gb-1830-06-29-01
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Berlin, 29. Juni 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Bl.: S. 1-2 Brieftext.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
No. 14.)
Mit doppelt großem Vergnügen konnte ich
imTheater !!war. Du weißt, daß ich Luft und Garten Allem vorziehe, aber
couvertirtenBrief an Fanny, der
elle a le diable au corpswie
Rousseau
drapirtund stellt sich wunderschön, aber so wenig die
Le Fort
quasiallein waren. Es zieht nichts mehr als Opern;
Aproposdes Brechens! Neulich, in einer Gewitternacht, wo unser
Vale.
No. 14. ) Berlin 29 Juni Mit doppelt großem Vergnügen konnte ich Deinen lieben fröhlichen Brief Fanny’n abgeben, mein guter, herzlicher Sohn! da es fortwährend mit ihres Kindes Befinden erträglich geht. Sie und wir alle haben eine innige Freude an Dir wieder gehabt eben so an dem herzigen Schreiben, das uns Zelter mittheilte. Daß Dein Gemüth so dankbar bleibt, beglückt mich hoch! Darin bist Du mir ähnlich, und so wirst Du, guter Sohn! auch in Wien gern die Schulden Deiner Mutter abtragen, davon bin ich überzeugt. Sie, der ich dort so viel verdankte, ist zwar nicht mehr, aber ihr Mann, ihre Tochter und Enkel leben, und je freundlicher Du Dich ihnen zemigen wirst, desto mehr wirst Du mich beglücken. Wenn Dir die vornehmen Verhältniße auch ungewohnt erscheinen werden; dazu reist man ja eben, um sich selbst Fremdartiges anzueignen, oder wenigstens mit Milde das weniger Zusagende in sich aufzunehmen. Ich habe im Arnst. schen Hause wie eine Tochter gelebt, habe die schönste Reise mit der sel. Tante gemacht, und bin als Flüchtende 12 Jahre später mit 4 Kindern, Mann und 3 Dienstboten wie bei einer eignen Mutter aufgenommen worden, auf eine wirklich beschämende, großmüthige Art. Das vergeß ich nie, mein Felix! und bin immer von Neuem gerührt, wenn ich daran denke. – Nun freut und erhebt es mich doppelt, seh ich diese Tugend, die einen hochbeglückt, auch in Dir leben. Zelter freut sich Deiner aber auch wie er soll, und Du und Fanny, Ihr seid ihm ans Herz gewachsen. Gestern hat er unsrer Wöchnerin schon die Visite gemacht, und zwar, während ich im Theater!! war. Du weißt, daß ich Luft und Garten Allem vorziehe, aber Beckchen wollte die Schröder gern sehen, und sie ist zu häuslich und gut, um ihr die kleine Freude nicht zu bereiten. Zugleich beweist es Dir, wie ruhig wir 4 Stunden vom Hause bleiben können. Abends bekam ich dann noch Deinen vorsichtig couvertirten Brief an Fanny, der heut ihr beim Erwachen übergeben wurde, und den sie mit Reb. s Hülfe eben beantwortet. – Gestern sah Fanny das Kind zum erstenmale beim Baden nackt, und meinte auch, es sich nicht so mager gedacht zu haben: es wird Morgens und Abends in warme Milch, Camillen und mit Kalbsfüßen gebadet, nachher mit Wein gerieben, wonach es immer mit dem Züngelchen schmatzt und leckt und trinkt viel. Schlafen thut es schon weniger und der unterbrochene Schlaf mattet auch die Amme etwas ab. Indeß scheint die kleine magre Kuh gesund, und wird in 8 Tagen wohl das Ziel der richtig Gebornen antreten und wie ein gewöhnlich neuangekommenes Kind sein. Bis dahin wirds stets in Baumwolle gewickelt, gar nicht angekleidet und schmort in Daunen. Fanny habe ich bewogen, jetzt in der blauen Stube zu schlafen, um ungestört zu sein, und es hat ihr in der 2. Nacht schon gut gethan. Morgen, hoff ich, besucht sie mich schon im Gartensaal, und sieht die schönsten Rosen blühen. – Devrient hat eine schöne goldne Uhr und Kette von der Kaiserin durch Gr. Redern erhalten. Er ist darob