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gb-1830-06-14-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in München <lb></lb>Berlin, 13. und 14. Juni 1830 wir haben seit langer Zeit keine Nachricht von dir. Dein 2ter Brief aus Weimar war der letzte bis heute. Indes hat uns Zelter einen Brief mitgetheilt welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach Jena, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; München, 11. Juni 1830 unbekannt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Transkription: Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. d. 28/28. Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in München; Berlin, 13. und 14. Juni 1830 wir haben seit langer Zeit keine Nachricht von dir. Dein 2ter Brief aus Weimar war der letzte bis heute. Indes hat uns Zelter einen Brief mitgetheilt welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach Jena,

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Abraham Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

13. und 14. Juni 1830 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) MünchenDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Berlin 13 Juny 1830

wir haben seit langer Zeit keine Nachricht von dir. Dein 2<hi rend="superscript">ter</hi> Brief aus <hi rend="latintype">Weimar</hi> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-05-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Weimar, 25. und 26. Mai 1830</name> war der letzte bis heute. Indes hat uns ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) einen Brief mitgetheilt welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach JenaJenaDeutschland, mit den DamenGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875), geschriebeneinen Brief … welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach Jena … geschrieben – Brief von Johann Wolfgang von Goethe an Carl Friedrich Zelter in Berlin, Weimar, 3. Juni 1830. Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1357. und der eben so ehrenvoll für Dich als erfreulich für uns war. In diesem Moment bist Du wohl schon in München,In diesem Moment bist Du wohl schon in München – Mendelssohn traf am 6. Juni 1830 in München ein. Siehe Brief fmb-1830-06-07-01 (Brief Nr. 305) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 6. und 7. Juni 1830. und huldigest dem KönigeBayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868), mit den übrigen Fürsten und Herren. Ich kann nicht läugnen, daß ich recht begierig bin auf Deinen Bericht über München.. Nimm Dich zusammen, um einmal einen recht klaren Begriff des Lebens und des wahren Zustandes der Bildung dort aufzufassen und wiederzugeben. Mache es aber wohl wie Meister.Meister – Anspielung auf Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, Stuttgart und Tübingen 1821. Ich habe in der Ferne so meine eignen Ideen über München, und möchte wissen, wie weit sie vom Ziele treffen.

Jener Brief von Göthe hat mir übrigens aufs Neue die schweren Pflichten vor Augen gestellt, welche Du in Deinem Leben zu erfüllen hast. Die Natur hat Dir ein Talent, und manches andre gegeben, die Erziehung hat ihrer Seits gethan, was ihres Amtes war; Du hast Dir die Aufmerksamkeit und Neigung der bedeutendsten Leute erworben, Du hast viel versprochen, und versprichst viel, Du hast daher viel zu halten. Es ist nicht meine Schuld wenn ich Dir dasselbe vielleicht schon zu oft gesagt habe, es ist aber eine Betrachtung, welche sich mir unwillkührlich immer und immer aufdrängt, und da sie mit dem reinen und dringenden Interesse zusammenhängt, welches ich natürlich an Dein Schicksal und Dein Leben nehme, so weiß ich Dir Nichts wichtigeres zu sagen, und möchte sie zu Deinem täglichen Gebet machen. Nos numeri sumus,Nos numeri sumus – lat., Wir sind Teile eines Ganzen (eigtl.: wir sind bloße Nullen). und so haben wir unsere Pflicht gethan, wenn wir zu rechter Zeit Schoten und Erdbeeren |2| aßen, was wir denn auch unermüdlich thun. Wen aber ein gütiges oder strenges Schicksal dazu berufen hat, auf irgend einem Wege geistig zu würken, dem reicht keine andre Frucht als die vom Baume der Erkenntnis.

FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) ist noch immer im Bette,Fanny ist noch immer im Bette – Am 24. Mai 1830 hatte Fanny Hensel beinahe eine Fehlgeburt erlitten (Hensel, Tagebücher, S. 29). aber Gottlob! sehr wohl und nun wohl schon außer Gefahr umsonst zu leiden. Sie beträgt sich so ungemein ruhig, gleich- und durchaus gutmüthig, daß sie sich von Neuem meine ganze Liebe erworben hat; es ist ein vortrefflicher Charakter! ich wollte auf einige Tage nach Hamburg reisen, laße aber meinen Télémaque heute dahin allein abgehen, weil ich mich nicht entschließen kann, das Haus eher zu verlaßen, bis Fanny erlöset ist. Dann gehe ich, s. G. w.,s. G. w. – so Gott will. nach Paris.

