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gb-1833-10-15-01

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Wilhelm Emil Gustav Julius an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf <lb></lb>Berlin, 15. Oktober 1833 Ein böses Geschick hat mich seit einiger Zeit verhindert mit Ihnen in irgend eine Berührung zu kommen. Vor Monaten schrieb ich Ihnen einen Brief und legte demselben den Text zu einem Singspiele so wie verschiedene Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/123. Autograph Wilhelm Emil Gustav Julius an Felix Mendelssohn Bartholdy in Düsseldorf; Berlin, 15. Oktober 1833 Ein böses Geschick hat mich seit einiger Zeit verhindert mit Ihnen in irgend eine Berührung zu kommen. Vor Monaten schrieb ich Ihnen einen Brief und legte demselben den Text zu einem Singspiele so wie verschiedene

1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [BERLIN 11-12 / 15/10], [N 1 / 20/10], Siegel.

Wilhelm Emil Gustav Julius

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

15. Oktober 1833 Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)counter-resetJulius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) DüsseldorfDeutschland deutsch
Herrn Herrn Felix Mendelsohn-Bartholdy Mendelssohn Bartholdy zu Düsseldorf fr.
Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) Lieber Mendelsohn Mendelssohn !

Ein böses Geschick hat mich seit einiger Zeit verhindert mit Ihnen in irgend eine Berührung zu kommen. Vor Monaten schrieb ich Ihnen einen Brief und legte demselben den Text zu einem Singspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111950" style="hidden" type="dramatic_work">Singspiel</name> so wie verschiedene Lieder<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111952" style="hidden" type="literature">Lieder</name> bei. Noch vor Absendung des Briefes erfuhr ich jedoch, daß Sie nicht, wie ich wähnte, in DüsseldorfDüsseldorfDeutschland sondern in England wärendaß Sie … in England wären – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich im Jahr 1833 zweimal in England auf: vom 25. April bis zum 28. Mai (dritte Englandreise) und vom 7. Juni bis zum 25. August (vierte Englandreise gemeinsam mit dem Vater Abraham Mendelssohn Bartholdy). und dahin wollte ich Sie nicht verfolgen. Mein Singspiel, (ich schmeichelte mir damals, daß Sie es vielleicht in Musik setzen würden) gefällt mir jetzt nicht mehr und ich schicke es Ihnen deshalb nicht. Auch die Lieder habe ich inzwischen anderweitig verschenkt und es fehlt mir an Zeit neue Abschriften zu machen. Ich schicke nun mit diesem Briefe nur eine Kleinigkeit welche grade in Abschrift vorhanden ist. Dies ist aber nur Nebensache. Wichtiger die folgende Bitte.

Ich habe mich überreden lassen, die meineJulius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) Festspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111953" style="hidden" type="literature">Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute</name>, deren sich allmählig eine ziemliche Menge aufgehäuft hat, bekannt zu machen und selbige getrost in Reimerscher OfficinVerlag Georg Reimer (Reimer’sche Buchhandlung), in Berlin dem Druck befohlen. EinEinen Anfang giebt die Musik zu den vorkommenden Liedern. Nun werden Sie sich erinnern, daß Sie so freundlich waren, mir zu einem dieser Festspiele ein Paar Compositionen <list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xplqmhdp-an9v-myfm-stnj-ka8xrpgbpsys"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="music_for_plays_and_other_stage_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100993" style="hidden">Musik zum Festspiel »Was wir bringen«. Ein romantisches Vorspiel mit Gesang für Solostimme, Männerchor und Klavier, [1833 oder früher]<idno type="MWV">M 6</idno><idno type="op"></idno></name>meine Festspiele … in Reimerscher Officin … ein Paar Compositionen – Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute, Berlin: G. Reimer, 1833; die Publikation erfolgte unter dem Pseudonym Wilhelm Emil. Der Druck enthält nach Seite 200 insgesamt zehn Musikbeilagen von Eduard Grell, Carl Friedrich Zelter, Mendelssohn, Johann Friedrich Reichardt, Carl Maria von Weber und L. Böhmer [wohl Johann Ludwig Böhner]. Die Kompositionen zweier Musikbeilagen zu Julius’ Festspiel Was wir bringen stammen von Mendelssohn (MWV M 6): Nr. 3 (Frohsinn »Wenn die Gelegenheit uns sich entgegenbeut«; Beilage, S. 3 f.) und Nr. 4 (Gesang hinter der Scene »Aus Lüften thauen nieder«; Beilage, S. 5 f.). Vgl. auch MWV, S. 201 f. zu machen. Auch