gb-1829-05-06-04
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Berlin, 6. Mai 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Rebecka Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
May
Motto.
so milde geworden, daß sie sich
Sey doch so gut, uns zu schreiben, an welcher Querstraße Du zunächst, d. h. die wenigsten Meilen entfernt wohnst. custom house habe ich gefunden, d. h. ich habe mirs zeigen lassen, von
Ich kanns nicht lassen, ich muß Dir eine Geschichte von Fanny und Hensel erzählen. Gleich setzt sich bekommt den gloriosen Einfall, und da reden sie sichs einander so steif und fest ein, daß kein Zweifel mehr ist, aber den Grund weiß kein Mensch. Was solch ein Brautpaar sich nicht alles zu sagen hat. Natürlich darf Fanny nicht wissen, daß Betty geplaudert hat.
Ein Buchdruckerstock
kommt für mein dummes Zeug,servant girlod. irgendeine unbedeutende Tochter eines
John Bulls, od. der
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Nun überlasse ich Dich Deinem Schicksale, lieber König. Auf der
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Noch was. Thur Stadt an der Themse, hat Einwohner, und es kommen auch Fremde hin, namentlich Deutsche, namentlich Einer, die Bescheidenheit verbietet mir zu sagen, daß es mein Bruder ist. Ich habe auch mal gelesen, daß Du Deine Briefe immer so zumachst, daß man ein Stück mit abreißen muß, es steht im Auszug aus dem
Am sechsten May in banger Trennung Stunde. Motto. Die Welt ist dumm, die Welt ist blind, warum, geht mich wenig an. Grüße Klingemann; sonst weiß ich heute nichts von Belang, ich hoffe aber, es wird ein Brief kommen, und dann werden wir sagen können, es kam ein Brief. Wozu nun Herr Werner nach London reiset! Die Post reiset ja auch. Und wir sind noch dazu zu discret, ihn mit einer Schachtel zu beschweren, denn gewollt haben wir Dir Baumkuchen schicken, Betty Pistor kanns bezeugen. Aber der nächste Reisende soll Dir eine Überraschung bringen, die bis jetzt für mich auch eine ist, denn ich weiß von nichts. Aber wir sind schrecklich repandirt, ich glaube die Leute haben Mitleid mit unserem kleinen Mittagstisch, gestern waren wir auf einem Knalldiner bei der Mutter Magna, daß es nur so puffte, und nachher bei Paganini mit Ritz und Marx, die Intimi der Familie Mendelssohn. Ritz ist ziemlich oben auf, als ich ihn im Theater gestern ersuchte, Marx zu ersuchen, nicht zu vergessen daß derselbe morgen, heute nämlich, bei uns essen sollte, bestellte Ritz, ich hätte gesagt, der Teufel solle ihn holen, worauf Marx antwortete, er werde für das Heil seiner Seele sorgen. Eine schöne Geschichte. Bin ich nicht herunter? Aber heute haben wir Diner, wir haben Papachini und seinen Kalbskopf, und Onkel und Ritz und Marx, und auf den Abend haben wir Devrients und das Rad, und morgen sind wir bei Roberts; daran will ich nur gar nicht denken, sonst schlafe ich beim Schreiben ein. Fanny ist seit Redens Einladung so milde geworden, daß sie sich über die Robertsche freut. – Weißt Du denn, daß Willisen die älteste Brause heirathet, und daß York gestern geheirathet hat. Ferner heirathet ein Schlippenbach Fräulein Goldbeck, und als wir das Betty erzählten, kräht die auf, sie hat gestern Nachmittag bei Henschlings aus dem Fenster gesehen, wie die Goldbeck und ein Leinewand sich unaufhörlich küßten, und (!) kannte den Leinewand nicht, den wußte sie also nun auch. Gleichfalls ist Götzenberger so gut, die Lauska zu heirathen. Wer geboren und gestorben weiß ich nichts, außer daß die Welt fest und steif behauptet, Albert Schlippenbach nehme die Zimmermann. Apropos davon ein Witz von Vater, der sagt, als von Beneke Baron Groeditzberg die Rede ist, wahrscheinlich wolle er nun für seinen Sohn Ansprüche auf Anna Fränkel machen. Sey doch so gut, uns zu schreiben, an welcher Querstraße Du zunächst, d. h. die wenigsten Meilen entfernt wohnst. Hensel hat uns einen Plan v. London mitgebracht, da kann