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gb-1829-07-08-03

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Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 8. Juli 1829 So eben habe ich meinen großen Generalbrief an Dich beendet, lieber Felix, und muß nun diese kleine Privatdepesche hinzufügen, deren Inhalt folgender ist: Es ist Vater plötzlich aufgefallen, daß in mehreren englischen Blättern Dein Name Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Wilhelm (1794-1861)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Wilhelm (1794-1861) Transkription: Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/70. Autograph Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 8. Juli 1829 So eben habe ich meinen großen Generalbrief an Dich beendet, lieber Felix, und muß nun diese kleine Privatdepesche hinzufügen, deren Inhalt folgender ist: Es ist Vater plötzlich aufgefallen, daß in mehreren englischen Blättern Dein Name

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Fanny Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 2-3 / 8 / 7], [SCHIFFSBRIEF-POST HAMBURG / 10 JUL / 1829], [SHIP (LETTER) LONDON / 13JY13 / 1829], [G / 14JY14 / 1829], mehrere Vermerke von Postbeamten, Siegel.

Fanny Mendelssohn Bartholdy, Wilhelm Hensel

Green Books

Citron, Letters, S. 413 f. (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil). Weissweiler, Briefwechsel, S. 81-84 (Teildruck, unter dem Datum 7. Juli 1829).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

8. Juli 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Wilhelm (1794-1861)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)Hensel, Wilhelm (1794–1861) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LondonGroßbritannien deutsch
a Mr. Doxat et Comp. à Londres. pour remettre à Mr. Felix Mendelssohn Bartholdy Great Portland Street Hamburger DampfbootUnbekannt
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)

So eben habe ich meinen großen Generalbrief an Dichmeinen großen Generalbrief an Dich – Fanny Mendelssohn Bartholdys Teile in Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829. beendet, lieber Felix, und muß nun diese kleine Privatdepesche hinzufügen, deren Inhalt folgender ist: Es ist VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) plötzlich aufgefallen, daß in mehreren englischen Blättern Dein Name blos Felix Mendelssohn genannt worden,daß in mehreren englischen Blättern Dein Name blos Felix Mendelssohn genannt worden – In der Times Nr. 13.929 vom 1. Juni 1829, S. 2, wie auch im Harmonicon in der Rezension des Konzerts vom 25. Mai 1829 (7, 1829, S. 173) wird Felix Mendelssohn Bartholdys vollständiger Name wiedergegeben. In dem vor letzterer Rezension abgedruckten Programm findet sich auch die Namensform »F. Mendelssohn«. In den Rezensionen von Thomas Welshs »morning concert« vom 15. Juni 1829 (The Times Nr. 13.941, 16. Juni 1829, S. 2) und des Konzerts des Flötisten Louis François Philippe Drouet vom 24. Juni 1829 (The Times Nr. 13.949, 25. Juni 1829, S. 5), in denen Mendelssohn mitwirkte, wird er tatsächlich nur als »Mr. Mendelssohn« genannt. Siehe auch Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829. und er glaubt eine Absicht darin zu erkennen, und will Dir heut darüber schreiben <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-07-08-02" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 8. Juli 1829</name> , wie uns MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gestern sagte, die es ihm auszureden versucht hat. Ob er es nun noch ausführen wird, oder nicht, weiß ich nicht, bin aber gestern Abend mit HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) übereingekommen, Dir in jedem Fall diesen Brief zu schreiben, ist er unnütz, so schadet er auch nicht, möglicher Weise kann er Dir lieb seyn, und ist er Dir unangenehm, so verzeihst Du ihn mir. – Ich kenne und billige Deine Absicht, diesen Namen, den wir alle nicht zu lieben,diesen Namen, den wir alle nicht lieben – Abraham Mendelssohn Bartholdy hatte nach seiner Konversion zum Protestantismus 1822 seinem Nachnamen den seines Schwagers Jakob Ludwig Salomon Bartholdy angefügt, um sich von den jüdischen Mitgliedern der Familie Mendelssohn zu unterscheiden. Die Kinder nannten sich bereits nach der Taufe 1816 Mendelssohn Bartholdy. Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Schwestern standen der Namensänderung distanziert gegenüber. Siehe Brief gb-1825-04-30-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Lea Mendelssohn Bartholdy und Johann Ludwig Casper an Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris, Berlin, 29. und 30. April 1825, Brief gb-1829-07-08-03 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 8. Juli 1829, sowie die Antwort auf vorliegendes Schreiben in Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829. einst wieder abzulegen, aber jetzt kannst Du es noch nicht, da Du minorenn bist,da Du minorenn bist – minorenn: mlat. minorennis, minderjährig, unmündig. Felix Mendelssohn Bartholdy wurde erst mit dem 3. Februar 1833, an dem er das 24. Lebensjahr vollendete, majorenn (volljährig, mündig). und ich habe nicht nöthig, Dich auf die unangenehmen Folgen aufmerksam zu machen, die es für Dich haben könnte, es wird Dir genug seyn, zu wissen, daß Du Vater dadurch betrübst. Du kannst es jetzt leicht, auf Befragen, für ein Versehn gelten lassen, und Deinen Vorsatz zu gelegnerer Zeit ausführen. – Die eigentliche Absicht dieses Briefs ist, Dich einiger Maßen über die Sorge der Zeit und Entfernung hinwegzuheben, die Dir Vaters Schreiben <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-07-08-02" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 8. Juli 1829</name> machen möchte. Wie Du selbst noch neulich schriebst, die Buchstaben sind so kalt,Wie Du selbst noch neulich schriebst, die Buchstaben sind so kalt – siehe Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829, Z. 41: »Buchstaben, die man schreibt, sind sehr kalt«. und todt, und es ist so leicht, den richtigen Vortrag zu verfehlen, Vater namentlich schreibt immer weniger angenehm als er denkt, so daß wir Dir gern über diesen Gegenstand noch |2| einige freundlichere Worte wollten zukommen lassen. Es kann seyn, daß es Dich herzlich verdrießt, wenn Du hier zum drittenmal lesen sollst, was Dir Vater auf eine, und vielleicht Mutter auf eine andre Weise schreibt, aber dann, wie gesagt, verzeihst Du uns eine übel üble ausgeführte gute Absicht, wir kennen uns, denk’ ich, und Alles bleibt beim Alten. Es macht mir wenig Spaß, daß Du, der Du uns nur Gutes zukommen läßt, so oft von hier aus Unangenehmes zu erfahren hast, und daß sich Dir grade in dieser Beziehung das häusliche Leben in der Fremde fortsetzt, ich wollte stark, es wäre a A nders, es ist nun aber einmal so, und Gottlob, es geht in vielem Guten auf. – Wie wird es nun auf Deiner bevorstehenden ReiseDeiner bevorstehenden Reise – Mendelssohn bereiste gemeinsam mit Carl Klingemann im Juli und August 1829 Schottland. werden? Werden wir Briefe erhalten, so regelmäßig, wie bis jetzt? Ich denke mit Schrecken an den ersten Mittwoch, wo einer aus bleibt, denn wenn Mittag heran kommt, und noch keiner da ist, fangen wir an, uns sehr ungebärdig zu betragen. Nun Du wirst schon sorgen. Adieu mein Felix, ich schicke diesen Brief an Hensel,ich schicke diesen Brief an Hensel – Wilhelm Hensel wohnte 1829 in der Jägerstraße 20 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung). der noch einige Zeilen dazu setzen, und ihn selbst auf die Post bringen will. Du weißt, wie es Dich immer verdroß, wenn die Eltern Dir ihre Zufriedenheit verbargen, denselben Verdruß setzt uns Vater fort, indem er gleichgültig und stoisch thut, und wir ihn dann drüber ertappen, wie er Deine Briefe zu drei- viermal liest, und wie alle Leute wissen und sehn, wie er sich über Dich und Alles was Dir begegnet, freut, |3| nur wir sollen es nicht wissen. Wir wissen es aber doch. Und so lebe wohl, und froh und glücklich. Es sind mir während ich hier schrieb, zwei Augenwimpern aus und aufs Papier gefallen, wenn die bis nach London kämen, würdest Du wissen, von wem der Brief ist.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Hensel, Wilhelm (1794–1861) Hensel, Wilhelm (1794–1861)

