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gb-1829-05-13-01

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Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co. <lb></lb> Berlin, 12. und 13. Mai 1829 Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden, Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 8. Mai 1829 Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 22. Mai 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/49Hü. Autograph Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat & Co.; Berlin, 12. und 13. Mai 1829 Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden,

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Abraham Mendelssohn Bartholdys Hand, 3 Poststempel [BERLIN 5-6 / 13 / 5], [SHIP LETTER LONDON / 18MY18 / 1829], [SCHIFFSBRIEF POST HAMBURG / 15 MAI / 1829], Siegel.

Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy

Green Books

Weissweiler, Briefwechsel, S. 63 f. (Fanny Mendelssohn Bartholdys erster Briefteil, Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

12. und 13. Mai 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) London Großbritannien deutsch
A Messieurs Messrs Doxat & Co. pour remettre à Mr Felix M. Bartholdy Londres. p. Hambourg bateau à Vapeur
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin, den 12ten Mai 29.

Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden, er stellt es ihnen wenigstens frei, und hat es seiner Talentlosigkeit zu danken, wenn es nicht geschieht. Das eigentlich Schreckliche dabei aber ist, daß man ganz Maaß und Ziel verliert und am Ende einer jeden Zeile stark vermuthen kann, man habe schon einen langen Brief geschrieben. Das ist nun aber so, ein Jeder will schreiben, Jeder Bogen doppeltes Porto – facit, ein großer Bogen, Du wirst daran in London schon gewöhnt, und Dich am Ende, wenn dieser Brief ankommt, wundern über das kleine Billet. GustavMagnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870) läßt Dich grüßen, er war gestern plötzlich hier, und so entzückt von den pariser Kaffeehäusern, Spiegeln, und Eleganz (Gustav!) daß er meinte, er verachte nur Berlin, nicht die Berliner, ich lobte seine Güte, er nahm es erst für Ernst, wurde dann bissig, und sagte, als er eine Stunde darauf wegging, wenn ich wiederkomme, sagen Sie nicht wieder, wie gütig ich sei. (Wie Gustavsch) Er hat HornHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) in Paris gesehn, der 4 T. vor seiner Abreise ankam, Du wirst das directer erfahren haben. FinkFincke, Gustav Adolph (Adolf) ist vorgestern abgereist, wie wir durch MärckerMärcker, Friedrich Adolf (1804-1889) wissen, der die Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111714" style="hidden" type="art">Amalie Märcker (Zeichnung 1829, verschollen)</name> seiner SchwesterBrautMärcker, Amalie (Mälchen)die Zeichnung seiner SchwesterBraut – Wilhelm Hensels Zeichnung von Amalie Märcker vom 11. Mai 1829 ist nicht bekannt. bei uns HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) bestellt hat, was gestern ausgeführt worden. Montag ist ihre Hochzeit,Montag ist ihre Hochzeit – Amalie Märcker heiratete am 18. Mai 1829. Der Name des Ehemanns ist nicht bekannt. Donnerstag über 8 T. PaulinensBendemann, Pauline Charlotte (seit 21.05.1829 → Hübner),Donnerstag über 8 T. Paulinens – Pauline Bendemann heiratete am 21. Mai 1829 den Maler Julius Hübner. vorgestern war Agnes RauchsRauch, Agnes (1804-1881).vorgestern war Agnes Rauchs – Sie heiratete am 10. Mai 1829 in zweiter Ehe den Anatomen Johann Samuel Eduard d’Alton. Meine ? ?Meine ? ? – Fanny Mendelssohn Bartholdy hatte sich am 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829). Die Hochzeit fand am 3. Oktober 1829 statt. Sonntag früh war eine Fete „bei meinen drei Fräulein im Schloß„„bei meinen drei Fräulein im Schloß„ – zehnte Zeile des Gedichts »Da droben auf jedem Berge« aus dem Buch der Lieder von Heinrich Heine; Erstdruck: Hamburg 1827, S. 194. bei Hensel in der Jägerstraße,Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße – Wilhelm Hensel präsentierte am 10. Mai 1829 in seiner Wohnung in der Jägerstraße 20 sein am 2. Mai 1829 vollendetes Gemälde von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der heutige Aufbewahrungsort des Porträts ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2. Fanny Mendelssohn Bartholdy notierte für den 10. Mai 1829 in ihr Tagebuch: »Sonnt. früh ein Dejeuner bei H der ganzen Familie zu Fs Bilde gegeben.« Dir zu Ehren. Die ganze Familie, Tante HinyMendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862), MarianneMendelssohn, Marianne (1799-1880) und AlexanderMendelssohn, Alexander (1798-1871), HeysensHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BettyBeer, Rebecka (Betty) (1793-1850) Tante JetteMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831), und sogar Tante MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831) war gekommen, zu unsrer sehr großen Freude. Tante Meyer, die Einzige, die Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name>Dein Bild – siehe Kommentar zu Z.: Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße. noch gar nicht kannte, war sehr erfreut darüber, saß lange davor, und unterhielt sich ordentlich mit Dir. Deine Gesundheit wurde in Chocolade getrunken, und in Kuchen gegessen. Als die meisten fort waren, ließ ich mir ein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111715" style="hidden" type="art">Selbstbildnis (Ölgemälde 1814?)</name> zeigen, welches H. von sich in seinem 20sten Jahr gemalt hat, als Leinewandein Bild … welches H. von sich in seinem 20sten Jahr gemalt hat, als Leinewand – Gemeint ist Wilhelm Hensels Selbstbildnis, auf dem er in Soldatenuniform abgebildet ist (Erlangen, Privatbesitz). Hensel hatte 1813/14 als Freiwilliger in der von Friedrich Wilhelm III. von Preußen aufgestellten »Garde-Kosaken-Escadron« an den napoleonischen Freiheitskriegen teilgenommen. und wo er so wunderhübsch aussieht, daß er mir schon gefiel. Bei Tisch war es ein großer Spaß, denn da rissen sie sich es beständig aus der Hand, und VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sagte am Ende, es sey ihm recht lieb, daß MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) nicht zwanzig Jahr jünger wäre, so gut gefiel ihr der schöne Leinewand. CarolineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) und AugusteWilmsen, Auguste (1811-1891), die den Abend kamen, küßten das Bild, und MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) erkannte es auf der Stelle. Das war ein großer Triumph für mich. Nun höre eine schöne Geschichte. Vorigen Freitag bei ZelterFreitagsmusiken von Carl Friedrich ZelterBerlinDeutschlandZelter, Carl Friedrich (1758-1832)Vorigen Freitag bei Zelter – bei der am 8. Mai 1829 im Haus Carl Friedrich Zelters stattfindenden Freitagsmusik. merkte ichs gleich DavidsDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) Backenbart an, daß er beleidigt sey, Sonntag frug ich Nase, und was hörte ich? Daß er es übel genommen habe, nicht zum Kaffee gebeten worden zu seyn. Giebts das? NaseHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) war göttlich, als er mir die Geschichte in seinem gewissen, komisch kläglichen Ton erzählte. Erkläre mir das Einzige, lieber Felix, warum in Deinen Briefen so wenig von KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) die Rede ist, und warum der Rüpel selbst nicht schreibt? Siehst Du ihn denn so wenig, thust Dus, so erinnere ihn doch, daß ich ein junger Mensch bin, heiße so und so, bin der und der, wohne da und da, und er ist mir nicht so wohl 5 rt als einen Brief schuldig. Wie gehts RosenRosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)? Auch von ihm ist wenig die Rede. WickerWicker, Herr aus SpandauSpandauDeutschland läßt Dich grüßen, er war eben hier, und brachte mir seinen kleinen Schüler, ein Kind von 10 Jahren, das 2 lernt, und wirklich zum Verwundern spielt. Ich unterstützte den Schüler mit einem Stück Kuchen, den Lehrer mit meinem guten Rath, nun wollen wir sehn, was daraus wird.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)

Guten Morgen, junger Mensch, es ist hübsch, daß Du auch einmal an mich denkst. Alle die diplomatischen Nachrichten muß ich heute verschweigen, wegen dieses großen Familienhauses, wo jeder lieset, was geschrieben steht; ich hatte mir schon die schönsten Warnungstafeln ausgedacht, etwa: hier liegen Fußangeln und Selbstschüsse, oder: verbotener Sitz, oder: im Walde werden keine Kinder ermordet,im Walde werden keine Kinder ermordet – Anspielung auf den Kindermörder Louis-Auguste Papavoine. Dieser hatte am 10. Oktober 1824 im Wald von Vincennes zwei Kinder erstochen und wurde dafür hingerichtet. und so fort, aber was hilfts, mit sehenden Augen lesen sie. Das Wichtigste werde ich daher mit griechischen Buchstaben schreiben, wie z. B. daß PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) auf seinem Comptoir drei Correspondenten hat, einer heißt Jüdel Schlumper, einer Michel Stecknadel, und einer Saul Simon Katzenellenbogen. Mit dem Brieflesen habe ich übrigens in Hamburg die allerschönste Geschichte erlebt; Du wirst Dich erinnern, und wenn Du Dichs nicht erinnerst, so sage ich Dirs hiermit, daß ich Dir schrieb Vater machte Geschäfte. Solches schrieb ich nur, um Vater, der mir von freien Stücken versprochen hatte, meinen Briefdaß ich Dir schrieb Vater machte Geschäfte … meinen Brief – siehe Brief gb-1829-04-22-01 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Hamburg, 19., 20. und 22. April 1829. nicht zu lesen, auf die Probe zu stellen. Und richtig frägt Vater den andern Morgen, woher ich wisse, daß er DänenDänen – dänische Aktien oder Anleihen. gekauft, ich schonte ihn aber, und sagte nicht woher er wisse, daß ich wisse, daß er u. s. w. Ich habs immer gesagt, Berlin wäre ein Nest, kein großer Mann könne darin leben, man sey ärmlich, es gäbe kein Volksleben, nun habe ich wieder eine Bestätigung meiner Behauptung; da kömmt Gustav MagnusMagnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870) und hat die Welt in den Pariser Salons gesehen, und hat mit Dr. BeckerBecker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834) und Michael BeerBeer, Michael (1800-1833) Komödie gespielt, und dem ist es nun zu klein, und zu krähwinkelig<name key="PSN0114232" style="hidden" type="author">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778–1832)</name><name key="CRT0110526" style="hidden" type="dramatic_work">Lebende Wachsfiguren in Krähwinkel</name>.krähwinkelig – Anspielung auf Ludwig Roberts Posse Lebende Wachsfiguren in Krähwinkel (UA 1827). Unterstehe Dich und komme zurück, und sey ein Sudkind. Das Neuste ist, daß MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) und RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) sich lieben, und sich besuchen, erzähle das nicht wieder, wenn es unter die Londoner Lästermäuler kommt, so weiß es gleich die ganze Stadt. – HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859) sagt, die Affen sprächen darum nicht, weil sie nichts zu sagen wüßten;Humboldt sagt, die Affen sprächen darum nicht, weil sie nichts zu sagen wüßten – Alexander von Humboldt äußerte in seinen Kosmos-Vorlesungen: »Mit Recht sagt Lordan in seiner Untersuchung über den grünen Affen: die Affen sprechen nicht, weil sie nicht zu sprechen haben«. Siehe Henriette Kohlrausch, Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt (Nachschrift der ›Kosmos-Vorträge‹ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828), [Berlin 1828], 11. Vorlesung, fol. 50r-50v. Digitalisat. ich erkläre es anders, die Affen reden nicht, weil sie einig sind. Ich bin einig.

Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)

ich hoffe es nach und nach zu bewürken, daß Dir von allen an einem Bogen geschrieben werde. Noch trauet man mir nicht genug Selbstüberwindung zu, zu Geschriebenem hinzuzuschreiben, ohne es zu lesen, ich kann es aber würcklich, und versichre, das vorstehende nicht angesehen zu haben und niemals ansehen zu wollen. Überhaupt ist die Schreiberei an Dich, noch nicht in Ordnung, und so kann ich heute nicht zu Deinem letzten Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-05-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 1. Mai 1829</name> vom 1t Mai gelangen, und muß mich daher darauf beschränken, aus dem Gedächtnis zu berühren, was ich draus beantworten wollte.

Also vor allem! Du darfst keineswegs drauf rechnen, daß Aufträge welche Du ertheilst, sogleich mit umgehender Post ausgeführt werden, es ist selten möglich |2| und niemals so sicher, daß Du Einrichtungen danach treffen kannst. Über die Confusion mit Deinen Musikaliendie Confusion mit Deinen Musikalien – betrifft Kompositionen, die Felix Mendelssohn Bartholdy in London aufführen wollte. Siehe Brief gb-1829-05-09-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 7. und 9. Mai 1829. wird Dir alles schon geschrieben worden seyn, Nachdem FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847), MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), RietzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) und zuletzt MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) alles durchsucht haben, ohne etwas zu finden, war es allen wahrscheinlich, daß Du mitgenommen, und also in Deinem Zimmer haben müssest, was Du hier suchen ließest, und wir hofften, Du würdest es einstweilen gefunden, oder Dich entschloßen haben, dort dubliren zu laßen, was ja auch das allereinfachste gewesen wäre; solche Bestellungen über See, die auf eine bestimmte Stunde eintreffen sollen, sind immer das allerunzweckmäßigste.

