gb-1829-07-01-01
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Berlin, 1. Juli 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 4 Poststempel [BERLIN 5-6 / 1 / 7], [SCHIFFSBRIEF POST HAMBURG / 3 JUL / 1829], [SHIP LETTER LONDON / 11JY11 / 1829], [E / 13JY13 / 1829], Siegel.
Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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Halleluja Ende des Sommers in Magdeburg, etwas reinere Luft weht also in Berlin, wenn Du heimkehrst, und ein gewisses Hundsgesicht mag Dir nur auch keinen Ärger mehr verursachen, Du kannst es dreist grüßen, es ist der gefahrloseren eines! – Der projectirte viertägige Besuch von
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Laissons là ce monde.
An dem Tage, wo Du diesen Brief erhältst, feiern wir
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wirddoch etwas, und es fehlt nur noch das letzte Stück, woraus ich eine Art Fuge zu machen denke. Du weißt, wie ängstlich ich immer bin, daß mir die Imagination davon läuft, daher freue ich mich immer, wenn es mir nur gelingt, Noten zu schreiben, und sehe im Anfang wenig danach, wie es wird. Nachher freilich ärgre ich mich, wenn es schlecht ist.
À la Elise hat sie darüber verwickelte Phrasen gefaselt, deren inhaltschwerer Geist besagte, daß man Dein Charakter und
genremehr aus dem Bilde kennen lerne als umgekehrt. Es war schön, aber undeutlich. –
agitationsfähig bleiben werde, finde es aber schon für meine 51 zu arg. „Das Alter muß doch einen Vorzug haben“, bei mir hats aber gar keinen. Eben rief ich die Mädchen, die im Garten spatzirten; sie dachten, es wär ein Brief da, und rannten mit ihren dicken Figuren so närrisch in die Wette, daß wir uns todt lachen wollten. – Ein fremder, namenloser Herr tritt in den Garten; beim Anblick eines Waldes von Schnurrbart wird mir ganz unheimlich, wer wars aber?
Dr. Maximilian Heine
piquanteste, das er v. Wien erzählte, war, daß die
war nun 2 mal bei uns; Du glaubst nicht wie er sich verändert hat, liebes Felixchen! er ist völlig einsilbig, niedergeschlagen,Guillou
. fragte; davon machte er mir eine begeisterte Beschreibung, und da Du, mein liebes Herz! stets mein Gedanke bist, so erfreute es mich schon, zu denken, Du werdest auch bald v. solchen Künstlern aufgefaßt und v. solchem Publikum verstanden werden.conservat
ist klug genug, sich jetzt nicht mit einem Koncert herauszuwagen; durchGuillou
. erlangt er indeß, einigemal im Theater aufzutreten, wiewohl das jetzt nur aus Gunst geschieht, und dann hofft er, bei den Hoffesten in Potsd. zu spielen. – Er ist leider aber sehr herunter. UmSp
Sp.s fiascozu entschuldigen, sagte er, es wäre ja auch äußerst unvortheilhaft, zur Vermählung
applaudirendürfe man das erstemal nicht, und mehrere so
gute Gründe.
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abscheulichgefunden, daß sogar
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schlagen, die er sonst nie anwendete: dazu hat er den Kummer, daß neulich
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Unser braver associésJean Paulschennebich ganz vergnügt. – Nach allen Todesanzeigen muß ich Dir doch eine Verlobung melden; dans les circonstances bénies, und drapirt sich, obgleich es noch nicht nöthig; der dicke Cousin des
Ich bitte Dich, mein Bestes! der c’est une perfidie du destin. – Farewell dearest love, God bless you for ever.
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1 Juli 29. Heut wird Dein Brief mit mehr Ungeduld als je erwartet, weil die Relation vom Sommernachtstraum, und wahrscheinlich Antwort auf die Lieder und Zeichnungen drin steht, mit Mühe sammle ich mich so weit, um Dir jetzt zu schreiben, da ich später ausgehn muß, und dieser Brief dann die Reihe herum geht. Am vorigen Mittwoch waren wir sehr vergnügt. Die Radgesellschaft bestand aus Minna und Albert Heydemann, Louis kam erst nach Hegel Colleg, Auguste Wilmsen, Droysen, und uns. Mälchen Märcker war hinzugekommen, das Rad nahm die eine Seite des Tisches ein, und viel Unsinn rollte hin und her. Nach Tisch setzten wir uns auf den erhöhten Platz an der Straße, den Du kennst, und nun ward der schöne Brief fabrizirt, den Du noch immer nicht hast, und so gelacht, namentlich über Hensel, der sehr aufgekratzt war, daß besonders Droysen und Heydemann wirklich den Athem verloren, und in Gefahr zu ersticken geriethen. Später gingen wir in den Garten hinter dem Hause, um 8, der muthmaßlichen Anfangsstunde Deines Concerts, wurden wir feierlich, die Mädchen zogen Jede eine Kornblume aus ihrem Kranz, und bewarfen Dich damit, Alle empfingen Dich mit Händeklatschen und Bravo, Beckchen und ich wir intonirten die beiden Flöten, die Clarinetten blieben leider aus, und während aller dieser Vorfälle saßen Albert und Louis auf einem Baum, wie Katzen. Der Tag war äußerst angenehm, die kleine Gesellschaft hatte Stimmung und Farbe, jeder Scherz griff, und keiner blieb. Als wir Abends die Eltern von Marianne abholten, begleitete uns das ganze Rad, Louis Heydemann trug Mäntel und Regenschirm (es war eine trockne Hitze, und keine Idee von Regen) und als wir uns eben trennen wollten, wählte das Rad, von Begeisterung ergriffen, auf offner Straße Hensel zu ihrem Mitgliede, welches durch einen feierlichen ringe Rosenkranz, und Ueberhalten des aufgespannten Regenschirms geschah. Montag waren wir wieder in Charlottenburg, bei Fanny Magnus, wo wir uns auch sehr wohl amüsirten. Martin und Gustav baten mich, Dich bei dieser Gelegenheit recht herzlich zu grüßen, Fanny Mendelssohn Bartholdy und eine gewisse Dame aus a dur, es ist wahr, bat mich Dir zu sagen, Du hättest ihr zwar kein Lied versprochen, wie einer Andern, sie ließe Dich aber bei Manchem beschwören, ihr doch Eins zu schicken. Thu es, Lamm, und laß es ein Englisches seyn, die Bekannten sind gar zu nett. Gustav war bedeutend aufgekratzt, Rike und ich redeten ihm auf einem einsamen Naendspatziergange ein, sich doch zu verlieben, und versprachen sechs Groschen an die Armen, wenn wir je Zeugen dieses Schauspiels für Götter würden. – Apropos davon Mine Steltzer ist Braut, mit dem Sohn des Minister Klewitz, und etablirt sich Halleluja Ende des Sommers in Magdeburg, etwas reinere Luft weht also in Berlin, wenn Du heimkehrst, und ein gewisses Hundsgesicht mag Dir nur auch keinen Ärger mehr verursachen, Du kannst es dreist grüßen, es ist der gefahrloseren eines! – Der projectirte viertägige Besuch von Karoline Heine nimmt Sonntag seinen Anfang, und spielt bis Dienstag Nachmittag, bei Euch ist es Morgens früh, also wahrscheinlich scheiden wir, wenn Du diesen Brief lies’t. Felix, denke Dir, ich stehe früh auf, um halb sechs und gehe im Garten herum, brunnentrinkend, ich mit einer Kruke Marienbader Kreuzbrunnen, meiner schwächlichen Konstitution wegen (Sie muß man mit Keilen dotschlagen) . Höre, hast Du vielleicht einst Jean Pauls Palingenesien von der Bibliothek geliehen, und etwa dabei geschrieben!? In Deinem Character wäre es nicht, wohl aber eine gottvolle Radgeschichte. Als ich Montag zu Karoline komme, führt die mich zu ihrem Nachbar Hirsch Meier Fränkel, und läßt mir da obiges Buch zeigen wo am Schlusse eine Sentenz steht, Deiner nicht sehr würdig, aber mit Deiner Hand geschrieben und F M. B. unterzeichnet. Ich behauptete gleich, Du wärst es nicht, die Mädchen stritten aber, und ich versprach Dich zu fragen, so entscheide Du. – Morgen sind wir wieder in Charlottenburg bei Beers, wir fressen uns durch. Heinrich Beer ist ein schöner Mann, gestern Abend war ich in seiner Loge im Theater, und mit Marianne Mendelssohn. Die Schechner von der Vestalin, die Ouvertüre wurde encore d. Es muß eigen seyn, sich in einer Stadt zu befinden, wo man nicht riskirt, Heinrich Beer zu begegnen. