gb-1829-04-25-02
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Berlin, 24. und 25. April 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
etc. Eigentlich genommen lebe ich erst recht wieder auf, seit Du von Hamburg fort bist, denn die Eifersucht, Beckchen allein mit Dir zu wissen, ließ mir wenig Ruhe, was hat das Kind nun für ein Uebergewicht mitgenommen! So acht Tage allein. Sie hat zwar viele Details Eurer letzten Tage schon geschrieben, ich werde mir aber die Details noch einmal detailliren lassen, und fürchte sehr, den Neid über diese acht Tage werde ich sobald nicht los, wenigstens kannst Du allein ihn mir wieder nehmen. Ich freue, und sehne mich nach einem ruhigen Briefe von Dir, in Hamburg waret Ihr Alle etwas verdreht, Du, Wichtiges im Auge, ernsthaft zerstreut, das tolle Mädchen nicht wenig ausgelassen. Sie mögen ihr schön die Cour gemacht haben, das sah man jeder Zeile ihrer Briefe an, die von Uebermuth schäumten.
Wir haben so so gelebt. horribile dictu, bei tête à tête mit
Die neuste Theatergeschichte ist die, daß
MmeSchulz
Berlin, den 24sten April 29. Heut erwarten wir unsre Leutchen zurück, mein Felix, und ich freue mich nicht wenig darauf, mit Beckchen recht clownen zu können, mit Variat. auf das Thema: Schatz verloren etc. Eigentlich genommen lebe ich erst recht wieder auf, seit Du von Hamburg fort bist, denn die Eifersucht, Beckchen allein mit Dir zu wissen, ließ mir wenig Ruhe, was hat das Kind nun für ein Uebergewicht mitgenommen! So acht Tage allein. Sie hat zwar viele Details Eurer letzten Tage schon geschrieben, ich werde mir aber die Details noch einmal detailliren lassen, und fürchte sehr, den Neid über diese acht Tage werde ich sobald nicht los, wenigstens kannst Du allein ihn mir wieder nehmen. Ich freue, und sehne mich nach einem ruhigen Briefe von Dir, in Hamburg waret Ihr Alle etwas verdreht, Du, Wichtiges im Auge, ernsthaft zerstreut, das tolle Mädchen nicht wenig ausgelassen. Sie mögen ihr schön die Cour gemacht haben, das sah man jeder Zeile ihrer Briefe an, die von Uebermuth schäumten. Wir haben so so gelebt. Den ersten Feiertag, während Deiner Schwimmfahrt, waren Abends einige Getreue hier, Marx, der fleißig kommt, und von Mutter mit vieler Auszeichnung behandelt wird, Heydemanns, Droysen ist noch nicht wieder von seiner Reise zurück. Den zweiten Feiertag bekamen wir von Hamburg die Nachricht Deiner Einschiffung, und waren Abends, horribile dictu, bei Fränkels, Rosa war aber da, und so gings an. Dinstag zogen wir nach dem Garten, wo wir bis jetzt fürs Vaterland frieren. Wenn Dir der April so saure Gesichter schneidet, wie uns, so ist das wenig Lebensart, einen Fremden so aufzunehmen. Mittwoch Mittag aßen Caroline und Auguste hier, tête à tête mit Mutter und mir, nach Tisch kamen Märckers zum Kaffee, die gingen dann wieder fort, und nun hätte ich Dich hergewünscht, um zu sehn, wie im Zwielicht Onkel zwischen Caroline und Auguste auf dem Sopha saß, und gräulich Cour schnitt, als ich mich über heiße Ohren und kalte Hände beklagte, nahm er die Mädchen erst bei den Händen, und dann bei den Ohren, um zu versuchen, obs ihnen auch so wäre, nachher zeichnete er an Beiden. Ich emancipirte mich den Abend gleich den Katholiken, und hatte für Mosevius einige Musik arrangirt, leider war Ritz etwas unwohl, und hatte mir absagen lassen, David erbot sich freundlich, Dein Quartett, wie ich wünschte, zu spielen, und brachte Landsberg und Kudelsky mit. Es ging weit über meine Erwartung, namentlich spielte David (ohne Vergleich mit