]> Brief: gb-1829-09-30-01

gb-1829-09-30-01

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 28., 29. und 30. September 1829 Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 25. September 1829 Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 10. Juli 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Transkription: Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/95. Autograph Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 28., 29. und 30. September 1829 Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 4-5 / 30 / 9], [SCHIFFSBRIEF-POST HAMBURG / 2 OCT / 1829.], [SHIP LETTER LONDON / 8 OC / 1829], [? / 1829], Siegel.

Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Citron, Letters, S. 426-429 (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

28., 29. und 30. September 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LondonGroßbritannien deutsch
Messieurs Doxat et Co Londres pour remettre à Mr Felix MendBartholdy par Hambourg bateau à vapeur.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin, den 28sten September 29.

Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es sich dennoch ungemein, und ich kann nicht recht unterscheiden, was mich mehr mürbe macht, ob die Ermüdungen der letzten Woche, oder das Bevorstehende, oder das viele Zahnweh, was ich zeither gehabt, aber nun Gottlob verloren habe.

VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) ist Sonnabend Abend angekommen,Vater ist Sonnabend Abend angekommen – Abraham Mendelssohn Bartholdy kehrte am Abend des 26. September 1829 von seiner Reise nach Norddeutschland und den Niederlanden nach Berlin zurück (Hensel, Tagebücher, S. 24). sehr wohl und ungemein erfreut von seiner Reise, er wußte schon Deinen Unfall,Deinen Unfall – Felix Mendelssohn Bartholdy war am 17. September 1829 in London mit einem Pferdewagen verunglückt und hatte sich am Knie verletzt. da er EinbrodtEinbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840) in Rotterdam gesprochen hatte, aber der gute Vater sagte uns nichts davon, da wir Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-22-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 22. September 1829</name> noch nicht hatten. Der kam Sonntag früh, und obgleich wir uns nicht eigentlich deshalb ängstigen, erwarten wir doch mit einiger Ungeduld den Mittwochsbrief,Mittwochsbrief – Felix Mendelssohn Bartholdys Briefe trafen zumeist mittwochs in Berlin ein. von dem ich, besonders da es der letzte vor meiner Hochzeitmeiner Hochzeit – Fanny Mendelssohn Bartholdy heiratete am 3. Oktober 1829 den preußischen Hofmaler Wilhelm Hensel. ist, wirklich mit Sehnsucht gute Nachrichten hoffe. Denn der gute Schooßhund mit der verbundenen Pote gehört noch auf andre Wei s ß e zum Thierreich, er ist erstens ein Lamm,Lamm – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut. zweitens ein Haupthahn, etc. Es scheint, daß man nicht ungezeichnet aus London kommt. Vater frug Einbrodt erstens selbst auf sein Ehrenwort, ob er hinüberreisen solle, und schickte ihm dann noch Moritz LevyDelmar, Ferdinand Moritz (bis 1806: Salomon Moses Levy) (seit 1810) Freiherr von (?-1858) und CarlMaß, Karl (Carl) zu, die ihm die Ehrenfrage wiederholen mußten, er blieb aber dabei, es sey nicht nöthig, und daß Gott sey Dank keine Spur von Gefahr dabei ist, wiederholt ja auch KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) mit Nachdruck. Wie der mit der Kanzlei bei Dir sitzt,Wie der mit der Kanzlei bei Dir sitzt – Mendelssohn logierte nach seiner Rückkehr aus Schottland nach London in Nr. 35 Bury Street, Klingemann wohnte in Nr. 37 dieser Straße. Siehe Brief fmb-1829-09-18-01 (Brief Nr. 221) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Amsterdam, London, 18. September 1829, Z. 31 ff.: »man hat das sehr bequem, wenn man Haus an Haus wohnt, ich nehme die Deutsche Kanzlei mit ins Krankenzimmer, und erschrecke damit überlästige Besucher.« das ist sehr nett, und seine Treue wird über den Canal nachempfunden. Gott gebe mir nur zum Mittwoch gute Nachrichten, mit welchem Herzen könnte ich sonst Sonnabend in die Kirche gehn? Doch lieber Felix, ich will mich nicht rühren, und lieber historisch seyn, wie Du es wünschest. Zuerst die Scene: BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) hat eben angefangen, Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name>Werther – Johann Wolfgang von Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, Leipzig 1774. zu lesen, und sogleich wieder aufgehört, und tref da HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) kam, und stickt nun, Hensel zeichnet, MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) liest die Zeitung, 2 Lampen stehn auf dem Tische, es ist 7 Uhr, aber ich schreibe weiter, weil ich am Tage nicht dazu komme, und wir zufällig eine Minute allein sind. Unsre Einrichtung ist fertig, und ganz allerliebst, vollkommen geschmackvoll, passend und hübsch. Vater war durchaus mit Allem zufrieden, meine Aussteuer ist auch fertig, und ich glaube, die Kleider die ich trage werden Dir gefallen, auch erscheine ich diesen Winter als Behörde mit einem blauen MantelHeine, Caroline Friederike (1811-1888),Behörde mit einem blauen Mantel – Dies war der Spitzname der mit den Mendelssohn-Geschwistern befreundeten Caroline Heine; vgl. Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829, Z.: »die Behörde im blauen Mantel«. grade, wie gewisse andre Leute ihn tragen. Mittwoch wird eine kleine Ausstellung von meiner Aussteuer gemacht, und die Mädchen strömen herbei, sie zu sehn. Donnerstag wird besagte Aussteuer in meine neuen Schränke geräumt, Freitag kommt Hensel mit seinen Sachen an, und zieht ein,Hensel … zieht ein – Wilhelm Hensel wohnte bis zum 2. Oktober 1829 in der Jägerstraße 20 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung). Sonnabend wird es dann bunt hergehn, allein ichMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) rechne ich auf eine ruhige Viertelstunde, um Dir wo möglich eine Zeile zu schreiben. Die Krone fängt um 1 an, aber Betty PistorPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877) kommt früher, denn, o Plaisir! Mine StelzerSteltzer, Johanne Wilhelmine Philippine (Mine) (1810-1901) heirathet an demselben Tage,Mine Stelzer heirathet an demselben Tage – Johanne Wilhelmine Philippine Steltzers Hochzeit mit dem Magdeburger Juristen Carl Wilhelm von Klewitz fand erst am 5. Oktober 1829 statt. und so kann sie, die ich zur Brautjungfer gewählt hatte, nicht kommen. Betty schimpft wie ein Rohrsperling auf die liebe Familie, und wir haben ausgemacht, daß wenn BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) einmal Hochzeit macht, gewiß Tante AlbertiAlberti, Wilhelmine (Mine) (1777-1851) auf denselben Tag zum 2tenmal heirathet,Tante Alberti … zum 2tenmal heirathet – Wilhelmine Alberti, die Tante von Betty Pistor, hatte, da sie selbst kinderlos geblieben war, ihre Schwester bei der Erziehung Bettys unterstützt. Ihr Ehemann, Carl Alberti, war am 2. Februar 1829 gestorben. damit sie ja nicht kommen kann. Eine andre Brautjungfer ist mir sehr erfreulicher Weise zugewachsen, Hensels Schwester MinnaHensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893), die wir in diesen Tagen erwarten. Daß meine Krone eine neue Braut zählt, kann ich Dir nicht verhehlen, lieber Felix, vor 2 Jahren hätte ich Anstand genommen, Dir mit einer kleinen Fußwunde, diese Nachricht mitzutheilen, aus Furcht, Dein Fieber zu vermehren, aber seit der ganze SacroverSacrowDeutschland See nebst dazu gehörigem Hause, Garten, Weinwand, Heliotropduft,Heliotropduft – Die Blüte des Heliotrops duftet nach Vanille. Vanillethee, und Volk in ein Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4dbv0uoo-q94f-g7xv-uvrl-soioiztp9ucn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name> versenkt und gefahren ist,seit der ganze Sacrover See … in ein Quartett versenkt und gefahren ist – Das am 3. Juni 1827 komponierte Lied Frage »Ist es wahr« op. 9/1 (MWV K 39) verarbeitete Mendelssohn im ersten Satz seines Streichquartetts a-Moll, op. 13 (MWV R 22), als Hauptthema. Es war Pfingsten (3. Juni) 1827 auf dem Gut der Familie Magnus in Sacrow (heute ein Gemeindeteil von Potsdam) entstanden. Die Familie Magnus besaß das Anwesen seit 1813. kannst Du ja wohl mit Pomade anhören, daß ich – wage nicht – o RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)! – daß – VictoireFränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843) – mit – RudolphDecker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877) – (nicht GustavMagnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)) Deckerdaß – Victoire – mit – Rudolph … Decker – Victoire Fränkel hatte sich mit dem Oberhofbuchdrucker Rudolph Ludwig Decker verlobt. Das Verlöbnis wurde im Frühjahr 1830 gelöst. Decker heiratete 1832 die Sängerin Pauline von Schätzel, Victoire Fränkel ging 1831 in Warschau die Ehe mit dem Bankier Michael Ernst Carl Kaskel ein. – nicht MagnusMagnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870) – o weh nun ist es heraus, und Du fällst am Ende in Ohnmacht.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

d. 29. Ich hoffe, mein bester Schatz! diese Brautschaft agitirt Dich nicht, und Du bist überhaupt bei Ankunft unsers Briefs nicht reizbarer als ein andrer rüstiger Mensch mit gesunden Gliedmäßchen. Das war ein Schreck für die poor mamma! Bis zu Vaters Ankunft hatte ich gehofft, der ausgebliebene Brief hänge mit der Ueberfahrt zusammen: ich danke es dem guten Vater aber sehr, uns den ersten Abend mit keiner Miene verrathen zu haben, was ihn doch die ganze Herreise beschäftigte. Du wirst es fühlen, wie gut dies v. ihm war. Eben so, daß er trotz der Scheu vor dem Meere und der Durchkreuzung all seiner Pläne, im Begriff stand, nach London zu schiffen, hätte EinbrodEinbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840) ihn nicht feierlich versichert, Deine Verletzung sei unbedeutend. Dennoch, und trotz aller Vernunftgründe ist der Mensch nicht umsonst eine Mutter, und erwartet mit unbeschreiblichem Herzklopfen die Ankunft des nächsten Briefs. Wenn das Dampfboot nur diesmal nicht verspätet würde! Aber, mein bestes Kind! es wäre uns gar sehr tröstlich gewesen, hätten wir von Dir oder KlingKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). am gewöhnlichen Tage aufrichtige Botschaft empfangen; ganz ohne Nachricht denkt man sich viel Aergers. DoxatDoxat & Co., Bankhaus in London, der unermüdlich theilnehmende, schreibt, Du seist am Knie verwundet; sollte das wirklich sein, so empfehl ich doppeltes Schonen, weil das ein gefährlicher Theil ist.

Doch, Du wirst auch hierin vernünftig handeln, und alle ärztliche Vorschrift befolgen. Wie ich Kling. danke, und wünsche, ihm jede Freundlichkeit abgeben zu können, mußt Du ihm sagen. Einer Deiner besten Züge ists, Dir überall solche Freunde zu erwerben und sie zu verdienenerben. MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), HeidemannsHeydemann, Albert Gustav (1808-1877)Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874), RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837), MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861), alle nehmen gerührtesten Antheil. RöschenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) ist fort,Röschen ist fort – Der Orientalist Friedrich Rosen hatte sich seit dem 16. September 1829 in Berlin aufgehalten (Hensel, Tagebücher, S. 23). zerknirscht v. der Zuvorkommenheit seiner Bekannten, und verlegner als je, weil er keine Einladung abzuschlagen wußte, 6 auf einmal annahm, und 5 also plantirenplantiren – von frz. planter, pflanzen, setzen; hier: sitzen lassen, im Stich lassen (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. VII, Leipzig 1889, Sp. 1895). mußte. Er reiste Sonnt. d. 27. nach DetmoldDetmoldDeutschland,Er reiste Sonnt. d. 27. nach Detmold – Detmold war der Wohnort von Friedrich Rosens Vater Friedrich Ernst Ballhorn-Rosen. und hofft, Dir später in den Niederlanden zu begegnen. Eben so MühlMühlenfels, Ludwig von (1793-1861)., der heut od. morgen nach Karlsruh abgeht und auch mit Dir zusammen zu kommen hofft. – VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) hat die Reise v. Rott. in seiner gewohnten, d. h. unglaublichen Schnelligkeit zurückgelegt; Sonnab. rechnete ich eben mit Hülfe des Postbuchs,des Postbuchs – Post-Handbuch für Berlin […] auf das Jahr 1829, Berlin [1829], oder ein überregionales Postbuch. ob es möglich sei, daß er Sonnt. Abend ankäme, als er an die Thür klopfte. Er war grade 6 Wochen abwesend, hat in der Zeit viel Angenehmes erfahren und gesehen, und ist trotz des Tag und Nachtfahrens sehr wohl aussehend, erfrischt und erheitert zurückgekommen. Außer den prächtigen Kleidern und Putzsachen die er geschickt, brachte er für FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) noch ein breites goldnes, höchst modernes Armband mit, und hier kaufte er aus SalingsSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868) Verlaßenschaft schöne Perlen, keineswegs Urenkel, sondern höchstens Kinder der meinigen. Fanny sollte beide Schnüre haben, ich fand aber gerecht, daß RebMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858). die Hälfte bekäme, und so geschah’s. HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) hat eine Muschel zu den Schlößern gezeichnet; für Fanny wird dies kleine fermoirfermoir – frz., Verschluss. in Brillanten, und für Reb. in Perlen ausgeführt. Ferner hat der gute Vater bei dieser Gelegenheit den Armen 300 rt. bestimmt, die unter den Hülfsbedürftigen in jüdischen Anstalten, den WadzecksWadzeck-AnstaltBerlinDeutschland,den Wadzecks – Die 1819 von Franz Daniel Friedrich Wadzeck (1762-1823) als erstes evangelisches Kinderheim gegründete Wadzeck-Stiftung besteht bis heute. beiden KopfschenKopf, David Traugott (1788-1865)Erziehungs-Anstalt für sittlich verwahrloster KinderBerlinDeutschland und den ErwerbschulenErwerbschulenBerlinDeutschlandbeiden Kopfschen – Die seit 1825 bestehende und von Inspektor David Traugott Kopf geleitete Erziehungs-Anstalt für sittlich verwahrloster Kinder in Berlin, befand sich für Knaben vor dem Halleschen Tore und für Mädchen in der Husarenstraße 5.den Erwerbschulen – schulgeldfreie Schulen für Arme; in Berlin bestanden acht dieser Ausbildungsinstitute für 7-14-jährige Kinder zu Dienstboten. Siehe dazu die Grundsätze, nach welchen die hiesigen Erwerbschulen eingerichtet sind, Berlin 1832. vertheilt werden. Für letztre habe ich gebeten, weil der Ertrag Deines letzten Koncerts ihnen bestimmt war.weil der Ertrag Deines letzten Koncerts ihnen bestimmt war – Der Gewinn der zweiten von Mendelssohn geleiteten Aufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 am 21. März 1829 in Berlin kam den dortigen Erwerbschulen zugute (Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 209). So schlingt sich der rothe Felixfaden durch alles Tauwerk meiner Gedanken. – Ueberhaupt, wüßtest Du, wie zwischen all den Blonden,Blonden – Blonde: feine Spitze aus Seide. Perlen, Blumen, Kleidern, Spitzen und meublen das Lager meines liebsten Jungen durchschimmert, den ich ungeduldig und verdrießlich sehe! Sag mir so oft Du kannst, wie es diesem Liebling geht, und laß ihn die fatalen GigsGigs – zweirädrige, leichte Pferdewagen. fliehen, die auch Kling. den schönen Weisheitszahn gekostet.die fatalen Gigs fliehen, die auch Kling. den schönen Weisheitszahn gekostet – bezieht sich auf einen Unfall Carl Klingemanns im April 1829: In seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829 hatte er geschrieben: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53).FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) tritt, wie in einem KotzebueschenKotzebue, August Friedrich Ferdinand (seit 1785) von (1761-1819) Verwandlungsstück, alle 3 Minuten in anderm Kostüm herein, bald weiß, bald blau, grün, tausendblümig, roth, carirt, gestreift; in tausend Formen magst Du Dich verstecken<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111798" style="hidden" type="literature">In tausend Formen magst Du dich verstecken</name>,in tausend Formen magst Du Dich verstecken – erster Vers des gleichnamigen Gedichts aus dem »Buch Suleika« im West-östlichen Divan von Johann Wolfgang von Goethe, Stuttgart 1819, S. 179 f. nein, das wär zu poetisch, nur 12 mal kann sie sich metamorphosiren, denn so viele Kleider bekömmt sie, die eben anprobirt werden. RebMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858). ist mit Carol. HeineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) ausgegangen, um den Mirten- und einen bunten Kranz für sich zu bestellen. Sie war hübsch fleißig, und hat für Fanny ein Fußkißen, einen Clavierstuhl und Brautstrumpfbänder gestickt.einen Clavierstuhl … gestickt – Das Geschenk für die Schwester Fanny wird in Brief gb-1829-09-16-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 15. und 16. September 1829, beschrieben. Zum Glück hatten wir in der letzten Zeit, einzelne schöne Tage, in denen ich die Stadt nach jeder Richtung durchstreifte. Ich rühme mich nämlich, jedes Stück der Wirthschaft und Aussteuer eigenhändig und -füßig gekauft und gewählt zu haben. Auf Topfmärkten, bei Eisen- und Kupferschmieden bin ich umhergewandelt und habe mit Zuziehung der Mägde jeden Quirl besorgt. Es ist mir auch eine Beruhigung, da ich sonst |2| nimmermehr geglaubt hätte, zu welchen Summen die vielfachen Lebensbedürfniße anwachsen. Vater ist aber mit dem genre der Einrichtung sehr zufrieden. Hensel hat alle Zeichnungen zur Schlafstube (das Balkonzimmer) geliefert, und man muß gestehen, daß es ungemein geschmackvoll ist. Bambusstäbe und Lotosblumen sind nicht vergeßen, wie Du Dir denken kannst; ich will aber Fanny die erste häusliche Freude nicht rauben, Dir jedes Stück zu beschreiben.

