gb-1829-02-13-01
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Rom, 11. und 13. Februar 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext; S. 4 Adresse, Siegel.
Wilhelm Theodor Horn
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Monsieur Monsieur
F. Mendelssohn-Bartholdy Mendelssohn Bartholdy à
BerlinNo. 3.
affranchie jusqu’a
la frontière.
Romden
tenFebruar 1829.
Diesmal werde ich Dir sehr abgerissen schreiben, denn das Porto ist sehr theuer, aus der Form machst Du Dir nichts.
tenApril noch nicht in Paris wärst, so hoffe ich bestimmt, von Dir einen ausführlichen Brief auf der Post vorzufinden; denn nach unserer jetzigen Berechnung denken wir an dem genannten Datum in Paris einzutreffen. Lange habe ich von L. keine Nachricht und den letzten Brief etwa am 11
tenv. M. in Neapel vorgefunden, der aber schon über einen Monat alt war. Wer ist dran Schuld? Sind die Alpen nur für Eure Nachrichten unübersteiglich? Mein Vater schreibt regelmäßig. Ist Jemand krank? Davon schreibt mein Vater nichts und ich würde dann natürlich gleich um so gewisser Nachrichten erhalten. Am natürlichsten ist es, daß ich zu meinem nahen Geburtstage Nachrichten bekomme, allein ich gehe schon 8 Tage lang täglich vergeblich auf die Post. Bis Ende Februar bleibe ich noch hier und dann habe ich nur noch zum 10
tenMärz einen Brief in Genua zu erwarten, außer zum 9
tenApril nach Paris. Sage ihm doch das. Ich bin recht müde von Sehen und Bewundern, zu dem ich so oft gezwungen werde und sehne mich recht nach einem längern Aufenthalt, nach Dir, und meinem Ofen, denn die Kamine reichen keinesweges aus. Am 2
tenhat der
gesagt hat. Kurz er ist todt und morgen, nachdem ich diesen Brief auf die Post gegeben haben werde, soll ich ihn in derBunsen
Dir nicht langweilig sein wird, weil er von mir kommt. Ich füge ihm nur noch die Bitte hinzu, daß Du mich den Deinigen auf das Angelegentlichste empfiehlst. Von ganzem Herzen allemahl derjehnigte welcher
W. Horn.
Als ich eben diesen Brief auf die Post geben wollte, empfing ich
Auch die
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Mein liebster Felix! Rom den 11ten Februar 1829. Diesmal werde ich Dir sehr abgerissen schreiben, denn das Porto ist sehr theuer, aus der Form machst Du Dir nichts. Deinen Brief in Florenz habe ich erhalten und Dir durch Heydemann dafür danken lassen und um andre Nachrichten gebeten; Du wirst eine schwere Zeit gehabt haben mit dem Theuren; ich habe sie auch schwer gehabt, weil ich nicht bei ihm sein konnte. Viele Meilen habe ich machen müssen, um Manches hübsch, vieles interessant; das Meiste aber schlecht zu finden. L. ist krank gewesen; mein Vater schreibt mir aber, er sei ganz wieder hergestellt, deshalb sei also beruhigt und für die nächste Zeit ist nichts zu fürchten, bin ich aber erst bei ihm so verspreche ich Dir, die ganze Kraft meines Einflusses zu gebrauchen, um das geschwächte Gerüste mit einigen neuen Balken zu unterlegen und es werden mir Mittel dazu sich schon darbieten. Für die nächste Zeit geht mein größtes Glück, Dich in Paris vorzufinden und ihn später. Das wäre eigentlich das beste, denn wenn man sich auch denken kann, wie es innen und außen zugeht, so fehlt doch vieles Einzelne, das Du suppeditiren könntest und würdest. Sollte das Unglück wollen, daß Du am 9ten April noch nicht in Paris wärst, so hoffe ich bestimmt, von Dir einen ausführlichen Brief auf der Post vorzufinden; denn nach unserer jetzigen Berechnung denken wir an dem genannten Datum in Paris einzutreffen. Lange habe ich von L. keine Nachricht und den letzten Brief etwa am 11ten v. M. in Neapel vorgefunden, der aber schon über einen Monat alt war. Wer ist dran Schuld? Sind die Alpen nur für Eure Nachrichten unübersteiglich? Mein Vater schreibt regelmäßig. Ist Jemand krank? Davon schreibt mein Vater nichts und ich würde dann natürlich gleich um so gewisser Nachrichten erhalten. Am natürlichsten ist es, daß ich zu meinem nahen Geburtstage Nachrichten bekomme, allein ich gehe schon 8 Tage lang täglich vergeblich auf die Post. Bis Ende Februar bleibe ich noch hier und dann habe ich nur noch zum 10ten März einen Brief in Genua zu erwarten, außer zum 9ten April nach Paris. Sage ihm doch das. Ich bin recht müde von Sehen und Bewundern, zu dem ich so oft gezwungen werde und sehne mich recht nach einem längern Aufenthalt, nach Dir, und meinem Ofen, denn die Kamine reichen keinesweges aus. Am 