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gb-1829-11-10-01

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Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 9. und 10. November 1829 Lieber Felix,gestern erfuhr ich von Tante Jette, daß Wilhelm Horn in London ist, und bin darüber in Eurer beiden Seelen so vergnügt, daß ich schon heute, Montag, anfange Euch zu gratuliren: Habt Ihr auch gesagt, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 6. November 1829 Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Norwood, 15., 16. und 17. November 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/106. Autograph Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 9. und 10. November 1829 Lieber Felix,gestern erfuhr ich von Tante Jette, daß Wilhelm Horn in London ist, und bin darüber in Eurer beiden Seelen so vergnügt, daß ich schon heute, Montag, anfange Euch zu gratuliren: Habt Ihr auch gesagt,

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 5 Poststempel [BERLIN 5-6 / 10/11], [FPO / NO-20 / 1829], [FRANCO], [?], [?], Siegel.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Weissweiler, Briefwechsel, S. 113 f. (Fanny Hensels zweiter Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

9. und 10. November 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LondonGroßbritannien deutsch
Messieurs Doxat & Co Londres. pour Mr Felix Mend: Bartholdy Londres. via Hollande
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) 9 November

Lieber Felix, gestern erfuhr ich von Tante JetteMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831), daß Wilhelm HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) in London ist, und bin darüber in Eurer beiden Seelen so vergnügt, daß ich schon heute, Montag, anfange Euch zu gratuliren: Habt Ihr auch gesagt, guten Morgen, Siebenkäs<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110458" style="hidden" type="literature">Blumen-, Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel</name>? Es wäre Euer würdig. Ich lese jetzt nämlich, Abends spät im Bette, das größte Hornianum, Leibgeber.Siebenkäs … Leibgeber – Personen aus Jean Pauls Roman Blumen-, Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel, 3 Bde., Berlin 1796/97. Aber Jungens, wie müßt Ihr Euch zusammen gefreut haben. Und wie hübsch waren die andern Deutschen gegen ihn! Ich bitte mir ein Ableger aus von dem Verstande, welchen MühlMühlenfels, Ludwig von (1793-1861). RosRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837). KlingKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) (den fünftenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) verbietet meine Bescheidenheit zu nennen) so miteinander fürs Haus verbrauch en t , wenn Dir an meinem Urtheil etwas liegt, so behaupte ich, ihr wäret Alle nicht auf den Kopf gefallen. Und höchst pikant denke ich mirs, wenn es Horn einfiele, sich etwa bei Rosen oder Mühlenfels nach uns Berlinern zu erkundigen; als er abreis’te, sagte er doch, wenn er wiederkäme, würde BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Locken tragen, um den Himmel zu stürmen, sage ihm, aber nein; und frage ihn auch, ob er sich sich endlich über Herrn BacherBacher, Herr aus Töplitz in Treptov beruhigt habe. Überhaupt schreibe viel von Horn, ich habe den jungen Menschen ein paarmal gesehen; seinen BruderHorn, Carl Wilhelm Georg Heinrich (seit 1865) von (1807-1889) sahe ich am Sonnabend bei MagnusMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869), wo ihn WilhelmHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) mir vor 3 Jahren vorstellte, und wir uns einige Grobheiten sagten. Höflicher sind wir nicht geworden, besondern was KarlHorn, Carl Wilhelm Georg Heinrich (seit 1865) von (1807-1889) betrifft, der einen Thürpfosten einnahm, die Arme kreuzweis übereinander geschlagen, er spielte Wilhelm mit sich. Gott behüte, wenn das unter die ProfessorenMühlenfels, Ludwig von (1793-1861)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) käme, apropos von Professor, das Packet für den Einen, RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), ist abgegangen, ich glaubte es würde durch einen Reisenden gehen, und legte ein dreieckig Billetchen für Dich bei, auf grünem Papiere, mit einer durchsichtigen rothen Oblate, wie ich meine fashionnable Billete immer schreibe. Durch Confusion wurde das Couvert, indem das Billet grotesker Weise neben Rosens Schriften lag, eröffnet, und alles ging durch die Gesandtschaft; Tod und Verlieren ist wahrscheinlich das Schicksal meines kleinen grünen Mannes, indem weiter gar nichts stand, so was bist Du aber von meinen Briefen gewohnt, wo solls aber herkommen, in mir steht auch nichts, als was Du längst weißt. Mensch, der 25ste und 30ste November rücken stark an, willst Du dann auch noch bei mir malen? Sonnabend ist schon Fannys Geburtstag,Sonnabend ist schon Fannys Geburtstag – Fanny Hensel wurde am 14. November 1829 24 Jahre alt. weißt Du noch, wie vor einem Jahre, Morgens um 11 ein SchäferHensel, Wilhelm (1794-1861) mit einer Scheere an der Kette ankamMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858),wie vor einem Jahre … ein Schäfer … ankam – Wilhelm Hensel war Mitte Oktober 1828 von seinem Studienaufenthalt in Italien nach Berlin zurückgekehrt (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 151). und der Gebornen die Hand küßte, und sein zartes Häuptlein hängen ließ, wie ein betrübtes Lämmerschwänzchen? Dieser feine Schäfer ist seitdem ein Ehemann geworden,Dieser feine Schäfer ist seitdem ein Ehemann geworden – Wilhelm Hensel war am 3. Oktober 1829 in der Parochialkirche zu Berlin mit Fanny Mendelssohn Bartholdy getraut worden. und wohnt Leipziger Str. No. 3Leipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschland auf dem Hofe.Leipziger Str. No. 3 auf dem Hofe – Wilhelm Hensel und Fanny Mendelssohn Bartholdy bewohnten nach ihrer Heirat die vom Hof aus gesehen rechte Wohnung des Gartentrakts in der Leipziger Straße Nr. 3. Dem sey, wie ihm wolle, der Vormittag war und blieb lächerlich, besonders, wie der Schäfer gar nicht weggehen wollte, MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) sich frisiren ließ, und ich meine dritte Person zwar entbehrlich glaubte, aber in dergleichen unerfahren, nicht wußte, ob mir der Anstand erlaubte zu bleiben, oder zu gehen, und wie ich Fannys Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111497" style="hidden" type="music">Lieder</name> singen mußte, und zur Gesellschaft der beiden Verliebten auch gerührt war. Pfui es war unausstehlich zart, überhaupt kann ich ein Brautpaar nicht anders definiren, als, zwei Individuen, die sich einbilden, man nähme ihnen nichts übel, und danach thuen. Zu Tische kam aber die ChinesinnPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877),die Chinesinn – Gemeint ist Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor; vgl. Brief fmb-1830-03-22-01 (Brief Nr. 284) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Berlin, zwischen dem 14. und 22. März 1830, Z. 65: »sie ist eine Chinesinn«. und da lämmertestlämmertest – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut. Du, das war aber niedlich, schon klobiger, daher mehr nach meinem Sinne. Neulich, als wir von ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) nach Hause gingen, meinte die Chinesinn, ob Du wol noch Spaß machen würdest, und zweifelte daran, ich schon weniger, und mit einigem Vergnügen dachten wir daran, wie Du Dich mit Gewalt mußtest zum Lamme machen lassen. Ich bin aber heut wie eine alte Frau, die nicht von ihren Jugendgeschichten los kommen kann, was soll ich aber thun? Gegenwart giebts nicht, nennts Philosophie, und Zukunft wollen und können wir ja mündlich mit einander besprechen. Für heut lebewohl, Seele, ich muß mir Platz zu morgen übrig lassen.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Morgen bin ich also diesmal, ich habe ihr versprochen, nicht zu lesen, was sie geschrieben hat, und darnach dasselbe zu schreiben, habe daher gelesen was sie geschrieben hat, und werde doch dasselbe schreiben. Aber wozu? dann würde es ja zweimal geschrieben. Ich unterschreibe also. Du wirst Dich sehr mit HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) gefreut haben, und der Himmel hat Dir einen hübschen Streich gespielt, daß er ihn hinführte, und wahrlich ihr 5 MännerMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)ihr 5 Männer – Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig von Mühlenfels, Friedrich Rosen, Carl Klingemann und Wilhelm Theodor Horn. werdet den Verstand, Humor, Sentimentalität, und wie die Dinger noch sonst heißen mögen, theuer machen. Uebrigens glaube ich, es giebt kaum fünf verschiedenartigere Tendenzen wie die Eurigen, sie sind aber eben alle artig, und deshalb vertragt Ihr Euch sehr gut, wie ich von hier aus sehe. Aber beim Hunde, ich möchte erst einmal wieder ohne Brille sehn können, wie wir uns vertragen, wie Dir meine blaue Stube steht, und manches dergl. Ja Sonnabend vor einem Jahre bekam ich das Hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cbvxyjdn-t0ot-vgbq-6sqx-o24ftmtyrwlu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name>, Sonnabend vor einem Jahre bekam ich das Hora – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte der Schwester Fanny zum 23. Geburtstag am 14. November 1828 die Partitur seiner Motette »Hora est« MWV B 18 geschenkt (heutiger Standort unbekannt). Siehe deren Brief an Carl Klingemann vom 8. Dezember 1828 (Druck: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 196). ein nettes Ding, und Du warst hier. HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) hätte Dich mir gar zu gern zum Geburtstag diesmal geschenkt, aber ich wußte gleich, daß es nicht gehn würde, ich glaube die Zeit Deiner Heilung ziemlich von Anfang an richtig berechnet zu haben, in drei Wochen glaube ich bist Du hier. BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) behauptet, Du würdest nun freiwillig einige Zeit in London zugeben, ich sage, freiwillig nicht eine Stunde, wer hat recht?

