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gb-1827-12-17-01

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Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb> London, 17. Dezember 1827 Ich schreibe Euch in einer intricaten Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 5. Februar 1828 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
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Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/20. Autograph Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 17. Dezember 1827 Ich schreibe Euch in einer intricaten Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen

1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.

Carl Klingemann

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. Dezember 1827 Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)counter-resetKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) London Großbritannien Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Berlin Deutschland deutsch
Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)London, d. 17. Dec. 1827.Freund Felix!

Ich schreibe Euch in einer intricatenintricaten – von engl. intricate, kompliziert, komplex. Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen Fällen des Lebens zu benehmen, und habt ungemeine Conduite!Conduite – frz., Führung, Betragen. Junger Freund, lernt von einem gesetzten Manne falsche Schaam zu überwinden, – ich gestehe jetzt meinen Fehler, und erröthe nicht zu erröthen!

Am heutigen Abend um 11. Uhr sitze ich an meinem leidlichen Piano, und singe mir einige sehnsüchtige Irish Melodies, während ein arger Decemberwind draußen sich lebhaft macht, da erweckt folgender zarte Vers vom geschickten Poeten MooreMoore, Thomas (1779-1852), die er als Unterfutter zur folgenden braven Volkstonweise verfertigt:

Noten: GB-Ob, M.D.M. b. 4/20, fol. 1rNotennotat Carl Klingemann: dritte Strophe des Lieds »Go where Glory waits thee«. Thomas Moore schrieb den Text auf die Melodie »Maid of the Valley« (Druck: A Selection of Irish Melodies, with Symphonies and Accompaniments by Sir John Stevenson Mus.Doc. and Characteristic words by Thomas Moore Esq., Bd. 1, London 1808, S. 7-11).

sonderbare und verwirrende Erinnerungen in mir, – zu ein und derselben Zeit taucht aus dem grauen Meer der blauen Vergangenheit eine weiße Gestalt mit gelben Schleifen, braunen Augen, rothen Wangen und violetter Stimme auf, und erwacht in mir dieselbe sonnambulesonnambule – frz., somnambule, schlafwandlerisch, mondsüchtig. extatische Empfindung, in der einer ausgehen will und weiß daß er noch etwas vorzunehmen hat, etwa Geld oder den Hausschlüssel zu sich zu stecken, und doch nicht eher darauf kommt als bis er unten in der Straße ist, mit welcher Empfindung ich neulich behaftet gewesen war als ich meinen letzten Brief<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name> <name key="gb-1827-12-11-01" style="hidden" type="letter">Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 7. und 11. Dezember 1827</name> an Euch und die werthen Eurigen abschloß, wo ich wußte daß ich noch ein schönes Kind zu grüßen hatte, während es meine Erinnerung doch nicht zu taufen und zu benennen wußte. Daß |2| ich weniger Fräulein LobenthalLobenthal, FräuleinFräulein Lobenthal – Die Familie von Lobenthal wohnte bis 1831 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Gemeint ist hier wohl eine Tochter der Familie. als Betty PistorPistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887) meine, wird Euch nicht mehr ganz unklar seyn.

Sollte Euch nun in den Tagen nach Empfang dieses gegenwärtigen der Knoten Eurer Cravatte besonders gut gerathen und einschlagen, E oder sollte Eure Schwester FannyMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) für eine ausnehmend löbliche Reisspeise aus der Officin der CharlotteReisspeise … Charlotte – eine französische Nachspeise. gesorgt haben, oder sollte Euer Sinn grade einen Unsinn aushecken, in dem IhrKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) Euch über die Maaßen gefielet – kurz sollte Euch irgend ein Glücksfall in eine warme angenehme Stimmung versetzen, und Ihr träfet dann das besagte Kind etwa in der AkademieSing-AkademieBerlinDeutschland, oder in der Mauerstraßeder Mauerstraße – In der Mauerstraße 34 wohnte die Familie de Geheimen Postrats Karl Philipp Heinrich Pistor (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr 1827, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1827, ohne Paginierung)., oder bei ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832), oder bei Euren Schwestern oder sonst an einen dritten, vierten oder sechszigsten Orte, so ordnet Eure Frisur, glättet Eure Vatermörder,Vatermörder – hoher, steifer Kragen an Herrenhemden. knöpft Euren blauen Frack zu, legt den Kopf etwas auf die linke Seite, sucht Euer bestes, feinstes und doch zugleich gemüthlichstes Lächeln hervor, und sprecht zu ihr, aber deutlich und nicht zu hastig, was Euch Euer nettes IngeniumIngenium – lat., Begabung. über diese Angelegenheit eingeben mag, erzählt ihr Beispiele von Leuten die ihren eignen Namen vergessen hatten und sich selbst darum doch nicht weniger lieb gehabt, – von Bomben, die lange wie verrostet gelegen, und dann nach Jahren plötzlich und nicht weniger tödtlich losgeplatzt waren, – von Schweizern, die sich lange als Portiers oder Gardisten in der Fremde das schönste Geld verdient, und dann plötzlich beim Anhören des Kuhreigensdes Kuhreigens – Jean-Jacques Rousseau beschrieb den Kuhreigen als »air célèbre parmi les Suisses« (Art. Ranz-des-vaches, in: Dictionnaire de Musique, Paris 1768, S. 405). wieder idyllisch gewordenKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) und in das bitterste Heimweh verfallen waren – vom Captain Brown und seiner Romanze in der Dame blancheBoieldieu, François Adrien (1775-1834)Captain Brown und seiner Romanze in der Dame blanche – Cavatine des Georges Brown »Viens, gentille dame« aus dem zweiten Akt der Opéra-comique La dame blanche von François-Adrien Boieldieu. – führt es fein aus, wie Erinnern ohne Vergessen eben so wenig denkbar, wie Leben ohne Tod oder sonst etwas dergleichen – sucht weniger, wenn Ihr könnt, durch Witz zu glänzen als durch Wahrheit zu erschüttern, – kurz, rührt es hübsch sauersüß zusammen! Und dann grüßt sie schönstens von mir! –