Sonnt. sah es sehr kunterbunt bei uns aus, HeinesHeine, Familie von → Heinrich Carl H. (-), WilmsensWilmsen, Familie von → Friedrich Philipp W., SalingsSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)Saaling (vorh. Salomon), Ferdinand Louis (eigtl. Löb) (1783-1867), RobertsRobert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)Robert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832),Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) MärkersMärcker, Friedrich Adolf (1804-1889)Märcker, Amalie (Mälchen), die HerzHerz, Henriette Julie (1764-1847), SchwedenMunktell, Johan Henrik (1804-1861),Schweden – Gemeint ist der Schwede Johan Henrik Munktell, der sich in den Jahren 1828 bis 1830 zum Studium ausländischer Papierfabriken und zur Erweiterung der Bildung auf einer Reise durch Europa befand. An die Familie Mendelssohn war er von der in Stockholm lebenden Henriette Benedicks empfohlen worden. Siehe dazu Rudolf Elvers, Ein Schwede besucht die Mendelssohns. Aus den Reisebriefen des Hendrik Munktell 1829/30, in: Neue Musik und Tradition. Festschrift für Rudolf Stephan zum 65. Geburtstag, hrsg. von Joseph Kuckertz, Helga de la Motte Haber, Christian Martin Schmidt und Wilhelm Seidel, Laaber 1990, S. 233-237. PolenWolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885)Polen – Gemeint ist Valerian Josef von Wolicky. und endlich gar, neulich erwähnter Türke, den uns Wolicki an einem Morgen gebracht und den ich zum Spaß eingeladen hatte. Es ist aber eine Art Rindvieh, mit dem nichts anzufangen, und nachdem der erste Spaß für WolWolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885). vorüber, ist er seiner CiceroneschaftCiceroneschaft – Cicerone: ital., Fremdenführer. herzlich überdrüßig. Der KaiserRussland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855) soll diesen Gefangenen als einen der lebhaftesten und gewandtesten zum Probeexemplar gewählt haben; wie müßen nun die andern aussehen! Kurz, notre siècle est celui des désenchantemens:notre siècle est celui des désenchantemens – frz., unser Jahrhundert ist das der Entzauberung. all der erwartete Fanatismus und Enthusiasmus zerfällt in Staub; die Nation ist abrutirtabrutirt – verroht, verdummt; von frz. abrutir, roh, gefühllos. und es erscheint nicht einmal mehr als etwas Gigantisches, solch elendes Volk zu besiegen. – Der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) hat den Türken und seinen Hofmeister WolWolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885). zu Tisch gebeten, hat ihm einen schönen goldnen Säbel, Uhr und Kette geschenkt und ihn den Prinzeßinnen vorgestellt. Die Uhr hat der dumme Teufel schon zerbrochen, und wie ein Kind oder BotokudeBotokude – Bezeichnung für den Angehörigen eines brasilianischen Indianerstamms; zugleich bildungssprachlich abwertend für einen ungebildeten Menschen mit schlechtem Benehmen gebraucht. will er alles haben, was er auf den Straßen sieht. – Dieser Abend war ein Abschied für Albert H.Heydemann, Albert Gustav (1808-1877);ein Abschied für Albert H. – Albert Gustav Heydemann verließ Berlin Ende September 1829 Richtung Stettin. Er war für ein Jahr als Lehrer am dortigen Vereinigten Königlichen und Stadt-Gymnasium angestellt, 1830 wechselte er an das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin. die MädchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) haben ihm, wegen der neulichen Ohnmacht, ein Riechfläschchen und einen gestickten Untersatz, worauf RadRad – Mit dem allegorischen Rad ist der Zirkel gemeint, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy übersandte und beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Sie nennt darin die Freunde, die zusammen mit ihr und der Schwester Rebecka die Speichen des Rades bilden und die Nabe, den Bruder Felix, umkreisen. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4). steht, geschenkt; MühlMühlenfels, Ludwig von (1793-1861). ist unter lautem Jubel zum Ehrenmitglied des Rades gewählt worden, der Lärm und die Thorheit waren wieder groß. Ich glaube, es giebt eine Erzählung, comment l’esprit vient aux filles<name key="PSN0112626" style="hidden" type="author">La Fontaine, Jean de (1621–1695)</name><name key="CRT0111799" style="hidden" type="literature">Comment l’esprit vient aux filles</name>,comment l’esprit vient aux filles – Comment l’esprit vient aux filles (Wie der Geist zu den Mädchen kommt), Erzählung von Jean de La Fontaine (Druck: Nouveaux Contes, Mons [Bergen] 1674). und zwar durch die Liebe: uf Ehre, Luise WilmsenWilmsen, Luise Henriette (1807-1848)Luise Wilmsen – Luise Henriette Wilmsen war mit dem Theologen Ernst Friedrich Albert Baur verlobt, das Paar heiratete am 2. Oktober 1831 in Berlin. ist nicht klüger, sondern wo möglich dümmerlicher geworden, auch nicht schöner, denn BauerBaur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) hat ihr einen Scheitel angethan und der steht ihr erzschlecht. Ach, wie glücklich, daß die Mythologie nicht fortschreitet und noch keine Augenärzte für CupidoCupido – anderer Name für Amor; in der römischen Mythologie der Gott und die Personifikation der Liebe. besitzt! – Für heute lebwohl, Liebster, Bester, und schreib daß Du ein 2potiges Thier bist. Der Organist AttwoodAttwood, Thomas (1765-1838) ist ein Lamm von mir; aber Felix, findest Du denn nicht, daß er die größte Aehnlichkeit im Betragen v. Organ. BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) hat? Mich frappirte er.

Lea Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

29sten Sept um 2 ist man wieder todtmüde, wenn man den ganzen Vormittag mit Kleiderprobieren zugebracht hat. Felix, ich bin nicht so frivol, wie ich klinge, ich versichere Dich, meine Gedanken reichen über meine Toilette, und wenn der kranke Schooßhund jetzt hier, und der Gig eine Droschke gewesen wäre, 2 GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)2 Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint. hätten Zeit gefunden, an Deinem Bette zu sitzen, und zu pflegen, bis die Freunde gekommen wären, und sie vertrieben hätten. Da dem aber nicht so ist. Mein Orgelstück<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111562" style="hidden" type="music">Präludium für Orgel F-Dur, HU 242 (28. September 1829)</name> ist fertig,Mein Orgelstück ist fertig – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte bis zum 28. September 1829 als Eingangsstück für ihren Traugottesdienst am 3. Oktober 1829 das Präludium für Orgel F-Dur, HU 242. Siehe dazu Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik, S. 179 f. und als ich gestern Abend aufhörte an Dich zu schreiben, schrieb ich es noch für GrellGrell, August Eduard (1800-1886) ab,schrieb ich es noch für Grell ab – August Eduard Grell war der Organist, der Fanny Mendelssohn Bartholdys Traugottesdienst musikalisch begleitete. Die für ihn angefertigt Abschrift des Orgelpräludium F-Dur, HU 242, gilt als verschollen. wenn ich nur Deins<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_53uccs0h-hpwg-9jus-2pg7-4ptgwplrhn55"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100515" style="hidden">Orgelstück für Fanny Mendelssohn Bartholdys Hochzeit A-Dur, [August / September 1829]<idno type="MWV">W 10</idno><idno type="op"></idno></name> bekomme.wenn ich nur Deins bekomme – In Brief fmb-1829-09-02-01 (Brief Nr. 214) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Coed Du, 2. September 1829, versprach Felix Mendelssohn Bartholdy seiner Schwester Fanny ein Hochzeitsstück. Aufgrund einer Knieverletzung, die er sich am 17. September 1829 in London zuzog, konnte er nicht an der Hochzeit teilnehmen und teilte daher der Schwester am 25. September 1829 brieflich mit, ihr die Komposition (Orgelstück A-Dur, MWV W 10) bei seiner Ankunft in Berlin persönlich zu geben. Vgl. Brief fmb-1829-09-25-01 (Brief Nr. 224) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. September 1829. Es sind nur Skizzen vom August / September 1829 in Mendelssohns Londoner Notizbuch (GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 34ar-35r), nicht aber eine ausgearbeitete Fassung des Orgelstücks überliefert (vgl. MWV, S. 366, und Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik). Ich fahre fort, wo ich gestern stehn blieb. Um 1 also ist die Krone,die Krone – siehe Kommentar zu Z.: die Krone. um 1/2 4 die Trauungum ½ 4 die Trauung – Wilhelm Hensel und Fanny Mendelssohn Bartholdy wurden am 3. Oktober 1829 in der Parochialkirche zu Berlin getraut. angesetzt, zu der die Familie sich in der KircheReformierte ParochialkircheBerlinDeutschland versammelt. Nachher fahren wir noch einen Augenblick zu Tante MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831), die nicht nach der Kirche kommen kann, und uns doch gern begrüßen möchte, dann zu Hause, wo wir den Rest des Tages ruhig verbringen werden. Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Dir, wie ich glaube, nicht die Stunde angezeigt habe. Was ich Dir aber unmöglich beschreiben kann, ist MuttersMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Thätigkeit, Munterkeit, Plaisir an Allem, und unendliche Güte für mich, sie kann gar kein Ende finden mit Kaufen, Besorgen und Einrichten, und eine so komplett fertige Wirthschaft ist mir noch nicht vorgekommen. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) hat im Ganzen Anordnungen gemacht, mit denen wir, wie Du denken kannst, ebenfalls einigen Grund zur Zufriedenheit haben, kurz – – – was soll ich Dir weiter sagen, Du kennst die ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), und das ist genug. Ich schicke Dir wol noch ein Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111459" style="hidden" type="music">»Zu deines Lagers Füßen« für eine Singstimme und Klavier HU 245 (Oktober 1829)</name>, was ich noch vor meiner Hochzeit zu machen gedenke,ein Lied, was ich noch vor meiner Hochzeit zu machen gedenke – Gemeint ist wohl Fanny Hensels Lied »Zu deines Lagers Füßen« für eine Singstimme und Klavier HU 245, das Anfang Oktober 1829 entstand. es wird das letzte Stück seyn, und das erste denk ich, eine Sonate<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111801" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier Es-Dur, HU 246 (Oktober / November 1829) (Fragment?)</name>.das erste … eine Sonate – Im Oktober / November 1829 komponierte Fanny Hensel die dreisätzige Sonate für Klavier Es-Dur, HU 246. Skizzen am Ende der Niederschrift in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 22/A,4 (olim MA Depos. Lohs 4), S. 76, deuten darauf hin, dass die Komposition noch einen Finalsatz erhalten sollte. Eben war MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) hier, Abschied nehmend, vielleicht kommt er noch zum Essen wieder, da er VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) und RebeckaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) nicht getroffen hat, ich glaube es aber doch nicht. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) läßt Dir noch sagen, ob Du ihn nicht zwischen dem 20 und 25sten irgendwo zwischen Brüssel und Ostende treffen könntest?

Adieu für heut. Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Zuletzt komme ich noch an, und bedaure Dich, mein armes geliebtes Vieh. Bedenke aber, Du hast doch zwei Beine, und eins von denen ist doch wenigstens gesund. Aber ich, armer Teufel, ich habe doch nur Eine Nase (nicht HeydemannHeydemann, Albert Gustav (1808-1877),Nase (nicht Heydemann …) – Albert Gustav Heydemanns Spitzname war »Nase«. der heut früh abriß, sondern die, so zwischen Augen und Mund befindlich) und die ist nicht wohl, ist roth, dick, und es sitzt ein Mittelding zwischen Flecht und Geschwür auf ihr, das sieht infam aus, und thut weh. Wenn mirs nicht kurirt wird, so werde ich zu Fannys Hochzeit eine jämmerliche Figur spielen. Ist das nicht eklich, wie auch, daß KarolineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) und ich uns heut früh schon um 9 auf den Weg machten, damit ich ja nicht unseren Held MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) versäumen sollte, und ich ihn doch versäumt habe? Ich habe Pech. Aber was willst Du noch wissen? Wir haben Alle nur Eine Beschäftigung, von der Du schon des breitesten vernommen; VictoireFränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843) weißt Du, daß HolteiHoltei, Karl Eduard von (1798-1880) meiner Julie HolzbecherHolzbecher, Julie (1809-1839) decidirter Bräutigam ward,daß Holtei meiner Julie Holzbecher decidirter Bräutigam ward – Karl von Holtei verlobte sich 1829 mit der Schauspielerin und Sängerin Julie Holzbecher und heiratete sie am 23. März 1830 in zweiter Ehe. interessirt Dich wenig, sogar in den ist das Heirathen gefahren. JulieHolzbecher, Julie (1809-1839) und KöpkeKöpke, Gustav (1805-1859)Köpke – Der Jurist und Sänger Gustav Köpke heiratete am 11. Juni 1832 Sophie Julie Wilhelmine Hanstein. sind auch, zwar getrennte, jedoch authentische Sichverheirathen wo de llende.

Weiter weiß ich nichts, bin müde vom Herumlaufen, habe Kopfschmerzen, bin verdrießlich über mein Riechorgan, kurz eine unerfreuliche Erscheinung. In der Stube hier siehts aus wie in einer Schneiderherberge, wenn jemand kommt, ich kann ihm keinen Stuhl anbieten, alles ist voll von Kleidern, und auf dem Klavier steht eine Haube. Es wird schon besser werden, sagt Rad. MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) kam nicht mehr zu Mittag, ich versäumte ihn also entschieden, nächstens muß er in der Schnellpost vorbeikommen. Erinnerst Du Dich Justus Amadeus LecerfLecerf, Justus Amadeus (1789-1868)? Der ist wieder hier, hat graues Haar und ein abgewel k l tes Gesicht, und freut sich unendlich, Dich hier zu sehn, ist doch eine Ähnlichkeit mit mir. Wahrlich, mich schauderts, seh ich mich in der Stube um, wie das bis zu Deiner Ankunft ordentlich werden soll, davon habe ich keinen Begriff. Rathe mal, wo MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) sind? Sie sind ausgegangen kaufen, schummerig fängts auch an zu werden, ich muß also bald aufhören, das war ein schöner Brief. Wollen sehn, wies morgen gehen wird. Heut früh war ich in Deiner Stube oben, da sah es wüst wüst aus. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) hatte ein Paar Tage vorher Quartett in ihr gemacht, und nach seiner wohllöblichen Gewohnheit Pulte mit aufgeschlagenen Noten in der Mitte stehn lassen, das sieht ganz komisch aus; ehe Du wieder kommst, setze ich sie weg.

FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) schrieb Dir, ich säße und läse Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name>. Den habe ich schon den ganzen Sommer liegen, will ihn alle Tage anfangen, und gönne ihn mir nie. (Auszug aus dem <title xml:id="title_e9e1f8a8-a451-4b13-8930-8f96073404bf">Kinderfreund<name key="PSN0115802" style="hidden" type="author">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770–1831)</name><name key="CRT0111636" style="hidden" type="literature">Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen</name>Rochow, Friedrich Eberhard Freiherr von (1734–1805)Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen).dem Kinderfreund – Friedrich Eberhard von Rochow, Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1776/79, oder Friedrich Philipp Wilmsen, Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen, Berlin 1802. Nun noch eins, sage KlingejüngeKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), den ich sehr grüße, erstens beneidete ich ihn stark um sein KinderfrauenAmt bei Dir, zweitens würde ich ihm unmittelbar nach der Hochzeit ein wörtliches Pro Jubel Alles aller Begebenheiten derselben schicken, historisch trocken, und episch breit, ohne Sentimentalität, wie ohne Ironie. Morgen mehr.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

|3| Mittwoch. O Felix, heute sehe ich erst göttlich aus! Denke Dir! Ich habe eine braune Nase! Hör meine Facta. Gestern früh Morgens machte ich, besagten Hammels wegen, dem Dr. BingBing, Abraham Herz (1769-1835) eine Visite, fand ihn zwar im reizendsten morning dress, allein er wollte mir nichts verschreiben, und wies mich an einen „Doktor und Operatehr“ (O HornHorn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)). Folglich ging ich mit Mutter und Fanny zu DieffenbachDieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847), über Land gefahren, zu RustRust, Johann Nepomuk (seit 1836) Ritter von (1775-1840), im Thiergarten, und da standen wir.

Da ich nun müde und erhitzt war, schickten sie mich nach Haus, besorgten ihre Commissionen, und Fanny stiefelte zu Dr. Bing, der in Verzweifelung ein Öl verschrieb, was Fanny aus der Apotheke gleich mitbrachte, und wonach die Nase braun wurde. Du kannst Dir denken, daß mir vielfach gratulirt wurde, nicht mehr naseweis zu seyn; Vater DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) aber, der gestern Abend bei uns war, fand es herrlich. Das ist nun die Nase. Thut doch, Du und KlingKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). fromme Wünsche für ihre Weisheit am Sonnabend. Miss TaylorTaylor, Ann Rowe (1779-1851) würde sich freuen, wenn das bliebe, und ich mich ihr so präsentirte. Aber, um von der Nase loszukommen, Mühlenfels schob ab,Mühlenfels schob ab – Ludwig von Mühlenfels reiste nach Bonn, wo er Anfang Oktober 1829 Ernst Moritz Arndt traf. Siehe Martin Herzig, »Ich hab’s gewagt!« Das Leben des Ludwig von Mühlenfels (1793-1861), Berlin 2009, S. 97. ich sah seine Schnellpost gestern Fensterparade machen, konnte aber, der Dunkelheit wegen, nicht genau unterscheiden, ob er wirklich hinausgrüßte, oder ob es mir nur so vorkam. Lebe wohl, lieb Lamm, bedaure mich, wie ich Dich, und sey von allen Bekannten gegrüßt.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

Noch ein Paar Worte in einer halben Zwischenminute. Eben kam Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-22-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 22. September 1829</name> , und ist schön, aber das ich kein Orgelstück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wz5aftac-2ktj-d3ts-oc7h-bmjnxoeebcuo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100515" style="hidden">Orgelstück für Fanny Mendelssohn Bartholdys Hochzeit A-Dur, [August / September 1829]<idno type="MWV">W 10</idno><idno type="op"></idno></name> bekomme,das ich kein Orgelstück bekomme – siehe Kommentar zu Z.: wenn ich nur Deins bekomme. ist nicht schön, wer soll mich denn nun zur KircheReformierte ParochialkircheBerlinDeutschland hinaus begleiten?wer soll mich denn nun zur Kirche hinaus begleiten? – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte noch am Abend des 2. Oktober 1829 ein Ausgangsstück, das Präludium für Orgel G-Dur, HU 243, für ihren Traugottesdienst am Folgetag. Der alte BachBach, Johann Sebastian (1685-1750), oder ich mich selbst? Wo soll ich denn die Zeit hernehmen? Hättest Du man eins bestimmt, so wollte ich mich schon zufrieden geben. Aber daß Du in 8 Wochen kommen willst, ist schön. Die Geschichte von der Marmelade ist auch schön, und alles gefällt mir, nur nicht der Gig. Der ist ein dummer Teufel. Die Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bfzcd0jv-vggh-ksjw-d1zm-yqlmmzfszbiv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name> sind sehr schön,Die Hebriden sind sehr schön – In Brief fmb-1829-09-22-01 (Brief Nr. 222) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 22. September 1829, hatte Mendelssohn den Beginn der Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), notiert. und werden mir noch ganz besonders gefallen. Aufs Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h4juftde-ijrn-bso5-3ijo-lgk39ek7680j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name> freue ich mich,Aufs Quartett freue ich mich – Im Brief vom 22. September 1829 bezeichnete Mendelssohn sein Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), als »fertig«. Das Werk hatte er am 14. September 1829 vollendet. und KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) danke ich, bei erster ehelicher Muße schreibe ich ihm.

