gb-1831-09-09-01
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Weimar, 8. und 9. September 1831
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
Johann Wolfgang von Goethe, Konzeptbuch: S. 1-5 Brieftext; S. 1 Adresse; S. 4 Adresse; S. 3 und S. 5 Vermerk von Johann Johns Hand nach bzw. unterhalb der Datierung: »exp. eod.«. – Das Schreiben wurde durch Vermittlung von Johann Sulpiz Melchior Dominikus Boisserée befördert (vgl. Goethe, Weimarer Ausgabe IV, Bd. 49: Goethes Briefe. Juli 1831-März 1832, S. 331).
Johann John mit eigenhändigen Korrekturen Johann Wolfgang von Goethes.
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Du hast mir,
Manchmal mach’ ich mir Vorwürfe daß ich im Familiengespräch und sonst im Geselligen dieser W Naturwirkungen aufbewahrt.
Nun gratulire ich auch zu dem friedlichen Aufenthalt in Engelberg,Eure Eine behandelnswerthe
exp. eod.
Daß Du
Damit aber dieses Blatt nicht länger verweile will ich schließen, und Dir in München gute Tage wünschen. Was die Deinigen Dir schreiben weiß ich nicht, ich aber würde Dir rathen einige Zeit noch im Süden zu verweilen. Denn die Furcht vor
exp. eod.
Du hast mir, mein lieber Sohn, durch Deinen ersten römischen Brief viel Freude gemacht, daß ich nun auf Deinen zweyten von Lucern mich dankbar zu äußern alle Ursache habe. Einen Zwischen-Brief von Mayland, den ich, nach Zelterischer Anfrage empfangen haben, sollte, ist nicht zu mir gekommen. Manchmal mach’ ich mir Vorwürfe daß ich im Familiengespräch und sonst im Geselligen doctrinair werde, über Puncte die mich interessiren und so mag ich auch in Deiner Gegenwart von Witterung und deren Regel- und Unregelmäßigkeiten wohl gesprochen haben. Dieß ist mir aber nun sehr zum Vortheil gediehen, denn so bald Du auf diese Phänomene Deine Aufmerksamkeit lenktest, musstest Du ihre charakteristischen Eigenheiten ergreifen und da Du in den Fall kamst was ein sonstiger Beobachter nicht sehen wird, so hast Du uns eine sehr bedeutende Schilderung dieser jener ungeheuren und gewaltsamen W Naturwirkungen aufbewahrt. Nun gratulire ich auch zu dem friedlichen Aufenthalt in Engelberg, wohin ich nicht gelangt bin. Eure Eine behandelnswerthe Orgel in dieser Wüste zu finden ist denn doch höchst erfreulich und gleich eine Sprache zu besitzen womit man jene fremden und entfremdeten Menschen aufregen und erheben kann, ist keine Kleinigkeit. Schillers Wilh. Tell in Unter Luzern ist doch auch eine gar artige Vorkommenheit Ottilie hat Lust ihr neuauflebendes Chaos damit zu schmücken und es wird Dir gewiß nicht unangenehm seyn Dein dramatisches Abenteuer in so verworrener Gesellschaft wieder zu finden. Weimar den 8. Septbr. 1831. exp. eod. Daß Du die erste Walpurgisnacht Dir so ernstlich zugeeignet hast freut mich sehr; da niemand, auch selbst unser trefflicher Zelter, diesem Gedicht nichts abgewinnen können. Es ist im eigentlichen Sinne hoch symbolisch intentionirt, denn es muß sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch eindringende auftauchende Neuerungen, gedrängt, geschoben, verrückt und wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werden. Die Mittelzeit, wo der Haß noch gegenwirken kann und mag ist hier prägnant genug dargestellt, und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast Du gewiß Leben und Bedeutung verliehen und so möge es denn auch mir zur freudige n Kenntniß Genuß gedeihen. Damit aber dieses Blatt nicht länger verweile will ich schließen, und Dir in München gute Tage wünschen. Was die Deinigen Dir schreiben weiß ich nicht, ich aber würde Dir rathen einige Zeit noch im Süden zu verweilen. Denn die Furcht vor dem hereindringenden unsichtbaren Ungeheuer macht alle Menschen, wo nicht verrückt, doch verwirrt. Kann man sich nicht ganz isoliren, so ist man diesem Einfluß von Stunde zu Stunde ausgesetzt. Und somit lebewohl und treffe wann es auch sey zur guten Stunde, sie wird Dich willkommen heissen. Weimar den 9. Septbr. 1831. exp. eod.