Eine Aeußerung in Deinem Schreiben hat mich interessirt. Du sagst, Du wollest nicht eher öffentlich spielen, als bis von Deiner Musik in der philharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien etwas gegeben worden sey. Du willst also öffentlich spielen, und das scheint mir ein sehr richtiger und vernünftiger Entschluß. Du hast zwar dort mit großen Erinnerungen, und bedeutenden rivalen zu thun, allein da Du Dich entschloßen, zu spielen, so wirst Du auch das Bewußtseyn und die Krafft in Dir haben, der Sache eine neue Seite abzugewinnen und durch Invididualität zu intereßiren. Dann ist dieser Weg, sich der Welt bekannt zu machen, und dem etwanigen Neuen, welches man intendirt, einen Eingang zu verschaffen, der sicherste und bequemste. Ich prophezeihe Dir den besten Erfolg, und brauche Dir nicht zu sagen, wie wir begierig sind zu erfahren, welche Aufnahme Deine Kunst erfahren. Mit der persönlichen kannst Du zufrieden seyn. Allein so wenig der Mensch, mit dem kein andrer etwas zu thun haben will, und der sich gezwungen freywillig in die Einsamkeit zurückzieht, seinen Lebensberuf erfüllt hat, so wenig der Künstler seinen Künstlerberuf, der nicht auf seine Zeit würkt, und von ihr erkannt wird. Kunst ist Leben, und Leben ist Kunst, beide müßen sich tragen und durchdringen, sie müßen in guter Ehe leben, das coelibat taugt für beide Nicht.

Da SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) gewiß dafür gesorgt haben wird, daß <hi rend="latintype">Mozarts</hi> <hi rend="latintype">Biographie</hi><name key="PSN0117719" style="hidden" type="author">Nissen, Georg Nikolaus (1761–1826)</name><name key="CRT0111722" style="hidden" type="science">Biographie W. A. Mozart’s</name>Mozarts Biographie – Georg Nikolaus Nissen, Biographie W. A. Mozart’s. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen, mit vielen neuen Beylagen, Steindrücken, Musikblättern und einem Fac-simile, Leipzig 1828. Gaspare Spontini hatte 1827 Mozarts Witwe Constanze in Salzburg besucht und danach in Berlin Subskribenten für das Buch gesammelt. auch nach London gegangen, so empfehle ich Dir sie zu lesen; sie ist sehr intereßant und instructif, nehmlich alles was Correspondenz darin ist; etwa 1/8 des ganzen. 7/8 braucht man nicht zu lesen.

Das heutige BußtagsconcertDas heutige Bußtagsconcert – Gaspare Spontini veranstaltete am 15. Mai 1829 sein jährliches Benefizkonzert zugunsten des Spontinifonds. In diesem Konzert trat Niccolò Paganini zum letzten Mal in Berlin auf. Er spielte darin eine »neu componirte, ziemlich bizarre Introduction«, das Rondo seines 2. Violinkonzerts h-Moll, op. 7 (La Campanella), eine Sonate auf das Thema der Preghiera aus der Oper Moses von Gioachino Rossini sowie seine Variationen über das Duett »Nel cor più non mir sento« aus der Oper La molinara von Giovanni Paisiello (AMZ 31, Nr. 27, 8. Juli 1829, Sp. 454 f.). Der Spontinifonds war eine 1826 durch Gaspare Spontini gegründete Unterstützungskasse für Mitglieder der Königlichen Hofkapelle und des Chorpersonals. Siehe dazu Wilhelm Altmann, Spontini an der Berliner Oper. Eine archivalische Studie, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, 4. Jg., H. 2. (Februar 1903) S. 290-292. besteht aus der Ouverture zur Vestalin<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110971" style="hidden" type="music">La vestale</name> (”es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108823" style="hidden" type="literature">Der Gott und die Bajadere</name>)es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder – Vers der neunten Strophe des Gedichtes Der Gott und die Bajadere von Johann Wolfgang von Goethe. PaganiniPaganini, Niccolò (1782-1840), und mehreren Arien von HändelHändel, Georg Friedrich (1685-1759) und GraunGraun, Carl Heinrich (?-1759).mehreren Arien von Händel und Graun – Auf dem Programm des Bußtagskonzerts standen Arien aus Georg Friedrich Händels Oratorien Messiah HWV 56 und Samson HWV 57, aus Carl Heinrich Grauns Passionskantate Der Tod Jesu GraunWV B : VII : 2 sowie die Sopranarie »Nun beut die Flur das frische Grün« aus Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung Hob. XXI : 2. Siehe AMZ 31, Nr. 27 (8. Juli 1829), Sp. 455. Ich habe etwas Schnupfen u. s. w. und glaube nicht daß ich hineingehn werde.

Neulich zeigte HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) in seinem Zimmer, Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name>Neulich zeigte Hensel in seinem Zimmer, Dein Bild – siehe Kommentar zu Z.: Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße. der Familie im wertesten Umfange des Worts. Wir hatten die Freude die MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831) auch dort zu sehen; Dein Bild gefiel uns und allen sehr, was aber Hensel am besten gefiel, war, daß Fanny die Wirthinn machte und Chocolade mit Kuchen vertheilte. Ich wünschte sehr, daß Mutter der Sache ein Ende machte, und sie trauen ließe; sie will aber noch nicht; es fehlen auch noch einige Tischtücher und Spucknäpfe.

Heute bekommen wir, so Gott will, wieder Briefe von Dir. Wenn nicht am Dienstag auch ein Oppositionsboot nach Hamburg geht, wie es letzten Dienstag 5ten Mai der Fall war, so hilft es Dir wenig oder Nichts, andres als am Freitag zu schreiben; richte es aber ein daß DoxatsDoxat, Familie von → Eugen D. Dich unterrichten, wann ein Oppositions oder andres Dampfboot nach |3| Hamburg geht, und hast Du dann was zu schreiben, so benutze derselben, denn durch diese Gelegenheit, haben wir die Briefe den 4t oder 5t Tag, durch jede andre, dauert es 6 bis 7.

Siehst Du Doxats (Du wirst ja wohl bald Geld hohlen), so grüße sie recht freundschaftlich in meinem Nahmen. Gott erhalte Dich. Allen Freunden schöne Grüße von

Deinem Vater A.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)

Dank, dank, lieber Freund Klingemann, für Ihren lieben, prächtigen Brief,Ihren lieben, prächtigen Brief – Brief von Carl Klingemann an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 24. und 28. April 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54). der in diesem Augenblick eintraf, und den ich gleich den ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) und RebeckaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) zweimal en suiteen suite – frz., in Folge. vorlas. Ich antworte ihm nächstens auf unserm gewöhnlichen Wege. – Dir, mein Felix, die herzlichsten Grüße von Hensel, er wollte wieder schreiben. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) schreibt Dir heut oder morgen über Holland, und bat mich, Dir dies zu bestellen. Er ist zu DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) gegangen, der sich auf die niedlichste, freundlichste Weise mit ihm beschäftigt, und dem er Deine Briefe mitgenommen hat. Uebrigens hat er sich einen Sammtkragen auf seinen braunen Ueberrock setzen. Gestern auf der AcademieSing-AkademieBerlinDeutschland frug Alles nach. Wir sangen Davidiana<name key="PSN0111009" style="hidden" type="author">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736–1800)</name><name key="CRT0111723" style="hidden" type="music">Davidiana</name>,Davidiana – Psalmen für eine bis acht Stimmen in Martin Luthers Übersetzung von Carl Friedrich Fasch. einige St. 16stimmig, dann kam RadziwillRadziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833), es ist also unnöthig das Cruxifixus<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666–1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name>das Cruxifixus – Die Komposition von Antonio Lotti wurde im Konzert der Sing-Akademie am 24. Mai 1829 zugunsten der durch Überschwemmungen geschädigten Schlesier aufgeführt. Es wurden zudem Carl Friedrich Zelters Motette Tenebrae factae sunt sowie Vokalwerke von Johann Sebastian Bach, Johann Friedrich Fasch und Gottfried Heinrich Stölzel gesungen. Siehe dazu BAMZ 6, Nr. 22 (30. Mai 1829), S. 170 f., und AMZ 31, Nr. 27 (8. Juli 1829), Sp. 455. zu nennen, welche ewig wiederholte Galanterie auf der Academie einigen Unwillen erregte. Im Allgemeinen ist zu bemerken, daß ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832) jetzt meist selbst begleitet. Die GoroncyGoroncy, Emilie ist hier, auf einige Wochen, ich habe sie aber noch nicht gesehn. Weißt Du schon, daß Paul EinbrodtEinbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840) nach London geht? AlbertHeydemann, Albert Gustav (1808-1877) wird ihm schreiben, daß und wo Du da existirst. Adieu, mein Schatz, befinde Dich wohl in deinem weiten Himmelbett, welches wieder in einem noch weitern Himmelbett, LondonMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847) steht, wo schon Platz für einen Sterblichen ist, sich umzudrehen. Addio, leb wohl, und sey vergnügt.

Fanny Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)

d. 13. Ich bin so wenig gewohnt, auf Londner Kaffeehäusern Zeitungen in großem Format zu lesen, liebster Felix! daß Du mir verzeihen mußt, wenn ich mir den großen Elephanten (ich kann die race von Olimpia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name> her nicht leiden) halbire, und vielleicht die 2. columneden großen Elephanten … Olimpia … die 2. columne – Lea Mendelssohn Bartholdy verglich das große Format der in dieser Zeit von der Familie benutzten Briefbögen (rund 44 x 27 cm), die Abraham Mendelssohn Bartholdy eigens für die Post nach London angeschafft hatte, mit dem Aufwand, der 1821 bei der Aufführung der zweiten Fassung von Spontinis Oper Olimpie in Berlin getrieben worden war. Man brachte Elefanten auf die Bühne. Lea Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Bögen mit ihrer kleinen Schrift zweispaltig. noch vollschmiere. Die Posttage sind mit Kommen und Gehen schlecht eingetheilt; bisher erhielten wir nur am Mittwoch Briefe und zwar so spät, daß zum ruhigen Beantworten nicht Zeit blieb.

Klingemanns eben empfangner Brief hat mich ganz begeistert und aufgeregt. Du weißt, wie bannal und ungenügend ich den Ausdruck finde, er schreibt schön! Ach! wenn man so was in der Schule des Herrn Schmidt<name key="PSN0118162" style="hidden" type="author">Schmid, Xaver Kajetan von (1775–1831)</name><name key="CRT0111726" style="hidden" type="science">Leitfaden zum Unterricht in der christ-katholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen</name>der Schule des Herrn Schmidt – vielleicht Xaver Kajetan von Schmids Leitfaden zum Unterricht in der christ-katholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen […], Nürnberg 1812. oder durch die Stylübungen des Herrn Müller<name key="PSN0117667" style="hidden" type="author">Müller, Franz Xaver (1777-?)</name><name key="CRT0111725" style="hidden" type="science">Nützliches Allerley für Kinder zur Uebung im Schriftlesen, Schön- und Rechtschreiben</name>die Stylübungen des Herrn Müller – Franz Xaver Müller, Nützliches Allerley für Kinder zur Uebung im Schriftlesen, Schön- und Rechtschreiben, mit mehrern absichtlich falsch geschriebenen Aufgaben, Straubing 1804. lernen könnte! Arme Schüler, erst laßt Euch von der Natur die bedeutendsten Portionen Witz und Geist und Gefühl und Sinn schenken, dann bildet es durch Belesenheit aus, umhängt es mit Gewändern voll Grazie, Laune, Anmuth, und seht zu, ob das Glück Euch noch so wohl will, Briefe wie dieser hervorzubringen. Ich läugne nicht, daß der rothe Faden Felix (darf man solchen Faden nach dem Mießbrauch seit Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111724" style="hidden" type="literature">Die Wahlverwandtschaften</name>der rothe Faden Felix … Goethe – Anspielung auf Goethes Wahlverwandtschaften, Tübingen 1809. Dort zieht sich ein roter Faden durch Ottiliens Tagebuch, »der alles verbindet und das Ganze bezeichnet« (Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 9, S. 410). noch abhaspeln?) auch sein Scherflein zu meinem Entzücken beiträgt. Aber doch kann mir niemand vorwerfen, daß ich nicht immer den größten, offensten Sinn für Klingemannsche Einfälle, Witze, Prosa und Verse gehabt hätte, es betreffe einen von Zeitungsblättern auferbauten Pavillon, Kürbismasken oder Abhandlungen über Emancipation.Emancipation – Am 10. April 1829 wurde in London die Katholische Emanzipations-Akte verabschiedet. Dieser Beschluss befreite die katholische Bevölkerung Großbritanniens und Irlands von den Rechtsbeschränkungen, denen sie wegen ihres Glaubens unterworfen waren. Mir gefällt, ich verstehe Alles, goutire, weine und lache – nach Umständen; kurz, er ist ein prächtiger Mensch, und ich preise Dich glücklich, in solchem cottage of friendship & solitude von den Beschwerden des tollen Weltlebens sanft ausruhen zu können. God bless you, sleep & dream & wake well! – Sein fehlender ZahnSein fehlender Zahn – Carl Klingemann schrieb in seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53). thut mir weh; diese Perlenreihe hätte nicht unterbrochen werden dürfen, in the Fülle of Gesundheit! Wars nicht Zeit bis zum Jahr 1877 wo er Rebecka zum Geburtstage gratuliren und sich der schönen kindlichen Vergangenheit erinnern wird? O wie blühte er bisher ohne Falsch und Lug und Trug, rosenfarbig, blondhaarig und zahnreich, und nun kömmt ein dummes Kabriolet! Loben muß ich das gebrannte Kind, das sich nun nicht mehr umwerfen laßen will und sich Felix zum HackHack – engl. hackney coach, Mietskutsche. associirt. –

VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) sagte neulich, in Zukunft würde man der Dampfschiffe wegen, die Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ixaeeds9-rdld-zizr-ih6i-gc9a3ajai0fl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name>die Meeresstille – Mendelssohns Ouvertüre Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), ist durch die Gedichte Meeresstille und Glückliche Fahrt von Johann Wolfgang von Goethe inspiriert (Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 4.1, S. 666). nicht mehr verstehen. Sollte es, wie wir sehnlich wünschen, zur Aufführung kommen, so hoff ich, fehlt Dir der übersetzende Dichter zur Erläuterung nicht: bei der Analogie der Sprachen ists gar nicht schwer, oder am Ende existirt schon die Uebertragung des dort verehrten GoetheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832). – Pack schlägt sich, etc.Pack schlägt sich, etc. – »Pack schlägt sich, Pack verträgt sich«, ein Sprichwort. Die MilderMilder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838) singt in dem SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)schen heutigen Bußtagskoncert. – Die SchechnerSchechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860), zur VermählungsOper<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name> aufgefordert, hat abgeschlagen, eine MutterrolleDie Schechner, zur VermählungsOper aufgefordert … Mutterrolle – Die Sängerin Nanette Schechner sollte die Rolle der Irmengard in der Oper Agnes von Hohenstaufen von Gaspare Spontini übernehmen. Deren zweite Fassung wurde am 12. Juni 1829 anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königlichen Opernhaus in Berlin aufgeführt (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509 f.). zu übernehmen; daher hat der TirannSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) sich wieder an die Milder gewendet, die sich auch eine Ausrede ménagirte,ménagirte – von frz. se ménager, sich vorbehalten. indem sie es annahm. Sie behauptet nämlich, er würde mit Komponiren nicht fertig, und würde im Fall ihrer Weigerung, die Ausrede gebrauchen, keine Sängerin für die MutterParthie zu haben. Um ihm diese abzuschneiden, übernähme sie sie, (als obs bei SchneiderSchneider, Georg Abraham (1770-1839), BarnewitzBarnewitz, Carl Friedrich Theodor (1800-?) und noch son paar kleenen an complicen fehlen könnte!) mais tu vois le dessous des cartes,mais tu vois le dessous des cartes – frz., aber du durchschaust ja die Angelegenheit. und am Ende wärs mir für die gute Milder recht lieb, wenn sie sich an diesen Strick wieder anknüpperte. Verzeih diese abgeschmackten Neuigkeiten! wo solls aber herkommen? sagt ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832); „Größers kann sich anderswo begeben, als bei uns in unserm kleinen Leben.“<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110652" style="hidden" type="literature">An die Freude (»Freude, schöner Götterfunken«)</name>„Größers kann sich anderswo begeben … Leben.“ – Beginn der fünften Strophe des Gedichts An die Freunde (1785) von Friedrich Schiller.Wir leben ganz still und gemächlich fort, und es ist eben gut, daß nichts Neues vorgeht. – Die fortdauernde Kälte raubt uns den eigentlichen Frühlingsgenuß; das köstliche Grau bewundern wir nur in Pelze gehüllt, und unsre Flieder Maßen warten noch immer auf die freundliche Sonne, die ihre Blumen entfalten soll. – So’n Viehchen ist auf die schlechten Güter und EliseReden, Elise von (1798-1857) bringt heut ihre Schäfchen aufs Trockne; das heißt Papaken wird die ertrunkne Heerde durch goldne Vließe ersetzendie ertrunkne Heerde durch goldne Vließe ersetzen – Es handelt sich wohl um missglückte Aktien- oder Anleihegeschäfte, deren Schaden Abraham Mendelssohn Bartholdy begrenzen helfen sollte. müßen. Ich glaube, qu’il en a des honneurs et de la noblesse par dessus les oreilles;qu’il en a des honneurs et de la noblesse par dessus les oreilles – frz., dass er von Ehre und Adel nicht mehr hören kann. auch macht er mit Mde. FränkelFränkel, Karoline Sophie Elisabeth Anna (bis 1821: Kela) (1787-1864) und AnnaFränkel, Anna Rosa (1812-?) eine Reise nach Italien, um, wie es heißt, den Umgang und das Gerede gründlich abzuschneiden. Vater hat sehr witzig gesagt, BenekeBenecke, Wilhelm Christian (seit 1829) Freiherr von Gröditzberg (Gronditzberg) (1778-1860) habe sich adeln laßen,Beneke habe sich adeln laßen – Wilhelm Christian Benecke Gröditzberg wurde 1829 von Friedrich Wilhelm III. von Preußen für seine Verdienste um die Restaurierung der Burg Gröditzberg geadelt. damit sein Sohn Ansprüche auf Anna machen könne. – HübnersHübner, Familie von → Rudolph Julius H. bleiben bis zum Herbst in München, und BendemannsBendemann, Familie von → Anton Heinrich B. werden ihnen dann wohl nach Ital. folgen. Die BärenBeer, Familie von → Amalie B. und EberEbers, Victor (bis 1816: Veitel Heymann Ephraim) (1776-1832)Die Bären und Eber – Gemeint sind wohl die verwandten Familien Meyerbeer und Ebers. Giacomo Meyerbeer ging am 23. April auf die Reise und traf am 23. August 1829 in Paris ein (Giacomo Meyerbeer, Briefe und Tagebücher, hrsg. und kommentiert von Heinz Becker, Bd. 2, Berlin 1970, S. 79). heimsuchen hingegen, Sammt und Seide, die Pariser Gefilde. – O Gott, wie freu ich mich auf die heut zu hoffenden Briefe! Leb wohl, Herzenskind! erfreue Dich Deines Glücks, und denke daß niemand zärtlichern, innigern Theil daran nimmt, als your Mamma. – Gewöhnst Du Dich auch nicht an viel Weintrinken? Du weißt, wie schädlich ich das für Deine Konstitution halte. – DevrientsDevrient, Familie von → Philipp Eduard D. sind aufs Land gezogen, but nobody else, it is too cold. Do you speak very often english?

In the afternoon. The post of Hamburgh is arrived, but the steamboat was not there and we want letters of our dear boy. Do not believe the odd story of PaganinisPaganini, Niccolò (1782-1840) laurel-cap.Paganinis laurel-cap – laurel-cap: engl., Lorbeerkranz. Siehe dazu Brief gb-1829-05-06-03 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6. Mai 1829, Z.: »Denk Dir ihn übrigens am Fenster liegend«. It was certainly a lie of the french actressDangeville-Vandenberg, Marie; he is not at all a charlatan, as poor Mr. PraunPraun, Sigismund Otto Freiherr von (1811-1830) would make us believe him to be. Praun is reduced to play in the KœnigsstreetKönigsstädtisches TheaterBerlinDeutschlandpoor Mr. Praun … is reduced to play in the Kœnigsstreet – Der siebzehnjährige Geiger Sigismund Otto Freiherr von Praun hatte am 5. und am 9. Mai 1829 Konzerte im Königlichen Opernhaus und im Königsstädtischen Theater in Berlin gegeben (AMZ 31, Nr. 22, 3. Juni 1829, Sp. 367). before a thin, little public.