Es sind auch gestern mehr als zwei Thränen aus denselben Augen für Dich gefallen und daß ich sie Dir gönnte muß mir ein heilig Recht auf liebevolle Aufnahme dieser Zeilen geben. Felix! ich will mich nicht unberufen in Deinen Rath drängen, aber ich fühle Beruf Dir ein Wort zu sagen, das Dir nur als Material zu eignem Entschluße dienen soll. Der muß, wird frei seyn, wir könnten es nicht einmal anders wünschen von Dir. Was in Rede steht, wie sie darüber denkt, hat Dir FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) gesagt. Daß sie mit Dir einig ist wirst Du daraus sehn, daß ich es mit Euch bin glaube meinem Wort. Da wir nun treu mit Dir stehn, dürfen wir auch frei mit Dir reden und so hat Fanny angedeutet wie jetzige Ausführung eines an sich schönen Vorhabens, außer dem Schädlichen für Dich, was sie natürlich mehr berücksichtigt als Du thun würdest, wenn Du nicht wieder ihre liebevolle Sorge zu beachten hättest, ein Betrüben des Vaters herbeiführen müßte. Hier, Felix, stehe länger als CäsarCaesar, Gaius Iulius am Rubicon.Cäsar am Rubicon – Caesars Überschreitung des Rubicon, eines Grenzflusses in Norditalien, löste 49 v. Chr. den Bürgerkrieg mit Gnaeus Pompeius Magnus aus. Thäts Du es nicht, würden wir Dich nicht weniger lieben, aber wir würden mit Dir zu leiden haben, denn es müßte Dir selbst leid thun, nachher. Bedenke daß öffentliche Ablegung eines Namens Critik der Annahme wird, und daß sie wenn auch nicht bitter gemeint dem Vater vom Sohne doch bitter entgegentreten muß. Dein Vater leidet grade jetzt körperlich viel (krank ist er aber auf Ehre nicht!) Die Freude, welche Dein rüstig und glücklich Greifen und Leben und Kunst ihm gab, hob ihn oft sichtbar darüber hinweg, wie er es auch verhehlen mochte, könntest Du ihm nun andres als Erleichterungen geben wollen? Ja, Du hast noch mehr zu bedenken, einen Umstand den Fannys opferndes Gemüth wohl kaum gedacht und viel weniger in die Waage legen konnte, auf den ich aber nach Pflicht und Wahrheit deuten muß. Jede Spitze die den Vater trifft, werden geschärfter Deine Schwestern empfinden. Er betrachtet sie als natürliche Bundsgenossen von Dir und sie hehlen es hehlten es hehltes sicher auch nie, da mußte nun seine Gereiztheit gegen sie sich wenden und ließen sie sich auch willig schelten, wie könnten sie ohne tiefen Schmerz anhören, wenn Du gescholten würdest? – Denk auch an die silberne Hochzeit, möge sie heiter nahn und freudig gefeyert werden!

Was der Mensch heilig will erfüllt sich leise und sicher wie das Leben in der Natur. Lebe wohl! Dein treuer Bruder Wilhelm Hensel
Hensel, Wilhelm (1794–1861) Hensel, Wilhelm (1794–1861)

Daß sich Alles so verhält wie wir Dir schreiben, darauf mein Ehrenwort. Eigentlich wollt’ ich nur dies als Siegel unter Fannys Brief setzen, daß Du nicht glauben möchtest schwesterliche Lieb’ und Sorge habe die Sache in andrem Licht erscheinen lassen. – Willst Du unsren Brief erwiedern adressire an mich (Jägerstr. 20.), jedenfalls verzeihe ihn. Wie gern hätt’ ich Dir auf hellern Seiten auch für die schöne Stelle an die MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842), hinsichtlich unsrer Verbindungdie schöne Stelle an die Mutter, hinsichtlich unsrer Verbindung – in Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829. gedankt! Gott behüte Dich und Dein Herz. Lieber Bruder!

