gb-1832-12-26-01

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Adolf Fredrik Lindblad an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb/>Stockholm, 26. Dezember 1832 Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 23. März 1833<a xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" href="/brief-zwei-spalten/gb-1832-12-26-01/fmb-1833-03-23-01" target="_blank">Brief - fmb-1833-03-23-01</a> Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/75. Autograph Adolf Fredrik Lindblad an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Stockholm, 26. Dezember 1832 Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Der Brief ist vollständig in lateinischen Buchstaben geschrieben.

Adolf Fredrik Lindblad

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

26. Dezember 1832 Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) StockholmSchweden Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) BerlinDeutschland deutsch
Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) Liebster Freund!

Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem ich deinen letzten lieben Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-04-11-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 11. April 1830</name> habe unbeantwortet gelassen. Es gedeiht mir nicht zur völlige Entschuldigung, daß, gleich nach dem Empfange jenes Briefes Du dich auf Reisen begab,[→]Du dich auf Reisen begab – Im Mai 1830 war Mendelssohn zu seiner Reise nach Italien aufgebrochen. denn durch die Gute deiner lieben ÄlternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) wäre es mir wohl möglich gewesen Dich mit einigen Zeilen aufzusuchen. Nun ist aber die Sache nicht mehr zu helfen. Du wirst mich verzeihen da Du weisst wie sehr Du von mir geschätzt und geliebt bin.

Jetzt willkommen, herzlich willkommen zurück nach dem warmen Norden vom kalten Süden, denn wenn Die Natur oder das Klima der Länder meine beyden Epitheten[→]Epitheten – Epitheta; von griech. epitheton, Beiwort. bestreiten so wird es gewiß die Menschen und ihre Kunst nicht thun. Ich glaube, vom jungen Adolph BenedicksBenedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836), der mit dir in Neapel zusammen war, so viel vernommen zu haben, daß Du dich dorten sehr mißfallen (mit der Musik nämlich) auch nach Erwägung deßen, daß Du dich gegen ihn nicht ganz ausgesprochen hast, da er, selbst anderer Meinung, ein solches Bekenntniß in ihrem Grunde nicht würdest verstanden haben. Doch wie dir auch Italienische Musik mag gefallen haben oder mißgefallen hoffe ich einst von dir selbst zu hören. Denn die Sache hat wohl wie manches |2| Andere woruber so viel pro und contra gesprochen oder schwadronirt wird mehrere Gesichtspunkte und ich will gerne glauben daß Du den rechten nicht verfehlt hast. – Mir kommt es so vor als ob das beste wäre den ganzen Plunder unberührt und unviediert liegen zu lassen.

Die Nachricht daß Du in Paris an der Cholera krank gelegen[→]daß Du in Paris an der Cholera krank gelegen – Mendelssohn war Ende März 1832 an der Cholera erkrankt. hat mich erschreckt, doch Gottlob daß das Übel von keiner Bedeutung war. Ein junger Herr DohrnDohrn, Carl August (1806-1892), der, während seines Aufenthalts hier von that sehr freundlich gegen mich war und mit Dir genau bekannt zu seyn schien erzählte mir verschiedenes, doch unvollständig von deinem Thun und Treiben in Paris; von deinen Compositionen spielte er mir einige Lieder vor wovon mir besonders eins aus fiss moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rqmwiluf-swsw-3tgz-dit9-fkvpqtkmshd8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"/> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100264" style="hidden">Das erste Veilchen (Der ersten Liebe Verlust / Der erste Verlust) »Als ich das erste Veilchen erblickt«, 27. September 1830<idno type="MWV">K 63</idno><idno type="op">19a/2</idno></name>[→]eins aus fiss moll – vielleicht Das erste Veilchen op. 19a/2 (MWV K 63). Das Lied steht in F-Dur und hat einen fis-Moll Mittelteil. (daß er doch nicht ganz auswendig wusste) sehr gefiel. Dieser Herr Dohrn war, wie gesagt, ein sehr lieber Mann, wenn auch etwas stürmisch. Er hatteLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) auch dein Concert in München[→]dein Concert in München – Am 17. Oktober 1831 gab Mendelssohn im Münchner Odeon ein Konzert »zum Besten der Armen«. Zum Programm siehe Jost, Im Odeon und auf der Wies’n, S. 57, sowie Mendelssohns Beschreibung in Brief fmb-1831-10-18-01 (Brief Nr. 466) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 18. Oktober 1831. wovon ich in den Zeitungen gelesen beygewohnt. – Doch so weit bin ich in meinem Briefe gekommen ohne noch erwähnt zu haben die große Freude die mir durch das freundliche Geschenk der Lieder von dir[→]das freundliche Geschenk der Lieder von dir und deiner lieben Schwester: Der Jüngling und das Mädchen – Die Lieder Nr. 7, 10 und 12 aus den Zwölf Liedern für eine Singstimme und Klavier op. 9 (MWV SD 3) komponierte Fanny Hensel. und deiner lieben SchwesterHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847): Der Jüngling und das Mädchen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mjvwujdq-lkcj-m9n3-ov2u-dd8jc49hsnba"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100618" style="hidden">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1827, 1. Heft; enthält MWV K 30, Das Heimweh »Was ist’s, was mir den Atem hemmet«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, Italien »Schöner und schöner schmückt sich«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, MWV K 37, K 31 und K 17, 2. Heft; enthält MWV K 32, K 33, K 34, K 35, K 36 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy<idno type="MWV">SD 2</idno><idno type="op">8</idno></name> zu Theil geworden. Dafür hätte ich auch schon lange meinen aufrichtigen Dank abstatten müssen und diesser Planet trägt keinen Sterblichen der diesse Schuldigkeit so lange wie ich hätte versäumen können. Von den Liedern selbst sage ich jetzt nicht mehr als daß ich sie alle schätze und liebe, doch insonders eins von deiner Schwester aus Eß dur[→]eins von deiner Schwester aus Eß dur – Das Lied Ferne op. 9/9 komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy. Siehe Brief fmb-1833-03-23-01 (Brief Nr. 690) Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm, Berlin, 23. März 1833. welches mir ganz außerordentlich gefällt wegen den sehr warmen Ausdruck der darin liegt.