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin, den 12ten Mai 29. Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden, er stellt es ihnen wenigstens frei, und hat es seiner Talentlosigkeit zu danken, wenn es nicht geschieht. Das eigentlich Schreckliche dabei aber ist, daß man ganz Maaß und Ziel verliert und am Ende einer jeden Zeile stark vermuthen kann, man habe schon einen langen Brief geschrieben. Das ist nun aber so, ein Jeder will schreiben, Jeder Bogen doppeltes Porto – facit, ein großer Bogen, Du wirst daran in London schon gewöhnt, und Dich am Ende, wenn dieser Brief ankommt, wundern über das kleine Billet. Gustav läßt Dich grüßen, er war gestern plötzlich hier, und so entzückt von den pariser Kaffeehäusern, Spiegeln, und Eleganz (Gustav!) daß er meinte, er verachte nur Berlin, nicht die Berliner, ich lobte seine Güte, er nahm es erst für Ernst, wurde dann bissig, und sagte, als er eine Stunde darauf wegging, wenn ich wiederkomme, sagen Sie nicht wieder, wie gütig ich sei. (Wie Gustavsch) Er hat Horn in Paris gesehn, der 4 T. vor seiner Abreise ankam, Du wirst das directer erfahren haben. Fink ist vorgestern abgereist, wie wir durch Märcker wissen, der die Zeichnung seiner SchwesterBraut bei uns Hensel bestellt hat, was gestern ausgeführt worden. Montag ist ihre Hochzeit, Donnerstag über 8 T. Paulinens, vorgestern war Agnes Rauchs. Meine ? ? Sonntag früh war eine Fete „bei meinen drei Fräulein im Schloß„ bei Hensel in der Jägerstraße, Dir zu Ehren. Die ganze Familie, Tante Hiny, Marianne und Alexander, Heysens Betty Tante Jette, und sogar Tante Meyer war gekommen, zu unsrer sehr großen Freude. Tante Meyer, die Einzige, die Dein Bild noch gar nicht kannte, war sehr erfreut darüber, saß lange davor, und unterhielt sich ordentlich mit Dir. Deine Gesundheit wurde in Chocolade getrunken, und in Kuchen gegessen. Als die meisten fort waren, ließ ich mir ein Bild zeigen, welches H. von sich in seinem 20sten Jahr gemalt hat, als Leinewand und wo er so wunderhübsch aussieht, daß er mir schon gefiel. Bei Tisch war es ein großer Spaß, denn da rissen sie sich es beständig aus der Hand, und Vater sagte am Ende, es sey ihm recht lieb, daß Mutter nicht zwanzig Jahr jünger wäre, so gut gefiel ihr der schöne Leinewand. Caroline und Auguste, die den Abend kamen, küßten das Bild, und Marx erkannte es auf der Stelle. Das war ein großer Triumph für mich. Nun höre eine schöne Geschichte. Vorigen Freitag bei Zelter merkte ichs gleich Davids Backenbart an, daß er beleidigt sey, Sonntag frug ich Nase, und was hörte ich? Daß er es übel genommen habe, nicht zum Kaffee gebeten worden zu seyn. Giebts das? Nase war göttlich, als er mir die Geschichte in seinem gewissen, komisch kläglichen Ton erzählte. Erkläre mir das Einzige, lieber Felix, warum in Deinen Briefen so wenig von Klingemann die Rede ist, und warum der Rüpel selbst nicht schreibt? Siehst Du ihn denn so wenig, thust Dus, so erinnere ihn doch, daß ich ein junger Mensch bin, heiße so und so, bin der und der, wohne da und da, und er ist mir nicht so wohl 5 rt als einen Brief schuldig. Wie gehts Rosen? Auch von ihm ist wenig die Rede. Wicker aus Spandau läßt Dich grüßen, er war eben hier, und brachte mir seinen kleinen Schüler, ein Kind von 10 Jahren, das 2 lernt, und wirklich zum Verwundern spielt. Ich unterstützte den Schüler mit einem Stück Kuchen, den Lehrer mit meinem guten Rath, nun wollen wir sehn, was daraus wird.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Guten Morgen, junger Mensch, es ist hübsch, daß Du auch einmal an mich denkst. Alle die diplomatischen Nachrichten muß ich heute verschweigen, wegen dieses großen Familienhauses, wo jeder lieset, was geschrieben steht; ich hatte mir schon die schönsten Warnungstafeln ausgedacht, etwa: hier liegen Fußangeln und Selbstschüsse, oder: verbotener Sitz, oder: im Walde werden keine Kinder ermordet, und so fort, aber was hilfts, mit sehenden Augen lesen sie. Das Wichtigste werde ich daher mit griechischen Buchstaben schreiben, wie z. B. daß Paul auf seinem Comptoir drei Correspondenten hat, einer heißt Jüdel Schlumper, einer Michel Stecknadel, und einer Saul Simon Katzenellenbogen. Mit dem Brieflesen habe ich übrigens in Hamburg die allerschönste Geschichte erlebt; Du wirst Dich erinnern, und wenn Du Dichs nicht erinnerst, so sage ich Dirs hiermit, daß ich Dir schrieb Vater machte Geschäfte. Solches schrieb ich nur, um Vater, der mir von freien Stücken versprochen hatte, meinen Brief nicht zu lesen, auf die Probe zu stellen. Und richtig frägt Vater den andern Morgen, woher ich wisse, daß er Dänen gekauft, ich schonte ihn aber, und sagte nicht woher er wisse, daß ich wisse, daß er u. s. w. Ich habs immer gesagt, Berlin wäre ein Nest, kein großer Mann könne darin leben, man sey ärmlich, es gäbe kein Volksleben, nun habe ich wieder eine Bestätigung meiner Behauptung; da kömmt Gustav Magnus und hat die Welt in den Pariser Salons gesehen, und hat mit Dr. Becker und Michael Beer Komödie gespielt, und dem ist es nun zu klein, und zu krähwinkelig. Unterstehe Dich und komme zurück, und sey ein Sudkind. Das Neuste ist, daß Marx und Ritz sich lieben, und sich besuchen, erzähle das nicht wieder, wenn es unter die Londoner Lästermäuler kommt, so weiß es gleich die ganze Stadt. – Humboldt sagt, die Affen sprächen darum nicht, weil sie nichts zu sagen wüßten; ich erkläre es anders, die Affen reden nicht, weil sie einig sind. Ich bin einig.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
ich hoffe es nach und nach zu bewürken, daß Dir von allen an einem Bogen geschrieben werde. Noch trauet man mir nicht genug Selbstüberwindung zu, zu Geschriebenem hinzuzuschreiben, ohne es zu lesen, ich kann es aber würcklich, und versichre, das vorstehende nicht angesehen zu haben und niemals ansehen zu wollen. Überhaupt ist die Schreiberei an Dich, noch nicht in Ordnung, und so kann ich heute nicht zu Deinem letzten Briefe vom 1t Mai gelangen, und muß mich daher darauf beschränken, aus dem Gedächtnis zu berühren, was ich draus beantworten wollte.
Also vor allem! Du darfst keineswegs drauf rechnen, daß Aufträge welche Du ertheilst, sogleich mit umgehender Post ausgeführt werden, es ist selten möglich und niemals so sicher, daß Du Einrichtungen danach treffen kannst. Über die Confusion mit Deinen Musikalien wird Dir alles schon geschrieben worden seyn, Nachdem Fanny, Marx, Rietz und zuletzt Mutter alles durchsucht haben, ohne etwas zu finden, war es allen wahrscheinlich, daß Du mitgenommen, und also in Deinem Zimmer haben müssest, was Du hier suchen ließest, und wir hofften, Du würdest es einstweilen gefunden, oder Dich entschloßen haben, dort dubliren zu laßen, was ja auch das allereinfachste gewesen wäre; solche Bestellungen über See, die auf eine bestimmte Stunde eintreffen sollen, sind immer das allerunzweckmäßigste.
Eine Aeußerung in Deinem Schreiben hat mich interessirt. Du sagst, Du wollest nicht eher öffentlich spielen, als bis von Deiner Musik in der philharmonic etwas gegeben worden sey. Du willst also öffentlich spielen, und das scheint mir ein sehr richtiger und vernünftiger Entschluß. Du hast zwar dort mit großen Erinnerungen, und bedeutenden rivalen zu thun, allein da Du Dich entschloßen, zu spielen, so wirst Du auch das Bewußtseyn und die Krafft in Dir haben, der Sache eine neue Seite abzugewinnen und durch Invididualität zu intereßiren. Dann ist dieser Weg, sich der Welt bekannt zu machen, und dem etwanigen Neuen, welches man intendirt, einen Eingang zu verschaffen, der sicherste und bequemste. Ich prophezeihe Dir den besten Erfolg, und brauche Dir nicht zu sagen, wie wir begierig sind zu erfahren, welche Aufnahme Deine Kunst erfahren. Mit der persönlichen kannst Du zufrieden seyn. Allein so wenig der Mensch, mit dem kein andrer etwas zu thun haben will, und der sich gezwungen freywillig in die Einsamkeit zurückzieht, seinen Lebensberuf erfüllt hat, so wenig der Künstler seinen Künstlerberuf, der nicht auf seine Zeit würkt, und von ihr erkannt wird. Kunst ist Leben, und Leben ist Kunst, beide müßen sich tragen und durchdringen, sie müßen in guter Ehe leben, das coelibat taugt für beide Nicht.
Da Spontini gewiß dafür gesorgt haben wird, daß Mozarts Biographie auch nach London gegangen, so empfehle ich Dir sie zu lesen; sie ist sehr intereßant und instructif, nehmlich alles was Correspondenz darin ist; etwa 1/8 des ganzen. 7/8 braucht man nicht zu lesen.
Das heutige Bußtagsconcert besteht aus der Ouverture zur Vestalin (”es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder) Paganini, und mehreren Arien von Händel und Graun. Ich habe etwas Schnupfen u. s. w. und glaube nicht daß ich hineingehn werde.
Neulich zeigte Hensel in seinem Zimmer, Dein Bild der Familie im wertesten Umfange des Worts. Wir hatten die Freude die Meyer auch dort zu sehen; Dein Bild gefiel uns und allen sehr, was aber Hensel am besten gefiel, war, daß Fanny die Wirthinn machte und Chocolade mit Kuchen vertheilte. Ich wünschte sehr, daß Mutter der Sache ein Ende machte, und sie trauen ließe; sie will aber noch nicht; es fehlen auch noch einige Tischtücher und Spucknäpfe.
Heute bekommen wir, so Gott will, wieder Briefe von Dir. Wenn nicht am Dienstag auch ein Oppositionsboot nach Hamburg geht, wie es letzten Dienstag 5ten Mai der Fall war, so hilft es Dir wenig oder Nichts, andres als am Freitag zu schreiben; richte es aber ein daß Doxats Dich unterrichten, wann ein Oppositions oder andres Dampfboot nach Hamburg geht, und hast Du dann was zu schreiben, so benutze derselben, denn durch diese Gelegenheit, haben wir die Briefe den 4t oder 5t Tag, durch jede andre, dauert es 6 bis 7.
Siehst Du Doxats (Du wirst ja wohl bald Geld hohlen), so grüße sie recht freundschaftlich in meinem Nahmen. Gott erhalte Dich. Allen Freunden schöne Grüße von
Deinem Vater
A.
Dank, dank, lieber Freund Klingemann, für Ihren lieben, prächtigen Brief, der in diesem Augenblick eintraf, und den ich gleich den Eltern und Rebecka zweimal en suite vorlas. Ich antworte ihm nächstens auf unserm gewöhnlichen Wege. – Dir, mein Felix, die herzlichsten Grüße von Hensel, er wollte wieder schreiben. Paul schreibt Dir heut oder morgen über Holland, und bat mich, Dir dies zu bestellen. Er ist zu Droysen gegangen, der sich auf die niedlichste, freundlichste Weise mit ihm beschäftigt, und dem er Deine Briefe mitgenommen hat. Uebrigens hat er sich einen Sammtkragen auf seinen braunen Ueberrock setzen. Gestern auf der Academie frug Alles nach. Wir sangen Davidiana, einige St. 16stimmig, dann kam Radziwill, es ist also unnöthig das Cruxifixus zu nennen, welche ewig wiederholte Galanterie auf der Academie einigen Unwillen erregte. Im Allgemeinen ist zu bemerken, daß Zelter jetzt meist selbst begleitet. Die Goroncy ist hier, auf einige Wochen, ich habe sie aber noch nicht gesehn. Weißt Du schon, daß Paul Einbrodt nach London geht? Albert wird ihm schreiben, daß und wo Du da existirst. Adieu, mein Schatz, befinde Dich wohl in deinem weiten Himmelbett, welches wieder in einem noch weitern Himmelbett, London steht, wo schon Platz für einen Sterblichen ist, sich umzudrehen. Addio, leb wohl, und sey vergnügt.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
d. 13. Ich bin so wenig gewohnt, auf Londner Kaffeehäusern Zeitungen in großem Format zu lesen, liebster Felix! daß Du mir verzeihen mußt, wenn ich mir den großen Elephanten (ich kann die race von Olimpia her nicht leiden) halbire, und vielleicht die 2. columne noch vollschmiere. Die Posttage sind mit Kommen und Gehen schlecht eingetheilt; bisher erhielten wir nur am Mittwoch Briefe und zwar so spät, daß zum ruhigen Beantworten nicht Zeit blieb.
Klingemanns eben empfangner Brief hat mich ganz begeistert und aufgeregt. Du weißt, wie bannal und ungenügend ich den Ausdruck finde, er schreibt schön! Ach! wenn man so was in der Schule des Herrn Schmidt oder durch die Stylübungen des Herrn Müller lernen könnte! Arme Schüler, erst laßt Euch von der Natur die bedeutendsten Portionen Witz und Geist und Gefühl und Sinn schenken, dann bildet es durch Belesenheit aus, umhängt es mit Gewändern voll Grazie, Laune, Anmuth, und seht zu, ob das Glück Euch noch so wohl will, Briefe wie dieser hervorzubringen. Ich läugne nicht, daß der rothe Faden Felix (darf man solchen Faden nach dem Mießbrauch seit Goethe noch abhaspeln?) auch sein Scherflein zu meinem Entzücken beiträgt. Aber doch kann mir niemand vorwerfen, daß ich nicht immer den größten, offensten Sinn für Klingemannsche Einfälle, Witze, Prosa und Verse gehabt hätte, es betreffe einen von Zeitungsblättern auferbauten Pavillon, Kürbismasken oder Abhandlungen über Emancipation. Mir gefällt, ich verstehe Alles, goutire, weine und lache – nach Umständen; kurz, er ist ein prächtiger Mensch, und ich preise Dich glücklich, in solchem cottage of friendship & solitude von den Beschwerden des tollen Weltlebens sanft ausruhen zu können. God bless you, sleep & dream & wake well! – Sein fehlender Zahn thut mir weh; diese Perlenreihe hätte nicht unterbrochen werden dürfen, in the Fülle of Gesundheit! Wars nicht Zeit bis zum Jahr 1877 wo er Rebecka zum Geburtstage gratuliren und sich der schönen kindlichen Vergangenheit erinnern wird? O wie blühte er bisher ohne Falsch und Lug und Trug, rosenfarbig, blondhaarig und zahnreich, und nun kömmt ein dummes Kabriolet! Loben muß ich das gebrannte Kind, das sich nun nicht mehr umwerfen laßen will und sich Felix zum Hack associirt. –
