gb-1829-06-17-01
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Berlin, 17. Juni 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, Siegel.
Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Monsieur
M
rFelix Mendelssohn BartholdyP.
radrde MessrsDoxat & CoLondres
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Glaube nicht, daß Du allein in
fiascogemacht hat, d. h. wie eine Oper von
fiascomachen kann, allgemeines Mißfallen erregt,
? Hält die alte Neigung noch vor für zwei neue Stücke?B. P.
Ich lebe der süßen Hoffnung, daß Du mit diesem Briefe zugleich,
Miss Marian und
diner des hommes,
auswendig spieltest, bravo, bravo! Aber strengt es Dich nicht zu sehr an, so ohne Probe auf einem fremden Instrument, vor einem unbekannten Publikum aufzutreten? Es ist fast zu viel gewagt, und wenn Dus auch ausführst, so muß der Aufwand von Kräften Dich angreifen, was bei einer kleinen Vorübung Dir nur Spaß wäre. – Deine Beschreibungen, alles, alles intereßirt und erfreut uns, liebster Felix! und Deine Pünktlichkeit und Ausführlichkeit muß ich immer von Neuem loben. Erhalte Dich uns so treu und nah, beßre Freunde hast Du doch in der Welt nicht. Dein Bild beglückt mich unendlich, es ist so lebendig und charaktervoll, daß ich wirklich mit ihm spreche. Noch steht es auf der Staffelei im Gartensaal, und wenn ich nicht fürchtete, daß jemand hinein stieße, wärs mir so am Liebsten, da man es ganz nah sehen und das Licht stets vortheilhaft verändern kann. – Von
Louis d’or, auch wenn sie durch Schuld der Direktion nur 1mal singt. Mich däucht, man überschätzt sie sehr,
souverainvermißen. Er vorzüglich, und dann der
nur ihrden Catharinenorden geschenkt und sie in aller Welt Angesicht aufs Freundlichste, Achtungsvollste ausgezeichnet. Indeß war ihrer nicht in der Zeit. bei Beschreibung des
cortègeerwähnt:
But you may depend upon, that the duke Charles gave her the arm, & sat near her hear with prince Augustus on her other side. Ein Zug, der den Kaiser als Erzieher bezeichnet, gefällt mir außerordentlich.
applaudissementdes Publikums. Uebrigens kannst Du Dir vorstellen, wie die Welt über das blonde hübsche Thronfolgerchen in KosakenUniform außer sich ist.
Jetzt habe ich mir wirkl. vorgenommen. keiner 1. Vorstellung mehr beizuwohnen, wenn etwas v. Personen die mich intereßiren, gegeben wird. Die
konnte. Nun gab sich auch
sprachdie
accomp. gespielt wurde. An den Chören konnte man hören, daß die Musik gut sei, wie wohl man auch diese ganz verhunzte. – Marx hat mehrere Fehler,
selon moi, begangen. Der
qui a heurté, choqué, blessé tant de petits amours propres, fast
unmöglichdurchkommen. – Daß man aber auch nicht einmal etwas erwartete, ging daraus hervor, daß das Haus schrecklich leer war. Er hat sich wie ein sehr gescheuter Mensch betragen und mich angenehm dadurch überrascht, daß wir ihn Abends bei uns unerwartet fanden. – Dies und die Sage, die
habe viel v. d.Vio
una voce poco fà
. In beiden war sie äußerst mittelmäßig, ich weiß nicht, ob daraus zu schließen, daß dernel cor
der Leichtere sei.Rossini genre
Bester Sohn, schone Deine Gesundheit! hier sind 2 junge Leute gestorben, einzige Kinder
Drink not too much Claret! Der , my dear
No letter is till now arrived! My best compliments toKlingemann !
Folgendes schreibt mir der Onkel Nathan. “Vorgestern ist sowohl die Stadt Glatz als die ganze Umgegend und besonders das
Neissethaldurch 48stündige Regengüsse und damit hier verbundenen Überschwemmung sehr heimgesucht worden. Das Wasser hat den untersten Stock der Wohnhäuser ganz erfüllt, Gärten und Mauern umgerissen, überall furchtbare Verwüstungen angerichtet, die ganze diesjährige Erndte vernichtet, Brücken weggerissen, unter andern
Warthe
Schweidnitz
communi cationenunterbrochen und die Posten in Rückstand sind.
Ullersdorff
Sonntagund
Felixin der Folge auch für hiesige Verunglückte in
Londonso wohlthätig würken als sie ohne Zweifel für die Bewohner der Weichselgegend mit Erfolg zu thun im Begriff stehen.”
Die Schlesier kommen allerdings zu spät;Mad lle Sontag sich bereitwillig fände, einen Theil der zu erhoffenden Einnahme für diese armen Unglücksvögel zu bestimmen, denn es gehört allerdings nicht allein Wasser sondern auch Pech dazu, in
sich überschwemmen zu lassen. Sieh zu, was Du thun kannst; sie wird ja nur wohlthätig würken wollen, ob für Preussen oder Schlesien, wird ihr vielleicht gleich seyn. ich würde sie gewiß auch grüssen lassen, wie Mutter, wenn ich glaubte, daß sie wisse, wer ich eigentlich sey.Prag
Die 3 heißesten Tage seit mehrern Jahren, waren die drei letzten, und die waren es just, welche ich in schwarzen Kleidern im Amt habe durchschwitzen und 3mal predigen hören müssen. ich verdiene wahrhaftig auch etwas von dem Ertrag des Concerts.
Marx bedaure ich recht sehr, aber es konnte Paganini ins Theater) sehr offen und endlich mit ihm gesprochen. Wer
reformirenwill, muss zu den Sündern gehört haben, sonst verstehen sie ihn nicht.
Christuswar ein Jude, und
einLuther
Catholik.
Marxmuß ein Musikus seyn, er war aber bisher
tout au contraireein Recensent, das heißt
Nichts, und wer Dornen aussäet, wird nie Weitzen ärndten.
Klingemann
ich kann Dir noch den Empfang
Du kannst Dir gar nicht denken, wie herzlich und schmeichelhaft zugleich der alte Doxat über Dich schreibt; Du hast Dir da einen rechten Freund erworben, und seine Briefe machen Dir so viel Ehre als mir Freude!
Erdbeeren pei ist in honeysähr gut. Just müßte ich mich, wie dispensirst mich.
Berlin, 17 Juni 29. Glaube nicht, daß Du allein in Epsom Pferderennen siehst, eben kommen wir von der Chaussee (Flußbad) zurück, und sahen Jung und Alt, Herren und Damen Offiziere, Prinzen und Knoten zum Pferderennen nach Steglitz fahren, an der Schafgrabenbrücke kamen die Wollwagen entgegen, und es stopfte sich – o wir sind auch großstädtisch. Dein Auftrag, hier Gesandter oder Spion beim Theater zu seyn, setzt mich heut in Athem, denn es gab viel des Wichtigen. Vorigen Donnerstag war die Vermählung des Prinzen Wilhelm, Freitag Agnes, welches so zu sagen, fiasco gemacht hat, d. h. wie eine Oper von Spontini fiasco machen kann, allgemeines Mißfallen erregt, fobei jedoch die Scene in der Kirche ausgenommen wird. Man erzählt, Witzleben habe gesagt, nun könne er Sp. nicht mehr halten, diese Oper habe die öffentliche Stimmung zu sehr aufgerufen. Der Kaiser von Rußland hat die Dedication abgelehnt, woran, außer Spontinis früherem Vergehn gegen ihn, auch wol Raupachs Ungnade Schuld seyn mag. Dieser fährt fort die Bühne zu usurpiren, heut sind wieder zwei neue Stücke von ihm. Worüber ich Dir umständlichen Bericht schuldig zu seyn glaube, das ist Marx’ Festspiel. Am Dinstag gestern vor 8 T. kam er außer sich zu uns aus einer späten Probe, wo ihm Alles so conträr gegangen war, daß er einen bösen Ausgang befürchtete. Vater rieth ihm, wenn er davon überzeugt sey, seine Partitur zurück zu nehmen, und es auf einen Proceß ankommen zu lassen, das glaubte er nicht thun zu dürfen, hingegen ging er auf Vaters zweiten Vorschlag ein, dem Cerf am andern Morgen zu schreiben, daß es auf die letzte Probe ankommen würde, ob er seine Partitur zurücknähme, oder nicht. Zugleich bat er Hensel, dieser letzten Probe beizuwohnen, meine Gegenwart dabei lehnte er ab, er hatte vor zu wüthen, und fürchtete vielleicht, daß ich ihn geniren würde. Als er uns verließ, war er so vollständig wohlgemuth und unbesorgt, wie Du ihn kennst. Den andern Tag kam er wieder nach der Probe, die wild und bunt gewesen war, und aß mit uns zu Mittag. Bei der Aufführung mißlang leider Vieles, die schönen zarten Elementarchöre verdarben sie ihm, das Orchester war auch schwach, Du kennst seine Art, die Saiteninstrumente zu theilen, und weißt wie schlecht es damit in der Königstadt steht. Mit einem Wort, das Ganze ging ziemlich kalt und theilnahmlos vorüber, und seine Freunde hatten einen fatalen Abend. Er selbst, den wir zu Haus fanden, war vollkommen ruhig und zufrieden als ich ihm mit gutem Gewissen versichern konnte, daß ich durch alle Accidenzien der Aufführung hindurch das Schöne und Gute gehört hatte, ja er freute sich ordentlich, als ich ihm einige Fehler, die schwer zu capiren gewesen waren, anzeigte. Er wird Dir übrigens Sachen schicken, anfangs wollte er nichts davon hören, und hatte nur seine Freude daran, wie ich ihn mit vielem Gründeaufwand dazu bewegen wollte, nachher versprach er es unaufgefordert. Wie steht es denn mit Deinem Quartett an B. P. ? Hält die alte Neigung noch vor für zwei neue Stücke? Sonntag war sie hier, und da spielte ich ihr das gewisse absurde Scherzo vor, sie lachte, trug ungeheure Mameluckärmel (Gigots giebts nicht mehr) und ein sehr gutes Gesicht, und sang wie die Arnim. Ich lebe der süßen Hoffnung, daß Du mit diesem Briefe zugleich, am Montag unser kleines Gesandschaftspäckchen erhältst, worin auch Tagebuch liegt, wir haben nun schon 2mal welches geschickt, und diese Woche geht wieder was hinüber, und ein Brief von der Milder, die Dir (verzeih lieber Felix, wir können Alle nicht dafür, ) schon wieder schreibt. Denk, wenn sie Dich quält, daß sie Hensel noch viel mehr gequält hat, der nun endlich, Gottlob, ihre Sitzungen los ist, und wie man sagt, eine wunderschöne Zeichnung daraus gemacht hat. Dein liebes Bild aber haben wir seit Sonntag hier, und ich den Gartenstuhl. Dem Bilde machen wir etwa stündlich unsre Cour, Morgens sagen wir ihm guten Abend, und beim Schlafengehn gesegnete Mahlzeit, und bringen ihm kleine Opfer von Feldfrüchten. Victor sagte im Hannövrischen, wenn das Bild weder Dich vorstellte, noch von Hensel gemalt wäre, würde er es doch lieben, denn es ist ein liebenswürdiges Bild. Die Bremer wollte Dich gestern caressiren, und zu dem Ende mit der Hand über die Backe fahren, Mutter verhinderte es noch zu rechten Zeit. Wir wollen Dir auch einmal ein Engagement vorher schreiben, heut über acht Tagen sind wir in Charlottenburg bei Heynens zu Mittag, das ganze Rad zusammen, ich denke, es soll sehr niedlich werden. Lebe wohl, geliebte Seele. Heut bist Du wieder auf einem Ball, oh Du armer Schwyzer. Hier ist eine bedenkliche Hitze. Das Barometer fällt, und der Wind hält das Wetter! Leb wohl. Fanny Mendelssohn Bartholdy Faule Fische und Schläge dazu? Still sitzen, nichts zu erleben, folglich nichts zu schreiben haben, und Schelte, es stände nichts in den Briefen. Was Wunder, daß Du schreiben kannst, Du bist Einer, und erlebst Vieles, dagegen erleben wir Nichts, Deine Briefe etwa ausgenommen, von denen Du selbst viel früher unterrichtet bist, als wir Dir davon schreiben könnten. Und in das Nichts theilen sich Eltern und Geschwister. Soll ich Dich schelten? Du bist ja gut. Soll ich Dir Lebensregeln geben? Du bist ja weise. Wenn ich Dir nun erzähle, daß Luise Jacobi in den Thiergarten zieht, und daß ein Berliner auf der Schloßfreiheit, beim Einzug des Kaisers als derselbe sich mit dem Könige auf dem Balcon des Schlosses zeigte, und beide Monarchen sich vor den Augen des Volks umarmten, daß