gb-1830-06-17-01
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Berlin, 17. Juni 1830
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Rebecka Mendelssohn Bartholdys Hand, 2 Poststempel [BERLIN 6-7 / 17 / 6], [AUSLAGE], Siegel.
Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Kerstorff.
MünchentenJuny 1830.
Alles geht recht gut. Daß wir hiebei an zwei uns verschiedene und doch dieselben Personen,
Du hast
Billig müßt’ ich Dir nun gleich Mutter und Kind in saubrem Bilde schicken, allein Alles liegt noch in “purpurner Finsterniß”
da und “der Hammer hämmert das Herz entzwei” aber mit lustigem Schlag; aber gemalt wird nichts. Bald aber Alles wieder und dann auchIch sage Dir also nicht wie mein Junge aussieht, weil ich mich nicht auslachen lassen will, daß er aber eine Nase wie Fanny hat, mit dem oft belobten breiten Rücken, ist klar und sobald es möglich ist beweis’ ichs schwarz auf weiß in Dein großes, grünes Buch hinein. Thät ichs jetzt müßt’ es noch in der Queere sein; denn stehn kann der Kerl noch nicht, aber schwimmen und zwar in Milch. Apropos, meine ganze Haushaltung schwimmt jetzt in Milch und es fehlt ihr blos der Honig zum gelobten Land. Stupende Motive giebts natürlich in allen Winkeln nun und ich werde entweder zum Winkelmaler oder
Bolgiano
Wagenbauer
Wilhelm Hensel
le Baume
CousinHerz
Daß Du Deine Mama weder im
Ä. Ä. Ä ist ein schöner, seit
Adonisgegen unseren Neffen. Da
Berlin d. 17ten Juny 1830. Alles geht recht gut. Daß wir hiebei an zwei uns verschiedene und doch dieselben Personen, Frau und Kind, Schwester und Neffen denken, scheint mir natürlich und so wär eigentlich dieser Brief in der Hauptsache aus. Wir können aber doch noch weiter reden. Du hast gestern durch die Eltern die Nachricht unsrer neuen Würden bekommen, denn wir haben ja alle unser bescheiden Theil, wenn wir auch Fanny als Großwürdenträgerin anerkennen müssen. Felix, ein Mann ist nichts gegen ein Weib! Ich führe das nicht weiter aus, wir verstehn uns künftig mal darüber. Einstweilen bleibe stehn, was Du sagst, Fanny ist ein ganzer Kerl. Hieran weißt Du auch daß Brief glücklich eingelaufen, er kam heut früh und hat alle Freude gemacht. Fahre so fort, wir fahren auch fort und am Ende fahren wir zusammen, voll Freuden. Diese Phrase magst Du Dir drehen wie Du willst, sie hat immer Sinn und soll keine bloße Phrase bleiben. Billig müßt’ ich Dir nun gleich Mutter und Kind in saubrem Bilde schicken, allein Alles liegt noch in “purpurner Finsterniß” da und “der Hammer hämmert das Herz entzwei” aber mit lustigem Schlag; aber gemalt wird nichts. Bald aber Alles wieder und dann auch Dein Bild. Credit geb’ ich Dir gern denn Du bist ein gutes, altes Haus. Deine Einfälle aber sind Erbauungen und haben Freudenwert. Genau besehn bist Du ein Raspelhaus, denn alles raspelt an Dir und Dir auch. Schauroth wirst Du? Schon wieder ein Herz gestohlen oder getauscht, kommt auf eines heraus. Ich sage Dir also nicht wie mein Junge aussieht, weil ich mich nicht auslachen lassen will, daß er aber eine Nase wie Fanny hat, mit dem oft belobten breiten Rücken, ist klar und sobald es möglich ist beweis’ ichs schwarz auf weiß in Dein großes, grünes Buch hinein. Thät ichs jetzt müßt’ es noch in der Queere sein; denn stehn kann der Kerl noch nicht, aber schwimmen und zwar in Milch. Apropos, meine ganze Haushaltung schwimmt jetzt in Milch und es fehlt ihr blos der Honig zum gelobten Land. Stupende Motive giebts natürlich in allen Winkeln nun und ich werde entweder zum Winkelmaler oder Winkelmanns. Es lebe unser Jahrhundert und lasse uns wieder leben dafür! Daß der Alte vom Berge (Parnaß) sich meiner so freundlich erinnert ist mir ein wahrer Stolz. Du hast jedoch auf mehr stolz zu seyn und ich gönn’ es Dir brüderlich. Du hast eine schöne Aufgabe erfüllt indem Du Deine Stralen durch den warmen Abend seines Lebens warfst. Wir haben einen Wunderbrief an Zelter