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gb-1829-08-28-01

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Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 26. August, und Hamburg, 28. August 1829 Der Schotte in Berlin! Großes Drama mit Musik! Mehr sage ich nicht, Dein wird Zeter geschrien, ich nehme den Schotten weg, und da mögen sie denn den ganzen John Lamm mit dazu gehörigen Bull ausmalen. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Transkription: FMB-C Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/83. Autograph Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 26. August, und Hamburg, 28. August 1829 Der Schotte in Berlin! Großes Drama mit Musik! Mehr sage ich nicht, Dein wird Zeter geschrien, ich nehme den Schotten weg, und da mögen sie denn den ganzen John Lamm mit dazu gehörigen Bull ausmalen.

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, Siegel. – Der Brief wurde von Adolph Goldschmidt nach London mitgenommen (vgl. Abraham Mendelssohn Bartholdys Briefteil vom 28. August 1829).

Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

26. und 28. August 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) BerlinDeutschland HamburgDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LondonGroßbritannien deutsch
Messieurs Doxat & Co pour Mr Felix Mend: Bartholdy. Londres.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mittwoch den 26sten.

Der SchotteThomson, John (1805-1841) in Berlin!Der Schotte in Berlin! – Mendelssohn hatte den schottischen Komponisten John Thomson Ende Juli 1829 in Edinburgh kennengelernt. Er gab ihm Empfehlungsbriefe an Carl Friedrich Zelter, Eduard Rietz und an seine Mutter Lea nach Berlin mit, wohin dieser im August 1829 über Hamburg reiste. Vgl. Brief fmb-1829-07-30-03 (Brief Nr. 204) Felix Mendelssohn Bartholdy an John Thomson in Edinburgh, Edinburgh, 30. Juli 1829. Thomson traf am 20. August 1829 in Berlin ein; vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 21, Eintrag vom 31. August 1829: »Eines jungen Schotten muß ich erwähnen, der Donnerstag vor 8 T. eintraf, John Thomson heißt, Brief v. Felix brachte, musikal. ist, viel von ihm zu erzählen wußte, und mir am besten v. den mir bekannten Britanniern gefällt. Freit. brachten wir ihn zu Zelter«. Großes Drama mit Musik! Mehr sage ich nicht, Dein wird Zeter geschrien, ich nehme den Schotten weg, und da mögen sie denn den ganzen John Lamm mit dazu gehörigen BullJohn … Bull – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet. ausmalen. Schöne Männer! Das ist also ein Edinburgher Lamm.Lamm – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut. Wahrlich, er gefällt mir, und wir necken uns anmuthig, auf Englisch. Ich glaube, in meinem ganzen Leben zusammengenommen sprach ich noch nicht so viel Englisch, als seit Donnerstag, da kamen sie an, ich war aber nicht zu Hause. Ich habe ihm sogar einige seiner songs performt. Mit einiger Unverschämtheit geht alles. Nett ists aber, wie viel Kleinigkeiten von Dir er behalten hat, und zu erzählen weiß. Wie Du angezogen gehst (I thank you for some blauen Überrock), wie Du merry bist, wie Du marmelade mit dem Messer vom Teller kratztest, Deine Stellung, wenn Du mit ladies speak’st; kurz Alles hat er beichten, erzählen und nachmachen müssen. Ferner habe ich von ihm gelernt, daß Mr. SimpsoneSimpson (Simpsone), W. kein Englisch kann. So weit mein Schotte, daß wir ihm auf der AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland hora est<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_eeiybe83-nzaw-a3lv-lspn-bvljrovlpvfh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name> vorgesungen,daß wir ihm auf der Akademie hora est vorgesungen – Mendelssohns Antiphona et Responsorium »Hora est« MWV B 18 war am Dienstag, dem 25. August 1829, in der Sing-Akademie geprobt worden; vgl. Fanny Mendelssohn Bartholdys Eintrag in ihrem Tagebuch: »Dinst. war Hora auf der Academie, aber sehr schlecht« (Hensel, Tagebücher, S. 21). wird FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) specificiren, doch nein, am Montag hatte sie einen Bräutigam, und ging nicht hin, ich aber eine feine Nase, und ging hin, und sang hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bkckeu4f-ejzo-stwf-lgzy-az3lcbvjslgc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name> selb 32.selb 32 – veraltet: zu zweiunddreißigst. Die Zahl erschöpft Alles, was möglicher Weise über die Ausführung kann gesagt werden. Donnerstags RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), und ich, die eben 3 Wochen lang gehustet, wir brüllten wie hoffnungsvolle Kälber in der Bildungsmause; und ich war zu sehr mit meinem 4ten Chormeinem 4ten Chor – Rebecka Mendelssohn Bartholdy sang offensichtlich im vierten Chor der Motette »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo MWV B 18 ihres Bruders. beschäftigt (Mlle CavanCavan, Minna (?-1833)) um gerührt zu seyn, und nach Hause gehend, mußte ich mit meiner Freundinn FelgentreffFelgentreff, Johanne Francisca (1811-1848) conversiren. RungenhagenRungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851), der sich jedesmal nach frohen Nachrichten vom Wanderer erkundigt, sang wieder sehr mit. Vom Dienstag kann Fanny erzählen, nach dem Schlusse rief mich ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832), und dictirte mir im Saale einen großen speech, den ich stante pedestante pede – lat., stehenden Fußes, sofort. ins Englische übersetzen mußte. Heut Vormittag kommt erThomson, John (1805-1841) und sieht sich den Garten an, heut kommt auch Brief, und das 8tägige Brieffieber meldet sich schon wieder. Hast Du was an F Karoline HeineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) zu bestellen, ich denke sie heut Nachmittag zu sehen. Kannst Du mich etwa abholen, wenn Du zu HeidemannsHeydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H. gehst, und mit AlbertHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) Todesengel seyn. Ach ich irre mich! HeinesHeine, Familie von → Heinrich Carl H. (-) wohnen ja in Charlottenburg. Und Du bist ja in Schottland. Es geht also nicht. Ein andermal, wenn die Rosen wiederholen blühen, die diesesmal weiß von Dächern und Fenstern herabhängen, und Eiszapfen heißen werden. Hast Du das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_obj7yzcb-kcb0-dvex-rtyw-ppaclbkivcru"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100259" style="hidden">Lied an die Tragöden / Tragödenlied / Kloben Lied der Tragöden, [August 1829]<idno type="MWV">K 47</idno><idno type="op"></idno></name> etwa komponirt?Hast Du das Lied etwa komponirt? – Der Schriftsteller und Verleger Moritz Veit hatte Mendelssohn um eine Komposition für den von ihm herausgegebenen Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830, eine Gedicht- und Liedersammlung verschiedener Autoren, gebeten. Die meisten der Beiträge darin stammten von Moritz Veit, Karl Friedrich Werder und Heinrich Stieglitz. Mendelssohn schickte im August 1829 das »Lied an die Tragöden« MWV K 47 nach Berlin; vgl. Brief fmb-1829-08-19-01 (Brief Nr. 210) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829. Es wurde nicht in den Almanach aufgenommen und ist nicht bekannt (vgl. MWV, S. 145). Ich komponire jetzt einen Klavierstuhl für Frau HofmalerinnMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847), daran wirst Du Deine Freude erleben, und wenn Ihr vierhändig spielt, sollst Du drauf sitzen. – Das Eine noch, daß am ersten schottischen Abend,am ersten schottischen Abend – der Abend des 20. August 1829, an dem John Thomson erstmals die Familie Mendelssohn besuchte; siehe auch Kommentar zu Z.: Der Schotte in Berlin! ich mich bemühte, ihm (dem Englan SchottenThomson, John (1805-1841) versteht sich) gesegnete Mahlzeit (nicht Malzeit! O!) beizubringen, und daß, nachdem er es gelernt hatte, er mich auch bat, die Englische Mode mitzumachen, und hands zu shaken, und daß, wie der OlleRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) es sah, er vom andern Ende des Saales herbeiströmte, und meinte, er sey auch ein Schotte, oder wenigstens eben so gut wie solch einer. Er sprach auch Englisch, und ziert sich unmenschlich dabei, er sprach aber auch ein Quartett von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108083" style="hidden" type="music">Streichquartette</name>, und zierte sich schon weniger. – Freitag haben wir wieder Quartett.Freitag haben wir wieder Quartett – Am 28. August 1829 wurden ein Streichquartett von Joseph Haydn mit Ferdinand David als Primarius sowie Ludwig van Beethovens Streichquartette a-Moll, op. 132, und f-Moll, op. 95, mit Eduard Rietz als Primarius gespielt. Vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21, und Fanny Mendelssohn Bartholdys ersten Teil in Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829. Bis nun Dein Brief da ist, erfährst Du nichts von Deinem Beckchen.

Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Du machst es klug und gut, mein Felix! Dir immer so hübsche Kumpane auszusuchen, als Dein ThomsonThomson, John (1805-1841) ist. Er gefällt uns allen ungemein wohl, und ich kenne keinen Engländer, der so viel angenehme Persönlichkeit, Natur, Lebhaftigkeit, Zuthulichkeit und Umsicht besäße. In der ersten Viertelstunde waren wir mit ihm froh und herzlich, wozu das freilich viel beitrug, daß er mit so ungeheuchelter Theilnahme und wahrem Intereße von Dir sprach und uns die allerkleinsten Züge von Dir zu berichten wußte. Ueberhaupt ist er an excellent observer. Sein gutes Auge und seine Aufmerksamkeit halfen ihm hier sehr. Ohne ein Wort deutsch findet er sich vortrefflich zurecht und sieht in 8 Tagen mehr als ein träger Reisender in so vielen Wochen. Auch für Bilder hat er einen prächtigen Blick; in HenselsHensel, Wilhelm (1794-1861) Büchern<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111753" style="hidden" type="art">Porträtalben</name>Hensels Büchern – Die Porträtalben von Wilhelm Hensel enthalten rund 1.100 Zeichnungen. Sie werden heute im Kupferstichkabinett in Berlin aufbewahrt. Weiterführend dazu siehe Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 1, Einleitung. erkannte er auf der Stelle wen er hier nur eine Minute gesehen hatte, und GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), der ihm bloß auf der Straße begegnet war. Ueber NeukommNeukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858) schrie er auf, und es war ihm gewiß unerwartet, das Gesicht hier gezeichnet zu finden. Kurz, es ist ein Hauptkerlchen, und sein Ohr ist eben so geübt als sein Gesicht. Er hört und goutirt Musik prächtig. Leider ist der Moment nur sehr ungünstig. Im TheaterKönigliches OpernhausBerlinDeutschland giebts nichts Erträgliches: <hi rend="latintype">Aubers</hi> Braut<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0111781" style="hidden" type="music">La fiancée (Die Braut) AWV 17</name> sah erAubers Braut sah er – Daniel-François-Esprit Aubers Oper Die Braut (La fiancée), war anlässlich des Geburtstags des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. am 3. August 1829 zum ersten Mal im Königlichen Opernhaus aufgeführt worden. Danach stand das Stück am 9., 14. und 19. August 1829 wiederholt auf dem Programm (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 44 f.). und fand es too tristing, Koncerte sind nicht, die AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland steht auf schwachen Füßen: ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) ließ auf meine Bitte Dein <hi rend="latintype">hora</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lzqtlpi5-fpn8-3ko6-udlh-7f25kj9ot3fx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name> singen, DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) konnte aber nicht dabei sein; indeß ist Thomson so musikalisch, daß er die Intentionen trotz der mangelhaften Ausführung versteht. Dein Quintett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_b0rzoum2-vyqu-v4cp-52ff-ozctbzbtaakh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100392" style="hidden">Quintett A-Dur für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello, April bis 31. Mai 1826<idno type="MWV">R 21</idno><idno type="op">18</idno></name> und ein Quartett v. Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108083" style="hidden" type="music">Streichquartette</name> haben ihm die Jungen vorgespielt,Dein Quintett und ein Quartett v. Beethoven haben ihm die Jungen vorgespielt – Der Quartettabend fand am 21. August 1829 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße Nr. 3 statt (Hensel, Tagebücher, S. 21). Fanny Deine Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bk7x6gqp-kddn-wsat-ntqx-zotqhkogmngi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100373" style="hidden">Sonate f-Moll für Violine und Klavier, 21. Mai bis 3. Juni 1823<idno type="MWV">Q 12</idno><idno type="op">4</idno></name>Deine Sonate – Mendelssohns 1823 entstandene Sonate f-Moll für Violine und Klavier, op. 4 (MWV Q 12), ist Eduard Rietz gewidmet. with Mr. RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832); gestern hörte er die 5 Lieder für Dich<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name>,die 5 Lieder für Dich – Gemeint sind wohl die ersten fünf Nummern von Fanny Mendelssohn Bartholdys »Liederkreis« HU 236 für Sopran und Klavier, Nr. 6 ist ein Terzett für Sopran, Alt und Tenor. die ihm delightful waren, particularly the highland song<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111457" style="hidden" type="music">»Im Hochland« für Sopran und Klavier HU 236/5 (zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829)</name>.the highland song – das zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829 entstandene Lied »Im Hochland Bruder da schweifst du umher« für Sopran und Klavier, Nr. 5 aus dem »Liederkreis« HU 236. Mit dem Englischen patschen wir, „die Stiefeln anhaben“, durch dick und dünn, sogar PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) muß ran. Es ist am Ende beßer, als wenn so einer 3 Worte französisch weiß, wie die EngländerHamilton, Sir AlfredElliot, Mr. des Dr. BillingBilling, Archibald (1791-1881), mit denen wenig anzufangen war. Nur freilich findet er wenig Abwechselung, da außer Julie Heyse und Gans die wir ihm vorgeführt, keiner unsrer Bekannten seine Sprache redet. An dem Quartett Abend wurde es trotz der Babylonischen Verwirrung ganz lustig; ich brachte auf deutsche Art die Gesundheit seiner dear family mit Anklingen aus, er darauf die Deinige, der dicke Mr. EggelsEccles / Eggels, Mr., sein Reisefellow immer mit. Wegen DavidsDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) FieberDavids Fieber – Ferdinand David litt seit Mitte August 1829 an dem heute als Malaria bekannten »Kalten Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt; vgl. Brief gb-1829-08-19-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Coed Du, Berlin, 17., 18. und 19. August, und Hamburg, 19. August 1829. Dies bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf. hatte ich einen Wagen bestellt:Wegen Davids Fieber hatte ich einen Wagen bestellt – Der Geiger Ferdinand David reiste am Sonntag, dem 6. September 1829, nach Dorpat (heute Tartu, Estland) ab. Er war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im dortigen Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart engagiert. Mit David gingen die Musiker Karl Matthias Kudelsky (2. Violine) und Cyprian Romberg (Violoncello) nach Dorpat. Den Bratschenpart übernahm Ludwig Herdtmann. Siehe dazu Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30, sowie Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach Dorpat«. in einen coupé packten sich nun 6 Gäste ein nebst diversen Violinkasten, ein Bein des John BullJohn Bull – siehe Kommentar zu Z.: John … Bull. bummelte noch draußen, schachtelte sich endlich v. wegen der geduldigen Schafe doch ein, der behagliche Beleibte nickte während des Einpackens unaufhörlich freundlichst heraus: David wollte eine Laterne und einen dictionnaire zur Fahrt mitnehmen und man muß HeidemannHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) beschreiben hören, wie trotz der Finsterniß ThomsonThomson, John (1805-1841) immer den Kopf aus dem Wagen steckte, und KudelskyKudelsky (Kudelski), Karl Matthias (1805-1877), all sein Französisch zusammenraffend, endlich ciceronirend, le chateau!Ciceronirend, le chateau! – ital. / dt. / frz., nach Art eines Fremdenführers sagend, das Schloss! introducete. Good humour & good will würzen allen Spaß, und so war denn jeder lustig. Wir verlieren David sehr ungern; er ist für die kleine Hauskapelle höchst angenehm und auch fürs Gespräch heiter, goutirend und klug. Indeß hoffen wir das beste für ihn; sein EdelmannLiphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853) wird sehr gerühmt, er schreibt ihm, daß er ihn nur 2mal wöchentlich brauche, er behält folglich viel Zeit zum Lernen und Unterrichten, auch will er ihm Urlaub für PetersburgSt. PetersburgRussland u. s. w. bewilligen, und die HauptGarantie ist wohl sein dort anerkannt guter Charakter.