besagter Berliner ausrief: Na Engelland, nu seh Dir vor!, und daß ein Anderer einen Andern fragte, was der Balkan für ein Kerl sey, und zur Antwort erhielt, er sey des Sultans Leibdardanelle, und daß es jetzt so windig ist, daß man sein eigen Wort nicht hören kann, und daß Vater morgen Abend Spielpartie hat, und daß ich heute um 6 aufgestanden bin, und ein Flußbad genommen habe, was weißt Du dann? Gerade soviel, als nöthig ist, um Sonnabend davon zu fabriciren. Vorgestern, als Medems hier waren, sonsten Konstanze, Jettchen und ich, Paul, Albertnase und der kleine Vater am Katzentisch, und es war die Menschenmöglichkeit, daß es nicht möglich war, lustig zu seyn. Der kleine Vater war in Verzweifelung, und ich schleppte die abgestandensten Gespräche herbei, es ging aber nicht. Miss Marian und Luise sprechen wol mehr. – Soll ich Dir Sardellenbutter durch den nächsten Courier schicken, das gibts doch gewiß nicht bei Euch? – Um aller Lämmer willen, ist denn Einbrot noch nicht in London, ist denn London ein so capitales Ungeheuer, daß ein Russe und ein junger Berliner sich nicht finden können, und wenn Du ihn siehst, so grüße ihn doch von mir, und schreibe uns was von ihm. Wird denn nie der ersehnte Privatbrief an die Geren kommen. – Als ich hier war, wurde ich aufgeschreckt durch eine Dessauer Sängerinn, Madam Olivier, von der Müller zu uns geschickt, und hiehergekommen, um „meine Nanette“ zu hören, die kam, ich empfing und unterhielt sie sehr lange, bis Mutter kam, die ging in die Küche, frühstückte, paalte zwei Metzen Schoten, sah zu kochen, und siehe da Madam Olivier war noch da, und Fanny reitet ihr eben Deine Phantasie aus Irland vor. – Morgen ist bei Deinem Adolph Martin diner des hommes, Hensel sollte auch da seyn, er muß aber malen, nicht genug, daß er sich mit der Milder abzappelt, muß er auch ihre Schwester malen, und dieselbe während des Sitzens mit Braunbier füttern, sie stillt ihr Kind. Er verfehlt natürlich nicht zu sagen, sie sähe aus, wie besagtes Getränk und Herrmann Lehnert. – Gestern Abend, im schönsten Mondschein, bei geistreichster Unterhaltung, neben dem schmachtendsten Bräutigam, schlief Fanny mausefest ein. Schwere Jagd, endlich ist Madam Olivier weg, und hat gesungen. Hunderttausend Katzen, mit 60 Schweinen und Mlle Lomnitz aus Altona gefüttert, sind eine Nachtigall dagegen, und dabei macht sie Männerchen und wischt sich mit M Fannys Schnupftuch den Schweiß ab, und schminkt sich, und hat einen großen Bart. Soll ich mit sowas schließen. Ich muß wohl, Mutter will schreiben. Leb wohl Herzensjunker, ich hab auch ein Jagdschloß. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Du hast gar keine Idee von dem Vergnügen, das mir Dein gelungenes Auftreten in London macht, bestes Kind! Vorzüglich freue ich mich, daß Du einige Hinderniße besiegen mußtest, denn ohne Kampf kein Triumpf. Aus der Ferne sah ich auch, daß Du auswendig spieltest, bravo, bravo! Aber strengt es Dich nicht zu sehr an, so ohne Probe auf einem fremden Instrument, vor einem unbekannten Publikum aufzutreten? Es ist fast zu viel gewagt, und wenn Dus auch ausführst, so muß der Aufwand von Kräften Dich angreifen, was bei einer kleinen Vorübung Dir nur Spaß wäre. – Deine Beschreibungen, alles, alles intereßirt und erfreut uns, liebster Felix! und Deine Pünktlichkeit und Ausführlichkeit muß ich immer von Neuem loben. Erhalte Dich uns so treu und nah, beßre Freunde hast Du doch in der Welt nicht. Dein Bild beglückt mich unendlich, es ist so lebendig und charaktervoll, daß ich wirklich mit ihm spreche. Noch steht es auf der Staffelei im Gartensaal, und wenn ich nicht fürchtete, daß jemand hinein stieße, wärs mir so am Liebsten, da man es ganz nah sehen und das Licht stets vortheilhaft verändern kann. – Von Agnes kann ich Dir noch melden, daß die arme Seidler das kalte Fieber bekam und die Schätzel ihre Parthie in 5 Tagen vollkommen lernte und sehr gut gesungen haben soll. Diesmal lauten alle Urtheile einstimmig, näml. daß 1 Quartett im 2. Akt sehr schön, und das Uebrige schrecklich sein soll. Die meisten hielten d. 3. Akt nicht aus. Um die Schechner zu entschädigen, daß sie nicht in Agnes auftrat, sang sie bei der Vermählung während der Tafel. Sie bekömmt jede Woche für 2 Rollen 80 Louis d’or, auch wenn sie durch Schuld der Direktion nur 1mal singt. Mich däucht, man überschätzt sie sehr, Rellst. und Schechner machen die Welt rein toll. Sie wohnt bei Hensel im Hause, er besuchte sie und will sie zeichnen. – Der Kaiser hat hier durch sein kluges und angenehmes Betragen ungemein gefallen; man will das jetzt auch nicht einmal an solchem souverain vermißen. Er vorzüglich, und dann der Kronprinz veranlaßten durch dringende Bitten, daß die Fürstin L. im Zuge mit erschien und auch bei der Hochzeittafel, was bei Prinz Carls Vermählung nicht der Fall gewesen. Der Kaiser hat nur ihr den Catharinenorden geschenkt und sie in aller Welt Angesicht aufs Freundlichste, Achtungsvollste ausgezeichnet. Indeß war ihrer nicht in der Zeit. bei Beschreibung des cortège erwähnt: But you may depend upon, that the duke Charles gave her the arm, & sat near hear with prince Augustus on her other side. Ein Zug, der den Kaiser als Erzieher bezeichnet, gefällt mir außerordentlich. Sein kleiner Sohn hatte den Rang als Oberst, und deßen Hofmeister nur als Oberstlieut. Als letztrer ihm einmal etwas verwies, wurde das Kind trotzig und sagte, eigentl. hätte er ihm nichts zu befehlen, da er im militair. Range über ihm stünde. Als dies dem Kaiser gemeldet wurde, ließ er den Thronfolger kommen, und sagte ihm, er bewiese durch seine Aufführung daß er des Grades den er bekleide, nicht würdig sei, darum degradire er ihn zum Lieutenant. Wie er nun herkam und der König ihm ein Regiment gab, wünschte er, daß er es als General, od. mindestens als Oberst anführen möchte; der Kaiser schlug es aber standhaft aus, bewilligte zwar endlich, er dürfe es als Rittmeister übernehmen, aber nur im preuß. Dienst, für Rußl. bliebe er Lieutenant. Auf der Reise begleiten ihn einige Spielkameraden, und wenn er sich hier mit den Eltern zeigte, so bückten ihm diese jedesmal den Kopf ganz tief herunter beim applaudissement des Publikums. Uebrigens kannst Du Dir vorstellen, wie die Welt über das blonde hübsche Thronfolgerchen in KosakenUniform außer sich ist. Jetzt habe ich mir wirkl. vorgenommen. keiner 1. Vorstellung mehr beizuwohnen, wenn etwas v. Personen die mich intereßiren, gegeben wird. Die Undine hat mich Angstschweiß gekostet! Es war der sichtbarste gute Wille im Spiel, was schon aus der Wahl des Tags hervorging, wo niemand vom Hof im Theat. sein konnte. Nun gab sich auch niemand Mühe nur etwas dürftig zu lernen, und ich habe nirgend eine so schlechte Aufführung erlebt: zuletzt sprach die Herold etwas das sie singen sollte und wozu das accomp. gespielt wurde. An den Chören konnte man hören, daß die Musik gut sei, wie wohl man auch diese ganz verhunzte. – Marx hat mehrere Fehler, selon moi, begangen. Der Text ist nicht nur schlecht, ohne Anwendung auf die Gelegenheit, sondern erfordert auch Pracht die dort nicht zu haben ist. Dann hätte er zwischen diesem theat. Versuch und dem Jery durchaus etwas v. sich drucken laßen sollen, was ihn in musik. Hinsicht in der Achtung der Leute erheben könnte; beim ruhigen Klavier oder Quartett od. sonstigen Instrumental- und Gesangstück kann man ein Talent beßer würdigen, verschafft sich Eingang, Ansehen, Gunst und kann dann sichrer auf etwas Begründetem fußen. Endlich, wenn das Theat. überhaupt bei jetz. Beschaffenheit der Opern die größte Klippe ist, so kann ein im Orte lebender musik. Recensent, qui a heurté, choqué, blessé tant de petits amours propres, fast unmöglich durchkommen. – Daß man aber auch nicht einmal etwas erwartete, ging daraus hervor, daß das Haus schrecklich leer war. Er hat sich wie ein sehr gescheuter Mensch betragen und mich angenehm dadurch überrascht, daß wir ihn Abends bei uns unerwartet fanden. – Dies und die Sage, die Vio habe viel v. d. Sontag, vermochte uns, in 8 Tagen 2mal ins König. Theat. zu locken. Versichre diesem lieben Mädchen, daß dies eine pure Verläumdung ist, wiewohl sie una voce poco fà sehr gut gesungen hat. In einem für sie v. Förster gemachten dummen Stücke sang sie außerdem noch Agathens Scene, und Variat. auf nel cor. In beiden war sie äußerst mittelmäßig, ich weiß nicht, ob daraus zu schließen, daß der Rossini genre der Leichtere sei. Onkel Nathan schreibt v. großen Wasserschaden in Schlesien, deßen Ausdehnung man noch gar nicht zu übersehen vermöge, und fügt hinzu, wenn die Sont. und Felix doch auch für diese unglückliche Gegend Koncert gäben! Ich weiß nun zwar, daß dies unausführbar ist; aber könnte nicht ein Theil der sicherlich bedeutenden Einnahme ihres werden? Ueberleg es mit der Lieblichen, die ich schönstens grüße. Für die Danz. ist unglaublich viel in Deutschland geschehen; wöchentlich gehen Transporte v. 4 bis 5000 rt. ab, da alles selbst in Dörfern beigetragen; sogar in Zeitz giebt man für sie Koncerte. Je mehr nun eben geschehen, desto weniger kann man im Augenblick für eine andre Provinz in derselben Noth erwarten, und es wäre gar erfreulich, wenn das liebe Wesen den Anfang machte. Sprich mit ihr darüber! Bester Sohn, schone Deine Gesundheit! hier sind 2 junge Leute gestorben, einzige Kinder ihrer Väter, näml. der junge Altenstein und Clauren, die sehr bedauert werden. Laß Dich über Diät und Lebensweise in jenem Klima belehren und folge der Weise der Eingebornen, das ist in fremdem Lande das Beste. – Was sagst Du zu Fidelio in Paris? Völker haben Gottlob keine Geheimniße und keine chines. Mauern mehr vor einander. – Drink not too much Claret, my dear! Der Auftrag für Ceylon amusirt uns um so mehr, da dies Land stets das Paradies Deiner Phantasie war. Lebwohl tausendmal Herzensbengel! Prof. Zelter ist hier und ich muß schließen. No letter is till now arrived! My best compliments to Klingemann! Lea Mendelssohn Bartholdy Folgendes schreibt mir der Onkel Nathan. “Vorgestern ist sowohl die Stadt Glatz als die ganze Umgegend und besonders das Neissethal durch 48stündige Regengüsse und damit hier verbundenen Überschwemmung sehr heimgesucht worden. Das Wasser hat den untersten Stock der Wohnhäuser ganz erfüllt, Gärten und Mauern umgerissen, überall furchtbare Verwüstungen angerichtet, die ganze diesjährige Erndte vernichtet, Brücken weggerissen, unter andern die bei Warthe und Schweidnitz, weshalb auch alle communicationen unterbrochen und die Posten in Rückstand sind. In Ullersdorff sind mehrere Menschen ertrunken, und noch ist nicht alles bekannt. Möchten doch die Sonntag und Felix in der Folge auch für hiesige Verunglückte in London so wohlthätig würken als sie ohne Zweifel für die Bewohner der Weichselgegend mit Erfolg zu thun im Begriff stehen. ” Die Schlesier kommen allerdings zu spät; man hat sich in Genüssen und Gaben für die Preußen erschöpft. Es wäre sehr schön, wenn Madlle