diese habe ich mitabdrucken lassen, ohne vorher Ihre Erlaubniß einzuholen. Also – Verzeihung! Die Zeit drängte, ReimerReimer, Georg Andreas Gotthart (1776-1842) wollte das Buch zur MichaelismesseMichaelismesse – Die Leipziger Michaelismesse fand 1833 vom 29. September bis zum 19. Oktober statt (»Verzeichniß einiger für Leipzig wichtigen Tage im Jahre 1833«, in: Leipziger Adreßbuch auf das Jahr 1833, Leipzig [1833], Erste Abtheilung, S. 260). fertig haben und Sie waren in England. Da Sie nach BerlinBerlinDeutschland kamen,Da Sie nach Berlin kamen – Mendelssohn hatte sich nach seiner vierten Englandreise vom Abend des 12. bis zum Morgen des 16. September 1833 in Berlin aufgehalten. erfuhr ich Ihre Anwesenheit leider zu spät und konnte Sie nicht mehr sprechen. Ich trösteteJulius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) mich nun damit, daß ich einiges Recht hätte mit den Liedern zu schalten und zu walten, da Sie mir dieselben geschenkt. Ich hoffe, Sie werden mir recht bald in einem freundlichen Briefe kund thun, daß Sie mir wegen dieser Sache nicht böse sind. Sollten Sie mir aber noch vor dem 26ten October schreiben wollen, so bitte ich recht sehr, der Festspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111953" style="hidden" type="literature">Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute</name> nicht zu erwähnen, weil ich die Herausgabe derselben, mit welcher ich meinen Vater zu überraschen gedenke, bis dahin geheim halten will.

Meinem Wunsche einer näheren Bekanntschaft kamen Sie so wolwollend wohlwollend entgegen. Aber es wollte sich nicht recht fügen. Vielleicht geht es nun aus der Ferne besser. Es mag ungeziemend scheinen, daß ich mich an Sie dränge, denn Sie sind mir so weit an allem was den Menschen macht, überlegen, an vollkomnem und entschiedenem Beruf zur Kunst, an Ruhm und Stellung im Leben, und wie ich wünsche und glaube, an jeder Vortrefflichkeit des Herzens und Geistes. Was kann ich Ihnen da bieten, das mich Ihrer Freundschaft würdig machte? Nichts als ein treues und ehrliches Herz und meinen ernstlichen guten Willen. Ich habe Sie so lieb gewonnen um dessen willen was Sie leisten, um dessen willen was ich über Sie durch die Tante LevyLevy, Sara (1761-1854) und von allen Seiten gehört habe, besonders aber um Ihres Verhältnisses willen zu meinem unendlich geliebten ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) den zu kennen mir nur so kurze Zeit geschenkt war.Zelter den zu kennen mir nur so kurze Zeit geschenkt war – Wilhelm Emil Gustav Julius war 1832, kurz vor dem Tod Carl Friedrich Zelters, als Tenor in die von diesem geleitete Sing-Akademie in Berlin eingetreten (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. 19). Vielleicht verkennen Sie diese Neigung nicht, durch welche ich mich Ihnen zugezogen fühle.

Ich habe mich anheischig gemacht, eine Biographie Zelters zu schreibeneine Biographie Zelters zu schreiben – Das Vorhaben hat Julius nicht verwirklicht. und angefangen, Materialien dazu zu sammeln. DorisZelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)Doris – Dorothea Zelter, die Tochter Carl Friedrich Zelters. hat mir die Einsicht aller hinterlassenen Papiere gern verstattet, und auch Andre begünstigen das Unternehmen. Ich rechne mit Zuversicht auch auf Ihre Hülfe. Sie würden mich sehr erfreuen durch Mittheilungen über Zelters musikalische Wirksamkeit; diese Mittheilungen werden, hoffe ich, reich sein. Vielleicht können Sie mir auch manchen Beitrag zu seiner sonstigen Lebensgeschichte geben. Seine letzten Jahre habe ich selbst beobachtet. Aber die Jahre 1800-1829 bedürfen vieler Ergänzungen durch Nachrichten der Lebensgenossen. Nur bis 1800 reicht die vorhandne schöne Selbstbiographie<name key="PSN0115916" style="hidden" type="author">Zelter, Carl Friedrich (1758–1832)</name><name key="CRT0111955" style="hidden" type="literature">Autobiographie</name>.die vorhandne schöne Selbstbiographie – Diese lag 1833 nur in mehreren Manuskripten vor (darunter: Erste Niederschrift von 1809; heutiger Standort: D-B, Musikabteilung, Mus. ms. autogr. theor. Zelter, K. F. 6); Erstdruck als Carl Friedrich Zelter. Eine Lebensbeschreibung. Nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet von D. Wilhelm Rintel, Berlin 1861. Eine wissenschaftliche Ausgabe erschien mit Carl Friedrich Zelters Darstellungen seines Lebens. Zum ersten Male vollständig nach den Handschriften hrsg. von Johann Wolfgang Schottländer (Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 44), Weimar 1931, S. 7-197.