gelesen. Stieler grüße doch wieder recht sehr von mir, sein Bild der Krüdner, von dem Du schreibst hat mich damals schon angezogen und ich fand eine große Aehnlichkeit mit der pol. Königin. Die Frau selbst hab’ ich nicht gesehn. Sage mir gelegentlich mehr von den Künstlern dort und grüße alle die sich meiner erinnern mögen. Ich habe manche Freunde in München laße Dich aber lieber Deinen Kreis unbefangen erweitern, stößest Du dann zufällig auf einen Bekannten von mir, bin ich überzeugt daß es ihm noch eine nähere Empfehlung seyn wird. Du kannst auch sagen daß bald ein Bildchen von mir nach München kommen würde daß ich Herrn Bolgiano für den schönen Wagenbauer schuldig bin. Jetzt wo ich mich durch die Portraits ziemlich durchgemalt habe, will ich die Zeit bis zur Ausstellung noch ganz für angenehmere Gegenstände verwenden und in meinem Glück recht fleißig seyn. Die letzte Zeit war mir doch gar zu sehr durch Angst und Sorge getrübt. Dabei malt sichs weder flink noch gut. Jetzt seh’ ich schönen Tagen entgegen und sage Dir noch einmal, ernst und froh, es geht Alles gut. Schreibe nur recht oft. Wenn Deine Antwort auf die große Nachricht kömmt kann sie Fanny schon bei vollem Sonnenlicht, auch wenn Du gleich schreibst, lesen. Der Arzt sagte heute schon daß wenn gut Wetter kommt wir ihr unbesorgt den Sommer in die Stube lassen können. Darauf freu’ ich mich, denn Du weißt welch eine Tochter der Luft sie ist. So hat sie während der 3 Wochen wo sie liegen mußte alle schöne Stunden auf dem Sopha im Freien zugebracht. Und wenn keine Sonne da war blieb sie vernünftig und heiter in ihrem Bett. Wir lieben sie, nicht wahr? Und mit ihr sag’ ich: wir lieben Dich! Dein treuer Freund und Bruder Wilhelm Hensel Fanny ist Gottlob! so wohl als ihr Zustand es gestattet, mein Herz! Hensels frohe Hoffnungen auf das Kind kann ich indeß noch nicht theilen; es ist gar zu unmäßig klein, und kann aus Schwäche noch nicht die Brust nehmen. Gestern wurde es vom Arzte gewogen, und statt der normalen 7 Pf. kamen 3 Pf. 20 Loth an den Tag. Indeß muß man auch nicht haran verzweifeln, und an Beispielen ähnlicher Knirpse die große Männer geworden, fehlt es nicht: so wie der alte Reden Henseln gestern v. Karl 2, König v. Spanien erzählte, der in ein Schächtelchen, statt der Wiege, gethan worden. Mit der Aehnlichkeit v. Fannys Nase ists man nischt, ihr armer Wurm ist so unmäßig mager, daß Nase und Mund sehr groß erscheinen, und häßlich ist das Kindchen zum Erschrecken. – Dein Br. hat Fannyn viel Freude gemacht: Deine Aufträge werde ich besorgen, die Notenschreiberin ist bestellt, ich erwarte sie jeden Augenblick, ich muß schon an die Dir verhaßte gehen, denn le Baume hat keine Muße. Cousin Herz reist in wenig Tagen nach München; sollte es aber nicht fertig werden, schicken wirs zur Post an Kersd. und für den Fall laße ichs auf feinem Papier kopiren. Verabrede mit Kersd., daß er Dirs nach Wien zuschickt, falls Du weg sein solltest. Anders weiß ichs nicht zu machen. Daß Du Deine Mama weder im gestrigen Br. an Vater, noch im heutigen a. F. grüßen läßest, noch ihrer erwähnst, ist nicht recht: nicht wahr? und doch bist und bleibst Du mein Liebster, so uneigennützig sind Mütter. Lea Mendelssohn Bartholdy Ä. Ä. Ä ist ein schöner, seit gestern oft gehörter Ton, ich weiß gar noch nicht zu unterscheiden, ob mein hoffnungsvoller Neffe schreit, od. eine Thüre knarrt, od. die Mäuse piepen. Wenn ich an Deine Symphonie denke, und mir zugleich überlege, daß Du auch einst nichts Anderes zu singen gewußt hast, so kommt mirs komisch vor. Alle Leute nennen mich schon Tante Beckchen, das wäre recht schön; aber sie kommen so zahlreich, daß ich heut weder zu Dir, noch beinahe zu Fanny Zeit hatte; die schläft jetzt, hält Mittagsruhe, und der Brief muß gleich auf die Post. Du weißt nun aber, daß Fanny gesund ist, das ist die Hauptsache, mögen wir morgen auch Erfreuliches zu schreiben haben, denn fürs Erste erhältst Du täglich Bülletins. Leb wohl, Erhard wartet. Ein Affe ist ein Adonis gegen unseren Neffen. Da Mutter jetzt im Garten ist, und nichts mehr liest, so versichere ich Dich, daß die Wärterinn, die berühmt ist, sich auf Kinder zu verstehen, die allerbesten Hoffnungen für das Kleine giebt, und auch der Arzt ist gar nicht so zweifelhaft; wir wollen das Beste hoffen. – Rebecka Mendelssohn Bartholdy
