gb-1829-07-08-01
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Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand mit Zusatz »[vi]a Hamburg / […] Dampfboot.« von unbekannter Hand, 4 Poststempel [BERLIN 5-6 / 8 / 7],[SCHIFFSBRIEF POST HAMBURG / 10 JUL / 1829], [SHIP LETTER LONDON / 13JY13 / 1829], [? / 14JY14 / 1829], Siegel. – Rebecka Mendelssohn Bartholdy hat ihre Bemerkungen nachträglich als Interlinearglossen in Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefabschnitte eingefügt.
Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy. Unterschriften von Betty Pistor, Caroline Friderike Heine, Louis Eduard Heydemann, Friedrich Gustav Wilhelm Steinbeck und Albert Gustav Heydemann
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Messieurs Doxat et comp.
pour Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy
à
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Hamburg
Es ist Geburtstag
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fabula docetsondergleichen abgeben, fürs nächste aber berechne in den Dispositionen zu Deinem Winterfeldzuge genau alle Kräfte die Dir zu Gebot stehen, wenn Du willst, kannst Du mich zum Parlamentair, Herold oder wozu sonst attachiren. – Schickst Du auf
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Joh. Gust Droysen.
Wir sind auch hier. LHeydemannW. SteinbeckAlb. G. Heyde mann
Dienstag Dienstmädchen zu Michaeli zu miethen,
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N.B.Die Gesellschaft ging früher fort. Karoline und ich, die in unserer Balconstube zusammen schliefen (der neuentdeckte Keller ist fertig, zwar klein, jedoch ein schöner Mann), standen um
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enterdie Vorigen, einen Delphin aus Sardellenbutter geformt, auf eine Schüssel mit Blumen geleitend, ein Werk des berühmten Onkel, der
Um Gotteswillen, was schreibt das Mädchen für Gottvergeßnes Zeug. Wirklich, wenn sie zuweilen ihren Schnabel laufen läßt, sollte man meinen, man müsse die ganze Person an den Fußblock legen, oder sie sey – Beatrice. Wirklich hat noch kein Sterblicher, außer Shakespeare, solche Possen geahndet. Aber nun bitte ich Jedermänniglich, diesen folgenden Brief wirklich nicht zu lesen, da er große Geheimnisse enthält. Die Mittheilungen im Tagebuch hören nun auf, da Du fortreist, und die Gesandschaft leider so sehr langsam befördert. Also von der silbernen Hochzeit. Große Pläne haben wir wol auch, aber sie liegen so ziemlich im Dunkel, Du mußt sie erst ans Tageslicht fördern. So viel ist gewiß, daß, so Gott will, der Polterabend am
Scherzomit den luftigen d Trompeten muß auch dreinklingen, und
wo möglich, grade das Gegentheil, ich habe mehr Bewußtseyn gewonnen, als früher, und daher bin ich Dir näher, ich denke mehr, daher denke ich mehr an Dich, und je mehr ich habe, jemehr ich haben werde, desto mehr werde ich Dich brauchen und haben. Es ist nicht möglich, daß Du mir je von Deiner Liebe etwas entziehst, denn Du mußt es wissen, wie ich, daß ich nicht den kleinsten Theil davon entbehren kann. Ich werde Dir an
Mittwoch
Mlle. Schechner
hätte wohl die zarten Töne, von denen so manches abhängt, blasen können; aber da giebts gewiß auch wie hier, den falschen Ehrgeiz der Solospieler gegen Orchestermänner, und aufs Ganze kömmts ihnen nie an.Drouet
Duwürdest es anders machen, und den kleinsten Part nicht verschmähen, um ein Dir werthes Stück abzurunden und zu vervollkommnen. Einen Augenblick eh wir am
courier, worin Du 2mal recensirt bist, ließ sichs nicht nehmen, mir die Stellen vorzulesen, und hatte eine wahrhafte, ächt gutmüthige Freude daran. So nichts bedeutend dergl. Beurtheilungen sind, denn unsre deutschen erscheinen als wahre Philosophen dagegen, so gehts damit wie mit dem Pariser Haarkünstler,
que voulez-vous, Monsieur? il faut une religion pour le peuple. Und auf dieses verfehlt das oberflächlichste löschpapierne Lob seinen Eindruck nie. – Es thut mir leid, nun bald nicht mehr so gewiß auf Briefe rechnen zu können: Deine Pünktlichkeit läßt mich hoffen; daß Du von unterwegs so oft es thunlich, schreiben wirst; wir
adressirenalles wie bisher, an
. Bezeuge dieser braven, mir durch ihre Güte für Dich so theuren Familie mein herzliches Beileid an ihrem Verlust. Ich hoffe, die guteDox
Mde. Doxat in Genf befindet sich wohl; Vater hat Fränkels eine Empfehlung für sie mitgegeben. – Gehst Du denn noch ans und ins Meer? Nimm Dich nur mit Schwimmen in unbekannten Gewäßern in Acht. Nicht alle Nymphen sind so zahm als die der Spree.
Almack für ein
ferchterliches Ding ist, und hat es mir erklärt. Hast Du denn auf Deinen Namen Eintritt erhalten, oder bist Du mitgebracht worden; mit wem tanztest Du, und was sagten die StockAdligen, als sie wußten wer Du seist? Die Begebenheiten folgen dort so schnell, daß Du die Sache schon vergeßen haben wirst; unser einer einsamer Mensch klaubt und klebt aber 8 Tage daran, bis frisches Futter kömmt. –
Apropos,
cousinWolf der Schwarze
bretellen,
nécessaire, ich ein Dutzend Hals- und Schnupftücher, (erkennst Du Tante Nützlich?)
! – Felix, wie gehts im Englisch sprechen? – Eben ist
God bless them bothgoutirt. Euer Großleben und Stillleben beschreibt er, wie sonst Keiner: das Erdbeerengenießen sah ich. – Schon 3mal stand in d. Zeit., daß
Abgangsder
Urlaubdes H.
finesse est trop cousue de fil blanc pour faire de l’effet. Eine kleine boshafte Freude habe ich doch, daß die
Addio, carissimo figlio mio! schickt der Himmel bald Deinen Brief, so siehst Du nochmals in Lieb und Freude erscheinen Deine
Klingem. wünsche ich Urlaub und diverses Glück zur Reise. Seid vorsichtig und glücklich, mit das Uebrige hat Euch die Natur ausgestattet. Apropos, Charleschen ist wieder da, süß wie Honig, girrend wie saugende Täubchen.
Mein Felix, ich habe eben
Mein Felix, mein Leben, ich könnte noch manches sagen, ich will aber nicht, Du bist der Klügste, aber ich liebe Dich, und drücke Dich sehr, Verliebte würden sagen, ans Herz.
Zelter schickt so eben
Erinnere doch Wales gewesen ist, und daselbst ein Nachtbuch geführt, und nach Berlin geschickt hat. Ich frage ihn, ob es nicht Morgenbücher, nicht Mittagsbücher, und Nachmittagsbücher giebt, und wozu sich Schottland am ersten wohl eignete. Und er sollte es an
– Eben kömmt
Leider! gewöhnt er er sich das fatale Brummenentre deux feux. Von dem Knirps, denkst Du wohl, laß ich mirs nicht gefallen und donnere wie Jupiter Tonans, nicht, wie
Ich fürchte, liebstes Herz! incognito und aparte beobachtet. Gräme Dich nicht, aber thue nach seinem Willen, und antworte sanft. Es ist nur, weil Du keiner „von den Bartholdys“ sein willst. quasi wie eine verbotene od. unanständige verschließen; fürchte aber nicht, daß ich daran ersticke; die 3 weibl. Plappermäuler und espèce Mendelss.scher Unart, eine Furcht zu verziehen, aus Deinen Kinderjahren her, eine Scheu vielleicht v. dem Liebsten zu reden, kurz, un non sò che, das mir den Mund bindet und ich 9 Zehntel meiner Freude und Liebe nicht vor dem gestrengen Chorschreiber passiren laße. Liebt Dich also jeder auf seine Weise; und Gott ist Frömmigkeit in jeder Form und Art ja genehm, warum nicht Menschen auch? – – – Du weißt jetzt schon, liebster Mensch und Koncertgeber wie sehr wohlthätig Ihr für die Schlesier sein werdet; sie haben es um so nöthiger, da die Sammlungen bis itzt verdammt klatrig ausfallen; die Iphigenie war wahrer Künstler,
Nun Gott sey Dank, war mein inseitiges, geheimes Schreiben eines von den drei Dingen, die es seyn konnte, nämlich überflüßig, nach dem Schönen, was Dir Mutter schreibt. Auch versichere ich Dich, ich hätte, um Dir zu schreiben,
Segno
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ghat, und in der Begl. beider Hände
efvorkömmt,
fa, wie könnte es anders seyn? Habe ich mich verschrieben an der Stelle? In Eil berichte ich Dir noch, daß
Lebewohl, lebewohl, Trost, Freude, Alles. Ich habe ihn noch nicht gelesen, den Engel von Brief, aber doch schon drüber geheult wie ein Kalb, das kommt von Dir. Du weißt nicht, daß
Ein
little eau de CologneFläschchen
Es ist Geburtstag heut, Herr Bruder, und so wird dies kein alltäglicher Gruß, obgleich seine Herzlichkeit für alle Tage gültig bleibt. Hörst Du ihn gleich? Ich habe Briefkörbe, Briefdrücker und tausend briefwürdige Dinge, eitel Geschenke, um mich als Schallvasen aufgestellt den Klang über den Canal zu tragen, allein käm’ er auch an, verlör er sich doch in dem lärmenden London und Dich dort umlärmenden Hand- und Fußgeraspel wohl. Aber wir verstehen uns doch, wenn wir uns auch nicht hören, und das ist ernst gemeint! Ueberhaupt merk’ ich daß ich mit dem leichten Ton schwer fortkomme den ich mir für diese Zeilen vorgesetzt, ein Tag der sich an die Spitze von 364 neuen stellt giebt so viel zu denken daß man es, wenn man ihnen wie ich entgegengeht, recht lächelnd aber doch nicht lachend kann. Und das erstere ist besser auch. Ich habe das bis jetzt schönste Jahr meines Lebens beschlossen und die Pforte zu einem schönern hat mich aufgenommen, wir werden uns nun noch näher treten aber zu nahe gewiß nicht, vereint wollen wir stehn, oder vorwärts schreiten vielmehr, wobei es uns an guter Gesellschaft nicht fehlen wird. Wir kennen und haben sie. Frischauf und Glück dazu! – Ich wollte Dir noch meinen Tag beschreiben, allein erstens ist so viel Unbeschreibliches darin und zweitens kanns Fanny besser thun, die ja schon das Beste dazu gethan, wobei ich des Guten der andren Lieben aber auch gern gedenken will. Warum mußtest Du uns fehlen? Wir dachten Dein und liebten Dich. Dein Bruder. Wilhelm Hensel Mich lieber Felix erwartest Du hier kaum, wärs auch nicht mein Geburtstag, der außerordentliches möglich zu machen weiß, so wüßt ich nicht wie, wo und keine andre Antwort. Ich habe Briefe von Dir erwartet, an Dich begonnen, wir wollen wetteifern im Zuvorkommen; aber herzlichen Gruß hast Du Dir lesen sollen in den Liedern, die Du jetzt haben wirst. Ueberhaupt habe ich auch dafür manche wesentliche und erfolgreiche Uebung gehabt, was ich einst mit Dir zu enden gedenke; aber ich rathe Dir sorglich, hüthe Dich vor schlechten Poeten; ein Mann mit einer harten Stirn kann ein fabula docet sondergleichen abgeben, fürs nächste aber berechne in den Dispositionen zu Deinem Winterfeldzuge genau alle Kräfte die Dir zu Gebot stehen, wenn Du willst, kannst Du mich zum Parlamentair, Herold oder wozu sonst attachiren. – Schickst Du auf Veits Bitten Musik zum Berliner Musenalmanach? wie? Alles andere in einem Privatschreiben, das mit vielen Nachrichten in wenigen Tagen an Dich abgehen wird. – Ich habe den Tag heute in Deiner Familie gefeiert, wie ich Dir wünsche daß Du gleiche Freude haben mögest in der Fremde, die sonst öde ist. Meinen Tag schließe ich gut, wenn ich Dir die Hand reiche übers Meer auch. Dein treuer Joh. Gust Droysen. Wir sind auch hier. Betty. Karoline. Morgen komme ich wieder. Bock. Rebecka Mendelssohn Bartholdy LHeydemann. W. Steinbeck. Alb. G. Heydemann. Dienstag Ich stelle mich heute an die Spitze, Fanny ist ausgegangen, um sich ein Dienstmädchen zu Michaeli zu miethen, Mutter ist noch nicht fertig angezogen, und ich sitze mit Karoline im Saale, es ist leider heute der letzte Tag unserer Stubenkameradschaft. O was bist Du nicht hier! Wir haben Humor, im schönsten Sinne des Worts, das Rad hat Humor. Wir haben drei Tage verlebt, werth 1826 zu heißen. Wenn ich aber so fortfahre, erfährst Du den Küchenzettel unseres Humors gar nicht, also Geschichtschreiberisch. Wie verabredet, traf ich mit Karoline Sonnabend Nachmittag in der Kirche zusammen, wir gingen zusammen nach Hause, aßen alleine einer Ente und einer Flasche Wein gegenüber Mittag, Fanny hatte ihre Bajatzlaune, und war unmäßig liebenswürdig. Nach Tische kamen Hübners, die beide unmäßiggeheuer grün aussahen, Pauline hat das Fieber gehabt, und Hübner sagt, wir müssen uns in Acht nehmen, aber ich habe einen Schwachen für die kleinen Ehepuppen; ferner Auguste Wilmsen, später Referendarius Heydemann und Boguslavsky. Wir gingen spatzieren, ich spielte Deine sonate eccossaise und Irland, und Fanny sang Deine sämmtlichen Lieder, so zoddelten wir bis 12. N. B. Die Gesellschaft ging früher fort. Karoline und ich, die in unserer Balconstube zusammen schliefen (der neuentdeckte Keller ist fertig, zwar klein, jedoch ein schöner Mann), standen um 1/26 auf, gingen im Garten herum, arbeiteten, ich nähte die letzten Stiche an einem Geschenke für Hensel, zoddelten, das Wetter schien schön, und Rosen, Reseda und Levkoien dufteten mächtig; der Regen überraschte uns aber und wir fuhren zur Kirche in einem hack. Wilmsen sprach schön, und beide Prediger gaben das Abendmahls. – Als wir nach Hause kamen, war Quartett. Ritz spielte, erst Lämmer - dann hmol Quartett, und dann Reisefuge . Der Ole hatte sich Bauer Steinbeck und Luise Jacoby eingeladen, Steinbeck kam aber nicht. Das Quartett blieb zu Tische, und da Bärwald (ein Schaute) und Dr. Neuburg, der Mariane nach Dresden fährt, auch da waren, Onkel wie natürlich auch, so fiel ein Katzentisch ab für Karoline, mich, Ritz und Paul. Du kannst Dir denken, wie tragisch es da zuging, Ritz machte die dummsten Witze, wir lachten uns heimlich todt. – Abends viel Volk, Karolines Mutter und Geschwister, Fritzes, Varnhagens und Rad, und Volk; es ging lustig, animirt zu, fürchterlicher Spectakel, große Raspeleien, um Droysen reißen wir uns. Montag großer Geburtstag, um halb 8 kam Onkel, wurde kurz angebunden, Fanny mag Dir ihre Zhaartheiten selbst erklären, er malte an Deinem Bilde, Fanny g ich gingen in Sturm und Regen zu Medems hinaus, um Auguste Lefort noch als Braut zu bewundern, sie sahe gut aus, Jettchen nicht minder, und die geputzten Kinder, Laura und Karoline eröffneten jüngeren Brüdern gar frohe Aussichten. Aber o Gott, welch eine katzenjämmerliche Anstalt! Man ist so gut zu finden, daß rothe Augen und weiße Backen solch einem armen Opferthier gut stehen, bei meinem Bart, sie hatte beides. Fanny mißfiel die Sache wohl schon weniger; siehst Du nicht schon von hier ihren rothen Hals? Wir kamen wieder nach Hause, machten uns alle inclusive Mutter weiß, und wir Mädchen setzten frische Blumen auf. Enter Marx, enter Droysen, enter Rösel, enter Suppe. Droysen wurde zwischen Karoline und mir gepflanzt, sein Platz war durch eine etwas aufgethürmte Serviette bezeichnet, das kam daher, weil Mutter eine Kaffeemaschine drin eingewickelt hatte. Große Rührung. Exit Suppe, exit drei Mädchen, enter die Vorigen, einen Delphin aus Sardellenbutter geformt, auf eine Schüssel mit Blumen geleitend, ein Werk des berühmten Onkel, der mit einem Löffel dies zarte Wesen geformt, und ihm blaue Augen aus Blumenblättern, und Wasserstrahlen von englischem Grase eingesetzt hatte. Komisch, daß Sardellen uns schon zum zweitenmale zu Humor dienten, weißt Du noch, Prosit Neujahr und ein die Zunge blökendes Profil? Droysen war so bestürzt, und rechnete so bestimmt darauf, der Spaß sey seinetwegen, daß er sogleich aufstand und sich verbeugte, wie wir in die Thüre traten. Aber so gerührt war das kleine Papa, daß er den ganzen Mittag nicht ordentlich raspeln konnte. – Die Gesellschaft verlief sich, Mutter Karoline und ich setzten uns nähen und plaudern, Fanny und Hensel gingen in die andere Stube lämmern. Mutter hatte den Morgen zu H. gesagt, sie hätte ihm große Gesellschaft gebeten, wüßte sie nicht, daß die beste Feier ihm die sey, mit Fanny zusammen eingesperrt zu seyn. – Abends kamen Betty Schatze, Nasenmänner, Steinassessorbeck, wie sie Dir auch brie unterschriftlich dargethan haben, und heut ist heute, und wir grämen, daß unser liebes PflegeSchwesterchen Nachmittags todgeengelt wird, und erholen uns dann im Theater, die Schechner giebt Iphigenie, und da wollen wir Manches silberne besprechen, was Fanny specifiren wird. So hab ich Wand nun u. s. w. Adieu mein Vöglein in der Linden, lebe wohl, o könnt ich schweifen und Rebecka Mendelssohn Bartholdy Um Gotteswillen, was schreibt das Mädchen für Gottvergeßnes Zeug. Wirklich, wenn sie zuweilen ihren Schnabel laufen läßt, sollte man meinen, man müsse die ganze Person an den Fußblock legen, oder sie sey – Beatrice. Wirklich hat noch kein Sterblicher, außer Shakespeare, solche Possen geahndet. Aber nun bitte ich Jedermänniglich, diesen folgenden Brief wirklich nicht zu lesen, da er große Geheimnisse enthält. Die Mittheilungen im Tagebuch hören nun auf, da Du