gb-1830-06-22-01
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Berlin, 22. Juni 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
No. 1
Ich glaube, das Capuziner Nachspiel könnte wol Manchen von der Idee zurückbringen. Gäbs nur beim hiesigen Confessionsfeste etwas Besseres zu hören, alsIn Esel Pevrient .
Mantius
Du liebes Herz, denkst in Deinem reichen Leben da dort so viel an Deine kleine Schwester. Darüber freue ich mich. – Aber das weißt Du ja längst, und geplaudert soll werden. Nun höre, ich wollte Du wärest jetzt in Deiner Stube oben, und ich schriebe Dir einen Zettel, Miss Mendelssohn at home Tuesday at twelve o’clock, comfortable eingerichtet wird; ich weiß, Du liebst so was. Könnt ich nur erst einmal andre Musik hören, als die ich mir selbst mache, danach habe ich ein ganz unmäßiges Verlangen, zu Hause ist aber alles stumm, und außer dem Hause habe ich keine Ruhe; ich denke immer,
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Wochenstube.
Bülletin König v. England und ich, wir haben eine gute Nacht gehabt. Einsame Reflexionen Da soll nun so ein armer Mensch, der in Wochen ist, nicht krepiren vor dreifacher Eifersucht,
good naturedod. nicht, wärs mir nicht ein Leichtes jetzt, wo die Herzen noch meinetwegen halbwege gerührt sind, die ganze Sache zu hintertreiben, od. doch wenigstens zu machen, daß Beckchen mit dem Schnurrbart, od. einem einst modernen, abstehenden Zöpfchen, od. od. od. auf der
Goldschmidt
pag. 14). Jetzt eben malt er mit beiden, und läßt Dich fragen, ob Du ihm nicht erlauben willst, die Stellung anders zu wählen, und überhaupt die Sache den Umständen nach
etc. erhalten, nun hast Du in München niemand, der mich kennt, und mit dem Du Dich freuen kannst. Ich fürchte fast, Du wirst wieder ein Lied ohne Worte schicken;
Wir sollen jetzt zusammen schreiben: Spiels Briefs hab ich noch nicht berührt, R. Wurstpellen werden Mode,
Mr. Haumann
shwadroneur de Bruxelles, Jude, schöner Mann, trug sie auch, er ist nach Moskau gereis’t, ich habe ihm
F. Lieber Felix,
Westminster abbey
Beide, Wir wissen nichts mehr, die Suppe kommt.
Allegro con strepitoF.Ich kriege Kalbfleischsuppe. R. Ich weiß noch nicht, was mir das Schicksal beschert.
BeideGesegnete Mahlzeit. R. Ich schreibe aber bis die Suppe kommt.
F.Mich hungert
BeideWir sind sehr satt. F. aber ich bin nicht die Zeitlose. R.
BeideWir haben unsere Sach auf Nichts gestellt.
F. H.
Die
a la primhingewixt. Und nun lebe wohl und erlebe viel und beschreib’ es uns wie die Frohnleichnamsprozession. Die Kapuziner sind stupend und Sebastian hat eine gute Stimme. Ade. Juchhe! –
Berlin, den 22sten Juny. Mein liebes, liebes Thier! Was für eine Freude hast Du mir wieder gemacht, durch Deinen No. 1 . Daß Du glaubst, ich glaubte, Du würdest katholisch werden, ist klassisch: In Esel Pevrient. Ich glaube, das Capuziner Nachspiel könnte wol Manchen von der Idee zurückbringen. Gäbs nur beim hiesigen Confessionsfeste etwas Besseres zu hören, als Mantius in der Nikolaikirche und eine Musik v. Grell. Fanny meinte (fast zu jämmerlich) Du würdest bei der Gelegenheit in Baiern die schönsten Feierlichkeiten erleben. Ach, ich werde es wol zu Hause verbringen, und an Deine Symphonie denken, giebt uns dann der Himmel einen heitern Tag, so ist die Kirche da; ein Auferstehungsfest wirds auch, Fanny wird das Bett am Freitag verlassen, wer dann nicht andächtig wird und Gott dankt, dem ist nicht zu helfen. Du liebes