gb-1833-10-22-02
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London, 22. Oktober 1833
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1 Brieftext; S. 2 Adresse, 3 Poststempel [F 33 / 9], [Engeland / over Rotterdam], [N 1 / 26 10], Siegel.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn-Bartholdy Mendelssohn Bartholdy
per adr. des Herrn
Director Schadow
Düsseldorf.
Rotterdam Steamboat.London, d.
Oct. 33.
Ueberschau, Du alter Genoß, die Länge oder Kürze dieses Laufzettels, und sage selbst, ob es eben was Andres seyn kann, als ein Laufzettel, so wie Du deren wohl kurz vor Deinen An- und Ueberkünften an mich erlassen hast. Ich habe seit Empfang
denke ich überschwänglich, nämlich zweimal zu beglücken; bis heute morgen habe ich Alles fertig gehämmert, und die Sache steht nun so:Düsseldorf
, der sich dort kundig rühmt, behauptet einen ganzen Tag zu gewinnen, mit einem Durchschneiden zu Lande vonBenecke
ab, – ich werde mirs noch erklären laßen, und probiren, käme also dann einen Tag vor dem Dampfboot inNimwegen
. an. Steige bei Dir ab, müßtest Du mich auch nachher ins Wirthshaus schicken. Es ist ein neuer Aufzug, dies Absteigen, – kann curios werden. Dann laße ich mich von Dir bequem und weitläuftig ausschelten, viel heruntermachen, Du begleitest mich aber doch andern Tages ein Stück Wegs, den Rhein hinauf – gleichviel wohin, und je weiter desto beßer; ich kenne alle die Oerter nicht, ausgenommenD
undBonn
, und mögte, wenn es sich mit der Zeit irgend machen will, so viel wie möglich davon sehen; und das sogar bisCoblenz
, wenns thunlich. Dann gehe ich zu den Meinigen nachFrankfurt
, und binLimmer
DüsseldorferFreunde,
und seine Schüler, freue ich mich ganz apart; ich hoffe da was Erquickliches zu sehen, – des Hörens zu geschweigen.Schadows
inBenny M.
Bonnund
klingt auch ganz gut.Horchheim
Das alles steht so gut wie kanonisch fest. Sollte mir noch was dazwischen kommen, und müßte ich etwa Hamburg gehen, so melde ich Dirs noch; ich vermuths aber nicht. Kurz es sieht ganz so aus, als
Du schriebst kurz aber gut, und bist mein Mann für Freude und Leid. Düsseldorfinnen, die Du mir verschwiegen, werde ich ja nun sehen, – die eine Phrase: alle Hände voll zu thun, klingt schon recht schön. Ich bin ganz gutes Muths, nicht eben sehr kurzweilig, aber amüsabel genug. – Goldschmidt. Das ist mir ein Jammer, daß ich die Deinigen in
Berlinnicht werde besuchen können.
Heute Mittag eße ich bei Moscheles – heute morgen lockte mich der Sonnenschein mit vollem milden West in
, und ich begegneteKensington Garden
D
rSchwabe. Sie muß es auch gewesen seyn, denn ich höre sie ist hier. Schade daß man sie nirgends treffen kann. – Den altenDelphine Schauroth
werde ich vor meiner Abreise noch zu sehen suchen – er ist schon seit Wochen zurück, und soll ganz wohl seyn. Er hat gar nichts von sich hören laßen.Attwood
Felix!
CKl.