ich mir wenigstens gar keinen Begriff v. London machen; aber custom house habe ich gefunden, d. h. ich habe mirs zeigen lassen, von Gans, der mir einen bessern Plan schenken wollte, was ich in Gnaden abgeschlagen habe, ich setze mich überhaupt stark auf die Hinterfüße, was Freundlichkeit gegen Gans betrifft. Ich kanns nicht lassen, ich muß Dir eine Geschichte von Fanny und Hensel erzählen. Gleich den ersten Abend als ich von Hamburg ankam, frugen die beiden mich auf eine ganz fabelhafte Manier über Heine aus, und vor Thorschluß frug Fanny mich ganz ernst, ob es auch nur beim Raspeln geblieben, was ich bedeutend bejahte, dabei beruhigte sie sich. Am andern Morgen erzählt mir Betty, und will sich dabei todlachen, Fanny wäre den vorigen Freitag bei Zelter, wie ein Töpfchen Mäuse zu ihr herangekommen, und hätte sie gebeten, mich ja nicht zu necken, weil sie ganz gewiß wüßte, ich sey mit ihm versprochen. Nun denke, setzt sich das Brautpaar allein in die dunkele Stube, einer von ihnen setzt sich bekommt den gloriosen Einfall, und da reden sie sichs einander so steif und fest ein, daß kein Zweifel mehr ist, aber den Grund weiß kein Mensch. Was solch ein Brautpaar sich nicht alles zu sagen hat. Natürlich darf Fanny nicht wissen, daß Betty geplaudert hat. Ein Buchdruckerstock kommt für mein dummes Zeug, Dein Brief vom Dienstag. O Du lieber lieber Junge. Sey nicht so sehr liebenswürdig, ich müßte Dich dann noch immer mehr lieben und das ist nicht möglich. O Felix, wie gerne wäre ich jetzt eine servant girl od. irgendeine unbedeutende Tochter eines John Bulls, od. der John Bull selber, od. der dicke Werner od. Gott weiß was für ein Pflasterstein von London, und ich muß hier sitzen, und kann Dich nicht knudeln, und kann Dir nicht Deinen glatten Kopf mit Rosen bestecken, und Dein schönes Rosen Ohrenpaar küssen. Hast Du denn auch keinen der das thut? Darf man Dir denn auch, wenn Du Deinen neuen dress anhast, den Kopf kratzen? Oder ist das nicht the fashion? Beschreibe uns doch den dress ein wenig, ich möchte gar gerne wissen, in welcher Farbe, welchem Schnitt, welcher Tournüre ich Dich anbeten soll. Ach hier nennt mich niemand Töpfchen, ich thue es manchmal selbst, wenn ich ohne dies gar nicht fertig werden kann. Auch ist keine einzige neue Redensart aufgekommen, keiner von uns hat die Energie, wenn ihm wirklich eine einfiel, sie zu behaupten, und Du kannst auch von denen sagen, sie seyen die Alten noch geblieben. Nun überlasse ich Dich Deinem Schicksale, lieber König. Auf der Academie wird der 119te Psalm probiert, den sie für die Danziger geben wollen. Dilettanten singen die Soli. An Klingemann schreibe ich gewiß nächstens, Marx ist eifersüchtig auf Moscheles, weil der an Deinem Bette gesessen hat, ich auch; in Hamburg habe ich es ja auch gethan. O hast Du denn zu Moscheles gesagt, er brauche sich nicht durch Künstlichkeit unliebenswürdig zu machen, die Natur that viel? – Hier folgen noch einige Lebensregeln. Nimm Dich aber wirklich in Acht, daß Du nicht Unglück in Familien bringst, kurz sey kein Engel. Du meinst wohl ich sey parteiisch, ja mein Sohn, das bin ich. Es thut mir leid daß ich ein Esel bin. Noch was. Gustav Magnus ist noch nicht hier, und wird in 8 Tagen erwartet. Ferner ist gleich ein Achtel Deines Urlaubs verstrichen. Dann ist Kap hier. Ich weiß noch was; London ist eine Thur Stadt an der Themse, hat Einwohner, und es kommen auch Fremde hin, namentlich Deutsche, namentlich Einer, die Bescheidenheit verbietet mir zu sagen, daß es mein Bruder ist. Ich habe auch mal gelesen, daß Du Deine Briefe immer so zumachst, daß man ein Stück mit abreißen muß, es steht im Auszug aus dem Kinderfreund. Weiter weiß ich nichts.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-05-06" xml:id="date_b13085dc-d6d0-4c54-ba56-75e6cbb2dcc7">6. 