Ritz) wirklich sehr schön. Marx war auch ganz von ihm eingenommen. Vorher hatte ich das Trio von Beeth. ddur gespielt, und war außerordentlich mit dem Instrument zufrieden, es klang prächtig voll und stark, das ungemein zarte piano, das man hervorbringen kann, setzte mich in besten Humor, und es gelang mir gut. Dann sang Devrient noch einige beliebte Lieder, unter denen besonders das „Glutverlangen “ Ulrike zum höchsten Entzücken hinriß. Außer den Genannten waren noch Heydemanns hier, dem Albert trug ich auf, beim zweiten Tisch Bruderstelle zu vertreten, da Paul den Tag so viel zu thun hatte, daß er gar nicht herunter kam, er entledigte sich seines Amtes auch sehr gut, und würde es noch besser gethan haben, wenn nicht Caroline dos à dos mit ihm gesessen hätte, und so sein Herz zwischen Wirth und Courpflichten getheilt, und sein Hals oft umgedreht gewesen wäre. Marx hat Paganini gehört, und ist ganz hingerissen von ihm. Er fand Hensels Zeichnung nicht zureichend, und hatte ein langes Gespräch mit ihm deshalb. Es giebt Concerte auf Concerte, jetzt im Opernhause zu hohen Preisen, alle brechend voll, dazu ist jetzt der junge Praun hier, der mit ungeheuren Prätensionen auftritt, zu denselben Bedingungen wie Pag. spielt, und geäußert haben soll, er wolle ihm überall nachreisen. Gestern hat er gespielt, ich weiß noch nicht mit welchem Erfolge, da wir gestern auf einem Ball bei Bendemanns waren, wo so viel Menschen von der andern Welt waren, wie ich noch nie in ordentlicher Gesellschaft gesehn habe. Rosa gewesene Kleider in Fülle, abgeblühte Blumen zu abgewelkten Gesichtern, und August Oetzel war der einzige gute Tänzer, die hübschsten Mädchen Anna, Luise Oetzel, und Victoire. Hensel hatte erst Pauline, und dann Victoire zum zweiten Walzer aufgefordert, und letztere vergessen, sie tanzte dann mit dem Maler Remy, aber nahm es sehr übel. Martin ist noch immer nicht recht wohl, Alexander auch nicht, ich glaube die polnische Anleihe ist ihnen Beiden in die Glieder gefahren. – Paul hat jetzt bis zu seiner Einsegnung wirklich zu viel zu thun; gestern und vorgestern Abend hat er bis 2 und 3 gearbeitet, nachdem er bis um 9 auf dem comptoir war, sein Prinzipal hat den Versorger des Waarenlagers weggejagt, und da ist Paul in seine Stelle gerückt, und da er noch gar nichts davon versteht, und bei jeder Gelegenheit fragen muß, so nimmt es ihm viel Zeit, er muß schon um 7 dort seyn. Ich hoffe, es soll nicht so arg bleiben. Die neuste Theatergeschichte ist die, daß Spontini, nachdem er zehnmal Alcidor angekündigt, und wieder absagen müssen, sich endlich entschlossen hat, einen förmlichen Abbittebrief an Bader gerichtet, an die Direction addressirt zu schreiben, den Redern dem versammelten Comittee vorlas, und B. welcher frug, ob er sich dabei beruhigen werde? Er war nicht sehr geneigt dazu, bis ihm Redern vorhielt, nun sey es genug, was er eigentlich noch verlange? – Eben jetzt bekommen wir die Zeitung, wie Alcidor zum zwanzigsten Mal abgesagt, und Oberon angesetzt ist, angeblich wegen Krankheit der Mme Schulz. Sonnabend. Gestern ist unser Volk eingetroffen. Vater ist ungemein heiter und aufgekratzt, Beckchen das versteht sich am Rande. Wir haben schon viel zu plaudern gehabt. Ach Felix, jetzt wird erst die Lücke fühlbar werden, bis jetzt war es mir noch immer, als kämest Du etwa mit den Andern wieder. Die Gardinen an Deinen Fenstern sind hängen geblieben, und am Tage seh ich fleißig herüber, ob Du wol zu Hause bist, aber am Abend ists finster. Ueberhaupt, wie wir wol in tiefster Stille