Sontag sich bereitwillig fände, einen Theil der zu erhoffenden Einnahme für diese armen Unglücksvögel zu bestimmen, denn es gehört allerdings nicht allein Wasser sondern auch Pech dazu, in Prag sich überschwemmen zu lassen. Sieh zu, was Du thun kannst; sie wird ja nur wohlthätig würken wollen, ob für Preussen oder Schlesien, wird ihr vielleicht gleich seyn. ich würde sie gewiß auch grüssen lassen, wie Mutter, wenn ich glaubte, daß sie wisse, wer ich eigentlich sey. Die 3 heißesten Tage seit mehrern Jahren, waren die drei letzten, und die waren es just, welche ich in schwarzen Kleidern im Amt habe durchschwitzen und 3mal predigen hören müssen. ich verdiene wahrhaftig auch etwas von dem Ertrag des Concerts. Marx bedaure ich recht sehr, aber es konnte nicht anders gehen. er hat die Sache ganz am unrechten Ende angefaßt, und die Ochsen hinter dem Pflug gespannt. ich habe nach der Aufführung, welcher ich nicht beigewohnt (in dieser Hitze bewegte mich nur die Sonntag oder Paganini ins Theater) sehr offen und endlich mit ihm gesprochen. Wer reformiren will, muss zu den Sündern gehört haben, sonst verstehen sie ihn nicht. Christus war ein Jude, und Luther ein Catholik. Marx muß ein Musikus seyn, er war aber bisher tout au contraire ein Recensent, das heißt Nichts, und wer Dornen aussäet, wird nie Weitzen ärndten. Der Bogen ist zu Ende. Leb wohl, bleibe gesund, schreite vor, und gedenke stets unser wie wir Deiner in Liebe. Tausend Grüße an Klingemann Dein Vater ich kann Dir noch den Empfang Deines lieben Briefes vom 12 anzeigen. Es geht mit den Briefen ganz in der Ordnung, und wir erhalten Deine, so wie Du unsre. sollte einmal ein Brief ausbleiben, was ja möglich, so beunruhige Dich nicht, und verlaß Dich auf mich. Alle Deine Nachrichten sind von der angenehmsten Art, und Du lebst eine glückliche Zeit. Genieße sie, was eben so viel heißt, als, verdiene sie! Nocheinmal leb wohl! Du kannst Dir gar nicht denken, wie herzlich und schmeichelhaft zugleich der alte Doxat über Dich schreibt; Du hast Dir da einen rechten Freund erworben, und seine Briefe machen Dir so viel Ehre als mir Freude! Erdbeeren pei in honey ist sähr gut. Just müßte ich mich, wie jener Römer, ins Schwerd stürzen, weil ich mein eignes Gebot übertreten. ich hoffe Du dispensirst mich. Abraham Mendelssohn Bartholdy
<TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-06-17-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-06-16-01" xml:id="title_a431a377-8053-4935-b8b0-d277394de878">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 17. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_8e26564b-c294-40e1-a51f-9bc874b645b7"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/61.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-06-17-01" type="letter" xml:id="title_e641dffe-3639-4ffe-9697-06fde9d959b8">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 17. Juni 1829</title> <incipit>Glaube nicht, daß Du allein in Epsom Pferderennen siehst, eben kommen wir von der Chaussee (Flußbad) zurück, und sahen Jung und Alt, Herren und Damen Offiziere, Prinzen und Knoten zum Pferderennen nach Steglitz fahren, an</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, Siegel.</p> <handDesc hands="4"> <p>Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-06-17" xml:id="date_900dbfba-e2b7-4621-a024-b904fa600709">17. Juni 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_50f83ee0-c972-4a2d-80b2-3bb11ff80542">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_e59629ba-1d1c-44e9-a25b-9aab55f55540">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_6c550701-b725-4f58-9b59-827c79921b54">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_ca2bc343-5604-4094-a5cb-15a6718ef29b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_2ce987f3-473e-4d79-b105-01bb96c8d4c7"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_5a14c77c-e5fe-48ac-aa96-c374800856a6">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_2fbf4dae-2d59-4cff-adca-1ccea856c821"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"> </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_f1915524-3f38-439c-a233-387d36ee55a0"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">Monsieur</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Felix Mendelssohn Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">P<hi rend="superscript">r</hi> ad<hi rend="superscript">r</hi> de Mess<hi rend="superscript">rs</hi> Doxat & Co</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">p Hambourg</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">bateau à Vapeur</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_bb972a57-dac5-43a5-aa8a-152473da46d0"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, <date cert="high" when="1829-06-17" xml:id="date_18d19fae-87a7-4cd4-b0fa-0d6262b85f53">17 Juni 29.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Glaube nicht, daß Du allein in <placeName xml:id="placeName_7df9d7e4-f840-4030-bf7f-658eaa0d1068">Epsom<settlement key="STM0103336" style="hidden" type="locality">Epsom</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> Pferderennen siehst,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c83e6423-fc07-4dc5-8af0-eaaf891de26e" xml:lang="de">in Epsom Pferderennen siehst – Mendelssohn fuhr am 4. Juni 1829 zum Pferderennen nach Epsom. Siehe seinen Bericht darüber am Schluss von Brief fmb-1829-06-05-01 (Brief Nr. 168) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 5. Juni 1829.</note> eben kommen wir von der Chaussee (Flußbad) zurück, und sahen Jung und Alt, Herren und Damen Offiziere, Prinzen und Knoten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f1ed0f42-7d45-415d-9664-b964151f31eb" xml:lang="de">Knoten – in der Studentensprache Handwerksgesellen (ausgenommen die Buchdruckergesellen); auch: kleiner feister Mensch (vgl. Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. V, Leipzig 1873, Sp. 1508).</note> zum Pferderennen nach <placeName xml:id="placeName_8caf2c64-07cc-4dc2-95ee-9afbc6713427">Steglitz<settlement key="STM0103303" style="hidden" type="locality">Steglitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de847839-1961-4140-b657-4a5b3f1dbf54" xml:lang="de">Pferderennen nach Steglitz – Am 17. und 18. Juni 1829 veranstaltete der Verein für Pferdezucht und Pferdedressur in den preußischen Staaten südlich von Steglitz, zwischen Lankwitz und Lichterfelde, das erste Berliner Pferderennen. </note> fahren, an der Schafgrabenbrücke<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad9b730d-336a-43af-88d0-83eb941c4efd" xml:lang="de">der Schafgrabenbrücke – heute: Potsdamer Brücke.</note> kamen die Wollwagen entgegen, und es stopfte sich – o wir sind auch großstädtisch. Dein Auftrag, hier Gesandter oder Spion beim <placeName xml:id="placeName_6f705ff8-8dab-4ecb-93dc-c683102e7255">Theater<name key="NST0100393" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Hof- und Nationaltheater</name><settlement key="STM0100169" style="hidden" type="locality">München</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu seyn, setzt mich heut in Athem, denn es gab viel des Wichtigen. <date cert="high" when="1829-06-11">Vorigen Donnerstag</date> war die Vermählung des Prinzen Wilhelm,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_823eebfe-c086-457d-90a7-fe61d4b96bcd" xml:lang="de">Vorigen Donnerstag war die Vermählung des Prinzen Wilhelm – Am 11. Juni 1829 heirateten Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen, der nachmalige König und Kaiser Wilhelm I., und Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach.</note> <date cert="high" when="1829-06-12">Freitag</date> <title xml:id="title_9341b831-d379-4579-883d-e399b34ca97b">Agnes<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e1bf4deb-e119-4cb5-b902-1fc4b1ba7c8c" xml:lang="de">Freitag Agnes – Die zweite Fassung von Gaspare Spontinis Oper Agnes von Hohenstaufen wurde am 12. Juni 1829 anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königlichen Opernhaus aufgeführt (Rezensionen: AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509 f., sowie BAMZ 6, Nr. 27, 4. Juli 1829, S. 215 f., Nr. 28, 11. Juli 1829, S. 222-224, und Nr. 29, 18. Juli 1829, S. 229 f.).</note>, welches so zu sagen, <hi rend="latintype">fiasco</hi> gemacht hat, d. h. wie eine Oper von <persName xml:id="persName_8787fa53-4524-4470-86ee-9ef0fa35b0d7">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> <hi rend="latintype">fiasco</hi> machen kann, allgemeines Mißfallen erregt, <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">w</corr> <sic resp="writer">f</sic> </choice>obei jedoch die Scene in der Kirche<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b6409193-3fc8-4d14-a547-2df95b959e91" xml:lang="de">die Scene in der Kirche – Agnes von Hohenstaufen, zweiter Aufzug, siebenter bis zehnter Auftritt.</note> ausgenommen wird. Man erzählt, <persName xml:id="persName_a411fb95-b7d8-4433-926f-7c834c3af986">Witzleben<name key="PSN0115835" style="hidden" type="person">Witzleben, Karl Ernst Job Wilhelm von (1783-1837)</name></persName> habe gesagt, nun könne er Sp. nicht mehr halten, diese Oper habe die öffentliche Stimmung zu sehr aufgerufen. Der <persName xml:id="persName_1a506fc5-745f-449e-b133-94e56ae4787a">Kaiser von Rußland<name key="PSN0114371" style="hidden" type="person">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> hat die Dedication abgelehnt, woran, außer Spontinis früherem Vergehn gegen ihn, auch wol <persName xml:id="persName_09bf6d44-d4f6-48fc-93dd-b722e9ecda4f">Raupachs<name key="PSN0114085" style="hidden" type="person">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784-1852)</name></persName> Ungnade Schuld seyn mag. Dieser fährt fort die Bühne zu usurpiren, heut sind wieder <title xml:id="title_a2416679-ee44-4d7a-8455-56088a54f1fc">zwei neue Stücke<name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784-1852)</name><name key="CRT0111760" style="hidden" type="dramatic_work">Die Versucherin</name><name key="PSN0114085" style="hidden" type="author">Raupach, Ernst Benjamin Salomo (Pseud.: Emil Leutner) (1784-1852)</name><name key="CRT0111761" style="hidden" type="dramatic_work">Der Degen</name></title> von ihm.