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gb-1829-09-09-01

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Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 6., 8. und 9. September 1829 Scene, in der chamois Stube im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, Beckchen sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel, darüber hängt das Bild eines Knaben mit fliegendem, kastanieeebraunen Haar, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Wilhelm (1794-1861) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Franck, Georg Hermann (1802-1855)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Hensel, Wilhelm (1794-1861)Franck, Georg Hermann (1802-1855) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/87. Autograph Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 6., 8. und 9. September 1829 Scene, in der chamois Stube im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, Beckchen sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel, darüber hängt das Bild eines Knaben mit fliegendem, kastanieeebraunen Haar,

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 6-7 / 9 / 9], [FPO / SE 18 / 1829], [FRANCO], [?-Groot (?) (?)hom], Siegel.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy, Hermann Franck

Green Books

Weissweiler, Briefwechsel, S. 95 f. (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. , 8. und 9. September 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Wilhelm (1794-1861) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Franck, Georg Hermann (1802-1855)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)Hensel, Wilhelm (1794–1861) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Franck, Georg Hermann (1802-1855) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien deutsch
A Messieurs Messieurs Doxat à Londres pour remettre à Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy par Hambourg et le bateau à vapeur
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Sonntag den 6ten September.

Scene, in der chamois Stubeder chamois Stube – Chamois ist ein bräunlich gelber Farbton, benannt nach der Farbe der Gämse (frz. chamois). Gemeint ist die mit Weinlaubmotiven verzierte Wand des Chamois-Zimmers in der Leipziger Straße 3. im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel,ein englischer Flügel – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood & Sons. darüber hängt das Bild eines Knaben<name key="PSN0109772" style="hidden" type="author">Begas (bis 1824: Begasse), Karl (Carl) Joseph (1794–1854)</name><name key="CRT0108111" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1821, verschollen)</name>das Bild eines Knaben – Zum Gemälde des zwölfjährigen Mendelssohn von Carl Begas aus dem Jahr 1821 ist nur die Ölskizze erhalten (heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. e. 5) sowie eine alte Photographie derselben (D-B, Musikabteilung, MA BA 333). Abbildung: Crum, Felix Mendelssohn Bartholdy, Abb. 1, nach S. 22, Klein, Das verborgene Band, S. 73, und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, nach S. 384. Vgl. auch Wasserman, Portrait Iconographies, S. 331. mit fliegendem, kastanienebraunen Haar, vor dem Flügel steht auf einer Staffeley das Bild eines jungen Mannes<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name>,das Bild eines jungen Mannes – Der heutige Aufbewahrungsort des am 2. Mai 1829 vollendeten Porträts Mendelssohns von Wilhelm Hensel ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2. den wir wohl kennen. Es ist Sonntag Morgen, heiteres Herbstwetter, die Stube ganz besonders zierlich aufgeräumt, und nun gehts los.

Erster Auftritt, das Dampfboot, das weder Mittwoch, noch Donnerstag, sondern erst Freitag den Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Llangollen, 25. und 26. August 1829</name> von Hamburg hieher beförderte, folglich ihn erst heut früh hieher in unsere Hände ablieferte. FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) hat ihn noch nicht einmal gelesen, sie ist mit HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) in der Kirche, und nimmt das Abendmahl, das heut zum letztenmale vor ihrer Hochzeit ausgegeben wird. Ich wollte auch ausgehen, der Brief kam aber, und nun erwarte ich schreibend Fanny, um ihn noch einmal mit ihr zu lesen. Dank Herzchen, wie fleißig und freundlich warst Du wieder, aber von Deiner EisenbahnEisenbahnDeutschlandDeutschlandpartieDeiner Eisenbahnpartie – Im Brief vom 25. und 26. August 1829 schilderte Mendelssohn sein Mitfahren auf der von George Stephenson erbauten Eisenbahnstrecke Manchester–Liverpool, auf der 1829 Fahrversuche durchgeführt wurden. Die Strecke wurde im September 1830 eröffnet. bin ich im Lesen schwindlicht geworden. Wie kannst Du seekrankes, das aushalten? Ich denke SusannaTaylor, Susan (Susanne) (1812-1841) wird jetzt entschädigte haben für allen Regen, Sturm, schlechte Wirthshäuser, theure Rechnungen, ich werde hier gewisse LämmerLämmer – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut. mordeifersüchtig machen. Nun sitzest Du wieder in Deinem Rauchnest,Nun sitzest Du wieder in Deinem Rauchnest – Felix Mendelssohn Bartholdy bezeichnete London gelegentlich als Rauchnest (siehe z. B. den Brief vom 25. und 26. August 1829). Am 6. September 1829 war Mendelssohn von seiner Reise nach Schottland und Wales nach London zurückgekehrt; vgl. dessen Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 11v. wo ich sehr gut Bescheid weiß, mitten im Comfort, Dampf, Philister und KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), und nun kommt auch das schöne Wetter. Heut ists wirklich wunderbar, wärst Du hier, ich quälte Dich schrecklich, mit mir spatzieren zu gehn, Du thätest es aber doch nicht. Liebster Felix, wie ist denn das? Nun wird Dich ja VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) wahrscheinlich früher sehn, als wir, was für Gedanken wir uns darüber schon gemacht haben, das sage ich nicht, aber ich wollte, ich wäre Moritz LevyDelmar, Ferdinand Moritz (bis 1806: Salomon Moses Levy) (seit 1810) Freiherr von (?-1858). Und der wird sich gar nicht viel aus Dir machen. Was ist ihm Hekuba<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name>?Was ist ihm Hekuba? – Worte des Hamlet (im Sinne von »das bedeutet mir nichts«) in William Shakespeares Drama Hamlet, zweiter Akt, zweite Szene. Hekuba: lat. Hecuba oder Cisseis, griech. Hekabe (Ἑκάβη); in Homers Ilias die sechste und letzte Königin von Troja und Gattin des Priamos. Mir aber ist sie etwas. – So, nun ist Fanny zu Hause, und wir haben den Brief gelesen, und haben gefrühstückt, und Alles ist sehr schön. Ach der Brief! Lieber Felix, esMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ist geradezu unmöglich, daß Du Fannys Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name> mehr lieben kannst, als ich Deine Briefe. Heute kann ichs mal wieder gar nicht aushalten, und will daher bald aufhören. Plaisir habe ich heute so schon genug gehabt, und von heut bis auf den nächsten Brief sind nur 4 Tage. Und dann kann bald jeder sein Läppchen für sich schreiben, und dann – dann wird sichs finden.

Herr von GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), Geheimerath hat ein paar Gedichte<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108804" style="hidden" type="literature">Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten</name> in den Veit-WerderschenWerder, Karl Friedrich (1806-1893) Musenalmanach<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name> gegeben,Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben – Johann Wolfgang von Goethes Beitrag zum Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Gedicht- und Liedersammlung verschiedener Autoren, darunter von Moritz Veit, Karl Friedrich Werder und Heinrich Stieglitz, hrsg. von Moritz Veit) war eine Sammlung aus 14 Gedichten mit dem Titel Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten. wäre ich Herr von Göthe, ich hätte sie just eben so gemacht, er hat mich aber der Mühe überhoben.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

Das Stück hat underdessen weiter gespielt, und die Scene sich verändert. Gestern Nachmittag hätte ich Dir beinahe geschrieben, denn da sah es hier so aus: MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) war im Garten, Mut BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) bei MagnusMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869), die den Tag vorher herein gezogen waren, HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) saß den ganzen schönen <date cert="high" when="1829-09-06" xml:id="date_1ae0bd93-a4e3-4347-8fe2-f6821d96cd62">Sonntag</date> hindurch einem Gliedermann gegenüber<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111714" style="hidden" type="art">Amalie Märcker (Zeichnung 1829, verschollen)</name>, mit dem Hofkleide der HeisterHeister, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von → Arnim angethan,Hensel … Gliedermann …, mit dem Hofkleide der Heister angethan – Wilhelm Hensel arbeitete seit Anfang September 1829 an dem Porträt von Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister (heutiger Aufbewahrungsort nicht bekannt). Fanny Mendelssohn Bartholdy katalogisierte das Bild als »Gräfin Arnim im Hofkostüm, Ölbild, Kniestück, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166 f. Das Bild wurde 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin gezeigt (Katalog Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 236). Siehe auch Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829. und PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) war mit Deinem Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Llangollen, 25. und 26. August 1829</name> zu ihm gegangen. Rest: ich, die eine Gardine nähte, sämmtlicher Bevölkerung von Berlin gegenüber, die aus dem PotsdamerPotsdamer TorBerlinDeutschland heraus wogte am schönsten Nachmittage. Ich schrieb Dir aber nicht, sondern überdachte Deinen Brief, und war vergnügt. Und als es zu finster wurde zum Nähen, setzte ich mich ans Clavier, und raspelteraspelte – eigentlich: flirtete; hier: arbeitete. ein wenig an meinem Hochzeitstück<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111562" style="hidden" type="music">Präludium für Orgel F-Dur, HU 242 (28. September 1829)</name>.raspelte ein wenig an meinem Hochzeitstück – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte bis zum 28. September 1829 als Eingangsstück für ihren Traugottesdienst am 3. Oktober 1829 das Präludium für Orgel F-Dur, HU 242. Siehe dazu Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik, S. 179 f. Unser erstes Aufgebot war aber nicht gestern, wie erst bestimmt, sondern wird nächsten Sonntag seyn,Unser erstes Aufgebot … wird nächsten Sonntag seyn – Am 14. August 1829 war das erste Aufgebot zunächst für den 6. September 1829 bestimmt worden (Hensel, Tagebücher, S. 21), es wurde auf den 13. September verschoben. und unsre Hochzeit ist auf Sonnabend, den 3ten Oktober bestimmt. Ja lieber Felix, den Tag also wirst Du sonderbar verleben, ich habe meine eignen Gedanken über die Art, wie ich meine daß Du ihn verleben könntest, sage sie aber nicht. Aber Du triffst ja wol nun bald mit VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) zusammen. Heisa, wäre ich ein Koffer, ich wüßt was ich thäte. – Du wirst über ReiseguignonReiseguignon – Reisepech; von frz. guignon, Pech. klagen, denn jetzt, wo Du wieder in London bist, hast Du wahrscheinlich, wie wir, das schönste Wetter. Wie lieb ist es mir, daß Du Dich nicht noch einmal der Seekrankheit auf der Reise nach Irrland ausgesetzt hast. Und nun liebster Felix, habe Dank, daß Du auf all Deinen Kreuz- und Queerfahrten es möglich gemacht hast, uns regelmäßig Deinen treuen, ausführlichen Bericht zu schicken, Du ahndest wenig, wie sehr Du uns dadurch erquickt hast, Du Treuer! Aber auch DoxatsDoxat & Co., Bankhaus in London sind wir allen Dank schuldig, für pünktliche Beförderung der Hin- und Herbriefe, ihr müßt es beiderseitig sehr geschickt angefangen haben, daß Du alle unsre Mittwochsblätter erhalten hast. Nun bin ich etwas neugierig, wie sich alles Fernere machen wird, wo Du mit Vater zusammentriffst, ich möchte wol das Gesicht sehn, das Du schneidest, wenn Du den Brief von Vater <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-09-01-01" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Hamburg, 1. September 1829</name> erhältst, der Dir die Zusammenkunft anzeigt. Vater richtet seine Reise nach unsrer Hochzeit, er hat von Hamburg aus die Bestimmung des Tages nach Frankfurt hin verlangt,er hat von Hamburg aus die Bestimmung des Tages nach Frankfurt hin verlangt – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 16. August 1829 nach Hamburg gereist. Von dort fuhr er zunächst nach Frankfurt a. M. (ca. am 7./8. September 1829), danach in die Niederlande (am 15. September 1829 traf er in Rotterdam ein) und kehrte am 26. September 1829 nach Berlin zurück (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21 und S. 24). Die Familie teilte ihm am 3. September 1829 mit, dass die Hochzeit der Tochter Fanny am 3. Oktober stattfinden würde (ebenda, S. 22, Eintrag vom 10. September 1829). die wir denn in obiger Weise gegeben haben. Nun sind wir seit einigen Tagen herübergezogen,Nun sind wir seit einigen Tagen herübergezogen – Während die rechte Wohnung des Gartenhauses für das künftige Ehepaar Hensel hergerichtet wurde, zog Fanny Mendelssohn Bartholdy vorübergehend mit in das Haupthaus der Leipziger Straße Nr. 3. und die Wohnung drüben wird für mich eingerichtet. Ein MädchenDienstmädchen von → Wilhelm Hensel und → Fanny Hensel in Berlin (1829) habe ich schon lange,Ein Mädchen habe ich schon lange – Das Dienstmädchen hatte Fanny Mendelssohn bereits im Juli 1829 ab Michaelis (29. September) engagiert, es sollte zunächst bei den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit am 3. Oktober 1829 helfen. Vgl. Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829. es ist aber keine von den schönen Liverpooler Köchinnen, sondern eine zarte kleine Berlinerinn, über deren ausnehmende Häßlichkeit HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) sich schwer zufrieden geben kann. So wie er Alles hübscher sieht, und mir gern alle Umgebungen, alles Geräth des gemeinen Lebens zierlich und angenehm einrichtet, so möchte er auch das Volk, das Einen umgiebt, gern neu |2| und erfreulich anstreichen, es geht nur halt nit. Hier wohne ich nun übrigens bei BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) zu Gast, meine Paar Möbel habe ich drüben gelassen, und brauche nun hier die ihrigen, und das amüsirt uns Beide. Ungemein treffend hast Du gesagt, London sey Dir in der schottischen Einsamkeit wie eine Heimath erschienen, denn es geht mir quite eben so in Bezug auf Dich. PortlandstreetPortlandstreet – Mendelssohns Wohnung in London bei dem Eisenwarenhändler Friederich Heinke in Great Portland Street No. 103. kommt mir vor wie die Leipziger StreetLeipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschland,die Leipziger Street – Leipziger Straße Nr. 3, Adresse der Familie Mendelssohn in Berlin. und bei KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) weiß ich eben so gut Bescheid, wie bei einem Deiner hiesigen Freunde, wo ich auch nie war. Ja es geht so stufenweis herunter, in Schottland ist mir wieder Edinburg ein Ruhepunkt, weil ich Mr. ThomsonThomson, John (1805-1841) kenne, und er uns manche Details berichtet hat, wie Du z. B. Mr. Finlay-DunDun, Finlay (1795-1853) der der beste Schwimmer in EdinburgEdinburghGroßbritannien ist, überwunden habest. etc.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Wilhelm (1794–1861) Hensel, Wilhelm (1794–1861)

|1| Daß ich Dich liebe versteht sich am Rande, ich setze es aber doch hier noch bekräftigend an den Rand und neben FannysMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Worte, wie wir uns ja immer treu zur Seite stehn werden. Felix, Alles ist recht gut und besonders auch daß Du bald kömmst. Komm, aber recht bald, bald und recht, verstehe mich!Hensel, Wilhelm (1794–1861)

Wilhelm Hensel
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

Montag gegen drei. Die Sache hat sich unterdessen wieder so gefügt, daß ich Haushund bin, Fanny und MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) sind ausgegangen, ersterer Einrichtung zu besorgen, was etwa noch fehle. Hieran mußt Du merken, daß ich eben mit DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) gesprochen habe, und so ists, der kleine VaterDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) holte sich Iphigenia in Tauris<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name> du chevalier GluckGluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)Iphigenia in Tauris du chevalier Gluck – Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy besaßen eine Partitur von Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie en Tauride; vgl. Elvers / Ward Jones, Musikalienverzeichnis, S. 95. geholt, und mir dafür einen Theil seiner neuen <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_865bf580-fce2-4209-a225-ee3c1eafaa58"><corr resp="writer">Ü</corr><sic resp="writer"></sic></choice>bersetzung<name key="PSN0110751" style="hidden" type="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</name><name key="CRT0108611" style="hidden" type="literature">Des Aischylos Werke</name> des Aeschyläischen Agamemnon<name key="PSN0109408" style="hidden" type="author">Aischylos</name><name key="CRT0111379" style="hidden" type="literature">Agamemnon</name>seiner neuen Übersetzung des Aeschyläischen Agamemnon – Johann Gustav Droysen arbeitete an der Übersetzung des Aischylos. Die vollständige Ausgabe erschien 1832 in Berlin in zwei Bänden. Die Tragödie Agamemnon ist im ersten Band, S. 3-63, abgedruckt. gebracht, auf daß ich (auctore Droysen)auctore Droysen – auctor: lat. Urheber, hier: nach Droysen. roth anstreiche, was mir etwa nicht gefalle. Unterdessen wurde materMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) cum CaeciliaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)mater cum Caecilia – lat., Mutter mit Cäcilia (Taufname Fanny Mendelssohn Bartholdys). naß, und nun ists wieder schönster Sonnenschein, sollte denn schon wieder mein Geburtstag seyn? von wegen April. Herr HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) hat an Louis HeydemannHeydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874) geschrieben, er bäte FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) und BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ihn zu kennen, wenn er wieder nach Berlin käme, und besser mit ihm umzugehen, als mit dem Dr. BeckerBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834). Das ist doch ein koketter Kerl. Ich ließ ihm sagen, ich wäre nicht so dumm, wie ich aussähe, und könnte bei Tage einen Horn von einem Becker unterscheiden, ungefähr so wars, nur etwas anders. Von Vater kam eben ein Brief aus Hannover, der Mann ist lustig und guter Dinge. Nun höre Felix, und gieb nicht Acht auf was da steht, und thue was Duda steht willst, das würdest Du auch ohne meine Erlaubniß thun. Vater ist unterwegs, geht nach den Niederlanden, Du bist unterwegs nach den Niederlanden, Vater kommt zurück zur Hochzeit. Hochzeit ist ein gut Ding, kommt nur alle Jubeljahre einmal. Gustav MagnusMagnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870) der mich gestern Nachmittag von MartinsMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)Magnus, Franziska (Fanny) Maria (1801-1841), die wieder in der Stadt wohnen, weil MartinMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869) das Fieber hat, zu Hause brachte, meinte, es sey prügelwerth, wenn Du nicht zur – Ach da hab ich mich verplaudert. Albert NaseHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) fände es sonderbar – – – Droysen sagte mir, ich möchte Dir doch befehlen, daß – – –. Ich habe auch meine Gedanken darüber, die sage ich keinem Menschen, nicht einmal Dir, und Du bist doch mein Lamm,Lamm – siehe Kommentar zu Z.: Lämmer. mein Herz, mein Alles, was wir einen Hauptkerl nennen. Basta. – Ich freue mich gar zu sehr, wie wohl Dirs in meiner Stube seyn wird, wenn Du auf dem Sopha ganz allein sitzest, vor dem viereckigen Tische, wo Nichts liegt alsl Dein Apparat zur gesegneten Malzeit, jetzt freilich ist er sehr bepackt mit Fannys Schreibanstalten, und ich sitze gerade auf Deinem Platz, aber es wird Alles aufgeräumt, und Du behältst Tisch und Sopha ganz zu Deiner Disposition; daneben stelle ich einen kleinen Tisch, und setze mich daran mit irgend einer Arbeit, die ich dann alle Augenblicke auf die Erde vor Dir ausbreite, damit Du sie beurtheilest; und wenn das eine Zeitlang gedauert hat, gehen wir Alle herüber zu Hensels. Nur nichts dazwischen! Niedlich solls werden. Komm lieber Schnee und mache.Komm lieber Schnee und mache – Anspielung auf das Lied »Komm lieber Mai, und mache« (Text: Christian Adolph Overbeck, 1776; Musik: Wolfgang Amadeus Mozart, 1791). Jetzt kommt der Winter, der Himmel ist blau.