so im Innern etwas wie Musik hören, so habe ich umgekehrt bei jedem Geräusch, mitten im Gespräch, und bei allen hohen und niedern Geschäften des Lebens eine große Stille in mir, den Gedanken an Dich, der mich in keinem Moment verläßt. Lebe sehr wohl, und laß es Dir in Londons großem Lärm zuweilen heimlich und stille seyn. Das gefällt mir gar zu gut an der Reise, daß man früher in London ankommt, als in England, und daß man ohne Vorzimmer gleich mitten in der größten Hauptstadt der Welt absteigt. Lebe wohl. Postwendend erhältst Du wöchentlich Nachrichten von uns, die Plauderbriefe später durch Redens.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-04-24" xml:id="date_51c8e872-fa79-4f41-a37e-1994b0c0e1eb">24.</date> und <date cert="high" when="1829-04-25" xml:id="date_cd826f02-0c52-4194-ab2e-3590820327aa">25. 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April 1829 in Hamburg nach London ein, die Abreise dorthin fand am Morgen des 18. April 1829 statt.</note> denn die Eifersucht, Beckchen allein mit Dir zu wissen, ließ mir wenig Ruhe, was hat das Kind nun für ein Uebergewicht mitgenommen! So acht Tage allein. Sie hat zwar viele Details Eurer letzten Tage schon geschrieben, ich werde mir aber die Details noch einmal detailliren lassen, und fürchte sehr, den Neid über diese acht Tage werde ich sobald nicht los, wenigstens kannst Du allein ihn mir wieder nehmen. Ich freue, und sehne mich nach einem ruhigen Briefe von Dir, in Hamburg waret Ihr Alle etwas verdreht, Du, Wichtiges im Auge, ernsthaft zerstreut, das tolle Mädchen nicht wenig ausgelassen. Sie mögen ihr schön die Cour gemacht haben, das sah man jeder Zeile ihrer Briefe an, die von Uebermuth schäumten.</p> <p>Wir haben so so gelebt. <date cert="high" when="1829-04-19">Den ersten Feiertag</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6c5eb70b-b3d0-4c4d-b9f4-1b9236f9485c" xml:lang="de">Den ersten Feiertag – Ostersonntag, der 19. April 1829.</note> während Deiner Schwimmfahrt, waren Abends einige Getreue hier, <persName xml:id="persName_fb34d93c-3834-4d3a-bbe9-cb54c04b5a45">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, der fleißig kommt, und von <persName xml:id="persName_75e5314b-12a2-4fcf-8028-5a746d2646ac">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> mit vieler Auszeichnung behandelt wird, <persName xml:id="persName_388b3e96-b59d-42ae-9e37-7475b5dcb185">Heydemanns<name key="PSN0111958" style="hidden" type="person">Heydemann, Familie von → Albert Gustav H. und → Ludwig Eduard H.</name></persName>, <persName xml:id="persName_5310d648-71c2-49ab-894b-c204f5e283c1">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> ist noch nicht wieder von seiner Reise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2e668ade-ba85-410a-bb6f-0f42fedff9cc" xml:lang="de">Droysen … Reise – Johann Gustav Droysen war für 14 Tage nach Hause ins pommersche Treptow an der Rega gereist.</note> zurück. <date cert="high" when="1829-04-20">Den zweiten Feiertag</date><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f3ee7d40-b5dd-4f90-bc5b-f829fed900d6" xml:lang="de">Den zweiten Feiertag – Ostermontag, der 20. April 1829.</note> bekamen wir von Hamburg die Nachricht Deiner Einschiffung, und waren Abends, <hi rend="latintype">horribile dictu</hi>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6324181f-322a-4224-9db5-13a80f2c9da8" xml:lang="la ">horribile dictu – lat., es ist furchtbar, dies sagen zu müssen.