gb-1829-07-22-01
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Berlin, 22. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 5-6 / 22 / 7], [SCHIFFSBRIEF-POST HAMBURG / 24 JUL / 1829], [SHIP LETTER LONDON / 27JY27 / 1829], [D / 28JY83 / 1829], Siegel.
Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Diesmal ist Rotterdam Dir zuvor gekommen,
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plus mal que bien.
courier mitgetheilt hatte. Gott segne jede Deiner Unternehmungen eben so wie diese! auch ich werde 1/2
LiphardTourniaires Pferdekünste begleiten muß. Schatchen auch hinzu, daß noch andre Rosen dort blühten. Gans findet diese Vermuthung doch eigentl. sehr schmeichelhaft und wir lachten nicht wenig darüber. Es thut mir recht leid, daß wir
les ennuis de son beau chateaudadurch
charmirnwill, daß er junge Virtuosen
engagirt, und mehrere Tausende des Jahrs daran wendet.
of the finest descriptive poetry: ja, ja, liebster Freund! wir wollen gar zu gern lesen, was Ihr beide eßt, und jede Kleinigkeit, so gemalt, sind es niederländische Bilder, die uns als Stillleben und Lautleben gleich stark erfreuen. O Gott, wie freu ich mich auf die schottischen Briefe, die hoffentlich ein ragout fin, ein köstliches scriptum compositum sein sollen. Giebts denn überhaupt eine süßere Empfindung, als solchen Sohn zu haben, und ihn von solchem Freunde anerkannt, gewürdigt und – beschrieben oder in häuslichem und öffentlichem Wirken treu geschildert zu sehen? I am quite happy by it. Zu diesem Londner Leben gehörte nothwendig solche schildernde Ergänzungsfeder. Schicken Sie nur immer Harmonikons Fragmente, wenn sie so lieblich klingen. Ich bin auch so ein Stück peuple jenes Franzosen. –
goutirtund verstanden wirst, und so ehrenvolle Anträge erhältst.
ichsehr dafür, hier ruhig den Winter daran zu arbeiten, und zur
saisonwieder hinüber zu reisen. Es war, glaub ich, eine Art Bescheidenheit v. Vater, daß Du hören und Dich nicht hören laßen solltest. Sind die Leute nun klug genug Dich anzuerkennen, so schmiede das Eisen weil es warm ist;
Beßreswird Dir schwerlich im Leben und irgendwo anders geboten, greif zu, weil Alles warm für Dich ist. Eine Oper ist heut zu Tage dasjenige, womit man
frapper un grand coupkann, Du bist im
JohnBullLande beliebt; nutze den günstigen Moment. Vor Allem aber erquicke und erhole Dich jetzt in Gottes freier Natur, und stärke Dich zu anhaltenden Arbeiten, die Du, ich bins gewiß, ehrenvoll und würdig ausführen wirst. Nach Paris könntest Du zur
Zeit v. hier doch immer und v. da nach Lond. überschiffen. Doch liegt mir Letztres jetzt meist am Herzen, und ich gebe Dir undconservatoire
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Windsor, wo er wohnte; (vielleicht ist der Name nach franz. Art, falsch) Du weißt doch, daß Herrschel bis 19 Jahr
Hautboist, und später Dirigent bei Oratorien in engl. Provinzstädten war? Original Noten v. seiner Hand müßten eine Kuriosität sein. –
A mon frère en Europe!
, der Einzige der Carrikaturen, den ich kenne, ist lächerlich ähnlich, die Übrigen verstehe ich nicht, gleichviel.Wellington
Victoire den Tag über bei uns war.
Eine Stunde später
barbara sorte, sorte amara, und weiter nichts, oder hast Du einen Bogen vergessen?
fashionablekeine erste Seite ins Ausland zu schicken. Aber darum keine Feindschaft nicht. Ich bin eine dumme Pute, Du hingegen weißt die Feder zu führen, und bist überhaupt passabel.
o 20 hätte, allein Leipziger 3?! Verzeihe lieber Bruder, oder freue Dich vielmehr daß ich nicht viel und nicht mehr schreibe, sondern lieber mit Fanny weiter von Dir plaudere, mit der ich eben Deine lieben Briefe las. Wir sind Dir stark gut und Alles ist gut was Du machst und wie Dus thust und wir wollen Alles thun um nicht zu weit zurückzubleiben, daß auch Du Freude an uns habest, wenn Du wiederkömmst. Jetzt schweifest Du schon und ehrlich gesagt ich freue mich daß ich mir Angesicht wieder auf sonnengrünen Hintergrund denken kann,
ausdemselben gehn. Kunst und ein frisches Leben gehn mit Dir, weil Du sie ja in Dir trägst. Glück auf! –
Wilhelm
ich schließe heute die Reihe, die aber erst eine viertelstunde vor Abgang der Post an mir kommt. Daher nur meine besten Grüße, den schönsten vorläufigen Dank für die Schlesier,o West, und der soll in England übel seyn. Du hast sehr wichtige 3 Monathe verlebt, Du hast Dir den Beifall einer großen Stadt, und die Liebe neuer Freunde erworben; Du hast Dich gescheidt und consequent betragen und hast bewiesen, daß Du reif zur Selbstständigkeit bist. Du hast mein Vertrauen gerechtfertiget, Du bist Dir selbst und Deinem Gemüth treu geblieben, und ich, der die Liebe nicht in einer steten adoration sehe, sage Dir gern, daß ich zufrieden mit Dir bin. Erhohle Dich jezt in bewegter Ruhe und Stille, denn so denke ich mir Deine Reise, zeichne fleißig, schreib wann Du kannst, und vor allen Dingen bleibe gesund.
Berlin, den 22sten Juli 29. Diesmal ist Rotterdam Dir zuvor gekommen, liebster Felix, und wir wissen schon aus der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts. Ihr werdet sehr populär in Schlesien werden, und das arme Volk wird John Bull und die Musen segnen, wenn die Erndte, wie ich zweifle, reichlich war. Sobald Dein heutiger Brief das Nähere berichtet, werde ich an Onkel Nathan schreiben. So wäre nun Deine Londoner Carriere beendet, und wieder einmal, dem Himmel sey Dank, Dein Treiben mit glücklichem Erfolge gekrönt. Es ist eine hübsche Sache, wenn man so gemüthsruhig aus der Ferne mit ansehn kann, was Einer treibt, und gewiß und sicher weiß, er macht es recht. Wenn Du uns mit nächster Post aus Schottland schriebest, Du habest einen Ruf als Hofcompositeur im Kaffernlande angenommen, und das ganze Haus sich vor Entsetzen auf den Kopf stellte, würde ich vergnüglich aussehn, und in meiner Seele überzeugt seyn, daß die wahre Musik fortan im Kaffernlande blühte. Du gehst aber eben nicht hin. Zu Euren Hochlandsflügen wünsche ich Euch for allem besseren Himmel, als unsern diesjährigen, der sich uns keinen Tag ohne Wolkenzüge und Regengüsse zeigt, und noch bei hellem Tage zum Zurückziehn in die Zimmer nöthigt, weil die Luft oktobert. Ich will einmal hoffen, alle Klarheit und Wärme sey in Deinem Norden, und sie somit gern missen. – Rad hat wieder einen großen Streich ausgeführt, es war Montag zum Kaffee bei Heynes, Luise Jacobi und David fuhren mit uns heraus, Droysen mit Heydemanns, und das war die ganze Gesellschaft. Sie ging nach dem Schloßgarten, wo sie sich an einem wunderschönen Abend mit dem herrlichsten Sonnenuntergang allein befand, und diese Einsamkeit zu tausend Possen benutzte. Wir kamen an die kleine Fähre, die an einem Strick hinüber gezogen wird, Droysen, Albert, Beckchen, Luise und Heynes sprangen hinein, und ließen Minna, David, Hensel und mich am Ufer stehn. Sie setzten über, Caroline, Albertine und Beckchen steigen aus, die Andern wollen zurück, uns abzuholen, da thut Droysen einen Fehltritt, und plumpt bis über die Knie ins Wasser, läuft sogleich ans Ufer und in den Garten hinein, die Mädchen ihm nach, Albert und Luise, die allein auf der Fähre geblieben waren, wollen zu uns hinüber, aber wehe! Al Droysen hat im Springen, den Strick verwirrt, und die Fähre kann nicht vor noch rückwärts, sondern sitzt inmitten des Wassers fest. Wir Uebrigen mußten nun einen langen Umweg nehmen, um an die andre Seite des Wassers zu gelangen, und den Strick zu entwirren, David war der Befreier, Albert der in komischer Wuth gewesen war, küßte den Boden, und wir fingen nun an, gemeinschaftlich auf die Entwichenen zu schimpfen, die ruhig bis ans’ Ende des Gartens gelaufen waren, und uns nun, da wir so lange ausblieben, nicht ohne einige Besorgniß am Eingang erwarteten. Um sie zu strafen, gingen wir still an ihnen vorüber, ohne sie eines Blicks zu würdigen oder auf ihre vielen Fragen zu antworten, und kamen so als getrennte Gesellschaften zu Hause an. Die Bouderie ward, halb Spaß halb Ernst, den ganzen Abend fortgesetzt, und gab zu vielem Gelächter Anlaß. David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach Dorpat, zu einem reichen Edelmann, der sich ein eignes Quartett hält, und den Leuten sehr vortheilhafte Bedingungen stellt. Das engagement ist auf drei Jahr, und er kann, wenn er will, viele Muße nützlich anwenden. Das königst. Theater ist jetzt so beschaffen, daß man wirklich Jedem rathen muß, das Weite zu suchen. Romberg, der ihn vorgeschlagen, hat, schickt auch seinen Neffen als Cellospieler hin. – Danke Deinem Reisegefährten für seinen prächtigen Brief, ich antworte noch nicht, weil er sich doch wol nicht die Sachen nachschicken läßt, und meine Werke das Altwerden nicht gut vertragen. Mühlenfels erwarten wir nun täglich, und mit großer Ungeduld, ich habe Bauer aufgetragen, ein uneigennütziger Freund zu seyn, und ihn, sobald er ihn ansichtig wird, herzuschleppen. Eine Citrone wird saftig gegen ihn seyn, wenn wir ihn ausgequetscht haben. – Hensel hat einige neue Zeichnungen gemacht, über welche Du Deine Freude haben wirst, namentl. Betty Pistor. Eine v. Heyne ist vortrefflich. Droysen sagte mit Recht, sie sey eine wahre Moralpredigt über ihn, ein Spiegel, worin er täglich sehn müßte. Er sieht auch hinein, aber um sich unwiderstehlich zu finden. Jetzt kommt Julius Ritz, mit dem ich Deine Variat . spiele, es ist nämlich eine Cellostimme hier, und die Clavierpartie reconstruire ich mir danach tant mal que bien, oder plus mal que bien. Lebe wohl auf so lange. Fanny Mendelssohn Bartholdy Vater brachte gestern von der Börse schon die Nachricht des herrlichen Gelingens Eures Koncerts, mein liebster, allerliebster Sohn! wo ihm der Redakteur der engl. Artikel für die Staatszeit. den Bericht aus dem courier mitgetheilt hatte. Gott segne jede Deiner Unternehmungen eben so wie diese! auch ich werde Onkel schreiben; es wird ihn beglücken, daß er durch Dich die Veranlaßung dazu geworden. Die größte Wohlthat ist es obenein; denn die jetzigen Sammlungen sind im Vergleich zu den Danzigern, höchst unbedeutend. Unser vortrefflicher König hat wieder ein edles Werk gethan. Die großen Manövres am Rhein mit Zusammenziehung aller preuß. Truppen, die eben Statt haben sollten, unterbleiben; eines Theils um so viele Menschenhände jetzt nicht Schlesien zu entziehen, und dann, um die bedeutenden Summen der Mobilmachung unverkürzt