Nun denn!<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111793" style="hidden" type="literature">Nun denn! Eh wir von hinnen eilen</name> Eh wir von hinnen eilenNun denn! Eh wir von hinnen eilen … heut im Tüchtigen – der vollständige Wortlaut von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht »Nun denn! Eh wir von hinnen eilen« aus den Chinesisch-Deutschen Jahres- und Tageszeiten. Hast noch was Kluges mitzutheilen? Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Sehnsucht ins Ferne, Künftge zu beschwichtigen. Beschäftige Dich hier und heut im Tüchtigen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

(cf.cf. – lat. confer, vergleiche. GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832), Musenalmanach für 1830<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name>)cf. Göthe, Musenalmanach für 1830 – Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte diese Zeilen als 14. Gedicht der Chinesisch-Deutschen Jahres- und Tageszeiten im Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830, S. 16. Vgl. auch Kommentar zu Z.: Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy

Das heißt aber nicht, GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858),Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint. scheuert die Stube, näht und seyd fleißig, bis es mir gefällt, wiederzukommen, sondern es heißt, ach! was weiß ichs? WerderWerder, Karl Friedrich (1806-1893), VeitVeit, Moritz (1808-1864) und StieglitzStieglitz, Heinrich Wilhelm August (1801-1849), drei schöne Männer die den Musenalmanach<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name> herausgeben, frage die, die werdens wissen. Wir sagens aber alle Augenblicke. Neulich, als GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) die letzte Sitzung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109201" style="hidden" type="art">Professor Gans auf dem Katheder (Ölgemälde 1829)</name> von HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) haben sollte,als Gans die letzte Sitzung von Hensel haben sollte – Wilhelm Hensels Ölgemälde von Eduard Gans am Katheder ist im Besitz des Israel-Museums in Tel Aviv. Es befindet sich heute als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum in Berlin. Hensel malte Gans als »ganze Figur, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166, Anm. 45, und Abbildung, S. VIII. frug er, ob er den Dr. BaumBaum, Wilhelm (1799-1883) dabei ha mitbringen dürfe, und Hensel schlugs ihm ab, und sagte er wolle Niemand dabei haben, und er gehorchte, und brachte WerderWerder, Karl Friedrich (1806-1893) mit.

Eben komme ich vom Ausgang mit Mutter zurück, wir haben Tische und Stühle und schöne Dinge gekauft. KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) schickte mir kurz vor meiner Verlobung eine Reihe von Spottdistichen<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0112210" style="hidden" type="literature">Braut-Epigramme für Fanny Mendelssohn Bartholdy</name>Spottdistichen – Distichon: griechisches Versmaß aus zwei Zeilen. auf das Brautpaar GöschenGöschen (Goschen), Henrietta (1805-1848)Göschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866),das Brautpaar Göschen – Der Londoner Bankier Wilhelm Heinrich Göschen war seit dem 12. Mai 1829 mit Henrietta Ohmann verheiratet. davon hieß Eines so:

Er. Du, und eine Hütte, das ist meine Welt.<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0112210" style="hidden" type="literature">Braut-Epigramme für Fanny Mendelssohn Bartholdy</name> Sie. Lieber, haben Sie auch Sopha und Stühle bestellt?

Lieber Klingemann, spotten Sie immer zu. Sopha und Stühle sind gut, und die Hütte und die Welt ist auch nicht zu verachten, und so haben alle recht, der Bräutigam, die Braut, und der Spötter, d. h. die Welt. Wie prächtig würden Sie sich über uns mokiren, wenn Sie hier wären, und wie prächtig werden Sies eben so machen, wenn Sie einmal in den ähnlichen Fall kommen. Nun wir werdens erleben, Sie als Benedict den Ehemann<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110872" style="hidden" type="dramatic_work">Viel Lärm um nichts (Much Ado About Nothing)</name>Benedict den Ehemann – Anspielung auf die Figur des Benedict in William Shakespeares Komödie Viel Lärm um Nichts. zu sehn. Hensel war sehr böse, daß Sie uns nicht gleich aus London Ihre glückliche Ankunft angezeigt haben, thun Sies nachträglich, und erzählen Sie den Rest Ihrer Wanderschaft nach ihrer Trennung vom verlornen Sohn.ihrer Trennung vom verlornen Sohn – Mendelssohn und Carl Klingemann hatten sich nach der gemeinsamen Schottlandreise am 19. August 1829 in Liverpool getrennt. Klingemann fuhr nach London zurück. Mendelssohn reiste weiter nach Holywell und verbrachte die Tage vom 27. August bis zum 5. September 1829 auf dem Landsitz Coed Du Hall der Familie von John Taylor nahe Rhydymwyn bei Mold in Flintshire/Wales. Ihre DoppelbriefeDoppelbriefe – Briefe, die Mendelssohn und Klingemann gemeinsam von England und Schottland an die Familie Mendelssohn in Berlin schrieben. waren leidlich, und die jedes Einzelnen sind auch nicht zu verachten. Ueberhaupt Felix, hast Du eine Aehnlichkeit mit Linda de Romeiro<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110459" style="hidden" type="literature">Titan</name>,Linda de Romeiro – Titelheldin aus Jean Pauls Roman Titan, 4 Bde., Berlin und Erfurt 1800-1803. Du bist ebenfalls der Leidliche.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

Dienstag 8ten. Heut vor einem JahrHeut vor einem Jahr – Die Frühfassung von Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüre Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), war am 7. September 1828 im Rahmen einer der Sonntagsmusiken in der Leipziger Straße 3 uraufgeführt worden (Christian Martin Schmidt [Hrsg.], LMA I /8: Ouvertüren I, S. XIX). sah Manches anders aus, es war ein Montag, und auch der 8te September, aber Morgens um diese Zeit flitzten ein Paar im großen Gartensaalgroßen Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f. umher, und sahen sich die Thiere an, die da standen, und auf Musik<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qnv87jge-hctt-nlu9-rqqy-ikgtizn4ucvi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name> hießen, Contrabässe, Serpent, Contrafagott, engl. Baßhorn, das waren die großen wilden Thiere, dann kamen die Vögel, Flöten, Clarinetten, Hoboen, und die lieben Hausthiere, Quartett. Alles das |3| und noch einiges Andre war von der tagsMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) vorherigen Probe zu der heutigen Aufführung stehn geblieben, und war ergötzlich. Und Nachmittags ging man zum Luftball, und als man zurückkam, war schon ein Theil der Gesellschaft versammelt. Und dann gings los, und war hübsch, und nun wirds bald wieder losgehen, und noch hübscher seyn. Du sitzest da dem Sopha gegenüber, mir gegenüber, die ich hier schreibe, und schaust so sehr lebendig und wahr aus dem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name>dem Bilde – siehe Kommentar zu Z.: das Bild eines jungen Mannes. heraus. daß es fast hübsch ist. Du lieber Felix!

Sonderbar genug mußt Dus finden, daß wir ohneMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) unser Wissen Sonntag in der Jerusalemmer KircheJerusalemkircheBerlinDeutschlandJerusalemmer Kirche – die Jerusalemkirche in der Berliner Friedrichstadt, sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. sind aufgeboten worden. Der Prediger WilmsenWilmsen, Friedrich Philipp (1770-1831) hatte übernommen, auch die nöthigen Aufgebote in den andern Kirchen zu besorgen, als wir nun Sonnabend unseres um 8 T. später bestellten, muß er vergessen haben, es abzusetzen, denn gestern Abend kam Auguste Wilmsen, und später Carl als Todesengel, und der erzählte, daß er uns mit vielem Anstand habe von der Kanzel fallen hören. Eben geht Mutter durch die Stube, macht Deinem Bilde einen Knix, und sagt ihm guten Morgen. So thue auch ich, und empfehle mich für jetzt. – Mittwoch 9ten. Gestern Abend saßen wir zusammen mit Betty PistorPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877), die gezeichnet wurde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111773" style="hidden" type="art">Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor (Zeichnung 1829, verschollen)</name>,Betty Pistor, die gezeichnet wurde – Wilhelm Hensels Zeichnung von Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor ist nicht bekannt. MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) und DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) waren früh weggegangen, als es nach 9 heftig an die Thür klopfte, da GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) verreist ist, waren wir in Verlegenheit, wen wir zu erwarten hätten, da trat ein: der absurdeste der SterblichkeitenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847), der Paradoxeste der Paradoxen, der größte Chemiker und Ecossaisencomponist seiner Zeit – der Dr. Herrmann FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855). Erstaunen, Freude, Geschrei, hands shaking, er setzt sich, und ist nie von Berlin fort gewesen. Nach den verrücktesten Queer- und Kreuzfahrten in Deutschland kommt er jetzt von Göttingen wo er, mirabile dictu,mirabile dictu – lat., wundervoll zu erzählen. wirklich promovirt hat, war mit HolteiHoltei, Karl Eduard von (1798-1880) in Weimar, hat da den 28sten Aug.den 28sten Aug. – Johann Wolfgang von Goethes 80. Geburtstag. in GoethensGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) HauseGoethes Wohnhaus am FrauenplanWeimarDeutschland verlebt, ist von ihm sehr freundlich aufgenommen worden, und bringt nun den heutigen Tag in Berlin zu. Wir haben uns herzlich mit ihm gefreut. Seine Rüpelei, auf meinen Brief mit Deiner Sendungmeinen Brief mit Deiner Sendung – vgl. Brief gb-1829-07-29-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Carl Friedrich Zelter und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Glasgow, Berlin, 29. Juli 1829, Z.: »A propos, die Breslauer sind unerhörte Rüpel. Durch Mosevius schickte ich an Franck Bachsche Orgelpräludien, und den Maigruß, keine Antwort«. nicht einmal geantwortet zu haben, ist vergessen, denn er hat betheuert, er sey blos hergekommen, sich deshalb zu entschuldigen, und hätte sonst nicht an Berlin gedacht.

Nun nehm’ ich zum erstenmal Abschied von Dir, wenn Dein Brief gekommen seyn wird, denke ich wol noch ein Eckchen, und ein Minütchen zu erwischen. Diesmal habe ich das Brieffieber schon seit drei Tagen.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

d. 9. Daß Du in Llangollen eben so liebenswürdig, gut und anhänglich schreibst als in Glasgow, Edinburgh und London, vergelten Dir die Götter, mein Felix felicissimo! Wie preise ich Dich auch gegen faule Söhne und Brüder! Keiner ist so treu und fleißig; bleibe so brav, mein Herz! und laß es Dir stets wie jetzt Bedürfniß sein, uns Dein Leben darzulegen. Daß Du einen GewißensSkrupel hattest, Dich während 4 Wochen zu zerstreuen und bloß zu amusiren, rührt mich. Du kannst Dir wohl das Zeugniß geben, nicht viel Zeit versäumt zu haben; ergötze und erhole Dich nun auch und sammle Dir frischen Muth und Lust zu neuer Beschäftigung. – Wie wunderlich macht sich Dein Zusammentreffen mit Vater, liebes Kind! Du wirst ihn hoffentlich sehr heiter und munter in AmsterdamDein Zusammentreffen mit Vater … in Amsterdam – Aus diesem Plan wurde nichts: Felix Mendelssohn Bartholdy verunglückte am 17. September 1829 in London mit einem Pferdewagen und verletzte sich am Knie, so dass er längere Zeit liegen musste. Siehe dazu Brief fmb-1829-09-18-01 (Brief Nr. 221) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Amsterdam, London, 18. September 1829. finden. Die Reise scheint ihn Gottlob! viel vergnügter zu stimmen als wir ihn hier sehen. In HambHamburgDeutschland. giebt er PölchauPoelchau, Georg Johann Daniel (1773-1836), BielfeldBielefeld, Gideon Heinrich etc. diners und in Hannover sieht er Harro HarringsHarring, Harro Paul (1798-1870) SohnHarris (Harrys?), Herr als Don Cesar<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110653" style="hidden" type="dramatic_work">Die Braut von Messina</name> debutiren.in Hannover sieht er Harro Harrings Sohn als Don Cesar debutiren – Hier irrte Lea Mendelssohn Bartholdy: Es handelt sich nicht um einen Sohn von Harro Paul Harring (geb. 1797). Aus der »Correspondenz-Nachricht aus Hannover« in: Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur und geselliges Leben, 22. Jg., Nr. 123 (13. Oktober 1829), S. 502, wird ersichtlich, dass »Hr. Harris, ein Sohn des bekannten Humoristen Georg Harris […] welcher den Don Cäsar in der ›Braut von Messina,‹ mit ausgezeichnetem Erfolg, als erste theatralische Leistung gab«, gemeint ist. Gesteh, er kanns in Berlin beßer haben und mag doch weder diners geben, noch ins Theater gehen. – Wir laufen, jeder für sich, mit der stillen Erwartung umher, daß Vater uns v. Holland etwas sehr Schönes mitbringt, das weder ein Stück Käse noch ein Stück Leinwand ist. Rathe!! so glücklich dies uns auch machen würde, Schatz! so überleg Dirs doch mit Vater, ob es Dich in Deinen Plänen und Geschäften nicht stört. Hast Du bestimmte Aufträge, so mach ich mir kein Gewißen, Dich zu bitten, sie hier in Ruh und Muße auszuführen. Doch wiederhole ich, thue nach Deiner Einsicht und Ueberlegung, die Dich Dir bisher mit gutem Erfolg geleitet haben.

FranksFranck, Georg Hermann (1802-1855) unerwartete Erscheinung gestern gegen 10 Abends hat uns unglaublich erquickt, erwärmt und belustigt. Er ist ein prächtiger, kluger, angenehmer Mensch mit all seinen Launen, und es läßt sich selten mit Jemand so leicht, fröhlich und unterhaltend leben. Von GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) erzählt er uns Wunder! er geht eben so gerade, spricht so heiter und theilnehmend wie sonst, arbeitet viel, läßt sich am Tage darin nicht stören, und ist Abends, wo sein Haus v. Fremden aller Nationen wimmelt, der liebenswürdigste Wirth. Seine allerliebsten zarten, jetztMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) erschienenen Gedichtchen<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108804" style="hidden" type="literature">Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten</name>Seine allerliebsten zarten, jetzt erschienenen Gedichtchen – siehe Kommentar zu Z.: Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben. hat man ihn freilich im Verdacht, schon lange, also gar als Jüngling von 70 Jahren verfaßt zu haben. Beneidenswerthe Existenz, zu 80, nicht bloß vegetirend, sondern in voller geistigen und körperlichen Kraft, schaffend, wirkend, lehrend, genießend dazustehen, und die Atmosphäre wohl erworbenen Ruhms aus voller Brust in sich zu ziehen! Der König v. BaiernBayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868) hat ihm zum Geburtstage einen vortrefflichen Brief geschrieben und eine antike Statue geschickt. Beim Mittagmahl wurde erstrer vorgelesen. FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) sprach viel über die Farbenlehre<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111794" style="hidden" type="science">Zur Farbenlehre</name>die Farbenlehre – Johann Wolfgang von Goethe, Zur Farbenlehre, 2 Bde., Tübingen 1810. mit Goethe, der ihm die Ueberzeugung mittheilte, sein System werde in künftiger Zeit überall anerkannt und aufgenommen werden. –

SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) hat ZelternZelter, Carl Friedrich (1758-1832) aufgefordert, zum MusikfestMusikfest des Thüringisch-Sächsischen Musikvereins (1829)Halle an der SaaleDeutschland nach HalleHalle an der SaaleDeutschland zu kommen.Spontini hat Zeltern aufgefordert, zum Musikfest nach Halle zu kommen – In Halle an der Saale fand vom 10. bis zum 12. September 1829 das Musikfest des Thüringisch-Sächsischen Musikvereins unter der Leitung von Gaspare Spontini statt (zum Programm siehe Hallisches patriotisches Wochenblatt 37. Stück, 12. September 1829, S. 916-919. Rezension: AMZ 31, Nr. 38, 23. September 1829, Sp. 624-628). Carl Friedrich Zelter hatte die Einladung ursprünglich abgelehnt (siehe dessen Brief an Johann Wolfgang von Goethe vom 20. August 1829. Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1257 f.), nahm dann aber doch an dem Fest teil (vgl. den Brief an Goethe vom 8. September 1829. Druck ebenda, S. 1263 f.). (O che piacer,O che piacer – ital., O welch Vergnügen. dort die SchulzSchulz, Josephine (1790-1880) und SchätzelSchätzel, Johanne Sophie Friederike Pauline von (1812-1882) aus Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name> singen zu hören!) SpontSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851). und NaueNaue, Johann Friedrich (1787-1858), nobilis par fratrum!nobilis par fratrum – lat. par nobile fratrum, ein edles (sauberes) Brüderpaar. Ich wunderte mich fürbaß, Zeltern so zahm dieser Einladung Folge leisten zu sehen; nun erklärt sichs aber, da verlautet, er rutsche heimlich auch nach Weimar.er rutsche heimlich auch nach Weimar – Nach dem Halleschen Musikfest hielt sich Carl Friedrich Zelter vom 14. bis zum 21. September 1829 in Weimar auf (Goethe, Weimarer Ausgabe III, Bd. 12: Goethes Tagebücher. 1829-1830, S. 126-128). FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) und RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) sollen Freitag als Mäuse auf Tisch und Bänken tanzen. – Unser DavidchenDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) ist gestern fort,Unser Davidchen ist gestern fort – Der Geiger Ferdinand David verließ Berlin am Sonntag, dem 6. September 1829, Richtung Dorpat (heute Tartu, Estland). Er war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im dortigen Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart engagiert. Mit David gingen die Musiker Karl Matthias Kudelsky (2. Violine) und Cyprian Romberg (Violoncello) nach Dorpat. Den Bratschenpart übernahm Ludwig Herdtmann. Siehe dazu Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30, sowie Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach Dorpat«. nachdem er wegen nicht erfolgten Reisegeldes noch etwas Angst ausgestanden. Alles ist aber in Ordnung und sein H. v. LiphardtLiphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853) bewährt sich als spendabler Mäcen. – FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) traf GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) in Leipzig, und fand ihn segahr verrückt. Du kannst Dir wirkl. nicht denken, wie er sich verändert hat, seit er überzeugt ist, Beckchen wolle ihn nicht.Beckchen wolle ihn nicht – Eduard Gans machte Rebecka Mendelssohn Bartholdy den Hof. Diese erwiderte seine Gefühle nicht. Viel zu stolz einen direkten Antrag zu wagen, ließ er durch Ernest. RobertRobert-Tornow, Ernestine (1794-1846) ausforschen und ist seitdem fuchswild; statt aber selbst zu handeln und zu quälen und höchstens die mitintereßirten Personen zu Vertrauten zu machen, äußerte er sich gegen Keinen grade zu, zealigt sich aber so ungemeßen désappointirt,désappointirt – von frz. désappointé, enttäuscht. melancholisch und total umgewandelt, daß alle Welt v. seiner unglücklichen Paßion überzeugt ist. Mit so weniger discrétion als er selbst besitzt, necken und foppen ihn die Leute. Er erzählt allenthalben, er wolle sich erschießen, und habe ein Todtengedicht bei WerderWerder, Karl Friedrich (1806-1893) und eine Leichenrede bei MarheinekeMarheineke, Philipp Conrad (1780-1846) bestellt. Die Reise hat er eben so toll eingerichtet; ließ sich übertölpeln, mit einem MusterreiterMusterreiter – auch: Musterreisender; ein »Geschäftsreisender, der auf vorgelegte Muster oder Proben Aufträge sammelt« (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. VI, Leipzig 1885, Sp. 2769). zu gehen, bereute es hinter her, wollte kein Wort mit ihm wechseln, wußte nicht wo eigentlich hin, kurz, Du kannst Dir keine ärgere Verkehrtheit denken. Schade, daß er nicht der Mann ist der sich gewaschen hat! er besitzt sonst so viele gute, angenehme Eigenschaften, und wird in spätern Jahren gewiß noch weit genießbarer und umgänglicher. Giebts denn doch aber etwas Groteskeres als diesen Einfall? – Als Frank erzählte, er habe Gans gesagt, daß er verliebt sei, dachten wir, BettyPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877) würde vom Stuhl fallen: das Gelächter war unauslöschlich.

