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gb-1829-04-14-01

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Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Hamburg <lb></lb>Berlin, 14. April 1829 Du liebes, liebes Volk! Ich wollte ich wüßt was lieberes als lieb, so nennt ich Dich damit, wie geht es Dir? Du läufst sehr herum, gaffst und staunst, läßt Dich dazwischen aprilgemäß beregnen, und denkst Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Hamburg, vor dem 13. April 1829 unbekannt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) Transkription: Edition: Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Depos. Berlin 232. Autograph Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Hamburg; Berlin, 14. April 1829 Du liebes, liebes Volk! Ich wollte ich wüßt was lieberes als lieb, so nennt ich Dich damit, wie geht es Dir? Du läufst sehr herum, gaffst und staunst, läßt Dich dazwischen aprilgemäß beregnen, und denkst

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Fanny Mendelssohn Bartholdy

»Schlafe du, schlafe du süß«, Duett für Sopran, Alt und Klavier HU 233 von Fanny Mendelssohn Bartholdy; heutiger Standort: D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 22/A,2 (olim MA Depos. Lohs 2), S. 26-27.

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

14. April 1829 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) HamburgDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Berlin, den 14ten April 29. An mein treues Volk.An mein treues Volk – Anspielung auf den Aufruf »An Mein Volk!« des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen vom 17. März 1813 zum Kampf gegen die Napoleonische Fremdherrschaft.

Du liebes, liebes Volk! Ich wollte ich wüßt was lieberes als lieb, so nennt ich Dich damit, wie geht es Dir? Du läufst sehr herum, gaffst und staunst, läßt Dich dazwischen aprilgemäß beregnen, und denkst wenig an nächsten Sonnabend. Hübsch aber ists, daß man so schnell reisen und so schnell schreiben kann, und daß ich gestern um Mittag schon denken konnte: jetzt fährt er in die Themse ein, nachher (nämlich über 8 Tage)Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847), jetzt umbraust ihn das Londoner Gewimmel, nun steigt er aus, nun freut sich KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)gestern Abend bekamen wir Euren Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-04-12-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Hamburg, vor dem 13. April 1829</name> , CarolineHeine, Caroline Friederike (1811-1888) beging zum erstenMal die Dummheit ihn unten zu behalten, bis PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) zu Bett, und HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) fortgegangen war.

Der Rest Deines Geburtstages,Deines Geburtstages – Rebecka Mendelssohn Bartholdys 18. Geburtstag am 11. April 1829. lieber Schatz war so: OnkelHensel, Wilhelm (1794-1861)Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829). aß hier, und wir tranken Deine Gesundheit in Kaffee, und klapperten schrecklich mit den Tassen, nachher ging ich zu ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832), den ich nicht traf, besuchte Paul einen Augenblick, ging (hört! hört) zu Luise JacobyJacobi (Jacoby), Luise, welche ich über ihrer MutterJacobi / Jacoby, Frau Krankheit mehr verdrießlich als betrübt fand, dann zu CarolineHeine, Caroline Friederike (1811-1888), wo ich recht lange blieb, und wo entsetzlich viel gerädertgerädert – bezieht sich auf das »Rad«, eine in der Kinder- und Jugendzeit unter den Mendelssohn-Kindern übliche Redewendung: Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4). wurde, sie hatte eine große Freude über die Fausthandschuh, die ich ihr hintrug. Dann waren wir bei HeysensHeyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H., die BublitzBublitz, Caroline Wilhelmine, VeitVeit, Moritz (1808-1864) und Dr KramerKramer, Wilhelm (1801-1875) waren die Gesellschaft.

|2| Sonntag Vormittag machte MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) einige Visiten, ich ging zu VictoireFränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843) und Tante JetteMendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831). Der arme MartinMagnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869) ist recht krank, HornHorn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848) hält es für das kalte Fieber.das kalte Fieber – Das heute als Malaria bekannte »Kalte Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt, bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf. Sonntag Abend bestand die kleine Gesellschaft aus: HartsHart, Familie in Berlin, AlbertHeydemann, Albert Gustav (1808-1877), GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839), MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) und RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), wir waren ziemlich munter. Gestern zwischen 5. und 7 werden Eure Gedanken wol ein wenig in Berlin gewesen seyn, es war Probe der Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name>.Probe der Passion – Geprobt wurde am 13. April 1829 für die Aufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 am Karfreitag, dem 17. April 1829, durch die Sing-Akademie unter der Leitung von Carl Friedrich Zelter. Fanny Mendelssohn Bartholdy notierte in ihr Tagebuch, sie habe »Feuerpein in der Passionprobe ausgehalten« (Hensel, Tagebücher, S. 15). Ich füge nichts hinzu, aber seyd Charfreitags mit Euren frommsten Wünschen bei uns, und lieber Felix, setze Dich wo möglich in magnetischen Rapport mit der DirectionZelter, Carl Friedrich (1758-1832). Ich sah von außen und innen ernsthaft aus, und fühlte mich noch nie so von innen heraus ans Clavier berufen, wie gestern. Genug davon. – Abends war Mutter mit Paul bei Tante MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831), ich mit HenselHensel, Wilhelm (1794-1861) bei der Generalin HellwigHelvig, Anna Amalie (seit 1807) von (1776-1831), wo wir uns pro patriapro patria – lat., fürs Vaterland. ennüyirten.ennüyirten – frz., langweilten. Felix, ein 4 mainsein 4 mains – vierhändiges Klavierspiel; von frz. quartre-mains, vierhändig. aus der muette<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0107680" style="hidden" type="music">La Muette de Portici (auch: Masaniello) AWV 16</name> von Dora HellwigHelvig, Dora von (1818-1847) (11 Jahr alt) und Hrn. PoleyPoley, Carl August Ludwig (?-1885), und mehrere Lieder von Mme. ZimmermannZimmermann, Johanna (Johanne) Marie Luise (1802-1862). Eine schöne Komödie, die diese große Künstlerinn mit dem Grafen SchlippenbachSchlippenbach, Albert Ernst Ludwig Karl Graf von (1800-1886) spielte, war das einzige Amüsante.