Kannst Du Dir denken, daß die MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831) nach Charlottenburg gezogen ist, wo ich sie gestern, zwar elend aussehend, doch übrigens ganz lebendig, auf ihrem Sopha sitzend und arbeitend getroffen habe; Ich bekenne, daß ich dies vor vier Tagen noch für ganz unmöglich gehalten hatte

Du wirst in Wien den jungen ThalbergThalberg, Sigismund (1812-1871) treffen, ich glaube er wird Dir nicht mißfallen. er ist ein recht feiner, artiger Mensch, dem es hier übrigens sehr schlecht gegangen ist. Selbst daß SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) nicht anwesend war, hat ihm nicht helfen können. es war Sommer, kein Mensch hier, alles in Schlesien, das jämmerlichste arrangement zu seinem Spiel im TheaterKönigliches Hof- und NationaltheaterMünchenDeutschland, sodaß ich mich nicht entschließen konnte, hinein zu gehen, und ihn daher nicht gehört habe. Rellstab sagt viel Gutes von |3| ihm, also auch wohl BergerBerger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839).

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)

14tenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) es freut mich diesen Brief bis heute zurück gehalten zu haben, da ich eben Deinen ersten Brief aus <hi rend="latintype">Munchen</hi> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-07-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; München, 6. und 7. Juni 1830</name> erhalten habe, und Dir nun wiederhohlt meine Freude über das Glück bezeugen kann, welches Dir in Weimar zu Theil geworden. GoethesGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) Seegen wird so Gott will in Erfüllung gehen und fruchten!

Fanny war eine Nacht lang in Gefahr fausse couchefausse couche – frz., Fehlgeburt. zu machen; daß wir StoschStosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860) im Hause hatten, der noch um Mitternacht einen Aderlaß verordnen konnte, welcher auch noch in der Nacht stattfand, hat sie geschützt, und seitdem ist sie wohl, und nur der größern Sicherheit halber im Bette, welches sie vor entschiedenem Eintritt in den letzten Monath nicht verlaßen soll; sie hat Dir geschrieben <name key="PSN0117586" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name> <name key="gb-1830-06-11-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in München; Berlin, 11. Juni 1830</name> , und Du wirst nun ihretwegen beruhigt seyn, wie sie es durch Deinen heutigen Brief Deinetwegen ist. Du wirst nun wohl regelmäßiger schreiben.

von mir wirst Du einen Brief <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1830-05-29-01" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in München, adressiert an Heinrich Sigmund Friedrich von Kerstorf; Berlin, 29. Mai 1830</name> bei KerstorffKerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832) gefunden haben. Da der große Bogen nicht mehr eine gemeinschaftliche Mittheilung herbei führte, so kann ich jezt nicht mehr mit ein paar Worten mein Leben documentiren, weiß auch nicht was Dir geschrieben worden, und so mußt Du mit meiner Correspondenz nach meiner Art, und wie ich sie Dir in meinem ersten Briefemeinem ersten Briefe – Der Brief ging verloren. im voraus verkündigte zufrieden seyn.

In Munchen oder in Wien wirst Du doch wohl für die weitere Reise einen ordentlichen Plan machen müssen, wenigstens bis zum Aufenthalt in Rom. theile mir den Deinen mit, damit ich meine etwaige Reisepläne, und |4| wären diese auch zum großen Theile nur Chateaux en Espagne,Chateaux en Espagne – frz., Luftschlösser. doch zum wenigsten die Correspondenz von Paris aus, damit in Verbindung bringen kann.

Wir haben leider! seit voriger Woche, wo ein sehr heftiges Gewitter das Wetter verdarb, ganz so nasses und kaltes, stürmisches Wetter wie im vorigen Jahre.

Die Zügellosigkeit in sittlicher Hinsicht soll ja in München ganz ungeheuer seyn! Hüte Dich, braunes Näselein!Hüte dich, braunes Näselein! – Im Brief aus München vom 6. und 7. Juni 1830 hatte Mendelssohn mitgeteilt: »ich kriege eine braune Nase«. Diese war eine Folge seiner Masernerkrankung im Frühjahr 1830.

