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gb-1833-01-23-02

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Carl Klingemann und Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb> London, 18.–23. Januar 1833Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – soFelix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 16. Januar 1833Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. und 6. Februar 1833 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Transkription: FMB-CEdition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

GroßbritannienOxfordGB-ObOxford, Bodleian LibraryMusic SectionM.D.M. c. 34, fol. 20-23.AutographCarl Klingemann und Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 18.–23. Januar 1833Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – so

2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext; Kuvert: Standort unbekannt. – In Brief fmb-1833-02-06-01 (Brief Nr. 667) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 4. und 6. Februar 1833, wird erwähnt, dass zum vorliegenden Brief ein Kuvert gehörte, siehe Z. 10: »Wie ich aber das dicke Couvert bekam«.

Carl Klingemann, Friedrich Rosen

Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 28/77.

Klingemann, Briefwechsel, S. 107 f. (Auszug aus Carl Kligemanns Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

18.–23. Januar 1833 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)37. BuryStr. 18. Januar 1833.

Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – so breche denn der Raptus vor und rase Raptus – lat., plötzlich auftretender Wutanfall; auch scherzhaft für »Rappel«.aus! Bilde Dir aber nichts darauf ein, ich bin eigentlich noch immer grimmig und schwer vor Ende März zu besänftigen, ich schmiere blos aus Gründen, und zwar aus dreien, – 1. damit wieder Ordnung in unsre Correspondenz komme, 2. nach der Analogie des Falles, der sich unter Liebesleuten zutragen soll (GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) und AnnetteSchönkopf, Anna Katharina (Annette) (1746-1810) in Leipzig)Göthe und Annette in Leipzig – In den Jahren 1765 bis 1768 studierte Johann Wolfgang von Goethe in Leipzig die Rechte. Er unterhielt in dieser Zeit eine Liebesbeziehung zu der drei Jahre älteren Anna Katharina Schönkopf, die er 1766 kennengelernt hatte. 1767 stellte er für sie eine Sammlung von Gedichten, das Liederbuch »Annette« zusammen und schrieb das Schäferspiel »Die Laune des Verliebten« (1768). daß der eine Theil um so redseliger und demüthiger wird, je stummer und unabhängiger sich der andre zeigt, – und endlich 3. weil ich eine tolle Erkältung habe, an der Dein ConcertDein Concert – Mendelssohns drittes Konzert zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle fand am 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie statt (ursprünglich geplant für den 20. Dezember 1832). Er führte darin u. a. eigene Werke auf, die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3), sowie spielte zusammen mit Heinrich Joseph Baermann eine Sonate Carl Maria von Webers für Klarinette und Klavier (vermutlich das Grand Duo concertant pour Pianoforte et Clarinett Es-Dur, op. 48). Konzertkritiken erschienen in der AMZ 35, Nr. 8 (20. Februar 1833), Sp. 125 f., in der Beilage der Spenerschen Zeitung Nr. 11 vom 14. Januar 1833, von Ludwig Rellstab in der Vossischen Zeitung Nr. 10 vom 12. Januar 1833 sowie in der Zeitschrift Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3 (25. Januar 1833). Schuld ist. – Freilich hätte ich sollen was Besseres thun als grade Clavierspielen, wie im Lauf der letzten Tage allerlei gute Geister über mich kamen, und mich innerlich um 10 Jahre in der Welt zurückbrachten, und doch wieder vorwärts, in einen aparten Frühling hinein, – aber ich konnts nicht helfen, das Vergnügen nach langer Entbehrung die Finger wieder rühren zu können, war auch dabei, so spielte ich Dein <hi rend="latintype">Rondo</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tgp8y00a-khzs-vreb-45r2-wqlceofu2wds"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100350" style="hidden">Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, [Anfang Mai 1832] bis 18. Mai 1832<idno type="MWV">O 8</idno><idno type="op">22</idno></name>, wußts bald auswendig, und warf Rock und Halstuch ab, und saß im Zuge, und fuhr in fliegenden Gewändern zur Aunt AustinAustin, Sarah (1793-1867) und redete Litteratur, und hatte Kratzen im Halse, und fühl nun grade confus und fieberhaft genug, um Dir was vorzufantasiren.

Himmel! warum sind die Glücksgüter in der Welt so wunderlich vertheilt? Da giebts so manchen ledernen Tropf der sich legitimerweise abquält seiner Schönen was Schönes zu sagen, und es kommt nichts als was vom letzten Balle und der nächsten Oper, und hätte er nur was ich übrig habe und ungebraucht verrosten laße, weil ich vor andern angenehmen Dingen und vor Vernunft nicht dazu komme, so sähe ihn die Schöne verwundert an, und fragte: aber wie ist mir denn, Lieber, Süßer?

Das ist aber kein Uebergang, – sondern ich mache jetzt mein gewöhnliches Londoner Bülletin,Bülletin – frz. bulletin, Bericht. und fange mit dem Elend an. Der Himmel weiß, er selber hängt voll Geigen<name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)</name><name key="CRT0111802" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name><name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0111803" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name>Der Himmel … hängt voll Geigen – »Der Himmel hängt voller Geigen« ist der Titel des bayerischen Volkslieds mit dem Textbeginn »Wir genießen die himmlischen Freuden« aus Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg und Frankfurt a. M. 1806, S. 304 f. und man amüsirt sich eigentlich prächtig jetzt, und doch grassiren Accidents und bösartige Erkältungen aller Art – der alte AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) leidet am ersten, und Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) leidet, oder Gottlob litt am zweiten. Der gute Alte fährt sich vor etwa 8 Tagen selber zur Stadt, ein Radnagel fliegt ab, der Wagen stürtzt vorwärts, und er fliegt heraus und bricht sich den rechten Arm, nahe am Schultergelenk. Ich erfuhrs letzten Freitag, und wollte alle Tage hinaus, kam aber erst gestern dazu – und fand ihn im Bett, aber heiter und ohne Schmerzen, und mit den besten Spirits und Aussichten, GeorgeAttwood, George (1795-1884) war da, und wir hatten lange Discussionen über Church-Reform,Church-Reform – Die Church Temporalities (Ireland) Bill wurde nach mehreren Lesungen am 30. Juli 1833 vom englischen Oberhaus genehmigt. Sie sah die Reduzierung der Zahl der hochkirchlichen Bischöfe von 22 auf zehn vor und beseitigte die Kirchensteuer, die irische Katholiken bis dahin für den Bau und die Unterhaltung protestantischer Kirchen zahlen mussten. an denen der Alte munter Theil nahm. Der Artzt giebt ihm Aussicht daß er bald wieder auf seyn kann, und ich hoffe alles Gute für ihn. Das erste was er nach dem Falle versucht, ist, ob er die Finger noch rühren kann, – es ging natürlich. Ich werde nächstens wieder hinauswandern. –

Unsere liebwerthe kleine Gönnerinn Moscheles, Charlotte (1805-1889)war in Gefahr eine Lungenentzündung zu kriegen, StoneStone, Thomas Arthur (1797-1864) hat sie zweimal zur Ader gelaßen und ihr eine Menge Opium verordnet, so sah ich sie eines Tages, kämpfend zwischen den wüsten Folgen des Opiums und ihrem eigenen klaren Naturell, – trotz aller Müdigkeit und Mattigkeit so gutmüthig und muthwillig wie immer – ein schönes Naturell, hält alle Proben, sogar gegen Krankenlaune, und wird von mir mir selber oft zum Anschauen, zur Herzstärkung und zur Nacheiferung verordnet. Noch vorgestern Abend, – sie war besser, ja recht wohl, auf und erwartete ihren MannMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), der Ehren- und Pflichtenhalber zu einem Dinner gegangen war, das die Profession dem alten Parry zu Ehreneinem Dinner … dem alten Parry zu Ehren – Es fand am 18. Januar 1833 für John Parry in der Royal Society of Musicians statt. Unter anderem sang Parry dabei eigene »Welsh songs« (Harmonicon 11, 1833, S. 38, und Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 265). gab, der sich um ich weiß nicht welchen fund verdient gemacht hat und dafür mit silberner Kaffeekanne pp beschenkt wurde, – der alte HorsleyHorsley, William (1774-1858) Chairman, und so beweglich und eindringlich redend, daß erst der vielgeehrte Festgegenstand und dann die meisten übrigen zu weinen anfangen – hast Du denn auch geweint, fragte die Moscheles – Ja gewiß, sagte er, man konnts nicht helfen! – Nächsten Abend sah ich die Kinder, die die Scene noch sehr ergötzlich ausmahlten, und sich todtlachen wollten über das Weinen.

Die KinderMoscheles, Emily Mary (1827-1889)Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)! – Hei, wie sie blühen!

|2| Ich habe früher nie begreifen können, wozu in diesen kalten Tagen die Festtage noch gut sind, – jetzt ists mir schon klarer, und ich gehe gern von Party zu Party, wenn ich sicher bin dort einigen schlanken Gestalten zu begegnen, so hart wie es auch ist daß man sich noch in seinen alten Tagen zu allerlei Thorheiten bekennen muß. Ich habs auch nie so genoßen und ha nie so bittersüß in die Welt hineingekuckt, Höllenstein und Spaßhaftigkeit, die allertrübsten Morgen und ganz sorglose Abende durcheinander. In meiner schlimmsten Zeit dachte ich mit vielem Ernst daran, bei wahrscheinlicher bleibender Steifheit das ganze hiesige Leben aufzugeben und mich in irgend ein Hannöversches Nest zu verkriechen,in irgend ein Hannöversches Nest zu verkriechen – Carl Klingemann stammte aus Limmer bei Hannover. – dann nahm ichs hier noch doppelt gerne mit, und alles leuchtete in desto schärferen Lichtern. Ich tanzte einmal mit MaryHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) und verwunderte mich als ich sie nachher umherführte, ihren Arm so deutlich im meinigen zu fühlen – es war kein Druck von ihrer, es war nur Schmerz von meiner Seite. Aller der sociale Spaß wäre aber etwas zu specificiren – wer sichs nur noch erinnerte. Am SylvesterAbend waren wir bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), und unser Freund leuchtete ordentlich mit seinen Fingern, er spielte Dein Concert mit Saiteninstrumentbegleitung<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2mewvwoy-wspd-wfug-e1bz-mfrz5zxr5xm3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name> so gut wie man es nur nach dem ja fast das Unmögliche leistenden Componisten kann. Dann die beiden ersten Sätze des neuen Septetts<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name>die beiden ersten Sätze des neuen Septetts – Die ersten Sätze von Ignaz Moscheles’ 1832 entstandenem Grand Septuor für Klavier, Violine, Viola, Klarinette, Horn, Violoncello und Kontrabass D-Dur, op. 88, lauten Allegro con spirito und Scherzo (Presto). Die erste Probe der Komposition am 31. Dezember 1832 ist erwähnt in Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 258. – davon später. SophyHorsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) schaute und horchte, was das Kind für kluge Augen hat! Beim Supper war ich ein Thor, und setzte mich zwischen schwarze Kerle, statt zwischen helle Mädchen, – was halfs aber, ich redete zu ihnen über den Tisch herüber und blamirte mich nur noch mehr. Thus nie wieder. FannyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) war nicht da, sie sagt sie ist so very much afraid of a certain square instrument with four pulpits, – wollen ihr im Frühling eins von den letzten Beethövenschen Quartetten<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108092" style="hidden" type="music">Streichquartett Es-Dur, op. 127</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111817" style="hidden" type="music">Streichquartett a-Moll, op. 132</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108093" style="hidden" type="music">Streichquartett B-Dur, op. 130</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108094" style="hidden" type="music">Streichquartett cis-Moll, op. 131</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108096" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 135</name>den letzten Beethövenschen Quartetten – Gemeint sind die Streichquartette Es-Dur, op. 127 (1822/25), a-Moll, op. 132 (1825), B-Dur, op. 130 (1825/26), cis-Moll, op. 131 (1826) oder F-Dur, op. 135 (1826). Zur Thematik siehe Rudolf Stephan, Zu Beethovens letzten Quartetten, in: Die Musikforschung 23 (1970, S. 245-256. zur Nachtmusik bringen. CartwrightCartwright, Samuel (1789-1864) ist ein großer Mann, – er versicherte beim Aufstehen, er würde erg happy seyn mich nächsten Abend bei sich zu sehen, – we’ll have some Christmasfun. – “Very sorry – engaged” – Never mind, drop in as soon as you can – Ich droppte, um halb zwölf, – das sah alles so lustig und reinlich aus nach dem verdrießlichen Witz von dem ich herkam. Fanny sagte: so we shall see you three times next week, – we shall get quite tired of you! – Ferner gestand sie, mein Arm habe sie, nachdem sie allerdings viel Mitleid gefühlt, doch auf die Länge sehr ennuyirtennuyirt – von frz. ennuyer, langweilen, verdrießen.those eternal questions: how is your arm, Mr K? I proposed, somebody might switch it suddenly, to bend it again. Ich bewies ihr das tief Unmoralische in ihrer Abneigung gegen Quartettmusik, bis sie, halb ernsthaft empört über den ‘Nonsense’ davon ging. Der edle Cartwright drückte mirKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) beim späten Weggehen eine Einladungskarte zum Ball für nächsten Dienstag in die Hand – das nächste Mal wo ich umschmeiße gebe ich einen Zahn preis,gebe ich einen Zahn preis – Carl Klingemann war im April 1829 schon einmal mit einem offenen Pferdewagen umgekippt und hatte bei dem Sturz einen Vorderzahn verloren. Er schrieb damals in seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53). um mit dem Treflichen in die allernächste Berührung zu kommen, – der Mann hat so schöne Zimmer, und so schönen Punsch, und so schöne Leute, Felix, wir wollen den Mann warm und wärmer halten. – Nächsten Morgen um 9. saß ich in einer BrightonKutsche, und hörte am Abend, statt am vorigen MeyerbeersMeyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864) Teufelswalzer<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name>Meyerbeers Teufelswalzer – Tanzeinlage im dritten Akt von Giacomo Meyerbeers Oper Robert le diable. als Quadrille,Quadrille – französischer Tanz, der von je vier Paaren im Karree getanzt wird. das Brausen des Meers, – aber fast gleichgültig, – nahm warme Seebäder, zog den ganzen Tag über mit SchlemmerSchlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890), den ich dort glücklicherweise fand, die Cliffs entlang unter den blühenden Ostwindfrischgefärbten Bildern auf und ab, und hatte dazwischen meine eignen melancholischen Gedanken – kam wieder zur Stadt für die “KensingtonGravelpitTheatricals”.KensingtonGravelpitTheatricals – Gemeint sind Theatervorstellungen der Familie Horsley in deren Haus in Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits, die im Januar 1833 stattfanden. Siehe dazu Recollections of a Royal Academian by John Callcott Horsley, R.A., hrsg. von Mrs. Edmund Helps [i. e. Alice Helps], London 1903, S. 31 ff. In meiner Kutsche saßen drei “real Gentlemen” von Gaben und Grundbesitz, – wir debattirten den ganzen Weg lang die gegenwärtigen Zeiten und Umstände. Einer sagte, es ginge doch jetzt mit der Diffusion of Knowledge zu weit, – er könnts nicht billigen, daß sein housemaid, statt die Carpets rein zu halten, dann und wann ein Buch aus seiner Library nähme, wie er wohl merke. Sir, sagte unser Vierter, ein stattlicher Mann mit weißem Haar und jugendlichen feinen Gesichtszügen, mit oratorischer Fülle,+ +er hatte noch nicht gesprochenKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862), – if we should lose our fortune & station in the world, would not the knowledge & litterary taste we acquired, sustain us? Why deny to the lower classes the same comfort, which may reconcile them to their humble lot? pp Kurz er sprach schön, und ergab sich als ein M. P.,M. P. – engl. Member of Parliament. neuerlich von Dissenters gewählt, – ein gründlicher Reformer, der in Kirche und Staat und Cornlaws und Poorlaws aufräumte, daß es Einen aufräumen mußte; wir blieben die letzten und zogen herb über die Weggegangenen Her los, die noch so viele crude notions und alten Sauerteig in sich hätten, und über die närrische Gewalt gewißer Satzungen, die von Kind und Kindeskind seit den Stuben her auf Treu und Glauben angenommen werden. Wie ich mir zu Haus den Reiseschmutz abwusch, dachte ich mit weisem Lächeln daran, wie ich, etwa im Sommer 1826, den verhöhnt haben würde, der mir prophezeiht hätte, ich würde 6 Stunden lang in einem fort mit Engländern über ihr Inneres, und nicht ohne Geschmack, politisiren, – ich hätte ihn in einer expreßen Zeitungsnummer persiflirt. –

Dann trug sich zu eine Party at the Misses Buckley’sBuckley, Ann Wall (1806-1859)Buckley, Harriet Elizabeth (1808-1871), Horsleysche Verwandte, die mich einluden, brave ältliche junge Damen. Das Historische daran war, daß ich mit JohnHorsley, John Callcott (1817-1903) hingehen mußte weil ichs Haus nicht kannte, – er kam erst um 9. von der AcademieRoyal Academy of ArtsLondonGroßbritannien zu Haus, – die MädchenHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) zogen sich noch an, CharlesHorsley, Charles Edward (1822-1876) schrieb Comödienzettel, und ich machte mich gleichfalls an einige, dazwischen vergnügliche Gespräche mit der MutterHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875) führend, die sich schonte und zu Haus blieb, der Comödie halber. Nun haben wir alten Gesellen und feinen Neuerer nichts lieber – kaum das Fest selber – als die Zurüstungen |3| dazu, – des Spaßes zu geschweigen, den der Anblick des mordenten Organischen macht, – wenn z. B. erst John zu Haus kommt, und umgetrieben wird sich zu schmücken, aber versichert, er müße erst seinen Tea haben, und ich derselben Meinung bin und mich zum Mittrinken bereit erkläre damit man ihn nicht erst unten im Ballhause zu nehmen brauche, – wenn dann die Schwestern, eine nach der andern, in hübschen Intervallen, selbst nach hübschen Intervallen, im Ballanzug hereintreten, – MaryHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) gar zum erstenmal mit verschnittenem Haar, in Locken, fremd und neu und prächtig anzuschauen, wie JackJack – Jack, Bediensteter oder Person aus dem Umfeld der → Familie Horsley: PSN0115982. schilt daß John noch da sitzt und nie fertig werden wird, er aber ganz gelaßen bleibt, und wir Beide versichern es wäre unsre Absicht sehr fashionable zu seyn und sehr spät hinzugehen, und wie der Flyder Fly – engl. fly, öffentliche Kutsche, Einspänner. da ist und ich die Mädchen in ihn hinein hande, und wie John und ich richtig noch sehr gemüthlich sitzen bleiben und würklich sehr spät hingelangen. Dann freilich wars wie immer, und man drehte sich eben im alten Kreise herum. Mit Fanny hatte ich mich grade zur Gundville gestellt, da machte sie sich schlank, und sah mich verschlagen an, und sagte: Now talk to me, Mr Klingemann! My last Partner was so stupid, – he would not say a single word. – Noch nachzutragen ist von Cartwright her, daß Fanny sagte, wie von dem Dreimalsehen in einer Woche die Rede war, – sie zeigte dabei auf ihr blaßrosa Kleide: “you will see this dress very often, – but I don’t care.” – Mary sagte erhaben: I managed better, – I kept my new dress for next week. Den hatte sie eben an, wie sie oben eintrat. Am folgenden Tage kamen die famosen Theatricals selber.

Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)SpäterMittwoch Abends.

Eine Note von RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), low-spirited und herbe für den milden Geist, unterbrach mich – ich machte mich flugs auf zu ihm. Es lag aber eine Nacht dazwischen, guter Rath und bessere Stimmung waren in ihr gekommen, eine gefürchtete Erkältung aber nicht, kurz er war lieblich und gut wie immer, und unser alter Rosen. Von seinen unsterblichen Werken war die Rede, namentlich seinen Artikeln<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0112038" style="hidden" type="science">Beiträge in: Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge</name> für die Penny-CyclopediaSociety for the Diffusion of Useful KnowledgeLondonGroßbritannien von der useful-knowledge-SocietySociety for the Diffusion of Useful KnowledgeLondonGroßbritannien;seinen Artikeln für die Penny-Cyclopedia von der useful-knowledge-Society – Friedrich Rosen arbeitete an der Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge mit, die von der Society for the Diffusion of Useful Knowledge 1833 bis 1943 in London in 27 Bänden herausgegeben wurde. Die in den Jahren 1826 bis 1848 bestehende Society widmete sich der Vermittlung nützlicher Informationen in die Öffentlichkeit. ich warf ihm bitter vor, was man von seinen gelehrten Freunden habe, wenn man sein schweres Kupfer für ihre Werke dahingeben müsse, die “vom Verfasser” noch unsterblicher gemacht in unsern Büchereien zu glänzen hätten, und führte Beispiele an, z. B. CaspernCasper, Johann Ludwig (1796-1864), dessen Werk über das Berliner Schnapsen<name key="PSN0110308" style="hidden" type="author">Casper, Johann Ludwig (1796–1864)</name><name key="CRT0111874" style="hidden" type="science">De Vi atque efficacitate insitionis variolae vaccinae in mortalitatem civium Berolinensium hucusque demonstrata</name>Caspern, dessen Werk über das Berliner Schnapsen – Johann Ludwig Caspers Dissertation De Vi atque efficacitate insitionis variolae vaccinae in mortalitatem civium Berolinensium hucusque demonstrata, Berlin 1824. von ihm wie ein guter Geruch bei mir zurückgeblieben. – Dann kam Rosen in seinem eigentlichsten Lichte: – er bereitete vor, ich solle aber nicht lachen – es wäre gar nicht sein Verdienst – Leute die die zufällige, blos zufällige Veranlaßung nicht wüßten, müßten sich mit Recht wundern – der wahre Zusammenhang der Sache aber sey so: der hiesige Rußische ConsulLieven, Christoph Andrejewitsch (Xristofor Andreevič) Fürst von (1774-1839) habe ihn um seine Meinung wegen hier befindlicher SanskrittManuscripte gebeten, die von der Russ. Regierung angekauft werden sollten. Die habe er gegeben, – einen Catalog angefertigt, später den Ankauf besorgt und die Kaufsumme ausbezahlt. Darauf habe er nun vom Fürst LievenLieven, Christoph Andrejewitsch (Xristofor Andreevič) Fürst von (1774-1839) eine Note erhalten, worin er anzeigt, daß die Kaiserl. Russ. Academie der Wissenschaften in PetersburgKaiserliche Akademie der WissenschaftenSt. PetersburgRussland ihn zum Ehrenmitgliede ernannt habe – höchst lächerlich und unverdient, sie hätten ja nichts von ihm gelesen, als allenfalls jenes schriftliche Gutachten an den Consul, Sanskritt würde dort nicht getrieben, und Männer wie LongLong, George (1800-1879) und KeyKey, Thomas Hewitt (1799-1875) und ich weiß nicht wer noch müßten sich wundern – über Academie zog er los im Allgemeinen und citirte speciell HegelHegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831), wenn der sagt, daß hm hm als Männer wie LeibnitzLeibniz, Gottfried Wilhelm (seit 1711) Freiherr von (1646-1716) noch in Academie hm – hm – jetzt freilich – hm — Kurz, er wüthete – ich freute mich über die Geschichte und über das Weiterzählen, – im Vergleich – hebe ich immer noch für Fanny auf, die obendrein für Rosen eine besondere Hochachtung gemischt mit Grauen hat, was sich gut ansieht. Ja, sagt Rosen wieder, Du mußt aber die Veranlassung erzählen. – Und wenn auch, – sage ich, – ich werde sagen, es müsse doch noch was dahinter stecken, denn gesetzt ich verschleppte ganze Bibliotheken, machte mich doch keine Akademie zu ihrem EhrenMitgliede. Dann gingen wir aus und zogen die bewegte NewStreet hinunter, er zur Asiatic SocietyRoyal Asiatic Society of Great Britain and IrelandLondonGroßbritannien,Asiatic Society – die 1823 von dem Orientalisten Henry Thomas Colebrooke in London gegründete Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. ich zu Mad. MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889), – der eine so consequent wie der andere.

Freund, ich schreibe dies ohne Brille, und bin stolz darauf.

Freund, ich schreibe dies gegen 12 Uhr Nachts – wie schon öfter – und bin stolz darauf.

Und alles das nach des großen Cartwright großem Balle, ex um 3 Uhr, – und jetzt eben nach einem Leib- und seelenzerschmelzenden Vapourbath, von LawrenceLawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867) heute morgen verordnet – Exceß und Doctor, Krankheit und Cur alles dicht neben- und durcheinander, – aber es ist mir höchst comfortabel – Sir, you will find it a real Oriental luxury, sagte mein Vapourman, und er hatte Recht. – Das Feuer lodert, – links liegen drohende Berufspapiere, die ich mit Wollust bis zum letzten Augenblick weiter aufschiebe, und rechts dampft ein sanfter Tumbler voll Sherry und Wasser, neben dem ein halber Tea Cake liegt, an dem zwar kein Mährlein hängt, der aber von FannyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) gebacken ist. Das ist zwar schon lange her – im Nachsommer wars, – eines Abends, – da sagte die MutterHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875), die sich an ihren Kindern freut wie eine – Mutter, – the Girls have been busy to day, SophyHorsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) made herself an Applepie, her firstKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) and Fanny baked TeaCakes. – That’s all very well, sagte der AlteHorsley, William (1774-1858), but my butter will be the worse for all these experiments. – I’ll bake you some, Mr. Kl. sagte Fannyoh pray do, rief ich begeistert und in der That kriegte ich das nächstemal eine DüteDüte – Tüte. voll, von denen von Zeit zu Zeit eins verspeist wird.

|4| Der Ball gestern war allerdings schön und nett, aber man ist zu Zeiten ein absurder Hund und läßt sich von Geistern des Widerspruchs leiten und ist verdrießlich, gespannt, verstimmt, überhaupt ledern. Ich wars sehr. Don’t be so solemn, – sagte FannyI am solemn, erwiederte ich. Mary fragte ich nach den Misses BuckleyBuckley, Ann Wall (1806-1859)Buckley, Harriet Elizabeth (1808-1871), die ich affectire nicht wieder zu kennen (sie saß neben einer) don’t be so stupid, sagte sie, – I am stupid, erwiederte ich – and a genius besides, fuhr ich fort, – and we have a right to be absent. – How is your arm, fragte sie später, wie man von einer veralteten Zeitungsnachricht spricht – really well, sagte ich, making daily progresses. Nun beschrieb ich, wie ich alle Morgen probirte, – erst hätte ich die Begriffsfähigkeit im Gesicht abgemeßen, – aber so an der Nasenspitze, das wäre doch unedel, – ich versuche es jetzt am Herzen, ich könne beinahe, und mit Hülfe der linken Hand, hinlangen. Where is your heart, fragte sie ruhig und ein wenig spöttisch, – abe In a ballroom, in a quadrille! rief ich fragend, und verhöhnend. So kam’s Supper, – des großen Mannes würdig, – die WildpretsPastete und der Punch à la Romaine,Punch à la Romaine – Cocktailgetränk, das aus Rum, trockenem Weißwein, Zitronen, Orangen, Eiweiß und Zucker zubereitet wird. die mich bewogen es noch einmal von vorn wieder anzufangen, flößten mir ungeheuchelte Ehrfurcht gegen den Treflichen ein. Dann kamen Glees,Glees – Glees (vom angelsächs. gligg, Musik) sind drei- bis vierstimmige, unbegleitete Chorlieder für falsettierende Männer-Altstimmen. Das Glee hatte seine Blütezeit zwischen 1750 und 1830 und wurde vor allem in englischen Männerclubs gepflegt. In London existierte in den Jahren 1787 bis 1857 ein Glee Club zur Pflege dieser Kunstform. Songs und dergl. in Unzahl; – was lachen die Leute gern, wenn sies gratis, und nach ’nem guten Abendbrodt haben können! Dann Tanz – es war 2 Uhr da ging die Mama mit den Kindern fort, und ich konnte sie nicht mal hinunterbegleiten, ich hätte ich nicht müßenKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) die besagte Miss Buckley abrupt mitten in der Stube stehen laßen, mit der ich eben getanzt hatte. Wenige Paare blieben übrig – a Country dance! riefen die – come Sir, – I don’t know it, ich, – never mind, your Partner will show you, – so war ich gebunden, und nun ging das Rasen los, immer wieder von vorne, beinah eine Stunde lang, und so mußte ich, der ich vorher mitten im Plaisir und in der Wahl und Freiheit edel gewesen war, mich nun nolens volensnolens volens – lat., wohl oder übel, notgedrungen. amüsiren und springen wie eine Nachtigall singt die man geblendet hat und die von keiner Tageszeit weiß. Es kam mir aber gleich komisch vor, und obendrein sah ich, daß die heftige LeibesBewegung ganz im Sinne meiner Schnupfencur war, drum sprang ich nur immer höher, machte mich immer lebhafter und sah immer fideler aus, bis am Ende dann doch gottlob die Tänzerinnen hinfielen wie die Fliegen und der Spaß ausging. We kept it up very well! sagte der lange HolmHolm, Henry Haley (1806-1846) ganz vergnügt, und das gefiel mir wieder, weil ich mirs gleich so übersetzte: Unsre viele Mühe das Plaisir hinzuhalten, ist nicht umsonst gewesen, wir haben uns nicht vergebens gequält recht lustig zu seyn. – Nun zu Bett! –