|3| Es ist jetzt mitten in der Nacht: ich leide nähmlich seit einiger Zeit von einer unüberwindlichen Schlaflosigkeit die aus einer immer mehr und mehr anwachsende Nerwenschwäche Nervenschwäche entstanden. Da ich durchaus nicht schlafen kann gehe ich vonns demLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) Klavier ans dem Schreibepult und auf beyden StellenOrtenLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) beschäftige ich mich mit dir. An dem ersteren liegen deine 3 Fantaisies<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_onkmmj23-vwva-iwrr-e8oi-nbxjujif27x8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name> aufgeschlagen wovon mir insonders die erste und die 3te außerordentlich gefallen doch amLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) meistens die 3<hi rend="superscript">te</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fggwrafa-bndi-b5e4-nxom-wp1xaxxkqv09"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"/> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100422" style="hidden">Fantaisie ou Capriccio (Am Bach / The Rivulet) E-Dur, 4. September 1829<idno type="MWV">U 72</idno><idno type="op">16/3</idno></name>. Lieber Felix die ist gar zu schön und fast eben so schön wie das Andante (E dur) in der E moll Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111543" style="hidden" type="music">Klaviersonate e-Moll, op. 90</name> daran dein Stück auf einigen Stellen erinnert.

Durch Deine Cousine Madame BendicksBenedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834) weiß ich daß Du 3 Concerte in Berlin geben wirstd[→]daß Du 3 Concerte in Berlin geben wirst – Mendelssohn veranstaltete die drei Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle am 15. November 1832, 1. Dezember 1832 und 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie. Mendelssohn stellte darin auch zahlreiche eigene Kompositionen vor: Im ersten Konzert die Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«), op. 107 (MWV N 15), das 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7), und die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3); im zweiten Konzert das Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, op. 22 (MWV O 8), und die Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5); im dritten Konzert die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3). Die Allgemeine Musikalische Zeitung resümierte nach dem letzten Konzert: »Herr F. Mendelssohn hat sich durch diese von ihm veranstalteten, höchst interessanten Musik-Aufführungen nicht allein als ausgezeichneter Pianoforte-Virtuos ersten Ranges, Instrumental-Componist von Genie und Fleiss und geschickter Orchester-Dirigent gezeigt, sondern sich auch zwiefachen Dank für seine Leistungen, in Bezug auf die Kunst und den wohlthätigen Zweck seiner Concerte, erworben« (AMZ 35, Nr. 8, 20. Februar 1833, Sp. 126). Ludwig Rellstab betonte in seiner Rezension in Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3, vom 25. Januar 1833, die Konzerte seien »nur ein Gewinn für die Kunst, obgleich wir weder der Ouverture, ›die Hebriden‹ genannt, noch der großen Kantate, die Walpurgisnacht, im Ganzen Geschmack abgewinnen konnten. Einzelnes in Beiden gefiel uns dagegen außerordentlich« (S. 12). Zu den Konzerten siehe ausführlich Dinglinger, Mendelssohns Berliner Intermezzo, S. 112-123. Am 15. November 1832 bestätigte Mendelssohn, »[a]us der Schatulle Sr. Königlichen Majestät die Summe von 20 Friedrichsd’or als Beitrag zur Einnahme des Concerts für den Orchesterwittwenfonds am 15ten Nov. 1832 empfangen zu haben« (D-LEsm, Musik- und Theatergeschichte, MT/2011/307). worin mehreres von Dir soll aufgeführt werden. Darüber freue ich mich sehr. O wäre ich da! – Ich dachte Du würdest die Stelle nach ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) bekommen, aber so etwas folgt dem Princip der Anciennität und so höre ich hat sieLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851) bekommen.

Jetzt fällt mir ein daß Du wolltelst wolltest etwas von mir erfahren. Ich ernähre mich noch immer von der LogierLogier, Johann Bernhard (1777-1846)’schen Schule,[→]Ich ernähre mich noch immer von der Logier’schen Schule – Lindblad gründete 1827 eine Musikschule, die Johann Bernhard Logiers Methode des Klavierunterrichts anwendete. Logier hatte eine neue, vor allem in England und Deutschland außerordentlich erfolgreich angewandte Methode des Klavierunterrichts entwickelt. Sie basiert auf einer gründlichen Harmonielehre und zielt auf Gruppenunterricht. 1814 ließ er die Methode patentieren. Von 1822 bis 1826 lebte Logier auf Veranlassung der preußischen Regierung in Berlin und half Franz Stoepel, einem Berliner Musiklehrer, bei der Einrichtung einer seine Methode praktizierenden Akademie. Lindblad leitete seine Schule bis 1861. Da ich keine Anstellung und keinen bestimten Lohn habe ist diese Schule als ein nothwendiges Vehikel meiner Existens anzusehen. Mein Unterricht bey’m Kronprinsen[→]Kronprinsen – Joseph François Oskar (Oscar) Bernadotte von Schweden und Norwegen. fährt noch immer fort und ich werde auch bald mitLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) dem Unter ric ht seiner 3 Söhne[→]3 Söhne – Karl Ludvig Eugen Bernadotte Prinz von Schweden und Norwegen, Frans Gustaf Oscar Prinz von Schweden und Norwegen, und Oskar Fredrik Bernadotte Prinz von Schweden und Norwegen. die Erbprinsen anfangen. Seit meinem letzten Brief <name key="PSN0112854" style="hidden" type="author">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name> <name key="fmb-1830-04-11-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 11. April 1830</name> an Dich hat mir meine FraueLindblad, Sophia (Sophie) Carolina (1802-1886) einen starken JungenLindblad, Per Carl Adolf (1832-1905) geschenkt so daß ich jetzt ein paar Wunschkinder, wie man sie bey uns nennt, habe; nähmlich ein Sohn und eine TochterLindblad, Charlotta Helena Sophia (Lotten) (1829-1912). – Zum Componiren ist mir wenig Zeit übrig und außer einer langen Sinfonie in C dur<name key="PSN0112854" style="hidden" type="author">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name><name key="CRT0109752" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 19</name> die hier öffentlich mehrere Mal aufgeführt worden und ziemlich gefallen hat, habe ich nichts von Bedeutung geschrieben. – Ubrigens ist meine Lage hier nicht unangenehm, wenn ich mich nach außen kehre man kommt man mir mit Achtung und zuweilen auch mit wah rer Freundlichkeit entgegen und da ich eineundLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) meine Frau einen unuberwindlichen |4| Hang zum eingezogenen und häuslichen Leben haben so laufe ich wenig Gefahr jene Achtung und Freundlichkeit jemals zu verlieren.

