]> Brief: gb-1833-10-22-01

gb-1833-10-22-01

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Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 22. Oktober 1833 Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben,lieber Felix, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um 1/2 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Sebastian Hensel, Rebecka Lejeune Dirichlet, Fanny Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Wolff Nathan in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 4., 5. und 6. August 1833 Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 14. November 1833 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/128. Autograph Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 22. Oktober 1833 Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben,lieber Felix, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um 1/2 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Fanny Hensel

Green Books

Citron, Letters, S. 444 f. Weissweiler, Briefwechsel, S. 137-139 (Briefschluss unvollstädig).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

22. Oktober 1833 Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin, 22sten Oktbr 33

Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben,Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben – Zuletzt hatte sich Fanny Hensel an Brief gb-1833-10-05-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Pauline Decker in Düsseldorf, Berlin, 5. Oktober 1833, beteiligt. lieber Felix, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um 1/2 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn heut fängt unsre Wintersaison an, mit um 5 Uhr essen, ihr aber geht jetzt in Soireen. Wir haben noch den allerschönsten fast blätterlosen Herbst mit warmer Sonne, und ich habe eben weite Wege mit SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) gemacht, unter den LindenUnter den LindenBerlinDeutschland begegnete uns PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874), und gab mir den Arm, und wir gingen noch nicht lange zusammen, so kamen BeckchenDirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) und DirichletDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859). (HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) hat mir diesmal lauter Löschpapier mitgebracht.)Löschpapier – Anspielung auf das schlechte Briefpapier, das Fanny Hensel gerade benutzte. Die Tinte der Rückseiten drückte durch. Gestern Abend hätte ich Dich hergewünscht. Ich hatte einen Zank mit Beckchen, der wäre was für Dich gewesen, die ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) haben sich halb todtgelacht. Er fing an über die Taillen unsrer MännerDirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)Hensel, Wilhelm (1794-1861), und zuletzt kam es so weit, daß ich ihr ihre schwangere Köchin vorwarf; aber da konnten wir auch Beide nicht mehr vor Lachen. Wir sind ganz lustig und gesund, Vater geht es sehr gut, er ißt zwar sehr viel Wein, trinkt aber auch welchen, und das hält sich das Gleichgewicht. Er ist übrigens sehr liebenswürdig, und macht Dir zum Trotz, Dameneroberungen. A propos, ImmermannImmermann, Karl Leberecht (1796-1840) ist hier, ich habe ihn aber noch |2| nicht gesehn; er war heut bei MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842),Immermann ist hier … er war heut bei Mutter – Am 22. Oktober 1833 lernte nur Lea Mendelssohn Bartholdy Karl Leberecht Immermann kennen. Dieser hielt sich in der zweiten Oktoberhälfte 1833 in Berlin auf (vgl. Immermann, Tagebücher, S. 223-237). Lea Mendelssohn Bartholdy überlieferte: »Wir haben vor Kurzem eine große Freude durch Immermanns Bekanntschaft gehabt. Er ist etwas scharf, aber sehr intereßant, geistreich und angenehm. In Düßeldorf (wo er lebt) fürchtet man ihn und hält ihn für stolz; obgleich er nun aber antimusikalisch ist, liebt er Felix ungemein und auch von dieser Seite sah ich seinen Aufenthalt für einen Gewinn an« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). Zu weiteren Besuchen des Schriftstellers und Theatermanns bei den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vor und am 27. Oktober 1833 siehe Kommentar zu Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: »Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte«. hat uns aber nicht besucht. – Hat es Dir schon ein Andrer geschrieben, daß ich neulich bei der DeckerDecker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882), auf ihrem gräulichen Hackebrett, Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> begleitet habe?neulich bei der Decker … Oberon begleitet habe – Die Aufführung