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ed39a2d9-6af1-41ae-9134-bb0dea63aa24" xml:lang="de">heut sind wieder zwei neue Stücke von ihm – Die Uraufführung des Lustspiels in drei Aufzügen »Die Versucherin« und des dramatischen Scherzes in zwei Abteilungen »Der Degen« fanden bereits am 16. Juni 1829 im Königlichen Schauspielhaus statt (Repertorium und Personalbestand der Königlichen Schauspiele zu Berlin, vom 1. December 1828 bis 30. December 1829, hrsg. von Ludwig Wolff, Berlin 1830, S. 40)</note> Worüber ich Dir umständlichen Bericht schuldig zu seyn glaube, das ist <title xml:id="title_87604a0e-d078-4ea1-a3a0-e172965043e1">Marx’ Festspiel<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109907" style="hidden" type="music">Undinens Gruß</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cbbcdcfc-b224-4138-8adf-0689a05f89c2" xml:lang="de">Marx’ Festspiel – Das Festspiel Undinens Gruß von Adolph Bernhard Marx auf einen Text von Friedrich de la Motte-Fouqué wurde am 11. Juni 1829 am Tag der Hochzeit von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königsstädtischen Theater aufgeführt. Dem Stück war kein Erfolg beschieden. In der Allgemeinen Musikalischen Zeitung ist die Rede von einem »leider die beabsichtigte Wirkung verfehlenden Festspiel« (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509). Zum Werk siehe Leopold Hirschberg, Der Tondichter Adolph Bernhard Marx, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft 10, H. 1 (1908), S. 67. Über die Aufführung notierte Fanny Mendelssohn Bartholdy in ihr Tagebuch: »Aber Marx’s Festspiel haben wir gesehn, worin sie dem armen Schelm so schändlich mitgespielt haben, ich weiß keinen ähnlichen Verdruß. Er war wie ein Held« (Hensel, Tagebücher, S. 17).</note> <date cert="medium" when="1829-06-09">Am Dinstag gestern vor 8 T.</date> kam er außer sich zu uns aus einer späten Probe, wo ihm Alles so conträr gegangen war, daß er einen bösen Ausgang befürchtete. <persName xml:id="persName_b6fe6128-1b4a-428b-aadb-b908eaf7dd94">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> rieth ihm, wenn er davon überzeugt sey, seine Partitur zurück zu nehmen, und es auf einen Proceß ankommen zu lassen, das glaubte er nicht thun zu dürfen, hingegen ging er auf Vaters <add place="above">zweiten<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> Vorschlag ein, dem <persName xml:id="persName_d6ccaf91-297a-4464-aa16-090c7b1c1849">Cerf<name key="PSN0110337" style="hidden" type="person">Cerf (Cerfberr), Carl Friedrich (bis 1818: Friedrich Hirsch) (1771-1845)</name></persName> am andern Morgen zu schreiben, daß es auf die letzte Probe ankommen würde, ob er seine Partitur zurücknähme, oder nicht. Zugleich bat er <persName xml:id="persName_89c9d026-5425-4e0f-a15c-d7d39e4c2602">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>, dieser letzten Probe beizuwohnen, meine Gegenwart dabei lehnte er ab, er hatte vor zu wüthen, und fürchtete vielleicht, daß ich ihn geniren würde. Als er uns verließ, war er so vollständig wohlgemuth und unbesorgt, wie Du ihn kennst. <date cert="medium" when="1829-06-10">Den andern Tag</date> kam er wieder nach der Probe, die wild und bunt gewesen war, und aß mit uns zu Mittag. Bei der Aufführung mißlang leider Vieles, die schönen zarten Elementarchöre verdarben sie ihm, das Orchester war auch schwach, Du kennst seine Art, die Saiteninstrumente zu theilen, und weißt wie schlecht es damit in der <placeName xml:id="placeName_4294f956-539a-4c74-9f99-285a666d2a18">Königstadt<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> steht. Mit einem Wort, das Ganze ging ziemlich kalt und theilnahmlos vorüber, und seine Freunde hatten einen fatalen Abend. Er selbst, den wir zu Haus fanden, war vollkommen ruhig und zufrieden als ich ihm mit gutem Gewissen versichern konnte, daß ich durch alle Accidenzien der Aufführung hindurch das Schöne und Gute gehört hatte, ja er freute sich ordentlich, als ich ihm einige Fehler, die schwer zu capiren gewesen waren, anzeigte. Er wird Dir übrigens Sachen schicken, anfangs wollte er nichts davon hören, und hatte nur seine Freude daran, wie ich ihn mit vielem Gründeaufwand dazu bewegen wollte, nachher versprach er es unaufgefordert. Wie steht es denn mit <title xml:id="title_7c2df07d-45c9-4fb9-bb91-8ece08a1619b">Deinem Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pgp0mewx-mkvo-tnws-r6oy-izqg1zuqlime"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100394" style="hidden">Quartett Es-Dur für zwei Violinen, Viola und Violoncello, 1. Juli bis 14. September 1829<idno type="MWV">R 25</idno><idno type="op">12</idno></name></title> an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_967ed11e-ae96-4fde-9625-8a57f3dc905e">B. P.<name key="PSN0113886" style="hidden" type="person">Pistor, Betty (Elisabeth) (1802-1877)</name></persName></hi>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cd6564cf-8f31-4b14-b783-f79733c281a9" xml:lang="de">Deinem Quartett an B. P. – Das Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), wollte Mendelssohn ursprünglich Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) Pistor widmen.</note> Hält die alte Neigung noch vor für zwei neue Stücke? <date cert="high" when="1829-06-14">Sonntag</date> war sie hier, und da spielte ich ihr das gewisse absurde Scherzo vor, <figure rend="inline" style="inline" subtype="inline" type="notated_Music" xml:id="figure_c381c2d1-87df-4905-9846-c0af4772f085"> <graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1829-06-17-01-N-001.jpg"></graphic> <head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. b. 4/61, fol. 1r.</head> <figDesc style="display_none">Notennotat von Fanny Mendelssohn Bartholdy: Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett Es-Dur, op. 12 (MWV R 25), Beginn des zweiten Satzes: Canzonetta. Allegretto. Die zweite Note in Takt 2 ist wohl ein zweigestrichenes es.</figDesc> </figure> sie lachte, trug ungeheure Mameluckärmel<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0dda9347-f267-4757-b54e-d9a34d7ea4ba" xml:lang="de">Mameluckärmel – auch: Mameluckenärmel; lange, durch Zierbänder in eine Reihe von Puffen geteilte Ärmel, die in einem Volant enden. Der Name geht auf die orientalische Uniform einer Garde zurück, die Napoleon 1804 nach seiner Rückkehr aus Ägypten aufgestellte.</note> (Gigots<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_117009a1-b7d6-41ac-8af8-b23054580861" xml:lang="de">Gigots – keulenförmige Ärmel; von der Schulter bis zum Oberarm sehr weit und vom Ellenbogen bis zum Ellenbogen eng geschnitten.</note> giebts nicht mehr) und ein sehr gutes Gesicht, und sang wie die <persName xml:id="persName_93f20100-4e65-4c48-ab85-6c04aec80fcc">Arnim<name key="PSN0116069" style="hidden" type="person">Arnim, Amalie Wilhelmine Ernestine Sophie Gräfin von (1800-1855)</name></persName>. </p> <p>Ich lebe der süßen Hoffnung, daß Du mit diesem Briefe zugleich, <date cert="medium" when="1829-06-22">am Montag</date> unser kleines Gesandschaftspäckchen erhältst, worin auch Tagebuch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6335f44-3aef-4b21-9726-bf1cb5c973af" xml:lang="de">Tagebuch – Gemeint sind die beiden ersten tagebuchartigen Briefe, die die Schwestern an den Bruder Felix sandten: Brief gb-1829-05-28-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 20. – 28. Mai 1829, und Brief gb-1829-05-28-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 28. Mai 1829.</note> liegt, wir haben nun schon 2mal welches geschickt, und diese Woche geht wieder <title xml:id="title_31df7f97-3587-467a-bf14-56473f794c3a">was hinüber <name key="PSN0117585" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-20-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Friedrich Zelter in Berlin; London, 20. Juni 1829</name> </title>, und ein <title xml:id="title_7e7ace22-a151-4d2f-80f6-99877395670e">Brief <name key="PSN0113344" style="hidden" type="author">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name> <name key="gb-1829-06-16-02" style="hidden" type="letter">Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London; Berlin, vor dem 17. Juni 1829</name> </title> von der <persName xml:id="persName_cab2db39-16cf-4e1c-b46d-b9103255bd15">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName>, die Dir (verzeih lieber Felix, wir können Alle nicht dafür,) schon wieder schreibt. Denk, wenn sie Dich quält, daß sie Hensel noch viel mehr gequält hat, der nun endlich, Gottlob, ihre Sitzungen los ist, und wie man sagt, eine <title xml:id="title_0f4624a9-c897-4848-a140-85d7db2a5d8e">wunderschöne Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109159" style="hidden" type="art">Pauline Anna Milder-Hauptmann (Zeichnung Juni 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2fb12b4d-ecd9-4166-90b6-481b020906fb" xml:lang="de">Hensel … eine wunderschöne Zeichnung – Die Zeichnung von Pauline Anna Milder-Hauptmann ist nicht bekannt (siehe Lea Mendelssohn Bartholdys Beschreibung in Brief gb-1829-06-24-01 Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 23. und 24. Juni 1829). Hensel zeigte sie 1830 auf der 26. Kunstausstellung der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin (vgl. Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. 178). Bereits im April 1829 hatte Hensel ein Porträt der Sängerin für seine Alben angefertigt (heutiger Standort der Zeichnung: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/7. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 48).</note> daraus gemacht hat. <title xml:id="title_57eb8455-4c39-4493-a02e-ee81c84b75be">Dein liebes Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title> aber haben wir seit <date cert="high" when="1829-06-14">Sonntag</date> hier, und ich den Gartenstuhl.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fb092cda-81dd-4726-bfda-51d57cf72493" xml:lang="de">den Gartenstuhl – siehe Brief gb-1829-05-28-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 20. – 28. Mai 1829, Z.: »Gestern erfahr ich Hensels allerliebste Idee, mir den Stuhl von Deinem Bilde machen zu lassen«.</note> Dem Bilde machen wir etwa stündlich unsre Cour, Morgens sagen wir ihm guten Abend, und beim Schlafengehn gesegnete Mahlzeit, und bringen ihm kleine Opfer von Feldfrüchten. Victor sagte im Hannövrischen, wenn das Bild weder Dich vorstellte, noch von Hensel gemalt wäre, würde er es doch lieben, denn es ist ein liebenswürdiges Bild. <persName xml:id="persName_75c8c5e7-e563-4b04-b93a-d6a0b593f8e9">Die Bremer<name key="PSN0110104" style="hidden" type="person">Brehmer, Frau</name></persName> wollte Dich gestern caressiren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_5921a8f5-bd9c-41b1-8142-2d076030c537" xml:lang="de">caressiren – von frz. caresser, liebkosen, streicheln.</note> und zu dem Ende mit der Hand über die Backe fahren, <persName xml:id="persName_ca429eb0-11b8-42f7-8ea0-e07ed852fd53">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> verhinderte es noch zu rechten Zeit. Wir wollen Dir auch einmal ein Engagement vorher schreiben, <date cert="high" when="1829-06-24">heut über acht Tagen</date> sind wir in Charlottenburg bei <persName xml:id="persName_8500aec6-9b73-4bf7-b096-3f167079b277">Heynens<name key="PSN0111811" style="hidden" type="person">Heine, Familie von → Heinrich Carl H. (-)</name></persName> zu Mittag,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4dd54c56-94e3-43a1-9560-bd96f157ec7d" xml:lang="de">heut über acht Tagen sind wir … bei Heynens zu Mittag – vgl. dazu Fanny Mendelssohn Bartholdys Tagebucheintrag für den 24. Juni 1829: »Den 24sten Jun. gerade am Johannistage ward sie [die Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum op. 21] gegeben, wir waren den Tag bei Heynes, auf einem sehr angenehmen Raddiner, wo wir die Stunde des Concerts auf unsre Weise feierten« (Hensel, Tagebücher, S. 18).