Mein Vapourman amüsirte mich gestern Abend – man sitzt dabei in einem Kasten, schwitzt unmäßig, kann aber conversiren. Er pries seine Einrichtung – 40 Jahre habe ers nun selber gebraucht, zu größtem Nutzen, – er coquettirte, denn er sah würklich nicht älter aus als eben 40. “Die Marchioness of SalisburyCecil, Emily Mary Marchioness of Salisbury (1750-1835) ist 90 Jahr alt, – jedesmal vor einer fête, – you know Sir, she is a great leader of fashion – nimmt sie zwei dieser Bäder, und ist ganz jung nachher, – so noch kürzlich vor den Festen in Hatfieldhouse,Hatfieldhouse – Hatfield House, der 1607-1611 erbaute Palast der Marquesses of Salisbury, befindet sich ca. 34 km nordwestlich von London in Hatfield in der Grafschaft Hertfordshire. – you read them in the papers” – Pause. – “Nichts beßer gegen eine Erkältung als diese Bäder, – es thut den Lungen so wohl” – in Calcutta haben sie mir eben so geholfen, wie hier.” – Ich solls meines Arms wegenmeines Arms wegen – Carl Klingemann hatte im Vorjahr bei einem Wagenunfall eine Quetschung am Arm erlitten. Siehe Brief gb-1832-11-05-01 Thomas Attwood und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Norwood, 5. November 1832, Z.: »CKlingemann mit einem Arm der noch immer steif ist«, und Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 26. Dezember 1832. gebrauchen, sagte ich, – – er ist steif. – “Nichts dienlicher! werden sehen wie geschmeidig es ihn macht – “Mr LawrenceLawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867) kommt selber von Zeit zu Zeit, er leidet an Rheumatismen, – dafür sind die Bäder quite famous!” – Ich habe aber auch große Irritabilität an der Haut auf dem Arm – “Just dagegen ist nichts beßer, – es treibt alle materia peccansmateria peccans – lat., krankmachende Substanz. wie aus!” – Pause. – “Eine junge Dame, with a great fortune, – kriegt mit einemmale eine eruption am Halse, es waren Knollen gebildet, – sie hätte nicht heirathen können, es entstellet gar zu sehr, – ihr Artzt schickt sie zu mir, – weg sind die Knollen, sie ist jetzt verheirathet. – Pause. – Mit einemmale flüstert es in meinem Rücken: For the digestion these bath are quite wonderful? Ich mußte laut auflachen. Dem Haar muß aber diese große Hitze sehr nachtheilig seyn, sagte ich nachher – “Nachtheilig, dem Haar! Nichts stärkte das Haar mehr! Ein Gentleman der bei Waterloo verwundet war, und alle Tage zwei nehmen mußte, Wochenlang, mußte es sich alle acht Tage schneiden laßen, so wuchs es! Mein Haar war grau vor 20 Jahren, – jetzt ists nach den häufigen Bädern wieder ganz dunkel geworden.” –

Da kommt Deine letzte Sendung – edler Freund! Beim Himmel Du thust Wunder im neuen Jahr, ich glaube wieder an Deine Lebensgeister, fühle ungeheuchelte Verehrung gegen Dich und geheuchelten blame gegen mich, – ich nehme Vieles von dem Fluchen zurück was ich innerlich verübt, und wollte nur ich hätte mehr äußerlich gebrummt damit ichs auch zurücknehmen könnte. Deine Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1ykhwplu-yh3j-xesx-6yva-uacbgdthghev"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name> muß gut werden,Deine Symphonie muß gut werden – Die Niederschrift der vollständigen Partitur der Sinfonie A-Dur (»Italienische«), op. 90 (MWV N 16), begann Mendelssohn wahrscheinlich im Januar 1833 und beendete diese am 13. März 1833 (vgl. MWV, S. 226). – o schwatze ein wenig darüber nächstens, – sag ob hell oder dunkel, breit oder schmal? – Wenn ich bedenke, daß erst ein Brief an mich <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> , dann einer <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-08-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London; Berlin, 8. Januar 1833</name> an Mad MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889), dann wieder diese Sendung an mich, mit Briefen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> an <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Thomas Attwood in Biggin Hill, Norwood Surrey; Berlin, 15. Januar 1833</name> HorsleyHorsley, William (1774-1858) und AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) eingelaufen, so fühle ich Dein Wohlbehagen und ruhiges Gewißen ordentlich mit, wie zufrieden müßt ihr seyn, Du und die Post! Die Nachricht über PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) macht mir die größte Freude für Euch alle, – es rundet schön ab. Es ist mir sehr lieb für ihn daß er nicht zum Pariser zu werden braucht – er hat gute deutsche Adern in sich, um die wäre es Schade gewesen, und dann wieder einen Hang zum Abschließen und zum Fertiggewordenseyn, was just wieder recht französisch hätte werden können.

|5| Wie heißt denn Dein Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_didawrnj-axws-njym-v47w-rat6awmk80i1"> <item n="1" sortKey="documents" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="libretti_and_texts" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100719" style="hidden">Moses, [1832]; Oratorienlibretto für Adolph Bernhard Marx<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name> pro<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name> MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866)?Dein Oratorium pro Marx – Felix Mendelssohn Bartholdy und Adolph Bernhard Marx schrieben wechselseitig Textentwürfe für ihre Oratorien Paulus op. 36 (MWV A 14) und Mose (UA Breslau, 2. Dezember 1841). Mendelssohns Textentwurf zum Mose befindet sich in GB-Ob, M.D.M. d. 30/216a. Der endgültige Text (datiert 21. August 1832) wird in D-B, Musikabteilung, MA Ms. 76, aufbewahrt (Digitalisat; Faksimile der ersten Seite bei Eric Werner, Mendelssohn. Leben und Werk in neuer Sicht, Zürich 1980, S. 65. Edition des Textes mit detailliertem Nachweis der Bibelstellen in: Edgar Kellenberger, Felix Mendelssohn als Librettist eines Moses-Oratoriums. Erstedition mit Kommentar, in: Musik und Kirche 63, 1993, S. 126–139, und in Sposato, The oratorios of Felix Mendelssohn, Bd. 2, S. 29–46). Marx lehnte Mendelssohns Entwurf ab, es kam zu einem Zerwürfnis der beiden Freunde (Marx, Erinnerungen, Bd. 2, S. 138 ff., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 302 f.). Zu den Entwürfen siehe Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, S. 181 ff., und Brief Nr. 667, Z. 93. Eine Inhaltsangabe des Oratoriums von Marx bietet Johann Theodor Mosewius in der nach der Uraufführung 1841 entstandenen Schrift Ueber das Oratorium Moses von A. B. Marx. Vortrag in der vaterländischen Gesellschaft zu Breslau, gehalten am 26. April 1842 von Mosewius, Leipzig 1843. Fürchtest Du daß ich mich flugs daran gebe und etwa denselben Gegenstand für NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) wegcapere und im Nu bearbeite? Du kennst meine Schnellschreiberei. –

Ich habe mir übrigens den “guten Tag” mit dem Horsleyschen Briefeden “guten Tag” mit dem Horsleyschen Briefe – Gemeint ist Brief fmb-1833-01-16-03 (Brief Nr. 654) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Berlin, 16. Januar 1833. Vgl. Brief fmb-1833-01-16-04 (Brief Nr. 655) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 16. Januar 1833, Z. 39 f.: »und trage den an Horsleys selbst hinaus«. nicht gemacht, sondern ihn per Note sogleich hinausgeschickt – so kommen alle Dinge anders in der Welt. Erstlich habe ich heute viel zu thun, und zweitens habe ich mit den Kindern ausgemacht ich wollte am Freitag Abend kommen, – Fany sagt des Morgens hätten sie nun viel zu lernen, denn die Ferien wären vorüber, und die Morgenvisiten wären eigentlich störend, – am Abend wärs viel hübscher. Alles recht gut, sagte ich ihr, aber des Morgens bin ich viel liebenswürdiger. –

Durch den Gang der Begebenheiten bin ich ganz aus dem historischen Zusammenhang und Enthusiasmus herausgerißen worden, – ich komme nun nicht wieder hinein. So viel ist gewiß, die Theatricals waren höchst prächtig, und der kleine CharlesHorsley, Charles Edward (1822-1876) als ernsthafter singender Liebhaber unwiederstehlich spaßhaft – alles glückte, wurde goutirt,goutirt – von frz. goûter, kosten; hier: Gefallen an etwas finden. encored und beklatscht. Rosen und ich, Sir G SmartSmart, Sir George Thomas (1776-1867) und CartwrightCartwright, Samuel (1789-1864) bildeten einen Kanonenwinkel, der es an Lärm und Späßen von allen Sorten nicht fehlen ließ. Ich beschriebe ausführlicher, wäre nicht die Rede davon es noch einmal aufzuführen wenn Du hier bist – darauf bezieht sich überhaupt Manches, – eins und das andre wird Dir aufgehoben – MaryHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) arbeitet, sehe ich, wieder an einem braunen Uhrbande, das also wohl gegen Ende März fertig werden wird, – und was in den süßen Kinderherzen noch sonst alles Deinetwillen vorgeht, wirst Du Feiner schon selbst auszufinden wißen. – <hi rend="latintype">Sophys</hi> Musik<name key="PSN0112108" style="hidden" type="author">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819–1894)</name><name key="CRT0109368" style="hidden" type="music">The Magician, An Operating Tragedy</name>Sophys Musik – Das Spiel »The Magician, An Operating Tragedy by Sophy Horsley« war am 5. Januar 1833 von der Familie Horsley aufgeführt worden (vgl. die Quellen in GB-Ob, MS. Horsley b. 1, fol. 37-50). Abdruck des Konzertzettels in Gotch, Mendelssohn and his friends in Kensington, S. 9. wird Dir unendlichen Spaß machen – naiv, kurz und genial – ein paar Züge sind beneidenswerth – das Mädchen hat ein tolles Talent, – am meisten von Allen, und sie ist innerlich sehr ernsthaft und begeistert, sie wird mal groß. – Die MutterHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875) copirte die Musik an jenem Vorabend, – sie müsse grade warten bis Sophy herunterkäme, sie könne was nicht lesen, und wolle durchaus nichts hineininterpretiren, es müße ganz ihr eigen seyn. Da die Kinder so gern spielten, so hätte sie es ihnen von jeher erlaubt, unter der Bedingung daß sie Alles selbst gemacht haben müßten; in dieses Stück hätten sie sich getheilt, – Mary hätte die Liebesscene nicht schreiben wollen, sie verstände sich nicht darauf, habe sie gemeint, da habe sie Fanny übernommen, und Mary habe den grimmigen Magician behandelt. Die Decorationen waren von JohnHorsley, John Callcott (1817-1903) und Fanny gemacht. Eine Incantation-Scene,Incantation-Scene – von lat. incantare, einsingen, verzaubern; eine Szene mit Anrufungs- und Beschwörungsformen verschiedener Art mit magischem Charakter. mit Todtenköpfen, Geistern, Chor, – Du wirst staunen, Felix!

Nachher wurde King Death<name key="PSN0112108" style="hidden" type="author">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819–1894)</name><name key="CRT0111936" style="hidden" type="music">King Death!</name> nach Procter<name key="PSN0116445" style="hidden" type="author">Cornwall, Barry (Pseud.: Bryan Waller Procter) (1787–1874)</name><name key="CRT0111878" style="hidden" type="literature">King Death was a rare old fellow</name><name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778–1858)</name><name key="CRT0111877" style="hidden" type="music">King Death was a rare old fellow NV 353</name> und Neukomm,King Death nach Procter und Neukomm – Sophia Hutchins Horsley orientierte sich in ihrem Stück an Sigismund Neukomms am 7. Juli 1831 entstandener Ballade »King Death was a rare old fellow« NV 353; Text: Barry Cornwall (Pseud.: Bryan Waller Procter); Druck London: Cramer, Addison & Beale, [1831]. aufgeführt, auch von Sophys Invention, und sehr sinnreich gemacht – sie spielt ganz independent und aus sich selber heraus. – Dann tanzten wir munter. –

Ferner haben wir, am Geburtstage der Mutter,am Geburtstage der Mutter – Elisabeth Hutchins Horsleys Geburtstag im Januar ist nicht bekannt. Judas Maccabaeus<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108993" style="hidden" type="music">Judas Maccabaeus HWV 63</name> aufgeführt, und das ganz gut – mir machte es außer den andern Plaisirs auch noch das, das Werk kennen zu lernen, ich kenne den alten Händel gar nicht beßer und grandioser als in einigen von den Chören, im zweitenFriedrich Händels Oratorium Judas Maccabaeus HWV 63. namentlich und dem großen: oh no we never will bow down,oh no we never will bow down – das Duett (Israelitish Woman and Man) »Oh! never, never bow we down« im zweiten Akt. wo er nachher dem Einen Gott seinen hohen Tempel baut. – Mary sagte, die Aufführung wäre zwar ganz gut, aber das Beste daran wären doch die Proben gewesen, ich fands auch. Nachher sagte Fanny: but why did they encore that stupid Triothat stupid Trio – wohl der Chor (Youths, Virgins, Israelites) »See the conqu’ring hero comes!« im dritten Akt. – I did not like it at all – the Voices sounded so wretched! Wir Umstehenden brachen in lautes Gelächter aus – sie erschrak: but you did not sing in it?” – Certainly! erwiederte ich und sie sagte verdrießlich: Well I am sorry I made that observation, – but then I am think sureKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) it was Mr Cartwright who encored it out of spite, because he saw I hissed. – Es ist meiner bekannten Musikliebe gemäß genug, wenn ich ähnlich löblichen Musikübungen eifrig das Wort rede, die Mutter meints auch, und Mary mag auf Proben bestehen. – Sophy derweilen, deren Geburtstag am 4 Febr ist – sie ärgert sich in der That sehr daß es nicht um einen Tag früher ist – will dafür die Chöre aus dem Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> aufführen, wir werden sie in der nächsten Woche probiren. –

Ich mögte Dir gern von <hi rend="latintype">Moscheles</hi> Septett<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name> erzählen, aber es ist so dumm Musik zu um- und beschreiben, – das erste Stück ist aus d dur, Scherzo aus g moll Schluß g dur, Andante quasi Allegretto b dur, Finaledas erste Stück … Finale – Die Sätze von Ignaz Moscheles’ 1832 entstandenem Grand Septuor für Klavier, Violine, Viola, Klarinette, Horn, Violoncello und Kontrabass D-Dur, op. 88, lauten Allegro con spirito, Scherzo (Presto), Adagio con moto und Finale (Allegro con brio). wieder d dur. Horn, Clarinette, Rest Saiteninstrumente, keine Flöte. Es ist fürs PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien.Kompositionsaufträge, eine Auswahl dieser Kompositionen kam in ihren Konzerten zur Uraufführung. Ignaz Moscheles’ Grand Septuor op. 88 wurde im vierten Konzert am 15. April 1833 aus dem Manuskript gespielt. Die Ausführenden waren der Komponist, Nicolas Mori, Joseph Moralt, Robert Lindley, Domenico Dragonetti, Thomas Lindsay Willman und Henry Platt (Harmonicon 11, 1833, S. 99 f., und Foster, Philharmonic Society, S. 119 und S. 121). Unser Freund ist wahrhaftig wie guter Wein, er wird immer beßer, der eigentliche Mensch tritt immer mehr heraus und das Manierirte verliert sich immer mehr. Es ist eine wahre Freude ein so entschiedenes Fortschreiten und Läutern zu sehen. Die Geschichte ist breit, cokettirt nicht, und will nur sich selber – auch nichts zu lang, als etwa der erste Satz (ich haße Länge, erinnre Dich an die Geschichte auf Sir G. SmartsSmart, Sir George Thomas (1776-1867) Treppe)die Geschichte auf Sir G. Smarts Treppe – Sir George Smart wohnte in Nr. 91 Great Portland Street. Die erwähnte Geschichte lässt sich nicht rekonstruieren. – aber immer interessant, die andern Instrumente sprechen sehr selbstständig mit, und es geht da im Innern allerlei Feines und Gelehrtes vor. Ich habe erst den ersten Satz und das Andante mit Instrumenten gehört, das letztere ist ein wahrer Glückswurf, in diesen Andantehaßenden Zeiten (ich spreche blos von uns Neuern, der große Haufe hats immer noch gern wenn Einer auf 10 Minuten sich vor Jammer nicht zu laßen weiß) – er hat eine feierliche Pastoralfärbung gepackt, über die das Horn sich ganz besonders gaudirt, – er kommt ins B dur jedesmal auf eine andre aparte Manier zurück – “durch die enharmonischen Verwechselungen”die enharmonischen Verwechselungen – unterschiedliche Bezeichnung der in gleichstufiger oder wohltemperierter Stimmung identisch klingenden Töne oder deren unterschiedliche Schreibweise in Noten. Welchen Namen der Ton hat, hängt vom musikalischen Zusammenhang ab. sagt er sehr gelaßen.

|6| Im ScherzoScherzo – zweiter Satz des Grand Septuor D-Dur, op. 88, von Ignaz Moscheles. ist ein ganz allerliebster zweistimmiger Canon, von den Geigen, gegen den Schluß, der den sehr angenehm zuwege bringt. Der letzte Satz wird oder ist – (er spielts mir am Sonntag nach dem Eßen in aller Eile vor) glänzend, (nicht brillant) – er fährt so hinein

Noten: GB-Ob, M.D.M. c. 34 fol. 22vAuszug aus dem Kanon des Scherzos von Ignaz Moscheles, Grand Septuor D-Dur, op. 88.
– es könnte kommen, daß der mir am Besten gefiele, wenn die andern nicht so sehr gut wären. Ich hoffe wir hörens nächstens mit den Instrumenten. Er ist ungeheuer fleißig daran gewesen, – von jenem dinner kam er mit heftigem Kopfweh zu Haus – er hatte sich überarbeitet ohne es zu wißen. Am Montag Abend ist er zu einem Concert nach Leeds gereistAm Montag Abend ist er zu einem Concert nach Leeds gereist – Moscheles hielt sich von Ende Januar bis Anfang Februar 1833 zu mehreren Konzerten im Norden Englands auf (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 259 f.). Das Konzert in Leeds lässt sich nicht datieren. – es war grimmig kalt für unser Clima – die kleine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) schreibt mir aber gestern, daß sie einen Brief von ihm hat, unterwegs beim wohlschmeckenden Frühstück geschrieben, nach wohldurchschlafener Nacht; – so wird ihm die Veränderung gut thun. Am Sonntag Abend gingen wir noch zu Mr AlsaggerAlsager, Thomas Massa (1779-1846)’s Concert – verließen die Frau grausam, “Du solltest nicht hingehen, sagte sie, mit einer Erkältung und mit der Reise morgen Abend vor Dir.” Ich redete im gleichen Sinn. Er aber sagte: mein liebes Kind, wenn so ein Mann ein Orchester zusammenbringt, und die Compositionen von BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) aufführt, die man hier sonst so leicht nicht hört, so ist das aller Ehren werth und man muß es anerkennen, sollte es Einen auch was kosten.” – Damit gingen wir, und hörten allerdings das TripelConcert<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108103" style="hidden" type="music">Tripelkonzert C-Dur, op. 56</name> und ein Ottett für Blaseinstrumente<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108049" style="hidden" type="music">Oktett Es-Dur, op. 103</name>Ottett für Blaseinstrumente – Oktett für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte Es-Dur, op. 103. Es wurde zu dem Streichquintett Es-Dur, op. 4, umgearbeitet. (sonst als Quintett) und das <hi rend="latintype">Es dur</hi> Concert<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name> von Beethoven, leidlich ausgeführt, mit vollem Orchester. Aber bei alle dem kams mir, mit dem Unterschied zwischen einem Berliner OberbaurathCrelle, August Leopold (1780-1855) und einem Londner Editor of the TimesAlsager, Thomas Massa (1779-1846), immer etwas vor wie bei CrelleCrelle, August Leopold (1780-1855), er trieb an zum Weiterspielen, und seine FrauAlsager, Elizabeth (1804-1845) schlummerte, – hätte sie noch declamirt, wärs gar zu ähnlich gewesen. Ein Schüler von CramerCramer, Johann (John) Baptist (1771-1858) (BealeBeale, Jean John (1791-1833)) spielte das Final vom Concertdas Final vom Concert – der dritte Satz aus Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur, op. 73: Rondo – Allegro ma non troppo. ohngefähr halb so schnell wie wirs uns denken. – Da spielen eine Masse Menschen in der Welt Clavier, und laßen sich hören, und haben keine Ahndung davon wie nur mal die Faust und Finger zu handhaben wären; sie kleben an den Tasten und schauern wie der Strauß wo sie fliegen sollten wie der Falk. Du hast ein großes Wort gesagt mit Deinem en grosen gros – frz. en gros, im Großen.Spielen. Das muß reformirt werden. – Moscheles kommt übrigens am Sonnabend wieder zurück, muß aber nächstens wieder denselben Weg, zu einem Concert in YorkMoscheles … muß … zu einem Concert in York – Das Konzert fand am 4. Februar 1833 statt (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 259 f.)., machen. – Bei Alsagger haben sie vor Kurzem <hi rend="latintype">Beethovens</hi> große Meße in <hi rend="latintype">D</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108045" style="hidden" type="music">Missa solemnis D-Dur, op. 123</name> aufgeführt,Bei Alsagger haben sie vor Kurzem Beethovens große Meße in D aufgeführt – Möglicherweise handelte sich es um eine eine Musikveranstaltung zur Aufführung von Ludwig van Beethovens Missa solemnis D-Dur, op. 123, im privaten Rahmen. Im Harmonicon und anderen Zeitschriften findet sich kein Nachweis für dieses Konzert. – beide Moscheles waren ganz erstaunt und entzückt davon. Ich war zu blöde, sonst hätte ich mich als Chorist angeboten, ums nur zu hören; hoffentlich kommts noch einmal. –

NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) sitzt fortwährend in Derbyshire, und wird zum Goliath an seinem David<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778–1858)</name><name key="CRT0110200" style="hidden" type="music">David NV 424</name>.Neukomm sitzt fortwährend in Derbyshire, und wird zum Goliath an seinem David – Goliath war dem biblischen Bericht (1. Sam 17) ein riesiger Krieger vom Stamm der Philister, der von dem Hirtenjungen David erschlagen wurde. Sigismund von Neukomm hielt sich seit Dezember 1832 in Bridgehill, Derbyshire, auf. Dort komponierte er innerhalb von sieben Wochen sein Oratorium David op. 34, er vollendete es am 3. Februar 1833 (vgl. Rudolph Angermüller, Sigismund Neukomm. Werkverzeichnis, Autobiographie, Beziehung zu seinen Zeitgenossen, München und Salzburg 1977, S. 43 und S. 109). Das Werk kam am 8. Oktober 1834 während des Birmingham Triennial Music Festivals zur Uraufführung. Der alte HorsleyHorsley, William (1774-1858) glaubt nicht an den 16stimmigen Satz und hatte das an Neukomm geschrieben, der sehr hübsch und sogar witzig ohngefähr so antwortete: Vous pouvez avoir raison, mon Ami, la chose a de grandes difficultés – Vous avez beau couvrir votre petite famille avec Votre manteau, il y aura toujours un pauvre petit bras qui sortira – que pouvez Vous faire avec cette harmonieVous pouvez … harmonie? – frz., Sie können Recht haben, mein Freund, die Sache bringt große Schwierigkeiten mit sich – Sie haben Ihre kleine Familie schön mit Ihrem Mantel verdeckt, es wird aber immer einen armen kleinen Arm geben, der hervorschaut – was können Sie machen mit dieser Harmonie? [ ] ? – darüber war FannyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) erbost, – it is very rude of Mr Neukomm, to compare us to quavers & crotchets! –

RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) hat richtig seine unsterblichen Werke<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0112038" style="hidden" type="science">Beiträge in: Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge</name>seine unsterblichen Werke – Es handelt sich um Beiträge Friedrich Rosens für die Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge, Bd. 1, London 1833 (vgl. Kommentar zu Z.: seinen Artikeln für die Penny-Cyclopedia von der useful-knowledge-Society). Die Autoren der einzelnen Artikel sind nicht genannt. bei mir zurückgelaßen, mit einer Note, die verdient beigelegt zu werden. Die Werke selber sind die Artikel Ababde,Ababde – arabisch sprechender osthamitischer Hirtenstamm der Bedja in Nubien; vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 5 f. AbbasPersien, Abbas I. (Abu’l Muzaffar Shah Abbas al-Husayni al-Musavi al-Safavi Bahadur Khan) (1571-1829),Abbas – Art. Abbas the Great, in: Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 9. Abassides,Abassides – Abassiden, Dynastie der Kalifen von Bagdad, die von 750 bis 946 das weltliche und bis 1258 das geistliche Oberhaupt des Islam waren. Der Name geht auf den Stammvater Abbas zurück. Vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 9-11. AbdallatifAbd al-Latif al-Baghdadi (Muwaffaq ad-Din Abu Muhammad ibn Yusuf, Abd al-Latif al-Baghdadi) (1161-1231),Abdallatif – zu Abd al-Latif al-Baghdadi vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 15 f. Abencerages,Abencerages – dt. Abencerragen; edles maurisches Adelsgeschlecht in Granada. Luigi Cherubini thematisierte dieses Geschlecht in seiner Oper Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade (UA 1813). Vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 21 f. Du kannst Dir denken wie gelehrt in aller Kürze. – Dieser große Freund wohnt von heut an 121. CrawfordStreet Baker Str, also nahe in unserm Bereich, falls Du beim IronmongerHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)Ironmonger – Mendelssohns Londoner Vermieter in Nr. 103 Portland Street, der Eisenwarenhändler Gotthilf Friederich (Frederick) Heinke. wohnen bleibst und ich in BuryStreet, wie es einigen Anschein hat.

Nun noch über Deinen früheren Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-12-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 26. Dezember 1832</name> : Die Schweizerreise liegt mir noch eben so im Sinn und am Herzen wie damals in der Lane,Die Schweizerreise … damals in der Lane – 1832 planten Mendelssohn und Carl Klingemann in der Londoner Balham Hill Lane für 1833 eine gemeinsame Reise in die Schweiz; vgl. Brief fmb-1832-09-05-01 (Brief Nr. 604) Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Joseph Baermann in München; Berlin, 5. September 1832, Z. 75 ff.: »halte Du fest an unserm Plan, den wir in der lane von Balhamhill entwarfen«. Die Reise wurde noch mehrfach in der Korrespondenz erwähnt. Sie kam nicht zustande. und ich werde alle meine Minen danach graben. Aber bedenke, Freund, wie mich mein MinisterOmpteda, Ludwig Carl Georg Freiherr von (1767-1854), bei aller seiner Herzensgüte, auslachen müßte, wenn ich jetzt im Januar von ihm das Versprechen verlangte Ende Juny Urlaub auf sechs Wochen zu erhalten. Was kann sich alles in der Welt zutragen bis dahin! Unter anderm auch Dinge die es mir mit einemmal viel leichter machen würden Urlaub zu kriegen. Ich kann Dir also mit bestimmtem Bescheid nicht dienen, nimm mit meinem guten, dh festen Willen vorlieb, und schmiede Deine Pläne für ein juste milieujuste milieu – frz., richtige Mitte, ugs., der goldene Mittelweg; während der französischen Julirevolution von 1830 eine politische Bezeichnung für die »mittlere« Stellung der Regierung zwischen den Parteiextremen. zu, mach sie zweischneidig, und fluche nicht, und laße an Deinem babylonischen Freudenthurm hier und da ein Loch offen, wo sich dann noch eine und die andre Verzierung anbringen läßt. – Ferner wirfst Du Seitenblicke auf mich, weniger als Menschen denn als Operndichter, – Schatz, ich bin inertinert – untätig, träge; von lat. inertis. und faul, das ist wahr, und HolmHolm, Henry Haley (1806-1846), der sich das aus meinem Schädel und aus meinem blonden Haar abgezogen hat, wollte sich neulich zu Tode wundern, wie ich beim Treppensteigen zwei Stiegen statt einer nahm, – aber in Liebe und Güte, dh. mit bedeutendem Stacheln und Treiben vermag man viel über mich. Für mein Leben gern schrieb ich Dir eine Oper,Für mein Leben gern schrieb ich Dir eine Oper – Im Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 26. Dezember 1832, Z. 81 ff. hatte Mendelssohn geschrieben: »Du bist der einzige Mensch, von allen die ich kenne, der mir eine Oper machen könnte, wie ich sie haben muß; aber ich glaube, Du willst es nicht, und wirst es deshalb auch nicht thun.« und zwar eine wunderschöne, seltsam neue, – die Welt ist obendrein gespannt auf Dein nächstes Dramatisches, – wir können einen plaisanten vollen Frühling miteinander kriegen und verleben, und es muß doch nach so langer Misère auch mal wieder bei mir ausschlagen. Suche also, oder vielmehr finde ein Sujet, – keine Kleinigkeit in diesen ultraliberalen Zeiten – ich will mich auch danach umthun, – komme und fliege in meine Arme, laß uns das Ding besprechen und einen Plan machen, – Alles Dinge wo ich meinen Mann und Freund Aug in Auge haben muß, – und ich will |7| wahrhaftig eine Oper dichten so gut ich nur kann. Aber die Hauptsache und das Große dabei ist, daß ich Dir die unbegrenzteste Freiheit und Gewalt gebe, mich zu hudelnhudeln – zurechtweisen, plagen (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. IV, II, Leipzig 1877, Sp. 1863). und zu stacheln und zu spornen so oft und so dringend Du willst, – ich darf nicht mucksen, sondern muß immer weiter schreiben, so daß ich Dir das Dings spätestens noch am Packabend beim IronmongerHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871) in die Hand drücke oder Tasche stecke – revidirt und approbirtapprobirt – lat., zugelassen, anerkannt. nämlich, und alle, auch die claßischsten und genausten DesiderataDesiderata – lat. desideratum, Erwünschtes. erfüllt. Willst Du das? Ueberlegs. Ich habe gesprochen, und zwar im eisernsten Ernste. –

Die Sache mit ScribeScribe, Augustin Eugène (1791-1861)Die Sache mit Scribe – Der Generalintendant der Königlichen Schauspiele Wilhelm Friedrich Graf von Redern bemühte sich darum, von Eugène Scribe ein Libretto für Mendelssohn zu erhalten, um diesem die Komposition einer Oper zu ermöglichen. Siehe Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 26. Dezember 1832, Z. 72 ff.: »daß Graf Redern unser hiesiger Intendant, an Scribe nach Paris geschrieben hat, und bei ihm einen Operntext für mich bestellt hat«, und Brief fmb-1833-01-08-01 (Brief Nr. 649) Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London, Berlin, 8. Januar 1833, Z. 65 ff.: »Graf Redern hat mich plötzlich in Aff ection genommen, mir gesagt es könne was aus mir werden, drum wolle er mich protegiren, und mir einen Operntext bei Scribe bestellt«. ist allerdings sehr komisch – ich wollte man könnte dem verfluchten Kerl seinen Scenenplan wegstibitzen, ihn dann umändern und auf unsre Weise ausführen, – denn grade das was ihn groß macht, fehlt mir erbärmlich. Aber wie und wo ihr beiden zusammenstoßen und in eins fließen werdet, soll mich wundern, – derweilen schüttle ich in einigen Zweifeln und Bedenken mein greises Haupt. Wie ists denn, wirst Du auf den französischen Text componiren, und soll der nachher ins Berlinische übersetzt werden? Ists so, dann wende mir das Uebersetzen zu, – ich denke das kann ich, wenigstens sagte es mal die Leipz. MusikZeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name>,Leipz. MusikZeitung – Leipz. MusikZeitung – Carl Klingemann verfasste gelegentlich Artikel für die in Leipzig erscheinende Allgemeine Musikalische Zeitung. die meine Uebersetzung von einem MeyerbeerMeyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)schen Luderliede beßer fand wie’s Original. –

Ich werde aber bald wild daß ich Dir so ’nen langen SalmSalm – Psalm; norddt., umständlich-breites Gerede. schmieren muß – “sie kann nicht enden<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108848" style="hidden" type="literature">Sie kann nicht enden (»Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte«)</name>“sie kann nicht enden” – Titel eines Gedichts von Johann Wolfgang von Goethe, dieses beginnt mit dem Worten »Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte«. – und die verdammten OfficialDepechen liegen noch immer links und warten und drohen. Und doch muß ich Mrs HorsleyHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875) ihre Antwort copiren, die eben einläuft: Dear Sir, Many thanks for M<hi rend="superscript">r</hi> M<hi rend="superscript">s</hi> delightful letter <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> . It came most opportunaly & has pleased & amused Mr H.Horsley, William (1774-1858) extremely. You will be sorry to hear that he was so very unwell yesterday as to be unable to leave his bed – to day, thank God, he is much better & gets up in the Evening. He will be in the drawingroom to-morrow & very glad to have a chat with You if You will take tea with us &c. – Gewiß will ich! Der gute Alte kam schon nicht zu Cartwright, weil er sich erkältet hatte und gestern sein ConcentoriesAbend wargestern sein ConcentoriesAbend war – Concentories: von lat. concentus, das Zusammensingen; hier: Mitglieder eines Glee Clubs. Gemeint ist wohl das zweite Konzert der Vocal Society am Montag, dem 21. Januar 1833, Darin erklangen neben Vokalwerken von Louis Spohr, Sigismund von Neukomm und Wolfgang Amadeus Mozart auch mehrere Glees, darunter die Komposition »Mine be a cot« von William Horsley (Harmonicon 11, 1833, S. 36). den er nicht versäumen wollte.

