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gb-1832-07-13-01

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Carl Klingemann, Friedrich Rosen und Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>London, 12. und 13. Juli 1832 Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832 Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 25. Juli 1832 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) Hauser, Franz (František) (1794-1870)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Hauser, Franz (František) (1794-1870) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/70. Autograph Carl Klingemann, Friedrich Rosen und Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 12. und 13. Juli 1832 Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Carl Klingemanns Hand, 4 Poststempel [PAID / ?JY? / ?], [PAID LONDON / 13 JY 13 / 1832.], [HAMBURG / 16 JULI.], [HAMBURG / SCHIFFS? / 16 JUL. / 1832], Siegel.

Carl Klingemann, Friedrich Rosen, Franz Hauser

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

12. und 13. Juli 1832 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) Hauser, Franz (František) (1794-1870)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) LondonGroßbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) BerlinDeutschland deutsch
Mr Felix Mendelssohn- Bartholdy Berlin 3. LeipzigerStrasse Hamburgh Steamboat.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) 37. Burystr. d 12. July 32.

Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter Felix, und das philiströse Blättchen soll wahrhaftig irgendwo oder wie im Zimmer herumliegen und Du sollst darin täglich angeredet oder angesungen werden, wie und was es gerade fällt: und wäre es auch nur mit: Guten Tag! oder – das Beef war wieder himmlisch heute!

– wieder himmlisch heute – davon nachher.

Es ist würklich ganz still geworden, seit Du weg bist;seit Du weg bist – Mendelssohn war am 22. Juni 1832 abends von London abgereist (vgl. dessen Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 4, fol. 5r). ich für meine Person liege in der That den ganzen lieben langen Tag zu Haus und thue wenig als Schwimmen und leises Contempliren – wer im Tempel steht, räthst Du erröthend wenn auch nur halb. Noch hältst Du den Faden dort und noch halten die Netze hier, – es geht ein süßes Fragen durch Alt und Jung – ich wurde wie verwittibtverwittibt – verwitwet. angesehen und becondolirt – und schaue mit meinem besten Gesichte rückwärts –

Kurz und überhaupt ich könnte in warmem Blute höhnisch seyn und mich aus Ironie pikiren nie liebe Namen zu nennen und zu generalisiren wie ein Leutnant, – aber da wär ich ja einer oder ein Esel. – MaryHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) nämlich – ich war gewiß am Dienstag da – aber schon früher – aber folgendermaßen historisch:

Wir Neuen halten wenig vom Scheiden – wir spielen überall en gros – aber an jenem Freitag Abend wars doch wunderlich – wir hatten den Frühling begraben und was Neues anzufangen was immer ernsthaft ist u. s. w. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) ging bald still ab, und Hauser konnte kein Gespräch in den Gang bringen; es war eben Alles gesagt und man war allein. Um 2 Uhr war ich zu Haus – und da wurde es doch tragikomisch – auf dem Tische lag eine eilige BleistiftNote von Mrs HorsleyHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875), mit der Einlage von FannyHorsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849) die ich Dir copire (die ElternHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)Horsley, William (1774-1858) waren in der Stadt zum Essen geblieben wie Du wißen mußt, und die Mädchen herausgefahren: Oh Mama where is my Album have You or Papa got it what can I do I do not remember it after I felt so faint in the ConcertRoom what shall I do Surely some one must have taken it from me You know I went into that Anteroom but I never could have left it on the seat. I am half distracted about it. What on earth shall I do if it is lost

Fanny

Diplomatisch so, ohne Interpunction – es rührt mich lächerlich, es war mir als hörte ich das Kind alles das laut sprechen. Mama bat, die Note (ihre eigne) erst am folgenden Morgen zu lesen und mich dann umzusehen – ich ging vor 9 Uhr, sah auch, ließ nachsehen – nichts – und ging zur Trauerpost natürlich hinaus – sie hatte sehr lamentirt, war aber gefaßt – wir tractirten das verlorne Albumdas verlorne Album – Frances Arabella Horsleys Autographenalbum (GB-Ob, MS. Eng. e. 2182).und den verlornen Msohn – Mama und Mary gingen zur Examinationdas Beispiel von London undMaster CharlesHorsley, Charles Edward (1822-1876), ich begleitete sie hin und zog weiter, versprechend am Dienstag zu kommen. Das Album ist richtig fort, trotz advertisement und Prämie nicht wieder gebracht, und Fanny sagte: Only consider, what shocking peoples they must be, who behave so wretchedly! Du mußt helfen. –

Am Dienstag ging ich – wohin? – aber nicht um 1. – wozu gäbe es denn Posttage, wohl aber Abends nach 7. – Wie gesagt, wahre stille Fasten nach tollem Carneval, ich sprach mit der Mutter – Tags vorher waren sie auf zwei Parties gewesen, – Fanny sagte: it is so grand! Schlief aber jetzt, und Mary saß und las im Garten, und kam nicht etwa herauf, sondern las weiter. Wie sie aber nachher herauf kam, hielt sie mir ruhig eine frische Moosrose entgegen – ich nahm sie stumm und handshaking. Allmählig organisirte sichs – “wann kann Nachricht von Mendelssohn da seyn? fragte die Mutter. “Am nächsten Montag oder Dienstag, sagte ich, – ich erwarte aber keine, ich kenne uns.” “You will have a letter on Tuesday, sagte Mary gelaßen – I bow to your higher intelligence, sagte ich feierlich. Nachher spielten die Mädchen die Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jpnzfkhw-r8ax-8wch-do3v-0npdhhh1ybp5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name>; – Du mußt blos eben ausmalen, es war gar reizend und sie spielten sie so hübsch, so sanft, elegisch. Die Mutter hatte vorher die Bedingung gemacht ich solle meine Bemerkungen machen, da ich sie am oftesten gehört – das that ich dann auch pro forma – das tutti-crescendo – like a Waving of the waves – wurde herausgehoben, der Melodie gehörige Breite empfohlen und dergleichen angenehme Philistereien mehr. Der AlteHorsley, William (1774-1858) hat ihnen verboten die Ouvertüre so oft zu spielen – sie sollen ihm such a work nicht abnutzen.

Am ersten Sonnabend war ich noch bei Sir GeorgeSmart, Sir George Thomas (1776-1867), dem ich Deine Noten nebst Manuscript einhändigte, – er verlangt ein begleitendes Handschreiben von Dir zur Ouvertüre, ans PhilhPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien – schreibe es also. Dann war ich in Deiner öden BehausungDeiner öden Behausung – in London, 103 Great Portland Street., und packte meine Sachen zusammen, – JaneJane gab mir noch einen Schuh und einen Strumpf – ich fragte ob sie das dazu gehörige Bein nicht auch gefunden, – sie lachte – ferner Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889)’s Federmesser (natürlich ist tiefste Discretion beobachtet) – Du erhältst alles im Anfange des August. Die liebe kleine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) selber, zu der ich dann ging, war nicht zu Haus – ich habe sie aber ziemlich oft gesehen seitdem, wir waren in Woolwich mit StonesStone, Familie von → Thomas Arthur S., bei Astley’sAstley’s Royal AmphitheatreLondonGroßbritannien, wo EmilyMoscheles, Emily Mary (1827-1889) zum erstenmal Theater sah und außer sich war, – Vor einer halben Stunde saß sie roth und müde, voller Comfort und Plaisir im beweglichen Lehnstuhl und sagte, es wäre bequem daß wir uns jetzt nicht mehr über die Deutschen Opernleute zu mockiren brauchten, da wir es in ihrem Beyseyn in leisem schnellen Englisch gethan: sie wären abgefüttert worden, – Madam FischerFischer-Schwarzböck, Beatrix (1808-1885) hatte leidlich falsch gesungen und sie hatten sich einander so gelobt und vergöttert daß uns Layen nichts blieb wie das Zuhören; – unruhiges, schnatterndes, eitles gereistes Volk, mit dem würklich gar nichts anzufangen ist. Die kleine FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889) ist übrigens halb eifersüchtig auf mich, daß sie noch keinen Brief von Dir hat, – den zweiten<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-07-04-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832</name> hab ich blos für einen flüchtigen Geschäftsbrief wegen der Druckfehler ausgegeben.

Mit letztern ists “all right” – die zweite Correctur war sehr proper, Alles war verbessert bis auf die diversen Achteln Seite 13, im 4 Syst. oben, die ich gestern Abend noch bei CramersCramer, Addison & Beale, Musikverlag in London weggestrichen. |2| Contrari von Grobheit ist den Leuten alle Höflichkeit nachzureden – gestern Abend fing der Schotte, derselbe der bei Dir war, es ist jawohl Mr AddisonAddison, Robert (1797 (?)-1868) – von selber an den wunden Punct zu berühren und fragte nach Neuigkeiten von Dir und hoffte Du würdest Dich überzeugt haben daß sie keinesweges die Absicht gehabt hätten Dich zu beleidigen, daß sie Dich und Deine Gaben sehr hochschätzten und daß Alles nur ein misunderstannding gewesen, – sie nähmen dergleichen rein merkantisch u. dergl. Ich erwiederte darauf das Passende und wir schieden freundlich. Sie haben übrigens den Druck so verspätet daß die Ouv.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kwdtuhrc-iu0r-fc3n-yz6w-5e7nypbrowlt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> erst nächsten Montag fertig seyn wird; indessen ists am 10. July angezeigt und gehörig in Stat.hallin Stat.hall deponirt worden – In der Stationers’ Hall wurden alle englischen Drucke aus urheberrechtlichen Gründen registriert. deponirt worden. – Schrei aber doch nicht von “Unangenehm Dich damit belästigen zu müßen” – Du närrischer Gesell, – wenn ich in Berlin einen natürlichen Balg hätte, solltest Du ihn veralimentiren und kein Anderer.

Schön war es von Dir daß Du den Brief aus Holland schicktest, der am Sonnabend eintraf, und nicht allein überraschte sondern auch erquickte, da Mary nun einmal wegen Dienstag Unrecht behalten mußte. Es wird aber zu spät – morgen mehr. –

Carl Klingemann
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

FreitagsKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Guten Morgen! Ich habe eben die trockensten Rechnungssachen tractirt und bin steif im Gehirn vom Addiren d. dicken Geldsummen. Es hilft Alles nichts ich muß wieder ins Historische. Bekanntlich sind wir verdammte Kerle, pfiffige Sentimentalisten und überschwängliche Spitzbuben, – es ist also schon weniger ein Wunder wenn ich die Gelegenheit ergriff einer Mutter meine Dienste als Erklärer und Commentator im Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name>In London gastierte eine deutsche Truppe mit deutschen Opern, darunter Ludwig van Beethovens »Fidelio« op. 72. anzubieten, und daß der ganze Blumenflor eines Abends richtig ins Opernhaus hineinfiel, – ein wahres zweischneidiges Vergnügen! Es gefiel den Kindernden Kindern – Mary Elizabeth Horsley, Frances Arabella Horsley und Sophia Hutchins Horsley. über die Maaßen und dann amüsirte sie wieder der dicke Rocco-HauserRocco-Hauser – Franz Hauser sang den Rocco in »Fidelio«. so sehr, und manches Andere war so lustig ungeschickt! – Am Dienstag vor acht Tagen war ein großer Tag – Madam MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) schrieb vorher ein boshaftes Billet wie ich wieder ungestört Cour machen könne, da die beiden Nebenbuhler jenseits der Meere, worauf ich natürlich erwiderte, daß sie darin die Freundschaften der Neuern richtig verstände, daß von Opfern und Zartheit nicht die Rede, und daß meine Freude – wäre ich würklich der Mann der ich vielleicht nicht wäre – nur bedeutend dadurch erhöht werden könne, wenn die Andern vor Aerger aus der Haut führen. Förmliches Dinner, SmartsSmart, Sir George Thomas (1776-1867) zu Ehren, ich aß für Dich und redete vom Sterben und andern lustigen Dingen mit meiner Nachbarin Miss CartwrightCartwright, Anna → Hawes. Abends kamen die Mädchendie Mädchen – Mary Elizabeth Horsley, Frances Arabella Horsley und Sophia Hutchins Horsley.HauserHauser, Franz (František) (1794-1870) und RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) wurden dem AltenHorsley, William (1774-1858) auf sein Verlangen introduced und von Fanny zu ihrem Geburtstag– Frances Arabella Horsley feierte am 10. Juli 1832 ihren 17. Geburtstag. geladen. Ich konnte eine gute Weile nicht mit ihr F.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) sprechen, da ich engaged war und sie von HolmHolm, Henry Haley (1806-1846) und einem andern bore lange belagert; zuletzt geschahs und ich fragte sie: was die Aehnlichkeit zwischen ihr und Paris wäre? – Beide wären ein état de siège gewesen – sie sagte aber doch, ich wäre a wretched creature daß ich nicht mit ihr gesprochen, sie hätte mir doch was zu sagen; ich wäre es nicht werth, – ich sollte am 10ten eine halbe Stunde früher kommen und ihr in den Zurüstungen helfen, – only to push some tables, meinte sie höhnisch. Ein göttlicher Brief von NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) wurde ihnen dort eingehändigt; er war an alle Drei; ich sagte vorher ich wüßte was darin stände, und Mary gab ihn mir; am Schluß wurde er ernsthaft, und ermahnte die Kinder (die arme kleine SophieHorsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894) mit in den Kauf, und alles Französisch, im schönsten bonnen Styl) doch nicht zu ausgelassen zu seyn und an ihren wichtigen Beruf als Hausfrauen und Mütter zu denken, sich hübsch darauf vorzubereiten und ihrer treflichen Mutter fein ähnlich zu werden. Well, what does that mean? fragte Mary, – ich lachte munter und versicherte, ich verstände das “indeed” nicht.