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Ueber Agnes v. Hohenstaufen zirculiren die schlechtesten Witze, der beste unter ihnen ist, daß der Theaterdiener Blumen zu der letzten Probe aus Versehen die Partie aus Alcidor brachte, und daß der Irrthum nicht sonderlich bemerkt ward, sondern die Partie bis zu Ende durchgesungen. Rellstab hat eine maliziöse Rezension abgefaßt, an der besonders kränkend für Sp. seyn wird, daß er bemerkt, wie die dritte Vorstellung schon leer gewesen sey, und wie trotz der nämlichen ungünstigen Umstände von Hitze u. dergl. die 20ste der Stummen überfüllt war. Laissons là ce monde. An dem Tage, wo Du diesen Brief erhältst, feiern wir Hensels und Droysens Geburtstag. Ich habe noch vorgestern eine musikal. Arbeit für Hensel unternommen, die 8stimmige Composition eines Gedichtes von ihm. Es wird nicht viel, aber es wird doch etwas, und es fehlt nur noch das letzte Stück, woraus ich eine Art Fuge zu machen denke. Du weißt, wie ängstlich ich immer bin, daß mir die Imagination davon läuft, daher freue ich mich immer, wenn es mir nur gelingt, Noten zu schreiben, und sehe im Anfang wenig danach, wie es wird. Nachher freilich ärgre ich mich, wenn es schlecht ist. Adieu, mein liebster Felix, ich verlasse Dich um – Abschied von Fränkels zu nehmen, die morgen nach der Schweiz und Italien abreisen. Anna raspelte neulich gewaltig vor Deinem Bilde, ich versichere Dich, Deine Erziehung war gut. – Fanny Mendelssohn Bartholdy À la Elise hat sie darüber verwickelte Phrasen gefaselt, deren inhaltschwerer Geist besagte, daß man Dein Charakter und genre mehr aus dem Bilde kennen lerne als umgekehrt. Es war schön, aber undeutlich. – Guten Tag, HerzensJunker! Ich erwarte mit größerm Herzklopfen als Du Dir vorstellen kannst, den heutigen Brief . Ich weiß nicht, ob ich immer so agitationsfähig bleiben werde, finde es aber schon für meine 51 zu arg. „Das Alter muß doch einen Vorzug haben“, bei mir hats aber gar keinen. Eben rief ich die Mädchen, die im Garten spatzirten; sie dachten, es wär ein Brief da, und rannten mit ihren dicken Figuren so närrisch in die Wette, daß wir uns todt lachen wollten. – Ein fremder, namenloser Herr tritt in den Garten; beim Anblick eines Waldes von Schnurrbart wird mir ganz unheimlich, wer wars aber? Dr. Maximilian Heine, der mir von Wien empfohlen ist, und der, da die Oesterreicher ihn nicht zur ruß. Armee durchlaßen wollen, über hier nach Greifswald geht und sich zu Dampf einschifft, seine chirurgische Dienste anzubieten. Das piquanteste, das er v. Wien erzählte, war, daß die Gedichte des Königs v. Baiern dort verboten sind. Du weißt, daß der Dichter, Bruder der Kaiserin ist. Er scheint mir natürlicher als Heinrich H. ; trotz der rasenden Eigenliebe und Ziererei des Letztern unterhalte ich mich doch gern mit ihm; der Gedanke an seine schönen Sachen ersetzt mir manches Abstoßende seiner Art zu sein. Er wohnt immer noch in Potsdam, und kömmt zuweilen herüber. – Daß Marx vom Prinzen Wilhelm eine goldne Dose erhalten, weißt Du vielleicht durch ihn selbst. Er freut sich besonders, weil sein alter Vater so glücklich darüber ist. – Guillou war nun 2 mal bei uns; Du glaubst nicht wie er sich verändert hat, liebes Felixchen! er ist völlig einsilbig, niedergeschlagen, sein Aeußres ist gar nicht mehr hübsch; sind es noch Reste der Krankheit, gehts ihm schlecht, ich weiß es nicht. Nach Paris will er auch nicht zurück, sondern v. Dänemark aus nach Rußl. gehen. Das Einzige, wobei seine alte Lebhaftigkeit aufflammte, war, als ich ihn nach den Beeth. Simph. im conservat. fragte; davon machte er mir eine begeisterte Beschreibung, und da Du, mein liebes Herz! stets mein Gedanke bist, so erfreute es mich schon, zu denken, Du werdest auch bald v. solchen Künstlern aufgefaßt und v. solchem Publikum verstanden werden. Guillou ist klug genug, sich jetzt nicht mit einem Koncert herauszuwagen; durch Sp. erlangt er indeß, einigemal im Theater aufzutreten, wiewohl das jetzt nur aus Gunst geschieht, und dann hofft er, bei den Hoffesten in Potsd. zu spielen. – Er ist leider aber sehr herunter. Um Sp. s fiasco zu entschuldigen, sagte er, es wäre ja auch äußerst unvortheilhaft, zur Vermählung eines Prinzen eine Oper zu schreiben; die Aufmerksamkeit würde durch Andres als die Musik in Anspruch genommen, die Pracht der Ausstattung zöge auch ab; applaudiren dürfe man das erstemal nicht, und mehrere so gute Gründe. Le fait est, die Oper wird so abscheulich gefunden, daß sogar ich ganz stille bin; gestern konnte z. B. der junge Ludolf nicht Worte genug finden, seinen Ekel daran auszudrücken. Sp. soll mit einer Vehemenz Takt schlagen, die er sonst nie anwendete: dazu hat er den Kummer, daß neulich nur die Milder darin beklatscht wurde. – Solltest Du, liebstes Kind! etwas für sie gemacht haben, so sende es doch hieher, sei so gut! sie geht in einigen Tagen nach Aachen und braucht die Kur; wann sie nach Hamb. kömmt, ist ungewiß; ich kann aber jederzeit erfahren wo sie ist. Ich dankte ihr als sie Sonnt. Abschied nahm, für Dich aus vollem Herzen; sie hat Dir ein schönes Geschenk gemacht, und es war gewiß auch recht fein, eben Henseln das bedeutende Honorar zuzuwenden. Unser braver Heyse hat eine recht traurige Zeit, vorige Woche eilte er auf die Nachricht v. d. Krankheit seines Vaters nach Magdeburg, und kaum war er zurück, so erhielt er schon die Todespost. Er mußte nun abermals hin, da kein erwachsener Sohn zu Hause ist. Der Alte hat einen Tag vor dem Ende ein Testament machen wollen, war aber zu schwach, was nun unserm H. gewiß viel Unnannehmlichkeit und Sorge geben wird, da eine Stiefmutter und Stiefbruder da sind. Ludwig H. heirathet eine Tochter seines Petersb associés, es soll eine vortheilhafte Partie sein, wiewohl 12 Kinder existiren. – Der verstorbene Heyse war so lebendigen Geistes, so rührig, thätig, unternehmend, daß man die Idee seines Alters ganz verlor. Er ist doch 65 Jahre worden. Noch bis zuletzt war er in litter. Berührung mit dem hiesigen Sohne, und ließ, wie Julchen mir sagt, nicht eine Zeile drucken, die dieser nicht durchgesehen. Sie hatten sich sogar noch zu einem weitläuftigen Unternehmen verbunden. – Daß die Leiden des guten Rohrlak beendet, weißt Du vielleicht schon, mein Kind! Für Winter hatte es die unangenehme Folge, daß er die Stunden bei Cauer verloren; sie nehmen nun einen Lehrer ganz ins Haus, was er nicht wollte. Trotz deßen macht er v. seinen Ersparnißen nun eine Reise nach dem Harz, Dresden, Weimar und Prag, und ist mit seinem Jean Paulschen Charakter nebich ganz vergnügt. – Nach allen Todesanzeigen muß ich Dir doch eine Verlobung melden; Mine Steltzer heirathet den Sohn des Ministers Kleewitz. – Son Viehchen ist dans les circonstances bénies, und drapirt sich, obgleich es noch nicht nöthig; der dicke Cousin des Kronprinzen hat ihr ein Landgut bei Magdeb. gekauft, das sehr bedeutend sein soll. – Ich bitte Dich, mein Bestes! der Sontag zu sagen, daß die Noth in Schlesien doch sehr bedeutend ist, und daß sie ein doppelt gut Werk thun würde, mit den Danz. zu theilen, indem diese ungeheuer viel erhalten haben. Ich wünschte es wäre noch Zeit. – O Gott, wie ungeduldig bin ich, daß grade heut der Br. so lang ausbleibt! c’est une perfidie du destin. – Farewell dearest love, God bless you for ever. Lea Mendelssohn Bartholdy Das Dampfboot ist ausgeblieben, daher wir Deinen Brief vom 26ten Juny erst morgen erhalten werden, mein lieber Felix! in der großen Einförmigkeit unsres hiesigen Lebens ist die Ankunft Deines Briefes immer ein erwartetes, bis jezt Gottdank! und Dir zur Ehre immer ein freudiges; ich wünschte, daß gerade im Gegentheil, im Taumel der Zerstreuungen und Eindrücke in welchem Du dort lebest, Dir unsre Briefe ein Ruhe und Sammlungspunkt seyn könnten. ich bin nun einmal von Natur ein Mensch und eine ernsthafte Bestie dazu, daher ein entschiedener Feind unseres jezigen Tagestreibens und Intereßes; ich kenne kein passenderes Bild von Berlin als das von Abdera in Wieland. Indessen il n’y a pas de serieux qui tienne gegen furchtbare Hitze und Dürre; daher bin ich jezt nur faul, sonst würde ich mit Dir ein Thema weiter durchsprechen, welches ich neulich berührt habe. es soll für ein anderes mal seyn, da ich nun, ohne gelesen zu haben, überzeugt bin, daß Du zur Gnüge erfahren, Mlle Schechner sey göttlich, und Mlle Agnes abscheulich, und da übrigens auf der Welt Gottes nichts hier vorgeht, noch verhandelt wird, so schweige ich darüber, um so mehr, als beide Damen nicht die Ehre haben von mir gekannt zu seyn. Du hast neulich an Mutter, wegen Fannys Verheirathung geschrieben, und damit Nichts ausgerichtet, so wenig als ich. Mutter will ihren Willen haben, und ich finde keinen Beruf, ihn ihr streitig zu machen, weil ich es zwar für ganz zweckmäßig, doch aber für nicht wichtig halte, daß die Hochzeit früher stattfinde, und es daher aufgegeben habe, Mutter auf andre Gedanken zu bringen, weil sie sich einbildet, daß es nur geschähe, um ihr zu wiedersprechen. Lebe wohl, lieber Sohn, und bleibe brav. Dein Vater.