</note> bei <persName xml:id="persName_29b5c59d-e00f-4f64-87a0-86a33b461f06">Fränkels<name key="PSN0111138" style="hidden" type="person">Fränkel, Familie von → Joseph Maximilian F.</name></persName>, <persName xml:id="persName_ecc424e1-1d3d-4064-ab82-e13fb85fa5e5">Rosa<name key="PSN0113237" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Rosamunde Ernestine Pauline (Rosa) (1804-1883)</name></persName> war aber da, und so gings an. <date cert="high" when="1829-04-21">Dinstag</date> zogen wir nach dem Garten, wo wir bis jetzt fürs Vaterland frieren. Wenn Dir der April so saure Gesichter schneidet, wie uns, so ist das wenig Lebensart, einen Fremden so aufzunehmen. <date cert="high" when="1829-04-22">Mittwoch Mittag</date> aßen <persName xml:id="persName_66592a8f-a328-4d31-82af-2a2cb769f3fb">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> und <persName xml:id="persName_cdf17155-e834-4160-9269-5ebf002379b5">Auguste<name key="PSN0115801" style="hidden" type="person">Wilmsen, Auguste (1811-1891)</name></persName> hier, <hi rend="latintype">tête à tête</hi> mit<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Mutter und mir, nach Tisch kamen Märckers zum Kaffee, die gingen dann wieder fort, und nun hätte ich Dich hergewünscht, um zu sehn, wie im Zwielicht <persName xml:id="persName_ed75f39b-bdf0-4b31-97dd-fa72fa3664d2">Onkel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0d08f104-9ce6-4d6e-9259-6963a95e6066" xml:lang="de">Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829).</note> zwischen Caroline und Auguste auf dem Sopha saß, und gräulich Cour schnitt, als ich mich über heiße Ohren und kalte Hände beklagte, nahm er die Mädchen erst bei den Händen, und dann bei den Ohren, um zu versuchen, obs ihnen auch so wäre, <title xml:id="title_274169b6-aa6f-4b5d-a684-812bf8b5f2a9">nachher zeichnete er an Beiden<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111693" style="hidden" type="art">Caroline Friederike Heine (Zeichnung 1829)</name><name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0111694" style="hidden" type="art">Auguste Wilmsen (Zeichnung 1829)</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2b866d54-5045-4107-b4e1-62be290e5fe0" xml:lang="de">nachher zeichnete er an Beiden – Eine Zeichnung Wilhelm Hensels von Caroline Heine aus dem Jahr 1829 befindet sich Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 10/5 (Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 1, S. 210). Die Zeichnung von Auguste Wilmsen (ebenda, Hensel-Alben 10/4. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 266) begann Hensel am 27. Januar 1829. Für diesen Tag notierte Fanny Mendelssohn Bartholdy in ihr Tagebuch: »Es ward wieder etwas Musik gemacht, und Hensel zeichnete Auguste« (Hensel, Tagebücher, S. 6).</note> Ich emancipirte mich den Abend gleich den Katholiken,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_efecc901-bae7-43ed-a831-bd890bc6c8b5" xml:lang="de">emancipirte mich … gleich den Katholiken – Am 10. April 1829 wurde in London die Katholische Emanzipations-Akte verabschiedet. Dieser Beschluss befreite die katholische Bevölkerung Großbritanniens und Irlands von den Rechtsbeschränkungen, denen sie wegen ihres Glaubens unterworfen waren.