Felix, London ist eine große Stadt! Das Beste daran ist freilich die charmante Auswahl, die man unter 1,200.000. Personen hat.

Das ganze Geheimniß der Englischen Sprache aber, was zu BeaumarchaisBeaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732-1799) Zeiten in GoddamGoddam – von engl. god damned, gottverdammt. lag, also nicht mehr liegt, und wofür Ihr Euren Mr SimsonSimpson (Simpsone), W. oder Hercules ein halbes Dutzend Marken geben müßtet, während Ihr es von mir umsonst kriegt, liegt in der Phrase: I dare say! Sagt Euch die Mistress so und so: fine weather to day – so antwortet Ihr ganz elegant: O yes, I dare say! ExclamirtExclamirt – von lat. exclamare, ausrufen. Euch Miss so und so: what a beautifull song! so bemerkt |3| Ihr nicht weniger enthusiastisch: Very charming (indeed, wenn Ihr ein Uebriges thun wollt) I dare say! Unterhält Euch der Hausherr etwa so: I hope, our Climate agrees withKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) you very well?Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862) so tröstet Ihr ihn höflichst mit: I dare say, it does! Wollt Ihr einen, der eine kühne Behauptung aufstellt, gründlich widerlegen, so ruft Ihr blos (der Ton thut hier Vieles): I dare say! Ihr glaubt gar nicht, wie eloquent das ist.

Sehr fatal ist mir hingegen, die degradation, die ich hier mit vielen mir lieben und werthen Wesen vornehmen muß, die ich sonst wie schätzbare Personen behandelt habe und nun zu Sachen machen soll. So war mir ein Pudding, besonders wenn viele Rosinen drin waren, immer ein edler Freund und Genoß, ich nannte ihn Er wie mich und meine andern Freunde, jetzt ist er zum it geworden und hin ist seine ganze Persönlichkeit! Mit einem Juristen, der gewohnt ist, im Römischen Recht Frauen und Sclaven als Sachen zu tractiren, ließe sich über den Gegensatz und die Beziehungen freilich noch einiges spaßen. –

Unter den Irish Melodies, zu denen <hi rend="latintype">Th. Moore</hi> <hi rend="latintype">fashionable</hi> Worte<name key="PSN0113414" style="hidden" type="author">Moore, Thomas (1779–1852)</name><name key="CRT0111630" style="hidden" type="music">A Selection of Irish Melodies</name> gemacht hat,den Irish Melodies, zu denen Th. Moore fashionable Worte gemacht hat – Thomas Moore veröffentlichte zu alten irischen Nationalmelodien lyrische Gedichte: A Selection of Irish Melodies, with Symphonies and Accompaniments by Sir John Stevenson Mus.Doc. and Characteristic words by Thomas Moore Esq., 10 Bde., London 1808-1834. und die vor einiger Zeit von der ganzen fashionabilität gedudelt worden sind, befinden sich mehrere ganz vortrefliche, wenigstens für einen simpeln, leicht zu rührenden und besonders von den Nachklängen uralter Volksseufzer bewegten Kerl wie unser einem. Nur sind sie von den Englischen Einrichtern, Mr BishopBishop, (seit 1842) Sir Henry Rowley (1786-1855) und vorzüglich vom ledernen Sir John Stevenson, Mus. Dr, ganz karthaginiensischkarthaginiensisch – hier: barbarisch. behändelt, – die steifen Philister haben Bässe dazu gesetzt die sie wahrhaftig nicht verbässert haben, und abscheuliche steifleinene Begleitungen. Vielleicht arrangire ich einige davon, wenn mir der Himmel Courage zu den nöthigen deutschen Versen giebt (bis jetzt habe ich seit Berlin noch keinen gemacht) und schicke sie Euch für MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866), wenn der was davon in die mus. Zeitung<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0111566" style="hidden" type="periodical">Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung</name>mus. Zeitung – die von Adolph Bernhard Marx herausgegebene Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung, Berlin 1824-1830. aufnehmen will.