</note> das ganze Rad<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_593d7956-6e24-4ce2-9c58-01a7f2b7ec54" xml:lang="de">das ganze Rad – Gemeint ist der Zirkel, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> zusammen, ich denke, es soll sehr niedlich werden. Lebe wohl, geliebte Seele. <date cert="high" when="1829-06-17">Heut</date> bist Du wieder auf einem Ball, oh Du armer Schwyzer. Hier ist eine bedenkliche Hitze. Das Barometer fällt, und der Wind hält das Wetter! <seg type="closer">Leb wohl. </seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_126c0cc9-120b-46a9-a6f3-22ea39286f00"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Faule Fische und Schläge dazu? Still sitzen, nichts zu erleben, folglich nichts zu schreiben haben, und Schelte, es stände nichts in den Briefen. Was Wunder, daß Du schreiben kannst, Du bist Einer, und erlebst Vieles, dagegen erleben wir Nichts, Deine Briefe etwa ausgenommen, von denen Du selbst viel früher unterrichtet bist, als wir Dir davon schreiben könnten. Und in das Nichts theilen sich Eltern und Geschwister. Soll ich Dich schelten? Du bist ja gut. Soll ich Dir Lebensregeln geben? Du bist ja weise. Wenn ich Dir nun erzähle, daß <persName xml:id="persName_bcd5963e-cff0-4fa3-b925-ee14ec277331">Luise Jacobi<name key="PSN0117155" style="hidden" type="person">Jacobi (Jacoby), Luise</name></persName> in den Thiergarten zieht, und daß ein Berliner auf der <placeName xml:id="placeName_ef415196-5d2d-4a29-906c-450d06af6a8f">Schloßfreiheit<name key="SGH0103376" style="hidden" subtype="" type="sight">Schlossfreiheit</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_99d64b93-f839-4d9e-84b7-5867fe6c7f35" xml:lang="de">der Schloßfreiheit – Platz an der Westseite des Berliner Schlosses, heute Teil des Schlossplatzes. Der Name geht auf die Steuerbefreiung von 1678 zurück, die den Bürgern die Bebauung des sumpfigen Spreeufers erleichtern sollte.</note> beim Einzug des <persName xml:id="persName_b24f5cbe-5056-4cb8-bd27-d8a112973bf0">Kaisers<name key="PSN0114371" style="hidden" type="person">Russland, Nikolaus I. Pawlowitsch (Nikolaj Pavlovič) von (1796-1855)</name></persName> als derselbe sich mit dem <persName xml:id="persName_04d30370-b5bf-407a-a5b5-d0d4ba226168">Könige<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> auf dem Balcon des Schlosses zeigte, und beide Monarchen sich vor den Augen des Volks umarmten, daß besagter Berliner ausrief: Na Engelland, nu seh Dir vor!, und daß ein Anderer einen Andern fragte, was der Balkan für ein Kerl sey, und zur Antwort erhielt, er sey des <persName xml:id="persName_5e585fa2-fa1f-40f5-9b84-cc9bc70deceb">Sultans<name key="PSN0113041" style="hidden" type="person">Mahmud II. (Osmanisches Reich) (1785-1839)</name></persName> Leibdardanelle,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cf1ff536-ca9d-42f8-99ee-9f3a9c46b2c0" xml:lang="de">der Balkan … des Sultans Leibdardanelle – Anspielung auf den Russisch-Osmanischen Krieg 1828/29 (Friedensschluss am 14. September 1829 in Adrianopel), in dem auch die Dardanellen eine Rolle spielten. Das Scherzwort fand Eingang in Adolf Glaßbrenners Stralower Fischzug (veröffentlicht im Berliner Don Quixote am 25. und 26. August 1832): »›Hier werden Se schauen den großen Großsultan, umgeben von allen seinen Dardanellen, der da rechts mit die rothe Hose ist sein Leibdardanelle – hinten scheint die Sonne!‹« </note> und daß es jetzt so windig ist, daß man sein eigen Wort nicht hören kann, und daß <persName xml:id="persName_94ca579d-0420-4c41-ab3b-025a58a61f4d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> <date cert="high" when="1829-06-18">morgen Abend</date> Spielpartie hat, und daß ich <date cert="high" when="1829-06-17">heute</date> um 6 aufgestanden bin, und ein Flußbad genommen habe, was weißt Du dann? Gerade soviel, als nöthig ist, um Sonnabend davon zu fabriciren. </p> <p><date cert="high" when="1829-06-15" xml:id="date_e227e4c0-29ad-4c1d-bb99-0f9d99103bc6">Vorgestern</date>, als <persName xml:id="persName_99831a10-0411-46af-b602-a24262391352">Medems<name key="PSN0113168" style="hidden" type="person">Medem, Familie von → Heinrich Philipp von M.</name></persName> hier waren, sonsten <persName xml:id="persName_90ca10f5-4f16-4335-85dd-3555aa287949">Konstanze<name key="PSN0114260" style="hidden" type="person">Roeder, Constance Charlotte von (1808-1883)</name></persName>, <persName xml:id="persName_c135d8c3-50e7-43de-a4a5-68cc6b81afbd">Jettchen<name key="PSN0113175" style="hidden" type="person">Medem, Henriette Clementine von → Rau,mer</name></persName> und ich, <persName xml:id="persName_30b79e01-7c70-472f-908b-9743f30f3b42">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>, <persName xml:id="persName_96234511-edc5-400f-95e2-58f57e0169fb">Albertnase<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> und <persName xml:id="persName_bd1f701b-da67-4559-b176-9b7193552f2e">der kleine Vater<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> am Katzentisch, und es war die Menschenmöglichkeit, daß es nicht möglich war, lustig zu seyn. Der kleine Vater war in Verzweifelung, und ich schleppte die abgestandensten Gespräche herbei, es ging aber nicht. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_14f8cd6b-5310-4ecf-8e0f-eae33817fdb9">Miss Marian<name key="PSN0110488" style="hidden" type="person">Cramer, Marian</name></persName></hi> und <persName xml:id="persName_54b67528-f941-4ce8-9c51-c47d85e8a5e7">Luise<name key="PSN0115803" style="hidden" type="person">Wilmsen, Luise Henriette (1807-1848)</name></persName> sprechen wol mehr. – Soll ich Dir Sardellenbutter durch den nächsten Courier schicken, das gibts doch gewiß nicht bei Euch? – Um aller Lämmer<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_275d07c8-b1ed-4fc2-92c2-1bd94e66d85a" xml:lang="de">Lämmer – Die Wörter »Lamm«, »Lämmer« und »lämmern« kommen häufig in der Korrespondenz vor. Ein »Lamm« ist jemand, von dem man nichts Böses erwartet, dem man vertraut und den man liebt. »Lämmern« bezeichnet den Versuch, jemanden dadurch für sich zu gewinnen, dass man sich wie ein »Lamm« benimmt, also lieb und schön tut.</note> willen, ist denn <persName xml:id="persName_ce2749f6-1f00-47d3-baaa-f439005f7aaa">Einbrot<name key="PSN0110873" style="hidden" type="person">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> noch nicht in London,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eb5cd9e5-4afc-4986-9fc6-45debc93adf4" xml:lang="de">ist denn Einbrot noch nicht in London – Mendelssohn meldete am 19. Juni 1829 die Ankunft von Paul Peter Petrowitsch Einbrodt in London. Siehe Brief fmb-1829-06-19-01 (Brief Nr. 177) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 19. Juni 1829. </note> ist denn London ein so capitales Ungeheuer, daß ein Russe und ein junger Berliner sich nicht finden können, und wenn Du ihn siehst, so grüße ihn doch von mir, und schreibe uns was von ihm. Wird denn nie der ersehnte Privatbrief an die Geren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_aea401ca-9ae6-4437-93d9-55c57987a4ce" xml:lang="de">die Geren – auch: Gören; scherzhafte Bezeichnung für kleine, unartige, lebhafte Kinder, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint.</note> kommen. – Als ich hier war, wurde ich aufgeschreckt durch eine Dessauer Sängerinn, <persName xml:id="persName_c3392b44-e9c5-4b26-9025-d951e36ed8ec">Madam Olivier<name key="PSN0113665" style="hidden" type="person">Olivier, Franziska (Fanny) (1787-?)</name></persName>, von der <persName xml:id="persName_06c421ab-c630-48a7-afb6-41a33af9db80">Müller<name key="PSN0113483" style="hidden" type="person">Müller, Adelheid (1800-1883)</name></persName> zu uns geschickt, und hiehergekommen, um „<persName xml:id="persName_b51385d5-a0b9-4beb-87ab-f71a388082cd">meine Nanette<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName>“ zu hören, die kam, ich empfing und unterhielt sie sehr lange, bis Mutter kam, die ging in die Küche, frühstückte, paalte zwei Metzen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_0b22f21d-d41a-4140-b847-6f5a34ec9bbb" xml:lang="de">Metzen – Unter einer »Metze« verstand man im 19. Jahrhundert ein Hohlmaß für trockene Schüttgüter. In Preußen umfasste es seit 1816 3,435 Liter.</note> Schoten, sah zu kochen, und siehe da Madam Olivier war noch da, und <persName xml:id="persName_e3164feb-01e0-4d0b-b024-7073b3151546">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> reitet ihr eben <title xml:id="title_2ad49573-0820-4726-9437-4c23eebcbb51">Deine Phantasie aus Irland<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bsvc5psg-iif8-zxwe-mrd2-vqtw7rm2nblq"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100424" style="hidden">Fantasie über das irländische Lied The Last Rose of Summer E-Dur, [1830 oder früher]<idno type="MWV">U 74</idno><idno type="op">15</idno></name></title> vor. – <date cert="high" when="1829-06-18">Morgen</date> ist bei Deinem <persName xml:id="persName_8e6c0202-e1d1-4916-abf8-762d080c501a">Adolph Martin<name key="PSN0114576" style="hidden" type="person">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName> <hi rend="latintype">diner des hommes</hi>, <persName xml:id="persName_3fbba65b-b4e1-4a22-a193-ec9f5fe6ac9c">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> sollte auch da seyn, er muß aber malen, nicht genug, daß er sich mit der <persName xml:id="persName_a1ce77e3-9374-4603-8ece-293bb44987f1">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> <title xml:id="title_a986826a-3ec8-4134-9e0b-1798487d7c35">abzappelt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0109157" style="hidden" type="art">Pauline Anna Milder-Hauptmann (Ölgemälde 1821?, verschollen)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e1f75764-5ea9-49aa-92cc-685c357af333" xml:lang="de">daß er sich mit der Milder abzappelt – siehe Kommentar zu Z.: Hensel … eine wunderschöne Zeichnung.</note> muß er auch <persName xml:id="persName_da9350c7-aee5-4565-9074-9330100539e0">ihre Schwester<name key="PSN0116338" style="hidden" type="person">Bürde, Jeanette Antonie (1799-?)</name></persName> <title xml:id="title_7a8fad97-53f3-42e0-afdf-5b1ac1ed719a">malen<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name><name key="CRT0111746" style="hidden" type="art">Jeanette Antonie Bürde (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_443cd938-e539-46a9-81e0-82fc83dfd86c" xml:lang="de">muß er auch ihre Schwester malen – Wilhelm Hensels Zeichnung von Jeanette Antonie Bürde ist nicht bekannt.</note> und dieselbe während des Sitzens mit Braunbier<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_43855578-d451-4182-b0b6-254c2636ffe9" xml:lang="de">Braunbier – Für Stillende empfahl man damals ab dem neunten Tag Brunnenwasser und leicht ausgegorenes Braunbier als zweckmäßigste Getränke.