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gb-1829-07-09-01

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Eduard Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in London <lb></lb>Berlin, 9. Juli 1829 Ich wollte Dir nur einen recht starken Beweis geben, daß ich mich noch im geringsten nicht verändert habe, seit Deiner Abreise, darum bekömmst Du jetzt erst eine Antwort auf Deinen Brief. Du wirst sagen: Schlimm Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Rietz in Berlin; London, vor dem 3. Juni 1829 Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Rietz in Berlin; Edinburgh, 30. Juli 1829 Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) Transkription: Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/72. Autograph Eduard Rietz an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 9. Juli 1829 Ich wollte Dir nur einen recht starken Beweis geben, daß ich mich noch im geringsten nicht verändert habe, seit Deiner Abreise, darum bekömmst Du jetzt erst eine Antwort auf Deinen Brief. Du wirst sagen: Schlimm

1 Bl.: S. 1 Brieftext; S. 2 Adresse, Siegel.

Eduard Rietz

Green Books

Wolfgang Dinglinger, »Er war immer mit hinein verflochten«. Die Freunde Eduard Rietz und Felix Mendelssohn Bartholdy und ihre Briefe, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 143-146.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

9. Juli 1829 Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)counter-resetRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LondonGroßbritannien deutsch
Herrn Herrn Felix Mendelssohn-Bartholdy. Wohlgeboren London.
Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) Berlin den 9ten Juli 1829. Mein lieber Felix

Ich wollte Dir nur einen recht starken Beweis geben, daß ich mich noch im geringsten nicht verändert habe, seit Deiner Abreise,Deiner Abreise – Mendelssohn war am 10. April 1829 mit dem Vater und der Schwester Rebecka von Berlin nach Hamburg abgereist (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14). Am 17. April schiffte er sich dort ein, die Abreise nach England fand am Morgen des 18. April 1829 statt. darum bekömmst Du jetzt erst eine Antwort auf Deinen Brief. Du wirst sagen: Schlimm genug, daß ich noch keine Besserungkeine Besserung – Eduard Rietz spielte damit auf seine Erkrankung an Tuberkulose an. Diese führte 1832 zum frühen Tod des Geigers. gewahr werde. – aber ich hoffe Du sollst bei Deiner Zurückkunft auch das Gegentheil nicht an mir bemerken. Eigentlich hat mich aber Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Rietz in Berlin; London, vor dem 3. Juni 1829</name> überrascht, denn ich glaubte nicht daß Du so viel Zeit und Ruhe in der fortwährenden Zerstreuung und Anstrengung gewinnen würdest, mir zu schreiben; desto höher rechne ich es Dir aber auch an, und danke Dir herzlich dafür. Die Nachrichten von Dir und Deinem Treiben in London haben mir unbeschreibliche Freude gemacht; ich hatte zwar nie andere erwartet und sahe alle die Lorbeern vorher schon auf Deinem Haupte und die schönen Lady’s zu Deinen Füßen, allein es macht sich in der Würklichkeit doch alles viel schöner, wenn man es sich auch noch so schön vorher träumte. Ich wünsche Dir zu allem von Herzen Glück. Daß Du aber mit der Ausführung der Musik, namentlich Deiner Compositionen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6repn24p-yqsw-3vfm-onsh-tvyyi2dzpsoz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_belzpiow-li6d-qvt6-0ldb-rlnrdzsa72pw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name> unzufrieden bist, betrübt mich sehr; das hätte ich nicht gedacht und begreife nicht, daß nicht mehr fremde Künstler nach England gehen und sich dort niederlassen, denn nach alle dem was Du davon schreibst und was ich