Herz, denkst in Deinem reichen Leben da dort so viel an Deine kleine Schwester. Darüber freue ich mich. – Aber das weißt Du ja längst, und geplaudert soll werden. Nun höre, ich wollte Du wärest jetzt in Deiner Stube oben, und ich schriebe Dir einen Zettel, Miss Mendelssohn at home Tuesday at twelve o’clock, da kommt nämlich Therese und Lore, denen ich ein hamburgisches Frühstück versprochen habe, zu welchem Endzweck der Tisch schon gedeckt vor meinem Sopha steht, und die Sache ganz hamburgisch comfortable eingerichtet wird; ich weiß, Du liebst so was. Könnt ich nur erst einmal andre Musik hören, als die ich mir selbst mache, danach habe ich ein ganz unmäßiges Verlangen, zu Hause ist aber alles stumm, und außer dem Hause habe ich keine Ruhe; ich denke immer, der kleine Sebastian läuft davon; gestern ging ich, in der Hoffnung, Dein Tedeum werde gesungen, nach der Akademie, es waren aber wenig Menschen da, und eine Messe v. Stölzel; da ich nun Tante Jette versprochen hatte, den Abend bei ihr mit Marianne Mendelsohn und saurer Milch zuzubringen, so wurde ich ungeduldig, ging bald wieder weg, um mich erst einmal umzusehen, wie es zu Hause aussah, und versäumte „der Geist hilft“ muß also heute wieder hin. Aber das Wetter! Zwei Gedanken habe ich alle Morgen beim Erwachen, erstens den, ob ich im Garten meinen Brunnen werde trinken können, und welche Partie Dir heut wieder verregnen wird. Mein liebes Herz, heut ängstigst Du Dich gewiß noch über Fanny, die doch so wohl und munter, und über das Kleine, das alle seine Pflichten so gut erfüllt. Sey sehr froh über diese Wendung der Dinge, mit Gottes Hülfe präsentiren wir Dir einen recht stattlichen Neffen; ich versichere Dich, sein Geschrei hat Charakter, es klingt entschieden ungezogen. – Mein Frühstück ist vorbei, und war schön, wir haben Thee getrunken, und Buttersemmel mit Sardellen gegessen, haben geklatscht, haben schlecht von Dir gesprochen, und so ist es 3/4 auf 2 geworden, und so will ich zu Fanny gehen, die wird mir diktiren, wie folgen wird. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Wochenstube. Bülletin König v. England und ich, wir haben eine gute Nacht gehabt. Einsame Reflexionen Da soll nun so ein armer Mensch, der in Wochen ist, nicht krepiren vor dreifacher Eifersucht, denn sein Bruder seine Schwester bei seinem Mann malen läßt. Bin ich good natured od. nicht, wärs mir nicht ein Leichtes jetzt, wo die Herzen noch meinetwegen halbwege gerührt sind, die ganze Sache zu hintertreiben, od. doch wenigstens zu machen, daß Beckchen mit dem Schnurrbart, od. einem einst modernen, abstehenden Zöpfchen, od. od. od. auf der Ausstellung erschiene. Lieber Felix, ich habe einen Maler, der ist ein guter Mann, und steht jetzt immer mit einem Fuß in der Wochenstube, mit dem andern malt er (Goldschmidt, Masern pag. 14) . Jetzt eben malt er mit beiden, und läßt Dich fragen, ob Du ihm nicht erlauben willst, die Stellung anders zu wählen, und überhaupt die Sache den Umständen nach zu wählen einzurichten, z. B. sind die Ärmel nicht mehr modern, die Dir einst so gefielen. Überlaß Du das dem Manne, er wird Dir das Lamm schon mit rothen und blauen Bändern aufputzen. (Erlaubs nicht!) . Mein liebes Felixchen, heute hast Du nun spätestens die Nachricht von meiner etc. erhalten, nun hast Du in München niemand, der mich kennt, und mit dem Du Dich freuen kannst. Ich fürchte fast, Du wirst wieder ein Lied ohne Worte schicken; das