</note> füttern, sie stillt ihr Kind. Er verfehlt natürlich nicht zu sagen, sie sähe aus, wie besagtes Getränk und <persName xml:id="persName_92fd071b-2474-4ae1-be6f-47eaad1780a7">Herrmann Lehnert<name key="PSN0117373" style="hidden" type="person">Lehnert, Hermann (1808-1871)</name></persName>. – <date cert="high" when="1829-06-16">Gestern Abend</date>, im schönsten Mondschein, bei geistreichster Unterhaltung, neben dem <persName xml:id="persName_462e653b-ceb3-4686-9639-b5ffa797a82d">schmachtendsten Bräutigam<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7c829bf2-3e20-496f-9304-49cc3ed6d684" xml:lang="de">dem schmachtendsten Bräutigam – Fanny Mendelssohn Bartholdy war seit dem 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829).</note> schlief Fanny mausefest ein. Schwere Jagd, endlich ist Madam Olivier weg, und hat gesungen. Hunderttausend Katzen, mit 60 Schweinen und <persName xml:id="persName_8d02f261-bc59-48ff-b6c8-141b3939f7f6">Mlle Lomnitz<name key="PSN0117444" style="hidden" type="person">Lomnitz, Mlle.</name></persName> aus Altona gefüttert, sind eine Nachtigall dagegen, und dabei macht sie Männerchen und wischt sich mit <del cert="high" rend="strikethrough">M</del> Fannys Schnupftuch den Schweiß ab, und schminkt sich, und hat einen großen Bart. Soll ich mit sowas schließen. Ich muß wohl, Mutter will schreiben. <seg type="closer">Leb wohl Herzensjunker, ich hab auch ein Jagdschloß.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_1c27bd7d-6f6a-4529-8ae2-30775cb59942"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Du hast gar keine Idee von dem Vergnügen, das mir Dein gelungenes Auftreten in London macht, <seg type="salute">bestes Kind!</seg> Vorzüglich freue ich mich, daß Du einige Hinderniße besiegen mußtest, denn ohne Kampf kein Triumpf. Aus der Ferne sah ich auch, daß Du <hi n="1" rend="underline">auswendig</hi> spieltest, <hi rend="latintype">bravo</hi>, <hi rend="latintype">bravo</hi>! Aber strengt es Dich nicht zu sehr an, so ohne Probe auf einem fremden Instrument, vor einem unbekannten Publikum aufzutreten? Es ist fast zu viel gewagt, und wenn Dus auch ausführst, so muß der Aufwand von Kräften Dich angreifen, was bei einer kleinen Vorübung Dir nur Spaß wäre. – Deine Beschreibungen, alles, alles intereßirt und erfreut uns, liebster Felix! und Deine Pünktlichkeit und Ausführlichkeit muß ich immer von Neuem loben. Erhalte Dich uns so treu und nah, beßre Freunde hast Du doch in der Welt nicht. Dein Bild beglückt mich unendlich, es ist so lebendig und charaktervoll, daß ich wirklich mit ihm spreche. Noch steht es auf der Staffelei im Gartensaal,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8269887e-131e-4edc-a0c6-36f3076be15c" xml:lang="de">Gartensaal – Großer Saal im Gartenhaus des Anwesens der Familie Mendelssohn in der Leipziger Straße 3. Darin fanden die Sonntagsmusiken statt. Siehe Hans-Günter Klein, Sonntagsmusiken bei Fanny Hensel, in: Die Musikveranstaltungen bei den Mendelssohns – Ein ›musikalischer Salon‹? Die Referate des Symposions am 2. September 2006 in Leipzig, hrsg. von Hans-Günter Klein, Leipzig 2006, S. 48 f.</note> und wenn ich nicht fürchtete, daß jemand hinein stieße, wärs mir <hi n="1" rend="underline">so</hi> am Liebsten, da man es ganz nah sehen und das Licht stets vortheilhaft verändern kann. – Von <title xml:id="title_443d20ef-a209-4857-bb2e-64d9a00e4786">Agnes<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7f02b71e-b619-4de5-aed3-c7704f8f85b5" xml:lang="de">Agnes – siehe Kommentar zu Z.: Freitag Agnes.</note> kann ich Dir noch melden, daß die arme <persName xml:id="persName_50ce93c9-c67b-4cd4-9ae7-aa68686b2023">Seidler<name key="PSN0114851" style="hidden" type="person">Seidler, Caroline (1790-1872)</name></persName> das kalte Fieber<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_df9901b3-d0dc-44ac-a03b-b1b7830b4745" xml:lang="de">das kalte Fieber – Das heute als Malaria bekannte »Kalte Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt, bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf.</note> bekam und die <persName xml:id="persName_c1296b38-aaad-4f2c-a622-c7ec13cc4c4e">Schätzel<name key="PSN0114507" style="hidden" type="person">Schätzel, Johanne Sophie Friederike Pauline von (1812-1882)</name></persName> ihre Parthie in 5 Tagen vollkommen lernte und sehr gut gesungen haben soll. Diesmal lauten alle Urtheile einstimmig, näml. daß <title xml:id="title_0b7c4fad-45f1-4b47-883b-3516efa0c6f2">1 Quartett im 2. Akt<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title> sehr schön, und das Uebrige schrecklich sein soll. Die meisten hielten d. 3. Akt nicht aus. Um die <persName xml:id="persName_76895687-efe3-41b5-b5fc-caafc091b87c">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName> zu entschädigen, daß sie nicht in Agnes auftrat, sang sie bei der Vermählung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_557e29b4-42b6-4367-91b1-a73fdf76d658" xml:lang="de">der Vermählung – die Hochzeit von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach am 11. Juni 1829.</note> während der Tafel. Sie bekömmt jede Woche für 2 Rollen 80 <hi rend="latintype">Louis d’or</hi>, auch wenn sie durch Schuld der Direktion nur 1mal singt. Mich däucht, man überschätzt sie sehr, <persName xml:id="persName_984286d9-011c-4811-8c40-57fb27c3ffb5">Rellst<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName>. und Schechner machen die Welt rein toll. Sie wohnt bei Hensel im Hause,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_366d1462-9dd8-4464-be65-93143c794d32" xml:lang="de">Sie wohnt bei Hensel im Hause – Wilhelm Hensel wohnte 1829 in der Jägerstraße 20 (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin und dessen nächste Umgebungen auf das Jahr 1829, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1829, ohne Paginierung).</note> er besuchte sie und will sie zeichnen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_507bcd83-6db5-4312-bef5-45d3e73e570c" xml:lang="de">Hensel … will sie zeichnen – Ein Porträt Wilhelm Hensels von Nanette Schechner aus dieser Zeit ist nicht bekannt. Er zeichnete sie im Jahr 1836 (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben, 12/3. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 252).</note> – Der <persName xml:id="persName_fd508ec8-05e8-42e1-9fe2-b8c24e3ef098">Kaiser<name key="PSN0114361" style="hidden" type="person">Russland, Alexander I. Pawlowitsch (Aleksandr Pavlovič) von (1777-1825)</name></persName> hat hier durch sein kluges und angenehmes Betragen ungemein gefallen; man will das jetzt auch nicht einmal an solchem <hi rend="latintype">souverain</hi> vermißen. Er vorzüglich, und dann der <persName xml:id="persName_31ed1e99-1e26-4a2e-945d-e65f9993235b">Kronprinz<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> veranlaßten durch dringende Bitten, daß die <persName xml:id="persName_83b2bb53-e5de-42fd-9b52-095a6762c311">Fürstin L.<name key="PSN0111710" style="hidden" type="person">Harrach, Auguste Gräfin von (seit 1824) Fürstin von Liegnitz (1800-1873)</name></persName> im Zuge mit erschien<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc0ca026-5319-4bcb-85f6-bb0d37a02ac6" xml:lang="de">daß die Fürstin L. im Zuge mit erschien – König Friedrich Wilhelm III. von Preußen lebte mit Augusta Fürstin von Liegnitz in morganatischer Ehe. »Protokollarisch wurde sie in jeder denkbaren Form zurückgesetzt« (Thomas Stamm-Kuhlmann, König in Preußens großer Zeit. Friedrich Wilhelm III., der Melancholiker auf dem Thron, Berlin 1992, S. 519). Lea Mendelssohn Bartholdys Bemerkungen beziehen sich auf diesen Umstand.</note> und auch bei der Hochzeittafel, was bei <persName xml:id="persName_05297e9a-15a9-433a-9a61-9bb1cdc25ed2">Prinz Carls<name key="PSN0113985" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Carl Alexander Prinz von (1801-1883)</name></persName> <add place="above">Vermählung<name key="PSN0113260" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777–1842)</name></add><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_54ce9d67-bc64-46c1-814f-6c7bd01b5d99" xml:lang="de">Prinz Carls Vermählung – Friedrich Carl Alexander Prinz von Preußen, ein Sohn Friedrich Wilhelms III., hatte am 26. Mai 1827 Maria Luise Alexandrine Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach geheiratet.</note> nicht der Fall gewesen. Der Kaiser hat <hi n="1" rend="underline">nur ihr</hi> den Catharinenorden<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2eb9ecff-5b2d-4c94-9acc-fd11fe78e65d" xml:lang="de">den Catharinenorden – Der 1714 von Zar Peter I. Alexejewitsch zu Ehren seiner Gemahlin Katharina I. Alexejewna gestiftete Orden wurde nur an adlige Damen verliehen.</note> geschenkt und sie in aller Welt Angesicht aufs Freundlichste, Achtungsvollste ausgezeichnet. Indeß war ihrer nicht in der Zeit. bei Beschreibung des <hi rend="latintype">cortège</hi> erwähnt: <hi rend="latintype">But you may depend upon, that the duke Charles gave her the arm, & sat near <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">her</corr> <sic resp="writer">hear</sic> </choice> with <persName xml:id="persName_aa5336ba-f1bf-4b45-bf1c-4fd3cb8a02f4">prince Augustus<name key="PSN0113992" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Heinrich August Prinz von (1779-1843)</name></persName> on her other side</hi>. Ein Zug, der den Kaiser als Erzieher bezeichnet, gefällt mir außerordentlich. <persName xml:id="persName_adcd2d84-e250-4372-ac4b-c2e0b4990823">Sein kleiner Sohn<name key="PSN0114362" style="hidden" type="person">Russland, Alexander II. Nikolajewitsch (Aleksandr Nikolaevič) von (1818-1881)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_11bd0276-f15e-463b-a072-6b7bb9a5506f" xml:lang="de">Sein kleiner Sohn – Alexander Nikolajewitsch, der spätere Zar Alexander II., war damals elf Jahre alt.