erfreuter als ichs solchem Stoiker zugetraut hätte. Gestern sahen wir Grillparzers Medea; lieber Felix, der Dichter ist ein gar liebenswürdiger Mensch, und Du wirst es ihm nicht wiedersagen und nicht entgelten laßen, daß er ein abscheuliches Stück gemacht hat. Die Schröder ist aber ein furchtbar Weib, eine alte Heroine, elle a le diable au corps wie Rousseau v. Künstlern haben will, sie spricht musterhaft, drapirt und stellt sich wunderschön, aber so wenig die Sontag die Langeweile einer Rossinischen Oper abwenden kann, so wenig könnte der Schrödersche Geist das Böse gutmachen. Auf einer Seite des 1 Ranges im Opernhause saßen Baron und Baronin Le Fort ganz allein, und waren so freundlich, zu uns herüber zu kommen, die wir quasi allein waren. Es zieht nichts mehr als Opern; Oberon soll neulich brechend voll gewesen sein. Apropos des Brechens! Neulich, in einer Gewitternacht, wo unser Gärtner Wächter unter den Säulen am Saal Schutz gesucht hatte, versuchte man wieder einen Einbruch im Humboldhäuschen. Es blieb aber bei einigen zerbrochnen Scheiben, da die Diebe verjagt wurden. Humb. ist wieder hier, geht nicht nach Tiflis. Vater besuchte ihn und ist von seiner Liebenswürdigkeit entzückt. – Melde uns alles, was Dich betrift, und ob Du brav gesund und munter bist. Von Deinem Besuch bei d. Schechner sprachst Du noch gar nicht: wie soll man da Rellstabs Schnurrbart unter die Augen treten? – Verzeih das undeutliche Geschreibe; das Papier ist aber noch viel schlechter als grün. Vale.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1830-06-29" xml:id="date_a154b86a-bbda-45da-9454-9d3beed011ed">29. 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Darin bist Du mir ähnlich, und so wirst Du, guter Sohn! auch in Wien gern die Schulden Deiner Mutter abtragen, davon bin ich überzeugt. <persName xml:id="persName_7ce0da9a-c5a3-4fce-909e-eaef04efeb2e">Sie<name key="PSN0109542" style="hidden" type="person">Arnstein, Fanny (Vögelchen) Freifrau von (1757-1818)</name></persName>, der ich dort so viel verdankte, ist zwar nicht mehr, aber <persName xml:id="persName_43791cb2-3388-4650-90f9-a287cf4da7cc">ihr Mann<name key="PSN0109543" style="hidden" type="person">Arnstein, Nathan Adam (seit 1795) von (seit 1798) Freiherr von (1748-1838)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0deace34-a64a-4a0e-94fb-3e36144c116b">ihre Tochter<name key="PSN0113804" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName> und <persName xml:id="persName_ee5631bd-e7bc-4f19-ad23-3e8b3e7349fd">Enkel<name key="PSN0113800" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Adolf (Adolph) Freiherr von (1805-1846)</name><name key="PSN0113801" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, August Franz Albert Freiherr von (1811-1847)</name><name key="PSN0113806" style="hidden" type="person">Pereira-Arnstein, Ludwig (Louis) Freiherr von (1803-1858)</name></persName> leben, und je freundlicher Du Dich ihnen zemigen wirst, desto mehr wirst Du mich beglücken. Wenn Dir die vornehmen Verhältniße auch ungewohnt erscheinen werden; dazu reist man ja eben, um sich selbst Fremdartiges anzueignen, oder wenigstens mit Milde das weniger Zusagende in sich aufzunehmen. Ich habe im Arnst.schen Hause wie eine Tochter gelebt, habe die schönste Reise mit der <persName xml:id="persName_defba65b-b66f-4643-80e2-9a2864d01713">sel. Tante<name key="PSN0109542" style="hidden" type="person">Arnstein, Fanny (Vögelchen) Freifrau von (1757-1818)</name></persName> gemacht, und bin als Flüchtende 12 Jahre später mit <persName