 1833, Nr. 266, 13. November 1833, und Nr. 267, 14. November 1833; Rezension ebenda, Nr. 269, 16. November 1833).</note> eh sie nach <placeName xml:id="placeName_3f141da3-d969-47c9-80ef-a82310c3fc97">München<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, Paris und <placeName xml:id="placeName_3b651a8c-c515-4037-a729-f9dff3866512">Lond<settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. gehen. <hi rend="latintype">A propos</hi>, unter vielen intereßanten Fremden war auch <persName xml:id="persName_7eb2435b-87c4-452c-be97-54de59920eca">Pappenheim<name key="PSN0113748" style="hidden" type="person">Pappenheimer, Seligmann (1767-1844)</name></persName> hier: Du kennst doch Vater, wenn er die Freunde in der Ferne liebt und in der Nähe Schwanzmajore<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ccc393b8-5b2a-4b1e-9a65-a87e64d0e175" xml:lang="de">Schwanzmajore – bezieht sich vermutlich auf Ludwig Tiecks Novelle »Die Gesellschaft auf dem Lande«, in welcher der Zopf alias Schwanz für die vergangene Zeit des preußischen Militärstaats und damit das Tragen desselbigen als Ausdruck einer konservativen Haltung gewertete wurde: »›Lieber Alter‹, sagte der Herr von Binder mit geheimnisvollem Lächeln, ›nimmst du denn auf den Geist der Zeit gar keine Rücksicht?‹ ›Sollen wir dem Baal‹, rief der Baron entrüstet, ›gerade das Beste opfern, was uns zu Patrioten, zu echten Menschen macht? Ich dachte, mein Sohn wäre nur ein Narr geworden, und die jungen Herren, die in Schwärmerei untergehn; aber du, vormals preußischer Major, Krieger, Deutscher, ein Sprößling älterer, besserer Zeit – Himmel und Erde! An dir gerade muß ich den Skandal erleben!‹«</note> nennt? Er ist aber wirklich einer, und hat der halben Stadt unterm Siegel der Verschwiegenheit vertraut, daß <persName xml:id="persName_5069c394-6892-4b86-a46f-f763b2314e27">König<name key="PSN0109721" style="hidden" type="person">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName> und <persName xml:id="persName_28dd57a4-bf90-40e8-8a59-4e421170f4b8">Königin v. Baiern<name key="PSN0116144" style="hidden" type="person">Bayern, Mathilde Karoline Friederike Wilhelmine Charlotte (1813-1862)</name></persName>, Prinzeß Mathilde <hi rend="latintype">é tutti quanti</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_3c45df39-2253-4b74-bbf5-53c2809b0cfe" xml:lang="it ">é tutti quanti – ital., und alle zusammen.</note> in <placeName xml:id="placeName_7f62d402-62dd-43be-8732-17170b7bb3dc">Kißingen<settlement key="STM0100634" style="hidden" type="locality">Kissingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Thee bei ihm getrunken, <hi rend="latintype">nota bene</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4b2f1e88-8add-4670-86e3-10ade71b204b" xml:lang="la "></note> sich selbst eingeladen haben. Er hat uns auch, wie hohe Häupter thun, sein Bild geschenkt; mit allem ist er ein excellenter Kerl, Freund feiner Freunde, bewundernswerth lebhaft für sein Alter und theilnehmend für<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> alles. Für Dich schwärmt er und wünscht Dich sehnlich nach <placeName xml:id="placeName_323e33cf-5c0d-4b0b-8171-8f14ada17356">M.<settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zurück. <persName xml:id="persName_0c9d6eca-8b78-4eea-8055-930822e2e441">Delphine<name key="PSN0111999" style="hidden" type="person">Hill-Handley, Delphine (Adolphine)</name></persName> ist verheirathet und – er wußte nicht ob nach Italien od. Engl. – abgereist.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7c2188f-b89a-4e44-9e12-e66bd2adcd16" xml:lang="de">Delphine ist verheirathet und … abgereist – Delphine von Schauroth hatte am 22. September 1833 in München den englischen Juristen Edwin Hill Handley geheiratet (Königlich Bayerischer Polizey-Anzeiger von München Nr. 75, 25. September 1833, S. 972). Carl Klingemann sah sie am 13. Oktober 1833 in London. Vgl. dessen Brief gb-1833-10-22-02 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, London, 22. Oktober 1833, Z.: »wurde gestört durch ein Frauen- oder MädchenGesicht mit leuchtenden Farben«.</note> – Die ehrliche Haut Winter war vor 14 Tagen hier und bezahlte Dir 21 rt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b1367bfd-6f77-48e6-a142-ae446b9dbc12" xml:lang="de">Winter … bezahlte Dir 21 rt. – Carl Ludwig Winter zahlte damit ein früher gewährtes Darlehen zurück. Siehe Brief gb-1833-10-08-03 Carl Ludwig Winter an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Spandau, 8. Oktober 1833.</note> die er Dir lange schuldig gewesen. Du hättest sie ihm zwar so lange laßen wollen, bis er eine Stelle bekäme;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9c8d9b02-0d23-43b1-85f3-8f666926cccc" xml:lang="de">bis er eine Stelle bekäme – Carl Ludwig Winter lebte ab 1834 als Klavierlehrer in Potsdam.</note> er sähe aber dazu keine Hoffnung, und da er es grade übrig habe u. s. w. <persName xml:id="persName_0331d26c-9187-4124-9f92-66581508164d">Nathan<name key="PSN0113546" style="hidden" type="person">Nathan, Wolff (1810-1877)</name></persName> berechnet Dir alles <hi rend="latintype">debet</hi> und <hi rend="latintype">credit</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2a0bfe23-5f99-4bb9-b725-abeb464ed1fb" xml:lang="fr ">debet und credit – frz. débet, crédit, Soll und Haben (eines Kontos).</note> gewißenhaft. – Es ist eine von meinen Hypochondrieen für Dich, Kind! daß die Füße Deines <hi rend="latintype">pianos</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb857dc3-2d18-43a1-a8d7-34a97b6c8563" xml:lang="de">Deines pianos – ein Flügel der Londoner Klavierfabrik Érard. Vgl. Christian Lambour, Fanny Hensel – Die Pianistin, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 236.</note> mal brechen könnten, wenn Du dran säßest. Thu mir die Liebe, aber gewiß! und laß sie v. einem Tischler sorgfältig untersuchen. Solang das Instrument fest steht, ist nichts zu besorgen, aber beim Rücken weißt Du, war der Vorderfuß rechts einmal entzwei und es ist ein eisern Band umgelegt. Fanny hätte endlich ein ähnliches Unglück haben können, wäre sie zum Glück nicht eben aufgestanden gewesen und man hätte schnell einen Stuhl untergeschoben. Die Füße sehen zwar ganz <hi rend="latintype">solide</hi> aus, sinds aber nicht; <hi rend="latintype">mahagoni</hi> ist viel zu weich. Laß es gründlich kuriren, ich beschwöre Dich darum! Bei dem öftern Transport wird es doppelt nothwendig. Ich freue mich, daß es so gut angekommen ist, und habe mich um so mehr beunruhigt, als weder <persName xml:id="persName_0a30681e-c11b-4b5a-bd07-f34a69f3c7b3">Calix<name key="PSN0110245" style="hidden" type="person">Calix jun., August (1797-1871)</name><name key="PSN0110246" style="hidden" type="person">Calix, Christian Heinrich (1768-1851)</name></persName> noch der Tischler so recht Bescheid wußten, und die Sache auf ächt Berlinisch behandelten. – <persName xml:id="persName_d9c8ed41-5808-4179-93a0-a9ca6e4e0553">Nikolai<name key="PSN0113591" style="hidden" type="person">Nicolai, Carl Otto Ehrenfried (1810-1849)</name></persName> läßt Dich grüßen und sagt etwas stolz, Du wärst der einzige Musiker (der Lebenden) vor dem er Respekt hätte. Er hat die Stelle in <persName xml:id="persName_12392d33-ce56-4fea-aa77-470d32a4a924">Bunsens<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_d44c6c80-6878-4b34-bda1-14918c733cac">Kapelle<name key="SGH0103443" style="hidden" subtype="" type="sight">Königlich Preußische Gesandtschaftskapelle</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5eacfa4a-a0bd-4166-8404-dcad718a8610" xml:lang="de">Nikolai … Stelle in Bunsens Kapelle – Otto Nicolai trat im Januar 1834 die Organistenstelle an der von Christian Karl Josias Bunsen errichteten Gesandtschaftkapelle der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom an. Das Amt hatte er bis zum März 1836 inne; vgl. Ulrich Konrad, Art. Nicolai, (Carl) Otto (Ehrenfried), in: MGG2, Personenteil, Bd. 12 (2004), Sp. 870).