</note> hatte den Rang als Oberst, und deßen Hofmeister nur als Oberstlieut. Als letztrer ihm einmal etwas verwies, wurde das Kind trotzig und sagte, eigentl. hätte er ihm nichts zu befehlen, da er im militair. Range über ihm stünde. Als dies dem Kaiser gemeldet wurde, ließ er den Thronfolger kommen, und sagte ihm, er bewiese durch seine Aufführung daß er des Grades den er bekleide, nicht würdig sei, darum degradire er ihn zum Lieutenant. <choice resp="writer" source="autograph_edition_template"> <corr resp="writer">Als der</corr> <sic resp="writer">Wie er</sic> </choice> nun herkam und der König ihm ein Regiment gab, wünschte er, daß er es als General, od. mindestens als Oberst anführen möchte; der Kaiser schlug es aber standhaft aus, bewilligte zwar endlich, er dürfe es als Rittmeister übernehmen, aber nur im preuß. Dienst, für Rußl. bliebe er Lieutenant. Auf der Reise begleiten ihn einige Spielkameraden, und wenn er sich hier mit <persName xml:id="persName_bd0a5745-039d-474c-b311-324deed6315b">den Eltern<name key="PSN0114361" style="hidden" type="person">Russland, Alexander I. Pawlowitsch (Aleksandr Pavlovič) von (1777-1825)</name></persName> zeigte, so bückten ihm diese jedesmal den Kopf ganz tief herunter beim <hi rend="latintype">applaudissement</hi> des Publikums. Uebrigens kannst Du Dir vorstellen, wie die Welt über das blonde hübsche Thronfolgerchen in KosakenUniform außer sich ist. </p> <p>Jetzt habe ich mir wirkl. vorgenommen. keiner 1. Vorstellung mehr beizuwohnen, wenn etwas v. Personen die mich intereßiren, gegeben wird. Die <title xml:id="title_23060f32-b2f5-458c-9715-6970df4df5ac">Undine<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109907" style="hidden" type="music">Undinens Gruß</name></title> hat mich Angstschweiß gekostet! Es war der sichtbarste gute Wille im Spiel, was schon aus der Wahl des Tags hervorging, wo niemand vom Hof im Theat. sein <hi n="1" rend="underline">konnte</hi>. Nun gab sich auch <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_67cec3d2-5eba-4911-8f85-8d8afd13cc16"> <corr resp="writer">keiner</corr> <sic resp="writer">niemand</sic> </choice> Mühe nur etwas dürftig zu lernen, und ich habe nirgend eine so schlechte Aufführung erlebt: zuletzt <hi n="1" rend="underline">sprach</hi> die <persName xml:id="persName_2cff6ce4-aac1-4e56-a2e6-48751a8e183f">Herold<name key="PSN0111923" style="hidden" type="person">Herold, Marie (1806-1873)</name></persName> etwas das sie singen sollte und wozu das <hi rend="latintype">accomp</hi>. gespielt wurde. An den Chören konnte man hören, daß die Musik gut sei, wie wohl man auch diese ganz verhunzte. – Marx hat mehrere Fehler, <hi rend="latintype">selon moi</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6c8516c8-a1e2-4618-b90b-416778d9c8b6" xml:lang="fr ">selon moi – frz., für meine Begriffe, meines Erachtens.</note> begangen. Der <title xml:id="title_99fae2cc-4c27-4bd3-a761-fcd764d355ad">Text<name key="PSN0111105" style="hidden" type="author">Fouqué, Friedrich Heinrich Carl Freiherr de la Motte-F. (1777-1843)</name><name key="CRT0111549" style="hidden" type="literature">Undine</name></title> ist nicht nur schlecht, ohne Anwendung auf die Gelegenheit, sondern erfordert auch Pracht die dort nicht zu haben ist. Dann hätte er zwischen diesem theat. Versuch und dem <title xml:id="title_a39ea9ad-df51-40d3-9347-e24018db1964">Jery<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0111747" style="hidden" type="music">Jery und Bätely. Ein Singspiel</name></title> durchaus etwas v. sich drucken laßen sollen, was ihn in musik. Hinsicht in der Achtung der Leute erheben könnte; beim ruhigen Klavier oder Quartett od. sonstigen Instrumental- und Gesangstück kann man ein Talent beßer würdigen, verschafft sich Eingang, Ansehen, Gunst und kann dann sichrer auf etwas Begründetem fußen. Endlich, wenn das Theat. überhaupt bei jetz. Beschaffenheit der Opern die größte Klippe ist, so kann ein im Orte lebender musik. Recensent, <hi rend="latintype">qui a heurté, choqué, blessé tant de petits amours propres</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_bc1d9efe-47bf-4ec0-9646-e0e689287028" xml:lang="fr ">qui a heurté, choqué, blessé tant de petits amours propres – frz., der so viel Selbstwertgefühle herabgesetzt, schockiert und verletzt hat.</note> fast <hi n="1" rend="underline">unmöglich</hi> durchkommen. – Daß man aber auch nicht einmal etwas erwartete, ging daraus hervor, daß das Haus schrecklich leer war. Er hat sich wie ein sehr gescheuter Mensch betragen und mich angenehm dadurch überrascht, daß wir ihn Abends bei uns unerwartet fanden. – Dies und die Sage, die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0f2dc444-512e-4bfb-956a-9d42760eadaf">Vio<name key="PSN0118511" style="hidden" type="person">Vio, Elisabeth (Betty) (1808-1872)</name></persName></hi> habe viel v. d. <persName xml:id="persName_a295eb73-a2a3-4d99-a8bb-07549e1a3eb0">Sontag<name key="PSN0114969" style="hidden" type="person">Sontag (eigtl. Sonntag), Henriette Gertrude Walpurgis (seit 1831) Freiin von Lauenstein (1806-1854)</name></persName>, vermochte uns, in 8 Tagen 2mal ins <placeName xml:id="placeName_8c94da80-ce7d-46ae-bcff-57803e872e98">König. Theat.<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu locken. Versichre diesem lieben Mädchen, daß dies eine pure Verläumdung ist, wiewohl sie <title xml:id="title_9038866e-ab6b-4f25-920e-e018b7e2f3b1"><hi rend="latintype">una voce poco fà</hi><name key="PSN0114299" style="hidden" type="author">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name><name key="CRT0110573" style="hidden" type="music">Il barbiere di Siviglia ossia L’inutile precauzione</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4bce2e22-3ced-46be-a2b6-56feead95bf0" xml:lang="de">una voce poco fà – Cavatine der Rosina aus Gioachino Rossinis Oper Il barbiere di Siviglia, erster Akt, fünfte Szene.</note> sehr gut gesungen hat. In einem für sie v. Förster gemachten dummen Stücke sang sie außerdem noch <title xml:id="title_299db9df-c25b-4ac0-9a59-0654af06dc6d">Agathens Scene<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e5f90c3b-5aa4-4e4c-852d-cfcc1679dbb9" xml:lang="de">Agathens Scene – Szene und Arie »Wie nahte mir der Schlummer« aus dem zweiten Akt, zweite Szene, der Oper Der Freischütz op. 77 von Carl Maria von Weber.</note> und Variat. auf <hi rend="latintype"><title xml:id="title_1ecaa8a6-c709-47d6-824b-9fd2e568e8e0">nel cor<name key="PSN0113726" style="hidden" type="author">Paisiello, Giovanni (1740-1816)</name><name key="CRT0111748" style="hidden" type="music">La molinara ossia l’amor contrastato (Die schöne Müllerin)</name></title></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dcd5c944-bde2-4a55-8f36-aa1514036f9f" xml:lang="de">Variat. auf nel cor – Variationen über das Duett »Nel cor più non mi sento« aus dem ersten Akt der Oper La molinara von Giovanni Paisiello.</note> In beiden war sie äußerst mittelmäßig, ich weiß nicht, ob daraus zu schließen, daß der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7fc1cea8-42a8-40b9-b566-485a7c2bdb81">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> genre</hi> der Leichtere sei. <persName xml:id="persName_efb137be-0bbf-4549-a42f-1d150d417b68">Onkel Nathan<name key="PSN0113233" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Nathan (eigtl. Carl Theodor Nathanael) (1781-1852)</name></persName> schreibt v. großen Wasserschaden in Schlesien,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ef9bf3d-cc19-42d1-b665-1942cb28b1ba" xml:lang="de">großen Wasserschaden in Schlesien – Ostpreußen und Schlesien waren im April 1829 von starken Überschwemmungen heimgesucht worden.</note> deßen Ausdehnung man noch gar nicht zu übersehen vermöge, und fügt hinzu, wenn die Sont. und Felix doch auch für diese unglückliche Gegend Koncert gäben!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7668270b-0217-41ec-90c8-f784ed9b340e" xml:lang="de">wenn die Sont. und Felix … Koncert gäben – Felix Mendelssohn Bartholdys Onkel Nathan Mendelssohn, der in Reinerz in Niederschlesien (heute Duszniki Zdrój, Polen) lebte, hatte seinem Bruder Abraham über die verheerenden Überschwemmungen in Schlesien im Frühjahr berichte. Das erbetene Konzert der Sängerin Henriette Sontag fand am 13. Juli 1829 in den Argyll Rooms in London statt. Mendelssohn dirigierte darin seine Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), und spielte zusammen mit Ignaz Moscheles das Konzert E-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 5: »Mendelssohn’s Ouverture zum Sommernachtstraum wurde zum zweiten Male und mit gesteigertem Beifall gegeben. Auch sein Doppelconcert in E-Dur (Manuscript), das Moscheles mit ihm spielte, ging gut und gefiel sehr. Die Einnahme betrug £ 500« (Moscheles, Aus Moscheles’ Leben, Bd. 1, S. 209). Weiterhin traten die Sopranistin María Felicità Malibran, der Kastrat Giovanni Battista Velluti, der Cellist Max Bohrer, der Flötist Louis François Philippe Drouet und der Hornist Giovanni Puzzi auf. In Brief fmb-1829-07-16-03 (Brief Nr. 194) Felix Mendelssohn Bartholdy an Nathan Mendelssohn in Breslau, London, 16. Juli 1829, bezeichnete Mendelssohn das Konzert als »unstreitig das beste im ganzen Jahre«. Es seien »zwischen 250 und 300 guinéen eingekommen die dem preuß. Gesandten hier übergeben und durch ihn nach Schlesien geschickt werden« (Z. 61 und Z. 52 f.). Nicht nur Nathan Mendelssohn dankte seinem Neffen für sein Engagement, sondern auch der Oberpräsident der Provinz Schlesien, Friedrich Theodor von Merckel; siehe Brief gb-1829-08-29-01 Friedrich Theodor von Merckel an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Breslau, 29. August 1829.</note> Ich weiß nun zwar, daß dies unausführbar ist; aber könnte nicht ein Theil der sicherlich bedeutenden Einnahme ihres werden? Ueberleg es mit der Lieblichen, die ich schönstens grüße. Für die Danz. ist unglaublich viel in Deutschland geschehen; wöchentlich gehen Transporte v. 4 bis 5000 rt. ab, da alles selbst in Dörfern beigetragen; sogar in Zeitz giebt man für sie Koncerte. Je mehr nun eben geschehen, desto weniger kann man im Augenblick für eine andre Provinz in derselben Noth erwarten, und es wäre gar erfreulich, wenn das liebe Wesen den Anfang machte. Sprich mit ihr darüber! </p> <p>Bester Sohn, schone Deine Gesundheit! hier sind 2 junge Leute gestorben, einzige Kinder <persName xml:id="persName_0f1867ae-a5c1-482c-82f2-191d75ee828c">ihrer Väter<name key="PSN0115086" style="hidden" type="person">Stein zum Altenstein, Karl Siegmund Franz Freiherr vom (1770-1840)</name><name key="PSN0110412" style="hidden" type="person">Clauren (eigtl. Karl Gottlob Samuel Heun), Heinrich (1771-1854)</name></persName>, näml. der <persName xml:id="persName_ff01407f-e660-4a8a-8851-63c4aaf539b5">junge Altenstein<name key="PSN0118346" style="hidden" type="person">Stein zum Altenstein, Karl von (1802-1829)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e82e6bcf-8bbd-478b-a953-b2a95d84a823" xml:lang="de">der junge Altenstein – Karl, der Sohn von Karl Siegmund Franz Freiherr von Stein zum Altenstein, starb im Alter von 27 Jahren.</note> und <persName xml:id="persName_b8237ea5-e209-421d-b8e4-e83cd475d3c4">Clauren<name key="PSN0116420" style="hidden" type="person">Heun, Carl (1800-1829)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_17ace5ac-982f-41a4-9423-1388b3f780b5" xml:lang="de">Clauren – Carl Heun (geb. 1800), Sohn von Heinrich Clauren (eigtl. Karl Gottlob Samuel Heun).</note> die sehr bedauert werden. Laß Dich über Diät und Lebensweise in jenem Klima belehren und folge der Weise der Eingebornen, das ist in fremdem Lande das Beste. – Was sagst Du zu <title xml:id="title_62c57629-a7e1-416f-a40d-737c84f15ebc">Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name></title> in Paris?