Felix mein Brautkleid ist sehr schön, und wir werden alle gentleman aussehn, da ich aber glaube, daß Dir jetzt die Hochzeit hier sitzen wird (ich halte die Hand am Halse) so nehme ich Abschied von Dir, außerdem auch noch aus dem Grunde, VaternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) diesen übrigen Platz zu reserviren. Leb wohl lieber Felix, ich freue mich, daß wir nun noch einen Brief zu erwarten haben. Nachmittags. Deine beiden andern BriefeDeine beiden andern Briefe – Brief fmb-1829-09-22-02 (Brief Nr. 223) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 22. September 1829, und Brief fmb-1829-09-25-01 (Brief Nr. 224) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. September 1829. haben wir nun auch, lieber Felix, und wenn ich mich gehn ließe, könnte ich recht affizirtaffizirt – gerührt, bewegt. davon seyn, daß der letzte, den ich vor meiner Hochzeit erhalte,der letzte, den ich vor meiner Hochzeit erhalte – Gemeint ist Mendelssohns Brief vom 25. September 1829. so verstimmt, und leidend ist. Ich will aber nicht, sondern sage mir mit allem Nachdruck, dessen ich fähig bin, daß nun schon wieder 24 Tage drüber hingegangen sind, in denen Du Dich, mit Gottes Hülfe, von Unfall und Aderlaß erholt haben wirst, und daß ich hoffen darf, Du werdest den 3ten Oktbr. frei und froh und gesund mit KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) zubringen. Ich hoffe es fest, und habe den Muth mich zu freuen. Tausend herzliche Grüße von HenselHensel, Wilhelm (1794-1861), der jetzt den ganzen Tag angestrengt malt, um das Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111571" style="hidden" type="art">Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister, im Hofkostüm (Ölgemälde 1829, verschollen)</name> der Gräfin ArnimmArnim, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie Gräfin von (1800-1855)das Bild der Gräfin Arnimm – Wilhelm Hensel arbeitete seit Anfang September 1829 an dem Porträt von Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister (heutiger Aufbewahrungsort nicht bekannt). Fanny Mendelssohn Bartholdy charakterisierte das Bild als »Gräfin Arnim im Hofkostüm, Ölbild, Kniestück, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166 f. Das Bild wurde 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin gezeigt (Katalog Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 236). Siehe auch Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829. noch in diesen Tagen zu vollenden. Tausend Grüße ferner von MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), Alle haben wir nicht mehr Zeit Dir zu schreiben, ich bin von Tische aufgestanden deshalb, sie läßt Dir alle mögliche Sorgfalt empfehlen, Gehorsam gegen Dr. KindKind, Carl Maximilian (1801-1831), Ruhe und was Dir sonst nützlich seyn kann. Der Himmel gebe mir zuerst im Ehestande einen gesunden, frohen Brief, und somit lebe wohl. Es bleibt Alles beim Alten ich auch.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Schöneres kannst Du Dir doch nicht denken, als eine braune Nase, ich trage aber einen weißen Lappen drüber, und glaube, höher steigt die Wonne des Anblicks nicht. Und ärgern darf ich mich auch nicht, sonst wird übel ärger, mein Trost ist ein Anstreicher, der vorgestern zu uns kam, und gar keine Nase hat. Was gäbe der, hätte er mein Monstrum. Ich werde also als lebendiger Spott auf Fannys Hochzeit einhertanzen, und die bewegte Braut während der Traurede durch meinen Anblick zum Lachen bringen. Daß ich immer in der Welt seyn muß, um ausgelacht zu habe werden. Dein Ovidius NasoOvid (Publius Ovidius Naso), gymnastischer Künstler, genannt Nashorn von Nassau. Ich muß Possen machen, sonst ärgere ich mich, und das ist mir schädlich. Ach grüß Klingemann, aber sehr, ich lasse was auf ihn halten, und schreibe ihm des Nächstesten.

Kompliment von Fanny, sie hätte sowohl Lied<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0109532" style="hidden" type="Translation missing: en.creations.kinds.Musik / Literatur">Brautlied (»In den Wäldern ist ein Wehen«)</name> als auch für MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) bekommen.Fanny … hätte sowohl Lied als auch für Marx bekommen – Im Brief vom 25. September 1829 bat Mendelssohn um die folgende Auskunft (Z. 75 ff.): »Schreibt mir doch umgehend ob ihr nie einen Brief von Klingem. mit einem Lied von seiner Comp. aus g dur „in den Wäldern“ und ob Marx nicht von ihm einen Bericht kurz nach dem Schles. Concert, dasselbe und m. a. betreffend, erhalten habt«. Das Brautlied (»In den Wäldern ist ein Wehen«) auf einen eigenen Text hatte Carl Klingemanns mit seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 5., 6. und 7. Juli 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/3. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 55-58) übersandt. Das autographe Liedmanuskript verwahrt die Internationale Mendelssohn-Stiftung in Leipzig (D-LEims, Klingemann-Nachlass. Druck: Acht Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1898. Abdruck des Textes: Klingemann, Briefwechsel, S. 345). Die Sendung für Adolph Bernhard Marx hatte aus einem Konzertzettel des Londoner Konzerts in den Argyll Rooms am 13. Juli 1829 zugunsten der wegen Überschwemmungen im Frühjahr 1829 notleidenden Schlesier bestanden, der von Carl Klingemann am 12. Juli 1829 für eine Rezension mit einem Brief nach Berlin an Marx geschickt worden war (Abdruck eines Fragments des Briefs in BAMZ 6, Nr. 39, 6. September 1829, S. 306-308). Adieu, ich bin wüthend, und lasse mich vor allen Leuten sehen, aber schändlich bleibt es doch. Gans! das fehlt ihnen auch noch (vide dictionnaire d’étiquettevide dictionnaire d’étiquette – lat. / frz., siehe das Wörterbuch der Umgangsformen. von Amalie BeerBeer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854).) Adieu.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)

ich schreibe nun wieder am großen Bogen, und da der gewiß alles enthielt was Meldbares sich zugetragen, so begnüge ich mich für heute, Dir meine Freude über Deine ReconvalescenzDeine Reconvalescenz – Felix Mendelssohn Bartholdys Genesung nach seinem Sturz am 17. September 1829 in London. zu bezeugen; die Strafpredigt über Deine Sentimentale Philosophie oder philosophische Sentimentalität soll später nachkommen. Ganz unbedeutend war Deine Wunde doch wohl nicht, da D z u zur Ader laßen mußtest: Es hat was ähnliches mit der Geschichte vom Leben. Du bist zerstreut vor Langeweile, ich bin es von überhäuften Tausend und abermaltausend Dingen, die ich zu besorgen und zu bedenken habe. Hier <title xml:id="title_0c025dc3-1e17-4a50-8776-38a7cfbdbc63">hängt der Himmel voller Geigen<name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0111803" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name>Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«),Hier hängt der Himmel voller Geigen – »Der Himmel hängt voller Geigen« ist der Titel des bayerischen Volkslieds mit dem Textbeginn »Wir genießen die himmlischen Freuden« aus Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg und Frankfurt a. M. 1806, S. 304 f. und Freudige ziehen ein ins Himmelreich! Mögen sie recht glücklich werden und bleiben! Es ist doch dumm daß Du nicht hier bist.

Schone Dich, reise nicht zu früh, Reisen ermüdet; ich bin noch nicht ausgeruhet.

Dem guten, treuen KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) meinen wahrsten Dank, und herzlichsten Gruß. Krieg kann ihn nun nicht mehr im 8ber herführen; denn wir haben leider Frieden ohne Constantinopel.Frieden ohne Constantinopel – Anspielung auf den Friedensschluss von Adrianopel (heute: Edirne, Türkei) zwischen Russland und dem osmanischen Sultan Mahmut II. vom 14. September 1829 nach dem Russisch-Osmanischen Krieg 1828/29. Nun leb wohl, lebt alle wohl.