Wir grämen uns über Dein schlechtes Wetter, mein Felix! hier ists unerträglich, heute und Sonntag waren die einzigen trocknen warmen Tage, im Hochlande mit den ewigen Waßerfahrten scheint man eben so der Sonne zu bedürfen als in der Schweiz. Hoffentlich soll der heutige Brief uns ganz über Dein Kopfweh beruhigen, das Dir die Seekrankheit vielleicht zugezogen. Freund KlingKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). ist ein braver fleißiger Schreiber, und Deine Pünktlichkeit „zwischen Weizen und Korn, zwischen Hecken und Dorn<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108839" style="hidden" type="literature">Mailied (»Zwischen Weizen und Korn«)</name>„zwischen Weizen und Korn, zwischen Hecken und Dorn“ – Beginn des Gedichts Mailied von Johann Wolfgang von Goethe. kann ich nicht dankbar und herzlich genug preisen. Solche ausführliche Nachrichten sind Balsam für die Haushucker, und daß Du treu und liebend immer an sie denkst, lohne Dir Gott.

Farewell dearest child! Lea Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

|2| Hätte ich nun nicht gelesen, was die Andern geschrieben, so könnte ich wenigstens dasselbe über John ThomsonThomson, John (1805-1841) zum drittenmal schreiben, und mich nachher entschuldigen, ich hätte nicht gewußt, daß Du es wissest. Ja wer kann dafür, Du schwelgst so stark in neuen Menschen, daßge Du uns immer nur 1/3 pro Cent nennst, während wir, wie die Menschenfresser, alle drei um einen Engländer her hucken, und Jeder ein Stück von ihm an uns reißen. Aber von gestern soll ich Dir erzählen, i nun, es ging nit schön, aber es war doch immer das Hora. Das Hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_900okmky-ztuo-qfko-om2p-melxkerktyxd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name> ist ein gut Ding. ReichardtReichardt, Heinrich Wilhelm Ludwig Gustav (1797-1884) war da, aber sie gaben ihm nicht Stimme, sondern Einem, der zwischen Hora und est, immer Athem nahm. Die Alte hatte ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) meiner Sorge befohlen, es waren 15 Stück, und ich vertheilte sie mit gewohnter Umsicht, und regem Kunsteifer, so daß bei jeder Stimme eine Feste war. Was war die Folge davon? Die Alte waren gut, trau Du auf Deinen KantorMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847).Kantor – familieninterner Spitzname für Fanny Mendelssohn Bartholdy. Ich klammerte mich mit beiden Händen an AntigoneAntigone an, aus Furcht der Versuchung zu unterliegen, dem vor mir stehenden 2ten Sopran einige Maulschellen beizubringen, wenn er an verschiedenen Stellen, mit unermüdlichem Eifer und löblicher Treue g statt gis sang. Trotz dessen, glaube mir, ich schmeichle Dir nicht, und täusche mich nicht, brachte sie das Stück in eine ungewöhnliche Aufregung und Lebhaftigkeit. Einige frugen mit Staunen, von wem es sey, die es wußten, meinten, wenn Du wiederkämest, solltest Du einstudieren, sie frugen stark nach Nachrichten von Dir, und ZürnZürn, Carl August (1791-1881) der mich auf der Treppe anhielt, läßt Dich herzlich grüßen. Während der ganzen AcademieSing-AkademieBerlinDeutschland saß HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) unten mit beiden EngländernHamilton, Sir AlfredThomson, John (1805-1841), da HHensel, Wilhelm (1794-1861). kein Engl i ä sch, und keiner von denen ein Wort in irgend einer andern Sprache weiß, so hatten sie bis jetzt ihre Bekanntschaft mit handsshaking abgemacht, als ich aber in der Pause zu ihnen herunterkam, fand ich sie in voller Conversation, JohnThomson, John (1805-1841) sprach englisch, Hensel deutsch, ein Paar italiän. Brocken, die Jener aus seiner Musikkenntniß übrig hat, halfen auch und es ging. Als wir zusammen zu Hause gingen, nahm der Dicke plötzlich ohne ein Wort zu sagen, ein Paket, das Hensel trug, diesem mit Gewalt weg, und trug es nach Haus. Warum ist es aber auch schon 12 und noch kein Brief da? Ich fürchte fast das steamboat ist not arrived.

O Felix, es ist ein Uhr, und das steamboat ist arrived mit einem schönen Gesicht, welches Du Deinen GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint. über den Clyde,den Clyde – River Clyde, mit 176 km Länge der drittlängste Fluss in Schottland. durch England, über den Canal, mit dem Hamburger Dampfboot, über die preußischen Steppen hin schneidest. Unterdessen ist längst der folgende Brief angekommen, worin wir das prächtige Terzett mit MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) geschrieben haben, und Du hast Deinen lieben Geren längst ihr Stillschweigen verziehen, ihrem Plaudern zu Liebe. Ach JungensMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862), ihr habt wieder einen prächtigen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829</name> geschrieben, sehr erbaulich anschaulich und lieblich. Der Kontrast vom Hochlande zum Flachlande muß wirklich frappant seyn, und Einem im ersten Augenblick den Athem versetzen. Aber ihr wart eine gut gewählte Compagnie, und Jeder von Euch trägt sein Päckchen in sich nach Hause, das nicht so übel ist. Aber lieber Felix, daß Du im Atlantischen, Stücke aus meiner Ostersonate<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111479" style="hidden" type="music">»Ostersonate«, Sonate für Klavier HU 235 (Frühjahr 1829); verschollen</name> auf einem BroadwoodJohn Broadwood & Sons, Klavierfabrik in LondonBroadwood – Gemeint ist ein Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood & Sons. gespieltim Atlantischen, Stücke aus meiner Ostersonate … gespielt – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte die im Frühjahr 1829 komponierte verschollene Klaviersonate HU 235 Fanny Hensels am 18. August 1829 an Bord eines amerikanischen Schiffs im Hafen von Liverpool gespielt. Siehe den Schluss von Brief fmb-1829-08-19-01 (Brief Nr. 210) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829. hast, wäre gränzenlos grotesk, wenn es nicht – gar so hübsch wäre. Daran amüsire ich mich wochenlang. Auch daran, wie Dich der Kutscher frägt, ob Du viel Cour machtest? – Der MilderMilder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838) können wir jetzt sowenig mündlich danken, wie Du, da sie in Aachen ist. Vielleicht Du sogar eher als wir, da ein Gerücht sagt, sie werde sich dort fixiren. Das ist das Einzige, was sie fix thut. SchlesingernSchlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838) werde ich um den Bart gehnSchlesingern werde ich um den Bart gehn – betrifft die Herausgabe der Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier op. 9 (MWV SD 3). Mendelssohn publizierte sie im Frühjahr 1830 im Verlag A. M. Schlesinger in Berlin (PN 1580 bzw. abweichend auf der Titelseite PN 1581). Im Brief aus Glasgow hatte Mendelssohn geschrieben (Z. 88 ff.): »Was Schles. betrifft, so soll er weiter gar nicht wüthen, denn ich will ihm mein Wort gern halten, obwohl ich’s schwer kann; fragt ihn, ob ihm daran Gelegen ist, die Lieder grade jetzt herauszugeben, und in diesem Falle muß ich die Idee von 2 Liederkränzen, für Jüngling und Mädchen, aufgeben, und sechs bunte einzelne Stücke ihm geben«. (ein raisonnabler Spatziergang, wenns der JungeSchlesinger, Heinrich August (1810-1879) ist,) und er wird wol kuschen. – Eben während wir Deinen Brief lasen, kam der junge OberlehrerDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884), er war so unhöflich, sich von BeckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) ein Buch auf einige Tage auszubitten, das sie schon seit Monaten von ihm geborgt hat. Jetzt kommt der GärtnerBrehmer, L., und bringt eine reife Pflaume, die leg ich für Dich in den Brief. Adieu, adieu, leb wohl.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)

Geliebter Sohn mein, Du kannst Dir gar nicht denken, was der Mittwoch für ein schöner Tag ist, wenn er solche Straußeneier von Briefen ausgebrütet hat, wie den letzten der Hochlande <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829</name> . Pfui, was muß das für ein tolles Nest sein und welch ein Kontrast nach dem überverfeinerten London! Nun, auch die Qual hat ihre Süßigkeit, und wer jung und kräftig ist, übersteht Gefahr und Entbehrung gern. Schade, Schade, daß Du nun von Deinem KlKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). bist; die Kastor- und PolluxbriefeKastor- und Polluxbriefe – Anspielung auf die Dioskuren, die Zwillingsgestalten in der griechischen Mythologie, und auf die von Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann während der Reise durch Schottland gemeinsam an die Familie geschriebenen Briefe. waren gar zu hübsch, und absonderlich hat der Freund mein Mutterherz erquickt, wenn er den rothen Faden, (verzeih, er ist abgenutzt, aber doch nett) stets durchschimmern ließ. Grüße, liebe und danke sehr in meinem Namen. – Alle Deine Wünsche sollen erfüllt werden: übereile Dich nicht mit Herausgabe der Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_b7pvqero-zxgo-c33n-xgam-p5tgjxjnivz2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100619" style="hidden">Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier, 1830, 1. Heft (Der Jüngling); enthält MWV K 39, K 41, K 42, K 52, K 38 und K 50, 2. Heft (Das Mädchen); enthält Sehnsucht »Fern und ferner schallt der Reigen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 51, K 53, Verlust »Und wüssten’s die Blumen, die kleinen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 54 und Die Nonne »Im stillen Klostergarten«, komponiert von Fanny Hensel<idno type="MWV">SD 3</idno><idno type="op">9</idno></name>, wenn Du es so beßer findest. Enthält die bestellte Ariedie bestellte Arie – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte der Sopranistin Pauline Anna Milder-Hauptmann die Arie »Tutto è silenzio« für Sopran und Orchester MWV H 2 (komponiert 23. Februar 1829) gewidmet. Mit Brief gb-1829-06-02-01 Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 3. Juni 1829, bat die Sängerin um eine neue Arie. Mendelssohn versprach am 3. Juni 1829, diese für sie zu komponieren, betonte aber zugleich, dass er »nicht Muße, noch Gedanken oder Andacht genug zum Componiren habe«. Das Vorhaben hat Mendelssohn nicht verwirklicht. etwas Anzügliches auf SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851), so hast Du tausendmal Recht, sie aufzugeben; Du wirst ihm stets zeigen „wie Tempelherren denken sollten<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name>.“„wie Tempelherren denken sollten.“ – Worte des Tempelherren in Gotthold Ephraim Lessings Dramatischem Gedicht Nathan der Weise, zweiter Aufzug, fünfter Auftritt. ThomsonThomson, John (1805-1841) sagt, er hätte keine Empfehlung für SpSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851). haben wollen, I have heard that he is haughty & of a bad character. – Was die Schelte für die MädchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) betrifft, so muß ich ihre Partei in sofern nehmen, als es schwer schreiben ist, wo man nichts zu sagen hat. Du hast gut reden; der Stoff wächst Dir über den Kopf, Du kannst in die breiten Seiten nicht alles einschnüren und preßen; die Kühleborns überschwemmen Dich mit ihren rauschenden, strömenden Wellen, daß es eine Lust ist. Das Intereßanteste was ich Dir melden kann, ist, daß KefersteinKeferstein, Keferstein, Bekannter von → Abraham Mendelssohn Bartholdy für seine Braut ein Atlas Hochzeitkleid mit den breitesten BlondenBlonden – Blonde: feine Spitze aus Seide. bei unserm SchneiderLentz, Herr verfertigen läßt, und daß in StettinStettinDeutschland die „veilchenblaue Seide<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name>„veilchenblaue Seide“ – Anspielung auf den Brautjungfernchor »Wir winden dir den Jungfernkranz mit veilchenblauer Seide« aus dem dritten Akt von Carl Maria von Webers Freischütz op. 77. ehstens verposamentirtverposamentirt – zu Verzierungen von Kleidern verarbeitet; von Posament (frz. passement), Borte, Besatz. wird. Ja, doch weiß ich noch, daß RitschlRitschl, Georg Carl Benjamin (1783-1858) beim KönigPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) ein gnädiges diner eingenommen und nach Rußl. reist, eine luthersche Luthergie einzurichten:daß Ritschl … nach Rußl. reist, eine luthersche Luthergie einzurichten – Der evangelische Theologe Georg Carl Benjamin Ritschl setzte sich für die Einführung der von Friedrich Wilhelm III. von Preußen 1829 endgültig erlassenen Preußischen Kirchenordnung in den evangelisch-lutherischen Gemeinden in Russland ein. daß Frau v. WaldenburgWaldenburg, Caroline Friederike von (1781-1844) Prinz AugustsPreußen, Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von (1779-1843),Prinz Augusts – Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von Preußen hatte vier Kinder mit Caroline Friederike von Waldenburg (geb. Wichmann), war aber nicht mit ihr verheiratet. Graf v. Gleichensches FamilienglückGraf v. Gleichensches Familienglück – Der Sage nach verliebte sich Graf Ernst von Gleichen auf einem Kreuzzug 1227 in die Tochter eines Sultans. Obwohl er bereits eine Ehefrau und zwei Kinder hatte, heiratete er sie später nach deren Taufe mit päpstlicher Zustimmung. Hier Anspielung auf Prinz Friedrich Wilhelm Heinrich August von Preußen. Er hatte mehrere Frauen, war jedoch mit keiner verheiratet. durch ihren TodFrau v. Waldenburg … ihren Tod – Caroline Friederike von Waldenburg starb erst 1844. zu zerstören droht und daß es Minister AltensteinStein zum Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom (1770-1840) in KißingenKissingenDeutschlandMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842), allwo er die Schwarzsuchtdie Schwarzsucht – griech. Melanosis, eine Blutgerinnungsstörung, lebensgefährliche Form der Gelbsucht. hat, etwas besser geht: dann, daß die Rutschberge in TivoliWinters TivoliBerlinDeutschland (Kreuzberg)die Rutschberge in Tivoli (Kreuzberg) – Auf dem Kreuzberg südlich vom Halleschen Tor war Mitte Juli 1829 der Vergnügungspark »Winters Tivoli« eröffnet worden. »Eine Kreisfahrbahn (sogenannte Rutschberge), worauf die Unternehmer ein Privilegium erhalten haben, ist der Vollendung bereits nahe gebracht. Zwölf sehr elegant und geschmackvoll gearbeitete kleine Wagen werden die Fahrenden aufnehmen, und mit reißender Schnelle den ziemlich großen Kreis über verschiedene Hügel durchlaufen« (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung 180. Stück, 1. Juli 1829, Beilage). entsetzlich fashionable & crowded sind, und daß man die Damen dort zum 1. 2. 3. Rutscher, so wie zum Walzer engagirt. Ferner, daß ich Dich geliebt habe, lieben werde und noch liebe. Deine wirkliche und wahrhaftige Mama, no stepmother. – MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) ist jetzt en Pomerne, wie der Charlottenburger mairemaire – frz., Bürgermeister. LevyDelmar, Wolf Levy (1786-1836) zu sagen pflegte; er wird wohl erst in 14 Tagen wiederkommen, und dann wollen wir möglichst ausspintisiren,ausspintisiren – aussinnen, auf schlaue Weise ausdenken. wo Ihr Euch in die Arme fallen könnt. (Apropos, BauerBaur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886) rutschte auf der gestrigen Tivolifête mit LuisenWilmsen, Luise Henriette (1807-1848).) Von RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) dito, sobald wir etwas v. seiner Existenz erfahren; beßer wärs, Du bestimmtest, wann Du in Rotter- Amster- Saardam sein kannst. Mar. SalingSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868) kömmt heut v. Wien mit ihrem Kutscher, und dann hören wir unstreitig v. RöschenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837). – Zu den größten Klugheiten v. KlingKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862). gehört noch das résumé Eurer Wanderung; die Mädchen suchen es eben auf der Karte nachdie Mädchen suchen es eben auf der Karte nach – Wilhelm Hensel hatte der Familie Mendelssohn im Juli 1829 eine »Karte von Schottland und England« mitgebracht, mit deren Hilfe diese Felix Mendelssohn Bartholdys »Reise ganz verfolgen könne«. Siehe Brief gb-1829-07-15-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 13., 14. und 15. Juli 1829. und bezeichnen die Oerter mit Bleistift. Gate nieht, sagen die Hochländer; God damn them, daß sie Dich hungern ließen.