auch wohl sonst gehört habe, müssen die Musiker eine angenehme Existenz dort haben, oder ist dem nicht ganz so? Möchtest Du mir ein paar Worte darüber schreiben, denn, daß ich’s Dir gestehe, ich könnte mich selbst dazu entschließen, hinüber zu gehen, wenn sich hier nicht bald etwas nach Wunsch für mich ändert. Würdest Du es vortheilhaft finden? Die MalibranMalibran, María Felicità (1808-1836) scheint es Dir angethan zu haben;Die Malibran scheint es Dir angethan zu haben – Ein Bekannter Abraham Mendelssohn Bartholdys namens Keferstein hatte das Gerücht verbreitet, Mendelssohn sei in die Sängerin Maria Malibran verliebt. versprich sie zu heirathen, vielleicht bist Du glücklich, oder schicke sie zu uns, ich kann so etwas grade brauchen in meinen musikalischen Leiden, und möchte gern wieder Musik hören lernen, denn seit längerer Zeit habe ich keine vertragen können, wobei ich nicht selbst thätig war, sogar die SchechnerSchechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860) hat mich nicht ins Theater ziehen können, die ich doch eigentlich etwas anbete. Du gehst nun, wie ich höre, bald fort aus London,Du gehst nun … bald fort aus London – Am 22. Juli 1829 reiste Mendelssohn von London nach Schottland ab (vgl. Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 7v). und dann möchte ich Dich erinnern, daß Du Dir vorgenommen hattest manches zu komponiren, denn bis jetzt hast Du doch gewiß keine neue Note geschrieben. Apropos! wir haben wieder unser g regelmäßiges Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_blhj4hkq-523q-bq66-3x0b-zg8tnvbx3pxq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name> mit DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) und KudelskyKudelsky (Kudelski), Karl Matthias (1805-1877)

Noten: GB-Ob, M.D.M. b. 4/72., fol. 1r Notennotat von Eduard Rietz: Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett Nr. 1 Es-Dur, op. 12, erster Satz, Takt 1 f. Die erste Note in Takt 2 ist als punktierte Halbe notiert.
?? A B P.B P. – Das Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), wollte Mendelssohn ursprünglich Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor (B.P.) widmen.

Ich habe meinen StradivariusStradivari, Antonio Giacomo (?-1737)meinen Stradivarius – Eduard Rietz’ Violine von Antonio Giacomo Stradivari. auseinandernehmen lassen von StraubeStraube, J. C. E., er hat durch die Reparatur sehr gewonnen. Der VaterPistor, Karl Philipp Heinrich (1778-1847) einer gewissen TochterPistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887) wurde dabei um geheimen Rath gefragt. Im Uebrigen sind wir beim alten. Meine älteste SchwesterCarlsberg, Louise (?-1830)Meine älteste Schwester – die Schauspielerin Louise Carlsberg; vgl. Wolfgang Dinglinger, »Er war immer mit hinein verflochten.« Die Freunde Eduard Rietz und Felix Mendelssohn Bartholdy und ihre Briefe, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 145, Anm. 87. aber macht mir jetzt mehr als jemals Sorge; ihr Zustand ist sehr bedenklich. CasperCasper, Johann Ludwig (1796-1864) hatte vor einiger Zeit das Haarseil zugehen lassendas Haarseil zugehen lassen – Mit einem Haarseil wurde ein künstlicher Eiterherd im Nacken gelegt. Mit einer Nadel wurde eine Hautfalte durchstochen und mit einem der Weite der Löcher angepassten Faden durchzogen. Die Eiterbildung sollte den Heilungsprozess beschleunigen. weil er einige Besserung zu bemerken glaubte, und wollte mit russischen Bädernrussischen Bädern – Dampfbäder (Banjas). das Uebel ganzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) heben; es wurde aber im Gegentheil viel schlimmer denn alle bösen Säfte hatten sich erst nach der Wunde hingezogen und sammelten sich nunRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) grade an der