der Unterstützung jener Provinz zuzuwenden. Es sollen mehr als 400, 000 rt. sein, nach andern gar 1/2 Million, und da eine solche Revue wirklicher Genuß für den König ist, so bringt er auch ein eigentliches Opfer. Einen andern wunderschönen Zug erzählt man aus authentischer Quelle. Ein verdienstvoller Officier war bei mehreren Gelegenheiten vergeßen worden; der König schickt ihm endlich einen Orden; der hintenangesetzte, übergangne, in Noth lebende Mann schickt den Orden mit einem groben Briefe zurück, worin er klagt, daß er nicht allein für sich Mangel leide, sondern nicht einmal seine Tochter, die einen braven jungen Menschen liebe, mit ihm verbinden könne. Der König steckte den Brief schweigend ein, und erwähnte der Sache während einiger Tage mit keinem Worte. Endlich sagte er; dem Manne muß großes Unrecht geschehen sein, sonst würde er nicht so gereizt und grob schreiben. Er schickte ihm den verschmähten Orden wieder, mit einer lebenslänglichen Pension und einer Summe zur Mitgift der Tochter. Daviden ist ein Gehalt v. 600 Silberrubeln und 30 Dukaten Reisegeld von dem Herrn v. Liphard angeboten worden. Er hat dafür nur die Verpflichtung, Quartette zu spielen, und wird Zeit zum Ueben und Unterrichtgeben, der dort gut bezahlt wird, behalten. Seine Idee ist, in den 3 Jahren etwas zu ersparen und dann nach Paris zu gehen. Ich begreife, daß die jetzige Beschäftigung bei den Königst. entmuthigend und geisttödtend, ja herabwürdigend ist, seit das Orchester Tourniaires Pferdekünste begleiten muß. Gans hat sich bei einem hier anwesenden ruß. Staatsrath Trugaineff nach dem Dorpater Edelmann erkundigt, und über seinen Ruf, Reichthum und angenehme Existenz befriedigende Auskunft erhalten. Der Ruße antwortete schriftl., und da er sich fest und steif einbildete, Gans wolle die Tochter jenes Herrn heirathen, so verbreitete er sich sehr über ihre Vorzüge, fügte als guter Schatchen auch hinzu, daß noch andre Rosen dort blühten. Gans findet diese Vermuthung doch eigentl. sehr schmeichelhaft und wir lachten nicht wenig darüber. Es thut mir recht leid, daß wir das kleine Davidchen verlieren sollen; er gehörte so ganz zu unsrer Hauskapelle, und ist überhaupt ein kluges, gutes Kerlchen. Indeß rieth ich ihm augenblicklich zur Annahme des Antrags, wie auch Vater und Marx gethan. Mir gefällt schon der Mann, der les ennuis de son beau chateau dadurch charmirn will, daß er junge Virtuosen engagirt, und mehrere Tausende des Jahrs daran wendet. Kling. s Brief war wieder herzerquickend, geistanregend, of the finest descriptive poetry: ja, ja, liebster Freund! wir wollen gar zu gern lesen, was Ihr beide eßt, und jede Kleinigkeit, so gemalt, sind es niederländische Bilder, die uns als Stillleben und Lautleben gleich stark erfreuen. O Gott, wie freu ich mich auf die schottischen Briefe, die hoffentlich ein ragout fin, ein köstliches scriptum compositum sein sollen. Giebts denn überhaupt eine süßere Empfindung, als solchen Sohn zu haben, und ihn von solchem Freunde anerkannt, gewürdigt und – beschrieben oder in häuslichem und öffentlichem Wirken treu geschildert zu sehen? I am quite happy by it. Zu diesem Londner Leben gehörte nothwendig solche schildernde Ergänzungsfeder. Schicken Sie nur immer Harmonikons Fragmente, wenn sie so lieblich klingen. Ich bin auch so ein Stück peuple jenes Franzosen. – (Einige Stunden später. ) Werner schickt so eben Deinen lieben tollen Brief, mein Felix! und alle dazu gehörige Sachen. Er war nach der stürmischen Ueberfahrt und schnellen Reise zu müde, um gleich selbst zu kommen. Geschieht es nicht bald, so besuche ich ihn: Denn ich muß wißen, wie Du aussiehst, und ob all das verrückte Treiben Dich nicht zu sehr angreift. – Obgleich ich vernünftig finde, daß Du mit einer Oper Dich nicht allzu sehr übereilst, und daher das glänzende Anerbieten vor der Hand ablehntest, so fände ichs doch höchst wünschenswerth, für später so etwas ausführen zu können. Du mußt, mein bestes Kind! Dich auch nicht so genau an die frühern Pläne binden. England ist so wichtig, und Ital. für einen deutschen Komponisten so null, daß ich keine Gefahr oder Inkonsequenz sehe, dahin zurück zu kehren, wo Du goutirt und verstanden wirst, und so ehrenvolle Anträge erhältst. Die Gegenwart ist eine mächtge Göttin; Ital. entläuft Dir für später nicht, kannst Du Aufschub bis zum Frühjahr erlangen, und einen erträgl. Text, so wäre ich sehr dafür, hier ruhig den Winter daran zu arbeiten, und zur saison wieder hinüber zu reisen. Es war, glaub ich, eine Art Bescheidenheit v. Vater, daß Du hören und Dich nicht hören laßen solltest. Sind die Leute nun klug genug Dich anzuerkennen, so schmiede das Eisen weil es warm ist; Beßres wird Dir schwerlich im Leben und irgendwo anders geboten, greif zu, weil Alles warm für Dich ist. Eine Oper ist heut zu Tage dasjenige, womit man frapper un grand coup kann, Du bist im JohnBullLande beliebt; nutze den günstigen Moment. Vor Allem aber erquicke und erhole Dich jetzt in Gottes freier Natur, und stärke Dich zu anhaltenden Arbeiten, die Du, ich bins gewiß, ehrenvoll und würdig ausführen wirst. Nach Paris könntest Du zur conservatoireZeit v. hier doch immer und v. da nach Lond. überschiffen. Doch liegt mir Letztres jetzt meist am Herzen, und ich gebe Dir und Kl. auf, es reiflich zu überlegen. Schade, daß Du keine détails über die Aufnahme der ouvert . und des Doppelkonc. s giebst, ich brenne darauf und hoffe, daß Freund Reisegefährte mich befriedigen wird. – Ich hoffe, Du hast den Sommer. tr. nur in Kopie dort gelaßen, und nimmst Partitur und Stimmen mit nach d. Niederlanden. Es ist jetzt le tour de la musique allemande, auch inst Brüßel ist Fréschutz deutsch gegeben. – Ich las heut Herrschels éloge, v. Baron Fourier in d. Pariser Akademie vorgelesen; besuche doch das Dorf Selough, nah bei Windsor, wo er wohnte; (vielleicht ist der Name nach franz. Art, falsch) Du weißt doch, daß Herrschel bis 19 Jahr Hautboist, und später Dirigent bei Oratorien in engl. Provinzstädten war? Original Noten v. seiner Hand müßten eine Kuriosität sein. – Leb wohl, der Himmel begleite und schütze Euch! Wie stehts mit der Arie d. Milder und den Liedern ? Lea Mendelssohn Bartholdy A mon frère en Europe! Wo steigst Du jetzt umher, in dem Hundewetter, Gott beschere Dir besseres, für uns ists gut genug, aber wir klappern mit den Zähnen. Werner hat eben geschickt, Dank, holder Felix, und so ordentlich hast Du geschickt, mit Futteral, und Nähnadeln aus allen Nummern. Und Dank für die Arie, ich werde sie mir noch heut Nachmittag anprobieren. Ach vielleicht ist Mühlenfels schon hier, ich habe wahres Fieber nach ihm, und schon viele Commis, Justizkommissarien aus Breslau, alte Frauen, und Gott weiß wen, dafür angesehen. Gerade jetzt ist hier viel die Rede von ihm, wir hören aus fremden Mündern sein Lob singen, und lesen es gedruckt in Blättern. – Wellington, der Einzige der Carrikaturen, den ich kenne, ist lächerlich ähnlich, die Übrigen verstehe ich nicht, gleichviel. Dein Freund Keferstein hatte auch solch Zeug uns zur Ansicht mitgebracht, aber Deine sind schöne Männer. – Ach Felix, der Katzenjammer, den ich sonst vor Deinem Briefe habe, ist heute nachträglich, ich glaube, das kommt von Mühlenfels. Eben bringt Vater die übrigen Briefe v. Drouet und Deiner Wenigkeit, die Andern lesen sie jetzt. – Heyse, der bei der Ankunft des Briefes gegenwärtig war, läßt grüßen und freut sich auf versprochenen Brief, er gab uns heut Stunde für Sonnabend, wo Victoire den Tag über bei uns war. Tante Jette, die unlängst fortging, grüßt auch schön. Nun habe ich Drouets Brief gelesen, er ist nett, aber noch sind Deine übrigen in der Eltern Hände. Geduld. Und nun wird zu Tische gerufen. Also noch lange warten. Der Tag wird ja auch vorübergehen, sind ja manche schon vergangen, unter andern viele, seit Du fort, sogar bald alle; die dann kommen, wollen wir schon festhalten, was nach ihnen kommt, kümmert mich wenig, ich bin kurzsichtig, und kann nicht über den Winter. Du Engel, Du liebes Glück, lebe wohl. Eine Stunde später Vater braucht den Brief noch nicht, nimm also noch ein wenig mit mir vorlieb. Nun kenne ich die Krankheit, die Du immer Zahnschmerzen nanntest, mein ganzes Maul ist eine Blase, ich bitte Dir jetzt alle Schelte ab, die ich Dir damals wohl ertheilte, wenn Du bei diesen Schmerzen mißvergnügt warst, und brummtest, es ist ein schändliches Gefühl, ich kann ohne Schmerzen weder essen noch reden, Du kennst mich, also kannst Du Dir vorstellen, wie ich herunter bin. Und auf der anderen Seite des Mundes (denn daß der ganze eine Blase sey, ist ungeheure Übertreibung) habe ich mir ein Stück Zahn ausgebissen, zum Glück ists nicht zu sehen, das fehlte mir auch noch. Schönes Bild, ist das nicht betrübt, Rellstab? Ich möchte gar zu gerne noch die Seite vollschreiben, denn wenn Vater noch auf derselben anfängt, so ist keine Frage, daß er liest, obgleich ich keine diplomatischen Verhandlungen schreibe, ist mirs doch unangenehm, daß der Brief, wie die türkischen Schavls, erst vom Großsultan muß gelesen und getragen werden, ehe man ihn versendet. Fanny und Hensel sollen sich hängen lassen, sie lämmern laut an demselben Tische, an dem ich schreibe, – und bringen mich aus dem Concept. – In der Radpartiebeschreibung hat Fanny vergessen, wie vor Droysens Wasserfall Nase alleine über eine Fähre setzte, und als er anlandete, ich den Tusch aus Meeresstille (einen halben Ton zu tief, wider Gewohnheit) intonirte, Fanny, natürlich die zweite Stimme, und David die dritte anfingen, und wir 3 Trompeten den Tusch wundervoll und so ähnlich ausführten, daß ihn Alle erkannten. Noch eins, fängt das Händelsche Recitativ an barbara sorte, sorte amara, und weiter nichts, oder hast Du einen Bogen vergessen? Letzeres wäre möglich in London, ich habe Klingemanns Brief ohn Anfang und leider mit Ende noch nicht vergessen, es ist wol gar fashionable keine erste Seite ins Ausland zu schicken. Aber darum keine Feindschaft nicht. Ich bin eine dumme Pute, Du hingegen weißt die Feder zu führen, und bist überhaupt passabel. Leb wohl, wohlgewachsener Mensch. O Reisegefährte, seyn Sie furchtbar gegrüßt. Und verpümpeln Sie ihn! Rebecka Mendelssohn Bartholdy Sie haben mir eine große, weiße Seite hingelegt und an Stoff fehlte es mir auch warlich nicht sie zu füllen, auch an Lust nicht wenn