Heinrich BeerBeer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842) wartet auf Deinen enthusiastischen Danck für den Baumkuchen, und den Erfolg seiner Briefe.Erfolg seiner Briefe – Gemeint sind Empfehlungsschreiben. Sieh zu, was Du thun kanst, ich meyne schreiben, denn das Baumkuchen essen würde nicht ausbleiben.

Nun, ich scheine komisch werden zu wollen, es ist Zeit, daß ich aufhöre. Lebe wohl, bleibe gesund an Leib und Seele habe Gott, Goethe, und uns im Herzen. Dein Vater
            Berlin 13 Juny 1830 wir haben seit langer Zeit keine Nachricht von dir. Dein 2ter Brief aus Weimar war der letzte bis heute. Indes hat uns Zelter einen Brief mitgetheilt welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach Jena, mit den Damen, geschrieben und der eben so ehrenvoll für Dich als erfreulich für uns war. In diesem Moment bist Du wohl schon in München, und huldigest dem Könige, mit den übrigen Fürsten und Herren. Ich kann nicht läugnen, daß ich recht begierig bin auf Deinen Bericht über München. . Nimm Dich zusammen, um einmal einen recht klaren Begriff des Lebens und des wahren Zustandes der Bildung dort aufzufassen und wiederzugeben. Mache es aber wohl wie Meister. Ich habe in der Ferne so meine eignen Ideen über München, und möchte wissen, wie weit sie vom Ziele treffen.
Jener Brief von Göthe hat mir übrigens aufs Neue die schweren Pflichten vor Augen gestellt, welche Du in Deinem Leben zu erfüllen hast. Die Natur hat Dir ein Talent, und manches andre gegeben, die Erziehung hat ihrer Seits gethan, was ihres Amtes war; Du hast Dir die Aufmerksamkeit und Neigung der bedeutendsten Leute erworben, Du hast viel versprochen, und versprichst viel, Du hast daher viel zu halten. Es ist nicht meine Schuld wenn ich Dir dasselbe vielleicht schon zu oft gesagt habe, es ist aber eine Betrachtung, welche sich mir unwillkührlich immer und immer aufdrängt, und da sie mit dem reinen und dringenden Interesse zusammenhängt, welches ich natürlich an Dein Schicksal und Dein Leben nehme, so weiß ich Dir Nichts wichtigeres zu sagen, und möchte sie zu Deinem täglichen Gebet machen. Nos numeri sumus, und so haben wir unsere Pflicht gethan, wenn wir zu rechter Zeit Schoten und Erdbeeren aßen, was wir denn auch unermüdlich thun. Wen aber ein gütiges oder strenges Schicksal dazu berufen hat, auf irgend einem Wege geistig zu würken, dem reicht keine andre Frucht als die vom Baume der Erkenntnis.
Fanny ist noch immer im Bette, aber Gottlob! sehr wohl und nun wohl schon außer Gefahr umsonst zu leiden. Sie beträgt sich so ungemein ruhig, gleich- und durchaus gutmüthig, daß sie sich von Neuem meine ganze Liebe erworben hat; es ist ein vortrefflicher Charakter! ich wollte auf einige Tage nach Hamburg reisen, laße aber meinen Télémaque heute dahin allein abgehen, weil ich mich nicht entschließen kann, das Haus eher zu verlaßen, bis Fanny erlöset ist. Dann gehe ich, s. G. w., nach Paris.
Kannst Du Dir denken, daß die Meyer nach Charlottenburg gezogen ist, wo ich sie gestern, zwar elend aussehend, doch übrigens ganz lebendig, auf ihrem Sopha sitzend und arbeitend getroffen habe; Ich bekenne, daß ich dies vor vier Tagen noch für ganz unmöglich gehalten hatte
Du wirst in Wien den jungen Thalberg treffen, ich glaube er wird Dir nicht mißfallen. er ist ein recht feiner, artiger Mensch, dem es hier übrigens sehr schlecht gegangen ist. Selbst daß Spontini nicht anwesend war, hat ihm nicht helfen können. es war Sommer, kein Mensch hier, alles in Schlesien, das jämmerlichste arrangement zu seinem Spiel im Theater, sodaß ich mich nicht entschließen konnte, hinein zu gehen, und ihn daher nicht gehört habe. Rellstab sagt viel Gutes von ihm, also auch wohl Berger.
14ten es freut mich diesen Brief bis heute zurück gehalten zu haben, da ich eben Deinen ersten Brief aus Munchen erhalten habe, und Dir nun wiederhohlt meine Freude über das Glück bezeugen kann, welches Dir in Weimar zu Theil geworden. Goethes Seegen wird so Gott will in Erfüllung gehen und fruchten!