Vater sagte neulich, in Zukunft würde man der Dampfschiffe wegen, die Meeresstille nicht mehr verstehen. Sollte es, wie wir sehnlich wünschen, zur Aufführung kommen, so hoff ich, fehlt Dir der übersetzende Dichter zur Erläuterung nicht: bei der Analogie der Sprachen ists gar nicht schwer, oder am Ende existirt schon die Uebertragung des dort verehrten Goethe. – Pack schlägt sich, etc. Die Milder singt in dem Spontinischen heutigen Bußtagskoncert. – Die Schechner, zur VermählungsOper aufgefordert, hat abgeschlagen, eine Mutterrolle zu übernehmen; daher hat der Tirann sich wieder an die Milder gewendet, die sich auch eine Ausrede ménagirte, indem sie es annahm. Sie behauptet nämlich, er würde mit Komponiren nicht fertig, und würde im Fall ihrer Weigerung, die Ausrede gebrauchen, keine Sängerin für die MutterParthie zu haben. Um ihm diese abzuschneiden, übernähme sie sie, (als obs bei Schneider, Barnewitz und noch son paar kleenen an complicen fehlen könnte!) mais tu vois le dessous des cartes, und am Ende wärs mir für die gute Milder recht lieb, wenn sie sich an diesen Strick wieder anknüpperte. Verzeih diese abgeschmackten Neuigkeiten! wo solls aber herkommen? sagt Zelter; „Größers kann sich anderswo begeben, als bei uns in unserm kleinen Leben. “Wir leben ganz still und gemächlich fort, und es ist eben gut, daß nichts Neues vorgeht. – Die fortdauernde Kälte raubt uns den eigentlichen Frühlingsgenuß; das köstliche Grau bewundern wir nur in Pelze gehüllt, und unsre Flieder Maßen warten noch immer auf die freundliche Sonne, die ihre Blumen entfalten soll. – So’n Viehchen ist auf die schlechten Güter und Elise bringt heut ihre Schäfchen aufs Trockne; das heißt Papaken wird die ertrunkne Heerde durch goldne Vließe ersetzen müßen. Ich glaube, qu’il en a des honneurs et de la noblesse par dessus les oreilles; auch macht er mit Mde. Fränkel und Anna eine Reise nach Italien, um, wie es heißt, den Umgang und das Gerede gründlich abzuschneiden. Vater hat sehr witzig gesagt, Beneke habe sich adeln laßen, damit sein Sohn Ansprüche auf Anna machen könne. – Hübners bleiben bis zum Herbst in München, und Bendemanns werden ihnen dann wohl nach Ital. folgen. Die Bären und Eber heimsuchen hingegen, Sammt und Seide, die Pariser Gefilde. – O Gott, wie freu ich mich auf die heut zu hoffenden Briefe! Leb wohl, Herzenskind! erfreue Dich Deines Glücks, und denke daß niemand zärtlichern, innigern Theil daran nimmt, als your Mamma. – Gewöhnst Du Dich auch nicht an viel Weintrinken? Du weißt, wie schädlich ich das für Deine Konstitution halte. – Devrients sind aufs Land gezogen, but nobody else, it is too cold. Do you speak very often english?
In the afternoon. The post of Hamburgh is arrived, but the steamboat was not there and we want letters of our dear boy. Do not believe the odd story of Paganinis laurel-cap. It was certainly a lie of the french actress; he is not at all a charlatan, as poor Mr. Praun would make us believe him to be. Praun is reduced to play in the Kœnigsstreet before a thin, little public.
Lea Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1829-05-13-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1829-05-13-01" xml:id="title_8cdd1940-96a3-475c-b1fa-c4712ab1bdbc">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co. <lb></lb> Berlin, 12. und 13. Mai 1829</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_7940a497-f01a-4ad2-bd28-ea6dd6c43950">Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden,</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_dba7d9d3-22f8-4756-8283-60800a1fe677">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="fmb-1829-05-08-01" type="precursor" xml:id="title_cba81998-f69e-445e-bfbe-41ad30d443eb">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 8. Mai 1829</title> <title key="fmb-1829-05-22-01" type="successor" xml:id="title_94c65220-773d-477b-a688-370fdd60eca0">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 22. 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Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_5c684dc0-63f4-47c2-b18d-b6f6310e22d5"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/49Hü.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1829-05-13-01" type="letter" xml:id="title_fd134859-31c8-43f8-8323-bd69ca5b0870">Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, adressiert an Doxat &amp; Co.;  Berlin, 12. und 13. 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(Fanny Mendelssohn Bartholdys erster Briefteil, Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-05-12" xml:id="date_ba916d3d-619f-4c88-b0a8-1453f1e0d658">12.</date> und <date cert="high" when="1829-05-13" xml:id="date_ca2905d8-dcf7-44cc-9bdb-57b99ec8a2ff">13. Mai 1829</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_37726815-9286-4dc0-8740-bf3938ca5880">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="author" xml:id="persName_dc15cc5e-cc77-4c75-bb40-836c90d6c030">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_dd005538-670f-41da-b534-1e590c58160f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_60031a57-24d8-4009-988b-b50a5d517018">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0117586" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><placeName type="writing_place" xml:id="placeName_14d3216c-ae61-4862-bf76-8cbf8a643d8b"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_5bd8efb8-5028-49ee-b21d-6cf36c59c3ab">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_e0c2dae9-f2f8-4218-8068-72bfcc9ab8c4"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_d1b3ee7a-feb4-4c82-b495-299d384fafc6"> <head> <address> <addrLine><hi rend="latintype">A Messieurs</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Mess<hi rend="superscript">rs</hi> Doxat &amp; Co.</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">pour remettre à M<hi rend="superscript">r</hi> Felix M. Bartholdy</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">Londres.</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">p. Hambourg</hi></addrLine> <addrLine><hi rend="latintype">bateau à Vapeur</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_25efc175-d728-4f6b-babc-c3654aa491a8"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, den <date cert="high" when="1829-05-12" xml:id="date_7fa0154c-e3fc-4506-a8f7-9d1a430eafe0">12ten Mai 29.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Ich bin die Erste, die sich entschließt, an dieses Unthier von einem Bogen zu gehn, und sich somit gewissermaßen zu opfern, denn der Erstschreibende muß sich doch gefallen lassen, von allen Andern gelesen zu werden, er stellt es ihnen wenigstens frei, und hat es seiner Talentlosigkeit zu danken, wenn es nicht geschieht. Das eigentlich Schreckliche dabei aber ist, daß man ganz Maaß und Ziel verliert und am Ende einer jeden Zeile stark vermuthen kann, man habe schon einen langen Brief geschrieben. Das ist nun aber so, ein Jeder will schreiben, Jeder Bogen doppeltes Porto – <hi rend="latintype">facit</hi>, ein großer Bogen, Du wirst daran in London schon gewöhnt, und Dich am Ende, wenn dieser Brief ankommt, wundern über das kleine Billet. <persName xml:id="persName_1c0543d9-89e8-4235-8b1d-601b419d59d9">Gustav<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> läßt Dich grüßen, er war <date cert="high" when="1829-05-11">gestern</date> plötzlich hier, und so entzückt von den pariser Kaffeehäusern, Spiegeln, und Eleganz (Gustav!) daß er meinte, er verachte nur Berlin, nicht die Berliner, ich lobte seine Güte, er nahm es erst für Ernst, wurde dann bissig, und sagte, als er eine Stunde darauf wegging, wenn ich wiederkomme, sagen Sie nicht wieder, wie gütig ich sei. (Wie Gustavsch) Er hat <persName xml:id="persName_c3fbd757-29dd-4082-9acd-2bba3bd29229">Horn<name key="PSN0112093" style="hidden" type="person">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</name></persName> in Paris gesehn, der 4 T. vor seiner Abreise ankam, Du wirst das directer erfahren haben. <persName xml:id="persName_9eac48de-585d-43db-bf5b-42b978398eef">Fink<name key="PSN0116698" style="hidden" type="person">Fincke, Gustav Adolph (Adolf)</name></persName> ist <date cert="high" when="1829-05-10">vorgestern</date> abgereist, wie wir durch <persName xml:id="persName_c1240394-a48e-4965-8889-02d0e5c7a80a">Märcker<name key="PSN0113062" style="hidden" type="person">Märcker, Friedrich Adolf (1804-1889)</name></persName> wissen, der die <title xml:id="title_cd51d719-cdfa-483c-b0f1-b5c1996135a3">Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111714" style="hidden" type="art">Amalie Märcker (Zeichnung 1829, verschollen)</name></title> <persName xml:id="persName_dda0c8cc-bd10-408a-b71f-f269ea1be837">seiner SchwesterBraut<name key="PSN0117482" style="hidden" type="person">Märcker, Amalie (Mälchen)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ca1e70c-ba8a-4f86-9c6f-4fab7643c581" xml:lang="de">die Zeichnung seiner SchwesterBraut – Wilhelm Hensels Zeichnung von Amalie Märcker vom 11. Mai 1829 ist nicht bekannt.</note> bei <del cert="high" rend="strikethrough">uns</del> <persName xml:id="persName_7e03c566-a9aa-4eb7-b8ca-64772e954785">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> bestellt hat, was <date cert="high" when="1829-05-11">gestern</date> ausgeführt worden. <date cert="medium" when="1829-05-18">Montag</date> ist ihre Hochzeit,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4409d539-98f2-45d7-bc16-f2ca3e7c8747" xml:lang="de">Montag ist ihre Hochzeit – Amalie Märcker heiratete am 18. Mai 1829. Der Name des Ehemanns ist nicht bekannt.</note> <date cert="medium" when="1829-05-21">Donnerstag</date> über 8 T. <persName xml:id="persName_19f542be-725b-4cc9-a8a9-521c77734eb5">Paulinens<name key="PSN0109815" style="hidden" type="person">Bendemann, Pauline Charlotte (seit 21.05.1829 → Hübner)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a31315ca-5965-407f-bb34-82913b8eb809" xml:lang="de">Donnerstag über 8 T. Paulinens – Pauline Bendemann heiratete am 21. Mai 1829 den Maler Julius Hübner.</note> <date cert="high" when="1829-05-10">vorgestern</date> war <persName xml:id="persName_a40894af-521d-4ff7-9fdc-59e3a3bda5c3">Agnes Rauchs<name key="PSN0114080" style="hidden" type="person">Rauch, Agnes (1804-1881)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0eeb74e3-dc59-498c-a5ce-0af022245ec6" xml:lang="de">vorgestern war Agnes Rauchs – Sie heiratete am 10. Mai 1829 in zweiter Ehe den Anatomen Johann Samuel Eduard d’Alton. </note> Meine ? ?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad7747eb-d870-42f9-872c-880291dec58b" xml:lang="de">Meine ? ? – Fanny Mendelssohn Bartholdy hatte sich am 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829). Die Hochzeit fand am 3. Oktober 1829 statt.</note> <date cert="medium" when="1829-05-10">Sonntag früh</date> war eine Fete „bei meinen drei Fräulein im Schloß„<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_71d81425-2190-4f6d-999c-60eea37a9460" xml:lang="de">„bei meinen drei Fräulein im Schloß„ – zehnte Zeile des Gedichts »Da droben auf jedem Berge« aus dem Buch der Lieder von Heinrich Heine; Erstdruck: Hamburg 1827, S. 194.</note> bei Hensel in der Jägerstraße,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e347a888-59b3-442e-98d1-49fa3b004787" xml:lang="de">Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße – Wilhelm Hensel präsentierte am 10. Mai 1829 in seiner Wohnung in der Jägerstraße 20 sein am 2. Mai 1829 vollendetes Gemälde von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der heutige Aufbewahrungsort des Porträts ist nicht bekannt. Das Courtauld Institute of Art Gallery in London besitzt eine Fotographie davon, ebenso das Mendelssohn-Archiv in Berlin (D-B, Musikabteilung, MA BA 368). Abbildung in Lowenthal-Hensel / Arnold, Wilhelm Hensel, S. XIV. Siehe auch Cécile Lowenthal-Hensel, Wilhelm Hensel: Fanny und Felix im Porträt, in: Mendelssohn Studien 10 (1997), S. 14 ff. und Abb. 2. Fanny Mendelssohn Bartholdy notierte für den 10. Mai 1829 in ihr Tagebuch: »Sonnt. früh ein Dejeuner bei H der ganzen Familie zu Fs Bilde gegeben.«</note> Dir zu Ehren. Die ganze Familie, <persName xml:id="persName_b95060c5-a2b7-4d79-94ed-665ea0b79293">Tante Hiny<name key="PSN0113223" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette (Hinni) (1776-1862)</name></persName>, <persName xml:id="persName_cf396522-ef06-41b0-8c52-cd3c01315295">Marianne<name key="PSN0113230" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName> und <persName xml:id="persName_ce6d159b-bb17-4aa9-9f2a-ebb6f616c3ba">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName>, <add place="above"><persName xml:id="persName_99a78b61-82ca-4995-9ede-41e0dd866514">Heysens<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName><name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> <persName xml:id="persName_dac0647e-6497-4b64-b2ef-e04bd7d2dbb9">Betty<name key="PSN0109770" style="hidden" type="person">Beer, Rebecka (Betty) (1793-1850)</name></persName> <persName xml:id="persName_3155a470-37ae-4a4e-af79-c3c5531d711f">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName>, und sogar <persName xml:id="persName_f76b2874-d075-43c4-844d-088953b4cba3">Tante Meyer<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName> war gekommen, zu unsrer sehr großen Freude. Tante Meyer, die Einzige, die <title xml:id="title_9cd83e35-65d0-41f3-b4cc-e09f6a983a78">Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3ad7a765-be66-a9b42-b0d06-f111f1504a31" xml:lang="de">Dein Bild – siehe Kommentar zu Z.: Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße.</note> noch gar nicht kannte, war sehr erfreut darüber, saß lange davor, und unterhielt sich ordentlich mit Dir. Deine Gesundheit wurde in Chocolade getrunken, und in Kuchen gegessen. Als die meisten fort waren, ließ ich mir <title xml:id="title_2b0d9694-258e-4cc8-8fe9-ed61f197929c">ein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111715" style="hidden" type="art">Selbstbildnis (Ölgemälde 1814?)</name></title> zeigen, welches H. von sich in seinem 20sten Jahr gemalt hat, als Leinewand<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e12a3f32-8da4-470b-85c6-016afed822e7" xml:lang="de">ein Bild … welches H. von sich in seinem 20sten Jahr gemalt hat, als Leinewand – Gemeint ist Wilhelm Hensels Selbstbildnis, auf dem er in Soldatenuniform abgebildet ist (Erlangen, Privatbesitz). Hensel hatte 1813/14 als Freiwilliger in der von Friedrich Wilhelm III. von Preußen aufgestellten »Garde-Kosaken-Escadron« an den napoleonischen Freiheitskriegen teilgenommen.