A propos – frag mal Deine Englischbewanderten DamenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858) ob sie das verstehen: wir sprachen neulich von Beethoven, und Horsley fragte: Now, was he a fellow one could have some talk with, foot upon the fender? – Für Deiner MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) AnnoncenSammlungDeiner Mutter AnnoncenSammlung – Lea Mendelssohn Bartholdy sammelte Zeitungsannoncen skurrilen Inhalts. schicke ich einen authentischen Comödienzettel, der mir absurd genug für die Ehre der Aufnahme scheint.

Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Früh Morgens.

Da ist auch eine Note von Mrs AttwoodAttwood, Mary Ann (1775-1859). Ich schickte den Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Thomas Attwood in Biggin Hill, Norwood Surrey; Berlin, 15. Januar 1833</name> der dringenden Geschäfte halber, gleichfalls mit meinen zarten schriftlichen Wendungen hinaus, und bat um Nachricht vom Befinden: Mrs A presents &c, begs to return Mr AttwoodsAttwood, Thomas (1765-1838) best thanks for his kind Note & its valuable enclosed, which he will thank him to inform his friend Mr M he will answer so soon as he has the use of his right hand: – Mrs A. is happy to say that Mr A is gradually improving, & feels truly sensible of Mr KsKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) sympathy.

Schlage doch PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) vor, daß er seine Rückreise nach Berlin über London nimmt,Schlage doch Paul vor, daß er seine Rückreise nach Berlin über London nimmt – Paul Mendelssohn Bartholdy informierte Carl Klingemann am 19. Februar 1833 brieflich, dass er gemeinsam mit Hermann Franck von Paris aus über London nach Berlin zurückreisen werde (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/249/4). – es ist bekanntlich gar nicht so weitläuftig wies aussieht, wenn Einer ein bischen mehr Geld und einiges dreitägige Appelliren nicht achtet. Ihr sähet auch, und Paul ließe sich just den steten kräftigen Londner Börsenwind um die Nase wehen, statt der Pariser Börsendünste, wo die erhabenen Spekulanten lange jämmerliche Gesichter ziehen, wenn ein Potentate,Potentate – von lat. potentatus, Machthaber, Herrscher. etwa der Herzog von LuccaBourbon, Karl Ludwig (1799-1883), mal genießt hat, wo er hätte – sollen, oder umgekehrt. – Das ist eine Derbheit, und ich bin froh darüber, – ich laße gern jedesmal eine Zote einfließen, um meine Briefe an Dich, Du mein einziger Correspondent, möglichst unzugänglich zu machen, – ich schämte mich ja regenbogenfarbig, wenn Deine gesetzten Deinigen sähen was für Thorheiten wir uns schreiben, oder vielmehr ich Dir, Du bist leider nur zu vernünftig meistens, und man muß es schon mehr rathen. Oder meinst Du man merkte nicht daß der filoufilou – frz., Gauner, Schlingel. hauptsächlich adorirenadoriren – von lat. adorare, verehren, anbeten. will und adorirt werden, wenn er nach München muß und nach Wien mögte? – Giebts es denn in Berlin gar keine zwei Augen die zwei Worte werth wären?

Höre! ich stehe noch immer in bedeutenden Geschäftsverhältnißen mit Deinen ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), dh ich bin Ihnen eine Menge Geld schuldig – meine Gegenforderungen bestehen in Einigem was ich PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hier vorschoß und 15s15s – 15 englische Shilling. die ich auf Anweisung Deines VatersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) zur Unterstützung eines Buchdruckers an RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) gezahlt habe. Paul versprach die ganze Sache zu reguliren, hats aber vergeßen, sowie ich, ihn in Rouen danach zu fragen. Ich werde ihm nächstens schreiben. Melde mir was und wie – oder laß es vom großen Gewinn abziehen, falls wie ich hoffe, Deine Mutter sich noch meiner Fortuna annimmt,Deine Mutter sich noch meiner Fortuna annimmt – Lea Mendelssohn Bartholdy kaufte bereits seit 1829 regelmäßig für Carl Klingemann Lose der Berliner Lotterie. oder laß’ es auf Dich anweisen wenn Du kommst; wir könnens ja gern verjubeln.

Kannst Du mir Nachricht schreiben von einer Fräulein CavanCavan, Fräulein (?-1834), ein AkademiegliedSing-AkademieBerlinDeutschlandeiner Fräulein Cavan, ein Akademieglied – Die Gesangslehrerein Fräulein Cavan (gest. 1834), eine Cousine von Amalie Krause (geb. Sebald), sang seit 1822 in der Sing-Akademie in Berlin im Sopran mit. Sie hielt sich zweitweise in England auf. sonder Zweifel, die hier eine Zeitlang Gouvernante beim Peer LyonLyon, William (1807-1892) war? Madam BeneckeBenecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893), die sich ihrer hier sehr annahm und einen schönen kindlichen Glauben an Freundschaft und zarte Gefühle, selbst noch in Deptford, bewahrt hat, |8| meinte die Gute müße ihre eigenen Ahndungen wahr gemacht haben und an der Cholera verschieden seyn da sie ihr gar nicht geschrieben. Ich, der ich durch mancherlei Erfahrungen weiß daß die Abwesenden just am Besten floriren wenn man sich recht über sie ängstigt, und daß Stillschweigen Einwilligung ist, nämlich zum Leben, behauptete kalt über einem herrlichen Gericht von Backobst und Klößen, womit mich die liebe Frau ja zuweilen tractirt, Miss Cavan hätte gar nichts ans Sterben gedacht, sondern genöße jetzt vergnügt irgendwo in Mohren- Krausen- oder KanonierStraßeKanonierStraße – heute: Glinkastraße. ihren Berliner Thee, und sänge dazu ihren MozartMozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791). Beruhige mich darüber und laße mich triumphiren. Die Besagte ist eine Verwandte oder Bekannte der Mad KrauseKrause, Caroline Wilhelmine Amalie (1787-1846).

Gott wie freue ich mich daß die verdammte AkademieSing-AkademieBerlinDeutschlandGeschichte endlich mal zu Ende kommt!daß die verdammte AkademieGeschichte endlich mal zu Ende komm – Die Entscheidung über die Direktion der Sing-Akademie fiel erst am 22. Januar 1833. Und wenn Du nun auch ein Philister wärst, so ist doch eher Hoffnung zur Besserung da, als wenn Du erst noch einer werden sollst. Meine wahre Herzensmeinung gebe ich später von mir.

MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) hat ein edles Werk gethan daß er endlich an Rosen geschrieben – es freut mich seinetwillen, M. nämlich, am meisten, – denn Rosen dachte weniger daran daß es Berserkerlaune des Breiten seyn könne,daß es Berserkerlaune des Breiten seyn könne – Ludwig von Mühlenfels hatte die Juristenprüfung an der Berliner Universität nicht bestanden (Quelle).  Mühlenfels … hat viel mit seinem Prozeß zu thun – Der Jurist Ludwig von Mühlenfels war an den Befreiungskriegen beteiligt und wurde 1819 wegen demagogischer Umtriebe verhaftet. 1821 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis der Stadtvogtei in Berlin. Er ging zunächst nach Schweden, im Jahre 1827 nach London, wo er seit dem 30. Oktober 1828 als Professor für deutsche und nordische Sprachen und Literaturen am neugegründeten University College zu lehren begann. Im Sommer 1829 reiste er nach Berlin und betrieb die Revision seines Prozesses, 1830 wurde er freigesprochen. Siehe Martin Herzig, »Ich hab’s gewagt!« Das Leben des Ludwig von Mühlenfels (1793-1861), Berlin 2009, S. 21 ff. und S. 63 ff. als daß er selbst es irgendwie müße verschuldet haben. Ich hoffe er schlägt sich weiter fort, schwere harte Zeit muß er verlebt habrien seit er dort ist.

Unsern netten StenzlerStenzler, Adolf Friedrich (1807-1887), wirst Du gesehen haben, verlieren wir, und finden ihn als Professor in Breslau wieder. Er freut sich natürlich sehr über Ort und Aussicht, auf Ruhm und aufs Riesengebirge.Riesengebirge – Gebirge im heuten Grenzgebiet zwischen Polen und Tschechien.

So eben komme ich von ChesterPlace,ChesterPlace – Adresse der Familie Moscheles in London. und fand MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) schon selber wieder zurück, frisch und ohne Erkältung und Kopfweh, und die FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) in der blühendsten Malice;Malice – frz., Schalkhaftigkeit, Spottlust. ich wartete auf ihn der grade ausgegangen war, und mußte ihr derweilen vom Cartwrightschen Balle erzählen, – sie glossirte in ihrer pikanten Manier, ich theilte von Deinem Neusten mit, an dessen Erfreulichen sie sich erbaut. Sie danken Dir schön für Deine Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-08-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London; Berlin, 8. Januar 1833</name> – haben Sie was zu bestellen, fragte ich – “Meine herzlichsten Grüße sagte er, Sie sehen wie ich grade angethan bin, sonst legte ich was bei, ich bin in der That in seiner Schuld” – so, sagte sie, – in einem Monat wirds fällig,in einem Monat wird’s fällig – Charlotte Moscheles war mit dem Sohn Felix Stone schwanger, dessen Pate Mendelssohn werden sollte. Das Kind kam am 8. Februar 1833 zur Welt. sagte ich, – in zweien! sagte sie, und nun gings los: ich weiß nicht was ich thäte um einen Brief von ihm zu haben, es macht mir die größte Freude, aber er antwortet ja doch nicht – ich sage wieder, er ist ein Genie, man muß es ihm zu Gute halten!” – Kurz sie ist etwas pikirt über Dein spätes Antworten und Du hast Deinen einzigen Treffer beim alten HorsleyHorsley, William (1774-1858)Deinen einzigen Treffer beim alten Horsley – mit dem Brief fmb-1833-01-16-03 (Brief Nr. 654) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Berlin, 16. Januar 1833. gehabt, den es gerade im rechten Moment trifft. – Die Hauptsache ist aber, daß sie bald was Wichtigeres zu thun oder zu leiden haben wird als Schreiben, – es mag ihr jetzt schon sauer werden. So gehts wenn man verheirathete Freundinnen hat. – Ueberhaupt ist hier alle Welt grade schwanger jetzt. Du ahndest nicht, daß ich dies in Rosens und Stenzlers Gegenwart schreibe, und zwar laut: Stenzler (dictirt Rosen) mit dem BrihadAranjakaBrihadAranjaka – Aranyaka sind religiöse und philosophische Schriften, die die mystische Bedeutung der hinduistischen Zeremonien erklären und die Natur von Gott beschreiben. Vier dieser Schriften sind noch erhalten, darunter die Brihad Aranyaka.Rosen buchstabirt vor – Stenzler beßert das J in ein Y. Der Spaß setzt sich so schön fort über dergleichen schöne Sachen und Rosen glänzt – ich habe aber nicht Zeit – ich muß ja gleich zum Chat in den GravelPits,GravelPits – Die Familie Horsley wohnte Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits. – Am Sonntag denkt MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) das Septett<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name> ganz zu probiren. – Wir sind gar zu spaßhaft – Stenzler lacht sehr.

Bei AlsaggerAlsager, Thomas Massa (1779-1846) – hole ich nach – traf ich NovelloNovello, Vincent (1781-1861), der most kindly Dir remembered zu seyn wünscht, – er meinte er würde gar zu happy seyn some lines von Dir zu erhalten. Das ist aber alles Nonsense, – erst ich dann die Andern – nicht.

Ein Circular wird noch angelegt von der Society for foreigners in distressSociety of Friends of Foreigners in DistressLondonGroßbritannien,der Society for foreigners in distress – Die Society of Friends of Foreigners in Distress machte sich um das Wohl deutscher Auswanderer in England verdient. Die Wohltätigkeitsorganisation wurde 1806 in London gegründet, sie besteht bis heute. die auch mich unter ihre zahlenden Mitglieder zählt und durch meine Approbation die Deinige sehr verdient. Sie wollen Dich auffordern oder habens schon gethan zu einer musikal Beisteuer. – Thue einstweilen nach dem Circular.

Himmel es ist ja Zeit zum Chat! Grüße und grüße abermals Dein Haus – werde gut was komme und bleibe was ist – aber schreibe, schreibe mir bald.

Dein CKl.
Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)

Da KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) einmal verrathen hat, daß ich hier bin, halte ichs freilich für billig und schicklich Dir auch meine schriftliche Aufwartung zu machen. Deinen letzten Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> theilte Kl. mir gestern mit, und ich habe mich sehr drüber gefreut. PaulsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) Rückkehr zu Euch ist vortrefflich. – Ueber hiesiges hat Kl sicherlich unvergleichlich Alles geschrieben. Die Theatricals bei Horsley’s waren allerliebst. Ich habe in langer Zeit keinen so vergnügten Abend gehabt. Zumal war Mary ganz gewaltig schön. – Heute bin ich in ein neues Logis gezogen, hoffentlich Deinem künftigen etwas näher als sonst. Mir gehts jetzt wohl. Sonst hab ich viel an Erkältungen und was dem anhängt, zu leiden gehabt.

Stenzler macht sich gut als Professor, nur sollte ers mich nicht so schonungslos fühlen lassen daß ich selbst ein abgesetzter bin. –Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)daß ich selbst ein abgesetzter bin – Die 1827 erhaltene Professur für orientalische Sprachen und Sanskrit am neugegründeten King’s College in London legte Friedrich Rosen 1831 aus Unzufriedenheit nieder. In der Folge verdiente er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer und -gelehrter.