Ihr sollt in Frankfurt gewesen seyn und dort gespielt haben,Ihr sollt in Frankfurt gewesen seyn und dort gespielt haben – Von Ende August bis Mitte Oktober 1827 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy gemeinsam mit Albert Gustav Heydemann und Rudolph Albert Magnus eine Reise über den Harz und Franken nach Süddeutschland und weiterführend bis an den Rhein unternommen. Ende September hielten sie sich in Frankfurt a. M. auf, Mendelssohn spielte dort im Cäcilienverein. Siehe Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828, Z. 166 f.: »Daß ich also in Frankfurt gewesen bin, erhellt schon aus dem Vorigen; auch habe ich dort im Cäcilienverein gespielt«. so erzählt mir StromeyersStromeyer, Georg Friedrich Louis (1804-1876) Cousine, Madame Benecke, die dort Verwandte hat. Schreibt mir davon, des Breitern, meldet mir auch was Ihr sonst Alles zu Tage gefördert habt, hört und hören laßet. – Vor ein paar Tagen habe ich die ersten eigentlichen Nachrichten aus Berlin durch Mamsell SolmarSolmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889) erhalten, unter denen die flüchtige Frage: was haben Sie zu Agnes RauchsRauch, Agnes (1804-1881) MordgeschichteAgnes Rauchs Mordgeschichte – Die Tochter des Bildhauers Christian Daniel Rauch heiratete am 3. September 1827 den Historienmaler Paul Mila. Dieser beschuldigte sie auf der Hochzeitsreise, nicht unberührt zu sein, um seine Impotenz zu vertuschen. Die Ehe wurde zwei Monate später geschieden. Siehe Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828. Die Geschichte ist ausführlich wiedergegeben in Christian Daniel Rauch. Familienbriefe 1796-1857, hrsg. von Monika Peschken-Eilsberger, München 1989, S. 38-42. gesagt? alle meine Neugierde in Beschlag genommen hat, da ich nicht weiß, ob das arme Kind ermordet ist, oder Ihr Schatz oder Gott weiß was sonst. Beruhigt mich darüber bald. – Warum ist Wilh. MüllerMüller, Johann Ludwig Wilhelm (gen. Griechen-Müller) (1794-1827) so bald gestorben?Wilh. Müller so bald gestorben – Der Dessauer Dichter Johann Ludwig Wilhelm Müller (gen. Griechen-Müller) war am 30. September 1827 im Alter von 32 Jahren infolge eines Schlaganfalls gestorben. |4| HumboldtHumboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859), der vor nichts als Flauschröcken lesen wollte, ließt jetzt vor Unterröcken,Humboldt … ließt jetzt vor Unterröcken – Am 3. November 1827 begann Alexander von Humboldt in der Universität Berlin seine berühmten »Kosmos-Vorlesungen« über die »Physische Erdbeschreibung, mit Prolegomenen über Lage, Gestalt und Naturbeschaffenheit der Gestirne«. Er hielt die insgesamt 61 Vorträge im Universitätsgebäude. Das Interesse der Studenten und des Berliner Publikums daran war so groß, dass er vom 6. Dezember 1827 an 16 weitere Vorlesungen hielt. Sie fanden im Saal der Sing-Akademie, dem größten, 800 Personen fassenden Auditorium Berlins, statt. Zu den Vorlesungen waren auch Frauen zugelassen. Siehe Mendelssohns Beschreibung in Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828. wie ich vernehme – seid Ihr dabei? –