schöne liebe von neulich habe ich noch nicht wieder lesen dürfen, weil ich meine Augen sehr schonen muß; ich weiß es aber dem Wesentlichen nach auswendig, und freue mich sehr darüber. Du kannst Dir wohl denken, daß es die erste Musik seyn wird, die ich wieder spielen werde, und die erste, die mein kleiner Sebastian hören wird, od. nicht hören wird; denn es ist im großen Ernst bei dem Namen geblieben, über den Du mal ein Schachespiel vor Lachen verloren hast. Das Kind ist seitdem vor und nach seiner Geburt so oft genannt worden, daß es nun schon so hineingewachsen ist. Fanny Hensel Wir sollen jetzt zusammen schreiben: Hinen Hauptpunkt des Spiels Briefs hab ich noch nicht berührt, Paul hat entschieden Unrecht gehabt; daß er aber nicht schreibt, kommt davon her, daß er in der Wolle sitzt, und den Himmel für einen Wollsack ansieht. Die Rosinen und die Schokolade schmecken mir noch heute gut. F. Nach Charlottenburg verfährt er so viel Geld, daß er sich nach seinen Wurstpellen noch keine neue Hosen hat machen lassen. R. Wurstpellen werden Mode, Mr. Haumann; shwadroneur de Bruxelles, Jude, schöner Mann, trug sie auch, er ist nach Moskau gereis’t, ich habe ihm Einbrodts Namen in sein Buch schreiben müssen, und nun habe ich meine Freude daran, wie das Mehlweißchen sich mit dem schwarzen Murx, aus Respect für mich herumschlagen wird. F. Lieber Felix, Klingem. ist ein ausgemachter Taugenichts, er hat uns auf die Goldschmidtsche Sendung nicht mehr Antwort gegeben wie der Westminster abbey. Mühlenfels und Rosen haben ebenfalls den Gebrauch der Sprach (und Schreib) werkzeuge verloren, sie müßten uns denn zum Dank für die ihnen bestimmten Blätter einen Brief mit unsichtbarer Dinte auf nicht vorhanden Papier geschrieben haben, den sie nicht versiegelt, nicht addressirt und nicht auf die Post gegeben haben, und den wir bis jetzt also nicht erhalten haben. R. Was hilfts, daß Klingem. durch einen unbekannten Referendarius von Horn Mühlenfels Einleitung zum Damenkolleg geschickt, mit der Addr. an Fräulein R. Mendelsohn, ohne Zuschrift? Beide Allegro con strepito, Wir wissen nichts mehr, die Suppe kommt. F. Ich kriege Kalbfleischsuppe. R. Ich weiß noch nicht, was mir das Schicksal beschert. Beide Gesegnete Mahlzeit. R. Ich schreibe aber bis die Suppe kommt. F. Mich hungert Beide Wir sind sehr satt. F. aber ich bin nicht die Zeitlose. R. Mutter spricht August sehr schön nach. Beide Wir haben unsere Sach auf Nichts gestellt. Drum ist so wohl uns in der Welt. Ade Ade Ade. O Weh O Weh O Weh R. M. B. Juchhe F. H. geborne Mendelssohn Bartholdy. Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy Die Geren sind meschugge! Und Sebastian auch. Du hättest hören sollen wie er Deinen Brief in Musik gesetzt. – Dein Lamm mal’ ich Dir, wie Dus willst und meinte nur ob Du nicht selbst dafür wärst es auf zweierlei Weise zu haben, denn die Zeichnung hast Du doch einmal und ein Bild in derselben Stellung wird entweder eine Kritik derselben oder empfängt sie von ihm. Doch wie Du willst. Und mit oder ohne Kranz, doch mit lieber, um pikanter vorzuheben, aber ohne Coketterie, weit unschuldiger wenigstens. Kurz gieb Ordre und so wie sie eingelaufen, spitz ich den Pinsel und bürste los. Es wird aber nicht blos a la prim hingewixt. Und nun lebe wohl und erlebe viel und beschreib’ es uns wie die Frohnleichnamsprozession. Die Kapuziner sind stupend und Sebastian hat eine gute Stimme. Ade. Juchhe! – Dein WH.