</note> zur Einrichtung und Ausübung der Liturgie, mit einem zwar kleinen Gehalt; betrachtet es aber als Mittel, nach <placeName xml:id="placeName_349cb612-b4af-4f64-bfcd-89fd81fa3b51">P.<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> zu kommen. Da alles hier schneckenmäßig geht, so denkt er noch den Winter hier zu bleiben. Bunsen selbst kömmt mit einem neuen <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Rafael</unclear> v. <persName xml:id="persName_3604aeda-676e-4361-8f32-6296cbc35d8a">jungen Söhnen<name key="PSN0110198" style="hidden" type="person">Bunsen, Heinrich Georg (seit 1845) von (1818-1885)</name><name key="PSN0110196" style="hidden" type="person">Bunsen, Ernst Christian Ludwig (seit 1858) von (1819-1903)</name></persName> zum betreuen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ce6b727-fdaf-4351-a0a7-253621c3949d" xml:lang="de">Bunsen selbst kömmt mit einem neuen Rafael v. jungen Söhnen zum betreuen – Bunsen reiste im Mai 1834 von Rom nach Berlin, um bei der Entscheidung um die Eheschließung zwischen Protestanten und Katholiken zwischen dem Heiligen Stuhl und dem preußischen Königshaus zu vermitteln. Er brachte während dieser Zeit seinen ältesten Sohn Heinrich Georg in der Landesschule Schulforte, den zweiten Sohn Ernst Chistian Friedrich in der Kadettenanstalt in Berlin unter (Christian Carl Josias Freiherr von Bunsen. Aus seinen Briefen und nach eigener Erinnerung geschildert von seiner Witwe [Frances Freifrau von Bunsen] […], Bd. 1, Leipzig 1868, S. 412 ff.).</note> – Du liebst ja schöne Geschichten! <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_373392a9-13ca-47af-b1e3-14de16e34c89">l’Herminier<name key="PSN0117388" style="hidden" type="person">Lerminier, Jean Louis Eugène (1803-1857)</name></persName></hi> erzählte v. einer <hi rend="latintype">comtesse Flaudras</hi>, die im Salon als <hi rend="latintype">comtesse <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Saublas</unclear></hi> <hi rend="latintype">annoncirt</hi> wird. Wüthend kehrt sie sich zum meldenden <hi rend="latintype">huissier</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_024b9556-0b54-4f8b-b405-199021e336ae" xml:lang="fr ">huissier – frz., Portier, Pförtner.</note> und sagt, <hi rend="latintype">imbécille</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_1b0178e1-5a8a-49d0-981e-dd68a9bc8edd" xml:lang="fr ">imbécille! – frz. imbécile, Dummkopf!</note> Da tritt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f38013a9-6a31-49b8-87e1-3b1d53514016">Sommonville<name key="PSN0118305" style="hidden" type="person">Sommonville, Herr</name></persName></hi> ihr entgegen – <hi rend="latintype">vous l’avez donc la, madame</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_24ac3bbc-b916-4d0c-b658-359f12725ac1" xml:lang="fr ">vous l’avez donc la, madame! – frz., also haben Sie es, Madame!</note> – </p> <p>– <persName xml:id="persName_99058ef3-6cf4-47ad-91b5-7d6a728d6291"><hi rend="latintype">Louis</hi> 18<name key="PSN0111150" style="hidden" type="person">Frankreich, Ludwig XVIII. von, Comte de Provence (1755-1824)</name></persName> lag auf dem Todbett: man glaubte ihn verschieden: der <hi rend="latintype">duc de Dames</hi> ruft im Schmerz, <hi rend="latintype">ah mon dieu!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8a0c0984-f043-4196-851f-54e710017187" xml:lang="fr ">ah mon dieu! que fera Monsieur? – frz., oh, mein Gott! was wird Monsieur tun?</note> que fera Monsieur</hi>? – <hi rend="latintype">Des bêtises</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2d17ed1c-37a2-4574-ac96-fc07c252ed4a" xml:lang="fr ">Des bêtises – frz., eine Dummheit.</note> sagt der Sterbende, und dies waren seine letzten Worte. Sag mir nun ordentlich, was ist eine Düß. Musikakademie, zu der <persName xml:id="persName_0de61691-f345-4292-bee7-437a4161f9b2">Steifensand<name key="PSN0115084" style="hidden" type="person">Steifensand, Wilhelm (1812-1882)</name></persName> sich meldet?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_caa36421-d400-46e5-a07b-10f7738effbc" xml:lang="de">eine Düß. Musikakademie, zu der Steifensand sich meldet – Wilhelm Steifensand war Schüler der Königlich Preußischen Kunstakademie in Düsseldorf und einer der Klavierschüler Mendelssohns.</note> gehört es auch zu Deinen <hi n="1" rend="underline">Pflichten</hi>, die <hi n="1" rend="underline">einzurichten</hi>? – <persName xml:id="persName_38b37bd0-0e9c-436c-b7f4-8e68b602165d">Immerm<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName>. und <persName xml:id="persName_6ddaa565-f810-496d-89e0-120520a47f3e">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> haben sich sehr gefallen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2d35e4a7-c9c8-42b5-b1da-18b85e40c370" xml:lang="de">Immerm. und Devrient haben sich sehr gefallen – Karl Leberecht Immermann und Eduard Devrient lernten sich zwischen dem 22. und 27. Oktober 1833 bei den Mendelssohns kennen. Vgl. Kommentar zu Z.: Den Abend den er uns schenkte, und Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: »Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte«.</note> und wenn letztrer nicht ein gutes Gehalt und <persName xml:id="persName_a78baf6c-d410-4469-9c36-698b0bb782dd">Frau<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d28c54ba-b333-4691-a350-d07f743620fc">Kinder<name key="PSN0110635" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Wilhelmine (1825-1874)</name><name key="PSN0110628" style="hidden" type="person">Devrient, Carl Felix (1826-1907)</name><name key="PSN0110627" style="hidden" type="person">Devrient, Anna Eleonore (1828-1839)</name></persName> hätte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9433fde8-e753-4176-b690-5d88163ee0e8" xml:lang="de">wenn letztrer nicht ein gutes Gehalt und Frau und Kinder hätte – Eduard Devrient war 1833 als Schauspieler an den Königlichen Schauspielen engagiert. Mit seiner Ehefrau Therese hatte er damals drei Kinder: Marie (geb. 1825), Carl Felix (geb. 1826) und Anna (geb. 1828).</note> er wär ihm und seinen schönen Planen nachgezogen. Ein Künstler muß aber nicht solche Hemmschühchelchen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b77cd0f0-b5d5-4a1f-9130-a11f13791efd" xml:lang="de">Hemmschühchelchen – Hemmschuhe: redensartlich für etwas, was die Bewegung oder eine Entwicklung bremst.</note> an den Füßen haben.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_091aa75b-6e4b-4255-85d9-366b43226a9f"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p><seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> <seg type="dateline"><date cert="high" when="1833-11-02" xml:id="date_b9fa5035-5187-4357-a1db-230b065a6a29">Gestern Abend (heut ist d. 2.)</date></seg> waren wir bei <persName xml:id="persName_d4c7f3fd-72b4-4854-bb82-bd4793c7105a">Steffens<name key="PSN0115075" style="hidden" type="person">Steffens, Familie von → Henrik S.</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_841cfcab-1448-4524-ad72-486bc3cf47e6" xml:lang="de">bei Steffens – Die Familie von Henrik und Johanna (Hanna) Steffens wohnte 1833 in der Wilhelmsstraße 71b (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 714]).</note> und <hi rend="latintype">par ordre du <persName xml:id="persName_a51f36b6-44d1-4f3b-946c-9062490dfbf1">moufti-papa<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_751388d2-bc0a-4dc8-8550-fe9776cf95b7" xml:lang="fr ">par ordre du moufti-papa – frz., auf Anordnung von vorgesetzter Stelle-Vater; gemeint ist Abraham Mendelssohn Bartholdy.