Fanny Hensel
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Behauptet habe ichs nicht, es ist mir nur so durch den Kopf gegangen, als ich mich gar zu sehr freute, daß ihr Rüpel Euch wiedersähet. Eben kommt Betty P.Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877) angestiegen.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

|2| Den 10ten Nov. Die Luft ist blau, das Thal ist weiß<name key="PSN0112076" style="hidden" type="author">Hölty, Ludwig Christoph Heinrich (1748–1776)</name><name key="CRT0111851" style="hidden" type="literature">Frühlingslied (»Die Luft ist blau, das Thal ist grün«)</name>,Die Luft ist blau, das Thal ist weiß – »Die Luft ist blau, das Thal ist grün«, Beginn des Frühlingslieds von Ludwig Hölty. so fanden wirs diesen Morgen, und sind dieser Weisheit gar nicht grün, so lange Du nicht zu Hause bist. Hier aber wollen wir Dirs comfortable machen, trotz London, welches für diese Tugend berühmt ist. Bald, bald. Ich habe Dir eigentlich gar nichts zu schreiben, und das ist mir wieder einmal ein erfreulicher Beweis, daß es quite auf die Neige geht, denn wozu sich noch schreiben, was man sich in Kurzem mit starker Economie von Dinte und Papier Auge in Auge schreiben kann? Auch sind die großen Bogen, die man fast Triump f h bogen hätte nennen können, schon etwa zu Fensterbogen eingeschrumpft, und das letzte Blättchen, das wir Dir, etwa in der Ungewißheit, ob es Dich noch träfe, nach London schicken, wird sehr klein und mager seyn. Dann setzt man einen Buchdruckerstock,Buchdruckerstock – geflügeltes Wort bei den Mendelssohns: Ein Buchdruckerstock begrenzt im konventionellen Setzverfahren eine Seite oder auch einen Abschnitt mit einer Vignette. Hier ist das Ende von Mendelssohns Englandreise gemeint. (KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und die Andern setzen auch einen) und es hebt ein sehr nettes Kapitel an: „wie der Ritter Felix seiner Wunden genas, und heimfuhr; ehe dann wiederum ein neues beginnt: wie der Ritter auf neue Aventure gen Italia zog, da liegt noch mancherlei dazwischen, was sich unsre Weisheit gar nicht träumen läßt. Lieber Ritter, könntest Du doch jetzt sehn, wie allerliebst sich das noch grüne Weinlaub vor unsern Fenstern neben dem gelbblättrigen, von schmelzenden Schneetropfen glänzenden Baume, und neben dem alten weisen, dick gepuderten Taxusdem alten weisen, dick gepuderten Taxus – eine Eibe im parkähnlichen Garten der Mendelssohns. Sie wird von Theodor Fontane im Kapitel »Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses« im dritten Teil der Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieben (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 3: Ost-Havelland: Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg, Berlin 1873). in der hellen Sonne scheint.

Fanny Hensel
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Wieder ein Buchdruckerstock! VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) will dieses heut abgehen lassen. Aber morgen schreibe ich wieder. Leb wohl. Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-11-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. November 1829</name> über RottRotterdamNiederlande. ist vor einer halben Stunde angekommen, und wir sind sehr vergnügt; das Wetter läßt sich auch zur Genesung an, damit Du besser herkommst. Adieu.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)

ich vermuthe fast daß Dich dieser Brief nicht mehr antreffen wird, aber auf den möglichen Fall will ich nicht ermangeln Dir zu sagen, daß Du ein braver Bursche bist, jezt zweimal zu schreiben, und daß mir, so wie allen, Dein <date cert="high" when="1829-11-10" xml:id="date_5ed18389-8298-4b58-8a5b-eb47e8b4714d">heutiger</date> Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-11-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. November 1829</name> über Rotterdam große Freude gemacht. Wenn Du mit einem acte de bienfaisanceacte de bienfaisance – frz., Akt der Wohltätigkeit. von London scheidest, so wirst Du eine Herzenspflicht für viel empfangene Wohlthaten löhnen, und Dir viel neue Freunde machen; wäre es noch Zeit, so würde ich Dir rathen, es deswegen auf ein paar Tage nicht ankommen zu laßen; doch würde die Empfehlung jeden Falls wohl unnöthig seyn, Du würdest es von selbst thun.

Sieh Dich um, ob Du mit £ 20.– irgend eine würksame Hülffe an einen derselben Bedürftigen und würdigen, oder an eine Anstalt nach Deiner Wahl zweckmäßig verwenden kannst, und thue es in meiner Stelle. Es ist Dir wohl gegangen in London und wir haben beide Gott zu danken dafür, und für Deine Genesung; ich aber danke gern Gott nach der Anleitung in <hi rend="latintype">Nathan</hi> dem Weisen<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name>.

Es wäre gar sehr schön wenn Du Dich entschloßen hättest, über Hamburg zu kommen, die lange Landreise in dieser Jahreszeit, und bei den gräßlichen Wegen welche jezt in Frankreich seyn sollen, wird sehr beschwerlich seyn. Hast Du vielleicht wie ich es wünsche, Dich entschloßen und angezeigt, daß Du über Hamburg kommst, |3| so hohle ich Dich von dort ab. Lebwohl, und reise auf jedem Wege glücklich

Dein Vater A
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Ich freu mir so sehre, bestes Clownchen!Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) daß Du wieder auf die Benekensauf die Benekens – berlinerisch, auf den Beinen. bist! – und daß Du LiebHornchenHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) bei Dir hast. Dieser lovely traveller wird Dir auch die genauste Auskunft über die Wege in Frankreich geben, die man uns sehr arg schildert: daß wir das Umwerfen für Dich rasend fürchten, wirst Du uns nicht verdenken, Herzallerliebster! VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ist, trotz seines Stoicismus, fast der ungeduldigste von allen, Dich wieder zu haben, und daß, Schatz! will etwas sagen. Ist er aber nicht einzig, dieser Magnifikus, Dir nun auch noch die Freude zu machen, einen Armen zu erfreuen? – Auch ich würde es gar hübsch finden, wenn Du Dich noch zuletzt dem Publikum zeigen könntest; doch Du weiser Mann wirst schon thun was Recht ist. – Empfiehl Kling.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) bei Ankunft SeymoursSeymour, Sir George Hamilton (1797-1880) v. d. hiesigen Gesandtschaft,Seymours v. d. hiesigen Gesandtschaft – Der Brite Sir George Hamilton Seymour war seit dem 27. Dezember 1827 als Diplomat in Berlin tätig gewesen, zum 30. Juli 1829 war er nach Konstantinopel gewechselt; siehe C. A. Harris, Art. Seymour, Sir George Hamilton, in: Oxford DNB (Online-Lexikon). nach RosensRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) Päckchen und ironmongersHeinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)ironmongers – Vor seiner Schottlandreise (ab dem 22. Juli 1829) hatte Felix Mendelssohn Bartholdy bei dem deutschen Eisenwarenhändler Friederich Heinke in Great Portland Street No. 103 nahe dem Portland Place gewohnt. Taße zu forschen; wir wißen nicht, ob letztere durch ihn od. den courier welchen RedenReden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831) alle Vierteljahr sendet,den courier welchen Reden alle Vierteljahr sendet – Der hannoversche Gesandte am preußischen Hof, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von Reden, wohnte über den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Die Mendelssohns konnten deshalb Briefe der Gesandtschaftspost nach London beigeben. abgegangen: ankommen wird beides aber auf jeden Fall. Horn grüß ich tausendmal; wenns wahr ist, daß er den Pariser Aufenthalt abgekürzt um Dich noch zu sehen, so ist er ein Hauptmensch und mir ans Herz gewachsen. An wundärztlichem RathMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) wird der kluge, erfahrne Mann es auch nicht fehlen laßen. – Der Ball bei Mde. MagnusMagnus, Louise Marianne (Merle) (1770-1848)Der Ball bei Mde. Magnus – Der Ball bei Louise Marianne Magnus hatte am 7. November 1829 stattgefunden. Siehe Z.: Sonnabend bei Magnus, im vorliegenden Brief, sowie Brief gb-1829-11-04-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 3. und 4. November 1829, Z.: »daß wir nächsten Sonnabend bei der Mutter Magnus sind«. Die Bankierswitwe Magnus wohnte 1829 in der Behrenstraße Nr. 45 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung). war schön und animirt, außer daß wenig hübsche Mädchen da waren. In der polonaise,polonaise – polnischer Tanz im Dreivierteltakt. wo man die ganze Herrenschaar spricht, hat jeder nach Dir gefragt, mein Lamm! Wir fuhren alle vor cotilloncotillon – französischer Gesellschaftstanz für zwei mal vier Paare. und soupersouper – frz., Abendessen. nach Hause, RebeckaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ließ ich aber unterm Schutz der Breslauer Mend.sMendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)Mendelssohn, Henriette Marianne (1781-1845) dort.