Lea Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Eben deswegen, weil Du zum Frühstück 30, zum Abendbrot 40 Meilen fährst, und Einer bist, eben deswegen kannst Du schreiben, aber wir, die auf die AcademieSing-AkademieBerlinDeutschland gehen, MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861) versäumen, zum Frühstück Kaffee haben, zu Abend Hühner reiten, wie sollen wir armen Schlucker schreiben. Sieh, einen SchottenThomson, John (1805-1841) hast Du geschickt,einen Schotten hast Du geschickt – zu John Thomson siehe Kommentar zu Z.: Der Schotte in Berlin! der füllt den ganzen Familienbrief. Nun denke Dir Schottland, wo die Schotten wild im Urzustande herumlaufen. Keine Kunst, zu schreiben, wenn ich nun gar das ausgezeichnete Talent, das nach allen Seiten u. s. w. Bei FannysMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) zarten, zu maulschellenden 2ten Sopranen war ich nicht bei, und die ChinesinnPistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)die Chinesinn – Gemeint ist Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor; vgl. Brief fmb-1830-03-22-01 (Brief Nr. 284) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Berlin, zwischen dem 14. und 22. März 1830, Z. 65: »sie ist eine Chinesinn«. auch nicht, wir sangen 3ten. ThomsonThomson, John (1805-1841) fand es of grand effect. Er ist übrigens heut Vormittag nicht gekommen, auch fahren wir nicht nach Charlottenburg. Ferner hat sich Gans einen Folianten aufs |3| Kniee fallen lassen. GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), das fehlt ihnen auch noch. Und wenn ich mich in Stücken reiße, so habe ich doch nichts zu schreiben. Eigentlich ist es nur Pumperei,Pumperei – Borgen, Kredit (Studentensprache). wir sollen Alle, jedes Einzeln, sagen, welch unaussprechliches Vergnügen uns Deine ausgezeichneten Briefe gewähren. Na das kannst Du haben: – Mr. SimpsoneSimpson (Simpsone), W. schaffe ich ab, ich hasse den Kerl mit einmal, so wie ValentiniValentini, Francesco Cosimo Damiano (1789-1862) aus Neapel zurückkommt, vertausche ich ihn mit ihm. Ich lieferte neulich einen schätzbaren Beitrag zur Logik, indem ich zu DröseDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) sagte, ich hätte keinen Einfall, nicht einmal eine Idee. Das kriege ich jedesmal vom jungen Philologen aufs Butterbrot. Unter andern leb wohl, Du bist ein gut Kind, tous les enfans des Hébreux.tous les enfans des Hébreux – frz., alle Kinder der Hebräer. Aber prügele die GerenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Geren – siehe Kommentar zu Z.: Geren. nicht so, sieh ich schreie durch die Preußische Steppe, mit dem Hamburger Dampfboot, über den Kanal durch England, daß Dus über den Clyde hörst. Ich muß ja auch an VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) nicht schreiben. Und glaubst Du denn, daß wir in Berlin keine Kopfschmerzen haben? Ich bin biese.biese – böse.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835) Hamburg, 28 Augt 1829

Mein guter Felix! Diesen Brief bringt GoldschmidtGoldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879) nach London, wie gern begleitete ich ihn! und ich thäte es, wenn ich nicht die Seereise zu sehr fürchtete; ich bin ein altes Haus, und habe das alte ReckReck, Carl Friedrich Leopold Freiherr von der (1746-1810)sche HausLeipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschlanddas alte Recksche Haus – Das bis 1810 im Besitz von Karl Friedrich Leopold Freiherr von der Reck und danach seiner Erben befindliche Palais in der Leipziger Straße Nr. 3 hatte Abraham Mendelssohn Bartholdy 1825 erworben. Der Umbau erwies sich als unerwartet aufwendig. Siehe Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 33 ff. nicht gekauft, ohne daran zu lernen, daß wenn man an einem alten Hause rüttelt, einem die Balken über dem Kopf zusammen fallen. Dafür aber gehe ich mit dem Vorhaben um, auf einige Zeit nach Holland zu gehen,auf einige Zeit nach Holland zu gehen – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 16. August 1829 nach Hamburg gereist. Von dort aus fuhr er zunächst nach Frankfurt a. M. (ca. am 7./8. September 1829), danach in die Niederlande (am 15. September 1829 traf er in Rotterdam ein) und kehrte am 26. September 1829 nach Berlin zurück (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21 und S. 24). und wenn ich Dich dort auf wenige Tage verfehlen sollte, so wäre es mir allerdings leid. Sobald ich einen Entschluß gefaßt, schreibe ich Dir, und wenn es Dir Dein Plan dann erlaubt, so treffen wir uns wohl, und wer weiß was sich daran knüpfen läßt; ich glaube nicht daß Du Stoff zu einem mehrmonathlichen Aufenthalt in Holand fändest.

ich grüße Dich von Seiten Frederiken RobertRobert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832), die ich hier angetroffen, und dann auch von mir selbst herzlich. leb wohl und gesund, und fahre fort Dir Ehre und uns allen Freude zu machen wie bisher. Dein Vater und Freund Abraham Mendelssohn Bartholdy
            Mittwoch den 26sten. Der Schotte in Berlin! Großes Drama mit Musik! Mehr sage ich nicht, Dein wird Zeter geschrien, ich nehme den Schotten weg, und da mögen sie denn den ganzen John Lamm mit dazu gehörigen Bull ausmalen. Schöne Männer! Das ist also ein Edinburgher Lamm. Wahrlich, er gefällt mir, und wir necken uns anmuthig, auf Englisch. Ich glaube, in meinem ganzen Leben zusammengenommen sprach ich noch nicht so viel Englisch, als seit Donnerstag, da kamen sie an, ich war aber nicht zu Hause. Ich habe ihm sogar einige seiner songs performt. Mit einiger Unverschämtheit geht alles. Nett ists aber, wie viel Kleinigkeiten von Dir er behalten hat, und zu erzählen weiß. Wie Du angezogen gehst (I thank you for some blauen Überrock), wie Du merry bist, wie Du marmelade mit dem Messer vom Teller kratztest, Deine Stellung, wenn Du mit ladies speak’st; kurz Alles hat er beichten, erzählen und nachmachen müssen. Ferner habe ich von ihm gelernt, daß Mr. Simpsone kein Englisch kann. So weit mein Schotte, daß wir ihm auf der Akademie hora est vorgesungen, wird Fanny specificiren, doch nein, am Montag hatte sie einen Bräutigam, und ging nicht hin, ich aber eine feine Nase, und ging hin, und sang hora selb 32. Die Zahl erschöpft Alles, was möglicher Weise über die Ausführung kann gesagt werden. Donnerstags Ritz, und ich, die eben 3 Wochen lang gehustet, wir brüllten wie hoffnungsvolle Kälber in der Bildungsmause; und ich war zu sehr mit meinem 4ten Chor beschäftigt (Mlle Cavan) um gerührt zu seyn, und nach Hause gehend, mußte ich mit meiner Freundinn Felgentreff conversiren. Rungenhagen, der sich jedesmal nach frohen Nachrichten vom Wanderer erkundigt, sang wieder sehr mit. Vom Dienstag kann Fanny erzählen, nach dem Schlusse rief mich Zelter, und dictirte mir im Saale einen großen speech, den ich stante pede ins Englische übersetzen mußte. Heut Vormittag kommt er und sieht sich den Garten an, heut kommt auch Brief, und das 8tägige Brieffieber meldet sich schon wieder. Hast Du was an F Karoline Heine zu bestellen, ich denke sie heut Nachmittag zu sehen. Kannst Du mich etwa abholen, wenn Du zu Heidemanns gehst, und mit Albert Todesengel seyn. Ach ich irre mich! Heines wohnen ja in Charlottenburg. Und Du bist ja in Schottland. Es geht also nicht. Ein andermal, wenn die Rosen wiederholen blühen, die diesesmal weiß von Dächern und Fenstern herabhängen, und Eiszapfen heißen werden. Hast Du das Lied etwa komponirt? Ich komponire jetzt einen Klavierstuhl für Frau Hofmalerinn, daran wirst Du Deine Freude erleben, und wenn Ihr vierhändig spielt, sollst Du drauf sitzen. – Das Eine noch, daß am ersten schottischen Abend, ich mich bemühte, ihm (dem Englan Schotten versteht sich) gesegnete Mahlzeit (nicht Malzeit! O!) beizubringen, und daß, nachdem er es gelernt hatte, er mich auch bat, die Englische Mode mitzumachen, und hands zu shaken, und daß, wie der Olle es sah, er vom andern Ende des Saales herbeiströmte, und meinte, er sey auch ein Schotte, oder wenigstens eben so gut wie solch einer. Er sprach auch Englisch, und ziert sich unmenschlich dabei, er sprach aber auch ein Quartett von Beethoven, und zierte sich schon weniger. – Freitag haben wir wieder Quartett. Bis nun Dein Brief da ist, erfährst Du nichts von Deinem Beckchen.
Du machst es klug und gut, mein Felix! Dir immer so hübsche Kumpane auszusuchen, als Dein Thomson ist. Er gefällt uns allen ungemein wohl, und ich kenne keinen Engländer, der so viel angenehme Persönlichkeit, Natur, Lebhaftigkeit, Zuthulichkeit und Umsicht besäße. In der ersten Viertelstunde waren wir mit ihm froh und herzlich, wozu das freilich viel beitrug, daß er mit so ungeheuchelter Theilnahme und wahrem Intereße von Dir sprach und uns die allerkleinsten Züge von Dir zu berichten wußte. Ueberhaupt ist er an excellent observer. Sein gutes Auge und seine Aufmerksamkeit halfen ihm hier sehr. Ohne ein Wort deutsch findet er sich vortrefflich zurecht und sieht in 8 Tagen mehr als ein träger Reisender in so vielen Wochen. Auch für Bilder hat er einen prächtigen Blick; in Hensels Büchern erkannte er auf der Stelle wen er hier nur eine Minute gesehen hatte, und Gans, der ihm bloß auf der Straße begegnet war. Ueber Neukomm schrie er auf, und es war ihm gewiß unerwartet, das Gesicht hier gezeichnet zu finden. Kurz, es ist ein Hauptkerlchen, und sein Ohr ist eben so geübt als sein Gesicht. Er hört und goutirt Musik prächtig. Leider ist der Moment nur sehr ungünstig. Im Theater giebts nichts Erträgliches: Aubers Braut sah er und fand es too tristing, Koncerte sind nicht, die Akademie steht auf schwachen Füßen: Zelter ließ auf meine Bitte Dein hora singen, Devrient konnte aber nicht dabei sein; indeß ist Thomson so musikalisch, daß er die Intentionen trotz der mangelhaften Ausführung versteht. Dein Quintett und ein Quartett v. Beethoven haben ihm die Jungen vorgespielt, Fanny Deine Sonate with Mr. Ritz; gestern hörte er die 5 Lieder für Dich, die ihm delightful waren, particularly the highland song. Mit dem Englischen patschen wir, „die Stiefeln anhaben“, durch dick und dünn, sogar Paul muß ran. Es ist am Ende beßer, als wenn so einer 3 Worte französisch weiß, wie die Engländer des Dr. Billing, mit denen wenig anzufangen war. Nur freilich findet er wenig Abwechselung, da außer Julie Heyse und Gans die wir ihm vorgeführt, keiner unsrer Bekannten seine Sprache redet. An dem Quartett Abend wurde es trotz der Babylonischen Verwirrung ganz lustig; ich brachte auf deutsche Art die Gesundheit seiner dear family mit Anklingen aus, er darauf die Deinige, der dicke Mr. Eggels, sein Reisefellow immer mit. Wegen Davids Fieber hatte ich einen Wagen bestellt: in einen coupé packten sich nun 6 Gäste ein nebst diversen Violinkasten, ein Bein des John Bull bummelte noch draußen, schachtelte sich endlich v. wegen der geduldigen Schafe doch ein, der behagliche Beleibte nickte während des Einpackens unaufhörlich freundlichst heraus: David wollte eine Laterne und einen dictionnaire zur Fahrt mitnehmen und man muß Heidemann beschreiben hören, wie trotz der Finsterniß Thomson immer den Kopf aus dem Wagen steckte, und Kudelsky, all sein Französisch zusammenraffend, endlich ciceronirend, le chateau! introducete. Good humour & good will würzen allen Spaß, und so war denn jeder lustig. Wir verlieren David sehr ungern; er ist für die kleine Hauskapelle höchst angenehm und auch fürs Gespräch heiter, goutirend und klug. Indeß hoffen wir das beste für ihn; sein Edelmann wird sehr gerühmt, er schreibt ihm, daß er ihn nur 2mal wöchentlich brauche, er behält folglich viel Zeit zum Lernen und Unterrichten, auch will er ihm Urlaub für Petersburg u. s. w. bewilligen, und die HauptGarantie ist wohl sein dort anerkannt guter Charakter.