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April 1830 festgelegt, dass der Tag »in allen evangelischen Kirchen des Landes gottesdienstlich begangen werden soll« (Die vaterländische Jubelfeier der Uebergabe der Augsburgischen Konfession in den Jahren 1630, 1730 und 1830, in: Allgemeine Preußische Staats-Zeitung Nr. 151, 2. Juni 1830, Beilage, S. 1141-1142, das Zitat S. 1142).</note> etwas Besseres zu hören, als <persName xml:id="persName_8c960d93-ec3e-41f0-a988-61c5bda8da17"><hi rend="latintype">Mantius</hi><name key="PSN0113058" style="hidden" type="person">Mantius, Eduard (1806-1874)</name></persName> in der <placeName xml:id="placeName_2df65ca6-c646-46a3-a824-8f59e7331971">Nikolaikirche<name key="SGH0103257" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Nikolai </name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und eine Musik v. <persName xml:id="persName_4b7191d8-3160-446f-b2d3-82157ec020d2">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName>. <persName xml:id="persName_4be27177-a9af-44bb-8866-bcd7a188cbfb">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> meinte (fast zu jämmerlich) Du würdest bei der Gelegenheit in Baiern die schönsten Feierlichkeiten erleben. 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November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title> denken, giebt uns dann der Himmel einen heitern Tag, so ist die Kirche da; ein Auferstehungsfest wirds auch, Fanny wird das Bett am <date cert="high" when="1830-06-25" xml:id="date_5cf3bf53-ea85-4145-b623-f738dbc9dd24">Freitag</date> verlassen, wer dann nicht andächtig wird und Gott dankt, dem ist nicht zu helfen.</p> <p>Du liebes Herz, denkst in Deinem reichen Leben da dort so viel an Deine kleine Schwester. Darüber freue ich mich. – Aber das weißt Du ja längst, und geplaudert soll werden. Nun höre, ich wollte Du wärest jetzt in Deiner Stube oben, und ich schriebe Dir einen Zettel, <hi rend="latintype">Miss Mendelssohn at home Tuesday at twelve o’clock</hi>, <date cert="high" when="1830-06-22">da</date> kommt nämlich <persName xml:id="persName_7b62a0c1-73d0-4b66-b45d-9b886ad929a9">Therese<name key="PSN0110639" style="hidden" type="person">Devrient, Marie Therese (1803-1882)</name></persName> und <persName xml:id="persName_b8890e8e-f7cd-46ad-881f-902a6d2b0e48">Lore<name key="PSN0114579" style="hidden" type="person">Schlesinger, Eleonore (Lore, Lenore) (1805-1889)</name></persName>, denen ich ein hamburgisches Frühstück versprochen habe, zu welchem Endzweck der Tisch schon gedeckt vor meinem Sopha steht, und die Sache ganz hamburgisch <hi rend="latintype">comfortable</hi> eingerichtet wird; ich weiß, Du liebst so was. Könnt ich nur erst einmal andre Musik hören, als die ich mir selbst mache, danach habe ich ein ganz unmäßiges Verlangen, zu Hause ist aber alles stumm, und außer dem Hause habe ich keine Ruhe; ich denke immer, <persName xml:id="persName_773b2f1f-9094-4c40-a31e-474e9f43187f">der kleine Sebastian<name key="PSN0111898" style="hidden" type="person">Hensel, Sebastian Ludwig Felix (1830-1898)</name></persName> läuft davon; <date cert="high" when="1830-06-21">gestern</date> ging ich, in der Hoffnung, Dein <title xml:id="title_63673d35-d93f-4830-a311-b148d5af52e0">Tedeum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kwrbgzbx-yxco-rdpg-zs46-6shqwk1xguxg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100974" style="hidden">Te Deum für Solostimmen, zwei gemischte Chöre und Basso continuo, 5. Dezember 1826<idno type="MWV">B 15</idno><idno type="op"></idno></name></title> werde gesungen, nach der <placeName xml:id="placeName_09a194de-c23e-425b-8d84-fe78cdfaca05">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, es waren aber wenig Menschen da, und eine Messe v. <persName xml:id="persName_6bec33fd-3d7c-47d2-8ba8-15f95371327f">Stölzel<name