2ten hat der Pabst bei der Lichtmeß mich noch gesegnet (einen Tag nach meiner Rückkunft hieher) und gestern ist der Mann in der Frühe gestorben, nachdem eine Hämorrhoidalfistel sich in die Blase geöffnet und die Operation(!?) den kalten Brand zur Folge gehabt hat. Das ist, was mir Bunsen gesagt hat. Kurz er ist todt und morgen, nachdem ich diesen Brief auf die Post gegeben haben werde, soll ich ihn in der sixtinischen Kapelle sehen und einige Tage drauf ihm die Füße im Peter küssen, worauf er dann auf ein großes Katafalk gelegt werden wird mit den Insignien seiner Großthaten umher; doch ist man sehr in Verlegenheit, wie man die dazu vorhandenen Tafeln ausfüllen soll; einst hat er dem protestantischen Kirchhof eine Mauer gegeben und das ist schon sehr viel. Auf diesem (bei der Pyramide des Cestius) habe ich auch den einfachen Grabstein Deines hier noch sehr geachteten Onkels gesehen und sowohl da als immer, besonders aber an Deinem Geburtstage recht innig an Dich gedacht. – Bei Gelegenheit des päbstlichen Tods wird man vielleicht im Peter eine ordentliche Musik hören, und Du glaubst nicht, wie sehr ich danach lechze, da man zu nichts kommt, als zu den anfangs gleichgültigen dann aber ekelhaften Rossinischen Geilheitsmachern. Du verzeihst mir, daß ich auf den seligen Pabst ein Gedicht gemacht habe, nach der Melodie Lott’ ist todt. Man wollte einen andern Cardinal wählen, wenigstens spricht man in der Stadt davon, alleine er ist an Alterschwäche heute früh gestorben, und das war eben die Hoffnung. So stehen die Sachen hier; der junge Magnus ist sehr freundlich und zuvorkommend gegen mich, sage doch seinen Verwandten dafür aber Freundliches und Zuvorkommendes. Deinem Vater danke ich recht sehr für seine nachdrückliche Empfehlung an Bunsen; sie muß nachdrücklich gewesen sein, denn sie hat, begleitet von einigen andren, sehr gefruchtet. Die Geschichte mit unserm Freunde hat mich etwas älter gemacht; ich kann nur wieder aufleben, wenn ich mich durch eigne Augen mich überzeuge, daß sie für die Dauer keine üble Folgen zurückläßt; es erscheischt unser gemeinsames Interesse, daß er einmal in “das Geräusch der Welt” kommt und ich bin im Voraus überzeugt, daß Du Dein Mögliches dazu beiträgst, dieses zu bewerkstelligen. Sage mir wenigstens etwas Tröstliches, wenn Du es mit gutem Gewissen kannst; aber auf jeden Fall nur Wahrheit. Was mich sonst betrifft, so befinde ich mich sehr wohl. Ist es wahr, was ich hier höre, daß die Deinigen in Masse in der nächsten Zeit einmal nach Italien kommen werden? Das habe ich mir nicht glauben wollen; wenigstens den Grund nicht, weil ich doch erst von Dir davon etwas gehört hätte. Das würde mir aber doch wohl nicht die Hoffnung rauben, mit Dir zusammenzukommen. – Es ist mir nicht recht klar, ob ich Dich nicht schon einmal gebeten habe, daß Du mir Dies und Jenes mit nach Paris bringen möchtest und deshalb zuvor bei meinen Eltern vorsprächest, die natürlich ohne Dein Anerbieten solche Bitten nicht wagen würden. Bringe mir einige Berliner Geschichten mit, ich will Dir dafür eine erzählen, die sich hier zugetragen. Der General Lepel (Adjudant des Prinzen Heinrich) ist ein alter Militair, der zuweilen sehr zarte Seiten hat; so auch Liebe und deshalb steht er in einem Verhältniß mit einer schönen, jungen Frau. Diese hat aber auch gute Seiten gegen andre und deshalb bekommt er das, was ich im Singularis bin. Nun macht man ihm von allen Seiten Vorwürfe, er solle die Person lassen, die sich gar nicht für ihn schicke und er giebt darauf die negative Antwort: ich bin die Kröte ja zu gut! Da hast Du den ganzen Kerl. Wenn Heydemann nur so klug sein wollte, die dumme Promotion und das noch dumre Examen bald abzuwerfen. Grade die Dümmsten sind dabei am dreistesten und umgekehrt. Du kannst mir zwar sagen, es sei eine so äußre Sorge dabei recht gut und er käme dann nicht recht zu der nüchteren Ueberlegung seines Unglücks; allein im Ernst wirst Du mir das wohl nicht entgegnen, denn nur das Nackte kann gehörig gewürdigt und – überwunden werden. Ich hoffe sehr, daß der fortgesetzte Umgang auch mit Deinen Schwestern (die er so sehr hochstellt) und einer andern kleinen Person weiblichen Geschlechts ihm sehr wohlthätig sein wird und geworden sein muß. Wie steht es denn mit seinem Bruder. – Von Mücke höre ich gar nichts, als daß er einmal meine Mutter besucht. Sein erstes Auftreten nach seinem Aufenthalte in Wien ist