ich nicht das Ding Jägerstraße No 20 hätte, allein Leipziger 3?! Verzeihe lieber Bruder, oder freue Dich vielmehr daß ich nicht viel und nicht mehr schreibe, sondern lieber mit Fanny weiter von Dir plaudere, mit der ich eben Deine lieben Briefe las. Wir sind Dir stark gut und Alles ist gut was Du machst und wie Dus thust und wir wollen Alles thun um nicht zu weit zurückzubleiben, daß auch Du Freude an uns habest, wenn Du wiederkömmst. Jetzt schweifest Du schon und ehrlich gesagt ich freue mich daß ich mir Angesicht wieder auf sonnengrünen Hintergrund denken kann, wie ich Dich gemalt und daß Du Dich aus dem Nebel gemacht. Mach Dich nur bald wieder in den Staub, könnten wir dann zusammen aus demselben gehn. Kunst und ein frisches Leben gehn mit Dir, weil Du sie ja in Dir trägst. Glück auf! – Dein treuer Bruder Wilhelm ich schließe heute die Reihe, die aber erst eine viertelstunde vor Abgang der Post an mir kommt. Daher nur meine besten Grüße, den schönsten vorläufigen Dank für die Schlesier, und recht herzliche Wünsche einer glücklichen Reise, wozu aber besseres Wetter gehört, als wir es hier haben. Leider, fürchte ich, Du wirst es auch ungünstig haben, der herrschende Wind ist No West, und der soll in England übel seyn. Du hast sehr wichtige 3 Monathe verlebt, Du hast Dir den Beifall einer großen Stadt, und die Liebe neuer Freunde erworben; Du hast Dich gescheidt und consequent betragen und hast bewiesen, daß Du reif zur Selbstständigkeit bist. Du hast mein Vertrauen gerechtfertiget, Du bist Dir selbst und Deinem Gemüth treu geblieben, und ich, der die Liebe nicht in einer steten adoration sehe, sage Dir gern, daß ich zufrieden mit Dir bin. Erhohle Dich jezt in bewegter Ruhe und Stille, denn so denke ich mir Deine Reise, zeichne fleißig, schreib wann Du kannst, und vor allen Dingen bleibe gesund. Deinem Reisegefährten meine herzlichsten Grüße. Alles übrige gelegentlich Dein Vater und Freund AM.
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-07-22-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-07-22-01" xml:id="title_3ce7da69-f9bf-4545-9b8d-ada3ffbe0fbc">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 22. Juli 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_dc42d0b9-c03c-4494-a451-fca05c2a4a6b">Diesmal ist Rotterdam Dir zuvor gekommen, liebster Felix, und wir wissen schon aus der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts. 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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_40c3649e-2b69-4d84-bfba-a2ddccf4138e"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/74.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-07-22-01" type="letter" xml:id="title_2a3f6c63-7553-4cc4-9dd4-06ee338ff598">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 22. Juli 1829</title> <incipit>Diesmal ist Rotterdam Dir zuvor gekommen, liebster Felix, und wir wissen schon aus der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts. Ihr werdet sehr populär in Schlesien werden, und das arme Volk wird John</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 5-6 / 22 / 7], [SCHIFFSBRIEF-POST HAMBURG / 24 JUL / 1829], [SHIP LETTER LONDON / 27JY27 / 1829], [D / 28JY83 / 1829], Siegel. </p> <handDesc hands="5"> <p>Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel, Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 84 f. (Fannys Briefteil, Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-22" xml:id="date_f58fd08f-f3f6-47ae-b547-06df2ebecee0">22. Juli 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_ef56c3a0-0ec3-44fa-800f-4983f1942a19">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_c0cf558e-93b0-41e1-afc8-b5f3b1c01ef8">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_ebe294e3-12bd-4133-b6e7-47d7faa7a2d9">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0111899" resp="author" xml:id="persName_73bb3f09-5fc7-4ed9-b54c-c004f6122118">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_5aa6682d-0246-431c-9029-fbc0c4e06834">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0111899" resp="writer">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_0f4d4bce-4ba2-4413-a5e3-1c0f7765f0e1"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</persName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_e269ad53-c334-4901-90d2-5917f44fae47">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_055b217b-d556-49ef-ab6f-f76b44ee9fd2"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_fbdcce6d-188e-4290-b7c0-3ae89e7c4fca"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">A Messieurs</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Mess<hi rend="superscript">rs</hi> Doxat & C<hi rend="superscript">o</hi></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour M<hi rend="superscript">r</hi> Felix Mend. Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">p Hambourg</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">bateau à vapeur</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_110db651-1bc4-4acf-b172-45bd0b189b17"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, den <date cert="high" when="1829-07-22" xml:id="date_8a82b166-cf88-4727-bf5d-26fc4d47044a">22sten Juli 29.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Diesmal ist Rotterdam Dir zuvor gekommen, <seg type="salute">liebster Felix</seg>, und wir wissen schon aus der <date cert="high" when="1829-07-21">gestrigen</date> Staatszeitung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6f8b275b-8040-44f9-9a8b-99ffed5b5379" xml:lang="de">der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts – Die Sängerin Henriette Sontag und Felix Mendelssohn Bartholdy hatten am 13. Juli 1829 in den Londoner Argyll Rooms ein Benefizkonzert zugunsten der wegen Überschwemmungen im Frühjahr 1829 notleidenden Schlesier veranstaltet (Harmonicon 7, 1829, S. 204, und BAMZ 6, Nr. 39, 6. September 1829, S. 306-308). In der Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung 200. Stück, heißt es am 21. Juli 1829: »In dem instrumentalen Theile des Concerts zeichnete sich besonders die Ouvertüre zum ›Sommernachts-Traum‹ als eine Composition von großem Verdienste aus; sie wurde vom Componisten, Herrn Felix Mendelssohn-Bartholdy aus Berlin, persönlich dirigirt. Ein von demselben jungen Manne componirtes Concert für zwei Pianofortes wurde von ihm und Herrn Moscheles vorgetragen.« Es handelt sich um das 1823 komponierte Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 5. »Mendelssohn’s Ouverture zum Sommernachtstraum wurde zum zweiten Male und mit gesteigertem Beifall gegeben. Auch sein Doppelconcert in E-Dur (Manuscript), das Moscheles mit ihm spielte, ging gut und gefiel sehr. Die Einnahme betrug £ 500« (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben: Nach Briefen und Tagebüchern, Leipzig 1872, Bd. 1, S. 209). Weiterhin traten die Sopranistin María Felicità Malibran, der Kastrat Giovanni Battista Velluti, der Cellist Max Bohrer, der Flötist Louis François Philippe Drouet und der Hornist Giovanni Puzzi auf. In Brief fmb-1829-07-16-03 (Brief Nr. 194) Felix Mendelssohn Bartholdy an Nathan Mendelssohn in Breslau, London, 16. Juli 1829, bezeichnete Mendelssohn das Konzert als »unstreitig das beste im ganzen Jahre«. Es seien »zwischen 250 und 300 guinéen eingekommen die dem preuß. Gesandten hier übergeben und durch ihn nach Schlesien geschickt werden« (Z. 61 und Z. 52 f.). Nicht nur Nathan Mendelssohn dankte seinem Neffen für sein Engagement für die Überschwemmungsopfer, sondern auch der Oberpräsident der Provinz Schlesien, Friedrich Theodor von Merckel; siehe Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829.</note> den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts. Ihr werdet sehr populär in Schlesien werden, und das arme Volk wird John Bull<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_418d14b3-99ce-49df-9ced-ddf2a8c33d1b" xml:lang="de">John Bull – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet.</note> und die Musen segnen, wenn die Erndte, wie ich zweifle, reichlich war. Sobald <title xml:id="title_0cfd0a1d-3369-44d8-a30f-4387049b56a6">Dein <date cert="high" when="1829-07-22" xml:id="date_897a527a-ac2b-4e8d-873b-2ef6807c49f0">heutiger</date> Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-07-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 17. Juli 1829</name> </title> das Nähere berichtet, werde ich an <persName xml:id="persName_3509e491-d715-48eb-bbc0-1750e2f9edfa">Onkel Nathan<name key="PSN0113233" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)</name></persName> schreiben.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3462063e-da91-453f-aba0-d522ff9309eb" xml:lang="de">werde ich an Onkel Nathan schreiben – Nathan Mendelssohn lebte in Reinerz in Niederschlesien (heute Duszniki Zdrój, Polen). Er hatte seinem Bruder Abraham über die verheerenden Überschwemmungen in Schlesien im Frühjahr berichtet und angeregt, dass »die Sonntag und Felix in der Folge auch für hiesige Verunglückte in London so wohlthätig würken« sollten. Siehe dazu Brief gb-1829-06-17-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 17. Juni 1829, Z.: »Folgendes schreibt mir der Onkel Nathan«.</note> So wäre nun Deine Londoner Carriere beendet, und wieder einmal, dem Himmel sey Dank, Dein Treiben mit glücklichem Erfolge gekrönt. Es ist eine hübsche Sache, wenn man so gemüthsruhig aus der Ferne mit ansehn kann, was Einer treibt, und gewiß und sicher weiß, er macht es recht. Wenn Du uns mit nächster Post aus Schottland schriebest, Du habest einen Ruf als Hofcompositeur im Kaffernlande<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8a630670-9d59-4b28-b7c8-3eddc556cea9" xml:lang="de">Kaffernlande – früher Bezeichnung für das östliche Südafrika; von arab. kafir, Ungläubige.</note> angenommen, und das ganze Haus sich vor Entsetzen auf den Kopf stellte, würde ich vergnüglich aussehn, und in meiner Seele überzeugt seyn, daß die wahre Musik fortan im Kaffernlande blühte. Du gehst aber eben nicht hin. Zu Euren Hochlandsflügen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d268144d-d739-4224-87b6-f37a96619cf0" xml:lang="de">Euren Hochlandsflügen – Mendelssohn war am 22. Juli 1829 mit Carl Klingemann von London aus zu seiner Schottlandreise aufgebrochen (vgl. Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 7v).