fortreist, und die Gesandschaft leider so sehr langsam befördert. Also von der silbernen Hochzeit. Große Pläne haben wir wol auch, aber sie liegen so ziemlich im Dunkel, Du mußt sie erst ans Tageslicht fördern. So viel ist gewiß, daß, so Gott will, der Polterabend am 25sten Dec. bei uns, Hensels, im Gartenhaus gefeiert wird, mit kleiner, junger, lustiger Gesellschaft, und so vielen Possen, als im Reiche des Humors nur irgend aufzutreiben sind. Der Tag geht vorüber, am Hochzeittage selbst werden Vormittags die verschiedenen gratulirenden Behörden empfangen, und Mittags speißt die Königl. Familie unter uns und bei uns, denn man muß sich nicht zu sehr fatigiren, weil Abends bei Euch große Musik ist. Die neue Hochlandssymphonie kommt vor, das Scherzo mit den luftigen d Trompeten muß auch dreinklingen, und Sommernachtstraum und Meeresstille unvergessen bleiben. Was die älteste Otter betrifft, so möchte sie ihr kleines Laternchen lieber am Polterabend unter Wenigen leuchten lassen, denn erstens ist sie dumm, und zweitens blöde, und drittens kann sie nischt. Sie wird sich aber von ihrem Gemahl etwas dichten lassen, und es auf Noten setzen. Auch der junge Hofdichter Droysen hat seine Dienste angeboten. Je mehr, desto besser. Du, o Bruder, mußt wieder eine kündische Symphonie kneten, eine von denen, wo Mutter sich schon bei den Vorbereitungen todt lacht, und die muß den Anfang des Ganzen machen. Ein Ball findet etwa in der Woche drauf beim silbernen Ehepaare statt, das Londoner Kind wird wol keinen Wunsch vergebens äußern. Das soll ein Leben werden, Felix, ein Leben! Ich versichere Dich, ich kann mir nichts darüber, und nichts danach denken, jede Minute ein Feiertag, nicht jeder Zoll ein Lump. Und das versichere ich Dich, bei mir sollst Du ungestört spielen, keine Maus darf sich rühren, alle Rührung geschieht innerlich. Hensel ist gut Felix, und ich bin im weitesten Sinne des Worts, zufrieden, glücklicher als ich je es zu werden dachte, denn ich träumte, und fürchtete, eine solche Verbindung würde mich von Dir losreißen, oder doch entfernen, und es ist, wo möglich, grade das Gegentheil, ich habe mehr Bewußtseyn gewonnen, als früher, und daher bin ich Dir näher, ich denke mehr, daher denke ich mehr an Dich, und je mehr ich habe, jemehr ich haben werde, desto mehr werde ich Dich brauchen und haben. Es ist nicht möglich, daß Du mir je von Deiner Liebe etwas entziehst, denn Du mußt es wissen, wie ich, daß ich nicht den kleinsten Theil davon entbehren kann. Ich werde Dir an meinem Hochzeittage dasselbe wiederholen, denn bis jetzt habe ich noch keine Empfindung und keine Stellung kennen gelernt, in der ich nicht dasselbe gedacht und gesagt hätte. Zu dem Allem sieht Dein Bild sehr freundlich und lieblich aus, es ist gestern, an Hensels Geburtstage, viel daran gemalt worden, und heut kommt er wieder, er will an der einen Hand noch ein Weniges retouchiren, und dazu soll ich sitzen. Die Angelegenheit mit dem Atelier ist nun auch so gut, als beendet, zu meiner großen Freude, d ie Luisenstift ist so nah, und der Weg durch die Gärten (falls ihm das Durchbrechen der Thür gestattet wird) so angenehm, daß wir es uns wirklich nicht besser hätten wünschen können. Dies Plätzchen hebe ich mir für morgen auf. Doch noch eins, die Mädchen sind so toll nach dem kleinen Vater, daß Du wirklich von London aus Ordnung machen mußt, es ist zu toll, wenn Caroline und Beckchen nicht neben ihm sitzen, würden sie eben so gern gar nicht essen. Sie machen ihn eitel, und dann muß wieder erzogen werden. Mittwoch. Ich habe Dir nun weiter nichts mehr zu berichten, als von einer mi eserablen Aufführung der Iphigenie, Mlle. Schechner wurde vor dem Anfang als plötzlich unpäßlich, des Publicums Nachsicht empfohlen, und bedurfte derselben auch gar sehr. Außerdem ist es wirklich schrecklich, wenn man solch ein Stück so kennt, und es dann hört, daß auch nicht ein einziger Takt entsprechend dargestellt wird. Adieu, mein Felix, ich schriebe gern noch so fort, dann fällt mir aber immer ein, was Du immer gesagt hast, und was immer falsch ist, daß man von Zu Hause nicht schreiben könne, ich glaube aber, es ist so, Männer müssen von Reisen schreiben, und Frauen von zu Hause, die bringen dann jeden wohlbekannten Sandkorn aufs Tapet, und das erfreut in der Fremde. Heut Abend kommen Devrients her, er wird uns wohl Deinen Brief mitbringen, der ihm außerordentlich viel Freude gemacht hat. Hier fällt mir endlich einmal zu rechter Zeit ein Auftrag ein, den mir Zelter vor sehr langer Zeit gegeben hat, und den ich immer vergaß, ob Dir nämlich in London nicht deutsche Motetten von Händel vorgekommen seyen dann möchte er gern die Titel, und sonst einiges Nähere davon wissen. Leb wohl. Deine Fanny. d. 8. Vorigen Mittwoch warteten wir umsonst auf Nachricht von Dir, schönster Schatz! Das Dampfboot war vor Abgang der Hamb. Post nicht gekommen; desto gespannter harrten wir am Donnerstage. Gottlob, daß es mit dem S. N. Traum so gut geendet; am Anfange des Berichts ängstigte ich mich schrecklich. Drouet hätte wohl die zarten Töne, von denen so manches abhängt, blasen können; aber da giebts gewiß auch wie hier, den falschen Ehrgeiz der Solospieler gegen Orchestermänner, und aufs Ganze kömmts ihnen nie an. Du würdest es anders machen, und den kleinsten Part nicht verschmähen, um ein Dir werthes Stück abzurunden und zu vervollkommnen. Einen Augenblick eh wir am Donnerstage nach Charlott. fahren wollten, kam der alte Reden und brachte den courier, worin Du 2mal recensirt bist, ließ sichs nicht nehmen, mir die Stellen vorzulesen, und hatte eine wahrhafte, ächt gutmüthige Freude daran. So nichts bedeutend dergl. Beurtheilungen sind, denn unsre deutschen erscheinen als wahre Philosophen dagegen, so gehts damit wie mit dem Pariser Haarkünstler, que voulez-vous, Monsieur? il faut une religion pour le peuple. Und auf dieses verfehlt das oberflächlichste löschpapierne Lob seinen Eindruck nie. – Es thut mir leid, nun bald nicht mehr so gewiß auf Briefe rechnen zu können: Deine Pünktlichkeit läßt mich hoffen; daß Du von unterwegs so oft es thunlich, schreiben wirst; wir adressiren alles wie bisher, an Dox. Bezeuge dieser braven, mir durch ihre Güte für Dich so theuren Familie mein herzliches Beileid an ihrem Verlust. Ich hoffe, die gute Mde. Doxat in Genf befindet sich wohl; Vater hat Fränkels eine Empfehlung für sie mitgegeben. – Gehst Du denn noch ans und ins Meer? Nimm Dich nur mit Schwimmen in unbekannten Gewäßern in Acht. Nicht alle Nymphen sind so zahm als die der Spree. Aug. Leo ist jetzt mit seiner Frau in Wien und hat mir heut geschrieben, um mir über Deine glücklich begonnene Laufbahn Glück zu wünschen. Tante Jette weiß noch von alten Zeiten her, was Almack für ein ferchterliches Ding ist, und hat es mir erklärt. Hast Du denn auf Deinen Namen Eintritt erhalten, oder bist Du mitgebracht worden; mit wem tanztest Du, und was sagten die StockAdligen, als sie wußten wer Du seist? Die Begebenheiten folgen dort so schnell, daß Du die Sache schon vergeßen haben wirst; unser einer einsamer Mensch klaubt und klebt aber 8 Tage daran, bis frisches Futter kömmt. – Apropos, cousin Wolf der Schwarze sagte gestern, die Schneider besetzten jetzt die Kleider mit so vielen Begebenheiten. Schöner Mann, würde ich sagen, wenn unsre Hauspolizei das abgenutzte Wort nicht verboten hätte. – Du mußt doch auch wißen, was wir Henseln alle geschenkt haben; Fanny arbeitete eine Borte zum Papierkorbe und gab ihm einen Malstock mit einem großen in Gold gefaßten Amethystknopf; Rebecka stickte ihm bretellen, Vater kaufte ihm ein englisches nécessaire, ich ein Dutzend Hals- und Schnupftücher, (erkennst Du Tante Nützlich?) Gans endlich hat seine englische Schaufel und Feuerzange glücklich angebracht. – Von gestern Nachmittag an haben wieder 4 Profeßoren die Wache bei uns fürs Humboldhäuschen; um sich anzumelden, kam Dirichlet Sonntag Abend; seit den Beobachtungen im April ließ er sich nicht blicken. Enke ißt diesen Mittag bei uns. Humb. hat d. 8. Juni aus Casan geschrieben, und nach Verabredung mit den dortigen Beobachtern die fernern Haupttage für hier, Paris und Freiberg bestimmt. Er war im Begriff nach Ekatherinenburg abzugehen. Bis jetzt bekömmt ihm die Reise Gottlob sehr gut. Felixlein, hättest Du die Witze nicht hören mögen, die er nach dem Tartarischen Fest in Moskau den Begleitern mittheilte? Er macht sie aber in Eßig und Zucker ein, und tischt sie uns, wohlkonservirt, im Winter auf, wo ich mich auf noch einen Liebling freue. God bless them both! – Felix, wie gehts im Englisch sprechen? – Eben ist Klingem. s Br. gelesen und goutirt. Euer Großleben und Stillleben beschreibt er, wie sonst Keiner: das Erdbeerengenießen sah ich. – Schon 3mal stand in d. Zeit., daß Agnes wegen Abgangs der Mde. Milder und Urlaub des H. Bader vors erste nicht gegeben werden könnte; diese finesse est trop cousue de fil blanc pour faire de l’effet. Eine kleine boshafte Freude habe ich doch, daß die Schechner so sehr weit hinter d. Milder als Iphig. zurückblieb und daß das Publikum schon 8 Tage nach dem es sie verloren, das Unersetzliche einsieht. Addio, carissimo figlio mio! schickt der Himmel bald Deinen Brief, so siehst Du nochmals in Lieb und Freude erscheinen Deine ole Mama. Klingem. wünsche ich Urlaub und diverses Glück zur Reise. Seid vorsichtig und glücklich, mit das Uebrige hat Euch die Natur ausgestattet. Apropos, Charleschen ist wieder da, süß wie Honig, girrend wie saugende Täubchen. Lea Mendelssohn Bartholdy Mein Felix, ich habe eben Klingemanns netten Brief bekommen, wo Du mit einer Rose im Knopfloch erscheinst. Willst Du ihm wohl dafür danken, meine Seele, ich fürchte, ihm vor seiner schottischen Reise, aus deren Plan doch hoffentlich alle Berge geebnet sind, keinen Brief mehr durch die Gesandtschaft zukommen lassen zu können. Wünsche ihm glücklichste Reise, kommt sie nur Stande, das Glück wird Euch nicht fehlen, ihr frisches Volk, für gute Gesellschaft ist ja gesorgt. Ich ersehe aus Klingemanns Brief, daß Ihr Euch dutzt, habe ich es nicht in Hamburg prophezeiht? Hast Dus nicht geleugnet? Mein Felix, mein Leben, ich könnte noch manches sagen, ich will aber nicht, Du bist der Klügste, aber ich liebe Dich, und drücke Dich sehr, Verliebte würden sagen, ans Herz. Lebewohl, Leben, behalte mich lieb. O wo bleibt doch Dein Brief? Schade, daß wir denselben Tag schreiben, und Brief erwarten, ich kann mich in Kanonenfieber versetzen, durch Brieffieber. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Zelter schickt so eben einen Brief an Dich, ich werde ihn auch mit nächster Gesandschaft befördern, glaube aber nicht, daß er Dich noch trifft. Ach lieber Felix, ich möchte Dir noch so Vieles sagen, und immer wenn ich aufhören soll, kommt mir alles Gesagte so unzulänglich vor, aber alles geht auf in dem einzigen Wort, wir lieben Dich, und Du bist so der Klügste und der Beste, daß Du unsern Rath und unser Besserwissen noch nicht bedurft hast. Aber wir meinens eben so gut, und Du nimmst es eben so gut hin. Adieu. Das Wetter ist hunde, eben jetzt läßt sichs die Sonne einfallen, ein wenig zu scheinen, und da will ich einen Augenblick in den Garten springen. In Klingemanns prächtigem Brief hat uns die Urlaubsschwierigkeit erschreckt, ich hoffe, zur Stunde ist sie überwunden, und ihr werdet euch kostbar amüsiren. Wäre doch Deine Küstenreise zu Stande gekommen. Fanny Mendelssohn Bartholdy Erinnere doch Kl. daß er voriges Jahr in Wales gewesen ist, und daselbst ein Nachtbuch geführt, und nach Berlin geschickt hat. Ich frage ihn, ob es nicht Morgenbücher, nicht Mittagsbücher, und Nachmittagsbücher giebt, und wozu sich Schottland am ersten wohl eignete. Und er sollte es an Mlle. Solmar schicken, aber nicht blos an die, die Andere Prätendentin verbietet mir die Bescheidenheit zu nennen. – Die freundlichsten Abschiedsgrüße von Karolinchen, ich habe sie in den paar Tagen noch lieber gewonnen, sie ist gar niedlich um sich zu leiden. – Nächsten Mittwoch macht Rad eine große Landparthie nach dem Grunewald. – Gestern war eine schändliche Aufführung der Iphigenia für die Schlesier. – Die Akademie studiert eine Musik von Meierbeer ein, ich war aber nicht oben, so lange das Stück spielt. Von der Passion ist noch viel die Rede, sie können sichs noch gar nicht vergessen, daß sie einmal Grund hatten, mit sich zufrieden zu seyn. Ich weiß nicht, ob ich mich täusche, aber mir kommt es vor, als habe unter Deiner Regierung der Chor Fortschritte im Sprechen gemacht, mir erscheinen die Worte deutlicher und gesonderter. Auf den Fall, daß vor Abgang der Post noch ein Stück ersche von Dir erscheint, laß ich dies leer, und empfehle Dich Dir selbst, Du bist der Beste. Rebecka Mendelssohn Bartholdy – Eben kömmt Dein Br. an Paul, den ich mit seiner GeneralErlaubniß geöffnet und flüchtig gelesen habe. Dank, dank, mein bester Junge! daß Du ihm so milde und begütigend, so innig warm und freundlich bist. Du hast mich die süßesten Thränen vergießen machen. Gott segne Dich tausendmal! Hoffentl. wird es einen Eindruck auf P. machen und das hat er nöthig, mein Herz! Leider! gewöhnt er er sich das fatale Brummen an, und wir sitzen oft entre deux feux. Von dem Knirps, denkst Du wohl, laß ich mirs nicht gefallen und donnere wie Jupiter Tonans, nicht, wie Brendel, ein Glas Waßer! – Wenn er Abneigung gegen seinen Stand hätte, so würde ich die Erste sein, ihn zu etwas Anderm übergehen zu laßen; es ist aber nur Scheu vor unbequemer, anhaltender Arbeit im Allgemeinen, und zum Unglück hat er zu nichts einen tüchtigen, wahren Hang, auch nicht zu jungen Leuten seines Alters; ich wollte ihm fast lieber schlechten Umgang verzeihen als gar keinen, denn liebend und mittheilend muß das junge Herz sein. Wenn ich noch an Deinen Hofstaat von Lentzens Schneiderjungen denke! Nun, man kann nicht lauter Felixe zu Kindern haben, und hoffentl. soll er uns auch schon aufthauen! – Ich fürchte, liebstes Herz! Vater schreibt Dir etwas Unangenehmes, weil er incognito und aparte beobachtet. Gräme Dich nicht, aber thue nach seinem Willen, und antworte sanft. Es ist nur, weil Du keiner „von den Bartholdys“ sein willst. Mama kann nichts abwenden, sonst hätte sie es gethan, Papa ist ein Papist, fürcht’ ich; bei so viel Freuden über unsern HerzensJunker sollen wir auch ein bischen kasteit werden. Meine Liebe zu Dir muß ich quasi wie eine verbotene od. unanständige verschließen; fürchte aber nicht, daß ich daran ersticke; die 3 weibl. Plappermäuler und Hensel zwischen drunter halten sich schadlos. Nicht als ob er Dich weniger liebte, denn oft ertappe ichs, daß er mit Wildfremden so spricht und seine Freude über Dich so ausläßt, wie ers viel natürlicher gegen uns sollte und könnte. Aber es ist eine espèce Mendelss. scher Unart, eine Furcht zu verziehen, aus Deinen Kinderjahren her, eine Scheu vielleicht v. dem Liebsten zu reden, kurz, un non sò che, das mir den Mund bindet und ich 9 Zehntel meiner Freude und Liebe nicht vor dem gestrengen Chorschreiber passiren laße. Liebt Dich also jeder auf seine Weise; und Gott ist Frömmigkeit in jeder Form und Art ja genehm, warum nicht Menschen auch? – – – Du weißt jetzt schon, liebster Mensch und Koncertgeber wie sehr wohlthätig Ihr für die Schlesier sein werdet; sie haben es um so nöthiger, da die Sammlungen bis itzt verdammt klatrig ausfallen; die Iphigenie war gestern auch nicht voll, und der Hof gab das schlechte Beispiel, nicht hinein zu gehen. – Dir über Deine Pläne rathen, laß ich bleiben, wir sind zu weit und Du verstehst es beßer. – Moscheles Benehmen entzückt mich; das ist ein wahrer Künstler, der Himmel wird ihn segnen, so wie Dich, mein Liebstes! Lea Mendelssohn Bartholdy Nun Gott sey Dank, war mein inseitiges, geheimes Schreiben eines von den drei Dingen, die es seyn konnte, nämlich überflüßig, nach dem Schönen, was Dir Mutter schreibt. Auch versichere ich Dich, ich hätte, um Dir zu schreiben, Deinen Brief erst abwarten sollen, denn nun ist der Katzenjammer vorbei. Du kannst Dir nicht leicht etwas Lächerlicheres denken, als wir am Mittwoch, ehe Dein Brief kommt, und wenn er da ist. Heut unter Andern saßen wir sentimental in der Küche, Schoten palend, weil – der Briefträger über den Hof kommt. Und er kam, der Gute, und wir sprangen auf, von hier an ist alles Lüge bis zum Segno die armen Schoten rollten behend in der Küche umher, die trägeren Schaalen hinter drein, und der Küchenteller hatte Mühe, sich vor unsrer Hast zu retten. Wir fielen dem Manne in den Arm, rissen ihm den Brief ent – F Mutter öffnete ihn, und während sie die 2te las ich die erste Seite flüchtig, dann konnte ich nicht weiter, denn ich heulte, und schämte mich vor Vater. So habe ich denn Deine Freude noch gar nicht recht schwarz auf weiß gesehn, denn Vater, der sich freilich weniger ungeduldig anstellt als wir, riß uns dennoch den Brief aus der Hand, und vermittelst Rechtes des Stärkeren der Erstgeburt, trug er ihn in der Droschke davon, und bringt ihn erst zu Mittag wieder. Mutter hat mir indessen mündlich über eine Wette berichtet, die über irgend einen 21 Takt schwebe, das Lied hatte sie vergessen, ich habe indessen nachgezählt, und gefunden, daß es im dritten seyn müsse, wo die Stimme auf d ie Worte „leiden„ h, a, g hat, und in der Begl. beider Hände ef vorkömmt, fa, wie könnte es anders seyn? Habe ich mich verschrieben an der Stelle? In Eil berichte ich Dir noch, daß Dein Bild an Deinem Geburtstage 2 Küsse erhalten hat, von den beiden lieben Mädchen, die sich zu Anfange dieses Briefs unterschrieben haben. Mutter läßt Dich bitten, nichts auf den Schluß ihres Briefs zu antworten, und nun zum 6000mal Lebewohl. Fanny Mendelssohn Bartholdy Lebewohl, lebewohl, Trost, Freude, Alles. Ich habe ihn noch nicht gelesen, den Engel von Brief, aber doch schon drüber geheult wie ein Kalb, das kommt von Dir. Du weißt nicht, daß der Text v. Droysen ist? Wie konnten wir auch denken, daß Du das nicht wissen solltest, da Dir kein Mensch eine Sylbe davon gesagt hat. Droysen ist wesentlich das, Gedichte zu machen; erkennst Du nicht, wer zu dem ersten gesessen hat. Dr. macht mich eitel, er wandelt so viel von meinem Gesprächsunsinn zu netten Liedern um. Mit nächster Gelegenheit schicke ich Dir eins; aber ich bin so verwirrt, ich habe ja den Brief noch nicht gelesen. Lebewohl, lebewohl mein .. .. .. .. .. .. . Wir haben für Kl. einen Behälter zum ReiseTagebuch gearbeitet mit obligatem bunten Zeichenpapier und Notenpapier, es wartet nur auf Gelegenheit. Kündige ihms an, sollte es nicht vor der Reise ankommen. O Gott, sie eilen mich, ich muß. Lebewohl, wirklich und endlich. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Ein Br. v. Marx ist unterwegs und seine Musik wirst Du bei Deiner Rückkehr aus Schottl. erhalten. Das dumme little eau de Cologne Fläschchen hat uns mit der Lond. Reise so vexirt, daß ich ihn vor Höflichkeit erst ersticken wollte (er sollte etwas mitnehmen) jetzt möcht ich ihn schier ersticken. Lea Mendelssohn Bartholdy
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-07-08-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-07-08-01" xml:id="title_2de35f7f-a5d5-4672-a2d3-1523074d5790">Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy mit den Unterschriften von Betty Pistor, Caroline Friderike Heine, Louis Eduard Heydemann, Friedrich Gustav Wilhelm Steinbeck und Albert Gustav Heydemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_e8654fd6-3611-4b68-8c35-3f9696c5f5cc">Es ist Geburtstag heut, Herr Bruder, und so wird dies kein alltäglicher Gruß, obgleich seine Herzlichkeit für alle Tage gültig bleibt. Hörst Du ihn gleich? 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Juli 1829</title><author key="PSN0111899">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</author><author key="PSN0110751">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</author><author key="PSN0117586">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</author><author key="PSN0117585">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</author><author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><author key="PSN0111814">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</author><author key="PSN0111961">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</author><author key="PSN0115093">Steinbeck, Friedrich Gustav Wilhelm (1801-1871)</author><author key="PSN0111960">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</author><author key="PSN0113886">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0111899" resp="writer">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</persName><persName key="PSN0110751" resp="writer">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"> </name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition"> FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_38f934e5-fda4-425f-bcde-25a479935e27"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/69.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-07-08-01" type="letter" xml:id="title_64331d5c-3ac4-4021-b16d-75f1da9095d5">Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy mit den Unterschriften von Betty Pistor, Caroline Friderike Heine, Louis Eduard Heydemann, Friedrich Gustav Wilhelm Steinbeck und Albert Gustav Heydemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 6., 7. und 8. Juli 1829</title> <incipit>Es ist Geburtstag heut, Herr Bruder, und so wird dies kein alltäglicher Gruß, obgleich seine Herzlichkeit für alle Tage gültig bleibt. Hörst Du ihn gleich? Ich habe Briefkörbe, Briefdrücker und tausend briefwürdige Dinge, eitel Geschenke, um</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand mit Zusatz »[vi]a Hamburg / […] Dampfboot.« von unbekannter Hand, 4 Poststempel [BERLIN 5-6 / 8 / 7],[SCHIFFSBRIEF POST HAMBURG / 10 JUL / 1829], [SHIP LETTER LONDON / 13JY13 / 1829], [? / 14JY14 / 1829], Siegel. – Rebecka Mendelssohn Bartholdy hat ihre Bemerkungen nachträglich als Interlinearglossen in Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefabschnitte eingefügt.</p> <handDesc hands="10"> <p>Wilhelm Hensel, Johann Gustav Droysen, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy. Unterschriften von Betty Pistor, Caroline Friderike Heine, Louis Eduard Heydemann, Friedrich Gustav Wilhelm Steinbeck und Albert Gustav Heydemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Portrait in Briefen, S. 72-78 (Fanny Mendelssohn Bartholdys und Wilhelm Hensels Briefteile).</bibl> <bibl type="printed_letter">Citron, Letters, S. 410-413 (Fanny Mendelssohn Bartholdys Briefteile).</bibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 80 f. (Fanny Mendelssohn Bartholdys und Wilhelm Hensels Briefteile, Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-06" xml:id="date_0f53d057-18b9-46b5-9bba-c880de1291ba">6.</date> , <date cert="high" when="1829-07-07" xml:id="date_3b37874f-2eeb-47b8-a1e5-670590c16847">7.</date> und <date cert="high" when="1829-07-08" xml:id="date_b7b3e42b-1271-4b0f-9292-31dd28f396f3">8. Juli 1829</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <note type="asynchronous_authors" xml:id="note_20e04c7f-53b3-4e08-b0a2-c29b3b765c99"><measure type="number_of_authors">10</measure></note> <persName key="PSN0111899" resp="author" xml:id="persName_f381bb9b-c149-4704-bc7f-75ade9460cd0">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</persName> <persName key="PSN0110751" resp="author" xml:id="persName_bc5994eb-45bf-4493-8b62-9629aa13e017">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_67e83796-515b-4dd9-9bdc-46b33a77db2f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_ebee16bf-df25-4d87-a36e-5e0f0271630d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_78bf4420-ca40-4c33-bcc2-5ec1762bd372">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0111814" resp="author" xml:id="persName_7cdad501-3810-43a5-933e-c7f8af1e65e0">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</persName> <persName key="PSN0111961" resp="author" xml:id="persName_154ed5e4-bd5c-4e62-8fde-ea13a1666bf4">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</persName> <persName key="PSN0115093" resp="author" xml:id="persName_91462a42-d35c-4ece-b6e2-bb2caad66b67">Steinbeck, Friedrich Gustav Wilhelm (1801-1871)</persName> <persName key="PSN0111960" resp="author" xml:id="persName_a60f5879-f5a4-4333-882f-4732057ca5b5">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</persName> <persName key="PSN0113886" resp="author" xml:id="persName_93212fb5-4442-428a-9d02-28a24110f87c">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0111899" resp="writer">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</persName><persName key="PSN0110751" resp="writer">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_2ecf4285-268e-41af-9b7f-628bd4f0ab74"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</persName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_0c428ca0-50fa-4c77-941d-132eacaadf5d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2e7dcf76-d9f1-40c7-b1c0-fcb09c64ae86"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_8591a8cc-7c3d-4d63-b2bf-6db3428c3cb2"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Messieurs Doxat et comp</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour Monsieur Felix Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">à</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">par Hambourg et le bateau à vapeur</hi></addrLine> <addrLine><supplied reason="paper_destruction" resp="UW"><hi rend="latintype">vi</hi></supplied><hi rend="latintype">a</hi> <hi rend="latintype">Hamburg</hi></addrLine> <addrLine><gap quantity="1" reason="covering" unit="words"></gap> Dampfboot.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_53cb6eec-338e-4139-99f6-d3a889b5a84b"> <docAuthor key="PSN0111899" resp="author" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111899" resp="writer" style="hidden">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Es ist Geburtstag <date cert="high" when="1829-07-06" xml:id="date_06b73147-7462-438c-9d23-3b9b0b49b42d">heut</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4da36d3c-37ab-4a7b-bcff-5bf43ca0e302" xml:lang="de">Es ist Geburtstag heut – Am 6. Juli 1829 feierte Wilhelm Hensel seinen 35. Geburtstag. Siehe dazu auch Hensel, Tagebücher, S. 18.</note> <seg type="salute">Herr Bruder</seg>, und so wird dies kein alltäglicher Gruß, obgleich seine Herzlichkeit für alle Tage gültig bleibt. Hörst Du ihn gleich? Ich habe Briefkörbe, Briefdrücker und tausend briefwürdige Dinge, eitel Geschenke, um mich als Schallvasen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_279a9a51-ce7b-413c-93a2-8d484c3a3046" xml:lang="de">Schallvasen – In der Antike dienten bronzene oder irdene Schallvasen zur Erhöhung der Akustik.</note> aufgestellt den Klang über den Canal zu tragen, allein käm’ er auch an, verlör er sich doch in dem lärmenden London und Dich dort umlärmenden Hand- und Fußgeraspel wohl. Aber wir verstehen uns doch, wenn wir uns auch nicht hören, und das ist ernst gemeint! Ueberhaupt merk’ ich daß ich mit dem leichten Ton schwer fortkomme den ich mir für diese Zeilen vorgesetzt, ein Tag der sich an die Spitze von 364 neuen stellt giebt so viel zu denken daß man es, wenn man ihnen wie ich entgegengeht, recht lächelnd aber doch nicht lachend kann. Und das erstere ist besser auch. Ich habe das bis jetzt schönste Jahr meines Lebens beschlossen und die Pforte zu einem schönern hat mich aufgenommen, wir werden uns nun noch näher treten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d332ad1-22e4-4a66-ba21-e8d89795a4cf" xml:lang="de">wir werden uns nun noch näher treten – Am 3. Oktober 1829 heiratete Wilhelm Hensel Fanny Mendelssohn Bartholdy.</note> aber zu nahe gewiß nicht, vereint wollen wir stehn, oder vorwärts schreiten vielmehr, wobei es uns an guter Gesellschaft nicht fehlen wird. Wir kennen und haben sie. Frischauf und Glück dazu! – Ich wollte Dir noch meinen Tag beschreiben, allein erstens ist so viel Unbeschreibliches darin und zweitens kanns <persName xml:id="persName_a969f76e-6206-46c3-ba11-574e75f93f1d">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> besser thun, die ja schon das Beste dazu gethan, wobei ich des Guten der andren Lieben aber auch gern gedenken will. <seg type="closer">Warum mußtest Du uns fehlen? Wir dachten Dein und liebten Dich. </seg></p> <signed rend="right">Dein <hi n="1" rend="underline">Bruder</hi>. <add resp="UW" type="editors_addition">Wilhelm Hensel</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_0f151c02-dd72-4f59-b3c7-96507e0cde4a"> <docAuthor key="PSN0110751" resp="author" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0110751" resp="writer" style="hidden">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mich <seg type="salute">lieber Felix </seg>erwartest Du hier kaum, wärs auch nicht mein Geburtstag,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c43de74c-77f6-455d-b892-fe7f85f7ca84" xml:lang="de">mein Geburtstag – Auch Johann Gustav Droysen feierte am 6. Juli Geburtstag, er wurde 21 Jahre alt.</note> der außerordentliches möglich zu machen weiß, so wüßt ich nicht wie, wo und keine andre Antwort. Ich habe Briefe von Dir erwartet, an Dich begonnen, wir wollen wetteifern im Zuvorkommen; aber herzlichen Gruß hast Du Dir lesen sollen in <title xml:id="title_0e3ebc36-e3cf-471a-b293-f9c86979b283"><title xml:id="title_59df3ec2-b82d-47b9-83e0-1f315ef1f1f4">den Liedern<name key="PSN0110751" style="hidden" type="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</name><name key="CRT0108614" style="hidden" type="literature">Gedichte zu → Fanny Hensels Liederkreis 1829 (Hellwig-Unruh Nr. 236)</name></title><name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title>, die Du jetzt haben wirst.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5ec31a1-5760-4fbc-a1ee-aeaabbf05a35" xml:lang="de">den Liedern, die Du jetzt haben wirst – Mit Brief gb-1829-06-10-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 2. – 10. Juni 1829, hatte die Familie Fanny Mendelssohn Bartholdys Liederkreis HU 236 auf Gedichte von Johann Gustav Droysen abgesandt.</note> Ueberhaupt habe ich auch dafür manche wesentliche und erfolgreiche Uebung gehabt, was ich einst mit Dir zu enden gedenke; aber ich rathe Dir sorglich, hüthe Dich vor schlechten Poeten; ein Mann mit einer harten Stirn kann ein <hi rend="latintype">fabula docet</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_139ca20e-df3b-498e-95b6-8031825cbc36" xml:lang="la ">fabula docet – lat., die Geschichte lehrt, die Moral von der Geschichte.</note> sondergleichen abgeben, fürs nächste aber berechne in den Dispositionen zu Deinem Winterfeldzuge<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_acf83392-aca4-434a-8e32-10a8a25bde89" xml:lang="de">Deinem Winterfeldzuge – die von Mendelssohn ursprünglich für 1829 geplante Reise von London nach Paris und Wien.</note> genau alle Kräfte die Dir zu Gebot stehen, wenn Du willst, kannst Du mich zum Parlamentair, Herold oder wozu sonst attachiren.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d0e3b656-929e-4f00-97fc-6bed367bef29" xml:lang="de">attachiren – von frz. attacher, anbinden.</note> – Schickst Du auf <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a8e05ae8-f828-429d-808c-11b8fc40ec3b">Veits<name key="PSN0115471" style="hidden" type="person">Veit, Moritz (1808-1864)</name></persName></hi> Bitten Musik zum <title xml:id="title_d7bfd598-fe73-4f5e-b75e-696ada2d3d40">Berliner Musenalmanach<name key="PSN0115471" style="hidden" type="author">Veit, Moritz (1808–1864)</name><name key="CRT0111132" style="hidden" type="literature">Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830 (Herausgabe)</name></title>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_aa5693f4-9c59-4304-a197-db223021cd06" xml:lang="de">Schickst Du auf Veits Bitten Musik zum Berliner Musenalmanach – Der Schriftsteller und Verleger Moritz Veit hatte Mendelssohn um eine Komposition für den von ihm herausgegebenen Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830, eine Gedicht- und Liedersammlung verschiedener Autoren, gebeten. Die meisten Beiträge darin stammen von Moritz Veit, Karl Friedrich Werder und Heinrich Stieglitz. Mendelssohn schickte im August 1829 das »Lied an die Tragöden« MWV K 47 nach Berlin; vgl. Brief fmb-1829-08-19-01 (Brief Nr. 210) Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Glasgow, 13. und 14. August, und Liverpool, 19. August 1829. Es wurde nicht in den Almanach aufgenommen und ist nicht bekannt (vgl. MWV, S. 145). </note> wie? Alles andere in einem Privatschreiben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0eec6349-c125-4505-ab6b-13273032c9a8" xml:lang="de">einem Privatschreiben – Der angekündigte Brief von Johann Gustav Droysen an Mendelssohn wurde nachweislich vor dem 16. August 1829 geschrieben; er ist nicht bekannt. Siehe Brief gb-1829-08-15-04 Johann Gustav Droysen an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 16. August 1829.