nicht gerade angenehm gewesen, da er, wie ich von andren Seiten höre, nun mit einem Male den gebildsten Weltmann hat spielen wollen, wozu ihm, wie er glaubte, seine Reise volles Recht gegeben. Aber er wird sich wohl drin irren und ist aufgefallen, wenn auch nicht angenehm. Wozu erzähle ich Dir aber das; denn wenn es wahr ist, wie mir namentlich die Förster mittheilte, so wirst Du es eben so gut empfunden haben. Heydemanns Briefe sagen nichts über ihn; grüße ihn aber doch bestens von mir. Nach meiner Meinung muß der junge Mann einen Jemand haben, der ihm etwas den Daumen auf das Auge drückt und der fehlt ihm ganz, wenn Sabeth schon verheirathet und nicht mehr in Berlin ist; die Andern lassen ihn laufen oder können ihm nicht imponiren. Auf jeden Fall ist seine Art zu leben, ohne eine bestimmte Perspective in das Auge zu fassen nicht recht und anständig gegen seinen Vater, der es in der Erziehung auch wohl ein wenig verdorben haben mag. – Mit Louis und seinem Vater wird doch wohl jetzt ein erträgliches Verhältniß eingeleitet sein, denn das wäre der Unannehmlichkeit doch wohl zu viel, wenn jetzt noch täglich wiederkehrende kleine Neckereien ihn kündigten. Es ist mir schon eingefallen, ob es nicht ein guter Grund mehr für ihn sein könnte, nach Paris zu kommen, daß jetzt die Deputirtenkamer eröffnet ist, denn das muß ihn doch, gewissermaßen als Handwerk, mehr interessiren als uns und ich hoffe, wir werden mehr als einmal das französische Blut da kennen lernen; ich denke mir überhaupt viel, aber auch viel Dummes. – Neapels Umgegend ist sehr schön und wir haben sie schon bei Enslen miteinander genossen; ich habe viel dran gedacht. Auf dem Vesuv hatten wir im Innern eine kleine Eruption und den rauchenden Etna habe ich auch mehrere Tage hintereinander gesehen. Was diese, soll ich sagen, Vergnügen aber Geld kosten, davon hast Du wohl nicht leicht einen Begriff und in Paris muß ich sehr eingezogen leben, um wieder Manches einzubringen, was nöthige Ausgaben hier veranlaßten. Das ist wohl Dein Vorsatz nicht? Ich will aber keine Gesellschaften besuchen, weil sie mir in der That sehr langweilig für diesen Augenblick sind und deshalb habe ich mir auch schon dergleichen Empfehlungen dahin verbeten. Solltest Du aber denken, daß wir an irgend einem Orte zusammen froh sein könnten, so nehme ich von Dir eine solche mit Dank an. Jetzt ist mein Brief zu Ende, der Dir nicht langweilig sein wird, weil er von mir kommt. Ich füge ihm nur noch die Bitte hinzu, daß Du mich den Deinigen auf das Angelegentlichste empfiehlst. Von ganzem Herzen allemahl derjehnigte welcher W. Horn. Fortgesetzt 13/2 Als ich eben diesen Brief auf die Post geben wollte, empfing ich Deinen Brief ; Du magst nun mit Louis Austausch halten und ihm suppeditiren, wie er Dir; ich schreibe hier nur noch zwei Worte in Bezug auf Fanny, der ich bitte meinen außerordentlichen, nicht formellen Glückwunsch zu sagen, was Du thuen wirst, weil Du weißt ja, wie ich dran denke, wenn sich zwei Menschen finden. Hörst Du! nicht einen gewöhnlichen Glückwunsch. Ich habe viel dran gedacht, unter andrem auch diese Nacht; sage ihr auch, daß ich sie sehr hochschätze, wenn sie es wirklich noch nicht wissen sollte. Eigentlich wollte ich selbst an sie schreiben und Feuk sagte mir, das sei nicht schicklich; und Fannys Gefühl möchte ich auf keine Weise beleidigen. Auch die zweite Schwester vergiß nicht daran zu erinnern, daß ich noch in der Welt bin. Ich möchte Dir gern in Paris meine gräuliche Theefarbne Weste zeigen, die meine einzige Stütze spielt, von der Du mich vor 1 1/2 Jahren fragtest! Wie lange ich sie schon habe, da Du ohne sie nicht die Ehre habest, mich zu kennen. Die Deinigen sollen sie auch noch sehen am 10/4 30. bei dem ersten Besuche.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-02-11" xml:id="date_ef1d0c99-7f15-465f-afe8-76f3875c9c67">11.</date> und <date cert="high" when="1829-02-13" xml:id="date_76245216-de8b-4a00-8710-eb2627114247">13. 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L. ist krank gewesen;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a3fd4ab3-b651-4a69-aa11-195afb92f1fe" xml:lang="de">L. ist krank gewesen – Ludwig Eduard Heydemann litt an Depressionen.