</note> wünsche ich Euch <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"><corr resp="writer">v</corr><sic resp="writer">f</sic></choice>or allem besseren Himmel, als unsern diesjährigen, der sich uns keinen Tag ohne Wolkenzüge und Regengüsse zeigt, und noch bei hellem Tage zum Zurückziehn in die Zimmer nöthigt, weil die Luft oktobert. Ich will einmal hoffen, alle Klarheit und Wärme sey in Deinem Norden, und sie somit gern missen. – Rad<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3fdfee25-76d9-4458-899f-067494b00f2f" xml:lang="de">Rad – Gemeint ist der Zirkel, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> hat wieder einen großen Streich ausgeführt, es war <date cert="high" when="1829-07-20">Montag</date> zum Kaffee bei <persName xml:id="persName_b65e7510-e363-4237-aff8-30e78e42b853">Heynes<name key="PSN0111811" style="hidden" type="person">Heine, Familie von → Heinrich Carl H. (-)</name></persName>, <persName xml:id="persName_64f537a1-8d6a-4764-8e2c-0c2602479cb6">Luise Jacobi<name key="PSN0117155" style="hidden" type="person">Jacobi (Jacoby), Luise</name></persName> und <persName xml:id="persName_7d7f4c5f-a548-4655-94b3-436f6e54c105">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> fuhren mit uns heraus, <persName xml:id="persName_e92d8f8f-eea5-4c7f-9651-faf5fcd57c00">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_e5488319-ba9a-484c-9872-d0288eef3b08">Heydemanns<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name><name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>, und das war die ganze Gesellschaft. Sie ging nach dem Schloßgarten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e4bc3772-cede-417d-8907-a7b9a3c2b9a1" xml:lang="de">dem Schloßgarten – Die Familie Heyne wohnte im Sommer in Charlottenburg, daher ist der Garten des dortigen Schlosses gemeint.</note> wo sie sich an einem wunderschönen Abend mit dem herrlichsten Sonnenuntergang allein befand, und diese Einsamkeit zu tausend Possen benutzte. Wir kamen an die kleine Fähre, die an einem Strick hinüber gezogen wird, Droysen, <persName xml:id="persName_b7030bf5-c677-437f-80a9-703e713b9143">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f14de958-bd7a-46f0-bec0-1ae97e6d6d63">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b38a9438-da1d-4c0f-85fc-f49896076935">Luise<name key="PSN0117155" style="hidden" type="person">Jacobi (Jacoby), Luise</name></persName> und Heynes sprangen hinein, und ließen <persName xml:id="persName_9b3bbd73-4104-440e-9fb5-5a4d2678d845">Minna<name key="PSN0111962" style="hidden" type="person">Heydemann, Minna</name></persName>, David, <persName xml:id="persName_d18d933e-ff65-41d8-bd4b-fee041e455af">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> und mich am Ufer stehn. Sie setz<del cert="high" rend="strikethrough">t</del>en über, <persName xml:id="persName_41c2f43d-13e3-431b-9e83-38609d34ac55">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ac6bfd18-9800-42b6-a66c-2302e3d86226">Albertine<name key="PSN0117011" style="hidden" type="person">Heine, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und Beckchen steigen aus, die Andern wollen zurück, uns abzuholen, da thut Droysen einen Fehltritt, und plumpt bis über die Knie ins Wasser, läuft sogleich ans Ufer und in den Garten hinein, die Mädchen ihm nach, Albert und Luise, die allein auf der Fähre geblieben waren, wollen zu uns hinüber, aber wehe! <del cert="high" rend="strikethrough">Al</del> Droysen hat im Springen, den Strick verwirrt, und die Fähre kann nicht vor noch rückwärts, sondern sitzt inmitten des Wassers fest. Wir Uebrigen mußten nun einen langen Umweg nehmen, um an die andre Seite des Wassers zu gelangen, und den Strick zu entwirren, David war der Befreier, Albert der in komischer Wuth gewesen war, küßte den Boden, und wir fingen nun an, gemeinschaftlich auf die Entwichenen zu schimpfen, die ruhig bis ans’ Ende des Gartens gelaufen waren, und uns nun, da wir so lange ausblieben, nicht ohne einige Besorgniß am Eingang erwarteten. Um sie zu strafen, gingen wir still an ihnen vorüber, ohne sie eines Blicks zu würdigen oder auf ihre vielen Fragen zu antworten, und kamen so als getrennte Gesellschaften zu Hause an. Die Bouderie<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6b664b23-087c-436d-8949-4f28075911ac" xml:lang="fr ">Bouderie – frz., Schmollen, schlechte Laune.</note> ward, halb Spaß halb Ernst, den ganzen Abend fortgesetzt, und gab zu vielem Gelächter Anlaß. David geht fort von hier, zu unserm wirklichen Leidwesen. Er hat einen Ruf nach <placeName xml:id="placeName_b5ac68d0-db53-4761-9661-1db605b1ca54">Dorpat<settlement key="STM0100614" style="hidden" type="locality">Dorpat</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_17b25df4-69e1-4345-a68c-6b6e2930254e" xml:lang="de">David … hat einen Ruf nach Dorpat – Ferdinand David war von Oktober 1829 bis zum 13. Oktober 1835 im Privatquartett von Carl Gotthard Baron von Liphart in Dorpat (heute Tartu, Estland) engagiert. Mit David gingen die Musiker Karl Matthias Kudelsky (2. Violine) und Cyprian Romberg (Violoncello) nach Dorpat. Den Bratschenpart übernahm Ludwig Herdtmann. Siehe dazu Elmar Arro, Ferdinand David und das Liphart-Quartett in Dorpat 1829-35, in: Baltische Monatshefte 1 (1935), S. 19-30.</note> zu einem <persName xml:id="persName_5549d9b9-6a6a-4528-8fba-b43131da4d39">reichen Edelmann<name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName>, der sich ein eignes Quartett hält, und den Leuten sehr vortheilhafte Bedingungen stellt. Das <hi rend="latintype">engagement</hi> ist auf drei Jahr, und er kann, <hi n="1" rend="underline">wenn er will</hi>, viele Muße nützlich anwenden. Das <placeName xml:id="placeName_1df36222-5ba7-4144-9949-fbeffbbea381">königst. Theater<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist jetzt so beschaffen, daß man wirklich Jedem rathen muß, das Weite zu suchen. <persName xml:id="persName_3daecfc6-abb2-4475-9533-76eea6b81692">Romberg<name key="PSN0114272" style="hidden" type="person">Romberg, Bernhard Heinrich (1767-1841)</name></persName>, der ihn vorgeschlagen<del cert="high" rend="strikethrough">,</del> hat, schickt auch <persName xml:id="persName_d7dab16f-5a3e-4265-b94a-a11e52829db8">seinen Neffen<name key="PSN0114273" style="hidden" type="person">Romberg, Cyprian Friedrich Marianne (1807-1865)</name></persName> als Cellospieler hin. – Danke <persName xml:id="persName_ef95c3ef-50c6-49af-acb3-a0cb0b69e887">Deinem Reisegefährten<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> für seinen prächtigen Brief,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_19f25f15-d00a-413a-bd18-819c35edd7ce" xml:lang="de">Danke Deinem Reisegefährten für seinen prächtigen Brief – Brief von Carl Klingemann an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 5., 6. und 7. Juli 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/3. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 55-58). Mit dem Brief übersandte Klingemann das Brautlied »In den Wäldern ist ein Wehen« an Fanny Mendelssohn Bartholdy, das dieser auf einen eigenen Text komponiert hatte. Das autographe Manuskript verwahrt die Internationale Mendelssohn-Stiftung in Leipzig (D-LEims, Klingemann-Nachlass. Druck in: Acht Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1898. Abdruck des Textes: Klingemann, Briefwechsel, S. 345).</note> ich antworte noch nicht, weil er sich doch wol nicht die Sachen nachschicken läßt, und meine Werke das Altwerden nicht gut vertragen. <persName xml:id="persName_c67d6e37-60e3-4045-bd87-70b2131e0953">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> erwarten wir nun täglich,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e1d1309b-803b-46de-a226-6a7b5c59e9fb" xml:lang="de">Mühlenfels erwarten wir nun täglich – Mendelssohn hatte am 10. Juli 1829 eine bevorstehende Reise von Ludwig von Mühlenfels von London nach Berlin angekündigt; siehe Brief fmb-1829-07-10-01 (Brief Nr. 189) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 10. Juli 1829. Später gab er dessen Abreisetermin konkret mit dem 21. Juli »um Mitternacht« an; siehe Brief fmb-1829-07-21-01 (Brief Nr. 199) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 21. Juli 1829.</note> und mit großer Ungeduld, ich habe <persName xml:id="persName_018cd082-fd96-4d0e-bc21-78f136b09339">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> aufgetragen, ein uneigennütziger Freund zu seyn, und ihn, sobald er ihn ansichtig wird, herzuschleppen. Eine Citrone wird saftig gegen ihn seyn, wenn wir ihn ausgequetscht haben. – Hensel hat einige neue Zeichnungen gemacht, über welche Du Deine Freude haben wirst, <title xml:id="title_2aa46bc7-6cd6-4f47-a9ad-c6a0412c2155">namentl.<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111773" style="hidden" type="art">Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title> <persName xml:id="persName_a4420472-5374-4868-af17-816819888dd3">Betty Pistor<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_168136da-bba9-4fe4-8052-c1cb228decd5" xml:lang="de">Hensel hat einige neue Zeichnungen gemacht … namentl. Betty Pistor – Wilhelm Hensels Zeichnung von Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor ist nicht bekannt.</note> <title xml:id="title_cd9495b1-4016-4809-bfd9-9f857e776269">Eine<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111772" style="hidden" type="art">Heinrich Heine (Zeichnung 1829)</name></title> v. <persName xml:id="persName_178089cd-e14e-4564-921c-701301a56290">Heyne<name key="PSN0111816" style="hidden" type="person">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName> ist vortrefflich. Droysen sagte mit Recht, sie sey eine wahre Moralpredigt über ihn, ein Spiegel, worin er täglich sehn müßte. Er sieht auch hinein, aber um sich unwiderstehlich zu finden. Jetzt kommt <persName xml:id="persName_a9883b53-9f85-4e2d-a797-ba7ea2b6bcca">Julius Ritz<name key="PSN0114200" style="hidden" type="person">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName>, mit dem ich <title xml:id="title_79d5460a-2ffd-4f29-ba18-7b5052f07316">Deine Variat<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rjndzpfi-bnyc-qati-c1kz-ck3nu6g2r3aj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100378" style="hidden">Variations concertantes (Andante con variazioni) D-Dur für Violoncello und Klavier, 30. Januar 1829<idno type="MWV">Q 19</idno><idno type="op">17</idno></name></title>. spiele, es ist nämlich eine Cellostimme hier, und die Clavierpartie reconstruire ich mir danach <hi rend="latintype">tant mal que bien</hi>, oder <hi rend="latintype">plus mal que bien</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_147b40ad-3d0a-40bc-a994-2a732f78f1f1" xml:lang="fr ">tant mal que bien, oder plus mal que bien – frz. / dt., mehr schlecht als recht, oder schlechter als recht.