</note> und wo er so wunderhübsch aussieht, daß er mir schon gefiel. Bei Tisch war es ein großer Spaß, denn da rissen sie sich es beständig aus der Hand, und <persName xml:id="persName_a6de5245-c699-45ff-a0e4-95d6c2546375">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sagte am Ende, es sey ihm recht lieb, daß <persName xml:id="persName_9c5267c5-adf2-4544-987c-f4201165b809">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> nicht zwanzig Jahr jünger wäre, so gut gefiel ihr der schöne Leinewand. <persName xml:id="persName_abff16fb-bca6-4c8c-849c-1c37608ceb31">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c1e7146e-4847-4c24-8ad1-0047900ab223">Auguste<name key="PSN0115801" style="hidden" type="person">Wilmsen, Auguste (1811-1891)</name></persName>, die den Abend kamen, küßten das Bild, und <persName xml:id="persName_8a188e03-5a22-4229-82cc-60de597d5965">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> <hi n="1" rend="underline">erkannte </hi>es auf der Stelle. Das war ein großer Triumph für mich. Nun höre eine schöne Geschichte. <date cert="high" when="1829-05-08">Vorigen Freitag</date> bei <persName xml:id="persName_a07a19f6-6d64-4e80-8c5a-111a59111f94"><placeName xml:id="placeName_889d84a1-1186-4963-a54e-4c815d85f6fd">Zelter<name key="NST0100260" style="hidden" type="institution">Freitagsmusiken von Carl Friedrich Zelter</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1df11b28-9d33-4d8b-9a18-6968df5bb535" xml:lang="de">Vorigen Freitag bei Zelter – bei der am 8. Mai 1829 im Haus Carl Friedrich Zelters stattfindenden Freitagsmusik.</note> merkte ichs gleich <persName xml:id="persName_789ea801-a169-4e13-8a83-f400b8a45f3c">Davids<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> Backenbart an, daß er beleidigt sey, <date cert="high" when="1829-05-10">Sonntag</date> frug ich Nase, und was hörte ich? Daß er es übel genommen habe, nicht zum Kaffee gebeten worden zu seyn. Giebts das? <persName xml:id="persName_14727a60-7b14-4103-887a-5ecfeb984824">Nase<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> war göttlich, als er mir die Geschichte in seinem gewissen, komisch kläglichen Ton erzählte. Erkläre mir das Einzige, lieber Felix, warum in Deinen Briefen so wenig von <persName xml:id="persName_60f5c477-313e-4dda-ac4c-84f1b6ba2bad">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> die Rede ist, und warum der Rüpel selbst nicht schreibt? Siehst Du ihn denn so wenig, thust Dus, so erinnere ihn doch, daß ich ein junger Mensch bin, heiße so und so, bin der und der, wohne da und da, und er ist mir nicht so wohl 5 rt als einen Brief schuldig. Wie gehts <persName xml:id="persName_a2472f91-c786-4101-b266-54730d518cfc">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName>? Auch von ihm ist wenig die Rede. <persName xml:id="persName_005b300b-924b-446d-ac10-bb627a809168">Wicker<name key="PSN0118624" style="hidden" type="person">Wicker, Herr</name></persName> aus <placeName xml:id="placeName_dc0626e8-8af6-42e2-8aee-f81db3334c3c">Spandau<settlement key="STM0100585" style="hidden" type="locality">Spandau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> läßt Dich grüßen, er war eben hier, und brachte mir seinen kleinen Schüler, ein Kind von 10 Jahren, das 2 lernt, und wirklich zum Verwundern spielt. Ich unterstützte den Schüler mit einem Stück Kuchen, den Lehrer mit meinem guten Rath, nun wollen wir sehn, was daraus wird.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_95f6f1ae-779f-448f-a052-d4cc5f9a9a89"> <docAuthor key="PSN0117586" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117586" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Guten Morgen, junger Mensch</seg>, es ist hübsch, daß Du auch einmal an mich denkst. Alle die diplomatischen Nachrichten muß ich heute verschweigen, wegen dieses großen Familienhauses, wo jeder lieset, was geschrieben steht; ich hatte mir schon die schönsten Warnungstafeln ausgedacht, etwa: hier liegen Fußangeln und Selbstschüsse, oder: verbotener Sitz, oder: im Walde werden keine Kinder ermordet,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f58ca6d4-57ab-4cc3-9302-29bd1a64b3f1" xml:lang="de">im Walde werden keine Kinder ermordet – Anspielung auf den Kindermörder Louis-Auguste Papavoine. Dieser hatte am 10. Oktober 1824 im Wald von Vincennes zwei Kinder erstochen und wurde dafür hingerichtet.</note> und so fort, aber was hilfts, mit sehenden Augen lesen sie. Das Wichtigste werde ich daher mit griechischen Buchstaben schreiben, wie z. B. daß <persName xml:id="persName_9423a4ca-881e-417b-81f7-ecf053399c47">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> auf seinem Comptoir drei Correspondenten hat, einer heißt Jüdel Schlumper, einer Michel Stecknadel, und einer Saul Simon Katzenellenbogen. Mit dem Brieflesen habe ich übrigens in Hamburg die allerschönste Geschichte erlebt; Du wirst Dich erinnern, und wenn Du Dichs nicht erinnerst, so sage ich Dirs hiermit, daß ich Dir schrieb Vater machte Geschäfte. Solches schrieb ich nur, um Vater, der mir von freien Stücken versprochen hatte, meinen Brief<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_827270f1-a763-4d82-a3f4-a5e7598f6b18" xml:lang="de">daß ich Dir schrieb Vater machte Geschäfte … meinen Brief – siehe Brief gb-1829-04-22-01 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Rebecka Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Hamburg, 19., 20. und 22. April 1829.</note> nicht zu lesen, auf die Probe zu stellen. Und richtig frägt Vater den andern Morgen, woher ich wisse, daß er Dänen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_14f6f374-26cb-4637-b236-8d218340c567" xml:lang="de">Dänen – dänische Aktien oder Anleihen.</note> gekauft, ich schonte ihn aber, und sagte nicht woher er wisse, daß ich wisse, daß er u. s. w. Ich habs immer gesagt, Berlin wäre ein Nest, kein großer Mann könne darin leben, man sey ärmlich, es gäbe kein Volksleben, nun habe ich wieder eine Bestätigung meiner Behauptung; da kömmt <persName xml:id="persName_3b349c55-61e2-4b5f-9858-8836ca7a5104">Gustav Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> und hat die Welt in den Pariser Salons gesehen, und hat mit <persName xml:id="persName_8f1ac715-6c8f-447e-a2e1-cb4d0f71a08e">Dr. Becker<name key="PSN0109751" style="hidden" type="person">Becker, Ferdinand Wilhelm (1805-1834)</name></persName> und <persName xml:id="persName_eeda068b-dc45-4ab3-8bb1-c433fd6a5786">Michael Beer<name key="PSN0109769" style="hidden" type="person">Beer, Michael (1800-1833)</name></persName> Komödie gespielt, und dem ist es nun zu klein, und zu <title xml:id="title_d3041151-fe04-4368-8d3f-20f31b0723a3">krähwinkelig<name key="PSN0114232" style="hidden" type="author">Robert (vorh. Liepmann Levin, seit 1814: Robert-Tornow), Ernst Friedrich Ludwig (1778–1832)</name><name key="CRT0110526" style="hidden" type="dramatic_work">Lebende Wachsfiguren in Krähwinkel</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d521c30-60b7-43a4-b425-d72a8806c651" xml:lang="de">krähwinkelig – Anspielung auf Ludwig Roberts Posse Lebende Wachsfiguren in Krähwinkel (UA 1827).</note> Unterstehe Dich und komme zurück, und sey ein Sudkind. Das Neuste ist, daß <persName xml:id="persName_66321a2b-7f2d-402d-96ad-545c5b59908a">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_be2fdf6a-a0fc-4ac9-bf67-2a70cb5bbad3">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> sich lieben, und sich besuchen, erzähle das nicht wieder, wenn es unter die Londoner Lästermäuler kommt, so weiß es gleich die ganze Stadt. – <persName xml:id="persName_c5357458-a384-40bd-8465-c6a15a3fba88">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName> sagt, die Affen sprächen darum nicht, weil sie nichts zu sagen wüßten;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_07c1cdcd-f42d-4790-a491-075668e23a43" xml:lang="de">Humboldt sagt, die Affen sprächen darum nicht, weil sie nichts zu sagen wüßten – Alexander von Humboldt äußerte in seinen Kosmos-Vorlesungen: »Mit Recht sagt Lordan in seiner Untersuchung über den grünen Affen: die Affen sprechen nicht, weil sie nicht zu sprechen haben«. Siehe Henriette Kohlrausch, Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt (Nachschrift der ›Kosmos-Vorträge‹ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828), [Berlin 1828], 11. Vorlesung, fol. 50r-50v. <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/nn_msgermqu2124_1827/?hl=Affen&amp;p=103" xml:id="ref_abad7b0f-6974-41c8-9888-dffa5827c337">Digitalisat</ref>.</note> ich erkläre es anders, die Affen reden nicht, weil sie einig sind. Ich bin einig. </p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Rebecka Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_c3220b50-e0da-4ff5-a791-a9570120a057"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">ich hoffe es nach und nach zu bewürken, daß Dir von allen an einem Bogen geschrieben werde. Noch trauet man mir nicht genug Selbstüberwindung zu, zu Geschriebenem hinzuzuschreiben, ohne es zu lesen, ich kann es aber würcklich, und versichre, das vorstehende nicht angesehen zu haben und niemals ansehen zu wollen. Überhaupt ist die Schreiberei an Dich, noch nicht in Ordnung, und so kann ich heute nicht zu <title xml:id="title_7fef407e-6c14-4474-8f91-551bbcab47b3">Deinem letzten Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-05-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; London, 1. Mai 1829</name> </title> vom <date cert="high" when="1829-05-01">1<hi rend="superscript">t</hi> <hi rend="latintype">Mai</hi></date> gelangen, und muß mich daher darauf beschränken, aus dem Gedächtnis zu berühren, was ich draus beantworten wollte.</p> <p>Also vor allem! Du darfst keineswegs drauf <hi n="1" rend="underline">rechnen</hi>, daß Aufträge welche Du ertheilst, sogleich mit umgehender Post ausgeführt werden, es ist selten möglich <seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> und niemals so sicher, daß Du Einrichtungen danach treffen kannst. Über die <hi rend="latintype">Confusion</hi> mit Deinen Musikalien<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_88c7ed39-1cf6-4e0c-8d87-46544eb0fd4d" xml:lang="de">die Confusion mit Deinen Musikalien – betrifft Kompositionen, die Felix Mendelssohn Bartholdy in London aufführen wollte. Siehe Brief gb-1829-05-09-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 7. und 9. Mai 1829.</note> wird Dir alles schon geschrieben worden seyn, Nachdem <persName xml:id="persName_efb51568-e488-42ff-b801-839e5151e253">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, <persName xml:id="persName_ba74e7a2-0430-437a-956b-769e58e1eb8b">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, <persName xml:id="persName_caa73ffc-bbe4-46d3-b80e-a8dab2cf3cc0">Rietz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> und zuletzt <persName xml:id="persName_3c4a3fa4-d27b-4a77-9e93-0398f8bfaf87">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> alles durchsucht haben, ohne etwas zu finden, war es allen wahrscheinlich, daß Du mitgenommen, und also in Deinem Zimmer haben müssest, was Du hier suchen ließest, und wir hofften, Du würdest es einstweilen gefunden, oder Dich entschloßen haben, dort <hi rend="latintype">dubliren</hi> zu laßen, was ja auch das allereinfachste gewesen wäre; solche Bestellungen über See, die auf eine bestimmte Stunde eintreffen sollen, sind immer das allerunzweckmäßigste. </p> <p>Eine Aeußerung in Deinem Schreiben hat mich interessirt. Du sagst, Du wollest nicht eher öffentlich spielen, als bis von Deiner Musik in der <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_329933b7-455b-4d61-b89a-19a51e37b3e5">philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> etwas gegeben worden sey. Du willst also öffentlich spielen, und das scheint mir ein sehr richtiger und vernünftiger Entschluß. Du hast zwar dort mit großen Erinnerungen, und bedeutenden <hi rend="latintype">rivalen</hi> zu thun, allein da Du Dich entschloßen, zu spielen, so wirst Du auch das Bewußtseyn und die Krafft in Dir haben, der Sache eine neue Seite abzugewinnen und durch <hi rend="latintype">Invididualität</hi> zu intereßiren. Dann ist dieser Weg, sich der Welt bekannt zu machen, und dem etwanigen Neuen, welches man <hi rend="latintype">intendirt</hi>, einen Eingang zu verschaffen, der sicherste und bequemste. Ich prophezeihe Dir den besten Erfolg, und brauche Dir nicht zu sagen, wie wir begierig sind zu erfahren, welche Aufnahme Deine Kunst erfahren. Mit der persönlichen kannst Du zufrieden seyn. Allein so wenig der Mensch, mit dem kein andrer etwas zu thun haben will, und der sich gezwungen freywillig in die Einsamkeit zurückzieht, seinen Lebensberuf erfüllt hat, so wenig der Künstler seinen Künstlerberuf, der nicht auf seine Zeit würkt, und von ihr erkannt wird. Kunst ist Leben, und Leben ist Kunst, beide müßen sich tragen und durchdringen, sie müßen in guter Ehe leben, das <hi rend="latintype">coelibat</hi> taugt für beide Nicht.</p> <p>Da <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b40d8a0f-9868-4da7-bc68-1c7482791afb">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> gewiß dafür gesorgt haben wird, daß <title xml:id="title_8e442101-0a40-415c-b394-186e0d7a81a2"><hi rend="latintype">Mozarts</hi> <hi rend="latintype">Biographie</hi><name key="PSN0117719" style="hidden" type="author">Nissen, Georg Nikolaus (1761–1826)</name><name key="CRT0111722" style="hidden" type="science">Biographie W. A. Mozart’s</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0803bbb5-7e1a-4ab1-a983-8b5b48bb37ff" xml:lang="de">Mozarts Biographie – Georg Nikolaus Nissen, Biographie W. A. Mozart’s. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen, mit vielen neuen Beylagen, Steindrücken, Musikblättern und einem Fac-simile, Leipzig 1828. Gaspare Spontini hatte 1827 Mozarts Witwe Constanze in Salzburg besucht und danach in Berlin Subskribenten für das Buch gesammelt.</note> auch nach <hi rend="latintype">London</hi> gegangen, so empfehle ich Dir sie zu lesen; sie ist sehr intereßant und <hi rend="latintype">instructif</hi>, nehmlich alles was <hi rend="latintype">Correspondenz</hi> darin ist; etwa <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">8</hi></formula> des ganzen. <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">7</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">8</hi></formula> braucht man nicht zu lesen.