Im Seraglio<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110090" style="hidden" type="music">Die Entführung aus dem Serail KV 384</name> (der Entführung) bin ich auch gewesenIm Seraglio (der Entführung) bin ich auch gewesen – zur Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail KV 384 im Londoner Royal Opera House Covent Garden siehe Brief gb-1827-12-11-01 Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 7. und 11. Dezember 1827. – schändliche Wirthschaft! Herr KramerCramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848), der des Königs HautboistenCorpsdes Königs HautboistenCorps – London, King’s band of wind instruments. dirigiert,Herr Kramer, der des Königs HautboistenCorps dirigiert – Franz Cramer, der Bruder von Johann Baptist Cramer, war der Dirigent der King’s band in London. hat viele Musik dazu gemacht, die ihm der Himmel verzeihen möge, ich kann es nicht. Als Einleitung zur beibehaltenen Ouvertüre hat er den Chor: O Isis, aus der Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name>den Chor: O Isis, aus der Zauberflöte – Chor »O Isis und Osiris! Welche Wonne!« aus dem zweiten Akt der Oper Die Zauberflöte KV 620 von Wolfgang Amadeus Mozart. verbraucht. Das Stück ist für John BullsJohn Bulls – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet. unerschrockenen Magen neu eingerichtet worden, mit Chören von Winzern, Griechen, einem Irrländischen Doctor (ohne Spaß!) und einer Menge von prächtigen Redensarten für den Bassaden Bassa – die Person des Bassa Selim aus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail. vermehrt worden, der in ConstanzenConstanzen – Constanze, Person aus Mozarts Entführung aus dem Serail. unwissenderweise seine eigene Schwester bis zum Zerplatzen liebt. Bis zum Gesange kann ihn aber auch hier diese verwehrte Leidenschaft nicht bringen. Die Introduction ist von Kramer. Constanzes und BelmontesBelmontes – Belmonte, Person aus Mozarts Entführung aus dem Serail. Arien sind natürlich abgekürzt, dagegen habe ich am wenigsten zu wimmern. Osmins Arie: Erst gespiestOsmins Arie: Erst gespiest – Anspielung auf einen Vers aus der Arie »Solche hergelaufne Laffen« des Osmin aus dem ersten Akt von Mozarts Entführung aus dem Serail: »Erst geköpft, / dann gehangen, / dann gespießt«. ist ganz ausgelassen, – ich meine nämlich nicht, übermäßig muthwillig, sondern: fehlt. In letzterer Bedeutung ist auch aller Humor ausgelassen, – wo die Tempi nicht zu langsam waren, fehlte doch der gewisse accent, pointpoint – engl., Betonung, Nachdruck., wie der Engländer diese Sache nennt, die er in der Oper nicht hat. Aber Decorationen sind da, vielleicht ein dutzend, von einem Effect und Glanz, wie ich es nie gesehen habe, von großem Wurf, und nicht so ’ne ConditorMahlerei, wie im Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name>.ConditorMahlerei, wie im Alcidor – Gaspare Spontinis Zauberoper Alcidor wurde am 25. Mai 1825 in Berlin uraufgeführt. Die Ausstattung war überladen und die Kosten der Produktion außergewöhnlich hoch (sie betrugen 16.000 Taler). Mit ihrer Hülfe gefiel die Oper leidlich, und wird noch öfter gegeben werden. –

Ich fürchte, Felix, Ihr habt noch das <hi rend="latintype">Beethovensche Trio</hi> aus <hi rend="latintype">B.dur</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name> von mir was ich mit meinem Freunde, dem Sir Clerk of Oxenford (wie der alte ChaucerChaucer, Geoffrey (?-1400) sagtSir Clerk of Oxenford (wie der alte Chaucer sagt …) – Sir Clerk of Oxenford ist der Erzähler der »Clerk’s Tale« in The Canterbury Tales von Geoffrey Chaucer, Westminster 1478. – kennt Ihr den alten vortreflichen Chaucer?) young Mr KüperKüper (Kuper, Kooper), Mister (Charles Augustus Frederic oder Henry George), und einem hoffnungsvollen jungen Engländer, Mr HillHill, Henry (1808-1856), der mit der Zeit in Deutschland Musik zu studiren gedenkt und der voll einer löblichen Passion für BiithovenBeethoven, Ludwig van (1770-1827) ist, zu spielen gedenke. Ferner mögt Ihr noch die Türkische Musik von Hoffmanndie Türkische Musik von Hoffmann – E. T. A Hoffmanns Türkische Musik »Ein Kaiser einst in der Türkei« für vierstimmigen Männerchor AV 78 auf einen Text von Friedrich Förster. Das Stück entstand 1820 für die ein Jahr zuvor gegründete Jüngere Liedertafel in Berlin, deren Mitglied Hoffmann war. retinirenretiniren – von lat. retinere, zurückhalten., die ich hier gleichfalls gelegentlich mit meinen Freunden auszuführen beabsichtigte. Gebt es nur an H. TeichmannTeichmann, Carl Friedrich Heinrich Wilhelm (1798-1873), der es mir mit Gelegenheit überschicken kann. –