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ea90182-0b19-40a6-9f18-b9cfabe7a278" xml:lang="de">Fidelio in Paris – Im Juni 1829 gastierte eine deutsche Theatertruppe unter der Leitung des Tenors Joseph August Röckel im Théâtre Italien in Paris mit drei deutschen Opern: der Zauberflöte KV 620 von Wolfgang Amadeus Mozart, dem Freischütz op. 77 von Carl Maria von Weber und dem Fidelio op. 72 von Ludwig van Beethoven. Bereits 1825 hatte man vor, letztere Oper im Théâtre de l’Odéon erstmals in Paris zu geben. Zu einer öffentlichen Aufführung war es damals offenbar nicht gekommen. Siehe Beate Angelika Kraus, Beethoven-Rezeption in Frankreich. Von ihren Anfängen bis zum Untergang des Second Empire (Schriften zur Beethoven-Forschung, Bd. 13), Bonn 2001, S. 60-67. </note> Völker haben Gottlob keine Geheimniße und keine chines. Mauern mehr vor einander. – <hi rend="latintype">Drink not too much Claret<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_2983e443-ace6-4e2b-a04d-cb2bf87a9651" xml:lang="en">Claret – frz. Clairet; in England Name des roten Bordeauxweins bzw. aller französischen Rotweine.</note>, my dear</hi>! Der <title xml:id="title_045ed50c-5bfd-4d72-8592-63a2f91dc09c">Auftrag für Ceylon<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_opdw2wdl-xkzk-1tol-xpkf-6uwxoscyix1l"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_mixed_choir_or_soloist_ensemble" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100177" style="hidden">»The Sun is dancing on the Streams«, [Juni 1829]<idno type="MWV">F 3</idno><idno type="op"></idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d1fc1f7-74a4-4936-a5b7-5ad3e37623e7" xml:lang="de">Der Auftrag für Ceylon – Mendelssohn hatte am 30. Mai 1829 von Alexander Johnston den Auftrag zur Vertonung von Allan Cunninghams Gedicht »Song of the Ceylonese Woman« (»The sun is dancing on the streams«) erhalten. Siehe Brief gb-1829-05-30-02 Alexander Johnston an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, London, 30. Mai 1829. Das Lied »The Sun is dancing on the Streams« MWV F 3 entstand im Juni 1829.</note> amusirt uns um so mehr, da dies Land stets das Paradies Deiner Phantasie war. <seg type="closer">Lebwohl tausendmal Herzensbengel! <persName xml:id="persName_1dc70396-2b7e-4443-a07a-6a117c51faac">Prof. Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> ist hier und ich muß schließen. <hi rend="latintype">No letter is till now arrived! My best compliments to <persName xml:id="persName_8b98a123-3a67-4b95-8561-0d4beb0c20b1">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName></hi>! </seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_1b260949-e839-411b-a73d-4141b11ca40c"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Folgendes schreibt mir der Onkel <hi rend="latintype">Nathan</hi>. “Vorgestern ist sowohl die Stadt <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_2e54a488-9648-4f2a-97a0-444a12b51bfc">Glatz<settlement key="STM0103337" style="hidden" type="locality">Glatz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2ced7f1f-816c-480c-8fe2-dbbfb6a5b328" xml:lang="de">Stadt Glatz – Grafschaft im Regierungsbezirk Breslau, heute Kłodzko, Polen.</note> als die ganze Umgegend und besonders das <hi rend="latintype">Neissethal</hi> durch 48stündige Regengüsse und damit hier verbundenen Überschwemmung sehr heimgesucht worden. Das Wasser hat den untersten Stock der Wohnhäuser ganz erfüllt, Gärten und Mauern umgerissen, überall furchtbare Verwüstungen angerichtet, die ganze diesjährige Erndte vernichtet, Brücken weggerissen, unter andern <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">die</unclear> bei <placeName xml:id="placeName_3a9d08fd-d786-497f-9946-cbd2da3e97a3"><hi rend="latintype">Warthe</hi><settlement key="STM0105435" style="hidden" type="locality">Warta</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d9a959f-0aaa-4327-8d9d-4f9deb944fd6" xml:lang="de">Warthe – Warta, Stadt im russisch-polnischen Gouvernement Kalisch, heute in Polen.</note> und <placeName xml:id="placeName_b9448f24-12f8-4684-826d-540559a7561b"><hi rend="latintype">Schweidnitz</hi><settlement key="STM0105436" style="hidden" type="locality">Schweidnitz</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d2ee3fab-c36a-4228-9751-fa467c3f6c1b" xml:lang="de">Schweidnitz – Kreisstadt im Regierungsbezirk Breslau, heute Świdnica an der Warta, Polen.</note> weshalb auch alle <hi rend="latintype">co<unclear reason="paper_destruction" resp="UT">mmuni</unclear>cationen</hi> unterbrochen und die Posten in Rückstand sind. <unclear reason="paper_destruction" resp="UT">In</unclear> <placeName xml:id="placeName_8556613e-ce13-4a8f-addc-49930d0d2162"><hi rend="latintype">Ullersdorff</hi><settlement key="STM0105437" style="hidden" type="locality">Ullersdorf</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6493f80-53d6-433b-887f-0e56c4820166" xml:lang="de">Ullersdorff – Dorf und Rittergut im Regierungsbezirk Breslau, Kreis Glatz, heute Mirostowice, Polen.</note> sind mehrere Menschen ertrunken, und noch ist nicht alles bekannt. Möchten doch die <hi rend="latintype">Sonntag</hi> und <hi rend="latintype">Felix</hi> in der Folge auch für hiesige Verunglückte in <hi rend="latintype">London</hi> so wohlthätig würken als sie ohne Zweifel für die Bewohner der Weichselgegend mit Erfolg zu thun im Begriff stehen.”</p> <p>Die Schlesier kommen allerdings zu spät;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ed01c9a-8dfb-4584-a907-78f13f9b6859" xml:lang="de">Die Schlesier kommen … zu spät – Die oben genannten Gegenden gehörten zu Niederschlesien und damit zu Preußen.</note> man hat sich in Genüssen und Gaben für die Preußen erschöpft. Es wäre sehr schön, wenn <hi rend="latintype">Mad<hi rend="superscript">lle</hi> Sontag</hi> sich bereitwillig fände, einen Theil der zu erhoffenden Einnahme für diese armen Unglücksvögel zu bestimmen, denn es gehört allerdings nicht allein Wasser sondern auch Pech dazu, in <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_619021fd-57e9-4002-b07b-e655e112c9eb">Prag<settlement key="STM0100589" style="hidden" type="locality">Prag</settlement><country style="hidden">Böhmen</country></placeName></hi> sich überschwemmen zu lassen. Sieh zu, was Du thun kannst; sie wird ja nur wohlthätig würken wollen, ob für Preussen oder Schlesien, wird ihr vielleicht gleich seyn. ich würde sie gewiß auch grüssen lassen, wie Mutter, wenn ich glaubte, daß sie wisse, wer ich eigentlich sey.</p> <p>Die 3 heißesten Tage seit mehrern Jahren, waren die drei letzten, und die waren es just, welche ich in schwarzen Kleidern im Amt habe durchschwitzen und 3mal predigen hören müssen. ich verdiene wahrhaftig auch etwas von dem Ertrag des <hi rend="latintype">Concerts</hi>. </p> <p><hi rend="latintype">Marx</hi> bedaure ich recht sehr, aber es konnte<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> nicht anders gehen. er hat die Sache ganz am unrechten Ende angefaßt, und die Ochsen hinter dem Pflug gespannt. ich habe nach der Aufführung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_fb99ecb3-558f-4f37-a784-4c79d392685d" xml:lang="de">der Aufführung – zur Aufführung des Festspiels Undinens Gruß von Adolph Bernhard Marx siehe Kommentar zu Z.: Marx’ Festspiel.</note>, welcher ich nicht beigewohnt (in dieser Hitze bewegte mich nur die Sonntag oder <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_83d61ec9-7650-4a8e-97a0-60cfb5fa724e">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName></hi> ins Theater) sehr offen und endlich mit ihm gesprochen. Wer <hi rend="latintype">reformiren</hi> will, muss zu den Sündern gehört haben, sonst verstehen sie ihn nicht. <hi rend="latintype">Christus</hi> war ein Jude, und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7aaef12b-d1b1-4c0c-9448-c4214d283636">Luther<name key="PSN0112987" style="hidden" type="person">Luther, Martin (1483-1546)</name></persName></hi> ein <hi rend="latintype">Catholik</hi>. <hi rend="latintype">Marx</hi> muß ein Musikus seyn, er war aber bisher <hi rend="latintype">tout au contraire</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_a301f6eb-ae2d-4a83-a5de-a44d04cedc4a" xml:lang="fr ">tout au contraire – frz., ganz im Gegenteil.</note> ein Recensent, das heißt <hi n="1" rend="underline">Nichts</hi>, und wer Dornen aussäet, wird nie Weitzen ärndten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e681d484-43e4-4c47-b9d1-d78c5ec5d25b" xml:lang="de">wer Dornen aussäet, wird nie Weitzen ärndten – Anspielung auf ein Bibelwort, Jer 12,13: »Sie haben Weizen gesät, aber Dornen geerntet«.</note> <seg type="closer">Der Bogen ist zu Ende. Leb wohl, bleibe gesund, schreite vor, und gedenke stets unser wie wir Deiner in Liebe. Tausend Grüße an <hi rend="latintype">Klingemann</hi></seg></p> <signed rend="right">Dein Vater</signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_4a365915-e541-4ee9-8bd2-02dc3a09dc5f"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">ich kann Dir noch den Empfang <title xml:id="title_ae4a1779-931b-44da-af0c-9fcd0c526940">Deines lieben Briefes vom <date cert="medium" when="1829-06-12" xml:id="date_ecc654f7-6859-4e51-ab76-f7ab9918b149">12</date> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-06-12-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 11. und 12. Juni 1829</name> </title> anzeigen. Es geht mit den Briefen ganz in der Ordnung, und wir erhalten Deine, so wie Du unsre. sollte einmal ein Brief ausbleiben, was ja möglich, so beunruhige Dich nicht, und verlaß Dich auf mich. Alle Deine Nachrichten sind von der angenehmsten Art, und Du lebst eine glückliche Zeit. Genieße sie, was eben so viel heißt, als, verdiene sie! <seg type="closer">Nocheinmal leb wohl!</seg></p> <p>Du kannst Dir gar nicht denken, wie herzlich und schmeichelhaft zugleich der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_55312cae-8a20-4094-b56d-f25343d64f2c">Doxat<name key="PSN0110727" style="hidden" type="person">Doxat, Eugen</name></persName></hi> über Dich schreibt; Du hast Dir da einen rechten Freund erworben, und seine Briefe machen Dir so viel Ehre als mir Freude!</p> <p>Erdbeeren <hi rend="latintype">pei<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d9f3d2e5-8455-4c59-8c73-f322e3b2430e" xml:lang="en">pei – engl., gefüllte Pastete.</note> in honey</hi> ist <hi n="1" rend="underline">sähr</hi> gut. Just müßte ich mich, wie <persName xml:id="persName_79820cf7-da98-493e-80e4-5e894f83bafc">jener Römer<name key="PSN0116929" style="hidden" type="person">Hadrian (Publius Aelius Hadrianus) (76-138)</name></persName>, ins Schwerd stürzen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5ac5bab6-8243-408b-8fdd-f4cce33ec0f4" xml:lang="de">wie jener Römer, ins Schwerd stürzen – Der todkranke römische Kaiser Publius Aelius Hadrianus bat mehrmals, ihm mit einem Dolch oder Schwert vorzeitig das Leben zu nehmen.</note> weil ich mein eignes Gebot übertreten. ich hoffe Du <hi rend="latintype">dispensirst</hi> mich.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>