</note> das mit vielen Nachrichten in wenigen Tagen an Dich abgehen wird. – Ich habe <date cert="high" when="1829-07-06">den Tag heute</date> in Deiner Familie gefeiert, wie ich Dir wünsche daß Du gleiche Freude haben mögest in der Fremde, die sonst öde ist. Meinen Tag schließe ich gut, wenn ich Dir die Hand reiche übers Meer auch. <seg type="closer">Dein treuer</seg></p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Joh. Gust Droysen</hi>.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_10c6f90a-9ef0-470c-97d6-bab2e27d241b"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Wir sind auch hier. <persName xml:id="persName_97025aac-14ff-4db3-bab1-708197383703">Betty<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName>. <seg type="signed"><persName xml:id="persName_fcdb0f20-0971-40a5-bef6-4de3cd464a47">Karoline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName></seg>. Morgen komme ich wieder. <seg type="signed"><persName xml:id="persName_a87e567b-c469-4075-a897-69e5eefba63c">Bock<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName></seg>. <seg type="signed"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></seg> <seg type="signed"><persName xml:id="persName_e5961aa7-5ef0-4ac2-b32e-8d15673c2042"><hi rend="latintype">LHeydemann</hi><name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>.</seg> <seg type="signed"><persName xml:id="persName_3da22197-1fdc-4596-8f7e-e8073b3059e7"><hi rend="latintype">W. Steinbeck</hi><name key="PSN0115093" style="hidden" type="person">Steinbeck, Friedrich Gustav Wilhelm (1801-1871)</name></persName>.</seg> <seg type="signed"><persName xml:id="persName_dbe60165-d10e-4966-9f76-90aa94823664"><hi rend="latintype">Alb. G. Heyde<hi n="1" rend="underline">mann</hi></hi><name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>.</seg></p> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_f65083aa-eea3-4096-838c-13c16cd81745"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-07-07" xml:id="date_b10dff45-f17c-44c9-9419-6f571e454da6"><hi n="1" rend="underline">Dienstag</hi></date></seg> Ich stelle mich <date cert="high" when="1829-07-07">heute</date> an die Spitze, Fanny ist ausgegangen, um sich ein <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_284a5125-80d5-42f9-a8af-ffc3f6666e6d">Dienstmädchen<name key="PSN0119114" style="hidden" type="person">Dienstmädchen von → Wilhelm Hensel und → Fanny Hensel in Berlin (1829)</name></persName> zu Michaeli<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0336b76f-7d42-4a26-bcae-3df68e30b25d" xml:lang="de">ein Dienstmädchen zu Michaeli – Der Tag Michaeli ist der 29. September. Fanny Mendelssohn Bartholdy engagierte das Dienstmädchen für die Vorbereitung ihrer Hochzeit am 3. Oktober 1829.</note> zu miethen</hi>, <persName xml:id="persName_3b07408d-f93d-4a4a-980c-8d808a6db282">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> ist noch nicht fertig angezogen, und ich sitze mit <persName xml:id="persName_80bf45b9-85eb-4cd4-92c2-a1bb3081b464">Karoline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> im Saale,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0aa4e767-7c25-456e-b1a1-bc48458e6d6d" xml:lang="de">Saale – Mittelzimmer mit drei großen Bogen, das Lea Mendelssohn Bartholdy im ersten Stock des Vorderhauses der Leipziger Straße 3 bewohnte (Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 51).</note> es ist leider <date cert="high" when="1829-07-07">heute</date> der letzte Tag unserer Stubenkameradschaft.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fde0aa77-3089-4a9c-815f-9b369a1e5948" xml:lang="de">Karoline … unserer Stubenkameradschaft – Caroline Heine war vom 4. bis zum 7. Juli 1829 zu Gast im Hause der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3.</note> O was bist Du nicht hier! Wir haben Humor, im schönsten Sinne des Worts, das Rad<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_dbfa1a05-a5c7-4608-9a86-6c6d5942decc" xml:lang="de">das Rad – Gemeint ist der Zirkel, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> hat Humor. Wir haben drei Tage verlebt, werth 1826 zu heißen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9d4c55a0-77d7-43b7-8458-ecf3df77d51d" xml:lang="de">werth 1826 zu heißen – vgl. Rebecka Mendelssohn Bartholdys Äußerung in Brief gb-1829-06-24-01 Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 23. und 24. Juni 1829, Z.: »einen Anstrich von 1826 Humor«.</note> Wenn ich aber so fortfahre, erfährst Du den Küchenzettel unseres Humors gar nicht, also Geschichtschreiberisch. Wie verabredet, traf ich mit Karoline <date cert="high" when="1829-07-04">Sonnabend Nachmittag</date> in der <placeName xml:id="placeName_fb95ffd2-2988-4af8-ab47-e1e19b1f308f">Kirche<name key="SGH0100521" style="hidden" subtype="" type="sight">Reformierte Parochialkirche</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zusammen, wir gingen zusammen nach Hause, aßen alleine einer Ente und einer Flasche Wein gegenüber Mittag, Fanny hatte ihre Bajatzlaune,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c5fd5c69-c39c-4c0d-a92c-f889aad448c9" xml:lang="de">Bajatzlaune – Bajatz: von ital. pagliaccio, Clown, Spaßmacher.</note> und war unmäßig liebenswürdig. Nach Tische kamen <persName xml:id="persName_83541c31-8610-4e6c-90b6-abaa0559fc88">Hübners<name key="PSN0112130" style="hidden" type="person">Hübner, Rudolph Julius Benno (1806-1882)</name><name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>, die beide un<del cert="high" rend="strikethrough">mäßig</del>geheuer grün aussahen, Pauline hat das Fieber<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b901ce57-7eb7-4238-818e-3a3f05c802ec" xml:lang="de">das Fieber – Das heute als Malaria bekannte »Kalte Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt, bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf.</note> gehabt, und Hübner sagt, wir müssen uns in Acht nehmen, aber ich habe einen Schwachen für die kleinen Ehepuppen; ferner <persName xml:id="persName_5d46e4bb-3158-4e96-b6ff-64e579f6469f">Auguste Wilmsen<name key="PSN0115801" style="hidden" type="person">Wilmsen, Auguste (1811-1891)</name></persName>, später <persName xml:id="persName_6c065994-a8fa-42cd-b598-84960b0a3ad9">Referendarius Heydemann<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_8ac5e5d1-394c-42a8-ab99-59dbe382cfcc">Boguslavsky<name key="PSN0116268" style="hidden" type="person">Boguslawski, Wilhelmine von (1769-1839)</name></persName>. Wir gingen spatzieren, ich spielte <title xml:id="title_80c3af40-8c43-496b-a22a-05b691506500">Deine <hi rend="latintype">sonate ec<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_6cbca381-4033-44df-8b99-6f6724808767">c</del>ossaise</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bupsbm1s-xrn3-kl4s-2kke-gqi5cbl9tke8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100440" style="hidden">Fantasie (Sonate écossaise) fis-Moll, 29. Januar 1833<idno type="MWV">U 92</idno><idno type="op">28</idno></name></title> und <title xml:id="title_dbf9d9f4-b5a8-465e-b4d6-1d736268b526">Irland<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tgx5ueir-ewu6-dewf-zmbp-bpbmvc0pbamu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100424" style="hidden">Fantasie über das irländische Lied The Last Rose of Summer E-Dur, [1830 oder früher]<idno type="MWV">U 74</idno><idno type="op">15</idno></name></title>, und Fanny sang <title xml:id="title_ce8120be-cb18-4ddf-9aff-01f7f35d029b">Deine sämmtlichen Lieder<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_uljakwsn-n5ea-sbzn-phul-bg4dr7vqpwji"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100618" style="hidden">Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier, 1827, 1. Heft; enthält MWV K 30, Das Heimweh »Was ist’s, was mir den Atem hemmet«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, Italien »Schöner und schöner schmückt sich«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy, MWV K 37, K 31 und K 17, 2. Heft; enthält MWV K 32, K 33, K 34, K 35, K 36 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand«, komponiert von Fanny Mendelssohn Bartholdy<idno type="MWV">SD 2</idno><idno type="op">8</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c45daf5-bd93-4a67-a2fb-ea228a3ffcbb" xml:lang="de">Deine sämmtlichen Lieder – Felix Mendelssohn Bartholdys Sammlung der Zwölf Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 8 (MWV SD 2) enthält drei Lieder von Fanny Mendelssohn Bartholdy: Das Heimweh (»Was ist’s, was mir den Atem hemmet«) HU 129, Italien (»Schöner und schöner schmückt sich«) HU 157 und Duett (Suleika und Hatem) »An des lust’gen Brunnens Rand« HU 149 (publiziert als Mendelssohns Opera 8/2, 8/3 und 8/12).</note> so zoddelten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b463e3de-6fec-444f-8be5-5f3e364a9b06" xml:lang="de">zoddelten – bummelten.</note> wir bis 12. <hi rend="latintype">N.B.</hi> Die Gesellschaft ging früher fort. Karoline und ich, die in unserer Balconstube zusammen schliefen (der neuentdeckte Keller<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f65ee6c4-4d1b-4f18-b48e-2cf1f2fc3803" xml:lang="de">der neuentdeckte Keller – vgl. Brief gb-1829-06-20-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 11. – 20. Juni 1829, Z.: »Als treuer Haussohn weißt Du gewiß nicht, daß unter der Gartenwohnung kein Keller war«.</note> ist fertig, zwar klein, jedoch ein schöner Mann), standen um <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula>6 auf, gingen im Garten herum, arbeiteten, ich nähte die letzten Stiche an einem Geschenke für <persName xml:id="persName_f0fc8c34-768c-4dea-aabc-ec5277c38a5d">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e65e957c-79a3-44d1-87b4-27281e79c91a" xml:lang="de">Geschenke für Hensel – Rebecka Mendelssohn Bartholdy bestickte Hosenträger für Wilhelm Hensels Geburtstag am 6. Juli 1829.</note> zoddelten, das Wetter schien schön, und Rosen, Reseda und Levkoien dufteten mächtig; der Regen überraschte uns aber und wir fuhren zur Kirche in einem <hi rend="latintype">hack</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bdcb60df-f526-4815-8ac3-faa92abeb125" xml:lang="en">hack – engl. hackney coach, Mietskutsche.</note> <persName xml:id="persName_8af278e4-0d64-4f29-a921-e2535bea7a28">Wilmsen<name key="PSN0115802" style="hidden" type="person">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770-1831)</name></persName> sprach schön, und <persName xml:id="persName_938d74a1-c833-4e3a-b74d-7fe3c2f29c90">beide Prediger<name key="PSN0115802" style="hidden" type="person">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770-1831)</name><name key="PSN0117152" style="hidden" type="person">Jablonski, August Heinrich (1775-1840)</name></persName> gaben das Abendmahl<del cert="low" rend="strikethrough">s</del>. – Als wir nach Hause kamen, war Quartett. <persName xml:id="persName_fb27a755-dbe0-43f1-8769-7b0ca02066db">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> spielte, erst <title xml:id="title_72a4186c-f32e-475c-9f18-20c09cfa3627">Lämmer<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dry3wu6g-tjgx-wxpx-fudf-lj3lwl3xnozb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100979" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, März (bis April?) 1823<idno type="MWV">R 18</idno><idno type="op"></idno></name></title>- dann <title xml:id="title_fd14d8f1-1de5-4ad3-b2d8-3be27eb05033"><hi rend="latintype">hmol</hi> Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cicwh9ve-badd-dtha-xd5r-t3r3vlkaebbh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100377" style="hidden">Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 7. Oktober 1824 bis 18. Januar 1825<idno type="MWV">Q 17</idno><idno type="op">3</idno></name></title>, und dann <title xml:id="title_b98b4838-bec1-442a-b80a-5cd087a2918b">Reisefuge<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_rqa1pgth-nceg-ofhs-lqtf-gx6abth32dft"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100984" style="hidden">Fuge Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. November 1827<idno type="MWV">R 23</idno><idno type="op">81/4</idno></name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7ee477cb-5a31-4ee7-aa56-6d07bf942a57" xml:lang="de">Lämmer- dann hmol Quartett, und dann Reisefuge – Mit »Lämmerquartett« ist möglicherweise das um Ostern 1823 komponierte Streichquartett Es-Dur, MWV R 18, gemeint, denn das Quartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), das Mendelssohn für Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor, in die er verliebt war, schreiben wollte, notierte er erst ab dem 1. Juli 1829. Das Klavierquartett h-Moll, op. 3 (MWV Q 17), hatte Mendelssohn Johann Wolfgang von Goethe gewidmet, die Fuge Es-Dur für Streichquartett, op. 81/4 (MWV R 23), war am 1. November 1827 nach seiner Wanderreise nach Süddeutschland und an den Rhein (Ende August bis Mitte Oktober 1827) entstanden. </note> Der <persName xml:id="persName_bc01d86c-32bd-4e51-b5be-a8feee352905">Ole<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> hatte sich <persName xml:id="persName_2298b328-dd1b-4c95-944f-5caa654ca54e">Bauer<name key="PSN0109710" style="hidden" type="person">Baur, Ernst Friedrich Albert (1803-1886)</name></persName> <persName xml:id="persName_13f95b4d-9bea-4fc1-b307-d42915c226ea">Steinbeck<name key="PSN0115093" style="hidden" type="person">Steinbeck, Friedrich Gustav Wilhelm (1801-1871)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f27e662d-6734-4707-ae8c-31997b689fbe">Luise Jacoby<name key="PSN0117155" style="hidden" type="person">Jacobi (Jacoby), Luise</name></persName> eingeladen, Steinbeck kam aber nicht. Das Quartett blieb zu Tische, und da <persName xml:id="persName_b1ff84d3-6d8d-4948-bb65-2aa06df7f5ec">Bärwald<name key="PSN0109917" style="hidden" type="person">Berwald, Franz Adolf (1796-1868)</name></persName> (ein Schaute)<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_3f3084f9-45e4-4ff2-9f15-9825d7e47662" xml:lang="yi ">Schaute – jidd. Schote, lächerlicher Narr.</note> und <persName xml:id="persName_ee4fb0fc-12a9-43bd-b63e-21b36d0bd063">Dr. Neuburg<name key="PSN0113578" style="hidden" type="person">Neuburg, Johann Georg (vorh. Simon) (1757-1830)</name></persName>, der <persName xml:id="persName_ec3f73bf-35e6-4b03-87b2-63a9ef16a23c">Mariane<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> nach Dresden fährt, auch da waren, <persName xml:id="persName_38c68d03-b3bd-41f1-8852-b76dd604da9c">Onkel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_80b38ccb-9b1e-4fe2-ab32-6dd44786e1ea" xml:lang="de">Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829).</note> wie natürlich auch, so fiel ein Katzentisch ab für Karoline, mich, Ritz und <persName xml:id="persName_30937b09-f6e4-491b-9429-fc60e192804b">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>. Du kannst Dir denken, wie tragisch es da zuging, Ritz machte die dummsten Witze, wir lachten uns heimlich todt. – Abends viel Volk, <persName xml:id="persName_8d899175-0a73-405a-b1cb-f9412c076067">Karolines Mutter<name key="PSN0111818" style="hidden" type="person">Heine, Henriette (Jette, Jitel) (1785-1845)</name></persName> und Geschwister, <persName xml:id="persName_d4c56429-0c03-40c8-a844-ffbef766d386">Fritzes<name key="PSN0116770" style="hidden" type="person">Fritz (Fritze), Familie in Berlin</name></persName>, <hi n="1" rend="underline"><persName xml:id="persName_ec875043-ae0e-4937-bb36-7ca552b880d2">Varnhagens<name key="PSN0115452" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Antonie Friederike (Rahel) (1771-1833)</name><name key="PSN0115453" style="hidden" type="person">Varnhagen (seit 1826) von Ense, Karl August Ludwig Philipp (1785-1858)</name></persName></hi> und Rad, und Volk; es ging lustig, animirt zu, fürchterlicher Spectakel, große Raspeleien, um <persName xml:id="persName_291bbee1-c749-4ba3-a3c9-6656a0528f4e">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> reißen wir uns. <date cert="high" when="1829-07-06" xml:id="date_f5f6f97f-3b52-44cf-b3df-ac58e2afe946"><hi n="1" rend="underline">Montag</hi></date> großer Geburtstag, um halb 8 kam <persName xml:id="persName_2c73ebb3-0f17-46d8-a036-f93a082fd927">Onkel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, wurde kurz angebunden, Fanny mag Dir ihre Zhaartheiten selbst erklären, er malte an <title xml:id="title_c73abe0b-b537-4a1d-b08b-8b8f787e4cc9">Deinem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3f63eb6a-2775-477f-843a-42765ce1afb3" xml:lang="de">Deinem Bilde – Der heutige Aufbewahrungsort des am 2. Mai 1829 vollendeten Porträts Mendelssohns von Wilhelm Hensel ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2.