Wir grämen uns über Dein schlechtes Wetter, mein Felix! hier ists unerträglich, heute und Sonntag waren die einzigen trocknen warmen Tage, im Hochlande mit den ewigen Waßerfahrten scheint man eben so der Sonne zu bedürfen als in der Schweiz. Hoffentlich soll der heutige Brief uns ganz über Dein Kopfweh beruhigen, das Dir die Seekrankheit vielleicht zugezogen. Freund Kling. ist ein braver fleißiger Schreiber, und Deine Pünktlichkeit „zwischen Weizen und Korn, zwischen Hecken und Dorn“ kann ich nicht dankbar und herzlich genug preisen. Solche ausführliche Nachrichten sind Balsam für die Haushucker, und daß Du treu und liebend immer an sie denkst, lohne Dir Gott.
Farewell dearest child! Lea Mendelssohn Bartholdy
 Hätte ich nun nicht gelesen, was die Andern geschrieben, so könnte ich wenigstens dasselbe über John Thomson zum drittenmal schreiben, und mich nachher entschuldigen, ich hätte nicht gewußt, daß Du es wissest. Ja wer kann dafür, Du schwelgst so stark in neuen Menschen, daßge Du uns immer nur 1/3 pro Cent nennst, während wir, wie die Menschenfresser, alle drei um einen Engländer her hucken, und Jeder ein Stück von ihm an uns reißen. Aber von gestern soll ich Dir erzählen, i nun, es ging nit schön, aber es war doch immer das Hora. Das Hora ist ein gut Ding. Reichardt war da, aber sie gaben ihm nicht Stimme, sondern Einem, der zwischen Hora und est, immer Athem nahm. Die Alte hatte Zelter meiner Sorge befohlen, es waren 15 Stück, und ich vertheilte sie mit gewohnter Umsicht, und regem Kunsteifer, so daß bei jeder Stimme eine Feste war. Was war die Folge davon? Die Alte waren gut, trau Du auf Deinen Kantor. Ich klammerte mich mit beiden Händen an Antigone an, aus Furcht der Versuchung zu unterliegen, dem vor mir stehenden 2ten Sopran einige Maulschellen beizubringen, wenn er an verschiedenen Stellen, mit unermüdlichem Eifer und löblicher Treue g statt gis sang. Trotz dessen, glaube mir, ich schmeichle Dir nicht, und täusche mich nicht, brachte sie das Stück in eine ungewöhnliche Aufregung und Lebhaftigkeit. Einige frugen mit Staunen, von wem es sey, die es wußten, meinten, wenn Du wiederkämest, solltest Du einstudieren, sie frugen stark nach Nachrichten von Dir, und Zürn der mich auf der Treppe anhielt, läßt Dich herzlich grüßen. Während der ganzen Academie saß Hensel unten mit beiden Engländern, da H. kein Engl äsch, und keiner von denen ein Wort in irgend einer andern Sprache weiß, so hatten sie bis jetzt ihre Bekanntschaft mit handsshaking abgemacht, als ich aber in der Pause zu ihnen herunterkam, fand ich sie in voller Conversation, John sprach englisch, Hensel deutsch, ein Paar italiän. Brocken, die Jener aus seiner Musikkenntniß übrig hat, halfen auch und es ging. Als wir zusammen zu Hause gingen, nahm der Dicke plötzlich ohne ein Wort zu sagen, ein Paket, das Hensel trug, diesem mit Gewalt weg, und trug es nach Haus. Warum ist es aber auch schon 12 und noch kein Brief da? Ich fürchte fast das steamboat ist not arrived.
O Felix, es ist ein Uhr, und das steamboat ist arrived mit einem schönen Gesicht, welches Du Deinen Geren über den Clyde, durch England, über den Canal, mit dem Hamburger Dampfboot, über die preußischen Steppen hin schneidest. Unterdessen ist längst der folgende Brief angekommen, worin wir das prächtige Terzett mit Mühlenfels geschrieben haben, und Du hast Deinen lieben Geren längst ihr Stillschweigen verziehen, ihrem Plaudern zu Liebe. Ach Jungens, ihr habt wieder einen prächtigen Brief geschrieben, sehr erbaulich anschaulich und lieblich. Der Kontrast vom Hochlande zum Flachlande muß wirklich frappant seyn, und Einem im ersten Augenblick den Athem versetzen. Aber ihr wart eine gut gewählte Compagnie, und Jeder von Euch trägt sein Päckchen in sich nach Hause, das nicht so übel ist. Aber lieber Felix, daß Du im Atlantischen, Stücke aus meiner Ostersonate auf einem Broadwood gespielt hast, wäre gränzenlos grotesk, wenn es nicht – gar so hübsch wäre. Daran amüsire ich mich wochenlang. Auch daran, wie Dich der Kutscher frägt, ob Du viel Cour machtest? – Der Milder können wir jetzt sowenig mündlich danken, wie Du, da sie in Aachen ist. Vielleicht Du sogar eher als wir, da ein Gerücht sagt, sie werde sich dort fixiren. Das ist das Einzige, was sie fix thut. Schlesingern werde ich um den Bart gehn (ein raisonnabler Spatziergang, wenns der Junge ist, ) und er wird wol kuschen. – Eben während wir Deinen Brief lasen, kam der junge Oberlehrer, er war so unhöflich, sich von Beckchen ein Buch auf einige Tage auszubitten, das sie schon seit Monaten von ihm geborgt hat. Jetzt kommt der Gärtner, und bringt eine reife Pflaume, die leg ich für Dich in den Brief. Adieu, adieu, leb wohl.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Geliebter Sohn mein, Du kannst Dir gar nicht denken, was der Mittwoch für ein schöner Tag ist, wenn er solche Straußeneier von Briefen ausgebrütet hat, wie den letzten der Hochlande . Pfui, was muß das für ein tolles Nest sein und welch ein Kontrast nach dem überverfeinerten London! Nun, auch die Qual hat ihre Süßigkeit, und wer jung und kräftig ist, übersteht Gefahr und Entbehrung gern. Schade, Schade, daß Du nun von Deinem Kl. bist; die Kastor- und Polluxbriefe waren gar zu hübsch, und absonderlich hat der Freund mein Mutterherz erquickt, wenn er den rothen Faden, (verzeih, er ist abgenutzt, aber doch nett) stets durchschimmern ließ. Grüße, liebe und danke sehr in meinem Namen. – Alle Deine Wünsche sollen erfüllt werden: übereile Dich nicht mit Herausgabe der Lieder, wenn Du es so beßer findest. Enthält die bestellte Arie etwas Anzügliches auf Spontini, so hast Du tausendmal Recht, sie aufzugeben; Du wirst ihm stets zeigen „wie Tempelherren denken sollten. “ Thomson sagt, er hätte keine Empfehlung für Sp. haben wollen, I have heard that he is haughty & of a bad character. – Was die Schelte für die Mädchen betrifft, so muß ich ihre Partei in sofern nehmen, als es schwer schreiben ist, wo man nichts zu sagen hat. Du hast gut reden; der Stoff wächst Dir über den Kopf, Du kannst in die breiten Seiten nicht alles einschnüren und preßen; die Kühleborns überschwemmen Dich mit ihren rauschenden, strömenden Wellen, daß es eine Lust ist. Das Intereßanteste was ich Dir melden kann, ist, daß Keferstein für seine Braut ein Atlas Hochzeitkleid mit den breitesten Blonden bei unserm Schneider verfertigen läßt, und daß in Stettin die „veilchenblaue Seide“ ehstens verposamentirt wird. Ja, doch weiß ich noch, daß Ritschl beim König ein gnädiges diner eingenommen und nach Rußl. reist, eine luthersche Luthergie einzurichten: daß Frau v. Waldenburg Prinz Augusts, Graf v. Gleichensches Familienglück durch ihren Tod zu zerstören droht und daß es Minister Altenstein in Kißingen, allwo er die Schwarzsucht hat, etwas besser geht: dann, daß die Rutschberge in Tivoli (Kreuzberg) entsetzlich fashionable & crowded sind, und daß man die Damen dort zum 1. 2. 3. Rutscher, so wie zum Walzer engagirt. Ferner, daß ich Dich geliebt habe, lieben werde und noch liebe. Deine wirkliche und wahrhaftige Mama, no stepmother. – Mühlenfels ist jetzt en Pomerne, wie der Charlottenburger maire Levy zu sagen pflegte; er wird wohl erst in 14 Tagen wiederkommen, und dann wollen wir möglichst ausspintisiren, wo Ihr Euch in die Arme fallen könnt. (Apropos, Bauer rutschte auf der gestrigen Tivolifête mit Luisen. ) Von Rosen dito, sobald wir etwas v. seiner Existenz erfahren; beßer wärs, Du bestimmtest, wann Du in Rotter- Amster- Saardam sein kannst. Mar. Saling kömmt heut v. Wien mit ihrem Kutscher, und dann hören wir unstreitig v. Röschen. – Zu den größten Klugheiten v. Kling. gehört noch das résumé Eurer Wanderung; die Mädchen suchen es eben auf der Karte nach und bezeichnen die Oerter mit Bleistift. Gate nieht, sagen die Hochländer; God damn them, daß sie Dich hungern ließen.
Lea Mendelssohn Bartholdy
Eben deswegen, weil Du zum Frühstück 30, zum Abendbrot 40 Meilen fährst, und Einer bist, eben deswegen kannst Du schreiben, aber wir, die auf die Academie gehen, Mühlenfels versäumen, zum Frühstück Kaffee haben, zu Abend Hühner reiten, wie sollen wir armen Schlucker schreiben. Sieh, einen Schotten hast Du geschickt, der füllt den ganzen Familienbrief. Nun denke Dir Schottland, wo die Schotten wild im Urzustande herumlaufen. Keine Kunst, zu schreiben, wenn ich nun gar das ausgezeichnete Talent, das nach allen Seiten u. s. w. Bei Fannys zarten, zu maulschellenden 2ten Sopranen war ich nicht bei, und die Chinesinn auch nicht, wir sangen 3ten. Thomson fand es of grand effect. Er ist übrigens heut Vormittag nicht gekommen, auch fahren wir nicht nach Charlottenburg. Ferner hat sich Gans einen Folianten aufs Kniee fallen lassen. Gans, das fehlt ihnen auch noch. Und wenn ich mich in Stücken reiße, so habe ich doch nichts zu schreiben. Eigentlich ist es nur Pumperei, wir sollen Alle, jedes Einzeln, sagen, welch unaussprechliches Vergnügen uns Deine ausgezeichneten Briefe gewähren. Na das kannst Du haben: – Mr. Simpsone schaffe ich ab, ich hasse den Kerl mit einmal, so wie Valentini aus Neapel zurückkommt, vertausche ich ihn mit ihm. Ich lieferte neulich einen schätzbaren Beitrag zur Logik, indem ich zu Dröse sagte, ich hätte keinen Einfall, nicht einmal eine Idee. Das kriege ich jedesmal vom jungen Philologen aufs Butterbrot. Unter andern leb wohl, Du bist ein gut Kind, tous les enfans des Hébreux. Aber prügele die Geren nicht so, sieh ich schreie durch die Preußische Steppe, mit dem Hamburger Dampfboot, über den Kanal durch England, daß Dus über den Clyde hörst. Ich muß ja auch an Vater nicht schreiben. Und glaubst Du denn, daß wir in Berlin keine Kopfschmerzen haben? Ich bin biese.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Hamburg, 28 Augt 1829 Mein guter Felix! Diesen Brief bringt Goldschmidt nach London, wie gern begleitete ich ihn! und ich thäte es, wenn ich nicht die Seereise zu sehr fürchtete; ich bin ein altes Haus, und habe das alte ReckReck, Carl Friedrich Leopold Freiherr von der (1746-1810) sche Haus nicht gekauft, ohne daran zu lernen, daß wenn man an einem alten Hause rüttelt, einem die Balken über dem Kopf zusammen fallen. Dafür aber gehe ich mit dem Vorhaben um, auf einige Zeit nach Holland zu gehen, und wenn ich Dich dort auf wenige Tage verfehlen sollte, so wäre es mir allerdings leid. Sobald ich einen Entschluß gefaßt, schreibe ich Dir, und wenn es Dir Dein Plan dann erlaubt, so treffen wir uns wohl, und wer weiß was sich daran knüpfen läßt; ich glaube nicht daß Du Stoff zu einem mehrmonathlichen Aufenthalt in Holand fändest.
