gb-1829-05-28-01
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Berlin, 20. – 28. Mai 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext. – Der vorliegende Brief ist der erste Teil des »Tagebuchs«, das Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy zu führen beschlossen hatten, um damit den Bruder ausführlich über das Leben in Berlin zu informieren (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 17). Sie gaben ihre Berichte, um Porto zu sparen, je nach Gelegenheit Reisenden nach London mit oder ließen diese über die Post der hannoverschen Gesandtschaft in Berlin befördern.
Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Deine Fischotternwalk genannt, den sie in unmäßigem Wohlseyn über
dito
Das Kind ist so humoristisch, daß
edur
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Mittwoch 27sten.
Mme. Robert
Himmelfahrtstag
steamboatüber Hamburg an, es ist wahrlich das Einzige pünctliche. Oder gebe ich Dir wieder auf hundert und so viel Meilen Entfernung einen dummen Rath, und ennuiirte Dich? Es wäre ganz in meiner Art. Sey nicht böse, daß ich dumm geblieben bin, Du weißt ja, schade drum.
with sister.
Du wirst wohl von dort herüber so viel Localkenntniß der hiesigen LocalAngelegenheiten haben, daß Du Dich nicht über
den 20sten Mai 29. Deine Fischottern kommen so eben wieder von einem Gartengang, walk genannt, den sie in unmäßigem Wohlseyn über Deinen sehr frohen Brief gethan haben, da sie eben nichts anders thun mochten. Die Kastanien leuchten, der Flieder duftet, die Maiblümchen stehn, steif und frisch, wie überhaupt die erste Jugend, aus der Erde heraus, und diese angenehme Sommerszeit wurde von uns gewählt, diese Tageblättchen an Dich anzufangen, die wir, Eins ums Andre fortsetzen wollen, und sie Dir wöchentlich, gesandschaftlich oder gelegentlich zu schicken gedenken. – Heut früh weckte mich der Schornsteinfeger um 6, sonst stehe ich so früh nicht auf, die Frucht meiner Ueberwindung war ein gutes Lied, des Du Dich freuen wirst. An der Wendung dieser Phrase kannst Du nicht zweifeln, daß es von Droysen ist. – Fanny Mendelssohn Bartholdy Den 21sten dito, wo es an mir ist, das Tagebuch zu führen, das eigentliche Tagebuch, denn bei Tage wirds geführt, also schreibe ich Fannys Part, denn die ist noch nicht mit dem vorigen Tage, der ihr zukam, fertig, weil sie ihn gar nicht angefangen hat. Was ist denn aber auch davon zu sagen, wie überhaupt von unserm Leben; sowohl gestern, als alle Tage waren wir Vormittags fleißig, wir nähen an Fannys Aussteuer, als bekämen wir bezahlt; ich versichere Dich, wenn ich eine rothe Tulpe sehe, sie kommt mir vor, wie der Name, den ich eben in einen Strumpf gezeichnet habe, die grünen Bäume helfen mir wenig, ich kann sie nicht einfädeln und damit nähen. – Glaube das ja nicht, es ist nicht wahr, im Gegentheil habe ich nie mit solcher Lust und Freude gearbeitet, als jetzt; wäre nur über die Hochzeit erst etwas bestimmt; da will Mutter aber in sechs Jahren, Hensel morgen, Vater sobald als möglich, Fanny, die nicht weiß was sie will, möchte es gern jedem recht machen, und das verursacht zwar nicht gerade Unglück in Familien aber doch zuweilen Stillschweigen während der vier Personen starken od. schwachen Mittagstafel. Im Ganzen geht aber alles gut, besonders ist Vater aufgekratzt, er wird bald entzückt von den Berliner Gegenden seyn, hat noch seine alte Kindergesellschaft alle Abend, raspelt Fräulein v. Reden – und so fort. – Mittwoch ist jetzt Sonntag, gestern war ein solcher, wenn die Briefzeit läutet, wird uns allemal festtäglich. Wie sonderbar muß es Dir vorgekommen seyn, allein in dem Ballwirrwarr. So etwas werden wir kleinen Fischottern doch wol nie zu sehen bekommen, ich glaubte, das wäre nur in Romanen (s. Göthes Egmont. ). Aber historisch, Hensel zeichnete gestern Abend Frau v. Cotta nicht fertig, und Marx las uns Droysens Festspiel nicht ganz vor, und heute früh kam Hensels alter Onkel und nahm nicht Abschied, denn er will noch wieder kommen. Der alte Mann sieht ganz aus wie: Gott grüß Euch Alter, schmeckt das Pfeifchen, doch das gehört vor Fannys Forum, wie auch daß Ritz heut Abend mit der Geige kommt, und daß Zelter morgen früh um 12 in der Academie zu thun hat, und Fanny und Ritz zu Vicedirectoren ernannte. – Sollen wir diese Blätter nicht Hoppelpoppel und das Herz nennen, ich bin Vult; das Herz bist Du. Rebecka Mendelssohn Bartholdy Sonnabend 23sten April Das Kind ist so humoristisch, daß der alte Kantor mit seinen schwerfälligen Augenbrauen nicht nachkommt. Laß sehn, ob Du folgende Geschichte goutirst: als ich gestern, meiner Vicedirectorschaft gemäß, vor 12 zu Zelter kam, kehlte die Goroncy im untern Saal, ich trat ein, und sie sang Grell ein Schweizerlied vor, darauf beurlaubte sich der; ich blieb noch einen Augenblick unten, und als ich darauf die Treppe steige, höre ich oben dasselbe Lied mit rührendem Vortrag klimpern, ich trete ein, Grell sitzt am Clavier, und ergötzt sich an Nacherinnerung. Wir feierten übrigens unsern Freitag durch ein Bachsches Concert, edur, Herr gehe nicht ins Gericht, und den ersten Chor aus der Johannispassion. Hellwig, der nicht Bescheid wußte, tanzte immerfort ums Clavier herum, vor dem Anfang, und wunderte sich über meine Unverschämtheit, daß ich dabei stehn blieb. Am Ende frug er dann, ob nicht Rungenhagen an den Flügel sollte, da meinte ich, ich hätte Auftrag, und die Sache war abgethan. Vorgestern kam wol Ritz mit der Geige, aber die Cotta kam auch, und der alte Onkel auch, und so ward nichts, als die Cotta fertig gezeichnet. Gestern Abend kam der älteste Lewenhagen, der auf 1/4 Jahr verreist, Hrn v. Boguslawsky und Märcker. Fanny Mendelssohn Bartholdy Montag den 25sten. Eigentlich ist dies ein einen Tag um den andern Buch, aber Sonntag ist kein Tag, besonders da Vormittags die Academie Danziger sang. Ich hörte zu, ich durfte nicht singen, weil ich einen schlimmen Fuß schon eine Zeitlang bei mir führte, dessen einzige Gefahr darin bestand, daß es gar nichts zu bedeuten hatte; den durfte ich aber nicht so lange stehen lassen und setzte mich deshalb unter die Zuhörer. Vieles und manches sangen sie gut und schlecht; Komm Jesu, glaub ich wurde noch nie so Holz gehauen, mehreres von Fasch ging recht gut; einige Dilettantinnen, z. B. Ritz sangen Solo, und das ist die Hauptsache, es war voll. Das Beste