</note> <seg type="closer">Lebe wohl auf so lange.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_565686ad-2367-48a6-a5d2-5f6f052f30b0"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><persName xml:id="persName_988437ea-968d-4771-a3fc-d037ca117a3c">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> brachte <date cert="high" when="1829-07-21">gestern</date> von der <placeName xml:id="placeName_06c81087-6e8e-4b90-b984-84e5a13be682">Börse<name key="NST0103271" style="hidden" subtype="" type="institution">Börse</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> schon die Nachricht des herrlichen Gelingens Eures Koncerts,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bea6468a-79b0-4f0c-8b18-170dde911f65" xml:lang="de">Eures Koncerts – siehe Kommentar zu Z.: der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts.</note> <seg type="salute">mein liebster, allerliebster Sohn!</seg> wo ihm der <persName xml:id="persName_587963b3-b9f0-49ce-b473-336468af86d1">Redakteur<name key="PSN0117826" style="hidden" type="person">Philipsborn, Johann Carl Heinrich (1784-1848)</name></persName> der engl. Artikel für die Staatszeit.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_334cee28-122f-4593-80b3-2b018a61386b" xml:lang="de">der Redakteur der engl. Artikel für die Staatszeit. – Die Redaktion der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung lag in den Jahren 1828 bis 1830 und ab 1837 in den Händen von Johann Carl Heinrich Philipsborn. Ihm standen die Redakteure Dr. Karl Ernst John, Dr. Heinrich Clauren (eigtl. Karl Gottlob Samuel Heun), Joseph Lehmann, Karl Müller und Jaques Edouard Alexandre Cotte zur Seite. Siehe Dietmar Grypa, Der Diplomatische Dienst des Königreichs Preußen (1815-1866). Institutioneller Aufbau und soziale Zusammensetzung (Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, Bd. 37), Berlin 2008, S. 99. </note> den Bericht aus dem <hi rend="latintype">courier</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3e6e06d9-86bf-46f0-8e56-0fc9e4841cce" xml:lang="de">den Bericht aus dem courier – Der Bericht über das Konzert am 13. Juli 1829 wurde in der in London erschienenen Tageszeitung The Courier, and Evening Gazette vom 14. Juli 1829, S. 2, abgedruckt.</note> mitgetheilt hatte. Gott segne jede Deiner Unternehmungen eben so wie diese! auch ich werde <persName xml:id="persName_c10a26d8-b06c-495c-a505-9e1b5e38d164">Onkel<name key="PSN0113233" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)</name></persName> schreiben; es wird ihn beglücken, daß er durch Dich die Veranlaßung dazu geworden. Die größte Wohlthat ist es obenein; denn die jetzigen Sammlungen sind im Vergleich zu den Danzigern, höchst unbedeutend. Unser vortrefflicher <persName xml:id="persName_a052f67d-d166-45c9-8916-f7e5cf86fbe7">König<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> hat wieder ein edles Werk gethan. Die großen Manövres am Rhein mit Zusammenziehung aller preuß. Truppen, die eben Statt haben sollten, unterbleiben; eines Theils um so viele Menschenhände jetzt nicht Schlesien zu entziehen, und dann, um die bedeutenden Summen der Mobilmachung unverkürzt der Unterstützung jener Provinz zuzuwenden. Es sollen mehr als 400,000 rt. sein, nach andern gar <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Million, und da eine solche Revue wirklicher Genuß für den König ist, so bringt er auch ein eigentliches Opfer. Einen andern wunderschönen Zug erzählt man aus authentischer Quelle. Ein verdienstvoller Officier war bei mehreren Gelegenheiten vergeßen worden; der König schickt ihm endlich einen Orden; der hintenangesetzte, übergangne, in Noth lebende Mann schickt den Orden mit einem groben Briefe zurück, worin er klagt, daß er nicht allein für sich Mangel leide, sondern nicht einmal seine Tochter, die einen braven jungen Menschen liebe, mit ihm verbinden könne. Der König steckte den Brief schweigend ein, und erwähnte der Sache während einiger Tage mit keinem Worte. Endlich sagte er; dem Manne muß großes Unrecht geschehen sein, sonst würde er nicht so gereizt und grob schreiben. Er schickte ihm den verschmähten Orden wieder, mit einer lebenslänglichen Pension und einer Summe zur Mitgift der Tochter.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg><persName xml:id="persName_13dc8f2b-04ea-426e-9f73-729e254d970d">Daviden<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> ist ein Gehalt v. 600 Silberrubeln und 30 Dukaten Reisegeld von dem <persName xml:id="persName_b74a7c48-6204-41db-bfab-5fe4cf45da31">Herrn v. <hi rend="latintype">Liphard</hi><name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName> angeboten worden. Er hat dafür nur die Verpflichtung, Quartette zu spielen, und wird Zeit zum Ueben und Unterrichtgeben, der dort gut bezahlt wird, behalten. Seine Idee ist, in den 3 Jahren etwas zu ersparen und dann nach Paris zu gehen. Ich begreife, daß die jetzige Beschäftigung bei den <placeName xml:id="placeName_80366694-fd7e-447a-9768-4c48de79204d">Königst<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. entmuthigend und geisttödtend, ja herabwürdigend ist, seit das <placeName xml:id="placeName_f17045e1-3cf0-44e6-b20c-7bac8367505f">Orchester<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <hi rend="latintype">Tourniaires</hi> Pferdekünste<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b78541a1-b4ba-4eca-a56b-9156eaa38ff5" xml:lang="de">Tourniaires Pferdekünste – Die russische Zarin Alexandra Fjodorowna war zur Hochzeit ihres Bruders Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen nach Berlin gekommen. Am 13. Juli 1829 wurde ihr Geburtstag am Hof in Potsdam mit einem Fest begangen, das den Titel »Der Zauber der weißen Rose« trug. Siehe die Beschreibung des Festes in: Der Zauber der weissen Rose, zur Feier des Geburtstages Ihrer Majestät der Kaiserin von Russland am 13. Juli 1829, [Berlin 1829], Vorwort, [S. 1]: »Das Geburtsfest Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland fiel in die letzten Tage des ersten Besuchs, den Sie als gekrönte Kaiserin Ihrem Königlichen Vater abstattete. Anlaß genug zu einem großen Feste; welches der König anzuordnen befahl. […] zur ersten Abtheilung, welche im Freien statt haben und einem sehr großen Publikum den Mitgenuß gewähren sollte, ward ein Carrousel vorgeschlagen; zur zweiten Abtheilung, eine Darstellung allegorischer lebender Bilder, welche im Schauspielsaal des Pallastes nur den Zirkel des Hofes faßte, und die dritte Abtheilung, welche für eben diesen Kreis bestimmt war, sollte in einem Ball in den Festsälen des Palais bestehen. Alle drei Abtheilungen standen in einem solchen Zusammenhang, daß sie ein Ganzes bildeten, welches den Namen: ›der Zauber der weißen Rose‹ führte. Die Kaiserin hatte nämlich in früher Jugend schon die weiße Rose zu ihrem Sinnbilde erwählt, und war darnach oft im engeren Familien-Kreise ›Blancheflour‹ benannt worden, daher die Zueignung des Festes unter dem Bilde der weißen Rose.« Unter dem Motto »Das bewegliche Bild im Zauberspiegel« wurden Zeichnungen von Karl Friedrich Schinkel in lebende, sich bewegende und sprechende Bilder verwandelt. Das Schaureiten vor dem Neuen Palais wurde von zehn Reiterquadrillen ausgeführt. Sie repräsentierten Preußen, die Niederlande, Kurbrandenburg, Schlesien, Brandenburg, Wenden, Hohenzollern, Mecklenburg, Nürnberg und Braunschweig (siehe ebenda, passim).</note> begleiten muß. <persName xml:id="persName_26e1cc8e-e9cb-405d-b412-855bd1e29e51">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> hat sich bei einem hier anwesenden ruß. Staatsrath <persName xml:id="persName_71093d98-de3a-47d2-82af-d124a27cd0c0">Trugaineff<name key="PSN0118467" style="hidden" type="person">Turgenew, Alexander Iwanowitsch (1784-1845)</name></persName> nach dem <persName xml:id="persName_ef1edbc6-e23a-4950-b1f0-304a38eaae81">Dorpater Edelmann<name key="PSN0112879" style="hidden" type="person">Liphart, Carl Gotthard Baron von (1778-1853)</name></persName> erkundigt, und über seinen Ruf, Reichthum und angenehme Existenz befriedigende Auskunft erhalten. Der Ruße antwortete schriftl., und da er sich fest und steif einbildete, Gans wolle die <persName xml:id="persName_0e076119-7d5a-48ec-945f-bed75e03dc48">Tochter jenes Herrn<name key="PSN0112883" style="hidden" type="person">Liphart, Sophie Wilhelmine von (1807-1893)</name></persName> heirathen, so verbreitete er sich sehr über ihre Vorzüge, fügte als guter <hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Schatchen</hi> </hi>auch hinzu, daß noch andre Rosen dort blühten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d5efb7a-44be-4104-b973-3e0e5df9bdea" xml:lang="de">daß noch andre Rosen dort blühten – Carl Gotthard Baron von Liphart hatte mehrere damals noch unverheiratete Töchter.</note> Gans findet diese Vermuthung doch eigentl. sehr schmeichelhaft und wir lachten nicht wenig darüber. Es thut mir recht leid, daß wir <persName xml:id="persName_ab9083c1-492a-4830-be8a-7686b67dc082">das kleine Davidchen<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> verlieren sollen; er gehörte so ganz zu unsrer Hauskapelle, und ist überhaupt ein kluges, gutes Kerlchen. Indeß rieth ich ihm augenblicklich zur Annahme des Antrags, wie auch <persName xml:id="persName_a904f377-de2c-4975-a4fb-88b585693a2d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0c797fa3-c413-4ad6-b5b8-e63d63794193">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> gethan. Mir gefällt schon der Mann, der <hi rend="latintype">les ennuis de son beau chateau</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8e8a1e15-e4bc-41b3-b832-e98fde8c1aa2" xml:lang="fr ">les ennuis de son beau chateau – frz., die Freudlosigkeiten seines schönen Schlosses</note> dadurch <hi rend="latintype">charmirn</hi> will, daß er junge Virtuosen <hi rend="latintype">engagirt</hi>, und mehrere Tausende des Jahrs daran wendet.