ich grüße Dich von Seiten Frederiken Robert, die ich hier angetroffen, und dann auch von mir selbst herzlich. leb wohl und gesund, und fahre fort Dir Ehre und uns allen Freude zu machen wie bisher. Dein Vater und Freund
Abraham Mendelssohn Bartholdy          
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August 1829).</p> <handDesc hands="3"> <p>Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1834-08-26" xml:id="date_b0fdf5de-07a3-4f30-abcf-2715c1bd2e8e">26.</date> und <date cert="high" when="1834-08-28" xml:id="date_8d3c0641-4c3d-4d6b-b642-9d4444efe12c">28. August 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_5666d60a-3585-4821-9031-871dbfb82a91">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_b28aec27-3ba3-42cb-b791-3ef44212be7e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_3c12a84e-b621-48e5-920f-227298935522">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_as0l0hbg-wrfi-js5z-1tl0-z4iovoewiq5x">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c4c4e1bb-2702-4d21-b3d0-a1387f84538f"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> <placeName type="writing_place"> <settlement key="STM0100127">Hamburg</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_1b5aefcb-c96d-44b7-be80-5a37c55f97df">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_ef208291-b079-4412-a485-0a77040b44fe"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_e3b8ecc1-f87d-45ce-874a-77472b74aca1"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Messieurs Doxat &amp; C<hi rend="superscript">o</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour M<hi rend="superscript">r</hi> Felix Mend: Bartholdy</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_74a0f47a-9e50-4ea7-a1c4-793b7a1f7d7b"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4ad50f47-c7b2-44eb-9853-0685ced2ef31">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_7c9a902e-ee11-47d0-85e0-8a017115b0c4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1829-08-26">Mittwoch den 26sten</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_87462331-e4e8-450a-a52d-380c9f529e60">Der Schotte<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> in Berlin!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b55ffe9a-9e4d-42fe-85f6-8a1faee93e8e" xml:lang="de">Der Schotte in Berlin! – Mendelssohn hatte den schottischen Komponisten John Thomson Ende Juli 1829 in Edinburgh kennengelernt. Er gab ihm Empfehlungsbriefe an Carl Friedrich Zelter, Eduard Rietz und an seine Mutter Lea nach Berlin mit, wohin dieser im August 1829 über Hamburg reiste. Vgl. Brief fmb-1829-07-30-03 (Brief Nr. 204) Felix Mendelssohn Bartholdy an John Thomson in Edinburgh, Edinburgh, 30. Juli 1829. Thomson traf am 20. August 1829 in Berlin ein; vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 21, Eintrag vom 31. August 1829: »Eines jungen Schotten muß ich erwähnen, der Donnerstag vor 8 T. eintraf, John Thomson heißt, Brief v. Felix brachte, musikal. ist, viel von ihm zu erzählen wußte, und mir am besten v. den mir bekannten Britanniern gefällt. Freit. brachten wir ihn zu Zelter«. </note> Großes Drama mit Musik! Mehr sage ich nicht, Dein wird Zeter geschrien, ich nehme den Schotten weg, und da mögen sie denn den ganzen <hi rend="latintype">John Lamm</hi> mit dazu gehörigen <hi rend="latintype">Bull</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_efd8a748-e017-49ef-8f12-d2cba9546c28" xml:lang="en">John … Bull – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet.</note> ausmalen. Schöne Männer! Das ist also ein Edinburgher Lamm.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bb13ff71-1fbc-42d7-8402-ed4aa19ccdb4" xml:lang="de">Lamm – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> Wahrlich, er gefällt mir, und wir necken uns anmuthig, auf Englisch. Ich glaube, in meinem ganzen Leben zusammengenommen sprach ich noch nicht so viel Englisch, als seit <date cert="high" when="1829-08-20" xml:id="date_c22375aa-766c-4b31-9b36-96881d6afbc6">Donnerstag</date>, da kamen sie an, ich war aber nicht zu Hause. Ich habe ihm sogar einige seiner <hi rend="latintype">songs performt</hi>. Mit einiger Unverschämtheit geht alles. Nett ists aber, wie viel Kleinigkeiten von Dir er behalten hat, und zu erzählen weiß. Wie Du angezogen gehst (<hi rend="latintype">I thank you for some</hi> blauen Überrock), wie Du <hi rend="latintype">merry</hi> bist, wie Du <hi rend="latintype">marmelade</hi> mit dem Messer vom Teller kratztest, Deine Stellung, wenn Du mit <hi rend="latintype">ladies speak</hi>’st; kurz Alles hat er beichten, erzählen und nachmachen müssen. Ferner habe ich von ihm gelernt, daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_abb8bd15-6c05-4f97-930b-dd3df55bbb4f">Mr. Simpsone<name key="PSN0114928" style="hidden" type="person">Simpson (Simpsone), W.</name></persName></hi> kein Englisch kann. So weit mein Schotte, daß wir ihm auf der <placeName xml:id="placeName_c8eb9931-bf79-4d5a-947e-63997735d234">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8be284bb-b517-4d62-add3-18ee067327ad">hora est<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_eeiybe83-nzaw-a3lv-lspn-bvljrovlpvfh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi> vorgesungen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_82a887e3-35ca-4685-a508-80f8d2085cfa" xml:lang="de">daß wir ihm auf der Akademie hora est vorgesungen – Mendelssohns Antiphona et Responsorium »Hora est« MWV B 18 war am Dienstag, dem 25. August 1829, in der Sing-Akademie geprobt worden; vgl. Fanny Mendelssohn Bartholdys Eintrag in ihrem Tagebuch: »Dinst. war Hora auf der Academie, aber sehr schlecht« (Hensel, Tagebücher, S. 21).</note> wird <persName xml:id="persName_f2794694-2f71-48ab-af0e-eecdf4ed5580">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> specificiren, doch nein, am <date cert="high" when="1829-08-24" xml:id="date_2c604454-70d8-4a96-9e71-466a488af534">Montag</date> hatte sie einen Bräutigam, und ging nicht hin, ich aber eine feine Nase, und ging hin, und sang <hi rend="latintype"><title xml:id="title_c888cc78-6a0d-44b1-99bc-ded9786a4b3c">hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bkckeu4f-ejzo-stwf-lgzy-az3lcbvjslgc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi> selb 32.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4159b7b7-4403-4dd5-abdd-240322d4462a" xml:lang="de">selb 32 – veraltet: zu zweiunddreißigst.</note> Die Zahl erschöpft Alles, was möglicher Weise über die Ausführung kann gesagt werden. <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_9bfba944-a6a1-48c6-9105-8c36555cebdc">Donnerstags</del> <persName xml:id="persName_3c2757e2-33b1-4a6c-9ca9-f411365163b6">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, und ich, die eben 3 Wochen lang gehustet, wir brüllten wie hoffnungsvolle Kälber in der Bildungsmause; und ich war zu sehr mit meinem 4ten Chor<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_72a03e68-dc66-4405-9466-41f70d8bd7c5" xml:lang="de">meinem 4ten Chor – Rebecka Mendelssohn Bartholdy sang offensichtlich im vierten Chor der Motette »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo MWV B 18 ihres Bruders.</note> beschäftigt (<hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_64d5fef0-6f62-424c-8aa9-7c7ae3e96de4">Mlle Cavan<name key="PSN0110327" style="hidden" type="person">Cavan, Minna (?-1833)</name></persName></hi>) um gerührt zu seyn, und nach Hause gehend, mußte ich mit <persName xml:id="persName_cf62263d-b2b7-4177-8e4e-4f00a9411309">meiner Freundinn Felgentreff<name key="PSN0116690" style="hidden" type="person">Felgentreff, Johanne Francisca (1811-1848)</name></persName> conversiren. <persName xml:id="persName_95e58b50-8970-4ad5-98d9-8eb0ea23ce36">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName>, der sich jedesmal nach frohen Nachrichten vom Wanderer erkundigt, sang wieder sehr mit. Vom <date cert="high" when="1829-08-25">Dienstag</date> kann Fanny erzählen, nach dem Schlusse rief mich <persName xml:id="persName_5d4f9c32-1282-4379-8518-fbbcdaecf678">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, und dictirte mir im Saale einen großen <hi rend="latintype">speech</hi>, den ich <hi rend="latintype">stante pede</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c6ef6ab1-50bc-4684-9dc4-a15a7524e204" xml:lang="la ">stante pede – lat., stehenden Fußes, sofort.</note> ins Englische übersetzen mußte. <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_12f2d9a8-4d4a-473e-8914-463585d90531">Heut Vormittag</date> kommt <persName xml:id="persName_1414b2e3-9a1f-4950-be54-14d315ca079b">er<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> und sieht sich den Garten an, <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_b8fdabf2-2677-461d-be5d-69a528fe42b8">heut</date> kommt auch Brief, und das 8tägige Brieffieber meldet sich schon wieder. Hast Du was an <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_97239627-eb7f-43de-81fa-0165ca67da59">F</del><gap quantity="3" reason="deletion" unit="characters"></gap> <persName xml:id="persName_08e35c46-5c16-4241-8b5c-d96ac91020ec">Karoline Heine<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> zu bestellen, ich denke sie <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_775b89a2-2293-4a82-acd0-cb5ea4e6b449">heut Nachmittag</date> zu sehen. Kannst Du mich etwa abholen, wenn Du zu <persName xml:id="persName_9066fa01-5adb-4113-9450-4e9538dfc334">Heidemanns<name key="PSN0111958" style="hidden" type="person">Heydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H.</name></persName> gehst, und mit <persName xml:id="persName_3ba5daad-d38c-4258-818c-222fe53e2669">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> Todesengel seyn. Ach ich irre mich! <persName xml:id="persName_c2034968-a45b-42f2-ac36-2582e34c55c3">Heines<name key="PSN0111811" style="hidden" type="person">Heine, Familie von → Heinrich Carl H. (-)</name></persName> wohnen ja in Charlottenburg. Und Du bist ja in Schottland. Es geht also nicht. Ein andermal, wenn die Rosen wieder<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_88a37c37-9ee2-4065-b4ad-7adb5d892f81">holen</del> blühen, die diesesmal weiß von Dächern und Fenstern herabhängen, und Eiszapfen heißen werden. Hast Du <title xml:id="title_6c7083c2-1aac-4a43-92e1-aa73caeefc4a">das Lied<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_obj7yzcb-kcb0-dvex-rtyw-ppaclbkivcru"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100259" style="hidden">Lied an die Tragöden / Tragödenlied / Kloben Lied der Tragöden, [August 1829]<idno type="MWV">K 47</idno><idno type="op"></idno></name></title> etwa komponirt?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c3a19cd5-318e-4ac1-a6ec-ce2583992c5e" xml:lang="de">Hast Du das Lied etwa komponirt? – Der Schriftsteller und Verleger Moritz Veit hatte Mendelssohn um eine Komposition für den von ihm herausgegebenen Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830, eine Gedicht- und Liedersammlung verschiedener Autoren, gebeten. Die meisten der Beiträge darin stammten von Moritz Veit, Karl Friedrich Werder und Heinrich Stieglitz. Mendelssohn schickte im August 1829 das »Lied an die Tragöden« MWV K 47 nach Berlin; vgl. Brief fmb-1829-08-19-01 (Brief Nr. 210) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829. Es wurde nicht in den Almanach aufgenommen und ist nicht bekannt (vgl. MWV, S. 145).</note> Ich komponire jetzt einen Klavierstuhl für <persName xml:id="persName_9a913c4c-7edd-44cf-9f13-cb867e89ef2e">Frau Hofmalerinn<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, daran wirst Du Deine Freude erleben, und wenn Ihr vierhändig spielt, sollst Du drauf sitzen. – Das Eine noch, daß <date cert="high" when="1829-08-28" xml:id="date_d1dd05a6-e1a4-48ab-99c5-e582b8a31c50">am ersten schottischen Abend</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d204ff68-8a6e-49b0-83b8-384396ca6408" xml:lang="de">am ersten schottischen Abend – der Abend des 20. August 1829, an dem John Thomson erstmals die Familie Mendelssohn besuchte; siehe auch Kommentar zu Z.: Der Schotte in Berlin!</note> ich mich bemühte, ihm (dem <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_05dcbb7c-2fd7-4af0-8af2-0d3edeac3d12">Englan</del> <persName xml:id="persName_41073da3-0b41-4619-ad95-3aa50c83f98c">Schotten<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> versteht sich) gesegnete Mahlzeit (nicht Malzeit! O!) beizubringen, und daß, nachdem er es gelernt hatte, er mich auch bat, die Englische Mode mitzumachen, und <hi rend="latintype">hands</hi> zu <hi rend="latintype">shaken</hi>, und daß, wie <persName xml:id="persName_28f14824-985f-4516-a4b5-fbe1b495297e">der Olle<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> es sah, er vom andern Ende des Saales herbeiströmte, und meinte, er sey auch ein Schotte, oder wenigstens eben so gut wie solch einer. Er sprach auch Englisch, und ziert sich unmenschlich dabei, er sprach aber auch ein <title xml:id="title_95d5c1c0-2687-4d49-8c7a-a67727271f69">Quartett von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108083" style="hidden" type="music">Streichquartette</name></title>, und zierte sich schon weniger. – <date cert="high" when="1829-08-28">Freitag</date> haben wir wieder Quartett.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_78f5acd3-6772-4eb1-a821-db38d3bb1c19" xml:lang="de">Freitag haben wir wieder Quartett – Am 28. August 1829 wurden ein Streichquartett von Joseph Haydn mit Ferdinand David als Primarius sowie Ludwig van Beethovens Streichquartette a-Moll, op. 132, und f-Moll, op. 95, mit Eduard Rietz als Primarius gespielt. Vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21, und Fanny Mendelssohn Bartholdys ersten Teil in Brief gb-1829-09-02-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Ferdinand David, John Thomson und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 30. und 31. August und 2. September 1829.</note> Bis nun Dein Brief da ist, erfährst Du nichts von <seg type="signed">Deinem Beckchen.</seg></p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_5ec6f1bb-88cd-4156-915a-3d7327612b01"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_e03eae0d-9647-4991-9214-d8c89ec3e35b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_b34e7feb-910b-487e-bcbc-c5764a27891b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Du machst es klug und gut, <seg type="salute">mein Felix</seg>! Dir immer so hübsche Kumpane auszusuchen, als Dein <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d689aa3c-fde5-4459-9422-57ae2bbcbf27">Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> ist. Er gefällt uns allen ungemein wohl, und ich kenne keinen Engländer, der so viel angenehme Persönlichkeit, Natur, Lebhaftigkeit, Zuthulichkeit und Umsicht besäße. In der ersten Viertelstunde waren wir mit ihm froh und herzlich, wozu das freilich viel beitrug, daß er mit so ungeheuchelter Theilnahme und wahrem Intereße von Dir sprach und uns die allerkleinsten Züge von Dir zu berichten wußte. Ueberhaupt ist er <hi rend="latintype">an excellent observer</hi>. Sein gutes Auge und seine Aufmerksamkeit halfen ihm hier sehr. Ohne ein Wort deutsch findet er sich vortrefflich zurecht und sieht in 8 Tagen mehr als ein träger Reisender in so vielen Wochen. Auch für Bilder hat er einen prächtigen Blick; in <persName xml:id="persName_6f147562-d751-45cc-a383-bab840f7431d">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> <title xml:id="title_8dd84071-a81a-41cc-ab5e-ff1b51a1d205">Büchern<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111753" style="hidden" type="art">Porträtalben</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a26627de-2991-4ab8-9bf9-d47f3d818b75" xml:lang="de">Hensels Büchern – Die Porträtalben von Wilhelm Hensel enthalten rund 1.100 Zeichnungen. Sie werden heute im Kupferstichkabinett in Berlin aufbewahrt. Weiterführend dazu siehe Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 1, Einleitung.