gb-1829-08-15-01
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Berlin, 15. August 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 leer. – Der Brief wurde von Abraham Mendelssohn Bartholdy am 16. August 1829 mit nach Hamburg genommen und von dort von einem Reisenden nach London zum Bankhaus Doxat & Co. befördert (vgl. das Ende von Brief gb-1829-08-19-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Coed Du, Berlin, 17., 18. und 19. August, und Hamburg, 19. August 1829).
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Das Rad.
Was ist
Bedarf es einer Erklärung? Kennst Du nicht den C über ihrem Kopfe, der Mond mit dem A stellt einen Fruchtbäumchen dar, an F. ist ein Wegweiser, mit der Inschrift Berlin. Der
D. spielt auf eine Radgeschichte an, in der bekanntlich zwar kein Jude, aber doch ein
Mschreitet als ehrbare Menuett einher.
aus zwei seltsam gruppirten Böckchen besteht, und dasB
durch ein Fernrohr nach London kuckt, kann Dir nicht entgehn. Als es so gezeichnetF
tale qualeabgeschrieben. Sein
Hzeigt Dir zwei moderne Balletttänzer. Das Andre verschweig ich, doch weiß es die Welt. Uebrigens ist diese Ueberschrift auch nicht ohne Beziehung, denn der schöne Mann trug an jenem Tage schwarze Strümpfe und Schuh mit langen Schleifen zu weißen Unaussprechlichen, was sich absonderlich gut ausnahm. Die
die Hände reichen?) sie hält eine Blume, welche dem
AVon weiteren Dingen, und näheren Beziehungen nichts in diesem Briefe, der Dir zu spät zu Handen kommt.
Berlin, den 15ten August 29 Das Rad. Was ist das Rad? Es erklärt nur sich selber, versteht auch nur sich allein, und ist eine moralische Person. Beigehendes Aktenstück schrieb es Dir bei einer fröhlichen Zusammenkunft in Charlottenburg, am Johannistage, und sein Abgang ward verzögert, weil das folgende Aktenstück, eine bildliche Darstellung, an jenem Tage in freien, großen Bleistiftskizzen entworfen worden war, und nachher theilweis zur Vollendung gedieh. Bedarf es einer Erklärung? Kennst Du nicht den Jüngling in der Mitte, die Axe des Rades in englischem Frack und schottischem Zubehör? Sieht er nicht hier aus wie ein Regimentshoboist? Aber nach seiner Pfeife tanzt und dreht sich die ganze feine Gesellschaft. Fische schneiden ihn vom Continent ab, und ein neugieriger Delphin nascht ihm die frischgeschriebene Musik aus der Tasche. Die ihm auf den Kopf tritt, ist unverkennbar die Behörde im blauen Mantel, sie hing ihn um an jenem Tage, obwohl es sehr heiß war, und die Fausthandschuh schützten ihre Hände gegen die Mücken. Das C über ihrem Kopfe, der Mond mit dem Mann im Monde, wird Dir verrathen, was Du noch nicht weißt. Die zierliche Gestalt neben ihr tanzt Galopp mit Deinem Schatten, da Du nicht bei der Hand bist. Das A stellt einen Fruchtbäumchen dar, an dem ein Männchen auf einer Leiter heranklettert. Das F. ist ein Wegweiser, mit der Inschrift Berlin. Der freundlich Gebückte, der mit der einen Hand den Knäuel der Nachbarin hält, und mit der andern eine silberne Schüssel präsentirt (klare Poesie) trägt Dir Dein Lieblingsgericht entgegen, einen Mohrenkopf, Einheit der Zeit und des Orts ist wie Du siehst, wohl beobachtet, denn dieser Handlung nach müßte die Scene Sonntag Abends in der Leipziger Str. seyn, aber nein. Das D. spielt auf eine Radgeschichte an, in der bekanntlich zwar kein Jude, aber doch ein Oberlehrer ins Wasser fiel. Er steht mit ausgestreckten Armen und man sieht ihn schreien, während eine Nixe nach seinem Fuße schnappt. Der Knäuel führt uns auf dem nächsten Wege zum Strickstrumpf, und seiner Herrin. Ich denke Du wirst Nasens Schwester nicht verkennen. Ihr M schreitet als ehrbare Menuett einher. Der sich da kühnen Schwunges ins Rad wälzt, und sich zugleich ungerechter Weise als Hemmschuh behandelt hat, denn er ist wahrlich kein Hemmschuh an diesem Rade, der hat keinen Anspruch von mir gelobt, oder nur eingeführt zu werden, denn was geht er mich an? Ich halte zwar die Kette, an der er liegt, in Händen, aber was will das sagen? (Ich wurde auch einmal angebetet. ) Ueber die zwei dummen, zusammengewachsenen Fischottern will ich weiter kein Wort verlieren, denn daß das B aus zwei seltsam gruppirten Böckchen besteht, und das F durch ein Fernrohr nach London kuckt, kann Dir nicht entgehn. Als