Wilhelm Hensel
            So eben habe ich meinen großen Generalbrief an Dich beendet, lieber Felix, und muß nun diese kleine Privatdepesche hinzufügen, deren Inhalt folgender ist: Es ist Vater plötzlich aufgefallen, daß in mehreren englischen Blättern Dein Name blos Felix Mendelssohn genannt worden, und er glaubt eine Absicht darin zu erkennen, und will Dir heut darüber schreiben, wie uns Mutter gestern sagte, die es ihm auszureden versucht hat. Ob er es nun noch ausführen wird, oder nicht, weiß ich nicht, bin aber gestern Abend mit Hensel übereingekommen, Dir in jedem Fall diesen Brief zu schreiben, ist er unnütz, so schadet er auch nicht, möglicher Weise kann er Dir lieb seyn, und ist er Dir unangenehm, so verzeihst Du ihn mir. – Ich kenne und billige Deine Absicht, diesen Namen, den wir alle nicht zu lieben, einst wieder abzulegen, aber jetzt kannst Du es noch nicht, da Du minorenn bist, und ich habe nicht nöthig, Dich auf die unangenehmen Folgen aufmerksam zu machen, die es für Dich haben könnte, es wird Dir genug seyn, zu wissen, daß Du Vater dadurch betrübst. Du kannst es jetzt leicht, auf Befragen, für ein Versehn gelten lassen, und Deinen Vorsatz zu gelegnerer Zeit ausführen. – Die eigentliche Absicht dieses Briefs ist, Dich einiger Maßen über die Sorge der Zeit und Entfernung hinwegzuheben, die Dir Vaters Schreiben machen möchte. Wie Du selbst noch neulich schriebst, die Buchstaben sind so kalt, und todt, und es ist so leicht, den richtigen Vortrag zu verfehlen, Vater namentlich schreibt immer weniger angenehm als er denkt, so daß wir Dir gern über diesen Gegenstand noch einige freundlichere Worte wollten zukommen lassen. Es kann seyn, daß es Dich herzlich verdrießt, wenn Du hier zum drittenmal lesen sollst, was Dir Vater auf eine, und vielleicht Mutter auf eine andre Weise schreibt, aber dann, wie gesagt, verzeihst Du uns eine üble ausgeführte gute Absicht, wir kennen uns, denk’ ich, und Alles bleibt beim Alten. Es macht mir wenig Spaß, daß Du, der Du uns nur Gutes zukommen läßt, so oft von hier aus Unangenehmes zu erfahren hast, und daß sich Dir grade in dieser Beziehung das häusliche Leben in der Fremde fortsetzt, ich wollte stark, es wäre Anders, es ist nun aber einmal so, und Gottlob, es geht in vielem Guten auf. – Wie wird es nun auf Deiner bevorstehenden Reise werden? Werden wir Briefe erhalten, so regelmäßig, wie bis jetzt? Ich denke mit Schrecken an den ersten Mittwoch, wo einer aus bleibt, denn wenn Mittag heran kommt, und noch keiner da ist, fangen wir an, uns sehr ungebärdig zu betragen. Nun Du wirst schon sorgen. Adieu mein Felix, ich schicke diesen Brief an Hensel, der noch einige Zeilen dazu setzen, und ihn selbst auf die Post bringen will. Du weißt, wie es Dich immer verdroß, wenn die Eltern Dir ihre Zufriedenheit verbargen, denselben Verdruß setzt uns Vater fort, indem er gleichgültig und stoisch thut, und wir ihn dann drüber ertappen, wie er Deine Briefe zu drei- viermal liest, und wie alle Leute wissen und sehn, wie er sich über Dich und Alles was Dir begegnet, freut, nur wir sollen es nicht wissen. Wir wissen es aber doch. Und so lebe wohl, und froh und glücklich. Es sind mir während ich hier schrieb, zwei Augenwimpern aus und aufs Papier gefallen, wenn die bis nach London kämen, würdest Du wissen, von wem der Brief ist.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Es sind auch gestern mehr als zwei Thränen aus denselben Augen für Dich gefallen und daß ich sie Dir gönnte muß mir ein heilig Recht auf liebevolle Aufnahme dieser Zeilen geben. Felix! ich will mich nicht unberufen in Deinen Rath drängen, aber ich fühle Beruf Dir ein Wort zu sagen, das Dir nur als Material zu eignem Entschluße dienen soll. Der muß, wird frei seyn, wir könnten es nicht einmal anders wünschen von Dir. Was in Rede steht, wie sie darüber denkt, hat Dir Fanny gesagt. Daß sie mit Dir einig ist wirst Du daraus sehn, daß ich es mit Euch bin glaube meinem Wort. Da wir nun treu mit Dir stehn, dürfen wir auch frei mit Dir reden und so hat Fanny angedeutet wie jetzige Ausführung eines an sich schönen Vorhabens, außer dem Schädlichen für