</p> <p>Das heutige Bußtags<hi rend="latintype">concert</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d8d88b8c-3817-43a0-a399-818404faca68" xml:lang="de">Das heutige Bußtagsconcert – Gaspare Spontini veranstaltete am 15. Mai 1829 sein jährliches Benefizkonzert zugunsten des Spontinifonds. In diesem Konzert trat Niccolò Paganini zum letzten Mal in Berlin auf. Er spielte darin eine »neu componirte, ziemlich bizarre Introduction«, das Rondo seines 2. Violinkonzerts h-Moll, op. 7 (La Campanella), eine Sonate auf das Thema der Preghiera aus der Oper Moses von Gioachino Rossini sowie seine Variationen über das Duett »Nel cor più non mir sento« aus der Oper La molinara von Giovanni Paisiello (AMZ 31, Nr. 27, 8. Juli 1829, Sp. 454 f.). Der Spontinifonds war eine 1826 durch Gaspare Spontini gegründete Unterstützungskasse für Mitglieder der Königlichen Hofkapelle und des Chorpersonals. Siehe dazu Wilhelm Altmann, Spontini an der Berliner Oper. Eine archivalische Studie, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, 4. Jg., H. 2. (Februar 1903) S. 290-292.</note> besteht aus der <hi rend="latintype">Ouverture</hi> zur <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7a0d42b2-ee39-4264-acad-ab0be19dfff7">Vestalin<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110971" style="hidden" type="music">La vestale</name></title></hi> (”<title xml:id="title_2549270f-3682-4f8f-bd9f-b17f05613401">es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108823" style="hidden" type="literature">Der Gott und die Bajadere</name></title>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1a560941-5cdf-4fdb-990e-a5c92e0cde62" xml:lang="de">es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder – Vers der neunten Strophe des Gedichtes Der Gott und die Bajadere von Johann Wolfgang von Goethe.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_77f95a8a-5b2b-4a84-a55d-1e7d33f150ae">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName></hi>, und mehreren Arien von <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_644e5d00-935c-45a0-8248-1c9256d67aed">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="person">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName></hi> und <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_c15490a2-1b58-485b-9ce3-820322b8fa74">Graun<name key="PSN0111513" style="hidden" type="person">Graun, Carl Heinrich (?-1759)</name></persName></hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_523db5e4-60f7-4ff5-b0b7-019c599b084a" xml:lang="de">mehreren Arien von Händel und Graun – Auf dem Programm des Bußtagskonzerts standen Arien aus Georg Friedrich Händels Oratorien Messiah HWV 56 und Samson HWV 57, aus Carl Heinrich Grauns Passionskantate Der Tod Jesu GraunWV B : VII : 2 sowie die Sopranarie »Nun beut die Flur das frische Grün« aus Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung Hob. XXI : 2. Siehe AMZ 31, Nr. 27 (8. Juli 1829), Sp. 455.</note> Ich habe etwas Schnupfen u. s. w. und glaube nicht daß ich hineingehn werde.</p> <p>Neulich zeigte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b0d5e762-c12d-4399-8a2b-7b71b4f4d202">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName></hi> in seinem Zimmer, <title xml:id="title_3427d904-d58d-4715-9566-98b6f6f688db">Dein Bild<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109171" style="hidden" type="art">Felix Mendelssohn Bartholdy (Ölgemälde 1829, verschollen)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc6deeb8-9cb9-4fc5-839d-ef5e0e69866f" xml:lang="de">Neulich zeigte Hensel in seinem Zimmer, Dein Bild – siehe Kommentar zu Z.: Sonntag früh war eine Fete … bei Hensel in der Jägerstraße.</note> der Familie im wertesten Umfange des Worts. Wir hatten die Freude die <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f5e32c24-02ff-4b2c-83e3-4672dc197ff8">Meyer<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName></hi> auch dort zu sehen; Dein Bild gefiel uns und allen sehr, was aber <hi rend="latintype">Hensel</hi> am besten gefiel, war, daß Fanny die Wirthinn machte und <hi rend="latintype">Chocolade</hi> mit Kuchen vertheilte. Ich wünschte sehr, daß Mutter der Sache ein Ende machte, und sie trauen ließe; sie will aber noch nicht; es fehlen auch noch einige Tischtücher und Spucknäpfe.</p> <p><date cert="high" when="1829-05-12">Heute</date> bekommen wir, so Gott will, wieder Briefe von Dir. Wenn nicht am Dienstag auch ein <hi rend="latintype">Oppositionsboot</hi> nach <hi rend="latintype">Hamburg</hi> geht, wie es <date cert="high" when="1829-05-05">letzten Dienstag 5<hi rend="superscript">ten</hi> <hi rend="latintype">Mai</hi></date> der Fall war, so hilft es Dir wenig oder Nichts, andres als am Freitag zu schreiben; richte es aber ein daß <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_2ed077c6-ce28-40a1-9066-4660dfab4f95">Doxats<name key="PSN0110722" style="hidden" type="person">Doxat, Familie von → Eugen D.</name></persName></hi> Dich unterrichten, wann ein <hi rend="latintype">Oppositions</hi> oder andres Dampf<hi rend="latintype">boot</hi> nach <seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <hi rend="latintype">Hamburg</hi> geht, und hast Du dann was zu schreiben, so benutze derselben, denn durch diese Gelegenheit, haben wir die Briefe den 4<hi rend="superscript">t</hi> oder 5<hi rend="superscript">t</hi> Tag, durch jede andre, dauert es 6 bis 7.</p> <p>Siehst Du <hi rend="latintype">Doxats</hi> (Du wirst ja wohl bald Geld hohlen), <seg type="closer">so grüße sie recht freundschaftlich in meinem Nahmen. Gott erhalte Dich. Allen Freunden schöne Grüße von</seg></p> <signed rend="right">Deinem Vater</signed> <signed rend="right">A.</signed> </div> <div n="4" type="act_of_writing" xml:id="div_d26bac9f-780a-489f-b1ef-6158e9f17bb3"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Dank, dank, <seg type="salute">lieber Freund Klingemann,</seg> für Ihren lieben, prächtigen Brief,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d5709d2c-7435-4c1e-8e4a-30fbce485053" xml:lang="de">Ihren lieben, prächtigen Brief – Brief von Carl Klingemann an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 24. und 28. April 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54).</note> der in diesem Augenblick eintraf, und den ich gleich den <persName xml:id="persName_20c39aa8-aebc-42ae-9e01-5d3ce60bd3cf">Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> und <persName xml:id="persName_5c6c83c4-65dd-4349-b339-d7f3691fb113">Rebecka<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> zweimal <hi rend="latintype">en suite</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_0d698999-b51e-461d-9a28-ee2fcbcc2854" xml:lang="fr ">en suite – frz., in Folge.</note> vorlas. Ich antworte ihm nächstens auf unserm gewöhnlichen Wege. – Dir, <seg type="salute">mein Felix</seg>, die herzlichsten Grüße von Hensel, er <hi n="1" rend="underline">wollte</hi> wieder schreiben. <persName xml:id="persName_97e5f337-8e84-475d-9ced-6a289337e32f">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> schreibt Dir <date cert="high" when="1829-05-12">heut</date> oder <date cert="high" when="1829-05-13">morgen</date> über Holland, und bat mich, Dir dies zu bestellen. Er ist zu <persName xml:id="persName_df55725f-1646-4038-8a77-739a6cbd673c">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> gegangen, der sich auf die niedlichste, freundlichste Weise mit ihm beschäftigt, und dem er Deine Briefe mitgenommen hat. Uebrigens hat er sich einen Sammtkragen auf seinen braunen Ueberrock setzen. <date cert="high" when="1829-05-11">Gestern</date> auf der <placeName xml:id="placeName_b19c2204-01f6-49ed-8e8a-3728a3615de4">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> frug Alles nach. Wir sangen <hi rend="latintype"><title xml:id="title_7165b03f-026b-46ec-9256-3de1913fa37d">Davidiana<name key="PSN0111009" style="hidden" type="author">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736–1800)</name><name key="CRT0111723" style="hidden" type="music">Davidiana</name></title></hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_383545ae-44c6-4f09-afd8-21e994b2481b" xml:lang="de">Davidiana – Psalmen für eine bis acht Stimmen in Martin Luthers Übersetzung von Carl Friedrich Fasch.</note> einige St. 16stimmig, dann kam <persName xml:id="persName_1ade35af-1eba-432c-a120-789d5c613162">Radziwill<name key="PSN0114055" style="hidden" type="person">Radziwill (Radziwiłł), Anton Heinrich (Antoni Henryk) Fürst (1775-1833)</name></persName>, es ist also unnöthig das <hi rend="latintype"><title xml:id="title_b465b74a-8887-4242-acab-fc40323d843b">Cruxifixus<name key="PSN0112935" style="hidden" type="author">Lotti, Antonio (1666–1740)</name><name key="CRT0109805" style="hidden" type="music">Crucifixus à 8 voci</name></title></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_484eb2e1-161b-477c-8d5a-d99f533a8c4d" xml:lang="de">das Cruxifixus – Die Komposition von Antonio Lotti wurde im Konzert der Sing-Akademie am 24. Mai 1829 zugunsten der durch Überschwemmungen geschädigten Schlesier aufgeführt. Es wurden zudem Carl Friedrich Zelters Motette Tenebrae factae sunt sowie Vokalwerke von Johann Sebastian Bach, Johann Friedrich Fasch und Gottfried Heinrich Stölzel gesungen. Siehe dazu BAMZ 6, Nr. 22 (30. Mai 1829), S. 170 f., und AMZ 31, Nr. 27 (8. Juli 1829), Sp. 455.</note> zu nennen, welche ewig wiederholte Galanterie auf der Academie einigen Unwillen erregte. Im Allgemeinen ist zu bemerken, daß <persName xml:id="persName_5b469021-d7c2-4499-803c-9f0ae1abe683">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> jetzt meist selbst begleitet. Die <persName xml:id="persName_0d25a4eb-37c4-499a-a976-efa86748d975">Goroncy<name key="PSN0116858" style="hidden" type="person">Goroncy, Emilie</name></persName> ist hier, auf einige Wochen, ich habe sie aber noch nicht gesehn. Weißt Du schon, daß <persName xml:id="persName_ad5ca8b0-7c54-4be1-aec6-8eaf1abac16f">Paul Einbrodt<name key="PSN0110873" style="hidden" type="person">Einbrodt (Einbrod), Paul Peter Petrowitsch (Petrovič) (1802-1840)</name></persName> nach London geht? <persName xml:id="persName_8274a45e-5cf9-4880-be2c-1ef21465c450">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> wird ihm schreiben, daß und wo Du da existirst. <seg type="closer">Adieu, mein Schatz, befinde Dich wohl in deinem weiten Himmelbett, welches wieder in einem noch weitern Himmelbett, <add place="inline">London<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> steht, wo schon Platz für einen Sterblichen ist, sich umzudrehen.</seg> <seg type="closer"><hi rend="latintype">Addio</hi>, leb wohl, und sey vergnügt.</seg></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_770a520d-a420-4c91-a1d3-45b3eb01d5cd"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><date cert="high" when="1829-05-13" xml:id="date_d037738c-d782-4e5b-802c-e89d297b7b94">d. 13.</date></seg> Ich bin so wenig gewohnt, auf Londner Kaffeehäusern Zeitungen in großem Format zu lesen, <seg type="salute">liebster Felix!</seg> daß Du mir verzeihen mußt, wenn ich mir den großen Elephanten (ich kann die <hi rend="latintype">race</hi> von <title xml:id="title_ce4fccea-bbc4-4e1b-b4c2-783516b69e83">Olimpia<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110969" style="hidden" type="music">Olimpie</name></title> her nicht leiden) halbire, und vielleicht die 2. <hi rend="latintype">columne</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_76dab5c5-6ee8-4e47-856b-b2b5d494d6f5" xml:lang="de">den großen Elephanten … Olimpia … die 2. columne – Lea Mendelssohn Bartholdy verglich das große Format der in dieser Zeit von der Familie benutzten Briefbögen (rund 44 x 27 cm), die Abraham Mendelssohn Bartholdy eigens für die Post nach London angeschafft hatte, mit dem Aufwand, der 1821 bei der Aufführung der zweiten Fassung von Spontinis Oper Olimpie in Berlin getrieben worden war. Man brachte Elefanten auf die Bühne. Lea Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Bögen mit ihrer kleinen Schrift zweispaltig.</note> noch vollschmiere. Die Posttage sind mit Kommen und Gehen schlecht eingetheilt; bisher erhielten wir <hi n="1" rend="underline">nur</hi> am Mittwoch Briefe und zwar so spät, daß zum ruhigen Beantworten nicht Zeit blieb.</p> <p>Klingemanns eben empfangner Brief hat mich ganz begeistert und aufgeregt. Du weißt, wie <hi rend="latintype">bannal</hi> und ungenügend ich den Ausdruck finde, er schreibt schön! Ach! wenn man so was in der <title xml:id="title_ca1871e3-3912-4c5c-9162-90c79becd739">Schule des Herrn Schmidt<name key="PSN0118162" style="hidden" type="author">Schmid, Xaver Kajetan von (1775–1831)</name><name key="CRT0111726" style="hidden" type="science">Leitfaden zum Unterricht in der christ-katholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8b0c173d-fdee-423d-8565-5d042ca9a812" xml:lang="de">der Schule des Herrn Schmidt – vielleicht Xaver Kajetan von Schmids Leitfaden zum Unterricht in der christ-katholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen […], Nürnberg 1812.</note> oder durch die <title xml:id="title_ea7d7653-d8f4-4367-a420-6857a07eae17">Stylübungen des Herrn Müller<name key="PSN0117667" style="hidden" type="author">Müller, Franz Xaver (1777-?)</name><name key="CRT0111725" style="hidden" type="science">Nützliches Allerley für Kinder zur Uebung im Schriftlesen, Schön- und Rechtschreiben</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f96b445c-f4cb-4593-be24-fb86d9a06218" xml:lang="de">die Stylübungen des Herrn Müller – Franz Xaver Müller, Nützliches Allerley für Kinder zur Uebung im Schriftlesen, Schön- und Rechtschreiben, mit mehrern absichtlich falsch geschriebenen Aufgaben, Straubing 1804.