</note> mußte ich <title xml:id="title_8969fc7a-1328-4446-a142-30f71be479b8">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Lejeune Dirichlet und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 26. und 28. Oktober 1833</name> </title> mitnehmen. Ich wollte ihn Stellenweise bloß St. vorlesen, aber Vater brachte auch <persName xml:id="persName_083335ee-ea44-435c-acbd-8029e5a0f2f5">Kortüm<name key="PSN0112497" style="hidden" type="person">Kortüm, Karl Wilhelm Christian (1787-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_4878ae7f-7bff-431b-8563-761d4cefc99a">Ranke<name key="PSN0114071" style="hidden" type="person">Ranke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795-1886)</name></persName> mit, wahrhaftig <title xml:id="title_7111833d-ffdb-469e-8616-9bda44c6696a">Mama Odoarda kann nicht dafür, daß Papa Klaudio<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109735" style="hidden" type="dramatic_work">Emilia Galotti</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8b42e024-9b28-4949-a745-aaf80f8dab4e" xml:lang="de">Mama Odoarda … Papa Klaudio – Odoardo und Claudia Galotti, Personen aus Gotthold Ephraim Lessings Drama Emilia Galotti (Eltern der Emilia). Gemeint sind Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy, deren Rollen letztere vertauscht zuordnete.</note> so unphilosophisch ist. Zu Zeiten, siehst Du, tauschten wir die Rollen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_17c7ca32-9628-4776-9e29-90662c678552">Monsieur père<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName></hi> ist übrigens der schönsten Laune und die Abende sind dadurch recht sehr angenehm. Unsre <hi rend="latintype">olla potrida</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c62df759-0860-473f-93d2-18d50406f2af" xml:lang="span ">olla potrida – span., fauliger Topf, Eintopf; im 18. und 19. Jahrhundert ein Modewort und Begriff für »Vermischtes«. ragout-fin – frz. ragoût fin, feines Ragout. </note> von extremen <hi rend="latintype">ragout-fin</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_33053d28-e445-492a-9d2b-615ccc84d928" xml:lang="fr ">ragout-fin – frz. ragoût fin, feines Ragout.</note>-Menschen bildet ein ganz schmackhaftes Gerichtchen. Daß <persName xml:id="persName_178884a5-f925-4b4c-b97f-942950fe3de4">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> BrummbaßMelodieen anstimmt, schadet der Harmonie wenig, mich vielleicht ausgenommen, die dergl. in den Tod haßt. <hi n="1" rend="underline">Wie</hi> gut muß Vater aber gelaunt sein, wenn ers ohne Grimm verträgt! Das ging so zu, o Felix, (von dem ich hierauf entweder keine, oder eine besondre Antwort hierüber erbitte.) Paul war die ganze Zeit sehr <hi rend="latintype">aimable</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a42b9a35-3023-40c0-8d76-1b34e1cb110b" xml:lang="fr ">aimable – frz., zuvorkommend. </note> und freundlich; mit seinem Eifer und Fleiß sind die <persName xml:id="persName_c6472d83-e78e-4c55-9c9d-92c091eb88f2">Herren<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name><name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> fortwährend zufrieden. Vor etwa 14 Tagen fällts ihm ein, Vater zu bitten, er möchte zugeben, daß er sich verlobe;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_41699751-8823-4b85-9a82-91a1d59dd66c" xml:lang="de">Paul … daß er sich verlobe – Abraham Mendelssohn Bartholdy war es zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, dass sein Sohn Paul bereits längere Zeit heimlich mit Pauline Louise Albertine Heine verlobt war. Die offizielle Verlobung erfolgte am 22. April 1834 (Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 44 f.).</note> <persName xml:id="persName_e81aea5f-d23e-4477-91b3-defeb0472539">Onkel<name key="PSN0113227" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Joseph (1770-1848)</name></persName> hätte nichts dagegen. Rehfuß! nun kömmt er zu mir; Hülfstrüppchen zu holen, ich stimme aber Vater bei, der ihm gesagt, er müße sich erst eine feste Stellung erwerben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_887aa2e0-870d-4b9c-b44e-c7e2a89c7d8c" xml:lang="de">er müße sich erst eine feste Stellung erwerben – Paul Mendelssohn Bartholdy absolvierte zunächst ab dem 1. April 1829 eine kaufmännische Ausbildung bei dem Bankier Friedrich Gottlieb von Halle (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14) und setzte dann ab 1831 die Ausbildung in Paris, ab 1832 London fort. 1833 trat er in das von seinem Onkel Joseph Mendelssohn und dessen Sohn Alexander Mendelssohn geleitete Bankhaus Mendelssohn &amp; Co. als Angestellter ein, erst 1838 wurde er deren Teilhaber (Elbe, Paul Mendelssohn-Bartholdy, S. 44 f.). </note> denn selbst mit dem versprochnen Gehalt sei es noch nicht gethan. Er wimmert höchst kläglich wegen <persName xml:id="persName_ccc6659b-5627-4ea5-99a5-141fe33c3579">Albertinen<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName>, und stellt es so vor, als ob sie ein schreckliches Leben bei den <persName xml:id="persName_25d8bf9d-d6ff-49d9-933c-74834b7aff3d">Eltern<name key="PSN0117007" style="hidden" type="person">Heine, Heinrich Carl (bis 1812: Henoch Calmon) (1775-1835)</name><name key="PSN0111818" style="hidden" type="person">Heine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845)</name></persName> führe. Er schickt nach einander <persName xml:id="persName_6fa996a1-035f-44a1-b408-b2fcbcb3397a">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_d5072f2e-9eb6-41d3-83b9-a4b31d27c3e3">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_a7813318-36c6-48ac-b449-73cb8a4b93d3">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> (<hi rend="latintype">D<persName xml:id="persName_f3bc6285-5dc8-49a2-b426-6d9328717083">ir<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>. ist zu klug, derlei zu unternehmen) zu Vater,<persName xml:id="persName_542ed112-f877-4624-88ab-daa9990e2fed"> <hi rend="latintype">Louis</hi> Heydemann<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> zu mir auf, Stürme ab<unclear reason="covering" resp="UW">zu</unclear>schlagen. Nun kommen Schnuten, Brummen, Seufzer so dick wie die katholische Kirche. Einen Tag vor <date cert="high" when="1833-10-30" xml:id="date_01227c9e-9451-4529-9a43-01732f878f78">seinem Geburtstage</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e3105644-cbeb-4e5e-a2ec-46b62dda3084" xml:lang="de">seinem Geburtstage – Paul Mendelssohn Bartholdy beging am 30. Oktober 1833 seinen 21. Geburtstag.</note> wo ich eben <persName xml:id="persName_5a882ac9-85da-4e22-b3ab-37ba1550b0ab">Mde. Heine<name key="PSN0111818" style="hidden" type="person">Heine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845)</name></persName> schreiben und <persName xml:id="persName_9f3c6aef-203a-454c-b53c-6c6a0472371c">Albertine<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> einladen wollte, bekommen sie die Nachricht, daß <persName xml:id="persName_d558b96c-07ad-4373-b279-6e8bb58ec28f">Moritz<name key="PSN0111820" style="hidden" type="person">Heine, Moritz Ludwig Heinrich (1813-1847)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_fc7e1b65-76b1-475c-b694-0e046328b4a1">Stuttgard<settlement key="STM0100140" style="hidden" type="locality">Stuttgart</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sehr krank sei, und machen sich beide sogleich dorthin auf den Weg. Nun hat er also doch etwas Grund zu brummen, sich zu grämen und zu ängstigen, weil Alb. sich erkälten könne. Durch sein wirklich kindisches Betragen beweist er nun eben, wie we<unclear reason="covering" resp="UW">nig</unclear> er für so ernste Verhältniße paße. Die Eltern des Mädchens können auch so gar grausam nicht sein, da sie (zu meiner Verwunderung und Miß<unclear reason="covering" resp="UW">be</unclear>hagen) erlauben, daß sie so <hi rend="latintype">volumineuse</hi> Arbeiten für ihn macht, als ein großer Armseßel, der zum <date cert="high" when="1833-10-30" xml:id="date_aaac39ea-6ea6-4927-97ed-be8a85f634f8">30.</date> ankam. Ein für sein Alter eben so unpaßendes Geschenk als ich es nicht ziemlich finde, in dem bisherigen Verhältniß damit den Leuten in die Augen zu schlagen. Es ist ein wahres Unglück, daß der Junge, der in Charakterfestigkeit noch unter <unclear reason="covering" resp="UW">sei</unclear>nem Alter geblieben, grade in Neigung und Richtung sich so <hi rend="latintype">précoce</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_516725e8-765c-48b5-a939-49d9313ccd77" xml:lang="fr ">précoce – frz., frühreif, klug.