Fanny war eine Nacht lang in Gefahr fausse couche zu machen; daß wir Stosch im Hause hatten, der noch um Mitternacht einen Aderlaß verordnen konnte, welcher auch noch in der Nacht stattfand, hat sie geschützt, und seitdem ist sie wohl, und nur der größern Sicherheit halber im Bette, welches sie vor entschiedenem Eintritt in den letzten Monath nicht verlaßen soll; sie hat Dir geschrieben, und Du wirst nun ihretwegen beruhigt seyn, wie sie es durch Deinen heutigen Brief Deinetwegen ist. Du wirst nun wohl regelmäßiger schreiben.
von mir wirst Du einen Brief bei Kerstorff gefunden haben. Da der große Bogen nicht mehr eine gemeinschaftliche Mittheilung herbei führte, so kann ich jezt nicht mehr mit ein paar Worten mein Leben documentiren, weiß auch nicht was Dir geschrieben worden, und so mußt Du mit meiner Correspondenz nach meiner Art, und wie ich sie Dir in meinem ersten Briefe im voraus verkündigte zufrieden seyn.
In Munchen oder in Wien wirst Du doch wohl für die weitere Reise einen ordentlichen Plan machen müssen, wenigstens bis zum Aufenthalt in Rom. theile mir den Deinen mit, damit ich meine etwaige Reisepläne, und wären diese auch zum großen Theile nur Chateaux en Espagne, doch zum wenigsten die Correspondenz von Paris aus, damit in Verbindung bringen kann.
Wir haben leider! seit voriger Woche, wo ein sehr heftiges Gewitter das Wetter verdarb, ganz so nasses und kaltes, stürmisches Wetter wie im vorigen Jahre.
Die Zügellosigkeit in sittlicher Hinsicht soll ja in München ganz ungeheuer seyn! Hüte Dich, braunes Näselein!
Heinrich Beer wartet auf Deinen enthusiastischen Danck für den Baumkuchen, und den Erfolg seiner Briefe. Sieh zu, was Du thun kanst, ich meyne schreiben, denn das Baumkuchen essen würde nicht ausbleiben.
Nun, ich scheine komisch werden zu wollen, es ist Zeit, daß ich aufhöre. Lebe wohl, bleibe gesund an Leib und Seele habe Gott, Goethe, und uns im Herzen. Dein Vater          
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Juni 1830</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_7423056a-5909-491b-9601-36701b54d8cf">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_d31673aa-abab-4212-a11b-918036694c5d"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_2c54db25-174a-429a-97d7-3954ed32eadd">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_92a1a72d-59d4-4649-941f-40220366baf8"> <settlement key="STM0100169">München</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_5e7f9070-5795-48e7-9310-ebafc999c6fc"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Berlin</hi> <date cert="high" when="1830-06-13" xml:id="date_bb7bc994-52c6-42ee-a964-25e3b1bebae8">13 <hi rend="latintype">Juny</hi> 1830</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">wir haben seit langer Zeit keine Nachricht von dir. Dein <title xml:id="title_1f73d09f-c834-4b95-b835-1b9d5c654685">2<hi rend="superscript">ter</hi> Brief aus <hi rend="latintype">Weimar</hi> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-05-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Hensel und die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Weimar, 25. und 26. Mai 1830</name> </title> war der letzte bis <date cert="high" when="1830-06-13">heute</date>. Indes hat uns <persName xml:id="persName_169aeb82-9605-4455-b7e7-5fbce3298a11"><hi rend="latintype">Zelter</hi><name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> einen Brief mitgetheilt welchen ihm <hi rend="latintype">Göthe</hi> am Tage Deiner Abreise nach <placeName xml:id="placeName_b56bd1ff-21d7-430a-89c6-21468dc6a246"><hi rend="latintype">Jena</hi><settlement key="STM0103267" style="hidden" type="locality">Jena</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, mit den <persName xml:id="persName_0271455e-103d-48ff-aa3b-7ec48b734683">Damen<name key="PSN0111425" style="hidden" type="person">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name><name key="PSN0113923" style="hidden" type="person">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName>, geschrieben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_932d005a-4a11-440d-b65f-f1204b780af2" xml:lang="de">einen Brief … welchen ihm Göthe am Tage Deiner Abreise nach Jena … geschrieben – Brief von Johann Wolfgang von Goethe an Carl Friedrich Zelter in Berlin, Weimar, 3. Juni 1830. Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1357.</note> und der eben so ehrenvoll für Dich als erfreulich für uns war. In diesem Moment bist Du wohl schon in <hi rend="latintype">München</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_da011803-0e8c-4be9-a78d-758c0a87fccb" xml:lang="de">In diesem Moment bist Du wohl schon in München – Mendelssohn traf am 6. Juni 1830 in München ein. Siehe Brief fmb-1830-06-07-01 (Brief Nr. 305) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, München, 6. und 7. Juni 1830.</note> und huldigest dem <persName xml:id="persName_7a8c812b-524e-4d5f-84f2-bcb379f9b169">Könige<name key="PSN0109721" style="hidden" type="person">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName>, mit den übrigen Fürsten und Herren. Ich kann nicht läugnen, daß ich recht begierig bin auf Deinen Bericht über <hi rend="latintype">München</hi>.. Nimm Dich zusammen, um einmal einen recht klaren Begriff des Lebens und des wahren Zustandes der Bildung dort aufzufassen und wiederzugeben. Mache es aber wohl wie Meister.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_850bac19-dcbb-49ad-9d49-eae72bb675f0" xml:lang="de">Meister – Anspielung auf Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, Stuttgart und Tübingen 1821. </note> Ich habe in der Ferne so meine eignen Ideen über <hi rend="latintype">München</hi>, und möchte wissen, wie weit sie vom Ziele treffen.</p> <p>Jener Brief von <hi rend="latintype">Göthe</hi> hat mir übrigens aufs Neue die schweren Pflichten vor Augen gestellt, welche Du in Deinem Leben zu erfüllen hast. Die Natur hat Dir ein Talent, und manches andre gegeben, die Erziehung hat ihrer Seits gethan, was ihres Amtes war; Du hast Dir die Aufmerksamkeit und Neigung der bedeutendsten Leute erworben, Du hast viel versprochen, und versprichst viel, Du hast daher viel zu halten. Es ist nicht meine Schuld wenn ich Dir dasselbe vielleicht schon zu oft gesagt habe, es ist aber eine Betrachtung, welche sich mir unwillkührlich immer und immer aufdrängt, und da sie mit dem reinen und dringenden Interesse zusammenhängt, welches ich natürlich an Dein Schicksal und Dein Leben nehme, so weiß ich Dir Nichts wichtigeres zu sagen, und möchte sie zu Deinem täglichen Gebet machen. <hi rend="latintype">Nos numeri sumus</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_be468c42-260d-467a-83f4-dbb6ca11068d" xml:lang="la ">Nos numeri sumus – lat., Wir sind Teile eines Ganzen (eigtl.: wir sind bloße Nullen).</note> und so haben wir unsere Pflicht gethan, wenn wir zu rechter Zeit Schoten und Erdbeeren<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> aßen, was wir denn auch unermüdlich thun. Wen aber ein gütiges oder strenges Schicksal dazu berufen hat, auf irgend einem Wege geistig zu würken, dem reicht keine andre Frucht als die vom Baume der Erkenntnis.</p> <p><persName xml:id="persName_5d5bd900-3c39-4e6b-ace9-2dd0088531e4"><hi rend="latintype">Fanny</hi><name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist noch immer im Bette,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d45f504c-c6c0-4274-96d9-3c3040569d96" xml:lang="de">Fanny ist noch immer im Bette – Am 24. Mai 1830 hatte Fanny Hensel beinahe eine Fehlgeburt erlitten (Hensel, Tagebücher, S. 29).</note> aber Gottlob! sehr wohl und nun wohl schon außer Gefahr umsonst zu leiden. Sie beträgt sich so ungemein ruhig, gleich- und durchaus gutmüthig, daß sie sich von Neuem meine ganze Liebe erworben hat; es ist ein vortrefflicher Charakter! ich wollte auf einige Tage nach <hi rend="latintype">Hamburg</hi> reisen, laße aber meinen <hi rend="latintype">Télémaque</hi> <date cert="high" when="1830-06-13">heute</date> dahin allein abgehen, weil ich mich nicht entschließen kann, das Haus eher zu verlaßen, bis Fanny erlöset ist. Dann gehe ich, s. G. w.,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_90e32c2d-79d1-405a-a372-ea8e1cad6563" xml:lang="de">s. G. w. – so Gott will.