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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-07-01" xml:id="date_34a7a8e8-6d79-408e-896e-a361a64a2e36">1. Juli 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_1ed1023f-9f51-4440-9e82-81c4099e95a6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_01e40721-ae2c-4ba4-88ed-2651270536dd"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_66e3cfdf-45ee-4a8c-98d7-17a02d12eedf">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_ca4cf837-9b8f-4e7b-aa45-be15aa225b67"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_fec51ec6-132e-4273-96f3-9436a8d45651"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">A Messieurs</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Mess<hi rend="superscript">rs</hi> Doxat & Co</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour remettre à M<hi rend="superscript">r</hi> Felix M. Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">p<hi rend="superscript">r</hi> Hambourg</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">bateau à Vapeur</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_35076f22-8a6f-4d1b-ae2f-680addb0be3a"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right"><date cert="high" when="1829-07-01" xml:id="date_98f02d6f-e8ab-435d-b5fd-0c6cc9f3d080">1 Juli 29.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1829-07-01">Heut</date> wird <title xml:id="title_457689de-ca8b-47e0-837e-ea8569ca1740">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 25. Juni 1829</name> </title> mit mehr Ungeduld als je erwartet, weil <unclear reason="seal_tear-off" resp="FMBC">die</unclear> Relatio<del cert="high" rend="strikethrough">n</del><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7c614021-89d4-4ecd-ba5d-a799f6bbb7b9" xml:lang="la ">Relatio – lat., Bericht.</note> vom <title xml:id="title_d8073449-f8f2-43cc-92dc-53582a9688f8">Sommernachtstraum<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_s7gelfqq-t2cd-csir-2q5n-hh1joswtqzei"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4485dec2-0a7e-4a16-b7fb-bc4003144a83" xml:lang="de">die Relatio vom Sommernachtstraum – Mendelssohn hatte seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), am 24. Juni 1829 in London im Konzert des Flötisten Louis François Philippe Drouet dirigiert.</note> und wahrscheinlich Antwort auf die <title xml:id="title_e28416da-e118-490b-9876-acfe32c14b50">Lieder<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111453" style="hidden" type="music">»Liederkreis«, Liederzyklus für Sopran und Klavier (Nr. 1–5) und für Sopran, Alt und Tenor (Nr. 6) HU 236 (25. Mai – 6. Juni 1829)</name></title> und <title xml:id="title_bb54c5a1-51d6-4837-b4fb-bb7d487e7d4e"><title xml:id="title_5d8f4808-a243-4cf3-aeab-cd8a7db9b6bb">Zeichnungen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109193" style="hidden" type="art">Lea Mendelssohn Bartholdy (Zeichnung 1829)</name></title><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109210" style="hidden" type="art">Vignetten zu → Fanny Hensels Liederkreis 1829 (Hellwig-Unruh Nr. 236, 1829)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_55d7671a-c8f0-4576-8c75-9bd36d01758d" xml:lang="de">Antwort auf die Lieder und Zeichnungen – Mit Brief gb-1829-06-10-01 Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy und Wilhelm Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 2. – 10. Juni 1829, hatte die Familie ein Paket an Mendelssohn geschickt, das Fanny Mendelssohn Bartholdys Liederkreis HU 236 sowie von Wilhelm Hensel gezeichnete Porträts von Lea und Rebecka Mendelssohn Bartholdy enthielt. In den Porträtalben von Wilhelm Hensel ist ein auf 1829 datiertes Porträt von Lea Mendelssohn Bartholdy enthalten (heutiger Standort: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/3. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 33). Die Zeichnung von Rebecka Mendelssohn Bartholdy war möglicherweise eine derjenigen mit heutigem Standort in Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/17, 9/5 oder 9/31 (Abbildung der ersten beiden Zeichnungen: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 1, S. 132).</note> drin steht, mit Mühe sammle ich mich so weit, um Dir jetzt zu schreiben, da ich später ausgehn muß, und dieser Brief dann die Reihe herum geht. <date cert="high" when="1829-06-24">Am vorigen Mittwoch</date> waren wir sehr vergnügt. Die Radgesellschaft<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_87c22b84-8b4a-4ad7-9ca6-3a2271613c13" xml:lang="de">vorigen Mittwoch … Radgesellschaft – vgl. dazu Fanny Mendelssohn Bartholdys Tagebucheintrag für den 24. Juni 1829: »Den 24sten Jun. gerade am Johannistage ward sie [die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum op. 21] gegeben, wir waren den Tag bei Heynes, auf einem sehr angenehmen Raddiner, wo wir die Stunde des Concerts auf unsre Weise feierten« (Hensel, Tagebücher, S. 18). Mit »Rad« ist der Zirkel gemeint, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> bestand aus <persName xml:id="persName_a383a64e-2636-4984-9061-9372c0bd7ff2">Minna<name key="PSN0111962" style="hidden" type="person">Heydemann, Minna</name></persName> und <persName xml:id="persName_e51e147a-c996-4f06-a52b-8982eab5155d">Albert Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_1d12a3b9-84ca-4f89-a706-8acf40b4ffa9">Louis<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> kam erst nach <persName xml:id="persName_7f4da0df-955e-4271-9240-a2b00f660b1d">Hegel<name key="PSN0111804" style="hidden" type="person">Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831)</name></persName> Colleg,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_faaa56da-f2a9-4249-8fb9-838a45574dce" xml:lang="de">Hegel Colleg – Georg Wilhelm Friedrich Hegel hielt im Sommersemester 1829 mittwochs von 12-13 Uhr die öffentliche Vorlesung »Über die Beweise vom Daseyn Gottes« und trug zudem fünfmal wöchentlich von 17 bis 18 Uhr »Logik und Metaphysik […] nach seinem Lehrbuche (›Enyclopädie der philos. Wissenschaften‹, 2. Ausg. 1. Abth.)« vor (Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834 nach dem deutschen und lateinischen Lektionskatalog sowie den Ministerialakten, hrsg. von Wolfgang Virmond, Berlin 2011, S. 545).</note> <persName xml:id="persName_fccb2c80-c5a7-4cfa-bfaa-a66c8f5f92d7">Auguste Wilmsen<name key="PSN0115801" style="hidden" type="person">Wilmsen, Auguste (1811-1891)</name></persName>, <persName xml:id="persName_0716d6b8-5d5a-49ee-8ebb-a62e61225b86">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName>, und uns. <persName xml:id="persName_a2c55a95-07df-4f91-93af-cf6ec06a2ac2">Mälchen Märcker<name key="PSN0117482" style="hidden" type="person">Märcker, Amalie (Mälchen)</name></persName> war hinzugekommen, das Rad<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e67f5e55-736b-4616-b776-2c87b7c865a0" xml:lang="de">das Rad – siehe Kommentar zu Z.: vorigen Mittwoch … Radgesellschaft.</note> nahm die eine Seite des Tisches ein, und viel Unsinn rollte hin und her. Nach Tisch setzten wir uns auf den erhöhten Platz an der Straße, den Du kennst, und nun ward der schöne Brief<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4eb7cbf1-8687-48cf-9b84-27e2a9513387" xml:lang="de">der schöne Brief – Der am 24. Juni 1829 (Johannistag) begonnene Brief, der Wilhelm Hensels Zeichnung der Radgesellschaft beschreibt, wurde am 15. August 1829 abgeschickt. Siehe Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 15. August 1829. Er begleitete Wilhelm Hensels Zeichnung »Das Rad«.</note> fabrizirt, den Du noch immer nicht hast, und so gelacht, namentlich über <persName xml:id="persName_021d2bca-163f-4226-b85c-a743f7e0895a">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, der sehr aufgekratzt war, daß besonders Droysen und <persName xml:id="persName_803c0421-8d41-406a-ac1c-cca199b6429d">Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> wirklich den Athem verloren, und in Gefahr zu ersticken geriethen. Später gingen wir in den Garten hinter dem Hause, um 8, der muthmaßlichen Anfangsstunde Deines Concerts,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_961054b9-e65d-4006-af2b-3e4fc1e5b7ea" xml:lang="de">Deines Concerts – Mendelssohn dirigierte am 24. Juni 1829 im Konzert des Flötisten Louis François Philippe Drouet seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), und spielte den Solopart in Ludwig van Beethovens 5. Klavierkonzert Es-Dur, op. 73 (The Times Nr. 13.949, 25. Juni 1829, S. 5).