Von da bis zum großen Geburtstage waren Gedankenstriche, da kam Sonnabends Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-06-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London; Berlin, 28. Juni 1832</name> , ich berichtete daraus Morgens der kleinen FrauMoscheles, Charlotte (1805-1889), und hätte es zu schändlich gefunden die Kensington FreundeHorsley, Familie von → William H. länger als bis zum Abend im Dunkeln zu laßen. Ich ging – die MamaHorsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875) saß ganz allein im Sopha, – Mary und Fanny und JohnHorsley, John Callcott (1817-1903) zu Boot mit HawsesHawes, Familie von → William H. (1785-1846) pp nach Richmond gefahren – die jüngsten bei LangsLang, Charles, – ich höhnte mich selbst mehr aus wie Du es irgend thun kannst, saß nieder, und erzählte, und wir plauderten still bis 10. weiter, – Du weißt wie natürlich das ist, – ich wollte schon mal gehen, aber sie sagte, die Mädchen müßten kommen, um 10. Uhr gewiß; ich gab zu, obgleich ich aus meiner Schwimmerei gewiß wußte, daß es der tide wegen unmöglich war – es würde die Kinder zu sehr betrüben, wenn ich ihnen nicht selbst die Nachrichten von Dir erzählen könnte – andres Aufbrechen – neue Frist – “ich wollte nur, sie kämen ehe Mr H. zu Haus kommt, er wird schelten” sagte sie, und – er liebt dergleichen Parthien nicht – “Ich auch nicht, sagte ich in Gedanken, – entschuldigte, tröstete und explicirte aber aufs edelste, – als wahrer Hausfreund. Die Kleinen kamen zu Haus – “I thought I heard Mary’s voice, sagte die Mutter zum CharlesHorsley, Charles Edward (1822-1876), – no, it was another Gentleman, erwiederte der – wir lachten, und er entschuldigte sich: but that Gentleman’s voice is very much like Mary’s. – Gegen 11. kam der Alte, und nahm das Ausbleiben sehr krumm – eins ums andere sprach er als freundlicher Hausherr mit mir, und brummte dann wieder als strenger Vater. Wahrhaftig ich wäre gern als Ableiter geblieben, aber um halb zwölf mußte ich doch fort – Hastem them home if You meet them, sagte die Mutter die anfing besorgt zu werden – aber ich sah und hörte nichts von ihnen auf dem langen Wege und es war mir nicht unlieb.

Am Dienstag war es aber ganz prächtig – Oh if Mr Mendelssohn was but here! – Hieher denken wird er gewiß! sagte ich mit Feuer. – Ich war richtig um halb neun da, oben saßen die Alten und diverse von der Familie, die dem neuen Ehepaare zu Ehren da dinirt hatten, und unten wurde frisch ans Werk gegangen, Blumen hier, Lichter dort, Bänke in den Ecken, – die Jungens illuminirten derweilen im Garten die Namenszüge S. N – F H, die vortreflich geriethen und sogar von der Nachbarschaft bewundert wurden, und ich fragte, boshafter Weise, erst nach geraumer Zeit, nach dem Ablauf der Sonnabendsfahrten. Fanny machte ihr allercomischstes Gesicht, – we did not get scolded, Papa and Mama were too much frightened, – oh it was so late! – Papa said, we should never go again – I wish we had rather been scolded all night long! – Die Alten hatten würklich das Schelten aus Angst vergeßen, und waren nur froh gewesen wie das Volk um halb eins glücklich ankommt. – Dann kamen die Gäste, MoschelesMoscheles, Familie von → Ignaz M., – RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) – (HauserHauser, Franz (František) (1794-1870) blieb aus, ich bin noch halb wüthend auf den faulen Kerl,) Mädchen und Tänzer die Hülle und Fülle. Die Kinder spielten die gewisse Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nvzym6uy-hiqj-vknu-1aip-daeekywx7phg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> – und waren |3| gar nicht mit sich zufrieden, obgleich es recht gut ging, – sie fürchteten sich vor MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870), der ihnen aber nachher die schönsten Dinge sagte. –

Carl Klingemann
Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837) Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)

Ich falle hier ein, um zu sagen, daß ich Klingemann so eben vertieft in Acten und Schreiberei angetroffen und während er fortschrieb Deine beiden <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-06-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London; Berlin, 28. Juni 1832</name> Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-07-04-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832</name> gelesen habe, für welche Du nun noch meinen Dank erhälst. Aus Obigem weißt Du schon, daß KlingemanKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) mich bei Horsleys eingeführt hat. Es ist unmöglich – indeed I would challenge any one – die Leute nicht sammt und sonders lieb zu haben. Ich fürchte aber Klingeman legt wenig Ehre mit seinem Protégé bei ihnen ein: ich bin wahrhaft erfinderisch in der Kunst grob und unartig zu seyn gegen Leute die mir freundlich entgegenkommen. Uebrigens gehts mit mir fort, wie früher. Gestern habe ich endlich Dein <hi rend="latintype">Erstes Veilchen</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n1t4aiyo-e2l3-71ju-hgmq-vswtswve7hrq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100264" style="hidden">Das erste Veilchen (Der ersten Liebe Verlust / Der erste Verlust) »Als ich das erste Veilchen erblickt«, 27. September 1830<idno type="MWV">K 63</idno><idno type="op">19a/2</idno></name> wieder erhalten. Johnstons sind durch Deine Güte beschämt,Johnstons sind durch Deine Güte beschämt – Mendelssohn hatte Sir Alexander Johnston eine Abschrift seines Liedes Das erste Veilchen (»Als ich das erste Veilchen erblickt«) op. 19a/2 (MWV K 63) für dessen Almanach geschenkt (heutiger Standort unbekannt; siehe MWV, S. 150, Autograph b). und bedauern Dich nicht gesehen zu haben. Ich versicherte mit – wie ich hoffe – Emphase, Du habest gecall’t, und seist rather disappointed gewesen, sie nicht zu finden, was sie nicht recht deutlich mehr zu wissen schienen. – Stenzler hat seine MedailleStenzler hat seine Medaille – Adolf Friedrich Stenzler bekam für seine Publikation des Sanskrit-Textes Raghuvansa. Kálidásae carmen. Sanskrite et Latine, London 1832, eine der goldenen Medaillen verliehen, die der englische König der Roayl Asiatic Society gestiftet hatte. dahin: er ist munter und wohl, wie im Ganzen auch Dein gehorsamer Freund

F. R.
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)

Rosen trat ein, geharnischt und in honorigen Sommerhosen, – und ließ Worte fallen als befehde er die ganze Welt und sie müßte ihm seinen Grimm zu Gute halten – voller Arbeit – Stunden – vielleicht gar verliebt, ließ er merken. – Aber mit meinen Acten und Schreibereien ist es traurig, – wo kriege ich nur Zeit her für den schönen Platz und für die Masse Details? – Rosen also, glänzte in der Party, – und sie sagten nachher er wäre ja schändlich von uns, namentlich von mir, verleumdet, – er spräche ja! Fanny fragte mich nämlich bei MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870): Does Dr Rosen never speak? wie er schweigsam da stand, – ich sagte: never! he is so learned! – Nun hätte sie ihn, in ihrem Hause, angeredet, und wäre ganz erstaunt wie er geantwortet hätte und so schön und in so treflichem Englisch. Mary sagte, (um mich zu ärgern, wahrscheinlich) er spräche besser EnglischKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) wie wir Alle – sogar besser wie Mrs Moscheles, – freilich mit Ausnahme des R. – Fanny war ganz ausgelaßen und versäumte keinen Tanz; einmal klagte sie mir, sie wäre wie immer, mit some small fry geplagt, mit denen sie gar nicht gern tanze: ich rieth ihr, sie mögte mehrere in einer Quadrille abmachen. Sie griff ganz vergnügt zu, und ging würklich in ihrem Uebermuth zu den Flegeljährigen – schüttelte aber betrübt mit dem Kopfe wie ich später nachfragte: the first immediately consented, Soul! – but the second absolutely refused! – sagte sie. – Und dabei standen die Gartenthüren offen und die Namenzüge brannten ruhig fort, das Wetter war warm und mit ruhigem Mondschein gefärbt, einzelne Paare traten hinaus und kreißten wohl mal um den Blumenbusch in der Mitte, Niemand zitterte vor Zugwind – oben auf dem Balkon standen die Grauen und Einer von ihnen sagte: er wäre fertig zur Julia wenn sich nur gleich ein Romeo fände – Rosen und ich schauten aber blos hinauf und setzten ein langes Gespräch mit der ältesten TochterHorsley, Mary Elizabeth (1813-1881) vom Hause noch länger fort, bis ein neuer Tanz anfing. O Felix, du fehltest würklich sehr, und mußt an uns gedacht haben! Wir hätten ja zusammen noch ganze Schiffsladungen voll Thorheit erbeutet! Nun denke dir noch die muthige Sophie, mit der in einem Spanish dance, – eine Art Ecossaise mit WalzTouren, gewalzt wird, und der alles mögliche Vergnügen über das ContrebandsWalzen aus den Augen lacht! – Um halb zwei zogen wir schon fort, Rosen und ich – ich seinetwillen, da er meinetwillen 2 Stunden früher einen Platz in Moscheles Wagen ausgeschlagen hatte.

Es lebe aber Sir Thomas GreshamGresham, (seit 1559) Sir Thomas (1519-1579)! Er war der Königliche Kaufmann unter der ElisabethEngland und Irland, Elizabeth I. von (1533-1603)the Royal Merchant”, geb. 1519. † 1579. und beweißt schlagend für den Nutzen großer Männer. O werde Einer, Felix, oder fahre fort einer zu seyn – bedenke daß es keine Dürerfeste gäbe wenn kein Dürer gelebt hätte, und keine Commemoration of Sir T. Gresham,Commemoration of Sir T. Gresham – Bei der Gedenkfeier zu Ehren von Sir Thomas Gresham am 12. Juli 1832 wurde u. a. William Horsleys Quartett »I heard a voice from heaven« gesungen und Thomas Attwoods Coronation Anthem »Oh Lord grant the King a long life« aufgeführt (Harmonicon 10, 1832, S. 182 f.). ohne seine vorherige Existenz, und daß, wenn in späten Säkuln Dir zu Ehren was gesungen oder gegessen wird, sich da nette Leute treffen die Dein Andenken sehr segnen! – Von besagter Commemoration war am besagten stürmischen Sonnabend die Rede – der Alte war zur Probe gewesen – they do an trifle of mine – worauf er hin, – Thursday next – und da ich zu Zeiten in einen ganz tollen – fast unerklärlichen musikalischen Enthusiasmus gerathe, so passirte mirs eben da – ich bezeugte ein so starkes Verlangen diese Musik zu hören, daß nichts natürlicher war als daß mir ein Ticket angeboten wurde – ich nahms an.

“Könntet Ihr nicht – sagte die Mutter – falls Ihr nichts beßeres vorhabt, morgen Abend ein wenig herauskommen, damit wir das Nähere wegen Uebermorgen besprechen?” – If You come, you get a beautiful Nosegay! sagte Fanny, und zeigte auf ihre Schätze rings umher. – “Besides, – sagte ich mit lächelndem Dankesnicken – wäre es schön wenn Sie mir erlaubten Mendelssohns Sommernachtstraum mit Ihnen durchzuspielen, verborgener Fehler willen, – ich habe grade die zweite Correctur erhalten.” – Hiermit ließ ich die Leute am Dienstag weiter tanzen. –

O Felix – nun kann ich ja nicht weiter, ich muß ja aufhören und das Weitere morgen schreiben, und Lieder, nach denen Du Dich vergebens umgesehen hast, und die Du gewiß im nächsten Briefe findest, – es läutet ja mit allen Postglocken und mein Magen knurrt und eben knockt der unnütze Hauser, der perplex ist über seinen verkannten <hi rend="latintype">Don Juan</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name>,verkannten Don Juan – Die deutsche Operntruppe, die 1832 in London gastierte, führte auch Wolfgang Amadeus Mozarts »Don Giovanni« KV 527 auf. Franz Hauser sang den Titelhelden. Zu der Aufführung am 11. Juli 1832 erschien im Harmonicon 10, 1832, S. 189, eine schlechte Rezension. Die Times rezensierte: »the Don Juan of Herr Hauser […] were heavy and spiritless« (The Times Nr. 14.902, 12. Juli 1832, S. 5). und von mir sehr ausgescholten werden muß. – Im <hi rend="latintype">Macbeth</hi><name key="PSN0110359" style="hidden" type="author">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789–1861)</name><name key="CRT0111541" style="hidden" type="music">Macbeth</name>Macbeth – Die Oper von Hippolyte Chélard wurde am 4. Juli 1832 zum ersten Mal in London gegeben (Harmonicon 10, 1832, S. 189). Die zweite und letzte Vorstellung fand am 6. Juli 1832 statt (The Times Nr. 14.897, 6. Juli 1832, S. 3). war ich mit MoschelesesMoscheles, Familie von → Ignaz M., – das ist ja unter dem Luder elend – die kleine Frau war unvergleichlich und wurde so wild daß Moscheles, der mit diplomatischer Genauigkeit und aufopferndster Gewißenhaftigkeit Alles hören wollte, doch nach dem zweiten Act mit ihr fort mußte. Die Leute klatschten gewaltig, und encoreten zwei Sachen, – die Zeitungen sprachen schöndie Zeitungen sprachen schön – In der Times erschien am 5. Juli 1832, Nr. 14.896, S. 5, eine positive Rezension. |4| und lobend genug über das Werk, – aber zum zweitenmale ists leer gewesen und der ganze Plunnder bei Seite gelegt. Ich sagte einem der Kenner, wenn ich drucken ließe, würde ich blos drucken laßen, daß mans nur für keine deutsche Oper halten solle, – es wäre von einem FranzosenChelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861), auch ein franz. Text von einem franz. DichterRouget de Lisle, Claude Joseph (1760-1836) in Frankreich componirt u. s. w. – der Kenner, HogarthHogarth, George (1783-1870) wars, sagte er wollts besorgen, und richtig fand ichs im SpectatorSpectator – The Spectator. A Weekly Review of Politics, Literature, Theology and Art, London 1828 ff. wieder. – Ich gaudire mich im Stillen daß der diable Robertdiable Robert – Giacomo Meyerbeers Oper Robert le Diable (UA Paris 21. November 1831) war am 11. Juni 1832 unter Anwesenheit des Komponisten erstmals in London aufgeführt worden (Harmonicon 10, 1832, S. 159). Die deutsche Erstaufführung fand am 20. Juni 1832 in Berlin statt (Vossische Zeitung Nr. 144, 22. Juni 1832). Dich von Residenz zu Residenz verfolgt! – Was machst Du mit deinem OpernText zum Sturm? – “Schreibe mir umständlich was Du thust und treibst – so schreibst Du, – so schreibe ich – so schreibe Du. – Jetzt werde ich wild und verwirrt – nun könnts gut werden. Aber Felix, unsre Briefe werden, fürchte ich, so viel Frivoles enthalten, daß sie für den Druck sehr unbrauchbar werden werden! Schreibe nur bald – an Mad. Moscheles und High Row 1.High Row 1. – Adresse der Familie von William Horsley in Kensington. versteht sich von selbst, – aber auch wieder an mich, – sey nicht so skurril und rede vom Porto! – Morgen mehr! Grüße alle die Deinigen herzlichst und grüne und blühe lustig weiter!