von Carl Maria von Webers Oper Oberon WeV C. 10 bei Pauline Decker, die 1833 in der Wilhelmsstraße 75 wohnte, lässt sich nicht genau datieren (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 49; Eintrag vom 10. Januar 1834). Es war so schlecht wie es unter den gegebenen Umständen nur irgend möglich war, da sie, DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877), MantiusMantius, Eduard (1806-1874), und die HoffmannHoffmann, Sophie (1803-1852) mitsangen. Dafür aber hab ichs doch nun durchgesetzt, daß sie sich ein neues Instrument angeschafft hat, gestern habe ichs mit ihr probirt, und heut wird es hingebracht, morgen nämlich ist Semele<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109017" style="hidden" type="music">Semele (The Story of Semele) HWV 58</name> da,morgen nämlich ist Semele da – Aufführung von Händels Oratorium HWV 58 bei Pauline Decker am 23. Oktober 1833 (vgl. auch Hensel, Tagebücher, S. 49; Eintrag vom 10. Januar 1834). wo ich wieder begleite. TaubertTaubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891), der vorigen Winter ihr Capellmeister war, hat es doch in der ganzen Zeit nicht zu einem neuen Flügel gebracht. Es wird aber wieder sehr häßlich werden, Sophie EbersEbers, Sophie (Josefine) (1811-1891) singt über die Möglichkeit hinaus. Kennst Du Semele genau? Es sind wunderschöne Sachen drin, ich glaube, mit gehörigen Auslassungen, müsste es sich sehr zum Concert eignen. Kennst Du die Partitur?die Partitur – Fanny Hensel meinte wohl die autographe Kompositionspartitur von Semele (GB-Lbl, R.M.20.f.7), die Mendelssohn 1829 in London neben vielen anderen Werken Händels eingesehen hatte; vgl. Brief fmb-1829-07-20-01 (Brief Nr. 198) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Friedrich Zelter in Berlin, London, 20. Juli 1829. Partituren des Oratoriums waren bis dahin in den Händel-Ausgaben von John Walsh jun. (1744) und Samuel Arnold (1788) erschienen. Die im Folgenden genannte Bearbeitung von Johann Otto Heinrich Schaum lag seit 1820 gedruckt vor (vgl. Hans Joachim Marx, Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium, Göttingen 1998, S. 215) SchaumSchaum, Johann Otto Heinrich (1763-1834) bekennt sich zu vielen Aenderungen<name key="PSN0114511" style="hidden" type="author">Schaum, Johann Otto Heinrich (1763–1834)</name><name key="CRT0110642" style="hidden" type="music">Georg Friedrich Händel, Semele HWV 58 (Bearbeitung)</name>,Schaum bekennt sich zu vielen Aenderungen – Im Vorwort von Semele. Ein dramatisches Gedicht von Congreve in Musik gesetzt von G. F. Händel. Nach dem englischen Original bearbeitet, und der Musik im Klavierauszuge untergelegt von J. O. H. Schaum, Berlin 1820, erklärte Johann Otto Heinrich Schaum, dass er die Chöre, in denen sich Händel nicht »durch kleinliche Rücksichten auf Zeitgeschmack, vielleicht auch Stärke und Schwäche der Solo-Sänger« einschränken ließ, belassen, dagegen »unbedeutende Recitative […] die weder durch Inhalt noch Behandlung sich vorzüglich auszeichnen, und eben solche Arien« weggelassen habe. Die begleiteten Rezitative und »jede mit Liebe und Fleiss von ihm ausgearbeitete Arie habe [er] sorgfältig beybehalten.« ich möchte wohl wissen, ob z. B. der sehr lose Text im Original mehr Zusammenhang hat. Dein ConcertVerein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)DüsseldorfDeutschlandDein Concert – Konzert des Vereins zur Beförderung der Tonkunst in Düsseldorf am 22. November 1833 anlässlich des Cäcilientags (vgl. Kortländer, Konzerte in Düsseldorf, S. 184). Siehe Mendelssohns Beschreibung des Ereignisses im Brief fmb-1833-11-28-01 (Brief Nr. 820) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 28. November 1833. ist ja prächtig komponirt. Ich bin aber aber für GluckGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787) und BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827),Gluck und Beethoven – siehe dazu Mendelsohns ursprüngliche Konzertplanung mit Werken beider Komponisten in Brief fmb-1833-10-10-01 (Brief Nr. 801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 9. und 10. Oktober 1833. Die geplante Ouvertüre zur Oper Iphigénie en Aulide von Christoph Willibald Gluck wurde nicht aufgeführt. Statt eines Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven erklang Mendelssohns 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7). und finde schon das sehr lang vor dem Alexanderfest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name>. |3| Ihr Düsseldorfer müßt gute Mägen haben. Ich weiß, wem ich diese Concerte lieber gönnte, als Euch. Lieber Felix, ich habe jetzt 4 junge MädchenZeidler, Charlotte (?