gb-1829-02-12-01
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London, 12. Februar 1829
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Carl Klingemann
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
London, d.
Febr29.
Felix!
Ich vergebe Ihnen alles das Unrecht was ich gegen Sie habe, von wegen des vergnüglichen Seitenstücks,Berlin und nette wohlbegabte Deutsche Landes- und Stadtkinder hieher versetzen, wird es hier mit der Zeit leidlich und sogar göttlich! Ich werde kaum Ernst genug haben, wenn der neue Gentleman in mein Nest tritt und das Füllhorn seiner Selbstständigkeit über mich ausschüttet, und dann ist es doch so feierlich und schicksalsmäßig, daß zwei Gesellen nicht mehr im Mendelssohnschen Garten hinter zarten Kindern drein treten, sondern in Portland-Place und Regentstreet aufs Leben selber losgehen. Hätte man, wie es Schrittzähler giebt und Maschinen die niederschreiben was Einer fantasirt, eine Maschine die man an die Füsse schnallte und die notirte was man im Gehen denkt und faselt, so lägen jetzt Bogen voll der abentheuerlichsten Vorschläge, Pläne, und ein ganzes Collegium von Räthen und engländischen Lebens- und Sterbensregeln vor Ihnen, und Sie hätten blos das Aussuchen. Jetzt aber hab ichs, und dabei pflege ich immer das Beste zu verschweigen.
So viel ist mir noch erinnerlich, daß ich Ihnen rathen wollte:
1. Für acht Tage lang mit Ihrem Filzhut zu Bett zu gehen und zu schlafen, denn der Engländer nimmts sehr übel wenn man zu höflich ist, – die Deutschen Hände haben eine ganz verwünschte Tendenz nach dem Hute, und selbst der gröbste Kritiker bei uns zu Lande reisst ihn noch eher herunter wie einen guten Dichter. Ein Londoner Ladenmädchen, die ein Deutscher in Nahrung und somit in Respect setzt, faßt es schwer, daß der Fremde sich nicht, und darum an seinen Hut faßt. Man gewöhn sich also bei Zeiten.
2. Knocken Sie ums Himmelswillen nicht weniger denn dreimal an meine und jedes andern Londoner Insaßen Hausthüre! Sie können das möglicherweise aus meinen sonstigen Scripturen profilirt haben. Goltermanns blühender Hausbesen glaubte jedesmal wenn sie mir aufmachte, ich erröthe weil sie mich etwas Weniges entzücke, und es war blos die beschämende Erinnerung, daß ich bei meinem ersten Eintritt
geknockthatte wie ein Laquai, einmal. –
3. Bestellen Sie sich bei Ihrem Abgange Birnen und Klöße, und essen Sie für mich mit – Hier giebts keine nicht! –
4. Lassen Sie, wenn es thunlich, Ihren Backenbart wachsen.
SchlesingerMiss, – sie thun es gern, und man muß sich bei Zeiten vertraut damit machen, sonst macht es durch 10 Grade der Zartheit und Rücksicht hinauf, destillirte Deutsche, wie Sie und mich, perplex zu Anfange.
6. Nein! nackt und baar sagt kein sittsamer Deutscher gern – aber hier muß er sich doch bequemen: No, I thank you – zu sagen, wenn er nicht mehr mag.
7. Seyn Sie etwas musikalisch – man hat es hier gern und sieht uns bekanntlich darauf und dafür an.
8. Stellen Sie sich an einem der letzten hellen Frühlingstage in den Garten, und ziehen Sie so viel von dem hellen Sonnenschein und der reinen Luft in sich hinein, als Sie nur können – hier giebts keine nicht!
9. 10. 11. etc. etc.
Es ist aber Zeit, historisch und gediegen zu werden.
tenins. tit.)
zu besorgen, sehr erfreut über die Gelegenheit durch meinen Besuch alte Sünden wegwaschen zu können; nebenbei war es mir wichtig seine Meinung über die Zeit Ihrer Ankunft zu wissen, obgleich ich sie eigentlich schon kennen müßte. Ich traf ihn nicht, und ersuchte schriftlich um Audienz – gestern kam er, und brachteMoscheles
Aprilkommen – im
Octoberist
Londoneine Wüste, kein rechtlicher Kerl schlägt dann hier die Augen auf, so schämt er sich hier zu seyn – Sie könnten eben so gut nach
Timbuctureisen und dann sagen Sie wären in
Londongewesen. Aber im
April, da ist die wahre Zeit für das negative Lernen und positive Lärmen – im Parlament reden, in der Oper singen und in den Concerten geigen sie nach Herzenslust, alle berühmten Leute sind bei der Hand und die unberühmten auch. Mir wärs eigentlich lieber, Sie kämen im
October, ich säße dann mit Ihnen mutterseelenallein unter den vielen leeren Häusern und hätte vielen Trost – Sie aber wenig Nutzen.