</note> ge<unclear reason="covering" resp="UW">z</unclear>eigt und bestimmt hat. Es ist freilich das Gute dabei, daß er deßhalb einen Lebensweg, der ihm sonst vielleicht entgangen wäre, eifrig verfolgt, aber die eine Idee nimmt auch die Stelle aller übrigen bei ihm <unclear reason="covering" resp="UW">ei</unclear>n und hindert jede weitere Ausbildung. Dringen die Heines aber in der<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> That auf Verlobung, so hätten sie noch mehr Recht, später die Verheirathung zu betreiben, und das in unsrer Lage zu verzögern, ist doch wohl aller Vernunft gemäß. – Was Vater jetzt auch heiter stimmt, liebes Kind! ist, daß <persName xml:id="persName_8d26ed46-47f6-4ba7-919e-bb1bf690be61">Frick<name key="PSN0116759" style="hidden" type="person">Frick, Georg Friedrich Christoph (1781-1848)</name></persName> von der <placeName xml:id="placeName_9613b16e-f6e0-4b73-af74-7c614e6542c8"><hi rend="latintype">Porcellan</hi>fabrik<name key="NST0103388" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, bei Gelegenheit eines Baues, den sie neben unserm Garten machen wollen, den Antrag erneut hat, ihm ein Stück unsers Feldes und Gartens abzutreten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_62c801db-7d70-4940-8490-cf69cbd72902" xml:lang="de">daß Frick von der Porcellanfabrik den Antrag erneut … ein Stück unsers Feldes und Gartens abzutreten – Die Königliche Porzellan-Manufaktur befand sich in der Leipziger Straße Nr. 4, dem Grundstück neben demjenigen der Mendelssohns (Nr. 3); siehe dazu Georg Friedrich Christoph Frick, Geschichte der Königlichen Porzellan-Manufactur in Berlin, 2 Bde., Berlin 1846/48. Die Abgabe eines Teils des Gartens und der Meierei der Leipziger Straße 3 an die Manufaktur erfolgte 1834. Der Kaufpreis betrug 25.000 Reichstaler. Siehe dazu Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 44, und den im Dezember 1833 angefertigten, von dem Direktor der Fabrik Georg Friedrich Christoph Frick und Abraham Mendelssohn Bartholdy signierten »Situations Plan« des verkauften Gartenstücks (Autograph in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 5/I/X,4c. Abbildung in Klein, Das verborgene Band, S. 135).</note> (Auch dies bleibt noch unter un<unclear reason="covering" resp="UW">s,</unclear> da der Antrag erst ans <placeName xml:id="placeName_4e4879af-1052-49f1-a70f-a6a33ff507d4">Ministerium<name key="NST0103451" style="hidden" subtype="" type="institution">Ministerium der Finanzen</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehen muß und also nichts best<unclear reason="covering" resp="UW">immt</unclear> werden kann.) Der Plan ist: von dem Rosenplatz mit den Nußbäumen hinten das Stück abzutheilen, quer durch bis hinter dem Kuhstall der Meierei,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d7f9a41-10d2-4311-8b7c-3237fc6ce7c1" xml:lang="de">der Meierei – Damals war das im Südwesten an das Grundstück der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 angrenzende Gelände an eine Familie Baumann verpachtet. Lea Mendelssohn Bartholdy beschrieb es als »Meierei, wo ein Pachter mit 12 Kühen sein Wesen treibt und uns frische Milch und Butter liefert« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein in Wien, Berlin, 10. August 1825. D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,35. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, S. 146-150, das Zitat S, 147).</note> so daß uns von derselben, von der Weinwand an bis zum bisherigen Thorgitter zur Pachterei bliebe. Für dies Stück Wald und Fe<unclear reason="covering" resp="UW">ld</unclear> (beiläufig 4 Morgen Land ohne alles Gebäude fordern wir 39,000 rt und hoffen mindestens 25,000 zu bekommen, was ein schöner Preis wäre.) Der Garten bleibt noch 7 Morgen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0cd79389-8d86-429b-8118-ddb35039f52c" xml:lang="de">4 Morgen … 7 Morgen – ein preußischer Morgen entspricht 2.553 qm; vier Morgen </note> groß, also bedeutender als irgend ein hiesiger Stadtgarten; wir würden die Quälerei mit einem Pächter los, würden die große Weinwand und den Rest zu Küchengewächsen, <unclear reason="covering" resp="UW">Erd</unclear>beeren <hi rend="latintype">etc</hi>. selbst bauen laßen und diesen Theil unsern Miethern<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_279903cc-e5dc-4ac0-8d7c-87ca580d58cc" xml:lang="de">unsern Miethern – Ein Teil der im Haus der Mendelssohns lebenden Personen wird genannt in Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74-77.</note> verschließen. Es erleichtert Euch Kindern ferner den einstigen Verkauf des jetzt so theuer zu berechnenden Hauses, und giebt uns eine schöne E<unclear reason="covering" resp="UW">in</unclear>nahme für eine geringe Entbehrung an <hi rend="latintype">étendue</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cc80f662-15c1-4dc7-9ba4-fd4a85a0b886" xml:lang="fr ">étendue – frz., Fläche.</note> des dennoch sehr großen Gartens. Auch hierbei hat sich die MeinungsVerschiedenheit der Kinder of<unclear reason="covering" resp="UW">fen</unclear>bart. <persName xml:id="persName_4032cca4-6008-4dd5-9661-43c42ebfc6b2">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> ist ergrimmt, daß wir, um einen Preis wie er auch s<unclear reason="covering" resp="UW">ein</unclear> möge, die alten Bäume hergeben, nebst der schönen Pächterwildniß,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_602efcb4-f2bf-4cdd-abe1-abd8d42024b6" xml:lang="de">der schönen Pächterwildniß – die Meierei.</note> <unclear reason="covering" resp="UW">wo</unclear> seine Schüler<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_da62d8b0-c0da-4b63-98e3-0786d121252a" xml:lang="de">seine Schüler – siehe Themenkommentar Schüler von Hensel. </note> nach der Natur zeichnen: <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f07f978b-45a4-4039-8d3a-147079384e07">Dir<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName></hi>. ist ganz unsrer Ansicht, <unclear reason="covering" resp="UW">und</unclear> es versteht sich, daß die <persName xml:id="persName_d12adc8b-6c3d-40cb-8247-d47b17323f5d">Schwestern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> für ihre Männer Parthei nehm<unclear reason="covering" resp="UW">en.</unclear> Ich würde es in unsrer jetzigen Lage für unverantwortlich halten, <hi n="1" rend="underline">ein Vermögen</hi> der geringern Annehmlichkeit willen, auszuschlagen. Selb<unclear reason="covering" resp="UW">st</unclear> die Möglichkeit einstmaliger <hi rend="latintype">Parcell</hi>irung hält nicht Stich, da sie ungewi<unclear reason="covering" resp="UW">ß,</unclear> bei der Lage an der Stadtmauer nicht vortheilhaft <hi rend="latintype">rendirt</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5369b787-1aff-4737-bbff-4ca126bed048" xml:lang="fr ">rendirt – von frz. rendre, zurückgeben; hier: ertragreich sein, vorteilhaft ausfallen.</note> und endlich d<unclear reason="covering" resp="UW">er</unclear> Möglichkeit aussetzt, Seifensieder oder Lohgerber<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_61be0061-2f16-4bec-a488-f7bdf5c1d135" xml:lang="de">Lohgerber – Gerber, die mit pflanzlichen Gerbstoffen Häute bearbeiteten. Dafür waren große Wassermengen erforderlich. Lohgerber siedelten sich zumeist am Stadtrand an, da deren Arbeit mit starker Geruchsbildung verbunden war.</note> in der Nähe zu bekom<unclear reason="covering" resp="UW">men.</unclear> – Es waren störende Besuche hier: <persName xml:id="persName_23573344-7e3c-499d-8ee9-76bba6d49979">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_69d9598f-4329-43a9-8d50-fe6d971c7ad2">Familie Berend<name key="PSN0116167" style="hidden" type="person">Behrend, Michael Wilhelm Theodor (1789-1851)</name></persName> aus <placeName xml:id="placeName_40434ff1-51e5-47bb-9e86-4ba61f6961ba">Dan<unclear reason="covering" resp="UW">zig</unclear><settlement key="STM0103333" style="hidden" type="locality">Danzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><unclear reason="covering" resp="UW">,</unclear> reiche Leute, Melomanen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8e36bd94-a041-48ec-9c2a-7d08f3aa10ed" xml:lang="de">Melomanen – bildungssprachlich, Musikbesessene.