</note> und hatte für <persName xml:id="persName_5b243572-db82-426d-8a4e-5975e108b9fc">Mosevius<name key="PSN0113450" style="hidden" type="person">Mosewius, Johann Theodor (1788-1858)</name></persName> einige Musik arrangirt, leider war <persName xml:id="persName_2b5f609c-aa72-473c-85ec-cdd85a80b7cc">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> etwas unwohl, und hatte mir absagen lassen, <persName xml:id="persName_609813ae-47c4-48f1-9440-50874ab9920e">David<name key="PSN0110564" style="hidden" type="person">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> erbot sich freundlich, <title xml:id="title_bc933197-e3f5-408c-99cb-1447976e77ec">Dein Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_enp0py3j-kpc1-72iv-tl9y-mnrdtp4pdtnl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_works_without_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100393" style="hidden">Quartett a-Moll für zwei Violinen, Viola und Violoncello, [Juli 1827] bis 26./27. Oktober 1827<idno type="MWV">R 22</idno><idno type="op">13</idno></name></title>, wie ich wünschte, zu spielen, und brachte <persName xml:id="persName_8e7abaee-9bb1-41cd-ac49-6d5ee10af5b9">Landsberg<name key="PSN0112666" style="hidden" type="person">Landsberg, Ludwig (1807-1858)</name></persName> und <persName xml:id="persName_1d0162ee-07b0-48ec-89cd-3d4341fa84be">Kudelsky<name key="PSN0112571" style="hidden" type="person">Kudelsky (Kudelski), Karl Matthias (1805-1877)</name></persName> mit. Es ging weit über meine Erwartung, namentlich spielte David (ohne Vergleich mit Ritz) wirklich sehr schön. Marx war auch ganz von ihm eingenommen. Vorher hatte ich das <title xml:id="title_3b994da5-b02b-432e-8749-29969a5791be">Trio von Beeth. ddur<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name></title> gespielt, und war außerordentlich mit dem Instrument<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3aa2537e-d03f-4330-8555-6f7c5b1c7718" xml:lang="de">dem Instrument – Fanny Mendelssohn Bartholdy vermerkt unter dem Datum 3. April 1829 in ihrem Tagebuch: »Zu Hause fanden wir unsern neuen Flügel« (Hensel, Tagebücher, S. 13). </note> zufrieden, es klang prächtig voll und stark, das ungemein zarte piano, das man hervorbringen kann, setzte mich in besten Humor, und es gelang mir gut. Dann sang <persName xml:id="persName_ee64c3d3-2c63-4769-a742-1b085e99f286">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden" type="person">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> noch einige beliebte Lieder, unter denen besonders das „<title xml:id="title_dd37ab18-3a56-40ae-b4ff-c4928bb4d570">Glutverlangen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3invtofb-xelg-lfpz-8bhs-n1dxryvx08lb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="works_for_one_voice_and_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100983" style="hidden">Geständnis »Kennst du nicht das Glutverlangen«, [April 1829 oder früher]<idno type="MWV">K 41</idno><idno type="op">9/2</idno></name></title>“ <persName xml:id="persName_7b072266-46b5-46a9-8955-e4a04deb9d95">Ulrike<name key="PSN0113830" style="hidden" type="person">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name></persName> zum höchsten Entzücken hinriß. Außer den Genannten waren noch <persName xml:id="persName_aa67fa4d-facd-41e3-bea9-a430440167d5">Heydemanns<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> hier, dem Albert trug ich auf, beim zweiten Tisch Bruderstelle zu vertreten, da <persName xml:id="persName_fb176628-022d-4dbd-8e37-d1fe1878847b">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> den Tag so viel zu thun hatte, daß er gar nicht herunter kam, er entledigte sich seines Amtes auch sehr gut, und würde es noch besser gethan haben, wenn nicht Caroline dos à dos<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_4c009fb1-65f0-4d84-8614-fd88dc555da2" xml:lang="fr ">dos à dos – frz., Rücken an Rücken.