Moscheles bietet Ihnen an, Wohnung für Sie zu besorgen unter dem Beistand
Belohnten mich der Himmel und das Valetaille . So aber habe ich nichts wie meine Kaffekanne – in ihr stecken alle meine Meriten, und sie wird allen ihren braunen Zauber aufbieten, um Sie vom nichtsnutzigen Thee weg zu sich zu locken,
Moscheles bemerkte noch mündlich, daß Sie doch auf jeden Fall Compositionen mitbringen müßten, eine Sinfonie, einige Ouvertüren, und Ihre letzten KirchenCompositionen, wo möglich mit ausgeschriebenen Stimmen – was sämmtlich, meinte er, hier auf zur Aufführung gebracht werden könnte. Das Ausschreiben hier sey sehr theuer. Dabei bemerkte er, und ich dankte ihm für die Bemerkung weil ich hoffe sie giebt mir Gelegenheit Ihnen behülflich zu seyn – daß da das Einbringen aller solcher Papiere des Zolls wegen sehr kostspielig sey, Sie am besten thäten, es durch eine Gesandtschaft verschicken zu lassen – Die meinige vermag es namentlich. Wenn Sie diese Sachen in ein leichtes aber starkes Kistchen packen und solches bis zum MärzHannover eintrifft, bringt es mir unser Courier ohne irgend weitere Weitläuftigkeit in meine Wohnung. Es würde mir Freude machen wenn Ihnen hiermit gedient wäre. Adressiren Sie auf diesen Fall das Couvert: Herrn Klingemann, per adr. des Herrn Gerichtschreibers Helmold in
Hannover– bezeichnen Sie die Kiste blos mit meinem Namen
Wegen der Sinfonien äußerte ich Moscheles meine Zweifel ob schon eine vorhanden – daß Sie mit einer umgingen, wüßte ich freilich. Er versicherte aber, er hätte ja eine gehört –
C moll
FelixM. schwerlich den damaligen hier würde produciren wollen, – so sagte ich der Vortreflichkeit jener
Sinfonieunbeschadet. Wer von uns beiden Recht hat, wird sich finden. – Die Kirchensachen, äußerte ich ferner, wären meines Wissens größtentheils mehr wie 4stimmig, – das schadete aber nicht, meinte er.
Ich habe eine geheime Hoffnung, daß die neue Sinfonie, von der Philharmonic-Concert oder dessen Publicum zumuthen – bei den Instrumentalstücken
Beethovenschen
Sinfonien
Seasonwurden die
Allegretto’saus
A dur
F dur
da Capogerufen – auch noch mehrere andre. – Sie hatten gute Proben. –
Wenn Sie nicht große Eile haben, würde ich Ihnen rathen, nicht über Hamburg, sondern über Rotterdam zu gehen – die 60-stündige, und im April noch länger, Seefarth ist doch unangenehm. In Bonn würden Sie Ihre Cousine Benny Mendelssohn sehen und müssen sich von ihr einen Brief an
geben lassen, damit wir zusammen zu ihr gehen können. – Bringen Sie so wenig Sachen und Zeug (dummes ausgenommen) mit wie möglich – es hält Sie nur bei dem Visitiren auf, und man sich über Sie, wenn da eine gelbe Schnalle sitzt wo eine blau angelaufene seyn sollte. Wäsche brauchen Sie auch nicht viel – alle Sonnabend kommt die waschende Person.M
issAustin
Wegen sonstigen ökonomischen und practischen Details werde ich mich wohl hüten Moscheles ins Handwerk zu fallen, der das um 10 Jahre + besser versteht wie ich, oder seiner angenehmen Frau, die es um 10 Jahre – scharmanter vorträgt wie ich – und er. Sie sind bei ihnen vortreflich aufgehoben, namentlich was das Gesellschaftliche betrifft, und was die Engländer Fashion und Styles nennen. Das Vergnügen Sie in der musikalischen Welt einzuführen, steht ihnen von Rechtswegen zu.
Ich habe aus innewohnender Weisheit bis jetzt unterlassen, die meisten hiesigen s. g. Merkwürdigkeiten zu besehen, weil ich auf einen ähnlichen, wenn auch nicht so glänzenden Fall (Steige sollte ich sagen wenn ich au fonds dächte) spekulirt habe, was also von Bierbrauereien, Parlamenten, Gallerien und Herrenhäusern Ihnen nicht gradezu aufs Zimmer rückt oder von zartern Händen gezeigt wird, da ziehe ich mit Ihnen hin – ein Deutsches stilles Kleeblatt, aus Rosen, der sich herzlich über Ihr Kommen freut,
und mir formirt, trifft sich von Zeit zu Zeit, und wird es zu schätzen wissen, wenn ein willkommener Vierter sich in ruhiger Stunde dazu gesellt, – vor mir steht aber im Hindergrunde ein Gedanke, als könnten Sie doch nicht aus England gehen ohne etwas vom Innern gesehen zu haben und als könnteKind
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Felix– mündlich.
CKlingemann.