-1896)Steimmig (Steimig), AugusteTrendler, Emilie (-)Kretschmar, Fräulein,4 junge Mädchen – Klavierschülerinnen von Fanny Hensel: wohl Charlotte Zeidler, Auguste Steimmig aus Danzig, Emilie Trendler und Fräulein Kretschmar. Vgl. Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: »Gnuschke hat uns nämlich Mlle. Steimig empfohlen, die Berend im Hause hat und die sich in Musik hier veredeln soll, ein gut munter Ding die Fannys Klavierhofstaat der Zeidler, Tendler und Kretschmar vervollständigt.« die sich Alle musikalisch Raths bei mir erholen, und recht gut spielen. Ich schnauze sie aber geistig an. Kannst Du Dir Deine Schwester DrudeDrude – meist weiblicher Nachtgeist, der Albträume verursacht, ursprünglich Priesterinnen oder besessene Frauen; einer der Kosenamen Felix Mendelssohn Bartholdys für seine Schwester. dabei denken? SebastianHensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898) ist allerliebst und sehr gewachsen. Der Wagen von DirDer Wagen von Dir – ein Geschenk für Fanny Hensels Sohn Sebastian, das Mendelssohn von der letzten Englandreise mitgebracht hatte. ist noch immer das Glück und der Neid des jungen Hofpersonals. So lange hat noch kein Spielzeug vorgehalten. Dein Gedächtniß sitzt ihm aber auch sehr fest, und er spricht tagtäglich von Dir. Neulich habe ich ihn sehr emancipirt, und ihn bei HeysensHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.,bei Heysens – Die Familie von Carl Wilhelm Ludwig Heyse lebte 1833 in der Friedrichsstraße 104 (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 280]; siehe dort unter »Heise«). wo ich mit ihm hingegangen war, allein zu Tisch gelassen, er hat aber die Probe vortrefflich bestanden. Der Junge wird Dich freuen, wenn Du ihn einmal wiedersiehst, seine Sprache ist wirklich melodisch, und fällt allen Leuten auf. Augenbraunen kriegt er, wie seine Frau Mama CantorHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847),Cantor – familieninterner Spitzname für Fanny Hensel. aber blondestes Haar. – Neulich haben wir Feuer im Hause gehabt. Wir saßen des Abends ganz ruhig bei den ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), über denen seit kurzem der General BraunBraun, Johann Carl Ludwig (1771-1835), mit vielen gestiefelten SöhnenBraun, 14 Kinder von → Johann Carl Ludwig B.General Braun, mit … Söhnen – Johann Carl Ludwig Braun, der 14 Kinder hatte, wohnte vom Herbst 1833 bis zu seinem Tod 1835 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3; vgl. Brief gb-1833-11-16-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. November 1833, Z.: »Mit unserm General Braun hatten wir die richtigste Spekulation gemacht«; siehe aber die irrtümliche Angabe bei Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74. wohnt und schrecklich rumort. An dem Abend aber ward der Lärm plötzlich sehr arg, Hin und Her rennen, sehr lautes Sprechen, dann ein Lärm |4| als ob es in die Stube regnete, begleitet von einem wirklichen Kalkstaubregen, Poltern an unsrer Thür, wir sprangen Alle auf, und erfuhren nun, daß es in dem Saal über uns brenne, die Männer rannten hinauf, wir konnten nicht mit, denn der alte General löschte im Hemde sämmtliche Gardinen, die er vorher mit einer Lampe angesteckt hatte. Ueber eine Stunde hielt er in Rauch und Dampf aus, und verbrannte sich die Hände, damit, und mit einem schrecklichen Brandgeruch durch Haus und Hof, war aber auch das Unheil abgethan, welches zum Glück nicht auf die Straße drang, sonst wäre unser HausLeipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschland gleich von Pöbel überschwemmt gewesen. Lieber Felix, da hast Du einen Brief mit lauter Nichts. Deiner aber <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-10-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 9. und 10. Oktober 1833</name> war sehr schön, und die Geschichte mit dem BurgermeisterFuchsius (eigtl. Voiss), Joseph Goswin Hubert Maria von (1793-1854) Bürgermeister und dem Weindie Geschichte mit dem Burgermeister und dem Wein – Begebenheit mit dem Düsseldorfer Bürgermeister Joseph von Fuchsius (siehe ebenda, Z. 155: »Sontag war ein großes diner« ff.). haben wir herzlich goutirt.goutirt – von frz. goûter, Gefallen finden. Lebe nun wohl, es wird dunkel und Essenszeit; und ich bin sehr hungrig. Wir müssen hier mit dem Schreiben auch noch eine Art von besserer Ordnung einführen, bis jetzt geht es noch wie Kraut und Rüben.

WilhelmHensel, Wilhelm (1794-1861) und LuiseHensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876) grüßen bestens.