bei der Sache war, daß Vater uns beiden Geren auf dem Rückwege bei Kranzler Station machen ließ, von wegen Fuß, und uns auf Eis setzte. Raspeln thaten mir im Konzert Heinrich Beer, Hofrath Schmidt und Professor Tieck. Was ist mit mir? Wundere Dich nicht gar zu sehr, daß die Goroncy bei Zelter sang, dazu gehört doch nothwendiger Weise daß sie hier seyn muß, und damit Du das wissest, muß man Dirs doch anzeigen, ich zeige Dirs an. Sie trägt große Locken, und ein etwas abgewelktes Gesicht, und ist eine Sängerinn geworden, singen habe ich sie noch nicht gehört. – Wir sind jetzt, was junge Leute betrifft, herunter, die einzigen gestern Abend waren David und Gans; Paul ist nicht im Stande nur einen halben herbeizuschaffen; sonst ist er recht gut; solche Sachen ausgenommen, daß er schon im ersten Monat, als er einen Thaler Zulage bekam, sich einen Sammetkragen auf seinem alten Überrock stehen ließ, Abends zuweilen tiefsinnig, vieles verschweigend, die Hände in den Taschen spatzierend sich wichtig macht, wenn Leute dabei sind, und solche Dinge mehr, er ist aber fleißig, und hat seinen arroganten Ton sehr gebessert. Ich habe ihm, auf sein kle wiederholtes Quälen, eine kleine Venetianer goldne Kette geschenkt; aber nur unter der Bedingung, daß er auf Fragen antworte, er habe sie von seiner Braut, auf die Bedingung hin trägt er sie, es hat ihm aber noch niemand die Freude gemacht, danach zu fragen. Am stillsten war er an Pauline Hübners Hochzeittage, da lief er aus dem Comptoir weg in die Kirche, und versuchte nachher eine humoristische Beschreibung davon zu machen, der Wille war gut. Wo wir doch alles durch müssen. Wie hast Du Dich gestern bei Moscheles amüsirt? Rebecka Mendelssohn Bartholdy Mittwoch 27sten. Von diesen Tagen ist nichts zu sagen, also sollte ich billig stillschweigen, aber nun fange ich erst recht an. Gestern erfahr ich Hensels allerliebste Idee, mir den Stuhl von Deinem Bilde machen zu lassen, aber nicht, wie er es wünschte, sondern bei der Gelegenheit, daß Mme. Robert, die hier eingezogen ist, und natürlich nichts weniger als die Idee hatte, uns dadurch zu stören, diesen Platz für sich wählte; ich bin heut zu ihr gegangen, und habe sie gebeten, einen andern zu wählen, aber natürlich ist ihm die Freude verdorben. Ueberhaupt geht es mit Kleinigkeiten, wie es gegangen ist. Für mich bin ich wenig reizbar, wie ich aber früher für Dich an solchen Dingen litt, so jetzt für Hensel, den es fast so, wie dich affizirt. Mutter hat noch immer nicht gelernt, zu irgend einer Sache ja zu sagen, und das giebt nach wie vor die unangenehmsten Momente. Noch neulich hatte ich wegen meiner Heirath eine der schlimmsten Scenen mit ihr. Uebersieht man freilich die Sache im Ganzen und Großen, so ist sie schön und gut, und unverbesserlich, und die kleinen Ecken und Flecken fallen weg. Aber so gut und so klug wie Du ist keiner von uns, und darum erlangt keiner was von Mutter. Du bist unser Alpha und Omega und alles was dazwischen liegt. Du bist unsre Seele, und unser Herz und der Kopf dazu, der Rest mag sich hängen lassen. Wir sind Alle recht gut, so lange Du nicht da bist, aber von da an taugen wir wenig. Du bist eine Gattung Haupthahn, an Dir ist was, an uns schon weniger. Das Stück spielt jetzt oft, wir nehmen die kleine Titania in die Hand, und sagen, gesegnete Malzeit, aber wir setzen ein O davor. Für mich giebt es eigentlich zwei Gattungen von Menschen, Du, und dann die Andern. Beckchen wird das lesen, aber das genirt mich wenig, sie weiß doch, daß sie da ist, und Hensel, und noch Stücker drei oder vier, und sie kann es auch schreiben. So, nun habe ich Dir was vorgeklönt, und Dir vielleicht die Stunde verdorben, in der Dus liest, nun bin ich zufrieden. Nur noch eins, was macht denn die d moll Symphonie, denkst Du an sie? Deine schottische Sonate spiel ich oft. Fanny Mendelssohn Bartholdy Himmelfahrtstag Hat Fanny allein das Recht, Dir die Ohren voll zu klagen; ich habs auch, zumal da mir eben die schönste Pfingstfeier willkührlich und ungestüm zerstört worden ist. Du weißt nicht, daß ich nicht mit Paul zum Abendmahl gegangen bin; Caroline Heines wegen, die ihr kaltes Fieber nicht in die Kirche führen durfte. Nun wollten wir zusammen zu Pfingsten gehen, und sie wollte in die Stadt kommen, und die ganze Pfingstwoche bei uns wohnen, wie wir uns darauf gefreut hatten, kannst Du Dir vorstellen, wir hatten schon über jede Stunde verfügt, unser ganzes Leben hatten wir uns so hübsch fleißig und still ausgemalt: da erfahre ich gestern durch Rad, daß die ganze Heinesche Familie wieder das Fieber hat. Ist das nicht jämmerlich, ich hatte mich so dazu gefreut. Und Fanny ist Braut, und Du bist in London, und die beiden Briefe, worauf Du Dich berufst, sind nicht angekommen, nur der Eine gestern, wo Du von den Kerls ohne Hosen, und dem Duett erzählst. Lieber Felix, bitte, vertraue Deine Briefe einzig und allein dem steamboat über Hamburg an, es ist wahrlich das Einzige pünctliche. Oder gebe ich Dir wieder auf hundert und so viel Meilen Entfernung einen dummen Rath, und ennuiirte Dich? Es wäre ganz in meiner Art. Sey nicht böse, daß ich dumm geblieben bin, Du weißt ja, schade drum. Übermorgen reisen diese Blättchen, ich trage ihnen die schönsten Grüße auf. Gestern war das Danziger Concert der Milder, Fanny mag davon berichten, da ich mich nicht darauf verstehe, fand ichs mordlangweilig. Bach spielte eine Fuge v. Bach mit einer Introduction v. Bach. Auf den Abend Märker with sister. Marx nimmt sich meiner sehr an, und hört mich gern Deine Lieder singen; ich sehe aber jetzt ein, wie Recht Du hast, daß ich nur den Auszug aus dem Kinderfreund lesen soll. Marx hat mir Helena befohlen, ich habe sie zwar noch nicht ausgelesen, aber doch sehr aufmerksam, und ich verstehe wenig davon, denn es gefällt mir nicht; ich kann mich gar nicht hinein finden, und das tadelt Marx eben an mir, eben so am Gesange, und hat mir aufs strengste befohlen Clytämnestra zu singen. Ich mußte lachen, Du wirsts auch thun, und wirst wahrscheinlich Recht haben. Neulich wollte er aber auch, ich sollte Wilhelm Meister lesen, dagegen wiedersetzte ich mich, er wurde böse, nannte es Ziererei von mir, über die ich längst hinweg seyn müßte, da berief ich mich auf Dich, und sagte, Du hättest mirs verboten. Heute will ich aber ein gut Stück Helena noch lesen, das soll meine Himmelfahrtsfeier seyn. Wie viel Dank sind wir Dir unter andern wegen Marx schuldig. Hättest Du doch eine Rede gehört, die er mir neulich hielt, wo er mich schalt, ich sollte mich nicht so wohl in meiner Haut fühlen, ich sollte Klytämnestra singen; da ich nie so groß gewachsen und so majestätisch und so rachsüchtig wäre, so müßte ich lernen, wie solch einer zu Muthe ist. – Du wirst wohl von dort herüber so viel Localkenntniß der hiesigen LocalAngelegenheiten haben, daß Du Dich nicht über Ritz und Eda beunruhigst, es ist gewiß nichts, als ein „väterliches Attachement“ sagt er. Heut Abend kommt er, wenn dann die Milder bald weggeht, machen wir Musik. Er ist gut jetzt, wir sind mit ihm seelencontent wie Betty sagt. Rebecka Mendelssohn Bartholdy
