]> Brief: gb-1830-10-23-01

gb-1830-10-23-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Rom <lb></lb>Wien, 23. Oktober 1830 Der unangenehme Vorfall, der Dich bey Papadopoli betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles in Wien; Venedig, 16. Oktober 1830 unbekannt Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. c. 25, fol. 24-25. Autograph Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Rom; Wien, 23. Oktober 1830 Der unangenehme Vorfall, der Dich bey Papadopoli betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Daniel Bernhard von Eskeles

Sammlung Harold Weber (1886-1959).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

23. Oktober 1830 Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)counter-resetEskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876) WienÖsterreich Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) RomItalien deutsch
Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876) Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876) Wien 23 October 1830

Der unangenehme Vorfall, der Dich bey PapadopoliPapadopoli, Johann Edler von betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima formain optima forma – lat. (bildungssprachlich), in bester Form. gelesen; doch ist es immer unverzeihlich von Papadopoli, den Pedantismus der Geschäftsformen so ängstlich respektirt und Dich wie einen improvisirten Glücksritter behandelt zu haben; wir schreiben ihm darüber und verhehlen nicht, daß wir uns selbst in der Unbilde verlegt fühlen, die er unserm nahen und theuern Verwandten zugefügt; Du erlangst somit die Satisfaktion, die Du verlangst und die einzige, die Du von einem Geldmanne erwarten kannst; aber wenn nun auch die Sache eines Theils redressirtredressirt – von frz. redresser, richtigstellen. ist, so bleibt mir doch der Gedanke unerträglich, daß Du durch die Nachlässigkeit unseres Commis in sehr empfindliche Verlegenheit gerathen bist. |2| ich bereue den Verstoß, als fiele er mir selbst zur Last und gebe Dir in dieser Reue einen sehr überflüssigen Beweis des innigen Antheils, den ich stets an Allem nehmen werde, was Dich, mein theurer Freund, betrifft.

Ich hoffe, Du hast in RomRomItalien Briefe von Deinen ÄlternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gefunden; wir erhielten seit Deiner Abreise keine Zeile unter Deine Adresse, wissen aber aus Briefen, die uns Dein VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) eigenhändig geschrieben, daß er den Geschäften thätig obliegt und sich also gewiss recht wohl befindet.

Du stehst nun schon auf dem heiligen Boden der Erinnerung und ichEskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876) beneide Dich um jeden Gedanken, der an Deiner Seele vorüber geht; es ist auf dieser WeltWelt Nichts an sich groß, Alles wird es erst durch die Betrachtung und wo würde diese freyer und mächtiger entfaltet, als auf der unvergänglichen Ruine Roms; die Welt der Thaten ging dort in Trümmer und die |3| zweite Welt des Glaubens, die auf dem Schutte der ersten erbaut wurde, wird bald nur eine prächtige Ruine seyn, wie das steinerne PompejiPompejiItalien; jeder Winkel und jeder Krähwinkel der Erde hat eine Chronik; eine Geschichte aber hat nur RomRomItalien und ein Stein auf der Via AppiaVia AppiaRomItaliender Via Appia – ca. 540 km lange Römerstraße von Rom nach Brindisi., ist gelehrter und unterrichtender, als alle Compendien NiehbursNiebuhr, Barthold Georg (1776-1831) und EichhornsEichhorn, Johann Gottfried (1752-1827);alle Compendien Niehburs und Eichhorns – Barthold Georg Niebuhr hat eine Römische Geschichte, 2 Bde., Berlin 1811, geschrieben und war an der Beschreibung der Stadt Rom, 6 Bde., Stuttgart 1830-1842, beteiligt. Johann Gottfried Eichhorn ist der Verfasser mehrerer Geschichtswerke, u. a. der Weltgeschichte, 5 Bde., Göttingen 1799-1820. Rom ist der Kirchhof der Geschichte und vom GrabmahlPyramide des Caius Cestius EpuloRomItalien des CestiusCestius Epulo, Gaius bis zum GrabmahlGrabmal Pius VII.RomItalien Pius 7Pius VII. (eigtl. Barnabà Chiaramonti) (1740-1823) bedeckt ihr Boden nur welthistorische Leichen; wenn ich an das CapitolKapitolRomItalien berste denke, berste ich vor Zorn, daß ich auf einem Comptoir sitze und wenn ich bey’m Nahmen Rom nicht erbebte, schlägt auch mein Puls nicht mehr.