Dein Vater A.
            Berlin, den 28sten September 29. Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es sich dennoch ungemein, und ich kann nicht recht unterscheiden, was mich mehr mürbe macht, ob die Ermüdungen der letzten Woche, oder das Bevorstehende, oder das viele Zahnweh, was ich zeither gehabt, aber nun Gottlob verloren habe.
Vater ist Sonnabend Abend angekommen, sehr wohl und ungemein erfreut von seiner Reise, er wußte schon Deinen Unfall, da er Einbrodt in Rotterdam gesprochen hatte, aber der gute Vater sagte uns nichts davon, da wir Deinen Brief noch nicht hatten. Der kam Sonntag früh, und obgleich wir uns nicht eigentlich deshalb ängstigen, erwarten wir doch mit einiger Ungeduld den Mittwochsbrief, von dem ich, besonders da es der letzte vor meiner Hochzeit ist, wirklich mit Sehnsucht gute Nachrichten hoffe. Denn der gute Schooßhund mit der verbundenen Pote gehört noch auf andre Wei ße zum Thierreich, er ist erstens ein Lamm, zweitens ein Haupthahn, etc. Es scheint, daß man nicht ungezeichnet aus London kommt. Vater frug Einbrodt erstens selbst auf sein Ehrenwort, ob er hinüberreisen solle, und schickte ihm dann noch Moritz Levy und Carl zu, die ihm die Ehrenfrage wiederholen mußten, er blieb aber dabei, es sey nicht nöthig, und daß Gott sey Dank keine Spur von Gefahr dabei ist, wiederholt ja auch Klingemann mit Nachdruck. Wie der mit der Kanzlei bei Dir sitzt, das ist sehr nett, und seine Treue wird über den Canal nachempfunden. Gott gebe mir nur zum Mittwoch gute Nachrichten, mit welchem Herzen könnte ich sonst Sonnabend in die Kirche gehn? Doch lieber Felix, ich will mich nicht rühren, und lieber historisch seyn, wie Du es wünschest. Zuerst die Scene: Beckchen hat eben angefangen, Werther zu lesen, und sogleich wieder aufgehört, und tref da Hensel kam, und stickt nun, Hensel zeichnet, Mutter liest die Zeitung, 2 Lampen stehn auf dem Tische, es ist 7 Uhr, aber ich schreibe weiter, weil ich am Tage nicht dazu komme, und wir zufällig eine Minute allein sind. Unsre Einrichtung ist fertig, und ganz allerliebst, vollkommen geschmackvoll, passend und hübsch. Vater war durchaus mit Allem zufrieden, meine Aussteuer ist auch fertig, und ich glaube, die Kleider die ich trage werden Dir gefallen, auch erscheine ich diesen Winter als Behörde mit einem blauen Mantel, grade, wie gewisse andre Leute ihn tragen. Mittwoch wird eine kleine Ausstellung von meiner Aussteuer gemacht, und die Mädchen strömen herbei, sie zu sehn. Donnerstag wird besagte Aussteuer in meine neuen Schränke geräumt, Freitag kommt Hensel mit seinen Sachen an, und zieht ein, Sonnabend wird es dann bunt hergehn, allein ich rechne ich auf eine ruhige Viertelstunde, um Dir wo möglich eine Zeile zu schreiben. Die Krone fängt um 1 an, aber Betty Pistor kommt früher, denn, o Plaisir! Mine Stelzer heirathet an demselben Tage, und so kann sie, die ich zur Brautjungfer gewählt hatte, nicht kommen. Betty schimpft wie ein Rohrsperling auf die liebe Familie, und wir haben ausgemacht, daß wenn Beckchen einmal Hochzeit macht, gewiß Tante Alberti auf denselben Tag zum 2tenmal heirathet, damit sie ja nicht kommen kann. Eine andre Brautjungfer ist mir sehr erfreulicher Weise zugewachsen, Hensels Schwester Minna, die wir in diesen Tagen erwarten. Daß meine Krone eine neue Braut zählt, kann ich Dir nicht verhehlen, lieber Felix, vor 2 Jahren hätte ich Anstand genommen, Dir mit einer kleinen Fußwunde, diese Nachricht mitzutheilen, aus Furcht, Dein Fieber zu vermehren, aber seit der ganze Sacrover See nebst dazu gehörigem Hause, Garten, Weinwand, Heliotropduft, Vanillethee, und Volk in ein Quartett versenkt und gefahren ist, kannst Du ja wohl mit Pomade anhören, daß ich – wage nicht – o Ritz! – daß – Victoire – mit – Rudolph – (nicht Gustav) Decker – nicht Magnus – o weh nun ist es heraus, und Du fällst am Ende in Ohnmacht.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
d. 29. Ich hoffe, mein bester Schatz! diese Brautschaft agitirt Dich nicht, und Du bist überhaupt bei Ankunft unsers Briefs nicht reizbarer als ein andrer rüstiger Mensch mit gesunden Gliedmäßchen. Das war ein Schreck für die poor mamma! Bis zu Vaters Ankunft hatte ich gehofft, der ausgebliebene Brief hänge mit der Ueberfahrt zusammen: ich danke es dem guten Vater aber sehr, uns den ersten Abend mit keiner Miene verrathen zu haben, was ihn doch die ganze Herreise beschäftigte. Du wirst es fühlen, wie gut dies v. ihm war. Eben so, daß er trotz der Scheu vor dem Meere und der Durchkreuzung all seiner Pläne, im Begriff stand, nach London zu schiffen, hätte Einbrod ihn nicht feierlich versichert, Deine Verletzung sei unbedeutend. Dennoch, und trotz aller Vernunftgründe ist der Mensch nicht umsonst eine Mutter, und erwartet mit unbeschreiblichem Herzklopfen die Ankunft des nächsten Briefs. Wenn das Dampfboot nur diesmal nicht verspätet würde! Aber, mein bestes Kind! es wäre uns gar sehr tröstlich gewesen, hätten wir von Dir oder Kling. am gewöhnlichen Tage aufrichtige Botschaft empfangen; ganz ohne Nachricht denkt man sich viel Aergers. Doxat, der unermüdlich theilnehmende, schreibt, Du seist am Knie verwundet; sollte das wirklich sein, so empfehl ich doppeltes Schonen, weil das ein gefährlicher Theil ist.
Doch, Du wirst auch hierin vernünftig handeln, und alle ärztliche Vorschrift befolgen. Wie ich Kling. danke, und wünsche, ihm jede Freundlichkeit abgeben zu können, mußt Du ihm sagen. Einer Deiner besten Züge ists, Dir überall solche Freunde zu erwerben und sie zu verderben. Marx, Heidemanns, Rosen, Mühlenfels, alle nehmen gerührtesten Antheil. Röschen ist fort, zerknirscht v. der Zuvorkommenheit seiner Bekannten, und verlegner als je, weil er keine Einladung abzuschlagen wußte, 6 auf einmal annahm, und 5 also plantiren mußte. Er reiste Sonnt. d. 27. nach Detmold, und hofft, Dir später in den Niederlanden zu begegnen. Eben so Mühl., der heut od. morgen nach Karlsruh abgeht und auch mit Dir zusammen zu kommen hofft. – Vater hat die Reise v. Rott. in seiner gewohnten, d. h. unglaublichen Schnelligkeit zurückgelegt; Sonnab. rechnete ich eben mit Hülfe des Postbuchs, ob es möglich sei, daß er Sonnt. Abend ankäme, als er an die Thür klopfte. Er war grade 6 Wochen abwesend, hat in der Zeit viel Angenehmes erfahren und gesehen, und ist trotz des Tag und Nachtfahrens sehr wohl aussehend, erfrischt und erheitert zurückgekommen. Außer den prächtigen Kleidern und Putzsachen die er geschickt, brachte er für Fanny noch ein breites goldnes, höchst modernes Armband mit, und hier kaufte er aus Salings Verlaßenschaft schöne Perlen, keineswegs Urenkel, sondern höchstens Kinder der meinigen. Fanny sollte beide Schnüre haben, ich fand aber gerecht, daß Reb. die Hälfte bekäme, und so geschah’s. Hensel hat eine Muschel zu den Schlößern gezeichnet; für Fanny wird dies kleine fermoir in Brillanten, und für Reb. in Perlen ausgeführt. Ferner hat der gute Vater bei dieser Gelegenheit den Armen 300 rt. bestimmt, die unter den Hülfsbedürftigen in jüdischen Anstalten, den Wadzecks, beiden Kopfschen und den Erwerbschulen vertheilt werden. Für letztre habe ich gebeten, weil der Ertrag Deines letzten Koncerts ihnen bestimmt war. So schlingt sich der rothe Felixfaden durch alles Tauwerk meiner Gedanken. – Ueberhaupt, wüßtest Du, wie zwischen all den Blonden, Perlen, Blumen, Kleidern, Spitzen und meublen das Lager meines liebsten Jungen durchschimmert, den ich ungeduldig und verdrießlich sehe! Sag mir so oft Du kannst, wie es diesem Liebling geht, und laß ihn die fatalen Gigs fliehen, die auch Kling. den schönen Weisheitszahn gekostet. – Fanny tritt, wie in einem Kotzebueschen Verwandlungsstück, alle 3 Minuten in anderm Kostüm herein, bald weiß, bald blau, grün, tausendblümig, roth, carirt, gestreift; in tausend Formen magst Du Dich verstecken, nein, das wär zu poetisch, nur 12 mal kann sie sich metamorphosiren, denn so viele Kleider bekömmt sie, die eben anprobirt werden. Reb. ist mit Carol. Heine ausgegangen, um den Mirten- und einen bunten Kranz für sich zu bestellen. Sie war hübsch fleißig, und hat für Fanny ein Fußkißen, einen Clavierstuhl und Brautstrumpfbänder gestickt. Zum Glück hatten wir in der letzten Zeit, einzelne schöne Tage, in denen ich die Stadt nach jeder Richtung durchstreifte. Ich rühme mich nämlich, jedes Stück der Wirthschaft und Aussteuer eigenhändig und -füßig gekauft und gewählt zu haben. Auf Topfmärkten, bei Eisen- und Kupferschmieden bin ich umhergewandelt und habe mit Zuziehung der Mägde jeden Quirl besorgt. Es ist mir auch eine Beruhigung, da ich sonst nimmermehr geglaubt hätte, zu welchen Summen die vielfachen Lebensbedürfniße anwachsen. Vater ist aber mit dem genre der Einrichtung sehr zufrieden. Hensel hat alle Zeichnungen zur Schlafstube (das Balkonzimmer) geliefert, und man muß gestehen, daß es ungemein geschmackvoll ist. Bambusstäbe und Lotosblumen sind nicht vergeßen, wie Du Dir denken kannst; ich will aber Fanny die erste häusliche Freude nicht rauben, Dir jedes Stück zu beschreiben.
– Sonnt. sah es sehr kunterbunt bei uns aus, Heines, Wilmsens, Salings, Roberts, Märkers, die Herz, Schweden, Polen und endlich gar, neulich erwähnter Türke, den uns Wolicki an einem Morgen gebracht und den ich zum Spaß eingeladen hatte. Es ist aber eine Art Rindvieh, mit dem nichts anzufangen, und nachdem der erste Spaß für Wol. vorüber, ist er seiner Ciceroneschaft herzlich überdrüßig. Der Kaiser soll diesen Gefangenen als einen der lebhaftesten und gewandtesten zum Probeexemplar gewählt haben; wie müßen nun die andern aussehen! Kurz, notre siècle est celui des désenchantemens: all der erwartete Fanatismus und Enthusiasmus zerfällt in Staub; die Nation ist abrutirt und es erscheint nicht einmal mehr als etwas Gigantisches, solch elendes Volk zu besiegen. – Der König hat den Türken und seinen Hofmeister Wol. zu Tisch gebeten, hat ihm einen schönen goldnen Säbel, Uhr und Kette geschenkt und ihn den Prinzeßinnen vorgestellt. Die Uhr hat der dumme Teufel schon zerbrochen, und wie ein Kind oder Botokude will er alles haben, was er auf den Straßen sieht. – Dieser Abend war ein Abschied für Albert H. ; die Mädchen haben ihm, wegen der neulichen Ohnmacht, ein Riechfläschchen und einen gestickten Untersatz, worauf Rad steht, geschenkt; Mühl. ist unter lautem Jubel zum Ehrenmitglied des Rades gewählt worden, der Lärm und die Thorheit waren wieder groß. Ich glaube, es giebt eine Erzählung, comment l’esprit vient aux filles, und zwar durch die Liebe: uf Ehre, Luise Wilmsen ist nicht klüger, sondern wo möglich dümmerlicher geworden, auch nicht schöner, denn Bauer hat ihr einen Scheitel angethan und der steht ihr erzschlecht. Ach, wie glücklich, daß die Mythologie nicht fortschreitet und noch keine Augenärzte für Cupido besitzt! – Für heute lebwohl, Liebster, Bester, und schreib daß Du ein 2potiges Thier bist. Der Organist Attwood ist ein Lamm von mir; aber Felix, findest Du denn nicht, daß er die größte Aehnlichkeit im Betragen v. Organ. Bach hat? Mich frappirte er.
Lea Mendelssohn Bartholdy
29sten Sept um 2 ist man wieder todtmüde, wenn man den ganzen Vormittag mit Kleiderprobieren zugebracht hat. Felix, ich bin nicht so frivol, wie ich klinge, ich versichere Dich, meine Gedanken reichen über meine Toilette, und wenn der kranke Schooßhund jetzt hier, und der Gig eine Droschke gewesen wäre, 2 Geren hätten Zeit gefunden, an Deinem Bette zu sitzen, und zu pflegen, bis die Freunde gekommen wären, und sie vertrieben hätten. Da dem aber nicht so ist. Mein Orgelstück ist fertig, und als ich gestern Abend aufhörte an Dich zu schreiben, schrieb ich es noch für Grell ab, wenn ich nur Deins bekomme. Ich fahre fort, wo ich gestern stehn blieb. Um 1 also ist die Krone, um 1/2 4 die Trauung angesetzt, zu der die Familie sich in der Kirche versammelt. Nachher fahren wir noch einen Augenblick zu Tante Meyer, die nicht nach der Kirche kommen kann, und uns doch gern begrüßen möchte, dann zu Hause, wo wir den Rest des Tages ruhig verbringen werden. Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Dir, wie ich glaube, nicht die Stunde angezeigt habe. Was ich Dir aber unmöglich beschreiben kann, ist Mutters Thätigkeit, Munterkeit, Plaisir an Allem, und unendliche Güte für mich, sie kann gar kein Ende finden mit Kaufen, Besorgen und Einrichten, und eine so komplett fertige Wirthschaft ist mir noch nicht vorgekommen. Vater hat im Ganzen Anordnungen gemacht, mit denen wir, wie Du denken kannst, ebenfalls einigen Grund zur Zufriedenheit haben, kurz – – – was soll ich Dir weiter sagen, Du kennst die Eltern, und das ist genug. Ich schicke Dir wol noch ein Lied, was ich noch vor meiner Hochzeit zu machen gedenke, es wird das letzte Stück seyn, und das erste denk ich, eine Sonate. Eben war Mühlenfels hier, Abschied nehmend, vielleicht kommt er noch zum Essen wieder, da er Vater und Rebecka nicht getroffen hat, ich glaube es aber doch nicht. Rosen läßt Dir noch sagen, ob Du ihn nicht zwischen dem 20 und 25sten irgendwo zwischen Brüssel und Ostende treffen könntest?
Adieu für heut. Fanny Mendelssohn Bartholdy
Zuletzt komme ich noch an, und bedaure Dich, mein armes geliebtes Vieh. Bedenke aber, Du hast doch zwei Beine, und eins von denen ist doch wenigstens gesund. Aber ich, armer Teufel, ich habe doch nur Eine Nase (nicht Heydemann, der heut früh abriß, sondern die, so zwischen Augen und Mund befindlich) und die ist nicht wohl, ist roth, dick, und es sitzt ein Mittelding zwischen Flecht und Geschwür auf ihr, das sieht infam aus, und thut weh. Wenn mirs nicht kurirt wird, so werde ich zu Fannys Hochzeit eine jämmerliche Figur spielen. Ist das nicht eklich, wie auch, daß Karoline und ich uns heut früh schon um 9 auf den Weg machten, damit ich ja nicht unseren Held Mühlenfels versäumen sollte, und ich ihn doch versäumt habe? Ich habe Pech. Aber was willst Du noch wissen? Wir haben Alle nur Eine Beschäftigung, von der Du schon des breitesten vernommen; Victoire weißt Du, daß Holtei meiner Julie Holzbecher decidirter Bräutigam ward, interessirt Dich wenig, sogar in den ist das Heirathen gefahren. Julie und Köpke sind auch, zwar getrennte, jedoch authentische Sichverheirathen dellende.
Weiter weiß ich nichts, bin müde vom Herumlaufen, habe Kopfschmerzen, bin verdrießlich über mein Riechorgan, kurz eine unerfreuliche Erscheinung. In der Stube hier siehts aus wie in einer Schneiderherberge, wenn jemand kommt, ich kann ihm keinen Stuhl anbieten, alles ist voll von Kleidern, und auf dem Klavier steht eine Haube. Es wird schon besser werden, sagt Rad. Mühlenfels kam nicht mehr zu Mittag, ich versäumte ihn also entschieden, nächstens muß er in der Schnellpost vorbeikommen. Erinnerst Du Dich Justus Amadeus Lecerf? Der ist wieder hier, hat graues Haar und ein abgewel ltes Gesicht, und freut sich unendlich, Dich hier zu sehn, ist doch eine Ähnlichkeit mit mir. Wahrlich, mich schauderts, seh ich mich in der Stube um, wie das bis zu Deiner Ankunft ordentlich werden soll, davon habe ich keinen Begriff. Rathe mal, wo Mutter und Fanny sind? Sie sind ausgegangen kaufen, schummerig fängts auch an zu werden, ich muß also bald aufhören, das war ein schöner Brief. Wollen sehn, wies morgen gehen wird. Heut früh war ich in Deiner Stube oben, da sah es wüst wüst aus. Paul hatte ein Paar Tage vorher Quartett in ihr gemacht, und nach seiner wohllöblichen Gewohnheit Pulte mit aufgeschlagenen Noten in der Mitte stehn lassen, das sieht ganz komisch aus; ehe Du wieder kommst, setze ich sie weg.
Fanny schrieb Dir, ich säße und läse Werther. Den habe ich schon den ganzen Sommer liegen, will ihn alle Tage anfangen, und gönne ihn mir nie. (Auszug aus dem Kinderfreund) . Nun noch eins, sage Klingejünge, den ich sehr grüße, erstens beneidete ich ihn stark um sein KinderfrauenAmt bei Dir, zweitens würde ich ihm unmittelbar nach der Hochzeit ein wörtliches Pro Jubel Alles aller Begebenheiten derselben schicken, historisch trocken, und episch breit, ohne Sentimentalität, wie ohne Ironie. Morgen mehr.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
 Mittwoch. O Felix, heute sehe ich erst göttlich aus! Denke Dir! Ich habe eine braune Nase! Hör meine Facta. Gestern früh Morgens machte ich, besagten Hammels wegen, dem Dr. Bing eine Visite, fand ihn zwar im reizendsten morning dress, allein er wollte mir nichts verschreiben, und wies mich an einen „Doktor und Operatehr“ (O Horn) . Folglich ging ich mit Mutter und Fanny zu Dieffenbach, über Land gefahren, zu Rust, im Thiergarten, und da standen wir.
Da ich nun müde und erhitzt war, schickten sie mich nach Haus, besorgten ihre Commissionen, und Fanny stiefelte zu Dr. Bing, der in Verzweifelung ein Öl verschrieb, was Fanny aus der Apotheke gleich mitbrachte, und wonach die Nase braun wurde. Du kannst Dir denken, daß mir vielfach gratulirt wurde, nicht mehr naseweis zu seyn; Vater Droysen aber, der gestern Abend bei uns war, fand es herrlich. Das ist nun die Nase. Thut doch, Du und Kling. fromme Wünsche für ihre Weisheit am Sonnabend. Miss Taylor würde sich freuen, wenn das bliebe, und ich mich ihr so präsentirte. Aber, um von der Nase loszukommen, Mühlenfels schob ab, ich sah seine Schnellpost gestern Fensterparade machen, konnte aber, der Dunkelheit wegen, nicht genau unterscheiden, ob er wirklich hinausgrüßte, oder ob es mir nur so vorkam. Lebe wohl, lieb Lamm, bedaure mich, wie ich Dich, und sey von allen Bekannten gegrüßt.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Noch ein Paar Worte in einer halben Zwischenminute. Eben kam Dein Brief, und ist schön, aber das ich kein Orgelstück bekomme, ist nicht schön, wer soll mich denn nun zur Kirche hinaus begleiten? Der alte Bach, oder ich mich selbst? Wo soll ich denn die Zeit hernehmen? Hättest Du man eins bestimmt, so wollte ich mich schon zufrieden geben. Aber daß Du in 8 Wochen kommen willst, ist schön. Die Geschichte von der Marmelade ist auch schön, und alles gefällt mir, nur nicht der Gig. Der ist ein dummer Teufel. Die Hebriden sind sehr schön, und werden mir noch ganz besonders gefallen. Aufs Quartett freue ich mich, und Klingemann danke ich, bei erster ehelicher Muße schreibe ich ihm.