Kömmt Dein Brief noch, liebes Herz! so fügen wir etwas hinzu. Ich denke, auch Frank soll schreiben. – Morgen wird Deines Großvaters Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)100jähr. Geburtstag in d. Gesellsch. d. FreundeGesellschaft der FreundeBerlinDeutschland gefeiert;Morgen wird Deines Großvaters 100jähr. Geburtstag in d. Gesellsch. d. Freunde gefeiert – Moses Mendelssohn wurde am 6. September 1729 geboren, das hundertjährige Jubiläum jedoch erst am 10. September 1829 begangen. Die 1792 gegründete Berliner »Gesellschaft der Freunde«, die das Fest ausrichtete, geht auf die maßgebliche Initiative von Joseph Mendelssohn zurück. Siehe dazu Sebastian Panwitz, Die Gesellschaft der Freunde 1792-1935. Berliner Juden zwischen Aufklärung und Hochfinanz (Haskala, Bd. 34), Hildesheim 2007. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) ist auch eingeladen. Schade, daß keine Herren aus d. Familie außer ihm und AlexMendelssohn, Alexander (1798-1871). anwesend sind!daß keine Herren aus d. Familie außer ihm und Alex. anwesend sind – An den Feierlichkeiten der »Gesellschaft der Freunde« nahm nur Moses Mendelssohns Enkel Alexander Mendelssohn teil. Abraham Mendelssohn Bartholdy befand sich am 10. September 1829 in Frankfurt a. M. oder auf dem Wege nach Rotterdam. Da er »mit jedem Tage ein abgesagterer Feind aller Feyerlichkeiten« werde, hoffte dieser bereits im August 1829, er werde »es vielleicht auch dem Zufall zu danken haben, daß eine Reise welche ich in einiger Zeit vielleicht vornehmen muß, mich dieser ceremonie entrückt« (Brief gb-1829-08-12-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Ludwig von Mühlenfels, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Holywell, Berlin, 8., 10. und 12. August 1829). Ein WaisenhausMoses Mendelssohn’sche Waisen-Erziehungs-AnstaltBerlinDeutschland wird hier und eins in DeßauStiftung zur Erziehung armer JudenkinderDessauDeutschland gestiftet.Ein Waisenhaus wird hier und eins in Deßau gestiftet – Die Allgemeine Preußische Staats-Zeitung kündete die Gründung eines jüdischen Waisenhauses in Berlin an (Beilage zu Nr. 248, 7. September 1829): »Glaubensgenossen wollen ein seit längerer Zeit geplantes Stift mit dem Namen ›Mendelssohnsche Waisen-Erziehung-Anstalt‹ begründen.« Die Moses Mendelssohn’sche Waisen-Erziehungs-Anstalt wurde am 10. September 1829 gegründet und nahm am 24. März 1836 ihre Arbeit auf. Sie sorgte für die Erziehung armer Waisenkinder durch Unterbringung derselben in Familienpensionen und überwachte deren Ausbildung. Siehe dazu das Grundgesetz für die Moses Mendelssohnsche Waisen-Erziehungs-Anstalt der jüdischen Gemeine zu Berlin, Berlin 1836. In Dessau wurde von der jüdischen Gemeinde eine Stiftung zur Erziehung armer Judenkinder errichtet. Lebewohl, mein Lieb!

Lea Mendelssohn Bartholdy
Franck, Georg Hermann (1802-1855) Franck, Georg Hermann (1802-1855)

Nun ist nichts sonderbarer als daß ich hier am Schreibtisch Ihrer Frau MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) sitze, und vor Respect vor dem Ort mich in Acht nehmen muß, damit die Geister des Wahnwitzes nicht in mir zu toben anfangen. Hätte ich nicht schon gestern Abend gehört, wie lobenswerth Sie der Ihrigen gedenken und müßte ich nicht glauben daß ich dann auch zu manchen Bildern gehöre welche die Erinnerung an Ihr elterliches Haus in Ihnen hervorruft, so würde ich Ihnen Namen und Charakter und Wohnort, wie einem Polizeiamt melden damit ich ganz wie ich bin vor Ihnen stehe. So viel Talent zur Philisterei habe ich, daß ich mich ärgere wenn jemand mich vergißt, nur daß ich glaube es geschieht so oft als ein Freund auf Reisen geht oder heirathet, oder Minister wird. Hab’ ich Sie nun genöthigt, an mich zu denken, dann ist die Absicht erreicht in der ich hier den Ihrigen den Platz weggenommen habe. Ich bin ganz entsetzlich zerstreut, confus, auch ärgerlich daß nicht Alles geht wie ich will, ermüdet endlich von vielem Hin und Herfahren. Jetzt wird Ihre SchwesterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) so liebenswürdig seyn, mir Mehreres aus Ihren Briefen vorzulesen, damit ich mehr über Sie erfahre als die Zeitungen gemeldet. Da mir nun von Ihnen zu hören lieber ist als Ihnen von mir zu hören zu geben, so werden Sie es nicht unbillig finden, daß ich abbreche, Ihnen noch sage daß ich wirklich Ihr guter Freund bin, mich herzlich über Ihre englischen Erlebnisse gefreut habe, recht sehr wünsche, Sie im Winter hier sehen zu können, und mir gestern vorgenommen habe zu diesem Zweck eigends von Breslau her zu kommen, gähnte auch die Hölle selbst. Grüßen Sie KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und leben Sie wohl und vergnügt

Ihr Franck
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

|4| Erstlich haben wir eben Deinen liebsten Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Coed Du, 2. September 1829</name> erhalten, den aus TaylorsTaylor, Familie von → John T.,aus Taylors – Mendelssohn verbrachte die Tage vom 27. August bis zum 5. September 1829 auf dem Landsitz Coed Du Hall der Familie von John Taylor nahe Rhydymwyn bei Mold in Flintshire/Wales. Du Lieber! Wie prächtig hast Du Dich da amüsirt, und wie lieb haben Dich die Leute gehabt! Fast, fast so lieb, als Du verdienst. Daß uns Taylors LadiesTaylor, Anne (1806-1877)Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841) bei Namen kennen, ist ädel von ihnen. FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) ist heut um 12 kommen, und wir haben bis um 1/24 bei Deinen Briefen gesessen, aus denen wir ihm von Anfang an vorgelesen, ganz zu Ende sind wir aber nicht damit gekommen, denn um 1/2 4 kam HenselHensel, Wilhelm (1794-1861), und da mußten wir doch um 3/4 zu Tisch gehn, und jetzt sind Beide noch auf ein Paar Stunden weg, heut Abend kommen sie wieder, dann wird der Rest gelesen, und Frank will Deine dieMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name> hören. Mutter läßt um Verzeihung bitten, einen Brief an Dich geöffnet zu haben, der vom auswärtigen Departementeinen Brief an Dich … vom auswärtigen Departement – Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829. Von Merckel war der Oberpräsident der Provinz Schlesien. kam, mit dicken Couvert und Siegel, ich setze Dir den Inhalt her: Ew Wohlgeb. haben sich durch edelmüthiges Mitwirken bei Gelegenheit des v. der Königl. Kammersängerinn Dem. SonntagSontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854) in London, zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Einwohner Schlesiens gegebenen Concertsin London, zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Einwohner Schlesiens gegebenen Concerts – Felix Mendelssohn Bartholdys Onkel Nathan Mendelssohn, der in Reinerz in Niederschlesien (heute Duszniki Zdrój, Polen) lebte, hatte seinem Bruder Abraham über die verheerenden Überschwemmungen in Schlesien im Frühjahr berichtet und angeregt, dass »die Sonntag und Felix in der Folge auch für hiesige Verunglückte in London so wohlthätig würken« könnten. Siehe dazu Brief gb-1829-06-17-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 17. Juni 1829, Z.: »Folgendes schreibt mir der Onkel Nathan«. Das erbetene Konzert der Sängerin Henriette Sontag fand am 13. Juli 1829 in den Argyll Rooms in London statt. Mendelssohn dirigierte darin seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), und spielte zusammen mit Ignaz Moscheles das Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 5: »Mendelssohn’s Ouverture zum Sommernachtstraum wurde zum zweiten Male und mit gesteigertem Beifall gegeben. Auch sein Doppelconcert in E-Dur (Manuscript), das Moscheles mit ihm spielte, ging gut und gefiel sehr. Die Einnahme betrug £ 500« (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 209). Weiterhin traten die Sopranistin María Felicità Malibran, der Kastrat Giovanni Battista Velluti, der Cellist Max Bohrer, der Flötist Louis François Philippe Drouet und der Hornist Giovanni Puzzi auf. In Brief fmb-1829-07-16-03 (Brief Nr. 194) Felix Mendelssohn Bartholdy an Nathan Mendelssohn in Breslau, London, 16. Juli 1829, bezeichnete Mendelssohn das Konzert als »unstreitig das beste im ganzen Jahre«. Es seien »zwischen 250 und 300 guinéen eingekommen die dem preuß. Gesandten hier übergeben und durch ihn nach Schlesien geschickt werden« (Z. 61 und Z. 52 f.). Nicht nur Nathan Mendelssohn dankte seinem Neffen für sein Engagement, sondern auch der Oberpräsident der Provinz Schlesien, Friedrich Theodor von Merckel; siehe Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829. ein entschiedenes Verdienst um diese Verunglückten erworben, wofür ich mich verpflichtet fühle, Ihnen Namens der Provinz den herzlichsten Dank abzustatten, und Sie zu bitten, auch meine achtungsvolle Anerkennung Ihrer thätigen Menschenliebe gewogentlich anzunehmen.

Breslau, den 29 Aug 1829. Der Königl wirkl. geheime Rath und OberPräsident der Provinz Schlesien v. Merkel. Deine wohlgeneigte Schwester Fanny.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Ich will mich nur melden, als auch gegenwärtig bei Empfang Deines Briefs, als Deine Freuden und Plaisir auf dem LämmergutLeipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschlandLämmergut – das Anwesen der Familie Mendelssohn Bartholdy in der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin. Zum Begriff »Lämmer« siehe Kommentar zu Z.: Lämmer. par distancepar distance – frz., aus der Ferne. mitgenießend, und als sehr geschmeichelt im Taylorschen Hause bekannt und erwähnt zu seyn, ferner, da es