key="PSN0118369" style="hidden" type="person">Stölzel, Gottfried Heinrich (1690-1749)</name></persName>; da ich nun <persName xml:id="persName_256fa09d-73b0-4a34-9270-f9c1aba1ed6d">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> versprochen hatte, den Abend<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> bei ihr mit Marianne Mendelsohn und saurer Milch zuzubringen, so wurde ich ungeduldig, ging bald wieder weg, um mich erst einmal umzusehen, wie es zu Hause aussah, und versäumte „<title xml:id="title_423f7835-4802-4845-8571-87cc8e596cdc">der Geist hilft<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107750" style="hidden" type="music">Der Geist hilft unser Schwachheit auf BWV 226 (BC C 2)</name></title>“ muß also <date cert="high" when="1830-06-22">heute</date> wieder hin. Aber das Wetter! Zwei Gedanken habe ich alle Morgen beim Erwachen, erstens den, ob ich im Garten meinen Brunnen werde trinken können, und welche Partie Dir heut wieder verregnen wird. Mein liebes Herz, <date cert="high" when="1830-06-22">heut</date> ängstigst Du Dich gewiß noch über Fanny, die doch so wohl und munter, und über das Kleine, das alle seine Pflichten so gut erfüllt. Sey sehr froh über diese Wendung der Dinge, mit Gottes Hülfe präsentiren wir Dir einen recht stattlichen Neffen; ich versichere Dich, sein Geschrei hat Charakter, es klingt entschieden ungezogen. – Mein Frühstück ist vorbei, und war schön, wir haben Thee getrunken, und Buttersemmel mit Sardellen gegessen, haben geklatscht, haben schlecht von Dir gesprochen, und so ist es <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> auf 2 geworden, und so will ich zu Fanny gehen, die wird mir diktiren, wie folgen wird.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_8c13913f-dac7-42ee-8e7c-7ca766ffb23d"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_centered"><hi n="1" rend="underline">Wochenstube.</hi></p> <p style="paragraph_without_indent"><hi n="1" rend="underline">Bülletin</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_502f5224-0616-4116-8650-5a7e3080dac9" xml:lang="fr ">Bülletin – frz. bulletin, Bericht.</note> König v. England und ich, wir haben eine gute Nacht gehabt. <hi n="1" rend="underline">Einsame Reflexionen</hi> Da soll nun so ein armer Mensch, der in Wochen ist, nicht krepiren vor dreifacher Eifersucht, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">w</corr> <sic resp="writer">d</sic> </choice>enn sein Bruder <persName xml:id="persName_adeb0a05-5ac9-490d-80cc-1d62ff44d3bc">seine Schwester<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> bei <persName xml:id="persName_048cf862-2550-4a57-8168-e5fe06c60dec">seinem Mann<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> <title xml:id="title_7572ab05-04b9-44d1-954e-02db16001aa9">malen läßt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109203" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1830)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f3a1f556-dfb7-4e2a-accb-88d484822d09" xml:lang="de">wenn sein Bruder seine Schwester bei seinem Mann malen läßt – Mendelssohn hat bei Wilhelm Hensel ein Porträt der jüngeren Schwester Rebecka in Auftrag gegeben. Siehe Brief fmb-1830-06-15-01 (Brief Nr. 310) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 15. Juni 1830. Das 1830 entstandene Ölgemälde befindet sich in D-B, Musikabteilung, Mendelssohn-Archiv, MA Depos. MG 126. Abbildung: Hans-Günter Klein und Dieter Beaujean, Die Mendelssohns im Bildnis. Porträts aus der ersten bis vierten Generation, Berlin 2004, S. 65.</note> Bin ich <hi rend="latintype">good natured</hi> od. nicht, wärs mir nicht ein Leichtes jetzt, wo die Herzen noch meinetwegen halbwege gerührt sind, die ganze Sache zu hintertreiben, od. doch wenigstens zu machen, daß Beckchen mit dem Schnurrbart, od. einem einst modernen, abstehenden Zöpfchen, od. od. od. auf der <placeName xml:id="placeName_eb527ca5-3158-43ed-a4f2-79542474c766">Ausstellung<name key="NST0100351" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6b575050-d2a6-460d-91df-62b0d7364a91" xml:lang="de">Berlin 1830.