gefährlichen Stelle ohne einen Abfluß zu haben; die Folge war daß der Husten, die Heiserkeit und die Schmerzen den höchsten Grad erreichten und uns alle äußerst besorgt machten. Casper ließ endlich das Haarseil von neuemRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) wieder legen und äußerte die Meinung, die Schwester sollte sich gefasst machen dasselbe 1 Jahr und länger zu behalten, auch könnte sie die ersten 3–4 Jahre nicht daran denken wieder auf’s Theater zu gehen, sie dürfte vielleicht nie wieder wagen viel laut zu sprechen oder zu singen. GR KlugeKluge, Carl Alexander Ferdinand (1782-1844) hat dasselbe gesagt, und wenn die Herrn die Sache nicht vergrößert haben, was sie in der Regel nicht zu thun pflegen, so habe ich wieder eine tüchtige Sorge mehr. Die Schwester soll jetzt eine Reise machen um in eine andre Luft zu kommen. Gott mag helfen. Nun mein lieber Felix, wünsche ich Dir auch ferner Glück auf Deiner Reise; komme zum Winter gesund und heiter zurück. Grüße herzlich KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) und Dr. RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837) auch DeetzDeetz, Martin Gottlieb (1769-1842) wenn Du ihn siehst und sey bald wieder so edel mir zu schreiben ich will auch künftig artiger sein und gleich antworten. JuliusRietz, August Wilhelm Julius (1812-1877), der jetzt fleißig componirt,Julius, der jetzt fleißig componirt – zu Julius Rietz’ Kompositionen des Jahres 1829 siehe Zimmer, Julius Rietz, S. 16 ff. weniger spielt, grüßt Dich sehr so wie meine ganze Familie.

Dein E R.
Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)

Vor einigen Tagen habe ich Dein Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_61fxesxk-rlqf-93to-olth-74i485d0nkkf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name> recht schlecht gespielt,Vor einigen Tagen habe ich Dein Quartett recht schlecht gespielt – Eduard Rietz spielte das Klavierquartett h-Moll, op. 3 (MWV Q 17), am Sonntag, dem 8. Juli 1829, im Haus der Mendelssohns. Siehe Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829, Z.: »Als wir nach Hause kamen, war Quartett. Ritz spielte, erst Lämmer- dann hmol Quartett, und dann Reisefuge.« es wollte gar nicht gelingen. Von H. BeerwaldBerwald, Franz Adolf (1796-1868) hast Du wohl gehört?

SchubringSchubring, Karl Julius (1806-1889) war krank, ist aber schon wieder in der Besserung, sieht sehr blaß aus und kann nicht Clavierspielen weil seine Nerven so angegriffen sind. Schubring!Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)

Kennst Du Major v. RadowitzRadowitz, Joseph Maria Ernst Christian Wilhelm von (1797-1853)? Ich habe vor kurzem seine Bekanntschaft gemacht. Er hat allerha nd musik: Plane wovon ich DirRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832) nächstens etwas mittheilen werden werde Auch ist die schöne Marie VossRadowitz, Maria Auguste Caroline Louise (Marie) von (1807-1889) seine Frau.Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)

            Berlin den 9ten Juli 1829. Mein lieber Felix
Ich wollte Dir nur einen recht starken Beweis geben, daß ich mich noch im geringsten nicht verändert habe, seit Deiner Abreise, darum bekömmst Du jetzt erst eine Antwort auf Deinen Brief. Du wirst sagen: Schlimm genug, daß ich noch keine Besserung gewahr werde. – aber ich hoffe Du sollst bei Deiner Zurückkunft auch das Gegentheil nicht an mir bemerken. Eigentlich hat mich aber Dein Brief überrascht, denn ich glaubte nicht daß Du so viel Zeit und Ruhe in der fortwährenden Zerstreuung und Anstrengung gewinnen würdest, mir zu schreiben; desto höher rechne ich es Dir aber auch an, und danke Dir herzlich dafür. Die Nachrichten von Dir und Deinem Treiben in London haben mir unbeschreibliche Freude gemacht; ich hatte