Dich, was sie natürlich mehr berücksichtigt als Du thun würdest, wenn Du nicht wieder ihre liebevolle Sorge zu beachten hättest, ein Betrüben des Vaters herbeiführen müßte. Hier, Felix, stehe länger als Cäsar am Rubicon. Thäts Du es nicht, würden wir Dich nicht weniger lieben, aber wir würden mit Dir zu leiden haben, denn es müßte Dir selbst leid thun, nachher. Bedenke daß öffentliche Ablegung eines Namens Critik der Annahme wird, und daß sie wenn auch nicht bitter gemeint dem Vater vom Sohne doch bitter entgegentreten muß. Dein Vater leidet grade jetzt körperlich viel (krank ist er aber auf Ehre nicht!) Die Freude, welche Dein rüstig und glücklich Greifen und Leben und Kunst ihm gab, hob ihn oft sichtbar darüber hinweg, wie er es auch verhehlen mochte, könntest Du ihm nun andres als Erleichterungen geben wollen? Ja, Du hast noch mehr zu bedenken, einen Umstand den Fannys opferndes Gemüth wohl kaum gedacht und viel weniger in die Waage legen konnte, auf den ich aber nach Pflicht und Wahrheit deuten muß. Jede Spitze die den Vater trifft, werden geschärfter Deine Schwestern empfinden. Er betrachtet sie als natürliche Bundsgenossen von Dir und sie hehltes sicher auch nie, da mußte nun seine Gereiztheit gegen sie sich wenden und ließen sie sich auch willig schelten, wie könnten sie ohne tiefen Schmerz anhören, wenn Du gescholten würdest? – Denk auch an die silberne Hochzeit, möge sie heiter nahn und freudig gefeyert werden!
Was der Mensch heilig will erfüllt sich leise und sicher wie das Leben in der Natur. Lebe wohl! Dein treuer Bruder
Wilhelm Hensel
Daß sich Alles so verhält wie wir Dir schreiben, darauf mein Ehrenwort. Eigentlich wollt’ ich nur dies als Siegel unter Fannys Brief setzen, daß Du nicht glauben möchtest schwesterliche Lieb’ und Sorge habe die Sache in andrem Licht erscheinen lassen. – Willst Du unsren Brief erwiedern adressire an mich (Jägerstr. 20. ), jedenfalls verzeihe ihn. Wie gern hätt’ ich Dir auf hellern Seiten auch für die schöne Stelle an die Mutter, hinsichtlich unsrer Verbindung gedankt! Gott behüte Dich und Dein Herz. Lieber Bruder!
Wilhelm Hensel          
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(Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 81-84 (Teildruck, unter dem Datum 7. Juli 1829).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-08" xml:id="date_398af4fa-d2c5-498c-bc68-27a391023f34">8. Juli 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_ab692efb-0aa0-401d-8b4a-c58b921f21e5">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0111899" resp="author" xml:id="persName_6629befa-4403-4551-9e91-46ffe14c0c0a">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0111899" resp="writer">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_2d2d6e5a-6999-4587-b29f-a1485a26d189"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_93cca78e-d845-4b18-8325-b4ede06ab3eb">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_d233e455-4045-4342-b01e-a363c5885b0c"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_924e8cd1-3b16-4686-88f5-3b01ac10e3e9"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">a</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Mr. Doxat et Comp</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">à</hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline"><hi rend="latintype">Londres</hi>.</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour remettre à Mr.</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Felix Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype"><del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_ca2b06f3-d831-49bb-be7e-6e08c6926b66">Great Portland Street</del></hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype"><add place="between">Hamburger Dampfboot<name key="PSN0118477" resp="writers_hand" style="hidden">Unbekannt</name></add></hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_bfdaafef-2ed4-41e5-a626-9ec3846e5704"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">So eben habe ich meinen großen Generalbrief an Dich<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3c3cabae-a901-4d65-ba92-5129431e8f5d" xml:lang="de">meinen großen Generalbrief an Dich – Fanny Mendelssohn Bartholdys Teile in Brief gb-1829-07-08-01 Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829.