            Berlin, 22sten Oktbr 33 Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben, lieber Felix, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um 1/2 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn heut fängt unsre Wintersaison an, mit um 5 Uhr essen, ihr aber geht jetzt in Soireen. Wir haben noch den allerschönsten fast blätterlosen Herbst mit warmer Sonne, und ich habe eben weite Wege mit Sebastian gemacht, unter den Linden begegnete uns Paul, und gab mir den Arm, und wir gingen noch nicht lange zusammen, so kamen Beckchen und Dirichlet. (Hensel hat mir diesmal lauter Löschpapier mitgebracht. ) Gestern Abend hätte ich Dich hergewünscht. Ich hatte einen Zank mit Beckchen, der wäre was für Dich gewesen, die Eltern haben sich halb todtgelacht. Er fing an über die Taillen unsrer Männer, und zuletzt kam es so weit, daß ich ihr ihre schwangere Köchin vorwarf; aber da konnten wir auch Beide nicht mehr vor Lachen. Wir sind ganz lustig und gesund, Vater geht es sehr gut, er ißt zwar sehr viel Wein, trinkt aber auch welchen, und das hält sich das Gleichgewicht. Er ist übrigens sehr liebenswürdig, und macht Dir zum Trotz, Dameneroberungen. A propos, Immermann ist hier, ich habe ihn aber noch nicht gesehn; er war heut bei Mutter, hat uns aber nicht besucht. – Hat es Dir schon ein Andrer geschrieben, daß ich neulich bei der Decker, auf ihrem gräulichen Hackebrett, Oberon begleitet habe? Es war so schlecht wie es unter den gegebenen Umständen nur irgend möglich war, da sie, Devrient, Mantius, und die Hoffmann mitsangen. Dafür aber hab ichs doch nun durchgesetzt, daß sie sich ein neues Instrument angeschafft hat, gestern habe ichs mit ihr probirt, und heut wird es hingebracht, morgen nämlich ist Semele da, wo ich wieder begleite. Taubert, der vorigen Winter ihr Capellmeister war, hat es doch in der ganzen Zeit nicht zu einem neuen Flügel gebracht. Es wird aber wieder sehr häßlich werden, Sophie Ebers singt über die Möglichkeit hinaus. Kennst Du Semele genau? Es sind wunderschöne Sachen drin, ich glaube, mit gehörigen Auslassungen, müsste es sich sehr zum Concert eignen. Kennst Du die Partitur? Schaum bekennt sich zu vielen Aenderungen, ich möchte wohl wissen, ob z. B. der sehr lose Text im Original mehr Zusammenhang hat. Dein Concert ist ja prächtig komponirt. Ich bin aber aber für Gluck und Beethoven, und finde schon das sehr lang vor dem Alexanderfest. Ihr Düsseldorfer müßt gute Mägen haben. Ich weiß, wem ich diese Concerte lieber gönnte, als Euch. Lieber Felix, ich habe jetzt 4 junge Mädchen, die sich Alle musikalisch Raths bei mir erholen, und recht gut spielen. Ich schnauze sie aber geistig an. Kannst Du Dir Deine Schwester Drude dabei denken? Sebastian ist allerliebst und sehr gewachsen. Der Wagen von Dir ist noch immer das Glück und der Neid des jungen Hofpersonals. So lange hat noch kein Spielzeug vorgehalten. Dein Gedächtniß sitzt ihm aber auch sehr fest, und er spricht tagtäglich von Dir. Neulich habe ich ihn sehr emancipirt, und ihn bei Heysens, wo ich mit ihm hingegangen war, allein zu Tisch gelassen, er hat aber die Probe vortrefflich bestanden. Der Junge wird Dich freuen, wenn Du ihn einmal wiedersiehst, seine Sprache ist wirklich melodisch, und fällt allen Leuten auf. Augenbraunen kriegt er, wie seine Frau Mama Cantor, aber blondestes Haar. – Neulich haben wir Feuer im Hause gehabt. Wir saßen des Abends ganz ruhig bei den Eltern, über denen seit kurzem der General Braun, mit vielen gestiefelten Söhnen wohnt und schrecklich rumort. An dem Abend aber ward der Lärm plötzlich sehr arg, Hin und Her rennen, sehr lautes Sprechen, dann ein Lärm als ob es in die Stube regnete, begleitet von einem wirklichen Kalkstaubregen, Poltern an unsrer Thür, wir sprangen Alle auf, und erfuhren nun, daß es in dem Saal über uns brenne, die Männer rannten hinauf, wir konnten nicht mit, denn der alte General löschte im Hemde sämmtliche Gardinen, die er vorher mit einer Lampe angesteckt hatte. Ueber eine Stunde hielt er in Rauch und Dampf aus, und verbrannte sich die Hände, damit, und mit einem schrecklichen Brandgeruch durch Haus und Hof, war aber auch das Unheil abgethan, welches zum Glück nicht auf die Straße drang, sonst wäre unser Haus gleich von Pöbel überschwemmt gewesen. Lieber Felix, da hast Du einen Brief mit lauter Nichts. Deiner aber war sehr schön, und die Geschichte mit dem BurgermeisterFuchsius (eigtl. Voiss), Joseph Goswin Hubert Maria von (1793-1854) und dem Wein haben wir herzlich goutirt. Lebe nun wohl, es wird dunkel und Essenszeit; und ich bin sehr hungrig. Wir müssen hier mit dem Schreiben auch noch eine Art von besserer Ordnung einführen, bis jetzt geht es noch wie Kraut und Rüben.
Wilhelm und Luise grüßen bestens.          