            Sonntag den 6ten September. Scene, in der chamois Stube im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, Beckchen sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel, darüber hängt das Bild eines Knaben mit fliegendem, kastaniebraunen Haar, vor dem Flügel steht auf einer Staffeley das Bild eines jungen Mannes, den wir wohl kennen. Es ist Sonntag Morgen, heiteres Herbstwetter, die Stube ganz besonders zierlich aufgeräumt, und nun gehts los.
Erster Auftritt, das Dampfboot, das weder Mittwoch, noch Donnerstag, sondern erst Freitag den Brief von Hamburg hieher beförderte, folglich ihn erst heut früh hieher in unsere Hände ablieferte. Fanny hat ihn noch nicht einmal gelesen, sie ist mit Hensel in der Kirche, und nimmt das Abendmahl, das heut zum letztenmale vor ihrer Hochzeit ausgegeben wird. Ich wollte auch ausgehen, der Brief kam aber, und nun erwarte ich schreibend Fanny, um ihn noch einmal mit ihr zu lesen. Dank Herzchen, wie fleißig und freundlich warst Du wieder, aber von Deiner Eisenbahnpartie bin ich im Lesen schwindlicht geworden. Wie kannst Du seekrankes, das aushalten? Ich denke Susanna wird jetzt entschädigte haben für allen Regen, Sturm, schlechte Wirthshäuser, theure Rechnungen, ich werde hier gewisse Lämmer mordeifersüchtig machen. Nun sitzest Du wieder in Deinem Rauchnest, wo ich sehr gut Bescheid weiß, mitten im Comfort, Dampf, Philister und Klingemann, und nun kommt auch das schöne Wetter. Heut ists wirklich wunderbar, wärst Du hier, ich quälte Dich schrecklich, mit mir spatzieren zu gehn, Du thätest es aber doch nicht. Liebster Felix, wie ist denn das? Nun wird Dich ja Vater wahrscheinlich früher sehn, als wir, was für Gedanken wir uns darüber schon gemacht haben, das sage ich nicht, aber ich wollte, ich wäre Moritz Levy. Und der wird sich gar nicht viel aus Dir machen. Was ist ihm Hekuba? Mir aber ist sie etwas. – So, nun ist Fanny zu Hause, und wir haben den Brief gelesen, und haben gefrühstückt, und Alles ist sehr schön. Ach der Brief! Lieber Felix, es ist geradezu unmöglich, daß Du Fannys Lieder mehr lieben kannst, als ich Deine Briefe. Heute kann ichs mal wieder gar nicht aushalten, und will daher bald aufhören. Plaisir habe ich heute so schon genug gehabt, und von heut bis auf den nächsten Brief sind nur 4 Tage. Und dann kann bald jeder sein Läppchen für sich schreiben, und dann – dann wird sichs finden.
Herr von Göthe, Geheimerath hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben, wäre ich Herr von Göthe, ich hätte sie just eben so gemacht, er hat mich aber der Mühe überhoben.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Das Stück hat underdessen weiter gespielt, und die Scene sich verändert. Gestern Nachmittag hätte ich Dir beinahe geschrieben, denn da sah es hier so aus: Mutter war im Garten, Mut Beckchen bei Magnus, die den Tag vorher herein gezogen waren, Hensel saß den ganzen schönen Sonntag hindurch einem Gliedermann gegenüber, mit dem Hofkleide der Heister angethan, und Paul war mit Deinem Brief zu ihm gegangen. Rest: ich, die eine Gardine nähte, sämmtlicher Bevölkerung von Berlin gegenüber, die aus dem Potsdamer heraus wogte am schönsten Nachmittage. Ich schrieb Dir aber nicht, sondern überdachte Deinen Brief, und war vergnügt. Und als es zu finster wurde zum Nähen, setzte ich mich ans Clavier, und raspelte ein wenig an meinem Hochzeitstück. Unser erstes Aufgebot war aber nicht gestern, wie erst bestimmt, sondern wird nächsten Sonntag seyn, und unsre Hochzeit ist auf Sonnabend, den 3ten Oktober bestimmt. Ja lieber Felix, den Tag also wirst Du sonderbar verleben, ich habe meine eignen Gedanken über die Art, wie ich meine daß Du ihn verleben könntest, sage sie aber nicht. Aber Du triffst ja wol nun bald mit Vater zusammen. Heisa, wäre ich ein Koffer, ich wüßt was ich thäte. – Du wirst über Reiseguignon klagen, denn jetzt, wo Du wieder in London bist, hast Du wahrscheinlich, wie wir, das schönste Wetter. Wie lieb ist es mir, daß Du Dich nicht noch einmal der Seekrankheit auf der Reise nach Irrland ausgesetzt hast. Und nun liebster Felix, habe Dank, daß Du auf all Deinen Kreuz- und Queerfahrten es möglich gemacht hast, uns regelmäßig Deinen treuen, ausführlichen Bericht zu schicken, Du ahndest wenig, wie sehr Du uns dadurch erquickt hast, Du Treuer! Aber auch Doxats sind wir allen Dank schuldig, für pünktliche Beförderung der Hin- und Herbriefe, ihr müßt es beiderseitig sehr geschickt angefangen haben, daß Du alle unsre Mittwochsblätter erhalten hast. Nun bin ich etwas neugierig, wie sich alles Fernere machen wird, wo Du mit Vater zusammentriffst, ich möchte wol das Gesicht sehn, das Du schneidest, wenn Du den Brief von Vater erhältst, der Dir die Zusammenkunft anzeigt. Vater richtet seine Reise nach unsrer Hochzeit, er hat von Hamburg aus die Bestimmung des Tages nach Frankfurt hin verlangt, die wir denn in obiger Weise gegeben haben. Nun sind wir seit einigen Tagen herübergezogen, und die Wohnung drüben wird für mich eingerichtet. Ein Mädchen habe ich schon lange, es ist aber keine von den schönen Liverpooler Köchinnen, sondern eine zarte kleine Berlinerinn, über deren ausnehmende Häßlichkeit Hensel sich schwer zufrieden geben kann. So wie er Alles hübscher sieht, und mir gern alle Umgebungen, alles Geräth des gemeinen Lebens zierlich und angenehm einrichtet, so möchte er auch das Volk, das Einen umgiebt, gern neu und erfreulich anstreichen, es geht nur halt nit. Hier wohne ich nun übrigens bei Beckchen zu Gast, meine Paar Möbel habe ich drüben gelassen, und brauche nun hier die ihrigen, und das amüsirt uns Beide. Ungemein treffend hast Du gesagt, London sey Dir in der schottischen Einsamkeit wie eine Heimath erschienen, denn es geht mir quite eben so in Bezug auf Dich. Portlandstreet kommt mir vor wie die Leipziger Street, und bei Klingemann weiß ich eben so gut Bescheid, wie bei einem Deiner hiesigen Freunde, wo ich auch nie war. Ja es geht so stufenweis herunter, in Schottland ist mir wieder Edinburg ein Ruhepunkt, weil ich Mr. Thomson kenne, und er uns manche Details berichtet hat, wie Du z. B. Mr. Finlay-Dun der der beste Schwimmer in Edinburg ist, überwunden habest. etc.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
 Daß ich Dich liebe versteht sich am Rande, ich setze es aber doch hier noch bekräftigend an den Rand und neben Fannys Worte, wie wir uns ja immer treu zur Seite stehn werden. Felix, Alles ist recht gut und besonders auch daß Du bald kömmst. Komm, aber recht bald, bald und recht, verstehe mich!
Wilhelm Hensel
Montag gegen drei. Die Sache hat sich unterdessen wieder so gefügt, daß ich Haushund bin, Fanny und Mutter sind ausgegangen, ersterer Einrichtung zu besorgen, was etwa noch fehle. Hieran mußt Du merken, daß ich eben mit Droysen gesprochen habe, und so ists, der kleine Vater holte sich Iphigenia in Tauris du chevalier Gluck geholt, und mir dafür einen Theil seiner neuen bersetzung des Aeschyläischen Agamemnon gebracht, auf daß ich (auctore Droysen) roth anstreiche, was mir etwa nicht gefalle. Unterdessen wurde mater cum Caecilia naß, und nun ists wieder schönster Sonnenschein, sollte denn schon wieder mein Geburtstag seyn? von wegen April. Herr Horn hat an Louis Heydemann geschrieben, er bäte Fanny und Beckchen ihn zu kennen, wenn er wieder nach Berlin käme, und besser mit ihm umzugehen, als mit dem Dr. Becker. Das ist doch ein koketter Kerl. Ich ließ ihm sagen, ich wäre nicht so dumm, wie ich aussähe, und könnte bei Tage einen Horn von einem Becker unterscheiden, ungefähr so wars, nur etwas anders. Von Vater kam eben ein Brief aus Hannover, der Mann ist lustig und guter Dinge. Nun höre Felix, und gieb nicht Acht auf was da steht, und thue was da steht willst, das würdest Du auch ohne meine Erlaubniß thun. Vater ist unterwegs, geht nach den Niederlanden, Du bist unterwegs nach den Niederlanden, Vater kommt zurück zur Hochzeit. Hochzeit ist ein gut Ding, kommt nur alle Jubeljahre einmal. Gustav Magnus der mich gestern Nachmittag von Martins, die wieder in der Stadt wohnen, weil Martin das Fieber hat, zu Hause brachte, meinte, es sey prügelwerth, wenn Du nicht zur – Ach da hab ich mich verplaudert. Albert Nase fände es sonderbar – – – Droysen sagte mir, ich möchte Dir doch befehlen, daß – – –. Ich habe auch meine Gedanken darüber, die sage ich keinem Menschen, nicht einmal Dir, und Du bist doch mein Lamm, mein Herz, mein Alles, was wir einen Hauptkerl nennen. Basta. – Ich freue mich gar zu sehr, wie wohl Dirs in meiner Stube seyn wird, wenn Du auf dem Sopha ganz allein sitzest, vor dem viereckigen Tische, wo Nichts liegt all Dein Apparat zur gesegneten Malzeit, jetzt freilich ist er sehr bepackt mit Fannys Schreibanstalten, und ich sitze gerade auf Deinem Platz, aber es wird Alles aufgeräumt, und Du behältst Tisch und Sopha ganz zu Deiner Disposition; daneben stelle ich einen kleinen Tisch, und setze mich daran mit irgend einer Arbeit, die ich dann alle Augenblicke auf die Erde vor Dir ausbreite, damit Du sie beurtheilest; und wenn das eine Zeitlang gedauert hat, gehen wir Alle herüber zu Hensels. Nur nichts dazwischen! Niedlich solls werden. Komm lieber Schnee und mache. Jetzt kommt der Winter, der Himmel ist blau.
Nun denn! Eh wir von hinnen eilen Hast noch was Kluges mitzutheilen? Sehnsucht ins Ferne, Künftge zu beschwichtigen. Beschäftige Dich hier und heut im Tüchtigen
(cf. Göthe, Musenalmanach für 1830)
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Das heißt aber nicht, Geren, scheuert die Stube, näht und seyd fleißig, bis es mir gefällt, wiederzukommen, sondern es heißt, ach! was weiß ichs? Werder, Veit und Stieglitz, drei schöne Männer die den Musenalmanach herausgeben, frage die, die werdens wissen. Wir sagens aber alle Augenblicke. Neulich, als Gans die letzte Sitzung von Hensel haben sollte, frug er, ob er den Dr. Baum dabei ha mitbringen dürfe, und Hensel schlugs ihm ab, und sagte er wolle Niemand dabei haben, und er gehorchte, und brachte Werder mit.
Eben komme ich vom Ausgang mit Mutter zurück, wir haben Tische und Stühle und schöne Dinge gekauft. Klingemann schickte mir kurz vor meiner Verlobung eine Reihe von Spottdistichen auf das Brautpaar Göschen, davon hieß Eines so:
Er. Du, und eine Hütte, das ist meine Welt. Sie. Lieber, haben Sie auch Sopha und Stühle bestellt?
Lieber Klingemann, spotten Sie immer zu. Sopha und Stühle sind gut, und die Hütte und die Welt ist auch nicht zu verachten, und so haben alle recht, der Bräutigam, die Braut, und der Spötter, d. h. die Welt. Wie prächtig würden Sie sich über uns mokiren, wenn Sie hier wären, und wie prächtig werden Sies eben so machen, wenn Sie einmal in den ähnlichen Fall kommen. Nun wir werdens erleben, Sie als Benedict den Ehemann zu sehn. Hensel war sehr böse, daß Sie uns nicht gleich aus London Ihre glückliche Ankunft angezeigt haben, thun Sies nachträglich, und erzählen Sie den Rest Ihrer Wanderschaft nach ihrer Trennung vom verlornen Sohn. Ihre Doppelbriefe waren leidlich, und die jedes Einzelnen sind auch nicht zu verachten. Ueberhaupt Felix, hast Du eine Aehnlichkeit mit Linda de Romeiro, Du bist ebenfalls der Leidliche.
Dienstag 8ten. Heut vor einem Jahr sah Manches anders aus, es war ein Montag, und auch der 8te September, aber Morgens um diese Zeit flitzten ein Paar im großen Gartensaal umher, und sahen sich die Thiere an, die da standen, und auf Musik hießen, Contrabässe, Serpent, Contrafagott, engl. Baßhorn, das waren die großen wilden Thiere, dann kamen die Vögel, Flöten, Clarinetten, Hoboen, und die lieben Hausthiere, Quartett. Alles das und noch einiges Andre war von der tags vorherigen Probe zu der heutigen Aufführung stehn geblieben, und war ergötzlich. Und Nachmittags ging man zum Luftball, und als man zurückkam, war schon ein Theil der Gesellschaft versammelt. Und dann gings los, und war hübsch, und nun wirds bald wieder losgehen, und noch hübscher seyn. Du sitzest da dem Sopha gegenüber, mir gegenüber, die ich hier schreibe, und schaust so sehr lebendig und wahr aus dem Bilde heraus. daß es fast hübsch ist. Du lieber Felix!
Sonderbar genug mußt Dus finden, daß wir ohne unser Wissen Sonntag in der Jerusalemmer Kirche sind aufgeboten worden. Der Prediger Wilmsen hatte übernommen, auch die nöthigen Aufgebote in den andern Kirchen zu besorgen, als wir nun Sonnabend unseres um 8 T. später bestellten, muß er vergessen haben, es abzusetzen, denn gestern Abend kam Auguste Wilmsen, und später Carl als Todesengel, und der erzählte, daß er uns mit vielem Anstand habe von der Kanzel fallen hören. Eben geht Mutter durch die Stube, macht Deinem Bilde einen Knix, und sagt ihm guten Morgen. So thue auch ich, und empfehle mich für jetzt. – Mittwoch 9ten. Gestern Abend saßen wir zusammen mit Betty Pistor, die gezeichnet wurde, Marx und Droysen waren früh weggegangen, als es nach 9 heftig an die Thür klopfte, da Gans verreist ist, waren wir in Verlegenheit, wen wir zu erwarten hätten, da trat ein: der absurdeste der Sterblichkeiten, der Paradoxeste der Paradoxen, der größte Chemiker und Ecossaisencomponist seiner Zeit – der Dr. Herrmann Frank. Erstaunen, Freude, Geschrei, hands shaking, er setzt sich, und ist nie von Berlin fort gewesen. Nach den verrücktesten Queer- und Kreuzfahrten in Deutschland kommt er jetzt von Göttingen wo er, mirabile dictu, wirklich promovirt hat, war mit Holtei in Weimar, hat da den 28sten Aug. in Goethens Hause verlebt, ist von ihm sehr freundlich aufgenommen worden, und bringt nun den heutigen Tag in Berlin zu. Wir haben uns herzlich mit ihm gefreut. Seine Rüpelei, auf meinen Brief mit Deiner Sendung nicht einmal geantwortet zu haben, ist vergessen, denn er hat betheuert, er sey blos hergekommen, sich deshalb zu entschuldigen, und hätte sonst nicht an Berlin gedacht.
Nun nehm’ ich zum erstenmal Abschied von Dir, wenn Dein Brief gekommen seyn wird, denke ich wol noch ein Eckchen, und ein Minütchen zu erwischen. Diesmal habe ich das Brieffieber schon seit drei Tagen.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
d. 9. Daß Du in Llangollen eben so liebenswürdig, gut und anhänglich schreibst als in Glasgow, Edinburgh und London, vergelten Dir die Götter, mein Felix felicissimo! Wie preise ich Dich auch gegen faule Söhne und Brüder! Keiner ist so treu und fleißig; bleibe so brav, mein Herz! und laß es Dir stets wie jetzt Bedürfniß sein, uns Dein Leben darzulegen. Daß Du einen GewißensSkrupel hattest, Dich während 4 Wochen zu zerstreuen und bloß zu amusiren, rührt mich. Du kannst Dir wohl das Zeugniß geben, nicht viel Zeit versäumt zu haben; ergötze und erhole Dich nun auch und sammle Dir frischen Muth und Lust zu neuer Beschäftigung. – Wie wunderlich macht sich Dein Zusammentreffen mit Vater, liebes Kind! Du wirst ihn hoffentlich sehr heiter und munter in Amsterdam finden. Die Reise scheint ihn Gottlob! viel vergnügter zu stimmen als wir ihn hier sehen. In Hamb. giebt er Pölchau, Bielfeld etc. diners und in Hannover sieht er Harro Harrings Sohn als Don Cesar debutiren. Gesteh, er kanns in Berlin beßer haben und mag doch weder diners geben, noch ins Theater gehen. – Wir laufen, jeder für sich, mit der stillen Erwartung umher, daß Vater uns v. Holland etwas sehr Schönes mitbringt, das weder ein Stück Käse noch ein Stück Leinwand ist. Rathe!! so glücklich dies uns auch machen würde, Schatz! so überleg Dirs doch mit Vater, ob es Dich in Deinen Plänen und Geschäften nicht stört. Hast Du bestimmte Aufträge, so mach ich mir kein Gewißen, Dich zu bitten, sie hier in Ruh und Muße auszuführen. Doch wiederhole ich, thue nach Deiner Einsicht und Ueberlegung, die Dir bisher mit gutem Erfolg geleitet haben.
Franks unerwartete Erscheinung gestern gegen 10 Abends hat uns unglaublich erquickt, erwärmt und belustigt. Er ist ein prächtiger, kluger, angenehmer Mensch mit all seinen Launen, und es läßt sich selten mit Jemand so leicht, fröhlich und unterhaltend leben. Von Goethe erzählt er uns Wunder! er geht eben so gerade, spricht so heiter und theilnehmend wie sonst, arbeitet viel, läßt sich am Tage darin nicht stören, und ist Abends, wo sein Haus v. Fremden aller Nationen wimmelt, der liebenswürdigste Wirth. Seine allerliebsten zarten, jetzt erschienenen Gedichtchen hat man ihn freilich im Verdacht, schon lange, also gar als Jüngling von 70 Jahren verfaßt zu haben. Beneidenswerthe Existenz, zu 80, nicht bloß vegetirend, sondern in voller geistigen und körperlichen Kraft, schaffend, wirkend, lehrend, genießend dazustehen, und die Atmosphäre wohl erworbenen Ruhms aus voller Brust in sich zu ziehen! Der König v. Baiern hat ihm zum Geburtstage einen vortrefflichen Brief geschrieben und eine antike Statue geschickt. Beim Mittagmahl wurde erstrer vorgelesen. Frank sprach viel über die Farbenlehre mit Goethe, der ihm die Ueberzeugung mittheilte, sein System werde in künftiger Zeit überall anerkannt und aufgenommen werden. –
Spontini hat Zeltern aufgefordert, zum Musikfest nach Halle zu kommen. (O che piacer, dort die Schulz und Schätzel aus Alcidor singen zu hören!) Spont. und Naue, nobilis par fratrum! Ich wunderte mich fürbaß, Zeltern so zahm dieser Einladung Folge leisten zu sehen; nun erklärt sichs aber, da verlautet, er rutsche heimlich auch nach Weimar. Fanny und Ritz sollen Freitag als Mäuse auf Tisch und Bänken tanzen. – Unser Davidchen ist gestern fort, nachdem er wegen nicht erfolgten Reisegeldes noch etwas Angst ausgestanden. Alles ist aber in Ordnung und sein H. v. Liphardt bewährt sich als spendabler Mäcen. – Frank traf Gans in Leipzig, und fand ihn gahr verrückt. Du kannst Dir wirkl. nicht denken, wie er sich verändert hat, seit er überzeugt ist, Beckchen wolle ihn nicht. Viel zu stolz einen direkten Antrag zu wagen, ließ er durch Ernest. Robert ausforschen und ist seitdem fuchswild; statt aber selbst zu handeln und zu quälen und höchstens die mitintereßirten Personen zu Vertrauten zu machen, äußerte er sich gegen Keinen grade zu, aligt sich aber so ungemeßen désappointirt, melancholisch und total umgewandelt, daß alle Welt v. seiner unglücklichen Paßion überzeugt ist. Mit so weniger discrétion als er selbst besitzt, necken und foppen ihn die Leute. Er erzählt allenthalben, er wolle sich erschießen, und habe ein Todtengedicht bei Werder und eine Leichenrede bei Marheineke bestellt. Die Reise hat er eben so toll eingerichtet; ließ sich übertölpeln, mit einem Musterreiter zu gehen, bereute es hinter her, wollte kein Wort mit ihm wechseln, wußte nicht wo eigentlich hin, kurz, Du kannst Dir keine ärgere Verkehrtheit denken. Schade, daß er nicht der Mann ist der sich gewaschen hat! er besitzt sonst so viele gute, angenehme Eigenschaften, und wird in spätern Jahren gewiß noch weit genießbarer und umgänglicher. Giebts denn doch aber etwas Groteskeres als diesen Einfall? – Als Frank erzählte, er habe Gans gesagt, daß er verliebt sei, dachten wir, Betty würde vom Stuhl fallen: das Gelächter war unauslöschlich.
Kömmt Dein Brief noch, liebes Herz! so fügen wir etwas hinzu. Ich denke, auch Frank soll schreiben. – Morgen wird Deines Großvaters 100jähr. Geburtstag in d. Gesellsch. d. Freunde gefeiert; Paul ist auch eingeladen. Schade, daß keine Herren aus d. Familie außer ihm und Alex. anwesend sind! Ein Waisenhaus wird hier und eins in Deßau gestiftet. Lebewohl, mein Lieb!
Lea Mendelssohn Bartholdy
Nun ist nichts sonderbarer als daß ich hier am Schreibtisch Ihrer Frau Mutter sitze, und vor Respect vor dem Ort mich in Acht nehmen muß, damit die Geister des Wahnwitzes nicht in mir zu toben anfangen. Hätte ich nicht schon gestern Abend gehört, wie lobenswerth Sie der Ihrigen gedenken und müßte ich nicht glauben daß ich dann auch zu manchen Bildern gehöre welche die Erinnerung an Ihr elterliches Haus in Ihnen hervorruft, so würde ich Ihnen Namen und Charakter und Wohnort, wie einem Polizeiamt melden damit ich ganz wie ich bin vor Ihnen stehe. So viel Talent zur Philisterei habe ich, daß ich mich ärgere wenn jemand mich vergißt, nur daß ich glaube es geschieht so oft als ein Freund auf Reisen geht oder heirathet, oder Minister wird. Hab’ ich Sie nun genöthigt, an mich zu denken, dann ist die Absicht erreicht in der ich hier den Ihrigen den Platz weggenommen habe. Ich bin ganz entsetzlich zerstreut, confus, auch ärgerlich daß nicht Alles geht wie ich will, ermüdet endlich von vielem Hin und Herfahren. Jetzt wird Ihre Schwester so liebenswürdig seyn, mir Mehreres aus Ihren Briefen vorzulesen, damit ich mehr über Sie erfahre als die Zeitungen gemeldet. Da mir nun von Ihnen zu hören lieber ist als Ihnen von mir zu hören zu geben, so werden Sie es nicht unbillig finden, daß ich abbreche, Ihnen noch sage daß ich wirklich Ihr guter Freund bin, mich herzlich über Ihre englischen Erlebnisse gefreut habe, recht sehr wünsche, Sie im Winter hier sehen zu können, und mir gestern vorgenommen habe zu diesem Zweck eigends von Breslau her zu kommen, gähnte auch die Hölle selbst. Grüßen Sie Klingemann und leben Sie wohl und vergnügt