</note> nach <hi rend="latintype">Paris</hi>.</p> <p>Kannst Du Dir denken, daß die <persName xml:id="persName_ece1f5fa-7008-4f50-aa80-19229f97db79"><hi rend="latintype">Meyer</hi><name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName> nach <hi rend="latintype">Charlottenburg</hi> gezogen ist, wo ich sie <date cert="high" when="1830-06-12">gestern</date>, zwar elend aussehend, doch übrigens ganz lebendig, auf ihrem Sopha sitzend und arbeitend getroffen habe; Ich bekenne, daß ich dies vor vier Tagen noch für ganz unmöglich gehalten hatte</p> <p>Du wirst in <hi rend="latintype">Wien</hi> den jungen <persName xml:id="persName_d27730e7-d9da-47e6-8788-dbfa609f7c20"><hi rend="latintype">Thalberg</hi><name key="PSN0115297" style="hidden" type="person">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> treffen, ich glaube er wird Dir nicht mißfallen. er ist ein recht feiner, artiger Mensch, dem es hier übrigens sehr schlecht gegangen ist. Selbst daß <persName xml:id="persName_a9ca9c37-1a4a-4172-9498-7baba0ebfd3a"><hi rend="latintype">Spontini</hi><name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> nicht anwesend war, hat ihm nicht helfen können. es war Sommer, kein Mensch hier, alles in Schlesien, das jämmerlichste <hi rend="latintype">arrangement</hi> zu seinem Spiel im <placeName xml:id="placeName_c49f4b67-bee2-4dd8-a231-14e4cca34fdb">Theater<name key="NST0100393" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hof- und Nationaltheater</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, sodaß ich mich nicht entschließen konnte, hinein zu gehen, und ihn daher nicht gehört habe. Rellstab sagt viel Gutes von<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ihm, also auch wohl <persName xml:id="persName_92852b68-8b0b-48d4-8953-421f468f9cd8"><hi rend="latintype">Berger</hi><name key="PSN0109868" style="hidden" type="person">Berger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839)</name></persName>.</p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_8b5eba9d-090c-4330-b619-79462c4f7c36"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="margin"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1830-06-14" xml:id="date_1afb689e-b7f1-4701-9d9a-166fe564fb75"><hi n="1" rend="underline">14ten</hi></date></seg><name key="PSN0113247" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name></add> es freut mich diesen Brief bis <date cert="high" when="1830-06-14">heute</date> zurück gehalten zu haben, da ich <date cert="high" when="1830-06-14">eben</date> <title xml:id="title_154981b2-d8b8-4b08-a824-372d5fa0beca">Deinen ersten Brief aus <hi rend="latintype">Munchen</hi> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1830-06-07-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; München, 6. und 7. Juni 1830</name> </title> erhalten habe, und Dir nun wiederhohlt meine Freude über das Glück bezeugen kann, welches Dir in <hi rend="latintype">Weimar</hi> zu Theil geworden. <persName xml:id="persName_0b95bcd3-a71a-4dfe-9a36-e7eeb3ead6de">Goethes<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Seegen wird so Gott will in Erfüllung gehen und fruchten!</p> <p><hi rend="latintype">Fanny</hi> war eine Nacht lang in Gefahr <hi rend="latintype">fausse couche</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6ab2ed05-e681-460e-85fe-c58111515165" xml:lang="de">fausse couche – frz., Fehlgeburt.