Friedrich Rosen
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Trifft Dich dieser Brief etwa an Deinem GeburtstageDeinem Geburtstage – Felix Mendelssohn Bartholdy feierte am 3. Februar 1833 seinen 23. Geburtstag. – was beim Eise kommen könnte, so sey mir gegrüßt und gegratulirt, Du mein junger Adler oder Lämmergeier! Sey froh!Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Carl Klingemann
            37. BuryStr. 18. Januar 1833. Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – so breche denn der Raptus vor und rase aus! Bilde Dir aber nichts darauf ein, ich bin eigentlich noch immer grimmig und schwer vor Ende März zu besänftigen, ich schmiere blos aus Gründen, und zwar aus dreien, – 1. damit wieder Ordnung in unsre Correspondenz komme, 2. nach der Analogie des Falles, der sich unter Liebesleuten zutragen soll (Göthe und Annette in Leipzig) daß der eine Theil um so redseliger und demüthiger wird, je stummer und unabhängiger sich der andre zeigt, – und endlich 3. weil ich eine tolle Erkältung habe, an der Dein Concert Schuld ist. – Freilich hätte ich sollen was Besseres thun als grade Clavierspielen, wie im Lauf der letzten Tage allerlei gute Geister über mich kamen, und mich innerlich um 10 Jahre in der Welt zurückbrachten, und doch wieder vorwärts, in einen aparten Frühling hinein, – aber ich konnts nicht helfen, das Vergnügen nach langer Entbehrung die Finger wieder rühren zu können, war auch dabei, so spielte ich Dein Rondo, wußts bald auswendig, und warf Rock und Halstuch ab, und saß im Zuge, und fuhr in fliegenden Gewändern zur Aunt Austin und redete Litteratur, und hatte Kratzen im Halse, und fühl nun grade confus und fieberhaft genug, um Dir was vorzufantasiren.
Himmel! warum sind die Glücksgüter in der Welt so wunderlich vertheilt? Da giebts so manchen ledernen Tropf der sich legitimerweise abquält seiner Schönen was Schönes zu sagen, und es kommt nichts als was vom letzten Balle und der nächsten Oper, und hätte er nur was ich übrig habe und ungebraucht verrosten laße, weil ich vor andern angenehmen Dingen und vor Vernunft nicht dazu komme, so sähe ihn die Schöne verwundert an, und fragte: aber wie ist mir denn, Lieber, Süßer?
Das ist aber kein Uebergang, – sondern ich mache jetzt mein gewöhnliches Londoner Bülletin, und fange mit dem Elend an. Der Himmel weiß, er selber hängt voll Geigen und man amüsirt sich eigentlich prächtig jetzt, und doch grassiren Accidents und bösartige Erkältungen aller Art – der alte Attwood leidet am ersten, und Madam Moscheles leidet, oder Gottlob litt am zweiten. Der gute Alte fährt sich vor etwa 8 Tagen selber zur Stadt, ein Radnagel fliegt ab, der Wagen stürtzt vorwärts, und er fliegt heraus und bricht sich den rechten Arm, nahe am Schultergelenk. Ich erfuhrs letzten Freitag, und wollte alle Tage hinaus, kam aber erst gestern dazu – und fand ihn im Bett, aber heiter und ohne Schmerzen, und mit den besten Spirits und Aussichten, George war da, und wir hatten lange Discussionen über Church-Reform, an denen der Alte munter Theil nahm. Der Artzt giebt ihm Aussicht daß er bald wieder auf seyn kann, und ich hoffe alles Gute für ihn. Das erste was er nach dem Falle versucht, ist, ob er die Finger noch rühren kann, – es ging natürlich. Ich werde nächstens wieder hinauswandern. –
Unsere liebwerthe kleine Gönnerinn war in Gefahr eine Lungenentzündung zu kriegen, Stone hat sie zweimal zur Ader gelaßen und ihr eine Menge Opium verordnet, so sah ich sie eines Tages, kämpfend zwischen den wüsten Folgen des Opiums und ihrem eigenen klaren Naturell, – trotz aller Müdigkeit und Mattigkeit so gutmüthig und muthwillig wie immer – ein schönes Naturell, hält alle Proben, sogar gegen Krankenlaune, und wird von mir mir selber oft zum Anschauen, zur Herzstärkung und zur Nacheiferung verordnet. Noch vorgestern Abend, – sie war besser, ja recht wohl, auf und erwartete ihren Mann, der Ehren- und Pflichtenhalber zu einem Dinner gegangen war, das die Profession dem alten Parry zu Ehren gab, der sich um ich weiß nicht welchen fund verdient gemacht hat und dafür mit silberner Kaffeekanne pp beschenkt wurde, – der alte Horsley Chairman, und so beweglich und eindringlich redend, daß erst der vielgeehrte Festgegenstand und dann die meisten übrigen zu weinen anfangen – hast Du denn auch geweint, fragte die Moscheles – Ja gewiß, sagte er, man konnts nicht helfen! – Nächsten Abend sah ich die Kinder, die die Scene noch sehr ergötzlich ausmahlten, und sich todtlachen wollten über das Weinen.
Die Kinder! – Hei, wie sie blühen!
 Ich habe früher nie begreifen können, wozu in diesen kalten Tagen die Festtage noch gut sind, – jetzt ists mir schon klarer, und ich gehe gern von Party zu Party, wenn ich sicher bin dort einigen schlanken Gestalten zu begegnen, so hart wie es auch ist daß man sich noch in seinen alten Tagen zu allerlei Thorheiten bekennen muß. Ich habs auch nie so genoßen und ha nie so bittersüß in die Welt hineingekuckt, Höllenstein und Spaßhaftigkeit, die allertrübsten Morgen und ganz sorglose Abende durcheinander. In meiner schlimmsten Zeit dachte ich mit vielem Ernst daran, bei wahrscheinlicher bleibender Steifheit das ganze hiesige Leben aufzugeben und mich in irgend ein Hannöversches Nest zu verkriechen, – dann nahm ichs hier noch doppelt gerne mit, und alles leuchtete in desto schärferen Lichtern. Ich tanzte einmal mit Mary und verwunderte mich als ich sie nachher umherführte, ihren Arm so deutlich im meinigen zu fühlen – es war kein Druck von ihrer, es war nur Schmerz von meiner Seite. Aller der sociale Spaß wäre aber etwas zu specificiren – wer sichs nur noch erinnerte. Am SylvesterAbend waren wir bei Moscheles, und unser Freund leuchtete ordentlich mit seinen Fingern, er spielte Dein Concert mit Saiteninstrumentbegleitung so gut wie man es nur nach dem ja fast das Unmögliche leistenden Componisten kann. Dann die beiden ersten Sätze des neuen Septetts – davon später. Sophy schaute und horchte, was das Kind für kluge Augen hat! Beim Supper war ich ein Thor, und setzte mich zwischen schwarze Kerle, statt zwischen helle Mädchen, – was halfs aber, ich redete zu ihnen über den Tisch herüber und blamirte mich nur noch mehr. Thus nie wieder. Fanny war nicht da, sie sagt sie ist so very much afraid of a certain square instrument with four pulpits, – wollen ihr im Frühling eins von den letzten Beethövenschen Quartetten zur Nachtmusik bringen. Cartwright ist ein großer Mann, – er versicherte beim Aufstehen, er würde erg happy seyn mich nächsten Abend bei sich zu sehen, – we’ll have some Christmasfun. – “Very sorry – engaged” – Never mind, drop in as soon as you can – Ich droppte, um halb zwölf, – das sah alles so lustig und reinlich aus nach dem verdrießlichen Witz von dem ich herkam. Fanny sagte: so we shall see you three times next week, – we shall get quite tired of you! – Ferner gestand sie, mein Arm habe sie, nachdem sie allerdings viel Mitleid gefühlt, doch auf die Länge sehr ennuyirt – those eternal questions: how is your arm, Mr K? I proposed, somebody might switch it suddenly, to bend it again. Ich bewies ihr das tief Unmoralische in ihrer Abneigung gegen Quartettmusik, bis sie, halb ernsthaft empört über den ‘Nonsense’ davon ging. Der edle Cartwright drückte mir beim späten Weggehen eine Einladungskarte zum Ball für nächsten Dienstag in die Hand – das nächste Mal wo ich umschmeiße gebe ich einen Zahn preis, um mit dem Treflichen in die allernächste Berührung zu kommen, – der Mann hat so schöne Zimmer, und so schönen Punsch, und so schöne Leute, Felix, wir wollen den Mann warm und wärmer halten. – Nächsten Morgen um 9. saß ich in einer BrightonKutsche, und hörte am Abend, statt am vorigen Meyerbeers Teufelswalzer als Quadrille, das Brausen des Meers, – aber fast gleichgültig, – nahm warme Seebäder, zog den ganzen Tag über mit Schlemmer, den ich dort glücklicherweise fand, die Cliffs entlang unter den blühenden Ostwindfrischgefärbten Bildern auf und ab, und hatte dazwischen meine eignen melancholischen Gedanken – kam wieder zur Stadt für die “KensingtonGravelpitTheatricals”. In meiner Kutsche saßen drei “real Gentlemen” von Gaben und Grundbesitz, – wir debattirten den ganzen Weg lang die gegenwärtigen Zeiten und Umstände. Einer sagte, es ginge doch jetzt mit der Diffusion of Knowledge zu weit, – er könnts nicht billigen, daß sein housemaid, statt die Carpets rein zu halten, dann und wann ein Buch aus seiner Library nähme, wie er wohl merke. Sir, sagte unser Vierter, ein stattlicher Mann mit weißem Haar und jugendlichen feinen Gesichtszügen, mit oratorischer Fülle, + +er hatte noch nicht gesprochen, – if we should lose our fortune & station in the world, would not the knowledge & litterary taste we acquired, sustain us? Why deny to the lower classes the same comfort, which may reconcile them to their humble lot? pp Kurz er sprach schön, und ergab sich als ein M. P., neuerlich von Dissenters gewählt, – ein gründlicher Reformer, der in Kirche und Staat und Cornlaws und Poorlaws aufräumte, daß es Einen aufräumen mußte; wir blieben die letzten und zogen herb über die Weggegangenen Her los, die noch so viele crude notions und alten Sauerteig in sich hätten, und über die närrische Gewalt gewißer Satzungen, die von Kind und Kindeskind seit den Stuben her auf Treu und Glauben angenommen werden. Wie ich mir zu Haus den Reiseschmutz abwusch, dachte ich mit weisem Lächeln daran, wie ich, etwa im Sommer 1826, den verhöhnt haben würde, der mir prophezeiht hätte, ich würde 6 Stunden lang in einem fort mit Engländern über ihr Inneres, und nicht ohne Geschmack, politisiren, – ich hätte ihn in einer expreßen Zeitungsnummer persiflirt. –
Dann trug sich zu eine Party at the Misses Buckley’s, Horsleysche Verwandte, die mich einluden, brave ältliche junge Damen. Das Historische daran war, daß ich mit John hingehen mußte weil ichs Haus nicht kannte, – er kam erst um 9. von der Academie zu Haus, – die Mädchen zogen sich noch an, Charles schrieb Comödienzettel, und ich machte mich gleichfalls an einige, dazwischen vergnügliche Gespräche mit der Mutter führend, die sich schonte und zu Haus blieb, der Comödie halber. Nun haben wir alten Gesellen und feinen Neuerer nichts lieber – kaum das Fest selber – als die Zurüstungen dazu, – des Spaßes zu geschweigen, den der Anblick des mordenten Organischen macht, – wenn z. B. erst John zu Haus kommt, und umgetrieben wird sich zu schmücken, aber versichert, er müße erst seinen Tea haben, und ich derselben Meinung bin und mich zum Mittrinken bereit erkläre damit man ihn nicht erst unten im Ballhause zu nehmen brauche, – wenn dann die Schwestern, eine nach der andern, in hübschen Intervallen, selbst nach hübschen Intervallen, im Ballanzug hereintreten, – Mary gar zum erstenmal mit verschnittenem Haar, in Locken, fremd und neu und prächtig anzuschauen, wie Jack schilt daß John noch da sitzt und nie fertig werden wird, er aber ganz gelaßen bleibt, und wir Beide versichern es wäre unsre Absicht sehr fashionable zu seyn und sehr spät hinzugehen, und wie der Fly da ist und ich die Mädchen in ihn hinein hande, und wie John und ich richtig noch sehr gemüthlich sitzen bleiben und würklich sehr spät hingelangen. Dann freilich wars wie immer, und man drehte sich eben im alten Kreise herum. Mit Fanny hatte ich mich grade zur Gundville gestellt, da machte sie sich schlank, und sah mich verschlagen an, und sagte: Now talk to me, Mr Klingemann! My last Partner was so stupid, – he would not say a single word. – Noch nachzutragen ist von Cartwright her, daß Fanny sagte, wie von dem Dreimalsehen in einer Woche die Rede war, – sie zeigte dabei auf ihr blaßrosa Kleide: “you will see this dress very often, – but I don’t care. ” – Mary sagte erhaben: I managed better, – I kept my new dress for next week. Den hatte sie eben an, wie sie oben eintrat. Am folgenden Tage kamen die famosen Theatricals selber.
Später – Mittwoch Abends. Eine Note von Rosen, low-spirited und herbe für den milden Geist, unterbrach mich – ich machte mich flugs auf zu ihm. Es lag aber eine Nacht dazwischen, guter Rath und bessere Stimmung waren in ihr gekommen, eine gefürchtete Erkältung aber nicht, kurz er war lieblich und gut wie immer, und unser alter Rosen. Von seinen unsterblichen Werken war die Rede, namentlich seinen Artikeln für die Penny-Cyclopedia von der useful-knowledge-Society; ich warf ihm bitter vor, was man von seinen gelehrten Freunden habe, wenn man sein schweres Kupfer für ihre Werke dahingeben müsse, die “vom Verfasser” noch unsterblicher gemacht in unsern Büchereien zu glänzen hätten, und führte Beispiele an, z. B. Caspern, dessen Werk über das Berliner Schnapsen von ihm wie ein guter Geruch bei mir zurückgeblieben. – Dann kam Rosen in seinem eigentlichsten Lichte: – er bereitete vor, ich solle aber nicht lachen – es wäre gar nicht sein Verdienst – Leute die die zufällige, blos zufällige Veranlaßung nicht wüßten, müßten sich mit Recht wundern – der wahre Zusammenhang der Sache aber sey so: der hiesige Rußische Consul habe ihn um seine Meinung wegen hier befindlicher SanskrittManuscripte gebeten, die von der Russ. Regierung angekauft werden sollten. Die habe er gegeben, – einen Catalog angefertigt, später den Ankauf besorgt und die Kaufsumme ausbezahlt. Darauf habe er nun vom Fürst Lieven eine Note erhalten, worin er anzeigt, daß die Kaiserl. Russ. Academie der Wissenschaften in Petersburg ihn zum Ehrenmitgliede ernannt habe – höchst lächerlich und unverdient, sie hätten ja nichts von ihm gelesen, als allenfalls jenes schriftliche Gutachten an den Consul, Sanskritt würde dort nicht getrieben, und Männer wie Long und Key und ich weiß nicht wer noch müßten sich wundern – über Academie zog er los im Allgemeinen und citirte speciell Hegel, wenn der sagt, daß hm hm als Männer wie Leibnitz noch in Academie hm – hm – jetzt freilich – hm — Kurz, er wüthete – ich freute mich über die Geschichte und über das Weiterzählen, – im Vergleich – hebe ich immer noch für Fanny auf, die obendrein für Rosen eine besondere Hochachtung gemischt mit Grauen hat, was sich gut ansieht. Ja, sagt Rosen wieder, Du mußt aber die Veranlassung erzählen. – Und wenn auch, – sage ich, – ich werde sagen, es müsse doch noch was dahinter stecken, denn gesetzt ich verschleppte ganze Bibliotheken, machte mich doch keine Akademie zu ihrem EhrenMitgliede. Dann gingen wir aus und zogen die bewegte NewStreet hinunter, er zur Asiatic Society, ich zu Mad. Moscheles, – der eine so consequent wie der andere.
Freund, ich schreibe dies ohne Brille, und bin stolz darauf.
Freund, ich schreibe dies gegen 12 Uhr Nachts – wie schon öfter – und bin stolz darauf.
Und alles das nach des großen Cartwright großem Balle, ex um 3 Uhr, – und jetzt eben nach einem Leib- und seelenzerschmelzenden Vapourbath, von Lawrence heute morgen verordnet – Exceß und Doctor, Krankheit und Cur alles dicht neben- und durcheinander, – aber es ist mir höchst comfortabel – Sir, you will find it a real Oriental luxury, sagte mein Vapourman, und er hatte Recht. – Das Feuer lodert, – links liegen drohende Berufspapiere, die ich mit Wollust bis zum letzten Augenblick weiter aufschiebe, und rechts dampft ein sanfter Tumbler voll Sherry und Wasser, neben dem ein halber Tea Cake liegt, an dem zwar kein Mährlein hängt, der aber von Fanny gebacken ist. Das ist zwar schon lange her – im Nachsommer wars, – eines Abends, – da sagte die Mutter, die sich an ihren Kindern freut wie eine – Mutter, – the Girls have been busy to day, Sophy made herself an Applepie, her first and Fanny baked TeaCakes. – That’s all very well, sagte der Alte, but my butter will be the worse for all these experiments. – I’ll bake you some, Mr. Kl. sagte Fanny – oh pray do, rief ich begeistert und in der That kriegte ich das nächstemal eine Düte voll, von denen von Zeit zu Zeit eins verspeist wird.
 Der Ball gestern war allerdings schön und nett, aber man ist zu Zeiten ein absurder Hund und läßt sich von Geistern des Widerspruchs leiten und ist verdrießlich, gespannt, verstimmt, überhaupt ledern. Ich wars sehr. Don’t be so solemn, – sagte Fanny – I am solemn, erwiederte ich. Mary fragte ich nach den Misses Buckley, die ich affectire nicht wieder zu kennen (sie saß neben einer) don’t be so stupid, sagte sie, – I am stupid, erwiederte ich – and a genius besides, fuhr ich fort, – and we have a right to be absent. – How is your arm, fragte sie später, wie man von einer veralteten Zeitungsnachricht spricht – really well, sagte ich, making daily progresses. Nun beschrieb ich, wie ich alle Morgen probirte, – erst hätte ich die Begriffsfähigkeit im Gesicht abgemeßen, – aber so an der Nasenspitze, das wäre doch unedel, – ich versuche es jetzt am Herzen, ich könne beinahe, und mit Hülfe der linken Hand, hinlangen. Where is your heart, fragte sie ruhig und ein wenig spöttisch, – abe In a ballroom, in a quadrille! rief ich fragend, und verhöhnend. So kam’s Supper, – des großen Mannes würdig, – die WildpretsPastete und der Punch à la Romaine, die mich bewogen es noch einmal von vorn wieder anzufangen, flößten mir ungeheuchelte Ehrfurcht gegen den Treflichen ein. Dann kamen Glees, Songs und dergl. in Unzahl; – was lachen die Leute gern, wenn sies gratis, und nach ’nem guten Abendbrodt haben können! Dann Tanz – es war 2 Uhr da ging die Mama mit den Kindern fort, und ich konnte sie nicht mal hinunterbegleiten, ich hätte ich nicht müßen die besagte Miss Buckley abrupt mitten in der Stube stehen laßen, mit der ich eben getanzt hatte. Wenige Paare blieben übrig – a Country dance! riefen die – come Sir, – I don’t know it, ich, – never mind, your Partner will show you, – so war ich gebunden, und nun ging das Rasen los, immer wieder von vorne, beinah eine Stunde lang, und so mußte ich, der ich vorher mitten im Plaisir und in der Wahl und Freiheit edel gewesen war, mich nun nolens volens amüsiren und springen wie eine Nachtigall singt die man geblendet hat und die von keiner Tageszeit weiß. Es kam mir aber gleich komisch vor, und obendrein sah ich, daß die heftige LeibesBewegung ganz im Sinne meiner Schnupfencur war, drum sprang ich nur immer höher, machte mich immer lebhafter und sah immer fideler aus, bis am Ende dann doch gottlob die Tänzerinnen hinfielen wie die Fliegen und der Spaß ausging. We kept it up very well! sagte der lange Holm ganz vergnügt, und das gefiel mir wieder, weil ich mirs gleich so übersetzte: Unsre viele Mühe das Plaisir hinzuhalten, ist nicht umsonst gewesen, wir haben uns nicht vergebens gequält recht lustig zu seyn. – Nun zu Bett! –
Mein Vapourman amüsirte mich gestern Abend – man sitzt dabei in einem Kasten, schwitzt unmäßig, kann aber conversiren. Er pries seine Einrichtung – 40 Jahre habe ers nun selber gebraucht, zu größtem Nutzen, – er coquettirte, denn er sah würklich nicht älter aus als eben 40. “Die Marchioness of Salisbury ist 90 Jahr alt, – jedesmal vor einer fête, – you know Sir, she is a great leader of fashion – nimmt sie zwei dieser Bäder, und ist ganz jung nachher, – so noch kürzlich vor den Festen in Hatfieldhouse, – you read them in the papers” – Pause. – “Nichts beßer gegen eine Erkältung als diese Bäder, – es thut den Lungen so wohl” – in Calcutta haben sie mir eben so geholfen, wie hier. ” – Ich solls meines Arms wegen gebrauchen, sagte ich, – – er ist steif. – “Nichts dienlicher! werden sehen wie geschmeidig es ihn macht – “Mr Lawrence kommt selber von Zeit zu Zeit, er leidet an Rheumatismen, – dafür sind die Bäder quite famous!” – Ich habe aber auch große Irritabilität an der Haut auf dem Arm – “Just dagegen ist nichts beßer, – es treibt alle materia peccans wie aus!” – Pause. – “Eine junge Dame, with a great fortune, – kriegt mit einemmale eine eruption am Halse, es waren Knollen gebildet, – sie hätte nicht heirathen können, es entstellet gar zu sehr, – ihr Artzt schickt sie zu mir, – weg sind die Knollen, sie ist jetzt verheirathet. – Pause. – Mit einemmale flüstert es in meinem Rücken: For the digestion these bath are quite wonderful? Ich mußte laut auflachen. Dem Haar muß aber diese große Hitze sehr nachtheilig seyn, sagte ich nachher – “Nachtheilig, dem Haar! Nichts stärkte das Haar mehr! Ein Gentleman der bei Waterloo verwundet war, und alle Tage zwei nehmen mußte, Wochenlang, mußte es sich alle acht Tage schneiden laßen, so wuchs es! Mein Haar war grau vor 20 Jahren, – jetzt ists nach den häufigen Bädern wieder ganz dunkel geworden. ” –
Da kommt Deine letzte Sendung – edler Freund! Beim Himmel Du thust Wunder im neuen Jahr, ich glaube wieder an Deine Lebensgeister, fühle ungeheuchelte Verehrung gegen Dich und geheuchelten blame gegen mich, – ich nehme Vieles von dem Fluchen zurück was ich innerlich verübt, und wollte nur ich hätte mehr äußerlich gebrummt damit ichs auch zurücknehmen könnte. Deine Symphonie muß gut werden, – o schwatze ein wenig darüber nächstens, – sag ob hell oder dunkel, breit oder schmal? – Wenn ich bedenke, daß erst ein Brief an mich, dann einer an Mad Moscheles, dann wieder diese Sendung an mich, mit Briefen an Horsley und Attwood eingelaufen, so fühle ich Dein Wohlbehagen und ruhiges Gewißen ordentlich mit, wie zufrieden müßt ihr seyn, Du und die Post! Die Nachricht über Paul macht mir die größte Freude für Euch alle, – es rundet schön ab. Es ist mir sehr lieb für ihn daß er nicht zum Pariser zu werden braucht – er hat gute deutsche Adern in sich, um die wäre es Schade gewesen, und dann wieder einen Hang zum Abschließen und zum Fertiggewordenseyn, was just wieder recht französisch hätte werden können.
 Wie heißt denn Dein Oratorium pro Marx? Fürchtest Du daß ich mich flugs daran gebe und etwa denselben Gegenstand für Neukomm wegcapere und im Nu bearbeite? Du kennst meine Schnellschreiberei. –
Ich habe mir übrigens den “guten Tag” mit dem Horsleyschen Briefe nicht gemacht, sondern ihn per Note sogleich hinausgeschickt – so kommen alle Dinge anders in der Welt. Erstlich habe ich heute viel zu thun, und zweitens habe ich mit den Kindern ausgemacht ich wollte am Freitag Abend kommen, – Fany sagt des Morgens hätten sie nun viel zu lernen, denn die Ferien wären vorüber, und die Morgenvisiten wären eigentlich störend, – am Abend wärs viel hübscher. Alles recht gut, sagte ich ihr, aber des Morgens bin ich viel liebenswürdiger. –
Durch den Gang der Begebenheiten bin ich ganz aus dem historischen Zusammenhang und Enthusiasmus herausgerißen worden, – ich komme nun nicht wieder hinein. So viel ist gewiß, die Theatricals waren höchst prächtig, und der kleine Charles als ernsthafter singender Liebhaber unwiederstehlich spaßhaft – alles glückte, wurde goutirt, encored und beklatscht. Rosen und ich, Sir G Smart und Cartwright bildeten einen Kanonenwinkel, der es an Lärm und Späßen von allen Sorten nicht fehlen ließ. Ich beschriebe ausführlicher, wäre nicht die Rede davon es noch einmal aufzuführen wenn Du hier bist – darauf bezieht sich überhaupt Manches, – eins und das andre wird Dir aufgehoben – Mary arbeitet, sehe ich, wieder an einem braunen Uhrbande, das also wohl gegen Ende März fertig werden wird, – und was in den süßen Kinderherzen noch sonst alles Deinetwillen vorgeht, wirst Du Feiner schon selbst auszufinden wißen. – Sophys Musik wird Dir unendlichen Spaß machen – naiv, kurz und genial – ein paar Züge sind beneidenswerth – das Mädchen hat ein tolles Talent, – am meisten von Allen, und sie ist innerlich sehr ernsthaft und begeistert, sie wird mal groß. – Die Mutter copirte die Musik an jenem Vorabend, – sie müsse grade warten bis Sophy herunterkäme, sie könne was nicht lesen, und wolle durchaus nichts hineininterpretiren, es müße ganz ihr eigen seyn. Da die Kinder so gern spielten, so hätte sie es ihnen von jeher erlaubt, unter der Bedingung daß sie Alles selbst gemacht haben müßten; in dieses Stück hätten sie sich getheilt, – Mary hätte die Liebesscene nicht schreiben wollen, sie verstände sich nicht darauf, habe sie gemeint, da habe sie Fanny übernommen, und Mary habe den grimmigen Magician behandelt. Die Decorationen waren von John und Fanny gemacht. Eine Incantation-Scene, mit Todtenköpfen, Geistern, Chor, – Du wirst staunen, Felix!
Nachher wurde King Death nach Procter und Neukomm, aufgeführt, auch von Sophys Invention, und sehr sinnreich gemacht – sie spielt ganz independent und aus sich selber heraus. – Dann tanzten wir munter. –
Ferner haben wir, am Geburtstage der Mutter, Judas Maccabaeus aufgeführt, und das ganz gut – mir machte es außer den andern Plaisirs auch noch das, das Werk kennen zu lernen, ich kenne den alten Händel gar nicht beßer und grandioser als in einigen von den Chören, im zweiten namentlich und dem großen: oh no we never will bow down, wo er nachher dem Einen Gott seinen hohen Tempel baut. – Mary sagte, die Aufführung wäre zwar ganz gut, aber das Beste daran wären doch die Proben gewesen, ich fands auch. Nachher sagte Fanny: but why did they encore that stupid Trio – I did not like it at all – the Voices sounded so wretched! Wir Umstehenden brachen in lautes Gelächter aus – sie erschrak: but you did not sing in it?” – Certainly! erwiederte ich und sie sagte verdrießlich: Well I am sorry I made that observation, – but then I am think sure it was Mr Cartwright who encored it out of spite, because he saw I hissed. – Es ist meiner bekannten Musikliebe gemäß genug, wenn ich ähnlich löblichen Musikübungen eifrig das Wort rede, die Mutter meints auch, und Mary mag auf Proben bestehen. – Sophy derweilen, deren Geburtstag am 4 Febr ist – sie ärgert sich in der That sehr daß es nicht um einen Tag früher ist – will dafür die Chöre aus dem Oberon aufführen, wir werden sie in der nächsten Woche probiren. –
Ich mögte Dir gern von Moscheles Septett erzählen, aber es ist so dumm Musik zu um- und beschreiben, – das erste Stück ist aus d dur, Scherzo aus g moll Schluß g dur, Andante quasi Allegretto b dur, Finale wieder d dur. Horn, Clarinette, Rest Saiteninstrumente, keine Flöte. Es ist fürs Philharmonic. Unser Freund ist wahrhaftig wie guter Wein, er wird immer beßer, der eigentliche Mensch tritt immer mehr heraus und das Manierirte verliert sich immer mehr. Es ist eine wahre Freude ein so entschiedenes Fortschreiten und Läutern zu sehen. Die Geschichte ist breit, cokettirt nicht, und will nur sich selber – auch nichts zu lang, als etwa der erste Satz (ich haße Länge, erinnre Dich an die Geschichte auf Sir G. Smarts Treppe) – aber immer interessant, die andern Instrumente sprechen sehr selbstständig mit, und es geht da im Innern allerlei Feines und Gelehrtes vor. Ich habe erst den ersten Satz und das Andante mit Instrumenten gehört, das letztere ist ein wahrer Glückswurf, in diesen Andantehaßenden Zeiten (ich spreche blos von uns Neuern, der große Haufe hats immer noch gern wenn Einer auf 10 Minuten sich vor Jammer nicht zu laßen weiß) – er hat eine feierliche Pastoralfärbung gepackt, über die das Horn sich ganz besonders gaudirt, – er kommt ins B dur jedesmal auf eine andre aparte Manier zurück – “durch die enharmonischen Verwechselungen” sagt er sehr gelaßen.
 Im Scherzo ist ein ganz allerliebster zweistimmiger Canon, von den Geigen, gegen den Schluß, der den sehr angenehm zuwege bringt. Der letzte Satz wird oder ist – (er spielts mir am Sonntag nach dem Eßen in aller Eile vor) glänzend, (nicht brillant) – er fährt so hinein – es könnte kommen, daß der mir am Besten gefiele, wenn die andern nicht so sehr gut wären. Ich hoffe wir hörens nächstens mit den Instrumenten. Er ist ungeheuer fleißig daran gewesen, – von jenem dinner kam er mit heftigem Kopfweh zu Haus – er hatte sich überarbeitet ohne es zu wißen. Am Montag Abend ist er zu einem Concert nach Leeds gereist – es war grimmig kalt für unser Clima – die kleine Frau schreibt mir aber gestern, daß sie einen Brief von ihm hat, unterwegs beim wohlschmeckenden Frühstück geschrieben, nach wohldurchschlafener Nacht; – so wird ihm die Veränderung gut thun. Am Sonntag Abend gingen wir noch zu Mr Alsagger’s Concert – verließen die Frau grausam, “Du solltest nicht hingehen, sagte sie, mit einer Erkältung und mit der Reise morgen Abend vor Dir. ” Ich redete im gleichen Sinn. Er aber sagte: mein liebes Kind, wenn so ein Mann ein Orchester zusammenbringt, und die Compositionen von Beethoven aufführt, die man hier sonst so leicht nicht hört, so ist das aller Ehren werth und man muß es anerkennen, sollte es Einen auch was kosten. ” – Damit gingen wir, und hörten allerdings das TripelConcert und ein Ottett für Blaseinstrumente (sonst als Quintett) und das Es dur Concert von Beethoven, leidlich ausgeführt, mit vollem Orchester. Aber bei alle dem kams mir, mit dem Unterschied zwischen einem Berliner Oberbaurath und einem Londner Editor of the Times, immer etwas vor wie bei Crelle, er trieb an zum Weiterspielen, und seine Frau schlummerte, – hätte sie noch declamirt, wärs gar zu ähnlich gewesen. Ein Schüler von Cramer (Beale) spielte das Final vom Concert ohngefähr halb so schnell wie wirs uns denken. – Da spielen eine Masse Menschen in der Welt Clavier, und laßen sich hören, und haben keine Ahndung davon wie nur mal die Faust und Finger zu handhaben wären; sie kleben an den Tasten und schauern wie der Strauß wo sie fliegen sollten wie der Falk. Du hast ein großes Wort gesagt mit Deinem en grosSpielen. Das muß reformirt werden. – Moscheles kommt übrigens am Sonnabend wieder zurück, muß aber nächstens wieder denselben Weg, zu einem Concert in York, machen. – Bei Alsagger haben sie vor Kurzem Beethovens große Meße in D aufgeführt, – beide Moscheles waren ganz erstaunt und entzückt davon. Ich war zu blöde, sonst hätte ich mich als Chorist angeboten, ums nur zu hören; hoffentlich kommts noch einmal. –
Neukomm sitzt fortwährend in Derbyshire, und wird zum Goliath an seinem David. Der alte Horsley glaubt nicht an den 16stimmigen Satz und hatte das an Neukomm geschrieben, der sehr hübsch und sogar witzig ohngefähr so antwortete: Vous pouvez avoir raison, mon Ami, la chose a de grandes difficultés – Vous avez beau couvrir votre petite famille avec Votre manteau, il y aura toujours un pauvre petit bras qui sortira – que pouvez Vous faire avec cette harmonie Notenbeispiel gb-1833-01-23-01-N-002 ? – darüber war Fanny erbost, – it is very rude of Mr Neukomm, to compare us to quavers & crotchets! –
Rosen hat richtig seine unsterblichen Werke bei mir zurückgelaßen, mit einer Note, die verdient beigelegt zu werden. Die Werke selber sind die Artikel Ababde, Abbas, Abassides, Abdallatif, Abencerages, Du kannst Dir denken wie gelehrt in aller Kürze. – Dieser große Freund wohnt von heut an 121. CrawfordStreet Baker Str, also nahe in unserm Bereich, falls Du beim Ironmonger wohnen bleibst und ich in BuryStreet, wie es einigen Anschein hat.