Setzt mir das Wort Heimath, in Musik. Es ist ein süßes Wort, und giebt eine süße Musik – macht besonders den Briefträger recht munter und kraftvoll, der die baldige Antwort bringt, und bemerkt wohl, daß er jedesmal mit zwei Schlägen an die Thür klopft, während das dienende Plebs nur einen Knock hat, wir übrigen Gentlemen von drei ab hinaufwärts nach Belieben. Meiner lautet so: ⏑ ⏑ ⏑ – . Der gelehrte Dr HeiseHeyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855) könnte hier Manches in der Metrik profitiren, es werden hier alle Sorten von Versmaaßen an die Thüren gedonnert. Der Admiral, der in meinem Hause zwei Treppen hoch wohnt, knockt auf gut Seemännisch gewichtig: – – – .

Gehabt Euch wohl, treflichster Freund, grüßt zu tausend und abertausend Malen alle Eurigen und Unsrigen, nämlich die Freunde FrankritzmarxFranck, Georg Hermann (1802-1855)Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)Marx, Adolph Bernhard (1795-1866), den blauen Montag und wo Ihr es sonst für nützlich und angenehm haltet, und überschüttet bald mit Berlinismen Euren altenCKlingemann
            London, d. 17. Dec. 1827. Freund Felix!
Ich schreibe Euch in einer intricaten Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen Fällen des Lebens zu benehmen, und habt ungemeine Conduite! Junger Freund, lernt von einem gesetzten Manne falsche Schaam zu überwinden, – ich gestehe jetzt meinen Fehler, und erröthe nicht zu erröthen!
Am heutigen Abend um 11. Uhr sitze ich an meinem leidlichen Piano, und singe mir einige sehnsüchtige Irish Melodies, während ein arger Decemberwind draußen sich lebhaft macht, da erweckt folgender zarte Vers vom geschickten Poeten Moore, die er als Unterfutter zur folgenden braven Volkstonweise verfertigt:
sonderbare und verwirrende Erinnerungen in mir, – zu ein und derselben Zeit taucht aus dem grauen Meer der blauen Vergangenheit eine weiße Gestalt mit gelben Schleifen, braunen Augen, rothen Wangen und violetter Stimme auf, und erwacht in mir dieselbe sonnambule extatische Empfindung, in der einer ausgehen will und weiß daß er noch etwas vorzunehmen hat, etwa Geld oder den Hausschlüssel zu sich zu stecken, und doch nicht eher darauf kommt als bis er unten in der Straße ist, mit welcher Empfindung ich neulich behaftet gewesen war als ich meinen letzten Brief an Euch und die werthen Eurigen abschloß, wo ich wußte daß ich noch ein schönes Kind zu grüßen hatte, während es meine Erinnerung doch nicht zu taufen und zu benennen wußte. Daß ich weniger Fräulein Lobenthal als Betty Pistor meine, wird Euch nicht mehr ganz unklar seyn.
Sollte Euch nun in den Tagen nach Empfang dieses gegenwärtigen der Knoten Eurer Cravatte besonders gut gerathen und einschlagen, E oder sollte Eure Schwester Fanny für eine ausnehmend löbliche Reisspeise aus der Officin der Charlotte gesorgt haben, oder sollte Euer Sinn grade einen Unsinn aushecken, in dem Ihr Euch über die Maaßen gefielet – kurz sollte Euch irgend ein Glücksfall in eine warme angenehme Stimmung versetzen, und Ihr träfet dann das besagte Kind etwa in der Akademie, oder in der Mauerstraße, oder bei Zelter, oder bei Euren Schwestern oder sonst an einen dritten, vierten oder sechszigsten Orte, so ordnet Eure Frisur, glättet Eure Vatermörder, knöpft Euren blauen Frack zu, legt den Kopf etwas auf die linke Seite, sucht Euer bestes, feinstes und doch zugleich gemüthlichstes Lächeln hervor, und sprecht zu ihr, aber deutlich und nicht zu hastig, was Euch Euer nettes Ingenium über diese Angelegenheit eingeben mag, erzählt ihr Beispiele von Leuten die ihren eignen Namen vergessen hatten und sich selbst darum doch nicht weniger lieb gehabt, – von Bomben, die lange wie verrostet gelegen, und dann nach Jahren plötzlich und nicht weniger tödtlich losgeplatzt waren, – von Schweizern, die sich lange als Portiers oder Gardisten in der Fremde das schönste Geld verdient, und dann plötzlich beim Anhören des Kuhreigens wieder idyllisch geworden und in das bitterste Heimweh verfallen waren – vom Captain Brown und seiner Romanze in der Dame blanche – führt es fein aus, wie Erinnern ohne Vergessen eben so wenig denkbar, wie Leben ohne Tod oder sonst etwas dergleichen – sucht weniger, wenn Ihr könnt, durch Witz zu glänzen als durch Wahrheit zu erschüttern, – kurz, rührt es hübsch sauersüß zusammen! Und dann grüßt sie schönstens von mir! –