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Fanny Mendelssohn Bartholdy unterschrieb den Brief vom 1. und 2. Mai 1829 (Brief gb-1829-05-02-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. und 2. Mai 1829) mit »Die ältere Fischotter«. Wilhelm Hensel stellte die Schwestern in der Zeichnung »Das Rad« als Nixen mit Fischschwänzen dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Den Begriff entlehnte Mendelssohn vielleicht Jean Pauls Roman Flegeljahre (Marian Wilson Kimber, »For art has the same place in your heart as mine«. Family, Friendship, and Community in the Life of Felix Mendelssohn, in: The Mendelssohn Companion, hrsg. von Douglass Seaton, Westport 2001, S. 67, Anm. 67).</note> kommen so eben wieder von einem Gartengang, <hi rend="latintype">walk</hi> genannt, den sie in unmäßigem Wohlseyn über <title xml:id="title_9f11fa4a-8f22-451e-b6f5-6cc7858862c6">Deinen sehr frohen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-05-15-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 15. Mai 1829</name> </title> gethan haben, da sie eben nichts anders thun mochten. Die Kastanien leuchten, der Flieder duftet, die Maiblümchen stehn, steif und frisch, wie überhaupt die erste Jugend, aus der Erde heraus, und diese angenehme Sommerszeit wurde von uns gewählt, diese Tageblättchen an Dich anzufangen, die wir, Eins ums Andre fortsetzen wollen, und sie Dir wöchentlich, gesandschaftlich oder gelegentlich zu schicken gedenken. – <date cert="high" when="1829-05-20">Heut früh</date> weckte mich der Schornsteinfeger um 6, sonst stehe ich so früh nicht auf, die Frucht meiner Ueberwindung war <title xml:id="title_2fe840a7-c495-4495-a2e8-94424c34cb1b">ein gutes Lied<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111737" style="hidden" type="music">Lied HU 234 (20. Mai 1829); verschollen</name></title>, des Du Dich freuen wirst. An der Wendung dieser Phrase kannst Du nicht zweifeln, daß es von <persName xml:id="persName_2e97b0e1-2f6a-4526-bb06-bbf93425d46f">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> ist. –</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_11bfe277-c215-47c3-9286-d9c911d5e175"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><date cert="high" when="1829-05-21" xml:id="date_a96c6098-6a8f-4ac6-aeaa-7fd3e5690d86">Den 21sten <hi rend="latintype">dito</hi></date>, wo es an mir ist, das Tagebuch zu führen, das eigentliche Tagebuch, denn bei Tage wirds geführt, also schreibe ich <persName xml:id="persName_3754b05e-8130-487f-9374-21ec9c288e5e">Fannys<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> Part, denn die ist noch nicht mit dem vorigen Tage, der ihr zukam, fertig, weil sie ihn gar nicht angefangen hat. Was ist denn aber auch davon zu sagen, wie überhaupt von unserm Leben; sowohl gestern, als alle Tage waren wir Vormittags fleißig, wir nähen an Fannys Aussteuer,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8df4168f-067a-4d40-a17a-1a567d139a39" xml:lang="de">Fannys Aussteuer – Fanny Mendelssohn Bartholdy war seit dem 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829). Die Hochzeit fand am 3. Oktober 1829 statt.</note> als bekämen wir bezahlt; ich versichere Dich, wenn ich eine rothe Tulpe sehe, sie kommt mir vor, wie der Name, den ich eben in einen Strumpf gezeichnet habe, die grünen Bäume helfen mir wenig, ich kann sie nicht einfädeln und damit nähen. – Glaube das ja nicht, es ist nicht wahr, im Gegentheil habe ich nie mit solcher Lust und Freude gearbeitet, als jetzt; wäre nur über die Hochzeit erst etwas<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> bestimmt; da will <persName xml:id="persName_fb37b88e-bb01-4db8-a339-43c768ef6cbc">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> aber in sechs Jahren, <persName xml:id="persName_db1fc243-dcc0-4d3d-a905-e293f808816e">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> morgen, <persName xml:id="persName_0b62d06d-4033-4d72-a5c5-8d00f84d242c">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sobald als möglich, Fanny, die nicht weiß was sie will, möchte es gern jedem recht machen, und das verursacht zwar nicht gerade Unglück in Familien<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1c38d298-be3c-4e3a-a9b9-a5cdb64b2891" xml:lang="de">Unglück in Familien – Mit der Wendung wurden in der Familie Mendelssohn Nöte, Schroffheiten und launenhaftes Wesen belegt, aber auch unschickliche oder unglückliche Liebesverhältnisse, die Unglück über Familien bringen können.</note> aber doch zuweilen Stillschweigen während der vier Personen starken od. schwachen Mittagstafel. Im Ganzen geht aber alles gut, besonders ist Vater aufgekratzt, er wird bald entzückt von den Berliner Gegenden seyn, hat noch seine alte Kindergesellschaft alle Abend, raspelt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1c6e9a2d-4ea1-4189-97f4-d4791b57439e" xml:lang="de">raspelt – von raspeln, flirten.</note> <persName xml:id="persName_35941bce-0499-4e48-8007-43f0a81f02ad">Fräulein v. Reden<name key="PSN0114094" style="hidden" type="person">Reden, Elise von (1798-1857)</name></persName> – und so fort. – Mittwoch ist jetzt Sonntag, <date cert="high" when="1829-05-20">gestern</date> war ein solcher, wenn die Briefzeit läutet, wird uns allemal festtäglich. Wie sonderbar muß es Dir vorgekommen seyn, allein in dem Ballwirrwarr. So etwas werden wir kleinen Fischottern doch wol nie zu sehen bekommen, ich glaubte, das wäre nur in Romanen (s. <title xml:id="title_d08c1f31-031f-4288-86aa-4620b976397f">Göthes Egmont<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name></title>.).