FränkelsFränkel, Familie von → Joseph Maximilian F. sind aus Ital. zurück, die Damendie Damen – Karoline Sophie Elisabeth Anna Fränkel, Anna Rosa Fränkel und Victoria (Victoire) Caroline Eugenie Fränkel und Katharine Caroline Sophie Lauer (Laur) von Münchhofen. aber gleich nach SophieensLauer (Laur) von Münchhofen, Katharine Caroline Sophie Freifrau von (1808-1879) Gut gereist. Herr F.Fränkel, Joseph Maximilian (1787-1857) ist sehr amusant; er urtheilt, däucht mich, ganz unparteiisch, lobt was schön, tadelt was garstig, findet die gondolieri die den Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name> singen, scheußlich, den Schmutz, die Prellerei und Unsicherheit fürchterlich, kurz, wir freuen uns auf seine Hahnenkämpfe mit HenselHensel, Wilhelm (1794-1861). Mit FörsterFörster, Friedrich Christoph (1791-1868) trafen sie zusammen, Fr. meinte er habe sich mit seinen Urtheilen in Acht nehmen müßen , weil Först. alles fürs conversationsblatt zu Protokoll nahm.weil Först. alles fürs conversationsblatt zu Protokoll nahm – Friedrich Christoph Förster redigierte in den Jahren 1827 bis 1830 das Neue Berliner Konversationsblatt.Heut Abend, HerzensJunker, trinken wir bei HenselsHensel, Familie von → Wilhelm H. Thee; wie klingt das? – HeysensHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H. und einige Jünglinge sind da. Hab ich Dir gesagt, daß ich den kalten Heyse Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)selten so gerührt gesehen wie über Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-10-15-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Wilhelm Ludwig Heyse in Berlin; London, 15. Oktober 1829</name> ? auch er hat mit letzter Sendung geschrieben. Leb wohl, gesegneter Junge! und laß Dir Wind, Welle, und Weg günstig sein. Grüße mir Deine mauvaise société!mauvaise société – frz., schlechte Gesellschaft. wie kann man doch so dumme Freunde haben?

Lea Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

Auch nur noch ein Wort, und einen Gruß. Wir freuen unsHensel, Fanny Cäcilia (1805–1847), springen wie eine Heerde junger Böckchen, und wissen uns nicht recht zu fassen und lassen. Lebe also wohl, hoffentlich zum letztenmale schriftlich, und grüße viel tausendmal Deine lieben Freunde. Hensel malt und grüßt herzlich. Adieu.