</note> erschiene. <seg type="salute">Lieber Felix,</seg> ich habe einen Maler, der ist ein guter Mann, und steht jetzt immer mit einem Fuß in der Wochenstube, mit dem andern malt er (<persName xml:id="persName_163cfe93-735a-4705-9806-bf6373baf87e"><hi rend="latintype">Goldschmidt</hi><name key="PSN0111441" style="hidden" type="person">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName>, Masern <hi rend="latintype">pag</hi>. 14).<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dd0c5b9b-a8c3-4287-8a5c-0275fbed3680" xml:lang="de">(Goldschmidt, Masern pag. 14) – Anspielung auf einen Brief von Fanny Hensel aus dem Frühling 1830, als die Mendelssohngeschwister an den Masern erkrankt waren. Diese hatte nach dem 29. März 1830 an die Geschwister Rebecka und Felix geschrieben: »Uebrigens hat Golschm. vorher gesessen, und wir haben uns sehr mit ihm amüsirt, ich habe ihm erzählt, daß Du Felix ihn gut nachmachst, und brachte ihn auf alle die alten Geschichten, die er bei der Gelegenheit noch mal erzählte, es lässt sich ja prächtig mit ihm ruddeln« (D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,2,121. Druck: Roland Dieter Schmidt-Hensel, »An die Masern. Eigenhändig«. Briefe der Mendelssohn-Geschwister aus dem Frühjahr 1830, in: Mendelssohn Studien 17 (2011), S. 145-147, das Zitat S. 146).</note> Jetzt eben malt er mit beiden, und läßt Dich fragen, ob Du ihm nicht erlauben willst, die Stellung anders zu wählen, und überhaupt die Sache den Umständen nach <del cert="high" rend="strikethrough">zu wählen</del> einzurichten, z. B. sind die Ärmel nicht mehr modern, die Dir einst so gefielen. Überlaß Du das dem Manne,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> er wird Dir das Lamm<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_587177f4-7d6e-470f-8777-9276eefcf909" xml:lang="de">das Lamm – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> schon mit rothen und blauen Bändern aufputzen. (Erlaubs nicht!). Mein liebes Felixchen, <date cert="high" when="1830-06-22">heute</date> hast Du nun spätestens die Nachricht von meiner <hi rend="latintype">etc</hi>. erhalten, nun hast Du in München niemand, der mich kennt, und mit dem Du Dich freuen kannst. Ich fürchte fast, Du wirst wieder ein Lied ohne Worte schicken; <title xml:id="title_97a693f0-2eff-4114-813a-fcb5e56860f7">das schöne liebe von neulich<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_z7c9occi-dfwr-spb7-vesm-oujlc7ap2pjh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100425" style="hidden">Andante A-Dur, 13./14. Juni 1830<idno type="MWV">U 76</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_65ecffe0-a4f7-4d8f-8c00-82239a7b3bbb" xml:lang="de">ein Lied ohne Worte … das schöne liebe von neulich – In den Brief fmb-1830-06-14-01 (Brief Nr. 308) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin, München, 14. Juni 1830, hatte Mendelssohn das Lied ohne Worte Andante A-Dur, MWV U 76), hineingeschrieben.</note> habe ich noch nicht wieder lesen dürfen, weil ich meine Augen sehr schonen muß; ich weiß es aber dem Wesentlichen nach auswendig, und freue mich sehr darüber. Du kannst Dir wohl denken, daß es die erste Musik seyn wird, die ich wieder spielen werde, und die erste, die mein kleiner Sebastian hören wird, od. nicht hören wird; denn es ist im großen Ernst bei dem Namen geblieben, über den Du mal ein Schachespiel vor Lachen verloren hast. Das Kind ist seitdem vor und nach seiner Geburt so oft genannt worden, daß es nun schon so hineingewachsen ist.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a0e9037b-1d39-04d64-d9edb-666c8f607411" xml:lang="de">Briefteil von Fanny Hensel notiert von Rebecka Mendelssohn Bartholdy.