</note> wurden wir feierlich, die Mädchen zogen Jede eine Kornblume aus ihrem Kranz, und bewarfen <title xml:id="title_c14781cd-0dfc-49a8-a692-b554cdd8c876">Dich<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0b82840f-9ac5-4ea0-8c16-7b42c8fb179b" xml:lang="de">bewarfen Dich – Gemeint ist Wilhelm Hensels Porträt von Mendelssohn, das tagsüber im Garten aufgestellt war. Der heutige Aufbewahrungsort des am 2. Mai 1829 vollendeten Gemäldes ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2.</note> damit, Alle empfingen Dich mit Händeklatschen und Bravo, <persName xml:id="persName_86e4405d-16ee-40f5-8702-b89ced7e8636">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> und ich wir intonirten <title xml:id="title_c8187187-27f6-4d63-be29-19b2059355fc">die beiden Flöten, die Clarinetten blieben leider aus<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_asxztmw9-locg-kcb5-9mml-lck5mohwm7kl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd94a952-3ee5-4733-a500-1c8db039bad8" xml:lang="de">die beiden Flöten, die Clarinetten blieben leider aus – In der Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum setzen nach zwei Flöten im zweiten Takt die beiden Klarinetten ein.</note> und während aller dieser Vorfälle saßen <persName xml:id="persName_472b22e9-41ba-42bc-b311-5cad16bc7f8f">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> und <persName xml:id="persName_602e8e05-b442-41b3-bb02-bbd4fe054a1e">Louis<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> auf einem Baum, wie Katzen. Der Tag war äußerst angenehm, die kleine Gesellschaft hatte Stimmung und Farbe, jeder Scherz griff, und keiner blieb. Als wir Abends <persName xml:id="persName_74b5cf32-7927-41cd-86bb-d6a2116b5abf">die Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> von <persName xml:id="persName_4cc9c85f-48f0-4e4e-95ed-295c406db80e">Marianne<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> abholten, begleitete uns das ganze Rad, Louis Heydemann trug Mäntel und Regenschirm (es war eine trockne Hitze, und keine Idee von Regen) und als wir uns eben trennen wollten, wählte das Rad, von Begeisterung ergriffen, auf offner Straße <persName xml:id="persName_afc7d65a-ae2f-49b0-b815-82ae188802c2">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> zu ihrem Mitgliede, welches durch einen feierlichen ringe Rosenkranz, und Ueberhalten des aufgespannten Regenschirms geschah. <date cert="high" when="1829-06-29">Montag</date> waren wir wieder in Charlottenburg, bei <persName xml:id="persName_c78d12e6-a61d-4c5f-971b-d2f93c81fce5">Fanny Magnus<name key="PSN0117486" style="hidden" type="person">Magnus, Franziska (Fanny) Maria (1801-1841)</name></persName>, wo wir uns auch sehr wohl amüsirten. <seg type="closer"><persName xml:id="persName_98bde016-124e-404e-9e55-bed520ec6d47">Martin<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0d7c93e0-9705-4466-a3ac-a4045056f43a">Gustav<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> baten mich, Dich bei dieser Gelegenheit recht herzlich zu grüßen,</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_5cd19b51-9dd8-4fa6-ba0a-bdae64c9fc63"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">und <persName xml:id="persName_347a00f6-0ef2-419d-b6fc-a174e6e01565">eine gewisse Dame aus <hi rend="latintype">a dur</hi><name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b923e5c2-4c30-420a-a607-33ddc97853b9" xml:lang="de">eine gewisse Dame aus a dur – Gemeint ist Caroline Heine. Mit »a dur« spielte Rebecka Mendelssohn Bartholdy auf das Lied The Garland (Der Blumenkranz) MWV K 44 an, das Mendelssohn am 24. Mai 1829 in London vollendet und Caroline Heine zugesandt hatte. Siehe Brief fmb-1829-06-11-01 (Brief Nr. 169) Felix Mendelssohn Bartholdy an Caroline Heine in Berlin, London, vor dem 12. Juni 1829.</note> es ist wahr, bat mich Dir zu sagen, Du hättest ihr zwar kein Lied versprochen, wie einer Andern, sie ließe Dich aber bei Manchem beschwören, ihr doch Eins zu schicken. Thu es, Lamm, und laß es ein Englisches seyn, die Bekannten sind gar zu nett.</p> <p><persName xml:id="persName_57a37764-4dd0-4e00-a935-6549c04dc401">Gustav<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> war bedeutend aufgekratzt, <persName xml:id="persName_7402d7ed-57df-48b2-b467-5d644d9a5482">Rike<name key="PSN0113830" style="hidden" type="person">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name></persName> und ich redeten ihm auf einem einsamen <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">Ab</corr> <sic resp="writer">Na</sic> </choice>endspatziergange ein, sich doch zu verlieben, und versprachen sechs Groschen an die Armen, wenn wir je Zeugen dieses Schauspiels für Götter würden. – Apropos davon <persName xml:id="persName_9280030e-6247-45a6-94b3-b74aef9e8a48">Mine Steltzer<name key="PSN0118354" style="hidden" type="person">Steltzer, Johanne Wilhelmine Philippine (Mine) (1810-1901)</name></persName> ist Braut,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_46aa3ab9-e1a1-4ac1-ab4b-58d8d03ee40e" xml:lang="de">Mine Steltzer ist Braut – Johanne Wilhelmine Philippine Steltzer heiratete am 5. Oktober 1829 den Magdeburger Juristen Carl Wilhelm von Klewitz.</note> mit <persName xml:id="persName_bdcf71dd-12d3-49cc-8e7e-ebfcd77577a6">dem Sohn<name key="PSN0117254" style="hidden" type="person">Klewitz, Carl Wilhelm (seit 1803) von (1800-1841)</name></persName> des <persName xml:id="persName_ea970be6-f393-4654-85af-7373b38822be">Minister Klewitz<name key="PSN0117255" style="hidden" type="person">Klewitz, Wilhelm Anton (seit 1803) von (1760-1838)</name></persName>, und etablirt sich <hi rend="latintype">Halleluja</hi> Ende des Sommers in Magdeburg, etwas reinere Luft weht also in Berlin, wenn Du heimkehrst, und ein gewisses Hundsgesicht mag Dir nur auch keinen Ärger mehr verursachen, Du kannst es dreist grüßen, es ist der gefahrloseren eines! – Der projectirte viertägige Besuch von <persName xml:id="persName_2830ed40-74f3-4d50-a835-50f06d838012">Karoline Heine<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> nimmt <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer"><date cert="high" when="1829-07-04">Sonnabend</date></corr> <sic resp="writer">Sonntag</sic> </choice> seinen Anfang, und spielt bis <date cert="high" when="1829-07-07">Dienstag Nachmittag</date>, bei Euch ist es Morgens früh, also wahrscheinlich scheiden wir, wenn Du diesen Brief lies’t. Felix, denke Dir, ich stehe früh auf, um halb sechs und gehe im Garten herum, brunnentrinkend, ich mit einer Kruke Marienbader Kreuzbrunnen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_4e72728e-c63e-407f-8225-2ef9093c33f7" xml:lang="de">Marienbader Kreuzbrunnen – Heilbrunnen aus Marienbad.</note> meiner schwächlichen Konstitution wegen (Sie muß man mit Keilen dotschlagen). Höre, hast Du vielleicht einst <title xml:id="title_a0986854-3985-47b7-840b-47e83c4da531">Jean Pauls Palingenesien<name key="PSN0114173" style="hidden" type="author">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name><name key="CRT0111762" style="hidden" type="literature">Palingenesien</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c903c654-b99f-4c97-b246-2bf6097f2a17" xml:lang="de">Jean Pauls Palingenesien – Roman von Jean Paul, 2 Bde., Leipzig und Gera 1798.</note> von der Bibliothek geliehen, und etwa dabei geschrieben!? In Deinem Character wäre es nicht, wohl aber eine gottvolle Radgeschichte. Als ich <date cert="high" when="1829-06-29">Montag</date> zu Karoline komme, führt die mich zu ihrem Nachbar <persName xml:id="persName_97dd8376-11d3-4851-9b54-ab4a024d9d80">Hirsch Meier Fränkel<name key="PSN0116732" style="hidden" type="person">Fränkel, Hirsch Meier (1773-1835)</name></persName>, und läßt mir da obiges Buch zeigen wo am Schlusse eine Sentenz steht, Deiner nicht sehr würdig, aber mit Deiner Hand geschrieben und <hi rend="latintype">F M.B.</hi> unterzeichnet. Ich behauptete gleich, Du wärst es nicht, die Mädchen stritten aber, und ich versprach Dich zu fragen, so entscheide Du. – <date cert="high" when="1829-07-02">Morgen</date> sind wir wieder in Charlottenburg bei <persName xml:id="persName_bd9a5191-631c-4c07-806d-4599cac8dca9">Beers<name key="PSN0109763" style="hidden" type="person">Beer, Familie von → Amalie B.