Dein CKl. – Viele details im nächsten! –
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Carl Klingemann
Hauser, Franz (František) (1794–1870) Hauser, Franz (František) (1794–1870)

Wenn Du auch nicht an mich denkst und schreibst, so denkst Du doch an den <hi rend="latintype"><title xml:id="title_5b3cc4f7-1743-41c4-8ede-700b7da43570">Barbarian<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_a3717ea2-8a11-4c3e-a081-35350afb5652"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_orchestra" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100230" style="hidden">Arie für Franz Hauser, [Juli bis 17. September 1832]; Autograph vernichtet<idno type="MWV">H 3</idno><idno type="op"></idno></name>Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)The Barbarian (»Bass-Arie für Hauser.«), und seinen Song. Mir geht es seit Deiner Abreise lausig genug, das ist ungefähr alles was ich dir in aller Kürze sagen mag – in die Gr. Portland StGreat Portland Street Nr. 103LondonGroßbritannien.Gr. Portland St. – Mendelssohn hatte bei seinen London-Aufenthalten 1829 und 1832 in Nr. 103 Great Portland Street eine Wohnung bei dem Eisenwarenhändler Friederich Heinke gemietet. bin ich seit der Zeit gar nicht wieder gekommen. <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Chelards</hi> Makbeth<name key="PSN0110359" style="hidden" type="author">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861)</name><name key="CRT0111541" style="hidden" type="music">Macbeth</name> ist nach der 2ten Erscheinung des Herren entschlafen trotz alles Lobes in der <hi rend="latintype">Times</hi><name key="PSN0120522" style="hidden" type="author">Walter, John d. J. (1776-1847)</name><name key="CRT0113201" style="hidden" type="periodical">The Times</name> und andern Blättern. Unseren <hi rend="latintype">Don Juan</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name> (:Ich D. J.) lobten sie weniger, mich am allerwenigsten und nach KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) muß das auch sein Gutes haben. Ich denke sehr nach DeutschlandDeutschlandDeutschland – nicht des zu wenigen Lobes – sondern weil es eben Deutschland ist – man muß hier ein Junge seyn, um es immerfort goutiren zu können, vielleicht muß man in Deutschland ein kompleter Philister werden um es zu können. In medias res.In medias res – lat., mitten in die Dinge hinein. Ich habe in meinem Herzen schon lange alles was ich inwendig oder auswendig gegen die gute MoschelesMoscheles, Charlotte (1805-1889) hervorgebracht haben mochte, tausendmal abgebeten. Klingeman wird Dir schon die schönsten Details geschrieben haben – und so fehlen mir Daten, wenn ich nicht odiosa substituiren muß. Nun aber leb wohl, es wird Zeit sagt Kl. Addio. Grüße die Deinigen. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) etc. Dein Fr. H.