</note> Fanny <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">und</corr> <sic resp="writer">g</sic> </choice> ich gingen in Sturm und Regen zu Medems hinaus, um <persName xml:id="persName_92447c61-c7a3-4744-b65d-e316884b82e7">Auguste <hi rend="latintype">Lefort</hi><name key="PSN0112728" style="hidden" type="person">Le Fort, Auguste Eberhardine Friederike Baronin von (1802-1877)</name></persName> noch als Braut zu bewundern,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_53b8020f-f493-4d17-b4e2-86123b77f8c5" xml:lang="de">Auguste Lefort noch als Braut zu bewundern – Auguste Eberhardine Friederike von Medem </note> sie sahe gut aus, <persName xml:id="persName_28b80653-44cb-4f58-9775-9a865ed8072d">Jettchen<name key="PSN0113175" style="hidden" type="person">Medem, Henriette Clementine von → Rau,mer</name></persName> nicht minder, und die geputzten Kinder, <persName xml:id="persName_27fdc215-0c55-4620-80ba-fc65ef3380a2">Laura<name key="PSN0115992" style="hidden" type="person">Laura</name></persName> und <persName xml:id="persName_48a3aea3-6c9b-4fac-8429-179ef69c0b61">Karoline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> eröffneten jüngeren Brüdern gar frohe Aussichten. Aber o Gott, welch eine katzenjämmerliche Anstalt! Man ist so gut zu finden, daß rothe Augen und weiße Backen solch einem armen Opferthier gut stehen, bei meinem Bart, sie hatte beides. Fanny mißfiel die Sache wohl schon weniger; siehst Du nicht schon von hier ihren rothen Hals? Wir kamen wieder nach Hause, machten uns alle <hi rend="latintype">inclusive</hi> Mutter weiß, und wir Mädchen setzten frische Blumen auf. <hi rend="latintype">Enter</hi> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_148e4010-1304-4ad4-98e4-fa6e546c2519">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi>, <hi rend="latintype">enter</hi> <persName xml:id="persName_7ca57e07-1083-4d2d-9899-12bc39b6697a">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, <hi rend="latintype">enter</hi> <persName xml:id="persName_131b3433-844d-475c-82af-e8d69596b7aa">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden" type="person">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName>, <hi rend="latintype">enter</hi> Suppe. Droysen wurde zwischen Karoline und mir gepflanzt, sein Platz war durch eine etwas aufgethürmte Serviette bezeichnet, das kam daher, weil Mutter eine Kaffeemaschine drin eingewickelt hatte. Große Rührung. <hi rend="latintype">Exit</hi> Suppe, <hi rend="latintype">exit</hi> drei Mädchen, <hi rend="latintype">enter</hi> die Vorigen, einen Delphin aus Sardellenbutter geformt, auf eine Schüssel mit Blumen geleitend, ein Werk des berühmten Onkel, der <gap quantity="1" reason="deletion" unit="characters"></gap> mit einem Löffel dies zarte Wesen geformt, und ihm blaue Augen aus Blumenblättern, und Wasserstrahlen von englischem Grase eingesetzt hatte. Komisch, daß Sardellen uns schon zum zweitenmale zu Humor dienten, weißt Du noch, Prosit Neujahr<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> und ein die Zunge blökendes Profil? Droysen war so bestürzt, und rechnete so bestimmt darauf, der Spaß sey seinetwegen, daß er sogleich aufstand und sich verbeugte, wie wir in die Thüre traten. Aber so gerührt war <persName xml:id="persName_b29c952f-32ff-4153-9f6a-6cd122ed31ba">das kleine Papa<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, daß er den ganzen Mittag nicht ordentlich raspeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2f03ff15-f437-4fa9-98d1-48f82583df58" xml:lang="de">raspeln – flirten.</note> konnte. – Die Gesellschaft verlief sich, Mutter Karoline und ich setzten uns nähen und plaudern, Fanny und Hensel gingen in die andere Stube lämmern.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5b76a27c-d84e-4a4b-9b98-b2245d4eea02" xml:lang="de">lämmern – flirten; die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> Mutter hatte den Morgen zu H. gesagt, sie hätte ihm große Gesellschaft gebeten, wüßte sie nicht, daß die beste Feier ihm die sey, mit Fanny zusammen eingesperrt zu seyn. – <date cert="high" when="1829-07-06">Abends</date> kamen <persName xml:id="persName_0e5b2e05-6faf-47eb-943b-2c1d3f09edfa">Betty Schatze<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_c6197ed8-8165-49e7-93b6-40f92d8e7530">Nasenmänner<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name><name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_3a84f040-c370-41ad-a7d8-7ed7217371ae">Steinassessorbeck<name key="PSN0115093" style="hidden" type="person">Steinbeck, Friedrich Gustav Wilhelm (1801-1871)</name></persName>, wie sie Dir auch <del cert="high" rend="strikethrough">brie</del> unterschriftlich dargethan haben, und heut ist heute, und wir grämen, daß unser liebes <add place="above">Pflege<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add><persName xml:id="persName_a6fd27f4-7af3-4b85-bd58-679c50f74902">Schwesterchen<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> Nachmittags todgeengelt wird, und erholen uns dann im <placeName xml:id="placeName_b238ab94-5718-4bb1-8e03-fbefff003efa">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die <persName xml:id="persName_a899ce2b-61b8-4f18-a35a-3d42f091abb5">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> giebt Iphigenie,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_152e8df1-491f-4019-8ca0-790f298d2e3f" xml:lang="de">die Schechner giebt Iphigenie – Nanette Schechner sang am 7. Juni 1829 im Königlichen Opernhaus die Titelrolle in Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie auf Tauris. Siehe AMZ 31, Nr. 34 (26. August 1829), Sp. 561, und Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 41 f.</note> und da wollen wir Manches silberne besprechen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8d85474d-d951-4dfb-b42e-f4dfa5a6e54b" xml:lang="de">Manches silberne besprechen – Gemeint sind die Pläne für die silberne Hochzeit von Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy am 26. Dezember 1829.</note> was Fanny specifiren wird. <title xml:id="title_a2579eda-bec1-4dfc-8021-6e5a9b8b64b4">So hab ich Wand nun u. s. w.<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e6b1238d-94a9-4a48-bdb3-63ea6ea8f752" xml:lang="de">So hab ich Wand nun u. s. w. – Anspielung auf William Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum, fünfter Aufzug, erste Szene: »so hab ich Wand nunmehr meinen Part gemachet gut«.</note> <seg type="closer">Adieu mein <title xml:id="title_cd298984-581c-4515-b72b-cde9e1f52a4a">Vöglein in der Linden<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111455" style="hidden" type="music">»Grüner Frühling, süße Mailuft« für Sopran und Klavier HU 236/2 (zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_03494d5e-170b-4fe6-8470-cb2a45fd6f95" xml:lang="de">Vöglein in der Linden – Fanny Mendelssohn Bartholdys Lied »Grüner Frühling, süße Mailuft«, Nr. 2 des Liederkreises HU 236, endet mit den Zeilen »Vöglein, / Vöglein und du grämst Dich heimlich, / Vöglein in der Linden.«</note> lebe wohl, o könnt ich schweifen und</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_311a8216-6db8-45d2-9235-c14062eef145"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Um Gotteswillen, was schreibt das Mädchen für Gottvergeßnes Zeug. Wirklich, wenn sie zuweilen ihren Schnabel laufen läßt, sollte man meinen, man müsse die ganze Person an den Fußblock legen, oder sie sey – <hi rend="latintype"><title xml:id="title_150d824e-50a2-40af-a59d-50eefbddee14">Beatrice<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110872" style="hidden" type="dramatic_work">Viel Lärm um nichts (Much Ado About Nothing)</name></title></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_16e447f7-ea6b-497a-915d-75b50e9c4548" xml:lang="de">Beatrice – Gemeint ist die scharfzüngige Beatrice aus Shakespeares Komödie Viel Lärm um Nichts.</note> Wirklich hat noch kein Sterblicher, außer Shakespeare, solche Possen geahndet. Aber nun bitte ich Jedermänniglich, diesen folgenden Brief wirklich nicht zu lesen, da er große Geheimnisse enthält. Die Mittheilungen im Tagebuch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c02738fe-524a-4877-8410-1852ae523eae" xml:lang="de">Die Mittheilungen im Tagebuch – Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy hatten dem Bruder Felix bis dahin sechs »Tagebuchbriefe« zugeschickt: Brief gb-1829-05-28-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 20. – 28. Mai 1829, Brief gb-1829-05-28-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 28. Mai 1829, Brief gb-1829-06-10-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 2. – 10. Juni 1829, Brief gb-1829-06-20-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 11. – 20. Juni 1829, Brief gb-1829-06-26-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 21. – 26. Juni 1829, und Brief gb-1829-07-02-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 29. Juni und 2. Juli 1829.</note> hören nun auf, da Du fortreist, und die Gesandschaft leider so sehr langsam befördert.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4f587f93-cf6b-4e23-91a9-ea03788dc300" xml:lang="de">die Gesandschaft leider so sehr langsam befördert – Die Familie Mendelssohn wickelte einen Teil der Post von und an Felix Mendelssohn Bartholdy in London über die hannoversche Gesandtschaft in Berlin ab.</note> Also von der silbernen Hochzeit.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ba31d4cc-d639-4d8d-9ed6-9fef0f974026" xml:lang="de">der silbernen Hochzeit – die silberne Hochzeit von Abraham und Lea Mendelssohn Bartholdy am 26. Dezember 1829.</note> Große Pläne haben wir wol auch, aber sie liegen so ziemlich im Dunkel, Du mußt sie erst ans Tageslicht fördern. So viel ist gewiß, daß, so Gott will, der Polterabend am <date cert="high" when="1829-12-25">25sten Dec</date>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1699ae9-20ce-4c17-b688-fa69b4f76db8" xml:lang="de">der Polterabend am 25sten Dec. – der Vorabend der silbernen Hochzeit.</note> bei uns, Hensels, im Gartenhaus gefeiert wird, mit kleiner, junger, lustiger Gesellschaft, und so vielen Possen, als im Reiche des Humors nur irgend aufzutreiben sind. Der Tag geht vorüber, am <date cert="high" when="1829-12-26">Hochzeittage</date> selbst werden Vormittags die verschiedenen gratulirenden Behörden empfangen, und Mittags speißt die <persName xml:id="persName_b21b1709-9b91-4dd9-b0a0-0638c39b59a5">Königl. Familie<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> unter uns und bei uns, denn man muß sich nicht zu sehr fatigiren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6986a32a-5b09-4f8a-8a2e-976dc406b770" xml:lang="de">fatigiren – von frz. fatiguer, ermüden.</note> weil Abends bei Euch große Musik ist. Die neue Hochlandssymphonie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ff6fed80-8276-4be6-88fa-bc78ef880494" xml:lang="de">Die neue Hochlandssymphonie – Mendelssohn hatte vor, eine solche Sinfonie zu komponieren. Im Juli des Jahres 1829 entstand die Themenskizze zu einer Sinfonie a-Moll (MWV Z 4–c); Autograph: GB-Ob, M.D.M. g. 6, fol. 11r (vgl. MWV, S. 423). Ein erstes Notat, die Skizze zur Einleitung des ersten Satzes der Sinfonie a-Moll, op. 56 (MWV N 18), der sogenannten »Schottische« Sinfonie, datiert vom 30. Juli 1829 (Autograph: D-B, Musikabteilung, N. Mus. ms. 111).</note> kommt vor, das <hi rend="latintype">Scherzo</hi> mit den luftigen d Trompeten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3dcb2a13-2e7b-4d40-a3d3-ec2dad4491d6" xml:lang="de">das Scherzo mit den luftigen d Trompeten – Gemeint ist eine orchestrale Version des Scherzos aus dem Oktett Es-Dur, op. 20 (MWV R 20), das Mendelssohn für die Aufführung am 25. Mai 1829 in London anstelle des dritten Satzes (Minuetto) in die 1. Sinfonie c-Moll, op. 11 (MWV N 13), eingefügt hatte.</note> muß auch dreinklingen, und <title xml:id="title_dc5b76c0-b600-484c-a02d-31c61b162ae5">Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_dlpttz02-fg2q-ejut-runi-nlj4mglihesy"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> und <title xml:id="title_3b58e5dd-e22a-4b3e-ad23-d8d1abdccf84">Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_s7iedkjz-x5mb-ia1w-wg8l-xcehymrvytsc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title> unvergessen bleiben. Was die <persName xml:id="persName_ada5aebe-b2a4-44bd-8b3d-8fe7e46f8256">älteste Otter<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> betrifft, so möchte sie ihr kleines Laternchen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e28ee5e5-4bfc-4657-a78a-07b058c47242" xml:lang="de">die älteste Otter … ihr kleines Laternchen – Fanny Mendelssohn Bartholdy meint ihre Kompositionen. Mendelssohn nannte seine beiden Schwestern gern Ottern oder Fischottern (siehe Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Fanny Mendelssohn Bartholdy unterschrieb den Brief vom 1. und 2. Mai 1829 (Brief gb-1829-05-02-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. und 2. Mai 1829) mit »Die ältere Fischotter«. Wilhelm Hensel stellte die Schwestern in der Zeichnung »Das Rad« als Nixen mit Fischschwänzen dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Den Begriff entlehnte Mendelssohn vielleicht Jean Pauls Roman Flegeljahre (Marian Wilson Kimber, »For art has the same place in your heart as mine«. Family, Friendship, and Community in the Life of Felix Mendelssohn, in: The Mendelssohn Companion, hrsg. von Douglass Seaton, Westport 2001, S. 67, Anm. 67).