Verzeihe Freund, daß ich Dich mit dieser unzeitigen Apotheose heimgesucht; Du hast von dem BajocchiBajocchi – baioccho, italienische Münze. Enthusiasmus Deines Cicerone,Cicerone – ital., Fremdenführer. ohnehin genug zu leiden; aber unser Eins will auch einmal zeigen, daß man seine Corinna<name key="PSN0114563" style="hidden" type="author">Schlegel, Karl Wilhelm Friedrich (seit 1815) von (1772–1829)</name><name key="CRT0111582" style="hidden" type="literature">Anne Louise Germaine de Staël-Holstein, Corinna oder Italien (dt. Übersetzung)</name> mit Nutzen gelesen.

|4| Eine andere Corinna, Frau v PichlerPichler, Caroline (1769-1843), hat in der Wochenzeitung einen Aufsatz über DichFrau v Pichler … einen Aufsatz über Dich – Gemeint ist wohl der anonyme Aufsatz über Felix Mendelssohn Bartholdy, der in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode Nr. 124, 16. Oktober 1830, S. 1003 f., erschienen war. Er gleicht dem, was Caroline Pichler in ihren Memoiren über Mendelssohn geschrieben hat. Sie berichtet darin über Gesellschaften der Pereiras in Baden bei Wien, bei denen auch Mendelssohn zugegen war: »Hier lernte ich auch […] Felix Mendelssohn, der dieser Familie durch Bande der Verwandtschaft angehörte, zu meinem großen Vergnügen kennen und fand in dem, damals noch sehr jungen Mann ein außerordentliches Talent für Komposition, eine bewundernswerte Fertigkeit des Vortrags und eine ebenso bewundernswerte Einfachheit und Anspruchslosigkeit des Benehmens. Wenn er uns ältern Mitgliedern der Gesellschaft die Freude gemacht hatte, Phantasien über Themen, die wir selbst wählen durften, und wo meist ältere Musik von Mozart, Gluck, Händel vorgeschlagen wurde, mit weicher Einwirkungskraft und brillantem Vortrag vorzuspielen, ließ er sich ebenso gern von seiner Kousine Flora, jetzt Gräfin Fries, damals ein blutjunges Mädchen, bestimmen, Walzer u. dgl. zu spielen, damit der jüngere Teil der Gesellschaft tanzen konnte« (Caroline Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, hrsg. von Emil Karl Blümml, Bd. 2, München 1914, S. 158). eingemerkt, das Ding ist gut gemeint, aber schlecht geschrieben und ich wünsche Dir von Herzen, daß nicht alle Deine Erbauungen, diesem Triumphe gleichen mögen: ich kann die sudelnden Weibspersonen nun einmal nicht leiden und die Federn am Kopfe schmücken die Frauen besser, als die Federn in der Hand.

LouisPereira-Arnstein, Ludwig (Louis) Freiherr von (1803-1858) und CatherinePereira-Arnstein, Katharina Theresia Freifrau von (1806-1843) erwiedern Deinen Gruss auf’s freundlichste; lass bald von Dir hören, mein lieber Felix und bleibe Freund, wie er Dir ist und immer seyn wird, Dein v Eskeles
            Wien 23 October 1830 Der unangenehme Vorfall, der Dich bey Papadopoli betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima forma gelesen; doch ist es immer unverzeihlich von Papadopoli, den Pedantismus der Geschäftsformen so ängstlich respektirt und Dich wie einen improvisirten Glücksritter behandelt zu haben; wir schreiben ihm darüber und verhehlen nicht, daß wir uns selbst in der Unbilde verlegt fühlen, die er unserm nahen und theuern Verwandten zugefügt; Du erlangst somit die Satisfaktion, die Du verlangst und die einzige, die Du von einem Geldmanne erwarten kannst; aber wenn nun auch die Sache eines Theils redressirt ist, so bleibt mir doch der Gedanke unerträglich, daß Du durch die Nachlässigkeit unseres Commis in sehr empfindliche Verlegenheit gerathen bist. ich bereue den Verstoß, als fiele er mir selbst zur Last und gebe Dir in dieser Reue einen sehr überflüssigen Beweis des innigen Antheils, den ich stets an Allem nehmen werde, was Dich, mein theurer Freund, betrifft.