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Grüße <persName xml:id="persName_a0d89aa1-668b-4eb7-a3b7-0a49fc0bc3a9">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>; sonst weiß ich heute nichts von Belang, ich hoffe aber, es wird ein Brief kommen, und dann werden wir sagen können, es kam ein Brief. Wozu nun <persName xml:id="persName_9265189e-6aac-4d75-acfb-bd5820a7d530">Herr Werner<name key="PSN0115713" style="hidden" type="person">Werner, Carl Friedrich</name></persName> nach London reiset!<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bc7b31d4-9b37-4d2b-accc-dbdd22a1cb29" xml:lang="de">Wozu nun Herr Werner nach London reiset! – Der Inhaber der Berliner Bronzegussfirma Werner & Neffen, Carl Friedrich Werner, nahm die vier Briefe der Familie Mendelssohn vom 6. Mai 1829 an Felix Mendelssohn Bartholdy nach London mit.</note> Die Post reiset ja auch. Und wir sind noch dazu zu discret, ihn mit einer Schachtel zu beschweren, denn gewollt haben wir Dir Baumkuchen schicken, <persName xml:id="persName_4277aef2-8b82-4de8-a31d-7199118c6d0e">Betty Pistor<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName> kanns bezeugen. Aber der nächste Reisende soll Dir eine Überraschung bringen, die bis jetzt für mich auch eine ist, denn ich weiß von nichts. Aber wir sind schrecklich repandirt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fc6507b0-fa83-4337-901e-e37c943ba386" xml:lang="de">repandirt – von frz. repandre, verbreiten.</note> ich glaube die Leute haben Mitleid mit unserem kleinen Mittagstisch, <date cert="high" when="1829-05-05">gestern</date> waren wir auf einem Knalldiner bei der <persName xml:id="persName_c2c34f5f-0db8-4568-91de-2bdb1b77be8d">Mutter Magna<name key="PSN0117490" style="hidden" type="person">Magnus, Louise Marianne (Merle) (1770-1848)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_61b3842c-e8e8-4380-820e-263e57205915" xml:lang="de">gestern waren wir auf einem Knalldiner bei der Mutter Magna – Die Familie Mendelssohn war am 5. Mai 1829 zu einem Diner bei Louise Marianne Magnus eingeladen (Hensel, Tagebücher, S. 16).</note> daß es nur so puffte, und nachher bei <persName xml:id="persName_1d1ae59f-0c0e-4395-8729-73d74c2b57dc">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_33620b9f-d6e5-4a59-88ce-80d6ee089f30" xml:lang="de">nachher bei Paganini – Am 5. Mai 1829 gab Niccolò Paganini im Königlichen Opernhaus eines seiner letzten Berliner Konzerte; vgl. AMZ 31, Nr. 28 (15. Juli 1829), Sp. 463.</note> mit <persName xml:id="persName_211864cb-b811-4578-8867-045db5d17417">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_809eb263-aa3e-4791-8c80-ae5585e3001b">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, die Intimi der Familie Mendelssohn. Ritz ist ziemlich oben auf, als ich ihn im <placeName xml:id="placeName_2828d9fc-60bc-4207-bae7-abdac65a75d0">Theater<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> <date cert="high" when="1829-05-05">gestern</date> ersuchte, Marx zu ersuchen, nicht zu vergessen daß derselbe <date cert="high" when="1829-05-06">morgen, heute</date> nämlich, bei uns essen sollte, bestellte Ritz, ich hätte gesagt, der Teufel solle ihn holen, worauf Marx antwortete, er werde für das Heil seiner Seele sorgen. Eine schöne Geschichte. Bin ich nicht herunter? Aber <date cert="high" when="1829-05-06">heute</date> haben wir Diner,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_242a80ac-11d6-4491-a1de-b008b521a349" xml:lang="de">Aber heute haben wir Diner – vgl. Fanny Mendelssohn Bartholdys Eintrag für den 6. Mai 1829 in ihrem Tagebuch: »Mittw. aß er [Niccolò Paganini] bei uns, mit Marx Ritz, Devrients und Miltitz« (Hensel, Tagebücher, S. 16).</note> wir haben <persName xml:id="persName_bd85a52a-d28d-40f3-b57d-340892c715b6">Papachini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName> und seinen Kalbskopf, und Onkel<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d3ef29c3-7951-46a3-9cc0-d5f8301a7f18" xml:lang="de">Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829).