Fanny Hensel
            9 November Lieber Felix, gestern erfuhr ich von Tante Jette, daß Wilhelm Horn in London ist, und bin darüber in Eurer beiden Seelen so vergnügt, daß ich schon heute, Montag, anfange Euch zu gratuliren: Habt Ihr auch gesagt, guten Morgen, Siebenkäs? Es wäre Euer würdig. Ich lese jetzt nämlich, Abends spät im Bette, das größte Hornianum, Leibgeber. Aber Jungens, wie müßt Ihr Euch zusammen gefreut haben. Und wie hübsch waren die andern Deutschen gegen ihn! Ich bitte mir ein Ableger aus von dem Verstande, welchen Mühl. Ros. Kling. Horn (den fünften verbietet meine Bescheidenheit zu nennen) so miteinander fürs Haus verbrauch t, wenn Dir an meinem Urtheil etwas liegt, so behaupte ich, ihr wäret Alle nicht auf den Kopf gefallen. Und höchst pikant denke ich mirs, wenn es Horn einfiele, sich etwa bei Rosen oder Mühlenfels nach uns Berlinern zu erkundigen; als er abreis’te, sagte er doch, wenn er wiederkäme, würde Beckchen Locken tragen, um den Himmel zu stürmen, sage ihm, aber nein; und frage ihn auch, ob er sich sich endlich über Herrn Bacher aus Töplitz in Treptov beruhigt habe. Überhaupt schreibe viel von Horn, ich habe den jungen Menschen ein paarmal gesehen; seinen Bruder sahe ich am Sonnabend bei Magnus, wo ihn Wilhelm mir vor 3 Jahren vorstellte, und wir uns einige Grobheiten sagten. Höflicher sind wir nicht geworden, besondern was Karl betrifft, der einen Thürpfosten einnahm, die Arme kreuzweis übereinander geschlagen, er spielte Wilhelm mit sich. Gott behüte, wenn das unter die Professoren käme, apropos von Professor, das Packet für den Einen, Rosen, ist abgegangen, ich glaubte es würde durch einen Reisenden gehen, und legte ein dreieckig Billetchen für Dich bei, auf grünem Papiere, mit einer durchsichtigen rothen Oblate, wie ich meine fashionnable Billete immer schreibe. Durch Confusion wurde das Couvert, indem das Billet grotesker Weise neben Rosens Schriften lag, eröffnet, und alles ging durch die Gesandtschaft; Tod und Verlieren ist wahrscheinlich das Schicksal meines kleinen grünen Mannes, indem weiter gar nichts stand, so was bist Du aber von meinen Briefen gewohnt, wo solls aber herkommen, in mir steht auch nichts, als was Du längst weißt. Mensch, der 25ste und 30ste November rücken stark an, willst Du dann auch noch bei mir malen? Sonnabend ist schon Fannys Geburtstag, weißt Du noch, wie vor einem Jahre, Morgens um 11 ein Schäfer mit einer Scheere an der Kette ankam, und der Gebornen die Hand küßte, und sein zartes Häuptlein hängen ließ, wie ein betrübtes Lämmerschwänzchen? Dieser feine Schäfer ist seitdem ein Ehemann geworden, und wohnt Leipziger Str. No. 3 auf dem Hofe. Dem sey, wie ihm wolle, der Vormittag war und blieb lächerlich, besonders, wie der Schäfer gar nicht weggehen wollte, Mutter sich frisiren ließ, und ich meine dritte Person zwar entbehrlich glaubte, aber in dergleichen unerfahren, nicht wußte, ob mir der Anstand erlaubte zu bleiben, oder zu gehen, und wie ich Fannys Lieder singen mußte, und zur Gesellschaft der beiden Verliebten auch gerührt war. Pfui es war unausstehlich zart, überhaupt kann ich ein Brautpaar nicht anders definiren, als, zwei Individuen, die sich einbilden, man nähme ihnen nichts übel, und danach thuen. Zu Tische kam aber die Chinesinn, und da lämmertest Du, das war aber niedlich, schon klobiger, daher mehr nach meinem Sinne. Neulich, als wir von Zelter nach Hause gingen, meinte die Chinesinn, ob Du wol noch Spaß machen würdest, und zweifelte daran, ich schon weniger, und mit einigem Vergnügen dachten wir daran, wie Du Dich mit Gewalt mußtest zum Lamme machen lassen. Ich bin aber heut wie eine alte Frau, die nicht von ihren Jugendgeschichten los kommen kann, was soll ich aber thun? Gegenwart giebts nicht, nennts Philosophie, und Zukunft wollen und können wir ja mündlich mit einander besprechen. Für heut lebewohl, Seele, ich muß mir Platz zu morgen übrig lassen.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Morgen bin ich also diesmal, ich habe ihr versprochen, nicht zu lesen, was sie geschrieben hat, und darnach dasselbe zu schreiben, habe daher gelesen was sie geschrieben hat, und werde doch dasselbe schreiben. Aber wozu? dann würde es ja zweimal geschrieben. Ich unterschreibe also. Du wirst Dich sehr mit Horn gefreut haben, und der Himmel hat Dir einen hübschen Streich gespielt, daß er ihn hinführte, und wahrlich ihr 5 Männer werdet den Verstand, Humor, Sentimentalität, und wie die Dinger noch sonst heißen mögen, theuer machen. Uebrigens glaube ich, es giebt kaum fünf verschiedenartigere Tendenzen wie die Eurigen, sie sind aber eben alle artig, und deshalb vertragt Ihr Euch sehr gut, wie ich von hier aus sehe. Aber beim Hunde, ich möchte erst einmal wieder ohne Brille sehn können, wie wir uns vertragen, wie Dir meine blaue Stube steht, und manches dergl. Ja Sonnabend vor einem Jahre bekam ich das Hora, ein nettes Ding, und Du warst hier. Hensel hätte Dich mir gar zu gern zum Geburtstag diesmal geschenkt, aber ich wußte gleich, daß es nicht gehn würde, ich glaube die Zeit Deiner Heilung ziemlich von Anfang an richtig berechnet zu haben, in drei Wochen glaube ich bist Du hier. Beckchen behauptet, Du würdest nun freiwillig einige Zeit in London zugeben, ich sage, freiwillig nicht eine Stunde, wer hat recht?
Fanny Hensel
Behauptet habe ichs nicht, es ist mir nur so durch den Kopf gegangen, als ich mich gar zu sehr freute, daß ihr Rüpel Euch wiedersähet. Eben kommt Betty P. angestiegen.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
 Den 10ten Nov. Die Luft ist blau, das Thal ist weiß, so fanden wirs diesen Morgen, und sind dieser Weisheit gar nicht grün, so lange Du nicht zu Hause bist. Hier aber wollen wir Dirs comfortable machen, trotz London, welches für diese Tugend berühmt ist. Bald, bald. Ich habe Dir eigentlich gar nichts zu schreiben, und das ist mir wieder einmal ein erfreulicher Beweis, daß es quite auf die Neige geht, denn wozu sich noch schreiben, was man sich in Kurzem mit starker Economie von Dinte und Papier Auge in Auge schreiben kann? Auch sind die großen Bogen, die man fast Triump hbogen hätte nennen können, schon etwa zu Fensterbogen eingeschrumpft, und das letzte Blättchen, das wir Dir, etwa in der Ungewißheit, ob es Dich noch träfe, nach London schicken, wird sehr klein und mager seyn. Dann setzt man einen Buchdruckerstock, (Klingemann und die Andern setzen auch einen) und es hebt ein sehr nettes Kapitel an: „wie der Ritter Felix seiner Wunden genas, und heimfuhr; ehe dann wiederum ein neues beginnt: wie der Ritter auf neue Aventure gen Italia zog, da liegt noch mancherlei dazwischen, was sich unsre Weisheit gar nicht träumen läßt. Lieber Ritter, könntest Du doch jetzt sehn, wie allerliebst sich das noch grüne Weinlaub vor unsern Fenstern neben dem gelbblättrigen, von schmelzenden Schneetropfen glänzenden Baume, und neben dem alten weisen, dick gepuderten Taxus in der hellen Sonne scheint.
Fanny Hensel
Wieder ein Buchdruckerstock! Vater will dieses heut abgehen lassen. Aber morgen schreibe ich wieder. Leb wohl. Dein Brief über Rott. ist vor einer halben Stunde angekommen, und wir sind sehr vergnügt; das Wetter läßt sich auch zur Genesung an, damit Du besser herkommst. Adieu.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
ich vermuthe fast daß Dich dieser Brief nicht mehr antreffen wird, aber auf den möglichen Fall will ich nicht ermangeln Dir zu sagen, daß Du ein braver Bursche bist, jezt zweimal zu schreiben, und daß mir, so wie allen, Dein heutiger Brief über Rotterdam große Freude gemacht. Wenn Du mit einem acte de bienfaisance von London scheidest, so wirst Du eine Herzenspflicht für viel empfangene Wohlthaten löhnen, und Dir viel neue Freunde machen; wäre es noch Zeit, so würde ich Dir rathen, es deswegen auf ein paar Tage nicht ankommen zu laßen; doch würde die Empfehlung jeden Falls wohl unnöthig seyn, Du würdest es von selbst thun.
Sieh Dich um, ob Du mit £ 20. – irgend eine würksame Hülffe an einen derselben Bedürftigen und würdigen, oder an eine Anstalt nach Deiner Wahl zweckmäßig verwenden kannst, und thue es in meiner Stelle. Es ist Dir wohl gegangen in London und wir haben beide Gott zu danken dafür, und für Deine Genesung; ich aber danke gern Gott nach der Anleitung in Nathan dem Weisen.
Es wäre gar sehr schön wenn Du Dich entschloßen hättest, über Hamburg zu kommen, die lange Landreise in dieser Jahreszeit, und bei den gräßlichen Wegen welche jezt in Frankreich seyn sollen, wird sehr beschwerlich seyn. Hast Du vielleicht wie ich es wünsche, Dich entschloßen und angezeigt, daß Du über Hamburg kommst, so hohle ich Dich von dort ab. Lebwohl, und reise auf jedem Wege glücklich
Dein Vater A