PS. Sogar zu Ihrem Geburtstage
gratulire ich!London, d. 12. Febr 29. Allervortreflichster Felix! Ich vergebe Ihnen alles das Unrecht was ich gegen Sie habe, von wegen des vergnüglichen Seitenstücks, des angenehmsten einseitigen Grußes, den die Gewässer ans Ufer spülen und das gute Glück mir in die Hände spielen konnte – o Sohn und Gönner, wenn wir so nach und nach ganz Berlin und nette wohlbegabte Deutsche Landes- und Stadtkinder hieher versetzen, wird es hier mit der Zeit leidlich und sogar göttlich! Ich werde kaum Ernst genug haben, wenn der neue Gentleman in mein Nest tritt und das Füllhorn seiner Selbstständigkeit über mich ausschüttet, und dann ist es doch so feierlich und schicksalsmäßig, daß zwei Gesellen nicht mehr im Mendelssohnschen Garten hinter zarten Kindern drein treten, sondern in Portland-Place und Regentstreet aufs Leben selber losgehen. Hätte man, wie es Schrittzähler giebt und Maschinen die niederschreiben was Einer fantasirt, eine Maschine die man an die Füsse schnallte und die notirte was man im Gehen denkt und faselt, so lägen jetzt Bogen voll der abentheuerlichsten Vorschläge, Pläne, und ein ganzes Collegium von Räthen und engländischen Lebens- und Sterbensregeln vor Ihnen, und Sie hätten blos das Aussuchen. Jetzt aber hab ichs, und dabei pflege ich immer das Beste zu verschweigen. So viel ist mir noch erinnerlich, daß ich Ihnen rathen wollte: 1. Für acht Tage lang mit Ihrem Filzhut zu Bett zu gehen und zu schlafen, denn der Engländer nimmts sehr übel wenn man zu höflich ist, – die Deutschen Hände haben eine ganz verwünschte Tendenz nach dem Hute, und selbst der gröbste Kritiker bei uns zu Lande reisst ihn noch eher herunter wie einen guten Dichter. Ein Londoner Ladenmädchen, die ein Deutscher in Nahrung und somit in Respect setzt, faßt es schwer, daß der Fremde sich nicht, und darum an seinen Hut faßt. Man gewöhn sich also bei Zeiten. 2. Knocken Sie ums Himmelswillen nicht weniger denn dreimal an meine und jedes andern Londoner Insaßen Hausthüre! Sie können das möglicherweise aus meinen sonstigen Scripturen profilirt haben. Goltermanns blühender Hausbesen glaubte jedesmal wenn sie mir aufmachte, ich erröthe weil sie mich etwas Weniges entzücke, und es war blos die beschämende Erinnerung, daß ich bei meinem ersten Eintritt geknockt hatte wie ein Laquai, einmal. – 3. Bestellen Sie sich bei Ihrem Abgange Birnen und Klöße, und essen Sie für mich mit – Hier giebts keine nicht! – 4. Lassen Sie, wenn es thunlich, Ihren Backenbart wachsen. 5. Denken Sie sich, wenn Ihnen ein grüßendes Wesen, etwa der alte Schlesinger, freundschaftlich die Hand reicht, derselbe sey eine liebreizende hiesige Miss, – sie thun es gern, und man muß sich bei Zeiten vertraut damit machen, sonst macht es durch 10 Grade der Zartheit und Rücksicht hinauf, destillirte Deutsche, wie Sie und mich, perplex zu Anfange. 6. Nein! nackt und baar sagt kein sittsamer Deutscher gern – aber hier muß er sich doch bequemen: No, I thank you – zu sagen, wenn er nicht mehr mag. 7. Seyn Sie etwas musikalisch – man hat es hier gern und sieht uns bekanntlich darauf und dafür an. 8. Stellen Sie sich an einem der letzten hellen Frühlingstage in den Garten, und ziehen Sie so viel von dem hellen Sonnenschein und der reinen Luft in sich hinein, als Sie nur können – hier giebts keine nicht! 9. 10. 11. etc. etc. Es ist aber Zeit, historisch und gediegen zu werden. Montags den 9ten erhielt ich Ihren (ins. tit. ) Brief, und machte mich selben Tages auf, die Einlage an Moscheles zu besorgen, sehr erfreut über die Gelegenheit durch meinen Besuch alte Sünden wegwaschen zu können; nebenbei war es mir wichtig seine Meinung über die Zeit Ihrer Ankunft zu wissen, obgleich ich sie eigentlich schon kennen müßte. Ich traf ihn nicht, und ersuchte schriftlich um Audienz – gestern kam er, und brachte anliegenden Brief den er mir vorlas und dem ich in all und jedem Puncte beistimmen muß. Sie müssen im April kommen – im October ist London eine Wüste, kein rechtlicher Kerl schlägt dann hier die Augen auf, so schämt er sich hier zu seyn – Sie könnten eben so gut nach Timbuctu reisen und dann sagen Sie wären in London gewesen. Aber im April, da ist die wahre Zeit für das negative Lernen und positive Lärmen – im Parlament reden, in der Oper singen und in den Concerten geigen sie nach Herzenslust, alle berühmten Leute sind bei der Hand und die unberühmten auch. Mir wärs eigentlich lieber, Sie kämen im October, ich säße dann mit Ihnen mutterseelenallein unter den vielen leeren Häusern und hätte vielen Trost – Sie aber wenig Nutzen. Moscheles bietet Ihnen an, Wohnung für Sie zu besorgen unter dem Beistand seiner niedlichen Frau – meine Ansprüche treten also dagegen zurück, so eigennützig sie auch sind, – ich hätte gesucht Sie mehr in meine Nähe zu bringen – jetzt bringt er sie in seine, und das ist auch bei den vielen musikalischen Berührungen in denen Sie mit ihm stehen werden, billig und zweckmäßig. Auf alle Fälle wird es von mir zu Ihnen nicht weit seyn – hoffentlich auch umgekehrt nicht. Belohnten mich der Himmel und das Gouvernement nach Verdienst, so hätte ich ein Haus von den hunderttausenden die hier herumstehen, und darin ein Zimmer für meinen alten jungen Freund – wenigstens zu Anfang – oder doch einen Tisch worauf Einiges täglich auf ihn