London, d. 22. Oct. 33. Ueberschau, Du alter Genoß, die Länge oder Kürze dieses Laufzettels, und sage selbst, ob es eben was Andres seyn kann, als ein Laufzettel, so wie Du deren wohl kurz vor Deinen An- und Ueberkünften an mich erlassen hast. Ich habe seit Empfang Deines letzten Briefes noch weniger anstehen können meinen Sinn und Gedanken nach Deutschland zu richten, und Dich gar und Düsseldorf denke ich überschwänglich, nämlich zweimal zu beglücken; bis heute morgen habe ich Alles fertig gehämmert, und die Sache steht nun so: Mein College kommt nächsten Montag wieder zur Stadt; ich setze mich also am Mittwoch den 30. aufs Rotterdamer Dampfboot. Von da flugs den Rhein hinauf. Benecke, der sich dort kundig rühmt, behauptet einen ganzen Tag zu gewinnen, mit einem Durchschneiden zu Lande von Nimwegen ab, – ich werde mirs noch erklären laßen, und probiren, käme also dann einen Tag vor dem Dampfboot in D. an. Steige bei Dir ab, müßtest Du mich auch nachher ins Wirthshaus schicken. Es ist ein neuer Aufzug, dies Absteigen, – kann curios werden. Dann laße ich mich von Dir bequem und weitläuftig ausschelten, viel heruntermachen, Du begleitest mich aber doch andern Tages ein Stück Wegs, den Rhein hinauf – gleichviel wohin, und je weiter desto beßer; ich kenne alle die Oerter nicht, ausgenommen Bonn und Coblenz, und mögte, wenn es sich mit der Zeit irgend machen will, so viel wie möglich davon sehen; und das sogar bis Frankfurt, wenns thunlich. Dann gehe ich zu den Meinigen nach Limmer, und bin zum 22., in eiliger Durch und Nachhausereise, bei Deinem ersten Concert, nicht ohne Rührung und Genuß. Es trifft wenigstens mit der Zeit, die ich mir ausbedungen habe und nehmen kann, ziemlich genau zu. Auf Deine Düsseldorfer Freunde, Schadows und seine Schüler, freue ich mich ganz apart; ich hoffe da was Erquickliches zu sehen, – des Hörens zu geschweigen. Benny M. in Bonn und Horchheim klingt auch ganz gut. Das alles steht so gut wie kanonisch fest. Sollte mir noch was dazwischen kommen, und müßte ich etwa aus Dienst über Hamburg gehen, so melde ich Dirs noch; ich vermuths aber nicht. Kurz es sieht ganz so aus, als könnte man sich da im spätesten Spätherbst noch ein paar Sonnenblicke herausklauben. Ein Weniges Trauben wird es doch auch noch wohl geben. Du schriebst kurz aber gut, und bist mein Mann für Freude und Leid. Düsseldorfinnen, die Du mir verschwiegen, werde ich ja nun sehen, – die eine Phrase: alle Hände voll zu thun, klingt schon recht schön. Ich bin ganz gutes Muths, nicht eben sehr kurzweilig, aber amüsabel genug. – Deinem Vater gehts prächtig wie ich höre; er schreibt sehr muntre Geschäftsbriefe an Goldschmidt. Das ist mir ein Jammer, daß ich die Deinigen in Berlin nicht werde besuchen können. Heute Mittag eße ich bei Moscheles – heute morgen lockte mich der Sonnenschein mit vollem milden West in Kensington Garden, und ich begegnete drei bekannten Schwestern – da liegst Du nun mitten drinnen. Ganze Ballen von Grüßen werde ich Dir mitbringen. Sontags vor acht Tagen hörte ich einer langen Predigt des guten Dr Schwabe in unserer Kapelle zu, und wurde gestört durch ein Frauen- oder MädchenGesicht mit leuchtenden Farben, hoher Stirn und deutschem, Holbeinschem, Oval, – ein dunkler borstiger Gesell saß daneben, den ich schon gesehen zu haben glaubte, und so betrachtete ich mir die Schöne als Delphine Schauroth. Sie muß es auch gewesen seyn, denn ich höre sie ist hier. Schade daß man sie nirgends treffen kann. – Den alten Attwood werde ich vor meiner Abreise noch zu sehen suchen – er ist schon seit Wochen zurück, und soll ganz wohl seyn. Er hat gar nichts von sich hören laßen. Es wird dunkel – auf Wiedersehen also, o Felix! Dein CKl.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-10-22" xml:id="date_672af6ec-ef61-4e9f-b92f-e48465937603">22. 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Von da flugs den Rhein hinauf. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_977e08e0-2d63-438c-814d-a8fcccf69019">Benecke<name key="PSN0109825" style="hidden" type="person">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName></hi>, der sich dort kundig rühmt, behauptet einen ganzen Tag zu gewinnen, mit einem Durchschneiden zu Lande von <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_c3cc84c7-ee9e-4836-a581-8a0a2a5e4606">Nimwegen<settlement key="STM0100646" style="hidden" type="locality">Nijmegen</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName></hi> ab, – ich werde mirs noch erklären laßen, und probiren, käme also dann einen Tag vor dem Dampfboot in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_07fe9b30-485f-4cb0-81e1-43d3520c2007">D<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>. an.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0967c842-6bc9-4d6b-9d15-7ee2f1f9308a" xml:lang="de">käme … in D. an – Klingemann traf höchstwahrscheinlich am 2. November 1833 in Düsseldorf ein. An diesem Tag hat ihn Mendelssohn in seinem Notizbuch erwähnt: »12 Klingemann« (GB-Ob, M.D.M. g. 4, fol. 26r).</note> Steige bei Dir ab, müßtest Du mich auch nachher ins Wirthshaus schicken. Es ist ein neuer Aufzug, dies Absteigen, – kann curios werden. Dann laße ich mich von Dir bequem und weitläuftig ausschelten, viel heruntermachen, Du begleitest mich aber doch andern Tages ein Stück Wegs, den Rhein hinauf<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_32bd2b2a-9925-4e1b-a7a0-53e7063b998b" xml:lang="de">begleitest mich … ein Stück Wegs, den Rhein hinauf – siehe dazu Mendelssohns Notizbucheintrag von Montag, dem 4. November 1833: »mit Kl. nach Cöln und zurück« (ebenda, fol. 26v).</note> – gleichviel wohin, und je weiter desto beßer; ich kenne alle die Oerter nicht, ausgenommen <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3979174d-487a-44cd-9abe-92d129843c5d">Bonn<settlement key="STM0100103" style="hidden" type="locality">Bonn</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_8d28fa6e-1b61-41ee-8462-56aa9f71597a">Coblenz<settlement key="STM0100617" style="hidden" type="locality">Koblenz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, und mögte, wenn es sich mit der Zeit irgend machen will, so viel wie möglich davon sehen; und das sogar bis <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_3fb7cccd-ee0a-481c-a71f-611e4db3ec5d">Frankfurt<settlement key="STM0100204" style="hidden" type="locality">Frankfurt a. M.</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>, wenns thunlich. Dann gehe ich zu den Meinigen nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e118ade5-e3b9-4d1c-91be-86d1eaec68ee">Limmer<settlement key="STM0100146" style="hidden" type="locality">Limmer</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb977f48-27b1-4b39-ba7b-89065c86a892" xml:lang="de">zu den Meinigen nach Limmer – Carl Klingemanns reiste zu seinen in seiner Geburtsstadt Limmer wohnenden Eltern, da kurz zuvor, am 20. September 1833, seine dort lebende Schwester Dorothea Emilie Klingemann im Alter von 26 Jahren gestorben war (Karl Klingemann, Bemerkungen und Erläuterungen zu den Stammtafeln der Sippe Johann Philipp Klingemann, Bonn 1936, S. 21).</note> und bin <date cert="high" when="1833-11-22" xml:id="date_0bf50b9a-edf1-4047-bf7c-4073eee479bc">zum 22.</date>, in eiliger Durch und Nachhausereise, bei Deinem ersten <placeName xml:id="placeName_e14d074f-1cb5-4adf-9c14-317c7abd586f">Concert<name key="NST0103434" style="hidden" subtype="Konzerte" type="institution">Verein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ff3aeda-c8c6-453a-b431-180046b54356" xml:lang="de">zum 22. … Deinem ersten Concert – Am 22. November 1833 dirigierte Mendelssohn anlässlich des Cäcilientags sein erstes Konzert des Vereins zur Beförderung der Tonkunst in Düsseldorf (vgl. Kortländer, Konzerte in Düsseldorf, S. 184). Siehe Mendelssohns Beschreibung des Ereignisses im Brief fmb-1833-11-28-01 (Brief Nr. 820) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 28. November 1833.