</note> lernen könnte! Arme Schüler, erst laßt Euch von der Natur die bedeutendsten Portionen Witz und Geist und Gefühl und Sinn schenken, dann bildet es durch Belesenheit aus, umhängt es mit Gewändern voll Grazie, Laune, Anmuth, und seht zu, ob das Glück Euch noch so wohl will, Briefe wie dieser hervorzubringen. Ich läugne nicht, daß der rothe Faden Felix (darf man solchen Faden nach dem <hi n="1" rend="underline">Mieß</hi>brauch seit <title xml:id="title_d1db48ae-4706-405c-a846-991dbaf18487">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0111724" style="hidden" type="literature">Die Wahlverwandtschaften</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_80ab6d86-b66b-431c-8ae1-b45a2e9286f3" xml:lang="de">der rothe Faden Felix … Goethe – Anspielung auf Goethes Wahlverwandtschaften, Tübingen 1809. Dort zieht sich ein roter Faden durch Ottiliens Tagebuch, »der alles verbindet und das Ganze bezeichnet« (Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 9, S. 410).</note> noch abhaspeln?) auch sein Scherflein zu meinem Entzücken beiträgt. Aber doch kann mir niemand vorwerfen, daß ich nicht immer den größten, offensten Sinn für Klingemannsche Einfälle, Witze, Prosa und Verse gehabt hätte, es betreffe einen von Zeitungsblättern auferbauten Pavillon, Kürbismasken oder Abhandlungen über <hi rend="latintype">Emancipation</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ff43e47e-5ccf-49d7-9e7b-7fb4e8320e3b" xml:lang="de">Emancipation – Am 10. April 1829 wurde in London die Katholische Emanzipations-Akte verabschiedet. Dieser Beschluss befreite die katholische Bevölkerung Großbritanniens und Irlands von den Rechtsbeschränkungen, denen sie wegen ihres Glaubens unterworfen waren.</note> Mir gefällt, ich verstehe Alles, <hi rend="latintype">goutire</hi>, weine und lache – nach Umständen; kurz, er ist ein prächtiger Mensch, und ich preise Dich glücklich, in solchem <hi rend="latintype">cottage of friendship &amp; solitude</hi> von den Beschwerden des tollen Weltlebens sanft ausruhen zu können. <hi rend="latintype">God bless you, sleep &amp; dream &amp; wake well</hi>! – Sein fehlender Zahn<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e2fb4e85-086b-42ff-9370-852886c9098b" xml:lang="de">Sein fehlender Zahn – Carl Klingemann schrieb in seinem Brief an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 24. und 28. April 1829: »Das Cabriolet was am Sonnabend mit mir umstülpte, […] zerbrach mir meinen linken Vorderzahn« (D-B Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/2. Druck: Klingemann, Briefwechsel, S. 51-54, das Zitat S. 53).</note> thut mir weh; diese Perlenreihe hätte nicht unterbrochen werden dürfen, in the Fülle of Gesundheit! Wars nicht Zeit bis zum Jahr 1877 wo er Rebecka zum Geburtstage gratuliren und sich der schönen kindlichen Vergangenheit erinnern wird? O wie blühte er bisher ohne Falsch und Lug und Trug, rosenfarbig, blondhaarig und zahnreich, und nun kömmt ein dummes Kabriolet! Loben muß ich das gebrannte Kind, das sich nun nicht mehr umwerfen laßen will und sich Felix zum <hi rend="latintype">Hack</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f33b3c40-a2e3-4e06-8d7b-32e2da9c6be7" xml:lang="en">Hack – engl. hackney coach, Mietskutsche.</note> <hi rend="latintype">associirt</hi>. –</p> <p><persName xml:id="persName_f41d3189-a541-47c2-9178-1876f3e7879d">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> sagte neulich, in Zukunft würde man der Dampfschiffe wegen, die <title xml:id="title_a9832427-84d8-47af-9c57-ac57a992c904">Meeresstille<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ixaeeds9-rdld-zizr-ih6i-gc9a3ajai0fl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100361" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 3 Meeresstille und glückliche Fahrt D-Dur, [Februar bis September 1828]; Umarbeitung 1833/1834<idno type="MWV">P 5</idno><idno type="op">27</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7c9036ee-485c-4c1c-ba06-d6eb70afef1c" xml:lang="de">die Meeresstille – Mendelssohns Ouvertüre Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), ist durch die Gedichte Meeresstille und Glückliche Fahrt von Johann Wolfgang von Goethe inspiriert (Druck: Goethe, Münchner Ausgabe, Bd. 4.1, S. 666).</note> nicht mehr verstehen. Sollte es, wie wir sehnlich wünschen, zur Aufführung kommen, so hoff ich, fehlt Dir der übersetzende Dichter zur Erläuterung nicht: bei der Analogie der Sprachen ists gar nicht schwer, oder am Ende existirt schon die Uebertragung des dort verehrten <persName xml:id="persName_2da1084c-e528-463c-ae2d-dd9158fc000f">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName>. – Pack schlägt sich, <hi rend="latintype">etc.</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c477c170-a991-498c-a8b4-4a5f139df082" xml:lang="de">Pack schlägt sich, etc. – »Pack schlägt sich, Pack verträgt sich«, ein Sprichwort.</note> Die <persName xml:id="persName_4924a6c8-3c05-4537-90b2-628d66004aec">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName> singt in dem <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_695a710d-58c2-4d84-a0d2-6c3535b8fbc7">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi>schen heutigen Bußtagskoncert. – Die <persName xml:id="persName_de133f97-ffec-4e92-85f9-15de424aa4b4">Schechner<name key="PSN0114518" style="hidden" type="person">Schechner-Waagen, Nanette (Anna) (1806-1860)</name></persName>, zur <title xml:id="title_7aa2b3ca-510d-46fd-96ae-42b24d276441">VermählungsOper<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110963" style="hidden" type="music">Agnes von Hohenstaufen</name></title> aufgefordert, hat abgeschlagen, eine Mutterrolle<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e9629546-9294-48ca-9cac-6c683c6f41f6" xml:lang="de">Die Schechner, zur VermählungsOper aufgefordert … Mutterrolle – Die Sängerin Nanette Schechner sollte die Rolle der Irmengard in der Oper Agnes von Hohenstaufen von Gaspare Spontini übernehmen. Deren zweite Fassung wurde am 12. Juni 1829 anlässlich der Vermählung von Friedrich Wilhelm Ludwig Prinz von Preußen mit Marie Luise Augusta Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Königlichen Opernhaus in Berlin aufgeführt (AMZ 31, Nr. 31, 5. August 1829, Sp. 509 f.).</note> zu übernehmen; daher hat der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9d1364f8-d39c-4a22-b5bb-cd1fe767489e">Tirann<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName></hi> sich wieder an die Milder gewendet, die sich auch eine Ausrede <hi rend="latintype">ménagirte</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_99eddc41-f8b3-4b77-a3de-4931a91f3bc1" xml:lang="de">ménagirte – von frz. se ménager, sich vorbehalten.</note> indem sie es annahm. Sie behauptet nämlich, er würde mit Komponiren nicht fertig, und würde im Fall ihrer Weigerung, die Ausrede gebrauchen, keine Sängerin für die MutterParthie zu haben. Um ihm diese abzuschneiden, übernähme sie sie, (als obs bei <persName xml:id="persName_fe8caa00-e554-49a0-aacd-8297855e9580">Schneider<name key="PSN0114644" style="hidden" type="person">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2d610709-72e0-4bd6-80c9-98db016d7d32">Barnewitz<name key="PSN0116119" style="hidden" type="person">Barnewitz, Carl Friedrich Theodor (1800-?)</name></persName> und noch son paar kleenen an <hi rend="latintype">complicen</hi> fehlen könnte!) <hi rend="latintype">mais tu vois le dessous des cartes</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_9ed49c86-11b9-4f34-80dc-21ad6954b990" xml:lang="fr ">mais tu vois le dessous des cartes – frz., aber du durchschaust ja die Angelegenheit.</note> und am Ende wärs mir für die gute Milder recht lieb, wenn sie sich an diesen <hi n="1" rend="underline">Strick </hi>wieder anknüpperte. Verzeih diese abgeschmackten Neuigkeiten! wo solls aber herkommen? sagt <persName xml:id="persName_9872999e-3c0d-4036-b318-e0c380b76e40">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>; „<title xml:id="title_dcdc0a68-0498-40fc-94e7-44088d351005">Größers kann sich anderswo begeben, als bei uns in unserm kleinen Leben.“<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110652" style="hidden" type="literature">An die Freude (»Freude, schöner Götterfunken«)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_438996bd-e964-44f2-a74c-9220c55116c7" xml:lang="de">„Größers kann sich anderswo begeben … Leben.“ – Beginn der fünften Strophe des Gedichts An die Freunde (1785) von Friedrich Schiller.</note>Wir leben ganz still und gemächlich fort, und es ist eben gut, daß nichts Neues vorgeht. – Die fortdauernde Kälte raubt uns den eigentlichen Frühlingsgenuß; das köstliche Grau bewundern wir nur in Pelze gehüllt, und unsre Flieder Maßen warten noch immer auf die freundliche Sonne, die ihre Blumen entfalten soll. – So’n Viehchen ist auf die schlechten Güter und <persName xml:id="persName_fcb6e6fd-e1b7-4c64-aa05-ac35b4236a97">Elise<name key="PSN0114094" style="hidden" type="person">Reden, Elise von (1798-1857)</name></persName> bringt heut ihre Schäfchen aufs Trockne; das heißt Papaken wird die ertrunkne Heerde durch goldne Vließe ersetzen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_002511d8-b111-4a68-9fd9-75e083ebdd39" xml:lang="de">die ertrunkne Heerde durch goldne Vließe ersetzen – Es handelt sich wohl um missglückte Aktien- oder Anleihegeschäfte, deren Schaden Abraham Mendelssohn Bartholdy begrenzen helfen sollte.</note> müßen. Ich glaube, <hi rend="latintype">qu’il en a des honneurs et de la noblesse par dessus les oreilles</hi>;<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_d9f013bc-c0cd-4fe6-b935-373a116ec90c" xml:lang="fr ">qu’il en a des honneurs et de la noblesse par dessus les oreilles – frz., dass er von Ehre und Adel nicht mehr hören kann.</note> auch macht er mit <persName xml:id="persName_db8507a4-2474-4b19-b809-14d73d934c8d">Mde. Fränkel<name key="PSN0111142" style="hidden" type="person">Fränkel, Karoline Sophie Elisabeth Anna (bis 1821: Kela) (1787-1864)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e1ca3720-cd25-493e-a6a8-9579cf039057">Anna<name key="PSN0111140" style="hidden" type="person">Fränkel, Anna Rosa (1812-?)</name></persName> eine Reise nach Italien, um, wie es heißt, den Umgang und das Gerede gründlich abzuschneiden. Vater hat sehr witzig gesagt, <persName xml:id="persName_8b39a7fe-0ae2-4064-8b9b-c3513538e64f">Beneke<name key="PSN0116187" style="hidden" type="person">Benecke, Wilhelm Christian (seit 1829) Freiherr von Gröditzberg (Gronditzberg) (1778-1860)</name></persName> habe sich adeln laßen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4269e3d6-e0ab-4011-bb32-92439ee4f36d" xml:lang="de">Beneke habe sich adeln laßen – Wilhelm Christian Benecke Gröditzberg wurde 1829 von Friedrich Wilhelm III. von Preußen für seine Verdienste um die Restaurierung der Burg Gröditzberg geadelt.</note> damit sein Sohn Ansprüche auf Anna machen könne. – <persName xml:id="persName_b24a3c87-30a4-4738-b720-74ce7da829d0">Hübners<name key="PSN0112121" style="hidden" type="person">Hübner, Familie von → Rudolph Julius H.</name></persName> bleiben bis zum Herbst in München, und <persName xml:id="persName_2f1ddba0-6123-43d9-acee-4b190be9ef01">Bendemanns<name key="PSN0109803" style="hidden" type="person">Bendemann, Familie von → Anton Heinrich B.</name></persName> werden ihnen dann wohl nach Ital. folgen. Die <persName xml:id="persName_fe64444a-49a2-47c1-ba0c-01acd0060d6d">Bären<name key="PSN0109763" style="hidden" type="person">Beer, Familie von → Amalie B.</name></persName> und <persName xml:id="persName_b8d019b2-ae55-4edb-9881-154c44141ab3">Eber<name key="PSN0110814" style="hidden" type="person">Ebers, Victor (bis 1816: Veitel Heymann Ephraim) (1776-1832)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_de3bb5a4-e6fe-47d8-89ce-202612563bac" xml:lang="de">Die Bären und Eber – Gemeint sind wohl die verwandten Familien Meyerbeer und Ebers. Giacomo Meyerbeer ging am 23. April auf die Reise und traf am 23. August 1829 in Paris ein (Giacomo Meyerbeer, Briefe und Tagebücher, hrsg. und kommentiert von Heinz Becker, Bd. 2, Berlin 1970, S. 79). </note> heimsuchen hingegen, Sammt und Seide, die Pariser Gefilde. – O Gott, wie freu ich mich auf die heut zu hoffenden Briefe! <seg type="closer">Leb wohl, Herzenskind! erfreue Dich Deines Glücks, und denke daß niemand zärtlichern, innigern Theil daran nimmt, als <hi rend="latintype">your Mamma</hi>.</seg> – Gewöhnst Du Dich auch nicht an viel Weintrinken? Du weißt, wie schädlich ich das für Deine Konstitution halte. – <persName xml:id="persName_fd95f37b-e8f4-41e2-84c2-d5020f14dbd1">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> sind aufs Land gezogen, <hi rend="latintype">but nobody else, it is too cold. Do you speak very often english</hi>?</p> <p><hi rend="latintype">In the afternoon. The post of Hamburgh is arrived, but the steamboat was not there and we want letters of our dear boy. Do not believe the odd story of <persName xml:id="persName_039fddd6-dd5c-4de0-8859-5a831609aaa3">Paganinis<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName> laurel-cap.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_504eaaff-a3fd-4adb-bbf6-6b7d57bf168a" xml:lang="en">Paganinis laurel-cap – laurel-cap: engl., Lorbeerkranz. Siehe dazu Brief gb-1829-05-06-03 Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 6. Mai 1829, Z.: »Denk Dir ihn übrigens am Fenster liegend«.</note> It was certainly a lie of the <persName xml:id="persName_a117d323-1f81-49e6-9a15-364994d3b84f">french actress<name key="PSN0116483" style="hidden" type="person">Dangeville-Vandenberg, Marie</name></persName>; he is not at all a charlatan, as poor <persName xml:id="persName_b5343767-0432-4a8c-877e-e15caad329e6">Mr. Praun<name key="PSN0113974" style="hidden" type="person">Praun, Sigismund Otto Freiherr von (1811-1830)</name></persName> would make us believe him to be. Praun is reduced to play in the <placeName xml:id="placeName_30ccf7c1-2a1f-4802-8752-78d3795f432d">Kœnigsstreet<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_afa113a0-acdd-4add-a89f-be9c39d6bc9d" xml:lang="de">poor Mr. Praun … is reduced to play in the Kœnigsstreet – Der siebzehnjährige Geiger Sigismund Otto Freiherr von Praun hatte am 5. und am 9. Mai 1829 Konzerte im Königlichen Opernhaus und im Königsstädtischen Theater in Berlin gegeben (AMZ 31, Nr. 22, 3. Juni 1829, Sp. 367).</note> before a thin, little public.</hi></p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>