wartete, sammt der nöthigen Valetaille. So aber habe ich nichts wie meine Kaffekanne – in ihr stecken alle meine Meriten, und sie wird allen ihren braunen Zauber aufbieten, um Sie vom nichtsnutzigen Thee weg zu sich zu locken, Morgen für Morgen, dh. zwischen 10. und 11. – Moscheles bemerkte noch mündlich, daß Sie doch auf jeden Fall Compositionen mitbringen müßten, eine Sinfonie, einige Ouvertüren, und Ihre letzten KirchenCompositionen, wo möglich mit ausgeschriebenen Stimmen – was sämmtlich, meinte er, hier auf zur Aufführung gebracht werden könnte. Das Ausschreiben hier sey sehr theuer. Dabei bemerkte er, und ich dankte ihm für die Bemerkung weil ich hoffe sie giebt mir Gelegenheit Ihnen behülflich zu seyn – daß da das Einbringen aller solcher Papiere des Zolls wegen sehr kostspielig sey, Sie am besten thäten, es durch eine Gesandtschaft verschicken zu lassen – Die meinige vermag es namentlich. Wenn Sie diese Sachen in ein leichtes aber starkes Kistchen packen und solches bis zum 27. März in Hannover eintrifft, bringt es mir unser Courier ohne irgend weitere Weitläuftigkeit in meine Wohnung. Es würde mir Freude machen wenn Ihnen hiermit gedient wäre. Adressiren Sie auf diesen Fall das Couvert: Herrn Klingemann, per adr. des Herrn Gerichtschreibers Helmold in Hannover – bezeichnen Sie die Kiste blos mit meinem Namen ohne Ort und der Mann wird es an den Courier besorgen. – Wegen der Sinfonien äußerte ich Moscheles meine Zweifel ob schon eine vorhanden – daß Sie mit einer umgingen, wüßte ich freilich. Er versicherte aber, er hätte ja eine gehört – eine sehr gute, aus C moll . Er blieb dabei, obgleich ihm sagte, daß der jetzige Felix M. schwerlich den damaligen hier würde produciren wollen, – so sagte ich der Vortreflichkeit jener Sinfonie unbeschadet. Wer von uns beiden Recht hat, wird sich finden. – Die Kirchensachen, äußerte ich ferner, wären meines Wissens größtentheils mehr wie 4stimmig, – das schadete aber nicht, meinte er. Ich habe eine geheime Hoffnung, daß die neue Sinfonie, von der Fanny schreibt, fertig ist oder bis dahin fertig wird; Sie können sie dereinst dem Philharmonic-Concert oder dessen Publicum zumuthen – bei den Instrumentalstücken ist man gar nicht in England, die Ausführenden haben Liebe und Feuer, und die Hörenden vertragen starke Speise – namentlich alle Beethovenschen Sinfonien von der ersten bis zur – vorletzten; die letzte ist aber doch auch früher aufgeführt. In der letzten Season wurden die Allegretto’s aus der A dur und der F dur da Capo gerufen – auch noch mehrere andre. – Sie hatten gute Proben. – Wenn Sie nicht große Eile haben, würde ich Ihnen rathen, nicht über Hamburg, sondern über Rotterdam zu gehen – die 60-stündige, und im April noch länger, Seefarth ist doch unangenehm. In Bonn würden Sie Ihre Cousine Benny Mendelssohn sehen und müssen sich von ihr einen Brief an Miss Austin geben lassen, damit wir zusammen zu ihr gehen können. – Bringen Sie so wenig Sachen und Zeug (dummes ausgenommen) mit wie möglich – es hält Sie nur bei dem Visitiren auf, und man sich über Sie, wenn da eine gelbe Schnalle sitzt wo eine blau angelaufene seyn sollte. Wäsche brauchen Sie auch nicht viel – alle Sonnabend kommt die waschende Person. Wegen sonstigen ökonomischen und practischen Details werde ich mich wohl hüten Moscheles ins Handwerk zu fallen, der das um 10 Jahre + besser versteht wie ich, oder seiner angenehmen Frau, die es um 10 Jahre – scharmanter vorträgt wie ich – und er. Sie sind bei ihnen vortreflich aufgehoben, namentlich was das Gesellschaftliche betrifft, und was die Engländer Fashion und Styles nennen. Das Vergnügen Sie in der musikalischen Welt einzuführen, steht ihnen von Rechtswegen zu. Ich habe aus innewohnender Weisheit bis jetzt unterlassen, die meisten hiesigen s. g. Merkwürdigkeiten zu besehen, weil ich auf einen ähnlichen, wenn auch nicht so glänzenden Fall (Steige sollte ich sagen wenn ich au fonds dächte) spekulirt habe, was also von Bierbrauereien, Parlamenten, Gallerien und Herrenhäusern Ihnen nicht gradezu aufs Zimmer rückt oder von zartern Händen gezeigt wird, da ziehe ich mit Ihnen hin – ein Deutsches stilles Kleeblatt, aus Rosen, der sich herzlich über Ihr Kommen freut, Kind und mir formirt, trifft sich von Zeit zu Zeit, und wird es zu schätzen wissen, wenn ein willkommener Vierter sich in ruhiger Stunde dazu gesellt, – vor mir steht aber im Hindergrunde ein Gedanke, als könnten Sie doch nicht aus England gehen ohne etwas vom Innern gesehen zu haben und als könnte eine Mail uns beide gleichviel wohin tragen – doch davon – sagt mein Freund Felix – mündlich. Und das überhaupt. Anliegende Briefe aber bitte ich Sie mit mehr Pünktlichkeit zu besorgen wie ich es thun würde. So edel und geläutert bin ich in Schick- Ball- und Opernsälen geworden, daß ich kaum eine Antwort erwarte. Sie müßten mir denn Aufträge zu geben oder Briefe zu befördern haben, was gern ausgerichtet werden soll. Ich muß mich auch durch meinen Edelmuth immer noch für das Stillschweigen bestrafen, was Ihr guter Brief nimmermehr verdiente. Adieu, Felix, bis aufs Wiedersehen, grüßen Sie unsre Freunde herzlich, namentlich den armen Ritz, an dessen harten Tagen ich den wahrsten Antheil nehme, und ihm baldige bessre wünsche. Ihr alter CKlingemann. PS. Sogar zu Ihrem Geburtstage gratulire ich!