Ihr Franck
 Erstlich haben wir eben Deinen liebsten Brief erhalten, den aus Taylors, Du Lieber! Wie prächtig hast Du Dich da amüsirt, und wie lieb haben Dich die Leute gehabt! Fast, fast so lieb, als Du verdienst. Daß uns Taylors Ladies bei Namen kennen, ist ädel von ihnen. Frank ist heut um 12 kommen, und wir haben bis um 1/24 bei Deinen Briefen gesessen, aus denen wir ihm von Anfang an vorgelesen, ganz zu Ende sind wir aber nicht damit gekommen, denn um 1/2 4 kam Hensel, und da mußten wir doch um 3/4 zu Tisch gehn, und jetzt sind Beide noch auf ein Paar Stunden weg, heut Abend kommen sie wieder, dann wird der Rest gelesen, und Frank will Deine die Lieder hören. Mutter läßt um Verzeihung bitten, einen Brief an Dich geöffnet zu haben, der vom auswärtigen Departement kam, mit dicken Couvert und Siegel, ich setze Dir den Inhalt her: Ew Wohlgeb. haben sich durch edelmüthiges Mitwirken bei Gelegenheit des v. der Königl. Kammersängerinn Dem. Sonntag in London, zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Einwohner Schlesiens gegebenen Concerts ein entschiedenes Verdienst um diese Verunglückten erworben, wofür ich mich verpflichtet fühle, Ihnen Namens der Provinz den herzlichsten Dank abzustatten, und Sie zu bitten, auch meine achtungsvolle Anerkennung Ihrer thätigen Menschenliebe gewogentlich anzunehmen.
Breslau, den 29 Aug 1829. Der Königl wirkl. geheime Rath und
OberPräsident der Provinz Schlesien
v. Merkel.
Deine wohlgeneigte Schwester
Fanny.
Ich will mich nur melden, als auch gegenwärtig bei Empfang Deines Briefs, als Deine Freuden und Plaisir auf dem Lämmergut par distance mitgenießend, und als sehr geschmeichelt im Taylorschen Hause bekannt und erwähnt zu seyn, ferner, da es          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-09-09-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-09-09-01" xml:id="title_f749fc19-c7fd-49a7-b23e-b803581bfe93">Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co. <lb></lb> Berlin, 6., 8. und 9. September 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_3c313b85-6e2b-42a1-ba01-6581948776b3">Scene, in der chamois Stube im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, Beckchen sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_969f7c14-1579-4b1d-96cc-32a2e8acb19d"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/87.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-09-09-01" type="letter" xml:id="title_bafee3fb-9d77-46d0-bf24-c941c243e0d1">Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy und Hermann Franck an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co.;  Berlin, 6., 8. und 9. September 1829</title> <incipit>Scene, in der chamois Stube im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, Beckchen sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel, darüber hängt das Bild eines Knaben mit fliegendem, kastanieeebraunen Haar,</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 6-7 / 9 / 9], [FPO / SE 18 / 1829], [FRANCO], [?-Groot (?) (?)hom], Siegel.</p> <handDesc hands="5"> <p>Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Lea Mendelssohn Bartholdy, Hermann Franck </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 95 f. (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-09-06" xml:id="date_15ec87a1-618f-4120-9e19-b20206aee20a">6.</date> , <date cert="high" when="1829-09-08" xml:id="date_7f590c25-c2c6-4725-9eec-14a6c435c39a">8.</date> und <date cert="high" when="1829-09-09" xml:id="date_7f6029b6-84db-43e5-b23d-43d5d262b44e">9. September 1829</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_76f94424-770c-4e59-acac-1dca7de03e92">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_ebd34910-a5c2-47ff-8f62-11d204e08182">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0111899" resp="author" xml:id="persName_85638036-b095-4e7b-b918-cd9465d16d4a">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_7dd3d6fb-8969-4927-883f-3246184e0003">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0111123" resp="author" xml:id="persName_8a82adb5-74f4-4e9a-b125-f837e84c92a2">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0111899" resp="writer">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_4461b674-29b2-4a1a-ae29-65c9a4d56f0c"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0111123" resp="writer">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</persName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_ed8e323b-8b11-4ca1-9683-b7f6a338b4b4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_8cf8e3ae-c1ee-426a-91bb-5c9192fd492e"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_1dd1e576-2f38-4d16-8f78-475855fef873"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">A Messieurs</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Messieurs Doxat</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">à</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour remettre à Monsieur Felix Mendelssohn </hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">par Hambourg et le bateau à vapeur</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_06a4f807-50cc-44bc-9e7e-9e6361617920"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1829-09-06" xml:id="date_a91def29-754a-4348-b94a-cbc2405e3891">Sonntag den 6ten September.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Scene, in der <hi rend="latintype">chamois</hi> Stube<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d43fc1a-8c37-446f-9ca8-aaf05c4f9011" xml:lang="de">der chamois Stube – Chamois ist ein bräunlich gelber Farbton, benannt nach der Farbe der Gämse (frz. chamois). Gemeint ist die mit Weinlaubmotiven verzierte Wand des Chamois-Zimmers in der Leipziger Straße 3. </note> im Winterquartier, Weinlaub an den Wänden, <persName xml:id="persName_b3cf85cd-faee-4245-ac49-1fa25e38a41f">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> sitzt an ihrem Schreibsekretair, nahe dem Fenster. In der Stube ein englischer Flügel,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b326a058-1cbc-4a08-91ba-46e80f6cd0df" xml:lang="de">ein englischer Flügel – Mendelssohns Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood &amp; Sons.</note> darüber hängt das <title xml:id="title_102ef790-3603-4061-a77e-35f755b0e16f">Bild eines Knaben<name key="PSN0109772" style="hidden" type="author">Begas (bis 1824: Begasse), Karl (Carl) Joseph (1794–1854)</name><name key="CRT0108111" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1821, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_73fba106-d7cc-4528-9b58-d983c82e1248" xml:lang="de">das Bild eines Knaben – Zum Gemälde des zwölfjährigen Mendelssohn von Carl Begas aus dem Jahr 1821 ist nur die Ölskizze erhalten (heutiger Standort: GB-Ob, M.D.M. e. 5) sowie eine alte Photographie derselben (D-B, Musikabteilung, MA BA 333). Abbildung: Crum, Felix Mendelssohn Bartholdy, Abb. 1, nach S. 22, Klein, Das verborgene Band, S. 73, und Todd, Felix Mendelssohn Bartholdy, nach S. 384. Vgl. auch Wasserman, Portrait Iconographies, S. 331.</note> mit fliegendem, kastani<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">en</corr><sic resp="writer">e</sic></choice>braunen Haar, vor dem Flügel steht auf einer Staffeley das <title xml:id="title_5e5a03c7-0517-4256-a187-e8c386100583">Bild eines jungen Mannes<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_23d8c77d-ce6e-4344-8b66-9c07dfa77736" xml:lang="de">das Bild eines jungen Mannes – Der heutige Aufbewahrungsort des am 2. Mai 1829 vollendeten Porträts Mendelssohns von Wilhelm Hensel ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2.</note> den wir wohl kennen. Es ist <date cert="high" when="1829-09-06">Sonntag Morgen</date>, heiteres Herbstwetter, die Stube ganz besonders zierlich aufgeräumt, und nun gehts los.</p> <p>Erster Auftritt, das Dampfboot, das weder <date cert="high" when="1829-09-02">Mittwoch</date>, noch <date cert="high" when="1829-09-03">Donnerstag</date>, sondern erst <date cert="high" when="1829-09-04">Freitag</date> <title xml:id="title_4acdc25e-9c73-4b75-a32d-6d43e44f29b0">den Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Llangollen, 25. und 26. August 1829</name> </title> von Hamburg hieher beförderte, folglich ihn erst <date cert="high" when="1829-09-06">heut früh</date> <del cert="high" rend="strikethrough">hieher</del> in unsere Hände ablieferte. <persName xml:id="persName_59c640a7-8e29-43de-8484-59f851b5fff6">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> hat ihn noch nicht einmal gelesen, sie ist mit <persName xml:id="persName_924ef52d-d548-4a52-8f02-71c8dbec6428">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> in der Kirche, und nimmt das Abendmahl, das <date cert="high" when="1829-09-06">heut</date> zum letztenmale vor ihrer Hochzeit ausgegeben wird. Ich wollte auch ausgehen, der Brief kam aber, und nun erwarte ich schreibend Fanny, um ihn noch einmal mit ihr zu lesen. Dank Herzchen, wie fleißig und freundlich warst Du wieder, aber von Deiner <placeName xml:id="placeName_965c2a98-8d56-477f-8f05-d7109022b4cb">Eisenbahn<name key="NST0105353" style="hidden" subtype="" type="institution">Eisenbahn</name><settlement key="STM0104839" style="hidden" type="country">Deutschland</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>partie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40fc82e8-52e4-4112-805a-767eee21c630" xml:lang="de">Deiner Eisenbahnpartie – Im Brief vom 25. und 26. August 1829 schilderte Mendelssohn sein Mitfahren auf der von George Stephenson erbauten Eisenbahnstrecke Manchester–Liverpool, auf der 1829 Fahrversuche durchgeführt wurden. Die Strecke wurde im September 1830 eröffnet.</note> bin ich im Lesen schwindlicht geworden. Wie kannst Du seekrankes, das aushalten? Ich denke <persName xml:id="persName_d4eccd3e-ba26-4c5c-8ce4-ed70813d2f36">Susanna<name key="PSN0115277" style="hidden" type="person">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> wird jetzt entschädigt<del cert="low" rend="strikethrough">e</del> haben für allen Regen, Sturm, schlechte Wirthshäuser, theure Rechnungen, ich werde hier gewisse Lämmer<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3e39a03c-e8cb-45af-bc10-59b20cb2b136" xml:lang="de">Lämmer – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> mordeifersüchtig machen. Nun sitzest Du wieder in Deinem Rauchnest,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bfcfa5ae-9efd-4b81-9ec9-cea42d4bcc91" xml:lang="de">Nun sitzest Du wieder in Deinem Rauchnest – Felix Mendelssohn Bartholdy bezeichnete London gelegentlich als Rauchnest (siehe z. B. den Brief vom 25. und 26. August 1829). Am 6. September 1829 war Mendelssohn von seiner Reise nach Schottland und Wales nach London zurückgekehrt; vgl. dessen Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 11v.</note> wo ich sehr gut Bescheid weiß, mitten im <hi rend="latintype">Comfort</hi>, Dampf, Philister und <persName xml:id="persName_c2e002e2-2539-4d35-91d1-aa4c4c1a0c61">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, und nun kommt auch das schöne Wetter. <date cert="high" when="1829-09-06">Heut</date> ists wirklich wunderbar, wärst Du hier, ich quälte Dich schrecklich, mit mir spatzieren zu gehn, Du thätest es aber doch nicht. <seg type="salute">Liebster Felix</seg>, wie ist denn das? Nun wird Dich ja <persName xml:id="persName_11e8d9a6-0e50-4502-be41-d88e1e029fb8">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> wahrscheinlich früher sehn, als wir, was für Gedanken wir uns darüber schon gemacht haben, das sage ich nicht, aber ich wollte, ich wäre <persName xml:id="persName_4446b3d8-c094-4ea5-b2f5-83969daeba8a">Moritz Levy<name key="PSN0110599" style="hidden" type="person">Delmar, Ferdinand Moritz (bis 1806: Salomon Moses Levy) (seit 1810) Freiherr von (?-1858)</name></persName>. Und der wird sich gar nicht viel aus Dir machen. <title xml:id="title_5dd66ec7-2469-4a85-9c60-cc7502dcb95b">Was ist ihm Hekuba<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110859" style="hidden" type="dramatic_work">Hamlet (The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark)</name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_55689f6d-1011-4de5-b24e-0ac376526e2a" xml:lang="de">Was ist ihm Hekuba? – Worte des Hamlet (im Sinne von »das bedeutet mir nichts«) in William Shakespeares Drama Hamlet, zweiter Akt, zweite Szene. Hekuba: lat. Hecuba oder Cisseis, griech. Hekabe (Ἑκάβη); in Homers Ilias die sechste und letzte Königin von Troja und Gattin des Priamos.</note> Mir aber ist sie etwas. – So, nun ist Fanny zu Hause, und wir haben den Brief gelesen, und haben gefrühstückt, und Alles ist sehr schön. Ach der Brief! <seg type="salute">Lieber Felix</seg>, <add place="above">es<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> ist geradezu unmöglich, daß Du <title xml:id="title_457e2938-de6f-455d-a45e-0eb48ac6d693">Fannys Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title> mehr lieben kannst, als ich Deine Briefe. <date cert="high" when="1829-09-06">Heute</date> kann ichs mal wieder gar nicht aushalten, und will daher bald aufhören. Plaisir habe ich <date cert="high" when="1829-09-06">heute</date> so schon genug gehabt, und von <date cert="high" when="1829-09-06">heut</date> bis auf den nächsten Brief sind nur 4 Tage. Und dann kann bald jeder sein Läppchen für sich schreiben, und dann – dann wird sichs finden.</p> <p><persName xml:id="persName_3371ca5f-6b78-40a2-b74f-f8d0579c76f5">Herr von Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, Geheimerath hat <title xml:id="title_f3a7f24f-4c5e-417f-a065-40fcd5c4b8e2">ein paar Gedichte<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108804" style="hidden" type="literature">Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten</name></title> in den Veit-<persName xml:id="persName_cfeb0eff-ab38-429f-88f5-f090137a5697">Werderschen<name key="PSN0115707" style="hidden" type="person">Werder, Karl Friedrich (1806-1893)</name></persName> <title xml:id="title_bec0e2b6-a0f1-46c1-bb75-b552672f6c79">Musenalmanach<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name></title> gegeben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_700a9505-a4a2-4b74-bc3b-8e83a3a999f7" xml:lang="de">Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben – Johann Wolfgang von Goethes Beitrag zum Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Gedicht- und Liedersammlung verschiedener Autoren, darunter von Moritz Veit, Karl Friedrich Werder und Heinrich Stieglitz, hrsg. von Moritz Veit) war eine Sammlung aus 14 Gedichten mit dem Titel Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten.</note> wäre ich Herr von Göthe, ich hätte sie just eben so gemacht, er hat mich aber der Mühe überhoben.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_1ac4040a-430e-431e-b53a-c7890e68b86e"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Das Stück hat underdessen weiter gespielt, und die Scene sich verändert. <date cert="high" when="1829-09-06" xml:id="date_500bd1ef-96b5-4788-a370-b97f61f74a2c">Gestern Nachmittag</date> hätte ich Dir beinahe geschrieben, denn da sah es hier so aus: <persName xml:id="persName_32462490-002f-4ca3-8781-980dd552e0ce">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> war im Garten, <del cert="high" rend="strikethrough">Mut</del> <persName xml:id="persName_8dfd3af6-6fc4-4ecb-aa32-8108b2c15f2c">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> bei <persName xml:id="persName_d743e1db-b39e-463c-976d-7ec2fbd3f06c">Magnus<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName>, die den Tag vorher herein gezogen waren, <persName xml:id="persName_5529e589-e9b1-44a9-9a00-4059b923cf42">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> <title xml:id="title_7899d69f-a87c-4f05-ab6a-ba48d2e4b64e">saß den ganzen schönen <date cert="high" when="1829-09-06" xml:id="date_1ae0bd93-a4e3-4347-8fe2-f6821d96cd62">Sonntag</date> hindurch einem Gliedermann gegenüber<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111714" style="hidden" type="art">Amalie Märcker (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title>, mit dem Hofkleide der <persName xml:id="persName_2b29fc70-138d-47b2-9839-7c1ec90f6bfb">Heister<name key="PSN0117020" style="hidden" type="person">Heister, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von → Arnim</name></persName> angethan,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_672ed06d-2c68-4732-ad35-fb14d312abef" xml:lang="de">Hensel … Gliedermann …, mit dem Hofkleide der Heister angethan – Wilhelm Hensel arbeitete seit Anfang September 1829 an dem Porträt von Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie von Arnim, geb. Heister (heutiger Aufbewahrungsort nicht bekannt). Fanny Mendelssohn Bartholdy katalogisierte das Bild als »Gräfin Arnim im Hofkostüm, Ölbild, Kniestück, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166 f. Das Bild wurde 1830 während der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin gezeigt (Katalog Akademie-Ausstellung 1830, Nr. 236). Siehe auch Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829.</note> und <persName xml:id="persName_a4322d0a-b53c-4a8c-bae6-7879491dbc7a">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> war mit <title xml:id="title_594712e7-a908-41a1-8ef8-1480ca8e2c09">Deinem Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-26-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Llangollen, 25. und 26. August 1829</name> </title> zu ihm gegangen. Rest: ich, die eine Gardine nähte, sämmtlicher Bevölkerung von Berlin gegenüber, die aus dem <placeName xml:id="placeName_fa7ba8d6-8a62-44c8-819e-fe6785d42cd0">Potsdamer<name key="SGH0103482" style="hidden" subtype="" type="sight">Potsdamer Tor</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> heraus wogte am schönsten Nachmittage. Ich schrieb Dir aber nicht, sondern überdachte Deinen Brief, und war vergnügt. Und als es zu finster wurde zum Nähen, setzte ich mich ans Clavier, und raspelte<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c8ebb288-f7ce-4b0d-b158-5bb71a367228" xml:lang="de">raspelte – eigentlich: flirtete; hier: arbeitete.</note> ein wenig an <title xml:id="title_104490e0-be00-49a5-9fa1-00070db4bdd2">meinem Hochzeitstück<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111562" style="hidden" type="music">Präludium für Orgel F-Dur, HU 242 (28. September 1829)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c37ce22-b79e-4c92-92e5-7d076c13eb22" xml:lang="de">raspelte ein wenig an meinem Hochzeitstück – Fanny Mendelssohn Bartholdy komponierte bis zum 28. September 1829 als Eingangsstück für ihren Traugottesdienst am 3. Oktober 1829 das Präludium für Orgel F-Dur, HU 242. Siehe dazu Klein, Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmusik, S. 179 f.</note> Unser erstes Aufgebot war aber nicht <date cert="high" when="1829-09-06">gestern</date>, wie erst bestimmt, sondern wird <date cert="high" when="1829-09-13">nächsten Sonntag</date> seyn,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d93524b-69fc-454d-a69f-ecc3b1bd8a4f" xml:lang="de">Unser erstes Aufgebot … wird nächsten Sonntag seyn – Am 14. August 1829 war das erste Aufgebot zunächst für den 6. September 1829 bestimmt worden (Hensel, Tagebücher, S. 21), es wurde auf den 13. September verschoben.</note> und unsre Hochzeit ist auf <date cert="high" when="1829-10-03">Sonnabend, den 3ten Oktober</date> bestimmt. Ja lieber Felix, <hi n="1" rend="underline">den</hi> Tag also wirst Du sonderbar verleben, ich habe meine eignen Gedanken über die Art, wie ich meine daß Du ihn verleben könntest, sage sie aber nicht. Aber Du triffst ja wol nun bald mit <persName xml:id="persName_007894c4-e787-4b89-9f00-c33a12b2850d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zusammen. Heisa, wäre ich ein Koffer, ich wüßt was ich thäte. – Du wirst über Reiseguignon<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3a607d34-f34b-4f7b-a917-5f72172beb40" xml:lang="de">Reiseguignon – Reisepech; von frz. guignon, Pech.