</name></persName>, wir fressen uns durch. <persName xml:id="persName_4226eafd-811e-4b29-b5a0-275c8adc28e4">Heinrich Beer<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName> ist ein schöner Mann, <date cert="high" when="1829-06-30">gestern Abend</date> war ich in seiner Loge im <placeName xml:id="placeName_77161215-b44c-43d5-84c6-4f42da8f0767">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, <del cert="high" rend="strikethrough">und</del> <add place="above">mit <persName xml:id="persName_9c6225db-7bc8-4c70-958e-5910e52faf4b">Marianne Mendelssohn<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName><name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add>. Die <persName xml:id="persName_7a1dd1d7-5b94-492f-8f1d-40bf82584df5">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> von der <title xml:id="title_4dc02f37-ad52-4996-8e61-b7db9256e1d0">Vestalin<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110971" style="hidden" type="music">La vestale</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a1818e38-344d-4e81-9cb1-a06914da0109" xml:lang="de">Die Schechner von der Vestalin – Die Sopranistin Nanette Schechner sang in der Aufführung der Oper La vestale von Gaspare Spontini am 30. Juni 1829 im Königlichen Opernhaus die Rolle der Julie (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 41).</note> die Ouvertüre wurde <hi rend="latintype">encore<choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">d</corr> <sic resp="writer"></sic> </choice></hi>. Es muß eigen seyn, sich in einer Stadt zu befinden, wo man nicht riskirt, Heinrich Beer zu begegnen.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_79bde660-0a08-4c98-b52c-2cbb552f3ea7"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Ueber <title xml:id="title_ca30d1e0-06fd-43fe-9b4f-2d986c4269f3">Agnes v. Hohenstaufen<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ca3436e8-e2a7-416c-80d5-0b2e2b7c3a55" xml:lang="de">Ueber Agnes v. Hohenstaufen zirculiren die schlechtesten Witze – Die zweite Fassung von Gaspare Spontinis Oper Agnes von Hohenstaufen war am 12. Juni 1829 anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königlichen Opernhaus aufgeführt worden (Rezensionen: AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509 f., sowie BAMZ 6, Nr. 27, 4. Juli 1829, S. 215 f., Nr. 28, 11. Juli 1829, S. 222-224, und Nr. 29, 18. Juli 1829, S. 229 f.).</note> zirculiren die schlechtesten Witze, der beste unter ihnen ist, daß der Theaterdiener <persName xml:id="persName_28c7be6d-6b44-47ef-b643-188bdfcd1276">Blumen<name key="PSN0109985" style="hidden" type="person">Blume, Heinrich (1788-1856)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f7767127-3b4a-4293-bf1b-ac2e542a6331" xml:lang="de">der Theaterdiener Blumen – Heinrich Blume sang die Partie des Kaisers in der Oper Agnes von Hohenstaufen.</note> zu der letzten Probe aus Versehen die Partie aus <title xml:id="title_613cd5f4-a80a-485b-bf40-351d0329ec3f">Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name></title> brachte, und daß der Irrthum nicht sonderlich bemerkt ward, sondern die Partie bis zu Ende durchgesungen. <persName xml:id="persName_20d24e09-ddf9-4d05-8f4b-b3d6b655d8b3">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> hat eine maliziöse Rezension abgefaßt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ac371109-5fff-4e08-b307-b399f723086c" xml:lang="de">Rellstab hat eine maliziöse Rezension abgefaßt – siehe Vossische Zeitung 149. Stück, 30. Juni 1829, und 150. Stück, 1. Juli 1829.</note> an der besonders kränkend für <persName xml:id="persName_3af3bfaa-130d-41e5-8a4e-1f082020edd3">Sp.<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> seyn wird, daß er bemerkt, wie die dritte Vorstellung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3afb73da-3c00-4d37-9094-3bdc9fa82e04" xml:lang="de">die dritte Vorstellung – Die zweite und dritte (und damit letzte) Vorstellung von Agnes von Hohenstaufen folgten am 14. und am 26. Juni 1829 (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 40 f.).</note> schon leer gewesen sey, und wie trotz der nämlichen ungünstigen Umstände von Hitze u. dergl. die 20ste der <title xml:id="title_5375bd39-73dd-43be-9d67-97e032c667e2">Stummen<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name><name key="CRT0107680" style="hidden" type="music">La Muette de Portici (auch: Masaniello) AWV 16</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5bbbcc6-8e57-425d-84ec-47d67ca1e650" xml:lang="de">die 20ste der Stummen – Gemeint ist die 20. Aufführung der Oper La muette de Portici von Daniel-François-Esprit Auber in Berlin (UA 1828).</note> überfüllt war. <hi rend="latintype">Laissons là ce monde</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a75f4477-1fe7-4017-bdc1-bb28e8e68f09" xml:lang="fr ">Laissons là ce monde – frz., Verlassen wir diese Welt.</note></p> <p>An dem Tage, wo Du diesen Brief erhältst, feiern wir <persName xml:id="persName_5c2e9cf4-64ef-47d5-ad85-8dfc79fc4eaa">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> und <persName xml:id="persName_7c02238b-54d1-4da3-9bfc-51507f91817a">Droysens<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> Geburtstag.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_85bdc64a-8731-485e-8cd5-3721f7c2f411" xml:lang="de">Hensels und Droysens Geburtstag – Johann Gustav Droysen feierte am 6. Juli 1829 seinen 21. Geburtstag, Wilhelm Hensel wurde an diesem Tag 35 Jahre alt.</note> Ich habe noch <date cert="high" when="1829-06-28">vorgestern</date> eine musikal. Arbeit für Hensel unternommen, die <title xml:id="title_7f6a20d3-9a7b-459f-bab7-02b4fe6742b7">8stimmige Composition<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="CRT0111763" style="hidden" type="music">Nachtreigen (»Es rauschen die Bäume, es wallen die Düfte«) für achtstimmigen gemischten Chor a cappella HU 237 (29. Juni 1829)</name></title> <title xml:id="title_35dbc855-f6ea-427c-922e-7838e8944045">eines Gedichtes von ihm<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0111764" style="hidden" type="literature">Nachtreigen (»Es rauschen die Bäume, es wallen die Düfte«)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_373dabb7-3f99-4cf5-b382-83acd5fd3836" xml:lang="de">die 8stimmige Composition eines Gedichtes von ihm – Am 29. Juni 1829 entstand Fanny Mendelssohn Bartholdys Chorlied Nachtreigen für achtstimmigen gemischten Chor a cappella HU 237. Es war für Wilhelm Hensels Geburtstag am 6. Juli 1829 gedacht. Siehe Brief gb-1829-07-02-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 29. Juni und 2. Juli 1829.</note> Es wird nicht <hi n="1" rend="underline">viel</hi>, aber es <hi n="1" rend="underline">wird</hi> doch etwas, und es fehlt nur noch das letzte Stück, woraus ich eine Art Fuge zu machen denke. Du weißt, wie ängstlich ich immer bin, daß mir die Imagination davon läuft, daher freue ich mich immer, wenn es mir nur gelingt, Noten zu schreiben, und sehe im Anfang wenig danach, wie es wird. Nachher freilich ärgre ich mich, wenn es schlecht ist. <seg type="closer">Adieu, mein liebster Felix, ich verlasse Dich um – Abschied von <persName xml:id="persName_593bd475-e6e6-4556-8cdf-fa6d66705bb8">Fränkels<name key="PSN0111138" style="hidden" type="person">Fränkel, Familie von → Joseph Maximilian F.</name></persName> zu nehmen, die morgen nach der Schweiz und Italien abreisen.</seg> <persName xml:id="persName_c7619e6e-f807-44cb-b8a6-541e56e4080b">Anna<name key="PSN0111140" style="hidden" type="person">Fränkel, Anna Rosa (1812-?)</name></persName> raspelte neulich gewaltig vor <title xml:id="title_dcbdf7c6-85cd-4713-8a34-1dc9f5dc9f11">Deinem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title>, ich versichere Dich, Deine Erziehung war gut. – </p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_1b18ffd4-43b1-4d59-ac18-80e7eeb318af"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="latintype">À la <persName xml:id="persName_29468ad3-04db-46d7-8754-a2b8398d9a3f">Elise<name key="PSN0111142" style="hidden" type="person">Fränkel, Karoline Sophie Elisabeth Anna (bis 1821: Kela) (1787-1864)</name></persName></hi> hat sie darüber verwickelte Phrasen gefaselt, deren inhaltschwerer Geist besagte, daß man Dein Charakter und <hi rend="latintype">genre</hi> mehr aus dem Bilde kennen lerne als umgekehrt. Es war schön, aber undeutlich. – <seg type="salute">Guten Tag, HerzensJunker!</seg> Ich erwarte mit größerm Herzklopfen als Du Dir vorstellen kannst, <title xml:id="title_25ba4bef-0043-4135-8e5b-22c4d9314b1a">den heutigen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 25. Juni 1829</name> </title>. Ich weiß nicht, ob ich immer so <hi rend="latintype">agitations</hi>fähig bleiben werde, finde es aber schon für meine 51 zu arg. „Das Alter muß doch einen Vorzug haben“,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_58ccca14-9140-4c9c-82d5-cd7ec7366fc2" xml:lang="de">„Das Alter muß doch einen Vorzug haben“ – Worte des Antonio in Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel Torquato Tasso, dritter Aufzug, vierte Szene.