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1829-02-12" xml:id="date_1512957e-7d8c-4606-9077-f3d082ba2e2d">12. 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Januar 1829, auf den abgetrennten Teil eines Briefbogens geschrieben.</note> des angenehmsten einseitigen Grußes, den die Gewässer ans Ufer spülen und das gute Glück mir in die Hände spielen konnte – o Sohn und Gönner, wenn wir so nach und nach ganz <hi rend="latintype">Berlin</hi> und nette wohlbegabte Deutsche Landes- und Stadtkinder hieher versetzen, wird es hier mit der Zeit leidlich und sogar göttlich! Ich werde kaum Ernst genug haben, wenn der neue <hi rend="latintype">Gentleman</hi> in mein Nest tritt und das Füllhorn seiner Selbstständigkeit über mich ausschüttet, und dann ist es doch so feierlich und schicksalsmäßig, daß zwei Gesellen nicht mehr im <hi rend="latintype">Mendelssohn</hi>schen Garten hinter zarten Kindern drein treten, sondern in <hi rend="latintype">Portland-Place</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_20d31d30-f6b5-4849-b278-bd7363e518cf" xml:lang="de">Portland-Place – Mendelssohns zukünftige Wohnung in London bei dem Eisenwarenhändler Friederich Heinke befand sich in Nr. 103 Great Portland Street.</note> und <hi rend="latintype">Regentstreet</hi> aufs Leben selber losgehen. Hätte man, wie es Schrittzähler giebt und Maschinen die niederschreiben was Einer fantasirt, eine Maschine die man an die Füsse schnallte und die notirte was man im Gehen denkt und faselt, so lägen jetzt Bogen voll der abentheuerlichsten Vorschläge, Pläne, und ein ganzes Collegium von Räthen und engländischen Lebens- und Sterbensregeln<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1da52969-d131-4fe5-935f-50fa2911a5d2" xml:lang="de">Lebens- und Sterbensregeln – Anspielung auf die Titel moralisierender Schriften des 16. und 17. Jahrhunderts.</note> vor Ihnen, und Sie hätten blos das Aussuchen. Jetzt aber hab <hi n="1" rend="underline">ichs</hi>, und dabei pflege ich immer das Beste zu verschweigen.</p> <p>So viel ist mir noch erinnerlich, daß ich Ihnen rathen wollte:</p> <p>1. Für acht Tage lang mit Ihrem Filzhut zu Bett zu gehen und zu schlafen, denn der Engländer nimmts sehr übel wenn man zu höflich ist, – die Deutschen Hände haben eine ganz verwünschte Tendenz nach dem Hute, und selbst der gröbste Kritiker bei uns zu Lande reisst ihn noch eher herunter wie einen guten Dichter. Ein Londoner Ladenmädchen, die ein Deutscher in Nahrung und somit in Respect setzt, faßt es schwer, daß der Fremde sich nicht, und darum an seinen Hut faßt. Man gewöhn sich also bei Zeiten.</p> <p>2. <hi rend="latintype">Knocken</hi> Sie ums Himmelswillen nicht weniger denn dreimal an meine und jedes andern <hi rend="latintype">Londoner</hi> Insaßen Hausthüre! Sie können das möglicherweise aus meinen sonstigen Scripturen profilirt haben. <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_016dc795-62c2-46ba-826d-41a0f2a1c4c0">Goltermanns<name key="PSN0111463" style="hidden" type="person">Goltermann, Johann Heinrich Gerhard (1759-1836)</name></persName></hi> blühender Hausbesen glaubte jedesmal wenn sie mir aufmachte, ich erröthe weil sie mich etwas Weniges entzücke, und es war blos die beschämende Erinnerung, daß ich bei meinem ersten Eintritt <hi rend="latintype">geknockt</hi> hatte wie ein Laquai, einmal. –</p> <p>3. Bestellen Sie sich bei Ihrem Abgange Birnen und Klöße, und essen Sie für mich mit – Hier giebts keine nicht! –</p> <p>4. Lassen Sie, wenn es thunlich, Ihren Backenbart wachsen.</p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> 5. Denken Sie sich, wenn Ihnen ein grüßendes Wesen, etwa <persName xml:id="persName_d02ce2b9-cb57-4151-8dc1-04ac3dc24499">der alte <hi rend="latintype">Schlesinger</hi><name key="PSN0114576" style="hidden" type="person">Schlesinger, Adolph Martin (bis 1812: Abraham Moses) (1769-1838)</name></persName>, freundschaftlich die Hand reicht, derselbe sey eine liebreizende hiesige <hi rend="latintype">Miss</hi>, – sie thun es gern, und man muß sich bei Zeiten vertraut damit machen, sonst macht es durch 10 Grade der Zartheit und Rücksicht hinauf, destillirte Deutsche, wie Sie und mich, perplex zu Anfange.</p> <p>6. Nein! nackt und baar sagt kein sittsamer Deutscher gern – aber hier muß er sich doch bequemen: <hi rend="latintype">No, I thank you</hi> – zu sagen, wenn er nicht mehr mag.</p> <p>7. Seyn Sie etwas musikalisch – man hat es hier gern und sieht uns bekanntlich darauf und dafür an.</p> <p>8. Stellen Sie sich an einem der letzten hellen Frühlingstage in den Garten, und ziehen Sie so viel von dem hellen Sonnenschein und der reinen Luft in sich hinein, als Sie nur können – hier giebts keine nicht!</p> <p>9. 10. 11.<hi rend="latintype"> etc. etc.</hi></p> <p>Es ist aber Zeit, historisch und gediegen zu werden.</p> <p><date cert="high" when="1829-02-09" xml:id="date_d37c1fbf-6553-423a-a1c5-5dae086248e1">Montags den 9<hi rend="superscript">ten</hi></date> erhielt ich Ihren (<hi rend="latintype">ins. tit</hi>.)<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2bb9101c-0d4c-4dd3-9c4e-cad047a64080" xml:lang="de">ins. tit. – inseitig titulierter.