<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a52b1dfa-cc46-4473-bf5a-f0027ebc1d29" xml:lang="de">Göthes Egmont – In Johann Wolfgang von Goethes Tragödie Egmont heißt es: »Seine [Egmonts] Gesellschaften, Gastmahle und Gelage haben den Adel mehr verbunden und verknüpft als die gefährlichsten heimlichen Zusammenkünfte« (Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 3.1, S. 258).</note> Aber historisch, <title xml:id="title_99a872aa-4db2-4aa1-aa26-c470712030f6">Hensel zeichnete<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111700" style="hidden" type="art">Elisabeth Sophie Cotta von Cottendorf (Zeichnung 1829)</name></title> <date cert="high" when="1829-05-20">gestern Abend</date> <persName xml:id="persName_d11aa11f-9a32-4d4c-82bc-32f237554d56">Frau v. Cotta<name key="PSN0116449" style="hidden" type="person">Cotta von Cottendorf, Elisabeth Sophie (1789-1859)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e2fff847-e5cf-492d-8f3a-543da8dca4b0" xml:lang="de">Hensel zeichnete gestern Abend Frau v. Cotta – Wilhelm Hensels Zeichnung von Elisabeth Sophie Freifrau Cotta von Cottendorf vom April / Mai 1829 befindet sich heute in Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 10/11 (Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 1, S. 111).</note> nicht fertig, und <persName xml:id="persName_286839ca-1762-4951-8711-6e532a39f500">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> las uns <title xml:id="title_af54734e-8ea8-4327-b666-270106c2d786">Droysens Festspiel<name key="PSN0110751" style="hidden" type="author">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808–1884)</name><name key="CRT0111732" style="hidden" type="literature">Festspiel anlässlich des Besuchs von Zar Nikolaus I. Pawlowitsch von Russland (1829)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ddc5ba51-3875-4f01-bb5e-b76d5cc16a1b" xml:lang="de">Marx las uns Droysens Festspiel – Johann Gustav Droysen hatte für den Besuch von Zar Nikolaus I. Pawlowitsch von Russland anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach ein Festspiel verfasst, das Adolph Bernhard Marx vertont hat. Es gilt als verschollen (vgl. Wehmer, Briefwechsel, S. 111, Anm. 6).</note> nicht ganz vor, und <date cert="high" when="1829-05-21">heute früh</date> kam <persName xml:id="persName_3284b41c-ce42-426b-9f79-eb0513a928ca">Hensels alter Onkel<name key="PSN0111892" style="hidden" type="person">Hensel, Onkel von → Wilhelm H.</name></persName> und nahm nicht Abschied, denn er will noch wieder kommen. Der alte Mann sieht ganz aus wie: <title xml:id="title_a2c98a63-63ee-48b4-8815-2fb0e0e336ad">Gott grüß Euch Alter, schmeckt das Pfeifchen<name key="PSN0109533" style="hidden" type="author">Arnim, Karl Joachim (Achim) Friedrich Ludwig von (1781–1831)</name><name key="CRT0111733" style="hidden" type="literature">Gott grüß Euch Alter</name><name key="PSN0110119" style="hidden" type="author">Brentano, Clemens Maria Wenzeslaus (1778–1842)</name><name key="CRT0111734" style="hidden" type="literature">Gott grüß Euch Alter</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abe82b00-0869-4047-a897-5bd721fb12f9" xml:lang="de">Gott grüß Euch Alter, schmeckt das Pfeifchen – Beginn des gleichnamigen Gedichts aus Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg und Frankfurt a. M. 1806, S. 384-386.</note> doch das gehört vor Fannys Forum, wie auch daß <persName xml:id="persName_16ae0b47-c790-4f45-a559-cebc6802d56f">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> <date cert="high" when="1829-05-21">heut Abend</date> mit der Geige kommt, und daß <persName xml:id="persName_6187b34f-0467-45b0-aa66-901dce42bd59">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> <date cert="high" when="1829-05-22">morgen früh</date> um 12 in der <placeName xml:id="placeName_dec7c877-cf86-4614-acad-725b068c82b1">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu thun hat, und Fanny und Ritz zu Vicedirectoren ernannte. – Sollen wir diese Blätter nicht Hoppelpoppel und das Herz<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e34a827f-50e4-4bac-9726-d5547b700b74" xml:lang="de">Hoppelpoppel und das Herz – Titel des fiktiven Romans in Jean Pauls Flegeljahren (4 Bde., Tübingen 1804/05), an dem die Protagonisten Walt und Vult gemeinsam geschrieben haben.</note> nennen, ich bin Vult; das Herz bist Du.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_0f158e06-9103-4a4a-826e-9d31453eef28"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <date cert="high" when="1829-05-23" xml:id="date_3752934d-941f-4e2d-baf6-52547b2c4707">Sonnabend 23sten April</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_73c52546-d76f-46ef-abfe-e87edd0f6f02" xml:lang="de">23sten April – Fanny Mendelssohn Bartholdy irrte sich in der Monatsangabe. Gemeint ist der 23. Mai 1829.</note></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Das Kind ist so humoristisch, daß <persName xml:id="persName_76b9de50-9c94-493c-af09-0010f999ab9b">der alte Kantor<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> mit seinen schwerfälligen Augenbrauen nicht nachkommt. Laß sehn, ob Du folgende Geschichte goutirst: als ich gestern, meiner Vicedirectorschaft gemäß, vor 12 zu Zelter kam, kehlte die <persName xml:id="persName_60b1f5d8-7ee6-4145-bc8e-ce0e6061621d">Goroncy<name key="PSN0116858" style="hidden" type="person">Goroncy, Emilie</name></persName> im untern Saal, ich trat ein, und sie sang <persName xml:id="persName_7fc669d2-2c98-47d3-93a4-7f9516228926">Grell<name key="PSN0111523" style="hidden" type="person">Grell, August Eduard (1800-1886)</name></persName> ein Schweizerlied vor, darauf beurlaubte sich der; ich blieb noch einen Augenblick unten, und als ich darauf die Treppe steige, höre ich oben dasselbe Lied mit rührendem Vortrag klimpern, ich trete ein, Grell sitzt am Clavier, und ergötzt sich an Nacherinnerung. Wir feierten übrigens <placeName xml:id="placeName_912b02c6-9827-411c-b299-097016a64cdc">unsern <date cert="high" when="1829-05-22" xml:id="date_23f7861f-8fae-413f-bbb3-164301c7cd26">Freitag</date><name key="NST0100260" style="hidden" subtype="" type="institution">Freitagsmusiken von Carl Friedrich Zelter</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_291796ee-7596-400e-a2dd-2335d4a8e680" xml:lang="de">unsern Freitag – die am 22. Mai 1829 im Haus Carl Friedrich Zelters stattfindende Freitagsmusik.