Felix mein Brautkleid ist sehr schön, und wir werden alle gentleman aussehn, da ich aber glaube, daß Dir jetzt die Hochzeit hier sitzen wird (ich halte die Hand am Halse) so nehme ich Abschied von Dir, außerdem auch noch aus dem Grunde, Vatern diesen übrigen Platz zu reserviren. Leb wohl lieber Felix, ich freue mich, daß wir nun noch einen Brief zu erwarten haben. Nachmittags. Deine beiden andern Briefe haben wir nun auch, lieber Felix, und wenn ich mich gehn ließe, könnte ich recht affizirt davon seyn, daß der letzte, den ich vor meiner Hochzeit erhalte, so verstimmt, und leidend ist. Ich will aber nicht, sondern sage mir mit allem Nachdruck, dessen ich fähig bin, daß nun schon wieder 24 Tage drüber hingegangen sind, in denen Du Dich, mit Gottes Hülfe, von Unfall und Aderlaß erholt haben wirst, und daß ich hoffen darf, Du werdest den 3ten Oktbr. frei und froh und gesund mit Klingemann zubringen. Ich hoffe es fest, und habe den Muth mich zu freuen. Tausend herzliche Grüße von Hensel, der jetzt den ganzen Tag angestrengt malt, um das Bild der Gräfin Arnimm noch in diesen Tagen zu vollenden. Tausend Grüße ferner von Mutter, Alle haben wir nicht mehr Zeit Dir zu schreiben, ich bin von Tische aufgestanden deshalb, sie läßt Dir alle mögliche Sorgfalt empfehlen, Gehorsam gegen Dr. Kind, Ruhe und was Dir sonst nützlich seyn kann. Der Himmel gebe mir zuerst im Ehestande einen gesunden, frohen Brief, und somit lebe wohl. Es bleibt Alles beim Alten ich auch.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Schöneres kannst Du Dir doch nicht denken, als eine braune Nase, ich trage aber einen weißen Lappen drüber, und glaube, höher steigt die Wonne des Anblicks nicht. Und ärgern darf ich mich auch nicht, sonst wird übel ärger, mein Trost ist ein Anstreicher, der vorgestern zu uns kam, und gar keine Nase hat. Was gäbe der, hätte er mein Monstrum. Ich werde also als lebendiger Spott auf Fannys Hochzeit einhertanzen, und die bewegte Braut während der Traurede durch meinen Anblick zum Lachen bringen. Daß ich immer in der Welt seyn muß, um ausgelacht zu habe werden. Dein Ovidius Naso, gymnastischer Künstler, genannt Nashorn von Nassau. Ich muß Possen machen, sonst ärgere ich mich, und das ist mir schädlich. Ach grüß Klingemann, aber sehr, ich lasse was auf ihn halten, und schreibe ihm des Nächstesten.
Kompliment von Fanny, sie hätte sowohl Lied als auch für Marx bekommen. Adieu, ich bin wüthend, und lasse mich vor allen Leuten sehen, aber schändlich bleibt es doch. Gans! das fehlt ihnen auch noch (vide dictionnaire d’étiquette von Amalie Beer. ) Adieu.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
ich schreibe nun wieder am großen Bogen, und da der gewiß alles enthielt was Meldbares sich zugetragen, so begnüge ich mich für heute, Dir meine Freude über Deine Reconvalescenz zu bezeugen; die Strafpredigt über Deine Sentimentale Philosophie oder philosophische Sentimentalität soll später nachkommen. Ganz unbedeutend war Deine Wunde doch wohl nicht, da zu zur Ader laßen mußtest: Es hat was ähnliches mit der Geschichte vom Leben. Du bist zerstreut vor Langeweile, ich bin es von überhäuften Tausend und abermaltausend Dingen, die ich zu besorgen und zu bedenken habe. Hier hängt der Himmel voller Geigen, und Freudige ziehen ein ins Himmelreich! Mögen sie recht glücklich werden und bleiben! Es ist doch dumm daß Du nicht hier bist.
Schone Dich, reise nicht zu früh, Reisen ermüdet; ich bin noch nicht ausgeruhet.
Dem guten, treuen Klingemann meinen wahrsten Dank, und herzlichsten Gruß. Krieg kann ihn nun nicht mehr im 8ber herführen; denn wir haben leider Frieden ohne Constantinopel. Nun leb wohl, lebt alle wohl.
Dein Vater
A.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-09-30-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-09-30-01" xml:id="title_5b280be9-2f75-4ddb-94d2-ef79bb5c0721">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co. <lb></lb> Berlin, 28., 29. und 30. September 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_5d24616d-bd5e-4237-8f11-90fd1252e77e">Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_30764141-d863-4a03-8c1b-ce7aeb30eb88">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1829-09-25-01" type="precursor" xml:id="title_2b3a1d46-71ee-4227-a239-5ce0c654933a">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 25. September 1829</title> <title key="unknown" type="successor" xml:id="title_3e6bd529-5511-4ba2-9480-683885fb0127">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 10. Juli 1829</title> <author key="PSN0117585">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</author> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author> <author key="PSN0117586">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</author> <author key="PSN0113247">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"></name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition"></name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_3a6f79b4-9b8d-4231-bd35-6c0896d88641"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/95.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-09-30-01" type="letter" xml:id="title_b0224277-cdbd-4ec9-b497-508e0bf4b790">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co.;  Berlin, 28., 29. und 30. September 1829</title> <incipit>Mein bester Felix, ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 4-5 / 30 / 9], [SCHIFFSBRIEF-POST HAMBURG / 2 OCT / 1829.], [SHIP LETTER LONDON / 8 OC / 1829], [? / 1829], Siegel.</p> <handDesc hands="4"> <p>Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 426-429 (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-09-28" xml:id="date_673457cf-64b8-4502-81db-14724cb50b3a">28.</date>, <date cert="high" when="1829-09-29" xml:id="date_6e3a2cd1-1a52-4054-8120-c29aa18c8e3d">29.</date> und <date cert="high" when="1829-09-30" xml:id="date_d1bb4fd8-28e7-4b05-9f01-ccddb46391bc">30. September 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_6465dd36-6dd2-486e-8da8-1566ea15d317">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_75e2da9e-0532-4e49-b19b-f9c0f614311e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_dd3dc90d-c745-49a8-943b-ee95ec2fb8a6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_efe92868-7320-4574-ae79-3ddfb3e8f2a7">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_e4dc232b-b278-4443-aa12-dc3ed798d2bf"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_fe0a2e3a-3932-474f-9fba-93643b083474">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e207a7a0-ab16-4a5e-86cd-7d270120c249"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Messieurs Doxat et C<hi rend="superscript">o</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour remettre à M<hi rend="superscript">r</hi> Felix MendBartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">par Hambourg</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">bateau à vapeur</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_8b8add5f-7171-41d3-b794-dd69864b387a"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, den <date cert="high" when="1829-09-28" xml:id="date_1aea9210-86a5-4508-bf8d-b43e55939de4">28sten September 29.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Mein bester Felix, </seg>ich will versuchen Dir zu schreiben, obschon mir der Kopf wirklich etwas wüst ist. Man mag so viel vorher besorgt und gethan haben, als man will, in den letzten Tagen häuft es sich dennoch ungemein, und ich kann nicht recht unterscheiden, was mich mehr mürbe macht, ob die Ermüdungen der letzten Woche, oder das Bevorstehende, oder das viele Zahnweh, was ich zeither gehabt, aber nun Gottlob verloren habe.</p> <p><persName xml:id="persName_95f5bf26-96eb-4f3a-808c-495a031e15c3">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist <date cert="high" when="1829-09-26">Sonnabend Abend</date> angekommen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d48c3ce7-9081-43d2-98b9-48266b1295da" xml:lang="de">Vater ist Sonnabend Abend angekommen – Abraham Mendelssohn Bartholdy kehrte am Abend des 26. September 1829 von seiner Reise nach Norddeutschland und den Niederlanden nach Berlin zurück (Hensel, Tagebücher, S. 24).</note> sehr wohl und ungemein erfreut von seiner Reise, er wußte schon Deinen Unfall,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7af87dbb-c7c5-41ca-a264-d97f9d719943" xml:lang="de">Deinen Unfall – Felix Mendelssohn Bartholdy war am 17. September 1829 in London mit einem Pferdewagen verunglückt und hatte sich am Knie verletzt.</note> da er <persName xml:id="persName_2603e7d2-aff7-4133-b53e-b05c48cb8f93">Einbrodt<name key="PSN0110873" style="hidden" type="person">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> in Rotterdam gesprochen hatte, aber der gute Vater sagte uns nichts davon, da wir <title xml:id="title_e3bf2da0-9dcc-4eed-9a82-cfded1eb15c1">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-22-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 22. September 1829</name> </title> noch nicht hatten. Der kam <date cert="high" when="1829-09-27">Sonntag früh</date>, und obgleich wir uns nicht eigentlich deshalb ängstigen, erwarten wir doch mit einiger Ungeduld den Mittwochsbrief,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a30877ce-79b2-4251-96ac-f0b00eb5d3b1" xml:lang="de">Mittwochsbrief – Felix Mendelssohn Bartholdys Briefe trafen zumeist mittwochs in Berlin ein.</note> von dem ich, besonders da es der letzte vor meiner Hochzeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_06e39130-67f5-4c1b-a133-654af5d84ec8" xml:lang="de">meiner Hochzeit – Fanny Mendelssohn Bartholdy heiratete am 3. Oktober 1829 den preußischen Hofmaler Wilhelm Hensel.</note> ist, wirklich mit Sehnsucht gute Nachrichten hoffe. Denn der gute Schooßhund mit der verbundenen Pote gehört noch auf andre Wei<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">s</corr> <sic resp="writer">ß</sic> </choice>e zum Thierreich, er ist erstens ein Lamm,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21659f73-26a1-4bf2-b0e9-fed09e675dd6" xml:lang="de">Lamm – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> zweitens ein Haupthahn, <hi rend="latintype">etc</hi>. Es scheint, daß man nicht ungezeichnet aus London kommt. Vater frug Einbrodt erstens selbst auf sein Ehrenwort, ob er hinüberreisen solle, und schickte ihm dann noch <persName xml:id="persName_239248ca-35b6-415f-aff0-6abe23c4514e">Moritz Levy<name key="PSN0110599" style="hidden" type="person">Delmar, Ferdinand Moritz (bis 1806: Salomon Moses Levy) (seit 1810) Freiherr von (?-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_5c225596-45b4-45ea-ac49-3a28b988bf51">Carl<name key="PSN0113114" style="hidden" type="person">Maß, Karl (Carl)</name></persName> zu, die ihm die Ehrenfrage wiederholen mußten, er blieb aber dabei, es sey nicht nöthig, und daß Gott sey Dank keine Spur von Gefahr dabei ist, wiederholt ja auch <persName xml:id="persName_640a1e57-b3cd-4ca2-925f-898cc13bacf0">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> mit Nachdruck. Wie der mit der Kanzlei bei Dir sitzt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_18d7b179-b953-4164-91fc-6ea6a79a095e" xml:lang="de">Wie der mit der Kanzlei bei Dir sitzt – Mendelssohn logierte nach seiner Rückkehr aus Schottland nach London in Nr. 35 Bury Street, Klingemann wohnte in Nr. 37 dieser Straße. Siehe Brief fmb-1829-09-18-01 (Brief Nr. 221) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Amsterdam, London, 18. September 1829, Z. 31 ff.: »man hat das sehr bequem, wenn man Haus an Haus wohnt, ich nehme die Deutsche Kanzlei mit ins Krankenzimmer, und erschrecke damit überlästige Besucher.«</note> das ist sehr nett, und seine Treue wird über den Canal nachempfunden. Gott gebe mir nur zum <date cert="high" when="1829-09-30">Mittwoch</date> gute Nachrichten, mit welchem Herzen könnte ich sonst <date cert="high" when="1829-10-03">Sonnabend</date> in die Kirche gehn? Doch lieber Felix, ich will mich nicht rühren, und lieber historisch seyn, wie Du es wünschest. Zuerst die Scene: <persName xml:id="persName_2616ef11-29c0-4b48-b439-7abfba899259">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> hat eben angefangen, <title xml:id="title_d69d16ef-a5d2-414e-ad4b-8317a9ee14d9">Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c006273b-89c5-4bf3-9c34-8c912058c57f" xml:lang="de">Werther – Johann Wolfgang von Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers, Leipzig 1774.</note> zu lesen, und sogleich wieder aufgehört, <del cert="low" rend="strikethrough">und tref</del> da <persName xml:id="persName_29ea4d1a-8a1d-4250-8e4a-99f98cf19860">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> kam, und stickt nun, Hensel zeichnet, <persName xml:id="persName_b18aec96-d16f-41f5-ba79-4a4ad90f18ad">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> liest die Zeitung, 2 Lampen stehn auf dem Tische, es ist 7 Uhr, aber ich schreibe weiter, weil ich am Tage nicht dazu komme, und wir zufällig eine Minute allein sind. Unsre Einrichtung ist fertig, und ganz allerliebst, vollkommen geschmackvoll, passend und hübsch. Vater war durchaus mit Allem zufrieden, meine Aussteuer ist auch fertig, und ich glaube, die Kleider die ich trage werden Dir gefallen, auch erscheine ich diesen Winter als <persName xml:id="persName_c78243c1-ec0e-461c-ab7e-dc8f59fb156b">Behörde mit einem <hi n="1" rend="underline">blauen</hi> Mantel<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e19b9197-07dd-463f-af34-d4d699886479" xml:lang="de">Behörde mit einem blauen Mantel – Dies war der Spitzname der mit den Mendelssohn-Geschwistern befreundeten Caroline Heine; vgl. Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829, Z.: »die Behörde im blauen Mantel«.</note> grade, wie gewisse andre Leute ihn tragen. <date cert="high" when="1829-09-30">Mittwoch</date> wird eine kleine Ausstellung von meiner Aussteuer gemacht, und die Mädchen strömen herbei, sie zu sehn. <date cert="high" when="1829-10-01">Donnerstag</date> wird besagte Aussteuer in meine neuen Schränke geräumt, <date cert="high" when="1829-10-02">Freitag</date> kommt Hensel mit seinen Sachen an, und zieht ein,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6311f59a-c584-4127-bd1b-5e4dec8294ae" xml:lang="de">Hensel … zieht ein – Wilhelm Hensel wohnte bis zum 2. Oktober 1829 in der Jägerstraße 20 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung).</note> <date cert="high" when="1829-10-03">Sonnabend</date> wird es dann bunt hergehn, allein <add place="above">ich<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> rechne <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_b03668d8-05b4-4e00-b4f3-b56549ad5458">ich</del> auf eine ruhige Viertelstunde, um Dir wo möglich eine Zeile zu schreiben. Die Krone fängt <date cert="high" when="1829-10-03">um 1</date> an, aber <persName xml:id="persName_3eb4a23f-aee0-4d93-932d-8c4102f54e5e">Betty Pistor<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName> kommt früher, denn, o Plaisir! <persName xml:id="persName_79894c2a-bffb-4278-8545-2dee466682ae">Mine Stelzer<name key="PSN0118354" style="hidden" type="person">Steltzer, Johanne Wilhelmine Philippine (Mine) (1810-1901)</name></persName> heirathet an demselben Tage,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_621e0f86-324f-4b9d-afb7-16e3b2a7c1b5" xml:lang="de">Mine Stelzer heirathet an demselben Tage – Johanne Wilhelmine Philippine Steltzers Hochzeit mit dem Magdeburger Juristen Carl Wilhelm von Klewitz fand erst am 5. Oktober 1829 statt.</note> und so kann sie, die ich zur Brautjungfer gewählt hatte, nicht kommen. Betty schimpft wie ein Rohrsperling auf die liebe Familie, und wir haben ausgemacht, daß wenn <persName xml:id="persName_c122415a-c1c9-4b24-bb3c-b95e27494904">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> einmal Hochzeit macht, gewiß <persName xml:id="persName_1dac3ad3-355b-4232-b685-5e30fe651186">Tante Alberti<name key="PSN0116025" style="hidden" type="person">Alberti, Wilhelmine (Mine) (1777-1851)</name></persName> auf denselben Tag zum 2tenmal heirathet,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d067b40-a038-4240-b141-1c6695b02595" xml:lang="de">Tante Alberti … zum 2tenmal heirathet – Wilhelmine Alberti, die Tante von Betty Pistor, hatte, da sie selbst kinderlos geblieben war, ihre Schwester bei der Erziehung Bettys unterstützt. Ihr Ehemann, Carl Alberti, war am 2. Februar 1829 gestorben.</note> damit sie ja nicht kommen kann. Eine andre Brautjungfer ist mir sehr erfreulicher Weise zugewachsen, Hensels Schwester <persName xml:id="persName_937d3eca-a7d3-4440-942d-73369a8ccf29">Minna<name key="PSN0111900" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelmine (Minna) (1802-1893)</name></persName>, die wir in diesen Tagen erwarten. Daß meine Krone eine neue Braut zählt, kann ich Dir nicht verhehlen, lieber Felix, vor 2 Jahren hätte ich Anstand genommen, Dir mit einer kleinen Fußwunde, diese Nachricht mitzutheilen, aus Furcht, Dein Fieber zu vermehren, aber seit der ganze <placeName xml:id="placeName_a4d86b17-bafb-4a00-a504-444971f13d38">Sacrover<settlement key="STM0103370" style="hidden" type="locality">Sacrow</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> See nebst dazu gehörigem Hause, Garten, Weinwand, Heliotropduft,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5ddfe939-bac7-41ea-9712-a47eeeffe328" xml:lang="de">Heliotropduft – Die Blüte des Heliotrops duftet nach Vanille.</note> Vanillethee, und Volk in ein <title xml:id="title_ba7a7005-2533-4003-9b98-b11c90e0ff6f">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4dbv0uoo-q94f-g7xv-uvrl-soioiztp9ucn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> versenkt und gefahren ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d86ccdaf-0122-40f4-a7a9-1d0ae8f9b373" xml:lang="de">seit der ganze Sacrover See … in ein Quartett versenkt und gefahren ist – Das am 3. Juni 1827 komponierte Lied Frage »Ist es wahr« op. 9/1 (MWV K 39) verarbeitete Mendelssohn im ersten Satz seines Streichquartetts a-Moll, op. 13 (MWV R 22), als Hauptthema. Es war Pfingsten (3. Juni) 1827 auf dem Gut der Familie Magnus in Sacrow (heute ein Gemeindeteil von Potsdam) entstanden. Die Familie Magnus besaß das Anwesen seit 1813.</note> kannst Du ja wohl mit Pomade anhören, daß ich – wage nicht – o <persName xml:id="persName_e2e612dc-8a16-40a2-b9cd-4ebc9bf9d0ec">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>! – daß – <persName xml:id="persName_64fed7fe-e61d-4c53-b97b-b0a6821c03fa">Victoire<name key="PSN0111144" style="hidden" type="person">Fränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843)</name></persName> – mit – <persName xml:id="persName_fc2a663f-99bb-4bdd-a403-fd4c89d9e365">Rudolph<name key="PSN0110584" style="hidden" type="person">Decker, Rudolf Ludwig (seit 1863) von (1804-1877)</name></persName> – (nicht <persName xml:id="persName_57468013-293e-4d14-ad84-cee92eb7969a">Gustav<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName>) Decker<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fa3039b2-7a74-474c-8e39-a6f5d9af24e5" xml:lang="de">daß – Victoire – mit – Rudolph … Decker – Victoire Fränkel hatte sich mit dem Oberhofbuchdrucker Rudolph Ludwig Decker verlobt. Das Verlöbnis wurde im Frühjahr 1830 gelöst. Decker heiratete 1832 die Sängerin Pauline von Schätzel, Victoire Fränkel ging 1831 in Warschau die Ehe mit dem Bankier Michael Ernst Carl Kaskel ein. </note> – nicht <persName xml:id="persName_2993fb08-4a85-4f25-8e7a-3ac076aa8450">Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> – o weh nun ist es heraus, und Du fällst am Ende in Ohnmacht.