zwar nie andere erwartet und sahe alle die Lorbeern vorher schon auf Deinem Haupte und die schönen Lady’s zu Deinen Füßen, allein es macht sich in der Würklichkeit doch alles viel schöner, wenn man es sich auch noch so schön vorher träumte. Ich wünsche Dir zu allem von Herzen Glück. Daß Du aber mit der Ausführung der Musik, namentlich Deiner Compositionen unzufrieden bist, betrübt mich sehr; das hätte ich nicht gedacht und begreife nicht, daß nicht mehr fremde Künstler nach England gehen und sich dort niederlassen, denn nach alle dem was Du davon schreibst und was ich auch wohl sonst gehört habe, müssen die Musiker eine angenehme Existenz dort haben, oder ist dem nicht ganz so? Möchtest Du mir ein paar Worte darüber schreiben, denn, daß ich’s Dir gestehe, ich könnte mich selbst dazu entschließen, hinüber zu gehen, wenn sich hier nicht bald etwas nach Wunsch für mich ändert. Würdest Du es vortheilhaft finden? Die Malibran scheint es Dir angethan zu haben; versprich sie zu heirathen, vielleicht bist Du glücklich, oder schicke sie zu uns, ich kann so etwas grade brauchen in meinen musikalischen Leiden, und möchte gern wieder Musik hören lernen, denn seit längerer Zeit habe ich keine vertragen können, wobei ich nicht selbst thätig war, sogar die Schechner hat mich nicht ins Theater ziehen können, die ich doch eigentlich etwas anbete. Du gehst nun, wie ich höre, bald fort aus London, und dann möchte ich Dich erinnern, daß Du Dir vorgenommen hattest manches zu komponiren, denn bis jetzt hast Du doch gewiß keine neue Note geschrieben. Apropos! wir haben wieder unser g regelmäßiges Quartett mit David und Kudelsky
?? A B P.
Ich habe meinen Stradivarius auseinandernehmen lassen von Straube, er hat durch die Reparatur sehr gewonnen. Der Vater einer gewissen Tochter wurde dabei um geheimen Rath gefragt. Im Uebrigen sind wir beim alten. Meine älteste Schwester aber macht mir jetzt mehr als jemals Sorge; ihr Zustand ist sehr bedenklich. Casper hatte vor einiger Zeit das Haarseil zugehen lassen weil er einige Besserung zu bemerken glaubte, und wollte mit russischen Bädern das Uebel ganz heben; es wurde aber im Gegentheil viel schlimmer denn alle bösen Säfte hatten sich erst nach der Wunde hingezogen und sammelten sich nun grade an der gefährlichen Stelle ohne einen Abfluß zu haben; die Folge war daß der Husten, die Heiserkeit und die Schmerzen den höchsten Grad erreichten und uns alle äußerst besorgt machten. Casper ließ endlich das Haarseil von neuem wieder legen und äußerte die Meinung, die Schwester sollte sich gefasst machen dasselbe 1 Jahr und länger zu behalten, auch könnte sie die ersten 3–4 Jahre nicht daran denken wieder auf’s Theater zu gehen, sie dürfte vielleicht nie wieder wagen viel laut zu sprechen oder zu singen. GR Kluge hat dasselbe gesagt, und wenn die Herrn die Sache nicht vergrößert haben, was sie in der Regel nicht zu thun pflegen, so habe ich wieder eine tüchtige Sorge mehr. Die Schwester soll jetzt eine Reise machen um in eine andre Luft zu kommen. Gott mag helfen. Nun mein lieber Felix, wünsche ich Dir auch ferner Glück auf Deiner Reise; komme zum Winter gesund und heiter zurück. Grüße herzlich Klingemann und Dr. Rosen auch Deetz wenn Du ihn siehst und sey bald wieder so edel mir zu schreiben ich will auch künftig artiger sein und gleich antworten. Julius, der jetzt fleißig componirt, weniger spielt, grüßt Dich sehr so wie meine ganze Familie.
Dein E R.
Vor einigen Tagen habe ich Dein Quartett recht schlecht gespielt, es wollte gar nicht gelingen. Von H. Beerwald hast Du wohl gehört?
SchubringSchubring, Karl Julius (1806-1889) war krank, ist aber schon wieder in der Besserung, sieht sehr blaß aus und kann nicht Clavierspielen weil seine Nerven so angegriffen sind. Schubring!