</note> <persName xml:id="persName_dd59c661-a88a-44e6-987a-33f582b159c4">mein Vater<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name></persName> schreibt mir aber, er sei ganz wieder hergestellt, deshalb sei also beruhigt und für die nächste Zeit ist nichts zu fürchten, bin ich aber erst bei ihm so verspreche ich Dir, die ganze Kraft meines Einflusses zu gebrauchen, um das geschwächte Gerüste mit einigen neuen Balken zu unterlegen und es werden mir Mittel dazu sich schon darbieten. Für die nächste Zeit geht mein größtes Glück, Dich in Paris vorzufinden<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3cb500a5-1c99-4937-9ffa-5acb507f2e20" xml:lang="de">Dich in Paris vorzufinden – Dem ursprünglichen Plan zufolge wollte Mendelssohn Anfang April 1829 nach Paris und im Anschluss daran nach London reisen.</note> und ihn später. Das wäre eigentlich das beste, denn wenn man sich auch denken kann, wie es innen und außen zugeht, so fehlt doch vieles Einzelne, das Du suppeditiren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_e733cb99-1f6b-41c1-8f69-befa97a19d93" xml:lang="la ">suppeditiren – von lat. suppeditare, »unter den Fuß geben«, reichlich gewähren.</note> könntest und würdest. Sollte das Unglück wollen, daß Du am 9<hi rend="superscript">ten</hi> April noch nicht in Paris wärst, so hoffe ich bestimmt, von Dir einen ausführlichen Brief auf der Post vorzufinden; denn nach unserer jetzigen Berechnung denken wir an dem genannten Datum in Paris einzutreffen. Lange habe ich von L. keine Nachricht und den letzten Brief etwa am 11<hi rend="superscript">ten</hi> v. M.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_23b4f8d6-6b49-4cd7-8e95-2682cdcb3a13" xml:lang="de">v. M. – vorigen Monats.</note> in Neapel vorgefunden, der aber schon über einen Monat alt war. Wer ist dran Schuld? Sind die Alpen nur für Eure Nachrichten unübersteiglich? Mein Vater schreibt regelmäßig. Ist Jemand krank? Davon schreibt mein Vater nichts und ich würde dann natürlich gleich um so gewisser Nachrichten erhalten. Am natürlichsten ist es, daß ich zu meinem nahen Geburtstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_60068213-ed1f-4a75-93c2-9fefdbb434d4" xml:lang="de">meinem nahen Geburtstage – Wilhelm Theodor Horn beging am 17. Februar 1829 seinen 26. Geburtstag.</note> Nachrichten bekomme, allein ich gehe schon 8 Tage lang täglich vergeblich auf die Post. Bis Ende Februar bleibe ich noch hier und dann habe ich nur noch zum 10<hi rend="superscript">ten</hi> März einen Brief in Genua zu erwarten, außer zum 9<hi rend="superscript">ten</hi> April nach Paris. Sage ihm doch das. Ich bin recht müde von Sehen und Bewundern, zu dem ich so oft gezwungen werde und sehne mich recht nach einem längern Aufenthalt, nach Dir, und meinem Ofen, denn die Kamine reichen keinesweges aus. Am 2<hi rend="superscript">ten</hi> hat der <persName xml:id="persName_93486ea7-432b-4537-b701-d114afa9bc92">Pabst<name key="PSN0117386" style="hidden" type="person">Leo XII. (vorh. Annibale della Genga Sermattei) (1760-1829)</name></persName> bei der Lichtmeß<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e7bc0d6e-0cbf-4a98-9fdc-f862d87e1c53" xml:lang="de">Lichtmeß – Mariä Lichtmess am 2. Februar, Fest am vierzigsten Tag nach Weihnachten.</note> mich noch gesegnet (einen Tag nach meiner Rückkunft hieher) und gestern ist der Mann in der Frühe gestorben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_866ab1f2-5ebd-4b65-89cc-272d44bb7937" xml:lang="de">gestern ist der Mann in der Frühe gestorben – Papst Leo XII. starb am 10. Februar 1829.</note> nachdem eine Hämorrhoidalfistel sich in die Blase geöffnet und die Operation(!?) den kalten Brand<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_cb85b0e7-c16d-4799-9803-e18dcab89671" xml:lang="de">den kalten Brand – eine Infektionskrankheit, auch feuchter Brand bzw. Gangrän genannt. Diese entsteht zumeist infolge von Blutunterversorgung, bei der sich betroffenes Gewebe durch Verwesung und Autolyse zersetzt. Die Krankheit verläuft schnell und endet tödlich.