xml:id="persName_4542f11c-9808-47f0-9a98-d036f5ca074b">4 Kindern<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name><name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_82de09f7-5596-4916-bf5b-c1f031f8ed43">Mann<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und 3 Dienstboten wie bei einer eignen Mutter aufgenommen worden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b2edce3e-3f79-4ec8-9f70-ab8bf61ef2b4" xml:lang="de">bin als Flüchtende 12 Jahre später mit 4 Kindern, Mann und 3 Dienstboten … aufgenommen worden – Die Familie Mendelssohn war 1813 vor den anrückenden Franzosen von Berlin nach Wien geflohen, Siehe dazu Hans-Günter Klein, Die Mendelssohns auf der Flucht. Abraham Mendelssohn Bartholdy und seine Familie 1813 in Wien, in: Mendelssohn Studien 15 (2007), S. 199-206.</note> auf eine wirklich beschämende, großmüthige Art. Das vergeß ich nie, mein Felix! und bin immer von Neuem gerührt, wenn ich daran denke. – Nun freut und erhebt es mich doppelt, seh ich diese Tugend, die einen hochbeglückt, auch in Dir leben. Zelter freut sich Deiner aber auch wie er soll, und Du und Fanny, Ihr seid ihm ans Herz gewachsen. <date cert="high" when="1830-06-28">Gestern</date> hat er unsrer Wöchnerin schon die Visite gemacht, und zwar, während ich <hi n="1" rend="underline">im <placeName xml:id="placeName_c18bef1f-1d4e-439a-9b5c-1f4a67d4797c">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>!!</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_462b6f82-5e52-4206-bb95-ee7f41b170a8" xml:lang="de">im Theater!! war – Am 28. Juni 1830 kam Franz Grillparzers Trauerspiel im Königlichen Opernhaus zur Aufführung (Repertorium und Personalbestand der Königl. deutschen und französischen Schauspiele für das Jahr 1830, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1831, S. 42).</note> war. Du weißt, daß ich Luft und Garten Allem vorziehe, aber <persName xml:id="persName_0b1f2b04-cbf2-40a8-ac7e-a787bd23016d">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wollte die <persName xml:id="persName_487cb565-b087-43d5-8794-57e5886740b9">Schröder<name key="PSN0114707" style="hidden" type="person">Schröder-Devrient, Wilhelmine Henriette Friederike Marie (1804-1860)</name></persName> gern sehen, und sie ist zu häuslich und gut, um ihr die kleine Freude nicht zu bereiten. Zugleich beweist es Dir, wie ruhig wir 4 Stunden vom Hause bleiben können. <date cert="high" when="1830-06-28">Abends</date> bekam ich dann noch Deinen vorsichtig <hi rend="latintype">couvertirten</hi> Brief an Fanny,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_80d82b96-ab0f-41c7-bc65-0c53e86ef463" xml:lang="de">vorsichtig couvertirten Brief an Fanny – Mendelssohn hatte den Brief an Fanny Hensel vom 23. Juni 1830 in einen Brief an seine Mutter eingelegt und nicht direkt an die Schwester adressiert, falls es dem zu früh geborenen Sebastian Hensel schlechter gehen sollte. Siehe Brief fmb-1830-06-24-01 (Brief Nr. 316) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 24. Juni 1830.</note> der <date cert="high" when="1830-06-29">heut</date> ihr beim Erwachen übergeben wurde, und den sie mit Reb.s Hülfe <date cert="high" when="1830-06-29">eben</date> beantwortet. – <date cert="high" when="1830-06-28">Gestern</date> sah Fanny das Kind zum erstenmale beim Baden nackt, und meinte auch, es sich nicht so mager gedacht zu haben: es wird Morgens und Abends in warme Milch, Camillen und mit Kalbsfüßen gebadet, nachher mit<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Wein gerieben, wonach es immer mit dem Züngelchen