Liebes Beckchen, von wem findest Du wohl bei Deiner Rückkehr eine Scheere, die ein Schnäbelchen (Beckchen) aufsperrt, und ein Messer, wo mit man messen kann? Ich frage, von wem? – GansGans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839) ist bis jetzt noch jeden Abend hier gewesen, ich hoffe, Du erzeigst mir die Ehre, ein wenig eifersüchtig darauf zu seyn, oder ist |3| eine Brauteine Braut – Fanny Mendelssohn Bartholdy hatte sich am 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829). ausgestrichen aus der Reihe der Lebendigen? Diesen Abend geht es bei uns hoch her, erstens rückt ein Elephant mit einem Turban ein, nämlich die MilderMilder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838), die ihren Kopf heut zeichnen läßt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109158" style="hidden" type="art">Pauline Anna Milder-Hauptmann (Porträtzeichnung April 1829)</name>,die Milder, die ihren Kopf heut zeichnen läßt – Wilhelm Hensel porträtierte die Sängerin Pauline Anna Milder-Hauptmann 1829 in mehreren Sitzungen (heutiger Standort der Zeichnung: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/7. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 48). und um derentwillen man eine ganz neue, höhere BeleuchtungsAnstalt machen muß, welches zweitens ist. Drittens essen wir zwei Gerichte heut Abend, und 4tens kommt noch ein andres hohes Wesen, Marianne SaalingSaaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868), die sich hat melden lassen. UlrikePeters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832) zählt schon weniger unter die Erhabnen, wol aber unter die Hierseynwerdenden.

Liebes Beckchen, darüber, daß ich gestern, zwischen AcademieSing-AkademieBerlinDeutschland und Hellwig, ein Spatziergang mit OnkelHensel, Wilhelm (1794-1861)Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829). im Thiergarten und Mondschein machte, darüber wirst Du ein Gesicht ziehen, daß ich von hier aus deutlich sehe, deshalb erzähle ichs Dir, denn ich könnte es ja eben so gut verschweigen, aber nein.

Lieber Felix, gestern am ersten Verkaufstage,am ersten Verkaufstage – Kartenverkauf für die dritte Aufführung der Matthäus-Passion BWV 244 am Karfreitag, dem 17. April 1829. waren 300 Billette verkauft.

Anbei folgt der Gesang der beiden Fischottern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111452" style="hidden" type="music">»Schlafe du, schlafe du süß«, Duett für Sopran, Alt und Klavier HU 233 (11. April 1829)</name>,der Gesang der beiden Fischottern – das Duett für Sopran, Alt und Klavier Schlafe du, schlafe du süß HU 233 von Fanny Mendelssohn Bartholdy nach einem Text von Johann Gustav Droysen, datiert mit dem 10. und 11. April 1829. Mendelssohn nannte seine beiden Schwestern gern Ottern oder Fischottern (siehe Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Fanny Mendelssohn Bartholdy unterschrieb den Brief gb-1829-05-02-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. und 2. Mai 1829, mit »Die ältere Fischotter«. Wilhelm Hensel stellte die Schwestern in der Zeichnung »Das Rad« als Nixen mit Fischschwänzen dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Den Begriff entlehnte Mendelssohn vielleicht Jean Pauls Roman Flegeljahre (vgl. Marian Wilson Kimber, »For art has the same place in your heart as mine«. Family, Friendship, and Community in the Life of Felix Mendelssohn, in: The Mendelssohn Companion, hrsg. von Douglass Seaton, Westport 2001, S. 67, Anm. 67). mit einem schönen Gruße von Hensel, der nicht mehr schreiben konnte. Wer sieht es nun der zarten Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109216" style="hidden" type="art">Zeichnungen zu → Fanny Hensels Drei Liedern nach Heine von Mary Alexander (Hellwig-Unruh, Nr. 274)</name>der zarten Zeichnung – Wilhelm Hensel versah die Abschrift des Lieds mit einer Zeichnung (heutiger Standort nicht bekannt). an, daß damit ein Dampfboot gemeint ist, auf dem Einer liegt, und die Seekrankheit hat. Hatt’ ich Euch nicht einen deutlichen Beweis versprochen, daß DroysenDroysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884) einen netten Kerl ist, und halt’ ich nicht Wort? Das brachte er mirDas brachte er mir – Johann Gustav Droysen gab Fanny Mendelssohn Bartholdy das Gedicht, das sie in Musik gesetzt hat. am Abend Eurer Abreise, und stimmte mich dadurch |4| für den und den folgenden Tag. Die Prosa, die er oben ans Blättchen schrieb, theile ich hier mit, da sie bei meinen Noten keinen Platz hat:

“– Es ist SonntagMorgen, und die weite grüne See sonnenhell, die kleinen Wellen plätschern am breiten Schiffsraum, und spielen mit den tief herabflatternden Wimpeln, auch sind Sonntagsflaggen ausgesteckt an Mast und Raa. Er aber liegt in des Capitains Kajüte, im bequemen Schiffsbett, und sieht aus den offnen Fenstern auf das sonnenhelle, ebne Meer, auch wohl weit am Horizont ein weißes Segel, das schwindet bald, und wieder weite, freundliche See, und wieder plätschern die kleinen, spielenden Wellen, und wiegen ihn ein. Und als er schläft, und als er träumt, da tauchen aus der grünen See zwei liebe Mädchen und singen:

Vide NotenblattVide Notenblatt – Das Autograph von Fanny Mendelssohn Bartholdys Duett HU 233 auf das Gedicht von Droysen befindet sich in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 22/A,2 (olim MA Depos. Lohs 2), S. 26-27.

Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847) Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

|3| Gans, der heut abend wieder kommt, hat mir seine Grüße ans Herz gelegt.Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)

            Berlin, den 14ten April 29. An mein treues Volk.
Du liebes, liebes Volk! Ich wollte ich wüßt was lieberes als lieb, so nennt ich Dich damit, wie geht es Dir? Du läufst sehr herum, gaffst und staunst, läßt Dich dazwischen aprilgemäß beregnen, und denkst wenig an nächsten Sonnabend. Hübsch aber ists, daß man so schnell reisen und so schnell schreiben kann, und daß ich gestern um Mittag schon denken konnte: jetzt fährt er in die Themse ein, nachher (nämlich über 8 Tage), jetzt umbraust ihn das Londoner Gewimmel, nun steigt er aus, nun freut sich Klingemann – gestern Abend bekamen wir Euren Brief, Caroline beging zum erstenMal die Dummheit ihn unten zu behalten, bis Paul zu Bett, und Hensel fortgegangen war.
Der Rest Deines Geburtstages, lieber Schatz war so: Onkel aß hier, und wir tranken Deine Gesundheit in Kaffee, und klapperten schrecklich mit den Tassen, nachher ging ich zu Zelter, den ich nicht traf, besuchte Paul einen Augenblick, ging (hört! hört) zu Luise Jacoby, welche ich über ihrer Mutter Krankheit mehr verdrießlich als betrübt fand, dann zu Caroline, wo ich recht lange blieb, und wo entsetzlich viel gerädert wurde, sie hatte eine große Freude über die Fausthandschuh, die ich ihr hintrug. Dann waren wir bei Heysens, die Bublitz, Veit und Dr Kramer waren die Gesellschaft.
 Sonntag Vormittag machte Mutter einige Visiten, ich ging zu Victoire und Tante Jette. Der arme Martin ist recht krank, Horn hält es für das kalte Fieber. Sonntag Abend bestand die kleine Gesellschaft aus: Harts, Albert, Gans, Marx und Ritz, wir waren ziemlich munter. Gestern zwischen 5. und 7 werden Eure Gedanken wol ein wenig in Berlin gewesen seyn, es war Probe der Passion. Ich füge nichts hinzu, aber seyd Charfreitags mit Euren frommsten Wünschen bei uns, und lieber Felix, setze Dich wo möglich in magnetischen Rapport mit der Direction. Ich sah von außen und innen ernsthaft aus, und fühlte mich noch nie so von innen heraus ans Clavier berufen, wie gestern. Genug davon. – Abends war Mutter mit Paul bei Tante Meyer, ich mit Hensel bei der Generalin Hellwig, wo wir uns pro patria ennüyirten. Felix, ein 4 mains aus der muette von Dora Hellwig (11 Jahr alt) und Hrn. Poley, und mehrere Lieder von Mme. Zimmermann. Eine schöne Komödie, die diese große Künstlerinn mit dem Grafen Schlippenbach spielte, war das einzige Amüsante.
Liebes Beckchen, von wem findest Du wohl bei Deiner Rückkehr eine Scheere, die ein Schnäbelchen (Beckchen) aufsperrt, und ein Messer, wo mit man messen kann? Ich frage, von wem? – Gans ist bis jetzt noch jeden Abend hier gewesen, ich hoffe, Du erzeigst mir die Ehre, ein wenig eifersüchtig darauf zu seyn, oder ist eine Braut ausgestrichen aus der Reihe der Lebendigen? Diesen Abend geht es bei uns hoch her, erstens rückt ein Elephant mit einem Turban ein, nämlich die Milder, die ihren Kopf heut zeichnen läßt, und um derentwillen man eine ganz neue, höhere BeleuchtungsAnstalt machen muß, welches zweitens ist. Drittens essen wir zwei Gerichte heut Abend, und 4tens kommt noch ein andres hohes Wesen, Marianne Saaling, die sich hat melden lassen. Ulrike zählt schon weniger unter die Erhabnen, wol aber unter die Hierseynwerdenden.
Liebes Beckchen, darüber, daß ich gestern, zwischen Academie und Hellwig, ein Spatziergang mit Onkel im Thiergarten und Mondschein machte, darüber wirst Du ein Gesicht ziehen, daß ich von hier aus deutlich sehe, deshalb erzähle ichs Dir, denn ich könnte es ja eben so gut verschweigen, aber nein.