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Juni 1830.</note> bekommen, denn wir haben ja alle unser bescheiden Theil, wenn wir auch Fanny als Großwürdenträgerin anerkennen müssen. Felix, ein Mann ist nichts gegen ein Weib! Ich führe das nicht weiter aus, wir verstehn uns künftig mal darüber. Einstweilen bleibe stehn, was Du sagst, Fanny ist ein ganzer Kerl. Hieran weißt Du auch daß <title xml:id="title_75041e9e-81e0-4518-af22-42f8486e3fca"><choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">Dein</corr> <sic resp="writer">daß</sic> </choice> Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; München, 11. Juni 1830</name> </title> glücklich eingelaufen, er kam <date cert="high" when="1830-06-17">heut früh</date> und hat alle Freude gemacht. Fahre so fort, wir fahren auch fort und am Ende fahren wir zusammen, voll Freuden. Diese Phrase magst Du Dir drehen wie Du willst, sie hat immer Sinn und soll keine bloße Phrase bleiben.</p> <p>Billig müßt’ ich Dir nun gleich Mutter und Kind in saubrem Bilde schicken, allein Alles liegt noch in “purpurner Finsterniß”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_57ec27d0-8bd2-44fc-b3b7-ac322ddf4645" xml:lang="de">“purpurner Finsterniß” – Zitat aus der 19. Strophe von Friedrich Schillers Ballade Der Taucher.</note> da und “der Hammer hämmert das Herz entzwei”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3a5b37b1-e773-4e57-a19d-b9aff5a1d5f1" xml:lang="de">“der Hammer hämmert das Herz entzwei” – vierte Zeile aus dem Lied des Kauz (Nr. 8) aus Mendelssohns Liederspiel Heimkehr aus der Fremde op. 89 (MWV L 6).</note> aber mit lustigem Schlag; aber gemalt wird nichts. Bald aber Alles wieder und dann auch <title xml:id="title_a53d202e-89cb-410d-8ddb-64461eacea34">Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title>. Credit geb’ ich Dir gern denn Du bist ein gutes, altes Haus. Deine Einfälle aber sind Erbauungen und haben Freudenwert. Genau besehn bist Du ein Raspelhaus<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d1d9d9fd-5e88-407e-b240-8024051323c6" xml:lang="de">Raspelhaus – von raspeln, flirten.</note>, denn alles raspelt an Dir <gap quantity="1" reason="crossed_out" unit="words"></gap> und Dir auch. <persName xml:id="persName_78744236-cf41-483f-8cbc-9b04748fda2e">Schauroth<name key="PSN0114515" style="hidden" type="person">Schauroth, Delphine (Adolphine) von (1814-1887)</name></persName> wirst Du?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_08873be7-7388-4382-981e-1b9d1ef56df1" xml:lang="de">Schauroth wirst Du? – Mendelssohn hatte sich in München in die Pianistin Delphine von Schauroth verliebt.</note> Schon wieder ein Herz gestohlen oder getauscht, kommt auf eines heraus.</p> <p>Ich sage Dir also nicht wie mein Junge aussieht, weil ich mich nicht auslachen lassen will, daß er aber eine Nase wie Fanny hat, mit dem oft belobten breiten Rücken, ist klar und sobald es möglich ist beweis’ ichs schwarz auf weiß in Dein großes, grünes Buch hinein. Thät ichs jetzt müßt’ es noch in der Queere sein; denn stehn kann der Kerl noch nicht, aber schwimmen und zwar in Milch. Apropos, meine ganze Haushaltung schwimmt jetzt in Milch und es fehlt ihr blos der Honig zum gelobten Land. Stupende Motive giebts natürlich in allen Winkeln nun und ich werde entweder zum Winkelmaler oder <persName xml:id="persName_7cc353f0-feda-443c-af6c-1b0d8daa80fa">Winkelmanns<name key="PSN0118642" style="hidden" type="person">Winckelmann, Johann Joachim (1717-1768)</name></persName>. Es lebe unser Jahrhundert und lasse uns wieder leben dafür!