schmatzt und leckt und trinkt viel. Schlafen thut es schon weniger und der unterbrochene Schlaf mattet auch die <persName xml:id="persName_a3716677-e88b-48fb-a91f-2c2129814811">Amme<name key="PSN0116043" style="hidden" type="person">Amme von → Sebastian Hensel (1830)</name></persName> etwas ab. Indeß scheint die kleine magre Kuh gesund, und wird in 8 Tagen wohl das Ziel der richtig Gebornen antreten und wie ein gewöhnlich neuangekommenes Kind sein. Bis dahin wirds stets in Baumwolle gewickelt, gar nicht angekleidet und schmort in Daunen. Fanny habe ich bewogen, jetzt in der blauen Stube zu schlafen, um ungestört zu sein, und es hat ihr in der 2. Nacht schon gut gethan. <date cert="high" when="1830-06-30">Morgen</date>, hoff ich, besucht sie mich schon im Gartensaal,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e3a9ce6-9dd7-4c79-ab02-f7a795194f7e" xml:lang="de">Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note> und sieht die schönsten Rosen blühen. – <persName xml:id="persName_763f1125-7a2f-4ca6-9db7-1ea3f0aa03eb">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> hat eine schöne goldne Uhr und Kette von der <persName xml:id="persName_53cc1caf-6ad4-4b16-ace6-c47ca2405602">Kaiserin<name key="PSN0114363" style="hidden" type="person">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName> durch Gr. <persName xml:id="persName_8ea6a660-dbf3-4b2e-bd5d-ba3e96b54cfb">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> erhalten. Er ist darob erfreuter als ichs solchem Stoiker zugetraut hätte.</p> <p><date cert="high" when="1830-06-28">Gestern</date> sahen wir <title xml:id="title_7dd4f334-9a83-440a-8c98-42f242b8d2a0">Grillparzers Medea<name key="PSN0111549" style="hidden" type="author">Grillparzer, Franz Seraphicus (1791–1872)</name><name key="CRT0111560" style="hidden" type="dramatic_work">Medea</name></title>; lieber Felix, der Dichter ist ein gar liebenswürdiger Mensch, und Du wirst es ihm nicht wiedersagen und nicht entgelten laßen, daß er ein abscheuliches Stück gemacht hat. Die Schröder ist aber ein furchtbar Weib, eine alte Heroine, <hi rend="latintype">elle a le diable au corps</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ab0cf08f-7c56-4cf5-8ae3-f9873cd23dd9" xml:lang="fr ">elle a le diable au corps – frz., sie hat den Teufel am Leib.</note> wie <persName xml:id="persName_8111c231-c1cc-4e09-b40f-52742fd8bf7e"><hi rend="latintype">Rousseau</hi><name key="PSN0114332" style="hidden" type="person">Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778)</name></persName> v. Künstlern haben will, sie spricht musterhaft, <hi rend="latintype">drapirt</hi> und stellt sich wunderschön, aber so wenig die <persName xml:id="persName_0ae9e0ac-64c4-47e6-9f85-dd4fc5b1d622">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden" type="person">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> die Langeweile einer <persName xml:id="persName_400cf028-af2c-4bf0-b770-bc6d8dc59dbc">Rossinischen<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> Oper abwenden kann, so wenig könnte der Schrödersche Geist das Böse gutmachen. Auf einer Seite des 1 Ranges im <placeName xml:id="placeName_b34c96d2-2cfc-4596-9fd8-57c63dcbc6a4">Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> saßen <persName xml:id="persName_aaadc6a4-c3f1-44a6-9083-fbaa922180cd">Baron<name key="PSN0117364" style="hidden" type="person">Le Fort, August David Peter Baron von (1797-1864)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0c99004f-f290-479b-83ed-8ac42de6b0ba">Baronin <hi rend="latintype">Le Fort</hi><name key="PSN0112728" style="hidden" type="person">Le Fort, Auguste Eberhardine Friederike Baronin von (1802-1877)</name></persName> ganz allein, und waren so freundlich, zu uns herüber zu kommen, die wir <hi rend="latintype">quasi</hi> allein waren. Es zieht nichts mehr als Opern; <title xml:id="title_d1608b75-79b9-42e1-bebc-9ef3406491fa">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> soll neulich brechend voll gewesen sein.