</note> klagen, denn jetzt, wo Du wieder in London bist, hast Du wahrscheinlich, wie wir, das schönste Wetter. Wie lieb ist es mir, daß Du Dich nicht noch einmal der Seekrankheit auf der Reise nach Irrland ausgesetzt hast. Und nun liebster Felix, habe Dank, daß Du auf all Deinen Kreuz- und Queerfahrten es möglich gemacht hast, uns regelmäßig Deinen treuen, ausführlichen Bericht zu schicken, Du ahndest wenig, wie sehr Du uns dadurch erquickt hast, Du Treuer! Aber auch <persName xml:id="persName_01dc71c1-15dd-4d7b-b6f5-8b5602c70362">Doxats<name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat &amp; Co., Bankhaus in London</name></persName> sind wir allen Dank schuldig, für pünktliche Beförderung der Hin- und Herbriefe, ihr müßt es beiderseitig sehr geschickt angefangen haben, daß Du alle unsre Mittwochsblätter erhalten hast. Nun bin ich etwas neugierig, wie sich alles Fernere machen wird, wo Du mit Vater zusammentriffst, ich möchte wol das Gesicht sehn, das Du schneidest, wenn Du <title xml:id="title_d15a42ee-e210-4d84-a10d-529b3ffc2284">den Brief von Vater <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-09-01-01" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co.; Hamburg, 1. September 1829</name> </title> erhältst, der Dir die Zusammenkunft anzeigt. Vater richtet seine Reise nach unsrer Hochzeit, er hat von Hamburg aus die Bestimmung des Tages nach Frankfurt hin verlangt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e5d6bab6-91de-4aec-a980-52109f2fe974" xml:lang="de">er hat von Hamburg aus die Bestimmung des Tages nach Frankfurt hin verlangt – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 16. August 1829 nach Hamburg gereist. Von dort fuhr er zunächst nach Frankfurt a. M. (ca. am 7./8. September 1829), danach in die Niederlande (am 15. September 1829 traf er in Rotterdam ein) und kehrte am 26. September 1829 nach Berlin zurück (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21 und S. 24). Die Familie teilte ihm am 3. September 1829 mit, dass die Hochzeit der Tochter Fanny am 3. Oktober stattfinden würde (ebenda, S. 22, Eintrag vom 10. September 1829).</note> die wir denn in obiger Weise gegeben haben. Nun sind wir seit einigen Tagen herübergezogen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7486aa7-6a95-4747-8876-344755c6dd8c" xml:lang="de">Nun sind wir seit einigen Tagen herübergezogen – Während die rechte Wohnung des Gartenhauses für das künftige Ehepaar Hensel hergerichtet wurde, zog Fanny Mendelssohn Bartholdy vorübergehend mit in das Haupthaus der Leipziger Straße Nr. 3.</note> und die Wohnung drüben wird für mich eingerichtet. Ein <persName xml:id="persName_3a7795f3-ea7a-40d6-8f19-4d21bebe1ce1">Mädchen<name key="PSN0119114" style="hidden" type="person">Dienstmädchen von → Wilhelm Hensel und → Fanny Hensel in Berlin (1829)</name></persName> habe ich schon lange,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ef6460e-37ab-45f1-baf0-30d263d3bbd8" xml:lang="de">Ein Mädchen habe ich schon lange – Das Dienstmädchen hatte Fanny Mendelssohn bereits im Juli 1829 ab Michaelis (29. September) engagiert, es sollte zunächst bei den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit am 3. Oktober 1829 helfen. Vgl. Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829.</note> es ist aber keine von den schönen Liverpooler Köchinnen, sondern eine zarte kleine Berlinerinn, über deren ausnehmende Häßlichkeit <persName xml:id="persName_7c66c29a-e405-472e-b516-5acb2f06841f">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> sich schwer zufrieden geben kann. So wie er Alles hübscher sieht, und mir gern alle Umgebungen, alles Geräth des gemeinen Lebens zierlich und angenehm einrichtet, so möchte er auch das Volk, das Einen umgiebt, gern neu<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> und erfreulich anstreichen, es geht nur halt nit. Hier wohne ich nun übrigens bei <persName xml:id="persName_663b9773-9f65-4ef3-b89d-e1f6b5b215a4">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> zu Gast, meine Paar Möbel habe ich drüben gelassen, und brauche nun hier die ihrigen, und das amüsirt uns Beide. Ungemein treffend hast Du gesagt, London sey Dir in der schottischen Einsamkeit wie eine Heimath erschienen, denn es geht mir <hi rend="latintype">quite</hi> eben so in Bezug auf Dich. <hi rend="latintype">Portlandstreet</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_514c661e-72ff-480d-a48f-4e01e98bfedc" xml:lang="en">Portlandstreet – Mendelssohns Wohnung in London bei dem Eisenwarenhändler Friederich Heinke in Great Portland Street No. 103.</note> kommt mir vor wie die <placeName xml:id="placeName_47384448-fc14-4b24-8f76-f3447493e11c">Leipziger <hi rend="latintype">Street</hi><name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a8ecea8-c54c-47d9-a994-78d12839e162" xml:lang="de">die Leipziger Street – Leipziger Straße Nr. 3, Adresse der Familie Mendelssohn in Berlin.</note> und bei <persName xml:id="persName_b22cfab3-8f56-43a1-a4fe-53e6a7ac2611">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> weiß ich eben so gut Bescheid, wie bei einem Deiner hiesigen Freunde, wo ich auch nie war. Ja es geht so stufenweis herunter, in Schottland ist mir wieder Edinburg ein Ruhepunkt, weil ich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c975702d-f1f3-4685-909b-53bcf2f2441a">Mr. Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> kenne, und er uns manche Details berichtet hat, wie Du z. B. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_74b71f3f-244c-4e33-b270-a2e418d40778">Mr. Finlay-Dun<name key="PSN0110775" style="hidden" type="person">Dun, Finlay (1795-1853)</name></persName></hi> der der beste Schwimmer in <placeName xml:id="placeName_c58eca4c-e3cc-4968-8f88-d7dad1aa0a6a">Edinburg<settlement key="STM0100316" style="hidden" type="locality">Edinburgh</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> ist, überwunden habest. <hi rend="latintype">etc</hi>.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_f78b7a30-e7e0-4560-bd6a-eb87919041d7"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><add place="margin"><seg type="pagebreak">|1|<pb n="1" type="pagebreak"></pb></seg> Daß ich Dich liebe versteht sich am Rande, ich setze es aber doch hier noch bekräftigend an den Rand und neben <persName xml:id="persName_6e5faaa3-9975-4c3a-8913-213be891d049">Fannys<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Worte, wie wir uns ja immer treu zur Seite stehn werden. Felix, Alles ist recht gut und besonders auch daß Du bald kömmst. <seg type="closer">Komm, aber recht bald, bald und <hi n="1" rend="underline">recht</hi>, verstehe mich!</seg><name key="PSN0111899" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name></add></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Wilhelm Hensel</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_dc21d54e-a5dc-4863-a328-948cfc3094fc"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-07" xml:id="date_66fda04e-7483-40db-bc8f-10c364967cf1">Montag gegen drei.</date></seg> Die Sache hat sich unterdessen wieder so gefügt, daß ich Haushund bin, Fanny und <persName xml:id="persName_e47f6469-8088-4e5a-9a46-871110f62f1c">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sind ausgegangen, ersterer Einrichtung zu besorgen, was etwa noch fehle. Hieran mußt Du merken, daß ich eben mit <persName xml:id="persName_9b8cf5b3-9386-47e3-a78c-88b7186fd98d">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> gesprochen habe, und so ists, <persName xml:id="persName_bd09db2f-7672-464b-a66e-5916da72f2cd">der kleine Vater<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> holte sich <title xml:id="title_861ab8c3-610e-45cb-91ae-197b52bbf363">Iphigenia in Tauris<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name></title> <hi rend="latintype">du <persName xml:id="persName_c474a697-aa9e-469c-ac10-63b4173bc519">chevalier Gluck<name key="PSN0111405" style="hidden" type="person">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2544695c-139e-438d-996b-4ca738a6681e" xml:lang="de">Iphigenia in Tauris du chevalier Gluck – Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy besaßen eine Partitur von Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie en Tauride; vgl. Elvers / Ward Jones, Musikalienverzeichnis, S. 95.</note> geholt, und mir dafür einen Theil <title xml:id="title_fb4d4e86-a0ef-4ce9-a73d-ec12e8f10e05">seiner neuen <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_865bf580-fce2-4209-a225-ee3c1eafaa58"><corr resp="writer">Ü</corr><sic resp="writer"></sic></choice>bersetzung<name key="PSN0110751" style="hidden" type="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</name><name key="CRT0108611" style="hidden" type="literature">Des Aischylos Werke</name></title> des <title xml:id="title_16996465-7688-4936-9b7e-ac0a17f29131">Aeschyläischen Agamemnon<name key="PSN0109408" style="hidden" type="author">Aischylos</name><name key="CRT0111379" style="hidden" type="literature">Agamemnon</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b4ad8119-c151-4bd9-b9e2-3e26fd9d2887" xml:lang="de">seiner neuen Übersetzung des Aeschyläischen Agamemnon – Johann Gustav Droysen arbeitete an der Übersetzung des Aischylos. Die vollständige Ausgabe erschien 1832 in Berlin in zwei Bänden. Die Tragödie Agamemnon ist im ersten Band, S. 3-63, abgedruckt.</note> gebracht, auf daß ich (<hi rend="latintype">auctore Droysen</hi>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_19629c55-7953-4a1c-86c0-7aa3d3417953" xml:lang="la ">auctore Droysen – auctor: lat. Urheber, hier: nach Droysen.</note> roth anstreiche, was mir etwa nicht gefalle. Unterdessen wurde <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_abc0ca96-d8c8-4dc8-a158-88944e6d48c6">mater<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> cum <persName xml:id="persName_92bb890b-6380-492c-b08a-fe22a0d16c22">Caecilia<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8ba142f-2658-4d4d-9b02-b2559f56b729" xml:lang="de">mater cum Caecilia – lat., Mutter mit Cäcilia (Taufname Fanny Mendelssohn Bartholdys).</note> naß, und nun ists wieder schönster Sonnenschein, sollte denn schon wieder mein Geburtstag seyn? von wegen April. <persName xml:id="persName_d17ad71c-d92b-4499-8683-6f05574484be">Herr Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> hat an <persName xml:id="persName_fd6fd540-b33b-4d2f-9a46-8a2e2962e72a">Louis Heydemann<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> geschrieben, er bäte <persName xml:id="persName_dc3bb7ee-3f83-4810-a091-c8d0393a0f55">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_739f8662-9742-4f24-828d-b3a152c0e1bc">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ihn zu kennen, wenn er wieder nach Berlin käme, und besser mit ihm umzugehen, als mit dem <persName xml:id="persName_bc6f0062-7b68-42f0-bf49-41881a80c28d">Dr. Becker<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName>. Das ist doch ein koketter Kerl. Ich ließ ihm sagen, ich wäre nicht so dumm, wie ich aussähe, und könnte bei Tage einen Horn von einem Becker unterscheiden, ungefähr so wars, nur etwas anders. Von Vater kam <date cert="high" when="1829-09-07">eben</date> ein Brief aus Hannover, der Mann ist lustig und guter Dinge. Nun höre Felix, und gieb nicht Acht auf was da steht, und thue was <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">Du</corr><sic resp="writer">da</sic></choice> <del cert="high" rend="strikethrough">steht</del> willst, das würdest Du auch ohne meine Erlaubniß thun. Vater ist unterwegs, geht nach den Niederlanden, Du bist unterwegs nach den Niederlanden, Vater kommt zurück zur Hochzeit. Hochzeit ist ein gut Ding, kommt nur alle Jubeljahre einmal. <persName xml:id="persName_37c76f15-571b-4839-bef2-08080f177f70">Gustav Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> der mich <date cert="high" when="1829-09-06">gestern Nachmittag</date> von <persName xml:id="persName_4b21cad9-d67e-492f-bf5e-05ea00680896">Martins<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name><name key="PSN0117486" style="hidden" type="person">Magnus, Franziska (Fanny) Maria (1801-1841)</name></persName>, die wieder in der Stadt wohnen, weil <persName xml:id="persName_78d18547-443e-4ad4-b575-0f26bb77189e">Martin<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName> das Fieber hat, zu Hause brachte, meinte, es sey prügelwerth, wenn Du nicht zur – Ach da hab ich mich verplaudert. <persName xml:id="persName_9e358716-9423-42dd-a7b6-aa1ca68bae2f">Albert Nase<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> fände es sonderbar – – – Droysen sagte mir, ich möchte Dir doch befehlen, daß – – –. Ich habe auch meine Gedanken darüber, die sage ich keinem Menschen, nicht einmal Dir, und Du bist doch mein Lamm,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_38b9e0db-184b-4036-8fae-4f12bf5be0a4" xml:lang="de">Lamm – siehe Kommentar zu Z.: Lämmer.</note> mein Herz, mein Alles, was wir einen Hauptkerl nennen. <hi rend="latintype">Basta</hi>. – Ich freue mich gar zu sehr, wie wohl Dirs in meiner Stube seyn wird, wenn Du auf dem Sopha ganz allein sitzest, vor dem viereckigen Tische, wo Nichts liegt al<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">s</corr><sic resp="writer">l</sic></choice> Dein Apparat zur gesegneten Malzeit, jetzt freilich ist er sehr bepackt mit Fannys Schreibanstalten, und ich sitze gerade auf Deinem Platz, aber es wird Alles aufgeräumt, und Du behältst Tisch und Sopha ganz zu Deiner Disposition; daneben stelle ich einen kleinen Tisch, und setze mich daran mit irgend einer Arbeit, die ich dann alle Augenblicke auf die Erde vor Dir ausbreite, damit Du sie beurtheilest; und wenn das eine Zeitlang gedauert hat, gehen wir Alle herüber zu Hensels. Nur nichts dazwischen! Niedlich solls werden. Komm lieber Schnee und mache.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8e491a0e-10b2-42eb-9fcd-b18ebe567775" xml:lang="de">Komm lieber Schnee und mache – Anspielung auf das Lied »Komm lieber Mai, und mache« (Text: Christian Adolph Overbeck, 1776; Musik: Wolfgang Amadeus Mozart, 1791).</note> Jetzt kommt der Winter, der Himmel ist blau.</p> <p> <lg n="1" rend="center" type="verse"> <l><title xml:id="title_27309785-8d6e-4e25-be67-2d8899acce64">Nun denn!<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111793" style="hidden" type="literature">Nun denn! Eh wir von hinnen eilen</name></title> Eh wir von hinnen eilen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92dd5f86-c719-4a2c-9a2d-1fdca79e561e" xml:lang="de">Nun denn! Eh wir von hinnen eilen … heut im Tüchtigen – der vollständige Wortlaut von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht »Nun denn! Eh wir von hinnen eilen« aus den Chinesisch-Deutschen Jahres- und Tageszeiten.</note></l> <l><add place="inline">Hast noch was Kluges mitzutheilen?</add></l> <l><add place="inline"><name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> </l> <l>Sehnsucht ins Ferne, Künftge zu beschwichtigen.</l> <l><add place="inline">Beschäftige Dich hier und heut im Tüchtigen</add></l> <l><add place="inline"><name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> </l> </lg> </p> <p style="paragraph_centered">(cf.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c103f4a3-2205-4b19-a645-f64684eb52f5" xml:lang="la ">cf. – lat. confer, vergleiche.</note> <persName xml:id="persName_cdd4dc64-2483-4fd0-969d-a25dd1495edb">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>, <title xml:id="title_7a864581-4ffe-4912-8f63-101a69af5540">Musenalmanach für 1830<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name></title>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a144980b-d48d-4364-9df3-462f2e9d694c" xml:lang="de">cf. Göthe, Musenalmanach für 1830 – Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte diese Zeilen als 14. Gedicht der Chinesisch-Deutschen Jahres- und Tageszeiten im Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830, S. 16. Vgl. auch Kommentar zu Z.: Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben.</note></p> </div> <div n="4" type="act_of_writing"> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> <p>Das heißt aber nicht, <persName xml:id="persName_7f54f534-7db1-43f3-ac5e-dd9fa81f3b4b">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f94ae24b-7195-4462-8eb2-c441d8336214" xml:lang="de">Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint.</note> scheuert die Stube, näht und seyd fleißig, bis es mir gefällt, wiederzukommen, sondern es heißt, ach! was weiß ichs? <persName xml:id="persName_9fb7dbf4-1962-47a3-90e8-1596c9026b49">Werder<name key="PSN0115707" style="hidden" type="person">Werder, Karl Friedrich (1806-1893)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5d2b53a6-6555-4c62-ad61-5ed067ac7c83">Veit<name key="PSN0115471" style="hidden" type="person">Veit, Moritz (1808-1864)</name></persName> und <persName xml:id="persName_09adad4d-0169-4e12-8192-54c792a299e0">Stieglitz<name key="PSN0115134" style="hidden" type="person">Stieglitz, Heinrich Wilhelm August (1801-1849)</name></persName>, drei schöne Männer die den <title xml:id="title_ffc8469a-48f3-479d-bef4-333cfa587c77">Musenalmanach<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name></title> herausgeben, frage die, die werdens wissen. Wir sagens aber alle Augenblicke. Neulich, als <persName xml:id="persName_09db1540-c976-4a4a-9a41-3fc38f3d085e">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> <title xml:id="title_96a604d7-13ac-4090-bf43-c5396f2292b0">die letzte Sitzung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109201" style="hidden" type="art">Professor Gans auf dem Katheder (Ölgemälde 1829)</name></title> von <persName xml:id="persName_f38b1a07-1794-4509-9aca-13ae09cce996">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> haben sollte,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7f840fe8-6787-4845-bd55-89b6c00dc43f" xml:lang="de">als Gans die letzte Sitzung von Hensel haben sollte – Wilhelm Hensels Ölgemälde von Eduard Gans am Katheder ist im Besitz des Israel-Museums in Tel Aviv. Es befindet sich heute als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum in Berlin. Hensel malte Gans als »ganze Figur, Lebensgröße« (»Verzeichniß von Wilhelm Hensels Werken. Seit der Rückkehr aus Italien. 1828«, D-B, Musikabteilung, MA Depos. 3,10, ohne Paginierung). Siehe auch Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 166, Anm. 45, und Abbildung, S. VIII.</note> frug er, ob er den <persName xml:id="persName_66db20a8-e8ae-42b0-9a71-8929675d1c73"><hi rend="latintype">Dr</hi>. Baum<name key="PSN0116131" style="hidden" type="person">Baum, Wilhelm (1799-1883)</name></persName> <del cert="high" rend="strikethrough">dabei ha</del> mitbringen dürfe, und Hensel schlugs ihm ab, und sagte er wolle Niemand dabei haben, und er gehorchte, und brachte <persName xml:id="persName_389ba87d-9032-484d-a10e-bdeaab1803d2">Werder<name key="PSN0115707" style="hidden" type="person">Werder, Karl Friedrich (1806-1893)</name></persName> mit. </p> <p><date cert="high" when="1829-09-07">Eben</date> komme ich vom Ausgang mit Mutter zurück, wir haben Tische und Stühle und schöne Dinge gekauft. <persName xml:id="persName_2d636b3a-bee7-464d-b714-5ad5cb5ece78">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> schickte mir kurz vor meiner Verlobung eine Reihe von <title xml:id="title_96573fbb-0c5f-422f-986e-abdcd0376d63">Spottdistichen<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0112210" style="hidden" type="literature">Braut-Epigramme für Fanny Mendelssohn Bartholdy</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_428b5820-6feb-4e57-83fb-db296ff507ae" xml:lang="de">Spottdistichen – Distichon: griechisches Versmaß aus zwei Zeilen.