Ich hoffe, Du hast in Rom Briefe von Deinen Ältern gefunden; wir erhielten seit Deiner Abreise keine Zeile unter Deine Adresse, wissen aber aus Briefen, die uns Dein Vater eigenhändig geschrieben, daß er den Geschäften thätig obliegt und sich also gewiss recht wohl befindet.
Du stehst nun schon auf dem heiligen Boden der Erinnerung und ich beneide Dich um jeden Gedanken, der an Deiner Seele vorüber geht; es ist auf dieser Welt Nichts an sich groß, Alles wird es erst durch die Betrachtung und wo würde diese freyer und mächtiger entfaltet, als auf der unvergänglichen Ruine Roms; die Welt der Thaten ging dort in Trümmer und die zweite Welt des Glaubens, die auf dem Schutte der ersten erbaut wurde, wird bald nur eine prächtige Ruine seyn, wie das steinerne Pompeji; jeder Winkel und jeder Krähwinkel der Erde hat eine Chronik; eine Geschichte aber hat nur Rom und ein Stein auf der Via Appia, ist gelehrter und unterrichtender, als alle Compendien Niehburs und Eichhorns; Rom ist der Kirchhof der Geschichte und vom Grabmahl des Cestius bis zum Grabmahl Pius 7 bedeckt ihr Boden nur welthistorische Leichen; wenn ich an das Capitol berste denke, berste ich vor Zorn, daß ich auf einem Comptoir sitze und wenn ich bey’m Nahmen Rom nicht erbebte, schlägt auch mein Puls nicht mehr.
Verzeihe Freund, daß ich Dich mit dieser unzeitigen Apotheose heimgesucht; Du hast von dem Bajocchi Enthusiasmus Deines Cicerone, ohnehin genug zu leiden; aber unser Eins will auch einmal zeigen, daß man seine Corinna mit Nutzen gelesen.
 Eine andere Corinna, Frau v Pichler, hat in der Wochenzeitung einen Aufsatz über Dich eingemerkt, das Ding ist gut gemeint, aber schlecht geschrieben und ich wünsche Dir von Herzen, daß nicht alle Deine Erbauungen, diesem Triumphe gleichen mögen: ich kann die sudelnden Weibspersonen nun einmal nicht leiden und die Federn am Kopfe schmücken die Frauen besser, als die Federn in der Hand.
Louis und Catherine erwiedern Deinen Gruss auf’s freundlichste; lass bald von Dir hören, mein lieber Felix und bleibe Freund, wie er Dir ist und immer seyn wird, Dein v Eskeles          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1830-10-23-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1830-10-23-01" xml:id="title_cd1e9a6b-1ef2-4a04-8532-b7236a1f4e2a">Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Rom <lb></lb>Wien, 23. Oktober 1830</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_83ecfa82-3864-44ae-8175-208094d6d2be">Der unangenehme Vorfall, der Dich bey Papadopoli betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_e22f874b-ee8b-4133-8cd5-c7594cf6a5e4">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1830-10-16-01" type="precursor" xml:id="title_9718a55f-41bb-4225-8be1-5fb29e7dd73a">Felix Mendelssohn Bartholdy an Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles in Wien; Venedig, 16. Oktober 1830</title> <title key="unknown" type="successor" xml:id="title_59be19a2-ff20-4f17-b3b5-6ea4186629cd">unbekannt</title> <author key="PSN0110950">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0110950" resp="writer">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"></name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_04013896-a973-4f1f-8d4a-b9e0b30ce2fb"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. c. 25, fol. 24-25.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1830-10-23-01" type="letter" xml:id="title_634bbb03-d8e9-4168-b223-08890f434815">Daniel Bernhard Freiherr von Eskeles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Rom; Wien, 23. Oktober 1830</title> <incipit>Der unangenehme Vorfall, der Dich bey Papadopoli betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text in optima</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Daniel Bernhard von Eskeles</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Sammlung Harold Weber (1886-1959).