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_66bd825f-8292-413d-b4b9-891574cfcf79" xml:lang="de">Oberon soll neulich brechend voll gewesen sein – Carl Maria von Webers Oper Oberon WeV C. 10 stand zuletzt am 25. Juni 1830 auf dem Programm des Königlichen Opernhauses (Repertorium und Personalbestand der Königl. deutschen und französischen Schauspiele für das Jahr 1830, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1831, S. 42).</note> <hi rend="latintype">Apropos</hi> des Brechens! Neulich, in einer Gewitternacht, wo unser <del cert="low" rend="strikethrough">Gärtner</del> Wächter unter den Säulen am Saal Schutz gesucht hatte, versuchte man wieder einen Einbruch im Humboldhäuschen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f90cfde3-8aa6-9c692-44a73-e6e4244eef7d" xml:lang="de">Humboldhäuschen – Alexander von Humboldt, der sich in jener Zeit viel mit geomagnetischen Messungen beschäftigte, hatte 1825 im Garten der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 eine eigene Beobachtungsstation bauen lassen (Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, S. 254, Sebastian Hensel, Ein Lebensbild aus Deutschlands Lehrjahren, Berlin 1903, S. 17 f., und Therese Devrient, Jugenderinnerungen, Stuttgart 1905, S. 350). An den Untersuchungen waren auch Wilhelm von Humboldt, der Astronom Johann Franz Encke und der Mathematiker Gustav Peter Lejeune Dirichlet beteiligt.</note>. Es blieb aber bei einigen zerbrochnen Scheiben, da die Diebe verjagt wurden. <persName xml:id="persName_b3a5f78a-ce7f-4a2e-ac16-51b27e47f231">Humb<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName>. ist wieder hier, geht nicht nach <placeName xml:id="placeName_711bd4bc-ea01-4544-ac30-9fe81b63a44c">Tiflis<settlement key="STM0103268" style="hidden" type="locality">Tiflis</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>. <persName xml:id="persName_cc291293-3a79-47d8-a532-8ca3eef90f48">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> besuchte ihn und ist von seiner Liebenswürdigkeit <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> entzückt. – Melde uns alles, was Dich betrift, und ob Du brav gesund und munter bist. Von Deinem Besuch bei d. <persName xml:id="persName_31503509-7839-4233-b6a9-0258a1685df9">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> sprachst Du noch gar nicht: wie soll man da <persName xml:id="persName_922b8720-fd1b-4c29-bb35-a24e9050e6e5">Rellstabs<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> Schnurrbart unter die Augen treten? – Verzeih das undeutliche Geschreibe; das Papier ist aber noch viel schlechter als grün.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_df05c5b8-0bd1-45d4-9d0a-4eaa0b1c590c" xml:lang="de">das Papier ist aber noch viel schlechter als grün – Lea Mendelssohn Bartholdy schrieb den Brief auf dunkelgrünes, für Tinte fast zu glattes Papier.</note> <seg type="closer"><hi rend="latintype">Vale</hi>.</seg><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_052d728f-a1f7-49cb-b0e2-b62f82ad025c" xml:lang="la ">Vale – lat., Lebe wohl.</note></p> </div> </body> </text></TEI>