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_096a6667-3081-49ae-9159-654a7b4915ca"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-29" xml:id="date_1b95a546-5b40-4157-b62a-4886bb755577">d. 29.</date></seg> Ich hoffe, mein bester Schatz! diese Brautschaft <hi rend="latintype">agitirt</hi> Dich nicht, und Du bist überhaupt bei Ankunft unsers Briefs nicht reizbarer als ein andrer rüstiger Mensch mit gesunden Gliedmäßchen. Das war ein Schreck für die <hi rend="latintype">poor mamma</hi>! Bis zu Vaters Ankunft hatte ich gehofft, der ausgebliebene Brief hänge mit der Ueberfahrt zusammen: ich danke es dem guten Vater aber sehr, uns den <date cert="medium" when="1829-09-26">ersten Abend</date> mit keiner Miene verrathen zu haben, was ihn doch die ganze Herreise beschäftigte. Du wirst es fühlen, wie gut dies v. ihm war. Eben so, daß er trotz der Scheu vor dem Meere und der Durchkreuzung all seiner Pläne, im Begriff stand, nach London zu schiffen, hätte <persName xml:id="persName_68f3ff4a-d8a1-4000-b683-02212d61b220">Einbrod<name key="PSN0110873" style="hidden" type="person">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> ihn nicht feierlich versichert, Deine Verletzung sei unbedeutend. Dennoch, und trotz aller Vernunftgründe ist der Mensch nicht umsonst eine Mutter, und erwartet mit unbeschreiblichem Herzklopfen die Ankunft des nächsten Briefs. Wenn das Dampfboot nur <hi n="1" rend="underline">dies</hi>mal nicht verspätet würde! Aber, mein bestes Kind! es wäre uns gar sehr tröstlich gewesen, hätten wir von Dir oder <persName xml:id="persName_37ce5dc5-2915-406f-a4ca-4367816176f3">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. am gewöhnlichen Tage aufrichtige Botschaft empfangen; ganz ohne Nachricht denkt man sich viel Aergers. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_345519ed-5489-4d70-8447-1c5b58c83258">Doxat<name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName></hi>, der unermüdlich theilnehmende, schreibt, Du seist am <hi n="1" rend="underline">Knie</hi> verwundet; sollte das wirklich sein, so empfehl ich doppeltes Schonen, weil das ein gefährlicher Theil ist. </p> <p>Doch, Du wirst auch hierin vernünftig handeln, und alle ärztliche Vorschrift befolgen. Wie ich Kling. danke, und wünsche, ihm jede Freundlichkeit abgeben zu können, mußt Du ihm sagen. Einer Deiner besten Züge ists, Dir überall solche Freunde zu erwerben und sie zu verd<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">ienen</corr><sic resp="writer">erben</sic></choice>. <persName xml:id="persName_49158fd6-00ed-4d3d-983a-80bb4165c7ed">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3f266cbe-40cc-44cd-bc6b-06f09b6afe07">Heidemanns<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name><name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f82e6156-8939-421b-a5b6-91c09a4b06d2">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f5907e41-5ff8-4961-b368-46ed9d520db8">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, alle nehmen gerührtesten Antheil. <persName xml:id="persName_dd833831-a6ef-44be-be3d-e3ca1aec47e9">Röschen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> ist fort,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_899b8a17-f14f-4d8b-bf32-673fbd091264" xml:lang="de">Röschen ist fort – Der Orientalist Friedrich Rosen hatte sich seit dem 16. September 1829 in Berlin aufgehalten (Hensel, Tagebücher, S. 23).</note> zerknirscht v. der Zuvorkommenheit seiner Bekannten, und verlegner als je, weil er keine Einladung abzuschlagen wußte, 6 auf einmal annahm, und 5 also <hi rend="latintype">plantiren</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1c828ebd-74e4-4cc2-ab21-31f4db852565" xml:lang="de">plantiren – von frz. planter, pflanzen, setzen; hier: sitzen lassen, im Stich lassen (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. VII, Leipzig 1889, Sp. 1895).</note> mußte. Er reiste <date cert="high" when="1829-09-27" xml:id="date_75ab13a3-f284-4ef0-8441-5d09490ca74b">Sonnt. d. 27.</date> nach <placeName xml:id="placeName_b812b2dc-e984-4421-9432-fc9784ec92e6">Detmold<settlement key="STM0100584" style="hidden" type="locality">Detmold</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_02e6973c-10e2-4e05-bfe3-2a4fdcc2cef7" xml:lang="de">Er reiste Sonnt. d. 27. nach Detmold – Detmold war der Wohnort von Friedrich Rosens Vater Friedrich Ernst Ballhorn-Rosen.</note> und hofft, Dir später in den Niederlanden zu begegnen. Eben so <persName xml:id="persName_6121a7dc-35ec-4db0-9b6a-a640903cf91e">Mühl<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>., der <date cert="high" when="1829-09-29">heut</date> od. <date cert="high" when="1829-09-30">morgen</date> nach Karlsruh abgeht und auch mit Dir zusammen zu kommen hofft. – <persName xml:id="persName_be6e6e9f-f7fa-456a-86c4-6ea39327d5ec">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hat die Reise v. Rott. in seiner gewohnten, d. h. unglaublichen Schnelligkeit zurückgelegt; <date cert="high" when="1829-09-26">Sonnab</date>. rechnete ich eben mit Hülfe des Postbuchs,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0236a790-7007-47ba-9a01-220c375bc2c8" xml:lang="de">des Postbuchs – Post-Handbuch für Berlin […] auf das Jahr 1829, Berlin [1829], oder ein überregionales Postbuch.</note> ob es möglich sei, daß er <date cert="high" when="1829-09-27">Sonnt. Abend</date> ankäme, als er an die Thür klopfte. Er war grade 6 Wochen abwesend, hat in der Zeit viel Angenehmes erfahren und gesehen, und ist trotz des Tag und Nachtfahrens sehr wohl aussehend, erfrischt und erheitert zurückgekommen. Außer den prächtigen Kleidern und Putzsachen die er geschickt, brachte er für <persName xml:id="persName_c97a8bf7-bb4f-4f5b-9367-17e1c6b15d51">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> noch ein breites goldnes, höchst <hi rend="latintype">modernes</hi> Armband mit, und hier kaufte er aus <persName xml:id="persName_604bad22-10c2-401a-8d58-c16ddc642c79">Salings<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> Verlaßenschaft schöne Perlen, keineswegs Urenkel, sondern höchstens Kinder der meinigen. Fanny sollte beide Schnüre haben, ich fand aber gerecht, daß <persName xml:id="persName_33f075b2-f9a3-4c55-8d78-0f3e5be51acf">Reb<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. die Hälfte bekäme, und so geschah’s. <persName xml:id="persName_06f138c9-e89a-44aa-b724-ed1252d790b7">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hat eine Muschel zu den Schlößern gezeichnet; für Fanny wird dies kleine <hi rend="latintype">fermoir</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9a6717e6-f65f-4033-a24c-984809a7783f" xml:lang="fr ">fermoir – frz., Verschluss.</note> in Brillanten, und für Reb. in Perlen ausgeführt. Ferner hat der gute Vater bei dieser Gelegenheit den Armen 300 rt. bestimmt, die unter den Hülfsbedürftigen in jüdischen Anstalten, den <placeName xml:id="placeName_3d9df0e6-eef5-4733-b5e7-b9ec2363f240">Wadzecks<name key="NST0103239" style="hidden" subtype="" type="institution">Wadzeck-Anstalt</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2a05d0fd-f06c-480e-b788-ccc3f2a1a31f" xml:lang="de">den Wadzecks – Die 1819 von Franz Daniel Friedrich Wadzeck (1762-1823) als erstes evangelisches Kinderheim gegründete Wadzeck-Stiftung besteht bis heute.</note> <placeName xml:id="placeName_2a53ef8b-bea5-4477-99fc-9a3279f15461">beiden <persName xml:id="persName_4557de5c-f8a2-4b5f-927f-238ef0b013e3">Kopfschen<name key="PSN0117287" style="hidden" type="person">Kopf, David Traugott (1788-1865)</name></persName><name key="NST0103371" style="hidden" subtype="" type="institution">Erziehungs-Anstalt für sittlich verwahrloster Kinder</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_0d4b452f-e1c7-44b1-9b2c-5d8dcb030453">den Erwerbschulen<name key="NST0103386" style="hidden" subtype="" type="institution">Erwerbschulen</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2410e8ee-cbcc-471b-a3c5-44efc06cbcd6" xml:lang="de">beiden Kopfschen – Die seit 1825 bestehende und von Inspektor David Traugott Kopf geleitete Erziehungs-Anstalt für sittlich verwahrloster Kinder in Berlin, befand sich für Knaben vor dem Halleschen Tore und für Mädchen in der Husarenstraße 5.</note><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_44c0b371-048e-40bc-82ba-3a6bc4830073" xml:lang="de">den Erwerbschulen – schulgeldfreie Schulen für Arme; in Berlin bestanden acht dieser Ausbildungsinstitute für 7-14-jährige Kinder zu Dienstboten. Siehe dazu die Grundsätze, nach welchen die hiesigen Erwerbschulen eingerichtet sind, Berlin 1832.</note> vertheilt werden. Für letztre habe ich gebeten, weil der Ertrag Deines letzten Koncerts ihnen bestimmt war.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b3eb940f-3495-4317-8a09-5d7e83b7729b" xml:lang="de">weil der Ertrag Deines letzten Koncerts ihnen bestimmt war – Der Gewinn der zweiten von Mendelssohn geleiteten Aufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 am 21. März 1829 in Berlin kam den dortigen Erwerbschulen zugute (Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 209).</note> So schlingt sich der rothe Felixfaden durch alles Tauwerk meiner Gedanken. – Ueberhaupt, wüßtest Du, wie zwischen all den Blonden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_aa9d9c4c-922f-4bc9-ac69-c1205ffc1cba" xml:lang="de">Blonden – Blonde: feine Spitze aus Seide.</note> Perlen, Blumen, Kleidern, Spitzen und <hi rend="latintype">meublen</hi> das Lager meines liebsten Jungen durchschimmert, den ich ungeduldig und verdrießlich sehe! Sag mir so oft Du kannst, wie es diesem Liebling geht, und laß ihn die <hi rend="latintype">fatalen Gigs</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5c49a39c-4c92-42f4-a4dc-eb380d193396" xml:lang="de">Gigs – zweirädrige, leichte Pferdewagen.</note> fliehen, die auch Kling. den schönen Weisheitszahn gekostet.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a86b8041-a1ab-417c-aceb-18b55de926f9" xml:lang="de">die fatalen Gigs fliehen, die auch Kling. den schönen Weisheitszahn gekostet – bezieht sich auf einen Unfall Carl Klingemanns im April 1829: In seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829 hatte er geschrieben: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53).</note> – <persName xml:id="persName_61b6bf30-673f-4a15-aac8-4ac5a1d4b3b7">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> tritt, wie in einem <persName xml:id="persName_ca537380-fc1b-4c2c-8335-50dc96e9b277">Kotzebueschen<name key="PSN0112511" style="hidden" type="person">Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (seit 1785) von (1761-1819)</name></persName> Verwandlungsstück, alle 3 Minuten in anderm Kostüm herein, bald weiß, bald blau, grün, tausendblümig, roth, carirt, gestreift; <title xml:id="title_b22ff201-2311-4a9f-aa22-aec0eff6c58f">in tausend Formen magst Du Dich verstecken<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111798" style="hidden" type="literature">In tausend Formen magst Du dich verstecken</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_68a6d1f5-3828-43e6-a8ce-8ca14a6972f4" xml:lang="de">in tausend Formen magst Du Dich verstecken – erster Vers des gleichnamigen Gedichts aus dem »Buch Suleika« im West-östlichen Divan von Johann Wolfgang von Goethe, Stuttgart 1819, S. 179 f.</note> nein, das wär zu poetisch, nur 12 mal kann sie sich metamorphosiren, denn so viele Kleider bekömmt sie, die eben anprobirt werden. <persName xml:id="persName_aaa2289a-10d8-4adc-8bdf-719c77cb8061">Reb<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. ist mit <persName xml:id="persName_ad86ab5d-2b43-4064-81c8-8671c1b6cec7">Carol. Heine<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> ausgegangen, um den Mirten- und einen bunten Kranz für sich zu bestellen. Sie war hübsch fleißig, und hat für Fanny ein Fußkißen, einen Clavierstuhl und Brautstrumpfbänder gestickt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_838c449f-30af-4133-bc99-faf12daf2fc6" xml:lang="de">einen Clavierstuhl … gestickt – Das Geschenk für die Schwester Fanny wird in Brief gb-1829-09-16-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 15. und 16. September 1829, beschrieben.</note> Zum Glück hatten wir in der letzten Zeit, einzelne schöne Tage, in denen ich die Stadt nach jeder Richtung durchstreifte. Ich rühme mich nämlich, jedes Stück der Wirthschaft und Aussteuer eigenhändig und -füßig gekauft und gewählt zu haben. Auf Topfmärkten, bei Eisen- und Kupferschmieden bin ich umhergewandelt und habe mit Zuziehung der Mägde jeden Quirl besorgt. Es ist mir auch eine Beruhigung, da ich sonst<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> nimmermehr geglaubt hätte, zu welchen Summen die vielfachen Lebensbedürfniße anwachsen. Vater ist aber mit dem <hi rend="latintype">genre</hi> der Einrichtung sehr zufrieden. Hensel hat alle Zeichnungen zur Schlafstube (das Balkonzimmer) geliefert, und man muß gestehen, daß es ungemein geschmackvoll ist. Bambusstäbe und Lotosblumen sind nicht vergeßen, wie Du Dir denken kannst; ich will aber Fanny die erste häusliche Freude nicht rauben, Dir jedes Stück zu beschreiben. </p> <p>– <date cert="high" when="1829-09-27">Sonnt</date>. sah es sehr kunterbunt bei uns aus, <persName xml:id="persName_30a855d7-24d7-4d33-8894-db440c740915">Heines<name key="PSN0111811" style="hidden" type="person">Heine, Familie von → Heinrich Carl H. (-)</name></persName>, <persName xml:id="persName_89b1f8a4-e2a0-4b0f-917c-fdda570c3126">Wilmsens<name key="PSN0119011" style="hidden" type="person">Wilmsen, Familie von → Friedrich Philipp W.</name></persName>, <persName xml:id="persName_641a708e-b0fe-4314-854c-e9cacfa5f97c">Salings<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name><name key="PSN0114386" style="hidden" type="person">Saaling (vorh. Salomon), Ferdinand Louis (eigtl. Löb) (1783-1867)</name></persName>, <add place="above"><persName xml:id="persName_867aa7e8-ba62-4187-b938-8a1780443f83">Roberts<name key="PSN0114232" style="hidden" type="person">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778-1832)</name><name key="PSN0114233" style="hidden" type="person">Robert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832)</name></persName>,<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> <persName xml:id="persName_7e9fa4e4-d5cb-4ad8-82fb-1562db1792cf">Märkers<name key="PSN0113062" style="hidden" type="person">Märcker, Friedrich Adolf (1804-1889)</name><name key="PSN0117482" style="hidden" type="person">Märcker, Amalie (Mälchen)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_4da39603-ed0c-4337-9d3b-b047475bb329">Herz<name key="PSN0111940" style="hidden" type="person">Herz, Henriette Julie (1764-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_1440aabb-4a7e-484a-bdcf-ee9a4238f60f">Schweden<name key="PSN0113520" style="hidden" type="person">Munktell, Johan Henrik (1804-1861)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_67bc0a91-8be6-4905-8c22-78c0281cd6d8" xml:lang="de">Schweden – Gemeint ist der Schwede Johan Henrik Munktell, der sich in den Jahren 1828 bis 1830 zum Studium ausländischer Papierfabriken und zur Erweiterung der Bildung auf einer Reise durch Europa befand. An die Familie Mendelssohn war er von der in Stockholm lebenden Henriette Benedicks empfohlen worden. Siehe dazu Rudolf Elvers, Ein Schwede besucht die Mendelssohns. Aus den Reisebriefen des Hendrik Munktell 1829/30, in: Neue Musik und Tradition. Festschrift für Rudolf Stephan zum 65. Geburtstag, hrsg. von Joseph Kuckertz, Helga de la Motte Haber, Christian Martin Schmidt und Wilhelm Seidel, Laaber 1990, S. 233-237.</note> <persName xml:id="persName_407ac17a-25b7-4119-a35c-16a204a3f257">Polen<name key="PSN0115858" style="hidden" type="person">Wolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b0ca357c-0ec5-475b-b894-9ee686e001b1" xml:lang="de">Polen – Gemeint ist Valerian Josef von Wolicky.</note> und endlich gar, neulich erwähnter Türke, den uns <hi rend="latintype">Wolicki</hi> an einem Morgen gebracht und den ich zum Spaß eingeladen hatte. Es ist aber eine Art Rindvieh, mit dem nichts anzufangen, und nachdem der erste Spaß für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_decc1fc2-115a-455a-b10c-c444f605dc00">Wol<name key="PSN0115858" style="hidden" type="person">Wolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885)</name></persName></hi>. vorüber, ist er seiner <hi rend="latintype">Cicerone</hi>schaft<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_54f96003-c717-44c7-bd72-f8063f802b15" xml:lang="de">Ciceroneschaft – Cicerone: ital., Fremdenführer.</note> herzlich überdrüßig. Der <persName xml:id="persName_044ac33c-bc21-4585-a9cc-637cd70878db">Kaiser<name key="PSN0114371" style="hidden" type="person">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> soll diesen Gefangenen als einen der lebhaftesten und gewandtesten zum Probeexemplar gewählt haben; wie müßen nun die andern aussehen! Kurz, <hi rend="latintype">notre siècle est celui des désenchantemens</hi>:<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9ca401a4-f56f-4e81-9555-68e60278b237" xml:lang="fr ">notre siècle est celui des désenchantemens – frz., unser Jahrhundert ist das der Entzauberung.</note> all der erwartete Fanatismus und Enthusiasmus zerfällt in Staub; die Nation ist <hi rend="latintype">abrutirt</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_98c37213-7f58-4678-970c-003511956b70" xml:lang="de">abrutirt – verroht, verdummt; von frz. abrutir, roh, gefühllos.</note> und es erscheint nicht einmal mehr als etwas Gigantisches, solch elendes Volk zu besiegen. – Der <persName xml:id="persName_7aa89057-ab93-4d2c-be93-dbffb29ba406">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> hat den Türken und seinen Hofmeister <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_92b2eea3-67ad-443a-8dc1-34671e9da380">Wol<name key="PSN0115858" style="hidden" type="person">Wolicky (Wolicki), Valerian Josef von (1804-1885)</name></persName></hi>. zu Tisch gebeten, hat ihm einen schönen goldnen Säbel, Uhr und Kette geschenkt und ihn den Prinzeßinnen vorgestellt. Die Uhr hat der dumme Teufel schon zerbrochen, und wie ein Kind oder Botokude<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5c0fb51f-5e04-4b10-bd8d-7e57daac9e44" xml:lang="de">Botokude – Bezeichnung für den Angehörigen eines brasilianischen Indianerstamms; zugleich bildungssprachlich abwertend für einen ungebildeten Menschen mit schlechtem Benehmen gebraucht.</note> will er alles haben, was er auf den Straßen sieht. – <date cert="high" when="1829-09-27">Dieser Abend</date> war ein Abschied für <persName xml:id="persName_69b6f00f-951a-4dc9-b314-af819b050cfb">Albert H.