Felix, London ist eine große Stadt! Das Beste daran ist freilich die charmante Auswahl, die man unter 1, 200. 000. Personen hat.
Das ganze Geheimniß der Englischen Sprache aber, was zu Beaumarchais Zeiten in Goddam lag, also nicht mehr liegt, und wofür Ihr Euren Mr Simson oder Hercules ein halbes Dutzend Marken geben müßtet, während Ihr es von mir umsonst kriegt, liegt in der Phrase: I dare say! Sagt Euch die Mistress so und so: fine weather to day – so antwortet Ihr ganz elegant: O yes, I dare say! Exclamirt Euch Miss so und so: what a beautifull song! so bemerkt Ihr nicht weniger enthusiastisch: Very charming (indeed, wenn Ihr ein Uebriges thun wollt) I dare say! Unterhält Euch der Hausherr etwa so: I hope, our Climate agrees with you very well? so tröstet Ihr ihn höflichst mit: I dare say, it does! Wollt Ihr einen, der eine kühne Behauptung aufstellt, gründlich widerlegen, so ruft Ihr blos (der Ton thut hier Vieles) : I dare say! Ihr glaubt gar nicht, wie eloquent das ist.
Sehr fatal ist mir hingegen, die degradation, die ich hier mit vielen mir lieben und werthen Wesen vornehmen muß, die ich sonst wie schätzbare Personen behandelt habe und nun zu Sachen machen soll. So war mir ein Pudding, besonders wenn viele Rosinen drin waren, immer ein edler Freund und Genoß, ich nannte ihn Er wie mich und meine andern Freunde, jetzt ist er zum it geworden und hin ist seine ganze Persönlichkeit! Mit einem Juristen, der gewohnt ist, im Römischen Recht Frauen und Sclaven als Sachen zu tractiren, ließe sich über den Gegensatz und die Beziehungen freilich noch einiges spaßen. –
Unter den Irish Melodies, zu denen Th. Moore fashionable Worte gemacht hat, und die vor einiger Zeit von der ganzen fashionabilität gedudelt worden sind, befinden sich mehrere ganz vortrefliche, wenigstens für einen simpeln, leicht zu rührenden und besonders von den Nachklängen uralter Volksseufzer bewegten Kerl wie unser einem. Nur sind sie von den Englischen Einrichtern, Mr Bishop und vorzüglich vom ledernen Sir John Stevenson, Mus. Dr, ganz karthaginiensisch behändelt, – die steifen Philister haben Bässe dazu gesetzt die sie wahrhaftig nicht verbässert haben, und abscheuliche steifleinene Begleitungen. Vielleicht arrangire ich einige davon, wenn mir der Himmel Courage zu den nöthigen deutschen Versen giebt (bis jetzt habe ich seit Berlin noch keinen gemacht) und schicke sie Euch für Marx, wenn der was davon in die mus. Zeitung aufnehmen will.
Ihr sollt in Frankfurt gewesen seyn und dort gespielt haben, so erzählt mir Stromeyers Cousine, Madame Benecke, die dort Verwandte hat. Schreibt mir davon, des Breitern, meldet mir auch was Ihr sonst Alles zu Tage gefördert habt, hört und hören laßet. – Vor ein paar Tagen habe ich die ersten eigentlichen Nachrichten aus Berlin durch Mamsell Solmar erhalten, unter denen die flüchtige Frage: was haben Sie zu Agnes Rauchs Mordgeschichte gesagt? alle meine Neugierde in Beschlag genommen hat, da ich nicht weiß, ob das arme Kind ermordet ist, oder Ihr Schatz oder Gott weiß was sonst. Beruhigt mich darüber bald. – Warum ist Wilh. Müller so bald gestorben? – Humboldt, der vor nichts als Flauschröcken lesen wollte, ließt jetzt vor Unterröcken, wie ich vernehme – seid Ihr dabei? –
Im Seraglio (der Entführung) bin ich auch gewesen – schändliche Wirthschaft! Herr Kramer, der des Königs HautboistenCorps dirigiert, hat viele Musik dazu gemacht, die ihm der Himmel verzeihen möge, ich kann es nicht. Als Einleitung zur beibehaltenen Ouvertüre hat er den Chor: O Isis, aus der Zauberflöte verbraucht. Das Stück ist für John Bulls unerschrockenen Magen neu eingerichtet worden, mit Chören von Winzern, Griechen, einem Irrländischen Doctor (ohne Spaß!) und einer Menge von prächtigen Redensarten für den Bassa vermehrt worden, der in Constanzen unwissenderweise seine eigene Schwester bis zum Zerplatzen liebt. Bis zum Gesange kann ihn aber auch hier diese verwehrte Leidenschaft nicht bringen. Die Introduction ist von Kramer. Constanzes und Belmontes Arien sind natürlich abgekürzt, dagegen habe ich am wenigsten zu wimmern. Osmins Arie: Erst gespiest ist ganz ausgelassen, – ich meine nämlich nicht, übermäßig muthwillig, sondern: fehlt. In letzterer Bedeutung ist auch aller Humor ausgelassen, – wo die Tempi nicht zu langsam waren, fehlte doch der gewisse accent, point, wie der Engländer diese Sache nennt, die er in der Oper nicht hat. Aber Decorationen sind da, vielleicht ein dutzend, von einem Effect und Glanz, wie ich es nie gesehen habe, von großem Wurf, und nicht so ’ne ConditorMahlerei, wie im Alcidor. Mit ihrer Hülfe gefiel die Oper leidlich, und wird noch öfter gegeben werden. –