Ich freu mir so sehre, bestes Clownchen! daß Du wieder auf die Benekens bist! – und daß Du LiebHornchen bei Dir hast. Dieser lovely traveller wird Dir auch die genauste Auskunft über die Wege in Frankreich geben, die man uns sehr arg schildert: daß wir das Umwerfen für Dich rasend fürchten, wirst Du uns nicht verdenken, Herzallerliebster! Vater ist, trotz seines Stoicismus, fast der ungeduldigste von allen, Dich wieder zu haben, und daß, Schatz! will etwas sagen. Ist er aber nicht einzig, dieser Magnifikus, Dir nun auch noch die Freude zu machen, einen Armen zu erfreuen? – Auch ich würde es gar hübsch finden, wenn Du Dich noch zuletzt dem Publikum zeigen könntest; doch Du weiser Mann wirst schon thun was Recht ist. – Empfiehl Kling. bei Ankunft Seymours v. d. hiesigen Gesandtschaft, nach Rosens Päckchen und ironmongers Taße zu forschen; wir wißen nicht, ob letztere durch ihn od. den courier welchen Reden alle Vierteljahr sendet, abgegangen: ankommen wird beides aber auf jeden Fall. Horn grüß ich tausendmal; wenns wahr ist, daß er den Pariser Aufenthalt abgekürzt um Dich noch zu sehen, so ist er ein Hauptmensch und mir ans Herz gewachsen. An wundärztlichem Rath wird der kluge, erfahrne Mann es auch nicht fehlen laßen. – Der Ball bei Mde. Magnus war schön und animirt, außer daß wenig hübsche Mädchen da waren. In der polonaise, wo man die ganze Herrenschaar spricht, hat jeder nach Dir gefragt, mein Lamm! Wir fuhren alle vor cotillon und souper nach Hause, Rebecka ließ ich aber unterm Schutz der Breslauer Mend. s dort.
– Fränkels sind aus Ital. zurück, die Damen aber gleich nach Sophieens Gut gereist. Herr F. ist sehr amusant; er urtheilt, däucht mich, ganz unparteiisch, lobt was schön, tadelt was garstig, findet die gondolieri die den Tasso singen, scheußlich, den Schmutz, die Prellerei und Unsicherheit fürchterlich, kurz, wir freuen uns auf seine Hahnenkämpfe mit Hensel. Mit Förster trafen sie zusammen, Fr. meinte er habe sich mit seinen Urtheilen in Acht nehmen müßen, weil Först. alles fürs conversationsblatt zu Protokoll nahm. – Heut Abend, HerzensJunker, trinken wir bei Hensels Thee; wie klingt das? – Heysens und einige Jünglinge sind da. Hab ich Dir gesagt, daß ich den kalten Heyse selten so gerührt gesehen wie über Deinen Brief ? auch er hat mit letzter Sendung geschrieben. Leb wohl, gesegneter Junge! und laß Dir Wind, Welle, und Weg günstig sein. Grüße mir Deine mauvaise société! wie kann man doch so dumme Freunde haben?
Lea Mendelssohn Bartholdy
Auch nur noch ein Wort, und einen Gruß. Wir freuen uns, springen wie eine Heerde junger Böckchen, und wissen uns nicht recht zu fassen und lassen. Lebe also wohl, hoffentlich zum letztenmale schriftlich, und grüße viel tausendmal Deine lieben Freunde. Hensel malt und grüßt herzlich. Adieu.
Fanny Hensel          
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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. 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(Fanny Hensels zweiter Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-11-09" xml:id="date_72d76bc2-fd8f-4b52-8394-74632354b66a">9.</date> und <date cert="high" when="1829-11-10" xml:id="date_2684211a-f771-4113-be59-daf26febd4dc">10. November 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_1204656d-ffd8-4be0-b6bc-41a0ddb4bad4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_6ls5wfou-vuqf-329i-ysd7-km5xt9p19kec">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_lla99lpe-rv9u-e6ru-a7yu-dy4u9fap1mcm">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_jgk7upam-cesu-47aw-k98f-iantcgkwz4sx">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_20fa9410-5149-4a5e-9b0a-e7cc88bcb6a6"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_72f91c2b-2ab0-4798-8c7b-1e412a6bbff1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_9d84f99d-44d0-487c-a0a9-08c425f6a35c"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_dcf219f4-94be-4e54-a1fa-4f6cdbd37f35"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Messieurs Doxat &amp; C<hi rend="superscript">o</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour M<hi rend="superscript">r</hi> Felix Mend: Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine>Londres.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">via Hollande</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_7fd5fd14-8f05-4057-b4d1-03e7bf7c2f4e"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1829-11-09" xml:id="date_88f82c9b-d4b8-4f0b-bb25-59af4ae86d61">9 November</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Lieber Felix,</seg> <date cert="high" when="1829-11-08">gestern</date> erfuhr ich von <persName xml:id="persName_f3b84eed-6969-491a-a57f-dd7a1fcdd3cb">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName>, daß <persName xml:id="persName_afd69aef-0a9d-4015-ab9c-e8ff1917b9c1">Wilhelm Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> in London ist, und bin darüber in Eurer beiden Seelen so vergnügt, daß ich schon <date cert="high" when="1829-11-09">heute, Montag</date>, anfange Euch zu gratuliren: Habt Ihr auch gesagt, guten Morgen, <title xml:id="title_1bbbbaad-0edc-49a5-a8b3-468896bf44a6">Siebenkäs<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110458" style="hidden" type="literature">Blumen-, Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel</name></title>? Es wäre Euer würdig. Ich lese jetzt nämlich, Abends spät im Bette, das größte Hornianum, Leibgeber.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2509537e-cbfb-413c-91f4-b4ff1ed8579f" xml:lang="de">Siebenkäs … Leibgeber – Personen aus Jean Pauls Roman Blumen-, Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel, 3 Bde., Berlin 1796/97. </note> Aber Jungens, wie müßt Ihr Euch zusammen gefreut haben. Und wie hübsch waren die andern Deutschen gegen ihn! Ich bitte mir ein Ableger aus von dem Verstande, welchen <persName xml:id="persName_f8279ce3-8f5e-4d80-b1f3-f4004ef68d46">Mühl<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>. <persName xml:id="persName_0d0d3294-6000-4c67-ac0f-dfd846214436">Ros<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>. <persName xml:id="persName_b93d7ba6-3005-432e-9e2b-2b3518961487">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. <persName xml:id="persName_daa89744-3f96-407c-bf26-d534d4dedccc">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> (den <persName xml:id="persName_abd482ca-febf-4556-bd9a-591dfc759303">fünften<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName> verbietet meine Bescheidenheit zu nennen) so miteinander fürs Haus verbrauch<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">en</corr> <sic resp="writer">t</sic> </choice>, wenn Dir an meinem Urtheil etwas liegt, so behaupte ich, ihr wäret Alle nicht auf den Kopf gefallen. Und höchst pikant denke ich mirs, wenn es Horn einfiele, sich etwa bei Rosen oder Mühlenfels nach uns Berlinern zu erkundigen; als er abreis’te, sagte er doch, wenn er wiederkäme, würde <persName xml:id="persName_07de99a1-1087-47a3-ab92-7fe08e1627b7">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Locken tragen, um den Himmel zu stürmen, sage ihm, aber nein; und frage ihn auch, ob er sich <del cert="high" rend="strikethrough">sich</del> endlich über Herrn <persName xml:id="persName_fcbb03e2-a745-4309-8a35-0838a8a8f78b">Bacher<name key="PSN0116100" style="hidden" type="person">Bacher, Herr</name></persName> aus Töplitz in Treptov beruhigt habe. Überhaupt schreibe viel von Horn, ich habe den jungen Menschen ein paarmal gesehen; <persName xml:id="persName_62d8ec43-c134-4279-892f-98dc81021e65">seinen Bruder<name key="PSN0117102" style="hidden" type="person">Horn, Carl Wilhelm Georg Heinrich (seit 1865) von (1807-1889)</name></persName> sahe ich am <date cert="high" when="1829-11-07">Sonnabend</date> bei <persName xml:id="persName_94b12570-2f2c-492f-ac63-495c03a48ffe">Magnus<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName>, wo ihn <persName xml:id="persName_1e41c5d1-f4bd-4702-8ee2-8b4c29da2f97">Wilhelm<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> mir vor 3 Jahren vorstellte, und wir uns einige Grobheiten sagten. Höflicher sind wir nicht geworden, besondern was <persName xml:id="persName_9e263130-f362-4a6d-bf26-d96396a07cf3">Karl<name key="PSN0117102" style="hidden" type="person">Horn, Carl Wilhelm Georg Heinrich (seit 1865) von (1807-1889)</name></persName> betrifft, der einen Thürpfosten <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> einnahm, die Arme kreuzweis übereinander geschlagen, er spielte Wilhelm mit sich. Gott behüte, wenn das unter die <persName