Lieber Felix, gestern am ersten Verkaufstage, waren 300 Billette verkauft.
Anbei folgt der Gesang der beiden Fischottern, mit einem schönen Gruße von Hensel, der nicht mehr schreiben konnte. Wer sieht es nun der zarten Zeichnung an, daß damit ein Dampfboot gemeint ist, auf dem Einer liegt, und die Seekrankheit hat. Hatt’ ich Euch nicht einen deutlichen Beweis versprochen, daß Droysen einen netten Kerl ist, und halt’ ich nicht Wort? Das brachte er mir am Abend Eurer Abreise, und stimmte mich dadurch für den und den folgenden Tag. Die Prosa, die er oben ans Blättchen schrieb, theile ich hier mit, da sie bei meinen Noten keinen Platz hat:
“– Es ist SonntagMorgen, und die weite grüne See sonnenhell, die kleinen Wellen plätschern am breiten Schiffsraum, und spielen mit den tief herabflatternden Wimpeln, auch sind Sonntagsflaggen ausgesteckt an Mast und Raa. Er aber liegt in des Capitains Kajüte, im bequemen Schiffsbett, und sieht aus den offnen Fenstern auf das sonnenhelle, ebne Meer, auch wohl weit am Horizont ein weißes Segel, das schwindet bald, und wieder weite, freundliche See, und wieder plätschern die kleinen, spielenden Wellen, und wiegen ihn ein. Und als er schläft, und als er träumt, da tauchen aus der grünen See zwei liebe Mädchen und singen:
Vide Notenblatt
 Gans, der heut abend wieder kommt, hat mir seine Grüße ans Herz gelegt.          
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Lohs 2), S. 26-27.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-04-14" xml:id="date_aa9545f0-d97d-41a4-89de-f330a6f55bfc">14. April 1829</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0117585" resp="author" xml:id="persName_0fb6d43a-926f-437c-813e-fb3e400e362b">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <persName key="PSN0111893" resp="author" xml:id="persName_ovjqhhf9-3ieg-c6nx-y5ef-g9almz27jo45">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0117585" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName><persName key="PSN0111893" resp="writer">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_1ecfc09d-599e-405e-8870-2750788981a4"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_537a9c5f-72ad-42ed-99dc-46a7e671e75a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <persName key="PSN0117586" resp="receiver" xml:id="persName_d12534de-163f-4581-ae7c-29f59790f0e4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</persName> <persName key="PSN0113247" resp="receiver" xml:id="persName_e9684ae1-4756-4732-a5a3-81f8e3467f44">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_c42669bd-c70c-48b1-8fe3-092ad94116f5"> <settlement key="STM0100127">Hamburg</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_a28f33a6-0dd9-458d-9f77-18f0fc4ac6d5"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin, den <date cert="high" when="1829-04-14" xml:id="date_2f758096-480b-4132-8c47-69f2599a5676">14ten April 29.</date></dateline> <salute rend="left">An mein treues Volk.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5827ab6e-5656-490f-974e-22049e878919" xml:lang="de">An mein treues Volk – Anspielung auf den Aufruf »An Mein Volk!« des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen vom 17. März 1813 zum Kampf gegen die Napoleonische Fremdherrschaft.</note></salute> <p style="paragraph_without_indent">Du liebes, liebes Volk! Ich wollte ich wüßt was lieberes als lieb, so nennt ich Dich damit, wie geht es Dir? Du läufst sehr herum, gaffst und staunst, läßt Dich dazwischen aprilgemäß beregnen, und denkst wenig an <date cert="high" when="1829-04-18">nächsten Sonnabend.</date> Hübsch aber ists, daß man so schnell reisen und so schnell schreiben kann, und daß ich <date cert="high" when="1829-04-13">gestern</date> um Mittag schon denken konnte: jetzt fährt er in die Themse ein, nachher <add place="above"><date cert="medium" when="1829-04-21">(nämlich über 8 Tage)</date><name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, jetzt umbraust ihn das Londoner Gewimmel, nun steigt er aus, nun freut sich <persName xml:id="persName_19d9a94f-9c62-43c9-8913-f1d041e1abdf">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> – <date cert="high" when="1829-04-13">gestern Abend</date> bekamen wir <title xml:id="title_610d1937-bdfe-4741-b36c-832312d285bf">Euren Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-04-12-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Hamburg, vor dem 13. April 1829</name> </title>, <persName xml:id="persName_c7e5cbb1-56fc-463e-a1a9-54d3fc98b12b">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName> beging zum erstenMal die Dummheit ihn unten zu behalten, bis <persName xml:id="persName_da02391b-4f57-4640-8a48-877fed1fb30f">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> zu Bett, und <persName xml:id="persName_cc965cf6-1c9c-436b-bfec-d8141031ac22">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> fortgegangen war.