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Goethe, Weimarer Ausgabe IV, Bd. 49: Goethes Briefe. Juli 1831-März 1832, S. 331).</p> <handDesc hands="2"> <p>Johann John mit eigenhändigen Korrekturen Johann Wolfgang von Goethes.</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift fremder Hand, D-WRgs, GSA 29/330,III (Schreiber zS: zeitgenössische Schrift).</bibl> <bibl type="printed_letter">Julius Wahle, Drei Briefe Goethes an die Familie Mendelssohn-Bartholdy, in: Goethe-Jahrbuch 19 (1898), S. 49-51 (Druck nach dem Konzept).</bibl> <bibl type="printed_letter">Goethe, Weimarer Ausgabe IV, Bd. 49: Goethes Briefe. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1831-09-08" xml:id="date_2f7934fa-5210-4dd2-9298-3c70d410c562">8.</date> und <date cert="high" when="1831-09-09" xml:id="date_d110d8cd-f38e-4083-8cd7-87da8313d700">9. 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August 1831 an (Druck: Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1512).</note> ist nicht zu mir gekommen.</p> <p>Manchmal mach’ ich mir Vorwürfe daß ich im Familiengespräch und sonst im Geselligen <seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> doctrinair werde, über Puncte die mich interessiren und so mag ich auch in Deiner Gegenwart von Witterung und deren Regel- und Unregelmäßigkeiten wohl gesprochen haben. Dieß ist mir aber nun sehr zum Vortheil gediehen, denn so bald Du auf diese Phänomene Deine Aufmerksamkeit lenktest, musstest Du ihre charakteristischen Eigenheiten ergreifen und da Du in den Fall kamst was ein sonstiger Beobachter nicht sehen wird, so hast Du uns eine sehr bedeutende Schilderung <del cert="high" rend="strikethrough">dieser</del> <add place="above">jener<name key="PSN0111422" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name></add> ungeheuren und gewaltsamen <del cert="high" rend="strikethrough">W</del> Naturwirkungen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_835ba3b4-99b6-4106-954a-860ee63a35f0" xml:lang="de">eine sehr bedeutende Schilderung jener … Naturwirkungen – Mendelssohn hatte im Brief aus Luzern vom 28. August 1830 das Unwetter geschildert, das er vom 7. bis zum 9. August 1831 im Berner Oberland erlebt hatte. Siehe Brief fmb-1831-08-28-03 (Brief Nr. 456) Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Wolfgang von Goethe in Weimar, Luzern, 28. August 1831.</note> aufbewahrt.</p> <p>Nun gratulire ich auch zu dem friedlichen Aufenthalt in Engelberg,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4de7856-b153-43a0-80b0-7a170069d58a" xml:lang="de">dem friedlichen Aufenthalt in Engelberg – Mendelssohn hielt sich dort vom 21. bis zum 25. August 1831 auf (vgl. Mendelssohns Notizbuch in GB-Ob, M.D.M. g. 3, fol. 37r).</note> wohin ich nicht gelangt bin. <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_65b0d222-addc-4d74-be72-e89d1282a39d">Eure</del> Eine behandelnswerthe <placeName xml:id="placeName_be2af763-4f43-4da2-9173-18ccea832e93">Orgel<name key="SGH0103263" style="hidden" subtype="Orgel" type="sight"> Benediktinerkloster</name><settlement key="STM0100182" style="hidden" type="locality">Engelberg</settlement><country style="hidden">Schweiz</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc05d840-8e80-49f3-a8e7-b89bceafda74" xml:lang="de">Eine behandelnswerthe Orgel – die 1735–1737 von Josef Anderhalden erbaute Chororgel im Benediktinerkloster Engelberg (Little, Mendelssohn and the Organ, S. 362 f.). </note> in dieser Wüste zu finden ist denn doch höchst erfreulich und gleich eine Sprache zu besitzen womit man jene fremden und entfremdeten Menschen aufregen und erheben kann, ist keine Kleinigkeit. </p> <p><title xml:id="title_45e626e3-5d10-4af1-ba05-78ac580511a5">Schillers Wilh. Tell<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110678" style="hidden" type="dramatic_work">Wilhelm Tell</name></title> in <del cert="high" rend="strikethrough">Unter</del> Luzern<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e73fde41-5616-4a0d-9acb-2e36d36eec39" xml:lang="de">Schillers Wilh. Tell in Luzern – Laut dem Brief an Goethe vom 28. August 1831 hatte Mendelssohn an diesem Tag in der 1805 gegründeten Luzerner Theater- und Musikliebhabergesellschaft eine Aufführung von Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell gesehen. </note> ist doch auch eine gar artige Vorkommenheit<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <persName xml:id="persName_cb375759-b98d-41e3-8ccd-66473e5f70fe">Ottilie<name key="PSN0111425" style="hidden" type="person">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName> hat Lust ihr neuauflebendes Chaos damit zu schmücken<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_788a3b44-9808-4935-859a-130a189909d9" xml:lang="de">Ottilie hat Lust ihr neuauflebendes Chaos damit zu schmücken – Mendelssohns Brief an Goethe vom 28. August 1831 wurde mit kleinen Änderungen in der von Ottilie von Goethe herausgegebenen Zeitschrift Chaos, 2. Jg., Nr. 5-7, unter der Überschrift »Berner Oberland« abgedruckt.