xml:id="persName_394acfcf-2099-4757-be78-8f07a4436271">Professoren<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name><name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> käme, apropos von Professor, das Packet für den Einen, <persName xml:id="persName_12e5343f-259c-4ac7-af67-ce0301be290c">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, ist abgegangen, ich glaubte es würde durch einen Reisenden gehen, und legte ein dreieckig Billetchen für Dich bei, auf grünem Papiere, mit einer durchsichtigen rothen Oblate, wie ich meine <hi rend="latintype">fashionnable</hi> Billete immer schreibe. Durch Confusion wurde das Couvert, indem das Billet grotesker Weise neben Rosens Schriften lag, eröffnet, und alles ging durch die Gesandtschaft; Tod und Verlieren ist wahrscheinlich das Schicksal meines kleinen grünen Mannes, indem weiter gar nichts stand, so was bist Du aber von meinen Briefen gewohnt, wo solls aber herkommen, in mir steht auch nichts, als was Du längst weißt. Mensch, der <date cert="high" when-custom="1829-11-25 and 1829-11-30">25ste und 30ste November</date> rücken stark an, willst Du dann auch noch bei mir malen? <date cert="high" when="1829-11-14">Sonnabend</date> ist schon Fannys Geburtstag,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e2ae7fcf-889d-4b2b-b289-3a2e6b4f34b2" xml:lang="de">Sonnabend ist schon Fannys Geburtstag – Fanny Hensel wurde am 14. November 1829 24 Jahre alt.</note> weißt Du noch, wie vor einem Jahre, Morgens um 11 ein <persName xml:id="persName_b1c0c6d5-07ac-4394-87d5-ac82049a3881">Schäfer<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> mit einer Scheere an der Kette <add place="above">ankam<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5526c71a-a6fe-449c-b116-cd138d9f5d8f" xml:lang="de">wie vor einem Jahre … ein Schäfer … ankam – Wilhelm Hensel war Mitte Oktober 1828 von seinem Studienaufenthalt in Italien nach Berlin zurückgekehrt (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 151).</note> und der Gebornen die Hand küßte, und sein zartes Häuptlein hängen ließ, wie ein betrübtes Lämmerschwänzchen? Dieser feine Schäfer ist seitdem ein Ehemann geworden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e18f7bc-ffdd-41ea-bd85-f88cd74d5509" xml:lang="de">Dieser feine Schäfer ist seitdem ein Ehemann geworden – Wilhelm Hensel war am 3. Oktober 1829 in der Parochialkirche zu Berlin mit Fanny Mendelssohn Bartholdy getraut worden.</note> und wohnt <placeName xml:id="placeName_b8ec99c8-d868-4581-a717-1d09533e1c46">Leipziger Str. <hi rend="latintype">No</hi>. 3<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auf dem Hofe.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7bbc1511-4ab0-4ecb-a119-e24ec3c2be50" xml:lang="de">Leipziger Str. No. 3 auf dem Hofe – Wilhelm Hensel und Fanny Mendelssohn Bartholdy bewohnten nach ihrer Heirat die vom Hof aus gesehen rechte Wohnung des Gartentrakts in der Leipziger Straße Nr. 3.</note> Dem sey, wie ihm wolle, der Vormittag war und blieb lächerlich, besonders, wie der Schäfer gar nicht weggehen wollte, <persName xml:id="persName_8549a928-1117-4039-bc50-560873d4ce10">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sich frisiren ließ, und ich meine dritte Person zwar entbehrlich glaubte, aber in dergleichen unerfahren, nicht wußte, ob mir der Anstand erlaubte zu bleiben, oder zu gehen, und wie ich <title xml:id="title_c7ab30bf-c987-4796-962d-4f5993c5196b">Fannys Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111497" style="hidden" type="music">Lieder</name></title> singen mußte, und zur Gesellschaft der beiden Verliebten auch gerührt war. Pfui es war unausstehlich zart, überhaupt kann ich ein Brautpaar nicht anders definiren, als, zwei Individuen, die sich einbilden, man nähme ihnen nichts übel, und danach thuen. Zu Tische kam aber die <persName xml:id="persName_23cd5ba6-dd49-40a9-844b-07da3ff95c7d">Chinesinn<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a6168f09-ec70-43c2-a2d9-f06741ae4663" xml:lang="de">die Chinesinn – Gemeint ist Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor; vgl. Brief fmb-1830-03-22-01 (Brief Nr. 284) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Berlin, zwischen dem 14. und 22. März 1830, Z. 65: »sie ist eine Chinesinn«.</note> und da lämmertest<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e64820eb-0a3b-43da-bc3d-3bfd65089315" xml:lang="de">lämmertest – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> Du, das war aber niedlich, schon klobiger, daher mehr nach meinem Sinne. Neulich, als wir von <persName xml:id="persName_1c7d087a-6992-4041-a1e8-1d304a006d43">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> nach Hause gingen, meinte die Chinesinn, ob Du wol noch Spaß machen würdest, und zweifelte daran, ich schon weniger, und mit einigem Vergnügen dachten wir daran, wie Du Dich mit Gewalt mußtest zum Lamme machen lassen. Ich bin aber <date cert="high" when="1829-11-09">heut</date> wie eine alte Frau, die nicht von ihren Jugendgeschichten los kommen kann, was soll ich aber thun? Gegenwart giebts nicht, nennts Philosophie, und Zukunft wollen und können wir ja mündlich mit einander besprechen. <seg type="closer">Für heut lebewohl, Seele, ich muß mir Platz zu <date cert="high" when="1829-11-10">morgen</date> übrig lassen.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_dcc30d79-8946-40fb-8ec3-e5341cda7dd9"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Morgen bin ich also diesmal, ich habe ihr versprochen, nicht zu lesen, was sie geschrieben hat, und darnach dasselbe zu schreiben, habe daher gelesen was sie geschrieben hat, und werde doch dasselbe schreiben. Aber wozu? dann würde es ja zweimal geschrieben. Ich unterschreibe also. Du wirst Dich sehr mit <persName xml:id="persName_65f06e6f-e8a5-4028-be47-db7b1daba0d2">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> gefreut haben, und der Himmel hat Dir einen hübschen Streich gespielt, daß er ihn hinführte, und wahrlich ihr <persName xml:id="persName_aa5458f3-312b-45c4-b8c7-70b53e2c8e76">5 Männer<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name><name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name><name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name><name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_88d912a2-b12a-4037-8ecb-b3f413993824" xml:lang="de">ihr 5 Männer – Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig von Mühlenfels, Friedrich Rosen, Carl Klingemann und Wilhelm Theodor Horn.</note> werdet den Verstand, Humor, Sentimentalität, und wie die Dinger noch sonst heißen mögen, theuer machen. Uebrigens glaube ich, es giebt kaum fünf verschiedenartigere Tendenzen wie die Eurigen, sie sind aber eben alle artig, und deshalb vertragt Ihr Euch sehr gut, wie ich von hier aus sehe. Aber beim Hunde, ich möchte erst einmal wieder ohne Brille sehn können, wie wir uns vertragen, wie Dir meine blaue Stube steht, und manches dergl. Ja Sonnabend vor einem Jahre bekam ich das <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b67a2c22-f23b-4ee9-827b-30783a55d327">Hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cbvxyjdn-t0ot-vgbq-6sqx-o24ftmtyrwlu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8e05564-7282-408d-9926-1e4cae5e1055" xml:lang="de"> Sonnabend vor einem Jahre bekam ich das Hora – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte der Schwester Fanny zum 23. Geburtstag am 14. November 1828 die Partitur seiner Motette »Hora est« MWV B 18 geschenkt (heutiger Standort unbekannt). Siehe deren Brief an Carl Klingemann vom 8. Dezember 1828 (Druck: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 196).</note> ein nettes Ding, und Du warst hier. <persName xml:id="persName_8133e540-570d-42a9-83a3-ed25f739a50f">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hätte Dich mir gar zu gern zum Geburtstag diesmal geschenkt, aber ich wußte gleich, daß es nicht gehn würde, ich glaube die Zeit Deiner Heilung ziemlich von Anfang an richtig berechnet zu haben, in drei Wochen glaube ich bist Du hier. <persName xml:id="persName_eb7db953-b9e2-4286-824f-a3056bd4df61">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> behauptet, Du würdest nun freiwillig einige Zeit in London zugeben, ich sage, freiwillig nicht eine Stunde, wer hat recht?</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_61361555-da5f-43e1-8081-3af9c4aae0d1"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Behauptet habe ichs nicht, es ist mir nur so durch den Kopf gegangen, als ich mich gar zu sehr freute, daß ihr Rüpel Euch wiedersähet. <date cert="high" when="1829-11-10">Eben</date> kommt<persName xml:id="persName_98713876-001e-4239-b17a-b9f0288b69f7"> Betty P.<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName> angestiegen.