</note> <title xml:id="title_a03e8d42-ed99-4a5e-81db-08f58cbebd32">Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1829-01-10-02" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 10. Januar 1829</name> </title>, und machte mich selben Tages auf, die Einlage an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_7eace4bf-7239-4ad6-9a92-2446479f7a0c">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden" type="person">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ad9a241a-5ba8-4e89-880a-4bbf440e8682" xml:lang="de">die Einlage an Moscheles – Dem Brief an Klingemann waren zwei Briefe an Ignaz Moscheles beigefügt: der Brief fmb-1829-01-10-01 (Brief Nr. 131) Felix Mendelssohn Bartholdy an Ignaz Moscheles in London, Berlin, 10. Januar 1829, und Abraham Mendelssohn Bartholdys Brief an Ignaz Moscheles vom 12. Januar 1829 (Autograph, GB-LEbc, Brotherton Collection, MS Mendelssohn, Letters 5). </note> zu besorgen, sehr erfreut über die Gelegenheit durch meinen Besuch alte Sünden wegwaschen zu können; nebenbei war es mir wichtig seine Meinung über die Zeit Ihrer Ankunft zu wissen, obgleich ich sie eigentlich schon kennen müßte. Ich traf ihn nicht, und ersuchte schriftlich um Audienz – gestern kam er, und brachte <title xml:id="title_bd0b74e0-b8b0-4a66-9933-e99e3d88cb58">anliegenden Brief <name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794–1870)</name> <name key="gb-1829-02-11-02" style="hidden" type="letter">Ignaz Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 11. Februar 1829</name> </title> den er mir vorlas und dem ich in all und jedem Puncte beistimmen muß. Sie müssen im <hi rend="latintype">April</hi> kommen – im <hi rend="latintype">October</hi> ist <hi rend="latintype">London</hi> eine Wüste, kein rechtlicher Kerl schlägt dann hier die Augen auf, so schämt er sich hier zu seyn – Sie könnten eben so gut nach <hi rend="latintype">Timbuctu</hi> reisen und dann sagen Sie wären in <hi rend="latintype">London</hi> gewesen. Aber im <hi rend="latintype">April</hi>, da ist die wahre Zeit für das negative Lernen und positive Lärmen – im Parlament reden, in der Oper singen und in den Concerten geigen sie nach Herzenslust, alle berühmten Leute sind bei der Hand und die unberühmten auch. Mir wärs eigentlich lieber, Sie kämen im <hi rend="latintype">October</hi>, ich säße dann mit Ihnen mutterseelenallein unter den vielen leeren Häusern und hätte vielen Trost – Sie aber wenig Nutzen.</p> <p><hi rend="latintype">Moscheles</hi> bietet Ihnen an, Wohnung für Sie zu besorgen unter dem Beistand <persName xml:id="persName_69e44a0c-d654-44d7-936a-32cf5965834b">seiner niedlichen Frau<name key="PSN0113436" style="hidden" type="person">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> – meine Ansprüche treten also dagegen zurück, so eigennützig sie auch sind, – ich hätte gesucht Sie mehr in meine<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Nähe zu bringen – jetzt bringt er sie in seine, und das ist auch bei den vielen musikalischen Berührungen in denen Sie mit ihm stehen werden, billig und zweckmäßig. Auf alle Fälle wird es von mir zu Ihnen nicht weit seyn – hoffentlich auch umgekehrt nicht.</p> <p>Belohnten mich der Himmel und das <persName xml:id="persName_3392d19d-8a85-4458-b92d-62e33fc0b6fd">Gouvernement<name key="PSN0111577" style="hidden" type="person">Großbritannien, Irland und Hannover, Georg IV. August Friedrich von (1762-1830)</name></persName> nach Verdienst, so hätte ich ein Haus von den hunderttausenden die hier herumstehen, und darin ein Zimmer für meinen alten jungen Freund – wenigstens zu Anfang – oder doch einen Tisch worauf Einiges täglich auf ihn wartete, sammt der nöthigen <hi rend="latintype">Valetaille</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_ad2ee91c-6f57-4123-8937-1b323e8933fb" xml:lang="fr ">Valetaille – frz., Bedienstete, Hauspersonal.</note>. So aber habe ich nichts wie meine Kaffekanne – in ihr stecken alle meine Meriten, und sie wird allen ihren braunen Zauber aufbieten, um Sie vom nichtsnutzigen Thee weg zu sich zu locken, <date cert="high" when="1829-02-13" xml:id="date_d1bb6c51-2b2a-4651-b4ba-64125bd0b11a">Morgen</date> für Morgen, dh. zwischen 10. und 11. –</p> <p><hi rend="latintype">Moscheles</hi> bemerkte noch mündlich, daß Sie doch auf jeden Fall Compositionen mitbringen müßten, eine Sinfonie, einige Ouvertüren, und Ihre letzten KirchenCompositionen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d0f676c0-0096-42f4-88c7-b1d526e4571a" xml:lang="de">eine Sinfonie, einige Ouvertüren … KirchenCompositionen – Gemeint sind wohl die folgenden, Klingemann zum Teil noch aus Berlin bekannten und durch Briefe Fanny Mendelssohn Bartholdys mitgeteilten Kompositionen: die Sinfonie c-Moll, op. 11 (MWV N 13), die Ouvertüren zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), Meeresstille und Glückliche Fahrt D-Dur, op. 27 (MWV P 5), die »Trompeten-Ouvertüre« C-Dur, op. 101 (MWV P 2), sowie die Vokalwerke Tu es Petrus op. 111 (MWV A 4), Ave Maris stella MWV C 3 und Hora est MWV B18.</note> wo möglich mit ausgeschriebenen Stimmen – was sämmtlich, meinte er, hier <del cert="high" rend="strikethrough">auf</del> zur Aufführung gebracht werden könnte. Das Ausschreiben hier sey sehr theuer. Dabei bemerkte er, und ich dankte ihm für die Bemerkung weil ich hoffe sie giebt mir Gelegenheit Ihnen behülflich zu seyn – daß da das Einbringen aller solcher Papiere des Zolls wegen sehr kostspielig sey, Sie am besten thäten, es durch eine Gesandtschaft verschicken zu lassen – Die meinige<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_900d82a5-ec68-41ac-a3da-27575a2b2b9d" xml:lang="de">Die meinige – die Königlich Hannoverschen Gesandtschaft in Berlin.