</note> mit ihm gesessen hätte, und so sein Herz zwischen Wirth und Courpflichten getheilt, und sein Hals oft umgedreht gewesen wäre. </p> <p><persName xml:id="persName_bbd4258b-c0fc-45bd-b5d2-0531a4fd0983">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> hat <persName xml:id="persName_8dd9490f-e33e-45fe-b95d-4841ba7eab73">Paganini<name key="PSN0113722" style="hidden" type="person">Paganini, Niccolò (1782-1840)</name></persName> gehört, und ist ganz hingerissen von ihm. Er fand <title xml:id="title_779fe7ee-9e29-4b6a-8ba0-ed355f909c0d">Hensels Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109198" style="hidden" type="art">Niccolò Paganini (Skizze 1829)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9bf9ab50-9496-4a69-87be-48ebefd92bed" xml:lang="de">Paganini … Hensels Zeichnung – Wilhelm Hensel zeichnete Niccolò Paganini am 19. März 1829 im Hause der Mendelssohns; vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 11 (heutiger Standort der Zeichnung: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/18. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 81).</note> nicht zureichend, und hatte ein langes Gespräch mit ihm deshalb. Es giebt Concerte auf Concerte, jetzt im <placeName xml:id="placeName_667610ac-e235-417b-aa61-b5c151ede39f">Opernhause<name key="NST0100293" style="hidden" subtype="" type="institution">Königliches Opernhaus</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu hohen Preisen, alle brechend voll, dazu ist jetzt der junge <persName xml:id="persName_9a3a270b-718d-4b47-9e14-242574d6cd3a">Praun<name key="PSN0113974" style="hidden" type="person">Praun, Sigismund Otto Freiherr von (1811-1830)</name></persName> hier, der mit ungeheuren Prätensionen<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f862eeb0-3e52-4a1b-bb65-c3c569f7e364" xml:lang="de">Prätensionen – Prätention: Anmaßung, Anspruch.</note> auftritt, zu denselben Bedingungen wie Pag. spielt, und geäußert haben soll, er wolle ihm überall nachreisen. Gestern hat er gespielt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b23410d7-bf63-456f-ac68-5397011eb564" xml:lang="de">Gestern hat er gespielt – Das Konzert des siebzehnjährigen Geigers Sigismund Otto Freiherr von Praun fand am 23. April 1829 im Königlichen Opernhaus statt. Siehe die Rezension in BAMZ 6, Nr. 18 (2. Mai 1829), S. 141.</note> ich weiß noch nicht mit welchem Erfolge, da wir <date cert="high" when="1829-04-23" xml:id="date_e21bfacd-7377-4dbf-b604-0202fa6c2db9">gestern</date> auf einem Ball bei <persName xml:id="persName_7882add1-6492-41a6-b286-14f5553235cb">Bendemanns<name key="PSN0109805" style="hidden" type="person">Bendemann, Anton Heinrich (bis 1811: Aaron Hirsch Bendix) (1775-1866)</name></persName> waren,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c2dc98f2-1f99-4e81-9efb-0e40cfd2b55d" xml:lang="de">da wir gestern auf einem Ball bei Bendemanns waren – ein Ball bei der Familie von Anton Heinrich Bendemann am 23. April 1829. Vgl. Hensel, Tagebücher, S. 16.</note> wo so viel Menschen von der andern Welt waren, wie ich noch nie in ordentlicher Gesellschaft gesehn habe. Rosa gewesene Kleider in Fülle, abgeblühte Blumen zu abgewelkten Gesichtern, und <persName xml:id="persName_ff497f73-78ad-48af-9fd9-58d9fab50176">August Oetzel<name key="PSN0113649" style="hidden" type="person">Oetzel, Franz August (1808-1888)</name></persName> war der einzige gute Tänzer, die hübschsten Mädchen <persName xml:id="persName_b41e239e-72ff-42fb-b114-5fba2076d5e7">Anna<name key="PSN0111140" style="hidden" type="person">Fränkel, Anna Rosa (1812-?)