</note> durch ein <title xml:id="title_d057fef0-a3a6-419d-aea1-b23507aea22e">Bachsches Concert, <hi rend="latintype">edur</hi><name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107778" style="hidden" type="music">Konzert für Cembalo d-Moll, BWV 1052</name></title>, <title xml:id="title_39807426-0921-47a5-bddd-d542d5561bfb">Herr gehe nicht ins Gericht<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107758" style="hidden" type="music">Herr, gehe nicht ins Gericht BWV 105 (BC A 114)</name></title>, und den ersten Chor aus der <title xml:id="title_09b634f7-e847-40f1-bed7-ed02c09db3a1">Johannispassion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107772" style="hidden" type="music">Johannes-Passion BWV 245</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cc1c4b4a-eb24-42c4-a248-86e9eb2c1fa4" xml:lang="de">den ersten Chor aus der Johannispassion – Chor »Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm« aus der Johannes-Passion BWV 245 von Johann Sebastian Bach.</note> <persName xml:id="persName_16c7e6eb-96d5-461d-b0d0-df192588ea5a">Hellwig<name key="PSN0111862" style="hidden" type="person">Hellwig, Karl Friedrich Ludwig (1773-1838)</name></persName>, der nicht Bescheid wußte, tanzte immerfort ums Clavier herum, vor dem Anfang, und wunderte sich über meine Unverschämtheit, daß ich dabei stehn blieb. Am Ende frug er dann, ob nicht <persName xml:id="persName_8cc608b1-c0e5-41b7-924a-7d618517d5c6">Rungenhagen<name key="PSN0114359" style="hidden" type="person">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778-1851)</name></persName> an den Flügel sollte, da meinte ich, ich hätte Auftrag, und die Sache war abgethan.</p> <p><date cert="high" when="1829-05-21">Vorgestern</date> kam wol <persName xml:id="persName_4e10b7ad-90b3-4188-89a6-d0477f3e75ee">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> mit der Geige, aber die <persName xml:id="persName_67e90597-6dcc-4517-82c9-5a31cd2558b6">Cotta<name key="PSN0116449" style="hidden" type="person">Cotta von Cottendorf, Elisabeth Sophie (1789-1859)</name></persName> kam auch, und <persName xml:id="persName_f616d21e-f7d9-432e-96c7-abb820ac5ec4">der alte Onkel<name key="PSN0111892" style="hidden" type="person">Hensel, Onkel von → Wilhelm H.</name></persName> auch, und so ward nichts, als die <title xml:id="title_42640ca7-0de3-4226-a8ea-48a7746d32da">Cotta fertig gezeichnet<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111700" style="hidden" type="art">Elisabeth Sophie Cotta von Cottendorf (Zeichnung 1829)</name></title>.</p> <p><date cert="high" when="1829-05-22">Gestern Abend</date> kam der älteste <persName xml:id="persName_ed83b96c-b549-428a-bb93-d73ba58fe2c3">Lewenhagen<name key="PSN0117393" style="hidden" type="person">Lewenhagen, Herr</name></persName>, der auf <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">4</hi></formula> Jahr verreist, <persName xml:id="persName_e23bad1e-96b9-4c3c-9a0c-91a49572927d">Hrn v. Boguslawsky<name key="PSN0110007" style="hidden" type="person">Boguslawski, Wilhelm von (1803-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_b0f9a48b-f6b5-4455-af46-ce9c81497be0">Märcker<name key="PSN0113062" style="hidden" type="person">Märcker, Friedrich Adolf (1804-1889)</name></persName>.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_bf571edd-dea5-4931-aa64-094be33c1850"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-05-25" xml:id="date_e7377171-4267-478a-87dd-c72d8755a08a">Montag den 25sten.</date></seg> Eigentlich ist dies ein einen Tag um den andern Buch, aber Sonntag ist kein Tag, besonders<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> da <date cert="high" when="1829-05-25">Vormittags</date> die Academie Danziger sang.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9395026a-96ff-4707-8a5a-8b7e24edafb4" xml:lang="de">die Academie Danziger sang – Die Sing-Akademie in Berlin veranstaltete am 24. Mai 1829 ein Konzert zugunsten der durch Überschwemmungen geschädigten Schlesier. Es wurden Carl Friedrich Zelters Motette Tenebrae factae sunt sowie Vokalwerke von Johann Sebastian Bach, Johann Friedrich Fasch, Gottfried Heinrich Stölzel und Antonio Lotti gesungen (BAMZ 6, Nr. 22, 30. Mai 1829, S. 170 f., und AMZ 31, Nr. 27, 8. Juli 1829, Sp. 455).</note> Ich hörte zu, ich durfte nicht singen, weil ich einen schlimmen Fuß schon eine Zeitlang bei mir führte, dessen einzige Gefahr darin bestand, daß es gar nichts zu bedeuten hatte; den durfte ich aber nicht so lange stehen lassen und setzte mich deshalb unter die Zuhörer. Vieles und manches sangen sie gut und schlecht; <title xml:id="title_9c428746-c959-4523-a417-9ff50450cb77">Komm Jesu<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107777" style="hidden" type="music">Komm, Jesu, komm BWV 229</name></title>, glaub ich wurde noch nie so Holz gehauen, <title xml:id="title_801ba428-ddb5-4589-9fd8-907e78a795ec"><title xml:id="title_b2e179ee-6ae9-48a5-a07a-32e1a6981885">mehreres<name key="PSN0111009" style="hidden" type="author">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736–1800)</name><name key="CRT0111723" style="hidden" type="music">Davidiana</name></title><name key="PSN0111009" style="hidden" type="author">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736–1800)</name><name key="CRT0111710" style="hidden" type="music">Heil dem Manne, der rechtschaffen lebet (Psalm 119)</name></title> von <persName xml:id="persName_eef1263e-e98b-4628-a782-74fe7945d2e8">Fasch<name key="PSN0111009" style="hidden" type="person">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736-1800)</name></persName> ging recht gut; einige Dilettantinnen, z. B. Ritz<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c7420441-d912-4f76-8a3f-119e6596f4c6" xml:lang="de">Ritz – vielleicht Bertha Rietz, eine Schwester von Eduard und Julius Rietz. </note> sangen Solo, und das ist die Hauptsache, es war voll. Das Beste bei der Sache war, daß <persName xml:id="persName_ad6bf619-e942-4995-be05-722797cd726e">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> uns beiden Geren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_9b754314-a992-4e21-aa9a-eb3c55f2703e" xml:lang="de">beiden Geren – auch: Göre; scherzhafte Bezeichnung für ein kleines, unartiges, lebhaftes Kind, insbesondere für Mädchen gebräuchlich. Hier sind Fanny und Rebecka Mendelssohn Bartholdy gemeint.