</p> <p><persName xml:id="persName_7ad29e7c-b0da-4beb-856c-899536a6bc30">Kling<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>.s Brief<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_96634496-c555-4e48-8816-e7c9fa9c2b8c" xml:lang="de">Kling.s Brief – zu Carl Klingemanns Brief siehe Kommentar zu Z.: Danke Deinem Reisegefährten für seinen prächtigen Brief.</note> war wieder herzerquickend, geistanregend, <hi rend="latintype">of the finest descriptive poetry</hi>: ja, ja, liebster Freund! wir wollen gar zu gern lesen, was Ihr beide eßt, und jede Kleinigkeit, so gemalt, sind es niederländische Bilder, die uns als Stillleben und Lautleben gleich stark erfreuen. O Gott, wie freu ich mich auf die schottischen Briefe, die hoffentlich ein <hi rend="latintype">ragout fin</hi>, ein köstliches <hi rend="latintype">scriptum compositum</hi> sein sollen. Giebts denn überhaupt eine süßere Empfindung, als solchen Sohn zu haben, und ihn von solchem Freunde anerkannt, gewürdigt und – beschrieben oder in häuslichem und öffentlichem Wirken treu geschildert zu sehen? <hi rend="latintype">I am quite happy by it</hi>. Zu diesem Londner Leben gehörte nothwendig solche schildernde Ergänzungsfeder. Schicken Sie nur immer <hi rend="latintype">Harmonikons</hi> Fragmente,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21984c87-01a7-4efe-99e1-9be5659dbf29" xml:lang="de">Harmonikons Fragmente – Klingemann hatte seinem Brief vom 5., 6. und 7. Juli 1829 (vgl. Kommentar zu Z.: Danke Deinem Reisegefährten für seinen prächtigen Brief) eine Rezension aus der in London erscheinenden Musikzeitschrift Harmonicon (7, 1829, S. 173 f.) über das erste Konzert der Philharmonic Society in London am 25. Mai 1829 beigelegt, in dem Mendelssohns 1. Sinfonie c-Moll, op. 11 (MWV N 13), erklungen war. </note> wenn sie so lieblich klingen. Ich bin auch so ein Stück <hi rend="latintype">peuple</hi> jenes Franzosen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_950fd53e-1c70-431d-999f-052e0180bac9" xml:lang="de">ein Stück peuple jenes Franzosen – Anspielung auf das Zitat »il faut une religion pour le peuple« (»man braucht eine Religion für das Volk«) in Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829.</note> –</p> <p><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-07-22" xml:id="date_486f9aab-db76-4f34-b496-f817d81476c5">(Einige Stunden später.)</date></seg> <persName xml:id="persName_a5a928c6-3630-4744-b546-06b86db7c99b">Werner<name key="PSN0115713" style="hidden" type="person">Werner, Carl Friedrich</name></persName> schickt so eben <title xml:id="title_5ff5da74-7cc6-4269-b9be-ecd16e330750">Deinen lieben tollen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-07-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 17. Juli 1829</name> </title>, <seg type="salute">mein Felix!</seg> und alle dazu gehörige Sachen. Er war nach der stürmischen Ueberfahrt und schnellen Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_baf3fe94-f8fc-44b8-a13b-6da02462a165" xml:lang="de">der stürmischen Ueberfahrt und schnellen Reise – Der Berliner Unternehmer Carl Friedrich Werner kehrte von einer Englandreise zurück.</note> zu müde, um gleich selbst zu kommen. Geschieht es nicht bald, so besuche ich ihn: Denn ich muß wißen, wie Du aussiehst, und ob all das verrückte Treiben Dich nicht zu sehr angreift. – Obgleich ich vernünftig finde, daß Du mit einer Oper<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5922efb6-9813-42d5-92d6-b588002130ea" xml:lang="de">einer Oper – Mendelssohn hatte das Angebot erhalten, für das Royal Opera House Covent Garden eine Oper zu schreiben. Siehe Brief fmb-1829-05-26-01 (Brief Nr. 163) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 26. Mai 1829, Z. 144 f.: »endlich habe ich die Anerbietung bekommen, für Coventgarden oder Drury Lane eine Oper zu schreiben«. Der Auftrag kam nicht zustande. Siehe dazu Brief fmb-1829-06-25-02 (Brief Nr. 183) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Direktion des Royal Opera House Covent Garden in London, London, 25. Juni 1829.</note> Dich nicht allzu sehr übereilst, und daher das glänzende Anerbieten vor der Hand ablehntest, so fände ichs doch höchst wünschenswerth, für später so etwas ausführen zu können. Du mußt, mein bestes Kind! Dich auch nicht so genau an die frühern Pläne binden. England ist so wichtig, und Ital. für einen deutschen Komponisten so null, daß ich keine Gefahr oder Inkonsequenz sehe, dahin zurück zu kehren, wo Du <hi rend="latintype">goutirt</hi> und verstanden wirst, und so ehrenvolle Anträge erhältst. <title xml:id="title_9d4aaabb-4cc2-4305-a9d3-7a5fed7ed700">Die Gegenwart ist eine mächtge Göttin<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108851" style="hidden" type="dramatic_work">Torquato Tasso</name></title>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9b20dc38-882c-4052-97f3-4447cce9bbef" xml:lang="de">Die Gegenwart ist eine mächtge Göttin – Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel Torquato Tasso, vierter Aufzug, vierter Auftritt (Worte des Antonio).</note> Ital.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_8dd9e62a-6b7b-440f-8c63-51daacb2be7d" xml:lang="de">Ital. – Italien.</note> entläuft Dir für später nicht, kannst Du Aufschub bis zum Frühjahr erlangen, und einen erträgl. Text, so wäre <hi n="3" rend="underline">ich</hi> sehr dafür, hier ruhig den Winter daran zu arbeiten, und zur <hi rend="latintype">saison</hi> wieder hinüber zu reisen. Es war, glaub ich, eine Art Bescheidenheit v. Vater, daß Du hören und Dich nicht hören laßen solltest. Sind die Leute nun klug genug Dich anzuerkennen, so schmiede das Eisen weil es warm ist; <hi n="1" rend="underline">Beßres</hi> wird Dir schwerlich im Leben und irgendwo anders geboten, greif zu, weil Alles warm für Dich ist. Eine Oper ist heut zu Tage dasjenige, womit man <hi rend="latintype">frapper un grand coup</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_97684563-012a-4e7c-a243-1bda9925deef" xml:lang="fr ">frapper un grand coup – frz., einen großen Coup landen.</note> kann, Du bist im <hi rend="latintype">JohnBull</hi>Lande beliebt; nutze den günstigen Moment. Vor Allem aber erquicke und erhole Dich jetzt in Gottes freier Natur, und stärke Dich zu anhaltenden Arbeiten, die Du, ich bins gewiß, ehrenvoll und würdig ausführen wirst. Nach Paris könntest Du zur <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_e6ca4fe7-0125-4b96-8d93-df88eee9ffdd">conservatoire<name key="NST0100279" style="hidden" subtype="Orchestre (auch: Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire)" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi>Zeit<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b27b3829-a0ea-4306-894c-c0dee0148ec0" xml:lang="de">zur conservatoireZeit – Die Konzerte der Société des concerts am Pariser Conservatoire fanden jährlich von Anfang Februar bis Ende April / Anfang Mai statt.</note> v. hier doch immer und v. da nach Lond. überschiffen. Doch liegt mir Letztres jetzt meist am Herzen, und ich gebe Dir und <persName xml:id="persName_d1778829-d1b8-4c00-bbd2-2761a6a4fefe">Kl<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. auf, es reiflich zu überlegen. Schade, daß Du keine <hi rend="latintype">détails</hi> über die Aufnahme der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b9b1dd99-b95f-498f-92cc-eb32fc7188a4">ouvert<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_atdljahr-r6dc-ymwa-slt9-tavlahyj87m9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title></hi>. und des <hi rend="latintype"><title xml:id="title_c42de39c-a19a-48c7-9115-ac549ad3d20e">Doppelkonc.s<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_sspt40sh-zi0f-praj-sow9-r6ty9jxbu18w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="concerts_and_concertante_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100347" style="hidden">Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, [September 1823] bis 17. Oktober 1823<idno type="MWV">O 5</idno><idno type="op"></idno></name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_979c954f-62f7-402a-a5ca-4907b27cb89d" xml:lang="de">die Aufnahme der ouvert. und des Doppelkonc.s – Im Benefizkonzert zugunsten der notleidenden Schlesier am 13. Juli 1829 standen die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), und das Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester E-Dur, MWV O 5, auf dem Programm. Siehe Kommentar zu Z.: der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts.</note> giebst, ich brenne darauf und hoffe, daß <persName xml:id="persName_c539a21f-c62b-47b3-a1e4-7dfc56ee54b8">Freund Reisegefährte<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> mich befriedigen wird. – Ich hoffe, Du hast den <title xml:id="title_a7cea9f0-6b88-41cd-ab90-637d90ab1bce">Sommer.tr.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rktltxpy-khvt-kh1h-bfsy-mnuer0zco6mn"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> nur in Kopie dort gelaßen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4aed1d93-c475-4557-b5da-2c190266d710" xml:lang="de">den Sommer.tr. nur in Kopie dort gelaßen – Mendelssohn schenkte am 23. November 1829, wenige Tage vor dem Ende seines London-Aufenthalts, dem Dirigenten der Philharmonic Society Sir George Smart eine Abschrift der Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), mit eigenhändigen Eintragungen (heutiger Standort: GB-Lam, Ms. 2; vgl. MWV, S. 242, Abschrift a).</note> und nimmst Partitur und Stimmen mit nach d. Niederlanden.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8ca7c86-e2c9-4be8-8cfb-6ca45704f1e0" xml:lang="de">nach d. Niederlanden – Mendelssohn beabsichtigte, auf der Rückreise von London nach Berlin die Niederlande zu besuchen.</note> Es ist jetzt <hi rend="latintype">le tour de la musique allemande</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4afce732-3b9f-42b9-a612-7a3cc547643b" xml:lang="fr ">le tour de la musique allemande – frz., die deutsche Musik [ist] an der Reihe.