<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d826a7d2-df5e-4199-a7f2-7b7f9a805cd1" xml:lang="de">ein Abschied für Albert H. – Albert Gustav Heydemann verließ Berlin Ende September 1829 Richtung Stettin. Er war für ein Jahr als Lehrer am dortigen Vereinigten Königlichen und Stadt-Gymnasium angestellt, 1830 wechselte er an das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin.</note> die <persName xml:id="persName_170f9d9b-6936-4748-aadd-29c883aff50e">Mädchen<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> haben ihm, wegen der neulichen Ohnmacht, ein Riechfläschchen und einen gestickten Untersatz, worauf <hi n="1" rend="underline">Rad</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0706e617-fd0b-457d-adc9-daa0c0580550" xml:lang="de">Rad – Mit dem allegorischen Rad ist der Zirkel gemeint, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy übersandte und beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Sie nennt darin die Freunde, die zusammen mit ihr und der Schwester Rebecka die Speichen des Rades bilden und die Nabe, den Bruder Felix, umkreisen. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> steht, geschenkt; <persName xml:id="persName_f8df9a8c-d479-4523-b0a9-f7103ef2d862">Mühl<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>. ist unter lautem Jubel zum Ehrenmitglied des Rades gewählt worden, der Lärm und die Thorheit waren wieder groß. Ich glaube, es giebt eine Erzählung, <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4a94cce1-ea4d-4699-8625-cfe3acf58eea">comment l’esprit vient aux filles<name key="PSN0112626" style="hidden" type="author">La Fontaine, Jean de (1621–1695)</name><name key="CRT0111799" style="hidden" type="literature">Comment l’esprit vient aux filles</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46c439e3-0e03-48f8-9d1f-015f42110df2" xml:lang="de">comment l’esprit vient aux filles – Comment l’esprit vient aux filles (Wie der Geist zu den Mädchen kommt), Erzählung von Jean de La Fontaine (Druck: Nouveaux Contes, Mons [Bergen] 1674).</note> und zwar durch die Liebe: <hi n="1" rend="underline">uf</hi> Ehre, <persName xml:id="persName_aa9a618a-70ea-4eeb-a35b-17ea5b642821">Luise Wilmsen<name key="PSN0115803" style="hidden" type="person">Wilmsen, Luise Henriette (1807-1848)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5b8fc89-bea3-4b8d-8987-cd2f5cf7d8f1" xml:lang="de">Luise Wilmsen – Luise Henriette Wilmsen war mit dem Theologen Ernst Friedrich Albert Baur verlobt, das Paar heiratete am 2. Oktober 1831 in Berlin.</note> ist nicht klüger, sondern wo möglich dümmerlicher geworden, auch nicht schöner, denn <persName xml:id="persName_547bd9d2-6bbe-4a73-b27f-7acce4eed424">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> hat ihr einen Scheitel angethan und der steht ihr erzschlecht. Ach, wie glücklich, daß die Mythologie nicht fortschreitet und noch keine Augenärzte für Cupido<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_02bffe3d-0979-49ad-b4e4-f749fdc0c698" xml:lang="de">Cupido – anderer Name für Amor; in der römischen Mythologie der Gott und die Personifikation der Liebe.</note> besitzt! – <seg type="closer">Für heute lebwohl, Liebster, Bester, und schreib daß Du ein 2potiges Thier bist.</seg> Der Organist <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d370f20-c3a9-4b80-aece-a90ebc21db7c">Attwood<name key="PSN0109576" style="hidden" type="person">Attwood, Thomas (1765-1838)</name></persName></hi> ist ein Lamm von mir; aber Felix, findest Du denn nicht, daß er die größte Aehnlichkeit im Betragen v. Organ. <persName xml:id="persName_50adea92-843e-4608-b7ba-3158602c7dbf">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> hat? Mich frappirte er.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c5a4c60e-002a-4b27-a684-e191a059faa1"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-29" xml:id="date_0c262297-4152-47a1-bd6c-0117978d079c"><hi n="1" rend="underline">29sten Sept</hi></date></seg> um 2 ist man wieder todtmüde, wenn man den <date cert="high" when="1829-09-29">ganzen Vormittag</date> mit Kleiderprobieren zugebracht hat. Felix, ich bin nicht so frivol, wie <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">ich</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice> klinge, ich versichere Dich, meine Gedanken reichen über meine Toilette, und wenn der kranke Schooßhund jetzt hier, und der Gig eine Droschke gewesen wäre, <persName xml:id="persName_58e918e8-cb49-4d7f-8b32-2b14c4f114ef">2 Geren<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_02b1ea60-3b49-4511-886a-7501ccaf5858" xml:lang="de">2 Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint.</note> hätten Zeit gefunden, an Deinem Bette zu sitzen, und zu pflegen, bis die Freunde gekommen wären, und sie vertrieben hätten. Da dem aber nicht so ist. <title xml:id="title_8d83b1e3-0ce1-44a4-a814-56ac80ae4bcb">Mein Orgelstück<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111562" style="hidden" type="music">Präludium für Orgel F-Dur, HU 242 (28. September 1829)</name></title> ist fertig,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d390c2ff-3c64-4bb8-b791-d6f149a51464" xml:lang="de">Mein Orgelstück ist fertig – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte bis zum 28. September 1829 als Eingangsstück für ihren Traugottesdienst am 3. Oktober 1829 das Präludium für Orgel F-Dur, HU 242. Siehe dazu Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik, S. 179 f.</note> und als ich <date cert="high" when="1829-09-28">gestern Abend</date> aufhörte an Dich zu schreiben, schrieb ich es noch für <persName xml:id="persName_575ae0f8-3a12-42dd-aff0-071a460b774a">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName> ab,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_06d10567-5ba8-4317-bf83-986625bb4180" xml:lang="de">schrieb ich es noch für Grell ab – August Eduard Grell war der Organist, der Fanny Mendelssohn Bartholdys Traugottesdienst musikalisch begleitete. Die für ihn angefertigt Abschrift des Orgelpräludium F-Dur, HU 242, gilt als verschollen.</note> wenn ich nur <title xml:id="title_ed643229-8667-4d99-9db7-34ba062108ff">Deins<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_53uccs0h-hpwg-9jus-2pg7-4ptgwplrhn55"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100515" style="hidden">Orgelstück für Fanny Mendelssohn Bartholdys Hochzeit A-Dur, [August / September 1829]<idno type="MWV">W 10</idno><idno type="op"></idno></name></title> bekomme.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a06b25c7-3304-40f6-a7e4-e12df1d9341f" xml:lang="de">wenn ich nur Deins bekomme – In Brief fmb-1829-09-02-01 (Brief Nr. 214) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Coed Du, 2. September 1829, versprach Felix Mendelssohn Bartholdy seiner Schwester Fanny ein Hochzeitsstück. Aufgrund einer Knieverletzung, die er sich am 17. September 1829 in London zuzog, konnte er nicht an der Hochzeit teilnehmen und teilte daher der Schwester am 25. September 1829 brieflich mit, ihr die Komposition (Orgelstück A-Dur, MWV W 10) bei seiner Ankunft in Berlin persönlich zu geben. Vgl. Brief fmb-1829-09-25-01 (Brief Nr. 224) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. September 1829. Es sind nur Skizzen vom August / September 1829 in Mendelssohns Londoner Notizbuch (GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 34ar-35r), nicht aber eine ausgearbeitete Fassung des Orgelstücks überliefert (vgl. MWV, S. 366, und Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik).</note> Ich fahre fort, wo ich <date cert="high" when="1829-09-28">gestern</date> stehn blieb. <date cert="high" when="1829-10-03">Um 1</date> also ist die Krone,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ba10c65d-5018-486d-9246-f66ab99ce6a7" xml:lang="de">die Krone – siehe Kommentar zu Z.: die Krone.</note> um <date cert="high" when="1829-10-03"> <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> </date> 4 die Trauung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_68ccf8d9-c22b-40d5-b199-7e043e6f96a5" xml:lang="de">um ½ 4 die Trauung – Wilhelm Hensel und Fanny Mendelssohn Bartholdy wurden am 3. Oktober 1829 in der Parochialkirche zu Berlin getraut. </note> angesetzt, zu der die Familie sich in der <placeName xml:id="placeName_0ac30938-f37b-4990-84b7-fbb89ebbf54c">Kirche<name key="SGH0103373" style="hidden" subtype="Orgel" type="sight">Reformierte Parochialkirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> versammelt. <date cert="high" when="1829-10-03">Nachher</date> fahren <hi n="1" rend="underline">wir</hi> noch einen Augenblick zu <persName xml:id="persName_aca0bbcd-c909-4b9f-9879-3069a192bade">Tante Meyer<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName>, die nicht nach der Kirche kommen kann, und uns doch gern begrüßen möchte, dann zu Hause, wo wir den Rest des Tages ruhig verbringen werden. Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Dir, wie ich glaube, nicht die Stunde angezeigt habe. Was ich Dir aber unmöglich beschreiben kann, ist <persName xml:id="persName_db126832-eb57-4bcb-a068-bcc1485a9e38">Mutters<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Thätigkeit, Munterkeit, Plaisir an Allem, und unendliche Güte für mich, sie kann gar kein Ende finden mit Kaufen, Besorgen und Einrichten, und eine so komplett fertige Wirthschaft ist mir noch nicht vorgekommen. <persName xml:id="persName_089d2f4d-30e7-4059-bbd5-468ce26c3f6b">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> hat im Ganzen Anordnungen gemacht, mit denen wir, wie Du denken kannst, ebenfalls einigen Grund zur Zufriedenheit haben, kurz – – – was soll ich Dir weiter sagen, Du kennst die <persName xml:id="persName_24460bdc-d5ba-464d-a0ec-f9c673e5f7eb">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, und das ist genug. Ich schicke Dir wol noch ein <title xml:id="title_ddcae0e6-c4de-4473-9981-ca845fb5cdca">Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111459" style="hidden" type="music">»Zu deines Lagers Füßen« für eine Singstimme und Klavier HU 245 (Oktober 1829)</name></title>, was ich noch vor meiner Hochzeit zu machen gedenke,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_97e9699e-0b87-429a-ab19-528f54bdf6a3" xml:lang="de">ein Lied, was ich noch vor meiner Hochzeit zu machen gedenke – Gemeint ist wohl Fanny Hensels Lied »Zu deines Lagers Füßen« für eine Singstimme und Klavier HU 245, das Anfang Oktober 1829 entstand.</note> es wird das letzte Stück seyn, und das erste denk ich, eine <title xml:id="title_c85c51f9-14eb-45ec-9542-b2ae791e916b">Sonate<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111801" style="hidden" type="music">Sonate für Klavier Es-Dur, HU 246 (Oktober / November 1829) (Fragment?)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_58cb1b6b-b8b2-403e-a9dc-e5c9707497ac" xml:lang="de">das erste … eine Sonate – Im Oktober / November 1829 komponierte Fanny Hensel die dreisätzige Sonate für Klavier Es-Dur, HU 246. Skizzen am Ende der Niederschrift in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 22/A,4 (olim MA Depos. Lohs 4), S. 76, deuten darauf hin, dass die Komposition noch einen Finalsatz erhalten sollte.</note> <date cert="high" when="1829-09-29">Eben</date> war <persName xml:id="persName_799e831d-8b66-4bc2-9d36-52a0a598c187">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> hier, Abschied nehmend, vielleicht kommt er noch zum Essen wieder, da er <persName xml:id="persName_23835a4c-cfb9-47ac-9357-84f7a35f4ff7">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c3bf7ca2-a46f-4b58-91a8-c3fdf2022bda">Rebecka<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> nicht getroffen hat, ich glaube es aber doch nicht. <persName xml:id="persName_0d21e9f8-c7eb-4447-a994-ae9e7d6925a2">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> läßt Dir noch sagen, ob Du ihn nicht <date cert="high" notAfter="1829-10-25" notBefore="1829-10-20" xml:id="date_bc4a98e8-e26e-49ce-89d8-1e3b91191c64">zwischen dem 20 und 25sten</date> irgendwo zwischen Brüssel und Ostende treffen könntest? </p> <closer rend="right">Adieu für heut.</closer> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_ee9cfd06-5ef0-447a-87ec-a56b7722d29e"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Zuletzt komme ich noch an, und bedaure Dich, <seg type="salute">mein armes geliebtes Vieh.</seg> Bedenke aber, Du hast doch zwei Beine, und eins von denen ist doch wenigstens gesund. Aber ich, armer Teufel, ich habe doch nur Eine Nase (nicht <persName xml:id="persName_533b78fb-18bb-439f-b905-b827e30960cd">Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2250f0d9-ea41-449f-8735-a95bef038cad" xml:lang="de">Nase (nicht Heydemann …) – Albert Gustav Heydemanns Spitzname war »Nase«.</note> der <date cert="high" when="1829-09-29">heut früh</date> abriß, sondern die, so zwischen Augen und Mund befindlich) und die ist nicht wohl, ist roth, dick, und es sitzt ein Mittelding zwischen Flecht und Geschwür auf ihr, das sieht infam aus, und thut weh. Wenn mirs nicht kurirt wird, so werde ich zu Fannys Hochzeit eine jämmerliche Figur spielen. Ist das nicht eklich, wie auch, daß <persName xml:id="persName_ba61dcab-0e63-435b-94d2-719c8ed50627">Karoline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> und ich uns <date cert="high" when="1829-09-29">heut früh schon um 9</date> auf den Weg machten, damit ich ja nicht unseren Held <persName xml:id="persName_f838cbc0-c1a5-49fe-aa6d-7e9992513222">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> versäumen sollte, und ich ihn doch versäumt habe? Ich habe Pech. Aber was willst Du noch wissen? Wir haben Alle nur Eine Beschäftigung, von der Du schon des breitesten vernommen; <persName xml:id="persName_14f16883-1c03-4e8c-af35-e7118522dcff">Victoire<name key="PSN0111144" style="hidden" type="person">Fränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843)</name></persName> weißt Du, daß <persName xml:id="persName_2a02f57c-d45a-493b-9867-bba3a7ae2a4f">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName> meiner <persName xml:id="persName_621e5016-f0a6-48c8-8ecf-0cc9fe4adc40">Julie Holzbecher<name key="PSN0117095" style="hidden" type="person">Holzbecher, Julie (1809-1839)</name></persName> decidirter Bräutigam ward,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c36c85d-79b2-453f-a52d-05c6fe17fd3d" xml:lang="de">daß Holtei meiner Julie Holzbecher decidirter Bräutigam ward – Karl von Holtei verlobte sich 1829 mit der Schauspielerin und Sängerin Julie Holzbecher und heiratete sie am 23. März 1830 in zweiter Ehe.</note> interessirt Dich wenig, sogar in den ist das Heirathen gefahren. <persName xml:id="persName_cecbdbba-5459-4f0c-85c4-00124c76b488">Julie<name key="PSN0117095" style="hidden" type="person">Holzbecher, Julie (1809-1839)</name></persName> und <persName xml:id="persName_efdc0a8f-7ebc-458d-9c2d-40d781643af4">Köpke<name key="PSN0112489" style="hidden" type="person">Köpke, Gustav (1805-1859)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_204e8580-f0c0-4971-8ae2-c9be96ff2c34" xml:lang="de">Köpke – Der Jurist und Sänger Gustav Köpke heiratete am 11. Juni 1832 Sophie Julie Wilhelmine Hanstein.</note> sind auch, zwar getrennte, jedoch <gap quantity="2" reason="deletion" unit="characters"></gap> authentische Sichverheirathen<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">wo</corr> <sic resp="writer">de</sic> </choice>llende. </p> <p>Weiter weiß ich nichts, bin müde vom Herumlaufen, habe Kopfschmerzen, bin verdrießlich über mein Riechorgan, kurz eine unerfreuliche Erscheinung. In der Stube hier siehts aus wie in einer Schneiderherberge, wenn jemand kommt, ich kann ihm keinen Stuhl anbieten, alles ist voll von Kleidern, und auf dem Klavier steht eine Haube. Es wird schon besser werden, sagt Rad. <persName xml:id="persName_53be86ff-306d-4ee2-8b45-b0a2dc5db49e">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> kam nicht mehr zu Mittag, ich versäumte ihn also entschieden, nächstens muß er in der Schnellpost vorbeikommen. Erinnerst Du Dich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0fbd6612-af8b-4062-ad9b-e0239b835527">Justus Amadeus Lecerf<name key="PSN0112737" style="hidden" type="person">Lecerf, Justus Amadeus (1789-1868)</name></persName></hi>? Der ist wieder hier, hat graues Haar und ein abgewel<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">k</corr> <sic resp="writer">l</sic> </choice>tes Gesicht, und freut sich unendlich, Dich hier zu sehn, ist doch eine Ähnlichkeit mit mir. Wahrlich, mich schauderts, seh ich mich in der Stube um, wie das bis zu Deiner Ankunft ordentlich werden soll, davon habe ich keinen Begriff. Rathe mal, wo <persName xml:id="persName_d4c2cee2-089d-476a-ba04-8c1e2279ef17">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_65ac1ebb-30fd-48c5-822d-abfb6529cf37">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> sind? Sie sind ausgegangen kaufen, schummerig fängts auch an zu werden, ich muß also bald aufhören, das war ein schöner Brief. Wollen sehn, wies <date cert="high" when="1829-09-30">morgen</date> gehen wird. <date cert="high" when="1829-09-29">Heut früh</date> war ich in Deiner Stube oben, da sah es <del cert="high" rend="strikethrough">wüst</del> wüst aus. <persName xml:id="persName_95769ec8-7d74-4d3a-b2cd-c593dd01c261">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hatte ein Paar Tage vorher Quartett in ihr gemacht, und nach seiner wohllöblichen Gewohnheit Pulte mit aufgeschlagenen Noten in der Mitte stehn lassen, das sieht ganz komisch aus; ehe Du wieder kommst, setze ich sie weg.</p> <p><persName xml:id="persName_5e995da9-f4d3-4a48-a1f8-12cdee8eb31a">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schrieb Dir, ich säße und läse <title xml:id="title_5b42360f-b9c1-419a-b5ed-f51a7b7ce31b">Werther<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108836" style="hidden" type="literature">Die Leiden des jungen Werthers</name></title>. Den habe ich schon den ganzen Sommer liegen, will ihn alle Tage anfangen, und gönne ihn mir nie. (Auszug aus dem <title xml:id="title_5b9562e3-6bee-49a5-9a84-d4fea6a7aaff"><title xml:id="title_e9e1f8a8-a451-4b13-8930-8f96073404bf">Kinderfreund<name key="PSN0115802" style="hidden" type="author">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770–1831)</name><name key="CRT0111636" style="hidden" type="literature">Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen</name></title><name key="PSN0117976" style="hidden" type="author">Rochow, Friedrich Eberhard Freiherr von (1734–1805)</name><name key="CRT0111637" style="hidden" type="literature">Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen</name></title>).<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_25c58f9a-f5aa-42fd-8e98-5068e862a6d5" xml:lang="de">dem Kinderfreund – Friedrich Eberhard von Rochow, Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1776/79, oder Friedrich Philipp Wilmsen, Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen, Berlin 1802.