</note> nicht ohne Rührung und Genuß. Es trifft wenigstens mit der Zeit, die ich mir ausbedungen habe und nehmen kann, ziemlich genau zu. Auf Deine <hi rend="latintype">Düsseldorfer</hi> Freunde, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fc62b4e0-c50d-4eb6-9d79-15decfd11183">Schadows<name key="PSN0114490" style="hidden" type="person">Schadow, Familie von → Friedrich Wilhelm S.</name></persName></hi> und seine Schüler,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_95e58e41-b777-4998-a197-9a9802652be8" xml:lang="de">seine Schüler – Schüler der in Düsseldorf seit 1819 bestehenden Königlich Preußischen Kunstakademie, die seit 1826 unter dem Direktorat von Friedrich Wilhelm Schadow stand.</note> freue ich mich ganz apart; ich hoffe da was Erquickliches zu sehen, – des Hörens zu geschweigen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_010ae8af-1c07-45be-ab62-27ff2f612a63">Benny M.<name key="PSN0113222" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName></hi> in <hi rend="latintype">Bonn</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_135140e5-898b-4f9b-91d1-1334345460a7" xml:lang="de">Benny M. in Bonn – Mendelssohns Cousin Georg Benjamin Mendelssohn wirkte seit 1829 als Privatdozent für Geographie an der Universität Bonn. Vgl. dazu Felix Gilbert, Georg Benjamin Mendelssohn und Karl Mendelssohn Bartholdy. Zwei Professoren aus dem Neunzehnten Jahrhundert, in: Mendelssohn Studien 2 (1975), S. 183-201.</note> und <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_41d9b8a1-8764-47d2-bed5-89251d11b0e8">Horchheim<settlement key="STM0100149" style="hidden" type="locality">Horchheim</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7892dee0-5577-469e-87bc-e552b47484db" xml:lang="de">Horchheim – Georg Benjamin Mendelssohns Eltern Joseph und Henriette Mendelssohn besaßen seit 1818 in Horchheim bei Koblenz ein Weingut. Die Familie verbrachte dort alljährlich die Spätsommer und die Zeit der Weinlese. Siehe dazu Baur, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 221-236. Carl Klingemann hat Horchheim 1833 aus Zeitmangel nicht besucht.</note> klingt auch ganz gut.</p> <p>Das alles steht so gut wie kanonisch fest. Sollte mir noch was dazwischen kommen, und müßte ich etwa <unclear reason="covering" resp="UW">aus</unclear> Dienst über <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e4869821-b51e-4231-ba23-50a06ef2581d">Hamburg<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> gehen, so melde ich Dirs noch; ich vermuths aber nicht. Kurz es sieht ganz so aus, als <unclear reason="covering" resp="UW">kö</unclear>nnte man sich da im spätesten Spätherbst noch ein paar Sonnenblicke herausklauben. Ein Weniges Trauben wird es doch auch noch wohl geben.</p> <p>Du schriebst kurz aber gut, und bist mein Mann für Freude und Leid. <hi rend="latintype">Düsseldorf</hi>innen, die Du mir verschwiegen, werde ich ja nun sehen, – die eine Phrase: alle Hände voll zu thun, klingt schon recht schön. Ich bin ganz gutes Muths, nicht eben sehr kurzweilig, aber amüsabel genug. – <persName xml:id="persName_f6a80c26-0623-4eb4-9f56-c44ed9b8d186">Deinem Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> gehts prächtig wie ich höre; er schreibt sehr muntre Geschäftsbriefe an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_af154fd1-7b71-426a-8065-b3795022f46b">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden" type="person">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7605b4e1-b8c6-4460-8ef9-97a856fd3b32" xml:lang="de">Goldschmidt – Adolph Goldschmidt, der Londoner Geschäftspartner von Abraham Mendelssohn Bartholdy.</note> Das ist mir ein Jammer, daß ich die Deinigen in <hi rend="latintype">Berlin</hi> nicht werde besuchen können.