</note> auch in<del cert="high" rend="strikethrough">st</del> Brüßel ist <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline"><title xml:id="title_31956385-4044-4a14-9bab-980c3d582495">Fréschutz<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title></hi></hi> deutsch gegeben. – Ich las heut <persName xml:id="persName_55a39371-9ddf-4e5f-98c5-b76feb66fe47">Herrschels<name key="PSN0111926" style="hidden" type="person">Herschel, (seit 1816) Sir Friedrich Wilhelm (Frederick William) (1738-1822)</name></persName> <hi rend="latintype"><title xml:id="title_600f0864-3f14-4227-bbe9-eb36465812dd">éloge<name key="PSN0116730" style="hidden" type="author">Fourier, Jean Baptiste Joseph (seit 1808) Baron de (1768–1830)</name><name key="CRT0111774" style="hidden" type="science">Éloge historique de Sir William Herschel</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e94a0e12-59da-48b3-ab0d-6ca264a5906a" xml:lang="fr ">éloge – frz., Lobrede.</note> v. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cb40d6d1-c7bd-45d8-a33d-e0a355e0d1b4">Baron Fourier<name key="PSN0116730" style="hidden" type="person">Fourier, Jean Baptiste Joseph (seit 1808) Baron de (1768-1830)</name></persName></hi> in d. <placeName xml:id="placeName_cb58f1e9-a4ec-4129-8766-d04b5653ea53">Pariser Akademie<name key="NST0103345" style="hidden" subtype="" type="institution">Académie des sciences de l’Institut de France</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> vorgelesen;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc200d1c-be5d-4a9a-a29d-2638a12ef657" xml:lang="de">Herrschels éloge, v. Baron Fourier in d. Pariser Akademie vorgelesen – Éloge historique de Sir William Herschel. Prononcé dans la séance publique de l’Académie royale des sciences, le 7 juin 1824, Par M. le Baron Fourier, Secrétaire-perpétuel, in: Mémoires de l’Académie royale des sciences de l’Institut de France, Tome 6, Année 1823, Paris 1827, S. LXI-LXXXI.</note> besuche doch das Dorf <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_4863e664-e5d9-4b54-a67d-83eaf826ceb1">Selough<settlement key="STM0103380" style="hidden" type="locality">Slough</settlement><country style="hidden">England</country></placeName></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7b3238f5-2bf0-4610-9224-f55a24e85146" xml:lang="de">Dorf Selough – Sir Frederick William Herschel lebte seit dem 3. April 1786 bis zu seinem Tod im Jahr 1822 in Nr. 30 Windsor Road in dem nahe Windsor gelegenen Dorf Slough.</note> nah bei <hi rend="latintype">Windsor</hi>, wo er wohnte; (vielleicht ist der Name nach franz. Art, falsch) Du weißt doch, daß Herrschel bis 19 Jahr <hi rend="latintype">Hautboist</hi>, und später Dirigent bei Oratorien in engl. Provinzstädten war? Original Noten v. seiner Hand<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7f654087-5fa8-4764-aa2a-389a670eef02" xml:lang="de">Original Noten v. seiner Hand – Autographe der Kompositionen von Sir Frederick William Herschel befinden sich in der Mehrzahl in der Jean Gray Hargrove Music Library der University of California in Berkeley, CA, und in der British Library in London.</note> müßten eine Kuriosität sein. – <seg type="closer">Leb wohl, der Himmel begleite und schütze Euch!</seg> Wie stehts mit der Arie d. <persName xml:id="persName_c5aad6a3-257e-4a02-9259-f43625e18cf9">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b407a985-05d4-431e-bf20-aa9f04a2af9e" xml:lang="de">Wie stehts mit der Arie d. Milder – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte Pauline Anna Milder-Hauptmann die Arie »Tutto è silenzio« für Sopran und Orchester MWV H 2 (komponiert 23. Februar 1829) gewidmet. Mit Brief gb-1829-06-02-01 Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 3. Juni 1829, bat die Sängerin um eine neue Arie. Mendelssohn versprach am 3. Juni 1829, diese für sie zu komponieren, betonte aber zugleich, dass er »nicht Muße, noch Gedanken oder Andacht genug zum Componiren habe«. Das Vorhaben hat Mendelssohn nicht verwirklicht.</note> und den <title xml:id="title_dc5cd4b1-5ddf-44f1-a3d6-df13148180b0">Liedern<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jaf3gfhc-4uya-iryg-mv47-qiuokzinyprp"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100619" style="hidden">Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier, 1830, 1. Heft (Der Jüngling); enthält MWV K 39, K 41, K 42, K 52, K 38 und K 50, 2. Heft (Das Mädchen); enthält Sehnsucht »Fern und ferner schallt der Reigen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 51, K 53, Verlust »Und wüssten’s die Blumen, die kleinen«, komponiert von Fanny Hensel, MWV K 54 und Die Nonne »Im stillen Klostergarten«, komponiert von Fanny Hensel<idno type="MWV">SD 3</idno><idno type="op">9</idno></name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7d39e66-f307-4966-904d-be69f91c57bf" xml:lang="de">Wie stehts mit … den Liedern? – Die Zwölf Lieder für eine Singstimme und Klavier op. 9 (MWV SD 3) publizierte Mendelssohn im Frühjahr 1830 im Verlag A. M. Schlesinger in Berlin (PN 1580 bzw. abweichend auf der Titelseite PN 1581). </note></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_05923c51-f683-4860-afe1-2b0e1b200418"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute"><hi rend="latintype">A mon frère en Europe</hi>!</seg><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ac1dac46-2c64-430b-aa04-efc8301f5be0" xml:lang="fr ">A mon frère en Europe! – frz., An meinen Bruder in Europa!</note> Wo steigst Du jetzt umher, in dem Hundewetter, Gott beschere Dir besseres, für uns ists gut genug, aber wir klappern mit den Zähnen. <persName xml:id="persName_833aae1b-e998-4653-a9c9-cff65a0a60bb">Werner<name key="PSN0115713" style="hidden" type="person">Werner, Carl Friedrich</name></persName> hat eben geschickt, Dank, holder Felix, und so ordentlich hast Du geschickt, mit Futteral, und Nähnadeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4780611-2e05-432a-a757-4391f2df0dc5" xml:lang="de">Futteral, und Nähnadeln – In seinem Brief vom 17. Juli 1829 übermittelte Mendelssohn (Z. 10 f.): »Ich schicke Nähnadeln eine Scheere«.</note> aus allen Nummern. Und Dank für <title xml:id="title_6e0a01e0-ec00-40ab-bbcb-4cf7e30d70d4">die Arie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_juwdoaj0-ysul-0f8y-ad4h-7mcxzo7t3wsk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="appendices" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="appendix_B:_foreign_works" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="b)_copies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100989" style="hidden">Georg Friedrich Händel, Arie, [1829]<idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ff3c2a2-39b1-4531-b524-80ba19aa76ff" xml:lang="de">die Arie – Im Brief vom 17. Juli 1829 und in seinem Notizbuch unter dem Datum vom 17. Juli 1829 (GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 15v und 16r) berichtete Mendelssohn, dass er in der Königlichen Privatbibliothek drei Skizzenbücher mit Arien von Georg Friedrich Händel durchgesehen habe. Diese enthalten Arien aus der Oper Teseo HWV 9 sowie die Kantate Armida abbandonata HWV 105. Welche Arie Mendelssohn abschrieb, ist nicht bekannt (vgl. MWV, S. 513).</note> ich werde sie mir noch <date cert="high" when="1829-07-22">heut Nachmittag</date> anprobieren. Ach vielleicht ist <persName xml:id="persName_a3a91504-cb3d-40ff-a927-b82681b7d697">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden" type="person">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName> schon hier, ich habe wahres Fieber nach ihm, und schon viele Commis, Justizkommissarien aus Breslau, alte Frauen, und Gott weiß wen, dafür angesehen. Gerade jetzt ist hier viel die Rede von ihm, wir hören aus fremden Mündern sein Lob singen, und lesen es gedruckt in Blättern. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c0799fa3-d0a8-438c-8a99-f6e547bbc234">Wellington<name key="PSN0115692" style="hidden" type="person">Wellesley, Arthur (seit 1814) 1st Duke of Wellington (1769-1852)</name></persName></hi>, der Einzige der Carrikaturen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_34b239f9-b61a-4719-b4ac-a61f9d5e5052" xml:lang="de">Wellington, der Einzige der Carrikaturen – 1829 erschienen in England zahlreiche Karikaturen des für das Gesetz zur Katholikenemanzipation kämpfenden Arthur Wellesley 1st Duke of Wellington, und seines Gegners John Scott Earl of Eldon. Mit seinem Brief vom 17. Juli 1829 hatte Mendelssohn sechs dieser Karikaturen an die Familie übersandt.</note> den ich kenne, ist lächerlich ähnlich, die Übrigen verstehe ich nicht, gleichviel. <persName xml:id="persName_611b300d-2a67-46fc-a201-bdf70299ca04">Dein Freund Keferstein<name key="PSN0112335" style="hidden" type="person">Keferstein, Keferstein, Bekannter von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> hatte auch solch Zeug uns zur Ansicht mitgebracht, aber Deine sind schöne Männer. – Ach Felix, der Katzenjammer, den ich sonst vor Deinem Briefe habe, ist heute nachträglich, ich glaube, das kommt von Mühlenfels. Eben bringt Vater die übrigen Briefe v. <persName xml:id="persName_acef3763-154d-4ddc-9764-73f25a781579">Drouet<name key="PSN0110748" style="hidden" type="person">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName> und Deiner Wenigkeit,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fc6f3214-cf43-47ec-bd06-1b918f854769" xml:lang="de">Briefe v. Drouet und Deiner Wenigkeit – Brief gb-1829-06-25-01 Louis François Philippe Drouet an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, London, nach dem 24. Juni 1829, und Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829. Vielleicht ist auch noch Brief fmb-1829-07-16-03 (Brief Nr. 194) Felix Mendelssohn Bartholdy an Nathan Mendelssohn in Breslau, London, 16. Juli 1829, gemeint.</note> die Andern lesen sie jetzt. – </p> <p><persName xml:id="persName_7ee2c21d-756c-43e6-941a-8f122f399618">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName>, der bei der Ankunft des Briefes gegenwärtig war, läßt grüßen und freut sich auf versprochenen Brief,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_52e30da1-b72c-4b93-b13b-c3f5c6917c66" xml:lang="de">Heyse … versprochenen Brief – Mendelssohn schrieb Carl Wilhelm Ludwig Heyse erst im Oktober 1829. Siehe Brief fmb-1829-10-15-02 (Brief Nr. 228) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Wilhelm Ludwig Heyse in Berlin, London, 15. Oktober 1829.