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Oktober 1833</title> <incipit>Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben,lieber Felix, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um 1/2 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Fanny Hensel</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 444 f.</bibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 137-139 (Briefschluss unvollstädig).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-10-22" xml:id="date_e7e35333-84f8-4d75-a191-2e082e63cb17">22. Oktober 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_6c3a8f01-5c46-42ac-a2bc-dd4fccfb2ed5">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_5b3173d7-795d-4711-b977-d0c07d257800"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_70529193-336b-45ad-ac13-d1ce39f3e8d4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_053e5a10-0b7f-4a80-bc60-3c5487e8247d"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_30c03764-d15e-4922-95c9-42e0d7495214"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, <date cert="high" when="1833-10-22" xml:id="date_52e2fc11-7746-4e4c-8d40-423b57681ace">22sten Oktbr</date></dateline> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1833-10-22" xml:id="date_33ac9209-011b-4cd6-9b1a-4e828ec51a12">33</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8525f56b-3633-46fe-9600-130c4f9bc004" xml:lang="de">Ich habe Dir sehr lange nicht geschrieben – Zuletzt hatte sich Fanny Hensel an Brief gb-1833-10-05-01 Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Lejeune Dirichlet und Pauline Decker in Düsseldorf, Berlin, 5. Oktober 1833, beteiligt.</note> <seg type="salute">lieber Felix</seg>, und es soll doch nicht in Vergessenheit gerathen, da setze ich mich aus dem Stehgreif um <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> 4 Uhr hin, und habe noch einen langen Vormittag, denn heut fängt unsre Wintersaison an, mit um 5 Uhr essen, ihr aber geht jetzt in Soireen. Wir haben noch den allerschönsten fast blätterlosen Herbst mit warmer Sonne, und ich habe eben weite Wege mit <persName xml:id="persName_150996a0-a14e-4bf8-a43d-3a33ecb6c8fc">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> gemacht, <placeName xml:id="placeName_231ee6f1-c279-4c0c-b81e-1b6e24f4f83c">unter den Linden<name key="SGH0100365" style="hidden" subtype="" type="sight">Unter den Linden</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> begegnete uns <persName xml:id="persName_7b1a40ea-84aa-4cc1-98cf-529dc151b0ec">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, und gab mir den Arm, und wir gingen noch nicht lange zusammen, so kamen <persName xml:id="persName_186ba8dd-6f5a-4560-b549-5896b00dbdc8">Beckchen<name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_3722e4f0-6aaa-4f6c-8ec7-f3af5daea289">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName>. (<persName xml:id="persName_4926178c-2b82-4c37-94fb-c0dbcd18e7ad">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hat mir diesmal lauter Löschpapier mitgebracht.)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_274e994c-d4f4-4363-87f3-d30695d8fca4" xml:lang="de">Löschpapier – Anspielung auf das schlechte Briefpapier, das Fanny Hensel gerade benutzte. Die Tinte der Rückseiten drückte durch.</note> <date cert="high" when="1833-10-21" xml:id="date_3c001ecf-ab91-4704-94e9-53ccd40a5b33">Gestern</date> Abend hätte ich Dich hergewünscht. Ich hatte einen Zank mit Beckchen, der wäre was für Dich gewesen, die <persName xml:id="persName_a3cafb4e-6adc-456c-813b-4efb4e76670e">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> haben sich halb todtgelacht. Er fing an über die Taillen <persName xml:id="persName_e5550204-431d-4bc9-bdae-b805a97eeb90">unsrer Männer<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, und zuletzt kam es so weit, daß ich ihr ihre schwangere Köchin vorwarf; aber da konnten wir auch Beide nicht mehr vor Lachen. Wir sind ganz lustig und gesund, Vater geht es sehr gut, er ißt zwar sehr viel Wein, trinkt aber auch welchen, und das hält sich das Gleichgewicht. Er ist übrigens sehr liebenswürdig, und macht Dir zum Trotz, Dameneroberungen. <hi rend="latintype">A propos</hi>, <persName xml:id="persName_3b8d90f5-9939-4da9-820e-8936604458ae">Immermann<name key="PSN0112169" style="hidden" type="person">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name></persName> ist hier, ich habe ihn aber noch<seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>nicht gesehn; er war heut bei <persName xml:id="persName_60bb2de2-946d-49ea-a81b-c95ad5f31315">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63afe7fc-45aa-45c7-8980-e0e83c18e9ab" xml:lang="de">Immermann ist hier … er war heut bei Mutter – Am 22. Oktober 1833 lernte nur Lea Mendelssohn Bartholdy Karl Leberecht Immermann kennen. Dieser hielt sich in der zweiten Oktoberhälfte 1833 in Berlin auf (vgl. Immermann, Tagebücher, S. 223-237). Lea Mendelssohn Bartholdy überlieferte: »Wir haben vor Kurzem eine große Freude durch Immermanns