</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-10-23" xml:id="date_7c894074-1db3-46fc-8be2-826f330f874c">23. Oktober 1830</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0110950" resp="author" xml:id="persName_2767bba1-147f-4765-a230-b8dc3d54e012">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803-1876)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0110950" resp="writer">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_bfaa18a4-b7b8-4fb3-8e20-7074647e05fd"> <settlement key="STM0100145">Wien</settlement><country>Österreich</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_6ad36d03-3626-4958-87ff-37bb5ca0c77c">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_523a61f0-7476-4704-8bb4-4034b1bc331d"> <settlement key="STM0100177">Rom</settlement><country>Italien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_1e64505a-6772-4bf9-a954-6f2fe2dac498"> <docAuthor key="PSN0110950" resp="author" style="hidden">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110950" resp="writer" style="hidden">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876)</docAuthor> <dateline rend="right">Wien <date cert="high" when="1830-10-23" xml:id="date_9429eaf7-045d-477b-81e9-11579be34052">23 October 1830</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Der unangenehme Vorfall, der Dich bey <persName xml:id="persName_334de642-144d-49eb-8a80-9ddad4e3f473"><hi rend="latintype">Papadopoli</hi><name key="PSN0117772" style="hidden" type="person">Papadopoli, Johann Edler von</name></persName> betroffen, kann Deinen Unmuth nicht mehr erregt haben, als den meinigen; den grössten Theil der Schuld trägt wohl unser italiänischer Korrespondent, dem ich auch den Text <hi rend="latintype">in optima forma</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_06c0d472-a375-49e5-a4eb-2269a47711fe" xml:lang="la ">in optima forma – lat. (bildungssprachlich), in bester Form.</note> gelesen; doch ist es immer unverzeihlich von <hi rend="latintype">Papadopoli</hi>, den Pedantismus der Geschäftsformen so ängstlich respektirt und Dich wie einen improvisirten Glücksritter behandelt zu haben; wir schreiben ihm darüber und verhehlen nicht, daß wir uns selbst in der Unbilde verlegt fühlen, die er unserm nahen und theuern Verwandten zugefügt; Du erlangst somit die Satisfaktion, die Du verlangst und die einzige, die Du von einem Geldmanne erwarten kannst; aber wenn nun auch die Sache eines Theils redressirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a395e7a4-2984-479e-83a7-5ea3820ed56e" xml:lang="de">redressirt – von frz. redresser, richtigstellen.</note> ist, so bleibt mir doch der Gedanke unerträglich, daß Du durch die Nachlässigkeit unseres Commis in sehr empfindliche Verlegenheit gerathen bist. <seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> ich bereue den Verstoß, als fiele er mir selbst zur Last und gebe Dir in dieser Reue einen sehr überflüssigen Beweis des innigen Antheils, den ich stets an Allem nehmen werde, was Dich, mein theurer Freund, betrifft.</p> <p>Ich hoffe, Du hast in <placeName xml:id="placeName_37e8d2e8-8d32-4dd0-9d28-9cf8cbec10a6">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> Briefe von Deinen <persName xml:id="persName_5e2a8772-09dc-4488-ae19-c778bc636664">Ältern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> gefunden; wir erhielten seit Deiner Abreise keine Zeile unter Deine Adresse, wissen aber aus Briefen, die uns <persName xml:id="persName_9c130f43-bc33-47da-b401-a24335bdce40">Dein Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> eigenhändig geschrieben, daß er den Geschäften thätig obliegt und sich also gewiss recht wohl befindet.