</note> zur Folge gehabt hat. Das ist, was mir <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_92795d11-2b29-48d4-9343-537734969004">Bunsen<name key="PSN0110195" style="hidden" type="person">Bunsen, Christian Carl Josias (seit 1858) Freiherr von (1791-1860)</name></persName></hi> gesagt hat. Kurz er ist todt und morgen, nachdem ich diesen Brief auf die Post gegeben haben werde, soll ich ihn in der <placeName xml:id="placeName_fd8521d5-1e8d-451e-b5b0-ef1addf4a3c8">sixtinischen Kapelle<name key="SGH0100582" style="hidden" subtype="" type="sight">Cappella Sistina (Sixtinische Kapelle)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> sehen und einige Tage drauf ihm die Füße im <placeName xml:id="placeName_67ab6ef8-6b5f-452e-8c9b-291ad754e123">Peter<name key="SGH0100229" style="hidden" subtype="" type="sight">San Pietro in Vaticano (Petersdom)</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> küssen, worauf er dann auf ein großes Katafalk gelegt werden wird mit den Insignien seiner Großthaten umher; doch ist man sehr in Verlegenheit, wie man die dazu vorhandenen Tafeln ausfüllen soll; einst hat er dem protestantischen Kirchhof eine Mauer gegeben<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a7c704d3-2740-49ac-86d2-ff0ca86a3f3a" xml:lang="de">einst hat er dem protestantischen Kirchhof eine Mauer gegeben – Im Jahre 1817 erhielten die diplomatischen Vertreter Preußens, Hannovers und Russlands die Erlaubnis, den Protestantenfriedhof in Rom einzuzäunen. Der alte Teil bei der Cestius-Pyramide wurde 1824 unter Papst Leo XII. eingegrenzt.</note> und das ist schon sehr viel. Auf diesem (bei der <placeName xml:id="placeName_88f4e177-d3c3-42e4-b822-e65b254de1ed">Pyramide<name key="SGH0103273" style="hidden" subtype="" type="sight">Pyramide des Caius Cestius Epulo</name><settlement key="STM0100177" style="hidden" type="locality">Rom</settlement><country style="hidden">Italien</country></placeName> des <persName xml:id="persName_b6d5e249-7d20-4506-a715-6ad3e60f219a">Cestius<name key="PSN0116405" style="hidden" type="person">Cestius Epulo, Gaius</name></persName>)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_85e5fc42-f436-4b50-ae4c-a5f0cc1c5180" xml:lang="de">der Pyramide des Cestius – Grabmal des römischen Prätors Gaius Cestius Epulo, errichtet zwischen 18 und 12 v. Chr. Daneben liegt der Cimitero degli stranieri acattolico (Protestantenfriedhof).</note> habe ich auch den einfachen Grabstein Deines hier noch sehr geachteten <persName xml:id="persName_df94a390-6876-4c1c-b971-f8e1961a4c77">Onkels<name key="PSN0114444" style="hidden" type="person">Salomon (seit 1805) Bartholdy, Jakob Ludwig (vorh. Levy) (1779-1825)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1998ba00-e3d1-4b04-81c3-81ba144a1e0f" xml:lang="de">Deines hier noch sehr geachteten Onkels – Jakob Ludwig Salomon Bartholdy war von 1815 bis zu seinem Tod am 27. Juli 1827 preußischer Generalkonsul in Rom. Sein Haus, die Casa Bartholdy, hatte er von seinerzeit in Rom lebenden deutschen und preußischen Malern mit Fresken ausstatten lassen. Siehe die Beschreibung der Gemälde in Jakob Ludwig Salomon Bartholdys Brief an Abraham Mendelssohn Bartholdy vom 6. Februar 1817 in: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 111-113.</note> gesehen und sowohl da als immer, besonders aber an Deinem Geburtstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1c9d6bdd-56bc-46bb-b203-83170856ed84" xml:lang="de">Deinem Geburtstage – der 3. Februar.</note> recht innig an Dich gedacht. – Bei Gelegenheit des päbstlichen Tods wird man vielleicht im Peter eine ordentliche Musik hören, und Du glaubst nicht, wie sehr ich danach lechze, da man zu nichts kommt, als zu den anfangs gleichgültigen dann aber ekelhaften <persName xml:id="persName_45acfab1-0546-463c-9f45-b91b4893b3c2">Rossinischen<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> Geilheitsmachern. Du verzeihst mir, daß ich auf den seligen Pabst ein Gedicht gemacht habe, nach der Melodie Lott’ ist todt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26e0f760-cc5f-4de9-bce1-fb1e8fdd47bc" xml:lang="de">der Melodie Lott’ ist todt – Anfang des 19. Jahrhunderts aufgekommenes Lied, auf dessen Melodie Gerüchte und Bonmots gesungen wurden (vgl. Lukas Richter, Der Berliner Gassenhauer. Darstellung – Dokumente – Sammlung (Volksliedstudien, Bd. 4), Münster u. a. 2004, S. 311). Fanny Mendelssohn Bartholdy teilt es in Wort und Notat Carl Klingemann im Brief vom 15. Februar 1828 mit (Druck: Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 186 f.).</note> Man wollte einen andern Cardinal wählen, wenigstens spricht man in der Stadt davon, alleine er ist an Alterschwäche heute früh gestorben, und das war eben die Hoffnung.