</note> die uns zum <placeName xml:id="placeName_97438af5-8a0f-49e0-9b26-79beb9323ddf">Müllerquartett<name key="NST0104560" style="hidden" subtype="" type="institution">Müller-Quartett</name><settlement key="STM0100373" style="hidden" type="locality">Braunschweig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auf <date cert="high" when="1833-11-02" xml:id="date_e992bdd8-98e9-4beb-96d6-038d974cbfff">heut</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_99ba0419-1e94-4d74-828f-768ec0df12eb" xml:lang="de">zum Müllerquartett auf heut – Am 2. November 1833 fand nicht eine der vier angekündigten »Quartett-Unterhaltungen« des Müller-Quartetts im Saal des Hôtel de Russie statt, sondern ein privates Konzert im Hause des Bankiers Michael Wilhelm Theodor Behrend und dessen Ehefrau Henriette Eleonore. Die Behrends wohnten in der Jägerstraße 27 in Berlin (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 45]).</note> eingela<unclear reason="covering" resp="UW">den,</unclear> weshalb wir <persName xml:id="persName_72441057-5fee-4b70-abef-65383bc52b06">Ries<name key="PSN0114192" style="hidden" type="person">Ries, Johann Peter Joseph Hubert (1802-1886)</name></persName> wieder im Stich laßen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26e611f5-cb8b-4150-b25f-669d1325c542" xml:lang="de">Ries wieder im Stich lassen – Hubert Ries hatte bereits in einer von Carl Moeser veranstalteten »Soiree« am 30. Oktober 1833 mitgewirkt, in der Streichquartette geboten worden waren (Konzertankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 253, 29. Oktober 1833; Rezension: ebenda, Nr. 256, 1. November 1833). Am 2. November spielte Ries zusammen mit Ludwig Maurer (2. Violine), Carl Herrmann Ehrfried Böhmer (Viola) und August Coelestin Just (Violoncello) in der zweiten »Quartett-Versammlung« im kleinen Saal der Sing-Akademie (Konzertankündigung: Spenersche Zeitung Nr. 256, 1. November 1833; Rezension: ebenda, Nr. 258, 4. November 1833).</note> <persName xml:id="persName_d694d8a9-2478-4996-85e2-9cc0b5490e04">Gnuschke<name key="PSN0111407" style="hidden" type="person">Gnuschke, Johann Eduard (1804-1834)</name></persName> hat uns nämlich <persName xml:id="persName_9ebabae3-943a-4794-a6ba-5a51ccffaa4d">Mlle. Steimig<name key="PSN0118344" style="hidden" type="person">Steimmig (Steimig), Auguste</name></persName> empfohlen, die Berend im Hause hat und die sich in Mus<unclear reason="covering" resp="UW">ik</unclear> hier veredeln soll, ein gut munter Ding die Fannys Klavierhofs<unclear reason="covering" resp="UW">taat</unclear> der <persName xml:id="persName_847645dc-e282-4320-89ac-2bd985e94225">Zeidler<name key="PSN0118695" style="hidden" type="person">Zeidler, Charlotte (?-1896)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5657e58f-6b0c-40a9-854c-84a715d28c32">Tendler<name key="PSN0115380" style="hidden" type="person">Trendler, Emilie (-)</name></persName> und <persName xml:id="persName_baacd93d-4c50-4531-88f5-3a1a44c64000">Kretschmar<name key="PSN0117303" style="hidden" type="person">Kretschmar, Fräulein</name></persName> vervollständigt. So kommen wir <unclear reason="covering" resp="UW">zu</unclear> ihnen, und obgleich Ber. etwas harthörig ist, thut das der Meloman<unclear reason="covering" resp="UW">ie</unclear> keinen Eintrag: er hat auch Deine 3 Koncerte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a010f0d4-2c4a-491a-acbf-884ef74125a0" xml:lang="de">Deine 3 Koncerte – Mendelssohn veranstaltete die drei Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle am 15. November 1832, 1. Dezember 1832 und 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie. Mendelssohn stellte darin auch zahlreiche eigene Kompositionen vor: Im ersten Konzert die Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«), op. 107 (MWV N 15), das 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7), und die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3); im zweiten Konzert das Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, op. 22 (MWV O 8), und die Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5); im dritten Konzert die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3). Die Allgemeine Musikalische Zeitung resümierte nach dem letzten Konzert: »Herr F. Mendelssohn hat sich durch diese von ihm veranstalteten, höchst interessanten Musik-Aufführungen nicht allein als ausgezeichneter Pianoforte-Virtuos ersten Ranges, Instrumental-Componist von Genie und Fleiss und geschickter Orchester-Dirigent gezeigt, sondern sich auch zwiefachen Dank für seine Leistungen, in Bezug auf die Kunst und den wohlthätigen Zweck seiner Concerte, erworben« (AMZ 35, Nr. 8, 20. Februar 1833, Sp. 126). Ludwig Rellstab betonte in seiner Rezension in Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3, vom 25. Januar 1833, die Konzerte seien »nur ein Gewinn für die Kunst, obgleich wir weder der Ouverture, ›die Hebriden‹ genannt, noch der großen Kantate, die Walpurgisnacht, im Ganzen Geschmack abgewinnen konnten. Einzelnes in Beiden gefiel uns dagegen außerordentlich« (S. 12). Zu den Konzerten siehe ausführlich Dinglinger, Mendelssohns Berliner Intermezzo, S. 112-123. Am 15. November 1832 bestätigte Mendelssohn, »[a]us der Schatulle Sr. Königlichen Majestät die Summe von 20 Friedrichsd’or als Beitrag zur Einnahme des Concerts für den Orchesterwittwenfonds am 15ten Nov. 1832 empfangen zu haben« (D-LEsm, Musik- und Theatergeschichte, MT/2011/307).</note> dicht am Orchester ste<unclear reason="covering" resp="UW">hend</unclear> gehört, bewundert vorzüglich <title xml:id="title_36a40682-15a9-4d44-ba66-7909d7067b28">das Konc.<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name></title> v. <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_f251a8be-ce63-4a77-b91e-ffc83d8e08a7">Benda<name key="PSN0116177" style="hidden" type="person">Benda, Georg Anton (1722-1795)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d241c8a5-2837-4bc8-90bb-04f10dec7595" xml:lang="de">Konc. v. Benda – Mendelssohn hatte in seinem zweiten Wohltätigkeitskonzert am 1. Dezember 1832 Johann Sebastian Bachs Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052, gespielt. Michael Wilhelm Theodor Behrend war wohl der Ansicht, das Konzert stamme von Georg Anton Benda.</note> frägt, als das <title xml:id="title_2fd9de36-3d2d-4988-bb0a-8596c8463d8f">Ott<unclear reason="covering" resp="UW">ett</unclear><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_o4kn8zdq-lidw-ndvg-le85-9bfoup9r1xsp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100391" style="hidden">Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, 15. Oktober 1825<idno type="MWV">R 20</idno><idno type="op">20</idno></name></title> versprochen war, und nur 1 Quart. zu Stande kam, ob sie es zu vier<unclear reason="covering" resp="UW">en</unclear> spielen würden, <hi rend="latintype">dans ce genre</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f1729935-d00b-42f9-8b46-50a5c228946c" xml:lang="fr ">dans ce genre – frz., in dieser Art.</note> aber er nimmt <hi rend="latintype">billets</hi> wo wirs wünsch<unclear reason="covering" resp="UW">en,</unclear><seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> hat eine <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_66d213b8-ad62-453c-a9b8-406b1786fe61">sehr hübsche Tochter<name key="PSN0116166" style="hidden" type="person">Behrend, Rose (Rosa) Eleonore (nach dem 11.01.1837: → Curschmann) (1818-1842)</name></persName></hi>. Felix, rührt Dich das nicht trotz der Engländerinnen in <placeName xml:id="placeName_118d8af5-6f03-47ba-805e-355a45cc4e5d">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>.? Auch <persName xml:id="persName_69a2e942-5c69-47c3-a280-551e5940c588">Alex.