Kennst Du Major v. RadowitzRadowitz, Joseph Maria Ernst Christian Wilhelm von (1797-1853) ? Ich habe vor kurzem seine Bekanntschaft gemacht. Er hat allerha musik: Plane wovon ich Dir nächstens etwas mittheilen Auch ist die schöne Marie Voss seine Frau.          
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Die Freunde Eduard Rietz und Felix Mendelssohn Bartholdy und ihre Briefe, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 143-146.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-09" xml:id="date_c41f755c-52fc-4571-ac89-bc67d6036f93">9. Juli 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0114202" resp="author" xml:id="persName_e8f11e59-cc89-4cff-b198-5b4e7418d7de">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0114202" resp="writer">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_e5f98efa-211a-4a62-8c92-24f60abc5451"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_89002ce7-7dc4-44ee-86c0-740dd553faf2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_cd2f0f46-fe43-4c1a-a704-24c1dc97634a"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_ae76014c-b1af-49d1-994c-9c1a2d675761"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype">Felix Mendelssohn-Bartholdy</hi>.</addrLine> <addrLine>Wohlgeboren</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">London</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_ab7e2ada-6852-46c6-a160-36abdbe6420b"> <docAuthor key="PSN0114202" resp="author" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114202" resp="writer" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin den <date cert="high" when="1829-07-09" xml:id="date_f37e7469-603c-4916-b6ff-0235d3833fa3">9<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Juli</hi> 1829.</date></dateline> <salute rend="left">Mein lieber Felix</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ich wollte Dir nur einen recht starken Beweis geben, daß ich mich noch im geringsten nicht verändert habe, seit Deiner Abreise,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e35fdd4e-caf0-4591-a5d0-8e9bfadcd26d" xml:lang="de">Deiner Abreise – Mendelssohn war am 10. April 1829 mit dem Vater und der Schwester Rebecka von Berlin nach Hamburg abgereist (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14). Am 17. April schiffte er sich dort ein, die Abreise nach England fand am Morgen des 18. April 1829 statt.</note> darum bekömmst Du jetzt erst eine Antwort auf Deinen Brief. Du wirst sagen: Schlimm genug, daß ich noch keine Besserung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_af1d554a-dd19-41b5-bf87-6cb7db818159" xml:lang="de">keine Besserung – Eduard Rietz spielte damit auf seine Erkrankung an Tuberkulose an. Diese führte 1832 zum frühen Tod des Geigers.</note> gewahr werde. – aber ich hoffe Du sollst bei Deiner Zurückkunft auch das Gegentheil nicht an mir bemerken. Eigentlich hat mich aber <title xml:id="title_454b6478-5a06-4d62-a3b1-17a79730c51f">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-02-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Rietz in Berlin; London, vor dem 3. Juni 1829</name> </title> überrascht, denn ich glaubte nicht daß Du so viel Zeit und Ruhe in der fortwährenden Zerstreuung und Anstrengung gewinnen würdest, mir zu schreiben; desto höher rechne ich es Dir aber auch an, und danke Dir herzlich dafür. Die Nachrichten von Dir und Deinem Treiben in <hi rend="latintype">London</hi> haben mir unbeschreibliche Freude gemacht; ich hatte zwar nie andere erwartet und sahe alle die Lorbeern vorher schon auf Deinem Haupte und die schönen <hi rend="latintype">Lady’s</hi> zu Deinen Füßen, allein es macht sich in der Würklichkeit doch alles viel schöner, wenn man es sich auch noch so schön vorher träumte. Ich wünsche Dir zu allem von Herzen Glück. Daß Du aber mit der Ausführung der Musik, namentlich <title xml:id="title_8109ffe6-3d59-46bf-941f-e4e7e97fd776">Deiner