</note> und es wird Dir gewiß nicht unangenehm seyn Dein dramatisches Abenteuer in so verworrener Gesellschaft wieder zu finden.</p> <dateline rend="center"><add place="bottom">Weimar den <date cert="high" when="1831-09-08">8. Septbr. 1831</date>. <hi rend="latintype">exp. eod.</hi><name key="PSN0112257" resp="writers_hand" style="hidden">John, Johann August Friedrich (1794–1854)</name></add></dateline> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_fb0b6ad8-dc19-457b-b79a-3e370751b351"> <docAuthor key="PSN0111422" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_7179613a-0e7f-4467-937e-aa0ad9299104">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112257" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_cea30d41-19df-4498-9f9a-9355b82dc880">John, Johann August Friedrich (1794–1854)</docAuthor> <head rend="center"><seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> An Felix Mendelsohn,</head> <head rend="center">Fortsetzung.</head> <p style="paragraph_without_indent">Daß Du <title xml:id="title_d7067207-6f2b-4127-8f12-8c488b7f79a8">die erste Walpurgisnacht<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108812" style="hidden" type="literature">Die erste Walpurgisnacht</name></title> Dir so ernstlich zugeeignet hast<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a2fbbfac-188f-4dfc-a03a-92afe3dba5b6" xml:lang="de">Daß Du die erste Walpurgisnacht Dir so ernstlich zugeeignet hast – Der Beginn der Vertonung von Goethes Die erste Walpurgisnacht fällt in die Zeit von Mendelssohns Wien-Aufenthalt im Jahr 1830. Er vertonte die Ballade in op. 60 (MWV D 3), die erste Fassung schloss er am 13. Februar 1832 ab.</note> freut mich sehr; da niemand, <del cert="high" rend="strikethrough">auch</del> <add place="above">selbst<name key="PSN0111422" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name></add> unser trefflicher Zelter, diesem Gedicht nichts abgewinnen können.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_862a471c-504a-47d6-a591-dc3d8e298803" xml:lang="de">unser trefflicher Zelter, diesem Gedicht nichts abgewinnen können – Carl Friedrich Zelters frühere Versuche, Goethes Ballade Die erste Walpurgisnacht zu vertonen, blieben ergebnislos.</note> Es ist im eigentlichen Sinne hoch sym<gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap>bolisch intentionirt<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">.</corr> <sic resp="writer">,</sic> </choice> <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">D</corr> <sic resp="writer">d</sic> </choice>enn es muß sich in der Weltgeschichte immerfort wiederholen daß ein Altes, Gegründetes, Geprüftes, Beruhigendes durch <del cert="high" rend="strikethrough">eindringende</del> <add place="above">auftauchende<name key="PSN0111422" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name></add> Neuerungen, gedrängt, geschoben, verrückt und wo nicht vertilgt, doch in den engsten Raum eingepfercht werde<del cert="high" rend="strikethrough">n</del>. Die Mittelzeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a5801472-571f-4288-ab3a-87ef10af56a2" xml:lang="de">die Mittelzeit – veraltet für Mittelalter.</note>, wo der Haß noch gegenwirken kann und mag ist hier prägnant genug dargestellt, und ein freudiger unzerstörbarer Enthusiasmus lodert noch einmal in Glanz und Klarheit hinauf. Diesem allen hast Du gewiß Leben und Bedeutung verliehen und so möge es denn auch mir zur freudige<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">m</corr> <sic resp="writer">n</sic> </choice> <del cert="high" rend="strikethrough">Kenntniß</del> <add place="above">Genuß<name key="PSN0111422" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name></add> gedeihen.</p> <p>Damit aber dieses Blatt nicht länger verweile will ich schließen, und Dir in München gute Tage wünschen. Was die Deinigen Dir schreiben weiß ich nicht, ich aber würde Dir rathen einige Zeit noch im Süden zu verweilen. Denn die Furcht vor<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> dem hereindringenden unsichtbaren Ungeheuer<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e82b285a-a300-44b4-ae4f-ad5467505719" xml:lang="de">dem hereindringenden unsichtbaren Ungeheuer – Gemeint ist die Cholera, die 1830–1832 in weiten Teilen Europas grassierte; sie hat München nicht erreicht.</note> macht alle Menschen, wo nicht verrückt, doch verwirrt. Kann man sich nicht ganz isoliren, so ist man diesem Einfluß von Stund<add place="inline">e<name key="PSN0111422" resp="writers_hand" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name></add> zu Stunde ausgesetzt.</p> <closer rend="left">Und somit lebewohl und treffe wann es auch sey zur guten Stunde, sie wird Dich willkommen heissen.</closer> <dateline rend="right">Weimar den <date cert="high" when="1831-09-09" xml:id="date_cc82b53d-67c9-4cb8-939d-1eef02f09f74">9. Septbr. 1831.</date></dateline> <signed rend="right"><add place="below"><hi rend="latintype">exp. eod.</hi><name key="PSN0112257" resp="writers_hand" style="hidden">John, Johann August Friedrich (1794–1854)</name></add></signed> </div> </body> </text></TEI>