            37. Burystr. d 12. July 32. Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter Felix, und das philiströse Blättchen soll wahrhaftig irgendwo oder wie im Zimmer herumliegen und Du sollst darin täglich angeredet oder angesungen werden, wie und was es gerade fällt: und wäre es auch nur mit: Guten Tag! oder – das Beef war wieder himmlisch heute!
– wieder himmlisch heute – davon nachher.
Es ist würklich ganz still geworden, seit Du weg bist; ich für meine Person liege in der That den ganzen lieben langen Tag zu Haus und thue wenig als Schwimmen und leises Contempliren – wer im Tempel steht, räthst Du erröthend wenn auch nur halb. Noch hältst Du den Faden dort und noch halten die Netze hier, – es geht ein süßes Fragen durch Alt und Jung – ich wurde wie verwittibt angesehen und becondolirt – und schaue mit meinem besten Gesichte rückwärts –
Kurz und überhaupt ich könnte in warmem Blute höhnisch seyn und mich aus Ironie pikiren nie liebe Namen zu nennen und zu generalisiren wie ein Leutnant, – aber da wär ich ja einer oder ein Esel. – Mary nämlich – ich war gewiß am Dienstag da – aber schon früher – aber folgendermaßen historisch:
Wir Neuen halten wenig vom Scheiden – wir spielen überall en gros – aber an jenem Freitag Abend wars doch wunderlich – wir hatten den Frühling begraben und was Neues anzufangen was immer ernsthaft ist u. s. w. Rosen ging bald still ab, und Hauser konnte kein Gespräch in den Gang bringen; es war eben Alles gesagt und man war allein. Um 2 Uhr war ich zu Haus – und da wurde es doch tragikomisch – auf dem Tische lag eine eilige BleistiftNote von Mrs Horsley, mit der Einlage von Fanny die ich Dir copire (die Eltern waren in der Stadt zum Essen geblieben wie Du wißen mußt, und die Mädchen herausgefahren: Oh Mama where is my Album have You or Papa got it what can I do I do not remember it after I felt so faint in the ConcertRoom what shall I do Surely some one must have taken it from me You know I went into that Anteroom but I never could have left it on the seat. I am half distracted about it. What on earth shall I do if it is lost
Fanny
Diplomatisch so, ohne Interpunction – es rührt mich lächerlich, es war mir als hörte ich das Kind alles das laut sprechen. Mama bat, die Note (ihre eigne) erst am folgenden Morgen zu lesen und mich dann umzusehen – ich ging vor 9 Uhr, sah auch, ließ nachsehen – nichts – und ging zur Trauerpost natürlich hinaus – sie hatte sehr lamentirt, war aber gefaßt – wir tractirten das verlorne Albumund den verlornen Msohn – Mama und Mary gingen zur Examination – das Beispiel von London undMaster Charles, ich begleitete sie hin und zog weiter, versprechend am Dienstag zu kommen. Das Album ist richtig fort, trotz advertisement und Prämie nicht wieder gebracht, und Fanny sagte: Only consider, what shocking peoples they must be, who behave so wretchedly! Du mußt helfen. –
Am Dienstag ging ich – wohin? – aber nicht um 1. – wozu gäbe es denn Posttage, wohl aber Abends nach 7. – Wie gesagt, wahre stille Fasten nach tollem Carneval, ich sprach mit der Mutter – Tags vorher waren sie auf zwei Parties gewesen, – Fanny sagte: it is so grand! Schlief aber jetzt, und Mary saß und las im Garten, und kam nicht etwa herauf, sondern las weiter. Wie sie aber nachher herauf kam, hielt sie mir ruhig eine frische Moosrose entgegen – ich nahm sie stumm und handshaking. Allmählig organisirte sichs – “wann kann Nachricht von Mendelssohn da seyn? fragte die Mutter. “Am nächsten Montag oder Dienstag, sagte ich, – ich erwarte aber keine, ich kenne uns. ” “You will have a letter on Tuesday, sagte Mary gelaßen – I bow to your higher intelligence, sagte ich feierlich. Nachher spielten die Mädchen die Ouvertüre ; – Du mußt blos eben ausmalen, es war gar reizend und sie spielten sie so hübsch, so sanft, elegisch. Die Mutter hatte vorher die Bedingung gemacht ich solle meine Bemerkungen machen, da ich sie am oftesten gehört – das that ich dann auch pro forma – das tutti-crescendo – like a Waving of the waves – wurde herausgehoben, der Melodie gehörige Breite empfohlen und dergleichen angenehme Philistereien mehr. Der Alte hat ihnen verboten die Ouvertüre so oft zu spielen – sie sollen ihm such a work nicht abnutzen.
Am ersten Sonnabend war ich noch bei Sir George, dem ich Deine Noten nebst Manuscript einhändigte, – er verlangt ein begleitendes Handschreiben von Dir zur Ouvertüre, ans Philh – schreibe es also. Dann war ich in Deiner öden Behausung, und packte meine Sachen zusammen, – Jane gab mir noch einen Schuh und einen Strumpf – ich fragte ob sie das dazu gehörige Bein nicht auch gefunden, – sie lachte – ferner Madam Moscheles’s Federmesser (natürlich ist tiefste Discretion beobachtet) – Du erhältst alles im Anfange des August. Die liebe kleine Frau selber, zu der ich dann ging, war nicht zu Haus – ich habe sie aber ziemlich oft gesehen seitdem, wir waren in Woolwich mit Stones, bei Astley’s, wo Emily zum erstenmal Theater sah und außer sich war, – Vor einer halben Stunde saß sie roth und müde, voller Comfort und Plaisir im beweglichen Lehnstuhl und sagte, es wäre bequem daß wir uns jetzt nicht mehr über die Deutschen Opernleute zu mockiren brauchten, da wir es in ihrem Beyseyn in leisem schnellen Englisch gethan: sie wären abgefüttert worden, – Madam Fischer hatte leidlich falsch gesungen und sie hatten sich einander so gelobt und vergöttert daß uns Layen nichts blieb wie das Zuhören; – unruhiges, schnatterndes, eitles gereistes Volk, mit dem würklich gar nichts anzufangen ist. Die kleine Frau ist übrigens halb eifersüchtig auf mich, daß sie noch keinen Brief von Dir hat, – den zweiten hab ich blos für einen flüchtigen Geschäftsbrief wegen der Druckfehler ausgegeben.
Mit letztern ists “all right” – die zweite Correctur war sehr proper, Alles war verbessert bis auf die diversen Achteln Seite 13, im 4 Syst. oben, die ich gestern Abend noch bei Cramers weggestrichen. Contrari von Grobheit ist den Leuten alle Höflichkeit nachzureden – gestern Abend fing der Schotte, derselbe der bei Dir war, es ist jawohl Mr Addison – von selber an den wunden Punct zu berühren und fragte nach Neuigkeiten von Dir und hoffte Du würdest Dich überzeugt haben daß sie keinesweges die Absicht gehabt hätten Dich zu beleidigen, daß sie Dich und Deine Gaben sehr hochschätzten und daß Alles nur ein misunderstannding gewesen, – sie nähmen dergleichen rein merkantisch u. dergl. Ich erwiederte darauf das Passende und wir schieden freundlich. Sie haben übrigens den Druck so verspätet daß die Ouv. erst nächsten Montag fertig seyn wird; indessen ists am 10. July angezeigt und gehörig in Stat. hall deponirt worden. – Schrei aber doch nicht von “Unangenehm Dich damit belästigen zu müßen” – Du närrischer Gesell, – wenn ich in Berlin einen natürlichen Balg hätte, solltest Du ihn veralimentiren und kein Anderer.
Schön war es von Dir daß Du den Brief aus Holland schicktest, der am Sonnabend eintraf, und nicht allein überraschte sondern auch erquickte, da Mary nun einmal wegen Dienstag Unrecht behalten mußte. Es wird aber zu spät – morgen mehr. –
Carl Klingemann
Freitags Guten Morgen! Ich habe eben die trockensten Rechnungssachen tractirt und bin steif im Gehirn vom Addiren d. dicken Geldsummen. Es hilft Alles nichts ich muß wieder ins Historische. Bekanntlich sind wir verdammte Kerle, pfiffige Sentimentalisten und überschwängliche Spitzbuben, – es ist also schon weniger ein Wunder wenn ich die Gelegenheit ergriff einer Mutter meine Dienste als Erklärer und Commentator im Fidelio anzubieten, und daß der ganze Blumenflor eines Abends richtig ins Opernhaus hineinfiel, – ein wahres zweischneidiges Vergnügen! Es gefiel den Kindern über die Maaßen und dann amüsirte sie wieder der dicke Rocco-Hauser so sehr, und manches Andere war so lustig ungeschickt! – Am Dienstag vor acht Tagen war ein großer Tag – Madam Moscheles schrieb vorher ein boshaftes Billet wie ich wieder ungestört Cour machen könne, da die beiden Nebenbuhler jenseits der Meere, worauf ich natürlich erwiderte, daß sie darin die Freundschaften der Neuern richtig verstände, daß von Opfern und Zartheit nicht die Rede, und daß meine Freude – wäre ich würklich der Mann der ich vielleicht nicht wäre – nur bedeutend dadurch erhöht werden könne, wenn die Andern vor Aerger aus der Haut führen. Förmliches Dinner, Smarts zu Ehren, ich aß für Dich und redete vom Sterben und andern lustigen Dingen mit meiner Nachbarin Miss Cartwright. Abends kamen die Mädchen – Hauser und Rosen wurden dem Alten auf sein Verlangen introduced und von Fanny zu ihrem Geburtstag geladen. Ich konnte eine gute Weile nicht mit ihr F. sprechen, da ich engaged war und sie von Holm und einem andern bore lange belagert; zuletzt geschahs und ich fragte sie: was die Aehnlichkeit zwischen ihr und Paris wäre? – Beide wären ein état de siège gewesen – sie sagte aber doch, ich wäre a wretched creature daß ich nicht mit ihr gesprochen, sie hätte mir doch was zu sagen; ich wäre es nicht werth, – ich sollte am 10ten eine halbe Stunde früher kommen und ihr in den Zurüstungen helfen, – only to push some tables, meinte sie höhnisch. Ein göttlicher Brief von Neukomm wurde ihnen dort eingehändigt; er war an alle Drei; ich sagte vorher ich wüßte was darin stände, und Mary gab ihn mir; am Schluß wurde er ernsthaft, und ermahnte die Kinder (die arme kleine Sophie mit in den Kauf, und alles Französisch, im schönsten bonnen Styl) doch nicht zu ausgelassen zu seyn und an ihren wichtigen Beruf als Hausfrauen und Mütter zu denken, sich hübsch darauf vorzubereiten und ihrer treflichen Mutter fein ähnlich zu werden. Well, what does that mean? fragte Mary, – ich lachte munter und versicherte, ich verstände das “indeed” nicht.
Von da bis zum großen Geburtstage waren Gedankenstriche, da kam Sonnabends Dein Brief, ich berichtete daraus Morgens der kleinen Frau, und hätte es zu schändlich gefunden die Kensington Freunde länger als bis zum Abend im Dunkeln zu laßen. Ich ging – die Mama saß ganz allein im Sopha, – Mary und Fanny und John zu Boot mit Hawses pp nach Richmond gefahren – die jüngsten bei Langs, – ich höhnte mich selbst mehr aus wie Du es irgend thun kannst, saß nieder, und erzählte, und wir plauderten still bis 10. weiter, – Du weißt wie natürlich das ist, – ich wollte schon mal gehen, aber sie sagte, die Mädchen müßten kommen, um 10. Uhr gewiß; ich gab zu, obgleich ich aus meiner Schwimmerei gewiß wußte, daß es der tide wegen unmöglich war – es würde die Kinder zu sehr betrüben, wenn ich ihnen nicht selbst die Nachrichten von Dir erzählen könnte – andres Aufbrechen – neue Frist – “ich wollte nur, sie kämen ehe Mr H. zu Haus kommt, er wird schelten” sagte sie, und – er liebt dergleichen Parthien nicht – “Ich auch nicht, sagte ich in Gedanken, – entschuldigte, tröstete und explicirte aber aufs edelste, – als wahrer Hausfreund. Die Kleinen kamen zu Haus – “I thought I heard Mary’s voice, sagte die Mutter zum Charles, – no, it was another Gentleman, erwiederte der – wir lachten, und er entschuldigte sich: but that Gentleman’s voice is very much like Mary’s. – Gegen 11. kam der Alte, und nahm das Ausbleiben sehr krumm – eins ums andere sprach er als freundlicher Hausherr mit mir, und brummte dann wieder als strenger Vater. Wahrhaftig ich wäre gern als Ableiter geblieben, aber um halb zwölf mußte ich doch fort – Hastem them home if You meet them, sagte die Mutter die anfing besorgt zu werden – aber ich sah und hörte nichts von ihnen auf dem langen Wege und es war mir nicht unlieb.
Am Dienstag war es aber ganz prächtig – Oh if Mr Mendelssohn was but here! – Hieher denken wird er gewiß! sagte ich mit Feuer. – Ich war richtig um halb neun da, oben saßen die Alten und diverse von der Familie, die dem neuen Ehepaare zu Ehren da dinirt hatten, und unten wurde frisch ans Werk gegangen, Blumen hier, Lichter dort, Bänke in den Ecken, – die Jungens illuminirten derweilen im Garten die Namenszüge S. N – F H, die vortreflich geriethen und sogar von der Nachbarschaft bewundert wurden, und ich fragte, boshafter Weise, erst nach geraumer Zeit, nach dem Ablauf der Sonnabendsfahrten. Fanny machte ihr allercomischstes Gesicht, – we did not get scolded, Papa and Mama were too much frightened, – oh it was so late! – Papa said, we should never go again – I wish we had rather been scolded all night long! – Die Alten hatten würklich das Schelten aus Angst vergeßen, und waren nur froh gewesen wie das Volk um halb eins glücklich ankommt. – Dann kamen die Gäste, Moscheles, – Rosen – (Hauser blieb aus, ich bin noch halb wüthend auf den faulen Kerl, ) Mädchen und Tänzer die Hülle und Fülle. Die Kinder spielten die gewisse Ouvertüre – und waren gar nicht mit sich zufrieden, obgleich es recht gut ging, – sie fürchteten sich vor Moscheles, der ihnen aber nachher die schönsten Dinge sagte. –
Carl Klingemann
Ich falle hier ein, um zu sagen, daß ich Klingemann so eben vertieft in Acten und Schreiberei angetroffen und während er fortschrieb Deine beiden Briefe gelesen habe, für welche Du nun noch meinen Dank erhälst. Aus Obigem weißt Du schon, daß Klingeman mich bei Horsleys eingeführt hat. Es ist unmöglich – indeed I would challenge any one – die Leute nicht sammt und sonders lieb zu haben. Ich fürchte aber Klingeman legt wenig Ehre mit seinem Protégé bei ihnen ein: ich bin wahrhaft erfinderisch in der Kunst grob und unartig zu seyn gegen Leute die mir freundlich entgegenkommen. Uebrigens gehts mit mir fort, wie früher. Gestern habe ich endlich Dein Erstes Veilchen wieder erhalten. Johnstons sind durch Deine Güte beschämt, und bedauern Dich nicht gesehen zu haben. Ich versicherte mit – wie ich hoffe – Emphase, Du habest gecall’t, und seist rather disappointed gewesen, sie nicht zu finden, was sie nicht recht deutlich mehr zu wissen schienen. – Stenzler hat seine Medaille dahin: er ist munter und wohl, wie im Ganzen auch Dein gehorsamer Freund
F. R.