Ich fürchte, Felix, Ihr habt noch das Beethovensche Trio aus B. dur von mir was ich mit meinem Freunde, dem Sir Clerk of Oxenford (wie der alte Chaucer sagt – kennt Ihr den alten vortreflichen Chaucer?) young Mr Küper, und einem hoffnungsvollen jungen Engländer, Mr Hill, der mit der Zeit in Deutschland Musik zu studiren gedenkt und der voll einer löblichen Passion für Biithoven ist, zu spielen gedenke. Ferner mögt Ihr noch die Türkische Musik von Hoffmann retiniren, die ich hier gleichfalls gelegentlich mit meinen Freunden auszuführen beabsichtigte. Gebt es nur an H. Teichmann, der es mir mit Gelegenheit überschicken kann. –
Setzt mir das Wort Heimath, in Musik. Es ist ein süßes Wort, und giebt eine süße Musik – macht besonders den Briefträger recht munter und kraftvoll, der die baldige Antwort bringt, und bemerkt wohl, daß er jedesmal mit zwei Schlägen an die Thür klopft, während das dienende Plebs nur einen Knock hat, wir übrigen Gentlemen von drei ab hinaufwärts nach Belieben. Meiner lautet so: ⏑ ⏑ ⏑ – . Der gelehrte Dr Heise könnte hier Manches in der Metrik profitiren, es werden hier alle Sorten von Versmaaßen an die Thüren gedonnert. Der Admiral, der in meinem Hause zwei Treppen hoch wohnt, knockt auf gut Seemännisch gewichtig: – – – .
Gehabt Euch wohl, treflichster Freund, grüßt zu tausend und abertausend Malen alle Eurigen und Unsrigen, nämlich die Freunde Frankritzmarx, den blauen Montag und wo Ihr es sonst für nützlich und angenehm haltet, und überschüttet bald mit Berlinismen Euren alten
CKlingemann          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1827-12-17-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1827-12-17-01" xml:id="title_17c2d2bc-33bc-4f43-9446-9a6ff918e819">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb> London, 17. Dezember 1827</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_818bbbba-3157-45b9-8b5f-2409235c80c6">Ich schreibe Euch in einer intricaten Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_df0897dc-9cdf-4a8d-9c1e-250c769d15f7">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_fe21623a-7932-49ab-afa1-533c1d4b6c8f">unbekannt</title> <title key="fmb-1828-02-05-01" type="successor" xml:id="title_436c7700-418e-4fb8-b2b5-4bb94b80d25c">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Berlin, 5. Februar 1828</title> <author key="PSN0112434">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</author> <respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"><resp resp="transcription">Transkription: </resp><name resp="transcription"></name></respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition"> FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_c4d30c9f-3f84-4f6a-9f3a-6e0de1e4bcf9"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/20.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1827-12-17-01" type="letter" xml:id="title_adf963d9-0ec4-4a7c-8bd8-d36d000d9608">Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin;  London, 17. Dezember 1827</title> <incipit>Ich schreibe Euch in einer intricaten Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.