</note></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_f402108e-d7e4-46f6-93a2-3c8494c8ed9c"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wir sollen jetzt zusammen schreiben: <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">E</corr> <sic resp="writer">H</sic> </choice>inen Hauptpunkt des <del cert="high" rend="strikethrough">Spiels</del> Briefs hab ich noch nicht berührt, <persName xml:id="persName_d7956807-64af-4697-bcb7-f4c24df56e3c">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hat entschieden Unrecht gehabt; daß er aber nicht schreibt, kommt davon her, daß er in der Wolle sitzt, und den Himmel für einen Wollsack ansieht. Die Rosinen und die Schokolade schmecken mir noch <date cert="high" when="1830-06-22">heute</date> gut. <persName xml:id="persName_c991a863-ce59-4d39-af10-e72c375eeab2">F.<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Nach Charlottenburg verfährt er so viel Geld, daß er sich nach seinen Wurstpellen noch keine neue Hosen hat machen lassen. <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_ac039ff8-1ea0-4e9b-ab05-c16323cb91b1">R.<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName></hi> Wurstpellen werden Mode, <persName xml:id="persName_d3f706cf-062f-4ec3-88cb-908b0dc3669e"><hi rend="latintype">Mr. Haumann</hi><name key="PSN0116980" style="hidden" type="person">Haumann, Bruder von → Théodore H.</name></persName>; <hi rend="latintype">shwadroneur de Bruxelles</hi>, Jude, schöner Mann, trug sie auch, er ist nach Moskau gereis’t, ich habe ihm <persName xml:id="persName_ebea23b4-6c09-4709-9f64-533ba8ab211d">Einbrodts<name key="PSN0110873" style="hidden" type="person">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> Namen in sein Buch schreiben müssen, und nun habe ich meine Freude daran, wie das Mehlweißchen sich mit dem schwarzen Murx, aus Respect für mich herumschlagen wird. <hi n="1" rend="underline">F</hi>. Lieber Felix, <persName xml:id="persName_391a1bb5-cae0-4e28-ae5a-d58bfbcdef69">Klingem<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. ist ein ausgemachter Taugenichts, er hat uns auf die Goldschmidtsche Sendung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09c7fb65-8f2b-4dbb-9a26-047c91f600a4" xml:lang="de">die Goldschmidtsche Sendung – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte im Februar 1830 ein Paket mit nachträglichen Weihnachtsgeschenken der Familie nach London gesandt; siehe Brief fmb-1830-02-10-01 (Brief Nr. 272) Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 10. Februar 1830, Z. 41 f.: »Mit nächster Gelegenheit schicke ich Dir ein großes Packet mit Weihnachtsgeschenken.«</note> nicht mehr Antwort gegeben wie der <placeName xml:id="placeName_98db06a1-e9c1-478a-a591-efdd5fbd0228"><hi rend="latintype">Westminster abbey</hi><name key="SGH0100434" style="hidden" subtype="" type="sight">Westminster Abbey</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>. <persName xml:id="persName_b4e9374b-cc58-4f02-879c-8dbc48376d91">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_85aee2cf-2168-4568-a091-8c00a7c4d6cd">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> haben ebenfalls den Gebrauch der Sprach (und Schreib)werkzeuge verloren, sie müßten<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> uns denn zum Dank für die ihnen bestimmten Blätter einen Brief mit unsichtbarer Dinte auf nicht vorhanden Papier geschrieben haben, den sie nicht versiegelt, nicht addressirt und nicht auf die Post gegeben haben, und den wir bis jetzt also nicht erhalten haben. R. Was hilfts, daß Klingem. durch einen unbekannten Referendarius von <persName xml:id="persName_dcc99737-3016-46a7-afc9-115aaf0f693a">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> Mühlenfels Einleitung zum Damenkolleg<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_86c2a897-cae8-435e-8649-9886f6c4e689" xml:lang="de">Mühlenfels Einleitung zum Damenkolleg – Ludwig von Mühlenfels hielt ab Mitte April 1830 in Willis’s Rooms, einem öffentlichen Versammlungshaus Londons, Vorlesungen über Deutsche Literatur. Siehe Brief gb-1830-04-13-01 Friedrich Rosen und Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 13. April 1830.