</p> <p>Heute Mittag eße ich bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1fe6eafc-ce54-4d48-82f9-8f9836f65dc3">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_996eeec1-3c2b-4d6a-8a58-b97f051a0c0e" xml:lang="de">bei Moscheles – Ignaz Moscheles wohnte mit seiner Familie in 3 Chester Place, Chester Terrace, Regents Park.</note> – heute morgen lockte mich der Sonnenschein mit vollem milden West in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_04011fb1-10de-40c0-89c3-e93fc1baf4e6">Kensington Garden<name key="SGH0103413" style="hidden" subtype="" type="sight">Kensington Gardens</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_94f8df96-e0e9-4614-be92-8166d2fb33e0" xml:lang="de">Kensington Garden – Kensington Gardens, einer der königlichen Parks in London.</note> und ich begegnete <persName xml:id="persName_4daae39d-7f7b-4fea-b84e-1fce37183a8b">drei bekannten Schwestern<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name><name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name><name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName> – da liegst Du nun mitten drinnen. Ganze Ballen von Grüßen werde ich Dir mitbringen. <date cert="high" when="1833-10-13" xml:id="date_8cea3762-498d-4aa6-99e5-f92498d567b8">Sontags vor acht Tagen</date> hörte ich einer langen Predigt des guten <persName xml:id="persName_a6e86d7a-6626-4a9f-afe8-f9b1e8d43bbc"><hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> Schwabe</hi><name key="PSN0118231" style="hidden" type="person">Schwabe, Christian Ernst August (1776-1843)</name></persName> in <placeName xml:id="placeName_a5dd15a1-df65-4187-81ef-f0782073e213">unserer Kapelle<name key="SGH0103435" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Georg (Deutsch-Lutherische Kirche)</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_af162892-1d68-4896-937b-59091cc536e5" xml:lang="de"> Dr Schwabe in unserer Kapelle – Christian Ernst August Schwabe, seit 18. August 1799 Prediger an der deutschen lutherischen Kirche St. Georg in Goodman’s Fields, Whitechapel, gelegen zwischen Nr. 33 und 34 Little Alie Street (heute: Alie Street). </note> zu, und wurde gestört durch ein Frauen- oder MädchenGesicht mit leuchtenden Farben, hoher Stirn und deutschem, <persName xml:id="persName_fd35e7ef-bcbc-4356-b892-9c5b0f4d16c9">Holbeinschem<name key="PSN0112060" style="hidden" type="person">Holbein, Hans d. J. (?-1543)</name></persName>, Oval, – <persName xml:id="persName_fecc5cb1-dc58-41dd-b723-4d81902d2d51">ein dunkler borstiger Gesell<name key="PSN0112000" style="hidden" type="person">Hill-Handley, Edwin (?-1843)</name></persName> saß daneben, den ich schon gesehen zu haben glaubte, und so betrachtete ich mir die Schöne als <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d3807da0-70e0-4ae5-8dac-171dbeed5ef0">Delphine Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden" type="person">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_020bc231-a911-4925-b7cf-f64c95a5528c" xml:lang="de">ein dunkler borstiger Gesell … Delphine Schauroth – Der englische Jurist Edwin Hill Handley hatte Delphine von Schauroth am 22. September 1833 in München geheiratet (Königlich Bayerischer Polizey-Anzeiger von München Nr. 75, 25. September 1833, S. 972) und war danach mit ihr nach London gezogen.</note> Sie muß es auch gewesen seyn, denn ich höre sie ist hier. Schade daß man sie nirgends treffen kann. – Den alten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3b07cf56-a241-40de-b34e-d7bf4f6ce234">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> werde ich vor meiner Abreise noch zu sehen suchen – er ist schon seit Wochen zurück, und soll ganz wohl seyn. Er hat gar nichts von sich hören laßen.</p> <closer rend="left">Es wird dunkel – auf Wiedersehen also, o <hi rend="latintype">Felix</hi>!</closer> <signed rend="center">Dein</signed> <signed rend="center"><hi rend="latintype">CKl</hi>.</signed> </div> </body> </text></TEI>