</note> zu machen; daß wir <persName xml:id="persName_535b904c-687d-448a-b4af-4a6614a4112c"><hi rend="latintype">Stosch</hi><name key="PSN0115165" style="hidden" type="person">Stosch, August Wilhelm (seit 1823) von (1783-1860)</name></persName> im Hause hatten, der noch <date cert="high" when="1830-05-24">um Mitternacht</date> einen Aderlaß verordnen konnte, welcher auch noch in der Nacht stattfand, hat sie geschützt, und seitdem ist sie wohl, und nur der größern Sicherheit halber im Bette, welches sie vor entschiedenem Eintritt in den letzten Monath nicht verlaßen soll; sie hat <title xml:id="title_56c5b0cd-c501-4ef4-805a-76489746ad6a">Dir geschrieben <name key="PSN0117586" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name> <name key="gb-1830-06-11-01" style="hidden" type="letter">Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in München; Berlin, 11. Juni 1830</name> </title>, und Du wirst nun ihretwegen beruhigt seyn, wie sie es durch Deinen <date cert="high" when="1830-06-14">heutigen</date> Brief Deinetwegen ist. Du wirst nun wohl regelmäßiger schreiben.</p> <p>von mir wirst Du <title xml:id="title_6b562b0d-3dad-4681-b1e6-c1be9edd9e92">einen Brief <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1830-05-29-01" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in München, adressiert an Heinrich Sigmund Friedrich von Kerstorf; Berlin, 29. Mai 1830</name> </title> bei <persName xml:id="persName_57c74079-10b9-4ccd-b6f5-a9545a1c0944"><hi rend="latintype">Kerstorff</hi><name key="PSN0112360" style="hidden" type="person">Kerstorf, Heinrich Sigmund Friedrich (bis 1816 Heymann Salomon Pappenheimer) Edler von (1769-1832)</name></persName> gefunden haben. Da der große Bogen nicht mehr eine gemeinschaftliche Mittheilung herbei führte, so kann ich jezt nicht mehr mit ein paar Worten mein Leben <hi rend="latintype">documentiren</hi>, weiß auch nicht was Dir geschrieben worden, und so mußt Du mit meiner <hi rend="latintype">Correspondenz</hi> nach meiner Art, und wie ich sie Dir in meinem ersten Briefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_491137dd-35cc-49d8-9da0-ff918d218bb5" xml:lang="de">meinem ersten Briefe – Der Brief ging verloren.</note> im voraus verkündigte zufrieden seyn.</p> <p>In <hi rend="latintype">Munchen</hi> oder in <hi rend="latintype">Wien</hi> wirst Du doch wohl für die weitere Reise einen ordentlichen Plan machen müssen, wenigstens bis zum Aufenthalt in <hi rend="latintype">Rom</hi>. theile mir den Deinen mit, damit ich meine etwaige Reisepläne, und<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> wären diese auch zum großen Theile nur <hi rend="latintype">Chateaux en Espagne</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2437fe33-e43f-4661-b7b3-0e1247f26dc3" xml:lang="fr ">Chateaux en Espagne – frz., Luftschlösser.</note> doch zum wenigsten die <hi rend="latintype">Correspondenz</hi> von <hi rend="latintype">Paris</hi> aus, damit in Verbindung bringen kann.</p> <p>Wir haben leider! seit voriger Woche, wo ein sehr heftiges Gewitter das Wetter verdarb, ganz so nasses und kaltes, stürmisches Wetter wie im vorigen Jahre.</p> <p>Die Zügellosigkeit in sittlicher Hinsicht soll ja in <hi rend="latintype">München</hi> ganz ungeheuer seyn! Hüte Dich, braunes Näselein!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bed88532-23c1-4b60-b678-c72cfc2fd5a8" xml:lang="de">Hüte dich, braunes Näselein! – Im Brief aus München vom 6. und 7. Juni 1830 hatte Mendelssohn mitgeteilt: »ich kriege eine braune Nase«. Diese war eine Folge seiner Masernerkrankung im Frühjahr 1830.</note></p> <p><persName xml:id="persName_f282603c-ebf0-447e-978f-ec19a946af5c"><hi rend="latintype">Heinrich Beer</hi><name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName> wartet auf Deinen enthusiastischen Danck für den Baumkuchen, und den Erfolg seiner Briefe.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_55126c93-6b6e-464b-8c86-0165eac3cc69" xml:lang="de">Erfolg seiner Briefe – Gemeint sind Empfehlungsschreiben.</note> Sieh zu, was Du thun kanst, ich meyne schreiben, denn das Baumkuchen essen würde nicht ausbleiben.</p> <closer rend="left">Nun, ich scheine komisch werden zu wollen, es ist Zeit, daß ich aufhöre. Lebe wohl, bleibe gesund an Leib und Seele habe Gott, Goethe, und uns im Herzen.</closer> <signed rend="right">Dein Vater</signed> </div> </body> </text></TEI>