</p> <p>Du stehst nun schon auf dem heiligen Boden der Erinnerung und <add place="inline">ich<name key="PSN0110950" resp="writers_hand" style="hidden">Eskeles, (Denis) Daniel Bernhard Freiherr von (1803–1876)</name></add> beneide Dich um jeden Gedanken, der an Deiner Seele vorüber geht; es ist auf dieser Welt<corr resp="editor">Welt</corr> Nichts an sich groß, Alles wird es erst durch die Betrachtung und wo würde diese freyer und mächtiger entfaltet, als auf der unvergänglichen Ruine Roms; die Welt der <hi n="1" rend="underline">Thaten</hi> ging dort in Trümmer und die <seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> zweite Welt des Glaubens, die auf dem Schutte der ersten erbaut wurde, wird bald nur eine prächtige Ruine seyn, wie das steinerne <placeName xml:id="placeName_5b0e95c8-b733-4f33-b6c0-719ae93396c2"><hi rend="latintype">Pompeji</hi><settlement key="STM0105488" style="hidden" type="locality">Pompeji</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName>; jeder Winkel und jeder Krähwinkel der Erde hat eine Chronik; eine <hi n="1" rend="underline">Geschichte</hi> aber hat nur <placeName xml:id="placeName_52c9416f-abfb-4f04-adb3-81b485810150">Rom<settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> und ein Stein auf der <placeName xml:id="placeName_2b95e04d-3259-439c-8df2-e81944aca6ca"><hi rend="latintype">Via Appia</hi><name key="SGH0103272" style="hidden" subtype="" type="sight">Via Appia</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fc601e46-ae4a-478e-ba1f-90b3319bd7fa" xml:lang="la ">der Via Appia – ca. 540 km lange Römerstraße von Rom nach Brindisi.</note>, ist gelehrter und unterrichtender, als alle <hi rend="latintype">Compendien</hi> <persName xml:id="persName_5e6b0ab6-98ef-413f-ae17-a35b071e815f">Niehburs<name key="PSN0117713" style="hidden" type="person">Niebuhr, Barthold Georg (1776-1831)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1cfe5896-2d40-4fd5-9a1c-0d5d65a0b205">Eichhorns<name key="PSN0116614" style="hidden" type="person">Eichhorn, Johann Gottfried (1752-1827)</name></persName>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40dc6580-1f4e-4d27-a835-cddc1a322501" xml:lang="de">alle Compendien Niehburs und Eichhorns – Barthold Georg Niebuhr hat eine Römische Geschichte, 2 Bde., Berlin 1811, geschrieben und war an der Beschreibung der Stadt Rom, 6 Bde., Stuttgart 1830-1842, beteiligt. Johann Gottfried Eichhorn ist der Verfasser mehrerer Geschichtswerke, u. a. der Weltgeschichte, 5 Bde., Göttingen 1799-1820.</note> Rom ist der Kirchhof der Geschichte und vom <placeName xml:id="placeName_03f0592e-80d7-4c14-ab3c-20594dfb6612">Grabmahl<name key="SGH0103273" style="hidden" subtype="" type="sight">Pyramide des Caius Cestius Epulo</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> des <persName xml:id="persName_f287ce87-94db-4780-90bd-a93a9567ea8d">Cestius<name key="PSN0116405" style="hidden" type="person">Cestius Epulo, Gaius</name></persName> bis zum <placeName xml:id="placeName_d2092824-1ac0-44c9-a5ce-01b76e3b0d8a">Grabmahl<name key="SGH0103274" style="hidden" subtype="" type="sight">Grabmal Pius VII.</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> <persName xml:id="persName_96c80b4e-b226-44ae-899a-faa251a7cce5">Pius 7<name key="PSN0117838" style="hidden" type="person">Pius VII. (eigtl. Barnabà Chiaramonti) (1740-1823)</name></persName> bedeckt ihr Boden nur welthistorische Leichen; wenn ich an das <placeName xml:id="placeName_bed3cd05-2762-4449-90fc-471c6958f852">Capitol<name key="SGH0100252" style="hidden" subtype="" type="sight">Kapitol</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> <del cert="high" rend="strikethrough">berste</del> denke, berste ich vor Zorn, daß ich auf einem Comptoir sitze und wenn ich bey’m Nahmen Rom nicht erbebte, schlägt auch mein Puls nicht mehr.