</note> auf dem Rückwege bei <placeName xml:id="placeName_8e86bb40-bc05-4702-99c6-0b31c5179774">Kranzler<name key="NST0100366" style="hidden" subtype="" type="institution">Kranzler</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b78556bb-b5ef-43be-ba76-2d4195d0c81b" xml:lang="de">Kranzler – 1825 von Johann Georg Kranzler eröffnetes Kaffeehaus Unter den Linden 25 / Ecke Friedrichstraße.</note> Station machen ließ, von wegen Fuß, und uns auf Eis setzte. Raspeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_b9d8ccf0-5e36-48ea-b528-57474973e918" xml:lang="de">Raspeln – Flirten.</note> thaten mir im Konzert <persName xml:id="persName_0e0f8744-1b26-40d2-9167-6f5f6f9a9cd1">Heinrich Beer<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName>, <persName xml:id="persName_48c4aaff-3ed5-4f8e-8b10-590266d13955">Hofrath Schmidt<name key="PSN0114614" style="hidden" type="person">Schmidt, Johann Philipp Samuel (1779-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1c606832-9434-479f-a27b-eec2490dc401">Professor Tieck<name key="PSN0115332" style="hidden" type="person">Tieck, Christian Friedrich (1776-1851)</name></persName>. Was ist mit mir? Wundere Dich nicht gar zu sehr, daß die Goroncy bei Zelter sang, dazu gehört doch nothwendiger <add place="above">Weise<name key="PSN0117586" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811–1858)</name></add> daß sie hier seyn muß, und damit Du das wissest, muß man Dirs doch anzeigen, ich zeige Dirs an. Sie trägt große Locken, und ein etwas abgewelktes Gesicht, und ist eine Sängerinn geworden, singen habe ich sie noch nicht gehört. – Wir sind jetzt, was junge Leute betrifft, herunter, die einzigen <date cert="high" when="1829-05-24">gestern Abend</date> waren <persName xml:id="persName_6c3c2710-3a2c-4956-a1d4-9e7d0525b3bc">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> und <persName xml:id="persName_9238e3f7-a330-4886-a815-5f3a19672775">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>; <persName xml:id="persName_0960a90d-7088-47df-8535-4c844c6dc2bd">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> ist nicht im Stande nur einen halben herbeizuschaffen; sonst ist er recht gut; solche Sachen ausgenommen, daß er schon im ersten Monat, als er einen Thaler Zulage bekam,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6e00e66-eb5c-43a8-aaba-c5e92b975f75" xml:lang="de">im ersten Monat, als er einen Thaler Zulage bekam – Paul Mendelssohn Bartholdy hatte am 1. April 1829 eine kaufmännische Ausbildung begonnen (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14).</note> sich einen Sammetkragen auf seinem alten Überrock stehen ließ, Abends zuweilen tiefsinnig, vieles verschweigend, die Hände in den Taschen spatzierend<seg type="pagebreak"> |5|<pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg> sich wichtig macht, wenn Leute dabei sind, und solche Dinge mehr, er ist aber fleißig, und hat seinen arroganten Ton sehr gebessert. Ich habe ihm, auf sein <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c2807487-3f2a-4297-9689-a3262e0a7d04">kle</del> wiederholtes Quälen, eine kleine Venetianer goldne Kette geschenkt; aber nur unter der Bedingung, daß er auf Fragen antworte, er habe sie von <persName xml:id="persName_c80bf9f7-41b2-424a-92d2-df6303132c5d">seiner Braut<name key="PSN0113264" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName>, auf die Bedingung hin trägt er sie, es hat ihm aber noch niemand die Freude gemacht, danach zu fragen. Am stillsten war er an <persName xml:id="persName_778b0721-6d42-40ff-a989-53cb386eed78">Pauline Hübners<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName> Hochzeittage,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d6e5c491-716d-4ac4-93be-578709cb32f8" xml:lang="de">Pauline Hübners Hochzeittage – Pauline Bendemann war seit dem 21. Mai 1829 mit dem Maler Julius Hübner verheiratet.</note> da lief er aus dem Comptoir weg in die Kirche, und versuchte nachher eine humoristische Beschreibung davon zu machen, der Wille war gut. Wo wir doch alles durch müssen. Wie hast Du Dich gestern bei <persName xml:id="persName_23747ba2-558a-477f-9a0f-ffc752c24ead">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> amüsirt?</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_1f455a13-710c-4921-9720-2266ccda94f6"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-05-27" xml:id="date_2aae0de6-ff58-4baa-b5ba-a51a3d11158c"><hi n="1" rend="underline">Mittwoch 27sten.</hi></date></seg> Von diesen Tagen ist nichts zu sagen, also sollte ich billig stillschweigen, aber nun fange ich erst recht an. <date cert="high" when="1829-05-26">Gestern</date> erfahr ich <persName xml:id="persName_523e03a2-271f-4c8e-8249-e0049fe67e53">Hensels<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> allerliebste Idee, mir den Stuhl von <title xml:id="title_ec7f13f5-065a-423d-8643-1c79154895c8">Deinem Bilde<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4cb671d3-6f80-4526-adbb-2ee1bc0deafd" xml:lang="de">den Stuhl von Deinem Bilde – zur Erläuterung des Vorfalls siehe Lea Mendelssohn Bartholdys Beschreibung in Brief gb-1829-06-02-01 Pauline Anna Milder-Hauptmann an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, vor dem 3. Juni 1829, Z.: »Gewiß haben mich die Gören wegen der Laube ein bischen angeklatscht«.</note> machen zu lassen, aber nicht, wie er es wünschte, sondern bei der Gelegenheit, daß <persName xml:id="persName_e239b170-b423-49dc-9a53-95a32b0dd35f"><hi rend="latintype">Mme</hi>. Robert<name key="PSN0114233" style="hidden" type="person">Robert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832)</name></persName>, die hier eingezogen ist, und natürlich nichts weniger als die Idee hatte, uns dadurch zu stören, diesen Platz für sich wählte; ich bin heut zu ihr gegangen, und habe sie gebeten, einen andern zu wählen, aber natürlich ist ihm die Freude verdorben. Ueberhaupt geht es mit Kleinigkeiten, wie es gegangen ist. Für mich bin ich wenig reizbar, wie ich aber früher für Dich an solchen Dingen litt, so jetzt für Hensel, den es fast so, wie dich affizirt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_423223ee-e81d-48ac-9e35-84a0973ea88d" xml:lang="de">affizirt – von lat. afficere, erregen, ergreifen.