– Von meiner Sinfonie möchte ich dir verschiedenes sagen wenn sich nur über so etwas vieles sagen ließe. Sie ist nicht in einem nagelneuen BeethovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827)schen Styl geschrieben sondern ungefähr von der Art wie seine C dur<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108062" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 21</name> oder D dur Simphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108063" style="hidden" type="music">2. Sinfonie D-Dur, op. 36</name> von welchen ich weiß daß Du, früher wenigstens, nicht viel hieltest. – Mir war es aber, als Anfänger, nöthig eine bestimtere und nicht unpopuläre Form zu wählen. Auch bin ich durch viele Stunden geben etwas trockner geworden – oder [....] altväterisch (orthodox)Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)trockner. Über dießen Gegenstand nähmlich über den alten und den neuen Beethoven wollte ich unaussprechlich gerne mich mit Dir aussprechen. – Denn ub daruber ist mir vieles in letzter Zeit eingefallen wovon ich furchte Du wirst das Ding nicht so sehen wie ich. – Aber so etwas kann in Briefen nicht geschen wenigstens nicht von meiner Seite. – Doch wenn Du anfingest, ginge es auch wohl am Ende auch in Briefen. – Vom jungen Adolph BendicksBenedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836) (jetzt ist er doch nicht mehr so jung) habe ich gehört daß Du soltest Bestellungen fur die Philharmonische Gesellschaft in London bekommen haben[→]daß Du soltest Bestellungen fur die Philharmonische Gesellschaft in London bekommen haben – In seinem Brief vom 8. November 1832 (Brief gb-1832-11-08-01) übermittelte William Watts eine Kopie des am 5. November beschlossenen Auftrags der Philharmonic Society an Mendelssohn, »to compose a Symphony, an Overture, and a Vocal Piece for this Society, for which he be offered the sum of one hundred Guineas.« Die Kompositionen sollten in den Konzerten der Society uraufgeführt werden. Daraufhin führte Mendelssohn während seines dritten London-Aufenthalts im Jahr 1833 die Sinfonie A-Dur (»Italienische«), op. 90 (MWV N 16), und die zweite Fassung der Ouvertüre C-Dur (»Trompeten-Ouvertüre«), op. 101 (MWV P 2), auf. Ein Vokalstück komponierte er erst für die Saison 1834: die Arie »Infelice! Ah, ritorna, età dell’oro« MWV H 4. Gemäß der Vereinbarung sollte Mendelssohn das Copyright für die Kompositionen nach zwei Jahren wiedererhalten. Man räumte ihm aber das Recht ein, sofort nach der Uraufführung Arrangements herauszugeben (Foster, Philharmonic Society, S. 111, und Robert Elkin, Royal Philharmonic. The Annals of the Royal Philharmonic Society, London [1946], S. 36). Über die Resolution informierte Thomas Attwood bereits in seinem noch am Abend der Zusasmmenkunft der Philharmonic Society am 5. November 1832 geschriebenen Brief (gb-1832-11-05-01). wozu ich dir viel Glück wunsche denn ich wusste für einem Künstler nicht wünschenswertheres als daß er recht viel Bestellungen bekomme, dadurch wird er zur Arbeit angetrieben, und da ist er immer glücklich. – Der Kronprins von Schweden componirt sehr viel und auf die Art habe ich immer Arbeit sonst mache ich wenig jetzt, – Wirst Du nicht bald nach Schweden kommenLindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) oder wirst Du es je? – Versprochen hast Du es. – Wo wirst Du nächsten Sommer Dich aufhalten. – in Berlin etwa? – Ist BeerwaldBerwald, Franz Adolf (1796-1868) noch da. – Was Du uber ihn in deinem letzten lieben Brief schriebt kann ich wohl fur Wahrheit halten, ich kenne ihn selber wenig aber nach dem Urtheil andrer die ihn näher kennen wirst Du wohl, was ihn betrifft die Wahrheit getroffen haben. – Viele Gruße an Deiner lieben FamilieMendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy, viele herzliche Danksarkeit für ihre Gute gegen mich bitte ich Dir Ihnen zu sagen. und Du! Laß mich nicht so lange auf einen Brief von Dich warten als diesser sich verspätet haben mag.

Freunde die sich meiner erinnern bitte sehr zu grüssen Deinen lieben Freund Adolph F Lindblad Sthm. d. 26 Dec. 1832.
Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878) Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)

Viel Gluck und manches Gute zum angegangnen Neuen Jahr!Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)

            Liebster Freund!
Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem ich deinen letzten lieben Brief habe unbeantwortet gelassen. Es gedeiht mir nicht zur völlige Entschuldigung, daß, gleich nach dem Empfange jenes Briefes Du dich auf Reisen begab, denn durch die Gute deiner lieben Ältern wäre es mir wohl möglich gewesen Dich mit einigen Zeilen aufzusuchen. Nun ist aber die Sache nicht mehr zu helfen. Du wirst mich verzeihen da Du weisst wie sehr Du von mir geschätzt und geliebt bin.
Jetzt willkommen, herzlich willkommen zurück nach dem warmen Norden vom kalten Süden, denn wenn Die Natur oder das Klima der Länder meine beyden Epitheten bestreiten so wird es gewiß die Menschen und ihre Kunst nicht thun. Ich glaube, vom jungen Adolph Benedicks, der mit dir in Neapel zusammen war, so viel vernommen zu haben, daß Du dich dorten sehr mißfallen (mit der Musik nämlich) auch nach Erwägung deßen, daß Du dich gegen ihn nicht ganz ausgesprochen hast, da er, selbst anderer Meinung, ein solches Bekenntniß in ihrem Grunde nicht würdest verstanden haben. Doch wie dir auch Italienische Musik mag gefallen haben oder mißgefallen hoffe ich einst von dir selbst zu hören. Denn die Sache hat wohl wie manches Andere woruber so viel pro und contra gesprochen oder schwadronirt wird mehrere Gesichtspunkte und ich will gerne glauben daß Du den rechten nicht verfehlt hast. – Mir kommt es so vor als ob das beste wäre den ganzen Plunder unberührt und unviediert liegen zu lassen.