Nun noch über Deinen früheren Brief : Die Schweizerreise liegt mir noch eben so im Sinn und am Herzen wie damals in der Lane, und ich werde alle meine Minen danach graben. Aber bedenke, Freund, wie mich mein Minister, bei aller seiner Herzensgüte, auslachen müßte, wenn ich jetzt im Januar von ihm das Versprechen verlangte Ende Juny Urlaub auf sechs Wochen zu erhalten. Was kann sich alles in der Welt zutragen bis dahin! Unter anderm auch Dinge die es mir mit einemmal viel leichter machen würden Urlaub zu kriegen. Ich kann Dir also mit bestimmtem Bescheid nicht dienen, nimm mit meinem guten, dh festen Willen vorlieb, und schmiede Deine Pläne für ein juste milieu zu, mach sie zweischneidig, und fluche nicht, und laße an Deinem babylonischen Freudenthurm hier und da ein Loch offen, wo sich dann noch eine und die andre Verzierung anbringen läßt. – Ferner wirfst Du Seitenblicke auf mich, weniger als Menschen denn als Operndichter, – Schatz, ich bin inert und faul, das ist wahr, und Holm, der sich das aus meinem Schädel und aus meinem blonden Haar abgezogen hat, wollte sich neulich zu Tode wundern, wie ich beim Treppensteigen zwei Stiegen statt einer nahm, – aber in Liebe und Güte, dh. mit bedeutendem Stacheln und Treiben vermag man viel über mich. Für mein Leben gern schrieb ich Dir eine Oper, und zwar eine wunderschöne, seltsam neue, – die Welt ist obendrein gespannt auf Dein nächstes Dramatisches, – wir können einen plaisanten vollen Frühling miteinander kriegen und verleben, und es muß doch nach so langer Misère auch mal wieder bei mir ausschlagen. Suche also, oder vielmehr finde ein Sujet, – keine Kleinigkeit in diesen ultraliberalen Zeiten – ich will mich auch danach umthun, – komme und fliege in meine Arme, laß uns das Ding besprechen und einen Plan machen, – Alles Dinge wo ich meinen Mann und Freund Aug in Auge haben muß, – und ich will wahrhaftig eine Oper dichten so gut ich nur kann. Aber die Hauptsache und das Große dabei ist, daß ich Dir die unbegrenzteste Freiheit und Gewalt gebe, mich zu hudeln und zu stacheln und zu spornen so oft und so dringend Du willst, – ich darf nicht mucksen, sondern muß immer weiter schreiben, so daß ich Dir das Dings spätestens noch am Packabend beim Ironmonger in die Hand drücke oder Tasche stecke – revidirt und approbirt nämlich, und alle, auch die claßischsten und genausten Desiderata erfüllt. Willst Du das? Ueberlegs. Ich habe gesprochen, und zwar im eisernsten Ernste. –
Die Sache mit Scribe ist allerdings sehr komisch – ich wollte man könnte dem verfluchten Kerl seinen Scenenplan wegstibitzen, ihn dann umändern und auf unsre Weise ausführen, – denn grade das was ihn groß macht, fehlt mir erbärmlich. Aber wie und wo ihr beiden zusammenstoßen und in eins fließen werdet, soll mich wundern, – derweilen schüttle ich in einigen Zweifeln und Bedenken mein greises Haupt. Wie ists denn, wirst Du auf den französischen Text componiren, und soll der nachher ins Berlinische übersetzt werden? Ists so, dann wende mir das Uebersetzen zu, – ich denke das kann ich, wenigstens sagte es mal die Leipz. MusikZeitung, die meine Uebersetzung von einem Meyerbeerschen Luderliede beßer fand wie’s Original. –
Ich werde aber bald wild daß ich Dir so ’nen langen Salm schmieren muß – “sie kann nicht enden” – und die verdammten OfficialDepechen liegen noch immer links und warten und drohen. Und doch muß ich Mrs Horsley ihre Antwort copiren, die eben einläuft: Dear Sir, Many thanks for Mr Ms delightful letter . It came most opportunaly & has pleased & amused Mr H. extremely. You will be sorry to hear that he was so very unwell yesterday as to be unable to leave his bed – to day, thank God, he is much better & gets up in the Evening. He will be in the drawingroom to-morrow & very glad to have a chat with You if You will take tea with us &c. – Gewiß will ich! Der gute Alte kam schon nicht zu Cartwright, weil er sich erkältet hatte und gestern sein ConcentoriesAbend war den er nicht versäumen wollte.
A propos – frag mal Deine Englischbewanderten Damen ob sie das verstehen: wir sprachen neulich von Beethoven, und Horsley fragte: Now, was he a fellow one could have some talk with, foot upon the fender? – Für Deiner Mutter AnnoncenSammlung schicke ich einen authentischen Comödienzettel, der mir absurd genug für die Ehre der Aufnahme scheint.
Früh Morgens. Da ist auch eine Note von Mrs Attwood. Ich schickte den Brief der dringenden Geschäfte halber, gleichfalls mit meinen zarten schriftlichen Wendungen hinaus, und bat um Nachricht vom Befinden: Mrs A presents &c, begs to return Mr Attwoods best thanks for his kind Note & its valuable enclosed, which he will thank him to inform his friend Mr M he will answer so soon as he has the use of his right hand: – Mrs A. is happy to say that Mr A is gradually improving, & feels truly sensible of Mr Ks sympathy. –
Schlage doch Paul vor, daß er seine Rückreise nach Berlin über London nimmt, – es ist bekanntlich gar nicht so weitläuftig wies aussieht, wenn Einer ein bischen mehr Geld und einiges dreitägige Appelliren nicht achtet. Ihr sähet auch, und Paul ließe sich just den steten kräftigen Londner Börsenwind um die Nase wehen, statt der Pariser Börsendünste, wo die erhabenen Spekulanten lange jämmerliche Gesichter ziehen, wenn ein Potentate, etwa der Herzog von Lucca, mal genießt hat, wo er hätte – sollen, oder umgekehrt. – Das ist eine Derbheit, und ich bin froh darüber, – ich laße gern jedesmal eine Zote einfließen, um meine Briefe an Dich, Du mein einziger Correspondent, möglichst unzugänglich zu machen, – ich schämte mich ja regenbogenfarbig, wenn Deine gesetzten Deinigen sähen was für Thorheiten wir uns schreiben, oder vielmehr ich Dir, Du bist leider nur zu vernünftig meistens, und man muß es schon mehr rathen. Oder meinst Du man merkte nicht daß der filou hauptsächlich adoriren will und adorirt werden, wenn er nach München muß und nach Wien mögte? – Giebts es denn in Berlin gar keine zwei Augen die zwei Worte werth wären?
Höre! ich stehe noch immer in bedeutenden Geschäftsverhältnißen mit Deinen Eltern, dh ich bin Ihnen eine Menge Geld schuldig – meine Gegenforderungen bestehen in Einigem was ich Paul hier vorschoß und 15s die ich auf Anweisung Deines Vaters zur Unterstützung eines Buchdruckers an Rosen gezahlt habe. Paul versprach die ganze Sache zu reguliren, hats aber vergeßen, sowie ich, ihn in Rouen danach zu fragen. Ich werde ihm nächstens schreiben. Melde mir was und wie – oder laß es vom großen Gewinn abziehen, falls wie ich hoffe, Deine Mutter sich noch meiner Fortuna annimmt, oder laß’ es auf Dich anweisen wenn Du kommst; wir könnens ja gern verjubeln.
Kannst Du mir Nachricht schreiben von einer Fräulein Cavan, ein Akademieglied sonder Zweifel, die hier eine Zeitlang Gouvernante beim Peer Lyon war? Madam Benecke, die sich ihrer hier sehr annahm und einen schönen kindlichen Glauben an Freundschaft und zarte Gefühle, selbst noch in Deptford, bewahrt hat, meinte die Gute müße ihre eigenen Ahndungen wahr gemacht haben und an der Cholera verschieden seyn da sie ihr gar nicht geschrieben. Ich, der ich durch mancherlei Erfahrungen weiß daß die Abwesenden just am Besten floriren wenn man sich recht über sie ängstigt, und daß Stillschweigen Einwilligung ist, nämlich zum Leben, behauptete kalt über einem herrlichen Gericht von Backobst und Klößen, womit mich die liebe Frau ja zuweilen tractirt, Miss Cavan hätte gar nichts ans Sterben gedacht, sondern genöße jetzt vergnügt irgendwo in Mohren- Krausen- oder KanonierStraße ihren Berliner Thee, und sänge dazu ihren Mozart. Beruhige mich darüber und laße mich triumphiren. Die Besagte ist eine Verwandte oder Bekannte der Mad Krause.
Gott wie freue ich mich daß die verdammte AkademieGeschichte endlich mal zu Ende kommt! Und wenn Du nun auch ein Philister wärst, so ist doch eher Hoffnung zur Besserung da, als wenn Du erst noch einer werden sollst. Meine wahre Herzensmeinung gebe ich später von mir.
Mühlenfels hat ein edles Werk gethan daß er endlich an Rosen geschrieben – es freut mich seinetwillen, M. nämlich, am meisten, – denn Rosen dachte weniger daran daß es Berserkerlaune des Breiten seyn könne, als daß er selbst es irgendwie müße verschuldet haben. Ich hoffe er schlägt sich weiter fort, schwere harte Zeit muß er verlebt habrien seit er dort ist.
Unsern netten Stenzler, wirst Du gesehen haben, verlieren wir, und finden ihn als Professor in Breslau wieder. Er freut sich natürlich sehr über Ort und Aussicht, auf Ruhm und aufs Riesengebirge. —
So eben komme ich von ChesterPlace, und fand Moscheles schon selber wieder zurück, frisch und ohne Erkältung und Kopfweh, und die Frau in der blühendsten Malice; ich wartete auf ihn der grade ausgegangen war, und mußte ihr derweilen vom Cartwrightschen Balle erzählen, – sie glossirte in ihrer pikanten Manier, ich theilte von Deinem Neusten mit, an dessen Erfreulichen sie sich erbaut. Sie danken Dir schön für Deine Briefe – haben Sie was zu bestellen, fragte ich – “Meine herzlichsten Grüße sagte er, Sie sehen wie ich grade angethan bin, sonst legte ich was bei, ich bin in der That in seiner Schuld” – so, sagte sie, – in einem Monat wirds fällig, sagte ich, – in zweien! sagte sie, und nun gings los: ich weiß nicht was ich thäte um einen Brief von ihm zu haben, es macht mir die größte Freude, aber er antwortet ja doch nicht – ich sage wieder, er ist ein Genie, man muß es ihm zu Gute halten!” – Kurz sie ist etwas pikirt über Dein spätes Antworten und Du hast Deinen einzigen Treffer beim alten Horsley gehabt, den es gerade im rechten Moment trifft. – Die Hauptsache ist aber, daß sie bald was Wichtigeres zu thun oder zu leiden haben wird als Schreiben, – es mag ihr jetzt schon sauer werden. So gehts wenn man verheirathete Freundinnen hat. – Ueberhaupt ist hier alle Welt grade schwanger jetzt. Du ahndest nicht, daß ich dies in Rosens und Stenzlers Gegenwart schreibe, und zwar laut: Stenzler (dictirt Rosen) mit dem BrihadAranjaka – Rosen buchstabirt vor – Stenzler beßert das J in ein Y. Der Spaß setzt sich so schön fort über dergleichen schöne Sachen und Rosen glänzt – ich habe aber nicht Zeit – ich muß ja gleich zum Chat in den GravelPits, – Am Sonntag denkt Moscheles das Septett ganz zu probiren. – Wir sind gar zu spaßhaft – Stenzler lacht sehr.
Bei Alsagger – hole ich nach – traf ich Novello, der most kindly Dir remembered zu seyn wünscht, – er meinte er würde gar zu happy seyn some lines von Dir zu erhalten. Das ist aber alles Nonsense, – erst ich dann die Andern – nicht.
Ein Circular wird noch angelegt von der Society for foreigners in distress, die auch mich unter ihre zahlenden Mitglieder zählt und durch meine Approbation die Deinige sehr verdient. Sie wollen Dich auffordern oder habens schon gethan zu einer musikal Beisteuer. – Thue einstweilen nach dem Circular.
Himmel es ist ja Zeit zum Chat! Grüße und grüße abermals Dein Haus – werde gut was komme und bleibe was ist – aber schreibe, schreibe mir bald.
Dein CKl.
Da Klingemann einmal verrathen hat, daß ich hier bin, halte ichs freilich für billig und schicklich Dir auch meine schriftliche Aufwartung zu machen. Deinen letzten Brief theilte Kl. mir gestern mit, und ich habe mich sehr drüber gefreut. Pauls Rückkehr zu Euch ist vortrefflich. – Ueber hiesiges hat Kl sicherlich unvergleichlich Alles geschrieben. Die Theatricals bei Horsley’s waren allerliebst. Ich habe in langer Zeit keinen so vergnügten Abend gehabt. Zumal war Mary ganz gewaltig schön. – Heute bin ich in ein neues Logis gezogen, hoffentlich Deinem künftigen etwas näher als sonst. Mir gehts jetzt wohl. Sonst hab ich viel an Erkältungen und was dem anhängt, zu leiden gehabt.
Stenzler macht sich gut als Professor, nur sollte ers mich nicht so schonungslos fühlen lassen daß ich selbst ein abgesetzter bin. –
Friedrich Rosen
Trifft Dich dieser Brief etwa an Deinem Geburtstage – was beim Eise kommen könnte, so sey mir gegrüßt und gegratulirt, Du mein junger Adler oder Lämmergeier! Sey froh!
Carl Klingemann          
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Februar 1833</title> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author> <author key="PSN0114283">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0114283" resp="writer">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"><resp resp="transcription">Transkription: </resp><name resp="transcription">FMB-C</name></respStmt><respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB- </name></respStmt></titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_17267704-4501-49e1-aa93-63ea6b48a6d8"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_dc3158a9-9c62-48d5-afe1-8a47241053a9"> <msDesc><msIdentifier><country>Großbritannien</country><settlement>Oxford</settlement><institution key="RISM">GB-Ob</institution><repository>Oxford, Bodleian Library</repository><collection>Music Section</collection><idno type="signatur">M.D.M. c. 34, fol. 20-23.</idno></msIdentifier><msContents><msItem><idno type="autograph">Autograph</idno><title key="gb-1833-01-23-02" type="letter" xml:id="title_12d4787d-ff65-4a53-a70b-12d417fb8334">Carl Klingemann und Friedrich Rosen an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 18.–23. Januar 1833</title><incipit>Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – so</incipit></msItem></msContents><physDesc><p>2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext; Kuvert: Standort unbekannt. – In Brief fmb-1833-02-06-01 (Brief Nr. 667) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 4. und 6. Februar 1833, wird erwähnt, dass zum vorliegenden Brief ein Kuvert gehörte, siehe Z. 10: »Wie ich aber das dicke Couvert bekam«.</p><handDesc hands="2"><p>Carl Klingemann, Friedrich Rosen</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc><history><provenance><p>Green Books, GB-Ob, M.D.M. d. 28/77.</p> </provenance></history><additional><listBibl><bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 107 f. (Auszug aus Carl Kligemanns Briefteil).</bibl></listBibl></additional></msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation>18.–23. Januar 1833</creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_1549151f-9039-4c2a-9692-2d9017977bd5">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0114283" resp="author" xml:id="persName_48e3ad51-6b13-4836-9156-829f14a86396">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_4d5f7ba2-f840-4703-9ec3-33f898bfbcc7"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_2e5d2e32-8fe4-41eb-96a1-ba48485e29d3">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_6e8f307b-65db-4008-bf6c-4f7c101d119a"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc></teiHeader> <text type="letter"><body><div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_dfc55df1-8ebf-4b37-b9a6-1ac9517431d6"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_221196e2-8583-4fdc-9403-7e271e98a146">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b9e15597-6159-4056-a7af-9d6745113da0">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><dateline rend="right"><hi rend="latintype">37. BuryStr</hi>. <date cert="high" when="1833-01-18" xml:id="date_6215d391-43f0-4dbd-ba73-8f3c9e321231">18. <hi rend="latintype">Januar</hi> 1833</date>.</dateline><p style="paragraph_without_indent">Ich sitze schon eine ganze Weile, anscheinend lesend, im Armstuhl am Feuer; und überlege mir, ob ich Dir schreiben soll oder nicht, bis ich merke daß ich Dir eigentlich schon in Gedanken schreibe, – so breche denn der <hi rend="latintype">Raptus</hi> vor und rase <note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2b18dab6-1501-4c21-921d-5bcac7f27159" xml:lang="la ">Raptus – lat., plötzlich auftretender Wutanfall; auch scherzhaft für »Rappel«.</note>aus! Bilde Dir aber nichts darauf ein, ich bin eigentlich noch immer grimmig und schwer vor Ende März zu besänftigen, ich schmiere blos aus Gründen, und zwar aus dreien, – 1. damit wieder Ordnung in unsre Correspondenz komme, 2. nach der Analogie des Falles, der sich unter Liebesleuten zutragen soll (<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4309ed46-3361-4b04-8f03-9479bc1d0309">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_35fffd20-d50a-473d-8e3a-729c79e4a276">Annette<name key="PSN0118180" style="hidden" type="person">Schönkopf, Anna Katharina (Annette) (1746-1810)</name></persName></hi> in Leipzig)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_48824e07-d61a-40df-b1c5-a2c6ef599aaa" xml:lang="de">Göthe und Annette in Leipzig – In den Jahren 1765 bis 1768 studierte Johann Wolfgang von Goethe in Leipzig die Rechte. Er unterhielt in dieser Zeit eine Liebesbeziehung zu der drei Jahre älteren Anna Katharina Schönkopf, die er 1766 kennengelernt hatte. 1767 stellte er für sie eine Sammlung von Gedichten, das Liederbuch »Annette« zusammen und schrieb das Schäferspiel »Die Laune des Verliebten« (1768).</note> daß der eine Theil um so redseliger und demüthiger wird, je stummer und unabhängiger sich der andre zeigt, – und endlich 3. weil ich eine tolle Erkältung habe, an der Dein Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3cecbc5b-0a42-47bc-aa46-3a7427196262" xml:lang="de">Dein Concert – Mendelssohns drittes Konzert zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle fand am 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie statt (ursprünglich geplant für den 20. Dezember 1832). Er führte darin u. a. eigene Werke auf, die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3), sowie spielte zusammen mit Heinrich Joseph Baermann eine Sonate Carl Maria von Webers für Klarinette und Klavier (vermutlich das Grand Duo concertant pour Pianoforte et Clarinett Es-Dur, op. 48). Konzertkritiken erschienen in der AMZ 35, Nr. 8 (20. Februar 1833), Sp. 125 f., in der Beilage der Spenerschen Zeitung Nr. 11 vom 14. Januar 1833, von Ludwig Rellstab in der Vossischen Zeitung Nr. 10 vom 12. Januar 1833 sowie in der Zeitschrift Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3 (25. Januar 1833).</note> Schuld ist. – Freilich hätte ich sollen was Besseres thun als grade Clavierspielen, wie im Lauf der letzten Tage allerlei gute Geister über mich kamen, und mich innerlich um 10 Jahre in der Welt zurückbrachten, und doch wieder vorwärts, in einen aparten Frühling hinein, – aber ich konnts nicht helfen, das Vergnügen nach langer Entbehrung die Finger wieder rühren zu können, war auch dabei, so spielte ich <title xml:id="title_93c42f36-dcf6-47f3-ba4d-4f9f5e4c8d1a">Dein <hi rend="latintype">Rondo</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tgp8y00a-khzs-vreb-45r2-wqlceofu2wds"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100350" style="hidden">Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, [Anfang Mai 1832] bis 18. Mai 1832<idno type="MWV">O 8</idno><idno type="op">22</idno></name></title>, wußts bald auswendig, und warf Rock und Halstuch ab, und saß im Zuge, und fuhr in fliegenden Gewändern zur <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_83774c1d-07a9-4b03-a7ad-5ebb282ee9bb">Aunt Austin<name key="PSN0109592" style="hidden" type="person">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName></hi> und redete Litteratur, und hatte Kratzen im Halse, und fühl nun grade confus und fieberhaft genug, um Dir was vorzufantasiren.</p><p>Himmel! warum sind die Glücksgüter in der Welt so wunderlich vertheilt? Da giebts so manchen ledernen Tropf der sich legitimerweise abquält seiner Schönen was Schönes zu sagen, und es kommt nichts als was vom letzten Balle und der nächsten Oper, und hätte er nur was ich übrig habe und ungebraucht verrosten laße, weil ich vor andern angenehmen Dingen und vor Vernunft nicht dazu komme, so sähe ihn die Schöne verwundert an, und fragte: aber wie ist mir denn, Lieber, Süßer?</p><p>Das ist aber kein Uebergang, – sondern ich mache jetzt mein gewöhnliches Londoner Bülletin,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c1e6638b-af33-4f63-9a83-9711eb6dbcf9" xml:lang="fr ">Bülletin – frz. bulletin, Bericht.</note> und fange mit dem Elend an. <title xml:id="title_2792e635-c125-490d-914f-2741e94cb25c">Der Himmel weiß, er selber hängt voll Geigen<name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)</name><name key="CRT0111802" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name><name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0111803" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d72c28ea-b2df-4166-ac1b-355cd26a05e5" xml:lang="de">Der Himmel … hängt voll Geigen – »Der Himmel hängt voller Geigen« ist der Titel des bayerischen Volkslieds mit dem Textbeginn »Wir genießen die himmlischen Freuden« aus Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg und Frankfurt a. M. 1806, S. 304 f. </note> und man amüsirt sich eigentlich prächtig jetzt, und doch grassiren Accidents und bösartige Erkältungen aller Art – der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f3c10a3d-9132-4ef8-ad20-be9410023383">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> leidet am ersten, und <persName xml:id="persName_82449737-3688-46e5-8952-d457d5d2425f">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> leidet, oder Gottlob litt am zweiten. Der gute Alte fährt sich vor etwa 8 Tagen selber zur Stadt, ein Radnagel fliegt ab, der Wagen stürtzt vorwärts, und er fliegt heraus und bricht sich den rechten Arm, nahe am Schultergelenk. Ich erfuhrs <date cert="high" when="1833-01-11" xml:id="date_269ab3da-d355-4b06-8ea4-5746aba9d4e4">letzten Freitag</date>, und wollte alle Tage hinaus, kam aber erst <date cert="high" when="1833-01-17" xml:id="date_5ec70206-5fce-4f81-b9ff-0586a1fff1bb">gestern</date> dazu – und fand ihn im Bett, aber heiter und ohne Schmerzen, und mit den besten <hi rend="latintype">Spirits</hi> und Aussichten, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4d67f641-6aa1-4ce3-aa09-b17b65e28afe">George<name key="PSN0109574" style="hidden" type="person">Attwood, George (1795-1884)</name></persName></hi> war da, und wir hatten lange Discussionen über <hi rend="latintype">Church</hi>-Reform,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6c013548-4c83-44b2-b1dd-6a42664aa191" xml:lang="de">Church-Reform – Die Church Temporalities (Ireland) Bill wurde nach mehreren Lesungen am 30. Juli 1833 vom englischen Oberhaus genehmigt. Sie sah die Reduzierung der Zahl der hochkirchlichen Bischöfe von 22 auf zehn vor und beseitigte die Kirchensteuer, die irische Katholiken bis dahin für den Bau und die Unterhaltung protestantischer Kirchen zahlen mussten.</note> an denen der Alte munter Theil nahm. Der Artzt giebt ihm Aussicht daß er bald wieder auf seyn kann, und ich hoffe alles Gute für ihn. Das erste was er nach dem Falle versucht, ist, ob er die Finger noch rühren kann, – es ging natürlich. Ich werde nächstens wieder hinauswandern. – </p><p>Unsere liebwerthe <persName xml:id="persName_8f84ca03-140c-48bd-96fc-38610e44afba">kleine Gönnerinn <name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>war in Gefahr eine Lungenentzündung zu kriegen, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1bf67dd0-7f31-4fd1-962f-fea19b52a948">Stone<name key="PSN0115161" style="hidden" type="person">Stone, Thomas Arthur (1797-1864)</name></persName></hi> hat sie zweimal zur Ader gelaßen und ihr eine Menge Opium verordnet, so sah ich sie eines Tages, kämpfend zwischen den wüsten Folgen des Opiums und ihrem eigenen klaren Naturell, – trotz aller Müdigkeit und Mattigkeit so gutmüthig und muthwillig wie immer – ein schönes Naturell, hält alle Proben, sogar gegen Krankenlaune, und wird von mir mir selber oft zum Anschauen, zur Herzstärkung und zur Nacheiferung verordnet. Noch <date cert="high" when="1833-01-16" xml:id="date_190b39af-79fc-4f1f-800d-f79db5695e08">vorgestern Abend</date>, – sie war besser, ja recht wohl, auf und erwartete <persName xml:id="persName_aacc8c47-30cc-4db2-919b-765f92f32951">ihren Mann<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der Ehren- und Pflichtenhalber zu einem <hi rend="latintype">Dinner</hi> gegangen war, das die <hi rend="latintype">Profession</hi> dem alten <hi rend="latintype">Parry</hi> zu Ehren<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2bcfa430-acc3-4d40-b132-c89059fda537" xml:lang="de">einem Dinner … dem alten Parry zu Ehren – Es fand am 18. Januar 1833 für John Parry in der Royal Society of Musicians statt. Unter anderem sang Parry dabei eigene »Welsh songs« (Harmonicon 11, 1833, S. 38, und Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 265).</note> gab, der sich um ich weiß nicht welchen fund verdient gemacht hat und dafür mit silberner Kaffeekanne pp beschenkt wurde, – der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b53c95d9-9220-4d64-bea4-ecca1231a0bc">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> Chairman</hi>, und so beweglich und eindringlich redend, daß erst der vielgeehrte Festgegenstand und dann die meisten übrigen zu weinen anfangen – hast Du denn auch geweint, fragte die <hi rend="latintype">Moscheles</hi> – Ja gewiß, sagte er, man konnts nicht helfen! – Nächsten Abend sah ich die Kinder, die die Scene noch sehr ergötzlich ausmahlten, und sich todtlachen wollten über das Weinen.</p><p>Die <persName xml:id="persName_11a2ae84-ca63-4f18-8386-62897cea6fc4">Kinder<name key="PSN0113439" style="hidden" type="person">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name><name key="PSN0113443" style="hidden" type="person">Moscheles, Serena (Serina) Anna (1830-1902)</name></persName>! – Hei, wie sie blühen!</p><p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Ich habe früher nie begreifen können, wozu in diesen kalten Tagen die Festtage noch gut sind, – jetzt ists mir schon klarer, und ich gehe gern von Party zu Party, wenn ich sicher bin dort einigen schlanken Gestalten zu begegnen, so hart wie es auch ist daß man sich noch in seinen alten Tagen zu allerlei Thorheiten bekennen muß. Ich habs auch nie so genoßen und <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_6524175f-f1ff-4c9b-90ed-56cec1994d17">ha</del> nie so bittersüß in die Welt hineingekuckt, Höllenstein und Spaßhaftigkeit, die allertrübsten Morgen und ganz sorglose Abende durcheinander. In meiner schlimmsten Zeit dachte ich mit vielem Ernst daran, bei wahrscheinlicher bleibender Steifheit das ganze hiesige Leben aufzugeben und mich in irgend ein Hannöversches Nest zu verkriechen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4ace20d2-2265-4f36-94d5-95aa02788a72" xml:lang="de">in irgend ein Hannöversches Nest zu verkriechen – Carl Klingemann stammte aus Limmer bei Hannover.</note> – dann nahm ichs hier noch doppelt gerne mit, und alles leuchtete in desto schärferen Lichtern. Ich tanzte einmal mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_67cbec7d-e634-4a2b-83c0-7723236be85e">Mary<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi> und verwunderte mich als ich sie nachher umherführte, ihren Arm so deutlich im meinigen zu fühlen – es war kein Druck von ihrer, es war nur Schmerz von meiner Seite. Aller der sociale Spaß wäre aber etwas zu specificiren – wer sichs nur noch erinnerte. Am <date cert="high" when="1832-12-31" xml:id="date_e70e4a3f-5172-4f9a-936f-466743623008">SylvesterAbend</date> waren wir bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_86ba2aa9-b597-4b85-9e88-709414388c7e">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi>, und unser Freund leuchtete ordentlich mit seinen Fingern, er spielte <title xml:id="title_42c4ca02-d6b2-4241-b441-4c336abfcf59">Dein Concert mit Saiteninstrumentbegleitung<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_2mewvwoy-wspd-wfug-e1bz-mfrz5zxr5xm3"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100349" style="hidden">Konzert Nr. 1 g-Moll für Klavier und Orchester bzw. Streichorchester, [November 1830 bis Oktober 1831]<idno type="MWV">O 7</idno><idno type="op">25</idno></name></title> so gut wie man es nur nach dem ja fast das Unmögliche leistenden Componisten kann. Dann die beiden ersten Sätze des <title xml:id="title_762b373b-89ed-4687-a68d-558b0e063b27">neuen Septetts<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3c30c349-2cc5-4553-92d2-500fa3a17830" xml:lang="de">die beiden ersten Sätze des neuen Septetts – Die ersten Sätze von Ignaz Moscheles’ 1832 entstandenem Grand Septuor für Klavier, Violine, Viola, Klarinette, Horn, Violoncello und Kontrabass D-Dur, op. 88, lauten Allegro con spirito und Scherzo (Presto). Die erste Probe der Komposition am 31. Dezember 1832 ist erwähnt in Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 258.</note> – davon später. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_24cef8e0-658e-41e3-980d-ed641acdfe6a">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName></hi> schaute und horchte, was das Kind für kluge Augen hat! Beim <hi rend="latintype">Supper</hi> war ich ein Thor, und setzte mich zwischen schwarze Kerle, statt zwischen helle Mädchen, – was halfs aber, ich redete zu ihnen über den Tisch herüber und blamirte mich nur noch mehr. Thus nie wieder. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cfe4c94b-b052-48a4-8f41-50e41774507b">Fanny<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> war nicht da, sie sagt sie ist <hi rend="latintype">so very much afraid of a certain square <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">instrument</unclear> with four pulpits</hi>, – wollen ihr im Frühling eins von <title xml:id="title_11d8eb16-b305-4393-8c61-81e4ee60f467">den letzten Beethövenschen Quartetten<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108092" style="hidden" type="music">Streichquartett Es-Dur, op. 127</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111817" style="hidden" type="music">Streichquartett a-Moll, op. 132</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108093" style="hidden" type="music">Streichquartett B-Dur, op. 130</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108094" style="hidden" type="music">Streichquartett cis-Moll, op. 131</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108096" style="hidden" type="music">Streichquartett F-Dur, op. 135</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_918e000f-0ab0-409b-92f7-b6e555a72470" xml:lang="de">den letzten Beethövenschen Quartetten – Gemeint sind die Streichquartette Es-Dur, op. 127 (1822/25), a-Moll, op. 132 (1825), B-Dur, op. 130 (1825/26), cis-Moll, op. 131 (1826) oder F-Dur, op. 135 (1826). Zur Thematik siehe Rudolf Stephan, Zu Beethovens letzten Quartetten, in: Die Musikforschung 23 (1970, S. 245-256.</note> zur Nachtmusik bringen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9bdd0356-0c0b-401c-a725-844ce4a6eb68">Cartwright<name key="PSN0110294" style="hidden" type="person">Cartwright, Samuel (1789-1864)</name></persName></hi> ist ein großer Mann, – er versicherte beim Aufstehen, er würde <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_1ba657a6-2b98-4b06-bfb5-9b24d5505bc3">erg</del> <hi rend="latintype">happy</hi> seyn mich nächsten Abend bei sich zu sehen, – <hi rend="latintype">we’ll have some Christmasfun</hi>. – “<hi rend="latintype">Very sorry – engaged</hi>” – <hi rend="latintype">Never mind, drop in as soon as you can</hi> – Ich droppte, um halb zwölf, – das sah alles so lustig und reinlich aus nach dem verdrießlichen Witz von dem ich herkam. <hi rend="latintype">Fanny</hi> sagte<hi rend="latintype">: so we shall see you three times next week, – we shall get quite tired of you</hi>! – Ferner gestand sie, mein Arm habe sie, nachdem sie allerdings viel Mitleid gefühlt, doch auf die Länge sehr ennuyirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4c875ea3-6b52-4429-b511-615bc0c51845" xml:lang="fr ">ennuyirt – von frz. ennuyer, langweilen, verdrießen.</note> – <hi rend="latintype">those eternal questions: how is your arm, Mr K? I proposed, somebody might switch it suddenly, to bend it again</hi>. Ich bewies ihr das tief Unmoralische in ihrer Abneigung gegen Quartettmusik, bis sie, halb ernsthaft empört über den ‘Nonsense’ davon ging. Der edle <hi rend="latintype">Cartwright</hi> drückte <add place="above">mir<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> beim späten Weggehen eine Einladungskarte zum Ball für <date cert="high" when="1833-01-22" xml:id="date_cd30d8c2-dd0b-4d74-b97f-f05ae8b67f84">nächsten Dienstag</date> in die Hand – das nächste Mal wo ich umschmeiße gebe ich einen Zahn preis,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_970ccbf3-4292-470d-a9f8-11a0c3710b59" xml:lang="de">gebe ich einen Zahn preis – Carl Klingemann war im April 1829 schon einmal mit einem offenen Pferdewagen umgekippt und hatte bei dem Sturz einen Vorderzahn verloren. Er schrieb damals in seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53).