</p> <p>Der Rest <date cert="high" when="1829-04-11">Deines Geburtstages</date>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_56201cca-6885-4811-84a5-63ab7aecc928" xml:lang="de">Deines Geburtstages – Rebecka Mendelssohn Bartholdys 18. Geburtstag am 11. April 1829.</note> <seg type="salute">lieber Schatz</seg> war so: <persName xml:id="persName_51244868-10da-44c8-b7cd-bcc3598494a2">Onkel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6e757c4-5fce-4874-b009-010ae713d677" xml:lang="de">Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829).</note> aß hier, und wir tranken Deine Gesundheit in Kaffee, und klapperten schrecklich mit den Tassen, nachher ging ich zu <persName xml:id="persName_af9a16d3-c2aa-4796-84b0-b34417518bfa">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, den ich nicht traf, besuchte Paul einen Augenblick, ging (hört! hört) zu <persName xml:id="persName_85a321b8-3c8a-4c0a-b8e8-def512e5101b">Luise Jacoby<name key="PSN0117155" style="hidden" type="person">Jacobi (Jacoby), Luise</name></persName>, welche ich über <persName xml:id="persName_f32bba60-e693-4a91-8bd6-62786d2171ef">ihrer Mutter<name key="PSN0117154" style="hidden" type="person">Jacobi / Jacoby, Frau</name></persName> Krankheit mehr verdrießlich als betrübt fand, dann zu <persName xml:id="persName_7303f023-4a12-47d4-bcd8-b7d93056577b">Caroline<name key="PSN0111814" style="hidden" type="person">Heine, Caroline Friederike (1811-1888)</name></persName>, wo ich recht lange blieb, und wo entsetzlich viel <hi n="1" rend="underline">gerädert</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_24904916-5c84-4c93-bdc5-6cda40669f1a" xml:lang="de">gerädert – bezieht sich auf das »Rad«, eine in der Kinder- und Jugendzeit unter den Mendelssohn-Kindern übliche Redewendung: Die Rede vom »Rad« kam nach Johann Gustav Droysen auf, weil im Kreis um Felix und die Schwestern »ungeheuer […] geklatscht wurde und die Damen unserer Bekanntschaft noch weit klatschhafter wieder durchklatschten, was wir geklatscht hatten und wovon sie mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fast jeden Augenblick unterrichtet waren« (Hübner, Johann Gustav Droysen 1829-1851, S. 4).</note> wurde, sie hatte eine große Freude über die Fausthandschuh, die ich ihr hintrug. Dann waren wir bei <persName xml:id="persName_6551b8a8-1fed-4c7f-8cfe-68f5eca9bfb1">Heysens<name key="PSN0111968" style="hidden" type="person">Heyse, Familie von → Carl Wilhelm Ludwig H.</name></persName>, die <persName xml:id="persName_4372a6c3-d7eb-44ee-b376-13ac8849f3fe">Bublitz<name key="PSN0116327" style="hidden" type="person">Bublitz, Caroline Wilhelmine</name></persName>, <persName xml:id="persName_d7b41461-93ba-4d13-8957-e7c644e46106">Veit<name key="PSN0115471" style="hidden" type="person">Veit, Moritz (1808-1864)</name></persName> und <persName xml:id="persName_191b09d5-380a-46e2-9c2c-d8f13ecd5203">Dr Kramer<name key="PSN0112518" style="hidden" type="person">Kramer, Wilhelm (1801-1875)</name></persName> waren die Gesellschaft.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> <date cert="high" when="1829-04-12">Sonntag Vormittag</date> machte <persName xml:id="persName_97030123-d6e6-4067-ba87-19f087ff86c0">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> einige Visiten, ich ging zu <persName xml:id="persName_5f272233-d806-4b52-b29e-e82cff2931ef">Victoire<name key="PSN0111144" style="hidden" type="person">Fränkel, Victoria (Victoire) Caroline Eugenie (1811-1843)</name></persName> und <persName xml:id="persName_c77894d4-a3e5-42e1-8d6d-d43d971c755a">Tante Jette<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName>. Der arme <persName xml:id="persName_382b39e3-0a20-4dea-b2d9-1053835fd6ce">Martin<name key="PSN0113036" style="hidden" type="person">Magnus, Friedrich Martin (bis 1807: Emanuel Meyer) (seit 1853) von, (seit 1868) Freiherr von (1796-1869)</name></persName> ist recht krank, <persName xml:id="persName_0d7c6fca-c8e1-4f2f-86a0-f7efe9edfc56">Horn<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name></persName> hält es für das kalte Fieber.