Compositionen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_6repn24p-yqsw-3vfm-onsh-tvyyi2dzpsoz"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_belzpiow-li6d-qvt6-0ldb-rlnrdzsa72pw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> unzufrieden bist, betrübt mich sehr; das hätte ich nicht gedacht und begreife nicht, daß nicht mehr fremde Künstler nach England gehen und sich dort niederlassen, denn nach alle dem was Du davon schreibst und was ich auch wohl sonst gehört habe, müssen die Musiker eine angenehme Existenz dort haben, oder ist dem nicht ganz so? Möchtest Du mir ein paar Worte darüber schreiben, denn, daß ich’s Dir gestehe, ich könnte mich selbst dazu entschließen, hinüber zu gehen, wenn sich hier nicht bald etwas nach Wunsch für mich ändert. Würdest Du es vortheilhaft finden? Die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_66487e0c-6920-411e-a2e9-4a47c8fc5c2b">Malibran<name key="PSN0113047" style="hidden" type="person">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName></hi> scheint es Dir angethan zu haben;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e015b1d1-2340-4240-bb3e-843f3a903ce6" xml:lang="de">Die Malibran scheint es Dir angethan zu haben – Ein Bekannter Abraham Mendelssohn Bartholdys namens Keferstein hatte das Gerücht verbreitet, Mendelssohn sei in die Sängerin Maria Malibran verliebt.</note> versprich sie zu heirathen, vielleicht bist Du glücklich, oder schicke sie zu uns, ich kann so etwas grade brauchen in meinen musikalischen Leiden, und möchte gern wieder Musik hören lernen, denn seit längerer Zeit habe ich keine vertragen können, wobei ich nicht selbst thätig war, sogar die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f203f26a-5a0e-425b-b780-bcbd4fbe2447">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName></hi> hat mich nicht ins Theater ziehen können, die ich doch eigentlich etwas anbete. Du gehst nun, wie ich höre, bald fort aus <hi rend="latintype">London</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_35fc87c6-b6e5-45a3-8aee-a980b9ef29ce" xml:lang="de">Du gehst nun … bald fort aus London – Am 22. Juli 1829 reiste Mendelssohn von London nach Schottland ab (vgl. Notizbuch, GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 7v).</note> und dann möchte ich Dich erinnern, daß Du Dir vorgenommen hattest manches zu komponiren, denn bis jetzt hast Du doch gewiß keine neue Note geschrieben. <hi rend="latintype">Apropos</hi>! wir haben wieder unser <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_277a31da-02a0-4404-ad84-c845751bec6f">g</del> regelmäßiges <title xml:id="title_6d336310-de84-41d9-99ca-24be808f5f21">Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_blhj4hkq-523q-bq66-3x0b-zg8tnvbx3pxq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4674a678-f1af-4b2a-af71-234ce29af6f8">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_5a8fa3ef-e5c9-45f8-bdf2-ab79967bcf55">Kudelsky<name key="PSN0112571" style="hidden" type="person">Kudelsky (Kudelski), Karl Matthias (1805-1877)</name></persName></hi> </p> <p style="paragraph_right"><figure rend="inline" style="inline" subtype="inline" type="notated_Music" xml:id="figure_bd6516db-9348-4227-a0b6-949f144b837b"> <head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. b. 4/72., fol. 1r </head> <figDesc style="display_none">Notennotat von Eduard Rietz: Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett Nr. 1 Es-Dur, op. 12, erster Satz, Takt 1 f. Die erste Note in Takt 2 ist als punktierte Halbe notiert.</figDesc> </figure>?? <hi rend="latintype">A B P</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_74f517e6-e858-49f7-b23e-9efb9ede8781" xml:lang="de">B P. – Das Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), wollte Mendelssohn ursprünglich Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor (B.P.) widmen.</note></p> <p>Ich habe meinen <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0267738e-8aa5-4dfe-a8b4-2441cae62668">Stradivarius<name key="PSN0115169" style="hidden" type="person">Stradivari, Antonio Giacomo (?-1737)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f2191f22-e151-45e4-ac57-ed449f6c5137" xml:lang="de">meinen Stradivarius – Eduard Rietz’ Violine von Antonio Giacomo Stradivari.