</p> <p>Verzeihe Freund, daß ich Dich mit dieser unzeitigen Apotheose heimgesucht; Du hast von dem <hi rend="latintype">Bajocchi</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3a488de9-f542-4fb8-b832-392e1e4671a5" xml:lang="it ">Bajocchi – baioccho, italienische Münze.</note> Enthusiasmus Deines Cicerone,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_749b8150-4b64-48f5-a744-c5ebff38cad6" xml:lang="it ">Cicerone – ital., Fremdenführer.</note> ohnehin genug zu leiden; aber unser Eins will auch einmal zeigen, daß man seine <title>Corinna<name key="PSN0114563" style="hidden" type="author">Schlegel, Karl Wilhelm Friedrich (seit 1815) von (1772–1829)</name><name key="CRT0111582" style="hidden" type="literature">Anne Louise Germaine de Staël-Holstein, Corinna oder Italien (dt. Übersetzung)</name></title> mit Nutzen gelesen.</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Eine andere Corinna, <persName xml:id="persName_19eede7b-4666-46f3-aecb-df64f85baa2c">Frau v <hi rend="latintype">Pichler</hi><name key="PSN0113869" style="hidden" type="person">Pichler, Caroline (1769-1843)</name></persName>, hat in der Wochenzeitung einen Aufsatz über Dich<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_28b79365-f3c2-4539-8e6f-d8e054502da1" xml:lang="de">Frau v Pichler … einen Aufsatz über Dich – Gemeint ist wohl der anonyme Aufsatz über Felix Mendelssohn Bartholdy, der in der Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode Nr. 124, 16. Oktober 1830, S. 1003 f., erschienen war. Er gleicht dem, was Caroline Pichler in ihren Memoiren über Mendelssohn geschrieben hat. Sie berichtet darin über Gesellschaften der Pereiras in Baden bei Wien, bei denen auch Mendelssohn zugegen war: »Hier lernte ich auch […] Felix Mendelssohn, der dieser Familie durch Bande der Verwandtschaft angehörte, zu meinem großen Vergnügen kennen und fand in dem, damals noch sehr jungen Mann ein außerordentliches Talent für Komposition, eine bewundernswerte Fertigkeit des Vortrags und eine ebenso bewundernswerte Einfachheit und Anspruchslosigkeit des Benehmens. Wenn er uns ältern Mitgliedern der Gesellschaft die Freude gemacht hatte, Phantasien über Themen, die wir selbst wählen durften, und wo meist ältere Musik von Mozart, Gluck, Händel vorgeschlagen wurde, mit weicher Einwirkungskraft und brillantem Vortrag vorzuspielen, ließ er sich ebenso gern von seiner Kousine Flora, jetzt Gräfin Fries, damals ein blutjunges Mädchen, bestimmen, Walzer u. dgl. zu spielen, damit der jüngere Teil der Gesellschaft tanzen konnte« (Caroline Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, hrsg. von Emil Karl Blümml, Bd. 2, München 1914, S. 158).</note> eingemerkt, das Ding ist gut gemeint, aber schlecht geschrieben und ich wünsche Dir von Herzen, daß nicht alle Deine Erbauungen, diesem Triumphe gleichen mögen: ich kann die sudelnden Weibspersonen nun einmal nicht leiden und die Federn am Kopfe schmücken die Frauen besser, als die Federn in der Hand.</p> <closer rend="left"><persName xml:id="persName_78c1460a-d328-421f-84fb-c9724404fd77"><hi rend="latintype">Louis</hi><name key="PSN0113806" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Ludwig (Louis) Freiherr von (1803-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e30b99a0-6a5d-4692-9638-cb9d657fab0a"><hi rend="latintype">Catherine</hi><name key="PSN0113805" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Katharina Theresia Freifrau von (1806-1843)</name></persName> erwiedern Deinen Gruss auf’s freundlichste; lass bald von Dir hören, mein lieber <hi rend="latintype">Felix</hi> und bleibe Freund, wie er Dir ist und immer seyn wird,</closer> <signed rend="right">Dein <hi rend="latintype">v Eskeles</hi></signed> </div> </body> </text></TEI>