</note> er gab uns <date cert="high" when="1829-07-22">heut</date> Stunde für <date cert="medium" when="1829-07-18">Sonnabend</date>, wo <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9e79bf88-7142-46b8-a66b-60dff036296e">Victoire<name key="PSN0111144" style="hidden" type="person">Fränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843)</name></persName></hi> den Tag über bei uns war. <persName xml:id="persName_ff64dcd1-4105-487a-a77c-006bcc69c458">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName>, die unlängst fortging, grüßt auch schön. Nun habe ich <persName xml:id="persName_4d049192-10e7-4cb4-bd1e-d2fc37604836">Drouets<name key="PSN0110748" style="hidden" type="person">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName> Brief gelesen, er ist nett, aber noch sind Deine übrigen in der <persName xml:id="persName_c1969389-b023-43c1-95e2-5bb837bdb2a8">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Hände. Geduld. Und nun wird zu Tische gerufen. Also noch lange warten. Der Tag wird ja auch vorübergehen, sind ja manche schon vergangen, unter andern viele, seit Du fort, sogar bald alle; die dann kommen, wollen wir schon festhalten, was nach ihnen kommt, kümmert mich wenig, ich bin kurzsichtig, und kann nicht über den Winter. Du Engel, Du liebes Glück, lebe wohl. <date cert="high" when="1829-07-22" xml:id="date_a03d4055-1f0b-4024-ba50-a78a30bc69d7"><seg type="dateline"><hi n="1" rend="underline">Eine Stunde später</hi></seg></date> Vater braucht den Brief noch nicht, nimm also noch ein wenig mit mir vorlieb. Nun kenne ich die Krankheit, die Du immer Zahnschmerzen nanntest, mein ganzes Maul ist eine Blase, ich bitte Dir jetzt alle Schelte ab, die ich Dir damals wohl ertheilte, wenn Du bei diesen Schmerzen mißvergnügt warst, und brummtest, es ist ein schändliches Gefühl, ich kann ohne Schmerzen weder essen noch reden, Du kennst mich, also kannst Du Dir vorstellen, wie ich herunter bin. Und auf der anderen Seite des Mundes (denn daß der ganze eine Blase sey, ist ungeheure Übertreibung) habe ich mir ein Stück Zahn ausgebissen, zum Glück ists nicht zu sehen, das fehlte mir auch noch. Schönes Bild, <title xml:id="title_33a8ce67-9d5e-4bb7-a037-2983afaee265">ist das nicht betrübt, Rellstab<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763–1825)</name><name key="CRT0110453" style="hidden" type="literature">Flegeljahre. Eine Biographie</name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2be6bf35-1cef-4980-ab43-38b469d0cbde" xml:lang="de">ist das nicht betrübt, Rellstab? – Anspielung auf eine Passage im 4. Bändchen, Nr. 54 »Surinamischer Aeneas«, der Flegeljahre von Jean Paul: »es ist aber betrübt, Rellstab«.</note> Ich möchte gar zu gerne noch die Seite vollschreiben, denn wenn Vater noch auf derselben anfängt, so ist keine Frage, daß er liest, obgleich ich keine diplomatischen Verhandlungen schreibe, ist mirs doch unangenehm, daß der Brief, wie die türkischen Schavls, erst vom Großsultan muß gelesen <add place="above">und getragen<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> werden, ehe man ihn versendet. <persName xml:id="persName_9495d818-2cf2-4f10-abf8-48c003d75019">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> und <persName xml:id="persName_60280b52-f9f5-44d5-a683-c83567f92472">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> sollen sich hängen lassen, sie lämmern<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_815e7515-f21a-468b-880f-822ebfa45822" xml:lang="de">lämmern – flirten; die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> laut an demselben Tische, an dem ich schreibe, – und bringen mich aus dem Concept. – In der Radpartiebeschreibung hat Fanny vergessen, wie vor <persName xml:id="persName_678e968b-8072-40cc-baee-47faabc52d5d">Droysens<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> Wasserfall <persName xml:id="persName_581968f5-77f6-49c8-acef-394abda5cea3">Nase<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> alleine über eine Fähre setzte, und als er anlandete, ich den Tusch aus <title xml:id="title_de321d6e-002d-4f0c-9bda-985138c02b68">Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bwsfyfsc-ry7b-c45o-hkvj-nfvyalphczyq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5c61463e-c4fc-4abe-afee-5d71d620d172" xml:lang="de">den Tusch aus Meeresstille – der Einsatz der drei Trompeten am Schluss (Takt 495 ff.) der Ouvertüre Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5).</note> (einen halben Ton zu tief, wider Gewohnheit) intonirte, Fanny, natürlich die zweite Stimme, und <persName xml:id="persName_ae946250-9fc2-415f-81d4-2e17804e4370">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> die dritte anfingen, und wir 3 Trompeten den Tusch wundervoll und so ähnlich ausführten, daß ihn Alle erkannten. Noch eins, fängt das Händelsche Recitativ an <hi rend="latintype">barbara sorte, sorte amara</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_872d0eb0-d290-4071-9a3a-2f6915ee4862" xml:lang="de">das Händelsche Recitativ … barbara sorte, sorte amara – Rebecka Mendelssohn Bartholdys Frage bezieht sich wohl auf die Arie von Händel, die Mendelssohn in London kopiert und nach Berlin geschickt hatte. Siehe Kommentar zu Z.: die Arie.</note> und weiter nichts, oder hast Du einen Bogen vergessen? <choice resp="editor" source="autograph_edition_template"><sic resp="writer">Letzeres</sic><corr resp="editor">Letzteres</corr></choice> wäre möglich in London, ich habe Klingemanns Brief ohn Anfang und leider mit Ende<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0a82770e-3377-4d07-be74-ff595621cee5" xml:lang="de">Klingemanns Brief ohn Anfang und leider mit Ende – Der Brief von Carl Klingemann ist nicht bekannt. </note> noch nicht vergessen, es ist wol gar <hi rend="latintype">fashionable</hi> keine erste Seite ins Ausland zu schicken. Aber darum keine Feindschaft nicht. Ich bin eine dumme Pute, Du hingegen weißt die Feder zu führen, und bist überhaupt passabel. <seg type="closer">Leb wohl, wohlgewachsener Mensch. O <persName xml:id="persName_06481c8f-3396-4fc0-9ad5-a5566e2c7383">Reisegefährte<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>, seyn Sie furchtbar gegrüßt. Und verpümpeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2b89fc47-b49b-4e3f-99c1-5ab22f78165b" xml:lang="de">verpümpeln – auch: verpimpeln; verwöhnen, verhätscheln.</note> Sie ihn!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_0dbabb42-55ef-4365-b1f8-5e83ec9e3073"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Sie haben mir eine große, weiße Seite hingelegt und an Stoff fehlte es mir auch warlich nicht sie zu füllen, auch an Lust nicht wenn ich nicht das Ding Jägerstraße N<hi rend="superscript">o</hi> 20<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d75af4d-fb62-4701-8c78-d88f9dac3db2" xml:lang="de">Jägerstraße No 20 – Adresse von Wilhelm Hensel in Berlin (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung).</note> hätte, allein Leipziger 3?!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1809abcc-4476-4c96-b4c9-486270e3e279" xml:lang="de">Leipziger 3 – Die Familie Mendelssohn wohnte in Berlin in der Leipziger Straße 3.</note> Verzeihe lieber Bruder, oder freue Dich vielmehr daß ich nicht viel und nicht mehr schreibe, sondern lieber mit Fanny weiter von Dir plaudere, mit der ich eben Deine lieben Briefe las. Wir sind Dir stark gut und Alles ist gut was Du machst und wie Dus thust und wir wollen Alles thun um nicht zu weit zurückzubleiben, daß auch Du Freude an uns habest, wenn Du wiederkömmst. Jetzt schweifest Du schon und ehrlich gesagt ich freue mich daß ich mir Angesicht wieder auf sonnengrünen Hintergrund denken kann, <title xml:id="title_9415eddf-f400-4e7e-a036-61bebf31489e">wie ich Dich gemalt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0567d811-0384-45f1-a62e-60337db5e4c3" xml:lang="de">wie ich Dich gemalt – Gemeint ist das am 2. Mai 1829 vollendeten Porträt Mendelssohns von Wilhelm Hensel. Dessen heutiger Aufbewahrungsort ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2.</note> und daß Du Dich aus dem Nebel gemacht. Mach Dich nur bald wieder in den Staub, könnten wir dann zusammen <hi n="1" rend="underline">aus</hi> demselben gehn. Kunst und ein frisches Leben gehn mit Dir, weil Du sie ja in Dir trägst. Glück auf! – </p> <signed rend="right">Dein treuer Bruder <hi n="1" rend="underline">Wilhelm</hi></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_bf83d51a-e600-4c8c-bc6f-42a89b00a725"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">ich schließe heute die Reihe, die aber erst eine viertelstunde vor Abgang der Post an mir kommt. Daher nur meine besten Grüße, den schönsten vorläufigen Dank für die Schlesier,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5fc2bf4d-6957-426d-a643-3f234c9cc423" xml:lang="de">für die Schlesier – Gemeint ist das Benefizkonzert für die notleidenden Schlesier, das Henriette Sontag und Mendelssohn am 13. Juli 1829 in London veranstaltet hatten. Siehe Kommentar zu Z.: der gestrigen Staatszeitung den glücklichen Erfolg des schlesischen Concerts.</note> und recht herzliche Wünsche einer glücklichen Reise, wozu aber besseres Wetter gehört, als wir es hier haben. Leider, fürchte ich, Du wirst es auch ungünstig haben, der herrschende Wind ist N<hi rend="superscript">o</hi> West, und der soll in England übel seyn. Du hast sehr wichtige 3 Monathe verlebt, Du hast Dir den Beifall einer großen Stadt, und die Liebe neuer Freunde erworben; Du hast Dich gescheidt und <hi rend="latintype">consequent</hi> betragen und hast bewiesen, daß Du reif zur Selbstständigkeit bist. Du hast mein Vertrauen gerechtfertiget, Du bist Dir selbst und Deinem Gemüth treu geblieben, und ich, der die Liebe nicht in einer steten <hi rend="latintype">adoration</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_646e1adb-2cbe-4c11-9c0b-183dfe5742d0" xml:lang="en">adoration – Anbetung, Verehrung.</note> sehe, sage Dir gern, daß ich zufrieden mit Dir bin. Erhohle Dich jezt in bewegter Ruhe und Stille, denn so denke ich mir Deine Reise, zeichne fleißig, schreib wann Du kannst, und vor allen Dingen bleibe gesund.</p> <closer rend="left">Deinem Reisegefährten meine herzlichsten Grüße. Alles übrige gelegentlich</closer> <signed rend="right">Dein Vater und Freund</signed> <signed rend="right">AM.</signed> </div> </body> </text></TEI>