</note> bei mir hats aber gar keinen. Eben rief ich die Mädchen, die im Garten spatzirten; sie dachten, es wär ein Brief da, und rannten mit ihren dicken Figuren so närrisch in die Wette, daß wir uns todt lachen wollten. – Ein fremder, namenloser Herr tritt in den Garten; beim Anblick eines Waldes von Schnurrbart wird mir ganz unheimlich, wer wars aber? <persName xml:id="persName_b61ac2fd-a691-4bfd-9489-94e34ad1d364"><hi rend="latintype">Dr</hi>. Maximilian Heine<name key="PSN0117010" style="hidden" type="person">Heine, Maximilian Meyer (1807-1879)</name></persName>, der mir von Wien empfohlen ist, und der, da die Oesterreicher ihn nicht zur ruß. Armee durchlaßen wollen, über hier nach Greifswald geht und sich zu Dampf einschifft, seine chirurgische Dienste anzubieten. Das <hi rend="latintype">piquante</hi>ste, das er v. Wien erzählte, war, daß die <title xml:id="title_808becf7-fd37-4c94-9925-f6366fc70d04">Gedichte des Königs v. Baiern<name key="PSN0109721" style="hidden" type="author">Bayern, Ludwig I. Karl August von (1786-1868)</name><name key="CRT0111765" style="hidden" type="literature">Gedichte des Königs Ludwig von Bayern</name></title> dort verboten sind. Du weißt, daß der Dichter, Bruder der <persName xml:id="persName_56b3fa82-f324-4a13-9108-1782d3a7f6b9">Kaiserin<name key="PSN0117730" style="hidden" type="person">Österreich, Charlotte (Karoline) Auguste (1792-1873)</name></persName> ist. Er scheint mir natürlicher als <persName xml:id="persName_e1eed467-fe52-4100-9078-b8ae397f430e">Heinrich H.<name key="PSN0111816" style="hidden" type="person">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName>; trotz der rasenden Eigenliebe und Ziererei des Letztern unterhalte ich mich doch gern mit ihm; der Gedanke an seine schönen Sachen ersetzt mir manches Abstoßende seiner Art zu sein. Er wohnt immer noch in Potsdam, und kömmt zuweilen herüber. – Daß <persName xml:id="persName_16d704fc-c6ec-463d-a82d-1cf3f395f0e6">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> vom <persName xml:id="persName_b6519d39-659a-4eea-9fac-c07f0ec17203">Prinzen Wilhelm<name key="PSN0113993" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von (1794-1863)</name></persName> eine goldne Dose erhalten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_83b8b253-812a-4b05-80b2-7e548dfaa353" xml:lang="de">Daß Marx vom Prinzen Wilhelm eine goldne Dose erhalten – Adolph Bernhard Marx erhielt diese als Geschenk für das Festspiel Undinens Gruß auf einen Text von Friedrich de la Motte-Fouqué, das am 11. Juni 1829 anlässlich der Hochzeit von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königsstädtischen Theater aufgeführt worden war (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509).</note> weißt Du vielleicht durch ihn selbst. Er freut sich besonders, weil <persName xml:id="persName_1c811bda-9d70-4efe-be08-beaafef3a85a">sein alter Vater<name key="PSN0117524" style="hidden" type="person">Marx, Samuel Moses</name></persName> so glücklich darüber ist. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_954e3ae2-2d96-4bbc-955b-065a4119e6b6">Guillou<name key="PSN0111615" style="hidden" type="person">Guillou, Joseph (1787-1853)</name></persName></hi> war nun 2 mal bei uns; Du glaubst nicht wie er sich verändert hat, liebes Felixchen! er ist völlig einsilbig, niedergeschlagen,<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> sein Aeußres ist gar nicht mehr hübsch; sind es noch Reste der Krankheit, gehts ihm schlecht, ich weiß es nicht. Nach Paris will er auch nicht zurück, sondern v. Dänemark aus nach Rußl. gehen. Das Einzige, wobei seine alte Lebhaftigkeit aufflammte, war, als ich ihn nach <title xml:id="title_0537cb69-cc05-4a56-9b99-211da3d56eb5">den Beeth. Simph.<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108061" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> im <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_40d4a4bc-5a31-4abd-a1cd-24e9d370e186">conservat<name key="NST0100349" style="hidden" subtype="" type="institution">Conservatoire de Musique</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="locality">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b15e4dba-18ab-4a70-85e8-6fd829798c23" xml:lang="de">den Beeth. Simph. im conservat. – In den Konzerten der 1828 von François-Antoine Habeneck 1828 gegründeten Société des Concerts in Paris wurden regelmäßig Werke Ludwig van Beethovens aufgeführt.</note> fragte; davon machte er mir eine begeisterte Beschreibung, und da Du, mein liebes Herz! stets mein Gedanke bist, so erfreute es mich schon, zu denken, Du werdest auch bald v. solchen Künstlern aufgefaßt und v. solchem Publikum verstanden werden. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3cb74fa5-eedb-46dc-ac86-6d676ffcd5b4">Guillou<name key="PSN0111615" style="hidden" type="person">Guillou, Joseph (1787-1853)</name></persName></hi> ist klug genug, sich jetzt nicht mit einem Koncert herauszuwagen; durch <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4503d5b6-bca0-49e8-96f0-8947ff0d7cab">Sp<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi>. erlangt er indeß, einigemal im Theater aufzutreten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1cc6abab-e615-4976-9047-b59e12f08ec1" xml:lang="de">Guillou … einigemal im Theater aufzutreten – Der französische Flötist Joseph Guillou hatte sich bereits 1827 in Berlin aufgehalten. Im Juli 1829 gab er zwei Konzerte im dortigen Königlichen Theater, wahrscheinlich fanden diese am 12. und am 17. Juli statt (vgl. AMZ 31, Nr. 34, 26. August 1829, Sp. 561, und Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 42).</note> wiewohl das jetzt nur aus Gunst geschieht, und dann hofft er, bei den Hoffesten in Potsd.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_807eb29d-1d69-44a2-950b-ce09ff9901d9" xml:lang="de">den Hoffesten in Potsd. – Die russische Zarin Alexandra Fjodorowna war zur Hochzeit ihres Bruders Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen nach Berlin gekommen. Am 13. Juli 1829 wurde ihr Geburtstag am Hof in Potsdam mit einem Fest begangen, das den Titel »Der Zauber der weißen Rose« trug. Siehe die Beschreibung des Festes in: Der Zauber der weissen Rose, zur Feier des Geburtstages Ihrer Majestät der Kaiserin von Russland am 13. Juli 1829, [Berlin 1829], Vorwort, [S. 1]: »Das Geburtsfest Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland fiel in die letzten Tage des ersten Besuchs, den Sie als gekrönte Kaiserin Ihrem Königlichen Vater abstattete. Anlaß genug zu einem großen Feste; welches der König anzuordnen befahl. […] zur ersten Abtheilung, welche im Freien statt haben und einem sehr großen Publikum den Mitgenuß gewähren sollte, ward ein Carrousel vorgeschlagen; zur zweiten Abtheilung, eine Darstellung allegorischer lebender Bilder, welche im Schauspielsaal des Pallastes nur den Zirkel des Hofes faßte, und die dritte Abtheilung, welche für eben diesen Kreis bestimmt war, sollte in einem Ball in den Festsälen des Palais bestehen. Alle drei Abtheilungen standen in einem solchen Zusammenhang, daß sie ein Ganzes bildeten, welches den Namen: ›der Zauber der weißen Rose‹ führte. Die Kaiserin hatte nämlich in früher Jugend schon die weiße Rose zu ihrem Sinnbilde erwählt, und war darnach oft im engeren Familien-Kreise ›Blancheflour‹ benannt worden, daher die Zueignung des Festes unter dem Bilde der weißen Rose.« Unter dem Motto »Das bewegliche Bild im Zauberspiegel« wurden Zeichnungen von Karl Friedrich Schinkel in lebende, sich bewegende und sprechende Bilder verwandelt. Das Schaureiten vor dem Neuen Palais wurde von zehn Reiterquadrillen ausgeführt. Sie repräsentierten Preußen, die Niederlande, Kurbrandenburg, Schlesien, Brandenburg, Wenden, Hohenzollern, Mecklenburg, Nürnberg und Braunschweig (siehe ebenda, passim).</note> zu spielen. – Er ist leider aber sehr herunter. Um <hi rend="latintype">Sp.s fiasco</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_11f624bf-6e3d-4f33-9a84-84907d03a6c4" xml:lang="de">Sp.s fiasco – Gaspare Spontinis anlässlich der Hochzeit von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach am 12. Juni 1829 in der im Königlichen Opernhaus in Berlin aufgeführte Oper Agnes von Hohenstaufen wurde als zu lang und überladen mit starken Effekten eingeschätzt (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509).