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f08547bb-faf8-4005-a3e1-651837c1ed6a" xml:lang="de">das kalte Fieber – Das heute als Malaria bekannte »Kalte Fieber«, auch »Wechselfieber« genannt, bezeichnete im 19. Jahrhundert eine durch Parasiten, die sich von roten Blutkörperchen ernähren, ausgelöste Krankheit. Als Folge treten Milzschwellungen, Verdauungsstörungen und heftige Schmerzattacken auf.</note> <date cert="high" when="1829-04-12">Sonntag Abend</date> bestand die kleine Gesellschaft aus: <persName xml:id="persName_3c50a1a8-6a7e-4b1b-ba21-de789d756c6a">Harts<name key="PSN0116962" style="hidden" type="person">Hart, Familie in Berlin</name></persName>, <persName xml:id="persName_f31228f9-59e5-4532-babe-b73754e91612">Albert<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_a827381b-a6cc-4425-adbe-9f5ac5598d28">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName>, <persName xml:id="persName_661ee071-39fc-4ddc-9e0f-d89cf2fc3d2b">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_933546cb-9aa7-4b09-9527-c04f088cdaaa">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, wir waren ziemlich munter. <date cert="high" when="1829-04-13">Gestern</date> zwischen 5. und 7 werden Eure Gedanken wol ein wenig in Berlin gewesen seyn, es war Probe der <title xml:id="title_bb60bf30-d1c9-420a-90eb-0fc87913f309">Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685–1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_081fa277-afa6-4523-8636-63b933090973" xml:lang="de">Probe der Passion – Geprobt wurde am 13. April 1829 für die Aufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion BWV 244 am Karfreitag, dem 17. April 1829, durch die Sing-Akademie unter der Leitung von Carl Friedrich Zelter. Fanny Mendelssohn Bartholdy notierte in ihr Tagebuch, sie habe »Feuerpein in der Passionprobe ausgehalten« (Hensel, Tagebücher, S. 15).</note> Ich füge nichts hinzu, aber seyd <date cert="medium" when="1829-04-17">Charfreitags</date> mit Euren frommsten Wünschen bei uns, und <seg type="salute">lieber Felix</seg>, setze Dich wo möglich in magnetischen Rapport mit der <persName xml:id="persName_a62c7d51-649a-40db-a33e-fbd81ffcf30b">Direction<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>. Ich sah von außen und innen ernsthaft aus, und fühlte mich noch nie so von innen heraus ans Clavier berufen, wie <date cert="high" when="1829-04-13">gestern</date>. Genug davon. – <date cert="high" when="1829-04-13">Abends</date> war Mutter mit Paul bei <persName xml:id="persName_949f153f-e255-4a7f-8615-67c5676f7253">Tante Meyer<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName>, ich mit <persName xml:id="persName_4ce1a4f1-e0f5-4ae3-b5fb-0944a99d2825">Hensel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName> bei der <persName xml:id="persName_d6c6eb1a-7a19-4a2d-ab6c-700d2ce8f829">Generalin Hellwig<name key="PSN0117025" style="hidden" type="person">Helvig, Anna Amalie (seit 1807) von (1776-1831)</name></persName>, wo wir uns <hi rend="latintype">pro patria</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_ad0277a9-83f8-4225-aaeb-cbf1faeba367" xml:lang="la ">pro patria – lat., fürs Vaterland.</note> ennüyirten.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_861f4e22-5475-48ca-a8de-4d763cc43a4a" xml:lang="fr ">ennüyirten – frz., langweilten.</note> Felix, ein <hi rend="latintype">4 mains</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_62563fba-65ba-400b-94a7-92b6189e249d" xml:lang="fr ">ein 4 mains – vierhändiges Klavierspiel; von frz. quartre-mains, vierhändig.</note> aus der <hi rend="latintype"><title xml:id="title_29498370-8fe6-44d3-a751-7c0e2bc17f52">muette<name key="PSN0109578" style="hidden" type="author">Auber, Daniel-François-Esprit (1782–1871)</name><name key="CRT0107680" style="hidden" type="music">La Muette de Portici (auch: Masaniello) AWV 16</name></title></hi> von<persName xml:id="persName_68d51d70-2ba5-4703-bea8-f512ca2bd2d6"> Dora Hellwig<name key="PSN0117026" style="hidden" type="person">Helvig, Dora von (1818-1847)</name></persName> (11 Jahr alt) und <persName xml:id="persName_2c9ce3cd-4d3c-44b0-b5eb-3bccff0ad572">Hrn. Poley<name key="PSN0113941" style="hidden" type="person">Poley, Carl August Ludwig (?-1885)</name></persName>, und mehrere Lieder von <persName xml:id="persName_2af6a002-74a1-4aad-82f8-2ec85e6cee29"><hi rend="latintype">Mme.