Die Nachricht daß Du in Paris an der Cholera krank gelegen hat mich erschreckt, doch Gottlob daß das Übel von keiner Bedeutung war. Ein junger Herr Dohrn, der, während seines Aufenthalts hier von that sehr freundlich gegen mich war und mit Dir genau bekannt zu seyn schien erzählte mir verschiedenes, doch unvollständig von deinem Thun und Treiben in Paris; von deinen Compositionen spielte er mir einige Lieder vor wovon mir besonders eins aus fiss moll (daß er doch nicht ganz auswendig wusste) sehr gefiel. Dieser Herr Dohrn war, wie gesagt, ein sehr lieber Mann, wenn auch etwas stürmisch. Er hatte auch dein Concert in München wovon ich in den Zeitungen gelesen beygewohnt. – Doch so weit bin ich in meinem Briefe gekommen ohne noch erwähnt zu haben die große Freude die mir durch das freundliche Geschenk der Lieder von dir und deiner lieben Schwester: Der Jüngling und das Mädchen zu Theil geworden. Dafür hätte ich auch schon lange meinen aufrichtigen Dank abstatten müssen und diesser Planet trägt keinen Sterblichen der diesse Schuldigkeit so lange wie ich hätte versäumen können. Von den Liedern selbst sage ich jetzt nicht mehr als daß ich sie alle schätze und liebe, doch insonders eins von deiner Schwester aus Eß dur welches mir ganz außerordentlich gefällt wegen den sehr warmen Ausdruck der darin liegt.
 Es ist jetzt mitten in der Nacht: ich leide nähmlich seit einiger Zeit von einer unüberwindlichen Schlaflosigkeit die aus einer immer mehr und mehr anwachsende Nerwenschwäche entstanden. Da ich durchaus nicht schlafen kann gehe ich vons dem Klavier ans dem Schreibepult und auf beyden StellenOrten beschäftige ich mich mit dir. An dem ersteren liegen deine 3 Fantaisies aufgeschlagen wovon mir insonders die erste und die 3te außerordentlich gefallen doch am meistens die 3te . Lieber Felix die ist gar zu schön und fast eben so schön wie das Andante (E dur) in der E moll Sonate von Beethoven daran dein Stück auf einigen Stellen erinnert.
Durch Deine Cousine Madame Bendicks weiß ich daß Du 3 Concerte in Berlin geben wird worin mehreres von Dir soll aufgeführt werden. Darüber freue ich mich sehr. O wäre ich da! – Ich dachte Du würdest die Stelle nach Zelter bekommen, aber so etwas folgt dem Princip der Anciennität und so höre ich hat sie Rungenhagen bekommen.
Jetzt fällt mir ein daß Du wolltelst etwas von mir erfahren. Ich ernähre mich noch immer von der Logier’schen Schule, Da ich keine Anstellung und keinen bestimten Lohn habe ist diese Schule als ein nothwendiges Vehikel meiner Existens anzusehen. Mein Unterricht bey’m Kronprinsen fährt noch immer fort und ich werde auch bald mit dem Unter richt seiner 3 Söhne die Erbprinsen anfangen. Seit meinem letzten Brief an Dich hat mir meine Fraue einen starken Jungen geschenkt so daß ich jetzt ein paar Wunschkinder, wie man sie bey uns nennt, habe; nähmlich ein Sohn und eine Tochter. – Zum Componiren ist mir wenig Zeit übrig und außer einer langen Sinfonie in C dur die hier öffentlich mehrere Mal aufgeführt worden und ziemlich gefallen hat, habe ich nichts von Bedeutung geschrieben. – Ubrigens ist meine Lage hier nicht unangenehm, wenn ich mich nach außen kehre man kommt man mir mit Achtung und zuweilen auch mit wahrer Freundlichkeit entgegen und da ich eineund meine Frau einen unuberwindlichen Hang zum eingezogenen und häuslichen Leben haben so laufe ich wenig Gefahr jene Achtung und Freundlichkeit jemals zu verlieren.
– Von meiner Sinfonie möchte ich dir verschiedenes sagen wenn sich nur über so etwas vieles sagen ließe. Sie ist nicht in einem nagelneuen Beethovenschen Styl geschrieben sondern ungefähr von der Art wie seine C dur oder D dur Simphonie von welchen ich weiß daß Du, früher wenigstens, nicht viel hieltest. – Mir war es aber, als Anfänger, nöthig eine bestimtere und nicht unpopuläre Form zu wählen. Auch bin ich durch viele Stunden geben etwas trockner geworden – oder altväterisch (orthodox) trockner. Über dießen Gegenstand nähmlich über den alten und den neuen Beethoven wollte ich unaussprechlich gerne mich mit Dir aussprechen. – Denn ub daruber ist mir vieles in letzter Zeit eingefallen wovon ich furchte Du wirst das Ding nicht so sehen wie ich. – Aber so etwas kann in Briefen nicht geschen wenigstens nicht von meiner Seite. – Doch wenn Du anfingest, ginge es auch wohl am Ende auch in Briefen. – Vom jungen Adolph Bendicks (jetzt ist er doch nicht mehr so jung) habe ich gehört daß Du soltest Bestellungen fur die Philharmonische Gesellschaft in London bekommen haben wozu ich dir viel Glück wunsche denn ich wusste für einem Künstler nicht wünschenswertheres als daß er recht viel Bestellungen bekomme, dadurch wird er zur Arbeit angetrieben, und da ist er immer glücklich. – Der Kronprins von Schweden componirt sehr viel und auf die Art habe ich immer Arbeit sonst mache ich wenig jetzt, – Wirst Du nicht bald nach Schweden kommen oder wirst Du es je? – Versprochen hast Du es. – Wo wirst Du nächsten Sommer Dich aufhalten. – in Berlin etwa? – Ist Beerwald noch da. – Was Du uber ihn in deinem letzten lieben Brief schriebt kann ich wohl fur Wahrheit halten, ich kenne ihn selber wenig aber nach dem Urtheil andrer die ihn näher kennen wirst Du wohl, was ihn betrifft die Wahrheit getroffen haben. – Viele Gruße an Deiner lieben Familie, viele herzliche Danksarkeit für ihre Gute gegen mich bitte ich Dir Ihnen zu sagen. und Du! Laß mich nicht so lange auf einen Brief von Dich warten als diesser sich verspätet haben mag.