</note> beendet, lieber Felix, und muß nun diese kleine Privatdepesche hinzufügen, deren Inhalt folgender ist: Es ist <persName xml:id="persName_a4942ff0-04e0-4d01-818d-e9ed5da75d5e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> plötzlich aufgefallen, daß in mehreren englischen Blättern Dein Name blos Felix Mendelssohn genannt worden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4054855-9bda-4f21-83bf-2ede7b6a7bef" xml:lang="de">daß in mehreren englischen Blättern Dein Name blos Felix Mendelssohn genannt worden – In der Times Nr. 13.929 vom 1. Juni 1829, S. 2, wie auch im Harmonicon in der Rezension des Konzerts vom 25. Mai 1829 (7, 1829, S. 173) wird Felix Mendelssohn Bartholdys vollständiger Name wiedergegeben. In dem vor letzterer Rezension abgedruckten Programm findet sich auch die Namensform »F. Mendelssohn«. In den Rezensionen von Thomas Welshs »morning concert« vom 15. Juni 1829 (The Times Nr. 13.941, 16. Juni 1829, S. 2) und des Konzerts des Flötisten Louis François Philippe Drouet vom 24. Juni 1829 (The Times Nr. 13.949, 25. Juni 1829, S. 5), in denen Mendelssohn mitwirkte, wird er tatsächlich nur als »Mr. Mendelssohn« genannt. Siehe auch Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829.</note> und er glaubt eine Absicht darin zu erkennen, und will Dir <title xml:id="title_86dcfad6-e1d3-49e5-8057-a0b5bd5d9cfe">heut darüber schreiben <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-07-08-02" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 8. Juli 1829</name> </title>, wie uns <persName xml:id="persName_635e3073-636f-47a3-af77-b8a03f92ddaa">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> <date cert="high" when="1829-07-07">gestern</date> sagte, die es ihm auszureden versucht hat. Ob er es nun noch ausführen wird, oder nicht, weiß ich nicht, bin aber <date cert="high" when="1829-07-07">gestern Abend</date> mit <persName xml:id="persName_f73e2a51-727c-44ee-b241-103002672ac8">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> übereingekommen, Dir in jedem Fall diesen Brief zu schreiben, ist er unnütz, so schadet er auch nicht, möglicher Weise kann er Dir lieb seyn, und ist er Dir unangenehm, so verzeihst Du ihn mir. – Ich kenne und billige Deine Absicht, diesen Namen, den wir alle nicht <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_d74343d5-73ce-48e3-a20b-a0a3f3769096">zu</del> lieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_35d5a68b-0a40-45a4-ba8e-32a7c157196f" xml:lang="de">diesen Namen, den wir alle nicht lieben – Abraham Mendelssohn Bartholdy hatte nach seiner Konversion zum Protestantismus 1822 seinem Nachnamen den seines Schwagers Jakob Ludwig Salomon Bartholdy angefügt, um sich von den jüdischen Mitgliedern der Familie Mendelssohn zu unterscheiden. Die Kinder nannten sich bereits nach der Taufe 1816 Mendelssohn Bartholdy. Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Schwestern standen der Namensänderung distanziert gegenüber. Siehe Brief gb-1825-04-30-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Lea Mendelssohn Bartholdy und Johann Ludwig Casper an Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris, Berlin, 29. und 30. April 1825, Brief gb-1829-07-08-03 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 8. Juli 1829, sowie die Antwort auf vorliegendes Schreiben in Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829.</note> einst wieder abzulegen, aber jetzt kannst Du es noch nicht, da Du minorenn bist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0ff7f16b-4501-4430-9505-99436c734c30" xml:lang="de">da Du minorenn bist – minorenn: mlat. minorennis, minderjährig, unmündig. Felix Mendelssohn Bartholdy wurde erst mit dem 3. Februar 1833, an dem er das 24. Lebensjahr vollendete, majorenn (volljährig, mündig).