</note> zu entschuldigen, sagte er, es wäre ja auch äußerst unvortheilhaft, zur Vermählung <persName xml:id="persName_f5bc6c0a-8a6a-426f-8e9f-496a4c7aabe3">eines Prinzen<name key="PSN0113993" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von (1794-1863)</name></persName> eine Oper zu schreiben; die Aufmerksamkeit würde durch Andres als die Musik in Anspruch genommen, die Pracht der Ausstattung zöge auch ab; <hi rend="latintype">applaudiren</hi> dürfe man das erstemal nicht, und mehrere so <hi n="1" rend="underline">gute Gründe</hi>. <hi rend="latintype">Le fait est</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_2e391233-2aa7-4e37-a981-a606d978334f" xml:lang="fr ">Le fait est – frz., Tatsache ist.</note>, die Oper wird so <hi n="1" rend="underline">abscheulich</hi> gefunden, daß sogar <hi n="2" rend="underline">ich</hi> ganz stille bin; <date cert="high" when="1829-06-30">gestern</date> konnte z. B. <persName xml:id="persName_c957befd-c724-4d59-8064-8b64c58f5620">der junge Ludolf<name key="PSN0117453" style="hidden" type="person">Ludolf, Herr</name></persName> nicht Worte genug finden, seinen Ekel daran auszudrücken. <hi rend="latintype">Sp</hi>. soll mit einer Vehemenz Takt <hi n="1" rend="underline">schlagen</hi>, die er sonst nie anwendete: dazu hat er den Kummer, daß neulich <hi n="1" rend="underline">nur</hi> die <persName xml:id="persName_f8d9e13f-66da-4c11-afbe-5eb076dcd18f">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> darin beklatscht wurde. – Solltest Du, liebstes Kind! etwas für sie gemacht haben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b7ca1598-796f-4b71-9353-6f75683f0bdb" xml:lang="de">Solltest Du … etwas für sie gemacht haben – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte Pauline Anna Milder-Hauptmann die Arie »Tutto è silenzio« für Sopran und Orchester MWV H 2 (komponiert 23. Februar 1829) gewidmet. Im Brief gb-1829-06-02-01 Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 3. Juni 1829, bat die Sängerin um eine neue Arie. Mendelssohn versprach am 3. Juni 1829, diese für sie zu komponieren, betonte aber zugleich, dass er »nicht Muße, noch Gedanken oder Andacht genug zum Componiren habe«. Das Vorhaben hat Mendelssohn nicht verwirklicht.</note> so sende es doch hieher, sei so gut! sie geht in einigen Tagen nach Aachen und braucht die Kur; wann sie nach Hamb. kömmt, ist ungewiß; ich kann aber jederzeit erfahren wo sie ist. Ich dankte ihr als sie <date cert="high" when="1829-06-28">Sonnt</date>. Abschied nahm,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_399c2544-4905-42a4-982c-1420e3d0c76c" xml:lang="de">als sie Sonnt. Abschied nahm – Zwischen Pauline Anna Milder-Hauptmann und dem preußischen Generalmusikdirektor Gaspare Spontini war es zu Auseinandersetzungen gekommen. Daraufhin verließ die Sängerin Berlin am 12. Juli 1829 und ging nach Wien. Zunächst begab sie sich auf eine längere Konzertreise mit Auftritten in verschiedenen Städten Europas.</note> für Dich aus vollem Herzen; sie hat Dir <title xml:id="title_c6111816-0f47-4921-9ab1-35bf91af5d4d">ein schönes Geschenk<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109157" style="hidden" type="art">Pauline Anna Milder-Hauptmann (Ölgemälde 1821?, verschollen)</name></title> gemacht,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d89fd62-2487-413f-9b6b-2627c1f9ca8b" xml:lang="de">sie hat Dir ein schönes Geschenk gemacht – Pauline Anna Milder-Hauptmann hatte sich im Juni 1829 von Wilhelm Hensel zeichnen lassen, sie schenkte Mendelssohn die Zeichnung (heutiger Standort nicht bekannt; siehe Lea Mendelssohn Bartholdys Beschreibung in Brief gb-1829-06-24-01 Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 23. und 24. Juni 1829). Hensel zeigte die Zeichnung 1830 auf der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin (Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 178). Im April 1829 hatte er bereits ein Porträt der Sängerin für seine Alben angefertigt (heutiger Standort: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/7. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 48).</note> und es war gewiß auch recht fein, eben Henseln das bedeutende Honorar zuzuwenden.</p> <p>Unser braver <persName xml:id="persName_1b4abafb-f610-42b0-aec6-5976e90d1204">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> hat eine recht traurige Zeit, vorige Woche eilte er auf die Nachricht v. d. Krankheit <persName xml:id="persName_4ac39df3-8a5a-4505-9b80-7deba4ad5dff">seines Vaters<name key="PSN0111973" style="hidden" type="person">Heyse, Johann Christian August (1764-1829)</name></persName> nach Magdeburg, und kaum war er zurück, so erhielt er schon die Todespost.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_68aa1313-f32a-4717-a7c4-8781d58501d4" xml:lang="de">seines Vaters … erhielt er schon die Todespost – Johann Christian August Heyse war am 27. Juni 1829 in Magdeburg gestorben.</note> Er mußte nun abermals hin, da kein erwachsener Sohn zu Hause ist. Der Alte hat einen Tag vor dem Ende ein Testament machen wollen, war aber zu schwach, was nun unserm H. gewiß viel Unnannehmlichkeit und Sorge geben wird, da eine <persName xml:id="persName_8e44ac0a-43f7-4aac-9e04-181c629f1cef">Stiefmutter<name key="PSN0111969" style="hidden" type="person">Heyse, Auguste Henriette Justine Sophie Charlotte (1791-1850)</name></persName> und <persName xml:id="persName_79d04319-d705-4d02-b2cd-3bd5985f2896">Stiefbruder<name key="PSN0117063" style="hidden" type="person">Heyse, Johann Georg August (1825-?)</name></persName> da sind. <persName xml:id="persName_d04043e8-5a5f-4181-a34e-8d007cc09411">Ludwig H.<name key="PSN0117065" style="hidden" type="person">Heyse, Ludwig Anton (Louis) (1801-1864)</name></persName> heirathet eine <persName xml:id="persName_b222f79c-6dbc-405b-99af-770f831fd236">Tochter<name key="PSN0118902" style="hidden" type="person">Heyse, Katharina Dorothea Charlotte (Kathinka) (1809-1835)</name></persName> seines <placeName xml:id="placeName_2174527a-f43f-4ae6-a1f1-0a0efcdb2c9d">Petersb<settlement key="STM0100372" style="hidden" type="locality">St. Petersburg</settlement><country style="hidden">Russland</country></placeName> <persName xml:id="persName_11270d36-8a60-4cc5-9c6e-670cdd67cc55"><hi rend="latintype">associés</hi><name key="PSN0120444" style="hidden" type="person">Dyrssen, Johann (1781-1856)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6db131b2-6aa9-47c7-a793-17d30095c537" xml:lang="de ">Ludwig H. heirathet eine Tochter seines Petersb associés – Ludwig Anton (Louis) Heyse ehelichte am 7. Oktober 1830 in St. Petersburg Katharina Dorothea Charlotte (Kathinka) Dyrssen, die Tochter seines Geschäftspartners Johann Dyrssen (1781-1856).</note> es soll eine vortheilhafte Partie sein, wiewohl 12 Kinder existiren. – Der verstorbene Heyse war so lebendigen Geistes, so rührig, thätig, unternehmend, daß man die Idee seines Alters ganz verlor. Er ist doch 65 Jahre worden. Noch bis zuletzt war er in litter. Berührung mit dem hiesigen Sohne, und ließ, wie <persName xml:id="persName_d71eea4f-0d1b-4604-b35b-3c4241e2f6f9">Julchen<name key="PSN0111974" style="hidden" type="person">Heyse, Julie (Julchen) Caroline Marie Henriette (bis 1812 Gela Salomon) (1787-1864)</name></persName> mir sagt, nicht eine Zeile drucken, die dieser nicht durchgesehen. Sie hatten sich sogar noch zu einem weitläuftigen Unternehmen verbunden. – Daß die Leiden des guten <persName xml:id="persName_78c0eca2-4231-4033-a9e5-9bcf8b2dfc15">Rohrlak<name key="PSN0114267" style="hidden" type="person">Rohrlack, Friedrich August (1792-1829)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_40e4315a-675c-42d2-80ca-a951e7ac5574" xml:lang="de">die Leiden des guten Rohrlak – Der Musiklehrer an der Cauerschen Erziehungsanstalt in Charlottenburg Friedrich August Rohrlack erlag am 31. Mai 1829 einem Lungenleiden.</note> beendet, weißt Du vielleicht schon, mein Kind! Für Winter hatte es die unangenehme Folge, daß er die Stunden bei <persName xml:id="persName_51f9598c-99c6-4fbf-855f-0ca26340842d">Cauer<name key="PSN0110325" style="hidden" type="person">Cauer, Jacob Ludwig (Louis) (1792-1834)</name></persName> verloren;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4172a35c-c584-45a0-b137-323f75f76908" xml:lang="de">Winter … die Stunden bei Cauer verloren – Carl Ludwig Winter erteilte bis 1829 an der von Jacob Ludwig (Louis) Cauer gegründeten Cauer’sche Erziehungsanstalt in Charlottenburg Musikunterricht.