gb-1829-06-09-02
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London, 9. Juni 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-2 Brieftext; S. 3 leer; S. 4 Adresse, 2 Poststempel [7 NIGHT 7 / 9 JU / 1829], [? / Pall Mall], Siegel. Datierung nach der Poststempel-Angabe »9 JU / 1829«. Carl Klingemann antwortete offensichtlich postwendend auf den Brief fmb-1829-06-09-01 (Brief Nr. 169) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, London, 9. Juni 1829, in dem das achte Konzert der Philharmonic Society am 8. Juni 1829 thematisiert wird.
Carl Klingemann
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
F. Mendelssohn Bartholdy Esq.
103. Great Portland–
Street.
Ralph!
Die Two Penny Post kann nun reich werden!
Wäre der Wind jetzt nicht so verdammt nordöstlich, so würde ich gern behaupten, das Duett
wäre südwestlich gewesen, besonders aber wars auf alle Fälle. Die Zeit der Wettrennen ist jetzt ohnehin.Unsern Enthusiasten sah ich im NebenZimmer, wo er sich die Malibran Garcia ganz in der Nähe besah. Der arme Schelm wußte nicht, daß manche sublime Dinge, das Meer, gewisse beträchtliche Berge, und diverse berühmte Schriftsteller, sich besser aus- und andere leichter einnehmen von Weitem. Ein Spaßvogel – ich glaube ich wars – fragte ihn, wer ihm lieber, die
Malibranoder die
Garcia? und er wollte schon fechten und kämpfen für die Erste als er begriff. “Sie sollte wenig Duett mit sich singen, fuhr ich fort – Höhe und Tiefe sind da hinlänglich! – Tiefe ist zwar da, seufzte er, und legte die Hand ans Herz – eine Theeschlürfende
Misserschrack und erröthete – aber so was gehört unter die schönen Träume! – Warum, erwiederte ich, in der
habe ich mal einenRoyal Institution
Gentlemanzweistimmig pfeifen hören, zur Verwunderung Vieler wo nicht Aller. –
Es hätte ihn beleidigt, hätte ich ihn nicht unmittelbar darauf gefragt: Sah sie aber nicht königlich aus, die Spanierin? Konnte man bei der edlen Gestalt, den blassen Zügen und dunkeln Augen, dem faltenreichen AtlasGewande und dem grünen vollen Kranze im dunkeln Haar, nicht etwa an eine Muse von Murillo denken? – Hier wollte er mir um den Hals fallen, aber ich zog grade mein Taschentuch heraus, der Zipfel flog ihm ins Auge, und er weinte unwillkührlich: “Und nun geht sie noch nach
Du hast Dich aber geirrt, die Blonde war nicht da.
De Beriot geigt bedeutend besser wie ich, der ich ein halbes Jahr lang Geige getrieben, aber nach dem Duett war kein Herausstreichen mehr möglich, – er strich nur aus was Jene gezaubert, und somit die Segel – warum umgeh ichs, und sage nicht gleich: er strich eine korrecte, kühle, kockette Geige?
Die sanfteste aller Künste macht aber wild, selbst gemessene feine Engländer, – das sah man wie sie die
, vor aller Welt auftreten müssen und reden, wenn sie nicht spielen wollen? Es klang freilich in etwa wie eine geborstene Heerpauke.Sir George Smart
Basta!
Hinz–
Ralph! Die Two Penny Post kann nun reich werden! Wäre der Wind jetzt nicht so verdammt nordöstlich, so würde ich gern behaupten, das Duett wäre südwestlich gewesen, besonders aber wars auf alle Fälle. Die Zeit der Wettrennen ist jetzt ohnehin. Unsern Enthusiasten sah ich im NebenZimmer, wo er sich die Malibran Garcia ganz in der Nähe besah. Der arme Schelm wußte nicht, daß manche sublime Dinge, das Meer, gewisse beträchtliche Berge, und diverse berühmte Schriftsteller, sich besser aus- und andere leichter einnehmen von Weitem. Ein Spaßvogel – ich glaube ich wars – fragte ihn, wer ihm lieber, die Malibran oder die Garcia? und er wollte schon fechten und kämpfen für die Erste als er begriff. “Sie sollte wenig Duett mit sich singen, fuhr ich fort – Höhe und Tiefe sind da hinlänglich! – Tiefe ist zwar da, seufzte er, und legte die Hand ans Herz – eine Theeschlürfende Miss erschrack und erröthete – aber so was gehört unter die schönen Träume! – Warum, erwiederte ich, in der Royal Institution habe ich mal einen Gentleman zweistimmig pfeifen hören, zur Verwunderung Vieler wo nicht Aller. – Es hätte ihn beleidigt, hätte ich ihn nicht unmittelbar darauf gefragt: Sah sie aber nicht königlich aus, die Spanierin? Konnte man bei der edlen Gestalt, den blassen Zügen und dunkeln Augen, dem faltenreichen AtlasGewande und dem grünen vollen Kranze im dunkeln Haar, nicht etwa an eine Muse von Murillo denken? – Hier wollte er mir um den Hals fallen, aber ich zog grade mein Taschentuch heraus, der Zipfel flog ihm ins Auge, und er weinte unwillkührlich: “Und nun geht sie noch nach Hofe, und singt um 11 Uhr abends, wo halb Deutschland schon schnarcht und träumt, noch vor dem König von England, was, wenn ein König seine Unterthanen repräsentirt, so