</note> geschickt, mit der Addr. an Fräulein R. Mendelsohn, ohne Zuschrift? <hi n="1" rend="underline">Beide <hi rend="latintype">Allegro con strepito</hi></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f003be82-8dfc-4b5d-9d47-949e67acea90" xml:lang="it ">Allegro con strepito – ital., Munter (rasch, heiter) mit Lärm.</note> Wir wissen nichts mehr, die Suppe kommt. <hi n="1" rend="underline">F.</hi> Ich kriege Kalbfleischsuppe. R. Ich weiß noch nicht, was mir das Schicksal beschert. <hi n="1" rend="underline">Beide</hi> Gesegnete Mahlzeit. R. Ich schreibe aber bis die Suppe kommt. <hi n="1" rend="underline">F.</hi> Mich hungert <hi n="1" rend="underline">Beide</hi> Wir sind sehr satt. F. aber ich bin nicht die Zeitlose. R. <persName xml:id="persName_0e349d6c-c670-4a31-8a32-ffa381b6363a">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> spricht <persName xml:id="persName_2535f2e7-0682-4000-85d4-540551911bfc">August<name key="PSN0109584" style="hidden" type="person">August, Hausangestellter der → Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin (1830-1836)</name></persName> sehr schön nach. <lg n="1" rend="left" type="verse"> <l> </l> <l><hi n="1" rend="underline">Beide</hi> Wir haben unsere Sach auf Nichts gestellt.</l> <l>Drum ist so wohl uns in der Welt.</l> <lg n="1" rend="center" type="verse"> <l>Ade Ade Ade.</l> <l>O Weh O Weh O Weh</l> <l>R. M. B.</l> <l>Juchhe</l> <l><hi rend="latintype">F. H.</hi></l> <l>geborne Mendelssohn Bartholdy.</l> </lg> </lg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add><note resp="UT" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bfa76ab8-517a-4146-a47b-f9dc2bceb795" xml:lang="de">Briefteil von Fanny Hensel notiert von Rebecka Mendelssohn Bartholdy.</note></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_97bc216e-a872-4921-9cbc-498c4f213d94"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Die <persName xml:id="persName_7c615871-c2a4-449d-8738-d0edecaa3a4f">Geren<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sind meschugge<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_26110934-63c4-404e-a7c8-2cf0ac32b088" xml:lang="yi ">meschugge – nicht bei Verstand; von jidd. meschuggo, verrückt.</note>! Und Sebastian auch. Du hättest hören sollen wie er Deinen Brief in Musik gesetzt. – Dein Lamm mal’ ich Dir, wie Dus willst und meinte nur ob Du nicht selbst dafür wärst es auf zweierlei Weise zu haben, denn die <title xml:id="title_29200dd7-179d-43bf-b612-ea043bbf9784">Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109203" style="hidden" type="art">Rebecka Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1830)</name></title> hast Du doch einmal und ein Bild in derselben Stellung wird entweder eine Kritik derselben oder empfängt sie von ihm. Doch wie Du willst. Und mit oder ohne Kranz, doch mit lieber, um pikanter vorzuheben, aber ohne Coketterie, weit unschuldiger wenigstens. Kurz gieb Ordre und so wie sie eingelaufen, spitz ich den Pinsel und bürste los. Es wird aber nicht blos <hi rend="latintype">a la prim</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c32f7cc0-c947-4ccf-9263-e4c83f83d1c7" xml:lang="de">a la prim – »alla prima«, mit dem ersten Pinselstrich hingemalt, gemeint ist Malerei ohne Untermalung und Lasuren.</note> hingewixt. Und nun lebe wohl und erlebe viel und beschreib’ es uns wie die Frohnleichnamsprozession. Die Kapuziner sind stupend und Sebastian hat eine gute Stimme. Ade. Juchhe! –</p> <signed rend="right">Dein WH.</signed> </div> </body> </text></TEI>