</note> und Ritz und Marx, und auf den Abend haben wir <persName xml:id="persName_6c8c4d71-c9f8-459f-9f15-b909c8573a06">Devrients<name key="PSN0110624" style="hidden" type="person">Devrient, Familie von → Philipp Eduard D.</name></persName> und das Rad,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e74d151f-bc01-4d3a-ab32-269ff5cc052e" xml:lang="de">das Rad – Gemeint ist der Zirkel, den die Geschwister und Freunde um Felix Mendelssohn Bartholdy bildeten. Wilhelm Hensel stellte das »Rad« in einer Zeichnung dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Fanny Mendelssohn Bartholdy beschrieb die Zeichnung im Brief gb-1829-08-15-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London (?), Berlin, 15. August 1829. Sie nannte darin die Freunde, die zusammen mit ihr und der Schwester Rebecka die Speichen des Rades bilden und die Nabe, den Bruder Felix, umkreisen: Dies sind Paul, Minna und Albert Gustav Heydemann, Albertine und Caroline Heine, Auguste Wilmsen und Johann Gustav Droysen. Dazu kommt eine weitere Person, die von außen auf das Rad aufspringt. In ihr hat Wilhelm Hensel sich selbst dargestellt (siehe Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Der Zirkel war indes nicht so geschlossen, wie Hensels Zeichnung es suggeriert. Sie fasst nur einen Teil derer, die dem Rad angehörten. Auch Betty Pistor, Louis Eduard Heydemann, Carl Klingemann, Eduard Rietz und Ferdinand David gehörten ihm wohl an. Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> und <date cert="high" when="1829-05-07">morgen</date> sind wir bei <persName xml:id="persName_2ee278cf-3ec3-435e-944e-07a3c780b0c1">Roberts<name key="PSN0114235" style="hidden" type="person">Robert-Tornow, Ernestine (1794-1846)</name><name key="PSN0117974" style="hidden" type="person">Robert-Tornow, vorh. Meier Levin, Moritz (1785-1846)</name></persName>; daran will ich nur gar nicht denken, sonst schlafe ich beim Schreiben ein. <persName xml:id="persName_a6b123b3-b205-4b14-9ae9-7872fc20d1a2">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ist seit <persName xml:id="persName_c3a81138-8089-4003-8566-b84e584a03da">Redens<name key="PSN0114095" style="hidden" type="person">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> Einladung<hi rend="spaced_out"><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e4b9b1a5-86de-47da-9450-f1aa082bf746" xml:lang="de">Redens Einladung – Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von Reden, Gesandter des Königreichs Hannover in Berlin und Vorgesetzter Carl Klingemanns, bewohnte mit seiner Familie die Bel Etage des Mendelssohnschen Hauses in der Leipziger Str. 3. Die Familie wohnte dort bis 1831 (Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 77). Die Mendelssohns waren am 1. Mai 1829 bei den Redens zu Gast gewesen (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 16).</note></hi> so milde geworden, daß sie sich<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> über die Robertsche freut. – Weißt Du denn, daß <persName xml:id="persName_bf903556-be09-48a7-af59-7663367134c3">Willisen<name key="PSN0115797" style="hidden" type="person">Willisen, Karl Wilhelm von (1790-1879)</name></persName> die <persName xml:id="persName_6efb16e9-32d4-4419-86da-8e3968213d15">älteste Brause<name key="PSN0116298" style="hidden" type="person">Brause, Emilie Friederike Albertine Adolfine von → Willisen</name></persName> heirathet,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4b4ccbc1-f9ec-4bd8-964b-a0b78a353fa0" xml:lang="de">daß Willisen die älteste Brause heirathet – Die Heirat von Karl Wilhelm von Willisen mit Emilie Friederike Albertine Adolfine von Brause fand im Juni 1829 statt.</note> und daß <persName xml:id="persName_df18da2a-c6e3-4d1f-8d85-11c373c2537a">York<name key="PSN0115906" style="hidden" type="person">Yorck von Wartenburg, Hans David Ludwig Heinrich Julius Florian Theodor Graf (1805-1865)</name></persName> <date cert="high" when="1829-05-05">gestern</date> geheirathet hat.