</note> lieber am Polterabend unter Wenigen leuchten lassen, denn erstens ist sie dumm, und zweitens blöde, und drittens kann sie nischt. Sie wird sich aber <title xml:id="title_f466a31c-e021-4e81-bd5a-10cca6ce5155">von ihrem Gemahl etwas dichten lassen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109187" style="hidden" type="dramatic_work">Die Hochzeit kommt (Libretto)</name></title>, und <title xml:id="title_660106ac-d37d-4184-bf26-faeb5dfeba94">es auf Noten setzen<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111432" style="hidden" type="music">»Die Hochzeit kommt«, Festspiel für drei Soprane, Tenor, zwei Bässe, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester HU 248 (Dezember 1829); UA 26. Dezember 1829</name></title>. Auch der junge Hofdichter Droysen hat seine Dienste angeboten. Je mehr, desto besser. Du, o Bruder, mußt wieder eine <title xml:id="title_09f735e2-7548-4532-a4f2-9089f746f0b5">kündische Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_obqpjiyz-5hsr-ygnv-npol-7cxuxcjm89ud"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100360" style="hidden">Kindersinfonie, [zu Weihnachten 1827]; verschollen<idno type="MWV">P 4</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tbviwmvy-cgxv-ebj8-sqxx-dgxjub4fgiuu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100362" style="hidden">Kindersinfonie, [zu Weihnachten 1828]; verschollen<idno type="MWV">P 6</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yn17uwss-xemb-g0p2-z668-gz0rxudv3xeu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100364" style="hidden">Kindersinfonie, [1829?]; verschollen<idno type="MWV">P 8</idno><idno type="op"></idno></name></title> kneten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5b0d247e-8b33-4152-939a-0fa0514fa971" xml:lang="de">Du, o Bruder, mußt wieder eine kündische Symphonie kneten – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte zu Weihnachten 1827 und 1828 je eine Kindersinfonie geschrieben (MWV P 4 und P 6). Sie sind nicht bekannt. Siehe Ralf Wehner, ›It seems to have been lost‹: On Missing and Recovered Mendelssohn Sources, in: The Mendelssohns. Their Music in History, hrsg. von John Michael Cooper und Julie D. Prandi, Oxford 2002, S. 16 (Appendix I). Eine 1829 entstandene Kindersinfonie (MWV P 8) wird durch einen Brief Fanny Hensels vom 2. Januar 1847 belegt. Siehe dazu MWV, S. 245. </note> eine von denen, wo Mutter sich schon bei den Vorbereitungen todt lacht, und die muß den Anfang des Ganzen machen. Ein Ball findet etwa in der Woche drauf beim silbernen Ehepaare statt, das Londoner Kind wird wol keinen Wunsch vergebens äußern. Das soll ein Leben werden, Felix, ein Leben! Ich versichere Dich, ich kann mir nichts darüber, und nichts danach denken, jede Minute ein Feiertag, nicht jeder Zoll ein Lump. Und das versichere ich Dich, bei mir sollst Du ungestört spielen, keine Maus darf sich rühren, alle Rührung geschieht innerlich. Hensel ist gut Felix, und ich bin im weitesten Sinne des Worts, zufrieden, glücklicher als ich je es zu werden dachte, denn ich träumte, und fürchtete, eine solche Verbindung würde mich von Dir losreißen, oder doch entfernen, und es ist, <hi n="1" rend="underline">wo möglich</hi>, grade das Gegentheil, ich habe mehr Bewußtseyn gewonnen, als früher, und daher bin ich Dir näher, ich denke mehr, daher denke ich mehr an Dich, und je mehr ich habe, jemehr ich haben werde, desto mehr werde ich Dich brauchen und haben. Es ist nicht möglich, daß Du mir je von Deiner Liebe etwas entziehst, denn Du mußt es wissen, wie ich, daß ich nicht den kleinsten Theil davon entbehren kann. Ich werde Dir an <date cert="high" when="1829-10-03" xml:id="date_a7491ae7-fca5-44c9-bdd0-7300e98ca672">meinem Hochzeittage</date> dasselbe wiederholen, denn bis jetzt habe ich noch keine Empfindung und keine Stellung kennen gelernt, in der ich nicht dasselbe gedacht und gesagt hätte. Zu dem Allem sieht <title xml:id="title_ecf2358f-0745-4d93-81f0-a83c9254c78c">Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title> sehr freundlich und lieblich aus, es ist <date cert="high" when="1829-07-06">gestern</date>, an Hensels Geburtstage, viel daran gemalt worden, und <date cert="high" when="1829-07-07">heut</date> kommt er wieder, er will an der einen Hand noch ein Weniges retouchiren, und dazu soll ich sitzen. Die Angelegenheit mit dem Atelier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_657ffe0c-ff8f-43b4-b8bd-f513b313bd7d" xml:lang="de">Die Angelegenheit mit dem Atelier – Die Luisenstiftung, die 1822 im Andenken an Königin Luise gegründet worden war, diente der Erziehung junger Mädchen. Im Juni 1829 wandte sich Wilhelm Hensel mit der Bitte an Friedrich Wilhelm III., ihm Räume des Luisenstifts, das sich damals im ehemaligen Anspachischen Palais befand, als Atelier zur Verfügung zu stellen. Diese Bitte wurde im August 1829 vom Hofmarschall und Intendanten der Königlichen Schlösser und Gärten, Freiherr Burchardt Friedrich von Maltzahn, abgelehnt (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 165). Hensel richtete sein Atelier schließlich in der Gartenwohnung der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 ein.</note> ist nun auch so gut, als beendet, zu meiner großen Freude, d<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">as</corr> <sic resp="writer">ie</sic> </choice> <placeName xml:id="placeName_27cd817f-e17a-440f-bf85-23720c129748">Luisenstift<name key="NST0103342" style="hidden" subtype="" type="institution">Luisenstift (Berlinische Erziehungs- und Industrie-Anstalt)</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist so nah, und der Weg durch die Gärten (falls ihm das Durchbrechen der Thür gestattet wird) so angenehm, daß wir es uns wirklich nicht besser hätten wünschen können. Dies Plätzchen hebe ich mir für morgen auf. Doch noch eins, die Mädchen sind so toll nach <persName xml:id="persName_d444e407-9dbd-4dc0-9d2d-246c6d5541c0">dem kleinen Vater<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, daß Du wirklich von London aus Ordnung machen mußt, es ist zu toll, wenn <persName xml:id="persName_a2c5281c-23c4-4ba1-9e8d-2b86d3274cf0">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> und <persName xml:id="persName_98f55f47-e194-4f4f-b55a-c67a4e426c31">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> nicht neben ihm sitzen, würden sie eben so gern gar nicht essen. Sie machen ihn eitel, und dann muß wieder erzogen werden. <seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-07-08" xml:id="date_417b8541-5acb-408e-b54e-dab2472e1852"><hi n="1" rend="underline">Mittwoch</hi></date></seg>. Ich habe Dir nun weiter nichts mehr zu berichten, als von einer m<del cert="high" rend="strikethrough">i</del><choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">i</corr> <sic resp="writer">e</sic> </choice>serablen Aufführung der <title xml:id="title_ddfd7b44-b775-4463-941c-68c41f2b21bc">Iphigenie<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f333a93f-91a9-4833-a7e1-451838db7ba9" xml:lang="de">einer mieserablen Aufführung der Iphigenie – siehe Kommentar zu Z.: die Schechner giebt Iphigenie.</note> <persName xml:id="persName_fd97b6e5-e558-4747-a7e7-912f4c3d6201"><hi rend="latintype">Mlle</hi>. Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> wurde vor dem Anfang als plötzlich unpäßlich, des Publicums Nachsicht empfohlen, und bedurfte derselben auch gar sehr. Außerdem ist es wirklich schrecklich, wenn man solch ein Stück so kennt, und es dann hört, daß auch nicht ein einziger Takt entsprechend dargestellt wird. Adieu, mein Felix, ich schriebe gern noch so fort, dann fällt mir aber immer ein, was Du immer gesagt hast, und was immer falsch ist, daß man von Zu Hause nicht schreiben könne, ich glaube aber, es ist so, Männer müssen von Reisen schreiben, und Frauen von zu Hause, die bringen dann jeden wohlbekannten Sandkorn aufs Tapet, und das erfreut in der Fremde. <date cert="high" when="1829-07-08">Heut Abend</date> kommen <persName xml:id="persName_d3e8b720-1494-4def-bd1a-0193e51c9a96">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> her, <persName xml:id="persName_daea84ca-c9b2-4095-a536-34bf8d936239">er<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> wird uns wohl <title xml:id="title_a9761678-a5e6-4bd7-91c6-44debed99701">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Eduard Devrient in Berlin; London, 17. Juni 1829</name> </title> mitbringen, der ihm außerordentlich viel Freude gemacht hat. Hier fällt mir endlich einmal zu rechter Zeit ein Auftrag ein, den mir <persName xml:id="persName_e30a1a90-49ff-416e-ac9d-2b5f1c418970">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> vor sehr langer Zeit gegeben hat, und den ich immer vergaß, ob Dir nämlich in London nicht deutsche Motetten von Händel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3a3a7cdd-de55-475f-b4b7-502f376c272b" xml:lang="de">in London … deutsche Motetten von Händel – Mendelssohn notierte die Titel der in der King’s Library vorgefundenen Autographe am 17. Juli 1829 in sein Notizbuch (GB-Ob, M.D.M. g. 1, fol. 14v-16r) und benannte diese in Brief fmb-1829-07-20-01 (Brief Nr. 198) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Friedrich Zelter in Berlin, London, 20. Juli 1829. Zum Bestand an Händel-Manuskripten in der King’s Library siehe William Barclay Squire, Catalogue of the King’s Music Library. Part I. The Handel Manuscripts, London 1927.</note> vorgekommen seyen dann möchte er gern die Titel, und sonst einiges Nähere davon wissen. <seg type="closer">Leb wohl. </seg></p> <signed rend="right">Deine Fanny.</signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_5d1f5231-10c8-4208-a274-42bc8a0eeccc"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <date cert="high" when="1829-07-08">d. 8.</date> <date cert="high" when="1829-07-01">Vorigen Mittwoch</date> warteten wir umsonst auf Nachricht von Dir, <seg type="salute">schönster Schatz!</seg> Das Dampfboot war vor Abgang der Hamb. Post nicht gekommen; desto gespannter harrten wir <date cert="high" when="1829-07-02">am Donnerstage</date>. Gottlob, daß es mit dem <title xml:id="title_6789999e-39d2-4c3b-bf93-a341e2cf11b0">S.N.Traum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_46xtkp5t-0yqj-rfs2-jitf-jkuwsffkt2uu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> so gut geendet;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_08db40d0-d8c2-4fc7-88fa-5267b798a17c" xml:lang="de">daß es mit dem S.N.Traum so gut geendet – Mendelssohn hatte am 24. Juni 1829 im Konzert des Flötisten Louis François Philippe Drouet seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), dirigiert (The Times Nr. 13.949, 25. Juni 1829, S. 5). Zu den Problemen im Vorfeld der Aufführung siehe Brief fmb-1829-05-26-01 (Brief Nr. 163) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 26. Mai 1829.</note> am Anfange des Berichts ängstigte ich mich schrecklich. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bc6b8a36-a876-41a4-9bec-fc34b69d6a0d">Drouet<name key="PSN0110748" style="hidden" type="person">Drouet, Louis François Philippe (1792-1873)</name></persName></hi> hätte wohl die zarten Töne, von denen so manches abhängt, blasen können; aber da giebts gewiß auch wie hier, den falschen Ehrgeiz der Solospieler gegen Orchestermänner, und aufs Ganze kömmts ihnen nie an. <hi n="1" rend="underline">Du</hi> würdest es anders machen, und den kleinsten Part nicht verschmähen, um ein Dir werthes Stück abzurunden und zu vervollkommnen. Einen Augenblick eh wir am <date cert="high" when="1829-07-02">Donnerstage</date> nach <placeName xml:id="placeName_6e4c37ff-c457-478f-a0c5-9e7272ff22de">Charlott<settlement key="STM0103266" style="hidden" type="locality">Charlottenburg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. fahren wollten, kam der alte <persName xml:id="persName_c0821930-e3ca-4bd2-8209-f8205a30fc30">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden" type="person">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> und brachte den <hi rend="latintype">courier</hi>, worin Du 2mal recensirt bist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_63b6a622-f3fe-49c4-be01-cbb876094df3" xml:lang="de">den courier, worin Du 2mal recensirt bist – In der in London erschienenen Tageszeitung The Courier, and Evening Gazette lässt sich ein Bericht nachweisen: Am 25. Juni 1829 erschien eine Besprechung des Konzerts von Louis François Philippe Drouet am 24. Juni 1829, in dem Mendelssohn seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum dirigierte hatte (ebenda, S. 3).</note> ließ sichs nicht nehmen, mir die Stellen vorzulesen, und hatte eine wahrhafte, ächt gutmüthige Freude daran. So nichts bedeutend dergl. Beurtheilungen sind, denn unsre deutschen erscheinen als wahre Philosophen dagegen, so gehts damit wie mit dem Pariser Haarkünstler, <hi rend="latintype">que voulez-vous, Monsieur? il faut une religion pour le peuple</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f6b8c6b1-b5f5-4e54-b224-ee75352ecd2f" xml:lang="fr ">que voulez-vous, Monsieur? il faut une religion pour le peuple – frz., was wollen Sie, mein Herr? man braucht eine Religion für das Volk.</note> Und auf dieses verfehlt das oberflächlichste löschpapierne<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d079e919-1763-487c-892d-58f4034c39f3" xml:lang="de">löschpapierne – Mit dem Begriff »Löschpapierne« bezeichnete Lea Mendelssohn Bartholdy die in Berlin erscheinende Allgemeine Preußische Staats-Zeitung. </note> Lob seinen Eindruck nie. – Es thut mir leid, nun bald nicht mehr so gewiß auf Briefe rechnen zu können: Deine Pünktlichkeit läßt mich hoffen; daß Du von unterwegs so oft es thunlich, schreiben wirst; wir <hi rend="latintype">adressiren</hi> alles wie bisher, an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_fec5f99c-9379-43fa-bf68-9861aebaabd4">Dox<name key="PSN0110729" style="hidden" type="person">Doxat & Co., Bankhaus in London</name></persName></hi>. Bezeuge dieser braven, mir durch ihre Güte für Dich so theuren Familie mein herzliches Beileid an ihrem Verlust.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e49b7af-6a54-4b2e-84e6-b0119f40c6e1" xml:lang="de">Beileid an ihrem Verlust – Eine Nichte Eugen Doxats war im Juni 1829 gestorben. Siehe Brief fmb-1829-06-25-01 (Brief Nr. 182) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. Juni 1829.</note> Ich hoffe, die gute <hi rend="latintype">Mde</hi>. Doxat in Genf befindet sich wohl; Vater hat Fränkels eine Empfehlung für sie mitgegeben. – Gehst Du denn noch ans und ins Meer? Nimm Dich nur mit Schwimmen in unbekannten Gewäßern in Acht. Nicht alle Nymphen sind so zahm als die der Spree.</p> <p><persName xml:id="persName_02d20612-e192-499a-bd57-94121e1c3b45">Aug. Leo<name key="PSN0112784" style="hidden" type="person">Leo (Léo), August (1793-1859)</name></persName> ist jetzt mit <persName xml:id="persName_10be51b3-263f-4c4e-9fb3-2748a5b06f8c">seiner Frau<name key="PSN0112787" style="hidden" type="person">Leo (Léo), Sophie Augustine (1795-1874)</name></persName> in Wien und hat mir heut geschrieben, um mir über Deine glücklich begonnene Laufbahn Glück zu wünschen. <persName xml:id="persName_04ae3210-299e-42c6-9b06-b3645cc96505">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> weiß noch von alten Zeiten her, was <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_a48e3b80-7f4b-4707-97b3-bf1ce889b740">Almack<name key="NST0103343" style="hidden" subtype="" type="institution">Almack’s Assembly Rooms</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7e669693-f112-4720-a65f-38dabbdb06f8" xml:lang="de">Almack – William Almack gründete 1765 die »Almack’s Assembly Rooms« in der King’s Street, St. James, London. Dort fand allwöchentlich ein Ball statt.</note> für ein <hi n="1" rend="underline">fercht</hi>erliches Ding ist, und hat es mir erklärt. Hast Du denn auf Deinen Namen Eintritt erhalten, oder bist Du mitgebracht worden; mit wem tanztest Du, und was sagten die StockAdligen, als sie wußten wer Du seist? Die Begebenheiten folgen dort so schnell, daß Du die Sache schon vergeßen haben wirst; unser einer einsamer Mensch klaubt und klebt aber 8 Tage daran, bis frisches Futter kömmt. – <hi rend="latintype">Apropos</hi>, <persName xml:id="persName_a854e191-cc91-4c42-bfa6-7efc4f72088a"><hi rend="latintype">cousin</hi> Wolf der Schwarze<name key="PSN0115851" style="hidden" type="person">Wolff, Michael (bis 1802: Michel Wulff) (1771-1856)</name></persName> sagte gestern, die Schneider besetzten jetzt die Kleider mit so vielen Begebenheiten. Schöner Mann, würde ich sagen, wenn unsre Hauspolizei das abgenutzte Wort nicht verboten hätte. – Du mußt doch auch wißen, was wir Henseln alle geschenkt haben; Fanny arbeitete eine Borte zum Papierkorbe und gab ihm einen Malstock mit einem großen in Gold gefaßten Amethystknopf; <persName xml:id="persName_170c3a14-6d7f-4ff1-9cb6-292aad03a00d">Rebecka<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> stickte ihm <hi rend="latintype">bretellen</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_74fbb6da-4fdf-4c57-9342-8019ef0689e3" xml:lang="de">bretellen – von ital. bretella, Hosenträger.</note> <persName xml:id="persName_cfef8bb5-72ad-4492-97ae-f0e65bb92cae">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> kaufte ihm ein englisches <hi rend="latintype">nécessaire</hi>, ich ein Dutzend Hals- und Schnupftücher, (erkennst Du Tante Nützlich?) <persName xml:id="persName_ee3833a8-dbf4-4fd8-9b09-54ba4f64a217">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> endlich hat seine englische Schaufel und Feuerzange glücklich angebracht. – Von <date cert="high" when="1829-07-07">gestern Nachmittag</date> <add place="inline">an<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add> haben wieder 4 Profeßoren die Wache bei uns fürs Humboldhäuschen;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31f20034-442f-411d-b81b-9b46c3a653d0" xml:lang="de">haben wieder 4 Profeßoren die Wache bei uns fürs Humboldhäuschen – Alexander von Humboldt, der sich in jener Zeit viel mit geomagnetischen Messungen beschäftigte, hatte 1825 im Garten der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3 eine eigene Beobachtungsstation bauen lassen (Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, S. 254, Sebastian Hensel, Ein Lebensbild aus Deutschlands Lehrjahren, Berlin 1903, S. 17 f., und Therese Devrient, Jugenderinnerungen, Stuttgart 1905, S. 350). An den Untersuchungen waren auch Wilhelm von Humboldt, der Astronom Johann Franz Encke und der Mathematiker Gustav Peter Lejeune Dirichlet beteiligt.