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_50da9588-59b8-4d5c-b5d0-718f2201b0a6"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-11-10" xml:id="date_17418edd-c661-45f0-b330-0e14a8cc4dcf"><hi n="1" rend="underline">Den 10ten Nov.</hi></date></seg> <title xml:id="title_2ed4cc44-3d36-4fe7-b912-1b097b77e0b5">Die Luft ist blau, das Thal ist weiß<name key="PSN0112076" style="hidden" type="author">Hölty, Ludwig Christoph Heinrich (1748–1776)</name><name key="CRT0111851" style="hidden" type="literature">Frühlingslied (»Die Luft ist blau, das Thal ist grün«)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ba9023b6-6084-4353-9f81-06dbecb70793" xml:lang="de">Die Luft ist blau, das Thal ist weiß – »Die Luft ist blau, das Thal ist grün«, Beginn des Frühlingslieds von Ludwig Hölty.</note> so fanden wirs <date cert="high" when="1829-11-10">diesen Morgen</date>, und sind dieser Weisheit gar nicht grün, so lange Du nicht zu Hause bist. Hier aber wollen wir Dirs <hi rend="latintype">comfortable</hi> machen, trotz London, welches für diese Tugend berühmt ist. Bald, bald. Ich habe Dir eigentlich gar nichts zu schreiben, und das ist mir wieder einmal ein erfreulicher Beweis, daß es <hi rend="latintype">quite</hi> auf die Neige geht, denn wozu sich noch schreiben, was man sich in Kurzem mit starker Economie von Dinte und Papier Auge in Auge schreiben kann? Auch sind die großen Bogen, die man fast Triump<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">f</corr> <sic resp="writer">h</sic> </choice>bogen hätte nennen können, schon etwa zu Fensterbogen eingeschrumpft, und das letzte Blättchen, das wir Dir, etwa in der Ungewißheit, ob es Dich noch träfe, nach London schicken, wird sehr klein und mager seyn. Dann setzt man einen Buchdruckerstock,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e985ab89-7153-437f-9f60-35a851c74aa9" xml:lang="de">Buchdruckerstock – geflügeltes Wort bei den Mendelssohns: Ein Buchdruckerstock begrenzt im konventionellen Setzverfahren eine Seite oder auch einen Abschnitt mit einer Vignette. Hier ist das Ende von Mendelssohns Englandreise gemeint.</note> (<persName xml:id="persName_dcdc02b8-d561-46a5-aaef-359080b3fa6c">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und die Andern setzen auch einen) und es hebt ein sehr nettes Kapitel an: „wie der Ritter Felix seiner Wunden genas, und heimfuhr; ehe dann wiederum ein neues beginnt: wie der Ritter auf neue Aventure gen Italia zog, da liegt noch mancherlei dazwischen, was sich unsre Weisheit gar nicht träumen läßt. <seg type="salute"><hi n="1" rend="underline">Lieber</hi> Ritter</seg>, könntest Du doch jetzt sehn, wie allerliebst <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_af62d6c3-9e54-4e86-b8c0-f492d4a89c02">sich</del> das noch grüne Weinlaub vor unsern Fenstern neben dem gelbblättrigen, von schmelzenden Schneetropfen glänzenden Baume, und neben dem alten weisen, dick gepuderten Taxus<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dbf333ef-1cd2-4fc4-8487-ce107c97a6c4" xml:lang="de">dem alten weisen, dick gepuderten Taxus – eine Eibe im parkähnlichen Garten der Mendelssohns. Sie wird von Theodor Fontane im Kapitel »Der Eibenbaum im Parkgarten des Herrenhauses« im dritten Teil der Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieben (Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 3: Ost-Havelland: Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg, Berlin 1873).</note> in der hellen Sonne scheint. </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_3d7b4da4-38ba-40c6-8da6-a179f152d1c7"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wieder ein Buchdruckerstock! <persName xml:id="persName_bd27f624-6aa4-4ef6-beab-20c3b986a3d8">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> will dieses <date cert="high" when="1829-11-10">heut</date> abgehen lassen. Aber <date cert="high" when="1829-11-11">morgen</date> schreibe ich wieder. Leb wohl. <title xml:id="title_1854aaca-9e5e-409f-9e11-5ae2ffa925ae">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-11-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. November 1829</name> </title> über <placeName xml:id="placeName_73c99e18-1ffe-476f-8a6f-264c68db3029">Rott<settlement key="STM0100166" style="hidden" type="locality">Rotterdam</settlement><country style="hidden">Niederlande</country></placeName>. ist vor einer halben Stunde angekommen, und wir sind sehr vergnügt; das Wetter läßt sich auch zur Genesung an, damit Du besser herkommst. <seg type="closer">Adieu.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_913a5e94-618d-4ccf-a19e-b536ed188b0c"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">ich vermuthe fast daß Dich dieser Brief nicht mehr antreffen wird, aber auf den möglichen Fall will ich nicht ermangeln Dir zu sagen, daß Du ein braver Bursche bist, jezt zweimal zu schreiben, und daß mir, so wie allen, <title xml:id="title_917227b5-8e11-44d1-8dfc-a31edb7fb61c">Dein <date cert="high" when="1829-11-10" xml:id="date_5ed18389-8298-4b58-8a5b-eb47e8b4714d">heutiger</date> Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-11-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. November 1829</name> </title> über <hi rend="latintype">Rotterdam</hi> große Freude gemacht. Wenn Du mit einem <hi rend="latintype">acte de bienfaisance</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9db0491f-4b96-4dd9-9f5f-1ee2666aca24" xml:lang="fr ">acte de bienfaisance – frz., Akt der Wohltätigkeit.</note> von <hi rend="latintype">London</hi> scheidest, so wirst Du eine Herzenspflicht für viel empfangene Wohlthaten löhnen, und Dir viel neue Freunde machen; wäre es noch Zeit, so würde ich Dir rathen, es deswegen auf ein paar Tage nicht ankommen zu laßen; doch würde die Empfehlung jeden Falls wohl unnöthig seyn, Du würdest es von selbst thun.</p> <p>Sieh Dich um, ob Du mit £ 20.– irgend eine würksame Hülffe an einen derselben Bedürftigen und würdigen, oder an eine Anstalt nach Deiner Wahl zweckmäßig verwenden kannst, und thue es in meiner Stelle. Es ist Dir wohl gegangen in <hi rend="latintype">London</hi> und wir haben beide Gott zu danken dafür, und für Deine Genesung; ich aber danke gern Gott nach der Anleitung in<title xml:id="title_822e4f1b-dd1f-4902-8c71-7bf958aa4da1"> <hi rend="latintype">Nathan</hi> dem Weisen<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title>.</p> <p>Es wäre gar sehr schön wenn Du Dich entschloßen hättest, über Hamburg zu kommen, die lange Landreise in dieser Jahreszeit, und bei den gräßlichen Wegen welche jezt in Frankreich seyn sollen, wird sehr beschwerlich seyn. Hast Du vielleicht wie ich es wünsche, Dich entschloßen und angezeigt, daß Du über Hamburg kommst,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> so hohle ich Dich von dort ab. <seg type="closer">Lebwohl, und reise auf jedem Wege glücklich</seg></p> <signed rend="right">Dein Vater A</signed> </div> <div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_bcae0c91-e7d5-4af7-b343-d016d23e11c6"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich freu <hi n="1" rend="underline">mir so sehre</hi>, <persName xml:id="persName_e60f3318-dbd1-46c0-b299-114392cd7ed3"><seg type="salute">bestes <hi rend="latintype">Clown</hi>chen!</seg><name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName> daß Du wieder auf die Benekens<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_28a8e0a6-2d01-46a9-a8ee-9b67f818e4cc" xml:lang="de">auf die Benekens – berlinerisch, auf den Beinen.</note> bist! – und daß Du <persName xml:id="persName_e6811577-d36d-486a-b2b3-eb9a35a1b22f">LiebHornchen<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> bei Dir hast. Dieser <hi rend="latintype">lovely traveller</hi> wird Dir auch die genauste Auskunft über die Wege in Frankreich geben, die man uns sehr <hi n="1" rend="underline">arg</hi> schildert: daß wir das Umwerfen für Dich rasend fürchten, wirst Du uns nicht verdenken, Herzallerliebster! <persName xml:id="persName_65bd2100-10ac-4fff-84ab-19bf23f7398e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist, trotz seines Stoicismus, fast der ungeduldigste von allen, Dich wieder zu haben, und daß, Schatz! will etwas sagen. Ist er aber nicht einzig, dieser Magnifikus, Dir nun auch noch die Freude zu machen, einen Armen zu erfreuen? – Auch ich würde es gar hübsch finden, wenn Du Dich noch zuletzt dem Publikum zeigen könntest; doch Du weiser Mann wirst schon thun was Recht ist. – Empfiehl <persName xml:id="persName_ed7288ea-1bfb-4d13-a87a-d2b48508078d">Kling.