Rosen trat ein, geharnischt und in honorigen Sommerhosen, – und ließ Worte fallen als befehde er die ganze Welt und sie müßte ihm seinen Grimm zu Gute halten – voller Arbeit – Stunden – vielleicht gar verliebt, ließ er merken. – Aber mit meinen Acten und Schreibereien ist es traurig, – wo kriege ich nur Zeit her für den schönen Platz und für die Masse Details? – Rosen also, glänzte in der Party, – und sie sagten nachher er wäre ja schändlich von uns, namentlich von mir, verleumdet, – er spräche ja! Fanny fragte mich nämlich bei Moscheles: Does Dr Rosen never speak? wie er schweigsam da stand, – ich sagte: never! he is so learned! – Nun hätte sie ihn, in ihrem Hause, angeredet, und wäre ganz erstaunt wie er geantwortet hätte und so schön und in so treflichem Englisch. Mary sagte, (um mich zu ärgern, wahrscheinlich) er spräche besser Englisch wie wir Alle – sogar besser wie Mrs Moscheles, – freilich mit Ausnahme des R. – Fanny war ganz ausgelaßen und versäumte keinen Tanz; einmal klagte sie mir, sie wäre wie immer, mit some small fry geplagt, mit denen sie gar nicht gern tanze: ich rieth ihr, sie mögte mehrere in einer Quadrille abmachen. Sie griff ganz vergnügt zu, und ging würklich in ihrem Uebermuth zu den Flegeljährigen – schüttelte aber betrübt mit dem Kopfe wie ich später nachfragte: the first immediately consented, Soul! – but the second absolutely refused! – sagte sie. – Und dabei standen die Gartenthüren offen und die Namenzüge brannten ruhig fort, das Wetter war warm und mit ruhigem Mondschein gefärbt, einzelne Paare traten hinaus und kreißten wohl mal um den Blumenbusch in der Mitte, Niemand zitterte vor Zugwind – oben auf dem Balkon standen die Grauen und Einer von ihnen sagte: er wäre fertig zur Julia wenn sich nur gleich ein Romeo fände – Rosen und ich schauten aber blos hinauf und setzten ein langes Gespräch mit der ältesten Tochter vom Hause noch länger fort, bis ein neuer Tanz anfing. O Felix, du fehltest würklich sehr, und mußt an uns gedacht haben! Wir hätten ja zusammen noch ganze Schiffsladungen voll Thorheit erbeutet! Nun denke dir noch die muthige Sophie, mit der in einem Spanish dance, – eine Art Ecossaise mit WalzTouren, gewalzt wird, und der alles mögliche Vergnügen über das ContrebandsWalzen aus den Augen lacht! – Um halb zwei zogen wir schon fort, Rosen und ich – ich seinetwillen, da er meinetwillen 2 Stunden früher einen Platz in Moscheles Wagen ausgeschlagen hatte.
Es lebe aber Sir Thomas Gresham! Er war der Königliche Kaufmann unter der Elisabeth “the Royal Merchant”, geb. 1519. † 1579. und beweißt schlagend für den Nutzen großer Männer. O werde Einer, Felix, oder fahre fort einer zu seyn – bedenke daß es keine Dürerfeste gäbe wenn kein Dürer gelebt hätte, und keine Commemoration of Sir T. Gresham, ohne seine vorherige Existenz, und daß, wenn in späten Säkuln Dir zu Ehren was gesungen oder gegessen wird, sich da nette Leute treffen die Dein Andenken sehr segnen! – Von besagter Commemoration war am besagten stürmischen Sonnabend die Rede – der Alte war zur Probe gewesen – they do an trifle of mine – worauf er hin, – Thursday next – und da ich zu Zeiten in einen ganz tollen – fast unerklärlichen musikalischen Enthusiasmus gerathe, so passirte mirs eben da – ich bezeugte ein so starkes Verlangen diese Musik zu hören, daß nichts natürlicher war als daß mir ein Ticket angeboten wurde – ich nahms an.
“Könntet Ihr nicht – sagte die Mutter – falls Ihr nichts beßeres vorhabt, morgen Abend ein wenig herauskommen, damit wir das Nähere wegen Uebermorgen besprechen?” – If You come, you get a beautiful Nosegay! sagte Fanny, und zeigte auf ihre Schätze rings umher. – “Besides, – sagte ich mit lächelndem Dankesnicken – wäre es schön wenn Sie mir erlaubten Mendelssohns Sommernachtstraum mit Ihnen durchzuspielen, verborgener Fehler willen, – ich habe grade die zweite Correctur erhalten. ” – Hiermit ließ ich die Leute am Dienstag weiter tanzen. –
O Felix – nun kann ich ja nicht weiter, ich muß ja aufhören und das Weitere morgen schreiben, und Lieder, nach denen Du Dich vergebens umgesehen hast, und die Du gewiß im nächsten Briefe findest, – es läutet ja mit allen Postglocken und mein Magen knurrt und eben knockt der unnütze Hauser, der perplex ist über seinen verkannten Don Juan, und von mir sehr ausgescholten werden muß. – Im Macbeth war ich mit Moscheleses, – das ist ja unter dem Luder elend – die kleine Frau war unvergleichlich und wurde so wild daß Moscheles, der mit diplomatischer Genauigkeit und aufopferndster Gewißenhaftigkeit Alles hören wollte, doch nach dem zweiten Act mit ihr fort mußte. Die Leute klatschten gewaltig, und encoreten zwei Sachen, – die Zeitungen sprachen schön und lobend genug über das Werk, – aber zum zweitenmale ists leer gewesen und der ganze Plunnder bei Seite gelegt. Ich sagte einem der Kenner, wenn ich drucken ließe, würde ich blos drucken laßen, daß mans nur für keine deutsche Oper halten solle, – es wäre von einem Franzosen, auch ein franz. Text von einem franz. Dichter in Frankreich componirt u. s. w. – der Kenner, Hogarth wars, sagte er wollts besorgen, und richtig fand ichs im Spectator wieder. – Ich gaudire mich im Stillen daß der diable Robert Dich von Residenz zu Residenz verfolgt! – Was machst Du mit deinem OpernText zum Sturm? – “Schreibe mir umständlich was Du thust und treibst – so schreibst Du, – so schreibe ich – so schreibe Du. – Jetzt werde ich wild und verwirrt – nun könnts gut werden. Aber Felix, unsre Briefe werden, fürchte ich, so viel Frivoles enthalten, daß sie für den Druck sehr unbrauchbar werden werden! Schreibe nur bald – an Mad. Moscheles und High Row 1. versteht sich von selbst, – aber auch wieder an mich, – sey nicht so skurril und rede vom Porto! – Morgen mehr! Grüße alle die Deinigen herzlichst und grüne und blühe lustig weiter!
Dein CKl. – Viele details im nächsten! –
Carl Klingemann
Wenn Du auch nicht an mich denkst und schreibst, so denkst Du doch an den BarbarianMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Arie für Franz Hauser, Juli bis 17. September 1832; Autograph vernichtetH 3, und seinen Song. Mir geht es seit Deiner Abreise lausig genug, das ist ungefähr alles was ich dir in aller Kürze sagen mag – in die Gr. Portland St. bin ich seit der Zeit gar nicht wieder gekommen. Mr Chelards Makbeth ist nach der 2ten Erscheinung des Herren entschlafen trotz alles Lobes in der Times und andern Blättern. Unseren Don Juan (:Ich D. J. ) lobten sie weniger, mich am allerwenigsten und nach Klingemann muß das auch sein Gutes haben. Ich denke sehr nach Deutschland – nicht des zu wenigen Lobes – sondern weil es eben Deutschland ist – man muß hier ein Junge seyn, um es immerfort goutiren zu können, vielleicht muß man in Deutschland ein kompleter Philister werden um es zu können. In medias res. Ich habe in meinem Herzen schon lange alles was ich inwendig oder auswendig gegen die gute Moscheles hervorgebracht haben mochte, tausendmal abgebeten. Klingeman wird Dir schon die schönsten Details geschrieben haben – und so fehlen mir Daten, wenn ich nicht odiosa substituiren muß. Nun aber leb wohl, es wird Zeit sagt Kl. Addio. Grüße die Deinigen. Vater etc. Dein Fr. H.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1832-07-13-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1832-07-13-01" xml:id="title_3214012b-0f23-4199-8dcb-f36175a1799a">Carl Klingemann, Friedrich Rosen und Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>London, 12. und 13. Juli 1832</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_ebbdf20e-81d3-4f34-9dc3-7eca0141432a">Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_a8309158-8330-4295-8304-bd39f1110aa0">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1832-07-04-01" type="precursor" xml:id="title_9ba85db3-184f-4e7f-99cb-5b43a0c2585c">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832</title> <title key="fmb-1832-07-25-01" type="successor" xml:id="title_36a17bb1-5735-45c8-808f-1d6c40703331">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 25. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_9e75031f-7f64-47fd-81f2-d044d14d39d6"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. d. 28/70.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1832-07-13-01" type="letter" xml:id="title_18eb9403-e638-4582-8121-5870148912d4">Carl Klingemann, Friedrich Rosen und Franz Hauser an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 12. und 13. Juli 1832</title> <incipit>Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, o alter</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Carl Klingemanns Hand, 4 Poststempel [PAID / ?JY? / ?], [PAID LONDON / 13 JY 13 / 1832.], [HAMBURG / 16 JULI.], [HAMBURG / SCHIFFS? / 16 JUL. / 1832], Siegel.</p><handDesc hands="3"><p>Carl Klingemann, Friedrich Rosen, Franz Hauser</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1832-07-12" xml:id="date_ca1e8504-ae98-4325-be33-86273f9a2b62">12.</date> und <date cert="high" when="1832-07-13" xml:id="date_d85ece8a-8ef1-4e7b-a6e9-eda5d0e8e49c">13. Juli 1832</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_a4948beb-fdbf-4c16-b207-518d49bc7a1d">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <persName key="PSN0114283" resp="author" xml:id="persName_bbc00d8e-ecfe-4989-8ef3-7dbd1adf65c9">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</persName> <persName key="PSN0111775" resp="author" xml:id="persName_c2388018-4a3e-4499-a1a9-b94d84f48ba1">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName><persName key="PSN0114283" resp="writer">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</persName><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_21bfd6d0-e4f4-4b96-8288-11bb7261d866"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_9f327fb2-ff9b-49a7-95bf-e2ac5324d335">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_7e52897b-53c2-4d58-945b-0d7317ff68cc"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_3cc9226b-f859-490b-bd1f-4481ca3b8441"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r </hi>Felix Mendelssohn-</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Berlin</hi></addrLine> <addrLine>3. <hi rend="latintype">LeipzigerStrasse</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Hamburgh</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Steamboat</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_d339e40f-3a9e-47d8-8b12-c995ef542faf"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <dateline rend="right">37. <hi rend="latintype">Burystr</hi>. d <date cert="high" when="1832-07-12" xml:id="date_ef2004ff-029f-4de5-9282-cd5bd17b4118">12. <hi rend="latintype">July</hi> 32.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich schäme mich wieder zum hundersten Male halb- oder dreivierteltodt, daß Du mich beschämst – ich hätte Dir ja schon dreimal geschrieben haben sollen, und antworte nun blos! Es soll aber besser werden, <seg type="salute">o alter <hi rend="latintype">Felix</hi></seg>, und das philiströse Blättchen soll wahrhaftig irgendwo oder wie im Zimmer herumliegen und Du sollst darin täglich angeredet oder angesungen werden, wie und was es gerade fällt: und wäre es auch nur mit: Guten Tag! oder – das <hi rend="latintype">Beef</hi> war wieder himmlisch heute!</p> <p>– wieder himmlisch heute – davon nachher.</p> <p>Es ist würklich ganz still geworden, seit Du weg bist;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_49f54442-8b63-4f5f-8c10-9e9033dcb711" xml:lang="de">seit Du weg bist – Mendelssohn war am 22. Juni 1832 abends von London abgereist (vgl. dessen Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 4, fol. 5r).</note> ich für meine Person liege in der That den ganzen lieben langen Tag zu Haus und thue wenig als Schwimmen und leises Contempliren – wer im Tempel steht, räthst Du erröthend wenn auch nur halb. Noch hältst Du den Faden dort und noch halten die Netze hier, – es geht ein süßes Fragen durch Alt und Jung – ich wurde wie verwittibt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fb8cbbc3-de76-40ab-9073-25206d23ff43" xml:lang="de">verwittibt – verwitwet.</note> angesehen und becondolirt – und schaue mit meinem besten Gesichte rückwärts – </p> <p>Kurz und überhaupt ich könnte in warmem Blute höhnisch seyn und mich aus Ironie pikiren nie liebe Namen zu nennen und zu generalisiren wie ein Leutnant, – aber da wär ich ja einer oder ein Esel. – <persName xml:id="persName_e30f08ce-bfbc-4a95-aea9-ebaadb582f40"><hi rend="latintype">Mary</hi><name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName> nämlich – ich war gewiß <date cert="high" when="1832-07-10">am Dienstag</date> da – aber schon früher – aber folgendermaßen historisch:</p> <p>Wir Neuen halten wenig vom Scheiden – wir spielen überall <hi rend="latintype">en gros</hi> – aber an jenem <date cert="high" when="1832-06-22" xml:id="date_c3281040-2fd7-4e02-8b0d-915d8ae911b5">Freitag Abend</date> wars doch wunderlich – wir hatten den Frühling begraben und was Neues anzufangen was immer ernsthaft ist u. s. w. <persName xml:id="persName_6250d171-b2d0-4bcf-aedb-f0b1da9a4fce"><hi rend="latintype">Rosen</hi><name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> ging bald still ab, und <hi rend="latintype">Hauser</hi> konnte kein Gespräch in den Gang bringen; es war eben Alles gesagt und man war allein. <date cert="high" when="1832-06-22">Um 2 Uhr</date> war ich zu Haus – und da wurde es doch tragikomisch – auf dem Tische lag eine eilige BleistiftNote von <persName xml:id="persName_84c9c440-1ffe-4c26-94f3-0f23b74724af"><hi rend="latintype">Mr<hi rend="superscript">s</hi> Horsley</hi><name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName>, mit der Einlage von <persName xml:id="persName_e821a892-42a7-4248-aa90-a31230fdb94d"><hi rend="latintype">Fanny</hi><name key="PSN0112105" style="hidden" type="person">Horsley, Frances Arabella (Fanny) → Thompson (1815-1849)</name></persName> die ich Dir copire (<persName xml:id="persName_55568667-41b6-42d3-985b-3d61a67899a8">die Eltern<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name><name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> waren in der Stadt zum Essen geblieben wie Du wißen mußt, und die Mädchen herausgefahren: <hi rend="latintype">Oh Mama where <hi n="1" rend="underline">is</hi> my Album have You or Papa got it what can I do I do not remember it after I felt so faint in the ConcertRoom what shall I do Surely some one must have taken it from me You know I went into that Anteroom but I never could have left it on the seat. I am half distracted about it. What on earth shall I do if it is lost</hi></p> <p style="paragraph_right"><hi rend="latintype">Fanny</hi></p> <p>Diplomatisch so, ohne Interpunction – es rührt mich lächerlich, es war mir als hörte ich das Kind alles das laut sprechen. Mama bat, die Note (ihre eigne) erst <date cert="high" when="1832-06-23">am folgenden Morgen</date> zu lesen und mich dann umzusehen – ich ging vor 9 Uhr, sah auch, ließ nachsehen – nichts – und ging zur Trauerpost natürlich hinaus – sie hatte sehr lamentirt, war aber gefaßt – wir tractirten das verlorne Album<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8500ef88-bc67-4c51-bc1e-953ec2539aa1" xml:lang="de">das verlorne Album – Frances Arabella Horsleys Autographenalbum (GB-Ob, MS. Eng. e. 2182).