</note> um sich anzumelden, kam <persName xml:id="persName_bfdb833f-c7f9-486b-b6c0-464887dc82c8">Dirichlet<name key="PSN0110672" style="hidden" type="person">Dirichlet (Lejeune Dirichlet), Johann Peter Gustav (1805-1859)</name></persName> <date cert="high" when="1829-07-05">Sonntag Abend</date>; seit den Beobachtungen im April ließ er sich nicht blicken. <persName xml:id="persName_0b287517-1178-4b31-92a8-e7a192f1d473">Enke<name key="PSN0110905" style="hidden" type="person">Encke, Johann Franz (1791-1865)</name></persName> ißt <date cert="high" when="1829-07-08">diesen Mittag</date> bei uns. <persName xml:id="persName_5470c139-936d-4da3-a6ec-864174225c1a">Humb<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName>. hat d. <date cert="high" when="1829-06-08">8. Juni</date> aus <placeName xml:id="placeName_0f0c0681-1aa2-40f8-83d7-83b219ffd6e3">Casan<settlement key="STM0105439" style="hidden" type="locality">Kasan</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_61a094c8-dde0-48e4-9846-cd4241a8928a" xml:lang="de">Humb. hat d. 8. Juni aus Casan geschrieben – Alexander von Humboldt besuchte während seiner Russland- und Sibirienreise (12. April bis 28. Dezember 1829), zu der er von Zar Nikolaus I. von Russland eingeladen worden war, Anfang Juni 1829 die an der mittleren Wolga gelegene Stadt Kasan (die heutige Hauptstadt der Republik Tatarstan). Siehe Alexander von Humboldt-Chronologie, in: edition humboldt digital der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin, hrsg. von Ottmar Ette, Eintrag vom 28. Mai 1829 (<ref target="https://edition-humboldt.de/H0002981" xml:id="ref_f670dc71-ecb9-4e16-9642-b95dc721f4b6">Link</ref>).</note> und nach Verabredung mit den dortigen Beobachtern die fernern Haupttage für hier, <placeName xml:id="placeName_8359de79-6b51-4e8f-95bf-03e7841fdd45">Paris<settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_4c81d8d0-846b-41be-b5d1-6dd0cd66a6a0">Freiberg<settlement key="STM0100623" style="hidden" type="locality">Freiberg</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> bestimmt. Er war im Begriff nach <placeName xml:id="placeName_2fd010a0-e8a0-4223-b901-6d3b93c40a4a">Ekatherinenburg<settlement key="STM0105438" style="hidden" type="locality">Jekaterinburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_01574d23-fe1a-453e-905f-851f1cf4fb6e" xml:lang="de">Ekatherinenburg – Jekaterinburg, Stadt im Ural.</note> abzugehen. Bis jetzt bekömmt ihm die Reise Gottlob sehr gut. Felixlein, hättest Du die Witze nicht hören mögen, die er nach dem Tartarischen Fest in <placeName xml:id="placeName_6040e479-99df-4c1f-929e-dbf72883a854">Moskau<settlement key="STM0102803" style="hidden" type="locality">Moskau</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dacae25f-0b3b-4cd0-9f62-1a4f1ca24ca3" xml:lang="de">dem Tartarischen Fest in Moskau – Am Abend des 8. Juni 1829 nahm Humboldt in Kasan an einem Saban, einem Tartarenfest, teil (Alexander von Humboldts Reise durchs Baltikum nach Russland und Sibirien 1829, aufgezeichnet von Hanno Beck, Stuttgart 1983, S. 62).</note> den Begleitern mittheilte? Er macht sie aber in Eßig und Zucker ein, und tischt sie uns, wohlkonservirt, im Winter auf, wo ich mich auf noch einen Liebling freue. <hi rend="latintype"><hi rend="groundline">God bless them both</hi></hi>! – Felix, wie gehts im Englisch sprechen? – Eben ist <persName xml:id="persName_bda75856-f858-479a-a18c-a294a7dfe9df">Klingem<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>.s Br.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_68888fc7-4042-4f5d-ac5c-0832259bfba7" xml:lang="de">Klingem.s Br. – Der ca. Ende Juni / Anfang Juli 1829 von Carl Klingemann an die Familie Mendelssohn geschriebene Brief ist nicht bekannt; siehe Kommentar zu Z.: Klingemanns netten Brief …, wo Du mit einer Rose im Knopfloch erscheinst.</note> gelesen und <hi rend="latintype">goutirt</hi>. Euer Großleben und Stillleben beschreibt er, wie sonst Keiner: das Erdbeerengenießen sah ich. – Schon 3mal stand in d. Zeit., daß <title xml:id="title_5ac5849d-73cf-4c16-9d36-0478743db817">Agnes<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title> wegen <hi n="1" rend="underline">Abgangs</hi> der <persName xml:id="persName_8f618fbe-927c-4dbf-aadd-d9d4e2a1bbf8">Mde. Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8367de4e-5f3b-4b8c-9ce0-d51c25b2bb38" xml:lang="de">daß Agnes wegen Abgangs der Mde. Milder … nicht gegeben werden könnte – Die zweite Fassung von Gaspare Spontinis Oper Agnes von Hohenstaufen war am 12. Juni 1829 anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königlichen Opernhaus aufgeführt worden (Rezensionen: AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509 f., sowie BAMZ 6, Nr. 27, 4. Juli 1829, S. 215 f., Nr. 28, 11. Juli 1829, S. 222-224, und Nr. 29, 18. Juli 1829, S. 229 f.). Die zweite und dritte Vorstellung folgten am 14. und am 26. Juni 1829 (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 40 f.). Die Oper konnte wegen des Weggangs der Sängerin Pauline Anna Milder-Hauptmann aus Berlin Mitte Juli 1829 nicht mehr gespielt werden. Diese hatte die Person der Irmengard gespielt.</note> und <hi n="1" rend="underline">Urlaub</hi> des H. <persName xml:id="persName_cbfe6c30-b704-4692-a51a-6bf9eb9f6d2e">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b839c3e4-0f95-4867-8d8f-a2c644f791b6" xml:lang="de">Urlaub des H. Bader – Der Tenor an den Königlichen Theatern Karl Adam Bader trat am 15. Juli 1829 seine jährliche dreimonatige Urlaubsreise an (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 512).</note> vors erste nicht gegeben werden könnte; diese <hi rend="latintype">finesse est trop cousue de fil blanc pour faire de l’effet</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0e936657-8f07-4af9-b5f5-51ea8c9e9d7b" xml:lang="fr ">finesse est trop cousue de fil blanc pour faire de l’effet – frz., diese Feinheit ist zu fadenscheinig, um täuschen zu können.</note> Eine kleine boshafte Freude habe ich doch, daß die <persName xml:id="persName_420e01fe-02f5-476a-9777-db22166361cf">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> so sehr weit hinter d. Milder als <title xml:id="title_ac19fce9-2d42-463e-a614-b31ddf8e1de8">Iphig<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_be7ff494-7663-467b-a8ae-1e4cfd567d66" xml:lang="de">Iphig. – Gemeint ist die Titelrolle in Glucks Oper Iphigénie auf Tauris.</note> zurückblieb und daß das Publikum schon 8 Tage nach dem es sie verloren, das Unersetzliche einsieht. <seg type="closer"><hi rend="latintype">Addio, carissimo figlio mio</hi>! schickt der Himmel bald Deinen Brief, so siehst Du nochmals in Lieb und Freude erscheinen Deine</seg> </p> <signed rend="right">ole Mama.</signed> </div> <div n="7" type="act_of_writing" xml:id="div_294ac0b0-b6c0-4a08-8e22-10df920d75bd"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Klingem. wünsche ich Urlaub und diverses Glück zur Reise. Seid vorsichtig und glücklich, <hi n="1" rend="underline">mit das Uebrige hat Euch die Natur ausgestattet</hi>. <hi rend="latintype">Apropos</hi>, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_71afb819-6d3e-4fed-a115-2f5c6c17d1c1">Charles<name key="PSN0114577" style="hidden" type="person">Schlesinger, Carl Theodor (1808-1831)</name></persName></hi>chen ist wieder da, süß wie Honig, girrend wie saugende Täubchen.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="8" type="act_of_writing" xml:id="div_2dc7acd3-cf6b-4ba4-83ac-2b9cd070c7c7"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Mein Felix, ich habe eben <persName xml:id="persName_68e6b2f5-3059-4957-90f5-b28545c6c671">Klingemanns<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> netten Brief<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07ca85f4-9064-48c4-bb76-5dc96720acbb" xml:lang="de">Klingemanns netten Brief …, wo Du mit einer Rose im Knopfloch erscheinst – Carl Klingemanns ca. Ende Juni / Anfang Juli 1829 an die Familie Mendelssohn geschriebener Brief ist nicht bekannt. Er wird noch zweimal erwähnt: in Brief gb-1829-07-15-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 13., 14. und 15. Juli 1829, Z.: »Klingemann ist zwar, was das betrifft eine wahre Kinderfrau, und schreibt göttlich von der Rose, die Du im Knopfloch trägst«, und in Brief gb-1829-07-29-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Carl Friedrich Zelter und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Glasgow, Berlin, 29. Juli 1829, Z.: »die Rose im Knopfloch«.</note> bekommen, wo Du mit einer Rose im Knopfloch erscheinst. Willst Du ihm wohl dafür danken, meine Seele, ich fürchte, ihm vor seiner schottischen Reise,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_67f2b9ef-34c5-4687-b270-e2a833a276bc" xml:lang="de">seiner schottischen Reise – Carl Klingemann und Felix Mendelssohn Bartholdy bereisten Schottland im Juli und August 1829 gemeinsam.</note> aus deren Plan doch hoffentlich alle Berge geebnet sind, keinen Brief mehr durch die Gesandtschaft zukommen lassen zu können. Wünsche ihm glücklichste Reise, kommt sie nur <choice resp="editor" source="autograph_edition_template"> <sic resp="writer">Stande</sic> <corr resp="editor">zu Stande</corr> </choice>, das Glück wird Euch nicht fehlen, ihr frisches Volk, für gute Gesellschaft ist ja gesorgt. Ich ersehe aus Klingemanns Brief, daß Ihr Euch dutzt, habe ich es nicht in Hamburg<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4ee084e-b7e0-4fb7-8eb4-7b03230711cc" xml:lang="de">in Hamburg – Abraham und Rebecka Mendelssohn Bartholdy hatten Felix Mendelssohn Bartholdy zu Beginn seiner Englandreise am 10. April 1829 bis nach Hamburg begleitet. Am 24. April 1829 waren sie zurück in Berlin.</note> prophezeiht? Hast Dus nicht geleugnet?</p> <p>Mein Felix, mein Leben, ich könnte noch manches sagen, ich will aber nicht, Du bist der Klügste, aber ich liebe Dich, und drücke Dich sehr, Verliebte würden sagen, ans Herz. <seg type="closer">Lebewohl, Leben, behalte mich lieb.</seg> O wo bleibt doch Dein Brief? Schade, daß wir denselben Tag schreiben, und Brief erwarten, ich kann mich in Kanonenfieber versetzen, durch Brieffieber.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="9" type="act_of_writing" xml:id="div_535ef91b-333b-46b6-9da8-75dbac3245e3"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Zelter schickt so eben <title xml:id="title_9773a4d0-4060-48ea-aad6-6cf7251dd558">einen Brief an Dich <name key="PSN0115916" style="hidden" type="author">Zelter, Carl Friedrich (1758–1832)</name> <name key="gb-1829-07-05-01" style="hidden" type="letter">Carl Friedrich Zelter an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, 5. Juli 1829</name> </title>, ich werde ihn auch mit nächster Gesandschaft befördern, glaube aber nicht, daß er Dich noch trifft. Ach lieber Felix, ich möchte Dir noch so Vieles sagen, und immer wenn ich aufhören soll, kommt mir alles Gesagte so unzulänglich vor, aber alles geht auf in dem einzigen Wort, wir lieben Dich, und Du bist so der Klügste und der Beste, daß Du unsern Rath und unser Besserwissen noch nicht bedurft hast. Aber wir meinens eben so gut, und Du nimmst es eben so gut hin. Adieu. Das Wetter ist hunde, eben jetzt läßt sichs die Sonne einfallen, ein wenig zu scheinen, und da will ich einen Augenblick in den Garten springen. In Klingemanns prächtigem Brief hat uns die Urlaubsschwierigkeit erschreckt, ich hoffe, zur Stunde ist sie überwunden, und ihr werdet euch kostbar amüsiren. Wäre doch Deine Küstenreise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5e835545-aaa7-444b-bbe8-e56f08efe684" xml:lang="de">Deine Küstenreise – Mendelssohn plante im Mai 1829 eine Reise an die Nordküste Frankreichs. Siehe Brief fmb-1829-05-29-01 (Brief Nr. 165) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 29. Mai 1829, Z. 76 ff.: »Nun hat mir Neukomm eben die Proposition gemacht, nach dem Ende der saison die südlichen Häfen von England und die Nordküste von Frankreich, die eine der schönsten Gegenden sein soll, mit ihm zu besuchen«. Die Reise kam nicht zustande.</note> zu Stande gekommen.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="10" type="act_of_writing" xml:id="div_66497f0a-16a8-40a0-8436-1955bc63c9fb"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Erinnere doch <persName xml:id="persName_fbc15227-ad14-4ae9-b494-a02f1f65acad">Kl<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. daß er voriges Jahr in <hi rend="latintype">Wales</hi> gewesen ist, und daselbst ein Nachtbuch geführt, und nach Berlin geschickt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1ef223f-1c31-436e-ad24-d8d604d40f88" xml:lang="de">ein Nachtbuch geführt, und nach Berlin geschickt – Carl Klingemann führte auf seiner Reise durch Wales 1828 wohl ein Reisetagebuch. Es ist nicht bekannt. Siehe dazu auch Brief fmb-1830-02-10-01 (Brief Nr. 272) Felix Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 10. Februar 1830, Z. 22 f.: »morgens beim Frühstück lese ich Deine Reisebeschreibung aus Wales wieder und wieder, und erquicke mich dran«.</note> hat. Ich frage ihn, ob es nicht Morgenbücher, nicht Mittagsbücher, und Nachmittagsbücher giebt, und wozu sich Schottland am ersten wohl eignete. Und er sollte es an <persName xml:id="persName_16c06a10-a79c-437c-9e10-d6ea644a46ae">Mlle. Solmar<name key="PSN0114964" style="hidden" type="person">Solmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889)</name></persName> schicken, aber nicht blos an die, <persName xml:id="persName_65d84da7-ddb3-4f40-8e5a-55bbd436ec49">die Andere Prätendentin<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b775d55f-e938-4e14-b8fe-78f9bbc32684" xml:lang="de">die Andere Prätendentin – Prätendentin: von frz. prétendante, Bewerberin, Anwärterin. Rebecka Mendelssohn Bartholdy meinte sich selbst.</note> verbietet mir die Bescheidenheit zu nennen. – Die freundlichsten Abschiedsgrüße von <persName xml:id="persName_cd00e14c-ec00-4b38-ad7e-f2bbfb698cb6">Karolinchen<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>, ich habe sie in den paar Tagen noch lieber gewonnen, sie ist gar niedlich um sich zu leiden. – <date cert="high" when="1829-07-15">Nächsten Mittwoch</date> macht Rad eine große Landparthie nach dem Grunewald. – <date cert="high" when="1829-07-07">Gestern</date> war eine schändliche Aufführung der <title xml:id="title_c3ab47a1-6684-4e1f-a46a-745f15ac55b8">Iphigenia<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111400" style="hidden" type="music">Iphigénie en Aulide GluckWV 1.42</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_970106be-77bc-4b7f-92e2-4da03c4c26d2" xml:lang="de">Gestern war eine schändliche Aufführung der Iphigenia für die Schlesier – Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie auf Tauris wurde am 7. Juli 1829 zugunsten der durch Überschwemmungen in Not geratenen Schlesier im Königlichen Opernhaus in Berlin aufgeführt (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 41 f., und AMZ 31, Nr. 34, 26. August 1829, Sp. 560).</note> für die Schlesier. – Die <placeName xml:id="placeName_6bd7617a-f11f-4d9f-82dc-d80580bd152d">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> studiert <title xml:id="title_08bb917c-3cdc-4206-9de3-acc9eb37a5bc">eine Musik von Meierbeer<name key="PSN0113318" style="hidden" type="author">Meyerbeer (vorh. Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791–1864)</name><name key="CRT0111811" style="hidden" type="music">Sieben Geistliche Gesänge</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5336381e-bdac-47b7-b21f-3a602eb842b1" xml:lang="de">eine Musik von Meierbeer – vielleicht einer von Giacomo Meyerbeers Sieben Geistlichen Gesängen auf Texte von Friedrich Gottlieb Klopstock für vierstimmigen Chor, Darmstadt 1812.</note> ein, ich war aber nicht oben, so lange das Stück spielt. Von der <title xml:id="title_43259cf6-2282-44b2-8298-f4e7a14f779e">Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> ist noch viel die Rede,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f3e9f731-3cdc-4611-a114-644f0f493971" xml:lang="de">Von der Passion ist noch viel die Rede – Gemeint sind die beiden von Mendelssohn im März 1829 geleiteten Aufführungen der Matthäus-Passion BWV 244 von Johann Sebastian Bach.