</note> <persName xml:id="persName_fc1b4b3e-1b34-4245-b5ef-ba1042675ca4">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> hat noch immer nicht<seg type="pagebreak"> |6|<pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg> gelernt, zu irgend einer Sache ja zu sagen, und das giebt nach wie vor die unangenehmsten Momente. Noch neulich hatte ich wegen meiner Heirath eine der schlimmsten Scenen mit ihr. Uebersieht man freilich die Sache im Ganzen und Großen, so ist sie schön und gut, und unverbesserlich, und die kleinen Ecken und Flecken fallen weg. Aber so gut und so klug wie Du ist keiner von uns, und darum erlangt keiner was von Mutter. Du bist unser Alpha und Omega und alles was dazwischen liegt. Du bist unsre Seele, und unser Herz und der Kopf dazu, der Rest mag sich hängen lassen. Wir sind Alle recht gut, so lange Du nicht da bist, aber von da an taugen wir wenig. Du bist eine Gattung Haupthahn, an Dir ist was, an uns schon weniger. Das Stück spielt jetzt oft, wir nehmen <title xml:id="title_650e801d-8206-4098-845b-257aa68a59d2">die kleine Titania<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110856" style="hidden" type="dramatic_work">Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ce2732b6-38a8-46d5-ba13-f90dbe65c0ae" xml:lang="de">die kleine Titania – Titania ist die Elfenkönigin in Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum.</note> in die Hand, und sagen, gesegnete Malzeit, aber wir setzen ein O davor. Für mich giebt es eigentlich zwei Gattungen von Menschen, Du, und dann die Andern. <persName xml:id="persName_c29151c1-86d8-4f04-b877-7ba5f3dc50f3">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> wird das lesen, aber das genirt mich wenig, sie weiß doch, daß sie da ist, und Hensel, und noch Stücker drei oder vier, und sie kann es auch schreiben. So, nun habe ich Dir was vorgeklönt, und Dir vielleicht die Stunde verdorben, in der Dus liest, nun bin ich zufrieden. Nur noch eins, was macht denn die <title xml:id="title_6808fe4b-fd1c-4d8a-a33b-260483703dae">d moll Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_zoepxi6i-0fvq-rupz-7tov-1u72sobufu5u"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100341" style="hidden">Sinfonie d-Moll (»Reformations-Sinfonie«) für Orchester, [1829] bis 12. Mai 1830; 11. November 1832<idno type="MWV">N 15</idno><idno type="op">107</idno></name></title>, denkst Du an sie? <title xml:id="title_12301a75-bcca-4bd6-a275-fc79b83a3dfd">Deine schottische Sonate<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_05srnvqm-exus-3ehv-meqo-3axa4ah0rwzd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="piano_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_piano_two_hands" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100440" style="hidden">Fantasie (Sonate écossaise) fis-Moll, 29. Januar 1833<idno type="MWV">U 92</idno><idno type="op">28</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_caebb302-d70b-4b4e-8350-7f0aa6a2677b" xml:lang="de">Deine schottische Sonate – Gemeint ist die Frühfassung von Mendelssohns Fantasie (Sonate écossaise) fis-Moll, op. 28 (MWV U 92). Die Komposition vollendete er am 29. Januar 1833 (vgl. MWV, S. 321).</note> spiel ich oft.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_0f6e8745-2eeb-4edb-9815-150cdbf57b6a"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|7|<pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg> <seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-05-28" xml:id="date_94c429fc-3581-4902-ba02-9cfcbf2c2f94"><hi n="1" rend="underline">Himmelfahrtstag</hi></date></seg> Hat Fanny allein das Recht, Dir die Ohren voll zu klagen; ich habs auch, zumal da mir eben die schönste Pfingstfeier willkührlich und ungestüm zerstört worden ist. Du weißt nicht, daß ich nicht mit Paul zum Abendmahl gegangen bin; <persName xml:id="persName_8befd301-8867-485c-84dd-1d27fe0803f5">Caroline Heines<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> wegen, die ihr kaltes Fieber<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_dce35cee-f6e5-4060-8f87-55dcdbabdb47" xml:lang="de">kaltes Fieber – Das heute als Malaria bekannte »Kalte Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt, bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf.</note> nicht in die Kirche führen durfte. Nun wollten wir zusammen zu Pfingsten<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9cfcf3ba-5376-45f9-8e74-07d2e4a9525f" xml:lang="de">Pfingsten – Pfingstsonntag fiel 1829 auf den 7. Juni.</note> gehen, und sie wollte in die Stadt kommen, und die ganze Pfingstwoche bei uns wohnen, wie wir uns darauf gefreut hatten, kannst Du Dir vorstellen, wir hatten schon über jede Stunde verfügt, unser ganzes Leben hatten wir uns so hübsch fleißig und still ausgemalt: da erfahre ich <date cert="high" when="1829-05-27">gestern</date> durch Rad,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_be4ff44c-fa08-466c-80b0-0518eb3cc571" xml:lang="de">durch Rad – Gemeint ist der Zirkel (das »Rad«), den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> daß d<persName xml:id="persName_51d488fa-87e0-461f-82ae-527c4ebd00a8">ie ganze Heinesche Familie<name key="PSN0111811" style="hidden" type="person">Heine, Familie von → Heinrich Carl H. (-)</name></persName> wieder das Fieber hat. Ist das nicht jämmerlich, ich hatte mich so dazu gefreut. Und Fanny ist Braut, und Du bist in London, und die beiden Briefe, worauf Du Dich berufst, sind nicht angekommen, nur <title xml:id="title_c77f1482-bd75-4402-8790-b59cf76bdba7">der Eine gestern <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-05-22-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 22. Mai 1829</name> </title>, wo Du von den Kerls ohne Hosen, und dem Duett erzählst. Lieber Felix, bitte, vertraue Deine Briefe einzig und allein dem <hi rend="latintype">steamboat</hi> über Hamburg an, es ist wahrlich das Einzige pünctliche. Oder gebe ich Dir wieder auf hundert und so viel Meilen Entfernung einen dummen Rath, und ennuiirte<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fd0fe09f-0283-43e8-be18-d13ae67eb60f" xml:lang="de">ennuiirte – von frz. ennuyer, langweilen, verdrießen.</note> Dich? Es wäre ganz in meiner Art. Sey nicht böse, daß ich dumm geblieben bin, Du weißt ja, schade drum.