|2| Ferner würden Sie mich sehr erfreuen durch Nachrichten über das prächtige Düsseldorfer Leben. Sie müssen sich gar wohl fühlen in diesen blühenden Kreisen des wärmsten jugendlichsten Lebens.

Ich habe bei Reimer ein köstliches Bild von <hi rend="latintype">Lessing</hi><name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0111958" style="hidden" type="art">Klosterhof im Schnee</name><name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0109716" style="hidden" type="art">Klosterfriedhof im Schnee</name>,ein köstliches Bild von Lessing – vielleicht eine Vorzeichnung zu Carl Friedrich Lessings Gemälde Klosterhof im Schnee (1. Fassung 1828, heute: Bergisches Museum Schloß Burg an der Wupper; 2. Fassung ca. 1830, heute in Köln, Wallraf-Richartz-Museum) oder zu Klosterfriedhof im Schnee (1833; heutiger Standort: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Ident.-Nr. AI 298). wieder einen Kirchhoff im Schnee gesehen. O, wer doch solch ein Talent hätte, um mit solcher Sicherheit solcher Meisterschaft entgegenzustreben!

Gott gebe Ihnen, mein theurer Mendelsohn Mendelssohn ! einen reiche gesegnete Wirksamkeit und viel Freude durch Kunst und Leben! Berlin am 15 October 1833. Ihr Gustav Julius. Jüdenstraße No 25Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)
Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851) Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)

N.S. Die SingAkademieSing-AkademieBerlinDeutschland übt jetzt ein Oratorium von <hi rend="latintype">Schneider</hi>: Christi Geburt<name key="PSN0114644" style="hidden" type="author">Schneider, Georg Abraham (1770–1839)</name><name key="CRT0111956" style="hidden" type="music">Christi Geburt</name>.Die SingAkademie übt jetzt ein Oratorium von Schneider: Christi Geburt – Die Sing-Akademie bereitete die Aufführung des Oratoriums Christi Geburt (1813) von Georg Abraham Schneider am 16. April 1834 in der Garnisonkirche vor (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII). Wenn doch die Leute wollten vom Heiligen weg bleiben,! Sie meinen, es gehöre nichts zu einer solchen Schöpfung als ein bischen Contrapunct. Von Begeistrung wissen Sie sie nichts. Der Text<name key="PSN0118257" style="hidden" type="author">Seckendorf, Gustav Anton Freiherr von (Pseud.: Patrik Peale) (1775-1823)</name><name key="CRT0111957" style="hidden" type="literature">Christi Geburt (Libretto)</name> des Oratoriums (ich weiß nicht von wem er ist)Der Text des Oratoriums – Er stammt von Gustav Anton Freyherrn von Seckendorf. ist ein schnödes Machwerk und die Composition wetteifert mit dem Texte. Keine Haltung, kein Character, kein Ernst, keine Würde! Nichts als Klang, ein tönendes Erz und klingende Schelle!ein tönend Erz und klingende Schelle – Reminiszenz an 1. Kor 13,1 (nach Lutherbibel 1912): »Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.« Es schneidet mir Wunden in das Herz, daß sich die Akademie mit solchem Unrath besudeln soll.

            Lieber Mendelsohn!
Ein böses Geschick hat mich seit einiger Zeit verhindert mit Ihnen in irgend eine Berührung zu kommen. Vor Monaten schrieb ich Ihnen einen Brief und legte demselben den Text zu einem Singspiele so wie verschiedene Lieder bei. Noch vor Absendung des Briefes erfuhr ich jedoch, daß Sie nicht, wie ich wähnte, in Düsseldorf sondern in England wären und dahin wollte ich Sie nicht verfolgen. Mein Singspiel, (ich schmeichelte mir damals, daß Sie es vielleicht in Musik setzen würden) gefällt mir jetzt nicht mehr und ich schicke es Ihnen deshalb nicht. Auch die Lieder habe ich inzwischen anderweitig verschenkt und es fehlt mir an Zeit neue Abschriften zu machen. Ich schicke nun mit diesem Briefe nur eine Kleinigkeit welche grade in Abschrift vorhanden ist. Dies ist aber nur Nebensache. Wichtiger die folgende Bitte.