</hi> Zimmermann<name key="PSN0115928" style="hidden" type="person">Zimmermann, Johanna (Johanne) Marie Luise (1802-1862)</name></persName>. Eine schöne Komödie, die diese große Künstlerinn mit dem <persName xml:id="persName_9ad9bea4-ecae-47f1-9e4d-03bf9f288cba">Grafen Schlippenbach<name key="PSN0114590" style="hidden" type="person">Schlippenbach, Albert Ernst Ludwig Karl Graf von (1800-1886)</name></persName> spielte, war das einzige Amüsante.</p> <p><seg type="salute">Liebes Beckchen</seg>, von wem findest Du wohl bei Deiner Rückkehr eine Scheere, die ein Schnäbelchen (Beckchen) aufsperrt, und ein Messer, wo mit man messen kann? Ich frage, von wem? – <persName xml:id="persName_f8be45b2-07f5-4275-849e-6bd2f6cb8a05">Gans<name key="PSN0111279" style="hidden" type="person">Gans, Eduard (bis 1825: Elias) (1797-1839)</name></persName> ist bis jetzt noch jeden Abend hier gewesen, ich hoffe, Du erzeigst mir die Ehre, ein wenig eifersüchtig darauf zu seyn, oder ist<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> eine Braut<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e68cf258-4651-4481-8fdc-9297140652be" xml:lang="de">eine Braut – Fanny Mendelssohn Bartholdy hatte sich am 23. Januar 1829 mit Wilhelm Hensel verlobt (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829).</note> ausgestrichen aus der Reihe der Lebendigen? Diesen Abend geht es bei uns hoch her, erstens rückt ein Elephant mit einem Turban ein, nämlich die <persName xml:id="persName_8b6ea602-0f1e-4a85-9264-fd41d90380ea">Milder<name key="PSN0113344" style="hidden" type="person">Milder-Hauptmann, Pauline Anna (1785-1838)</name></persName>, <title xml:id="title_57112761-cc78-4207-8111-6c348915de82">die ihren Kopf heut zeichnen läßt<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109158" style="hidden" type="art">Pauline Anna Milder-Hauptmann (Porträtzeichnung April 1829)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c162678-61f0-46ac-8d5b-176132ba2441" xml:lang="de">die Milder, die ihren Kopf heut zeichnen läßt – Wilhelm Hensel porträtierte die Sängerin Pauline Anna Milder-Hauptmann 1829 in mehreren Sitzungen (heutiger Standort der Zeichnung: Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 8/7. Abbildung: Lowenthal-Hensel / von Strachwitz, Europa im Porträt, Bd. 2, S. 48).</note> und um derentwillen man eine ganz neue, höhere BeleuchtungsAnstalt machen muß, welches zweitens ist. Drittens essen wir zwei Gerichte heut Abend, und 4tens kommt noch ein andres hohes Wesen, <persName xml:id="persName_3ce949df-afd8-42d9-a02d-4652bc8e4797">Marianne Saaling<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName>, die sich hat melden lassen. <persName xml:id="persName_d9b9a8b0-8d41-4a99-8c92-540e69253359">Ulrike<name key="PSN0113830" style="hidden" type="person">Peters, Ulrike Maria Wilhelmina (1807-1832)</name></persName> zählt schon weniger unter die Erhabnen, wol aber unter die Hierseynwerdenden.</p> <p><seg type="salute">Liebes Beckchen</seg>, darüber, daß ich <date cert="high" when="1829-04-13">gestern</date>, zwischen <placeName xml:id="placeName_6b0fe5f2-1d78-4265-ace0-dccbc845c4c4">Academie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und Hellwig, ein Spatziergang mit <persName xml:id="persName_2de4ebf7-5257-44d2-9691-d0b571ca8e3a">Onkel<name key="PSN0111899" style="hidden" type="person">Hensel, Wilhelm (1794-1861)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1e281678-3552-4e4b-9f8e-3984bdf46097" xml:lang="de">Onkel – Gemeint ist Wilhelm Hensel; vgl. Hensel, Tagebücher, S. 6 (Eintrag für den 27. Januar 1829) und S. 14 (Eintrag für den 11. April 1829).</note> im Thiergarten und Mondschein machte, darüber wirst Du ein Gesicht ziehen, daß ich von hier aus deutlich sehe, deshalb erzähle ichs Dir, denn ich könnte es ja eben so gut verschweigen, aber nein.</p> <p><seg type="salute">Lieber Felix</seg>, <date cert="high" when="1829-04-13">gestern</date> am ersten Verkaufstage,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a8f67920-53c7-42b2-b594-6b778e123344" xml:lang="de">am ersten Verkaufstage – Kartenverkauf für die dritte Aufführung der Matthäus-Passion BWV 244 am Karfreitag, dem 17. April 1829.</note> waren 300 Billette verkauft.