gut ist, als wirbelte sie vor Millionen Europäischen und Millionen Asiatischen, Amerikanischen und Afrikanischen Köpfen. So was muß einen Künstler begeistern und ich werde morgen früh Einer! – Du hast Dich aber geirrt, die Blonde war nicht da. De Beriot geigt bedeutend besser wie ich, der ich ein halbes Jahr lang Geige getrieben, aber nach dem Duett war kein Herausstreichen mehr möglich, – er strich nur aus was Jene gezaubert, und somit die Segel – warum umgeh ichs, und sage nicht gleich: er strich eine korrecte, kühle, kockette Geige? Die sanfteste aller Künste macht aber wild, selbst gemessene feine Engländer, – das sah man wie sie die Freischütz Ouvertüre noch einmal hören wollten aber nicht sollten. Zieht aber dies Land nicht mit Recht Redner, wenn selbst Musiker, und noch dazu unschuldige, wie Sir George Smart, vor aller Welt auftreten müssen und reden, wenn sie nicht spielen wollen? Es klang freilich in etwa wie eine geborstene Heerpauke. Grüße den Orient und Occident, und das Nordlicht in dem Kauf. Basta! Hinz –
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Die Zeit der Wettrennen</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_80851204-0118-4efe-bee1-b2992b72fb97">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1829-06-09-01" type="precursor" xml:id="title_08247b9b-fedb-4bec-8215-38d4f20141f5">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; London, 9. 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Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-06-09" xml:id="date_62073805-0200-4f5c-8568-498792ea6f31">9. 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Das Manuskript des Beginns einer Novelle »Hinz und Ralph« von Klingemann über Mendelssohns ersten Englandaufenthalt 1829 wird in Berlin aufbewahrt (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I /266/4; datiert 30. April 1829?). Siehe dazu Back, Freund meiner MusikSeele, S. 383 ff.</note>!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Die <hi rend="latintype">Two Penny Post</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1c7fa80b-11b6-4102-b2fc-6e6cd2eb9617" xml:lang="de">Two Penny Post – Die Two Penny Post bestand per Gesetz seit dem 5. April 1801. Dieses legte fest, dass Briefe, die früher mit der Penny Post befördert worden waren, nun, unabhängig davon, ob sie lokal oder von der »General Post« transportiert wurden, zwei Pennies kosten.</note> kann nun reich werden!</p> <p>Wäre der Wind jetzt nicht so verdammt nordöstlich, so würde ich gern behaupten, das Duett<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_584f19d5-2ff5-4aac-96a7-bfcddfaa98e4" xml:lang="de">das Duett – Die beiden Sängerinnen Henriette Sontag und María Felicità Malibran traten im achten Konzert der Philharmonic Society am 8. Juni 1829 mit dem Duett »Ebben a te, ferisci« aus dem zweiten Akt der Oper Semiramide von Gioachino Rossini auf (Harmonicon 7, 1829, S. 174).</note> wäre südwestlich gewesen, besonders aber wars auf alle Fälle. Die Zeit der Wettrennen ist jetzt ohnehin. </p> <p>Unsern Enthusiasten sah ich im NebenZimmer, wo er sich die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_4c190ef6-11be-4adf-98a3-2bb51346f8c8">Malibran Garcia<name key="PSN0113047" style="hidden" type="person">Malibran, María Felicità (1808-1836)</name></persName></hi> ganz in der Nähe besah. Der arme Schelm wußte nicht, daß manche sublime Dinge, das Meer, gewisse beträchtliche Berge, und diverse berühmte Schriftsteller, sich besser aus- und andere leichter einnehmen von Weitem. Ein Spaßvogel – ich glaube ich wars – fragte ihn, wer ihm lieber, die <hi rend="latintype">Malibran</hi> oder die <hi rend="latintype">Garcia<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_50fdc8e4-cdc9-4dc1-97dd-959b2a734a4a" xml:lang="de">die Malibran oder die Garcia – Wortspiel mit den Nachnamen der seit 1826 verheirateten Sängerin María Felicità Malibran, geb. Garcia.</note></hi>? und er wollte schon fechten und kämpfen für die Erste als er begriff. “Sie sollte wenig Duett mit sich singen, fuhr ich fort – Höhe und Tiefe sind da hinlänglich! – Tiefe ist zwar da, seufzte er, und legte die Hand ans Herz – eine Theeschlürfende <hi rend="latintype">Miss</hi> erschrack und erröthete – aber so was gehört unter die schönen Träume! – Warum, erwiederte ich, in der <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_85a9e460-bce5-4144-889f-6836bfb4b707">Royal Institution<name key="NST0103335" style="hidden" subtype="" type="institution">The Royal Institution of Great Britain</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_05a7911a-2bb6-4c4b-8238-78956196da4d" xml:lang="de">der Royal Institution – die 1799 gegründete Royal Institution of Great Britain, eine der ältesten freien Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen der Welt.