</note> um mit dem Treflichen in die allernächste Berührung zu kommen, – der Mann hat so schöne Zimmer, und so schönen Punsch, und so schöne Leute, <hi rend="latintype">Felix</hi>, wir wollen den Mann warm und wärmer halten. – Nächsten Morgen um 9. saß ich in einer <hi rend="latintype">Brighton</hi>Kutsche, und hörte am Abend, statt am vorigen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_76dd04aa-5bb9-4280-9532-75e41bbfd188">Meyerbeers<name key="PSN0113318" style="hidden" type="person">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName></hi> <title xml:id="title_b067e227-faf7-4073-a514-ec0e9fd3ae2c">Teufelswalzer<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0109979" style="hidden" type="music">Robert le diable</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5856a52f-e081-4848-9714-e2886de51545" xml:lang="de">Meyerbeers Teufelswalzer – Tanzeinlage im dritten Akt von Giacomo Meyerbeers Oper Robert le diable.</note> als Quadrille,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_01547b13-f568-405f-9961-62fbf8f81e88" xml:lang="de">Quadrille – französischer Tanz, der von je vier Paaren im Karree getanzt wird.</note> das Brausen des Meers, – aber fast gleichgültig, – nahm warme Seebäder, zog den ganzen Tag über mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_42e264f0-a228-4966-ae28-b8112b13ce3e">Schlemmer<name key="PSN0114573" style="hidden" type="person">Schlemmer, Johann Friedrich (Fritz) Philipp Middleton (1803-1890)</name></persName></hi>, den ich dort glücklicherweise fand, die Cliffs entlang unter den blühenden Ostwindfrischgefärbten Bildern auf und ab, und hatte dazwischen meine eignen melancholischen Gedanken – kam wieder zur Stadt für die “<hi rend="latintype">KensingtonGravelpitTheatricals</hi>”.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_76cafd29-afbe-4760-935b-cb219d7460ef" xml:lang="de">KensingtonGravelpitTheatricals – Gemeint sind Theatervorstellungen der Familie Horsley in deren Haus in Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits, die im Januar 1833 stattfanden. Siehe dazu Recollections of a Royal Academian by John Callcott Horsley, R.A., hrsg. von Mrs. Edmund Helps [i. e. Alice Helps], London 1903, S. 31 ff.</note> In meiner Kutsche saßen drei “<hi rend="latintype">real Gentlemen</hi>” von Gaben und Grundbesitz, – wir debattirten den ganzen Weg lang die gegenwärtigen Zeiten und Umstände. Einer sagte, es ginge doch jetzt mit der <hi rend="latintype">Diffusion of Knowledge</hi> zu weit, – er könnts nicht billigen, daß sein <hi rend="latintype">housemaid</hi>, statt die <hi rend="latintype">Carpets</hi> rein zu halten, dann und wann ein Buch aus seiner <hi rend="latintype">Library</hi> nähme, wie er wohl merke. <hi rend="latintype">Sir</hi>, sagte unser Vierter, ein stattlicher Mann mit weißem Haar und jugendlichen feinen Gesichtszügen, mit oratorischer Fülle,+ <add place="margin">+er hatte noch nicht gesprochen<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add>, – <hi rend="latintype">if we should lose our fortune &amp; station in the world, would not the knowledge &amp; litterary taste we acquired, sustain us? Why deny to the lower classes the same comfort, which may reconcile them to their humble lot</hi>? <hi rend="latintype">pp</hi> Kurz er sprach schön, und ergab sich als ein <hi rend="latintype">M. P.</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3549cf39-4211-41f1-9671-cdfe249e389e" xml:lang="en">M. P. – engl. Member of Parliament.</note> neuerlich von <hi rend="latintype">Dissenters</hi> gewählt, – ein gründlicher <hi rend="latintype">Reformer</hi>, der in Kirche und Staat und <hi rend="latintype">Cornlaws</hi> und <hi rend="latintype">Poorlaws</hi> aufräumte, daß es Einen aufräumen mußte; wir blieben die letzten und zogen herb über die Weggegangenen Her los, die noch so viele <hi rend="latintype">crude notions</hi> und alten Sauerteig in sich hätten, und über die närrische Gewalt gewißer Satzungen, die von Kind und Kindeskind seit den Stuben her auf Treu und Glauben angenommen werden. Wie ich mir zu Haus den Reiseschmutz abwusch, dachte ich mit weisem Lächeln daran, wie ich, etwa im Sommer 1826, den verhöhnt haben würde, der mir prophezeiht hätte, ich würde 6 Stunden lang in einem fort mit Engländern über ihr Inneres, und nicht ohne Geschmack, politisiren, – ich hätte ihn in einer expreßen Zeitungsnummer persiflirt. –</p><p>Dann trug sich zu eine <hi rend="latintype">Party at the <persName xml:id="persName_be4f42e0-bbeb-4c98-bd61-e9852d0c16e1">Misses Buckley’s<name key="PSN0116332" style="hidden" type="person">Buckley, Ann Wall (1806-1859)</name><name key="PSN0116333" style="hidden" type="person">Buckley, Harriet Elizabeth (1808-1871)</name></persName>, Horsley</hi>sche Verwandte, die mich einluden, brave ältliche junge Damen. Das Historische daran war, daß ich mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b9fd0968-aa59-4e06-9c4f-1acd565a395c">John<name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName></hi> hingehen mußte weil ichs Haus nicht kannte, – er kam erst um 9. von der <placeName xml:id="placeName_9ca1b710-4d9c-4887-8720-eb2e7bf7d274">Academie<name key="NST0103395" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Academy of Arts</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> zu Haus, – <persName xml:id="persName_3106d39c-ec10-4922-85e1-46da1032d56d">die Mädchen<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name><name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name><name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> zogen sich noch an, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9e21f926-2e83-46cc-be71-00ebacd7a28c">Charles<name key="PSN0112102" style="hidden" type="person">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName></hi> schrieb Comödienzettel, und ich machte mich gleichfalls an einige, dazwischen vergnügliche Gespräche mit der <persName xml:id="persName_acea86eb-44ce-4698-9c07-c5af11b6ffa8">Mutter<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> führend, die sich schonte und zu Haus blieb, der Comödie halber. Nun haben wir alten Gesellen und feinen Neuerer nichts lieber – kaum das Fest selber – als die Zurüstungen<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> dazu, – des Spaßes zu geschweigen, den der Anblick des mordenten Organischen macht, – wenn z. B. erst <hi rend="latintype">John</hi> zu Haus kommt, und umgetrieben wird sich zu schmücken, aber versichert, er müße erst seinen <hi rend="latintype">Tea</hi> haben, und ich derselben Meinung bin und mich zum Mittrinken bereit erkläre damit man ihn nicht erst unten im Ballhause zu nehmen brauche, – wenn dann die Schwestern, eine nach der andern, in hübschen Intervallen, selbst nach hübschen Intervallen, im Ballanzug hereintreten, – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_58d748f3-50e1-43be-a0a0-ba11312b0fe8">Mary<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi> gar zum erstenmal mit verschnittenem Haar, in Locken, fremd und neu und prächtig anzuschauen, wie <hi rend="latintype">Jack</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c22dda3-8ab2-4f90-8c3c-5353e7591372" xml:lang="de">Jack – Jack, Bediensteter oder Person aus dem Umfeld der → Familie Horsley: PSN0115982.</note> schilt daß <hi rend="latintype">John</hi> noch da sitzt und nie fertig werden wird, er aber ganz gelaßen bleibt, und wir Beide versichern es wäre unsre Absicht sehr <hi rend="latintype">fashionable</hi> zu seyn und sehr spät hinzugehen, und wie der Fly<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_adbdb0f8-d5fd-46d9-88f5-0155ae57f5dc" xml:lang="en">der Fly – engl. fly, öffentliche Kutsche, Einspänner.</note> da ist und ich die Mädchen in ihn hinein hande, und wie <hi rend="latintype">John</hi> und ich richtig noch sehr gemüthlich sitzen bleiben und würklich sehr spät hingelangen. Dann freilich wars wie immer, und man drehte sich eben im alten Kreise herum. Mit <hi rend="latintype">Fanny</hi> hatte ich mich grade zur Gundville gestellt, da machte sie sich schlank, und sah mich verschlagen an, und sagte: <hi rend="latintype">Now talk to me, Mr Klingemann! My last Partner was so stupid, – he would not say a single word</hi>. – Noch nachzutragen ist von <hi rend="latintype">Cartwright</hi> her, daß <hi rend="latintype">Fanny</hi> sagte, wie von dem Dreimalsehen in einer Woche die Rede war, – sie zeigte dabei auf ihr blaßrosa Kleide: “<hi rend="latintype">you will see this dress very often, – but I don’t care</hi>.” – Mary sagte erhaben: <hi rend="latintype">I managed better, – I kept my new dress for next week</hi>. Den hatte sie eben an, wie sie oben eintrat. Am folgenden Tage kamen die famosen <hi rend="latintype">Theatricals</hi> selber. </p></div><div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3785cf56-e97d-4c58-a058-525ee66083a1"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_c7eef4c6-0856-4810-b412-ed9508ea9015">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_5b38da4a-7985-41c4-b358-bedd5a69101d">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><dateline rend="left"><date cert="high" when="1833-01-23" xml:id="date_acaba61d-d321-41c7-a6ad-d6f7396a2614"><hi n="1" rend="underline">Später</hi> – <hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1833-01-23" xml:id="date_e6e45018-02c2-4193-8585-95c791d0a6d0">Mittwoch Abends</date></hi>.</date></dateline><p style="paragraph_without_indent">Eine Note von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1269e796-75fc-4339-a9ae-144997a9dd0d">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype">low-spirited</hi> und herbe für den milden Geist, unterbrach mich – ich machte mich flugs auf zu ihm. Es lag aber eine Nacht dazwischen, guter Rath und bessere Stimmung waren in ihr gekommen, eine gefürchtete Erkältung aber nicht, kurz er war lieblich und gut wie immer, und unser alter <hi rend="latintype">Rosen</hi>. Von seinen unsterblichen Werken war die Rede, namentlich <title xml:id="title_e1415679-7484-458e-b027-fe2b2dedf9f9">seinen Artikeln<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0112038" style="hidden" type="science">Beiträge in: Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge</name></title> für die <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_28380e4e-7048-4bf8-a09d-ef6231b88429">Penny-Cyclopedia<name key="NST0103422" style="hidden" subtype="Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge (Herausgabe)" type="institution">Society for the Diffusion of Useful Knowledge</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> von der <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2be00031-e15e-4131-8b36-d0738317e5ba">useful-knowledge-Society<name key="NST0103422" style="hidden" subtype="Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge (Herausgabe)" type="institution">Society for the Diffusion of Useful Knowledge</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dd9f2455-b4e0-4028-b6a7-1c2bb8942da7" xml:lang="de">seinen Artikeln für die Penny-Cyclopedia von der useful-knowledge-Society – Friedrich Rosen arbeitete an der Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge mit, die von der Society for the Diffusion of Useful Knowledge 1833 bis 1943 in London in 27 Bänden herausgegeben wurde. Die in den Jahren 1826 bis 1848 bestehende Society widmete sich der Vermittlung nützlicher Informationen in die Öffentlichkeit.</note> ich warf ihm bitter vor, was man von seinen gelehrten Freunden habe, wenn man sein schweres Kupfer für ihre Werke dahingeben müsse, die “vom Verfasser” noch unsterblicher gemacht in unsern Büchereien zu glänzen hätten, und führte Beispiele an, z. B. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_195ef17e-3615-484e-ad99-4aa000a991f7">Caspern<name key="PSN0110308" style="hidden" type="person">Casper, Johann Ludwig (1796-1864)</name></persName></hi>, dessen <title xml:id="title_00faed81-8639-4ebc-874d-45069aa71994">Werk über das Berliner Schnapsen<name key="PSN0110308" style="hidden" type="author">Casper, Johann Ludwig (1796–1864)</name><name key="CRT0111874" style="hidden" type="science">De Vi atque efficacitate insitionis variolae vaccinae in mortalitatem civium Berolinensium hucusque demonstrata</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_efffa5b7-f9b7-4ef0-9c22-b5e904d801ad" xml:lang="de">Caspern, dessen Werk über das Berliner Schnapsen – Johann Ludwig Caspers Dissertation De Vi atque efficacitate insitionis variolae vaccinae in mortalitatem civium Berolinensium hucusque demonstrata, Berlin 1824.</note> von ihm wie ein guter Geruch bei mir zurückgeblieben. – Dann kam Rosen in seinem eigentlichsten Lichte: – er bereitete vor, ich solle aber nicht lachen – es wäre gar nicht sein Verdienst – Leute die die zufällige, blos zufällige Veranlaßung nicht wüßten, müßten sich mit Recht wundern – der wahre Zusammenhang der Sache aber sey so: <persName xml:id="persName_f8be8593-581a-4fa4-9bc1-14334a80db02">der hiesige Rußische Consul<name key="PSN0112839" style="hidden" type="person">Lieven, Christoph Andrejewitsch (Xristofor Andreevič) Fürst von (1774-1839)</name></persName> habe ihn um seine Meinung wegen hier befindlicher SanskrittManuscripte gebeten, die von der Russ. Regierung angekauft werden sollten. Die habe er gegeben, – einen Catalog angefertigt, später den Ankauf besorgt und die Kaufsumme ausbezahlt. Darauf habe er nun vom <persName xml:id="persName_9f27f708-6dde-496b-b9f3-2b881b63af3f">Fürst <hi rend="latintype">Lieven</hi><name key="PSN0112839" style="hidden" type="person">Lieven, Christoph Andrejewitsch (Xristofor Andreevič) Fürst von (1774-1839)</name></persName> eine Note erhalten, worin er anzeigt, daß die <placeName xml:id="placeName_0586ab70-3d78-45d3-a053-08caa5898506">Kaiserl. Russ. Academie der Wissenschaften in <hi rend="latintype">Petersburg</hi><name key="NST0103397" style="hidden" subtype="" type="institution">Kaiserliche Akademie der Wissenschaften</name><settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> ihn zum Ehrenmitgliede ernannt habe – höchst lächerlich und unverdient, sie hätten ja nichts von ihm gelesen, als allenfalls jenes schriftliche Gutachten an den Consul, Sanskritt würde dort nicht getrieben, und Männer wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_662b28ed-b3ad-46e5-92f7-3080ff891259">Long<name key="PSN0117445" style="hidden" type="person">Long, George (1800-1879)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6a185b43-be7b-47ac-a526-abf1192528b8">Key<name key="PSN0117238" style="hidden" type="person">Key, Thomas Hewitt (1799-1875)</name></persName></hi> und ich weiß nicht wer noch müßten sich wundern – über Academie zog er los im Allgemeinen und citirte speciell <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_edfa3be0-1aa8-4dca-a513-84f062c7fb3c">Hegel<name key="PSN0111804" style="hidden" type="person">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name></persName></hi>, wenn der sagt, daß hm hm als Männer wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6dd72c74-0048-431f-9d0c-9c4aa492c69a">Leibnitz<name key="PSN0112758" style="hidden" type="person">Leibniz, Gottfried Wilhelm (seit 1711) Freiherr von (1646-1716)</name></persName></hi> noch in Academie hm – hm – jetzt freilich – hm — Kurz, er wüthete – ich freute mich über die Geschichte und über das Weiterzählen, – im Vergleich – hebe ich immer noch für <hi rend="latintype">Fanny</hi> auf, die obendrein für <hi rend="latintype">Rosen</hi> eine besondere Hochachtung gemischt mit Grauen hat, was sich gut ansieht. Ja, sagt <hi rend="latintype">Rosen</hi> wieder, Du mußt aber die Veranlassung erzählen. – Und wenn auch, – sage ich, – ich werde sagen, es müsse doch noch was dahinter stecken, denn gesetzt <hi n="1" rend="underline">ich</hi> verschleppte ganze Bibliotheken, machte mich doch keine Akademie zu ihrem EhrenMitgliede. Dann gingen wir aus und zogen die bewegte <hi rend="latintype">NewStreet</hi> hinunter, er zur <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_fc80369c-084c-49d0-aa4e-3206d8dd9374">Asiatic Society<name key="NST0103328" style="hidden" subtype="" type="institution">Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b62b1aab-a5d6-409d-a61b-813cea673a78" xml:lang="de">Asiatic Society – die 1823 von dem Orientalisten Henry Thomas Colebrooke in London gegründete Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland.</note> ich zu <persName xml:id="persName_3be85c00-6322-4b8b-a98a-11be50fc2b16">Mad. <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, – der eine so consequent wie der andere.</p><p>Freund, ich schreibe dies ohne Brille, und bin stolz darauf.</p><p>Freund, ich schreibe dies gegen 12 Uhr Nachts – wie schon öfter – und bin stolz darauf. </p><p>Und alles das nach des großen <hi rend="latintype">Cartwright</hi> großem Balle, <hi rend="latintype">ex</hi> um 3 Uhr, – und jetzt eben nach einem Leib- und seelenzerschmelzenden <hi rend="latintype">Vapourbath</hi>, von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0df20fcd-dfdc-458a-8543-e746608f1657">Lawrence<name key="PSN0112724" style="hidden" type="person">Lawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867)</name></persName></hi> heute morgen verordnet – Exceß und Doctor, Krankheit und Cur alles dicht neben- und durcheinander, – aber es ist mir höchst comfortabel – <hi rend="latintype">Sir, you will find it a real Oriental luxury</hi>, sagte mein <hi rend="latintype">Vapourman</hi>, und er hatte Recht. – Das Feuer lodert, – links liegen drohende Berufspapiere, die ich mit Wollust bis zum letzten Augenblick weiter aufschiebe, und rechts dampft ein sanfter <hi rend="latintype">Tumbler</hi> voll <hi rend="latintype">Sherry</hi> und Wasser, neben dem ein halber <hi rend="latintype">Tea Cake</hi> liegt, an dem zwar kein Mährlein hängt, der aber von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ff6ba850-136c-4729-8ca6-a20c2e078962">Fanny<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> gebacken ist. Das ist zwar schon lange her – im Nachsommer wars, – eines Abends, – da sagte die <persName xml:id="persName_a863fa60-a2c6-4f01-8b0d-b514786ff6fa">Mutter<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName>, die sich an ihren Kindern freut wie eine – Mutter, – <hi rend="latintype">the Girls have been busy to day, <persName xml:id="persName_8b1b4615-8ee8-4ceb-b03d-4a73f331fb60">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> made herself an Applepie, <add place="below">her first<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> and Fanny baked TeaCakes. – That’s all very well</hi>, sagte <persName xml:id="persName_1ca01de4-182b-43e5-9db8-f2d3c1f99af3">der Alte<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName>, <hi rend="latintype">but <hi n="1" rend="underline">my</hi> butter will be the worse for all these experiments. – I’ll bake you some, Mr. Kl.</hi> sagte <hi rend="latintype">Fanny</hi> – <hi rend="latintype">oh pray do</hi>, rief ich begeistert und in der That kriegte ich das nächstemal eine Düte<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f1d68fb0-76b0-4635-af62-aea7bd506902" xml:lang="de">Düte – Tüte.</note> voll, von denen von Zeit zu Zeit eins verspeist wird.</p><p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Der Ball <date cert="high" when="1833-01-22" xml:id="date_9c39039f-58ab-4552-a0f2-df8faa9fca01">gestern</date> war allerdings schön und nett, aber man ist zu Zeiten ein absurder Hund und läßt sich von Geistern des Widerspruchs leiten und ist verdrießlich, gespannt, verstimmt, überhaupt ledern. Ich wars sehr. <hi rend="latintype">Don’t be so solemn</hi>, – sagte <hi rend="latintype">Fanny</hi> – <hi rend="latintype">I <hi n="1" rend="underline">am</hi> solemn</hi>, erwiederte ich. <hi rend="latintype">Mary</hi> fragte ich nach den <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_724da62e-d8ed-4526-aea4-d3cf8ea737b9">Misses Buckley<name key="PSN0116332" style="hidden" type="person">Buckley, Ann Wall (1806-1859)</name><name key="PSN0116333" style="hidden" type="person">Buckley, Harriet Elizabeth (1808-1871)</name></persName></hi>, die ich affectire nicht wieder zu kennen (sie saß neben einer) <hi rend="latintype">don’t be so stupid</hi>, sagte sie, – <hi rend="latintype">I <hi n="1" rend="underline">am</hi> stupid</hi>, erwiederte ich – <hi rend="latintype">and a genius besides</hi>, fuhr ich fort, – <hi rend="latintype">and we have a right to be absent</hi>. – <hi rend="latintype">How <hi n="1" rend="underline">is</hi> your arm</hi>, fragte sie später, wie man von einer veralteten Zeitungsnachricht spricht – <hi rend="latintype">really well</hi>, sagte ich, <hi rend="latintype">making daily progresses</hi>. Nun beschrieb ich, wie ich alle Morgen probirte, – erst hätte ich die Begriffsfähigkeit im Gesicht abgemeßen, – aber so an der Nasenspitze, das wäre doch unedel, – ich versuche es jetzt am Herzen, ich könne beinahe, und mit Hülfe der linken Hand, hinlangen. <hi rend="latintype">Where is your heart</hi>, fragte sie ruhig und ein wenig spöttisch, – <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_5679736a-51c8-4595-8ee6-be22cc2fa7e6">abe</del> <hi rend="latintype">In a ballroom, in a quadrille</hi>! rief ich fragend, und verhöhnend. So kam’s <hi rend="latintype">Supper</hi>, – des großen Mannes würdig, – die WildpretsPastete und der <hi rend="latintype">Punch à la Romaine</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5dc0bbc6-1fcc-4f91-a2cf-6dde8c6aaf5b" xml:lang="fr ">Punch à la Romaine – Cocktailgetränk, das aus Rum, trockenem Weißwein, Zitronen, Orangen, Eiweiß und Zucker zubereitet wird.</note> die mich bewogen es noch einmal von vorn wieder anzufangen, flößten mir ungeheuchelte Ehrfurcht gegen den Treflichen ein. Dann kamen <hi rend="latintype">Glees</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ea57cfeb-29f9-447d-bef6-5b14af906ea5" xml:lang="en">Glees – Glees (vom angelsächs. gligg, Musik) sind drei- bis vierstimmige, unbegleitete Chorlieder für falsettierende Männer-Altstimmen. Das Glee hatte seine Blütezeit zwischen 1750 und 1830 und wurde vor allem in englischen Männerclubs gepflegt. In London existierte in den Jahren 1787 bis 1857 ein Glee Club zur Pflege dieser Kunstform.</note> <hi rend="latintype">Songs</hi> und dergl. in Unzahl; – was lachen die Leute gern, wenn sies gratis, und nach ’nem guten Abendbrodt haben können! Dann Tanz – es war 2 Uhr da ging die Mama mit den Kindern fort, und ich konnte sie nicht mal hinunterbegleiten, ich hätte <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d9fbf84a-2b0e-4414-b396-4fe4fa595e05">ich nicht</del> <add place="above">müßen<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> die besagte <hi rend="latintype">Miss Buckley</hi> abrupt mitten in der Stube stehen laßen, mit der ich eben getanzt hatte. Wenige Paare blieben übrig – <hi rend="latintype">a Country dance</hi>! riefen die – <hi rend="latintype">come Sir, – I don’t know it, ich, – never mind, your Partner will show you</hi>, – so war ich gebunden, und nun ging das Rasen los, immer wieder von vorne, beinah eine Stunde lang, und so mußte ich, der ich vorher mitten im Plaisir und in der Wahl und Freiheit edel gewesen war, mich nun <hi rend="latintype">nolens volens</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cc3fa96c-969b-4027-a5f2-ba7dece7bb4a" xml:lang="la ">nolens volens – lat., wohl oder übel, notgedrungen.</note> amüsiren und springen wie eine Nachtigall singt die man geblendet hat und die von keiner Tageszeit weiß. Es kam mir aber gleich komisch vor, und obendrein sah ich, daß die heftige LeibesBewegung ganz im Sinne meiner Schnupfencur war, drum sprang ich nur immer höher, machte mich immer lebhafter und sah immer fideler aus, bis am Ende dann doch gottlob die Tänzerinnen hinfielen wie die Fliegen und der Spaß ausging. <hi rend="latintype">We kept it up very well</hi>! sagte der lange <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8955fc93-78d1-4261-bbad-0ae5c8124f81">Holm<name key="PSN0112067" style="hidden" type="person">Holm, Henry Haley (1806-1846)</name></persName></hi> ganz vergnügt, und das gefiel mir wieder, weil ich mirs gleich so übersetzte: Unsre viele Mühe das Plaisir hinzuhalten, ist nicht umsonst gewesen, wir haben uns nicht vergebens gequält recht lustig zu seyn. – Nun zu Bett! – </p><p>Mein <hi rend="latintype">Vapourman</hi> amüsirte mich <date cert="high" when="1833-01-22" xml:id="date_baeb96dc-8f10-469e-938a-56423c03596b">gestern Abend</date> – man sitzt dabei in einem Kasten, schwitzt unmäßig, kann aber conversiren. Er pries seine Einrichtung – 40 Jahre habe ers nun selber gebraucht, zu größtem Nutzen, – er coquettirte, denn er sah würklich nicht älter aus als eben 40. “Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_76e5b4af-e5aa-4873-b90e-e4e1a178538e">Marchioness of Salisbury<name key="PSN0116403" style="hidden" type="person">Cecil, Emily Mary Marchioness of Salisbury (1750-1835)</name></persName></hi> ist 90 Jahr alt, – jedesmal vor einer <hi rend="latintype">fête</hi>, – <hi rend="latintype">you know Sir, she is a great leader of fashion</hi> – nimmt sie zwei dieser Bäder, und ist ganz jung nachher, – so noch kürzlich vor den Festen in <hi rend="latintype">Hatfieldhouse</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07f254a6-874b-467d-b810-68fe3fd34217" xml:lang="de">Hatfieldhouse – Hatfield House, der 1607-1611 erbaute Palast der Marquesses of Salisbury, befindet sich ca. 34 km nordwestlich von London in Hatfield in der Grafschaft Hertfordshire.</note> – you read them in the papers” – Pause. – “Nichts beßer gegen eine Erkältung als diese Bäder, – es thut den Lungen so wohl” – in <hi rend="latintype">Calcutta</hi> haben sie mir eben so geholfen, wie hier.” – Ich solls meines Arms wegen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de1995a6-2552-4f40-b683-4fd8fa2f1187" xml:lang="de">meines Arms wegen – Carl Klingemann hatte im Vorjahr bei einem Wagenunfall eine Quetschung am Arm erlitten. Siehe Brief gb-1832-11-05-01 Thomas Attwood und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Norwood, 5. November 1832, Z.: »CKlingemann mit einem Arm der noch immer steif ist«, und Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 26. Dezember 1832.</note> gebrauchen, sagte ich, – – er ist steif. – “Nichts dienlicher! werden sehen wie geschmeidig es ihn macht – “<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7ab66846-b074-45b8-9ba7-dc78d1221c79">Mr Lawrence<name key="PSN0112724" style="hidden" type="person">Lawrence, Sir William (seit 1867) 1st Baronet (1783-1867)</name></persName></hi> kommt selber von Zeit zu Zeit, er leidet an Rheumatismen, – dafür sind die Bäder <hi rend="latintype">quite famous</hi>!” – Ich habe aber auch große Irritabilität an der Haut auf dem Arm – “Just dagegen ist nichts beßer, – es treibt alle <hi rend="latintype">materia peccans</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bb8345c4-45cb-40cf-b130-3cf23251403d" xml:lang="la ">materia peccans – lat., krankmachende Substanz.</note> wie aus!” – Pause. – “Eine junge Dame, <hi rend="latintype">with a great fortune</hi>, – kriegt mit einemmale eine eruption am Halse, es waren Knollen gebildet, – sie hätte nicht heirathen können, es entstellet gar zu sehr, – ihr Artzt schickt sie zu mir, – weg sind die Knollen, sie ist jetzt verheirathet. – Pause. – Mit einemmale flüstert es in meinem Rücken: <hi rend="latintype">For the <hi n="1" rend="underline">digestion</hi> these bath are quite wonderful</hi>? Ich mußte laut auflachen. Dem Haar muß aber diese große Hitze sehr nachtheilig seyn, sagte ich nachher – “Nachtheilig, dem Haar! Nichts stärkte das Haar mehr! Ein <hi rend="latintype">Gentleman</hi> der bei <hi rend="latintype">Waterloo</hi> verwundet war, und alle Tage zwei nehmen mußte, Wochenlang, mußte es sich alle acht Tage schneiden laßen, so wuchs es! Mein Haar war grau vor 20 Jahren, – jetzt ists nach den häufigen Bädern wieder ganz dunkel geworden.” –</p><p>Da kommt Deine letzte Sendung – edler Freund! Beim Himmel Du thust Wunder im neuen Jahr, ich glaube wieder an Deine Lebensgeister, fühle ungeheuchelte Verehrung gegen Dich und geheuchelten <hi rend="latintype">blame</hi> gegen mich, – ich nehme Vieles von dem Fluchen zurück was ich innerlich verübt, und wollte nur ich hätte mehr äußerlich gebrummt damit ichs auch zurücknehmen könnte. <title xml:id="title_792797d9-98e1-4f55-ae14-37f44fbf8ae2">Deine Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_1ykhwplu-yh3j-xesx-6yva-uacbgdthghev"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title> muß gut werden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8ad6d6e3-b335-40b6-a441-30dfe63ab565" xml:lang="de">Deine Symphonie muß gut werden – Die Niederschrift der vollständigen Partitur der Sinfonie A-Dur (»Italienische«), op. 90 (MWV N 16), begann Mendelssohn wahrscheinlich im Januar 1833 und beendete diese am 13. März 1833 (vgl. MWV, S. 226).</note> – o schwatze ein wenig darüber nächstens, – sag ob hell oder dunkel, breit oder schmal? – Wenn ich bedenke, daß erst <title xml:id="title_00a8724a-9f67-47d4-976d-102cb298af45">ein Brief an mich <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> </title>, dann <title xml:id="title_1d9eb9e8-662a-426d-9ce5-e5f1236bc29d">einer <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-08-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London; Berlin, 8. Januar 1833</name> </title> an <persName xml:id="persName_d1552f4a-1c6f-4fce-a945-c79d7f9e7525">Mad <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, dann wieder diese Sendung an mich, mit <title xml:id="title_13927bdd-9826-4ab0-86b9-78ea5ad03038">Briefen <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> </title> <title xml:id="title_335c61c4-6b60-4084-9087-c9c822d14d8c">an <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Thomas Attwood in Biggin Hill, Norwood Surrey; Berlin, 15. Januar 1833</name> </title> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_99658fff-0a03-4fd1-8df2-f31220d0dc06">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3869ad42-b746-4c15-b48a-4ad7c43c9762">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> eingelaufen, so fühle ich Dein Wohlbehagen und ruhiges Gewißen ordentlich mit, wie zufrieden müßt ihr seyn, Du und die Post! Die Nachricht über <persName xml:id="persName_6a9b11c8-4dae-4001-a540-22069956129e">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> macht mir die größte Freude für Euch alle, – es rundet schön ab. Es ist mir sehr lieb für ihn daß er nicht zum Pariser zu werden braucht – er hat gute deutsche Adern in sich, um die wäre es Schade gewesen, und dann wieder einen Hang zum Abschließen und zum Fertiggewordenseyn, was just wieder recht französisch hätte werden können.