</p> <p>Anbei folgt der <title xml:id="title_e551c2bd-1735-45e2-87d7-91f7bcde7f22">Gesang der beiden Fischottern<name key="PSN0111893" style="hidden" type="author">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name><name key="CRT0111452" style="hidden" type="music">»Schlafe du, schlafe du süß«, Duett für Sopran, Alt und Klavier HU 233 (11. April 1829)</name></title>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_69cad5dd-a39e-495d-adbb-025bf086a02e" xml:lang="de">der Gesang der beiden Fischottern – das Duett für Sopran, Alt und Klavier Schlafe du, schlafe du süß HU 233 von Fanny Mendelssohn Bartholdy nach einem Text von Johann Gustav Droysen, datiert mit dem 10. und 11. April 1829. Mendelssohn nannte seine beiden Schwestern gern Ottern oder Fischottern (siehe Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 204). Fanny Mendelssohn Bartholdy unterschrieb den Brief gb-1829-05-02-02 Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in London, Berlin, 1. und 2. Mai 1829, mit »Die ältere Fischotter«. Wilhelm Hensel stellte die Schwestern in der Zeichnung »Das Rad« als Nixen mit Fischschwänzen dar (Berlin, Kupferstichkabinett, Hensel-Alben 9/31. Abbildung: Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts, S. 16). Den Begriff entlehnte Mendelssohn vielleicht Jean Pauls Roman Flegeljahre (vgl. Marian Wilson Kimber, »For art has the same place in your heart as mine«. Family, Friendship, and Community in the Life of Felix Mendelssohn, in: The Mendelssohn Companion, hrsg. von Douglass Seaton, Westport 2001, S. 67, Anm. 67).</note> mit einem schönen Gruße von Hensel, der nicht mehr schreiben konnte. Wer sieht es nun <title xml:id="title_ceaa6e74-fa36-4592-9ba9-e1cd060e6bda">der zarten Zeichnung<name key="PSN0111899" style="hidden" type="author">Hensel, Wilhelm (1794–1861)</name><name key="CRT0109216" style="hidden" type="art">Zeichnungen zu → Fanny Hensels Drei Liedern nach Heine von Mary Alexander (Hellwig-Unruh, Nr. 274)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_848073f4-af7e-47af-93b2-642dd80ff4d1" xml:lang="de">der zarten Zeichnung – Wilhelm Hensel versah die Abschrift des Lieds mit einer Zeichnung (heutiger Standort nicht bekannt).</note> an, daß damit ein Dampfboot gemeint ist, auf dem Einer liegt, und die Seekrankheit hat. Hatt’ ich Euch nicht einen deutlichen Beweis versprochen, daß <persName xml:id="persName_b6162f92-41ad-4481-ab5c-691dd8557604">Droysen<name key="PSN0110751" style="hidden" type="person">Droysen, Johann Gustav Bernhard (Pseud.: Voß) (1808-1884)</name></persName> einen netten Kerl ist, und halt’ ich nicht Wort? Das brachte er mir<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_231e3238-7050-4d76-af24-e038c143cb82" xml:lang="de">Das brachte er mir – Johann Gustav Droysen gab Fanny Mendelssohn Bartholdy das Gedicht, das sie in Musik gesetzt hat. </note> am Abend Eurer Abreise, und stimmte mich dadurch<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> für den und den folgenden Tag. Die Prosa, die er oben ans Blättchen schrieb, theile ich hier mit, da sie bei meinen Noten keinen Platz hat:</p> <p>“– Es ist SonntagMorgen, und die weite grüne See sonnenhell, die kleinen Wellen plätschern am breiten Schiffsraum, und spielen mit den tief herabflatternden Wimpeln, auch sind Sonntagsflaggen ausgesteckt an Mast und Raa. Er aber liegt in des Capitains Kajüte, im bequemen Schiffsbett, und sieht aus den offnen Fenstern auf das sonnenhelle, ebne Meer, auch wohl weit am Horizont ein weißes Segel, das schwindet bald, und wieder weite, freundliche See, und wieder plätschern die kleinen, spielenden Wellen, und wiegen ihn ein. Und als er schläft, und als er träumt, da tauchen aus der grünen See zwei liebe Mädchen und singen:</p> <p><hi rend="latintype">Vide</hi> Notenblatt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_93dd6f02-1550-45b4-be53-7ba30176ebd6" xml:lang="de">Vide Notenblatt – Das Autograph von Fanny Mendelssohn Bartholdys Duett HU 233 auf das Gedicht von Droysen befindet sich in D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 22/A,2 (olim MA Depos. Lohs 2), S. 26-27.</note></p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_660cef1a-bd4a-4d65-a31a-e87601ba3de8"> <docAuthor key="PSN0111893" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_2f0b559d-1aa6-4008-98a8-ea242b471fe3">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0111893" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_18164bd7-fc03-4ebe-9fe3-9a9b9e643770">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">Gans, der heut abend <hi n="1" rend="underline">wieder</hi> kommt, hat mir seine Grüße ans Herz gelegt.<name key="PSN0111893" resp="writers_hand" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>