</note> vermag es namentlich. Wenn Sie diese Sachen in ein leichtes aber starkes Kistchen packen und solches bis zum <date cert="high" when="1829-03-27" xml:id="date_0c340cc0-0ae7-4325-8d9f-d6197a776d85">27. <hi rend="latintype">März</hi></date> in <hi rend="latintype">Hannover</hi> eintrifft, bringt es mir unser Courier ohne irgend weitere Weitläuftigkeit in meine Wohnung. Es würde mir Freude machen wenn Ihnen hiermit gedient wäre. Adressiren Sie auf diesen Fall das Couvert: Herrn <hi rend="latintype">Klingemann</hi>, <hi rend="latintype">per adr</hi>. des Herrn Gerichtschreibers <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_756e12d6-9f29-42ab-aa3d-8860691ca261">Helmold<name key="PSN0117024" style="hidden" type="person">Helmold, Carl Friedrich Otto</name></persName></hi> in <hi rend="latintype">Hannover</hi> – bezeichnen Sie die Kiste blos mit meinem Namen <add place="above">ohne Ort<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> und der Mann wird es an den Courier besorgen. –</p> <p>Wegen der <hi rend="latintype">Sinfonien</hi> äußerte ich <hi rend="latintype">Moscheles</hi> meine Zweifel ob schon eine vorhanden – daß Sie mit einer umgingen, wüßte ich freilich. Er versicherte aber, er hätte ja eine gehört – <title xml:id="title_89f89a90-f583-4aa8-bbd5-c2536af01b3d">eine sehr gute, aus <hi rend="latintype">C moll</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_m5o5y7oz-koky-kugw-hpmp-y3yolzufmolv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title>. Er blieb dabei, obgleich ihm sagte, daß der jetzige <hi rend="latintype">Felix</hi> M. schwerlich den damaligen hier würde produciren wollen, – so sagte ich der Vortreflichkeit jener <hi rend="latintype">Sinfonie</hi> unbeschadet. Wer von uns beiden Recht hat, wird sich finden. – Die Kirchensachen, äußerte ich ferner, wären meines Wissens größtentheils mehr wie 4stimmig, – das schadete aber nicht, meinte er.</p> <p>Ich habe eine geheime Hoffnung, daß die neue Sinfonie, von der <persName xml:id="persName_9367ff70-e54b-4552-ac2a-13e2d1ec50ba">Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> schreibt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_506ebc5e-57a4-4e93-b983-bda3bb5cdf19" xml:lang="de">die neue Sinfonie, von der Fanny schreibt – Es ist ungewiss, woran Klingemann dabei dachte; ein kurz vor dem 12. Februar 1829 an Klingemann geschriebenen Brief von Fanny Mendelssohn Bartholdy ist nicht bekannt.</note> fertig ist oder bis dahin fertig wird; Sie können sie dereinst dem <hi rend="latintype"><placeName xml:id="placeName_60ee5259-63ca-4a37-86d1-ce87af9061b7">Philharmonic-Concert<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="locality">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName></hi> oder dessen Publicum zumuthen – bei den Instrumentalstücken<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg> ist man gar nicht in England, die Ausführenden haben Liebe und Feuer, und die Hörenden vertragen starke Speise – namentlich alle <title xml:id="title_c445704b-5d32-4242-b302-beb1990bf1d1"><hi rend="latintype">Beethoven</hi>schen <hi rend="latintype">Sinfonien</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108061" style="hidden" type="music">Sinfonien</name></title> von <title xml:id="title_54375229-ba42-4d2b-aa51-a7d67323697e">der ersten<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108062" style="hidden" type="music">1. Sinfonie C-Dur, op. 21</name></title> bis zur – <title xml:id="title_af9fca04-d054-41fe-8dba-cdfdf75824d6">vorletzten<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108069" style="hidden" type="music">8. Sinfonie F-Dur, op. 93</name></title>; <title xml:id="title_4459b7b4-aa57-44ce-b80f-15c97a76e641">die letzte<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108070" style="hidden" type="music">9. Sinfonie d-Moll, op. 125</name></title> ist aber doch auch früher aufgeführt. In der letzten <hi rend="latintype">Season</hi> wurden die <hi rend="latintype">Allegretto’s</hi> aus <title xml:id="title_fc53384c-d9bc-436e-b508-d971dbfe5a6a">der <hi rend="latintype">A dur</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108068" style="hidden" type="music">7. Sinfonie A-Dur, op. 92</name></title> und <title xml:id="title_6b2f42fa-7772-47ad-a93c-266c96cadc4c">der <hi rend="latintype">F dur</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108069" style="hidden" type="music">8. Sinfonie F-Dur, op. 93</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_31a1e860-483a-41b4-847e-00fa2d11d6ea" xml:lang="de">die Allegretto’s aus der A dur und der F dur – der vierte Satz (Allegro) aus Beethovens 7. Sinfonie A-Dur, op. 92, sowie der erste und vierte Satz der 8. Sinfonie F-Dur, op. 93; oder Klingemann meine allgemein alle schnellen Sätze beider Kompositionen.