Freunde die sich meiner erinnern bitte sehr zu grüssen Deinen lieben Freund Adolph F Lindblad
Sthm. d. 26 Dec. 1832.
Viel Gluck und manches Gute zum angegangnen Neuen Jahr!          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1832-12-26-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1832-12-26-01" xml:id="title_f0cd49c8-27c1-44c8-b932-b6f6aa62051f">Adolf Fredrik Lindblad an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Stockholm, 26. Dezember 1832</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_ac49eb78-9320-4849-a1e1-b641893c77ef">Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_c5d7bbc1-65c5-4362-99d9-6e4a8ec49343">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_01a7df88-20b3-48f8-ac8d-c4bdf0a02fc0">unbekannt</title> <title key="fmb-1833-03-23-01" type="successor" xml:id="title_7b4ab428-c54b-4e2e-bf72-41639e50bf37">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 23. März 1833</title> <author key="PSN0112854">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112854" resp="writer">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_30f7f0c5-d77e-45f0-8009-e1c61c0b2527"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 28/75.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1832-12-26-01" type="letter" xml:id="title_f0f77656-81f8-48e0-a60d-682c8798e370">Adolf Fredrik Lindblad an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Stockholm, 26. Dezember 1832</title> <incipit>Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext. – Der Brief ist vollständig in lateinischen Buchstaben geschrieben.</p> <handDesc hands="1"> <p>Adolf Fredrik Lindblad</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-12-26" xml:id="date_15380b82-98e7-4f74-b55f-0c799e776a68">26. Dezember 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112854" resp="author" xml:id="persName_0f1829a7-3dcc-4636-b744-faaaac2c0b2f">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112854" resp="writer">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_fae51d6a-14e0-4edc-b4a3-aa0039d22367"> <settlement key="STM0100147">Stockholm</settlement><country>Schweden</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_61477f8b-f9c9-412e-8fd9-ce4933d131e2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_dad7940d-4df9-4f3c-a743-d2a76d8a316b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_62ec2588-35cd-4077-add4-404c759f94f0"> <docAuthor key="PSN0112854" resp="author" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112854" resp="writer" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</docAuthor> <salute rend="left">Liebster Freund!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Was wirst Du sagen wenn Du diesen Brief öffnest und meinen Namen darunter findest? Kaum kann ich glauben daß Du mir böse bist, wenn auch einen ganz gültigen Grund dazu sich nicht bestreiten läßt, indem ich <title xml:id="title_5c1889e3-5797-481e-8779-ab49a4f78345">deinen letzten lieben Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-04-11-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 11. April 1830</name> </title> habe unbeantwortet gelassen. Es gedeiht mir nicht zur völlige Entschuldigung, daß, gleich nach dem Empfange jenes Briefes Du dich auf Reisen begab,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_72fa1c3b-3ee4-49e7-98be-2726e41679ab" xml:lang="de">Du dich auf Reisen begab – Im Mai 1830 war Mendelssohn zu seiner Reise nach Italien aufgebrochen.</note> denn durch die Gute <persName xml:id="persName_8ef4039c-13fd-48f7-b7b2-33c11df44da1">deiner lieben Ältern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> wäre es mir wohl möglich gewesen Dich mit einigen Zeilen aufzusuchen. Nun ist aber die Sache nicht mehr zu helfen. Du wirst mich verzeihen da Du weisst wie sehr Du von mir geschätzt und geliebt bin.</p> <p>Jetzt willkommen, herzlich willkommen zurück nach dem warmen Norden vom kalten Süden, denn wenn Die Natur oder das Klima der Länder meine beyden Epitheten<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_84df85d7-137d-4de6-87a6-013734a94e43" xml:lang="grc ">Epitheten – Epitheta; von griech. epitheton, Beiwort.</note> bestreiten so wird es gewiß die Menschen und ihre Kunst nicht thun. Ich glaube, vom <persName xml:id="persName_fdcbd171-4cbf-4b0d-a4b8-cf43ac7f1397">jungen Adolph Benedicks<name key="PSN0109840" style="hidden" type="person">Benedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836)</name></persName>, der mit dir in Neapel zusammen war, so viel vernommen zu haben, daß Du dich dorten sehr mißfallen (mit der Musik nämlich) auch nach Erwägung deßen, daß Du dich gegen ihn nicht ganz ausgesprochen hast, da er, selbst anderer Meinung, ein solches Bekenntniß in ihrem Grunde nicht würdest verstanden haben. Doch wie dir auch Italienische Musik mag gefallen haben oder mißgefallen hoffe ich einst von dir selbst zu hören. Denn die Sache hat wohl wie manches<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Andere woruber so viel pro und contra gesprochen oder schwadronirt wird mehrere Gesichtspunkte und ich will gerne glauben daß Du den rechten nicht verfehlt hast. – Mir kommt es so vor als ob das beste wäre den ganzen Plunder <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">unberührt</unclear> und <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">unviediert</unclear> liegen zu lassen.</p> <p>Die Nachricht daß Du in Paris an der Cholera krank gelegen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_91faf309-a39b-435c-9c5c-544189724f2c" xml:lang="de">daß Du in Paris an der Cholera krank gelegen – Mendelssohn war Ende März 1832 an der Cholera erkrankt.</note> hat mich erschreckt, doch Gottlob daß das Übel von keiner Bedeutung war. Ein junger Herr <persName xml:id="persName_0e8f72fa-9d88-4054-9d50-d28289b4a9ac">Dohrn<name key="PSN0110691" style="hidden" type="person">Dohrn, Carl August (1806-1892)</name></persName>, der, während seines Aufenthalts hier <del cert="low" rend="strikethrough">von that</del> sehr freundlich gegen mich war und mit Dir genau bekannt zu seyn schien erzählte mir verschiedenes, doch unvollständig von deinem Thun und Treiben in Paris; von deinen Compositionen spielte er mir einige Lieder vor wovon mir besonders <title xml:id="title_158f1956-3c8c-4dbd-bf67-5d843a74e263">eins aus fiss moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rqmwiluf-swsw-3tgz-dit9-fkvpqtkmshd8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100264" style="hidden">Das erste Veilchen (Der ersten Liebe Verlust / Der erste Verlust) »Als ich das erste Veilchen erblickt«, 27. September 1830<idno type="MWV">K 63</idno><idno type="op">19a/2</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_14e162f8-3944-4070-a1d8-58aac1d6f43a" xml:lang="de">eins aus fiss moll – vielleicht Das erste Veilchen op. 19a/2 (MWV K 63). Das Lied steht in F-Dur und hat einen fis-Moll Mittelteil.