Bekanntschaft gehabt. Er ist etwas scharf, aber sehr intereßant, geistreich und angenehm. In Düßeldorf (wo er lebt) fürchtet man ihn und hält ihn für stolz; obgleich er nun aber antimusikalisch ist, liebt er Felix ungemein und auch von dieser Seite sah ich seinen Aufenthalt für einen Gewinn an« (Brief an Henriette von Pereira-Arnstein vom 23. November 1833; D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 15,71. Druck: Dinglinger / Elvers, Ewig die deine, Bd. 1, S. 305-308, hier S. 308). Zu weiteren Besuchen des Schriftstellers und Theatermanns bei den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 vor und am 27. Oktober 1833 siehe Kommentar zu Brief gb-1833-12-16-01 Eduard Devrient an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 16. Dezember 1833, Z.: »Immermann, den ich bei Deinen Eltern kennen lernte«.</note> hat uns aber nicht besucht. – Hat es Dir schon ein Andrer geschrieben, daß ich neulich bei der <persName xml:id="persName_b9815482-5381-4387-bdd2-c7932a849967">Decker<name key="PSN0110583" style="hidden" type="person">Decker, Johanne Sophie Friederike Pauline (1812-1882)</name></persName>, auf ihrem gräulichen Hackebrett, <title xml:id="title_3d833e38-95bc-4d69-b65d-6c9197ee9a32">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> begleitet habe?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f71bbbd8-0dd0-4404-aac0-3e119e14de90" xml:lang="de">neulich bei der Decker … Oberon begleitet habe – Die Aufführung von Carl Maria von Webers Oper Oberon WeV C. 10 bei Pauline Decker, die 1833 in der Wilhelmsstraße 75 wohnte, lässt sich nicht genau datieren (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 49; Eintrag vom 10. Januar 1834).</note> Es war so schlecht wie es unter den gegebenen Umständen nur irgend möglich war, da sie, <persName xml:id="persName_79949d4a-25ca-43fd-882e-10fd9d518a70">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5e510ab1-1016-4e1c-a9bf-e847154ff02e">Mantius<name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName>, und die <persName xml:id="persName_ec568891-46a6-4ddf-93b5-d6569dfd8bf7">Hoffmann<name key="PSN0112043" style="hidden" type="person">Hoffmann, Sophie (1803-1852)</name></persName> mitsangen. Dafür aber hab ichs doch nun durchgesetzt, daß sie sich ein neues Instrument angeschafft hat, <date cert="high" when="1833-10-21" xml:id="date_c9aebb1a-f34d-4ada-9173-7ba99e7b6352">gestern</date> habe ichs mit ihr probirt, und heut wird es hingebracht, <date cert="high" when="1833-10-23" xml:id="date_17a42db3-c766-4823-afb7-ee6d1253b3eb">morgen</date> nämlich ist <title xml:id="title_eee5ed81-c0cb-487c-8e78-01299f4bdad0">Semele<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0109017" style="hidden" type="music">Semele (The Story of Semele) HWV 58</name></title> da,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_454c9999-98c5-4256-b33f-203d8b85f2b0" xml:lang="de">morgen nämlich ist Semele da – Aufführung von Händels Oratorium HWV 58 bei Pauline Decker am 23. Oktober 1833 (vgl. auch Hensel, Tagebücher, S. 49; Eintrag vom 10. Januar 1834).</note> wo ich wieder begleite. <persName xml:id="persName_927fe96f-dabb-4bcb-bec9-71e8bdd3b685">Taubert<name key="PSN0115254" style="hidden" type="person">Taubert, Carl Gottfried Wilhelm (1811-1891)</name></persName>, der vorigen Winter ihr Capellmeister war, hat es doch in der ganzen Zeit nicht zu einem neuen Flügel gebracht. Es wird aber wieder sehr häßlich werden, <persName xml:id="persName_dd7cc2da-0076-45b4-8ead-8a7814ba1137">Sophie Ebers<name key="PSN0116597" style="hidden" type="person">Ebers, Sophie (Josefine) (1811-1891)</name></persName> singt über die Möglichkeit hinaus. Kennst Du Semele genau? Es sind wunderschöne Sachen drin, ich glaube, mit gehörigen Auslassungen, müsste es sich sehr zum Concert eignen. Kennst Du die Partitur?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_be364ade-c42e-42ba-b484-ffefb1d37d06" xml:lang="de">die Partitur – Fanny Hensel meinte wohl die autographe Kompositionspartitur von Semele (GB-Lbl, R.M.20.f.7), die Mendelssohn 1829 in London neben vielen anderen Werken Händels eingesehen hatte; vgl. Brief fmb-1829-07-20-01 (Brief Nr. 198) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Friedrich Zelter in Berlin, London, 20. Juli 1829. Partituren des Oratoriums waren bis dahin in den Händel-Ausgaben von John Walsh jun. (1744) und Samuel Arnold (1788) erschienen. Die im Folgenden genannte Bearbeitung von Johann Otto Heinrich Schaum lag seit 1820 gedruckt vor (vgl. Hans Joachim Marx, Händels Oratorien, Oden und Serenaten. Ein Kompendium, Göttingen 1998, S. 215)</note> <persName xml:id="persName_0ec7bc8f-551d-45ad-ae06-ab39f0883fdc">Schaum<name key="PSN0114511" style="hidden" type="person">Schaum, Johann Otto Heinrich (1763-1834)</name></persName> bekennt sich zu <title xml:id="title_e5758ab7-1141-4193-ab7f-99c6994b8d29">vielen Aenderungen<name key="PSN0114511" style="hidden" type="author">Schaum, Johann Otto Heinrich (1763–1834)</name><name key="CRT0110642" style="hidden" type="music">Georg