</note> und ich habe nicht nöthig, Dich auf die unangenehmen Folgen aufmerksam zu machen, die es für Dich haben könnte, es wird Dir genug seyn, zu wissen, daß Du Vater dadurch betrübst. Du kannst es jetzt leicht, auf Befragen, für ein Versehn gelten lassen, und Deinen Vorsatz zu gelegnerer Zeit ausführen. – Die eigentliche Absicht dieses Briefs ist, Dich einiger Maßen über die Sorge der Zeit und Entfernung hinwegzuheben, die Dir <title xml:id="title_997a2fe8-cfc5-4b42-a2d8-93d484916e00">Vaters Schreiben <name key="PSN0113247" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</name> <name key="gb-1829-07-08-02" style="hidden" type="letter">Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 8. Juli 1829</name> </title> machen möchte. Wie Du selbst noch neulich schriebst, die Buchstaben sind so kalt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9f4c3b2f-027a-481d-9973-29122fbeb618" xml:lang="de">Wie Du selbst noch neulich schriebst, die Buchstaben sind so kalt – siehe Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829, Z. 41: »Buchstaben, die man schreibt, sind sehr kalt«.</note> und todt, und es ist so leicht, den richtigen Vortrag zu verfehlen, Vater namentlich schreibt immer weniger angenehm als er denkt, so daß wir Dir gern über diesen Gegenstand noch<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> einige freundlichere Worte wollten zukommen lassen. Es kann seyn, daß es Dich herzlich verdrießt, wenn Du hier zum drittenmal lesen sollst, was Dir Vater auf eine, und vielleicht Mutter auf eine andre Weise schreibt, aber dann, wie gesagt, verzeihst Du uns eine <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">übel</corr> <sic resp="writer">üble</sic> </choice> ausgeführte gute Absicht, wir kennen uns, denk’ ich, und Alles bleibt beim Alten. Es macht mir wenig Spaß, daß Du, der Du uns nur Gutes zukommen läßt, so oft von hier aus Unangenehmes zu erfahren hast, und daß sich Dir grade in dieser Beziehung das häusliche Leben in der Fremde fortsetzt, ich wollte stark, es wäre <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">a</corr> <sic resp="writer">A</sic> </choice>nders, es ist nun aber einmal so, und Gottlob, es geht in vielem Guten auf. – Wie wird es nun auf Deiner bevorstehenden Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9c70c57e-affd-4a0d-b5ff-0ecbeaec941c" xml:lang="de">Deiner bevorstehenden Reise – Mendelssohn bereiste gemeinsam mit Carl Klingemann im Juli und August 1829 Schottland.</note> werden? Werden wir Briefe erhalten, so regelmäßig, wie bis jetzt? Ich denke mit Schrecken an den ersten Mittwoch, wo einer aus bleibt, denn wenn Mittag heran kommt, und noch keiner da ist, fangen wir an, uns sehr ungebärdig zu betragen. Nun Du wirst schon sorgen. Adieu mein Felix, ich schicke diesen Brief an Hensel,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03b07308-06f4-453a-b0e7-9cf4a7979634" xml:lang="de">ich schicke diesen Brief an Hensel – Wilhelm Hensel wohnte 1829 in der Jägerstraße 20 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung).</note> der noch einige Zeilen dazu setzen, und ihn selbst auf die Post bringen will. Du weißt, wie es Dich immer verdroß, wenn die Eltern Dir ihre Zufriedenheit verbargen, denselben Verdruß setzt uns Vater fort, indem er gleichgültig und stoisch thut, und wir ihn dann drüber ertappen, wie er Deine Briefe zu drei- viermal liest, und wie alle Leute wissen und sehn, wie er sich über Dich und Alles was Dir begegnet, freut,<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> nur wir sollen es nicht wissen. Wir wissen es aber doch. Und so lebe wohl, und froh und glücklich. Es sind mir während ich hier schrieb, zwei Augenwimpern aus und aufs Papier gefallen, wenn die bis nach London kämen, würdest Du wissen, von wem der Brief ist.