</note> sie nehmen nun einen Lehrer ganz ins Haus, was er nicht wollte. Trotz deßen macht er v. seinen Ersparnißen nun eine Reise nach dem Harz, Dresden, Weimar und Prag, und ist mit seinem<persName xml:id="persName_70b02ddd-6856-4bcd-bec4-7f404947d577"> <hi rend="latintype">Jean Paul</hi>schen<name key="PSN0114173" style="hidden" type="person">Richter, Johann Paul Friedrich (Pseud.: Jean Paul) (1763-1825)</name></persName> Charakter <hi rend="latintype">nebich</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_7d227273-fb8d-4cf3-b357-2988b8ffe94b" xml:lang="yi ">nebich – hier: trotzdem; eigtl. leider, bedauerlicherweise; wohl von jidd. nebech, armes Ding.</note> ganz vergnügt. – Nach allen Todesanzeigen muß ich Dir doch eine Verlobung melden; <persName xml:id="persName_8be36656-09d8-485c-88fd-7806a1c4763a">Mine Steltzer<name key="PSN0118354" style="hidden" type="person">Steltzer, Johanne Wilhelmine Philippine (Mine) (1810-1901)</name></persName> heirathet <persName xml:id="persName_23bc1eb8-fb3b-4df6-9cd5-f14d5f146b28">den Sohn<name key="PSN0117254" style="hidden" type="person">Klewitz, Carl Wilhelm (seit 1803) von (1800-1841)</name></persName> des <persName xml:id="persName_e50b7400-c8a3-4692-bfe3-0d8d90d8d969">Ministers Kleewitz<name key="PSN0117255" style="hidden" type="person">Klewitz, Wilhelm Anton (seit 1803) von (1760-1838)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d4140c0b-e52e-4bdf-bbd1-848856be7ab6" xml:lang="de">Mine Steltzer heirathet den Sohn des Ministers Kleewitz – Johanne Wilhelmine Philippine Steltzer heiratete am 5. Oktober 1829 den Magdeburger Juristen Carl Wilhelm von Klewitz.</note> – Son Viehchen ist <hi rend="latintype">dans les circonstances bénies</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7fd343f6-6ad9-4649-a592-b84d5aacb523" xml:lang="fr ">dans les circonstances bénies – frz., in gesegneten Umständen.</note> und <hi rend="latintype">drapirt</hi> sich, obgleich es noch nicht nöthig; der dicke <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f3c7c4ea-5918-4e5d-851c-690803989799">Cousin<name key="PSN0113993" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von (1794-1863)</name></persName></hi> des <persName xml:id="persName_1adb4a0d-cdd4-4665-9071-30da7413d8a8">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> hat ihr ein Landgut bei Magdeb. gekauft, das sehr bedeutend sein soll. –</p> <p>Ich bitte Dich, mein Bestes! der <persName xml:id="persName_38476fdd-1a4d-47d6-922a-5d21d069f857">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden" type="person">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName> zu sagen, daß die Noth in Schlesien doch sehr bedeutend ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a4b0aa54-ff8b-4384-8b53-f9ede5b40b3c" xml:lang="de">daß die Noth in Schlesien doch sehr bedeutend ist – Ostpreußen und Schlesien waren im April 1829 von starken Überschwemmungen heimgesucht worden.</note> und daß sie ein doppelt gut Werk thun würde, mit den Danz.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_37e61e2a-a9bf-4be5-9b34-3e0f31da57f2" xml:lang="de">den Danz. – den Danzigern.</note> zu theilen, indem diese ungeheuer viel erhalten haben. Ich wünschte es wäre noch Zeit. – O Gott, wie ungeduldig bin ich, daß grade heut der Br. so lang ausbleibt! <hi rend="latintype">c’est une perfidie du destin</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f21b6feb-4ff6-41d2-9ee4-9295f2ebfee0" xml:lang="fr ">c’est une perfidie du destin – frz., das ist eine Heimtücke des Schicksals.</note> – <hi rend="latintype">Farewell dearest love, </hi><seg type="closer"><hi rend="latintype">God bless you for ever</hi>.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_4ce1a618-8661-4d0b-b72b-855be03d9d4c"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Das Dampfboot ist ausgeblieben, daher wir <title xml:id="title_22bb52f8-1dee-4c35-96d6-21f4825bef92">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-25-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 25. Juni 1829</name> </title> vom <date cert="high" when="1829-06-26" xml:id="date_19959298-1457-4adb-acae-53e88e82fe0c">26<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Juny</hi></date> erst <date cert="high" when="1829-07-02">morgen</date> erhalten werden, <seg type="salute">mein lieber <hi rend="latintype">Felix</hi>!</seg> in der großen Einförmigkeit unsres hiesigen Lebens ist die Ankunft Deines Briefes immer ein erwartetes, bis jezt Gottdank! und Dir zur Ehre immer ein freudiges;<note resp="FMBC" style="hidden" type="text_constitution" xml:id="note_deafebea-6586-4878-a8a7-22411b5ce226" xml:lang="de">erwartetes … freudiges – Abraham Mendelssohn Bartholdy vergaß ein Wort. Es müsste wohl »freudiges Ereignis« heißen.</note> ich wünschte, daß gerade im Gegentheil, im Taumel der Zerstreuungen und Eindrücke in welchem Du dort lebest, Dir unsre Briefe ein Ruhe und Sammlungspunkt seyn könnten. ich bin nun einmal von Natur ein Mensch und eine ernsthafte Bestie dazu, daher ein entschiedener Feind unseres jezigen Tagestreibens und Intereßes; ich kenne kein passenderes Bild von <hi rend="latintype">Berlin</hi> als das von <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7aae74d6-a9a7-49ab-9bcc-2534f8b204b7">Abdera<name key="PSN0115764" style="hidden" type="author">Wieland, Christoph Martin (1733-1813)</name><name key="CRT0111766" style="hidden" type="literature">Die Abderiten</name></title></hi> in <hi rend="latintype">Wieland</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7fae1528-0084-4ddc-8c91-b07376ed1da3" xml:lang="de">Abdera in Wieland – Abdera ist eine Stadt in Christoph Martin Wielands satirischem Roman Die Abderiten, Erstdruck in Fortsetzungen als Die Abderiten. Eine sehr wahrscheinliche Geschichte, in: Teutscher Merkur 1774, 1778, 1779 und 1780; Separatdruck (Tl. 1): Weimar 1774; vollständiger Druck als »Geschichte der Abderiten«: 2 Bde, Weimar 1781.</note> Indessen <hi rend="latintype">il n’y a pas de serieux qui tienne</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bc6bebb0-6af4-4985-a250-92f55df95ca6" xml:lang="fr ">il n’y a pas de serieux qui tienne – frz., es gibt kein wirksames Mittel, das standhält.</note> gegen furchtbare Hitze und Dürre; daher bin ich jezt nur faul, sonst würde ich mit Dir ein Thema weiter durchsprechen, welches ich neulich berührt habe. es soll für ein anderes mal seyn, da ich nun, ohne gelesen zu haben, <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap> überzeugt bin, daß Du zur Gnüge erfahren, <persName xml:id="persName_a8e7eaea-5dbf-4f20-be7e-b0a77a6b517d"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">lle</hi> Schechner</hi><name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> sey göttlich, und <title xml:id="title_bdf8e4c0-c773-49c4-845d-3eeb031c35fa"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">lle</hi> Agnes</hi><name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0867ab13-0b92-4eb7-9fa7-573f67d42d49" xml:lang="de">Mlle Agnes – siehe Kommentar zu Z.: Ueber Agnes v. Hohenstaufen zirculiren die schlechtesten Witze.</note> abscheulich, und da übrigens auf der Welt Gottes nichts hier vorgeht, noch verhandelt wird, so schweige ich darüber, um so mehr, als beide Damen nicht die Ehre haben von mir gekannt zu seyn.</p> <p>Du hast neulich an <persName xml:id="persName_1550957d-45cf-4822-a85c-2e4066b3c831">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>, wegen Fannys Verheirathung geschrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_82a08526-57ca-45c0-a130-fab91d6585c0" xml:lang="de">Du hast neulich an Mutter, wegen Fannys Verheirathung geschrieben – Die Familie war sich wegen des Termins der Hochzeit von Fanny Mendelssohn Bartholdy mit Wilhelm Hensel nicht einig. Sie fand letztendlich am 3. Oktober 1829 statt. Vgl. Felix Mendelssohn Bartholdys Ansicht darüber in Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829.</note> und damit Nichts ausgerichtet, so wenig als ich. Mutter will ihren Willen haben, und ich finde keinen Beruf, ihn ihr streitig zu machen, weil<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ich es zwar für ganz zweckmäßig, doch aber für nicht wichtig halte, daß die Hochzeit früher stattfinde, und es daher aufgegeben habe, Mutter auf andre Gedanken zu bringen, weil sie sich einbildet, daß es nur geschähe, um ihr zu wiedersprechen.</p> <closer rend="left">Lebe wohl, lieber Sohn, und bleibe brav. <seg type="signed">Dein Vater.</seg></closer> </div> </body></text></TEI>