</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Daß der <persName xml:id="persName_e68fdcef-8867-463b-909b-53a3c4aed990">Alte vom Berge<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> (Parnaß) sich meiner so freundlich<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a5c161c2-ed77-47b3-8dd8-f158cd5d7bb9" xml:lang="de">Daß der Alte vom Berge (Parnaß) sich meiner so freundlich erinnert – Wilhelm Hensel hatte den Dichter am 29. Juli 1823 in Marienbad aufgesucht und Empfehlungsschreiben des Staatsrats Friedrich Christoph Ludwig Schultz und Carl Friedrich Zelters überbracht (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 106 f. und Goethe, Weimarer Ausgabe III/, Bd. 12: Goethes Tagebücher. 1829-1830, S. 245).</note> erinnert ist mir ein wahrer Stolz. Du hast jedoch auf mehr stolz zu seyn und ich gönn’ es Dir brüderlich. Du hast eine schöne Aufgabe erfüllt indem Du Deine Stralen durch den warmen Abend seines Lebens warfst. Wir haben einen Wunderbrief an <persName xml:id="persName_90f67c2e-fdfb-46a7-8dcd-46f848c89cb0">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9895f9aa-d264-49c0-b8a3-32b1c0e99b6a" xml:lang="de">einen Wunderbrief an Zelter – Brief von Johann Wolfgang von Goethe an Carl Friedrich Zelter in Berlin, Weimar, 3. Juni 1830. Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1357.</note> gelesen. <persName xml:id="persName_cd6fb0cf-33f8-494f-8868-ce9013c061f7">Stieler<name key="PSN0115136" style="hidden" type="person">Stieler, Joseph Karl (1781-1858)</name></persName> grüße doch wieder recht sehr von mir, <title xml:id="title_33c79770-cef4-4f7d-8a16-dd9946b73452">sein Bild <name key="PSN0115136" style="hidden" type="author">Stieler, Joseph Karl (1781–1858)</name><name key="CRT0110986" style="hidden" type="art">Amalie Freiin von Krüdener</name></title>der <persName xml:id="persName_9508278e-a6f2-4e9b-8381-9755092ec4b5">Krüdner<name key="PSN0112554" style="hidden" type="person">Krüdener, Amalie Freifrau von (1808-1888)</name></persName>, von dem Du schreibst hat mich damals schon <gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap> angezogen und ich fand eine große Aehnlichkeit mit der <persName xml:id="persName_453f8df8-d166-4590-afc7-e7705391c091">pol. Königin<name key="PSN0114363" style="hidden" type="person">Russland, Alexandra Fjodorowna (Aleksandra Fëdorovna) von (1798-1860)</name></persName>. Die Frau selbst hab’ ich nicht gesehn. Sage mir gelegentlich mehr von den Künstlern dort und grüße alle die sich meiner erinnern mögen. Ich habe manche Freunde in München laße Dich aber lieber Deinen Kreis unbefangen erweitern, stößest Du dann zufällig auf einen Bekannten von mir, bin ich überzeugt daß es ihm noch eine nähere Empfehlung seyn wird. Du kannst auch sagen daß bald ein Bildchen von mir nach München kommen würde daß ich Herrn <persName xml:id="persName_03fb0c2a-a6e9-4de3-809c-3ae5cc8a189a"><hi rend="latintype">Bolgiano</hi><name key="PSN0116270" style="hidden" type="person">Bolgiano, Franz (1778-1857)</name></persName> für den schönen <persName xml:id="persName_bdad2c68-5d1c-44b3-8ce4-3b3e8d865259"><hi rend="latintype">Wagenbauer</hi><name key="PSN0118549" style="hidden" type="person">Wagenbauer, Maximilian Joseph (1774-1829)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ada415b-c3db-4d37-9fb4-09f8a911530c" xml:lang="de">den schönen Wagenbauer – Gemeint ist ein Gemälde des Malers Maximilian Joseph Wagenbauer. </note> schuldig bin. Jetzt wo ich mich durch die Portraits ziemlich durchgemalt habe, will ich die Zeit bis zur <placeName xml:id="placeName_5a01d04b-a002-480d-85d2-e9318410e477">Ausstellung<name key="NST0100351" style="hidden" subtype="Kunstausstellung" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c1314a46-de9e-48ba-94c6-ca5a9389e6fd" xml:lang="de">Ausstellung – 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin 1830.