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_865772c5-0b13-4af5-a3c3-b955154dabe9"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Es sind auch <date cert="high" when="1829-07-07">gestern</date> mehr als zwei Thränen aus denselben Augen für Dich gefallen und daß ich sie Dir gönnte muß mir ein heilig Recht auf liebevolle Aufnahme dieser Zeilen geben. Felix! ich will mich nicht unberufen in Deinen Rath drängen, aber ich fühle Beruf Dir ein Wort zu sagen, das Dir nur als Material zu eignem Entschluße dienen soll. Der muß, wird frei seyn, wir könnten es nicht einmal anders wünschen von Dir. Was in Rede steht, wie sie darüber denkt, hat Dir <persName xml:id="persName_cc598247-c80e-4106-bd29-eac39d2d3a92">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden" type="person">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> gesagt. Daß sie mit Dir einig ist wirst Du daraus sehn, daß ich es mit Euch bin glaube meinem Wort. Da wir nun treu mit Dir stehn, dürfen wir auch frei mit Dir reden und so hat Fanny angedeutet wie jetzige Ausführung eines an sich schönen Vorhabens, außer dem Schädlichen für Dich, was sie natürlich mehr berücksichtigt als Du thun würdest, wenn Du nicht wieder ihre liebevolle Sorge zu beachten hättest, ein Betrüben des Vaters herbeiführen müßte. Hier, Felix, stehe länger als <persName xml:id="persName_14ecdb0c-bb03-40f5-a33e-f0dcf699bffe">Cäsar<name key="PSN0110243" style="hidden" type="person">Caesar, Gaius Iulius</name></persName> am Rubicon.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f5cbdd4e-3707-4589-a1cb-467ad3e2cd5f" xml:lang="de">Cäsar am Rubicon – Caesars Überschreitung des Rubicon, eines Grenzflusses in Norditalien, löste 49 v. Chr. den Bürgerkrieg mit Gnaeus Pompeius Magnus aus.</note> Thäts Du es nicht, würden wir Dich nicht weniger lieben, aber wir würden mit Dir zu leiden haben, denn es müßte Dir selbst leid thun, nachher. Bedenke daß öffentliche Ablegung eines Namens Critik der Annahme wird, und daß sie wenn auch nicht bitter gemeint dem Vater vom Sohne doch bitter entgegentreten muß. Dein Vater leidet grade jetzt körperlich viel (krank ist er aber auf Ehre nicht!) Die Freude, welche Dein rüstig und glücklich Greifen und Leben und Kunst ihm gab, hob ihn oft sichtbar darüber hinweg, wie er es auch verhehlen mochte, könntest Du ihm nun andres als Erleichterungen geben wollen? Ja, Du hast noch mehr zu bedenken, einen Umstand den Fannys opferndes Gemüth wohl kaum gedacht und viel weniger in die Waage legen konnte, auf den ich aber nach Pflicht und Wahrheit deuten muß. Jede Spitze die den Vater trifft, werden geschärfter Deine Schwestern empfinden. Er betrachtet sie als natürliche Bundsgenossen von Dir und sie <corr resp="writer">hehlen es</corr><choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">hehlten es</corr> <sic resp="writer">hehltes</sic> </choice> sicher auch nie, da mußte nun seine Gereiztheit gegen sie sich wenden und ließen sie sich auch willig schelten, wie könnten sie ohne tiefen Schmerz anhören, wenn Du gescholten würdest? – Denk auch an die silberne Hochzeit, möge sie heiter nahn und freudig gefeyert werden! </p> <closer rend="left">Was der Mensch heilig will erfüllt sich leise und sicher wie das Leben in der Natur. Lebe wohl!</closer> <signed rend="center">Dein treuer Bruder</signed> <signed rend="center">Wilhelm <hi n="1" rend="underline">Hensel</hi></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c8c29939-5661-49aa-92b3-9f9cde3b82c1"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Daß sich Alles so verhält wie wir Dir schreiben, darauf mein Ehrenwort. Eigentlich wollt’ ich nur dies als Siegel unter Fannys Brief setzen, daß Du nicht glauben möchtest schwesterliche Lieb’ und Sorge habe die Sache in andrem Licht erscheinen lassen. – Willst Du unsren Brief erwiedern adressire an mich (Jägerstr. 20.), jedenfalls verzeihe ihn. Wie gern hätt’ ich Dir auf hellern Seiten <unclear reason="paper_destruction" resp="UW">auch</unclear> für die schöne Stelle an die <persName xml:id="persName_e7b00f0e-8b30-4041-b09f-053138457a5b">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, hinsichtlich unsrer Verbindung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2b1c0d70-6f18-41b5-8020-88e3200aad41" xml:lang="de">die schöne Stelle an die Mutter, hinsichtlich unsrer Verbindung – in Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829.</note> gedankt! <seg type="closer">Gott beh<unclear reason="paper_destruction" resp="UW">üte Dich</unclear> und Dein Herz. Lieber Bruder!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Wilhelm Hensel</add></signed> </div> </body> </text></TEI>