Friedrich Händel, Semele HWV 58 (Bearbeitung)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fc6c4df1-f6a1-417d-80e0-99fec99c07ce" xml:lang="de">Schaum bekennt sich zu vielen Aenderungen – Im Vorwort von Semele. Ein dramatisches Gedicht von Congreve in Musik gesetzt von G. F. Händel. Nach dem englischen Original bearbeitet, und der Musik im Klavierauszuge untergelegt von J. O. H. Schaum, Berlin 1820, erklärte Johann Otto Heinrich Schaum, dass er die Chöre, in denen sich Händel nicht »durch kleinliche Rücksichten auf Zeitgeschmack, vielleicht auch Stärke und Schwäche der Solo-Sänger« einschränken ließ, belassen, dagegen »unbedeutende Recitative […] die weder durch Inhalt noch Behandlung sich vorzüglich auszeichnen, und eben solche Arien« weggelassen habe. Die begleiteten Rezitative und »jede mit Liebe und Fleiss von ihm ausgearbeitete Arie habe [er] sorgfältig beybehalten.«</note> ich möchte wohl wissen, ob z. B. der sehr lose Text im Original mehr Zusammenhang hat. <placeName xml:id="placeName_1625ad83-ce19-4f75-9adb-08b4fea24dd2">Dein Concert<name key="NST0103434" style="hidden" subtype="Konzerte" type="institution">Verein zur Beförderung der Tonkunst (seit September 1834: Verein für Tonkunst)</name><settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e81c94e0-b24a-48b3-b8b8-cb4255347d5f" xml:lang="de">Dein Concert – Konzert des Vereins zur Beförderung der Tonkunst in Düsseldorf am 22. November 1833 anlässlich des Cäcilientags (vgl. Kortländer, Konzerte in Düsseldorf, S. 184). Siehe Mendelssohns Beschreibung des Ereignisses im Brief fmb-1833-11-28-01 (Brief Nr. 820) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 28. November 1833. </note> ist ja prächtig komponirt. Ich bin aber <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_327a6c50-4098-407b-b395-987d73d78ad6">aber</del> für <persName xml:id="persName_bfc7c388-2387-4b82-a803-2a87fff51137">Gluck<name key="PSN0111405" style="hidden" type="person">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0d00dfc5-0eff-4cf0-8300-d5b5ef162d95">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abef3a95-2935-43d3-9b2e-7354b8ea48d9" xml:lang="de">Gluck und Beethoven – siehe dazu Mendelsohns ursprüngliche Konzertplanung mit Werken beider Komponisten in Brief fmb-1833-10-10-01 (Brief Nr. 801) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Düsseldorf, 9. und 10. Oktober 1833. Die geplante Ouvertüre zur Oper Iphigénie en Aulide von Christoph Willibald Gluck wurde nicht aufgeführt. Statt eines Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven erklang Mendelssohns 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7).</note> und finde schon das sehr lang vor dem <title xml:id="title_e7de1158-af93-4221-9b0c-51d518b404dc">Alexanderfest<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108949" style="hidden" type="music">Alexander’s Feast or The Power of Musick HWV 75</name></title>.<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Ihr Düsseldorfer müßt gute Mägen haben. Ich weiß, wem ich diese Concerte lieber gönnte, als Euch. Lieber Felix, ich habe jetzt <persName xml:id="persName_3e012979-8a25-4432-b943-4e153a45b398">4 junge Mädchen<name key="PSN0118695" style="hidden" type="person">Zeidler, Charlotte (?-1896)</name><name key="PSN0118344" style="hidden" type="person">Steimmig (Steimig), Auguste</name><name key="PSN0115380" style="hidden" type="person">Trendler, Emilie (-)</name><name key="PSN0117303" style="hidden" type="person">Kretschmar, Fräulein</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb01dc28-66d8-458f-90ca-5f1dbb27a6bc" xml:lang="de">4 junge Mädchen – Klavierschülerinnen von Fanny Hensel: wohl Charlotte Zeidler, Auguste Steimmig aus Danzig, Emilie Trendler und Fräulein Kretschmar. Vgl. Brief gb-1833-11-02-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 1. und 2. November 1833, Z.: »Gnuschke hat uns nämlich Mlle. Steimig empfohlen, die Berend im Hause hat und die sich in Musik hier veredeln soll, ein gut munter Ding die Fannys Klavierhofstaat der Zeidler, Tendler und Kretschmar vervollständigt.«</note> die sich Alle musikalisch Raths bei mir erholen, und recht gut spielen. Ich schnauze sie aber geistig an. Kannst Du Dir Deine Schwester Drude<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_32d11302-1df7-4233-a25b-65fd99cb196a" xml:lang="de">Drude – meist weiblicher Nachtgeist, der Albträume verursacht, ursprünglich Priesterinnen oder besessene Frauen; einer der Kosenamen Felix Mendelssohn Bartholdys für seine Schwester.</note> dabei denken? <persName xml:id="persName_af0cbb75-d251-467a-8a93-4a8119408f46">Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> ist allerliebst und sehr gewachsen. Der Wagen von Dir<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c9c46412-0397-4713-823d-2f6457c1d370" xml:lang="de">Der Wagen von Dir – ein Geschenk für Fanny Hensels Sohn Sebastian, das Mendelssohn von der letzten Englandreise mitgebracht hatte.