</note> habe ich mal einen <hi rend="latintype">Gentleman</hi> zweistimmig pfeifen hören, zur Verwunderung Vieler wo nicht Aller. –</p> <p>Es hätte ihn beleidigt, hätte ich ihn nicht unmittelbar darauf gefragt: Sah sie aber nicht königlich aus, die Spanierin? Konnte man bei der edlen Gestalt, den blassen Zügen und dunkeln Augen, dem faltenreichen AtlasGewande und dem grünen vollen Kranze im dunkeln Haar, nicht etwa an eine Muse von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a59119a2-2bb9-499e-a00c-a404f1ec090d">Murillo<name key="PSN0113524" style="hidden" type="person">Murillo (eigtl. Bartolomé Esteban Pérez), Bartholomé Esteban (1618-1682)</name></persName></hi> denken? – Hier wollte er mir um den Hals fallen, aber ich zog grade mein Taschentuch heraus, der Zipfel flog ihm ins Auge, und er weinte unwillkührlich: “Und nun geht sie noch nach<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Hofe, und singt um 11 Uhr abends, wo halb Deutschland schon schnarcht und träumt, noch vor dem <persName xml:id="persName_6a644f0b-bb18-44a8-a270-6c68e4a036a3">König von England<name key="PSN0111577" style="hidden" type="person">Großbritannien, Irland und Hannover, Georg IV. August Friedrich von (1762-1830)</name></persName>, was, wenn ein König seine Unterthanen repräsentirt, so gut ist, als wirbelte sie vor Millionen Europäischen und Millionen Asiatischen, Amerikanischen und Afrikanischen Köpfen. So was muß einen Künstler begeistern und ich werde morgen früh Einer! – </p> <p>Du hast Dich aber geirrt, die Blonde war nicht da.</p> <p><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_bf4b9bac-b932-4ab2-b14f-840b37d445ef">De Beriot<name key="PSN0109877" style="hidden" type="person">Bériot, Charles-Auguste de (1802-1870)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_141cdf90-1c21-459e-929a-c6c140537b73" xml:lang="de">De Bériot – Charles-Auguste de Bériot trat im oben genannten Konzert der Philharmonic Society auf. Er spielte nach dem Duett eine »Fantasia« für Violine eigener Komposition (Harmonicon 7, 1829, S. 174).</note> geigt bedeutend besser wie ich, der ich ein halbes Jahr lang Geige getrieben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f1118a71-57da-4068-b327-b8c84d1f4d4d" xml:lang="de">ich, der ich ein halbes Jahr lang Geige getrieben – Carl Klingemann hatte 1825 in Berlin Geigenunterricht bei Eduard Rietz genommen. Vgl. Brief gb-1825-04-30-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Lea Mendelssohn Bartholdy und Johann Ludwig Casper an Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris, Berlin, 29. und 30. April 1825, Z.: »der große Geiger Klingem. unser Miethsmann«.</note> aber nach dem Duett war kein Herausstreichen mehr möglich, – er strich nur aus was Jene gezaubert, und somit die Segel – warum umgeh ichs, und sage nicht gleich: er strich eine korrecte, kühle, kockette Geige?</p> <p>Die sanfteste aller Künste macht aber wild, selbst gemessene feine Engländer, – das sah man wie sie die <title xml:id="title_77ee08d9-3fbb-478f-9327-78505383024b">Freischütz Ouvertüre<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title> noch einmal hören wollten aber nicht sollten. Zieht aber dies Land nicht mit Recht Redner, wenn selbst Musiker, und noch dazu unschuldige, wie <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a384d3d9-6e82-4579-aaaa-62bd097cf240">Sir George Smart<name key="PSN0114944" style="hidden" type="person">Smart, Sir George Thomas (1776-1867)</name></persName></hi>, vor aller Welt auftreten müssen und reden, wenn sie nicht spielen wollen? Es klang freilich in etwa wie eine geborstene Heerpauke. </p> <closer rend="left">Grüße den Orient und Occident, und das Nordlicht<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_22a32175-ca06-45f9-b387-494c18ad44ac" xml:lang="de">den Orient und Occident, und das Nordlicht – Wenn man die Himmelsrichtungen mit den Freunden verbinden möchte, dann steht der Orient für den Orientalisten Friedrich Rosen, der Okzident für Felix Mendelssohn Bartholdy und das Nordlicht für den über Schweden nach England gekommenen Juristen Ludwig von Mühlenfels.</note> in dem Kauf.</closer> <closer rend="center"><hi rend="latintype">Basta</hi>!</closer> <signed rend="right"><hi rend="latintype">Hinz</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_152bb4ef-e76e-4d8a-afe7-d36f42505a97" xml:lang="de">Hinz – Klingemann meint sich selbst; siehe Kommentar zu Z.: Ralph.</note> –</signed> </div> </body> </text></TEI>