<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> war hier, grüßt Dich tausendmal, rühmt und liebt Dich ungeheuer, erinnert Dich an <persName xml:id="persName_b40d1135-9762-4bc5-8037-90eaa7d10836">Leßings<name key="PSN0112803" style="hidden" type="person">Lessing, Carl Friedrich (1808-1880)</name></persName> Zeichnungen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ae40614-d7fc-46cd-80ea-2b3572d8ca51" xml:lang="de">Alex. war hier … erinnert Dich an Leßings Zeichnungen – Alexander Mendelssohn war kürzlich (Ende Oktober 1833) von einer Reise an den Rhein zurückgekehrt. Zu den Zeichnungen Carl Friedrich Lessings, die Mendelssohn für seinen Cousin in Düsseldorf erwerben sollte siehe Brief gb-1833-10-23-01 Alexander Mendelssohn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, nach dem 22. Oktober 1833. </note> und ist hoch erfreut und belebt durch Euch und Eure liebe Stadt wie der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_87c28978-849b-4ba9-8504-08add1759753">prince couronne<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_be488d41-94c5-4d5f-851f-3ee221fef70c" xml:lang="fr ">prince couronne – frz., Kronprinz.</note> sie nennt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eef11b0b-6d86-4ee8-a6ab-8b7c562fba00" xml:lang="de">Eure liebe Stadt wie der prince couronne sie nennt – Alexander Mendelssohn hatte am 22. Oktober 1833 in Düsseldorf die Feierlichkeiten für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., miterlebt. Dieser hatte vom 20. bis zum 23. Oktober 1833 die Rheinprovinzen besucht, die 1814 an Preußen gefallen waren. Siehe dazu Kommentar zu Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: Alexanders Bericht über das kronprinzliche Fest.</note> <hi rend="latintype">A propos</hi> v. <persName xml:id="persName_041d0289-7517-4a50-b083-42f1dfc6a76d">Benda<name key="PSN0116177" style="hidden" type="person">Benda, Georg Anton (1722-1795)</name></persName>, denn <persName xml:id="persName_69a2f64d-8731-42fc-b617-49f2bfecf83a">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> war gemeint: <persName xml:id="persName_69043f8c-1d21-43d8-b6d8-0336958387d5">H. v. Halle<name key="PSN0116945" style="hidden" type="person">Halle, Friedrich Gottlieb von (bis 1806: Salomon Joel) (1780-1841)</name></persName> ist wenig empfindsam, fühlt sich aber tiefgerührt durch <title xml:id="title_fd8334d0-c676-4315-aa3e-61bfb996d9ad">Deinen <hi rend="latintype">d mol</hi> Sebastian<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name></title> und betheuert nichts Schöneres gehört zu haben. Was ist <persName xml:id="persName_5a53851d-010d-4771-b4cd-70c2d00ea1c3">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden" type="person">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName> dagegen? ruft er aus. <date cert="high" when="1833-11-01" xml:id="date_1f0a7c8f-4c76-4205-bf69-d383b4cf1955">Gestern</date> las ich im<hi rend="latintype"> conversat</hi>. Lex., <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ada8dcbd-26b0-4481-90e4-3f7b83447501">Crescentini<name key="PSN0116457" style="hidden" type="person">Crescentini, Girolamo (1762-1846)</name></persName></hi> habe in <title xml:id="title_04c0d734-70fa-429f-9a00-890588c189dd">Romeo und Julie v. Benda<name key="PSN0116177" style="hidden" type="author">Benda, Georg Anton (1722–1795)</name><name key="CRT0111986" style="hidden" type="music">Romeo und Julie</name></title> groß Glück gemacht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d7711ee5-a0ff-466a-9e2d-83d015e23a1b" xml:lang="de">Gestern las ich im conversat. Lex., Crescentini habe in Romeo und Julie v. Benda groß Glück gemacht – siehe Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Neue vollständigere Auflage, Bd. 2, Stuttgart 1816, S. 743, Art. Crescentini (Ritter Girolamo): »Im Jahr 1804 befand er sich in Wien. Hier wurde er auf eine ausgezeichnete, eines so großen Künstlers würdige Weise geehrt. Als er nämlich in Julie und Romeo von Benda die schöne Arie ›Ombra odorata‹ gesungen, und unter dem rauschendsten Beifall wiederholt hatte, schwebten vermöge eines künstlichen Mechanismus zwei Tauben aus den Wolken herab und setzten ihm eine Lorbeerkrone auf. Im Jahr 1809 wurde auf dem Privattheater Napoleons dieselbe Oper mehrere Male wiederholt, und Crescentini machte auf ihn dabei einen solchen Eindruck, daß er ihm nach der dritten Vorstellung das Ordenskreuz der eisernen Krone zusandte.« Tatsächlich hatte der Kastrat Girolamo Crescentini am 28. April 1804 in Niccolò Antonio Zingarellis Oper Giulietta e Romeo wie auch bereits in der Uraufführung am 30. Januar 1796 die Partie des Romeo Montecchio gesungen.</note> – <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_5db5ef95-4dd7-4398-a04b-fc4228e73dec">Sebastiänchens<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName></hi> Lieblingsspiel bleibt, daß er der Postillon ist, der den lieben, <hi n="1" rend="underline">lieben</hi> O. Felix bringt, das sagt er mit <hi rend="latintype">molto espressione</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_24bfe50d-b922-48e5-a139-0dcf9aaca548" xml:lang="it ">molto espressione – ital., viel Ausdruck.</note>. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f347192-e4fd-47e3-ac26-7d886c94320b">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> hat <persName xml:id="persName_20f25495-0770-4d89-b81b-70806c5bcbcb">Jul. Ritz<name key="PSN0114200" style="hidden" type="person">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName> ein <hi rend="latintype">magnifiques</hi> Zeugniß ausgestellt;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2949b25a-0e32-4f5e-a9df-95db2891bf6d" xml:lang="de">Spontini hat Jul. Ritz ein magnifiques Zeugniß ausgestellt – Eine beglaubigte Abschrift des Zeugnisses ließ Julius Rietz Felix Mendelssohn Bartholdy über dessen Bruder Paul zukommen (in Brief gb-1834-01-11-01 Paul Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 10.und 11. Januar 1834). Siehe in diesem Zusammenhang auch Brief fmb-1834-03-10-01 Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Rietz in Berlin, Düsseldorf, 10. März 1834 (Brief Nr. 872), Z. 12: »Spontinis Attestbrief«.</note> wie er ihn oft gehört, und als <hi rend="latintype">pianist</hi>, <hi rend="latintype">Cellist</hi>, Komponist sehr schätze und zum Musikdirektor<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abf8a5e5-b89a-4a0d-8680-e367bd9a7fdc" xml:lang="de">Jul. Ritz … Musikdirektor – Julius Rietz sollte als zweiter Kapellmeister für das Düsseldorfer Stadttheater engagiert werden. Die Anstellung kam zum 1. Oktober 1834 zustande (Zimmer, Julius Rietz, S. 34).</note> vollkommen empfehlenswerth finde. Die <placeName xml:id="placeName_bb8dbf0a-ce1c-44d1-a47d-c7587143dcd0">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> giebt <date cert="high" when="1833-11-21" xml:id="date_461a42ac-fdcd-468f-926e-0c0c0913f515">d. 21.</date> <title xml:id="title_fb11e631-72cc-43a8-8c2f-c8905d4e62bf">Saul<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109015" style="hidden" type="music">Saul HWV 53</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5362a8d5-5a85-42c0-9626-d774139bd5a2" xml:lang="de">Die Akademie giebt d. 21. Saul – Die Vorsteherschaft der Sing-Akademie teilte in der Spenerschen Zeitung Nr. 250 vom 25. Oktober 1833 mit: »Die Sing-Academie wird in diesem Winter, jedesmal am Donnerstag in den Abendstunden von 7 bis 9 Uhr, in ihrem Saal vier Oratorien, Saul und das Alexander-Fest von Händel, die sieben Schläfer von Loewe und Seb Bach’s grosse Messe in H moll, mit vollem Orchester aufführen.« Die Aufführung des Oratoriums Saul HWV 53 von Georg Friedrich Händel wurde für den 21. November 1833 angekündigt.</note> dann die <title xml:id="title_e31ca1f8-c56d-436d-9ba8-2e18dabea0ee">Bachsche Meße<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107802" style="hidden" type="music">Messe h-Moll, BWV 232</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e28e86f-4ba2-4591-a290-07aa6848a232" xml:lang="de">die Bachsche Meße – Die Aufführung von Johann Sebastian Bachs Messe h-Moll, BWV 232, fand am 20. Februar 1834 statt (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII).</note> die <title xml:id="title_7c0163bf-be40-4a80-88a8-910ed20046ae">7 Schläfer v. Löwe<name key="PSN0112914" style="hidden" type="author">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796–1869)</name><name key="CRT0109795" style="hidden" type="music">Die sieben Schläfer op. 46</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7e3991a5-5a41-4342-87b7-328b8f9f09e0" xml:lang="de">die 7 Schläfer v. Löwe – Carl Loewes Oratorium Die sieben Schläfer op. 46 kam am 19. Dezember 1833 zur Uraufführung (ebenda, S. XXII). Siehe dazu Kommentar zu Brief gb-1833-11-30-01 Wilhelm Emil Gustav Julius an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 30. November 1833, Z.: Wir gehen jetzt an die „sieben Schläfer“ von Löwe.</note> (<persName xml:id="persName_5f45a81d-873c-400f-98b2-ea3cef846549">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sagt sie will nicht der 8. sein) und das <title xml:id="title_bf09280a-ec8e-4c56-b436-e6d7b2596158">Al.fest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1f72fdc8-b432-4c5a-a004-0016e8f9e52c" xml:lang="de">das Al.fest. – Georg Friedrich Händels Ode Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75 stand am 23. Januar 1834 auf dem Programm (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII).</note> <hi rend="latintype">Les beaux esprits se</hi> <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_b9f5b4ac-cd2e-42d9-90f9-4ea8ccc71854"><sic resp="writer">rennkontrent</sic><corr resp="editor">renkontrent</corr></choice>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_02230ece-5297-45c9-b73b-13783d5d9165" xml:lang="fr ">Les beaux esprits se rennkontrent – frz. Les beaux esprits se rencontrent, Schöne Seelen finden sich (oder: Die schönen Geister treffen in ihren Gedanken überein).</note> Rosen werden gemalt; noch haben sie keinen Ton davon probirt, die <persName xml:id="persName_603c3cb5-4e33-44f8-a6bd-23555e9f36c1">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName> ist anwesend und sie laßen <persName xml:id="persName_8eafff3d-002b-45ab-a681-f3df0567b786">Iris Friedländer<name key="PSN0111204" style="hidden" type="person">Friedländer, Iris</name></persName> <hi rend="latintype">prima donna</hi> sein.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ac7186e-364a-4e42-8139-9498a0a43257" xml:lang="de">sie laßen Iris Friedländer prima donna sein – Die Sopranistin Iris Friedländer, geb. Reifsert, gehörte der Sing-Akademie seit 1830 an (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. 11).</note> – Die <placeName xml:id="placeName_68ec5d6f-b5b3-42a7-acde-b654cc9acdb3">Akad.Mitglieder<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> kriegen den eben erschienenen <title xml:id="title_453363d9-7414-4de7-acf1-b50cbe6199f5">Goethe-Zelter<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845)</name><name key="CRT0110463" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832 (Herausgabe)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_243dad96-f4fc-4c6c-80c8-733ca3c55816" xml:lang="de">1833 erschienen im Verlag Duncker &amp; Humblot der erste und zweite Band des Briefwechsels zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832, hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer, 6 Bde., Berlin 1833/34. Die beiden Bände umfassen den Zeitraum 1797 bis 1818. Das Erscheinen der Bände wurde in der Spenersche Zeitung Nr. 256 vom 1. November 1833 zum Preis von 4 bzw. 5 1/2 Talern angezeigt. In der ersten Beilage zu Nr. 267 der Spenerschen Zeitung vom 14. November 1833 wurde vermeldet: »Von diesem Werke ist so eben der erste und zweite Band […] erschienen […]. Der dritte und vierte Band werden gegen Weihnachten d. J. und der fünfte und sechste spätestens zu Michaelis 1834 erscheinen. Schwerlich dürfte unsere Literatur ein Werk aufzuweisen haben, das geeigneter wäre, durch die originelle Eigenthümlichkeit der beiden Briefsteller, und durch die reichhaltige Mannigfaltigkeit der berühren Gegenstände, das verschiedenste Interesse des Lesers zu fesseln und ihm nicht nur das getreuste Bild der Denk- und Sinnesweise seiner Verfasser, sondern auch die Zeit, in der sie lebten, nach allen ihren Richtungen in lebendigster Anschauung vorüber zu führen. Ganz besonders wichtig aber ist es, daß diese Briefe zugleich den sichersten Commentar zu den Schriften Goethe’s, so wie zu seiner ganzen Lebens- und Sinnesweise liefern, indem er sich wohl niemals darüber offenherziger, als eben in diesen Briefen ausgesprochen hat. Wenn so der Briefwechsel als Supplement zu Goethe’s Werken betrachtet werden kann, so haben wir ihn auch hinsichtlich des Formats der letzten Octav-Ausgabe derselben anzuschließen gesucht.« Der Briefwechsel wird häufig in der Korrespondenz erwähnt. Von den Mendelssohns wurde der Gehalt der Briefe Carl Friedrich Zelters als enttäuschend und das unverdeckte Nennen noch lebender Personen, auch von Familienmitgliedern, das auf die fehlende Redaktion durch den Herausgeber zurückzuführen war, als skandalös und verletzend bewertet.</note> für 9 rt. statt für 12. (ein unverschämter Preis da man den <title xml:id="title_f7da0b63-127f-469b-8cdd-fd2f7c177f14">ganzen Schiller<name key="PSN0110475" style="hidden" type="author">J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Verlag in Stuttgart</name><name key="CRT0111987" style="hidden" type="literature">Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805 (Herausgabe)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_04917037-210c-499f-b64a-bed6bf358eb2" xml:lang="de">den ganzen Schiller – der im Verlag Cotta erschienene Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805, 6 Bde., Stuttgart und Tübingen 1828-1829.</note> für 7 oder 8 hat.) Vater hat es auf diese Weise v. <persName xml:id="persName_276f64e4-09ca-4b69-abcb-5e7824958e82">Bloch<name key="PSN0116247" style="hidden" type="person">Bloch, Julius</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f87c44f4-eaf2-44e9-90d2-d8e4c30e7d69" xml:lang="de">Bloch – bei dem Kaufmann Julius Bloch am Hackerschen Markt 11.</note> erstanden: Ich schickte es aber zum Buchbinder. Willst Dus mal lesen, ich schicke Dirs mit Gelegenheit. Felix, Du hast aus Bescheidenheit die einem jungen Menschen wohl ansteht, einen <persName xml:id="persName_962a00fb-51f9-4427-9a9f-966ec8cfda20">Kleist<name key="PSN0112418" style="hidden" type="person">Kleist, Bernhard Heinrich Wilhelm von (1777-1811)</name></persName> für 5 rt statt eines Mantels für 30 erbeten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7313e3ae-2416-48c7-95f9-9c6509a35297" xml:lang="de">Du hast … einen Kleist für 5 rt statt eines Mantels für 30 erbeten – Statt eines Buchs von Heinrich von Kleist erhielt Felix Mendelssohn Bartholdy von seinen Eltern zu Weihnachten 1833 einen Mantel geschenkt; vgl Brief fmb-1833-12-29-01 (Brief Nr. 834) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Bonn, 28. und 29. Dezember 1833, Z. 14 f.: »als am Weihnachtsabend der schöne braune Mantel da hing«.</note> Ich fürchte aber, äußerlich steht der weder an, noch hält er warm. Hast Du Dir werklich einen <hi rend="latintype">spendirt</hi> od. gehst Du in Lumpen und Fetzen einher? Willst Du vielleicht so gut sein und pränumerando<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bba220cc-2363-4231-ae3a-988ab7c4357a" xml:lang="la ">pränumerando – im Voraus (von lat. prae, vorher, und lat. numerare, zählen bzw. zahlen).</note> auf Weihnachten einen annehmen? Sprich und sei wahr, ich hab auch in <placeName xml:id="placeName_37f1eb33-22fe-4a57-8879-11603946492e">Düß<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. meine Spione. – Lies doch <title xml:id="title_bebea602-bae7-4c5f-a5ba-3cffe2227807">Rahel<name key="PSN0115452" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771–1833)</name><name key="CRT0111128" style="hidden" type="literature">Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4b1d1c10-c034-4ae1-9617-38353fd65f3e" xml:lang="de">lies doch Rahel – Rahel Varnhagen von Ense, Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde, hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Das Exemplar aus Mendelssohns Besitz ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 300, Nr. 50. Lea Mendelssohn Bartholdy äußerte sich am 1. August 1833 in einem Brief an ihre in Wien lebende Cousine Henriette von Pereira-Arnstein ausführlich über das Buch (D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,70. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 297-304, hier S. 302).</note> <persName xml:id="persName_9d63bfc7-fd27-4d5b-ad09-c6ba885b9a7f">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> fand es auch sehr bedeutend, auch <persName xml:id="persName_389e8662-ab9f-4a88-8a14-3be1b3bec250">Ranke<name key="PSN0114071" style="hidden" type="person">Ranke, Franz Leopold (seit 1865) von (1795-1886)</name></persName>, auch <persName xml:id="persName_49ff266d-83ea-412a-84ba-52aa38dbed96">Metternich<name key="PSN0113291" style="hidden" type="person">Metternich, Clemens Wenzel Nepomuk Lothar Graf von (1773-1859)</name></persName>, auch die <persName xml:id="persName_4d42de81-a119-4e25-842d-5daabcb03f40">Pereira<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName>, auch alle Welt. <persName xml:id="persName_bfb73ffc-3c6b-4ac7-826b-cd387f1097fa">Er<name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName> giebt <title xml:id="title_212026fd-7f8c-4fda-9de5-4f02bd73b52e">Johannes Silesius<name key="PSN0115453" style="hidden" type="author">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785–1858)</name><name key="CRT0111988" style="hidden" type="literature">Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.)</name></title> mit <persName xml:id="persName_f818550f-5596-426b-970b-8bd1c1cd8957">ihren<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name></persName> Anmerkungen heraus.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c3f01fe4-117d-4f56-8ade-6bde2c845477" xml:lang="de">Er giebt Johannes Silesius mit ihren Anmerkungen heraus – Angelus Silesius und Saint-Martin. Auszüge (Als Handschrift.), hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense, mit Bemerkungen von Rahel Varnhagen von Ense, Berlin 1833. Mendelssohns Exemplar des Buchs ist nachgewiesen in Ward Jones, Library, S. 301, Nr. 58.</note> Was ist Thisbe,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8c426658-126c-4e81-bc5c-a69f9117b261" xml:lang="de">Thisbe – in der griechischen Mythologie eine Nymphe.</note> ein irrender Ritter? was ist Sil.? – Ich war in dem bis <date cert="high" when="1833-11-01" xml:id="date_4353aca2-2533-44e2-ba38-45725b583566">gestern</date> wunderherrlichen Wetter sehr tugendhaft, habe alle Besuche abgemacht, das <placeName xml:id="placeName_0039fae4-808b-4181-8045-027d0e0ddccd">Museum<name key="NST0100216" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Museum</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d0dcc14-380c-4fb2-a6cd-a3df6aee197e" xml:lang="de">das Museum – das am 3. August 1830 eröffnete Königliche Museum am Lustgarten, das heutige Alte Museum.</note> gesehen, <title xml:id="title_b13f6e2f-4584-44a9-b502-6fb15e090a01">Titians Tochter<name key="PSN0115347" style="hidden" type="author">Tizian (eigtl. Tiziano Vecellio)</name><name key="CRT0111090" style="hidden" type="art">Mädchen mit Fruchtschale</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93bf3195-2a9c-4c76-8d68-4969ba140c29" xml:lang="de">Titians Tochter – Tizians Gemälde Mädchen mit Fruchtschale (um 1555; heute: Berlin, Gemäldegalerie). Das Bild galt früher als ein Porträt von Tizians Tochter Lavinia Vecellio, es »ist aber eher eine Allegorie der Fruchtbarkeit, des Überflusses« (Gemäldegalerie Berlin. Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Katalog der ausgestellten Gemälde des 13. – 18. Jahrhunderts, Berlin 1975, S. 438). Tizians Gemälde war 1832 aus dem Besitz des Venezianers Luigi Celotti angekauft worden (vgl. Morgenblatt für gebildete Stände, Kunst-Blatt, Nr. 34 vom 28. April 1836, S. 138 f.).</note> und <title xml:id="title_71ffbcaf-4fc3-4282-bc08-183912cde9f7"><hi rend="latintype">Gérards</hi> Humbold<name key="PSN0116810" style="hidden" type="author">Gérard, François Pascal Simon (1770–1837)</name><name key="CRT0111989" style="hidden" type="art">Alexander von Humboldt</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_22187415-7b2c-4b99-96b2-6c292f62d495" xml:lang="de">Gérards Humbold – Gemäß der Spenerschen Zeitung Nr. 279 vom 28. November 1833 soll der französische Maler François Pascal Simon Gérard Alexander von Humboldt bei dessen letztem Paris-Aufenthalt (1831/32), porträtiert haben. Vermutlich handelte es sich um ein Ölgemälde (heutiger Standort nicht bekannt). Ob es sich um das bei Karl Bruhns, Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie, Bd. 3, Leipzig 1872, S. 51, erwähnte Porträt mit damaligem Standort im Schloss Tegel handelt, ließ sich nicht ermitteln. Von Gérard lässt sich nur eine 1805 entstandene Zeichnung Alexander von Humboldts nachweisen.</note> kennen gelernt, v. denen mir letztrer fast mehr gefällt; det lebt, sagt meine Rosinenfrau, die Quälerin. Ich habe der lieben <persName xml:id="persName_fb4b2601-937f-4c33-8c34-85ff2795c174">Bendemann<name key="PSN0109809" style="hidden" type="person">Bendemann, Fanny Eleonore (1778-1857)</name></persName> das Beste von der Gesundheit der <persName xml:id="persName_f8fc0942-4a0b-414e-872a-90dda069cf05">Friedländer<name key="PSN0111207" style="hidden" type="person">Friedländer (später: Saaling), Rebecca (Pseud.: Regina Frohberg) (1783-1850)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bad0ecac-31dd-4aaf-98c6-44018e382d96" xml:lang="de">der Friedländer – Rebecka Friedländer, geb. von Halle, war die Schwester von Fanny Eleonore Bendemann.</note> zu erzählen, mit der ich durch sie und <persName xml:id="persName_fe250b60-de9a-456b-a5be-74a649d06171">Rebecka<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wieder zu meiner Freude <hi rend="latintype">en rapport</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c26850be-fc84-4be1-af6d-7765c46e68ea" xml:lang="fr ">en rapport – frz., in Verbindung.</note> gekommen bin. – In der jetzigen frühdunkeln Jahrszeit hab ich die für <persName xml:id="persName_18d3913c-9f98-490c-95a0-5728dee2b815">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> vortheilhafte Einrichtung getroffen, daß wir um 4 eßen, was ihm den Abend kürzt und 1 Stunde Gewinn bringt. Kurz es geht gut, erhalte Du Dich nur gesund, dann wirds Dir und uns daher nicht fehlen. Bleib frischen Geistes und thätigen Muths! Grüß <persName xml:id="persName_d7024d6f-922b-4a0f-831b-1f98875d7be2">Immer.<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> <persName xml:id="persName_09934bc3-8cd1-4afd-806a-771deeaefc72">Schadows<name key="PSN0114490" style="hidden" type="person">Schadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S.</name></persName> <persName xml:id="persName_743b9563-5c21-45fd-8759-0e5052726ebb">Bend.s<name key="PSN0109803" style="hidden" type="person">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName> und <persName xml:id="persName_df3acce6-e03c-46ca-b63e-8b9e0870c59e">Hübners<name key="PSN0112121" style="hidden" type="person">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName>! – Treu wie immer.</p> <p><add place="margin"><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5b7d04b8-8845-4085-a8ce-2355c3811105">Mary Alexander<name key="PSN0109430" style="hidden" type="person">Alexander, Mary (1806-1867)</name></persName></hi> hat <persName xml:id="persName_aefed2f1-862e-4550-a15c-9b19bc33b775">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> geschrieben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_05182202-bf17-40d2-a53a-3c1955933eae" xml:lang="de">Mary Alexander hat Fanny geschrieben – Es handelt sich vermutlich um die (nicht bekannte) Antwort auf Fanny Hensels Postskript zu Abraham Mendelssohn Bartholdys Brief an Mary Alexander vom 14. Oktober 1833. Abdruck: Boyd Alexander, Some Unpublished Letters of Abraham Mendelssohn and Fanny Hensel, in: Mendelssohn Studien 3 (1979), S. 44.</note> <gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> <name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>