</note>und den verlornen <hi rend="latintype">M</hi>sohn – Mama und Mary gingen zur <hi rend="latintype">Examination</hi> – <unclear reason="uncertain_reading" resp="FMBC">das Beispiel</unclear> von <hi rend="latintype">London</hi> und<persName xml:id="persName_7481b633-79bf-4c5a-a76f-6c86e048dedb"><hi rend="latintype">Master Charles</hi><name key="PSN0112102" style="hidden" type="person">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName>, ich begleitete sie hin und zog weiter, versprechend am <date cert="high" when="1832-06-26" xml:id="date_33ff0c55-85bf-459b-884e-87c987f709d8">Dienstag</date> zu kommen. Das Album ist richtig fort, trotz <hi rend="latintype">advertisement</hi> und Prämie nicht wieder gebracht, und <hi rend="latintype">Fanny</hi> sagte: <hi rend="latintype">Only consider, what shocking peoples they must be, who behave so wretchedly</hi>! Du mußt helfen. –</p> <p><date cert="high" when="1832-06-26">Am Dienstag</date> ging ich – wohin? – aber nicht um 1. – wozu gäbe es denn Posttage, wohl aber Abends nach 7. – Wie gesagt, wahre stille Fasten nach tollem Carneval, ich sprach mit der Mutter – Tags vorher waren sie auf zwei <hi rend="latintype">Parties</hi> gewesen, – <hi rend="latintype">Fanny</hi> sagte: <hi rend="latintype">it is so grand</hi>! Schlief aber jetzt, und Mary saß und las im Garten, und kam nicht etwa herauf, sondern las weiter. Wie sie aber nachher herauf kam, hielt sie mir ruhig eine frische Moosrose entgegen – ich nahm sie stumm und <hi rend="latintype">handshaking</hi>. Allmählig organisirte sichs – “wann kann Nachricht von <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi> da seyn? fragte die Mutter. “Am <date cert="high" when-custom="1832-07-02 or 1832-07-03">nächsten Montag oder Dienstag</date>, sagte ich, – ich erwarte aber keine, ich kenne uns.” “<hi rend="latintype">You will have a letter on <date cert="high" when="1832-07-03">Tuesday</date></hi>, sagte <hi rend="latintype">Mary</hi> gelaßen – <hi rend="latintype">I bow to your higher intelligence</hi>, sagte ich feierlich. Nachher spielten die Mädchen die <title xml:id="title_f85fdf0a-4eaf-477b-9fa1-371ac7264bbb">Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jpnzfkhw-r8ax-8wch-do3v-0npdhhh1ybp5"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>; – Du mußt blos eben ausmalen, es war gar reizend und sie spielten sie so hübsch, so sanft, elegisch. Die Mutter hatte vorher die Bedingung gemacht ich solle meine Bemerkungen machen, da ich sie am oftesten gehört – das that ich dann auch <hi rend="latintype">pro forma</hi> – das <hi rend="latintype">tutti-crescendo – like a Waving of the waves</hi> – wurde herausgehoben, der Melodie gehörige Breite empfohlen und dergleichen angenehme Philistereien mehr. <persName xml:id="persName_18513d74-d695-400b-aaa4-c88abbc876f2">Der Alte<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> hat ihnen verboten die Ouvertüre so oft zu spielen – sie sollen ihm <hi rend="latintype">such a work</hi> nicht abnutzen.</p> <p><date cert="high" when="1832-06-23" xml:id="date_e32b437f-7198-43fb-9de4-5a5479a533aa">Am ersten Sonnabend</date> war ich noch bei <persName xml:id="persName_ed8e936a-7494-4a03-883f-a8d361e1f8cc"><hi rend="latintype">Sir George</hi><name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName>, dem ich Deine Noten nebst Manuscript einhändigte, – er verlangt ein begleitendes Handschreiben von Dir zur Ouvertüre, ans <placeName xml:id="placeName_57d1ad19-6648-442c-ba41-6af32d0550d4"><hi rend="latintype">Philh</hi><name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> – schreibe es also. Dann war ich in Deiner öden Behausung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_54daa248-fead-4ac9-bebb-c4c42780da17" xml:lang="de">Deiner öden Behausung – in London, 103 Great Portland Street.</note>, und packte meine Sachen zusammen, – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c1b68aed-c7e9-4642-9bf7-0f42ac1121c8">Jane<name key="PSN0115983" style="hidden" type="person">Jane</name></persName></hi> gab mir noch einen Schuh und einen Strumpf – ich fragte ob sie das dazu gehörige Bein nicht auch gefunden, – sie lachte – ferner <persName xml:id="persName_39c09dca-e2c3-4f6c-9a37-47cdea906ad2">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>’s Federmesser (natürlich ist tiefste Discretion beobachtet) – Du erhältst alles im Anfange des <hi rend="latintype">August</hi>. <persName xml:id="persName_4b87f3a7-7d8d-4670-99b3-a9de8329ad86">Die liebe kleine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> selber, zu der ich dann ging, war nicht zu Haus – ich habe sie aber ziemlich oft gesehen seitdem, wir waren in <hi rend="latintype">Woolwich</hi> mit <persName xml:id="persName_01f1ffab-d1c8-46e5-a93c-1edc808df9fc"><hi rend="latintype">Stones</hi><name key="PSN0115158" style="hidden" type="person">Stone, Familie von → Thomas Arthur S.</name></persName>, bei <placeName xml:id="placeName_c6a17435-bade-4b7e-94c5-f7a9df058dfc"><hi rend="latintype">Astley’s</hi><name key="NST0103258" style="hidden" subtype="-" type="institution">Astley’s Royal Amphitheatre</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, wo <persName xml:id="persName_e3c05950-cba7-4763-af15-849664f14f89"><hi rend="latintype">Emily</hi><name key="PSN0113439" style="hidden" type="person">Moscheles, Emily Mary (1827-1889)</name></persName> zum erstenmal Theater sah und außer sich war, – Vor einer halben Stunde saß sie roth und müde, voller Comfort und Plaisir im beweglichen Lehnstuhl und sagte, es wäre bequem daß wir uns jetzt nicht mehr über die Deutschen Opernleute zu <hi rend="latintype">mockiren</hi> brauchten, da wir es in ihrem Beyseyn in leisem schnellen Englisch gethan: sie wären abgefüttert worden, – <persName xml:id="persName_c24600b8-cc5e-41bf-acff-77c4d40a53f5">Madam <hi rend="latintype">Fischer</hi><name key="PSN0116712" style="hidden" type="person">Fischer-Schwarzböck, Beatrix (1808-1885)</name></persName> hatte leidlich falsch gesungen und sie hatten sich einander so gelobt und vergöttert daß uns Layen nichts blieb wie das Zuhören; – unruhiges, schnatterndes, eitles gereistes Volk, mit dem würklich gar nichts anzufangen ist. <persName xml:id="persName_19204da7-381e-4e41-9cb7-081f34518b4c">Die kleine Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> ist übrigens halb eifersüchtig auf mich, daß sie noch keinen Brief von Dir hat, – den <title xml:id="title_fe6be2fd-2717-4082-aedc-891c6ecc6ca7">zweiten<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-07-04-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832</name> </title> hab ich blos für einen flüchtigen Geschäftsbrief wegen der Druckfehler ausgegeben.</p> <p>Mit letztern ists “<hi rend="latintype">all right</hi>” – die zweite Correctur war sehr proper, Alles war verbessert bis auf die diversen Achteln Seite 13, im 4 Syst. oben, die ich <date cert="high" when="1832-07-11">gestern Abend</date> noch bei <persName xml:id="persName_06d6a1ee-f0e1-41f9-af47-35f9bbc5596f"><hi rend="latintype">Cramers</hi><name key="PSN0110489" style="hidden" type="person">Cramer, Addison &amp; Beale, Musikverlag in London</name></persName> weggestrichen.<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">Contrari</hi> von Grobheit ist den Leuten alle Höflichkeit nachzureden – <date cert="high" when="1832-07-11">gestern Abend</date> fing der Schotte, derselbe der bei Dir war, es ist jawohl <persName xml:id="persName_3f66e639-3082-4fab-8ad1-9e7007bb0d1a"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Addison</hi><name key="PSN0109387" style="hidden" type="person">Addison, Robert (1797 (?)-1868)</name></persName> – von selber an den wunden Punct zu berühren und fragte nach Neuigkeiten von Dir und hoffte Du würdest Dich überzeugt haben daß sie keinesweges die Absicht gehabt hätten Dich zu beleidigen, daß sie Dich und Deine Gaben sehr hochschätzten und daß Alles nur ein <hi rend="latintype">misunderstannding</hi> gewesen, – sie nähmen dergleichen rein merkantisch u. dergl. Ich erwiederte darauf das Passende und wir schieden freundlich. Sie haben übrigens den Druck so verspätet daß die <title xml:id="title_c6ddf901-c58b-404d-a193-5610533f5241">Ouv.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kwdtuhrc-iu0r-fc3n-yz6w-5e7nypbrowlt"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> erst <date cert="high" when="1832-07-16" xml:id="date_d6d0a16e-6d32-487e-8b38-6b1839a35fab">nächsten Montag</date> fertig seyn wird; indessen ists am <date cert="high" when="1832-07-10">10. July</date> angezeigt und gehörig in <hi rend="latintype">Stat.hall</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ef3e6d9-c76d-43ba-855c-eefb8113119e" xml:lang="de">in Stat.hall deponirt worden – In der Stationers’ Hall wurden alle englischen Drucke aus urheberrechtlichen Gründen registriert.</note> deponirt worden. – Schrei aber doch nicht von “Unangenehm Dich damit belästigen zu müßen” – Du närrischer Gesell, – wenn ich in Berlin einen natürlichen Balg hätte, solltest Du ihn veralimentiren und kein Anderer.</p> <p>Schön war es von Dir daß Du den Brief <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">aus</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice> Holland schicktest, der <date cert="high" when="1832-07-07">am Sonnabend</date> eintraf, und nicht allein überraschte sondern auch erquickte, da <hi rend="latintype">Mary</hi> nun einmal wegen <date cert="high" when="1832-07-03">Dienstag</date> Unrecht behalten mußte. <seg type="closer">Es wird aber zu spät – <date cert="high" when="1832-07-13">morgen</date> mehr. –</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a393100c-44a0-4589-9d95-4badfe205fda"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p><add place="margin"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1832-07-13" xml:id="date_a0748489-3a98-4cf0-b46c-a46e6d471176"><hi n="1" rend="underline">Freitags</hi></date></seg><name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> <seg type="salute">Guten Morgen!</seg> Ich habe eben die trockensten Rechnungssachen tractirt und bin steif im Gehirn vom Addiren d. dicken Geldsummen. Es hilft Alles nichts ich muß wieder ins Historische. Bekanntlich sind wir verdammte Kerle, pfiffige Sentimentalisten und überschwängliche Spitzbuben, – es ist also schon weniger ein Wunder wenn ich die Gelegenheit ergriff einer Mutter meine Dienste als Erklärer und Commentator im <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4b5396ab-0d51-4826-8a04-e1c263e1cd85">Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5214ae49-9f1f-4c12-b37e-3ceb8a252739" xml:lang="de">In London gastierte eine deutsche Truppe mit deutschen Opern, darunter Ludwig van Beethovens »Fidelio« op. 72. </note> anzubieten, und daß der ganze Blumenflor eines Abends richtig ins Opernhaus hineinfiel, – ein wahres zweischneidiges Vergnügen! Es gefiel den Kindern<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d122107a-2aed-4e6c-aff8-ea033e1d95cf" xml:lang="de">den Kindern – Mary Elizabeth Horsley, Frances Arabella Horsley und Sophia Hutchins Horsley.</note> über die Maaßen und dann amüsirte sie wieder der dicke <hi rend="latintype">Rocco</hi>-<hi rend="latintype">Hauser</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_39ba5cc8-12ff-4635-ae46-0c2d4b554667" xml:lang="de">Rocco-Hauser – Franz Hauser sang den Rocco in »Fidelio«.</note> so sehr, und manches Andere war so lustig ungeschickt! – Am <date cert="high" when="1832-07-03" xml:id="date_76834dda-7117-438e-8c29-6b839571d2a7">Dienstag vor acht Tagen</date> war ein großer Tag – <persName xml:id="persName_7b7a3fb7-eac9-4122-ac5b-bd155d3bdb95">Madam <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> schrieb vorher ein boshaftes Billet wie ich wieder ungestört Cour machen könne, da die beiden Nebenbuhler jenseits der Meere, worauf ich natürlich erwiderte, daß sie darin die Freundschaften der Neuern richtig verstände, daß von Opfern und Zartheit nicht die Rede, und daß meine Freude – wäre ich würklich der Mann der ich vielleicht nicht wäre – nur bedeutend dadurch erhöht werden könne, wenn die Andern vor Aerger aus der Haut führen. Förmliches <hi rend="latintype">Dinner</hi>, <persName xml:id="persName_658d39c7-2d82-4704-80e3-de96c1ce8133"><hi rend="latintype">Smarts</hi><name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName> zu Ehren, ich aß für Dich und redete vom Sterben und andern lustigen Dingen mit meiner Nachbarin <persName xml:id="persName_9ab56f59-9f86-4634-af22-4da7a9c1e779"><hi rend="latintype">Miss Cartwright</hi><name key="PSN0116390" style="hidden" type="person">Cartwright, Anna → Hawes</name></persName>. <date cert="high" when="1832-07-03">Abends</date> kamen die Mädchen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5969b45-9f9e-45f0-855d-712622930064" xml:lang="de">die Mädchen – Mary Elizabeth Horsley, Frances Arabella Horsley und Sophia Hutchins Horsley.</note> – <persName xml:id="persName_5cfde89b-6be1-44de-b070-ed694b763488"><hi rend="latintype">Hauser</hi><name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f7fe87a1-bd06-4caa-97f8-3579bedf6e5f"><hi rend="latintype">Rosen</hi><name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> wurden <persName xml:id="persName_85674737-9c46-4849-aba3-cfb1512e8902">dem Alten<name key="PSN0112109" style="hidden" type="person">Horsley, William (1774-1858)</name></persName> auf sein Verlangen <hi rend="latintype">introduced</hi> und von Fanny zu ihrem Geburtstag<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c19af5c2-27a2-46ac-b4ca-3cf216ceb3d2" xml:lang="de">– Frances Arabella Horsley feierte am 10. Juli 1832 ihren 17. Geburtstag.</note> geladen. Ich konnte eine gute Weile nicht mit ihr <add place="above"><hi rend="latintype">F.