Ich habe mich überreden lassen, die meine Festspiele, deren sich allmählig eine ziemliche Menge aufgehäuft hat, bekannt zu machen und selbige getrost in Reimerscher Officin dem Druck befohlen. Ein Anfang giebt die Musik zu den vorkommenden Liedern. Nun werden Sie sich erinnern, daß Sie so freundlich waren, mir zu einem dieser Festspiele ein Paar Compositionen zu machen. Auch diese habe ich mitabdrucken lassen, ohne vorher Ihre Erlaubniß einzuholen. Also – Verzeihung! Die Zeit drängte, Reimer wollte das Buch zur Michaelismesse fertig haben und Sie waren in England. Da Sie nach Berlin kamen, erfuhr ich Ihre Anwesenheit leider zu spät und konnte Sie nicht mehr sprechen. Ich tröstete mich nun damit, daß ich einiges Recht hätte mit den Liedern zu schalten und zu walten, da Sie mir dieselben geschenkt. Ich hoffe, Sie werden mir recht bald in einem freundlichen Briefe kund thun, daß Sie mir wegen dieser Sache nicht böse sind. Sollten Sie mir aber noch vor dem 26ten October schreiben wollen, so bitte ich recht sehr, der Festspiele nicht zu erwähnen, weil ich die Herausgabe derselben, mit welcher ich meinen Vater zu überraschen gedenke, bis dahin geheim halten will.
Meinem Wunsche einer näheren Bekanntschaft kamen Sie so wolwollend entgegen. Aber es wollte sich nicht recht fügen. Vielleicht geht es nun aus der Ferne besser. Es mag ungeziemend scheinen, daß ich mich an Sie dränge, denn Sie sind mir so weit an allem was den Menschen macht, überlegen, an vollkomnem und entschiedenem Beruf zur Kunst, an Ruhm und Stellung im Leben, und wie ich wünsche und glaube, an jeder Vortrefflichkeit des Herzens und Geistes. Was kann ich Ihnen da bieten, das mich Ihrer Freundschaft würdig machte? Nichts als ein treues und ehrliches Herz und meinen ernstlichen guten Willen. Ich habe Sie so lieb gewonnen um dessen willen was Sie leisten, um dessen willen was ich über Sie durch die Tante Levy und von allen Seiten gehört habe, besonders aber um Ihres Verhältnisses willen zu meinem unendlich geliebten Zelter den zu kennen mir nur so kurze Zeit geschenkt war. Vielleicht verkennen Sie diese Neigung nicht, durch welche ich mich Ihnen zugezogen fühle.
Ich habe mich anheischig gemacht, eine Biographie Zelters zu schreiben und angefangen, Materialien dazu zu sammeln. Doris hat mir die Einsicht aller hinterlassenen Papiere gern verstattet, und auch Andre begünstigen das Unternehmen. Ich rechne mit Zuversicht auch auf Ihre Hülfe. Sie würden mich sehr erfreuen durch Mittheilungen über Zelters musikalische Wirksamkeit; diese Mittheilungen werden, hoffe ich, reich sein. Vielleicht können Sie mir auch manchen Beitrag zu seiner sonstigen Lebensgeschichte geben. Seine letzten Jahre habe ich selbst beobachtet. Aber die Jahre 1800-1829 bedürfen vieler Ergänzungen durch Nachrichten der Lebensgenossen. Nur bis 1800 reicht die vorhandne schöne Selbstbiographie.
 Ferner würden Sie mich sehr erfreuen durch Nachrichten über das prächtige Düsseldorfer Leben. Sie müssen sich gar wohl fühlen in diesen blühenden Kreisen des wärmsten jugendlichsten Lebens.
Ich habe bei Reimer ein köstliches Bild von Lessing, wieder einen Kirchhoff im Schnee gesehen. O, wer doch solch ein Talent hätte, um mit solcher Sicherheit solcher Meisterschaft entgegenzustreben!
Gott gebe Ihnen, mein theurer Mendelsohn! einen reiche gesegnete Wirksamkeit und viel Freude durch Kunst und Leben! Berlin am 15 October 1833. Ihr
Gustav Julius.
Jüdenstraße No 25
N. S. Die SingAkademie übt jetzt ein Oratorium von Schneider: Christi Geburt. Wenn doch die Leute wollten vom Heiligen weg bleiben, ! Sie meinen, es gehöre nichts zu einer solchen Schöpfung als ein bischen Contrapunct. Von Begeistrung wissen Sie nichts. Der Text des Oratoriums (ich weiß nicht von wem er ist) ist ein schnödes Machwerk und die Composition wetteifert mit dem Texte. Keine Haltung, kein Character, kein Ernst, keine Würde! Nichts als Klang, ein tönendes Erz und klingende Schelle! Es schneidet mir Wunden in das Herz, daß sich die Akademie mit solchem Unrath besudeln soll.          