</p><p><seg type="pagebreak">|5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> Wie heißt denn <title xml:id="title_04e4bcf8-c804-46fb-b488-2e5a7f94b208">Dein Oratorium<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_didawrnj-axws-njym-v47w-rat6awmk80i1"> <item n="1" sortKey="documents" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="libretti_and_texts" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100719" style="hidden">Moses, [1832]; Oratorienlibretto für Adolph Bernhard Marx<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_33385983-8c6d-466b-b53a-14e1aa7927a6">pro<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0109905" style="hidden" type="music">Mose. Oratorium aus der heiligen Schrift op. 10</name></title> <persName xml:id="persName_fe26805a-2f70-4aa2-b1eb-d2b1aa3fadfd">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74665249-159b-42ec-bd6f-f97a0daa3374" xml:lang="de">Dein Oratorium pro Marx – Felix Mendelssohn Bartholdy und Adolph Bernhard Marx schrieben wechselseitig Textentwürfe für ihre Oratorien Paulus op. 36 (MWV A 14) und Mose (UA Breslau, 2. Dezember 1841). Mendelssohns Textentwurf zum Mose befindet sich in GB-Ob, M.D.M. d. 30/216a. Der endgültige Text (datiert 21. August 1832) wird in D-B, Musikabteilung, MA Ms. 76, aufbewahrt (<ref target="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000D71C00000000" xml:id="ref_ba1de559-c2a1-493c-8d93-b3b6e18662c9">Digitalisat</ref>; Faksimile der ersten Seite bei Eric Werner, Mendelssohn. Leben und Werk in neuer Sicht, Zürich 1980, S. 65. Edition des Textes mit detailliertem Nachweis der Bibelstellen in: Edgar Kellenberger, Felix Mendelssohn als Librettist eines Moses-Oratoriums. Erstedition mit Kommentar, in: Musik und Kirche 63, 1993, S. 126–139, und in Sposato, The oratorios of Felix Mendelssohn, Bd. 2, S. 29–46). Marx lehnte Mendelssohns Entwurf ab, es kam zu einem Zerwürfnis der beiden Freunde (Marx, Erinnerungen, Bd. 2, S. 138 ff., und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, S. 302 f.). Zu den Entwürfen siehe Albrecht-Hohmaier, Mendelssohns Paulus, S. 181 ff., und Brief Nr. 667, Z. 93. Eine Inhaltsangabe des Oratoriums von Marx bietet Johann Theodor Mosewius in der nach der Uraufführung 1841 entstandenen Schrift Ueber das Oratorium Moses von A. B. Marx. Vortrag in der vaterländischen Gesellschaft zu Breslau, gehalten am 26. April 1842 von Mosewius, Leipzig 1843.</note> Fürchtest Du daß ich mich flugs daran gebe und etwa denselben Gegenstand für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c107a84f-f354-4101-887b-91a902dc81fe">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden" type="person">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName></hi> wegcapere und im Nu bearbeite? Du kennst meine Schnellschreiberei. –</p><p>Ich habe mir übrigens den “guten Tag” mit dem <hi rend="latintype">Horsley</hi>schen Briefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40150df5-cc15-4ec3-8d9f-e9509edf4cdc" xml:lang="de">den “guten Tag” mit dem Horsleyschen Briefe – Gemeint ist Brief fmb-1833-01-16-03 (Brief Nr. 654) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Berlin, 16. Januar 1833. Vgl. Brief fmb-1833-01-16-04 (Brief Nr. 655) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 16. Januar 1833, Z. 39 f.: »und trage den an Horsleys selbst hinaus«. </note> nicht gemacht, sondern ihn per Note sogleich hinausgeschickt – so kommen alle Dinge anders in der Welt. Erstlich habe ich heute viel zu thun, und zweitens habe ich mit den Kindern ausgemacht ich wollte am <date cert="high" when="1833-01-25" xml:id="date_23fade79-390c-4e89-a1c5-d312acd65b4c">Freitag</date> Abend kommen, – <hi rend="latintype">Fany</hi> sagt des Morgens hätten sie nun viel zu lernen, denn die Ferien wären vorüber, und die Morgenvisiten wären eigentlich störend, – am Abend wärs viel hübscher. Alles recht gut, sagte ich ihr, aber des Morgens bin ich viel liebenswürdiger. –</p><p>Durch den Gang der Begebenheiten bin ich ganz aus dem historischen Zusammenhang und Enthusiasmus herausgerißen worden, – ich komme nun nicht wieder hinein. So viel ist gewiß, die <hi rend="latintype">Theatricals</hi> waren höchst prächtig, und der kleine <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_55358740-2c14-4475-8317-5d263aae528d">Charles<name key="PSN0112102" style="hidden" type="person">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName></hi> als <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">ernsthafter</unclear> singender Liebhaber unwiederstehlich spaßhaft – alles glückte, wurde goutirt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_96691dd5-a509-4591-8038-673b1626b666" xml:lang="fr ">goutirt – von frz. goûter, kosten; hier: Gefallen an etwas finden.</note> <hi rend="latintype">encored</hi> und beklatscht. <hi rend="latintype">Rosen</hi> und ich, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_51efc2a6-1459-491d-97b4-2d95edb60310">Sir G Smart<name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e48b37af-830e-4c39-8939-0f6f7981f33e">Cartwright<name key="PSN0110294" style="hidden" type="person">Cartwright, Samuel (1789-1864)</name></persName></hi> bildeten einen Kanonenwinkel, der es an Lärm und Späßen von allen Sorten nicht fehlen ließ. Ich beschriebe ausführlicher, wäre nicht die Rede davon es noch einmal aufzuführen wenn Du hier bist – darauf bezieht sich überhaupt Manches, – eins und das andre wird Dir aufgehoben – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ba676f38-0767-4574-835d-8667412ae065">Mary<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName></hi> arbeitet, sehe ich, wieder an einem braunen Uhrbande, das also wohl gegen Ende März fertig werden wird, – und was in den süßen Kinderherzen noch sonst alles Deinetwillen vorgeht, wirst Du <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">Feiner</unclear> schon selbst auszufinden wißen. – <title xml:id="title_f932df31-4c3c-423b-8d0d-54d28ab846ea"><hi rend="latintype">Sophys</hi> Musik<name key="PSN0112108" style="hidden" type="author">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819–1894)</name><name key="CRT0109368" style="hidden" type="music">The Magician, An Operating Tragedy</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_892f5386-d599-401b-b566-a307890f1f20" xml:lang="de">Sophys Musik – Das Spiel »The Magician, An Operating Tragedy by Sophy Horsley« war am 5. Januar 1833 von der Familie Horsley aufgeführt worden (vgl. die Quellen in GB-Ob, MS. Horsley b. 1, fol. 37-50). Abdruck des Konzertzettels in Gotch, Mendelssohn and his friends in Kensington, S. 9.</note> wird Dir unendlichen Spaß machen – <hi rend="latintype">naiv</hi>, kurz und genial – ein paar Züge sind beneidenswerth – das Mädchen hat ein tolles Talent, – am meisten von Allen, und sie ist innerlich sehr ernsthaft und begeistert, sie wird mal groß. – Die <persName xml:id="persName_d8deeef1-e2e9-40ae-9e1d-3555999d739c">Mutter<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> copirte die Musik an <date cert="high" when="1833-01-04" xml:id="date_27d9c4b4-b62f-482b-9e32-01ab5e251f25">jenem Vorabend</date>, – sie müsse grade warten bis <hi rend="latintype">Sophy</hi> herunterkäme, sie könne was nicht lesen, und wolle durchaus nichts hineininterpretiren, es müße ganz ihr eigen seyn. Da die Kinder so gern spielten, so hätte sie es ihnen von jeher erlaubt, unter der Bedingung daß sie Alles selbst gemacht haben müßten; in dieses Stück hätten sie sich getheilt, – <hi rend="latintype">Mary</hi> hätte die Liebesscene nicht schreiben wollen, sie verstände sich nicht darauf, habe sie gemeint, da habe sie <hi rend="latintype">Fanny</hi> übernommen, und <hi rend="latintype">Mary</hi> habe den grimmigen <hi rend="latintype">Magician</hi> behandelt. Die Decorationen waren von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f12612e4-6504-4ca0-9462-482457d2f72d">John<name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype">Fanny</hi> gemacht. Eine Incantation-<hi rend="latintype">Scene</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d073b0e7-e5ee-48ca-ac1f-2f66ea3b1113" xml:lang="de">Incantation-Scene – von lat. incantare, einsingen, verzaubern; eine Szene mit Anrufungs- und Beschwörungsformen verschiedener Art mit magischem Charakter.</note> mit Todtenköpfen, Geistern, Chor, – Du wirst staunen, Felix!</p><p>Nachher wurde <hi rend="latintype"><title xml:id="title_f7d4b627-37b0-4f89-9e35-670d09d7b26d">King Death<name key="PSN0112108" style="hidden" type="author">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819–1894)</name><name key="CRT0111936" style="hidden" type="music">King Death!</name></title></hi> nach <hi rend="latintype"><title xml:id="title_5ef5ecba-c375-47c2-89ca-0afc6842b883">Procter<name key="PSN0116445" style="hidden" type="author">Cornwall, Barry (Pseud.: Bryan Waller Procter) (1787–1874)</name><name key="CRT0111878" style="hidden" type="literature">King Death was a rare old fellow</name><name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778–1858)</name><name key="CRT0111877" style="hidden" type="music">King Death was a rare old fellow NV 353</name></title></hi> und <hi rend="latintype">Neukomm</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f3206c8e-9297-4fdc-a190-5b6294337a35" xml:lang="de">King Death nach Procter und Neukomm – Sophia Hutchins Horsley orientierte sich in ihrem Stück an Sigismund Neukomms am 7. Juli 1831 entstandener Ballade »King Death was a rare old fellow« NV 353; Text: Barry Cornwall (Pseud.: Bryan Waller Procter); Druck London: Cramer, Addison &amp; Beale, [1831]. </note> aufgeführt, auch von <hi rend="latintype">Sophys</hi> Invention, und sehr sinnreich gemacht – sie spielt ganz independent und aus sich selber heraus. – Dann tanzten wir munter. –</p><p>Ferner haben wir, am Geburtstage der Mutter,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9bcfee04-6f15-44f3-9491-31e149e5c7e2" xml:lang="de">am Geburtstage der Mutter – Elisabeth Hutchins Horsleys Geburtstag im Januar ist nicht bekannt.</note> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_1732a67b-8a9e-40b2-9559-662d9fb16536">Judas Maccabaeus<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685–1759)</name><name key="CRT0108993" style="hidden" type="music">Judas Maccabaeus HWV 63</name></title></hi> aufgeführt, und das ganz gut – mir machte es außer den andern Plaisirs auch noch das, das Werk kennen zu lernen, ich kenne den alten Händel gar nicht beßer und grandioser als in einigen von den Chören, im zweiten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_47821bfe-5ddd-4a65-a3fa-0e2e44d4bc9a" xml:lang="de">Friedrich Händels Oratorium Judas Maccabaeus HWV 63.</note> namentlich und dem großen: <hi rend="latintype">oh no we never will bow down</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_08170778-07b6-4b5f-9b3c-e23cf81e24a0" xml:lang="de">oh no we never will bow down – das Duett (Israelitish Woman and Man) »Oh! never, never bow we down« im zweiten Akt.</note> wo er nachher dem Einen Gott seinen hohen Tempel baut. – <hi rend="latintype">Mary</hi> sagte, die Aufführung wäre zwar ganz gut, aber das Beste daran wären doch die Proben gewesen, ich fands auch. Nachher sagte <hi rend="latintype">Fanny</hi>: <hi rend="latintype">but why did they encore that stupid Trio<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31a2033c-5fd7-4548-8861-15441f8615bd" xml:lang="de">that stupid Trio – wohl der Chor (Youths, Virgins, Israelites) »See the conqu’ring hero comes!« im dritten Akt.</note> – I did not like it at all – the Voices sounded so wretched</hi>! Wir Umstehenden brachen in lautes Gelächter aus – sie erschrak: <hi rend="latintype">but <hi n="1" rend="underline">you</hi> did not sing in it?” – Certainly</hi>! erwiederte ich und sie sagte verdrießlich: <hi rend="latintype">Well I am sorry I made that observation, – but then I am <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_4070c0c0-debb-42dc-9301-9987d908fa1c">think</del> <add place="above">sure<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> it was M<hi rend="superscript">r</hi> Cartwright who encored it out of spite, because he saw I hissed</hi>. – Es ist meiner bekannten Musikliebe gemäß genug, wenn ich ähnlich löblichen Musikübungen eifrig das Wort rede, die Mutter meints auch, und Mary mag auf Proben bestehen. – <hi rend="latintype">Sophy</hi> derweilen, deren Geburtstag am 4 <hi rend="latintype">Febr</hi> ist – sie ärgert sich in der That sehr daß es nicht um einen Tag früher ist – will dafür die Chöre aus dem <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8ecbc4f8-4231-4038-ae66-e4637b30d5de">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title></hi> aufführen, wir werden sie in der nächsten Woche probiren. –</p><p>Ich mögte Dir gern von <title xml:id="title_47abbb5c-04ff-4c74-a396-b08b1efe79de"><hi rend="latintype">Moscheles</hi> Septett<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name></title> erzählen, aber es ist so dumm Musik zu um- und beschreiben, – das erste Stück ist aus <hi rend="latintype">d dur</hi>, <hi rend="latintype">Scherzo</hi> aus <hi rend="latintype">g moll</hi> Schluß <hi rend="latintype">g dur</hi>, <hi rend="latintype">Andante quasi Allegretto b dur</hi>, Finale<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7c371932-115a-48d3-a465-4f1755bcab6d" xml:lang="de">das erste Stück … Finale – Die Sätze von Ignaz Moscheles’ 1832 entstandenem Grand Septuor für Klavier, Violine, Viola, Klarinette, Horn, Violoncello und Kontrabass D-Dur, op. 88, lauten Allegro con spirito, Scherzo (Presto), Adagio con moto und Finale (Allegro con brio).</note> wieder <hi rend="latintype">d dur</hi>. Horn, Clarinette, Rest Saiteninstrumente, keine Flöte. Es ist fürs <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_c902f4f9-4d6c-4c1b-9a9a-1d323f028e79">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4b97a6d2-2562-465c-b565-7fcf5f2f554a" xml:lang="de">Kompositionsaufträge, eine Auswahl dieser Kompositionen kam in ihren Konzerten zur Uraufführung. Ignaz Moscheles’ Grand Septuor op. 88 wurde im vierten Konzert am 15. April 1833 aus dem Manuskript gespielt. Die Ausführenden waren der Komponist, Nicolas Mori, Joseph Moralt, Robert Lindley, Domenico Dragonetti, Thomas Lindsay Willman und Henry Platt (Harmonicon 11, 1833, S. 99 f., und Foster, Philharmonic Society, S. 119 und S. 121).</note> Unser Freund ist wahrhaftig wie guter Wein, er wird immer beßer, der eigentliche Mensch tritt immer mehr heraus und das Manierirte verliert sich immer mehr. Es ist eine wahre Freude ein so entschiedenes Fortschreiten und Läutern zu sehen. Die Geschichte ist breit, cokettirt nicht, und will nur sich selber – auch nichts zu lang, als etwa der erste Satz (ich haße Länge, erinnre Dich an die Geschichte auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c8bdf243-d619-4913-a966-b647d570daa5">Sir G. Smarts<name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName></hi> Treppe)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_44cc7b5b-041d-46b0-b39a-2bb822691b63" xml:lang="de">die Geschichte auf Sir G. Smarts Treppe – Sir George Smart wohnte in Nr. 91 Great Portland Street. Die erwähnte Geschichte lässt sich nicht rekonstruieren.</note> – aber immer interessant, die andern Instrumente sprechen sehr selbstständig mit, und es geht da im Innern allerlei Feines und Gelehrtes vor. Ich habe erst den ersten Satz und das Andante mit Instrumenten gehört, das letztere ist ein wahrer Glückswurf, in diesen Andantehaßenden Zeiten (ich spreche blos von uns Neuern, der große Haufe hats immer noch gern wenn Einer auf 10 Minuten sich vor Jammer nicht zu laßen weiß) – er hat eine feierliche Pastoralfärbung gepackt, über die das Horn sich ganz besonders gaudirt, – er kommt ins <hi rend="latintype">B dur</hi> jedesmal auf eine andre aparte Manier zurück – “durch die enharmonischen Verwechselungen”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_985aae7d-2f2e-4172-8033-165009777142" xml:lang="de">die enharmonischen Verwechselungen – unterschiedliche Bezeichnung der in gleichstufiger oder wohltemperierter Stimmung identisch klingenden Töne oder deren unterschiedliche Schreibweise in Noten. Welchen Namen der Ton hat, hängt vom musikalischen Zusammenhang ab.</note> sagt er sehr gelaßen.</p><p><seg type="pagebreak">|6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> Im <hi rend="latintype">Scherzo</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_472a99ad-601c-4b35-bc1e-000dffe85474" xml:lang="de">Scherzo – zweiter Satz des Grand Septuor D-Dur, op. 88, von Ignaz Moscheles.</note> ist ein ganz allerliebster zweistimmiger Canon, von den Geigen, gegen den Schluß, der den sehr angenehm zuwege bringt. Der letzte Satz wird oder ist – (er spielts mir am <date cert="high" when="1833-01-20" xml:id="date_dd4e2353-7209-40ea-b7fb-f1bac0b3d63a">Sonntag</date> nach dem Eßen in aller Eile vor) glänzend, (nicht brillant) – er fährt so hinein <figure rend="inline_big_size" style="center" subtype="eighth_page" type="notated_Music" xml:id="figure_5c4e091d-85fd-4533-af46-86d7c80605cf"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1833-01-23-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. c. 34 fol. 22v</head><figDesc style="display_none">Auszug aus dem Kanon des Scherzos von Ignaz Moscheles, Grand Septuor D-Dur, op. 88.</figDesc></figure> – es könnte kommen, daß der mir am Besten gefiele, wenn die andern nicht so sehr gut wären. Ich hoffe wir hörens nächstens mit den Instrumenten. Er ist ungeheuer fleißig daran gewesen, – von jenem <hi rend="latintype">dinner</hi> kam er mit heftigem Kopfweh zu Haus – er hatte sich überarbeitet ohne es zu wißen. Am <date cert="high" when="1833-01-19" xml:id="date_7a502818-e14d-449c-bfea-fe6b00fc4896">Montag Abend</date> ist er zu einem Concert nach <hi rend="latintype">Leeds</hi> gereist<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_04baf563-e932-4f8b-94a6-75dbfc3f02f8" xml:lang="de">Am Montag Abend ist er zu einem Concert nach Leeds gereist – Moscheles hielt sich von Ende Januar bis Anfang Februar 1833 zu mehreren Konzerten im Norden Englands auf (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 259 f.). Das Konzert in Leeds lässt sich nicht datieren.</note> – es war grimmig kalt für unser Clima – die <persName xml:id="persName_66f0fa25-d83b-473e-8544-e828b0c81390">kleine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schreibt mir aber <date cert="high" when="1833-01-22" xml:id="date_a8d02f10-a0d2-4dbd-8d73-9d3a27fdf5d2">gestern</date>, daß sie einen Brief von ihm hat, unterwegs beim wohlschmeckenden Frühstück geschrieben, nach wohldurchschlafener Nacht; – so wird ihm die Veränderung gut thun. Am <date cert="high" when="1833-01-20" xml:id="date_71250312-0413-4095-880a-6cf5766289e4">Sonntag Abend </date>gingen wir noch zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_237b0bc4-c7ec-4343-af1e-2797685a4923">M<hi rend="superscript">r</hi> Alsagger<name key="PSN0109448" style="hidden" type="person">Alsager, Thomas Massa (1779-1846)</name></persName></hi>’s Concert – verließen die Frau grausam, “Du solltest nicht hingehen, sagte sie, mit einer Erkältung und mit der Reise morgen Abend vor Dir.” Ich redete im gleichen Sinn. Er aber sagte: mein liebes Kind, wenn so ein Mann ein Orchester zusammenbringt, und die Compositionen von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5cbd7e73-010c-4620-8969-f6507b116f50">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi> aufführt, die man hier sonst so leicht nicht hört, so ist das aller Ehren werth und man muß es anerkennen, sollte es Einen auch was kosten.” – Damit gingen wir, und hörten allerdings das <title xml:id="title_b8fbe57b-97d6-4405-8f80-c57f021c9218">TripelConcert<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108103" style="hidden" type="music">Tripelkonzert C-Dur, op. 56</name></title> und ein <title xml:id="title_6652e240-0f48-4b2d-98e1-fed74987e55f">Ottett für Blaseinstrumente<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108049" style="hidden" type="music">Oktett Es-Dur, op. 103</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d200ce1c-78c3-4806-a662-ec259794d644" xml:lang="de">Ottett für Blaseinstrumente – Oktett für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte Es-Dur, op. 103. Es wurde zu dem Streichquintett Es-Dur, op. 4, umgearbeitet.</note> (sonst als Quintett) und das <title xml:id="title_ced1fb40-a26d-4a53-9569-3447736a8fad"><hi rend="latintype">Es dur</hi> Concert<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108018" style="hidden" type="music">5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73</name></title> von <hi rend="latintype">Beethoven</hi>, leidlich ausgeführt, mit vollem Orchester. Aber bei alle dem kams mir, mit dem Unterschied zwischen einem <persName xml:id="persName_6f108ffc-2f2f-473d-ba46-af1c8368431a">Berliner Oberbaurath<name key="PSN0110497" style="hidden" type="person">Crelle, August Leopold (1780-1855)</name></persName> und einem <persName xml:id="persName_95e6a53b-22c5-465a-9fbd-d121ebabbf11">Londner <hi rend="latintype">Editor of the Times</hi><name key="PSN0109448" style="hidden" type="person">Alsager, Thomas Massa (1779-1846)</name></persName>, immer etwas vor wie bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9271ab9b-3898-430f-843d-4ab749f1ba3b">Crelle<name key="PSN0110497" style="hidden" type="person">Crelle, August Leopold (1780-1855)</name></persName></hi>, er trieb an zum Weiterspielen, und <persName xml:id="persName_c9210825-c0b5-4b93-9859-7cb79fa1b835">seine Frau<name key="PSN0109447" style="hidden" type="person">Alsager, Elizabeth (1804-1845)</name></persName> schlummerte, – hätte sie noch declamirt, wärs gar zu ähnlich gewesen. Ein Schüler von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fc2319d4-2707-4794-b373-8dafc747a163">Cramer<name key="PSN0110487" style="hidden" type="person">Cramer, Johann (John) Baptist (1771-1858)</name></persName></hi> (<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bd1ce85f-faf6-4310-bb85-54e34d187418">Beale<name key="PSN0116146" style="hidden" type="person">Beale, Jean John (1791-1833)</name></persName></hi>) spielte das Final vom Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5f855e7f-f282-4f21-b685-4d2337ba24a9" xml:lang="de">das Final vom Concert – der dritte Satz aus Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur, op. 73: Rondo – Allegro ma non troppo.</note> ohngefähr halb so schnell wie wirs uns denken. – Da spielen eine Masse Menschen in der Welt Clavier, und laßen sich hören, und haben keine Ahndung davon wie nur mal die Faust und Finger zu handhaben wären; sie kleben an den Tasten und schauern wie der Strauß wo sie fliegen sollten wie der Falk. Du hast ein großes Wort gesagt mit Deinem <hi rend="latintype">en gros</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_39ef0eec-8f12-4c47-8d6d-45c1e032f92f" xml:lang="fr ">en gros – frz. en gros, im Großen.</note>Spielen. Das muß reformirt werden. – <hi rend="latintype">Moscheles</hi> kommt übrigens am <date cert="high" when="1833-01-26" xml:id="date_c1d1f3dd-8136-495f-b288-65b66b1c84b5">Sonnabend</date> wieder zurück, muß aber nächstens wieder denselben Weg, zu einem Concert in <hi rend="latintype">York</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d2782fdf-b6f8-4c5d-b297-ea0049c90a77" xml:lang="de">Moscheles … muß … zu einem Concert in York – Das Konzert fand am 4. Februar 1833 statt (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 259 f.).</note>, machen. – Bei <hi rend="latintype">Alsagger</hi> haben sie vor Kurzem <title xml:id="title_489aae69-1563-42d8-8761-1dc9654b76d6"><hi rend="latintype">Beethovens</hi> große Meße in <hi rend="latintype">D</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108045" style="hidden" type="music">Missa solemnis D-Dur, op. 123</name></title> aufgeführt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a3cc3afb-d69f-4faf-9601-9ba542e2d1f5" xml:lang="de">Bei Alsagger haben sie vor Kurzem Beethovens große Meße in D aufgeführt – Möglicherweise handelte sich es um eine eine Musikveranstaltung zur Aufführung von Ludwig van Beethovens Missa solemnis D-Dur, op. 123, im privaten Rahmen. Im Harmonicon und anderen Zeitschriften findet sich kein Nachweis für dieses Konzert. </note> – beide <hi rend="latintype">Moscheles</hi> waren ganz erstaunt und entzückt davon. Ich war zu blöde, sonst hätte ich mich als Chorist angeboten, ums nur zu hören; hoffentlich kommts noch einmal. –</p><p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1f45ec05-f17f-412c-a965-359a4f36049c">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden" type="person">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName></hi> sitzt fortwährend in <hi rend="latintype">Derbyshire</hi>, und wird zum <hi rend="latintype">Goliath</hi> an seinem <hi rend="latintype"><title xml:id="title_addeaec9-e445-4b3d-b280-a3ee14a06cfc">David<name key="PSN0113580" style="hidden" type="author">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778–1858)</name><name key="CRT0110200" style="hidden" type="music">David NV 424</name></title></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_600740b5-7ecb-4943-a5cc-17b18bd9d863" xml:lang="de">Neukomm sitzt fortwährend in Derbyshire, und wird zum Goliath an seinem David – Goliath war dem biblischen Bericht (1. Sam 17) ein riesiger Krieger vom Stamm der Philister, der von dem Hirtenjungen David erschlagen wurde. Sigismund von Neukomm hielt sich seit Dezember 1832 in Bridgehill, Derbyshire, auf. Dort komponierte er innerhalb von sieben Wochen sein Oratorium David op. 34, er vollendete es am 3. Februar 1833 (vgl. Rudolph Angermüller, Sigismund Neukomm. Werkverzeichnis, Autobiographie, Beziehung zu seinen Zeitgenossen, München und Salzburg 1977, S. 43 und S. 109). Das Werk kam am 8. Oktober 1834 während des Birmingham Triennial Music Festivals zur Uraufführung.</note> Der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ddf38676-23b2-4dd5-b738-0ea2f34453a5">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi> glaubt nicht an den 16stimmigen Satz und hatte das an Neukomm geschrieben, der sehr hübsch und sogar witzig ohngefähr so antwortete: <hi rend="latintype">Vous pouvez avoir raison, mon Ami, la chose a de grandes difficultés – Vous avez beau couvrir votre petite famille avec Votre manteau, il y aura toujours un pauvre petit bras qui sortira – que pouvez Vous faire avec cette harmonie</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2fe3e972-252f-4261-9729-ac0c13dd7435" xml:lang="fr ">Vous pouvez … harmonie? – frz., Sie können Recht haben, mein Freund, die Sache bringt große Schwierigkeiten mit sich – Sie haben Ihre kleine Familie schön mit Ihrem Mantel verdeckt, es wird aber immer einen armen kleinen Arm geben, der hervorschaut – was können Sie machen mit dieser Harmonie?</note><?oxy_custom_start type="oxy_content_highlight" color="140,255,140"?> [ ]<?oxy_custom_end?> ? – darüber war <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a65ba23c-6157-454e-b673-95c2d6ad3dc9">Fanny<name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName></hi> erbost, – <hi rend="latintype">it is very rude of Mr Neukomm, to compare us to quavers &amp; crotchets</hi>! – </p><p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c5781d89-0be3-41d8-bbbc-b70f57f5a79e">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> hat richtig <title xml:id="title_7a4bd854-e1f9-475a-89ee-40cd2773f229">seine unsterblichen Werke<name key="PSN0114283" style="hidden" type="author">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name><name key="CRT0112038" style="hidden" type="science">Beiträge in: Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_90336b13-aeec-43e4-81f8-5b7cd2d019d8" xml:lang="de">seine unsterblichen Werke – Es handelt sich um Beiträge Friedrich Rosens für die Penny Cyclopedia of the Society for the Diffusion of Useful knowledge, Bd. 1, London 1833 (vgl. Kommentar zu Z.: seinen Artikeln für die Penny-Cyclopedia von der useful-knowledge-Society). Die Autoren der einzelnen Artikel sind nicht genannt.</note> bei mir zurückgelaßen, mit einer Note, die verdient beigelegt zu werden. Die Werke selber sind die Artikel <hi rend="latintype">Ababde</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_af4bdd2d-a610-4d53-a385-5b4a3870e92e" xml:lang="de">Ababde – arabisch sprechender osthamitischer Hirtenstamm der Bedja in Nubien; vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 5 f.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8a97678c-edcf-4ca2-9557-9eec81c270dd">Abbas<name key="PSN0116014" style="hidden" type="person">Persien, Abbas I. (Abu’l Muzaffar Shah Abbas al-Husayni al-Musavi al-Safavi Bahadur Khan) (1571-1829)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d8a4f4a-3c83-4520-8465-63533357764a" xml:lang="de">Abbas – Art. Abbas the Great, in: Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 9.</note> <hi rend="latintype">Abassides</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e8a2ce9f-0048-4743-8aa3-08713aca613c" xml:lang="de">Abassides – Abassiden, Dynastie der Kalifen von Bagdad, die von 750 bis 946 das weltliche und bis 1258 das geistliche Oberhaupt des Islam waren. Der Name geht auf den Stammvater Abbas zurück. Vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 9-11.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c1c54bea-6b9a-4450-a41f-22f7a924ee61">Abdallatif<name key="PSN0116015" style="hidden" type="person">Abd al-Latif al-Baghdadi (Muwaffaq ad-Din Abu Muhammad ibn Yusuf, Abd al-Latif al-Baghdadi) (1161-1231)</name></persName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a268f80-e507-4f7a-8803-13b7da768c04" xml:lang="de">Abdallatif – zu Abd al-Latif al-Baghdadi vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 15 f.</note> <hi rend="latintype">Abencerages</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2b195bc7-fca0-4e13-8acf-f2ef5ab1f743" xml:lang="de">Abencerages – dt. Abencerragen; edles maurisches Adelsgeschlecht in Granada. Luigi Cherubini thematisierte dieses Geschlecht in seiner Oper Les Abencérages, ou L’Étendard de Grenade (UA 1813). Vgl. Penny Cyclopedia […], Bd. 1, S. 21 f.</note> Du kannst Dir denken wie gelehrt in aller Kürze. – Dieser große Freund wohnt von heut an 121. <hi rend="latintype">CrawfordStreet Baker Str</hi>, also nahe in unserm Bereich, falls Du beim <persName xml:id="persName_52d85853-29c5-4749-92af-c870e6c36dd7">Ironmonger<name key="PSN0111829" style="hidden" type="person">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8dad5d2c-62e3-4b66-8cfd-7d03dc1620fb" xml:lang="de">Ironmonger – Mendelssohns Londoner Vermieter in Nr. 103 Portland Street, der Eisenwarenhändler Gotthilf Friederich (Frederick) Heinke.</note> wohnen bleibst und ich in <hi rend="latintype">BuryStreet</hi>, wie es einigen Anschein hat.</p><p>Nun noch über <title xml:id="title_626522c0-54da-40b4-8fd6-c36a92c1ffd0">Deinen früheren Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-12-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 26. Dezember 1832</name> </title>: Die Schweizerreise liegt mir noch eben so im Sinn und am Herzen wie damals in der <hi rend="latintype">Lane</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1f78e5e9-12a6-4e6a-8bfb-04ef97b90f1e" xml:lang="de">Die Schweizerreise … damals in der Lane – 1832 planten Mendelssohn und Carl Klingemann in der Londoner Balham Hill Lane für 1833 eine gemeinsame Reise in die Schweiz; vgl. Brief fmb-1832-09-05-01 (Brief Nr. 604) Felix Mendelssohn Bartholdy an Heinrich Joseph Baermann in München; Berlin, 5. September 1832, Z. 75 ff.: »halte Du fest an unserm Plan, den wir in der lane von Balhamhill entwarfen«. Die Reise wurde noch mehrfach in der Korrespondenz erwähnt. Sie kam nicht zustande.</note> und ich werde alle meine Minen danach graben. Aber bedenke, Freund, wie mich <persName xml:id="persName_2d07f8da-072d-40ca-857b-1ab9fdc7a554">mein Minister<name key="PSN0113670" style="hidden" type="person">Ompteda, Ludwig Carl Georg Freiherr von (1767-1854)</name></persName>, bei aller seiner Herzensgüte, auslachen müßte, wenn ich jetzt im <hi rend="latintype">Januar</hi> von ihm das Versprechen verlangte Ende <hi rend="latintype">Juny</hi> Urlaub auf sechs Wochen zu erhalten. Was kann sich alles in der Welt zutragen bis dahin! Unter anderm auch Dinge die es mir mit einemmal viel leichter machen würden Urlaub zu kriegen. Ich kann Dir also mit bestimmtem Bescheid nicht dienen, nimm mit meinem guten, dh festen Willen vorlieb, und schmiede Deine Pläne für ein <hi rend="latintype">juste milieu</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b4e7cfea-2cbb-42c6-8615-28708ddefaec" xml:lang="fr ">juste milieu – frz., richtige Mitte, ugs., der goldene Mittelweg; während der französischen Julirevolution von 1830 eine politische Bezeichnung für die »mittlere« Stellung der Regierung zwischen den Parteiextremen.