<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> bei Ankunft <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9fe9079f-8a52-4092-af55-8738222c6ed8">Seymours<name key="PSN0118275" style="hidden" type="person">Seymour, Sir George Hamilton (1797-1880)</name></persName></hi> v. d. hiesigen Gesandtschaft,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aadb476b-7507-460d-8502-966ab2dd401d" xml:lang="de">Seymours v. d. hiesigen Gesandtschaft – Der Brite Sir George Hamilton Seymour war seit dem 27. Dezember 1827 als Diplomat in Berlin tätig gewesen, zum 30. Juli 1829 war er nach Konstantinopel gewechselt; siehe C. A. Harris, Art. Seymour, Sir George Hamilton, in: <ref target="https://doi.org/10.1093/ref:odnb/25171" xml:id="ref_9c79e892-60c8-4a62-94de-118ef17428e0">Oxford DNB (Online-Lexikon)</ref>.</note> nach <persName xml:id="persName_d1a4263e-c2e5-4d8f-a330-b3f9ac2e70dd">Rosens<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> Päckchen und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2312d0b7-1dbc-4a48-9fa3-be3689df95b7">ironmongers<name key="PSN0111829" style="hidden" type="person">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_755818bd-cfb3-4513-a9a5-8506c2d3d6a6" xml:lang="de">ironmongers – Vor seiner Schottlandreise (ab dem 22. Juli 1829) hatte Felix Mendelssohn Bartholdy bei dem deutschen Eisenwarenhändler Friederich Heinke in Great Portland Street No. 103 nahe dem Portland Place gewohnt.</note> Taße zu forschen; wir wißen nicht, ob letztere durch ihn od. den <hi rend="latintype">courier</hi> welchen <persName xml:id="persName_943adf10-e512-4409-a5a7-2bdcacb8ab8f">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden" type="person">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> alle Vierteljahr sendet,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cdaf4914-7541-4f1e-8c6a-5ab439841d38" xml:lang="de">den courier welchen Reden alle Vierteljahr sendet – Der hannoversche Gesandte am preußischen Hof, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von Reden, wohnte über den Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Die Mendelssohns konnten deshalb Briefe der Gesandtschaftspost nach London beigeben.</note> abgegangen: ankommen wird beides aber auf jeden Fall. Horn grüß ich tausendmal; wenns wahr ist, daß er den Pariser Aufenthalt abgekürzt um Dich noch zu sehen, so ist er ein Hauptmensch und mir ans Herz gewachsen. An wundärztlichem <add place="above">Rath<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> wird der kluge, erfahrne Mann es auch nicht fehlen laßen. – <date cert="high" when="1829-11-07">Der Ball bei <persName xml:id="persName_c25b0ec8-8ffd-4183-b8c7-0aad52834771">Mde. Magnus<name key="PSN0117490" style="hidden" type="person">Magnus, Louise Marianne (Merle) (1770-1848)</name></persName></date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_be200a46-8140-4462-88b5-f37293f5dcad" xml:lang="de">Der Ball bei Mde. Magnus – Der Ball bei Louise Marianne Magnus hatte am 7. November 1829 stattgefunden. Siehe Z.: Sonnabend bei Magnus, im vorliegenden Brief, sowie Brief gb-1829-11-04-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 3. und 4. November 1829, Z.: »daß wir nächsten Sonnabend bei der Mutter Magnus sind«. Die Bankierswitwe Magnus wohnte 1829 in der Behrenstraße Nr. 45 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung).</note> war schön und <hi rend="latintype">animirt</hi>, außer daß wenig hübsche Mädchen da waren. In der <hi rend="latintype">polonaise</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_05d8632f-959a-4481-802d-b479fdaad705" xml:lang="fr ">polonaise – polnischer Tanz im Dreivierteltakt.</note> wo man die ganze Herrenschaar spricht, hat jeder nach Dir gefragt, mein Lamm! Wir fuhren alle vor <hi rend="latintype">cotillon</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e89c6ca6-1c4f-4194-87f1-5caeaf6694ee" xml:lang="fr ">cotillon – französischer Gesellschaftstanz für zwei mal vier Paare.</note> und <hi rend="latintype">souper</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_90714a5e-496c-4e89-9d7d-71cd34f48170" xml:lang="fr ">souper – frz., Abendessen.</note> nach Hause, <persName xml:id="persName_3daa0d21-1ed0-4523-965b-618e1df1dd65">Rebecka<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ließ ich aber unterm Schutz der <persName xml:id="persName_2be1e50d-0716-4d6a-b010-152654f18f97">Breslauer Mend.s<name key="PSN0113233" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)</name><name key="PSN0113225" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Marianne (1781-1845)</name></persName> dort. </p> <p>– <persName xml:id="persName_11f6c074-7b08-4528-83e5-36bd070b56fd">Fränkels<name key="PSN0111138" style="hidden" type="person">Fränkel, Familie von → Joseph Maximilian F.</name></persName> sind aus Ital. zurück, die Damen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7dbe6a06-2235-45a4-bcb8-16b81cab74e1" xml:lang="de">die Damen – Karoline Sophie Elisabeth Anna Fränkel, Anna Rosa Fränkel und Victoria (Victoire) Caroline Eugenie Fränkel und Katharine Caroline Sophie Lauer (Laur) von Münchhofen.</note> aber gleich nach <persName xml:id="persName_cd3057dd-462c-4677-9e56-458907e3045e">Sophieens<name key="PSN0117356" style="hidden" type="person">Lauer (Laur) von Münchhofen, Katharine Caroline Sophie Freifrau von (1808-1879)</name></persName> Gut gereist. <persName xml:id="persName_dc4eba43-a379-4c69-88f6-5c3739f982ae">Herr F.<name key="PSN0111141" style="hidden" type="person">Fränkel, Joseph Maximilian (1787-1857)</name></persName> ist sehr <hi rend="latintype">amusant</hi>; er urtheilt, däucht mich, ganz unparteiisch, lobt was schön, tadelt was garstig, findet die <hi rend="latintype">gondolieri</hi> die den <hi rend="latintype"><title xml:id="title_ac03ee47-fdb8-40f8-b192-18efca7213c4">Tasso<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title></hi> singen, scheußlich, den Schmutz, die Prellerei und Unsicherheit fürchterlich, kurz, wir freuen uns auf seine Hahnenkämpfe mit <persName xml:id="persName_78fff807-1bb0-4711-9c69-580f4cbc7cc9">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>. Mit <persName xml:id="persName_fca4e002-3914-4df4-a53f-39f6f3c61670">Förster<name key="PSN0111098" style="hidden" type="person">Förster, Friedrich Christoph (1791-1868)</name></persName> trafen sie zusammen, Fr. meinte er habe sich mit seinen Urtheilen in Acht nehmen <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">müßen</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice>, weil Först. alles fürs <hi rend="latintype">conversationsblatt</hi> zu Protokoll nahm.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bb7977c1-1e34-4c97-825e-13ed82952d03" xml:lang="de">weil Först. alles fürs conversationsblatt zu Protokoll nahm – Friedrich Christoph Förster redigierte in den Jahren 1827 bis 1830 das Neue Berliner Konversationsblatt.</note> – <date cert="high" when="1829-11-10">Heut Abend</date>, HerzensJunker, trinken wir bei <persName xml:id="persName_69ed0f21-a945-4d5f-a4b9-fd2c4ed7dfaa">Hensels<name key="PSN0111890" style="hidden" type="person">Hensel, Familie von → Wilhelm H.</name></persName> Thee; wie klingt das? – <persName xml:id="persName_3ae4daea-baca-4164-a035-538a4886219d">Heysens<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName> und einige Jünglinge sind da. Hab ich Dir gesagt, daß ich den <persName xml:id="persName_ef83005f-ee68-4db6-8fd6-bdc7d98ccc86">kalten Heyse <name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName>selten so gerührt gesehen wie über <title xml:id="title_69408a2a-f542-4306-8980-adbcefc1f924">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-10-15-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Wilhelm Ludwig Heyse in Berlin; London, 15. Oktober 1829</name> </title>? auch er hat mit letzter Sendung geschrieben. <seg type="closer">Leb wohl, gesegneter Junge! und laß Dir Wind, Welle, und Weg günstig sein. Grüße mir Deine <hi rend="latintype">mauvaise société</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ed09351d-8324-408d-9873-815bc1215ef4" xml:lang="fr ">mauvaise société – frz., schlechte Gesellschaft.</note> wie kann man doch so dumme Freunde haben?</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_da749b28-9174-458b-bca8-0fad6df8f12d"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Auch nur noch ein Wort, und einen Gruß. Wir freuen <add place="above">uns<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, springen wie eine Heerde junger Böckchen, und wissen uns nicht recht zu fassen und lassen. <seg type="closer">Lebe also wohl, hoffentlich zum letztenmale schriftlich, und grüße viel tausendmal Deine lieben Freunde. Hensel malt und grüßt herzlich. Adieu.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Hensel</add></signed> </div> </body> </text></TEI>