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1833-10-15" xml:id="date_fcb6352d-95d0-4a6f-ab58-de6a413d1d7c">15. Oktober 1833</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117201" resp="author" xml:id="persName_9100485e-d5fb-47cd-b17e-fa339e8bcb90">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117201" resp="writer">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_6860fb91-865f-4ac8-b244-3a4771f0e401"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_f953291a-1f9c-4646-947e-764952794b13">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_594df41c-0811-414d-bdba-1ae8128adcff"> <settlement key="STM0100109">Düsseldorf</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_5554137f-37ee-4a3e-88cd-8bed915196ad"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype">Felix <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_65937f88-b549-4e89-82ee-28327cfefbcf"> <sic resp="writer">Mendelsohn-Bartholdy</sic> <corr resp="editor">Mendelssohn Bartholdy</corr> </choice></hi></addrLine> <addrLine>zu</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Düsseldorf</hi></addrLine> <addrLine>fr.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_d58c2c2e-632c-4283-b997-2a7f21f2d8ea"> <docAuthor key="PSN0117201" resp="author" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117201" resp="writer" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</docAuthor> <salute rend="left">Lieber <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_735c9fa6-8d52-4585-8e83-0fe1e2a54b76"> <sic resp="writer">Mendelsohn</sic> <corr resp="editor">Mendelssohn</corr> </choice>!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ein böses Geschick hat mich seit einiger Zeit verhindert mit Ihnen in irgend eine Berührung zu kommen. Vor Monaten schrieb ich Ihnen einen Brief und legte demselben den Text zu einem <title xml:id="title_71f6f2f3-96cf-4185-9ae2-71ffc18743f9">Singspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111950" style="hidden" type="dramatic_work">Singspiel</name></title> so wie <title xml:id="title_adfe42b5-79b4-4e98-afb8-0f7002ad0962">verschiedene Lieder<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111952" style="hidden" type="literature">Lieder</name></title> bei. Noch vor Absendung des Briefes erfuhr ich jedoch, daß Sie nicht, wie ich wähnte, in <placeName xml:id="placeName_6f8284c5-7dd6-4c3c-bb44-189013cb6d19">Düsseldorf<settlement key="STM0100109" style="hidden" type="locality">Düsseldorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sondern in England wären<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d62ea1df-5fa2-4ba6-994f-bb45e22a4649" xml:lang="de">daß Sie … in England wären – Felix Mendelssohn Bartholdy hielt sich im Jahr 1833 zweimal in England auf: vom 25. April bis zum 28. Mai (dritte Englandreise) und vom 7. Juni bis zum 25. August (vierte Englandreise gemeinsam mit dem Vater Abraham Mendelssohn Bartholdy).</note> und dahin wollte ich Sie nicht verfolgen. Mein Singspiel, (ich schmeichelte mir damals, daß Sie es vielleicht in Musik setzen würden) gefällt mir jetzt nicht mehr und ich schicke es Ihnen deshalb nicht. Auch die Lieder habe ich inzwischen anderweitig verschenkt und es fehlt mir an Zeit neue Abschriften zu machen. Ich schicke nun mit diesem Briefe nur eine Kleinigkeit welche grade in Abschrift vorhanden ist. Dies ist aber nur Nebensache. Wichtiger die folgende Bitte.</p> <p>Ich habe mich überreden lassen, <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_75c9638a-d328-4a81-9b48-e531a726eb7d">die</del> <add place="above">meine<name key="PSN0117201" resp="writers_hand" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name></add> <title xml:id="title_6835d39b-abb6-4c8d-89c8-45a15cd132f9">Festspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111953" style="hidden" type="literature">Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute</name></title>, deren sich allmählig eine ziemliche Menge aufgehäuft hat, bekannt zu machen und selbige getrost in <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_97171439-d00a-404f-8ece-0ba3a256d299">Reimerscher Officin<name key="PSN0119250" style="hidden" type="person">Verlag Georg Reimer (Reimer’sche Buchhandlung), in Berlin</name></persName></hi> dem Druck befohlen. <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_e4a6453e-57aa-4328-bf10-9459bb3d7cb6"><sic