</note> ist noch immer das Glück und der Neid des jungen Hofpersonals. So lange hat noch kein Spielzeug vorgehalten. Dein Gedächtniß sitzt ihm aber auch sehr fest, und er spricht tagtäglich von Dir. Neulich habe ich ihn sehr emancipirt, und ihn bei <persName xml:id="persName_de8a1f5e-f3d2-4d9d-9f0b-dd816faa71dc">Heysens<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_48ba494b-f109-4722-8937-077a529588fa" xml:lang="de">bei Heysens – Die Familie von Carl Wilhelm Ludwig Heyse lebte 1833 in der Friedrichsstraße 104 (Wohnungsanzeiger für Berlin, 1833, [S. 280]; siehe dort unter »Heise«).</note> wo ich mit ihm hingegangen war, allein zu Tisch gelassen, er hat aber die Probe vortrefflich bestanden. Der Junge wird Dich freuen, wenn Du ihn einmal wiedersiehst, seine Sprache ist wirklich melodisch, und fällt allen Leuten auf. Augenbraunen kriegt er, wie seine <persName xml:id="persName_ae5c3fd8-6958-4e7e-8d4a-10ea5afbe409">Frau Mama Cantor<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_927e9ea2-410e-485e-b11b-93b8491fe912" xml:lang="de">Cantor – familieninterner Spitzname für Fanny Hensel.</note> aber blondestes Haar. – Neulich haben wir Feuer im Hause gehabt. Wir saßen des Abends ganz ruhig bei den <persName xml:id="persName_a047b621-6911-496b-82ed-291274832a21">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, über denen seit kurzem der <persName xml:id="persName_aa4bf89b-1a8a-46d1-ba46-c84522073c1e">General Braun<name key="PSN0110097" style="hidden" type="person">Braun, Johann Carl Ludwig (1771-1835)</name></persName>, mit vielen gestiefelten <persName xml:id="persName_0099e337-abd6-4a99-973d-136d2563e395">Söhnen<name key="PSN0110094" style="hidden" type="person">Braun, 14 Kinder von → Johann Carl Ludwig B.</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d53698b7-e43b-4b73-9220-89cf9f1e608e" xml:lang="de">General Braun, mit … Söhnen – Johann Carl Ludwig Braun, der 14 Kinder hatte, wohnte vom Herbst 1833 bis zu seinem Tod 1835 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3; vgl. Brief gb-1833-11-16-01 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf, Berlin, 16. November 1833, Z.: »Mit unserm General Braun hatten wir die richtigste Spekulation gemacht«; siehe aber die irrtümliche Angabe bei Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 74.</note> wohnt und schrecklich rumort. An dem Abend aber ward der Lärm plötzlich sehr arg, Hin und Her rennen, sehr lautes Sprechen, dann ein Lärm<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>als ob es in die Stube regnete, begleitet von einem wirklichen Kalkstaubregen, Poltern an unsrer Thür, wir sprangen Alle auf, und erfuhren nun, daß es in dem Saal über uns brenne, die Männer rannten hinauf, wir konnten nicht mit, denn der alte General löschte im Hemde sämmtliche Gardinen, die er vorher mit einer Lampe angesteckt hatte. Ueber eine Stunde hielt er in Rauch und Dampf aus, und verbrannte sich die Hände, damit, und mit einem schrecklich<unclear reason="covering" resp="UW">en</unclear> Brandgeruch durch Haus und Hof, war aber auch das Unheil abgethan, welches zum Glück nicht auf die Straße drang, sonst wäre <placeName xml:id="placeName_bc642831-a060-41d4-9e3c-07e5e0ab7ffd">unser Haus<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gleich von Pöbel überschwemmt gewesen. Lieber Felix, da hast Du einen Brief mit lauter Nichts. <title xml:id="title_1810b033-2914-4fff-bdad-4e8d0c96c5a2">Deiner aber <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-10-10-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Düsseldorf, 9. und 10. Oktober 1833</name> </title> war sehr schön, und die Geschichte mit dem <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_9f9ce07c-2630-4682-87da-ff6dfb7d4866"> <sic resp="writer"><persName xml:id="persName_743f851d-9c5c-40b3-a24c-ecd411dabdaf">Burgermeister<name key="PSN0111253" style="hidden" type="person">Fuchsius (eigtl. Voiss), Joseph Goswin Hubert Maria von (1793-1854)</name></persName></sic> <corr resp="editor">Bürgermeister</corr> </choice> und dem Wein<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_36bfb49c-a04d-4922-b8a3-0c57be2892a6" xml:lang="de">die Geschichte mit dem Burgermeister und dem Wein – Begebenheit mit dem Düsseldorfer Bürgermeister Joseph von Fuchsius (siehe ebenda, Z. 155: »Sontag war ein großes diner« ff.).</note> haben wir herzlich goutirt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6f9343d1-78ad-4240-9ea0-cb1a2a64a7a6" xml:lang="fr ">goutirt – von frz. goûter, Gefallen finden.</note> Lebe nun wohl, es wird dunkel und Essenszeit; und ich bin sehr hungrig. Wir müssen hier mit dem Schreiben auch noch eine Art von besserer Ordnung einführen, bis jetzt geht es noch wie Kraut und Rüben.</p> <closer rend="left"><persName xml:id="persName_20d1bfb3-dfd8-4b04-90d0-75cff40edca1">Wilhelm<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_15f11d95-55d6-4af1-971c-1e9b4e6940de">Luise<name key="PSN0111896" style="hidden" type="person">Hensel, Louisa Aloysia Maria (Luise) (1798-1876)</name></persName> grüßen bestens.</closer> </div> </body> </text></TEI>