</note> (daß er doch nicht ganz auswendig wusste) sehr gefiel. Dieser Herr Dohrn war, wie gesagt, ein sehr lieber Mann, wenn auch etwas stürmisch. Er <add place="above">hatte<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> auch dein Concert in München<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_80b8ca84-d601-438d-a70a-5b5aa3170d4c" xml:lang="de">dein Concert in München – Am 17. Oktober 1831 gab Mendelssohn im Münchner Odeon ein Konzert »zum Besten der Armen«. Zum Programm siehe Jost, Im Odeon und auf der Wies’n, S. 57, sowie Mendelssohns Beschreibung in Brief fmb-1831-10-18-01 (Brief Nr. 466) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 18. Oktober 1831.</note> wovon ich in den Zeitungen gelesen beygewohnt. – Doch so weit bin ich in meinem Briefe gekommen ohne noch erwähnt zu haben die große Freude die mir durch das freundliche Geschenk der Lieder von dir<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8802bdb8-0926-4b17-98c0-99197580ab56" xml:lang="de">das freundliche Geschenk der Lieder von dir und deiner lieben Schwester: Der Jüngling und das Mädchen – Die Lieder Nr. 7, 10 und 12 aus den Zwölf Liedern für eine Singstimme und Klavier op. 9 (MWV SD 3) komponierte Fanny Hensel.</note> und <persName xml:id="persName_55d9f0a8-468c-490b-8c01-d6a79719ca27">deiner lieben Schwester<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>: <title xml:id="title_2b98eec4-1834-4099-a90b-98154dcecffb">Der Jüngling und das Mädchen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mjvwujdq-lkcj-m9n3-ov2u-dd8jc49hsnba"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100618" style="hidden">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1827, 1. Heft; enthält MWV K 30, Das Heimweh »Was ist’s, was mir den Atem hemmet«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, Italien »Schöner und schöner schmückt sich«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, MWV K 37, K 31 und K 17, 2. Heft; enthält MWV K 32, K 33, K 34, K 35, K 36 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy<idno type="MWV">SD 2</idno><idno type="op">8</idno></name></title> zu Theil geworden. Dafür hätte ich auch schon lange meinen aufrichtigen Dank abstatten müssen und diesser Planet trägt keinen Sterblichen der diesse Schuldigkeit so lange wie ich hätte versäumen können. Von den Liedern selbst sage ich jetzt nicht mehr als daß ich sie alle schätze und liebe, doch insonders eins von deiner Schwester aus Eß dur<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5932d6fb-47a3-4d3d-94d0-b8487338b38c" xml:lang="de">eins von deiner Schwester aus Eß dur – Das Lied Ferne op. 9/9 komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy. Siehe Brief fmb-1833-03-23-01 (Brief Nr. 690) Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm, Berlin, 23. März 1833.</note> welches mir ganz außerordentlich gefällt wegen den sehr warmen Ausdruck der darin liegt.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Es ist jetzt mitten in der Nacht: ich leide nähmlich seit einiger Zeit von einer unüberwindlichen Schlaflosigkeit die aus einer immer mehr und mehr anwachsende <choice resp="editor" source="autograph_edition_template"> <sic resp="writer">Nerwenschwäche</sic> <corr resp="editor">Nervenschwäche</corr> </choice> entstanden. Da ich durchaus nicht schlafen kann gehe ich vo<corr resp="writer">n</corr>n<del cert="low" rend="strikethrough">s</del> <add place="above">dem<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> Klavier an<del cert="high" rend="strikethrough">s</del> dem Schreibepult und auf beyden <del cert="low" rend="overwritten">Stellen</del><add place="overwritten">Orten<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> beschäftige ich mich mit dir. An dem ersteren liegen <title xml:id="title_c9d43ed0-0e69-400e-8405-45779e89df5a">deine 3 Fantaisies<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_onkmmj23-vwva-iwrr-e8oi-nbxjujif27x8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100620" style="hidden">Trois Fantaisies ou Caprices für Klavier, 1830/1831<idno type="MWV">SD 4</idno><idno type="op">16</idno></name></title> aufgeschlagen wovon mir insonders die erste und die 3<hi rend="superscript">te</hi> außerordentlich gefallen doch <add place="above">am<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> meisten<del cert="high" rend="strikethrough">s</del> <title xml:id="title_3cd46244-c012-453d-b351-5a35cb3833c5">die 3<hi rend="superscript">te</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fggwrafa-bndi-b5e4-nxom-wp1xaxxkqv09"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100422" style="hidden">Fantaisie ou Capriccio (Am Bach / The Rivulet) E-Dur, 4. September 1829<idno type="MWV">U 72</idno><idno type="op">16/3</idno></name></title>. Lieber Felix die ist gar zu schön und fast eben so schön wie das Andante (E dur) in der <title xml:id="title_46944aab-4d11-4204-9548-a42016c6be89">E moll Sonate von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111543" style="hidden" type="music">Klaviersonate e-Moll, op. 90</name></title> daran dein Stück auf einigen Stellen erinnert.