</hi><name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> sprechen, da ich <hi rend="latintype">engaged</hi> war und sie von <persName xml:id="persName_6ebca854-ce5b-481d-a934-ca090a36cc02"><hi rend="latintype">Holm</hi><name key="PSN0112067" style="hidden" type="person">Holm, Henry Haley (1806-1846)</name></persName> und einem andern <hi rend="latintype">bore</hi> lange belagert; zuletzt geschahs und ich fragte sie: was die Aehnlichkeit zwischen ihr und <hi rend="latintype">Paris</hi> wäre? – Beide wären ein <hi rend="latintype">état de siège</hi> gewesen – sie sagte aber doch, ich wäre <hi rend="latintype">a wretched creature</hi> daß ich nicht mit ihr gesprochen, sie hätte mir doch was zu sagen; ich wäre es nicht werth, – ich sollte am <date cert="high" when="1832-07-10" xml:id="date_fc7aad34-4d1e-47e0-b08b-15bfe8375d12">10<hi rend="superscript">ten</hi></date> eine halbe Stunde früher kommen und ihr in den Zurüstungen helfen, – <hi rend="latintype">only to push some tables</hi>, meinte sie höhnisch. Ein göttlicher Brief von <persName xml:id="persName_e5aa7b9d-9a17-4ce6-bcae-e994cdbd707d"><hi rend="latintype">Neukomm</hi><name key="PSN0113580" style="hidden" type="person">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> wurde ihnen dort eingehändigt; er war an alle Drei; ich sagte vorher ich wüßte was darin stände, und <hi rend="latintype">Mary</hi> gab ihn mir; am Schluß wurde er ernsthaft, und ermahnte die Kinder (die arme <persName xml:id="persName_9e34d08a-57c4-401e-88c5-b45b9a9a95d7">kleine <hi rend="latintype">Sophie</hi><name key="PSN0112108" style="hidden" type="person">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> mit in den Kauf, und alles Französisch, im schönsten <hi rend="latintype">bonnen</hi> Styl) doch nicht zu ausgelassen zu seyn und an ihren wichtigen Beruf als Hausfrauen und Mütter zu denken, sich hübsch darauf vorzubereiten und ihrer treflichen Mutter fein ähnlich zu werden. <hi rend="latintype">Well, what does that mean</hi>? fragte Mary, – ich lachte munter und versicherte, ich verstände das “<hi rend="latintype">indeed</hi>” nicht.</p> <p>Von da bis <date cert="high" when="1832-07-10">zum großen Geburtstage</date> waren Gedankenstriche, da kam <date cert="high" when="1832-07-07" xml:id="date_059e1e0a-582a-46fb-8fc5-681de6571697">Sonnabends</date> <title xml:id="title_7e058175-358d-41e1-873c-ced19d2c26c2">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-06-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London; Berlin, 28. Juni 1832</name> </title>, ich berichtete daraus <date cert="high" when="1832-07-07">Morgens</date> <persName xml:id="persName_4e5db3c5-01d1-4c7f-bff6-03e972e790b7">der kleinen Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>, und hätte es zu schändlich gefunden die <persName xml:id="persName_b5172061-086b-44e5-aeaa-32dea9befde3"><hi rend="latintype">Kensington</hi> Freunde<name key="PSN0112100" style="hidden" type="person">Horsley, Familie von → William H.</name></persName> länger als bis zum Abend im Dunkeln zu laßen. Ich ging – die <persName xml:id="persName_b5e4711e-fc25-4c78-a419-899f346a8e28">Mama<name key="PSN0112103" style="hidden" type="person">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> saß ganz allein im Sopha, – <hi rend="latintype">Mary</hi> und <hi rend="latintype">Fanny</hi> und <persName xml:id="persName_9de8fc92-9500-4e29-a674-287f9625a259"><hi rend="latintype">John</hi><name key="PSN0112106" style="hidden" type="person">Horsley, John Callcott (1817-1903)</name></persName> zu Boot mit <persName xml:id="persName_63e94624-ed20-44cb-a5c8-bd2f2168f6a2"><hi rend="latintype">Hawses</hi><name key="PSN0111782" style="hidden" type="person">Hawes, Familie von → William H. (1785-1846)</name></persName> <hi rend="latintype">pp</hi> nach <hi rend="latintype">Richmond</hi> gefahren – die jüngsten bei <persName xml:id="persName_5c4e83da-9031-4017-a7ac-d12e7cd63ee5"><hi rend="latintype">Langs</hi><name key="PSN0112671" style="hidden" type="person">Lang, Charles</name></persName>, – ich höhnte mich selbst mehr aus wie Du es irgend thun kannst, saß nieder, und erzählte, und wir plauderten still bis <date cert="high" when="1832-07-07">10. </date>weiter, – Du weißt wie natürlich das ist, – ich wollte schon mal gehen, aber sie sagte, die Mädchen müßten kommen, um 10. Uhr gewiß; ich gab zu, obgleich ich aus meiner Schwimmerei gewiß wußte, daß es der <hi rend="latintype">tide</hi> wegen unmöglich war – es würde die Kinder zu sehr betrüben, wenn ich ihnen nicht selbst die Nachrichten von Dir erzählen könnte – andres Aufbrechen – neue Frist – “ich wollte nur, sie kämen ehe <hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> H</hi>. zu Haus kommt, er wird schelten” sagte sie, und – er liebt dergleichen Parthien nicht – “Ich auch nicht, sagte ich in Gedanken, – entschuldigte, tröstete und explicirte aber aufs edelste, – als wahrer Hausfreund. Die Kleinen kamen zu Haus – “<hi rend="latintype">I thought I heard Mary’s voice</hi>, sagte die Mutter zum <persName xml:id="persName_0f3db12e-e4c8-4b45-9841-0dc9a34cdd5d"><hi rend="latintype">Charles</hi><name key="PSN0112102" style="hidden" type="person">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName>, – <hi rend="latintype">no, it was another Gentleman</hi>, erwiederte der – wir lachten, und er entschuldigte sich: <hi rend="latintype">but that Gentleman’s voice is very much like Mary’s</hi>. – <date cert="high" when="1832-07-07">Gegen 11.</date> kam der Alte, und nahm das Ausbleiben sehr krumm – eins ums andere sprach er als freundlicher Hausherr mit mir, und brummte dann wieder als strenger Vater. Wahrhaftig ich wäre gern als Ableiter geblieben, aber um <date cert="high" when="1832-07-07">halb zwölf</date> mußte ich doch fort – <hi rend="latintype">Hastem them home if You meet them</hi>, sagte die Mutter die anfing besorgt zu werden – aber ich sah und hörte nichts von ihnen auf dem langen Wege und es war mir nicht unlieb.</p> <p>Am <date cert="high" when="1832-07-10">Dienstag</date> war es aber ganz prächtig – <hi rend="latintype">Oh if M<hi rend="superscript">r</hi> Mendelssohn was but here</hi>! – Hieher denken wird er gewiß! sagte ich mit Feuer. – Ich war richtig <date cert="high" when="1832-07-10">um halb neun</date> da, oben saßen die Alten und diverse von der Familie, die dem neuen Ehepaare zu Ehren da dinirt hatten, und unten wurde frisch ans Werk gegangen, Blumen hier, Lichter dort, Bänke in den Ecken, – die Jungens illuminirten derweilen im Garten die Namenszüge <hi rend="latintype">S. N – F H</hi>, die vortreflich geriethen und sogar von der Nachbarschaft bewundert wurden, und ich fragte, boshafter Weise, erst nach geraumer Zeit, nach dem Ablauf der Sonnabendsfahrten. <hi rend="latintype">Fanny</hi> machte ihr allercomischstes Gesicht, – <hi rend="latintype">we did not get scolded</hi>, <hi rend="latintype">Papa and Mama were too much frightened, – oh it was so late! – Papa said, we should never go again – I wish we had rather been scolded all night long</hi>! – Die Alten hatten würklich das Schelten aus Angst vergeßen, und waren nur froh gewesen wie das Volk <date cert="high" when="1832-07-08">um halb eins</date> glücklich ankommt. – Dann kamen die Gäste, <persName xml:id="persName_39462634-147b-4a00-a080-849904b31939"><hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113434" style="hidden" type="person">Moscheles, Familie von → Ignaz M.</name></persName>, – <persName xml:id="persName_b5a3c99a-03d1-43f0-a239-9b13fc186248"><hi rend="latintype">Rosen</hi><name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> – (<persName xml:id="persName_97be3443-9597-41f5-9b53-0834d6ec5f21"><hi rend="latintype">Hauser</hi><name key="PSN0111775" style="hidden" type="person">Hauser, Franz (František) (1794-1870)</name></persName> blieb aus, ich bin noch halb wüthend auf den faulen Kerl,) Mädchen und Tänzer die Hülle und Fülle. Die Kinder spielten die gewisse <title xml:id="title_ee0c3ba1-6891-4fdf-84df-6ce3393d6a5b">Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nvzym6uy-hiqj-vknu-1aip-daeekywx7phg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> – und waren<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> gar nicht mit sich zufrieden, obgleich es recht gut ging, – sie fürchteten sich vor <persName xml:id="persName_92740683-f3fd-43ae-ae91-fb872368834a"><hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>, der ihnen aber nachher die schönsten Dinge sagte. – </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_8e5fbc2b-c982-46c2-89d3-21d3f21a11a6"> <docAuthor key="PSN0114283" resp="author" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114283" resp="writer" style="hidden">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805–1837)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich falle hier ein, um zu sagen, daß ich Klingemann so eben vertieft in Acten und Schreiberei angetroffen und während er fortschrieb Deine <title xml:id="title_db4a0ca2-6699-4462-8e9f-fe286bebdfd8">beiden <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-06-28-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Lejeune Dirichlet an Carl Klingemann in London; Berlin, 28. Juni 1832</name> </title> <title xml:id="title_1868deed-e1cd-45bb-b016-582b6cf83ca0">Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1832-07-04-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 4. Juli 1832</name> </title> gelesen habe, für welche Du nun noch meinen Dank erhälst. Aus Obigem weißt Du schon, daß <persName xml:id="persName_98bcaa92-717a-4b61-92e6-3c52c3334383">Klingeman<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> mich bei Horsleys eingeführt hat. Es ist unmöglich – <hi rend="latintype">indeed I would challenge any one</hi> – die Leute nicht sammt und sonders lieb zu haben. Ich fürchte aber Klingeman legt wenig Ehre mit seinem <hi rend="latintype">Protégé</hi> bei ihnen ein: ich bin wahrhaft erfinderisch in der Kunst grob und unartig zu seyn gegen Leute die mir freundlich entgegenkommen. Uebrigens gehts mit mir fort, wie früher. <date cert="high" when="1832-07-12">Gestern</date> habe ich endlich <title xml:id="title_810e4f61-493d-41ac-aa12-efb1e6f2bdb8">Dein <hi rend="latintype">Erstes Veilchen</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n1t4aiyo-e2l3-71ju-hgmq-vswtswve7hrq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100264" style="hidden">Das erste Veilchen (Der ersten Liebe Verlust / Der erste Verlust) »Als ich das erste Veilchen erblickt«, 27. September 1830<idno type="MWV">K 63</idno><idno type="op">19a/2</idno></name></title> wieder erhalten. Johnstons sind durch Deine Güte beschämt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_653490cb-ef33-49c0-8199-eddff9f6ccaa" xml:lang="de">Johnstons sind durch Deine Güte beschämt – Mendelssohn hatte Sir Alexander Johnston eine Abschrift seines Liedes Das erste Veilchen (»Als ich das erste Veilchen erblickt«) op. 19a/2 (MWV K 63) für dessen Almanach geschenkt (heutiger Standort unbekannt; siehe MWV, S. 150, Autograph b).</note> und bedauern Dich nicht gesehen zu haben. Ich versicherte mit – wie ich hoffe – Emphase, Du habest ge<hi rend="latintype">call</hi>’t, und seist <hi rend="latintype">rather disappointed</hi> gewesen, sie nicht zu finden, was sie nicht recht deutlich mehr zu wissen schienen. – Stenzler hat seine Medaille<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6034999-6427-4abe-897d-f361b1bc2f85" xml:lang="de">Stenzler hat seine Medaille – Adolf Friedrich Stenzler bekam für seine Publikation des Sanskrit-Textes Raghuvansa. Kálidásae carmen. Sanskrite et Latine, London 1832, eine der goldenen Medaillen verliehen, die der englische König der Roayl Asiatic Society gestiftet hatte.</note> dahin: er ist munter und wohl, wie im Ganzen auch Dein gehorsamer Freund</p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">F. R.</hi></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_c32497e9-1e2d-482f-afef-4d5cfc89e821"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="latintype">Rosen</hi> trat ein, geharnischt und in honorigen Sommerhosen, – und ließ Worte fallen als befehde er die ganze Welt und sie müßte ihm seinen Grimm zu Gute halten – voller Arbeit – Stunden – vielleicht gar verliebt, ließ er merken. – Aber mit meinen Acten und Schreibereien ist es traurig, – wo kriege ich nur Zeit her für den schönen Platz und für die Masse Details? – <hi rend="latintype">Rosen</hi> also, glänzte in der <hi rend="latintype">Party</hi>, – und sie sagten nachher er wäre ja schändlich von uns, namentlich von mir, verleumdet, – er spräche ja! <hi rend="latintype">Fanny</hi> fragte mich nämlich bei <persName xml:id="persName_42ca26e4-326d-4abf-9896-fab3d0683b71">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName>: <hi rend="latintype">Does D<hi rend="superscript">r</hi> Rosen never speak</hi>? wie er schweigsam da stand, – ich sagte: <hi rend="latintype">never! he is so learned</hi>! – Nun hätte sie ihn, in ihrem Hause, angeredet, und wäre ganz erstaunt wie er geantwortet hätte und so schön und in so treflichem Englisch. <hi rend="latintype">Mary</hi> sagte, (um mich zu ärgern, wahrscheinlich) er spräche besser <add place="above">Englisch<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> wie wir Alle – sogar besser wie <hi rend="latintype">Mrs Moscheles</hi>, – freilich mit Ausnahme des <hi rend="latintype">R</hi>. – <hi rend="latintype">Fanny</hi> war ganz ausgelaßen und versäumte keinen Tanz; einmal klagte sie mir, sie wäre wie immer, mit <hi rend="latintype">some small fry</hi> geplagt, mit denen sie gar nicht gern tanze: ich rieth ihr, sie mögte mehrere in einer Quadrille abmachen. Sie griff ganz vergnügt zu, und ging würklich in ihrem Uebermuth zu den Flegeljährigen – schüttelte aber betrübt mit dem Kopfe wie ich später nachfragte: <hi rend="latintype">the first immediately consented</hi>, <gap quantity="1" reason="seal_tear-off" unit="words"></gap> <hi rend="latintype">Soul! – but the second absolutely refused</hi>! – sagte sie. – Und dabei standen die Gartenthüren <supplied reason="seal_tear-off" resp="UW">offen und</supplied> die Namenzüge brannten ruhig fort, das Wetter war warm und mit ruhigem Mondschein gefärbt, einzelne <supplied reason="seal_tear-off" resp="UW">Paare</supplied> traten hinaus und kreißten wohl mal um den Blumenbusch in der Mitte, Niemand zitterte vor Zugwind – oben auf dem Balkon standen die Grauen und Einer von ihnen sagte: er wäre fertig zur <hi rend="latintype">Julia</hi> wenn sich nur gleich ein <hi rend="latintype">Romeo</hi> fände – <hi rend="latintype">Rosen</hi> und ich schauten aber blos hinauf und setzten ein langes Gespräch mit <persName xml:id="persName_5b3f8d32-238d-44b6-8c20-24066b1089d8">der ältesten Tochter<name key="PSN0112107" style="hidden" type="person">Horsley, Mary Elizabeth (1813-1881)</name></persName> vom Hause noch länger fort, bis ein neuer Tanz anfing. O <hi rend="latintype">Felix</hi>, du fehltest würklich sehr, und mußt an uns gedacht haben! Wir hätten ja zusammen noch ganze Schiffsladungen voll Thorheit erbeutet! Nun denke dir noch die muthige <hi rend="latintype">Sophie</hi>, mit der in einem <hi rend="latintype">Spanish dance</hi>, – eine Art <hi rend="latintype">Ecossaise</hi> mit WalzTouren, gewalzt wird, und der alles mögliche Vergnügen über das <hi rend="latintype">ContrebandsWalzen</hi> aus den Augen lacht! – Um halb zwei zogen wir schon fort, <hi rend="latintype">Rosen</hi> und ich – ich seinetwillen, da er meinetwillen 2 Stunden früher einen Platz in <hi rend="latintype">Moscheles</hi> Wagen ausgeschlagen hatte.