resp="writer">Ein</sic><corr resp="editor">Einen</corr></choice> Anfang giebt die Musik zu den vorkommenden Liedern. Nun werden Sie sich erinnern, daß Sie so freundlich waren, mir zu einem dieser Festspiele <title xml:id="title_e731b431-4954-41f4-82ad-69f3fd2df194">ein Paar Compositionen <list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xplqmhdp-an9v-myfm-stnj-ka8xrpgbpsys"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="music_for_plays_and_other_stage_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100993" style="hidden">Musik zum Festspiel »Was wir bringen«. Ein romantisches Vorspiel mit Gesang für Solostimme, Männerchor und Klavier, [1833 oder früher]<idno type="MWV">M 6</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31e8d613-077f-40cf-9c8c-b7b1ffdaebb3" xml:lang="de">meine Festspiele … in Reimerscher Officin … ein Paar Compositionen – Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute, Berlin: G. Reimer, 1833; die Publikation erfolgte unter dem Pseudonym Wilhelm Emil. Der Druck enthält nach Seite 200 insgesamt zehn Musikbeilagen von Eduard Grell, Carl Friedrich Zelter, Mendelssohn, Johann Friedrich Reichardt, Carl Maria von Weber und L. Böhmer [wohl Johann Ludwig Böhner]. Die Kompositionen zweier Musikbeilagen zu Julius’ Festspiel Was wir bringen stammen von Mendelssohn (MWV M 6): Nr. 3 (Frohsinn »Wenn die Gelegenheit uns sich entgegenbeut«; Beilage, S. 3 f.) und Nr. 4 (Gesang hinter der Scene »Aus Lüften thauen nieder«; Beilage, S. 5 f.). Vgl. auch MWV, S. 201 f.</note> zu machen. Auch diese habe ich mitabdrucken lassen, ohne vorher Ihre Erlaubniß einzuholen. Also – Verzeihung! Die Zeit drängte, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_380017a4-ff1a-416b-a4eb-7f564e1b959b">Reimer<name key="PSN0117935" style="hidden" type="person">Reimer, Georg Andreas Gotthart (1776-1842)</name></persName></hi> wollte das Buch zur <hi rend="latintype">Michaelis</hi>messe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63430279-e710-41da-bdd8-bbfea1515eda" xml:lang="de">Michaelismesse – Die Leipziger Michaelismesse fand 1833 vom 29. September bis zum 19. Oktober statt (»Verzeichniß einiger für Leipzig wichtigen Tage im Jahre 1833«, in: Leipziger Adreßbuch auf das Jahr 1833, Leipzig [1833], Erste Abtheilung, S. 260).</note> fertig haben und Sie waren in England. Da Sie nach <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_66dfcd2b-2d62-42cf-be84-7b79303dc111">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi> kamen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_88508487-2e4f-4ec7-9c62-0f9a1ed96893" xml:lang="de">Da Sie nach Berlin kamen – Mendelssohn hatte sich nach seiner vierten Englandreise vom Abend des 12. bis zum Morgen des 16. September 1833 in Berlin aufgehalten.</note> erfuhr ich Ihre Anwesenheit leider zu spät und konnte Sie nicht mehr sprechen. Ich tröste<add place="below">te<name key="PSN0117201" resp="writers_hand" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name></add> mich nun damit, daß ich einiges Recht hätte mit den Liedern zu schalten und zu walten, da Sie mir dieselben geschenkt. Ich hoffe, Sie werden mir recht bald in einem freundlichen Briefe kund thun, daß Sie mir wegen dieser Sache nicht böse sind. Sollten Sie mir aber noch vor dem <date cert="high" when="1833-10-26" xml:id="date_ae8702f2-a353-4abb-ba38-58f9205e320b">26<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">October</hi></date> schreiben wollen, so bitte ich recht sehr, der <title xml:id="title_a9152057-ab2b-4fc4-9f24-e7eb2acf8666">Festspiele<name key="PSN0117201" style="hidden" type="author">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name><name key="CRT0111953" style="hidden" type="literature">Talassio oder allerlei Töpfe und Scherben für lustige Polterleute</name></title> nicht zu erwähnen, weil ich die Herausgabe derselben, mit welcher ich meinen Vater zu überraschen gedenke, bis dahin geheim halten will.