</p> <p>Durch Deine Cousine <persName xml:id="persName_9cd2ea80-5cdb-42da-868c-e21e47a0ec71">Madame Bendicks<name key="PSN0109843" style="hidden" type="person">Benedicks, Josephine (Peppi, eigtl. Pessel) (1798-1834)</name></persName> weiß ich daß Du 3 Concerte in Berlin geben wir<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">st</corr><sic resp="writer">d</sic></choice><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1190c6f-5bf8-4c3f-a38c-1e219bbba5a5" xml:lang="de">daß Du 3 Concerte in Berlin geben wirst – Mendelssohn veranstaltete die drei Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Orchesterwitwenfonds der Königlichen Hofkapelle am 15. November 1832, 1. Dezember 1832 und 10. Januar 1833 im Saal der Sing-Akademie. Mendelssohn stellte darin auch zahlreiche eigene Kompositionen vor: Im ersten Konzert die Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«), op. 107 (MWV N 15), das 1. Klavierkonzert g-Moll, op. 25 (MWV O 7), und die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3); im zweiten Konzert das Capriccio brillant h-Moll für Klavier und Orchester, op. 22 (MWV O 8), und die Ouvertüre Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5); im dritten Konzert die Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), und Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3). Die Allgemeine Musikalische Zeitung resümierte nach dem letzten Konzert: »Herr F. Mendelssohn hat sich durch diese von ihm veranstalteten, höchst interessanten Musik-Aufführungen nicht allein als ausgezeichneter Pianoforte-Virtuos ersten Ranges, Instrumental-Componist von Genie und Fleiss und geschickter Orchester-Dirigent gezeigt, sondern sich auch zwiefachen Dank für seine Leistungen, in Bezug auf die Kunst und den wohlthätigen Zweck seiner Concerte, erworben« (AMZ 35, Nr. 8, 20. Februar 1833, Sp. 126). Ludwig Rellstab betonte in seiner Rezension in Iris im Gebiete der Tonkunst 4, Nr. 3, vom 25. Januar 1833, die Konzerte seien »nur ein Gewinn für die Kunst, obgleich wir weder der Ouverture, ›die Hebriden‹ genannt, noch der großen Kantate, die Walpurgisnacht, im Ganzen Geschmack abgewinnen konnten. Einzelnes in Beiden gefiel uns dagegen außerordentlich« (S. 12). Zu den Konzerten siehe ausführlich Dinglinger, Mendelssohns Berliner Intermezzo, S. 112-123. Am 15. November 1832 bestätigte Mendelssohn, »[a]us der Schatulle Sr. Königlichen Majestät die Summe von 20 Friedrichsd’or als Beitrag zur Einnahme des Concerts für den Orchesterwittwenfonds am 15ten Nov. 1832 empfangen zu haben« (D-LEsm, Musik- und Theatergeschichte, MT/2011/307).</note> worin mehreres von Dir soll aufgeführt werden. Darüber freue ich mich sehr. O wäre ich da! – Ich dachte Du würdest die Stelle nach <persName xml:id="persName_b85e610b-e1f8-41cf-b75b-89781658d6d0">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> bekommen, aber so etwas folgt dem Princip der Anciennität und so höre ich hat <add place="above">sie<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> <persName xml:id="persName_c4b0ba22-7508-49a7-8fbc-7dc331bafc62">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> bekommen.</p> <p>Jetzt fällt mir ein daß Du <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_95b6d60a-6fb7-46dc-b10b-e7e373cb5fb5"> <sic resp="writer">wolltelst</sic> <corr resp="editor">wolltest</corr> </choice> etwas von mir erfahren. Ich ernähre mich noch immer von der <persName xml:id="persName_71af5b06-29fd-48f4-8ae9-f711ef2e6379">Logier<name key="PSN0112919" style="hidden" type="person">Logier, Johann Bernhard (1777-1846)</name></persName>’schen Schule,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e6f2a35-9c29-479f-bf92-fa463cd72c22" xml:lang="de">Ich ernähre mich noch immer von der Logier’schen Schule – Lindblad gründete 1827 eine Musikschule, die Johann Bernhard Logiers Methode des Klavierunterrichts anwendete. Logier hatte eine neue, vor allem in England und Deutschland außerordentlich erfolgreich angewandte Methode des Klavierunterrichts entwickelt. Sie basiert auf einer gründlichen Harmonielehre und zielt auf Gruppenunterricht. 1814 ließ er die Methode patentieren. Von 1822 bis 1826 lebte Logier auf Veranlassung der preußischen Regierung in Berlin und half Franz Stoepel, einem Berliner Musiklehrer, bei der Einrichtung einer seine Methode praktizierenden Akademie. Lindblad leitete seine Schule bis 1861.</note> Da ich keine Anstellung und keinen bestimten Lohn habe ist diese Schule als ein nothwendiges Vehikel meiner Existens anzusehen. Mein Unterricht bey’m Kronprinsen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e7cd3c00-8e06-410c-8ae3-9e54f73c94eb" xml:lang="de">Kronprinsen – Joseph François Oskar (Oscar) Bernadotte von Schweden und Norwegen.</note> fährt noch immer fort und ich werde auch bald <add place="above">mit<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> dem Unter<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">ric</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice>ht seiner 3 Söhne<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_baa1e62a-0f33-4938-b06b-6e2413aa5987" xml:lang="de">3 Söhne – Karl Ludvig Eugen Bernadotte Prinz von Schweden und Norwegen, Frans Gustaf Oscar Prinz von Schweden und Norwegen, und Oskar Fredrik Bernadotte Prinz von Schweden und Norwegen.</note> die Erbprinsen anfangen. Seit <title xml:id="title_ca666300-d704-4788-a177-1eca2c192afb">meinem letzten Brief <name key="PSN0112854" style="hidden" type="author">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name> <name key="fmb-1830-04-11-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Adolf Fredrik Lindblad in Stockholm; Berlin, 11. April 1830</name> </title> an Dich hat mir <persName xml:id="persName_b4936c7c-ea6c-43bd-9cb5-ccf337905275">meine Fraue<name key="PSN0112857" style="hidden" type="person">Lindblad, Sophia (Sophie) Carolina (1802-1886)</name></persName> <persName xml:id="persName_f22c10dc-245f-4ace-825a-24d68637ba0b">einen starken Jungen<name key="PSN0112856" style="hidden" type="person">Lindblad, Per Carl Adolf (1832-1905)</name></persName> geschenkt so daß ich jetzt ein paar Wunschkinder, wie man sie bey uns nennt, habe; nähmlich ein Sohn und <persName xml:id="persName_c3991402-3074-4ba3-909a-87d41a3b85de">eine Tochter<name key="PSN0112855" style="hidden" type="person">Lindblad, Charlotta Helena Sophia (Lotten) (1829-1912)</name></persName>. – Zum Componiren ist <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">mir</unclear> wenig Zeit übrig und außer <title xml:id="title_6e5a3500-9c9b-413e-98b2-5664b4da7f3c">einer langen Sinfonie in C dur<name key="PSN0112854" style="hidden" type="author">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name><name key="CRT0109752" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 19</name></title> die hier öffentlich mehrere Mal aufgeführt worden und ziemlich gefallen hat, habe ich nichts von Bedeutung geschrieben. – Ubrigens ist meine Lage hier nicht unangenehm, wenn ich mich nach außen kehre <del cert="high" rend="strikethrough">man</del> kommt man mir mit Achtung und zuweilen auch mit <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">wah</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice>rer Freundlichkeit entgegen und da ich <del cert="high" rend="overwritten">eine</del><add place="overwritten">und<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">meine</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice> Frau einen unuberwindlichen<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Hang zum <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">eingezogenen</unclear> und häuslichen Leben haben so laufe ich wenig Gefahr jene Achtung und Freundlichkeit jemals zu verlieren.