</note> auseinandernehmen lassen von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ebc455ac-3134-4235-96df-03a234e43ee5">Straube<name key="PSN0118378" style="hidden" type="person">Straube, J. C. E.</name></persName></hi>, er hat durch die Reparatur sehr gewonnen. Der <persName xml:id="persName_8cad9084-7f2b-4811-8a28-40703e037df9">Vater<name key="PSN0113888" style="hidden" type="person">Pistor, Karl Philipp Heinrich (1778-1847)</name></persName> <persName xml:id="persName_63e899cb-5b6e-4045-94bb-1f72412e8bd9">einer gewissen Tochter<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName> wurde dabei um geheimen Rath gefragt. Im Uebrigen sind wir beim alten. <persName xml:id="persName_dee1573c-8023-409f-8762-ec2d1d8ce38f">Meine älteste Schwester<name key="PSN0110285" style="hidden" type="person">Carlsberg, Louise (?-1830)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_86d8a6d1-dacc-4ed4-95b4-322a745d5599" xml:lang="de">Meine älteste Schwester – die Schauspielerin Louise Carlsberg; vgl. Wolfgang Dinglinger, »Er war immer mit hinein verflochten.« Die Freunde Eduard Rietz und Felix Mendelssohn Bartholdy und ihre Briefe, in: Mendelssohn Studien 12 (2001), S. 145, Anm. 87.</note> aber macht mir jetzt mehr als jemals Sorge; ihr Zustand ist sehr bedenklich. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_475272e5-958d-4693-a312-9bc0d6df066f">Casper<name key="PSN0110308" style="hidden" type="person">Casper, Johann Ludwig (1796-1864)</name></persName></hi> hatte vor einiger Zeit das Haarseil zugehen lassen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d9d6b3b1-11e1-46fd-91f0-82b44994b813" xml:lang="de">das Haarseil zugehen lassen – Mit einem Haarseil wurde ein künstlicher Eiterherd im Nacken gelegt. Mit einer Nadel wurde eine Hautfalte durchstochen und mit einem der Weite der Löcher angepassten Faden durchzogen. Die Eiterbildung sollte den Heilungsprozess beschleunigen.</note> weil er einige Besserung zu bemerken glaubte, und wollte mit russischen Bädern<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_78e8ff49-000a-4af0-a161-be9c10f289b2" xml:lang="de">russischen Bädern – Dampfbäder (Banjas).</note> das Uebel <add place="above">ganz<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add> heben; es wurde aber im Gegentheil viel schlimmer denn alle bösen Säfte hatten sich erst nach der Wunde hingezogen und sammelten sich <add place="above">nun<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add> grade an der gefährlichen Stelle ohne einen Abfluß zu haben; die Folge war daß der Husten, die Heiserkeit und die Schmerzen den höchsten Grad erreichten und uns alle äußerst besorgt machten. <hi rend="latintype">Casper</hi> ließ endlich das Haarseil <add place="above">von neuem<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add> wieder legen und äußerte die Meinung, die Schwester sollte sich gefasst machen dasselbe 1 Jahr und länger zu behalten, auch könnte sie die ersten 3–4 Jahre nicht daran denken wieder auf’s Theater zu gehen, sie dürfte vielleicht <hi n="1" rend="underline">nie</hi> wieder wagen viel laut zu sprechen oder zu singen. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_ed75f2af-c921-4ffe-bfbd-4929f9350959">GR Kluge<name key="PSN0117263" style="hidden" type="person">Kluge, Carl Alexander Ferdinand (1782-1844)</name></persName></hi> hat dasselbe gesagt, und wenn die Herrn die Sache nicht vergrößert haben, was sie in der Regel nicht zu thun pflegen, so habe ich wieder eine tüchtige Sorge mehr. Die Schwester soll jetzt eine Reise machen um in eine andre Luft zu kommen. Gott mag helfen. Nun mein lieber <hi rend="latintype">Felix</hi>, wünsche ich Dir auch ferner Glück auf Deiner Reise; <gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap> komme zum Winter gesund und <gap quantity="2" reason="deletion" unit="characters"></gap>heiter zurück. Grüße herzlich <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_86878716-7932-4f7c-95ef-f35fea5ba769">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f2d52e21-600d-4f13-aa24-2cba9264754f">Dr. Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi> auch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3638d0e8-b6be-417c-951d-c9ded6a34db6">Deetz<name key="PSN0110585" style="hidden" type="person">Deetz, Martin Gottlieb (1769-1842)</name></persName></hi> wenn Du ihn siehst und sey bald wieder so edel mir zu schreiben ich will auch künftig artiger sein und gleich antworten. <persName xml:id="persName_996da616-9ee8-4003-bbb2-a2e5a69c54db">Julius<name key="PSN0114200" style="hidden" type="person">Rietz, August Wilhelm Julius (1812-1877)</name></persName>, der jetzt fleißig componirt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_496bb985-0dd7-42d5-9359-8aeff24df50c" xml:lang="de">Julius, der jetzt fleißig componirt – zu Julius Rietz’ Kompositionen des Jahres 1829 siehe Zimmer, Julius Rietz, S. 16 ff.</note> weniger spielt, grüßt Dich sehr so wie meine ganze Familie. </p> <signed rend="right">Dein<hi rend="latintype"> E R.</hi></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_7a3dde03-f01f-44cc-bf1a-9580c6e01a68"> <docAuthor key="PSN0114202" resp="author" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0114202" resp="writer" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Vor einigen Tagen habe ich <title xml:id="title_c1bde69c-1e2c-43d4-8f5b-c4701afe12c1">Dein Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_61fxesxk-rlqf-93to-olth-74i485d0nkkf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name></title> recht schlecht gespielt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2c7a13f6-9fe1-4e6b-9a2a-93617ec828a5" xml:lang="de">Vor einigen Tagen habe ich Dein Quartett recht schlecht gespielt – Eduard Rietz spielte das Klavierquartett h-Moll, op. 3 (MWV Q 17), am Sonntag, dem 8. Juli 1829, im Haus der Mendelssohns. Siehe Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829, Z.: »Als wir nach Hause kamen, war Quartett. Ritz spielte, erst Lämmer- dann hmol Quartett, und dann Reisefuge.«</note> es wollte gar nicht gelingen. Von H. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2c9e9b03-39ce-424c-94ac-abe5cba04988">Beerwald<name key="PSN0109917" style="hidden" type="person">Berwald, Franz Adolf (1796-1868)</name></persName></hi> hast Du wohl gehört?</p> <p><add place="margin"><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f8579a9c-a01a-4a1b-8593-07496028bb32">Schubring<name key="PSN0114732" style="hidden" type="person">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName></hi> war krank, ist aber schon wieder in der Besserung, sieht sehr blaß aus und kann nicht Clavierspielen weil seine Nerven so angegriffen sind. <hi rend="latintype">Schubring</hi>!<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add></p> <p><add place="top">Kennst Du <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_90828512-dc1a-49a9-ab70-34d1b7acea5a">Major v. Radowitz<name key="PSN0114053" style="hidden" type="person">Radowitz, Joseph Maria Ernst Christian Wilhelm von (1797-1853)</name></persName></hi>? Ich habe vor kurzem seine Bekanntschaft gemacht. Er hat allerha<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">nd</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice> musik: Plane wovon ich <add place="above">Dir<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add> nächstens etwas mittheilen <choice resp="editor" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_0ff3f876-364d-4c8b-b581-dad966ce19fc"> <sic resp="writer">werden</sic> <corr resp="editor">werde</corr> </choice> Auch ist <persName xml:id="persName_9f2cd331-8096-4b87-9811-62b3211d2029">die schöne Marie <hi rend="latintype">Voss</hi><name key="PSN0117901" style="hidden" type="person">Radowitz, Maria Auguste Caroline Louise (Marie) von (1807-1889)</name></persName> seine Frau.<name key="PSN0114202" resp="writers_hand" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802–1832)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>