</note> noch ganz für angenehmere Gegenstände verwenden und in meinem Glück recht fleißig seyn. Die letzte Zeit war mir doch gar zu sehr durch Angst und Sorge getrübt. Dabei malt sichs weder flink noch gut. Jetzt seh’ ich schönen Tagen entgegen und sage Dir noch einmal, ernst und froh, es geht Alles gut. Schreibe nur recht oft. Wenn Deine Antwort auf die große Nachricht kömmt kann sie Fanny schon bei vollem Sonnenlicht, auch wenn Du gleich schreibst, lesen. Der <persName xml:id="persName_24549451-5a78-4967-978e-bdbac2c55bc8">Arzt<name key="PSN0109955" style="hidden" type="person">Bing, Abraham Herz (1769-1835)</name></persName> sagte <date cert="high" when="1830-06-17">heute</date> schon daß wenn gut Wetter kommt wir ihr unbesorgt den Sommer in die Stube lassen können. Darauf freu’ ich mich, denn Du weißt welch eine Tochter der Luft sie ist. So hat sie während der 3 Wochen wo sie liegen mußte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_76001c87-6747-45fa-8bac-31ada92656a9" xml:lang="de">Fanny Hensel beinahe eine Fehlgeburt erlitten (Hensel, Tagebücher, S. 29).</note> alle schöne Stunden auf dem Sopha im Freien zugebracht. Und wenn keine Sonne da war blieb sie vernünftig und heiter in ihrem Bett. Wir lieben sie, nicht wahr? <seg type="closer">Und mit ihr sag’ ich: wir lieben Dich!</seg></p> <signed rend="right">Dein treuer Freund und Bruder <hi n="2" rend="underline">Wilhelm Hensel</hi></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_e4dbf8ae-7fbf-4b14-b62b-1169ed0b1775"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Fanny ist Gottlob! so wohl als ihr Zustand es gestattet, <seg type="salute">mein Herz!</seg> Hensels frohe Hoffnungen auf das Kind kann ich indeß noch nicht theilen; es ist gar zu unmäßig klein, und kann aus Schwäche noch nicht die Brust nehmen. <date cert="high" when="1830-06-16">Gestern</date> wurde es vom Arzte gewogen, und statt der normalen 7 Pf. kamen 3 Pf. 20 Loth an den Tag. Indeß muß man auch nicht <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">d</corr> <sic resp="writer">h</sic> </choice>aran verzweifeln, und an Beispielen ähnlicher Knirpse die große Männer geworden, fehlt es nicht: so wie der alte <persName xml:id="persName_625f4489-2a83-4735-b6e9-9cc101410f43">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden" type="person">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> Henseln <date cert="high" when="1830-06-16">gestern</date> v. <persName xml:id="persName_8bed0c93-0488-4d30-bd01-37a9990d0836">Karl 2, König v. Spanien<name key="PSN0118317" style="hidden" type="person">Spanien, Karl II. (1661-1700)</name></persName> erzählte, der in ein Schächtelchen, statt der Wiege, gethan worden. Mit der Aehnlichkeit v. Fannys Nase ists man nischt, ihr armer Wurm ist so unmäßig mager, daß Nase und Mund sehr groß erscheinen, und häßlich ist das Kindchen zum Erschrecken. – <title xml:id="title_eb8593b0-c0bb-433c-975b-ccb9b6a1e030">Dein Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; München, 11. Juni 1830</name> </title> hat Fannyn viel Freude gemacht: Deine Aufträge<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e06675a5-4791-4f84-af6f-f17886cd7815" xml:lang="de">Deine Aufträge – Im Brief an Fanny Hensel vom 11. Juni 1830 hatte Mendelssohn um Abschriften der Fantasie über das irländische Lied The Last Rose of Summer E-Dur, op. 15 (MWV U 74), der Fantaisie ou Capriccio (Scherzo) e-Moll, op. 16/2 (MWV U 71), und der Variations concertantes für Violoncello und Klavier D-Dur, op. 17 (MWV Q 19), gebeten.