</p> <p>– Von meiner Sinfonie möchte ich dir verschiedenes sagen wenn sich nur über so etwas vieles sagen ließe. Sie ist nicht in einem nagelneuen <persName xml:id="persName_353278ba-2060-43bf-b463-5e1d6918a093">Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName>schen Styl geschrieben sondern ungefähr von der Art wie <title xml:id="title_27e55e8f-2c26-447c-a3ea-2e04d2e48acb">seine C dur<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108062" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 21</name></title> oder <title xml:id="title_3b7a91ec-d396-4925-a330-374c60f940bd">D dur Simphonie<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108063" style="hidden" type="music">2. Sinfonie D-Dur, op. 36</name></title> von welchen ich weiß daß Du, früher wenigstens, nicht viel hieltest. – Mir war es aber, als Anfänger, nöthig eine bestimtere und nicht unpopuläre Form zu wählen. Auch bin ich durch viele Stunden geben etwas trockner geworden – oder <gap quantity="2" reason="deletion" unit="words"></gap> <add place="above">altväterisch (orthodox)<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add><del cert="high" rend="strikethrough">trockner</del>. Über dießen Gegenstand nähmlich über den alten und den neuen Beethoven wollte <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">ich</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice> unaussprechlich gerne mich mit Dir aussprechen. – Denn <del cert="high" rend="strikethrough">ub</del> daruber ist mir vieles in letzter Zeit eingefallen wovon ich furchte Du wirst das Ding nicht so sehen wie ich. – Aber so etwas kann in Briefen nicht geschen wenigstens nicht von meiner Seite. – Doch wenn Du anfingest, ginge es auch wohl am Ende auch in Briefen. – Vom jungen <persName xml:id="persName_331aeffd-022d-45b5-a260-b3d35305e882">Adolph Bendicks<name key="PSN0109840" style="hidden" type="person">Benedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836)</name></persName> (jetzt ist er doch nicht mehr so jung) habe ich gehört daß Du soltest Bestellungen fur die Philharmonische Gesellschaft in London bekommen haben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f510e2f1-7a9a-49ce-a656-987cc0ad7aa1" xml:lang="de">daß Du soltest Bestellungen fur die Philharmonische Gesellschaft in London bekommen haben – In seinem Brief vom 8. November 1832 (Brief gb-1832-11-08-01) übermittelte William Watts eine Kopie des am 5. November beschlossenen Auftrags der Philharmonic Society an Mendelssohn, »to compose a Symphony, an Overture, and a Vocal Piece for this Society, for which he be offered the sum of one hundred Guineas.« Die Kompositionen sollten in den Konzerten der Society uraufgeführt werden. Daraufhin führte Mendelssohn während seines dritten London-Aufenthalts im Jahr 1833 die Sinfonie A-Dur (»Italienische«), op. 90 (MWV N 16), und die zweite Fassung der Ouvertüre C-Dur (»Trompeten-Ouvertüre«), op. 101 (MWV P 2), auf. Ein Vokalstück komponierte er erst für die Saison 1834: die Arie »Infelice! Ah, ritorna, età dell’oro« MWV H 4. Gemäß der Vereinbarung sollte Mendelssohn das Copyright für die Kompositionen nach zwei Jahren wiedererhalten. Man räumte ihm aber das Recht ein, sofort nach der Uraufführung Arrangements herauszugeben (Foster, Philharmonic Society, S. 111, und Robert Elkin, Royal Philharmonic. The Annals of the Royal Philharmonic Society, London [1946], S. 36). Über die Resolution informierte Thomas Attwood bereits in seinem noch am Abend der Zusasmmenkunft der Philharmonic Society am 5. November 1832 geschriebenen Brief (gb-1832-11-05-01).</note> wozu ich dir viel Glück wunsche denn ich wusste für einem Künstler nicht wünschenswertheres als daß er recht viel Bestellungen bekomme, dadurch wird er zur Arbeit angetrieben, und da ist er immer glücklich. – Der Kronprins von Schweden componirt sehr viel und auf die Art habe ich immer Arbeit sonst mache ich wenig jetzt, – Wirst Du nicht bald nach Schweden <add place="above">kommen<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add> oder wirst Du es je? – Versprochen hast Du es. – Wo wirst Du nächsten Sommer Dich aufhalten. – in Berlin etwa? – Ist <persName xml:id="persName_a542fddd-e075-4894-bfeb-435b27546f11">Beerwald<name key="PSN0109917" style="hidden" type="person">Berwald, Franz Adolf (1796-1868)</name></persName> noch da. – Was Du uber ihn in deinem letzten lieben Brief schriebt kann ich wohl fur Wahrheit halten, ich kenne ihn selber wenig aber nach dem Urtheil andrer die ihn näher kennen wirst Du wohl, was ihn betrifft die Wahrheit getroffen haben. – Viele Gruße an <persName xml:id="persName_c1ee5b12-6cc9-43d1-bbce-696d775ef2bf">Deiner lieben Familie<name key="PSN0113241" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName>, viele herzliche Danksarkeit für ihre Gute gegen mich bitte ich Dir Ihnen zu sagen. und Du! Laß mich nicht so lange auf einen Brief von Dich warten als diesser sich verspätet haben mag.</p> <closer rend="left">Freunde die sich meiner erinnern bitte sehr zu grüssen</closer> <closer rend="right">Deinen lieben Freund</closer> <signed rend="right"><hi n="1" rend="underline">Adolph F Lindblad</hi></signed> <dateline rend="left">Sthm. d. <date cert="high" when="1832-12-26" xml:id="date_44ca97e9-3ad2-4717-9372-57ea3057b20e">26 Dec. 1832.</date></dateline> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_91868f3a-43d4-49e8-a4bf-3e30524c264a"> <docAuthor key="PSN0112854" resp="author" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112854" resp="writer" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="margin">Viel Gluck und manches Gute zum angegangnen Neuen Jahr!<name key="PSN0112854" resp="writers_hand" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801–1878)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>