</p> <p>Meinem Wunsche einer näheren Bekanntschaft kamen Sie so <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_33a1eabd-e10f-4f15-a8e5-ee84307c2fb7"> <sic resp="writer">wolwollend</sic> <corr resp="editor">wohlwollend</corr> </choice> entgegen. Aber es wollte sich nicht recht fügen. Vielleicht geht es nun aus der Ferne besser. Es mag ungeziemend scheinen, daß ich mich an Sie dränge, denn Sie sind mir so weit an allem was den Menschen macht, überlegen, an vollkomnem und entschiedenem Beruf zur Kunst, an Ruhm und Stellung im Leben, und wie ich wünsche und glaube, an jeder Vortrefflichkeit des Herzens und Geistes. Was kann ich Ihnen da bieten, das mich Ihrer Freundschaft würdig machte? Nichts als ein treues und ehrliches Herz und meinen ernstlichen guten Willen. Ich habe Sie so lieb gewonnen um dessen willen was Sie leisten, um dessen willen was ich über Sie durch die <persName xml:id="persName_038e9013-f0f5-4e43-a50c-6dec134b3c0f">Tante Levy<name key="PSN0112818" style="hidden" type="person">Levy, Sara (1761-1854)</name></persName> und von allen Seiten gehört habe, besonders aber um Ihres Verhältnisses willen zu meinem unendlich geliebten <persName xml:id="persName_d1b80964-61ae-4be8-90bd-38107bcb44f4">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> den zu kennen mir nur so kurze Zeit geschenkt war.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5a5efe3a-171a-462e-9478-827d333da060" xml:lang="de">Zelter den zu kennen mir nur so kurze Zeit geschenkt war – Wilhelm Emil Gustav Julius war 1832, kurz vor dem Tod Carl Friedrich Zelters, als Tenor in die von diesem geleitete Sing-Akademie in Berlin eingetreten (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. 19).</note> Vielleicht verkennen Sie diese Neigung nicht, durch welche ich mich Ihnen zugezogen fühle.</p> <p>Ich habe mich anheischig gemacht, eine Biographie Zelters zu schreiben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b3bc6ee7-8405-470b-befc-458494b62ada" xml:lang="de">eine Biographie Zelters zu schreiben – Das Vorhaben hat Julius nicht verwirklicht.</note> und angefangen, Materialien dazu zu sammeln. <persName xml:id="persName_f124cbf4-7dbf-490a-9953-e589cba85445">Doris<name key="PSN0115918" style="hidden" type="person">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e49b9123-4d10-469a-acfa-a57d9f7e586a" xml:lang="de">Doris – Dorothea Zelter, die Tochter Carl Friedrich Zelters.</note> hat mir die Einsicht aller hinterlassenen Papiere gern verstattet, und auch Andre begünstigen das Unternehmen. Ich rechne mit Zuversicht auch auf Ihre Hülfe. Sie würden mich sehr erfreuen durch Mittheilungen über Zelters musikalische Wirksamkeit; diese Mittheilungen werden, hoffe ich, reich sein. Vielleicht können Sie mir auch manchen Beitrag zu seiner sonstigen Lebensgeschichte geben. Seine letzten Jahre habe ich selbst beobachtet. Aber die Jahre 1800-1829 bedürfen vieler Ergänzungen durch Nachrichten der Lebensgenossen. Nur bis 1800 reicht <title xml:id="title_3dca1e5a-4277-4bac-803d-33e1b424294f">die vorhandne schöne Selbstbiographie<name key="PSN0115916" style="hidden" type="author">Zelter, Carl Friedrich (1758–1832)</name><name key="CRT0111955" style="hidden" type="literature">Autobiographie</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6acddd76-f532-4a77-a5e6-ecd9b66554e5" xml:lang="de">die vorhandne schöne Selbstbiographie – Diese lag 1833 nur in mehreren Manuskripten vor (darunter: Erste Niederschrift von 1809; heutiger Standort: D-B, Musikabteilung, Mus. ms. autogr. theor. Zelter, K. F. 6); Erstdruck als Carl Friedrich Zelter. Eine Lebensbeschreibung. Nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet von D. Wilhelm Rintel, Berlin 1861. Eine wissenschaftliche Ausgabe erschien mit Carl Friedrich Zelters Darstellungen seines Lebens. Zum ersten Male vollständig nach den Handschriften hrsg. von Johann Wolfgang Schottländer (Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 44), Weimar 1931, S. 7-197.</note></p> <p><seg type="pagebreak"> |2| <pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg>Ferner würden Sie mich sehr erfreuen durch Nachrichten über das prächtige Düsseldorfer Leben. Sie müssen sich gar wohl fühlen in diesen blühenden Kreisen des wärmsten jugendlichsten Lebens.