</name></persName>, <persName xml:id="persName_09117daf-7ae0-432d-9106-3424fe9a643c">Luise Oetzel<name key="PSN0117738" style="hidden" type="person">O’Etzel (eigtl. Oetzel), Marie Luise Franziska Adelaide (1810-1877)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_3fc75870-4920-4c90-adab-745dcc714b84">Victoire<name key="PSN0111144" style="hidden" type="person">Fränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843)</name></persName>. Hensel hatte erst <persName xml:id="persName_e48f5fe8-7422-493f-a9c6-9065dd3ccfda">Pauline<name key="PSN0112129" style="hidden" type="person">Hübner, Pauline Charlotte (1809-1895)</name></persName>, und dann Victoire zum zweiten Walzer aufgefordert, und letztere vergessen, sie tanzte dann mit dem <persName xml:id="persName_8e8eba54-0c1f-433c-a95c-e28dfbe47ca7">Maler Remy<name key="PSN0117944" style="hidden" type="person">Remy, Carl Heinrich Friedrich August Emil (1800-1872)</name></persName>, aber nahm es sehr übel. <persName xml:id="persName_c951d549-0ff9-47f8-96b9-8ed56cd38530">Martin<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName> ist noch immer nicht recht wohl, <persName xml:id="persName_9769dd28-8a0e-4ea8-bd3b-6160f65a9f75">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName> auch nicht, ich glaube die polnische Anleihe ist ihnen Beiden in die Glieder gefahren.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c0dea3c2-a47d-4c40-b1c7-cd8f0e78c3d0" xml:lang="de">die polnische Anleihe … in die Glieder gefahren – Anspielung auf unrentable Aktien- und Anleihegeschäfte.</note> – <persName xml:id="persName_7710edc7-2909-48f5-b5e7-5f477bb148b9">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hat jetzt bis zu seiner Einsegnung<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_21b78199-0153-437d-bab0-4e215d739bbf" xml:lang="de">Paul … seiner Einsegnung – Paul Mendelssohn Bartholdys Konfirmation fand am 29. April 1829 statt (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 16).</note> wirklich zu viel zu thun; gestern und vorgestern Abend hat er bis 2 und 3 gearbeitet, nachdem er bis um 9 auf dem comptoir<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c065e4fa-c3d0-41f5-bd3a-2f3b3af7dd27" xml:lang="fr ">comptoir – frz., Kontor.</note> war, <persName xml:id="persName_bde4ae57-fe24-4568-b542-071afe6362fc">sein Prinzipal<name key="PSN0116945" style="hidden" type="person">Halle, Friedrich Gottlieb von (bis 1806: Salomon Joel) (1780-1841)</name></persName> hat den Versorger des Waarenlagers weggejagt, und da ist Paul in seine Stelle gerückt, und da er noch gar nichts davon versteht, und bei jeder Gelegenheit fragen muß, so nimmt es ihm viel Zeit, er muß schon um 7 dort seyn. Ich hoffe, es soll nicht so arg bleiben. </p> <p>Die neuste Theatergeschichte ist die, daß <persName xml:id="persName_4f2bf8b2-da4d-4219-a149-c5c18b451a16">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>, nachdem er zehnmal <title xml:id="title_7db7031c-f64f-4978-82fb-1de86f7b4a86">Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name></title> angekündigt, und wieder absagen<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> müssen, sich endlich entschlossen hat, einen förmlichen Abbittebrief an <persName xml:id="persName_db1ee7d0-e8ad-458d-ad15-ab2cbb0bc236">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden" type="person">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName> gerichtet, an die Direction<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_37b30062-f9d9-472f-935e-9997e570bbe5" xml:lang="de">die Direction – Die Generalintendantur der Königlichen Schauspiele unterstand damals Wilhelm Friedrich Graf von Redern.