es so gezeichnet wurde, war es wahr, und wenn Dus eröffnest, ist es wieder wahr. Der nun folgende schöne Mann schnitt, als er konterfeyt wurde, gerade Silhouetten aus Lindenblättern und kuckte mit der Nase recht emsig auf sein Geschäft. Das Blättergesicht ist nur zum Silbermond geworden, und sonst ist er tale quale abgeschrieben. Sein H zeigt Dir zwei moderne Balletttänzer. Das Andre verschweig ich, doch weiß es die Welt. Uebrigens ist diese Ueberschrift auch nicht ohne Beziehung, denn der schöne Mann trug an jenem Tage schwarze Strümpfe und Schuh mit langen Schleifen zu weißen Unaussprechlichen, was sich absonderlich gut ausnahm. Die kleine Person mit den großen Mamelucks, die nun kömmt, knöpft sich den Ermel zu, Du wirst wol noch wissen, warum, (ich aber weiß nicht, warum über ihrem Kopfe sich zwei Personen zu einem freundschaftlichen A die Hände reichen?) sie hält eine Blume, welche dem Herrn Bruder bis an die Nase wächst, der dankbar einen Thautropfen in den Kelch der Blume legt. Ich behauptete immer es sey ein Silbergroschen, der kleine Kerl oben bläst ins Alphorn, und ruft: Hule hule Gänsechen, kommt zu Haus. Von weiteren Dingen, und näheren Beziehungen nichts in diesem Briefe, der Dir zu spät zu Handen kommt. Fanny Mendelssohn Bartholdy
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August 1829). </p> <handDesc hands="1"> <p>Fanny Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="drawing">Zeichnung »Das Rad« von Wilhelm Hensel (1829); heutiger Standort: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31 (Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. 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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-08-15" xml:id="date_70c79c95-605c-42fa-8984-1f051ad932a7">15. 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Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4). Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy benannte im vorliegenden Brief die Freunde, die zusammen mit ihr (bezeichnet mit dem Buchstaben F) und der Schwester Rebecka (R) die Speichen des Rades bilden und die Nabe, Felix Mendelssohn Bartholdy, umkreisen. Es sind Albert Gustav Heydemann (H), Auguste Wilmsen (A), Paul Mendelssohn Bartholdy (P), Caroline Heine (C), Albertine Heine (A; mit dem Schatten von Felix Mendelssohn Bartholdy), Johann Gustav Droysen (D) und Minna Heydemann (M). Dazu kommt eine weitere Person, die von außen auf das Rad aufspringt. In ihr hat Wilhelm Hensel sich selbst dargestellt (vgl. Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Der Zirkel war indes nicht so geschlossen, wie Hensels Zeichnung es suggeriert. Sie fasst nur einen Teil derer, die dem Rad um Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Schwestern angehörten. Auch Betty Pistor, Louis Eduard Heydemann, Carl Klingemann, Eduard Rietz und Ferdinand David gehörten ihm wohl an. Vgl. Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829, und Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »Rad hat wieder einen großen Streich ausgeführt«.</note> Es erklärt nur sich selber, versteht auch nur sich allein, und ist eine moralische Person. Beigehendes Aktenstück schrieb es Dir bei einer fröhlichen Zusammenkunft in Charlottenburg, am <date cert="high" when="1829-06-24" xml:id="date_3ac50fe3-c058-4e68-a661-ff220753d544">Johannistage</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_449b87c2-3506-4044-bca7-e6d6e1285adb" xml:lang="de">einer fröhlichen Zusammenkunft in Charlottenburg, am Johannistage – vgl. dazu Fanny Mendelssohn Bartholdys Tagebucheintrag für den 24. Juni 1829: »Den 24sten Jun. gerade am Johannistage ward sie [die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum op. 21] gegeben, wir waren den Tag bei Heynes, auf einem sehr angenehmen Raddiner, wo wir die Stunde des Concerts auf unsre Weise feierten« (Hensel, Tagebücher, S. 18), sowie die Beschreibung des Ausflugs in Brief gb-1829-07-01-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. Juli 1829.</note><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_67f23a7f-32c6-4681-b7ca-6d5703c4d2c5" xml:lang="de">Johannistage – der 24. Juni; Tag mit der kürzesten Nacht des Jahres.