</p> <p>Ich habe bei <hi rend="latintype">Reimer</hi> ein <title xml:id="title_6c097c7b-114d-4bb9-8006-99c8b568e565">köstliches Bild von <hi rend="latintype">Lessing</hi><name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0111958" style="hidden" type="art">Klosterhof im Schnee</name><name key="PSN0112803" style="hidden" type="author">Lessing, Carl Friedrich (1808–1880)</name><name key="CRT0109716" style="hidden" type="art">Klosterfriedhof im Schnee</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_65272135-3071-4f05-adaf-9c4030e91d3a" xml:lang="de">ein köstliches Bild von Lessing – vielleicht eine Vorzeichnung zu Carl Friedrich Lessings Gemälde Klosterhof im Schnee (1. Fassung 1828, heute: Bergisches Museum Schloß Burg an der Wupper; 2. Fassung ca. 1830, heute in Köln, Wallraf-Richartz-Museum) oder zu Klosterfriedhof im Schnee (1833; heutiger Standort: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Ident.-Nr. AI 298).</note> wieder einen Kirchhoff im Schnee gesehen. O, wer doch solch ein Talent hätte, um mit solcher Sicherheit solcher Meisterschaft entgegenzustreben!</p> <closer rend="left">Gott gebe Ihnen, mein theurer <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_95caab6e-d144-4396-9188-b03a4919714e"> <sic resp="writer">Mendelsohn</sic> <corr resp="editor">Mendelssohn</corr> </choice>! eine<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b24ba506-b683-4a76-a75c-be2f1217ccca">n</del> reiche gesegnete Wirksamkeit und viel Freude durch Kunst und Leben!</closer> <dateline rend="left"><hi rend="latintype">Berlin</hi> am <date cert="high" when="1833-10-15" xml:id="date_af83e191-e7ae-4971-b064-f9fe7d27ee0d">15 <hi rend="latintype">October</hi> 1833.</date></dateline> <signed rend="right">Ihr</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Gustav Julius</hi>.</signed> <signed rend="right"><add place="below">Jüdenstraße No 25<name key="PSN0117201" resp="writers_hand" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</name></add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_e397c342-4b0b-4506-97e1-eb76e6376749"> <docAuthor key="PSN0117201" resp="author" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117201" resp="writer" style="hidden">Julius, Wilhelm Emil Gustav (bis 1828: Gustav) (Pseud.: Wilhelm Emil) (1810-1851)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">N.S. Die <placeName xml:id="placeName_fe56e789-3fbd-4aee-8978-067b53f567e7">SingAkademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> übt jetzt ein Oratorium von <title xml:id="title_6ac6815a-2cb2-479d-93da-3c42fd14221c"><hi rend="latintype">Schneider</hi>: Christi Geburt<name key="PSN0114644" style="hidden" type="author">Schneider, Georg Abraham (1770–1839)</name><name key="CRT0111956" style="hidden" type="music">Christi Geburt</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_53caec6d-eed4-47c9-87e2-f85b5748ad45" xml:lang="de">Die SingAkademie übt jetzt ein Oratorium von Schneider: Christi Geburt – Die Sing-Akademie bereitete die Aufführung des Oratoriums Christi Geburt (1813) von Georg Abraham Schneider am 16. April 1834 in der Garnisonkirche vor (Martin Heinrich Karl Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage ihrer Stiftung, Berlin 1843, S. XXIII).</note> Wenn doch die Leute wollten vom Heiligen weg bleiben,! Sie meinen, es gehöre nichts zu einer solchen Schöpfung als ein bischen <hi rend="latintype">Contrapunct</hi>. Von Begeistrung wissen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_4cc8e249-a96c-494d-89e0-80224986f055"> <sic resp="writer">Sie</sic> <corr resp="editor">sie</corr> </choice> nichts. <title xml:id="title_4bdb9f9d-8282-4501-bdf0-d095dd2a9d87">Der Text<name key="PSN0118257" style="hidden" type="author">Seckendorf, Gustav Anton Freiherr von (Pseud.: Patrik Peale) (1775-1823)</name><name key="CRT0111957" style="hidden" type="literature">Christi Geburt (Libretto)</name></title> des Oratoriums (ich weiß nicht von wem er ist)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca0c2144-e55a-4f4e-ad24-6e122064c368" xml:lang="de">Der Text des Oratoriums – Er stammt von Gustav Anton Freyherrn von Seckendorf.</note> ist ein schnödes Machwerk und die Composition wetteifert mit dem Texte. Keine Haltung, kein Character, kein Ernst, keine Würde! Nichts als Klang, ein tönendes Erz und klingende Schelle!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_353184e3-f4e7-49d4-bd48-7a307f5828d3" xml:lang="de">ein tönend Erz und klingende Schelle – Reminiszenz an 1. Kor 13,1 (nach Lutherbibel 1912): »Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.«</note> Es schneidet mir Wunden in das Herz, daß sich die Akademie mit solchem Unrath besudeln soll.</p> </div> </body> </text></TEI>