</note> auf das <persName xml:id="persName_0d0ec611-8874-49f0-acd8-2b09b91b2d39">Brautpaar Göschen<name key="PSN0116835" style="hidden" type="person">Göschen (Goschen), Henrietta (1805-1848)</name><name key="PSN0111482" style="hidden" type="person">Göschen (Goschen), Wilhelm Heinrich (William Henry) (1793-1866)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4f20e8e0-fe46-4da3-acef-1202e8e30e2f" xml:lang="de">das Brautpaar Göschen – Der Londoner Bankier Wilhelm Heinrich Göschen war seit dem 12. Mai 1829 mit Henrietta Ohmann verheiratet.</note> davon hieß Eines so: </p> <p> <lg n="1" rend="center" type="verse"> <l><hi n="1" rend="underline">Er.</hi> <title xml:id="title_d19d38ec-f9cb-4f4f-9ce7-384b2fe32569">Du, und eine Hütte, das ist meine Welt.<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0112210" style="hidden" type="literature">Braut-Epigramme für Fanny Mendelssohn Bartholdy</name></title></l> <l><hi n="1" rend="underline">Sie.</hi> Lieber, haben Sie auch Sopha und Stühle bestellt?</l> </lg> </p> <p><seg type="salute">Lieber Klingemann</seg>, spotten Sie immer zu. Sopha und Stühle sind gut, und die Hütte und die Welt ist auch nicht zu verachten, und so haben alle recht, der Bräutigam, die Braut, und der Spötter, d. h. die Welt. Wie prächtig würden Sie sich über uns mokiren, wenn Sie hier wären, und wie prächtig werden Sies eben so machen, wenn Sie einmal in den ähnlichen Fall kommen. Nun wir werdens erleben, Sie <title xml:id="title_4681e39a-0957-4446-87be-ef64f72fb386">als Benedict den Ehemann<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110872" style="hidden" type="dramatic_work">Viel Lärm um nichts (Much Ado About Nothing)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9bd93188-2939-473b-8a21-61dbd5db01aa" xml:lang="de">Benedict den Ehemann – Anspielung auf die Figur des Benedict in William Shakespeares Komödie Viel Lärm um Nichts.</note> zu sehn. Hensel war sehr böse, daß Sie uns nicht gleich aus London Ihre glückliche Ankunft angezeigt haben, thun Sies nachträglich, und erzählen Sie den Rest Ihrer Wanderschaft nach ihrer Trennung vom verlornen Sohn.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bdfe283f-8886-4655-bfba-026d103c1bfe" xml:lang="de">ihrer Trennung vom verlornen Sohn – Mendelssohn und Carl Klingemann hatten sich nach der gemeinsamen Schottlandreise am 19. August 1829 in Liverpool getrennt. Klingemann fuhr nach London zurück. Mendelssohn reiste weiter nach Holywell und verbrachte die Tage vom 27. August bis zum 5. September 1829 auf dem Landsitz Coed Du Hall der Familie von John Taylor nahe Rhydymwyn bei Mold in Flintshire/Wales.</note> Ihre Doppelbriefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8e887da7-0bb5-408d-bdd5-2e5de5aa7e03" xml:lang="de">Doppelbriefe – Briefe, die Mendelssohn und Klingemann gemeinsam von England und Schottland an die Familie Mendelssohn in Berlin schrieben.</note> waren leidlich, und die jedes Einzelnen sind auch nicht zu verachten. Ueberhaupt Felix, hast Du eine Aehnlichkeit mit <title xml:id="title_36879dc5-a629-44e6-bd35-8a552060fe0d">Linda de Romeiro<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110459" style="hidden" type="literature">Titan</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fcb6ed52-6ccf-4934-af2a-e36a5134e295" xml:lang="de">Linda de Romeiro – Titelheldin aus Jean Pauls Roman Titan, 4 Bde., Berlin und Erfurt 1800-1803.</note> Du bist ebenfalls der Leidliche.</p> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_03e2a913-8f7c-4eee-b439-0abca52e5328"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi n="1" rend="underline"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-08" xml:id="date_873ee641-88f9-474a-9711-d630cc56ab27">Dienstag 8ten</date></seg>.</hi> <date cert="high" when="1828-09-08">Heut vor einem Jahr</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f49430e8-5224-4a5b-9e3f-05e0ef96623d" xml:lang="de">Heut vor einem Jahr – Die Frühfassung von Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüre Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), war am 7. September 1828 im Rahmen einer der Sonntagsmusiken in der Leipziger Straße 3 uraufgeführt worden (Christian Martin Schmidt [Hrsg.], LMA I /8: Ouvertüren I, S. XIX).</note> sah Manches anders aus, es war ein <date cert="high" when="1828-09-08" xml:id="date_56d4d88a-4da7-4e81-b652-29b2b5c46f47">Montag, und auch der 8te September</date>, aber Morgens um diese Zeit flitzten ein Paar im großen Gartensaal<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_357bb9f9-8ca9-4443-ba19-0dcad18453fa" xml:lang="de">großen Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note> umher, und sahen sich die Thiere an, die da standen, und auf <title xml:id="title_00195f72-def7-46e3-b240-23d71f64a93e">Musik<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qnv87jge-hctt-nlu9-rqqy-ikgtizn4ucvi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> hießen, Contrabässe, Serpent, Contrafagott, engl. Baßhorn, das waren die großen wilden Thiere, dann kamen die Vögel, Flöten, Clarinetten, Hoboen, und die lieben Hausthiere, Quartett. Alles das<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> und noch einiges Andre war von der <add place="above">tags<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> vorherigen Probe zu der heutigen Aufführung stehn geblieben, und war ergötzlich. Und Nachmittags ging man zum Luftball, und als man zurückkam, war schon ein Theil der Gesellschaft versammelt. Und dann gings los, und war hübsch, und nun wirds bald wieder losgehen, und noch hübscher seyn. Du sitzest da dem Sopha gegenüber, mir gegenüber, die ich hier schreibe, und schaust so sehr lebendig und wahr aus <title xml:id="title_8eaf7d7c-c668-483d-b53e-8ae5a2fa30a6">dem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03b63b83-2e2b-4fdd-8272-8c3d18f1218b" xml:lang="de">dem Bilde – siehe Kommentar zu Z.: das Bild eines jungen Mannes.</note> heraus. daß es fast hübsch ist. <seg type="salute">Du lieber Felix!</seg></p> <p>Sonderbar genug mußt Dus finden, daß wir <add place="above">ohne<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> unser Wissen <date cert="high" when="1829-09-06">Sonntag</date> in der <placeName xml:id="placeName_24a05527-33a7-4028-81fd-9d5a0b88c07a">Jerusalemmer Kirche<name key="SGH0103372" style="hidden" subtype="" type="sight">Jerusalemkirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca414e11-da89-42f6-916c-6446876c53dc" xml:lang="de">Jerusalemmer Kirche – die Jerusalemkirche in der Berliner Friedrichstadt, sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.</note> sind aufgeboten worden. Der <persName xml:id="persName_19a0fbbe-27d3-4bd0-9c3c-7a2e52fd0ee7">Prediger Wilmsen<name key="PSN0115802" style="hidden" type="person">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770-1831)</name></persName> hatte übernommen, auch die nöthigen Aufgebote in den andern Kirchen zu besorgen, als wir nun <date cert="high" when="1829-09-05">Sonnabend</date> unseres <date cert="high" when="1829-09-13">um 8 T. später</date> bestellten, muß er vergessen haben, es abzusetzen, denn <date cert="high" when="1829-09-07">gestern Abend</date> kam Auguste Wilmsen, und später Carl als Todesengel, und der erzählte, daß er uns mit vielem Anstand habe von der Kanzel fallen hören. Eben geht Mutter durch die Stube, macht Deinem Bilde einen Knix, und sagt ihm guten Morgen. So thue auch ich, und empfehle mich für jetzt. – <seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-09" xml:id="date_5de1e8a2-1e19-4209-9e03-4334d2fb71b6"><hi n="1" rend="underline">Mittwoch 9ten.</hi></date></seg> <date cert="high" when="1829-09-08">Gestern Abend</date> saßen wir zusammen mit <persName xml:id="persName_a12a64b7-7c25-45c1-8782-d3ca21575eef">Betty Pistor<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName>, <title xml:id="title_442340ab-af67-4f56-b134-478008a07e06">die gezeichnet wurde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111773" style="hidden" type="art">Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6c7c3ec-afbf-4471-84aa-d7328735899e" xml:lang="de">Betty Pistor, die gezeichnet wurde – Wilhelm Hensels Zeichnung von Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor ist nicht bekannt.</note> <persName xml:id="persName_27dd2ac4-a88b-43cf-8749-3fd5f0f2991a">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_46cc33c1-e87a-4b95-9470-2191525eb335">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> waren früh weggegangen, als es nach 9 heftig an die Thür klopfte, da <persName xml:id="persName_32498b2d-54c8-481a-b622-69eb2c99c85a">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> verreist ist, waren wir in Verlegenheit, wen wir zu erwarten hätten, da trat ein: der absurdeste der Sterblich<del cert="high" rend="strikethrough">keit</del><add place="below">en<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, der Paradoxeste der Paradoxen, der größte Chemiker und Ecossaisencomponist seiner Zeit – der <persName xml:id="persName_1da3afc3-abaa-45e8-9927-839437798365"><hi rend="latintype">Dr</hi>. Herrmann Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>. Erstaunen, Freude, Geschrei, <hi rend="latintype">hands shaking</hi>, er setzt sich, und ist nie von Berlin fort gewesen. Nach den verrücktesten Queer- und Kreuzfahrten in Deutschland kommt er jetzt von Göttingen wo er, <hi rend="latintype">mirabile dictu</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_db87ef62-1339-48f5-b148-0d1a65e21cc3" xml:lang="la ">mirabile dictu – lat., wundervoll zu erzählen.</note> wirklich promovirt hat, war mit <persName xml:id="persName_4ce630dc-f5e9-4dfa-99c6-1eee074fcefe">Holtei<name key="PSN0112072" style="hidden" type="person">Holtei, Karl Eduard von (1798-1880)</name></persName> in Weimar, hat da den <date cert="high" when="1829-08-28" xml:id="date_96511fd6-bf68-4ca7-ac3b-c922255e0904">28sten Aug.</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a648c59a-eddd-47c8-8b9d-62626fadde4b" xml:lang="de">den 28sten Aug. – Johann Wolfgang von Goethes 80. Geburtstag.</note> in <persName xml:id="persName_333944f7-999d-41f0-9d15-4b3cf9d74029">Goethens<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_81df0cb5-aea5-4328-9a10-f9235d31ab52">Hause<name key="SGH0100198" style="hidden" subtype="" type="sight">Goethes Wohnhaus am Frauenplan</name><settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verlebt, ist von ihm sehr freundlich aufgenommen worden, und bringt nun den <date cert="high" when="1829-09-09">heutigen Tag</date> in Berlin zu. Wir haben uns herzlich mit ihm gefreut. Seine Rüpelei, auf meinen Brief mit Deiner Sendung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f114a793-e67e-4014-bdbe-9966d90d59f8" xml:lang="de">meinen Brief mit Deiner Sendung – vgl. Brief gb-1829-07-29-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Carl Friedrich Zelter und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Glasgow, Berlin, 29. Juli 1829, Z.: »A propos, die Breslauer sind unerhörte Rüpel. Durch Mosevius schickte ich an Franck Bachsche Orgelpräludien, und den Maigruß, keine Antwort«.</note> nicht einmal geantwortet zu haben, ist vergessen, denn er hat betheuert, er sey blos hergekommen, sich deshalb zu entschuldigen, und hätte sonst nicht an Berlin gedacht.</p> <p>Nun nehm’ ich zum erstenmal Abschied von Dir, wenn Dein Brief gekommen seyn wird, denke ich wol noch ein Eckchen, und ein Minütchen zu erwischen. Diesmal habe ich das Brieffieber schon seit drei Tagen.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_4ad7457c-af9d-4c92-a87b-651f2ccd322a"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-09-09" xml:id="date_756e0416-33ea-4108-8e44-1fcb37e50f09">d. 9.</date></seg> Daß Du in <hi rend="latintype">Llangollen</hi> eben so liebenswürdig, gut und anhänglich schreibst als in <hi rend="latintype">Glasgow</hi>, <hi rend="latintype">Edinburgh</hi> und <hi rend="latintype">London</hi>, vergelten Dir die Götter, mein Felix <hi rend="latintype">felicissimo</hi>! Wie preise ich Dich auch gegen faule Söhne und Brüder! Keiner ist so treu und fleißig; bleibe so brav, mein Herz! und laß es Dir stets wie jetzt Bedürfniß sein, uns Dein Leben darzulegen. Daß Du einen GewißensSkrupel hattest, Dich während 4 Wochen zu zerstreuen und bloß zu <hi rend="latintype">amusiren</hi>, rührt mich. Du kannst Dir wohl das <hi n="1" rend="underline">Zeugniß</hi> geben, nicht viel Zeit versäumt zu haben; ergötze und erhole Dich nun auch und sammle Dir <hi n="1" rend="underline">frischen</hi> Muth und Lust zu neuer Beschäftigung. – Wie wunderlich macht sich Dein Zusammentreffen mit Vater, liebes Kind! Du wirst ihn hoffentlich sehr heiter und munter in Amsterdam<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78e476d2-dc25-46a8-82f6-e837878e4d0e" xml:lang="de">Dein Zusammentreffen mit Vater … in Amsterdam – Aus diesem Plan wurde nichts: Felix Mendelssohn Bartholdy verunglückte am 17. September 1829 in London mit einem Pferdewagen und verletzte sich am Knie, so dass er längere Zeit liegen musste. Siehe dazu Brief fmb-1829-09-18-01 (Brief Nr. 221) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Amsterdam, London, 18. September 1829.</note> finden. Die Reise scheint ihn Gottlob! viel vergnügter zu stimmen als wir ihn hier sehen. In <placeName xml:id="placeName_e5efa68e-d3ab-4ed3-b1d3-ac50542e79b5">Hamb<settlement key="STM0100127" style="hidden" type="locality">Hamburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. giebt er <persName xml:id="persName_1859d8cb-5a4e-44dd-bd08-39fc85f863ac">Pölchau<name key="PSN0113916" style="hidden" type="person">Poelchau, Georg Johann Daniel (1773-1836)</name></persName>, <persName xml:id="persName_cb75b87f-d9e5-48d4-b1e3-ce77404e87a2">Bielfeld<name key="PSN0116226" style="hidden" type="person">Bielefeld, Gideon Heinrich</name></persName> <hi rend="latintype">etc. diners</hi> und in Hannover sieht er <persName xml:id="persName_1799cfc3-f3a0-4f93-bd2a-78c428a5d9ad">Harro Harrings<name key="PSN0116959" style="hidden" type="person">Harring, Harro Paul (1798-1870)</name></persName> <persName xml:id="persName_1e7fa705-5121-4e5e-8a89-a56ec30fc266">Sohn<name key="PSN0119115" style="hidden" type="person">Harris (Harrys?), Herr</name></persName> als <title xml:id="title_6741755d-4595-4bda-a853-c4298d138573">Don Cesar<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110653" style="hidden" type="dramatic_work">Die Braut von Messina</name></title> <hi rend="latintype">debutiren</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_075f4a67-4998-4f61-a2c3-f92803eb2741" xml:lang="de">in Hannover sieht er Harro Harrings Sohn als Don Cesar debutiren – Hier irrte Lea Mendelssohn Bartholdy: Es handelt sich nicht um einen Sohn von Harro Paul Harring (geb. 1797). Aus der »Correspondenz-Nachricht aus Hannover« in: Allgemeine Theaterzeitung und Originalblatt für Kunst, Literatur und geselliges Leben, 22. Jg., Nr. 123 (13. Oktober 1829), S. 502, wird ersichtlich, dass »Hr. Harris, ein Sohn des bekannten Humoristen Georg Harris […] welcher den Don Cäsar in der ›Braut von Messina,‹ mit ausgezeichnetem Erfolg, als erste theatralische Leistung gab«, gemeint ist.</note> Gesteh, er kanns in Berlin beßer haben und mag doch weder <hi rend="latintype">diners</hi> geben, noch ins Theater gehen. – Wir laufen, jeder für sich, mit der stillen Erwartung umher, daß Vater uns v. Holland etwas <hi n="1" rend="underline">sehr Schönes</hi> mitbringt, das weder ein Stück Käse noch ein Stück Leinwand ist. Rathe!! so glücklich dies uns auch machen würde, Schatz! so überleg Dirs doch mit Vater, ob es Dich in Deinen Plänen und Geschäften nicht stört. Hast Du bestimmte Aufträge, so mach ich mir kein Gewißen, Dich zu bitten, sie hier in Ruh und Muße auszuführen. Doch wiederhole ich, thue nach Deiner Einsicht und Ueberlegung, die <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">Dich</corr> <sic resp="writer">Dir</sic> </choice> bisher mit gutem Erfolg geleitet haben.</p> <p><persName xml:id="persName_a79904e4-32b2-4a49-a529-75a757e1ecfe">Franks<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> unerwartete Erscheinung <date cert="high" when="1829-09-08">gestern gegen 10 Abends</date> hat uns unglaublich erquickt, erwärmt und belustigt. Er ist ein prächtiger, kluger, angenehmer Mensch mit all seinen Launen, und es läßt sich selten mit Jemand so leicht, fröhlich und unterhaltend leben. Von <persName xml:id="persName_99ad968c-33e4-4e41-bf5b-a815c8f377a1">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> erzählt er uns Wunder! er geht eben so gerade, spricht so heiter und theilnehmend wie sonst, arbeitet viel, läßt sich am Tage darin nicht stören, und ist Abends, wo sein Haus v. Fremden aller Nationen wimmelt, der liebenswürdigste Wirth. Seine allerliebsten zarten, <add place="above">jetzt<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> erschienenen <title xml:id="title_81c7a170-1c07-4238-8ad5-954f25fdfc2e">Gedichtchen<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108804" style="hidden" type="literature">Chinesisch-Deutsche Jahres- und Tageszeiten</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_353b54f3-ae6d-41e7-8b46-542579e1c010" xml:lang="de">Seine allerliebsten zarten, jetzt erschienenen Gedichtchen – siehe Kommentar zu Z.: Herr von Göthe … hat ein paar Gedichte in den Veit-Werderschen Musenalmanach gegeben.</note> hat man ihn freilich im Verdacht, schon lange, also gar als Jüngling von 70 Jahren verfaßt zu haben. Beneidenswerthe Existenz, zu 80, nicht bloß vegetirend, sondern in voller geistigen und körperlichen Kraft, schaffend, wirkend, lehrend, genießend dazustehen, und die Atmosphäre wohl erworbenen Ruhms aus voller Brust in sich zu ziehen! Der <persName xml:id="persName_11f4edce-da0f-4768-bbf1-b3193bf215d1">König v. Baiern<name key="PSN0109721" style="hidden" type="person">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name></persName> hat ihm zum Geburtstage einen vortrefflichen Brief geschrieben und eine antike Statue geschickt. Beim Mittagmahl wurde erstrer vorgelesen. <persName xml:id="persName_d68bbf22-c98e-44d9-8313-3a98ec1caac3">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> sprach viel über die <title xml:id="title_9949ff26-b446-497d-8728-6128b5ccf2aa">Farbenlehre<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111794" style="hidden" type="science">Zur Farbenlehre</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e41b78d-3100-4539-be66-1206602eaa3c" xml:lang="de">die Farbenlehre – Johann Wolfgang von Goethe, Zur Farbenlehre, 2 Bde., Tübingen 1810.</note> mit Goethe, der ihm die Ueberzeugung mittheilte, sein System werde in künftiger Zeit überall anerkannt und aufgenommen werden. –</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7ac2daf7-c646-4409-b9a9-df20690770e5">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> hat <persName xml:id="persName_a15fb179-b1a4-4a34-82dd-0c442a1dd05d">Zeltern<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> aufgefordert, zum <placeName xml:id="placeName_87b15de7-177e-40ab-8db8-4e63b9c3e7c5">Musikfest<name key="NST0100743" style="hidden" subtype="" type="institution">Musikfest des Thüringisch-Sächsischen Musikvereins (1829)</name><settlement key="STM0100128" style="hidden" type="locality">Halle an der Saale</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> nach <placeName xml:id="placeName_35f76977-b636-4d1c-9771-72f02ecd4423">Halle<settlement key="STM0100128" style="hidden" type="locality">Halle an der Saale</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu kommen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b9229c62-c6a4-4b37-aafc-b985bfdba4e0" xml:lang="de">Spontini hat Zeltern aufgefordert, zum Musikfest nach Halle zu kommen – In Halle an der Saale fand vom 10. bis zum 12. September 1829 das Musikfest des Thüringisch-Sächsischen Musikvereins unter der Leitung von Gaspare Spontini statt (zum Programm siehe Hallisches patriotisches Wochenblatt 37. Stück, 12. September 1829, S. 916-919. Rezension: AMZ 31, Nr. 38, 23. September 1829, Sp. 624-628). Carl Friedrich Zelter hatte die Einladung ursprünglich abgelehnt (siehe dessen Brief an Johann Wolfgang von Goethe vom 20. August 1829. Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 20.2, S. 1257 f.), nahm dann aber doch an dem Fest teil (vgl. den Brief an Goethe vom 8. September 1829. Druck ebenda, S. 1263 f.).</note> (<hi rend="latintype">O che piacer</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2404c910-ac3f-4bfe-82cb-6e5502a738aa" xml:lang="it ">O che piacer – ital., O welch Vergnügen.