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d4bd158e-2e3a-4e8e-be1f-207d936303e5" xml:lang="de">daß York gestern geheirathet hat – Ludwig Graf Yorck von Wartenburg heiratete am 5. Mai 1829 Bertha von Brause.</note> Ferner heirathet ein <persName xml:id="persName_d1e6ceb1-9822-4ec4-8c10-4a51733abd1b">Schlippenbach<name key="PSN0118147" style="hidden" type="person">Schlippenbach, Wilhelm August Moritz Carl Graf von (1797-1842)</name></persName> <persName xml:id="persName_274e9cac-b684-4eb6-aa08-4ca74c7ef16b">Fräulein Goldbeck<name key="PSN0116839" style="hidden" type="person">Goldbeck und Ringhart, Mathilde von (1805-1896)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f84e1cef-d381-4b8b-a79e-5076fedc347f" xml:lang="de">heirathet ein Schlippenbach Fräulein Goldbeck – Wilhelm August Graf von Schlippenbach heiratete am 1. Dezember 1829 Mathilde von Goldbeck und Ringhart.</note> und als wir das <persName xml:id="persName_d8f57e2b-c64c-416c-8733-ac492af34795">Betty<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName> erzählten, kräht die auf, sie hat <date cert="high" when="1829-05-05">gestern Nachmittag</date> bei Henschlings aus dem Fenster gesehen, wie die Goldbeck und ein Leinewand<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_54111e9d-cfa6-49bf-9783-5fe7afe55966" xml:lang="de">ein Leinewand – Gemeint ist wohl ein Soldat. Vgl. auch Brief gb-1829-05-13-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 12. und 13. Mai 1829.</note> sich unaufhörlich küßten, und (!) kannte den Leinewand nicht, den wußte sie also nun auch. Gleichfalls ist <persName xml:id="persName_c5e9e372-1bbe-4760-97c4-fc64cd2e0dec">Götzenberger<name key="PSN0111491" style="hidden" type="person">Götzenberger, Franz Jacob Julius (1802-1866)</name></persName> so gut, die <persName xml:id="persName_fcc3ac3e-f890-4d80-acc7-b4acfe4b7f62">Lauska<name key="PSN0112718" style="hidden" type="person">Lauska, Caroline Friederike Henriette (1787-1871)</name></persName> zu heirathen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_683fcceb-8b70-4dc3-80f1-f2c8e651bf20" xml:lang="de">ist Götzenberger so gut, die Lauska zu heirathen – 1829 hielten sich der Maler Franz Jacob Julius Götzenberger und die Malerin Caroline Lauska, die Witwe des Pianisten Franz Lauska, in Rom auf. Das löste wohl Gerüchte aus. Götzenberger heiratete 1845 eine Polin. </note> Wer geboren und gestorben weiß ich nichts, außer daß die Welt fest und steif behauptet, <persName xml:id="persName_2de6c72d-9965-4e33-806d-d84b4b433016">Albert Schlippenbach<name key="PSN0114590" style="hidden" type="person">Schlippenbach, Albert Ernst Ludwig Karl Graf von (1800-1886)</name></persName> nehme die <persName xml:id="persName_d9ead7e2-7b4d-4c1a-ac63-cb5a3d04f460">Zimmermann<name key="PSN0115928" style="hidden" type="person">Zimmermann, Johanna (Johanne) Marie Luise (1802-1862)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6dc6d753-618b-400b-bf6b-00983438c92f" xml:lang="de">Albert Schlippenbach nehme die Zimmermann – Albert Graf von Schlippenbach wurde von der Gesangslehrerin Johanna Zimmermann finanziell unterstützt und beabsichtigte sie zu heiraten. Der König lehnte noch 1837 die Erhebung von Johanna Zimmermann in den Adelsstand ab. Die Ehe kam wegen des Standesunterschieds nicht zustande.</note> Apropos davon ein Witz von <persName xml:id="persName_c2f900f7-fa73-425e-a6bb-9f55c531bc33">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName>, der sagt, als von <persName xml:id="persName_d4e29fed-cd5e-458b-a290-f69be6c5a430">Beneke Baron Groeditzberg<name key="PSN0116187" style="hidden" type="person">Benecke, Wilhelm Christian (seit 1829) Freiherr von Gröditzberg (Gronditzberg) (1778-1860)</name></persName> die Rede ist, wahrscheinlich wolle er nun für seinen Sohn Ansprüche auf <persName xml:id="persName_00c59574-4162-46c5-93bd-c5c963268e35">Anna Fränkel<name key="PSN0111140" style="hidden" type="person">Fränkel, Anna Rosa (1812-?)