</note> erkannte er auf der Stelle wen er hier nur eine Minute gesehen hatte, und <persName xml:id="persName_5fe532c6-ed36-4339-a497-7ea3db30f8fc">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, der ihm bloß auf der Straße begegnet war. Ueber <persName xml:id="persName_24f2b521-f797-4132-a067-6164787c2098">Neukomm<name key="PSN0113580" style="hidden" type="person">Neukomm, Sigismund (seit 1815) Ritter von (1778-1858)</name></persName> schrie er auf, und es war ihm gewiß unerwartet, das Gesicht hier gezeichnet zu finden. Kurz, es ist ein Hauptkerlchen, und sein Ohr ist eben so geübt als sein Gesicht. Er hört und <hi rend="latintype">goutirt</hi> Musik prächtig. Leider ist der Moment nur sehr ungünstig. Im <placeName xml:id="placeName_4cad7e9b-bb76-41ac-bef1-b993bc73d6ae">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> giebts nichts Erträgliches: <title xml:id="title_8152eae8-580a-4134-a82f-b71a037cac30"><hi rend="latintype">Aubers</hi> Braut<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0111781" style="hidden" type="music">La fiancée (Die Braut) AWV 17</name></title> sah er<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_efbb41cc-d869-437a-853a-df8600b215f7" xml:lang="de">Aubers Braut sah er – Daniel-François-Esprit Aubers Oper Die Braut (La fiancée), war anlässlich des Geburtstags des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. am 3. August 1829 zum ersten Mal im Königlichen Opernhaus aufgeführt worden. Danach stand das Stück am 9., 14. und 19. August 1829 wiederholt auf dem Programm (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 44 f.).</note> und fand es <hi rend="latintype">too tristing</hi>, Koncerte sind nicht, die <placeName xml:id="placeName_65fdb5c4-748e-4d0b-805f-ad091d44f745">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> steht auf schwachen Füßen: <persName xml:id="persName_adb1cacf-b662-4632-9127-a96dbaf7a2c6">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> ließ auf meine Bitte <title xml:id="title_2f9f2db3-3030-4331-b3c5-056cfc97eb60">Dein <hi rend="latintype">hora</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_lzqtlpi5-fpn8-3ko6-udlh-7f25kj9ot3fx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title> singen, <persName xml:id="persName_474a60b8-5d16-4368-b1f5-4444bf9e5c0a">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> konnte aber nicht dabei sein; indeß ist <hi rend="latintype">Thomson</hi> so musikalisch, daß er die Intentionen trotz der mangelhaften Ausführung versteht. <title xml:id="title_d7ee849a-665f-4268-ad9b-4a7ca147796a">Dein Quintett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_b0rzoum2-vyqu-v4cp-52ff-ozctbzbtaakh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100392" style="hidden">Quintett A-Dur für zwei Violinen, zwei Violen und Violoncello, April bis 31. Mai 1826<idno type="MWV">R 21</idno><idno type="op">18</idno></name></title> und ein <title xml:id="title_9a609bef-5b21-48e6-8461-c780cccf2ed1">Quartett v. Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108083" style="hidden" type="music">Streichquartette</name></title> haben ihm die Jungen vorgespielt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_83cf8482-e531-4c73-8c04-19077edb1e49" xml:lang="de">Dein Quintett und ein Quartett v. Beethoven haben ihm die Jungen vorgespielt – Der Quartettabend fand am 21. August 1829 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße Nr. 3 statt (Hensel, Tagebücher, S. 21).</note> Fanny <title xml:id="title_040e0fd7-5bff-4f6d-9788-e1f851241cdf">Deine Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bk7x6gqp-kddn-wsat-ntqx-zotqhkogmngi"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100373" style="hidden">Sonate f-Moll für Violine und Klavier, 21. Mai bis 3. Juni 1823<idno type="MWV">Q 12</idno><idno type="op">4</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8beb59fc-9697-4276-a9f6-5eba2dcdc342" xml:lang="de">Deine Sonate – Mendelssohns 1823 entstandene Sonate f-Moll für Violine und Klavier, op. 4 (MWV Q 12), ist Eduard Rietz gewidmet.</note> <hi rend="latintype">with Mr</hi>. <persName xml:id="persName_4f593bea-0334-4804-8e39-c0ca395979a4">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>; <date cert="high" when="1829-08-25" xml:id="date_708ec494-db32-41c2-a268-0f91e203e44c">gestern</date> hörte er <title xml:id="title_444f3829-8c06-486d-bc55-c1ad498fd2d7">die 5 Lieder für Dich<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63a80d9d-7fd0-4e63-8cba-1f61cceadfb6" xml:lang="de">die 5 Lieder für Dich – Gemeint sind wohl die ersten fünf Nummern von Fanny Mendelssohn Bartholdys »Liederkreis« HU 236 für Sopran und Klavier, Nr. 6 ist ein Terzett für Sopran, Alt und Tenor.</note> die ihm <hi rend="latintype">delightful</hi> waren, <hi rend="latintype">particularly <title xml:id="title_124c525a-1661-4374-9a4b-fcfd282b24f2">the highland song<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111457" style="hidden" type="music">»Im Hochland« für Sopran und Klavier HU 236/5 (zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829)</name></title></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de3e6f54-7511-400c-878a-c0e8018538a0" xml:lang="de">the highland song – das zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829 entstandene Lied »Im Hochland Bruder da schweifst du umher« für Sopran und Klavier, Nr. 5 aus dem »Liederkreis« HU 236.</note> Mit dem Englischen patschen wir, „die Stiefeln anhaben“, durch dick und dünn, sogar <persName xml:id="persName_9e01bf24-2db6-472a-a35f-37c9611e77cf">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> muß ran. Es ist am Ende beßer, als wenn so einer 3 Worte französisch weiß, wie die <persName xml:id="persName_22271546-d8d0-4c37-a29f-de9d75e71ade">Engländer<name key="PSN0111683" style="hidden" type="person">Hamilton, Sir Alfred</name><name key="PSN0116625" style="hidden" type="person">Elliot, Mr.</name></persName> des <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_6a82a199-4862-4c62-9637-8a762e2d4c4e">Dr. Billing<name key="PSN0109951" style="hidden" type="person">Billing, Archibald (1791-1881)</name></persName></hi>, mit denen wenig anzufangen war. Nur freilich findet er wenig Abwechselung, da außer Julie Heyse und Gans die wir ihm vorgeführt, keiner unsrer Bekannten seine Sprache redet. An dem Quartett Abend wurde es trotz der Babylonischen Verwirrung ganz lustig; ich brachte auf deutsche Art die Gesundheit seiner <hi rend="latintype">dear family</hi> mit Anklingen aus, er darauf die Deinige, der dicke <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_66115d6b-df3c-498d-9480-5b32c9de67a0">Mr. Eggels<name key="PSN0116601" style="hidden" type="person">Eccles / Eggels, Mr.</name></persName></hi>, sein Reise<hi rend="latintype">fellow</hi> immer mit. Wegen <persName xml:id="persName_bd879be0-3f8e-4c10-9cc1-28390686b13e">Davids<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> Fieber<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_69963dbe-0c90-42bb-88fd-9f54a724166c" xml:lang="de">Davids Fieber – Ferdinand David litt seit Mitte August 1829 an dem heute als Malaria bekannten »Kalten Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt; vgl. Brief gb-1829-08-19-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Coed Du, Berlin, 17., 18. und 19. August, und Hamburg, 19. August 1829. Dies bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf.</note> hatte ich einen Wagen bestellt:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb9cd45d-8da3-41d6-b12a-5c43d7e89fca" xml:lang="de">Wegen Davids Fieber hatte ich einen Wagen bestellt – Der Geiger Ferdinand David reiste am Sonntag, dem 6. September 1829, nach Dorpat (heute Tartu, Estland) ab. Er war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im dortigen Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart engagiert. Mit David gingen die Musiker Karl Matthias Kudelsky (2. Violine) und Cyprian Romberg (Violoncello) nach Dorpat. Den Bratschenpart übernahm Ludwig Herdtmann. Siehe dazu Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30, sowie Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach Dorpat«.</note> in einen <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">coupé</hi></hi> packten sich nun 6 Gäste ein nebst diversen Violinkasten, ein Bein des <hi rend="latintype">John Bull</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_980ba372-b8bc-4599-8864-9df35928e62a" xml:lang="en">John Bull – siehe Kommentar zu Z.: John … Bull.</note> bummelte noch draußen, schachtelte sich endlich v. wegen der geduldigen Schafe doch ein, der behagliche Beleibte nickte während des Einpackens unaufhörlich freundlichst heraus: David wollte eine Laterne und einen <hi rend="latintype">dictionnaire</hi> zur Fahrt mitnehmen und man muß <persName xml:id="persName_c49c4aa5-e034-4ab2-a7cf-48ca35e5aa39">Heidemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> beschreiben hören, wie trotz der Finsterniß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_76ec828c-9f1a-410f-821b-80840bb813b5">Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> immer den Kopf aus dem Wagen steckte, und <persName xml:id="persName_27e4b60c-c6c0-44d7-a65d-d2db414db39d">Kudelsky<name key="PSN0112571" style="hidden" type="person">Kudelsky (Kudelski), Karl Matthias (1805-1877)</name></persName>, all sein Französisch zusammenraffend, endlich <hi rend="latintype">ciceron</hi>irend, <hi rend="latintype">le chateau</hi>!<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3609392b-0475-4cdd-acc1-48a3d35ced06" xml:lang="fr ">Ciceronirend, le chateau! – ital. / dt. / frz., nach Art eines Fremdenführers sagend, das Schloss!</note> <hi rend="latintype">introducete. Good humour &amp; good will</hi> würzen allen Spaß, und so war denn jeder lustig. Wir verlieren David sehr ungern; er ist für die kleine Hauskapelle höchst angenehm und auch fürs Gespräch heiter, <hi rend="latintype">goutirend</hi> und klug. Indeß hoffen wir das beste für ihn; <persName xml:id="persName_18878147-b78d-482f-97bf-8a382ac513fc">sein Edelmann<name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName> wird sehr gerühmt, er schreibt ihm, daß er ihn nur 2mal wöchentlich brauche, er behält folglich viel Zeit zum Lernen und Unterrichten, auch will er ihm Urlaub für <placeName xml:id="placeName_4e8ec533-3c9c-4a3e-8fe1-01e13700cc32">Petersburg<settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> u. s. w. bewilligen, und die HauptGarantie ist wohl sein dort anerkannt guter Charakter. </p> <p>Wir grämen uns über Dein schlechtes Wetter, mein Felix! hier ists unerträglich, <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_8c6d229b-aa6d-4dd6-965d-9f2504335b51">heute</date> und <date cert="high" when="1829-08-23" xml:id="date_1d5a1d85-f53a-41bd-b40a-22b84c84790b">Sonntag</date> waren die einzigen trocknen warmen Tage, im Hochlande mit den ewigen Waßerfahrten scheint man eben so der Sonne zu bedürfen als in der Schweiz. Hoffentlich soll der <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_ac31bc5e-5482-460b-bf3b-016c3bab8288">heutige</date> Brief uns ganz über Dein Kopfweh beruhigen, das Dir die Seekrankheit vielleicht zugezogen. Freund <persName xml:id="persName_88cd2063-9c37-45bc-96c6-144e459ffacb">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. ist ein braver fleißiger Schreiber, und Deine Pünktlichkeit „<title xml:id="title_02dbdd36-5979-44a4-bbe8-60d10e7c1ff2">zwischen Weizen und Korn, zwischen Hecken und Dorn<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108839" style="hidden" type="literature">Mailied (»Zwischen Weizen und Korn«)</name></title>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5357d4fd-63fc-40b0-8e44-8fed8a4aa39c" xml:lang="de">„zwischen Weizen und Korn, zwischen Hecken und Dorn“ – Beginn des Gedichts Mailied von Johann Wolfgang von Goethe.</note> kann ich nicht dankbar und herzlich genug preisen. Solche ausführliche Nachrichten sind Balsam für die Haushucker, und daß Du treu und liebend immer an sie denkst, lohne Dir Gott.</p> <closer rend="left"><hi rend="latintype">Farewell dearest child</hi>!</closer> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_aaa3b4c1-7c95-4845-a1e1-eadfa3a91590"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_4f22b616-e7e3-4d5d-83da-7c8e415a1bec">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_ffbad9b8-a964-4f57-8dfc-1926c14c4cbb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Hätte ich nun nicht gelesen, was die Andern geschrieben, so könnte ich wenigstens dasselbe über <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_426dc262-79df-4559-b2a4-0871fb531a8c">John Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> zum drittenmal schreiben, und mich nachher entschuldigen, ich hätte nicht gewußt, daß Du es wissest. Ja wer kann dafür, Du schwelgst so stark in neuen Menschen, daßge Du uns immer nur <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">3</hi></formula> <hi rend="latintype">pro Cent</hi> nennst, während wir, wie die Menschenfresser, alle drei um einen Engländer her hucken, und Jeder ein Stück von ihm an uns reißen. Aber von <date cert="high" when="1829-08-25" xml:id="date_ca13fb75-66c6-47f4-a87e-d585c8ff029e">gestern</date> soll ich Dir erzählen, i nun, es ging nit schön, aber es war doch immer das <hi rend="latintype">Hora</hi>. Das <hi rend="latintype"><title xml:id="title_e0d04121-e27c-4814-956b-69fd98c0543d">Hora<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_900okmky-ztuo-qfko-om2p-melxkerktyxd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="sacred_vocal_works_with_smaller_instrumentation" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100128" style="hidden">Antiphona et Responsorium »Hora est« für vier gemischte Chöre und Basso continuo, zum 14. November 1828; 6. Dezember 1828<idno type="MWV">B 18</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi> ist ein gut Ding. <persName xml:id="persName_80bd1329-4fca-4f16-9c2f-3d82b0f82417">Reichardt<name key="PSN0114108" style="hidden" type="person">Reichardt, Heinrich Wilhelm Ludwig Gustav (1797-1884)</name></persName> war da, aber sie gaben ihm nicht Stimme, sondern Einem, der zwischen <hi rend="latintype">Hora</hi> und <hi rend="latintype">est</hi>, immer Athem nahm. Die Alte hatte <persName xml:id="persName_c923f572-adea-44db-8bf6-98f5140d97af">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> meiner Sorge befohlen, es waren 15 Stück, und ich vertheilte sie mit <hi n="1" rend="underline">gewohnter Umsicht</hi>, und <hi n="1" rend="underline">regem Kunsteifer</hi>, so daß bei jeder Stimme eine Feste war. Was war die Folge davon? Die Alte