</note> und sein Abgang ward verzögert, weil das folgende Aktenstück, eine bildliche Darstellung, an jenem Tage in freien, großen Bleistiftskizzen entworfen worden war, und nachher theilweis zur Vollendung gedieh.</p> <p>Bedarf es einer Erklärung? Kennst Du nicht den <persName xml:id="persName_4d9f4f7c-c7ca-424b-83a4-f0916f37a718">Jüngling in der Mitte<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName>, die Axe des Rades in englischem Frack und schottischem Zubehör? Sieht er nicht hier aus wie ein Regimentshoboist? Aber nach seiner Pfeife tanzt und dreht sich die ganze feine Gesellschaft. Fische schneiden ihn vom Continent ab, und ein neugieriger Delphin nascht ihm die frischgeschriebene Musik aus der Tasche. Die ihm auf den Kopf tritt, ist unverkennbar die <persName xml:id="persName_b4ead830-4b39-4e91-9928-b3208e9c16d2">Behörde im blauen Mantel<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>, sie hing ihn um an jenem Tage, obwohl es sehr heiß war, und die Fausthandschuh schützten ihre Hände gegen die Mücken. Das <hi rend="latintype">C</hi> über ihrem Kopfe, der Mond mit dem <persName xml:id="persName_33c15abb-aa8e-445c-9a98-696a84754c37">Mann im Monde<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>, wird Dir verrathen, was Du noch nicht weißt. Die <persName xml:id="persName_330873b2-7461-4b67-960d-ee5988578285">zierliche Gestalt neben ihr<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> tanzt Galopp mit Deinem Schatten, da Du nicht bei der Hand bist. Das <hi rend="latintype">A</hi> stellt einen Fruchtbäumchen dar, an<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> dem ein Männchen auf einer Leiter heranklettert. Das <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_1466a1d7-c5e8-44bb-b032-d14cda0c1d30">F<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName></hi>. ist ein Wegweiser, mit der Inschrift Berlin. Der <persName xml:id="persName_db625028-f6fb-4a5b-9621-54cf4edd0bce">freundlich Gebückte<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, der mit der einen Hand den Knäuel der <persName xml:id="persName_8c1bc91c-fcfe-4be2-a467-1df2c426dfc4">Nachbarin<name key="PSN0111962" style="hidden" type="person">Heydemann, Minna</name></persName> hält, und mit der andern eine silberne Schüssel präsentirt (klare Poesie) trägt Dir Dein Lieblingsgericht entgegen, einen Mohrenkopf, Einheit der Zeit und des Orts ist wie Du siehst, wohl beobachtet, denn dieser Handlung nach müßte die Scene Sonntag Abends in der Leipziger Str.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_05ed5c6b-99b4-4519-aed5-a60ceb26b2d7" xml:lang="de">der Leipziger Str. – Leipziger Straße Nr. 3 in Berlin, Adresse der Familie Mendelssohn Bartholdy.</note> seyn, aber nein. Das <hi rend="latintype">D</hi>. spielt auf eine Radgeschichte an, in der bekanntlich zwar kein Jude, aber doch ein <persName xml:id="persName_3aa4d92b-b7f7-473d-a8c6-c78a07a880f5">Oberlehrer<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> ins Wasser fiel.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a999d4f-721c-495f-82fb-1a38c72b85f6" xml:lang="de">ein Oberlehrer ins Wasser fiel – eine Begebenheit während eines Ausflugs der »Radgesellschaft« am Montag, dem 20. Juli 1829, nach Charlottenburg. Siehe die Beschreibung in Brief gb-1829-07-22-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 22. Juli 1829, Z.: »Rad hat wieder einen großen Streich ausgeführt«.</note> Er steht mit ausgestreckten Armen und man sieht ihn schreien, während eine Nixe nach seinem Fuße schnappt. Der Knäuel führt uns auf dem nächsten Wege zum Strickstrumpf, und seiner Herrin. Ich denke Du wirst <persName xml:id="persName_186b1463-15c2-458c-ae19-d2f515d68149">Nasens<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> <persName xml:id="persName_5aa290e3-ac65-4a25-8594-9fde195c81bf">Schwester<name key="PSN0111962" style="hidden" type="person">Heydemann, Minna</name></persName> nicht verkennen. Ihr <hi rend="latintype">M</hi> schreitet als ehrbare Menuett einher. <persName xml:id="persName_4e94cbb3-306e-429c-a7ca-f7c36267ef52">Der sich da kühnen Schwunges ins Rad wälzt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, und sich zugleich ungerechter Weise als Hemmschuh<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_cb465365-5c81-4980-ae1b-e83bb8e90ef6" xml:lang="de">Hemmschuh – rinnenförmig ausgeformte Bremsklötze an Kutschen und Frachtwagen; hier redensartlich für etwas gebraucht, das die Bewegung oder eine Entwicklung bremst. </note> behandelt hat, denn er ist wahrlich kein Hemmschuh an diesem Rade, der hat keinen Anspruch von mir gelobt, oder nur eingeführt zu werden, denn was geht er mich an? Ich halte zwar die Kette, an der er liegt, in Händen, aber was will das sagen? (Ich wurde auch einmal angebetet.) Ueber die<persName xml:id="persName_beb29464-7e21-4252-9283-0516ae8b7033"> zwei dummen, zusammengewachsenen Fischottern<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6a416e23-7929-43ff-8dee-475fde052cba" xml:lang="de">Fischottern – Mendelssohn nannte seine beiden Schwestern gern Ottern oder Fischottern (siehe Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Fanny Mendelssohn Bartholdy unterschrieb den Brief vom 1. und 2. Mai 1829 (Brief gb-1829-05-02-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. und 2. Mai 1829) mit »Die ältere Fischotter«. Den Begriff entlehnte Mendelssohn vielleicht Jean Pauls Roman Flegeljahre (Marian Wilson Kimber, »For art has the same place in your heart as mine«. Family, Friendship, and Community in the Life of Felix Mendelssohn, in: The Mendelssohn Companion, hrsg. von Douglass Seaton, Westport 2001, S. 67, Anm. 67).</note> will ich weiter kein Wort verlieren, denn daß das <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2609abb8-fd19-4991-81c6-7a4176210b82">B<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName></hi> aus zwei seltsam gruppirten Böckchen besteht, und das <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a2a63d80-bbd3-4ec5-be46-54e885b0397f">F<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName></hi> durch ein Fernrohr nach London kuckt, kann Dir nicht entgehn. Als es so gezeichnet<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> wurde, war es wahr, und wenn Dus eröffnest, ist es wieder wahr. Der nun folgende schöne Mann schnitt, als er konterfeyt wurde, gerade Silhouetten aus Lindenblättern und kuckte mit der Nase recht emsig auf sein Geschäft. Das Blättergesicht ist nur zum Silbermond geworden, und sonst ist er <hi rend="latintype">tale quale</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c16eac90-1a55-4680-8b1b-4469f7a60b43" xml:lang="la ">tale quale – lat., »so wie«; so, wie es ist.</note> abgeschrieben. Sein <hi rend="latintype">H</hi> zeigt Dir zwei moderne Balletttänzer. Das Andre verschweig ich, doch weiß es die Welt. Uebrigens ist diese Ueberschrift auch nicht ohne Beziehung, denn der schöne Mann trug an jenem Tage schwarze Strümpfe und Schuh mit langen Schleifen zu weißen Unaussprechlichen, was sich absonderlich gut ausnahm. Die <persName xml:id="persName_f7dec052-7bd5-4bbc-975c-5b722bfea2ab">kleine Person<name key="PSN0115801" style="hidden" type="person">Wilmsen, Auguste (1811-1891)</name></persName> mit den großen Mamelucks,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5a4c2daa-dad8-4e89-8553-95a2a18fc208" xml:lang="de">Mamelucks – Mameluck(en)ärmel; lange, durch Zierbänder in eine Reihe von Puffen geteilte Ärmel, die in einem Volant enden. Der Name geht zurück auf die orientalische Uniform einer Garde, die Napoleon 1804 nach seiner Rückkehr aus Ägypten aufgestellte. </note> die nun kömmt, knöpft sich den Ermel zu, Du wirst wol noch wissen, warum, (ich aber weiß nicht, warum über ihrem Kopfe sich zwei Personen zu einem freundschaftlichen <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">A</hi></hi> die Hände reichen?) sie hält eine Blume, welche dem <persName xml:id="persName_81c68889-6a0c-44a8-877e-f48a2f0c4daf">Herrn Bruder<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> bis an die Nase wächst, der dankbar einen Thautropfen in den Kelch der Blume legt. Ich behauptete immer es sey ein Silbergroschen, der <persName xml:id="persName_9e66396c-74f7-492e-8460-5886438abbeb">kleine Kerl oben<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> bläst ins Alphorn, und ruft: Hule hule Gänsechen, kommt zu Haus.</p> <p>Von weiteren Dingen, und näheren Beziehungen nichts in diesem Briefe, der Dir zu spät zu Handen kommt.</p> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>