</name></persName> machen.</p> <p>Sey doch so gut, uns zu schreiben, an welcher Querstraße Du zunächst, d. h. die wenigsten Meilen entfernt wohnst. <persName xml:id="persName_4406e6f7-75c0-45d4-9b67-c55bb7753da5">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> hat uns einen Plan v. London mitgebracht, da kann ich mir wenigstens gar keinen Begriff v. London machen; aber <hi rend="latintype">custom house</hi> habe ich gefunden, d. h. ich habe mirs zeigen lassen, von <persName xml:id="persName_7a12264d-eff0-40d0-81c0-698ed7ba71c1">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, der mir einen bessern Plan schenken wollte, was ich in Gnaden abgeschlagen habe, ich setze mich überhaupt stark auf die Hinterfüße, was Freundlichkeit gegen Gans betrifft.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ea3420f5-d673-4efb-bf14-fb32adf36f12" xml:lang="de">setze mich überhaupt stark auf die Hinterfüße, was Freundlichkeit gegen Gans betrifft – Eduard Gans machte Rebecka Mendelssohn Bartholdy den Hof. Sie ging nicht auf ihn ein.</note></p> <p>Ich kanns nicht lassen, ich muß Dir eine Geschichte von Fanny und Hensel erzählen. Gleich <date cert="medium" when="1829-04-24">den ersten Abend als ich von Hamburg ankam</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_693852c1-1b49-4dde-9e01-28338db237d8" xml:lang="de">den ersten Abend als ich von Hamburg ankam – Abraham und Rebecka Mendelssohn Bartholdy hatten Felix Mendelssohn Bartholdy am 10. April 1829 bis nach Hamburg begleitet. Letzterer nahm am 18. April dort ein Schiff nach London. Am 24. April 1829 waren sie zurück in Berlin.</note> frugen die beiden mich auf eine ganz fabelhafte Manier über <persName xml:id="persName_f1f3e4c8-11fc-4f0a-a059-d979725f407d">Heine<name key="PSN0111823" style="hidden" type="person">Heine, Salomon (1767-1844)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_258ba72a-9613-4715-9072-a048d65f2712" xml:lang="de">Heine – Während ihres Aufenthalts in Hamburg im April 1829 hatte Rebecka Mendelssohn Bartholdy die Zuneigung des sehr viel älteren, verheirateten Salomon Heine gewonnen und damit mancherlei Spekulationen und Gerüchte ausgelöst. Siehe Brief fmb-1829-04-14-01 (Brief Nr. 141) Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Hamburg, 13. und 14. April 1829, Z. 11 f.: »Salomon Heine macht ihr schrecklich die cour«, und Brief fmb-1829-04-17-01 (Brief Nr. 142) Abraham Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Hamburg, 17. April 1829, Z. 25 ff.: »die eclatanteste Erbauung aber ist der alte Heine, und wir haben neulich untersucht, was für curiose combinationen entstehen würden wenn der seine Frau verstieße und Beckchen heirathete«.</note> aus, und vor Thorschluß frug Fanny mich<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> ganz ernst, ob es auch nur beim Raspeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_fc4f241c-93aa-4776-bd6c-2cfd5a42c46c" xml:lang="de">Raspeln – Flirten.</note> geblieben, was ich bedeutend bejahte, dabei beruhigte sie sich. <date cert="medium" when="1829-04-25">Am andern Morgen</date> erzählt mir Betty, und will sich dabei todlachen, Fanny wäre den <date cert="medium" when="1829-04-17">vorigen <placeName xml:id="placeName_40b5378c-b103-484e-a72a-b7f453a57cc8">Freitag<name key="NST0100260" style="hidden" subtype="" type="institution">Freitagsmusiken von Carl Friedrich Zelter</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName></date> bei <persName xml:id="persName_e2a4c0b2-f79b-41ab-8aac-c19e37a68341">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6e7adb54-c1c4-458f-a26c-6dcbd5b5f09f" xml:lang="de">den vorigen Freitag bei Zelter – bei der am 1. Mai 1829 im Haus Carl Friedrich Zelters stattfindenden Freitagsmusik.