</note> addressirt zu schreiben, den <persName xml:id="persName_dfa50908-8e2b-4389-8f69-9da927e0ce1c">Redern<name key="PSN0114098" style="hidden" type="person">Redern, Wilhelm Friedrich Graf von (1802-1883)</name></persName> dem versammelten Comittee vorlas, und B. welcher frug, ob er sich dabei beruhigen werde? Er war nicht sehr geneigt dazu, bis ihm Redern vorhielt, nun sey es genug, was er eigentlich noch verlange? – Eben jetzt bekommen wir die Zeitung, wie Alcidor zum zwanzigsten Mal abgesagt, und <title xml:id="title_876aef20-0f46-42a8-8dbb-21b7c9a42991">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> angesetzt ist, angeblich wegen Krankheit der <persName xml:id="persName_5855bca7-a3a7-4aa7-ad54-698e06044726"><hi rend="latintype">Mme</hi> Schulz<name key="PSN0114744" style="hidden" type="person">Schulz, Josephine (1790-1880)</name></persName>. </p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_3253eb23-05ad-4e8d-8ed9-7645e153938d"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="dateline"><hi n="1" rend="underline"><date cert="high" when="1829-04-25" xml:id="date_9b21bde3-e644-4016-ace0-3665d26575e0">Sonnabend</date></hi></seg>. <date cert="high" when="1829-04-24">Gestern</date> ist unser Volk eingetroffen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e931c8a-9475-4e5e-8d43-7bbb23144e60" xml:lang="de">Gestern ist unser Volk eingetroffen – Abraham und Rebecka Mendelssohn Bartholdy hatten Mendelssohn am 10. April 1829 nach Hamburg begleitete (vgl. Hensel, Tagebücher, S. 14), von wo dieser am Morgen des 18. April 1829 per Schiff nach England weitergereist war.</note> <persName xml:id="persName_e6966742-b253-4078-b82b-878504bf0ab1">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> ist ungemein heiter und aufgekratzt, <persName xml:id="persName_cafa01ac-d32e-458e-9053-8318e81ac78e">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> das versteht sich am Rande. Wir haben schon viel zu plaudern gehabt. Ach Felix, jetzt wird erst die Lücke fühlbar werden, bis jetzt war es mir noch immer, als kämest Du etwa mit den Andern wieder. Die Gardinen an Deinen Fenstern sind hängen geblieben, und am Tage seh ich fleißig herüber, ob Du wol zu Hause bist, aber am Abend ists finster. Ueberhaupt, wie wir wol in tiefster Stille so im Innern etwas wie Musik hören, so habe ich umgekehrt bei jedem Geräusch, mitten im Gespräch, und bei allen hohen und niedern Geschäften des Lebens eine große Stille in mir, den Gedanken an Dich, der mich in keinem Moment verläßt. Lebe sehr wohl, und laß es Dir in Londons großem Lärm zuweilen heimlich und stille seyn. Das gefällt mir gar zu gut an der Reise, daß man früher in London ankommt, als in England, und daß man ohne Vorzimmer gleich mitten in der größten Hauptstadt der Welt absteigt. Lebe wohl. Postwendend erhältst Du wöchentlich Nachrichten von uns, die Plauderbriefe später durch <persName xml:id="persName_439f0ce6-fb85-4cec-9e6d-e25710f0a107">Redens<name key="PSN0114095" style="hidden" type="person">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3bb45ea4-3b10-4215-adec-985a521a8824" xml:lang="de">durch Redens – Gemeint ist eine Beförderungsmöglichkeit für Post über die hannoversche Gesandtschaft in Berlin, der Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von Reden vorstand.</note></p> </div> </body> </text></TEI>