<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> So stehen die Sachen hier; der <persName xml:id="persName_de450901-4dee-41d5-a254-d1974c04ab5d">junge Magnus<name key="PSN0113039" style="hidden" type="person">Magnus, Rudolph Albert (1809-1859)</name></persName> ist sehr freundlich und zuvorkommend gegen mich, sage doch seinen Verwandten dafür aber Freundliches und Zuvorkommendes. <persName xml:id="persName_4d500d0e-0e4a-4e39-b4be-912c32809962">Deinem Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> danke ich recht sehr für seine nachdrückliche Empfehlung an Bunsen; sie muß nachdrücklich gewesen sein, denn sie hat, begleitet von einigen andren, sehr gefruchtet. Die Geschichte mit <persName xml:id="persName_3cd01fb3-558a-4f6b-90b6-969e78f14a04">unserm Freunde<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> hat mich etwas älter gemacht; ich kann nur wieder aufleben, wenn ich mich durch eigne Augen mich überzeuge, daß sie für die Dauer keine üble Folgen zurückläßt; es erscheischt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f824de36-8a7b-45ee-ac03-f0b1b864028e" xml:lang="de">erscheischt – veraltet für erheischt; erheischen: erfordern, verlangen..</note> unser gemeinsames Interesse, daß er einmal in “das Geräusch der Welt”<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_60d1d984-3ff8-4bcb-97f8-649357937f26" xml:lang="de">“das Geräusch der Welt” – auch: das geräuschvolle Leben in der Welt.</note> kommt und ich bin im Voraus überzeugt, daß Du Dein Mögliches dazu beiträgst, dieses zu bewerkstelligen. Sage mir wenigstens etwas Tröstliches, wenn Du es mit gutem Gewissen kannst; aber auf jeden Fall nur Wahrheit. Was mich sonst betrifft, so befinde ich mich sehr wohl. Ist es wahr, was ich hier höre, daß die Deinigen in Masse in der nächsten Zeit einmal nach Italien kommen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8a683e77-9260-4501-9f2f-a06f226431b7" xml:lang="de">daß die Deinigen … nach Italien kommen werden – Die Familie Mendelssohn Bartholdy plante längere Zeit eine Reise nach Italien für das Jahr 1829, die jedoch nicht zustande kam (Klein, Die Mendelssohns in Italien, S. 58).</note> werden? Das habe ich mir nicht glauben wollen; wenigstens den Grund nicht, weil ich doch erst von Dir davon etwas gehört hätte. Das würde mir aber doch wohl nicht die Hoffnung rauben, mit Dir zusammenzukommen. – Es ist mir nicht recht klar, ob ich Dich nicht schon einmal gebeten habe, daß Du mir Dies und Jenes mit nach Paris bringen möchtest und deshalb zuvor bei <persName xml:id="persName_21cad039-b0c1-42e8-ac80-8ec407da2948">meinen Eltern<name key="PSN0112088" style="hidden" type="person">Horn, Anton Ludwig Ernst (1774-1848)</name><name key="PSN0112090" style="hidden" type="person">Horn, Dorothea (Doris) (1786-1853)</name></persName> vorsprächest, die natürlich ohne Dein Anerbieten solche Bitten nicht wagen würden. Bringe mir einige Berliner Geschichten mit, ich will Dir dafür eine erzählen, die sich hier zugetragen. Der <persName xml:id="persName_3cebf6c4-00bd-464b-9525-fb9a6d8de81a">General Lepel<name key="PSN0112796" style="hidden" type="person">Lepel, Friedrich Wilhelm Graf von (1774-1840)</name></persName> (Adjudant des <persName xml:id="persName_8648c085-e32b-47b2-b191-08f141da2ab2">Prinzen Heinrich<name key="PSN0113987" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Heinrich Karl Prinz von (1781-1846)</name></persName>) ist ein alter Militair, der zuweilen sehr zarte Seiten hat; so auch Liebe und deshalb steht er in einem Verhältniß mit einer schönen, jungen Frau. Diese hat aber auch gute Seiten gegen andre und deshalb bekommt er das, was ich im Singularis bin.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_499d00e4-3369-4fd5-9e13-9168f772a551" xml:lang="de">bekommt … was ich im Singularis bin – Anspielung auf den Ausdruck: jemandem Hörner aufsetzen, den Ehemann betrügen.</note> Nun macht man ihm von allen Seiten Vorwürfe, er solle die Person lassen, die sich gar nicht für ihn schicke und er giebt darauf die negative Antwort: ich bin die Kröte ja zu gut! Da hast Du den ganzen Kerl. Wenn <persName xml:id="persName_e37144ac-c57e-46db-8fac-99c2d57c20bf">Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> nur so klug sein wollte, die dumme Promotion und das noch dumre Examen bald abzuwerfen.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b7fe9c87-86ec-4acb-a3e3-2c86af4384a8" xml:lang="de">Heydemann … das … Examen bald abzuwerfen – Albert Gustav Heydemann legte im Frühjahr 1829 das Examen für den höheren Schuldienst ab.