</note> wie ein Töpfchen Mäuse zu ihr herangekommen, und hätte sie gebeten, mich ja nicht zu necken, weil sie ganz gewiß wüßte, ich sey mit ihm versprochen. Nun denke, setzt sich das Brautpaar<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5bbf0b7-ce79-4dcd-862d-bbaf7396e91e" xml:lang="de">das Brautpaar – Wilhelm Hensel und Fanny Mendelssohn Bartholdy hatten sich am 23. Januar 1829 verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829).</note> allein in die dunkele Stube, einer von ihnen <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_a5141a35-acc1-464e-83f3-0457e003fb01">setzt sich</del> bekommt den gloriosen Einfall, und da reden sie sichs einander so steif und fest ein, daß kein Zweifel mehr ist, aber den Grund weiß kein Mensch. Was solch ein Brautpaar sich nicht alles zu sagen hat. Natürlich darf Fanny nicht wissen, daß Betty geplaudert hat.</p> <p>Ein Buchdruckerstock<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_616bdf3f-d54b-442e-a5ce-bbd9ef28e001" xml:lang="de">Buchdruckerstock – geflügeltes Wort bei den Mendelssohns: Er begrenzt im konventionellen Setzverfahren eine Seite oder auch einen Abschnitt mit einer Vignette. Hier ist das Ende eines Lebensabschnitts von Mendelssohn und der Beginn seiner Europareise gemeint.</note> kommt für mein dummes Zeug, <title xml:id="title_a1dca695-2a83-42ac-a459-0dd99a7a789d">Dein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-04-29-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 29. April 1829</name> </title> vom <date cert="low" when="1829-04-28">Dienstag</date>. O Du lieber lieber Junge. Sey nicht so sehr liebenswürdig, ich müßte Dich dann noch immer mehr lieben und das ist nicht möglich. O Felix, wie gerne wäre ich jetzt eine <hi rend="latintype">servant girl</hi> od. irgendeine unbedeutende Tochter eines <hi rend="latintype">John Bulls</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_365f751a-a6dd-431d-a657-485c908ba649" xml:lang="en">John Bulls – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet.</note> od. der <hi rend="latintype">John Bull</hi> selber, od. der <persName xml:id="persName_c691cfb4-dd05-496e-9309-86d0d5b90128">dicke Werner<name key="PSN0115713" style="hidden" type="person">Werner, Carl Friedrich</name></persName> od. Gott weiß was für ein Pflasterstein von London, und ich muß hier sitzen, und kann Dich nicht knudeln, und kann Dir nicht Deinen glatten Kopf mit Rosen bestecken, und Dein schönes <del cert="low" rend="strikethrough">Rosen</del> Ohrenpaar küssen. Hast Du denn <del cert="low" rend="strikethrough">auch</del> keinen der das thut? Darf man Dir denn auch, wenn Du Deinen neuen <hi rend="latintype">dress</hi> anhast, den Kopf kratzen? Oder ist das nicht <hi rend="latintype">the fashion</hi>? Beschreibe uns doch den <hi rend="latintype">dress</hi> ein wenig, ich möchte gar gerne wissen, in welcher Farbe, welchem Schnitt, welcher Tournüre<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_aad50458-cabf-40da-aaf5-532a5c3dd783" xml:lang="fr ">Tournüre – frz., Auftreten, Gewandtheit im Benehmen.</note> ich Dich anbeten soll. Ach hier<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> nennt mich niemand <persName xml:id="persName_3f405567-292f-4dc6-98ca-d0156159e9e9">Töpfchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>, ich thue es manchmal selbst, wenn ich ohne dies gar nicht fertig werden kann. Auch ist keine einzige neue Redensart aufgekommen, keiner von uns hat die Energie, wenn ihm wirklich eine einfiel, sie zu behaupten, und Du kannst auch von denen sagen, sie seyen die Alten noch geblieben.