waren gut, trau Du auf Deinen <persName xml:id="persName_039a8cbe-64b0-4155-a070-03251bfb234e">Kantor<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7ac17619-a980-4be5-8df8-d25c76870703" xml:lang="de">Kantor – familieninterner Spitzname für Fanny Mendelssohn Bartholdy. </note> Ich klammerte mich mit beiden Händen an <persName xml:id="persName_45735d99-134c-40f3-b27e-455ab3a83ce1">Antigone<name key="PSN0115953" style="hidden" type="person">Antigone</name></persName> an, aus Furcht der Versuchung zu unterliegen, dem vor mir stehenden 2ten Sopran einige Maulschellen beizubringen, wenn er an verschiedenen Stellen, mit unermüdlichem Eifer und löblicher Treue <hi rend="latintype">g</hi> statt <hi rend="latintype">gis</hi> sang. Trotz dessen, glaube mir, ich schmeichle Dir nicht, und täusche mich nicht, brachte sie das Stück in eine ungewöhnliche Aufregung und Lebhaftigkeit. Einige frugen mit Staunen, von wem es sey, die es wußten, meinten, wenn Du wiederkämest, solltest Du einstudieren, sie frugen stark nach Nachrichten von Dir, und <persName xml:id="persName_45c86911-3f43-4c6d-b455-3502a5c9e159">Zürn<name key="PSN0118711" style="hidden" type="person">Zürn, Carl August (1791-1881)</name></persName> der mich auf der Treppe anhielt, läßt Dich herzlich grüßen. Während der ganzen <placeName xml:id="placeName_c2b18925-6cc1-4b0e-87ce-37851ad3e674">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> saß <persName xml:id="persName_197fa1b1-7bc2-4cfa-8d9a-286fad9278d9">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> unten mit <persName xml:id="persName_095dda76-a712-4364-874f-5dfbccfeed1a">beiden Engländern<name key="PSN0111683" style="hidden" type="person">Hamilton, Sir Alfred</name><name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName>, da <persName xml:id="persName_7f454883-df8c-4431-9664-90a8bb905f5b">H<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>. kein Engl<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">i</corr> <sic resp="writer">ä</sic> </choice>sch, und keiner von denen ein Wort in irgend einer andern Sprache weiß, so hatten sie bis jetzt ihre Bekanntschaft mit <hi rend="latintype">handsshaking</hi> abgemacht, als ich aber in der Pause zu ihnen herunterkam, fand ich sie in voller Conversation, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c4e566a1-26d1-498e-a4d1-2a1cba07fbd7">John<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> sprach englisch, Hensel deutsch, ein Paar italiän. Brocken, die Jener aus seiner Musikkenntniß übrig hat, halfen auch und es ging. Als wir zusammen zu Hause gingen, nahm der Dicke plötzlich ohne ein Wort zu sagen, ein Paket, das Hensel trug, diesem mit Gewalt weg, und trug es nach Haus. Warum ist es aber auch schon 12 und noch kein Brief da? Ich fürchte fast das <hi rend="latintype">steamboat</hi> ist <hi rend="latintype">not arrived</hi>.</p> <p>O Felix, es ist ein Uhr, und das <hi rend="latintype">steamboat</hi> ist <hi rend="latintype">arrived</hi> mit einem schönen Gesicht, welches Du Deinen <persName xml:id="persName_1e7abf2b-e3a6-4ed9-b3cd-1db9ba5bbe74">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_97179683-09a2-410e-a7d5-7aaf3f7dfc59" xml:lang="de">Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint.</note> über den <hi rend="latintype">Clyde</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b3e99cdc-dbd7-4cb4-b5c4-928aedda5190" xml:lang="de">den Clyde – River Clyde, mit 176 km Länge der drittlängste Fluss in Schottland.</note> durch England, über den Canal, mit dem Hamburger Dampfboot, über die preußischen Steppen hin schneidest. Unterdessen ist längst der folgende Brief angekommen, worin wir das prächtige Terzett mit <persName xml:id="persName_50f39170-8265-4c07-b6f4-08524c7db2e1">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> geschrieben haben, und Du hast Deinen lieben Geren längst ihr Stillschweigen verziehen, ihrem Plaudern zu Liebe. Ach <persName xml:id="persName_834626f2-45e0-4ce8-8ef4-09acc880728b">Jungens<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, ihr habt wieder <title xml:id="title_ee77d4ae-01ff-4893-ba75-f191ace57517">einen prächtigen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829</name> </title> geschrieben, sehr erbaulich anschaulich und lieblich. Der Kontrast vom Hochlande zum Flachlande muß wirklich frappant seyn, und Einem im ersten Augenblick den Athem versetzen. Aber ihr wart eine gut gewählte Compagnie, und Jeder von Euch trägt sein Päckchen in sich nach Hause, das nicht so übel ist. Aber lieber Felix, daß Du im Atlantischen, Stücke aus <title xml:id="title_d2977191-f6ea-4664-8083-780192112e44">meiner Ostersonate<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111479" style="hidden" type="music">»Ostersonate«, Sonate für Klavier HU 235 (Frühjahr 1829); verschollen</name></title> auf einem <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_879ab78a-35e8-433a-b2f0-3534d31cdbbe">Broadwood<name key="PSN0110137" style="hidden" type="person">John Broadwood &amp; Sons, Klavierfabrik in London</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_45b55c04-0cb3-4693-9878-f369fdda61a8" xml:lang="de">Broadwood – Gemeint ist ein Flügel der englischen Klavierfabrik John Broadwood &amp; Sons.</note> gespielt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1cb6eed5-328d-4913-b690-fe3d9725b17f" xml:lang="de">im Atlantischen, Stücke aus meiner Ostersonate … gespielt – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte die im Frühjahr 1829 komponierte verschollene Klaviersonate HU 235 Fanny Hensels am 18. August 1829 an Bord eines amerikanischen Schiffs im Hafen von Liverpool gespielt. Siehe den Schluss von Brief fmb-1829-08-19-01 (Brief Nr. 210) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829.</note> hast, wäre gränzenlos grotesk, wenn es nicht – gar so hübsch wäre. Daran amüsire ich mich wochenlang. Auch daran, wie Dich der Kutscher frägt, ob Du viel Cour machtest? – Der <persName xml:id="persName_2b747ee9-938f-4502-ade8-a453ada1c88f">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> können wir jetzt sowenig mündlich danken, wie Du, da sie in Aachen ist. Vielleicht Du sogar eher als wir, da ein Gerücht sagt, sie werde sich dort fixiren. Das ist das Einzige, was sie fix thut. <persName xml:id="persName_077a8dca-6d8f-41c4-bd78-fd7b29ee15e9">Schlesingern<name key="PSN0114576" style="hidden" type="person">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName> werde ich um den Bart gehn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c896134-8333-473f-833f-e8aff6423015" xml:lang="de">Schlesingern werde ich um den Bart gehn – betrifft die Herausgabe der Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier op. 9 (MWV SD 3). Mendelssohn publizierte sie im Frühjahr 1830 im Verlag A. M. Schlesinger in Berlin (PN 1580 bzw. abweichend auf der Titelseite PN 1581). Im Brief aus Glasgow hatte Mendelssohn geschrieben (Z. 88 ff.): »Was Schles. betrifft, so soll er weiter gar nicht wüthen, denn ich will ihm mein Wort gern halten, obwohl ich’s schwer kann; fragt ihn, ob ihm daran Gelegen ist, die Lieder grade jetzt herauszugeben, und in diesem Falle muß ich die Idee von 2 Liederkränzen, für Jüngling und Mädchen, aufgeben, und sechs bunte einzelne Stücke ihm geben«.</note> (ein <hi rend="latintype">raison</hi>nabler Spatziergang, wenns <persName xml:id="persName_8bceac02-ab26-4127-b3d0-3992cacd72cc">der Junge<name key="PSN0114580" style="hidden" type="person">Schlesinger, Heinrich August (1810-1879)</name></persName> ist,) und er wird wol kuschen. – Eben während wir Deinen Brief lasen, kam <persName xml:id="persName_2a50d8d0-ce1b-422d-baae-82f1f41f55db">der junge Oberlehrer<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, er war so unhöflich, sich von <persName xml:id="persName_225a9a35-7ec8-4430-9116-4a8eb1b68c3f">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> ein Buch auf einige Tage auszubitten, das sie schon seit Monaten von ihm geborgt hat. Jetzt kommt der <persName xml:id="persName_1375fc23-14bb-4b11-a4bc-24c792a37812">Gärtner<name key="PSN0110106" style="hidden" type="person">Brehmer, L.</name></persName>, und bringt eine reife Pflaume, die leg ich für Dich in den Brief. <seg type="closer">Adieu, adieu, leb wohl.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_4eb3679f-5063-43da-9781-3747fe2b5d14"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_cd484e3d-241c-403c-8915-70f57a86b034">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_c8b84f14-8980-4a75-9dc5-fc93552f90ef">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Geliebter Sohn mein</seg>, Du kannst Dir gar nicht denken, was der Mittwoch für ein schöner Tag ist, wenn er solche Straußeneier von Briefen ausgebrütet hat, wie <title xml:id="title_0e314f29-5e92-4a52-9969-1eb75539e6d7">den letzten der Hochlande <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-08-19-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829</name> </title>. Pfui, was muß das für ein tolles Nest sein und welch ein Kontrast nach dem überverfeinerten London! Nun, auch die Qual hat ihre Süßigkeit, und wer jung und kräftig ist, übersteht Gefahr und Entbehrung gern. Schade, Schade, daß Du nun von Deinem <persName xml:id="persName_3fdc0f4d-9318-47da-9648-54d15e4189d9">Kl<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. bist; die Kastor- und Polluxbriefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc296275-a8f2-46c3-90c8-edee6b56ded3" xml:lang="de">Kastor- und Polluxbriefe – Anspielung auf die Dioskuren, die Zwillingsgestalten in der griechischen Mythologie, und auf die von Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann während der Reise durch Schottland gemeinsam an die Familie geschriebenen Briefe.</note> waren gar zu hübsch, und absonderlich hat der Freund mein Mutterherz erquickt, wenn er den rothen Faden, (verzeih, er ist abgenutzt, aber doch nett) stets durchschimmern ließ. Grüße, liebe und danke sehr in meinem Namen. – Alle Deine Wünsche sollen erfüllt werden: übereile Dich nicht mit Herausgabe <title xml:id="title_a61261c2-02a3-4911-9d33-cb5a21060a63">der Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_b7pvqero-zxgo-c33n-xgam-p5tgjxjnivz2"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100619" style="hidden">Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier, 1830, 1. Heft (Der Jüngling); enthält MWV K 39, K 41, K 42, K 52, K 38 und K 50, 2. Heft (Das Mädchen); enthält Sehnsucht »Fern und ferner schallt der Reigen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 51, K 53, Verlust »Und wüssten’s die Blumen, die kleinen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 54 und Die Nonne »Im stillen Klostergarten«, komponiert von Fanny Hensel<idno type="MWV">SD 3</idno><idno type="op">9</idno></name></title>, wenn Du es so beßer findest. Enthält die bestellte Arie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f898f7d6-9dec-41f5-8e14-5be36a7e7a10" xml:lang="de">die bestellte Arie – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte der Sopranistin Pauline Anna Milder-Hauptmann die Arie »Tutto è silenzio« für Sopran und Orchester MWV H 2 (komponiert 23. Februar 1829) gewidmet. Mit Brief gb-1829-06-02-01 Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 3. Juni 1829, bat die Sängerin um eine neue Arie. Mendelssohn versprach am 3. Juni 1829, diese für sie zu komponieren, betonte aber zugleich, dass er »nicht Muße, noch Gedanken oder Andacht genug zum Componiren habe«. Das Vorhaben hat Mendelssohn nicht verwirklicht.</note> etwas Anzügliches auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d782d093-eddc-4f91-8b58-3c0b36d96a8a">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi>, so hast Du tausendmal Recht, sie aufzugeben; Du wirst ihm stets zeigen „<title xml:id="title_73d18660-626b-41d4-8c97-880782c135ae">wie Tempelherren denken sollten<name key="PSN0112804" style="hidden" type="author">Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)</name><name key="CRT0109737" style="hidden" type="dramatic_work">Nathan der Weise</name></title>.“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f40f3509-f675-47d3-a8a8-be13515ed3ce" xml:lang="de">„wie Tempelherren denken sollten.“ – Worte des Tempelherren in Gotthold Ephraim Lessings Dramatischem Gedicht Nathan der Weise, zweiter Aufzug, fünfter Auftritt.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cdb5795d-dc85-4458-8de8-b7bc420f6616">Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> sagt, er hätte keine Empfehlung für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_aab9316b-db49-478b-84df-fdb4c9f0d2de">Sp<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>.</hi> haben wollen, <hi rend="latintype">I have heard that he is haughty &amp; of a bad character</hi>. – Was die Schelte für die <persName xml:id="persName_7b2480c4-22d5-456e-8a37-e3827b814b0d">Mädchen<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> betrifft, so muß ich ihre Partei in sofern nehmen, als es schwer schreiben ist, wo man nichts zu sagen hat. Du hast gut reden; der Stoff wächst Dir über den Kopf, Du kannst in die breiten Seiten nicht alles einschnüren und preßen; die Kühleborns überschwemmen Dich mit ihren rauschenden, strömenden Wellen, daß es eine Lust ist. Das Intereßanteste was ich Dir melden kann, ist, daß <persName xml:id="persName_78b8944b-1db4-47eb-8f10-facf56c00511">Keferstein<name key="PSN0112335" style="hidden" type="person">Keferstein, Keferstein, Bekannter von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> für seine Braut ein Atlas Hochzeitkleid mit den breitesten Blonden<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f1f1a09d-7dab-4a6f-9510-b5c7d785b44d" xml:lang="de">Blonden – Blonde: feine Spitze aus Seide.</note> bei <persName xml:id="persName_691640e0-43c6-4450-9070-5f055278731a">unserm Schneider<name key="PSN0117382" style="hidden" type="person">Lentz, Herr</name></persName> verfertigen läßt, und daß in <placeName xml:id="placeName_196aa0a5-b4dd-43fa-bd53-e7db75511a4e">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> die „<title xml:id="title_119ec3d3-53c3-4403-b65a-3703cc47f3f9">veilchenblaue Seide<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title>“<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c7fa6bdf-640c-471d-90ea-99efc681e08e" xml:lang="de">„veilchenblaue Seide“ – Anspielung auf den Brautjungfernchor »Wir winden dir den Jungfernkranz mit veilchenblauer Seide« aus dem dritten Akt von Carl Maria von Webers Freischütz op. 77.</note> ehstens verposamentirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_966e3b8b-4535-485f-b632-2e05dd9c84eb" xml:lang="de">verposamentirt – zu Verzierungen von Kleidern verarbeitet; von Posament (frz. passement), Borte, Besatz.</note> wird. Ja, doch weiß ich noch, daß <persName xml:id="persName_863e9f2a-3016-4663-a9bd-e0f1b1c9cb99">Ritschl<name key="PSN0117967" style="hidden" type="person">Ritschl, Georg Carl Benjamin (1783-1858)</name></persName> beim <persName xml:id="persName_bea502c3-5493-40d2-b540-fed3544f8de1">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> ein gnädiges <hi rend="latintype">diner</hi> eingenommen und nach Rußl. reist, eine luthersche Luthergie einzurichten:<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_609af737-c4f8-4591-80f6-ef703742e555" xml:lang="de">daß Ritschl … nach Rußl. reist, eine luthersche Luthergie einzurichten – Der evangelische Theologe Georg Carl Benjamin Ritschl setzte sich für die Einführung der von Friedrich Wilhelm III. von Preußen 1829 endgültig erlassenen Preußischen Kirchenordnung in den evangelisch-lutherischen Gemeinden in Russland ein.