</note> werde ich besorgen, die <persName xml:id="persName_f94a2b48-bed3-4f0e-97f0-1a05d446e63d">Notenschreiberin<name key="PSN0113607" style="hidden" type="person">Nitschmann, Pauline</name></persName> ist bestellt, ich erwarte sie jeden Augenblick, ich muß schon an die Dir verhaßte gehen, denn <persName xml:id="persName_d2dca79f-2c2a-4ac6-85dd-0102a0c47a6e"><hi rend="latintype">le Baume</hi><name key="PSN0117338" style="hidden" type="person">le Baume (Baum?), Frau</name></persName> hat keine Muße. <persName xml:id="persName_786dbf09-bccc-431b-939e-98b080798ab9"><hi rend="latintype">Cousin</hi> Herz<name key="PSN0111935" style="hidden" type="person">Hertz, Moses Isaak (1778-1848)</name></persName> reist in wenig Tagen nach München; sollte es aber nicht fertig werden, schicken wirs zur Post an <persName xml:id="persName_e1d4bfb4-6927-4055-8388-471501696fe1">Kersd<name key="PSN0112360" style="hidden" type="person">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName>. und für den Fall laße ichs auf feinem Papier kopiren. Verabrede mit Kersd., daß er Dirs nach Wien zuschickt, falls Du weg sein solltest. Anders weiß ichs nicht zu machen.</p> <p>Daß Du Deine Mama weder im <title xml:id="title_40a6e59d-fc14-4ba4-a871-1d0a128fd645"><date cert="high" when="1830-06-16">gestrigen</date> Br. an Vater <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-11-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; München, 11. Juni 1830</name> </title>, noch im <title xml:id="title_70b62ae6-86cf-4497-95e2-079e20ec1b9b"><date cert="high" when="1830-06-17">heutigen</date> a. F. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-11-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel in Berlin; München, 11. Juni 1830</name> </title> grüßen läßest, noch ihrer erwähnst, ist nicht recht: nicht wahr? und doch bist und bleibst Du mein Liebster, so uneigennützig sind Mütter. </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_171acad3-fb91-4beb-8610-de5647add154"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ä. Ä. Ä ist ein schöner, seit <date cert="high" when="1830-06-16">gestern</date> oft gehörter Ton, ich weiß gar noch nicht zu unterscheiden, ob mein hoffnungsvoller Neffe schreit, od. eine Thüre knarrt, od. die Mäuse piepen. Wenn ich an Deine <title xml:id="title_bb3447da-4e41-4375-b8b6-e5cc70bf16b0">Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sjpqrbjl-apak-8xgu-udww-hurihkwopvok"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title> denke, und mir zugleich überlege, daß Du auch einst nichts Anderes zu singen gewußt hast, so kommt mirs komisch vor. Alle Leute nennen mich schon Tante Beckchen, das wäre recht schön; aber sie kommen so zahlreich, daß ich <date cert="high" when="1830-06-17">heut</date> weder zu Dir, noch beinahe zu Fanny Zeit hatte; die schläft jetzt, hält Mittagsruhe, und der Brief muß gleich auf die Post. Du weißt nun aber, daß Fanny gesund ist, das ist die Hauptsache, mögen wir morgen auch Erfreuliches zu schreiben haben, denn fürs Erste erhältst Du täglich Bülletins<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_37de48f7-66a9-42d0-8af7-1eedabc7362b" xml:lang="fr ">Bülletins – frz. bulletin, Bericht.</note>. Leb wohl, <persName xml:id="persName_43f501de-f025-4b0b-a2ca-02308523406b">Erhard<name key="PSN0110843" style="hidden" type="person">Ehrhard (Ehrhardt), Hausangestellter der → Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin (1826/1830)</name></persName> wartet. Ein Affe ist ein <hi rend="latintype">Adonis</hi> gegen unseren Neffen. Da <persName xml:id="persName_49d5f1b0-1270-405b-bcd8-5611730a675c">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> jetzt im Garten ist, und nichts mehr liest, so versichere ich Dich, daß die <persName xml:id="persName_54fc6a32-3fef-48b4-9bd4-7558d2a20455">Wärterinn<name key="PSN0116538" style="hidden" type="person">Dietrich, Frau</name></persName>, die berühmt ist, sich auf Kinder zu verstehen, die allerbesten Hoffnungen für das Kleine giebt, und auch der Arzt ist gar nicht so zweifelhaft; wir wollen das Beste hoffen. – </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>