</note> <hi rend="latintype">da Capo</hi> gerufen – auch noch mehrere andre. – Sie hatten gute Proben. –</p> <p>Wenn Sie nicht große Eile haben, würde ich Ihnen rathen, nicht über <hi rend="latintype">Hamburg</hi>, sondern über <hi rend="latintype">Rotterdam</hi> zu gehen – die 60-stündige, und im <hi rend="latintype">April</hi> noch länger, Seefarth ist doch unangenehm. In <hi rend="latintype">Bonn</hi> würden Sie Ihre <hi rend="latintype">Cousine</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b727c20c-b93b-45ba-ba74-f53dd48e4a10" xml:lang="de">Ihre Cousine Benny Mendelssohn – Gemeint ist Mendelssohns Cousin Georg Benjamin Mendelssohn.</note> <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_48811442-6d31-4f3f-bc42-55b346610fec">Benny Mendelssohn<name key="PSN0113222" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Georg Benjamin (Benny) (1794-1874)</name></persName></hi> sehen und müssen sich von ihr einen Brief an <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b5d7b935-8b45-4cce-b6d6-e1ee2837a0ad">M<hi rend="superscript">iss</hi> Austin<name key="PSN0109592" style="hidden" type="person">Austin, Sarah (1793-1867)</name></persName></hi> geben lassen, damit wir zusammen zu ihr gehen können. – Bringen Sie so wenig Sachen und Zeug (dummes ausgenommen) mit wie möglich – es hält Sie nur bei dem Visitiren auf, und man sich über Sie, wenn da eine gelbe Schnalle sitzt wo eine blau angelaufene seyn sollte. Wäsche brauchen Sie auch nicht viel – alle Sonnabend kommt die waschende Person.</p> <p>Wegen sonstigen ökonomischen und practischen Details werde ich mich wohl hüten <hi rend="latintype">Moscheles</hi> ins Handwerk zu fallen, der das um 10 Jahre + besser versteht wie ich, oder seiner angenehmen Frau, die es um 10 Jahre – scharmanter vorträgt wie ich – und er. Sie sind bei ihnen vortreflich aufgehoben, namentlich was das Gesellschaftliche betrifft, und was die Engländer <hi rend="latintype">Fashion</hi> und <hi rend="latintype">Styles</hi> nennen. Das Vergnügen Sie in der musikalischen Welt einzuführen, steht ihnen von Rechtswegen zu.</p> <p>Ich habe aus innewohnender Weisheit bis jetzt unterlassen, die meisten hiesigen s. g. Merkwürdigkeiten zu besehen, weil ich auf einen ähnlichen, wenn auch nicht so glänzenden Fall (Steige sollte ich sagen wenn ich <hi rend="latintype">au fonds</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7feba1ad-a219-496c-8666-ab4e3a9077cc" xml:lang="fr ">au fonds – frz. au fond, auf dem Grund, eigentlich.</note> dächte) spekulirt habe, was also von Bierbrauereien, Parlamenten, Gallerien und Herrenhäusern Ihnen nicht gradezu aufs Zimmer rückt oder von zartern Händen gezeigt wird, da ziehe ich mit Ihnen hin – ein Deutsches stilles Kleeblatt, aus <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_3f0f16f5-a8e5-45ce-b2c4-6d0ca5886a1b">Rosen<name key="PSN0114283" style="hidden" type="person">Rosen (bis 1817: Ballhorn), Friedrich August (1805-1837)</name></persName></hi>, der sich herzlich über Ihr Kommen freut, <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_a470363e-a33f-4433-a07c-2d5ec8b2fe36">Kind<name key="PSN0112378" style="hidden" type="person">Kind, Carl Maximilian (1801-1831)</name></persName></hi> und mir formirt, trifft sich von Zeit zu Zeit, und wird es zu schätzen wissen, wenn ein willkommener Vierter sich in ruhiger Stunde dazu gesellt, – vor mir steht aber im Hindergrunde ein Gedanke, als könnten Sie doch nicht aus England gehen ohne etwas vom Innern gesehen zu haben und als könnte <hi n="1" rend="underline">eine</hi> <hi rend="latintype">Mail</hi> uns beide gleichviel wohin tragen – doch davon – sagt mein Freund <hi rend="latintype">Felix</hi> – mündlich.</p> <closer rend="left">Und das überhaupt. Anliegende Briefe<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_713d4afe-1d92-4432-9195-5826b35d924c" xml:lang="de">Anliegende Briefe – Brief gb-1829-02-11-02 Ignaz Moscheles an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 11. Februar 1829, und der Brief von Carl Klingemann an Fanny Mendelssohn Bartholdy vom 10. und 12. Februar 1829 (D-B, Handschriftenabteilung, Autogr. I/264/1).</note> aber bitte ich Sie mit mehr Pünktlichkeit zu besorgen wie ich es thun würde. So edel und geläutert bin ich in Schick- Ball- und Opernsälen geworden, daß ich kaum eine Antwort erwarte. Sie müßten mir denn Aufträge <del cert="high" rend="strikethrough">zu</del> geben oder Briefe zu befördern haben, was gern ausgerichtet werden soll. Ich muß mich auch durch meinen Edelmuth immer noch für das Stillschweigen bestrafen, was Ihr guter Brief nimmermehr verdiente. <seg type="closer">Adieu, Felix, bis aufs Wiedersehen, grüßen Sie unsre Freunde herzlich, namentlich den armen Ritz,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92d7bf7a-2a57-4a1c-b91e-3e071a17f885" xml:lang="de">den armen Ritz – Bereits im Januar 1829 sorgte sich Fanny Mendelssohn Bartholdy über den Gesundheitszustand von Eduard Rietz (Hensel, Tagebücher, S. 1).</note> an dessen harten Tagen ich den wahrsten Antheil nehme, und ihm baldige bessre wünsche.</seg></closer> <signed rend="right">Ihr alter <hi rend="latintype">CKlingemann</hi>.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_df60c14f-d27c-484a-a3b5-68358c044b8f"> <docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">PS. Sogar zu Ihrem Geburtstage<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d283283-0537-424c-b23c-c0e6d0dcf3aa" xml:lang="de">Ihrem Geburtstage – Mendelssohns beging am 3. Februar 1829 seinen 20. Geburtstag.</note> gratulire ich!</p> </div> </body> </text></TEI>