</note> Grade die Dümmsten sind dabei am dreistesten und umgekehrt. Du kannst mir zwar sagen, es sei eine so äußre Sorge dabei recht gut und er käme dann nicht recht zu der nüchteren Ueberlegung seines Unglücks; allein im Ernst wirst Du mir das wohl nicht entgegnen, denn nur das Nackte kann gehörig gewürdigt und – überwunden werden. Ich hoffe sehr, daß der fortgesetzte Umgang auch mit <persName xml:id="persName_b527ab4e-d074-4a0d-9ff4-37d82ed55d44">Deinen Schwestern<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name><name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> (die er so sehr hochstellt) und einer andern kleinen Person weiblichen Geschlechts ihm sehr wohlthätig sein wird und geworden sein muß. Wie steht es denn mit <persName xml:id="persName_e622717b-b9d4-4533-834e-4818bc8ccf18">seinem Bruder<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName>. – Von <persName xml:id="persName_8bb76b42-d92a-4e78-80a3-8be56b1cff01">Mücke<name key="PSN0113467" style="hidden" type="person">Mücke, Heinrich Carl Anton (1806-1891)</name></persName> höre ich gar nichts, als daß er einmal <persName xml:id="persName_a4f706a3-d80a-4a48-b46d-237b64224c57">meine Mutter<name key="PSN0112090" style="hidden" type="person">Horn, Dorothea (Doris) (1786-1853)</name></persName> besucht. Sein erstes Auftreten nach seinem Aufenthalte in Wien ist nicht gerade angenehm gewesen, da er, wie ich von andren Seiten höre, nun mit einem Male den gebildsten Weltmann hat spielen wollen, wozu ihm, wie er glaubte, seine Reise volles Recht gegeben. Aber er wird sich wohl drin irren und ist aufgefallen, wenn auch nicht angenehm. Wozu erzähle ich Dir aber das; denn wenn es wahr ist, wie mir namentlich <persName xml:id="persName_cc84b277-a8d2-48ee-a0ac-a659af282591">die Förster<name key="PSN0111096" style="hidden" type="person">Förster, Emma Emanuele Georgine Amalie Idoine (1802-1853)</name></persName> mittheilte, so wirst Du es eben so gut empfunden haben. Heydemanns Briefe sagen nichts über ihn; grüße ihn aber doch bestens von mir. Nach meiner Meinung muß der junge Mann einen Jemand haben, der ihm etwas den Daumen auf das Auge drückt und der fehlt ihm ganz, wenn Sabeth schon verheirathet und nicht mehr in Berlin ist; die Andern lassen ihn laufen oder können ihm nicht imponiren. Auf jeden Fall ist seine Art zu leben, ohne eine bestimmte Perspective in das Auge zu fassen nicht recht und anständig gegen <persName xml:id="persName_f99caa06-80e2-412a-a7a6-6eb2b4d25bc2">seinen Vater<name key="PSN0119068" style="hidden" type="person">Mücke, Professor</name></persName>, der es in der Erziehung auch wohl ein wenig verdorben haben mag. – Mit <persName xml:id="persName_764b0767-d295-4375-aa87-20773deb14e1">Louis<name key="PSN0111961" style="hidden" type="person">Heydemann, Ludwig Eduard (Louis) (1805-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_28c1e172-debf-461e-9a63-9796bee69fee">seinem Vater<name key="PSN0117055" style="hidden" type="person">Heydemann, Adolph Friedrich (bis 1811: Abraham) (1773-1848)</name></persName> wird doch wohl jetzt ein erträgliches Verhältniß eingeleitet sein, denn das wäre der Unannehmlichkeit doch wohl zu viel, wenn jetzt noch täglich wiederkehrende kleine Neckereien ihn kündigten.</p> <p><seg type="pagebreak">|3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Es ist mir schon eingefallen, ob es nicht ein guter Grund mehr für ihn sein könnte, nach Paris zu kommen, daß jetzt die Deputirtenkamer eröffnet ist,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_033bbf7e-4305-4396-a1a0-1fff55d5a726" xml:lang="de">Paris … daß jetzt die Deputirtenkamer eröffnet ist – Die Deputiertenkammer war neben der Kammer der Pairs, die der König ernannte, die zweite der beiden Kammern, die mit dem König die gesetzgebende Gewalt ausübte. Ihre Mitglieder wurden aufgrund eines komplizierten an Census gebundenen Verfahrens gewählt. Der Konflikt zwischen der liberalen Mehrheit der Deputiertenkammer und König Karl X. von Frankreich löste 1830 die Julirevolution aus.</note> denn das muß ihn doch, gewissermaßen als Handwerk, mehr interessiren als uns und ich hoffe, wir werden mehr als einmal das französische Blut da kennen lernen; ich denke mir überhaupt viel, aber auch viel Dummes. – Neapels Umgegend ist sehr schön und wir haben sie schon bei <persName xml:id="persName_a01d6abc-b53d-4a9d-be61-64323ca25cf3">Enslen<name key="PSN0116639" style="hidden" type="person">Enslen, Carl Georg (1792-1866)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2f3fc5d6-7204-401d-9b50-edbda49a54f4" xml:lang="de">bei Enslen – Horn hatte mit Mendelssohn die 1828 in der Markgrafenstraße 50 am Berliner Gendarmenmarkt eröffnete Dauerausstellung mit Panoramen des Malers Carl Georg Enslen besucht. Darunter befand sich ein »Halbkreis-Gemälde von Neapel« (Führer auf Enslen’s malerischer Reise im Zimmer, Berlin 1828, S. 15 f.).