</note> Nun noch eins, sage <persName xml:id="persName_02a88e2c-4c1a-4a2d-be9e-aa5c9c7062dd">Klingejünge<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, den ich sehr grüße, erstens beneidete ich ihn stark um sein KinderfrauenAmt bei Dir, zweitens würde ich ihm unmittelbar nach der Hochzeit ein wörtliches Pro Jubel <del cert="high" rend="strikethrough">Alles</del> aller Begebenheiten derselben schicken, historisch trocken, und episch breit, ohne Sentimentalität, wie ohne Ironie. <date cert="high" when="1829-09-30">Morgen</date> mehr.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_a7fcbfc3-8234-4d47-bfc7-5b0ad7d3e0be"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-30" xml:id="date_7acdb061-6329-4ad5-8074-63fc04240a0e"><hi n="1" rend="underline">Mittwoch.</hi></date></seg> <seg type="salute">O Felix,</seg> <date cert="high" when="1829-09-30">heute</date> sehe ich erst göttlich aus! Denke Dir! Ich habe eine braune Nase! Hör meine Facta. <date cert="high" when="1829-09-29">Gestern früh Morgens</date> machte ich, besagten Hammels wegen, dem <persName xml:id="persName_a82841ea-df17-4959-8b93-83da0e503f12">Dr. Bing<name key="PSN0109955" style="hidden" type="person">Bing, Abraham Herz (1769-1835)</name></persName> eine Visite, fand ihn zwar im reizendsten <hi rend="latintype">morning dress</hi>, allein er wollte mir nichts verschreiben, und wies mich an einen „Doktor und Operatehr“ (O <persName xml:id="persName_25ed2afd-0d9c-46f1-b6ce-0d8e639f9dd9">Horn<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name></persName>). Folglich ging ich mit Mutter und Fanny zu <persName xml:id="persName_9113a9e2-ad05-43cf-8aa4-ac16cdaabdc6">Dieffenbach<name key="PSN0110650" style="hidden" type="person">Dieffenbach, Johann Friedrich (1792-1847)</name></persName>, über Land gefahren, zu <persName xml:id="persName_73b04656-5e68-47b2-b17f-d901fc7b8286">Rust<name key="PSN0118047" style="hidden" type="person">Rust, Johann Nepomuk (seit 1836) Ritter von (1775-1840)</name></persName>, im Thiergarten, und da standen wir. </p> <p>Da ich nun müde und erhitzt war, schickten sie mich nach Haus, besorgten ihre <hi rend="latintype">Commissionen</hi>, und Fanny stiefelte zu Dr. Bing, der in Verzweifelung ein Öl verschrieb, was Fanny aus der Apotheke gleich mitbrachte, und wonach die Nase braun wurde. Du kannst Dir denken, daß mir vielfach gratulirt wurde, nicht mehr naseweis zu seyn; <persName xml:id="persName_dc2bceb1-28db-4fa1-bac6-541ac20b5222">Vater Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> aber, der <date cert="high" when="1829-09-29">gestern Abend</date> bei uns war, fand es herrlich. Das ist nun die Nase. Thut doch, Du und <persName xml:id="persName_d1602c53-39df-4720-b039-0aaa56bf0a2f">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. fromme Wünsche für ihre Weisheit am <date cert="high" when="1829-10-03">Sonnabend</date>. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8b79a364-6952-42be-a5da-f0074ad09133">Miss Taylor<name key="PSN0115266" style="hidden" type="person">Taylor, Ann Rowe (1779-1851)</name></persName></hi> würde sich freuen, wenn das bliebe, und ich mich ihr so präsentirte. Aber, um von der Nase loszukommen, Mühlenfels schob ab,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_454a4589-5c0b-4f47-a9f9-edfe7c6574e4" xml:lang="de">Mühlenfels schob ab – Ludwig von Mühlenfels reiste nach Bonn, wo er Anfang Oktober 1829 Ernst Moritz Arndt traf. Siehe Martin Herzig, »Ich hab’s gewagt!« Das Leben des Ludwig von Mühlenfels (1793-1861), Berlin 2009, S. 97.</note> ich sah seine Schnellpost <date cert="high" when="1829-09-29">gestern</date> Fensterparade machen, konnte aber, der Dunkelheit wegen, nicht genau unterscheiden, ob er wirklich hinausgrüßte, oder ob es mir nur so vorkam. <seg type="closer">Lebe wohl, lieb Lamm, bedaure mich, wie ich Dich, und sey von allen Bekannten gegrüßt.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_0835696c-b7da-49a3-9ba0-216ca94aa7fa"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Noch ein Paar Worte in einer halben Zwischenminute. <date cert="high" when="1829-09-30">Eben</date> kam <title xml:id="title_035501ab-5286-4671-9f94-dcfe963fe8b9">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-22-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Lea Mendelssohn Bartholdy; London, 22. September 1829</name> </title>, und ist schön, aber das ich kein <title xml:id="title_7eeb9d2d-bae7-4556-9303-2e7517338564">Orgelstück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wz5aftac-2ktj-d3ts-oc7h-bmjnxoeebcuo"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="organ_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="organ_works_for_one_player" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100515" style="hidden">Orgelstück für Fanny Mendelssohn Bartholdys Hochzeit A-Dur, [August / September 1829]<idno type="MWV">W 10</idno><idno type="op"></idno></name></title> bekomme,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_50a8cbd6-dfb4-45fb-9610-c54debcb86ef" xml:lang="de">das ich kein Orgelstück bekomme – siehe Kommentar zu Z.: wenn ich nur Deins bekomme.</note> ist nicht schön, wer soll mich denn nun zur <placeName xml:id="placeName_e5f3e6fe-b930-4964-b4a9-c37e126ea4bf">Kirche<name key="SGH0103373" style="hidden" subtype="Orgel" type="sight">Reformierte Parochialkirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hinaus begleiten?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8dff7302-f8fa-4269-8679-b48e3524a477" xml:lang="de">wer soll mich denn nun zur Kirche hinaus begleiten? – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte noch am Abend des 2. Oktober 1829 ein Ausgangsstück, das Präludium für Orgel G-Dur, HU 243, für ihren Traugottesdienst am Folgetag.</note> Der alte <persName xml:id="persName_15d49f13-c148-4a3e-83eb-5de28230afd7">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName>, oder ich mich selbst? Wo soll ich denn die Zeit hernehmen? Hättest Du man eins bestimmt, so wollte ich mich schon zufrieden geben. Aber daß Du in 8 Wochen kommen willst, ist schön. Die Geschichte von der Marmelade ist auch schön, und alles gefällt mir, nur nicht der Gig. Der ist ein dummer Teufel. Die <title xml:id="title_07d1cc37-7184-4896-a8e5-889e8a9464de">Hebriden<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bfzcd0jv-vggh-ksjw-d1zm-yqlmmzfszbiv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> sind sehr schön,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ea9a9f1b-a02d-4227-9775-9c91b7df01de" xml:lang="de">Die Hebriden sind sehr schön – In Brief fmb-1829-09-22-01 (Brief Nr. 222) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 22. September 1829, hatte Mendelssohn den Beginn der Ouvertüre Die Hebriden h-Moll, op. 26 (MWV P 7), notiert.</note> und werden mir noch ganz besonders gefallen. Aufs <title xml:id="title_437cbd92-77d8-4c38-85da-170f3413dac9">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_h4juftde-ijrn-bso5-3ijo-lgk39ek7680j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> freue ich mich,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31d3ba90-7649-4d25-93e4-416c0269642a" xml:lang="de">Aufs Quartett freue ich mich – Im Brief vom 22. September 1829 bezeichnete Mendelssohn sein Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), als »fertig«. Das Werk hatte er am 14. September 1829 vollendet.</note> und <persName xml:id="persName_4cb752e7-230b-4f80-92e8-d361e6fae41f">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> danke ich, bei erster ehelicher Muße schreibe ich ihm.</p> <p>Felix mein Brautkleid ist sehr schön, und wir werden alle <hi rend="latintype">gentleman</hi> aussehn, da ich aber glaube, daß Dir jetzt die Hochzeit <hi n="1" rend="underline">hier</hi> sitzen wird (ich halte die Hand am Halse) so nehme ich Abschied von Dir, außerdem auch noch aus dem Grunde, <persName xml:id="persName_87fb1544-83e7-403f-a6d6-b7f2caa40b04">Vatern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> diesen übrigen Platz zu reserviren. Leb wohl lieber Felix, ich freue mich, daß wir nun noch einen Brief zu erwarten haben. <hi n="1" rend="underline"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-30" xml:id="date_83ab4e15-5122-49cb-be61-fde777a48f9e">Nachmittags</date></seg>.</hi> Deine beiden andern Briefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_371c5547-d1e6-463b-920d-da2130929f04" xml:lang="de">Deine beiden andern Briefe – Brief fmb-1829-09-22-02 (Brief Nr. 223) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 22. September 1829, und Brief fmb-1829-09-25-01 (Brief Nr. 224) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. September 1829.</note> haben wir nun auch, lieber Felix, und wenn ich mich gehn ließe, könnte ich recht affizirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1239b2b0-b156-4ae5-8353-6b9db3a671d1" xml:lang="de">affizirt – gerührt, bewegt.</note> davon seyn, daß der letzte, den ich vor meiner Hochzeit erhalte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6358e60e-2bd9-4b01-8350-3bc68ed41dbf" xml:lang="de">der letzte, den ich vor meiner Hochzeit erhalte – Gemeint ist Mendelssohns Brief vom 25. September 1829.</note> so verstimmt, und leidend ist. Ich <hi n="1" rend="underline">will</hi> aber nicht, sondern sage mir mit allem Nachdruck, dessen ich fähig bin, daß nun schon wieder 24 Tage drüber hingegangen sind, in denen Du Dich, mit Gottes Hülfe, von Unfall und Aderlaß erholt haben wirst, und daß ich hoffen darf, Du werdest den <date cert="high" when="1829-10-03" xml:id="date_576e36f0-16b4-4647-a838-348b2f9dac83">3ten Oktbr.</date> frei und froh und gesund mit <persName xml:id="persName_f1dbbbf8-7c2c-45d4-9a99-fe609659f6cf">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> zubringen. <seg type="closer">Ich hoffe es fest, und habe den Muth mich zu freuen. Tausend herzliche Grüße von <persName xml:id="persName_0ced9eb7-c4e0-4cea-8d8c-372a2cd522f5">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, der jetzt den ganzen Tag angestrengt malt, um das <title xml:id="title_a9afae1e-6082-4208-8b7f-6bbc8d0caa0a">Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111571" style="hidden" type="art">Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister, im Hofkostüm (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title> der <persName xml:id="persName_3599c39a-cc53-4c8b-9795-020875096cb7">Gräfin Arnimm<name key="PSN0116069" style="hidden" type="person">Arnim, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie Gräfin von (1800-1855)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e13864c0-def7-419c-affc-34c5a6c9dbde" xml:lang="de">das Bild der Gräfin Arnimm – Wilhelm Hensel arbeitete seit Anfang September 1829 an dem Porträt von Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister (heutiger Aufbewahrungsort nicht bekannt). Fanny Mendelssohn Bartholdy charakterisierte das Bild als »Gräfin Arnim im Hofkostüm, Ölbild, Kniestück, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166 f. Das Bild wurde 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin gezeigt (Katalog Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 236). Siehe auch Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829.</note> noch in diesen Tagen zu vollenden. Tausend Grüße ferner von <persName xml:id="persName_3377c7e0-3051-4134-b3c0-1f7148a05e8e">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, Alle haben wir nicht mehr Zeit Dir zu schreiben, ich bin von Tische aufgestanden deshalb, sie läßt Dir alle mögliche Sorgfalt empfehlen, Gehorsam gegen <persName xml:id="persName_c22ec8ad-06b3-4095-a1a7-dc75142fb845"><hi rend="latintype">Dr</hi>. Kind<name key="PSN0112378" style="hidden" type="person">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName>, Ruhe und was Dir sonst nützlich seyn kann.</seg> Der Himmel gebe mir zuerst im Ehestande einen gesunden, frohen Brief, und somit lebe wohl. Es bleibt Alles beim Alten ich auch.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_4af42d24-29e6-4062-9d71-39e4a5caf5bd"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Schöneres kannst Du Dir doch nicht denken, als eine braune Nase, ich trage aber einen weißen Lappen drüber, und glaube, höher steigt die Wonne des Anblicks nicht. Und ärgern darf ich mich auch nicht, sonst wird übel ärger, mein Trost ist ein Anstreicher, der <date cert="high" when="1829-09-28">vorgestern</date> zu uns kam, und gar keine Nase hat. Was gäbe der, hätte er mein Monstrum. Ich werde also als lebendiger Spott auf Fannys Hochzeit einhertanzen, und die bewegte Braut während der Traurede durch meinen Anblick zum Lachen bringen. Daß ich immer in der Welt seyn muß, um ausgelacht zu <del cert="high" rend="strikethrough">habe</del> werden. Dein <persName xml:id="persName_78231647-f00e-495a-bf6a-ac7898b37c7c">Ovidius Naso<name key="PSN0113716" style="hidden" type="person">Ovid (Publius Ovidius Naso)</name></persName>, gym<hi n="1" rend="underline">nas</hi>tischer Künstler, genannt Nashorn von Nassau. Ich muß Possen machen, sonst ärgere ich mich, und das ist mir schädlich. <seg type="closer">Ach grüß Klingemann, aber sehr, ich lasse was auf ihn halten, und schreibe ihm des Nächstesten.</seg></p> <p><seg type="closer">Kompliment von Fanny, sie hätte sowohl <title xml:id="title_1b8bd9b4-9437-4223-bbcf-b49fa3494774">Lied<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0109532" style="hidden" type="Translation missing: en.creations.kinds.Musik / Literatur">Brautlied (»In den Wäldern ist ein Wehen«)</name></title> als auch für <persName xml:id="persName_2b8cb60f-b2f8-4294-bb5f-36ab71bfb6c6">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> bekommen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d3f49764-9259-4559-bc5a-f71fa4785c80" xml:lang="de">Fanny … hätte sowohl Lied als auch für Marx bekommen – Im Brief vom 25. September 1829 bat Mendelssohn um die folgende Auskunft (Z. 75 ff.): »Schreibt mir doch umgehend ob ihr nie einen Brief von Klingem. mit einem Lied von seiner Comp. aus g dur „in den Wäldern“ und ob Marx nicht von ihm einen Bericht kurz nach dem Schles. Concert, dasselbe und m. a. betreffend, erhalten habt«. Das Brautlied (»In den Wäldern ist ein Wehen«) auf einen eigenen Text hatte Carl Klingemanns mit seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 5., 6. und 7. Juli 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/3. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 55-58) übersandt. Das autographe Liedmanuskript verwahrt die Internationale Mendelssohn-Stiftung in Leipzig (D-LEims, Klingemann-Nachlass. Druck: Acht Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Leipzig: Breitkopf &amp; Härtel, 1898. Abdruck des Textes: Klingemann, Briefwechsel, S. 345). Die Sendung für Adolph Bernhard Marx hatte aus einem Konzertzettel des Londoner Konzerts in den Argyll Rooms am 13. Juli 1829 zugunsten der wegen Überschwemmungen im Frühjahr 1829 notleidenden Schlesier bestanden, der von Carl Klingemann am 12. Juli 1829 für eine Rezension mit einem Brief nach Berlin an Marx geschickt worden war (Abdruck eines Fragments des Briefs in BAMZ 6, Nr. 39, 6. September 1829, S. 306-308).</note> Adieu,</seg> ich bin wüthend, und lasse mich vor allen Leuten sehen, aber schändlich bleibt es doch. Gans! das fehlt ihnen auch noch (<hi rend="latintype">vide dictionnaire d’étiquette</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_749bb840-d615-46f9-aefb-a4fea2d42e46" xml:lang="fr ">vide dictionnaire d’étiquette – lat. / frz., siehe das Wörterbuch der Umgangsformen. </note> von <persName xml:id="persName_0215fb5f-178e-4cc0-96a5-21f34a0d6c9e">Amalie Beer<name key="PSN0109764" style="hidden" type="person">Beer, Amalie (Esther Jehuda) (1767-1854)</name></persName>.) <seg type="closer">Adieu</seg>.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_b17f3539-a0d4-4325-9a83-e1c90169fde0"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">ich schreibe nun wieder am großen Bogen, und da der gewiß alles enthielt was Meldbares sich zugetragen, so begnüge ich mich für <date cert="high" when="1829-09-30">heute</date>, Dir meine Freude über Deine <hi rend="latintype">Reconvalescenz</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc9c87f0-96c9-47ed-ad60-9b2992abd036" xml:lang="de">Deine Reconvalescenz – Felix Mendelssohn Bartholdys Genesung nach seinem Sturz am 17. September 1829 in London.</note> zu bezeugen; die Strafpredigt über Deine <hi rend="latintype">Sentimentale</hi> Philosophie oder philosophische <hi rend="latintype">Sentimentalität</hi> soll später nachkommen. Ganz unbedeutend war Deine Wunde doch wohl nicht, da <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">D</corr> <sic resp="writer">z</sic> </choice>u zur Ader laßen mußtest: Es hat was ähnliches mit der Geschichte vom Leben. Du bist zerstreut vor Langeweile, ich bin es von überhäuften Tausend und abermaltausend Dingen, die ich zu besorgen und zu bedenken habe. Hier <title xml:id="title_ca95e804-e7b4-4c0d-bf00-7780182a0368"><title xml:id="title_0c025dc3-1e17-4a50-8776-38a7cfbdbc63">hängt der Himmel voller Geigen<name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0111803" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name></title><name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)</name><name key="CRT0111802" style="hidden" type="literature">Der Himmel hängt voller Geigen (»Wir genießen die himmlischen Freuden«)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1817e344-bbb7-4174-9dc2-be726549f406" xml:lang="de">Hier hängt der Himmel voller Geigen – »Der Himmel hängt voller Geigen« ist der Titel des bayerischen Volkslieds mit dem Textbeginn »Wir genießen die himmlischen Freuden« aus Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg und Frankfurt a. M. 1806, S. 304 f.</note> und Freudige ziehen ein ins Himmelreich! Mögen sie recht glücklich werden und bleiben! Es ist doch dumm daß Du nicht hier bist.</p> <p>Schone Dich, reise nicht zu früh, Reisen ermüdet; ich bin noch nicht ausgeruhet.</p> <p>Dem guten, treuen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5fba8611-31eb-45e4-ae02-80a66be7a566">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi> meinen wahrsten Dank, und herzlichsten Gruß. Krieg kann ihn nun nicht mehr im <hi rend="latintype">8<hi rend="superscript">ber</hi></hi> herführen; denn wir haben leider Frieden ohne <hi rend="latintype">Constantinopel</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1422a320-a668-4e38-af48-c1d298a2c0a0" xml:lang="de">Frieden ohne Constantinopel – Anspielung auf den Friedensschluss von Adrianopel (heute: Edirne, Türkei) zwischen Russland und dem osmanischen Sultan Mahmut II. vom 14. September 1829 nach dem Russisch-Osmanischen Krieg 1828/29.</note> <seg type="closer">Nun leb wohl, lebt alle wohl.</seg></p> <signed rend="right">Dein Vater</signed> <signed rend="right">A.</signed> </div> </body> </text></TEI>