</p> <p>Es lebe aber <persName xml:id="persName_eb831e35-dd1a-45ef-8cf4-d0009019f203"><hi rend="latintype">Sir Thomas Gresham</hi><name key="PSN0116870" style="hidden" type="person">Gresham, (seit 1559) Sir Thomas (1519-1579)</name></persName>! Er war der Königliche Kaufmann unter der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_77201a6d-6257-4202-b044-e642b4cc80c3">Elisabeth<name key="PSN0110917" style="hidden" type="person">England und Irland, Elizabeth I. von (1533-1603)</name></persName></hi> “<hi rend="latintype">the Royal Merchant</hi>”, geb. 1519. † 1579. und beweißt schlagend für den Nutzen großer Männer. O werde Einer, <hi rend="latintype">Felix</hi>, oder fahre fort einer zu seyn – bedenke daß es keine <hi rend="latintype">Dürer</hi>feste gäbe wenn kein <hi rend="latintype">Dürer</hi> gelebt hätte, und keine <hi rend="latintype">Commemoration of Sir T. Gresham</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc97ead7-17cd-4754-8606-f613c9f9da73" xml:lang="de">Commemoration of Sir T. Gresham – Bei der Gedenkfeier zu Ehren von Sir Thomas Gresham am 12. Juli 1832 wurde u. a. William Horsleys Quartett »I heard a voice from heaven« gesungen und Thomas Attwoods Coronation Anthem »Oh Lord grant the King a long life« aufgeführt (Harmonicon 10, 1832, S. 182 f.).</note> ohne seine vorherige Existenz, und daß, wenn in späten Säkuln Dir zu Ehren was gesungen oder gegessen wird, sich da nette Leute treffen die Dein Andenken sehr segnen! – Von besagter <hi rend="latintype">Commemoration</hi> war am besagten <date cert="medium" when="1832-07-07">stürmischen Sonnabend</date> die Rede – der Alte war zur Probe gewesen – <hi rend="latintype">they do an trifle of mine</hi> – worauf er hin, – <hi rend="latintype"><date cert="high" when="1832-07-12">Thursday next</date></hi> – und da ich zu Zeiten in einen ganz tollen – fast unerklärlichen musikalischen Enthusiasmus gerathe, so passirte mirs eben da – ich bezeugte ein so starkes Verlangen diese Musik zu hören, daß nichts natürlicher war als daß mir ein <hi rend="latintype">Ticket</hi> angeboten wurde – ich nahms an.</p> <p>“Könntet Ihr nicht – sagte die Mutter – falls Ihr nichts beßeres vorhabt, <date cert="medium" when="1832-07-11">morgen Abend</date> ein wenig herauskommen, damit wir das Nähere wegen <date cert="high" when="1832-07-12">Uebermorgen</date> besprechen?” – <hi rend="latintype">If You come, you get a beautiful Nosegay</hi>! sagte <hi rend="latintype">Fanny</hi>, und zeigte auf ihre Schätze rings umher. – “<hi rend="latintype">Besides</hi>, – sagte ich mit lächelndem Dankesnicken – wäre es schön wenn Sie mir erlaubten Mendelssohns Sommernachtstraum mit Ihnen durchzuspielen, verborgener Fehler willen, – ich habe grade die zweite Correctur erhalten.” – Hiermit ließ ich die Leute <date cert="high" when="1832-07-10">am Dienstag</date> weiter tanzen. – </p> <p><seg type="salute">O <hi rend="latintype">Felix</hi></seg> – nun kann ich ja nicht weiter, ich muß ja aufhören und das Weitere <date cert="high" when="1832-07-14">morgen</date> schreiben, und Lieder, nach denen Du Dich vergebens umgesehen hast, und die Du gewiß im nächsten Briefe findest, – es läutet ja mit allen Postglocken und mein Magen knurrt und eben <hi rend="latintype">knockt</hi> der unnütze <hi rend="latintype">Hauser</hi>, der perplex ist über seinen verkannten <title><hi rend="latintype">Don Juan</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de78e735-146c-4c12-8eca-1e2ebe9272c2" xml:lang="de">verkannten Don Juan – Die deutsche Operntruppe, die 1832 in London gastierte, führte auch Wolfgang Amadeus Mozarts »Don Giovanni« KV 527 auf. Franz Hauser sang den Titelhelden. Zu der Aufführung am 11. Juli 1832 erschien im Harmonicon 10, 1832, S. 189, eine schlechte Rezension. Die Times rezensierte: »the Don Juan of Herr Hauser […] were heavy and spiritless« (The Times Nr. 14.902, 12. Juli 1832, S. 5).</note> und von mir sehr ausgescholten werden muß. – Im <title xml:id="title_4c0f8d8f-ca04-424a-a149-669b79793380"><hi rend="latintype">Macbeth</hi><name key="PSN0110359" style="hidden" type="author">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789–1861)</name><name key="CRT0111541" style="hidden" type="music">Macbeth</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e6454a6-f65d-472b-9dc4-ab9902e62f08" xml:lang="de">Macbeth – Die Oper von Hippolyte Chélard wurde am 4. Juli 1832 zum ersten Mal in London gegeben (Harmonicon 10, 1832, S. 189). Die zweite und letzte Vorstellung fand am 6. Juli 1832 statt (The Times Nr. 14.897, 6. Juli 1832, S. 3).</note> war ich mit <persName xml:id="persName_f3990ff1-70d6-4bef-8a61-5ab7f65df27b"><hi rend="latintype">Moscheleses</hi><name key="PSN0113434" style="hidden" type="person">Moscheles, Familie von → Ignaz M.</name></persName>, – das ist ja unter dem Luder elend – die kleine Frau war unvergleichlich und wurde so wild daß <hi rend="latintype">Moscheles</hi>, der mit diplomatischer Genauigkeit und aufopferndster Gewißenhaftigkeit Alles hören wollte, doch nach dem zweiten Act mit ihr fort mußte. Die Leute klatschten gewaltig, und <hi rend="latintype">encoreten</hi> zwei Sachen, – die Zeitungen sprachen schön<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_35b59725-16d0-4dcf-b83a-62cc0cacfef1" xml:lang="de">die Zeitungen sprachen schön – In der Times erschien am 5. Juli 1832, Nr. 14.896, S. 5, eine positive Rezension.</note><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> und lobend genug über das Werk, – aber zum zweitenmale ists leer gewesen und der ganze Plunnder bei Seite gelegt. Ich sagte einem der Kenner, wenn ich drucken ließe, würde ich blos drucken laßen, daß mans nur für keine <hi n="1" rend="underline">deutsche</hi> Oper halten solle, – es wäre von <persName xml:id="persName_5d0745ad-9ba0-4952-8534-d8c6209bb555">einem Franzosen<name key="PSN0110359" style="hidden" type="person">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861)</name></persName>, auch ein franz. Text von <persName xml:id="persName_306f6a74-412b-44d6-bc48-c3d700ef474c">einem franz. Dichter<name key="PSN0114330" style="hidden" type="person">Rouget de Lisle, Claude Joseph (1760-1836)</name></persName> in Frankreich componirt u. s. w. – der Kenner, <persName xml:id="persName_b58953fc-d541-4271-b1a9-36d53c539320"><hi rend="latintype">Hogarth</hi><name key="PSN0112048" style="hidden" type="person">Hogarth, George (1783-1870)</name></persName> wars, sagte er wollts besorgen, und richtig fand ichs im <hi rend="latintype">Spectator</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_651c115e-de50-4e8a-bf3b-c0dba54b406f" xml:lang="de">Spectator – The Spectator. A Weekly Review of Politics, Literature, Theology and Art, London 1828 ff.</note> wieder. – Ich gaudire mich im Stillen daß der <hi rend="latintype">diable Robert</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_befe57dd-68e3-44c6-b9f4-4f0736c023e2" xml:lang="de">diable Robert – Giacomo Meyerbeers Oper Robert le Diable (UA Paris 21. November 1831) war am 11. Juni 1832 unter Anwesenheit des Komponisten erstmals in London aufgeführt worden (Harmonicon 10, 1832, S. 159). Die deutsche Erstaufführung fand am 20. Juni 1832 in Berlin statt (Vossische Zeitung Nr. 144, 22. Juni 1832).</note> Dich von Residenz zu Residenz verfolgt! – Was machst Du mit deinem OpernText zum Sturm? – “Schreibe mir umständlich was Du thust und treibst – so schreibst Du, – so schreibe ich – so schreibe Du. – Jetzt werde ich wild und verwirrt – nun könnts gut werden. Aber <hi rend="latintype">Felix</hi>, unsre Briefe werden, fürchte ich, so viel Frivoles enthalten, daß sie für den Druck sehr unbrauchbar werden werden! Schreibe nur bald – an Mad. <hi rend="latintype">Moscheles</hi> und <hi rend="latintype">High Row</hi> 1.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c593a16-c71a-4ec2-8e9a-12096a305607" xml:lang="de">High Row 1. – Adresse der Familie von William Horsley in Kensington.</note> versteht sich von selbst, – aber auch wieder an mich, – sey nicht so skurril und rede vom Porto! – <date cert="high" when="1832-07-14">Morgen</date> mehr! Grüße alle die Deinigen herzlichst und grüne und blühe lustig weiter!</p> <signed rend="center">Dein <hi rend="latintype">CKl</hi>. – Viele <hi rend="latintype">details</hi> im nächsten! – </signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_40f5ad10-8031-4175-8995-a657869dc8c9"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</docAuthor> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Carl Klingemann</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_c7c964d7-fc5a-4fbc-9fdb-09824389c469"> <docAuthor key="PSN0111775" resp="author" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794–1870)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111775" resp="writer" style="hidden">Hauser, Franz (František) (1794–1870)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wenn Du auch nicht an mich denkst und schreibst, so denkst Du doch an den <title xml:id="title_1c1ad1c7-864c-48b6-8a71-9388db3ca92b"><hi rend="latintype"><title xml:id="title_5b3cc4f7-1743-41c4-8ede-700b7da43570">Barbarian<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="list_a3717ea2-8a11-4c3e-a081-35350afb5652"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item><item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_orchestra" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100230" style="hidden">Arie für Franz Hauser, [Juli bis 17. September 1832]; Autograph vernichtet<idno type="MWV">H 3</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi><name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="CRT0109510" style="hidden" type="literature">The Barbarian (»Bass-Arie für Hauser.«)</name></title>, und seinen <hi rend="latintype">Song</hi>. Mir geht es seit Deiner <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">Abreise</corr><sic resp="writer"></sic></choice> lausig genug, das ist ungefähr alles was ich dir in aller Kürze sagen mag – in die <placeName xml:id="placeName_0d5fb22c-3ef3-4ce6-83e5-7c209728f2d3"><hi rend="latintype">Gr. Portland St</hi><name key="NST0103890" style="hidden" subtype="" type="institution">Great Portland Street Nr. 103</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f8151b73-623d-45f6-ba0b-b18d6d406dd8" xml:lang="de">Gr. Portland St. – Mendelssohn hatte bei seinen London-Aufenthalten 1829 und 1832 in Nr. 103 Great Portland Street eine Wohnung bei dem Eisenwarenhändler Friederich Heinke gemietet.</note> bin ich seit der Zeit gar nicht wieder gekommen. <title xml:id="title_8ccf8795-2405-4ac2-91b5-4d7b96c3f0bf"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Chelards</hi> Makbeth<name key="PSN0110359" style="hidden" type="author">Chelard, André Hippolyte Jean Baptiste (1789-1861)</name><name key="CRT0111541" style="hidden" type="music">Macbeth</name></title> ist nach der 2<hi rend="superscript">ten</hi> Erscheinung des Herren entschlafen trotz alles Lobes in der <title xml:id="title_9441a180-8474-4459-bd30-6d87f6643847"><hi rend="latintype">Times</hi><name key="PSN0120522" style="hidden" type="author">Walter, John d. J. (1776-1847)</name><name key="CRT0113201" style="hidden" type="periodical">The Times</name></title> und andern Blättern. Unseren <title xml:id="title_398655a9-02bd-483f-8823-f7d877fa1995"><hi rend="latintype">Don Juan</hi><name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110089" style="hidden" type="music">Don Giovanni KV 527</name></title> (:Ich <hi rend="latintype">D. J.</hi>) lobten sie weniger, mich am allerwenigsten und nach <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ee7472cf-567b-4dc6-b896-2576ac6b9c48">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi> muß das auch sein Gutes haben. Ich denke sehr nach <placeName xml:id="placeName_9c2df16a-a4c7-47ce-8cce-bd7bc0a1de14">Deutschland<settlement key="STM0104839" style="hidden" type="country">Deutschland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> – nicht des zu wenigen Lobes – sondern weil es eben Deutschland ist – man muß hier ein Junge seyn, um es immerfort goutiren zu können, vielleicht muß man in Deutschland ein kompleter Philister werden um es zu können. <hi rend="latintype">In medias res</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_80776e6a-fc80-487c-9b8c-0a604552590e" xml:lang="la ">In medias res – lat., mitten in die Dinge hinein.</note> Ich habe in meinem Herzen schon lange alles was ich inwendig oder auswendig gegen <persName xml:id="persName_67fea269-3753-4e54-9e53-9867ca0f4615">die gute <hi rend="latintype">Moscheles</hi><name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> hervorgebracht haben mochte, tausendmal abgebeten. <hi rend="latintype">Klingeman</hi> wird Dir schon die schönsten Details geschrieben haben – und so fehlen mir Daten, wenn ich nicht <hi rend="latintype">odiosa</hi> substituiren muß. <seg type="closer">Nun aber leb wohl, es wird Zeit sagt <hi rend="latintype">Kl</hi>. <hi rend="latintype">Addio</hi>. Grüße die Deinigen. <persName xml:id="persName_ad28fe81-1748-4929-9340-fed23091d104">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <hi rend="latintype">etc</hi>.</seg> <seg type="signed">Dein <hi rend="latintype">Fr. H.</hi></seg></p> </div> </body> </text></TEI>