</note> miteinander genossen; ich habe viel dran gedacht. Auf dem Vesuv hatten wir im Innern eine kleine Eruption und den rauchenden Etna habe ich auch mehrere Tage hintereinander gesehen. Was diese, soll ich sagen, Vergnügen aber Geld kosten, davon hast Du wohl nicht leicht einen Begriff und in Paris muß ich sehr eingezogen leben, um wieder Manches einzubringen, was nöthige Ausgaben hier veranlaßten. Das ist wohl Dein Vorsatz nicht? Ich will aber keine Gesellschaften besuchen, weil sie mir in der That sehr langweilig für diesen Augenblick sind und deshalb habe ich mir auch schon dergleichen Empfehlungen dahin verbeten. Solltest Du aber denken, daß wir an irgend einem Orte zusammen froh sein könnten, so nehme ich von Dir eine solche mit Dank an. Jetzt ist mein Brief zu Ende, der <hi n="1" rend="underline">Dir</hi> nicht langweilig sein wird, weil er von mir kommt. Ich füge ihm nur noch die Bitte hinzu, daß Du mich den Deinigen auf das Angelegentlichste empfiehlst. Von ganzem Herzen allemahl derjehnigte welcher</p> <signed rend="right"><hi rend="latintype">W. Horn.</hi></signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_288d3c2f-cd8b-46ae-8c68-b8ec936029e8"> <docAuthor key="PSN0112093" resp="author" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112093" resp="writer" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</docAuthor> <dateline rend="right">Fortgesetzt <date cert="high" when="1829-02-13" xml:id="date_f9d73fa9-8841-40d4-bc22-36abb1afb958">13/2</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Als ich eben diesen Brief auf die Post geben wollte, empfing ich <title xml:id="title_7c06bc52-4c8f-4ecf-b3a0-36f5562422bd">Deinen Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-02-12-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Wilhelm Theodor Horn in Rom; Berlin, vor dem 13. Februar 1829</name> </title>; Du magst nun mit Louis Austausch halten und ihm suppeditiren, wie er Dir; ich schreibe hier nur noch zwei Worte in Bezug auf <persName xml:id="persName_36806524-e47c-4f79-ad0c-4bed5935162d">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, der ich bitte meinen außerordentlichen, nicht formellen Glückwunsch<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8c9056a8-828a-43b1-9add-ba5f1679f63b" xml:lang="de">meinen … Glückwunsch – Horn gratulierte zu Fanny Mendelssohn Bartholdys Verlobung mit Wilhelm Hensel am 23. Januar 1829 (vgl. dazu Hensel, Tagebücher, S. 5, Eintrag vom 30. Januar 1829).</note> zu sagen, was Du thuen wirst, weil Du weißt ja, wie ich dran denke, wenn sich zwei Menschen finden. Hörst Du! nicht einen gewöhnlichen Glückwunsch. Ich habe viel dran gedacht, unter andrem auch diese Nacht; sage ihr auch, daß ich sie sehr hochschätze, wenn sie es wirklich noch nicht wissen sollte. Eigentlich wollte ich selbst an sie schreiben und <persName xml:id="persName_7cdeeaeb-ff5b-4c67-9357-9a55294beb84">Feuk<name key="PSN0116695" style="hidden" type="person">Feuk, Herr</name></persName> sagte mir, das sei nicht schicklich; und Fannys Gefühl möchte ich auf keine Weise beleidigen.</p> <p>Auch die <persName xml:id="persName_325df3c8-6e18-41d1-ac65-83db9885bcc6">zweite Schwester<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> vergiß nicht daran zu erinnern, daß ich noch in der Welt bin.</p> <p><seg type="pagebreak">|4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> <add place="margin">Ich möchte Dir gern in Paris meine gräuliche Theefarbne Weste zeigen, die meine einzige Stütze spielt, von der Du mich vor 1 <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Jahren fragtest! Wie lange ich sie schon habe, da Du ohne sie nicht die Ehre habest, mich zu kennen. Die Deinigen sollen sie auch noch sehen am <date cert="high" when="1830-04-30" xml:id="date_4b9967a3-c08d-416b-ab78-7421d9d027e6">10/4 30</date>. bei dem ersten Besuche.<name key="PSN0112093" resp="writers_hand" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803–1871)</name></add></p> </div> </body> </text></TEI>