</note> zu, mach sie zweischneidig, und fluche nicht, und laße an Deinem babylonischen Freudenthurm hier und da ein Loch offen, wo sich dann noch eine und die andre Verzierung anbringen läßt. – Ferner wirfst Du Seitenblicke auf mich, weniger als Menschen denn als Operndichter, – Schatz, ich bin <hi rend="latintype">inert</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_532ac905-ed2d-487f-8308-e3f0267bb20b" xml:lang="de">inert – untätig, träge; von lat. inertis.</note> und faul, das ist wahr, und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3ec1f8b2-e294-44e9-875e-b10d5ac9d347">Holm<name key="PSN0112067" style="hidden" type="person">Holm, Henry Haley (1806-1846)</name></persName></hi>, der sich das aus meinem Schädel und aus meinem blonden Haar abgezogen hat, wollte sich neulich zu Tode wundern, wie ich beim Treppensteigen zwei Stiegen statt einer nahm, – aber in Liebe und Güte, dh. mit bedeutendem Stacheln und Treiben vermag man viel über mich. Für mein Leben gern schrieb ich <hi n="1" rend="underline">Dir</hi> eine Oper,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_843dcf12-5266-49aa-af51-0fb88faba36b" xml:lang="de">Für mein Leben gern schrieb ich Dir eine Oper – Im Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 26. Dezember 1832, Z. 81 ff. hatte Mendelssohn geschrieben: »Du bist der einzige Mensch, von allen die ich kenne, der mir eine Oper machen könnte, wie ich sie haben muß; aber ich glaube, Du willst es nicht, und wirst es deshalb auch nicht thun.«</note> und zwar eine wunderschöne, seltsam neue, – die Welt ist obendrein gespannt auf Dein nächstes Dramatisches, – wir können einen plaisanten vollen Frühling miteinander kriegen und verleben, und es muß doch nach so langer <hi rend="latintype">Misère</hi> auch mal wieder bei mir ausschlagen. Suche also, oder vielmehr finde ein <hi rend="latintype">Sujet</hi>, – keine Kleinigkeit in diesen ultraliberalen Zeiten – ich will mich auch danach umthun, – komme und fliege in meine Arme, laß uns das Ding besprechen und einen Plan machen, – Alles Dinge wo ich meinen Mann und Freund Aug in Auge haben muß, – und ich will<seg type="pagebreak"> |7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> wahrhaftig eine Oper dichten so gut ich nur kann. Aber die Hauptsache und das Große dabei ist, daß ich Dir die unbegrenzteste Freiheit und Gewalt gebe, mich zu hudeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_04ff30bf-ebaf-4b3e-a7b8-14b48c0ecda6" xml:lang="de">hudeln – zurechtweisen, plagen (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. IV, II, Leipzig 1877, Sp. 1863).</note> und zu stacheln und zu spornen so oft und so dringend Du willst, – ich darf nicht mucksen, sondern muß immer weiter schreiben, so daß ich Dir das Dings spätestens noch am Packabend beim <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aa09264d-2d54-4191-9b7f-4b4f662181c1">Ironmonger<name key="PSN0111829" style="hidden" type="person">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName></hi> in die Hand drücke oder Tasche stecke – revidirt und approbirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fd8e990c-33ee-4d92-bf29-87cb8a542b60" xml:lang="de">approbirt – lat., zugelassen, anerkannt.</note> nämlich, und alle, auch die claßischsten und genausten Desiderata<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_cf4ff324-ca94-4670-b913-8d1a97f29eff" xml:lang="la ">Desiderata – lat. desideratum, Erwünschtes.</note> erfüllt. Willst Du das? Ueberlegs. Ich habe gesprochen, und zwar im eisernsten Ernste. –</p><p>Die Sache mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ac4b37aa-a4d2-48ad-97e9-259f1fc74af1">Scribe<name key="PSN0114826" style="hidden" type="person">Scribe, Augustin Eugène (1791-1861)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b493add0-6fb1-4693-b3f2-b91501c360fc" xml:lang="de">Die Sache mit Scribe – Der Generalintendant der Königlichen Schauspiele Wilhelm Friedrich Graf von Redern bemühte sich darum, von Eugène Scribe ein Libretto für Mendelssohn zu erhalten, um diesem die Komposition einer Oper zu ermöglichen. Siehe Brief fmb-1832-12-26-01 (Brief Nr. 646) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 26. Dezember 1832, Z. 72 ff.: »daß Graf Redern unser hiesiger Intendant, an Scribe nach Paris geschrieben hat, und bei ihm einen Operntext für mich bestellt hat«, und Brief fmb-1833-01-08-01 (Brief Nr. 649) Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London, Berlin, 8. Januar 1833, Z. 65 ff.: »Graf Redern hat mich plötzlich in Aff ection genommen, mir gesagt es könne was aus mir werden, drum wolle er mich protegiren, und mir einen Operntext bei Scribe bestellt«.</note> ist allerdings sehr komisch – ich wollte man könnte dem verfluchten Kerl seinen Scenenplan wegstibitzen, ihn dann umändern und auf unsre Weise ausführen, – denn grade das was ihn groß macht, fehlt mir erbärmlich. Aber wie und wo ihr beiden zusammenstoßen und in eins fließen werdet, soll mich wundern, – derweilen schüttle ich in einigen Zweifeln und Bedenken mein greises Haupt. Wie ists denn, wirst Du auf den französischen Text componiren, und soll der nachher ins Berlinische übersetzt werden? Ists so, dann wende mir das Uebersetzen zu, – ich denke das kann ich, wenigstens sagte es mal die <title xml:id="title_76bebe54-ef9a-47a7-b9be-b740eba4208b">Leipz. MusikZeitung<name key="PSN0110112" style="hidden" type="author">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name><name key="CRT0108283" style="hidden" type="periodical">Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_00934553-0202-45ad-8683-cbcaf72437a5" xml:lang="de">Leipz. MusikZeitung – Leipz. MusikZeitung – Carl Klingemann verfasste gelegentlich Artikel für die in Leipzig erscheinende Allgemeine Musikalische Zeitung.</note> die meine Uebersetzung von einem <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d2047168-8964-4b0a-95b0-0ab9d79bf5b8">Meyerbeer<name key="PSN0113318" style="hidden" type="person">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName></hi>schen Luderliede beßer fand wie’s Original. –</p><p>Ich werde aber bald wild daß ich Dir so ’nen langen Salm<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_cbde95e9-b68d-4817-942c-ef5040f66a45" xml:lang="de">Salm – Psalm; norddt., umständlich-breites Gerede.</note> schmieren muß – “<title xml:id="title_a0d70581-9bed-4b5f-a941-07b3b714ce8a">sie kann nicht enden<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108848" style="hidden" type="literature">Sie kann nicht enden (»Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte«)</name></title>”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_83e20974-a203-4bd5-a002-2d0f3ddfe1e3" xml:lang="de">“sie kann nicht enden” – Titel eines Gedichts von Johann Wolfgang von Goethe, dieses beginnt mit dem Worten »Wenn ich nun gleich das weiße Blatt dir schickte«.</note> – und die verdammten OfficialDepechen liegen noch immer links und warten und drohen. Und doch muß ich <persName xml:id="persName_df1c6332-7b4f-466e-9256-329a76296fc8"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">rs</hi> Horsley</hi><name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> ihre Antwort copiren, die eben einläuft: <hi rend="latintype">Dear Sir, Many thanks for <title xml:id="title_48c1b05a-0a6d-4f4d-a37a-64b38fb11fa0">M<hi rend="superscript">r</hi> M<hi rend="superscript">s</hi> delightful letter <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-03" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> </title>. It came most opportunaly &amp; has pleased &amp; amused <persName xml:id="persName_74fee141-8fd7-4530-a026-1e530286f735">Mr H.<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> extremely. You will be sorry to hear that he was so very unwell yesterday as to be unable to leave his bed – to day, thank God, he is much better &amp; gets up in the Evening. He will be in the drawingroom to-morrow &amp; very glad to have a chat with You if You will take tea with us &amp;c.</hi> – Gewiß will ich! Der gute Alte kam schon nicht zu <hi rend="latintype">Cartwright</hi>, weil er sich erkältet hatte und <date cert="high" when="1833-01-21" xml:id="date_5845ee44-2241-4ae3-9289-0ae4c2cc1125">gestern</date> sein ConcentoriesAbend war<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a17e60b-a222-4482-9dd4-ee5c93b12b7f" xml:lang="de">gestern sein ConcentoriesAbend war – Concentories: von lat. concentus, das Zusammensingen; hier: Mitglieder eines Glee Clubs. Gemeint ist wohl das zweite Konzert der Vocal Society am Montag, dem 21. Januar 1833, Darin erklangen neben Vokalwerken von Louis Spohr, Sigismund von Neukomm und Wolfgang Amadeus Mozart auch mehrere Glees, darunter die Komposition »Mine be a cot« von William Horsley (Harmonicon 11, 1833, S. 36).</note> den er nicht versäumen wollte.</p><p>A propos – frag mal <persName xml:id="persName_80cf66f5-5655-4ac1-b678-f81bfbccb44f">Deine Englischbewanderten Damen<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name><name key="PSN0110673" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ob sie das verstehen: wir sprachen neulich von <hi rend="latintype">Beethoven</hi>, und <hi rend="latintype">Horsley</hi> fragte: <hi rend="latintype">Now, was he a fellow one could have some talk with, <hi n="1" rend="underline">foot upon the fender</hi></hi>? – Für <persName xml:id="persName_5f66c2ad-087d-4ac4-af15-d88cf7bdcc66">Deiner Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> AnnoncenSammlung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_61cc47cf-b9f1-41a0-a1ff-7923c20437ba" xml:lang="de">Deiner Mutter AnnoncenSammlung – Lea Mendelssohn Bartholdy sammelte Zeitungsannoncen skurrilen Inhalts.</note> schicke ich einen authentischen Comödienzettel, der mir absurd genug für die Ehre der Aufnahme scheint.</p></div><div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_9bfcc152-41c6-4c79-8838-1fb41ac1e34a"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_f4284518-68db-4337-8802-3bdba9b8d538">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_3dbe63d7-09fc-4ad9-b768-68e41bc5c20f">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><dateline rend="left"><hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1833-01-23" xml:id="date_5175dfac-413b-4980-95d2-6b574137717c">Früh Morgens</date>.</hi></dateline><p style="paragraph_without_indent"> Da ist auch eine Note von <persName xml:id="persName_401c3b54-7445-4dba-8950-43251913ae34"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">rs</hi> Attwood</hi><name key="PSN0109575" style="hidden" type="person">Attwood, Mary Ann (1775-1859)</name></persName>. Ich schickte <title xml:id="title_c621f7d1-95dd-4a62-b6eb-4f4cd02b59ef">den Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Thomas Attwood in Biggin Hill, Norwood Surrey; Berlin, 15. Januar 1833</name> </title> der dringenden Geschäfte halber, gleichfalls mit meinen zarten schriftlichen Wendungen hinaus, und bat um Nachricht vom Befinden: <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">rs</hi> A presents &amp;c, begs to return <persName xml:id="persName_4f9806c0-5641-4382-b4dc-32608a03f2e6">M<hi rend="superscript">r</hi> Attwoods<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName> best thanks for his kind Note &amp; its valuable enclosed, which he will thank him to inform his friend M<hi rend="superscript">r</hi> M he will answer so soon as he has the use of his right hand: – M<hi rend="superscript">rs</hi> A. is happy to say that M<hi rend="superscript">r</hi> A is gradually improving, &amp; feels truly sensible of <persName xml:id="persName_f8b8b7ca-db1e-4d96-a1ae-820e95fdb714">M<hi rend="superscript">r</hi> Ks<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> sympathy.</hi> –</p><p>Schlage doch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_54383b57-f514-4758-a373-e63f41cc8e6f">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName></hi> vor, daß er seine Rückreise nach <hi rend="latintype">Berlin</hi> über <hi rend="latintype">London</hi> nimmt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a40c5767-8cf8-4ac5-b0ce-cdfdcd9b27a3" xml:lang="de">Schlage doch Paul vor, daß er seine Rückreise nach Berlin über London nimmt – Paul Mendelssohn Bartholdy informierte Carl Klingemann am 19. Februar 1833 brieflich, dass er gemeinsam mit Hermann Franck von Paris aus über London nach Berlin zurückreisen werde (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/249/4).</note> – es ist bekanntlich gar nicht so weitläuftig wies aussieht, wenn Einer ein bischen mehr Geld und einiges dreitägige Appelliren nicht achtet. Ihr sähet auch, und <hi rend="latintype">Paul</hi> ließe sich just den steten kräftigen <hi rend="latintype">Londner</hi> Börsenwind um die Nase wehen, statt der Pariser Börsendünste, wo die erhabenen Spekulanten lange jämmerliche Gesichter ziehen, wenn ein Potentate,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0f8b2982-c4ef-4d39-8fcd-fcd1c3dafd6a" xml:lang="de">Potentate – von lat. potentatus, Machthaber, Herrscher.</note> etwa der <persName xml:id="persName_fd6a214a-d13c-46b9-9e5a-bcbefc215830">Herzog von <hi rend="latintype">Lucca</hi><name key="PSN0116277" style="hidden" type="person">Bourbon, Karl Ludwig (1799-1883)</name></persName>, mal genießt hat, wo er hätte – sollen, oder umgekehrt. – Das ist eine Derbheit, und ich bin froh darüber, – ich laße gern jedesmal eine Zote einfließen, um meine Briefe an Dich, Du mein einziger Correspondent, möglichst unzugänglich zu machen, – ich schämte mich ja regenbogenfarbig, wenn Deine gesetzten Deinigen sähen was für Thorheiten wir uns schreiben, oder vielmehr ich Dir, Du bist leider nur zu vernünftig meistens, und man muß es schon mehr rathen. Oder meinst Du man merkte nicht daß der <hi rend="latintype">filou</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_b6de861c-c9f8-4af6-9fb1-1984ef4f97ca" xml:lang="fr ">filou – frz., Gauner, Schlingel.</note> hauptsächlich adoriren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6911fa20-cc4c-4b6e-904d-905152142c20" xml:lang="de">adoriren – von lat. adorare, verehren, anbeten.</note> will und adorirt werden, wenn er nach <hi rend="latintype">München</hi> <hi n="1" rend="underline">muß</hi> und nach <hi rend="latintype">Wien</hi> <hi n="1" rend="underline">mögte</hi>? – Giebts es denn in Berlin gar keine zwei Augen die zwei Worte werth wären?</p><p>Höre! ich stehe noch immer in bedeutenden Geschäftsverhältnißen mit <persName xml:id="persName_f3a3ed1f-25a4-474e-b183-37fa22b50e21">Deinen Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, dh ich bin Ihnen eine Menge Geld schuldig – meine Gegenforderungen bestehen in Einigem was ich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fb0b5bbd-d348-453f-8b44-c040a8b56a1c">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName></hi> hier vorschoß und 15<hi rend="superscript">s</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2997d8cd-8e24-444f-ad94-2147d34cef96" xml:lang="de">15s – 15 englische Shilling.</note> die ich auf Anweisung <persName xml:id="persName_c0e39c91-bbc6-4746-95e5-231dcc007846">Deines Vaters<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zur Unterstützung eines Buchdruckers an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2213275e-c574-4258-864d-90f91ebf197c">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> gezahlt habe. <hi rend="latintype">Paul</hi> versprach die ganze Sache zu reguliren, hats aber vergeßen, sowie ich, ihn in <hi rend="latintype">Rouen</hi> danach zu fragen. Ich werde ihm nächstens schreiben. Melde mir was und wie – oder laß es vom großen Gewinn abziehen, falls wie ich hoffe, Deine Mutter sich noch meiner Fortuna annimmt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6862916-419a-4e8e-a9e3-a0d0a75f5f10" xml:lang="de">Deine Mutter sich noch meiner Fortuna annimmt – Lea Mendelssohn Bartholdy kaufte bereits seit 1829 regelmäßig für Carl Klingemann Lose der Berliner Lotterie.</note> oder laß’ es auf Dich anweisen wenn Du kommst; wir könnens ja gern verjubeln.</p><p>Kannst Du mir Nachricht schreiben von einer <persName xml:id="persName_eff7c792-7488-4113-b872-4f804c80eca9">Fräulein <hi rend="latintype">Cavan</hi><name key="PSN0110328" style="hidden" type="person">Cavan, Fräulein (?-1834)</name></persName>, ein <placeName xml:id="placeName_ffa7fe83-8797-4df2-b7e7-a231d326870d">Akademieglied<name key="NST0100411" style="hidden" subtype="Vorsteherschaft" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7523e370-8520-4b32-b2d7-7f0fefd4c15f" xml:lang="de">einer Fräulein Cavan, ein Akademieglied – Die Gesangslehrerein Fräulein Cavan (gest. 1834), eine Cousine von Amalie Krause (geb. Sebald), sang seit 1822 in der Sing-Akademie in Berlin im Sopran mit. Sie hielt sich zweitweise in England auf.</note> sonder Zweifel, die hier eine Zeitlang Gouvernante beim <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d061f728-3fda-46ca-8035-ece167c787b6">Peer Lyon<name key="PSN0117474" style="hidden" type="person">Lyon, William (1807-1892)</name></persName></hi> war? <persName xml:id="persName_34dd224a-03f4-4d67-93ad-642fa384de53">Madam <hi rend="latintype">Benecke</hi><name key="PSN0109821" style="hidden" type="person">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName>, die sich ihrer hier sehr annahm und einen schönen kindlichen Glauben an Freundschaft und zarte Gefühle, selbst noch in <hi rend="latintype">Deptford</hi>, bewahrt hat,<seg type="pagebreak"> |8|<pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg> meinte die Gute müße ihre eigenen Ahndungen wahr gemacht haben und an der Cholera verschieden seyn da sie ihr gar nicht geschrieben. Ich, der ich durch mancherlei Erfahrungen weiß daß die Abwesenden just am Besten floriren wenn man sich recht über sie ängstigt, und daß Stillschweigen Einwilligung ist, nämlich zum Leben, behauptete kalt über einem herrlichen Gericht von Backobst und Klößen, womit mich die liebe Frau ja zuweilen tractirt, <hi rend="latintype">Miss Cavan</hi> hätte gar nichts ans Sterben gedacht, sondern genöße jetzt vergnügt irgendwo in <hi rend="latintype">Mohren</hi>- Krausen- oder KanonierStraße<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c28f14f8-e09b-4e40-aeb3-ba608191c39a" xml:lang="de">KanonierStraße – heute: Glinkastraße.</note> ihren Berliner Thee, und sänge dazu ihren <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5fbac3ca-bf1b-4d8c-9c30-2294444e2a4b">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="person">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName></hi>. Beruhige mich darüber und laße mich triumphiren. Die Besagte ist eine Verwandte oder Bekannte der <persName xml:id="persName_e00ccb98-e3fb-459f-924a-f7953dc3f57e">Mad <hi rend="latintype">Krause</hi><name key="PSN0112522" style="hidden" type="person">Krause, Caroline Wilhelmine Amalie (1787-1846)</name></persName>.</p><p>Gott wie freue ich mich daß die verdammte <placeName xml:id="placeName_4da2d04e-ed65-4ae3-9018-5eb310b96f47">Akademie<name key="NST0100411" style="hidden" subtype="Vorsteherschaft" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>Geschichte endlich mal zu Ende kommt!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e519a09f-f9ee-4cde-a07f-b8131adbe107" xml:lang="de">daß die verdammte AkademieGeschichte endlich mal zu Ende komm – Die Entscheidung über die Direktion der Sing-Akademie fiel erst am 22. Januar 1833.</note> Und wenn Du nun auch ein Philister wärst, so ist doch eher Hoffnung zur Besserung da, als wenn Du erst noch einer werden sollst. Meine wahre Herzensmeinung gebe ich später von mir.</p><p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_603b16ca-ae5c-40c4-a654-3040977c20fe">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName></hi> hat ein edles Werk gethan daß er endlich an <hi rend="latintype">Rosen</hi> geschrieben – es freut mich seinetwillen, <hi rend="latintype">M</hi>. nämlich, am meisten, – denn <hi rend="latintype">Rosen</hi> dachte weniger daran daß es Berserkerlaune des Breiten seyn könne,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8624f1f5-68cb-4556-a127-b1a40f819475" xml:lang="de">daß es Berserkerlaune des Breiten seyn könne – Ludwig von Mühlenfels hatte die Juristenprüfung an der Berliner Universität nicht bestanden (Quelle).  Mühlenfels … hat viel mit seinem Prozeß zu thun – Der Jurist Ludwig von Mühlenfels war an den Befreiungskriegen beteiligt und wurde 1819 wegen demagogischer Umtriebe verhaftet. 1821 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis der Stadtvogtei in Berlin. Er ging zunächst nach Schweden, im Jahre 1827 nach London, wo er seit dem 30. Oktober 1828 als Professor für deutsche und nordische Sprachen und Literaturen am neugegründeten University College zu lehren begann. Im Sommer 1829 reiste er nach Berlin und betrieb die Revision seines Prozesses, 1830 wurde er freigesprochen. Siehe Martin Herzig, »Ich hab’s gewagt!« Das Leben des Ludwig von Mühlenfels (1793-1861), Berlin 2009, S. 21 ff. und S. 63 ff.</note> als daß er selbst es irgendwie müße verschuldet haben. Ich hoffe er schlägt sich weiter fort, schwere harte Zeit muß er verlebt habrien seit er dort ist.</p><p>Unsern netten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e1734e66-eb03-426d-affb-c0463af8ba71">Stenzler<name key="PSN0115112" style="hidden" type="person">Stenzler, Adolf Friedrich (1807-1887)</name></persName></hi>, wirst Du gesehen haben, verlieren wir, und finden ihn als Professor in <hi rend="latintype">Breslau</hi> wieder. Er freut sich natürlich sehr über Ort und Aussicht, auf Ruhm und aufs Riesengebirge.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c4f1a452-dad8-49c8-8da3-f38ae49543d5" xml:lang="de">Riesengebirge – Gebirge im heuten Grenzgebiet zwischen Polen und Tschechien.</note> —</p><p>So eben komme ich von <hi rend="latintype">ChesterPlace</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e5f10e98-565b-4a3e-946b-f3f270f0cd42" xml:lang="de">ChesterPlace – Adresse der Familie Moscheles in London.</note> und fand <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f24a31ea-14ae-4f77-ac77-832847d64bba">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> schon selber wieder zurück, frisch und ohne Erkältung und Kopfweh, und <persName xml:id="persName_6c999470-4be4-4ab4-aad0-1b956d66de3d">die Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> in der blühendsten <hi rend="latintype">Malice</hi>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ef683242-5aff-4cbd-a94e-5bf2c4ee4e98" xml:lang="fr ">Malice – frz., Schalkhaftigkeit, Spottlust.</note> ich wartete auf ihn der grade ausgegangen war, und mußte ihr derweilen vom <hi rend="latintype">Cartwright</hi>schen Balle erzählen, – sie glossirte in ihrer pikanten Manier, ich theilte von Deinem Neusten mit, an dessen Erfreulichen sie sich erbaut. Sie danken Dir schön für <title xml:id="title_2874d229-74aa-4db1-9cca-df19bdb4181f">Deine Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-08-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles und Ignaz Moscheles in London; Berlin, 8. Januar 1833</name> </title> – haben Sie was zu bestellen, fragte ich – “Meine herzlichsten Grüße sagte er, Sie sehen wie ich grade angethan bin, sonst legte ich was bei, ich bin in der That in seiner Schuld” – so, sagte sie, – in einem Monat wirds fällig,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4c8d2e9e-df64-4385-8dda-7225a649827a" xml:lang="de">in einem Monat wird’s fällig – Charlotte Moscheles war mit dem Sohn Felix Stone schwanger, dessen Pate Mendelssohn werden sollte. Das Kind kam am 8. Februar 1833 zur Welt.</note> sagte ich, – in zweien! sagte sie, und nun gings los: ich weiß nicht was ich thäte um einen Brief von ihm zu haben, es macht mir die größte Freude, aber er antwortet ja doch nicht – ich sage wieder, er ist ein Genie, man muß es ihm zu Gute halten!” – Kurz sie ist etwas pikirt über Dein spätes Antworten und Du hast Deinen einzigen Treffer beim alten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_187afda1-cd69-48e1-963b-f80045434cb4">Horsley<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e5720e28-4dbf-4032-9cea-872b9faa06fc" xml:lang="de">Deinen einzigen Treffer beim alten Horsley – mit dem Brief fmb-1833-01-16-03 (Brief Nr. 654) Felix Mendelssohn Bartholdy an William Horsley in London, Berlin, 16. Januar 1833.</note> gehabt, den es gerade im rechten Moment trifft. – Die Hauptsache ist aber, daß sie bald was Wichtigeres zu thun oder zu leiden haben wird als Schreiben, – es mag ihr jetzt schon sauer werden. So gehts wenn man verheirathete Freundinnen hat. – Ueberhaupt ist hier alle Welt grade schwanger jetzt. Du ahndest nicht, daß ich dies in <hi rend="latintype">Rosens</hi> und <hi rend="latintype">Stenzlers</hi> Gegenwart schreibe, und zwar laut: <hi rend="latintype">Stenzler</hi> (dictirt <hi rend="latintype">Rosen</hi>) mit dem <hi rend="latintype">BrihadAranjaka</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a8b8960d-a352-4f83-8800-bc95f771ecd0" xml:lang="de">BrihadAranjaka – Aranyaka sind religiöse und philosophische Schriften, die die mystische Bedeutung der hinduistischen Zeremonien erklären und die Natur von Gott beschreiben. Vier dieser Schriften sind noch erhalten, darunter die Brihad Aranyaka.</note> – <hi rend="latintype">Rosen</hi> buchstabirt vor – <hi rend="latintype">Stenzler</hi> beßert das J in ein Y. Der Spaß setzt sich so schön fort über dergleichen schöne Sachen und <hi rend="latintype">Rosen</hi> glänzt – ich habe aber nicht Zeit – ich muß ja gleich zum <hi rend="latintype">Chat</hi> in den <hi rend="latintype">GravelPits</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bac34f25-a7a1-4875-872b-50df1c1d9a19" xml:lang="de">GravelPits – Die Familie Horsley wohnte Nr. 1 High Row, Kensington Gravel Pits.</note> – Am <date cert="high" when="1833-01-27" xml:id="date_08b6904b-f026-4817-b631-74975e8b9236">Sonntag</date> denkt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3fc7eb96-e80b-429b-95d4-4accc35a31cd">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi> <title xml:id="title_8e1c7382-1639-4192-8bec-8cd063267ae7">das Septett<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name><name key="CRT0110030" style="hidden" type="music">Grand Septuor D-Dur, op. 88</name></title> ganz zu probiren. – Wir sind gar zu spaßhaft – <hi rend="latintype">Stenzler</hi> lacht sehr.</p><p>Bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d9823e86-bf1a-450b-9ca1-155b4961c1f6">Alsagger<name key="PSN0109448" style="hidden" type="person">Alsager, Thomas Massa (1779-1846)</name></persName></hi> – hole ich nach – traf ich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_96535767-bf1e-460d-aaa7-9eaf4e4c9dd8">Novello<name key="PSN0113627" style="hidden" type="person">Novello, Vincent (1781-1861)</name></persName></hi>, der <hi rend="latintype">most kindly</hi> Dir <hi rend="latintype">remembered</hi> zu seyn wünscht, – er meinte er würde gar zu <hi rend="latintype">happy</hi> seyn <hi rend="latintype">some lines</hi> von Dir zu erhalten. Das ist aber alles <hi rend="latintype">Nonsense</hi>, – erst <hi n="1" rend="underline">ich</hi> dann die Andern – nicht.</p><p>Ein Circular wird noch angelegt von der <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_b3bf9602-ee67-4573-8d89-5063c3d7ebc5">Society for foreigners in distress<name key="NST0100422" style="hidden" subtype="" type="institution">Society of Friends of Foreigners in Distress</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d0b85cf4-6c86-4828-b526-b04a876b8b30" xml:lang="de">der Society for foreigners in distress – Die Society of Friends of Foreigners in Distress machte sich um das Wohl deutscher Auswanderer in England verdient. Die Wohltätigkeitsorganisation wurde 1806 in London gegründet, sie besteht bis heute.</note> die auch mich unter ihre zahlenden Mitglieder zählt und durch meine Approbation die Deinige sehr verdient. Sie wollen Dich auffordern oder habens schon gethan zu einer musikal Beisteuer. – Thue einstweilen nach dem Circular.</p><p>Himmel <hi n="1" rend="underline">es ist</hi> ja Zeit zum <hi rend="latintype">Chat</hi>! <seg type="closer">Grüße und grüße abermals Dein Haus – werde gut was komme und bleibe was ist – aber schreibe, schreibe mir bald.</seg></p><signed rend="center">Dein CKl.</signed></div><div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_a20cd3d6-6e44-46f8-8b86-76ba9bb7c474"><docAuthor key="PSN0114283" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_43311e1e-98f1-49ca-b16a-c7c43935b4c6">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</docAuthor><docAuthor key="PSN0114283" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_555f9319-d9ba-4137-96ba-d58df912cff5">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent">Da <persName xml:id="persName_0da40596-5ba3-436a-b42f-9e642ca109c3">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> einmal verrathen hat, daß ich hier bin, halte ichs freilich für billig und schicklich Dir auch meine schriftliche Aufwartung zu machen. <title xml:id="title_72014566-860c-45f2-a11d-5d80419f450e">Deinen letzten Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1833-01-16-04" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 16. Januar 1833</name> </title> theilte Kl. mir gestern mit, und ich habe mich sehr drüber gefreut. <persName xml:id="persName_f9a50d11-a1b5-42e0-b06c-94a6cba24df9">Pauls<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> Rückkehr zu Euch ist vortrefflich. – Ueber hiesiges hat Kl sicherlich unvergleichlich Alles geschrieben. Die <hi rend="latintype">Theatricals</hi> bei Horsley’s waren allerliebst. Ich habe in langer Zeit keinen so vergnügten Abend gehabt. Zumal war Mary ganz gewaltig schön. – Heute bin ich in ein neues Logis gezogen, hoffentlich Deinem künftigen etwas näher als sonst. Mir gehts jetzt wohl. Sonst hab ich viel an Erkältungen und was dem anhängt, zu leiden gehabt. </p><p><add place="margin">Stenzler macht sich gut als Professor, nur sollte ers mich nicht so schonungslos fühlen lassen daß ich selbst ein abgesetzter bin. –<name key="PSN0114283" resp="writers_hand" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8f7cd849-6f09-440a-aaac-09090b114353" xml:lang="de">daß ich selbst ein abgesetzter bin – Die 1827 erhaltene Professur für orientalische Sprachen und Sanskrit am neugegründeten King’s College in London legte Friedrich Rosen 1831 aus Unzufriedenheit nieder. In der Folge verdiente er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer und -gelehrter.</note></p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Friedrich Rosen</add></signed></div><div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_cdf23b07-837b-43cc-9112-a6dbc8400975"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4da01e15-a9f2-489f-b528-e8bbc20345bc">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_4ffd5775-94d7-4504-8b11-83e847a8e6b9">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor><p style="paragraph_without_indent"><add place="margin">Trifft Dich dieser Brief etwa an Deinem Geburtstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_060d75c7-459b-4dbf-9c26-5857fd849b06" xml:lang="de">Deinem Geburtstage – Felix Mendelssohn Bartholdy feierte am 3. Februar 1833 seinen 23. Geburtstag.</note> – was beim Eise kommen könnte, <seg type="closer">so sey mir gegrüßt und gegratulirt, Du mein junger Adler oder Lämmergeier! Sey froh!</seg><name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></p><signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed></div></body></text></TEI>