</note> daß <persName xml:id="persName_6a5dbb92-c023-436d-9076-168c9e815e2f">Frau v. Waldenburg<name key="PSN0118558" style="hidden" type="person">Waldenburg, Caroline Friederike von (1781-1844)</name></persName> <persName xml:id="persName_a60df444-2dd4-4965-b67c-1a028f8fe79f">Prinz Augusts<name key="PSN0113992" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von (1779-1843)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6ee618dd-6f23-4846-8a30-487602378be4" xml:lang="de">Prinz Augusts – Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von Preußen hatte vier Kinder mit Caroline Friederike von Waldenburg (geb. Wichmann), war aber nicht mit ihr verheiratet. </note> Graf v. Gleichensches Familienglück<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e5b751eb-bc22-420b-8ad3-49b28789484b" xml:lang="de">Graf v. Gleichensches Familienglück – Der Sage nach verliebte sich Graf Ernst von Gleichen auf einem Kreuzzug 1227 in die Tochter eines Sultans. Obwohl er bereits eine Ehefrau und zwei Kinder hatte, heiratete er sie später nach deren Taufe mit päpstlicher Zustimmung. Hier Anspielung auf Prinz Friedrich Wilhelm Heinrich August von Preußen. Er hatte mehrere Frauen, war jedoch mit keiner verheiratet. </note> durch ihren Tod<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_59e0b048-3a76-45dd-8612-598c05efc1d2" xml:lang="de">Frau v. Waldenburg … ihren Tod – Caroline Friederike von Waldenburg starb erst 1844.</note> zu zerstören droht und daß es <persName xml:id="persName_3b3ba69c-543a-4e50-a302-4ea9812ce1fc">Minister Altenstein<name key="PSN0115086" style="hidden" type="person">Stein zum Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom (1770-1840)</name></persName> <add place="above">in <placeName xml:id="placeName_34936ece-e388-43d5-a846-33855ab48c48">Kißingen<settlement key="STM0100634" style="hidden" type="locality">Kissingen</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add>, allwo er die Schwarzsucht<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_60600806-46dc-49f4-b0ae-f0880c20b69b" xml:lang="de">die Schwarzsucht – griech. Melanosis, eine Blutgerinnungsstörung, lebensgefährliche Form der Gelbsucht.</note> hat, etwas besser geht: dann, daß die Rutschberge in <placeName xml:id="placeName_ed3c0f82-a038-4b2e-8c6a-e2f11e0fe711">Tivoli<name key="NST0103221" style="hidden" subtype="" type="institution">Winters Tivoli</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> (Kreuzberg)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_29286f67-5ce6-4a91-9cab-096075a3aa34" xml:lang="de">die Rutschberge in Tivoli (Kreuzberg) – Auf dem Kreuzberg südlich vom Halleschen Tor war Mitte Juli 1829 der Vergnügungspark »Winters Tivoli« eröffnet worden. »Eine Kreisfahrbahn (sogenannte Rutschberge), worauf die Unternehmer ein Privilegium erhalten haben, ist der Vollendung bereits nahe gebracht. Zwölf sehr elegant und geschmackvoll gearbeitete kleine Wagen werden die Fahrenden aufnehmen, und mit reißender Schnelle den ziemlich großen Kreis über verschiedene Hügel durchlaufen« (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung 180. Stück, 1. Juli 1829, Beilage).</note> entsetzlich <hi rend="latintype">fashionable &amp; crowded</hi> sind, und daß man die Damen dort zum 1. 2. 3. Rutscher, so wie zum Walzer engagirt. Ferner, daß ich Dich geliebt habe, lieben werde und noch liebe. <seg type="signed">Deine wirkliche und wahrhaftige Mama, <hi rend="latintype">no stepmother</hi></seg>. – <persName xml:id="persName_61e32dee-7c81-4d9d-b765-3a8bc17f2fac">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> ist jetzt <hi rend="latintype">en Pomerne</hi>, wie der Charlottenburger <hi rend="latintype">maire<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_a350c2c3-975d-4ab1-b0b2-546c2d9e11d9" xml:lang="fr ">maire – frz., Bürgermeister.</note> <persName xml:id="persName_c58f282a-5eb3-4ca3-bb31-5ec100cddcd0">Levy<name key="PSN0116509" style="hidden" type="person">Delmar, Wolf Levy (1786-1836)</name></persName></hi> zu sagen pflegte; er wird wohl erst in 14 Tagen wiederkommen, und dann wollen wir möglichst ausspintisiren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_61cb6a90-f308-4776-b2f6-b06ebe60f3e1" xml:lang="de">ausspintisiren – aussinnen, auf schlaue Weise ausdenken.</note> wo Ihr Euch in die Arme fallen könnt. (<hi rend="latintype">Apropos</hi>, <persName xml:id="persName_096721e1-766f-40fe-8939-a28ef38d876d">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> rutschte auf der <date cert="high" when="1829-08-25">gestrigen</date> Tivoli<hi rend="latintype">fête</hi> mit <persName xml:id="persName_3a53eb8f-734d-4e09-afde-b7c2bc45b894">Luisen<name key="PSN0115803" style="hidden" type="person">Wilmsen, Luise Henriette (1807-1848)</name></persName>.) Von <persName xml:id="persName_0c7087e1-f645-4203-b491-1b311e16adbd">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName> <hi rend="latintype">dito</hi>, sobald wir etwas v. seiner Existenz erfahren; beßer wärs, Du bestimmtest, wann Du in Rotter- Amster- Saardam sein kannst. <persName xml:id="persName_b2ff62be-a25d-4832-a983-42b1337631c0">Mar. Saling<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> kömmt <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_9684a64f-0904-45e9-9b9c-2618941f8535">heut</date> v. Wien mit ihrem Kutscher, und dann hören wir unstreitig v. <persName xml:id="persName_a3567af2-d6ab-474b-9ae2-2e48c02dc8cd">Röschen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>. – Zu den größten Klugheiten v. <persName xml:id="persName_5276c072-ea06-4c05-a6f2-4f0437caee99">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. gehört noch das <hi rend="latintype">résumé</hi> Eurer Wanderung; die Mädchen suchen es eben auf der Karte nach<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_af09e850-c422-4a29-8d77-967d4ab90095" xml:lang="de">die Mädchen suchen es eben auf der Karte nach – Wilhelm Hensel hatte der Familie Mendelssohn im Juli 1829 eine »Karte von Schottland und England« mitgebracht, mit deren Hilfe diese Felix Mendelssohn Bartholdys »Reise ganz verfolgen könne«. Siehe Brief gb-1829-07-15-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 13., 14. und 15. Juli 1829.</note> und bezeichnen die Oerter mit Bleistift. <seg type="closer"><hi rend="latintype">Gate nieht</hi>, sagen die Hochländer; <hi rend="latintype">God damn them</hi>, daß sie Dich hungern ließen.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_eddbf82b-8b93-4a50-befa-c67d21c0d6ba"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_af00d3d8-f1b6-4488-a488-86d050bcd66d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_a9db292c-a9ac-4b5e-bdbc-fc2b6a339119">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Eben deswegen, weil Du zum Frühstück 30, zum Abendbrot 40 Meilen fährst, und Einer bist, eben deswegen kannst Du schreiben, aber wir, die auf die <placeName xml:id="placeName_b60d5805-ae9e-4786-9bad-773dd6787815">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> gehen, <persName xml:id="persName_8406aec9-e147-4839-9a24-9d78704deef3">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> versäumen, zum Frühstück Kaffee haben, zu Abend Hühner reiten, wie sollen wir armen Schlucker schreiben. Sieh, einen <persName xml:id="persName_8549fe08-936f-4681-a304-a84353004af0">Schotten<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName> hast Du geschickt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8378e284-5d63-451a-b797-c09f9602942a" xml:lang="de">einen Schotten hast Du geschickt – zu John Thomson siehe Kommentar zu Z.: Der Schotte in Berlin!</note> der füllt den ganzen Familienbrief. Nun denke Dir Schottland, wo die Schotten wild im Urzustande herumlaufen. Keine Kunst, zu schreiben, wenn ich nun gar das ausgezeichnete Talent, das nach allen Seiten u. s. w. Bei <persName xml:id="persName_b71d2d06-f6a6-40cf-96c1-86af7b6da15a">Fannys<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> zarten, zu maulschellenden 2ten Sopranen war ich nicht bei, und die <persName xml:id="persName_61b1db52-ba87-4d64-be86-cd424de58c48">Chinesinn<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_52b10eb1-be5b-409a-b9cb-da73b4233a1a" xml:lang="de">die Chinesinn – Gemeint ist Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor; vgl. Brief fmb-1830-03-22-01 (Brief Nr. 284) Felix Mendelssohn Bartholdy an Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Berlin, zwischen dem 14. und 22. März 1830, Z. 65: »sie ist eine Chinesinn«.</note> auch nicht, wir sangen 3ten. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_efade2de-9429-4091-9f0f-94416bacd65a">Thomson<name key="PSN0115318" style="hidden" type="person">Thomson, John (1805-1841)</name></persName></hi> fand es <hi rend="latintype">of grand effect</hi>. Er ist übrigens <date cert="high" when="1829-08-26" xml:id="date_6fdd3087-ae3a-4cc9-9c58-d506460d476d">heut Vormittag</date> nicht gekommen, auch fahren wir nicht nach Charlottenburg. Ferner hat sich Gans einen Folianten aufs<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Kniee fallen lassen. <persName xml:id="persName_d2ac31e3-525e-430f-bdcf-d095e29b323a">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, das fehlt ihnen auch noch. Und wenn ich mich in Stücken reiße, so habe ich doch nichts zu schreiben. Eigentlich ist es nur Pumperei,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fae98f42-5a40-4cd4-ab26-9fb0bb29612b" xml:lang="de">Pumperei – Borgen, Kredit (Studentensprache).</note> wir sollen Alle, jedes Einzeln, sagen, welch unaussprechliches Vergnügen uns Deine ausgezeichneten Briefe gewähren. Na das kannst Du haben: – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8c2de2fe-a6c3-4b72-907a-e9006383fe3a">Mr. Simpsone<name key="PSN0114928" style="hidden" type="person">Simpson (Simpsone), W.</name></persName></hi> schaffe ich ab, ich hasse den Kerl mit einmal, so wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c3d6eda2-d0ae-4a63-bcec-1a645b08b7cb">Valentini<name key="PSN0115440" style="hidden" type="person">Valentini, Francesco Cosimo Damiano (1789-1862)</name></persName></hi> aus Neapel zurückkommt, vertausche ich ihn mit ihm. Ich lieferte neulich einen schätzbaren Beitrag zur Logik, indem ich zu <persName xml:id="persName_bc4524c5-07b6-43be-8812-e26db5657d1b">Dröse<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> sagte, ich hätte keinen Einfall, nicht einmal eine Idee. Das kriege ich jedesmal vom jungen Philologen aufs Butterbrot. Unter andern leb wohl, Du bist ein gut Kind, <hi rend="latintype">tous les enfans des Hébreux</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_801c11da-e0ad-42f0-b995-02a5f3aa80c8" xml:lang="fr ">tous les enfans des Hébreux – frz., alle Kinder der Hebräer.</note> Aber prügele die <persName xml:id="persName_0e281e0e-c7ab-457d-81d0-4d4d75ccdd29">Geren<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_51dfcf4b-78f1-4a05-86a7-cafb1702ef45" xml:lang="de">Geren – siehe Kommentar zu Z.: Geren.</note> nicht so, sieh ich schreie durch die Preußische Steppe, mit dem Hamburger Dampfboot, über den Kanal durch England, daß Dus über den <hi rend="latintype">Clyde</hi> hörst. Ich muß ja auch an <persName xml:id="persName_2d779a35-2d37-40e0-8931-e6d60fc5c077">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> nicht schreiben. Und glaubst Du denn, daß wir in Berlin keine Kopfschmerzen haben? Ich bin biese.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_286331dc-055c-4fa7-a035-8ca3306ee4e3" xml:lang="de">biese – böse.</note></p> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_eeed52a9-1721-4dc4-89ff-65a981b416ee"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_9967537d-22de-4cbf-a190-ad427977d8d6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6916d139-fd46-40cd-9d75-19b4ebd9bf43">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <dateline rend="center"><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Hamburg</hi>, <date cert="high" when="1829-08-28">28 <hi rend="latintype">Augt</hi> 1829</date></hi></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Mein guter <hi rend="latintype">Felix</hi>!</seg> Diesen Brief bringt <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_e06fb0be-a1bf-423d-b695-bf986432b393">Goldschmidt<name key="PSN0111441" style="hidden" type="person">Goldschmidt (Goldsmith), Adolph (Adolf, Adolphus) (1798-1879)</name></persName></hi> nach <hi rend="latintype">London</hi>, wie gern begleitete ich ihn! und ich thäte es, wenn ich nicht die Seereise zu sehr fürchtete; ich bin ein altes Haus, und habe <placeName xml:id="placeName_eed9c25f-e8f2-48fc-8cc1-e82354e01190">das alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_39960f28-9fb0-4826-8307-8550fe8e61ac">Reck<name key="PSN0114091" style="hidden" type="person">Reck, Carl Friedrich Leopold Freiherr von der (1746-1810)</name></persName></hi>sche Haus<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_64d4b298-7a1e-4019-b05b-145c26088ece" xml:lang="de">das alte Recksche Haus – Das bis 1810 im Besitz von Karl Friedrich Leopold Freiherr von der Reck und danach seiner Erben befindliche Palais in der Leipziger Straße Nr. 3 hatte Abraham Mendelssohn Bartholdy 1825 erworben. Der Umbau erwies sich als unerwartet aufwendig. Siehe Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 33 ff.</note> nicht gekauft, ohne daran zu lernen, daß wenn man an einem alten Hause rüttelt, einem die Balken über dem Kopf zusammen fallen. Dafür aber gehe ich mit dem Vorhaben um, auf einige Zeit nach <hi rend="latintype">Holland</hi> zu gehen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a3ca16f2-741e-4987-bc70-b0181df1a643" xml:lang="de">auf einige Zeit nach Holland zu gehen – Abraham Mendelssohn Bartholdy war am 16. August 1829 nach Hamburg gereist. Von dort aus fuhr er zunächst nach Frankfurt a. M. (ca. am 7./8. September 1829), danach in die Niederlande (am 15. September 1829 traf er in Rotterdam ein) und kehrte am 26. September 1829 nach Berlin zurück (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 21 und S. 24).</note> und wenn ich Dich dort auf wenige Tage verfehlen sollte, so wäre es mir allerdings leid. Sobald ich einen Entschluß gefaßt, schreibe ich Dir, und wenn es Dir Dein Plan dann erlaubt, so treffen wir uns wohl, und wer weiß was sich daran knüpfen läßt; ich glaube nicht daß Du Stoff zu einem mehrmonathlichen Aufenthalt in Holand fändest.</p> <closer rend="left">ich grüße Dich von Seiten <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_374d6f99-e160-46a3-989f-0a7229d0b50d">Frederiken Robert<name key="PSN0114233" style="hidden" type="person">Robert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832)</name></persName></hi>, die ich hier angetroffen, und dann auch von mir selbst herzlich. leb wohl und gesund, und fahre fort Dir Ehre und uns allen Freude zu machen wie bisher.</closer> <signed rend="right">Dein Vater und Freund</signed> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>