</p> <p><date cert="high" when="1829-05-30">Übermorgen</date> reisen diese Blättchen, ich trage ihnen die schönsten Grüße auf.</p> <p><date cert="high" when="1829-05-27">Gestern</date> war das Danziger Concert der <persName xml:id="persName_41695e04-ce9b-4e8e-a7a4-55f9343dff56">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_af139077-f5f8-4808-96b5-14c2253cdf25" xml:lang="de">Gestern war das Danziger Concert der Milder – Die Sängerin Pauline Anna Milder-Hauptmann gab am 27. Mai 1829 in der Marienkirche ein Konzert zugunsten der durch das Hochwasser geschädigten Danziger, in dem u. a. Auszüge aus Händels Messiah HWV 56, Mendelssohns Arie Ave maris stella für Sopran und Orchester MWV C 3 sowie Orgelmusik von Johann Sebastian Bach gespielt und gesungen wurden (BAMZ 6, Nr. 22, 30. Mai 1829, S. 171, und AMZ 31, Nr. 27, 8. Juli 1829, Sp. 456).</note> Fanny mag davon berichten, da ich mich nicht darauf verstehe, fand ichs mordlangweilig. <persName xml:id="persName_4a2ef8a6-dfe7-45a1-a7f2-a4d8de42d6c8">Bach<name key="PSN0109606" style="hidden" type="person">Bach, August Wilhelm (1796-1869)</name></persName> spielte eine Fuge v. <persName xml:id="persName_e480aa96-61f4-4a97-9a02-54a3b9489c81">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden" type="person">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> mit einer Introduction v. Bach. Auf den Abend <persName xml:id="persName_5b3b2b7b-dcc7-4fe6-bcbe-b777a141ba57">Märker<name key="PSN0113062" style="hidden" type="person">Märcker, Friedrich Adolf (1804-1889)</name></persName> <hi rend="latintype">with <persName xml:id="persName_6b176262-2678-4021-90d6-4902db370fbc">sister<name key="PSN0117482" style="hidden" type="person">Märcker, Amalie (Mälchen)</name></persName></hi>.</p> <p><seg type="pagebreak">|8|<pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg> <persName xml:id="persName_30bd86f5-212a-4f42-a154-92369ddedbac">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> nimmt sich meiner sehr an, und hört mich gern Deine Lieder singen; ich sehe aber jetzt ein, wie Recht Du hast, daß ich nur den Auszug aus dem <title xml:id="title_23f5fa3d-e83b-4649-9769-033f146d5e92">Kinderfreund<name key="PSN0117976" style="hidden" type="author">Rochow, Friedrich Eberhard Freiherr von (1734–1805)</name><name key="CRT0111637" style="hidden" type="literature">Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen</name><name key="PSN0115802" style="hidden" type="author">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770–1831)</name><name key="CRT0111636" style="hidden" type="literature">Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7059cee8-6f3e-4936-b67c-64c3f8602dd6" xml:lang="de">dem Kinderfreund – Friedrich Eberhard von Rochow, Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen, 2 Bde., Frankfurt a. M. 1776/79, oder Friedrich Philipp Wilmsen, Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen, Berlin 1802.</note> lesen soll. Marx hat mir <title xml:id="title_1b0ae35b-f26c-4850-a663-7949187d41ba">Helena<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_070f8286-69a4-4f78-8200-d753ceec9816" xml:lang="de">Helena – Der »Helena-Akt« aus dem zweiten Teil von Johann Wolfgang von Goethes Faust ist mit dem Untertitel »Klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust« in der Vollständigen Ausgabe letzter Hand (Bd. 4, Stuttgart und Tübingen 1827) vor der Gesamtveröffentlichung (Stuttgart 1832) erschienen.</note> befohlen, ich habe sie zwar noch nicht ausgelesen, aber doch sehr aufmerksam, und ich verstehe wenig davon, denn es gefällt mir nicht; ich kann mich gar nicht hinein finden, und das tadelt Marx eben an mir, eben so am Gesange, und hat mir aufs strengste befohlen <title xml:id="title_f648156a-c6ab-4e2b-a87a-83a5b63d0f94">Clytämnestra<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714–1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_280bf54d-072e-4a16-86fb-9e141e2e1cbc" xml:lang="de">Clytämnestra – Person aus der Oper Iphigénie en Tauride von Christoph Willibald Gluck.</note> zu singen. Ich mußte lachen, Du wirsts auch thun, und wirst wahrscheinlich Recht haben. Neulich wollte er aber auch, ich sollte <title xml:id="title_b47d9340-bb58-4334-830b-783e6d77c38f"><title xml:id="title_e1edc36f-3620-42b3-819c-105fbb10e197">Wilhelm Meister<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108868" style="hidden" type="literature">Wilhelm Meisters Wanderjahre</name></title><name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108866" style="hidden" type="literature">Wilhelm Meisters Lehrjahre</name></title> lesen, dagegen wiedersetzte ich mich, er wurde böse, nannte es Ziererei von mir, über die ich längst hinweg seyn müßte, da berief ich mich auf Dich, und sagte, Du hättest mirs verboten. Heute will ich aber ein gut Stück Helena noch lesen, das soll meine Himmelfahrtsfeier seyn. Wie viel Dank sind wir Dir unter andern wegen Marx schuldig. Hättest Du doch eine Rede gehört, die er mir neulich hielt, wo er mich schalt, ich sollte mich nicht so wohl in meiner Haut fühlen, ich sollte Klytämnestra singen; da ich nie so groß gewachsen und so majestätisch und so rachsüchtig wäre, so müßte ich lernen, wie solch einer zu Muthe ist. – </p> <p>Du wirst wohl von dort herüber so viel Localkenntniß der hiesigen <del cert="low" rend="strikethrough">Local</del>Angelegenheiten haben, daß Du Dich nicht über <persName xml:id="persName_b1cb71c4-93b4-44a8-bd15-ebbbdc454d30">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_98a879fd-6cc0-476e-aca0-663f8cdbaa0a">Eda<name key="PSN0109802" style="hidden" type="person">Benda, Eda Anna (1812-?)</name></persName> beunruhigst, es ist gewiß nichts, als ein „väterliches Attachement“ sagt er. <date cert="high" when="1829-05-28">Heut Abend</date> kommt er, wenn dann die <persName xml:id="persName_845e98b1-cc1b-4cf0-9b34-dcc08c357091">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> bald weggeht, machen wir Musik. Er ist gut jetzt, wir sind mit ihm seelencontent<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33563fe5-d001-4831-9c28-9b7eb66e4d1b" xml:lang="de">seelencontent – frz. content, zufrieden.</note> wie <persName xml:id="persName_eef532fa-ba06-465a-8d21-61e5696dd2e4">Betty<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName> sagt.</p> <signed rend="right"><add resp="UW" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>