</p> <p>Nun überlasse ich Dich Deinem Schicksale, lieber König. Auf der <placeName xml:id="placeName_93695f36-3539-4f16-848e-556d08e79164">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> wird der <title xml:id="title_6a954897-f0c7-439d-a891-de57413214ae">119<hi rend="superscript">te</hi> Psalm<name key="PSN0111009" style="hidden" type="author">Fasch, Carl Friedrich Christian (1736–1800)</name><name key="CRT0111710" style="hidden" type="music">Heil dem Manne, der rechtschaffen lebet (Psalm 119)</name></title> probiert,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_302e9c34-28d3-48d8-9cc0-a99db19c1d36" xml:lang="de">Auf der Academie wird der 119te Psalm probiert – Die Motette Heil dem Manne, der rechtschaffen lebet von Carl Friedrich Fasch wurde von der Sing-Akademie für das Konzert am 24. Mai 1829 zugunsten der durch Überschwemmungen geschädigten Schlesier geprobt. Siehe dazu BAMZ 6, Nr. 22 (30. Mai 1829), S. 170 f., und AMZ 31, Nr. 27 (8. Juli 1829), Sp. 455.</note> den sie für die Danziger geben wollen. Dilettanten singen die Soli.</p> <p>An <persName xml:id="persName_5f3fb563-c4fd-4753-94ae-2be61102ef22">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> schreibe ich gewiß nächstens, <persName xml:id="persName_b1a1ce20-a768-464e-8d35-198f886139e4">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> ist eifersüchtig auf <persName xml:id="persName_83de3541-098f-471a-9c2d-1a6a3e0a4093">Moscheles<name key="PSN0113444" style="hidden" type="person">Mosel, Ignaz Franz (seit 1817) Edler von (1772-1844)</name></persName>, weil der an Deinem Bette gesessen hat, ich auch; in Hamburg habe ich es ja auch gethan. O hast Du denn zu Moscheles gesagt, er brauche sich nicht durch Künstlichkeit unliebenswürdig zu machen, die Natur that viel? – Hier folgen noch einige Lebensregeln. Nimm Dich aber wirklich in Acht, daß Du nicht Unglück in Familien<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79600f04-1d21-4f8e-ab19-39293342a1b1" xml:lang="de">Unglück in Familien – Mit der Wendung wurden in der Familie Mendelssohn Nöte, Schroffheiten und launenhaftes Wesen belegt, aber auch unschickliche oder unglückliche Liebesverhältnisse, die Unglück über Familien bringen können. Rebecka Mendelssohn Bartholdy spielte hier auf gemeinsame Kutschfahrten von Felix Mendelssohn Bartholdy und Charlotte Moscheles durch London an. Siehe Brief fmb-1829-04-25-01 (Brief Nr. 148) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 25. April 1829, Z. 22 f.: »in dem damenreichen hydepark, wo ich gestern fashionabler Weise mit Mde. Moscheles umherfuhr«.</note> bringst, kurz sey kein Engel. Du meinst wohl ich sey parteiisch, ja mein Sohn, das bin ich. Es thut mir leid daß ich ein Esel bin.</p> <p>Noch was. <persName xml:id="persName_6e752958-2619-41b8-8a68-ae8b4d745b38">Gustav Magnus<name key="PSN0113037" style="hidden" type="person">Magnus, Heinrich Gustav (bis 1807: Joseph) (seit 1842) von (1802-1870)</name></persName> ist noch nicht hier, und wird <date cert="low" when="1829-05-14">in 8 Tagen</date> erwartet. Ferner ist gleich ein Achtel Deines Urlaubs verstrichen. Dann ist Kap <gap quantity="4" reason="paper_destruction" unit="characters"></gap> hier. Ich weiß noch was; London ist eine <del cert="low" rend="strikethrough">Thur</del> Stadt an der Themse, hat Einwohner, und es kommen auch Fremde hin, namentlich Deutsche, namentlich Einer, die Bescheidenheit verbietet mir zu sagen, daß es mein Bruder ist. Ich habe auch mal gelesen, daß Du Deine Briefe immer so zumachst, daß man ein Stück mit abreißen muß, es steht im Auszug aus dem <title xml:id="title_e90a1435-4b18-4a71-b712-dffa8f4d4a0a"><title xml:id="title_63fffd3f-39bc-4be9-9db3-c5b9256429df">Kinderfreund<name key="PSN0115802" style="hidden" type="author">Wilmsen, Friedrich Philipp (1770–1831)</name><name key="CRT0111636" style="hidden" type="literature">Der Deutsche Kinderfreund ein Lesebuch für Volksschulen</name></title><name key="PSN0117976" style="hidden" type="author">Rochow, Friedrich Eberhard Freiherr von (1734–1805)</name><name key="CRT0111637" style="hidden" type="literature">Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen</name></title>. Weiter weiß ich nichts.</p> </div> </body></text></TEI>