</note> dort die <persName xml:id="persName_c73a8ccc-98ae-4358-baf6-e5d5d730b2d9">Schulz<name key="PSN0114744" style="hidden" type="person">Schulz, Josephine (1790-1880)</name></persName> und <persName xml:id="persName_56721e48-f666-405b-bf16-efaf1a934978">Schätzel<name key="PSN0114507" style="hidden" type="person">Schätzel, Johanne Sophie Friederike Pauline von (1812-1882)</name></persName> aus <title xml:id="title_f9fb8ca6-6737-4ec5-baca-06483ed70d38">Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name></title> singen zu hören!) <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_49c700b5-f5ad-41ce-bb16-dae884dcd9db">Spont<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi>. und <persName xml:id="persName_3f497a80-0336-4f99-94e3-cce58d8786dc">Naue<name key="PSN0113548" style="hidden" type="person">Naue, Johann Friedrich (1787-1858)</name></persName>, <hi rend="latintype">nobilis par fratrum</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f69b3325-ec5a-4256-bb0f-699cff4eb4d0" xml:lang="la ">nobilis par fratrum – lat. par nobile fratrum, ein edles (sauberes) Brüderpaar.</note> Ich wunderte mich fürbaß, Zeltern so zahm dieser Einladung Folge leisten zu sehen; nun erklärt sichs aber, da verlautet, er rutsche heimlich auch nach Weimar.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46090ed7-e577-42f1-a1c5-29da6b11f8ea" xml:lang="de">er rutsche heimlich auch nach Weimar – Nach dem Halleschen Musikfest hielt sich Carl Friedrich Zelter vom 14. bis zum 21. September 1829 in Weimar auf (Goethe, Weimarer Ausgabe III, Bd. 12: Goethes Tagebücher. 1829-1830, S. 126-128). </note> <persName xml:id="persName_f4dae6ee-d93b-4f09-aa50-4e00dcdf883d">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_60fce378-c946-4dda-a7ff-b4117263b4c1">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> sollen <date cert="high" when="1829-09-11">Freitag</date> als Mäuse auf Tisch und Bänken tanzen. – Unser <persName xml:id="persName_162a02c8-d59b-4a2a-b468-c05276953f39">Davidchen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> ist <date cert="high" when="1829-09-08">gestern</date> fort,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1342bd6a-184e-4ab9-8666-7db6ab93c305" xml:lang="de">Unser Davidchen ist gestern fort – Der Geiger Ferdinand David verließ Berlin am Sonntag, dem 6. September 1829, Richtung Dorpat (heute Tartu, Estland). Er war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im dortigen Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart engagiert. Mit David gingen die Musiker Karl Matthias Kudelsky (2. Violine) und Cyprian Romberg (Violoncello) nach Dorpat. Den Bratschenpart übernahm Ludwig Herdtmann. Siehe dazu Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30, sowie Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach Dorpat«.</note> nachdem er wegen nicht erfolgten Reisegeldes noch etwas Angst ausgestanden. Alles ist aber in Ordnung und sein <persName xml:id="persName_a95a8752-7931-413e-8717-dafa0b64b1d1">H. v. Liphardt<name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName> bewährt sich als spendabler Mäcen. – <persName xml:id="persName_4e7b6727-c28b-49bf-91e2-653119517cf7">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> traf <persName xml:id="persName_ce55783c-6012-4161-ab06-11295e10dbd5">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> in Leipzig, und fand ihn <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">se</corr><sic resp="writer">ga</sic></choice>hr verrückt. Du kannst Dir wirkl. nicht denken, wie er sich verändert hat, seit er überzeugt ist, Beckchen wolle ihn nicht.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_801b2c8d-fc78-43b1-a55d-e759023e23be" xml:lang="de">Beckchen wolle ihn nicht – Eduard Gans machte Rebecka Mendelssohn Bartholdy den Hof. Diese erwiderte seine Gefühle nicht.</note> Viel zu stolz einen direkten Antrag zu wagen, ließ er durch <persName xml:id="persName_ebf46cf5-093b-4a3e-88d7-f494bfae9c50">Ernest. Robert<name key="PSN0114235" style="hidden" type="person">Robert-Tornow, Ernestine (1794-1846)</name></persName> ausforschen und ist seitdem fuchswild; statt aber selbst zu handeln und zu quälen und höchstens die mitintereßirten Personen zu Vertrauten zu machen, äußerte er sich gegen Keinen grade zu, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">ze</corr><sic resp="writer">al</sic></choice>igt sich aber so ungemeßen <hi rend="latintype">désappointirt</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7676b025-0df6-4776-ad3d-60b50601a8ee" xml:lang="fr ">désappointirt – von frz. désappointé, enttäuscht.</note> melancholisch und total umgewandelt, daß alle Welt v. seiner unglücklichen Paßion überzeugt ist. Mit so weniger <hi rend="latintype">discrétion</hi> als er selbst besitzt, necken und foppen ihn die Leute. Er erzählt allenthalben, er wolle sich erschießen, und habe ein Todtengedicht bei <persName xml:id="persName_58e566a4-4a09-4e93-ae65-ca53ea8ec65c">Werder<name key="PSN0115707" style="hidden" type="person">Werder, Karl Friedrich (1806-1893)</name></persName> und eine Leichenrede bei <persName xml:id="persName_ffa67569-7807-4b76-b309-26bebcd51ee1">Marheineke<name key="PSN0117510" style="hidden" type="person">Marheineke, Philipp Conrad (1780-1846)</name></persName> bestellt. Die Reise hat er eben so toll eingerichtet; ließ sich übertölpeln, mit einem Musterreiter<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0f2eed16-cd2b-49d6-aed7-19aaecb6749c" xml:lang="de">Musterreiter – auch: Musterreisender; ein »Geschäftsreisender, der auf vorgelegte Muster oder Proben Aufträge sammelt« (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. VI, Leipzig 1885, Sp. 2769).</note> zu gehen, bereute es hinter her, wollte kein Wort mit ihm wechseln, wußte nicht wo eigentlich hin, kurz, Du kannst Dir keine ärgere Verkehrtheit denken. Schade, daß er nicht der Mann ist der sich gewaschen hat! er besitzt sonst so viele gute, angenehme Eigenschaften, und wird in spätern Jahren gewiß noch weit genießbarer und umgänglicher. Giebts denn doch aber etwas Groteskeres als diesen Einfall? – Als Frank erzählte, er habe Gans gesagt, daß er verliebt sei, dachten wir, <persName xml:id="persName_73490fb9-e471-4222-ab99-7523dca661f8">Betty<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName> würde vom Stuhl fallen: das Gelächter war unauslöschlich.</p> <p>Kömmt Dein Brief noch, liebes Herz! so fügen wir etwas hinzu. Ich denke, auch Frank soll schreiben. – <date cert="high" when="1829-09-10" xml:id="date_e49f32d6-10ac-41ca-812c-a1e6611c2f61">Morgen</date> wird <persName xml:id="persName_fb5114ba-321d-40e1-a95f-ac2a0d072316">Deines Großvaters <name key="PSN0113232" style="hidden" type="person">Mendelssohn (vorh. Dessau), Moses (1729-1786)</name></persName>100jähr. Geburtstag in d. <placeName xml:id="placeName_4418a113-bf1c-4ab2-99a2-0d61be0f8319">Gesellsch. d. Freunde<name key="NST0103367" style="hidden" subtype="" type="institution">Gesellschaft der Freunde</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gefeiert;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ec35c49-294b-44a5-ac58-c7f53914bf42" xml:lang="de">Morgen wird Deines Großvaters 100jähr. Geburtstag in d. Gesellsch. d. Freunde gefeiert – Moses Mendelssohn wurde am 6. September 1729 geboren, das hundertjährige Jubiläum jedoch erst am 10. September 1829 begangen. Die 1792 gegründete Berliner »Gesellschaft der Freunde«, die das Fest ausrichtete, geht auf die maßgebliche Initiative von Joseph Mendelssohn zurück. Siehe dazu Sebastian Panwitz, Die Gesellschaft der Freunde 1792-1935. Berliner Juden zwischen Aufklärung und Hochfinanz (Haskala, Bd. 34), Hildesheim 2007.</note> <persName xml:id="persName_70f0cfb2-1a34-4fa7-9569-3a0852528193">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ist auch eingeladen. Schade, daß keine Herren aus d. Familie außer ihm und <persName xml:id="persName_f16398b2-dc5d-45d3-a8b5-8ff3b60265bd">Alex<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>. anwesend sind!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3c19d1cd-5b94-496d-8d1f-96b5d15e693c" xml:lang="de">daß keine Herren aus d. Familie außer ihm und Alex. anwesend sind – An den Feierlichkeiten der »Gesellschaft der Freunde« nahm nur Moses Mendelssohns Enkel Alexander Mendelssohn teil. Abraham Mendelssohn Bartholdy befand sich am 10. September 1829 in Frankfurt a. M. oder auf dem Wege nach Rotterdam. Da er »mit jedem Tage ein abgesagterer Feind aller Feyerlichkeiten« werde, hoffte dieser bereits im August 1829, er werde »es vielleicht auch dem Zufall zu danken haben, daß eine Reise welche ich in einiger Zeit vielleicht vornehmen muß, mich dieser ceremonie entrückt« (Brief gb-1829-08-12-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Ludwig von Mühlenfels, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Holywell, Berlin, 8., 10. und 12. August 1829).</note> Ein <placeName xml:id="placeName_5e8e7654-72db-45ff-a451-6d04a60212eb">Waisenhaus<name key="NST0103364" style="hidden" subtype="" type="institution">Moses Mendelssohn’sche Waisen-Erziehungs-Anstalt</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wird hier und <placeName xml:id="placeName_66dae67d-452d-446b-bd23-a7e84ae4c8ae">eins in Deßau<name key="NST0103365" style="hidden" subtype="" type="institution">Stiftung zur Erziehung armer Judenkinder</name><settlement key="STM0100131" style="hidden" type="locality">Dessau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gestiftet.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e9c98fb4-2d0a-4286-b940-de69221478a4" xml:lang="de">Ein Waisenhaus wird hier und eins in Deßau gestiftet – Die Allgemeine Preußische Staats-Zeitung kündete die Gründung eines jüdischen Waisenhauses in Berlin an (Beilage zu Nr. 248, 7. September 1829): »Glaubensgenossen wollen ein seit längerer Zeit geplantes Stift mit dem Namen ›Mendelssohnsche Waisen-Erziehung-Anstalt‹ begründen.« Die Moses Mendelssohn’sche Waisen-Erziehungs-Anstalt wurde am 10. September 1829 gegründet und nahm am 24. März 1836 ihre Arbeit auf. Sie sorgte für die Erziehung armer Waisenkinder durch Unterbringung derselben in Familienpensionen und überwachte deren Ausbildung. Siehe dazu das Grundgesetz für die Moses Mendelssohnsche Waisen-Erziehungs-Anstalt der jüdischen Gemeine zu Berlin, Berlin 1836. In Dessau wurde von der jüdischen Gemeinde eine Stiftung zur Erziehung armer Judenkinder errichtet.</note> <seg type="closer">Lebewohl, mein Lieb!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_903b7dfb-7661-4796-9f27-76baed14e090"> <docAuthor key="PSN0111123" resp="author" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111123" resp="writer" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nun ist nichts sonderbarer als daß ich hier am Schreibtisch <persName xml:id="persName_20982038-026f-4883-8ac8-f065fc041ac3">Ihrer Frau Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sitze, und vor Respect vor dem Ort mich in Acht nehmen muß, damit die Geister des Wahnwitzes nicht in mir zu toben anfangen. Hätte ich nicht schon <date cert="high" when="1829-09-08">gestern Abend</date> gehört, wie lobenswerth Sie der Ihrigen gedenken und müßte ich nicht glauben daß ich dann auch zu manchen Bildern gehöre welche die Erinnerung an Ihr elterliches Haus in Ihnen hervorruft, so würde ich Ihnen Namen und Charakter und Wohnort, wie einem Polizeiamt melden damit ich ganz wie ich bin vor Ihnen stehe. So viel Talent zur Philisterei habe ich, daß ich mich ärgere wenn jemand mich vergißt, nur daß ich glaube es geschieht so oft als ein Freund auf Reisen geht oder heirathet, oder Minister wird. Hab’ ich Sie nun genöthigt, an mich zu denken, dann ist die Absicht erreicht in der ich hier den Ihrigen den Platz weggenommen habe. Ich bin ganz entsetzlich zerstreut, confus, auch ärgerlich daß nicht Alles geht wie ich will, ermüdet endlich von vielem Hin und Herfahren. Jetzt wird <persName xml:id="persName_2ccde322-9eda-4cfa-847c-51c38f795799">Ihre Schwester<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> so liebenswürdig seyn, mir Mehreres aus Ihren Briefen vorzulesen, damit ich mehr über Sie erfahre als die Zeitungen gemeldet. Da mir nun von Ihnen zu hören lieber ist als Ihnen von mir zu hören zu geben, so werden Sie es nicht unbillig finden, daß ich abbreche, Ihnen noch sage daß ich wirklich Ihr guter Freund bin, mich herzlich über Ihre englischen Erlebnisse gefreut habe, recht sehr wünsche, Sie im Winter hier sehen zu können, und mir <date cert="high" when="1829-09-08">gestern</date> vorgenommen habe zu diesem Zweck eigends von Breslau her zu kommen, gähnte auch die Hölle selbst. <seg type="closer">Grüßen Sie <persName xml:id="persName_73f352bc-5498-4313-9ffe-89b88cc9caa9">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> und leben Sie wohl und vergnügt</seg></p> <signed rend="right">Ihr <hi rend="latintype">Franck</hi></signed> </div> <div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_89a47d70-cd5f-4aa1-91b5-4ecbb014c1cd"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> Erstlich haben wir eben <title xml:id="title_df698f00-82cd-4c56-a472-0264faa80519">Deinen liebsten Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-09-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Coed Du, 2. September 1829</name> </title> erhalten, den aus <persName xml:id="persName_491552e7-8c10-41ca-8f3b-306d2eb3f5a7"><hi rend="latintype">Taylor</hi>s<name key="PSN0115264" style="hidden" type="person">Taylor, Familie von → John T.</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_45d46ddf-f9b0-417f-93a6-f4787bffd74f" xml:lang="de">aus Taylors – Mendelssohn verbrachte die Tage vom 27. August bis zum 5. September 1829 auf dem Landsitz Coed Du Hall der Familie von John Taylor nahe Rhydymwyn bei Mold in Flintshire/Wales.</note> Du Lieber! Wie prächtig hast Du Dich da amüsirt, und wie lieb haben Dich die Leute gehabt! Fast, fast so lieb, als Du verdienst. Daß uns <persName xml:id="persName_49301d41-bd69-4663-93d2-3006993e4686"><hi rend="latintype">Taylor</hi>s <hi rend="latintype">Ladies</hi><name key="PSN0115267" style="hidden" type="person">Taylor, Anne (1806-1877)</name><name key="PSN0115269" style="hidden" type="person">Taylor, Honora (Nora) (1814-1849)</name><name key="PSN0115277" style="hidden" type="person">Taylor, Susan (Susanne) (1812-1841)</name></persName> bei Namen kennen, ist ädel von ihnen. <persName xml:id="persName_e9979947-0831-49c1-89f8-787f587c6ccd">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> ist <date cert="high" when="1829-09-09">heut um 12</date> kommen, und wir haben bis um <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula>4 bei Deinen Briefen gesessen, aus denen wir ihm von Anfang an vorgelesen, ganz zu Ende sind wir aber nicht damit gekommen, denn um <formula rend="fraction_bar"><hi rend="supbar">1</hi><hi rend="barbar">/</hi><hi rend="subbar">2</hi></formula> 4 kam <persName xml:id="persName_49117bf4-3768-42de-bef6-26037e398faf">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, und da mußten wir doch um <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">3</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> zu Tisch gehn, und jetzt sind Beide noch auf ein Paar Stunden weg, <date cert="high" when="1829-09-09">heut Abend</date> kommen sie wieder, dann wird der Rest gelesen, und Frank will <del cert="high" rend="strikethrough">Deine</del> <add place="above">die<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> <title xml:id="title_ecb67c73-d27b-4952-9e1a-6b93b4226902">Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title> hören. Mutter läßt um Verzeihung bitten, einen Brief an Dich geöffnet zu haben, der vom auswärtigen Departement<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_29ca714a-eed0-48b9-9dd2-dd357e3d0b68" xml:lang="de">einen Brief an Dich … vom auswärtigen Departement – Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829. Von Merckel war der Oberpräsident der Provinz Schlesien.</note> kam, mit dicken Couvert und Siegel, ich setze Dir den Inhalt her: Ew Wohlgeb. haben sich durch edelmüthiges Mitwirken bei Gelegenheit des v. der Königl. Kammersängerinn <persName xml:id="persName_16312f0f-e47f-4fd4-973f-08878cbe2f98">Dem. Sonntag<name key="PSN0114969" style="hidden" type="person">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> in London, zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Einwohner Schlesiens gegebenen Concerts<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1a2950b7-47fa-4891-a4f0-dc6d2a713c05" xml:lang="de">in London, zum Besten der durch Ueberschwemmung verunglückten Einwohner Schlesiens gegebenen Concerts – Felix Mendelssohn Bartholdys Onkel Nathan Mendelssohn, der in Reinerz in Niederschlesien (heute Duszniki Zdrój, Polen) lebte, hatte seinem Bruder Abraham über die verheerenden Überschwemmungen in Schlesien im Frühjahr berichtet und angeregt, dass »die Sonntag und Felix in der Folge auch für hiesige Verunglückte in London so wohlthätig würken« könnten. Siehe dazu Brief gb-1829-06-17-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 17. Juni 1829, Z.: »Folgendes schreibt mir der Onkel Nathan«. Das erbetene Konzert der Sängerin Henriette Sontag fand am 13. Juli 1829 in den Argyll Rooms in London statt. Mendelssohn dirigierte darin seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), und spielte zusammen mit Ignaz Moscheles das Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 5: »Mendelssohn’s Ouverture zum Sommernachtstraum wurde zum zweiten Male und mit gesteigertem Beifall gegeben. Auch sein Doppelconcert in E-Dur (Manuscript), das Moscheles mit ihm spielte, ging gut und gefiel sehr. Die Einnahme betrug £ 500« (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 209). Weiterhin traten die Sopranistin María Felicità Malibran, der Kastrat Giovanni Battista Velluti, der Cellist Max Bohrer, der Flötist Louis François Philippe Drouet und der Hornist Giovanni Puzzi auf. In Brief fmb-1829-07-16-03 (Brief Nr. 194) Felix Mendelssohn Bartholdy an Nathan Mendelssohn in Breslau, London, 16. Juli 1829, bezeichnete Mendelssohn das Konzert als »unstreitig das beste im ganzen Jahre«. Es seien »zwischen 250 und 300 guinéen eingekommen die dem preuß. Gesandten hier übergeben und durch ihn nach Schlesien geschickt werden« (Z. 61 und Z. 52 f.). Nicht nur Nathan Mendelssohn dankte seinem Neffen für sein Engagement, sondern auch der Oberpräsident der Provinz Schlesien, Friedrich Theodor von Merckel; siehe Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829.</note> ein entschiedenes Verdienst um diese Verunglückten erworben, wofür ich mich verpflichtet fühle, Ihnen Namens der Provinz den herzlichsten Dank abzustatten, und Sie zu bitten, auch meine achtungsvolle Anerkennung Ihrer thätigen Menschenliebe gewogentlich anzunehmen.</p> <dateline rend="left">Breslau, den <date cert="high" when="1829-08-29">29 Aug 1829</date>.</dateline> <signed rend="center">Der Königl wirkl. geheime Rath und</signed> <signed rend="center">OberPräsident der Provinz Schlesien</signed> <signed rend="center">v. Merkel.</signed> <signed rend="right">Deine wohlgeneigte Schwester</signed> <signed rend="right"><hi n="1" rend="underline">Fanny</hi>.</signed> </div> <div n="9" type="act_of_writing" xml:id="div_9a07ca03-01f6-437f-b12c-a659c69e4ae3"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ich will mich nur melden, als auch gegenwärtig bei Empfang Deines Briefs, als Deine Freuden und Plaisir auf dem <placeName xml:id="placeName_c0fc0a76-5b4d-441d-a8d6-7631b39a9f5a">Lämmergut<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ca870701-5638-4baf-9a85-e2bab0039bce" xml:lang="de">Lämmergut – das Anwesen der Familie Mendelssohn Bartholdy in der Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin. Zum Begriff »Lämmer« siehe Kommentar zu Z.: Lämmer.</note> <hi rend="latintype">par distance</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c2aab34a-9c4f-43fd-b399-f84a74ea0abd" xml:lang="fr ">par distance – frz., aus der Ferne.</note> mitgenießend, und als sehr geschmeichelt im <hi rend="latintype">Taylor</hi>schen Hause bekannt und erwähnt zu seyn, ferner, da es</p></div></body></text></TEI>