</note> sie können sichs noch gar nicht vergessen, daß sie einmal Grund hatten, mit sich zufrieden zu seyn. Ich weiß nicht, ob ich mich täusche, aber mir kommt es vor, als habe unter Deiner Regierung <placeName xml:id="placeName_259d2d27-04c5-4332-86b4-5824c72879f1">der Chor<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> Fortschritte im Sprechen gemacht, mir erscheinen die Worte deutlicher und gesonderter. Auf den Fall, daß vor Abgang der Post noch ein Stück <del cert="high" rend="strikethrough">ersche</del> von Dir erscheint, laß ich dies leer, und empfehle Dich Dir selbst, Du bist der Beste.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="11" type="act_of_writing" xml:id="div_05bc8199-e2e8-4c9f-a1c5-bdb509ae13de"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">– Eben kömmt <title xml:id="title_7c10c716-fae9-48eb-994e-1cc8c6425b22">Dein Br. <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-07-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. Juli 1829</name> </title> an <persName xml:id="persName_e1c21205-a402-42e8-8665-230fd3273fab">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, den ich mit seiner GeneralErlaubniß geöffnet und flüchtig gelesen habe. Dank, dank, <seg type="salute">mein bester Junge!</seg> daß Du ihm so milde und begütigend, so innig warm und freundlich bist. Du hast mich die süßesten Thränen vergießen machen. Gott segne Dich tausendmal! Hoffentl. wird es einen Eindruck auf P. machen und das hat er nöthig, mein Herz!</p> <p>Leider! gewöhnt er er sich das fatale Brummen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7b21e6fa-846f-4313-b36c-8c9c656e150b" xml:lang="de">das fatale Brummen – Den männlichen Mitgliedern der Familie Mendelssohn wurde mürrisches, schroffes Betragen nachgesagt. Fanny Mendelssohn Bartholdy nennt es in Brief gb-1829-05-06-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6. Mai 1829, »den gewissen Familienfehler«.</note> an, und wir sitzen oft <hi rend="latintype">entre deux feux</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_c7923485-9829-4422-ac60-5a7eb53d8857" xml:lang="fr ">entre deux feux – frz., in der Klemme.</note> Von dem Knirps, denkst Du wohl, laß ich mirs nicht gefallen und donnere wie Jupiter Tonans,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e2a2794c-27ff-483d-9aa2-710e222f0913" xml:lang="la ">Jupiter Tonans – lat., der donnernde Jupiter; in der griechischen Mythologie der Wettergott.</note> nicht, wie <persName xml:id="persName_0c190906-8356-4ec5-99fc-c832b50123df">Brendel<name key="PSN0116303" style="hidden" type="person">Brendel, Carl Leopold (1790-1852)</name></persName>, ein Glas Waßer! – Wenn er Abneigung gegen seinen Stand hätte, so würde ich die Erste sein, ihn zu etwas Anderm übergehen zu laßen; es ist aber nur Scheu vor unbequemer, anhaltender Arbeit im Allgemeinen, und zum Unglück hat er zu nichts einen tüchtigen, wahren Hang, auch nicht zu jungen Leuten seines Alters; ich wollte ihm fast lieber schlechten Umgang verzeihen als gar keinen, denn liebend und mittheilend muß das junge Herz sein. Wenn ich noch an Deinen Hofstaat von <persName xml:id="persName_1e8527a2-25e9-408d-8e3f-01ed4e286667">Lentzens<name key="PSN0117382" style="hidden" type="person">Lentz, Herr</name></persName> Schneiderjungen denke! Nun, man kann nicht lauter Felixe zu Kindern haben, und hoffentl. soll er uns auch schon aufthauen! –</p> <p>Ich fürchte, liebstes Herz! <persName xml:id="persName_77d6e319-4390-4d5b-ad1a-c05155f9a495">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> schreibt Dir etwas Unangenehmes, weil er <hi rend="latintype">incognito</hi> und <hi rend="latintype">aparte</hi> beobachtet. Gräme Dich nicht, aber thue nach seinem Willen, und antworte sanft. Es ist nur, weil Du keiner „von den Bartholdys“ sein willst.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc26a549-856d-470b-89e2-64bffb72a4bb" xml:lang="de">Vater schreibt Dir etwas Unangenehmes … weil Du keiner „von den Bartholdys“ sein willst – Abraham Mendelssohn Bartholdy warf seinem Sohn vor, in England den Namen Bartholdy absichtlich nicht benutzt zu haben. Siehe den Brief gb-1829-07-08-02 Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 8. Juli 1829, und Felix Mendelssohn Bartholdys Entgegnung in Brief fmb-1829-07-16-01 (Brief Nr. 192) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 16. Juli 1829. Zum Namensstreit siehe Max F. Schneider, Mendelssohn oder Bartholdy? Zur Geschichte eines Familiennamens, Basel 1962.</note> <persName xml:id="persName_0bcdc546-20cd-41c7-969e-9bc27f2825f6">Mama<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> kann nichts abwenden, sonst hätte sie es gethan, Papa ist ein Papist, fürcht’ ich; bei so viel Freuden über unsern HerzensJunker<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> sollen wir auch ein bischen kasteit werden. Meine Liebe zu Dir muß ich <hi rend="latintype">quasi</hi> wie eine verbotene od. unanständige verschließen; fürchte aber nicht, daß ich daran ersticke; die 3 weibl. Plappermäuler und <persName xml:id="persName_4f6aaa32-5a63-4f52-b88f-32686ff196b7">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> zwischen drunter halten sich schadlos. Nicht als ob er Dich weniger liebte, denn oft ertappe ichs, daß er mit Wildfremden so spricht und seine Freude über Dich so ausläßt, wie ers viel natürlicher gegen uns sollte und könnte. Aber es ist eine <hi rend="latintype">espèce</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_5af8db8e-8490-42eb-b6e6-3c3cd023de3d" xml:lang="fr ">espèce – frz., Sorte, Art.</note> Mendelss.scher Unart, eine Furcht zu verziehen, aus Deinen Kinderjahren her, eine Scheu vielleicht v. dem Liebsten zu reden, kurz, <hi rend="latintype">un non sò che</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4e4c14ea-50fb-4c31-a295-eb489bdf34ed" xml:lang="it ">un non sò che – ital., ein ich weiß nicht was.</note> das mir den Mund bindet und ich 9 Zehntel meiner Freude und Liebe nicht vor dem gestrengen Chorschreiber<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d5042b7-c071-4752-9f94-1e33be3d38e2" xml:lang="de">dem gestrengen Chorschreiber – Gemeint ist Abraham Mendelssohn Bartholdy, der zumeist zuletzt an den Familienbriefen schrieb und so lesen konnte, was vor ihm geschrieben worden war.</note> <hi rend="latintype">passiren</hi> laße. Liebt Dich also jeder auf seine Weise; und Gott ist Frömmigkeit in jeder Form und Art ja genehm, warum nicht Menschen auch? – – – Du weißt jetzt schon, liebster Mensch und Koncertgeber wie <hi n="1" rend="underline">sehr</hi> wohlthätig Ihr für die Schlesier sein werdet; sie haben es um so nöthiger, da die Sammlungen bis itzt verdammt klatrig<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d6590506-f995-4424-bbe3-18eb087d2445" xml:lang="de">klatrig – norddt., armselig, jämmerlich.</note> ausfallen; die Iphigenie war <date cert="high" when="1829-07-07">gestern</date> auch nicht voll, und der Hof gab das schlechte Beispiel, nicht hinein zu gehen. – Dir über Deine Pläne rathen, laß ich bleiben, wir sind zu weit und Du verstehst es beßer. – <persName xml:id="persName_d309d9df-72b4-44ac-ace1-54c5e5b2194e">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> Benehmen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d0f2982f-2d6f-436f-aecb-ca97f6019b32" xml:lang="de">Moscheles Benehmen – Ignaz Moscheles beteiligte sich an dem von der Sängerin Henriette Sontag und Mendelssohn am 13. Juli 1829 in den Argyll Rooms in London veranstalteten Konzert zugunsten der notleidenden Schlesier. Er spielte darin einen der Klavierparts in Mendelssohns Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 5 (Harmonicon 7, 1829, S. 204, und BAMZ 6, Nr. 39, 6. September 1829, S. 306-308).</note> entzückt mich; das ist ein <hi n="1" rend="underline">wahrer</hi> Künstler, <seg type="closer">der Himmel wird ihn segnen, so wie Dich, mein Liebstes!</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="12" type="act_of_writing" xml:id="div_e6f18060-35cd-48c5-9346-07ea26aaff80"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nun Gott sey Dank, war mein inseitiges, geheimes Schreiben eines von den drei Dingen, die es seyn konnte, nämlich überflüßig, nach dem Schönen, was Dir Mutter schreibt. Auch versichere ich Dich, ich hätte, um Dir zu schreiben, <title xml:id="title_2014ff0e-7c39-44b0-b668-5b92b9f973a4">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-07-03-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 3. Juli 1829</name> </title> erst abwarten sollen, denn nun ist der Katzenjammer vorbei. Du kannst Dir nicht leicht etwas Lächerlicheres denken, als wir am Mittwoch, ehe Dein Brief kommt, und wenn er da ist. <date cert="high" when="1829-07-08">Heut</date> unter Andern saßen wir sentimental in der Küche, Schoten palend,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_33d1167e-3470-41c1-8f5f-0ea91968675b" xml:lang="de">palend – von norddt. palen, aus der Hülse herauslösen.</note> weil – der Briefträger über den Hof kommt. Und er kam, der Gute, und wir sprangen auf, <add place="above">von hier an ist alles Lüge bis zum <hi rend="latintype">Segno</hi><name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_eca04495-9d6a-4d2c-a8c2-c721760e1d22" xml:lang="it ">Segno – ital., Zeichen.</note> die armen Schoten rollten behend in der Küche umher, die trägeren Schaalen hinter drein, und der Küchenteller hatte Mühe, sich vor unsrer Hast zu retten. Wir fielen dem Manne in den Arm, rissen ihm den Brief ent – <add place="above">F<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add> Mutter öffnete ihn, und während sie die 2te las ich die erste Seite flüchtig, dann konnte ich nicht weiter, denn ich heulte, und schämte mich vor Vater. So habe ich denn Deine Freude noch gar nicht recht schwarz auf weiß gesehn, denn Vater, der sich freilich weniger ungeduldig anstellt als wir, riß uns dennoch den Brief aus der Hand, und vermittelst Rechtes des Stärkeren <add place="above">der Erstgeburt<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></add>, trug er ihn in der Droschke davon, und bringt ihn erst zu Mittag wieder. Mutter hat mir indessen mündlich über eine Wette berichtet, die über irgend einen 21 Takt schwebe,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a395dac3-bab5-4da1-a53d-ad7ba7e30849" xml:lang="de">eine Wette berichtet, die über irgend einen 21 Takt schwebe – bezieht sich auf Fanny Mendelssohn Bartholdys Lied Nr. 3 »Grave« (»Nun ist’s nicht öd«) für Sopran und Klavier aus dem Liederkreis HU 236, das Mendelssohn in Brief fmb-1829-07-03-01 (Brief Nr. 187) Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 3. Juli 1829, thematisierte (Z. 161 ff.): »Liebe Fanny! eben schwebt eine Wette, ob in Deinem 3ten Liede, grave, der 21ste Takt im Baß f heißen soll, oder fis; Dein Manuscr. sagt fis; Du entscheidest über ein diner damit.«</note> <title xml:id="title_9ec6a081-01c3-4125-acb7-5bc0d654c1ae">das Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111456" style="hidden" type="music">»Grave« (»Nun ist’s nicht öd«) für Sopran und Klavier HU 236/3 (zwischen dem 25. Mai und 6. Juni 1829)</name></title> hatte sie vergessen, ich habe indessen nachgezählt, und gefunden, daß es im dritten seyn müsse, wo die Stimme auf d<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">as</corr> <sic resp="writer">ie</sic> </choice> Wort<del cert="high" rend="strikethrough">e</del> „leiden„ <hi rend="latintype">h</hi>, <hi rend="latintype">a</hi>, <hi rend="latintype">g</hi> hat, und in der Begl. beider Hände <hi rend="latintype">ef</hi> vorkömmt, <hi rend="latintype">fa</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_484a2d94-cf73-4091-b480-22463bc5f3bd" xml:lang="de">fa – Ton f in der italienischen Solmisation.</note> wie könnte es anders seyn? Habe ich mich verschrieben an der Stelle? In Eil berichte ich Dir noch, daß <title xml:id="title_6368a82d-d23a-4503-abc4-9e8588e00434">Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title> an Deinem Geburtstage 2 Küsse erhalten hat, von <persName xml:id="persName_966b8355-9b7a-43cd-9db6-6d6a4a2c79dd">den beiden lieben Mädchen<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name><name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>, die sich zu Anfange dieses Briefs unterschrieben haben. Mutter läßt Dich bitten, nichts auf den Schluß ihres Briefs zu antworten, <seg type="closer">und nun zum 6000mal Lebewohl</seg>.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add> </signed> </div> <div n="13" type="act_of_writing" xml:id="div_a8a3a6fb-6803-4ebc-ba72-74644331271c"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Lebewohl, lebewohl, Trost, Freude, Alles. Ich habe ihn noch nicht gelesen, den Engel von Brief, aber doch schon drüber geheult wie ein Kalb, das kommt von Dir. Du weißt nicht, daß <title xml:id="title_40205cb8-9529-486c-a390-a1ab9910c9bf">der Text v. <persName xml:id="persName_41ab8922-5d26-424e-837a-50696b731825">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName><name key="PSN0110751" style="hidden" type="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</name><name key="CRT0108614" style="hidden" type="literature">Gedichte zu → Fanny Hensels Liederkreis 1829 (Hellwig-Unruh Nr. 236)</name><name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title> ist? Wie konnten wir auch denken, daß Du das nicht wissen solltest, da Dir kein Mensch eine Sylbe davon gesagt hat. Droysen ist wesentlich das, Gedichte zu machen; erkennst Du nicht, wer zu <title xml:id="title_6aa08304-d14c-4da8-9323-dd9dddb7021e">dem ersten<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111454" style="hidden" type="music">»Lebewohl« für Sopran und Klavier HU 236/1 (25. Mai 1829)</name><name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title> gesessen hat. Dr. macht mich eitel, er wandelt so viel von meinem Gesprächsunsinn zu netten Liedern um. Mit nächster Gelegenheit schicke ich Dir eins; aber ich bin so verwirrt, ich habe ja den Brief noch nicht gelesen.</p> <p><seg type="closer">Lebewohl, lebewohl mein .............</seg> Wir haben für <persName xml:id="persName_dbab6131-5599-4cd6-976c-ad5c2caf38ff">Kl<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. einen Behälter zum ReiseTagebuch gearbeitet mit obligatem bunten Zeichenpapier und Notenpapier, es wartet nur auf Gelegenheit. Kündige ihms an, sollte es nicht vor der Reise ankommen. O Gott, sie eilen mich, ich muß. <seg type="closer">Lebewohl, wirklich und endlich.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="14" type="act_of_writing" xml:id="div_45051b3c-841e-4552-b682-78e0b0b76ec6"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ein <title xml:id="title_f18aba6e-c2c1-4d59-84bb-e8b462b5ac38">Br. <name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name> <name key="gb-1829-06-25-02" style="hidden" type="letter">Adolph Bernhard Marx an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, vor dem 26. Juni 1829</name> </title> v. <persName xml:id="persName_094e442e-ca00-47e6-a04f-446f3ac2df0e">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> ist unterwegs und seine Musik wirst Du bei Deiner Rückkehr aus Schottl. erhalten. <persName xml:id="persName_1db5e1bc-ac1f-49c4-9a8c-7cb3417bf441">Das dumme <hi rend="latintype">little eau de Cologne</hi> Fläschchen<name key="PSN0113674" style="hidden" type="person">Oppenheim, Herr</name></persName> hat uns mit der Lond. Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8a7b85b9-083e-4d50-a622-92de4faa86db" xml:lang="de">Das dumme little eau de Cologne Fläschchen … der Lond. Reise – Es handelt sich um einen Scherznamen für eine Person, die den Briefpartnern bekannt war. Vermutlich ist ein Herr Oppenheim gemeint, der Ende Juli 1829 eine Reise nach London machte. Siehe Brief gb-1829-07-29-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Carl Friedrich Zelter und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Glasgow, Berlin, 29. Juli 1829, Z.: »Der kleine Oppenheim, der morgen nach London abgeht«.</note> so vexirt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_199621e7-47a3-437a-a9c4-8bbe5326e002" xml:lang="de">vexirt – von lat. vexare bzw. frz. vexer, plagen, quälen.</note> daß ich ihn vor Höflichkeit erst ersticken wollte (er sollte etwas mitnehmen) jetzt möcht ich ihn schier ersticken.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>