</p> <handDesc hands="1"> <p>Carl Klingemann</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1827-12-17" xml:id="date_e0ecc103-e7ad-4d73-8793-5003dc26c85d">17. Dezember 1827</date> </creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112434" resp="author" xml:id="persName_36bbdbc4-e6ea-488f-a951-26aaea8edcc3">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112434" resp="writer">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_c664582a-0eac-449c-8a48-1ed6a7b8cdc9"> <settlement key="STM0100126">London</settlement> <country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_bc8a8b21-513c-492a-9ac2-ea00b2379d06">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_9351f5f3-3709-412d-85f0-878847291327"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc></teiHeader> <text type="letter"><body><div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_9c3f76af-1a89-45d2-83b7-5044ab8cf85c"><docAuthor key="PSN0112434" resp="author" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor><docAuthor key="PSN0112434" resp="writer" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</docAuthor><dateline rend="right"><hi rend="latintype">London</hi>, d. <date cert="high" when="1827-12-17" xml:id="date_833aaa02-9f09-4f04-be8e-db4fafe87d1b">17. <hi rend="latintype">Dec.</hi> 1827.</date></dateline><salute rend="left">Freund Felix!</salute><p style="paragraph_without_indent">Ich schreibe Euch in einer intricaten<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d449ad83-278f-4384-baae-495d421ccb18" xml:lang="de">intricaten – von engl. intricate, kompliziert, komplex.</note> Angelegenheit, aber ich weiß, Ihr seyd ein discretter junger Künstler, Mann, und Student, und voller Vor- und Rücksichten, Ab- und Ansichten nicht einmal mitgerechnet, Ihr wißt Euch in wichtigen Fällen des Lebens zu benehmen, und habt ungemeine Conduite!<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_8bab9896-87fc-4651-9cc7-d0ae7631ea26" xml:lang="fr ">Conduite – frz., Führung, Betragen.</note> Junger Freund, lernt von einem gesetzten Manne falsche Schaam zu überwinden, – ich gestehe jetzt meinen Fehler, und erröthe nicht zu erröthen!</p><p><date cert="high" when="1827-12-17" xml:id="date_a2401258-0817-4161-9124-6f0901c1e4b0">Am heutigen Abend um 11. Uhr</date> sitze ich an meinem leidlichen Piano, und singe mir einige sehnsüchtige <hi rend="latintype">Irish Melodies</hi>, während ein arger Decemberwind draußen sich lebhaft macht, da erweckt folgender zarte Vers vom geschickten <persName xml:id="persName_744741bb-5288-43fe-802e-da1f7fe6c809">Poeten <hi rend="latintype">Moore</hi><name key="PSN0113414" style="hidden" type="person">Moore, Thomas (1779-1852)</name></persName>, die er als Unterfutter zur folgenden braven Volkstonweise verfertigt:<figure rend="below" style="center" subtype="full_page" type="notated_Music" xml:id="figure_dc0c630c-f0c0-4abe-a5a1-7cd75421d9f3"><graphic url="https://www.felix-mendelssohn-bartholdy.org/_api/letters/letter_image/Noten/gb-1827-12-17-01-N-001.jpg"></graphic><head style="display_none">Noten: GB-Ob, M.D.M. b. 4/20, fol. 1r</head><figDesc style="display_none">Notennotat Carl Klingemann: dritte Strophe des Lieds »Go where Glory waits thee«. Thomas Moore schrieb den Text auf die Melodie »Maid of the Valley« (Druck: A Selection of Irish Melodies, with Symphonies and Accompaniments by Sir John Stevenson Mus.Doc. and Characteristic words by Thomas Moore Esq., Bd. 1, London 1808, S. 7-11).</figDesc></figure></p><p>sonderbare und verwirrende Erinnerungen in mir, – zu ein und derselben Zeit taucht aus dem grauen Meer der blauen Vergangenheit eine weiße Gestalt mit gelben Schleifen, braunen Augen, rothen Wangen und violetter Stimme auf, und erwacht in mir dieselbe sonnambule<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d724f5fc-6dee-46fb-a8c6-a1b12dae4999" xml:lang="fr ">sonnambule – frz., somnambule, schlafwandlerisch, mondsüchtig.</note> extatische Empfindung, in der einer ausgehen will und weiß daß er noch etwas vorzunehmen hat, etwa Geld oder den Hausschlüssel zu sich zu stecken, und doch nicht eher darauf kommt als bis er unten in der Straße ist, mit welcher Empfindung ich neulich behaftet gewesen war als ich <title xml:id="title_76fa6a3e-f59b-4e7c-989f-c671b5d8d537">meinen letzten Brief<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name> <name key="gb-1827-12-11-01" style="hidden" type="letter">Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; London, 7. und 11. Dezember 1827</name></title> an Euch und die werthen Eurigen abschloß, wo ich wußte daß ich noch ein schönes Kind zu grüßen hatte, während es meine Erinnerung doch nicht zu taufen und zu benennen wußte. Daß<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> ich weniger <persName xml:id="persName_daa11a2f-a906-4c30-924b-c228464255ab">Fräulein Lobenthal<name key="PSN0117437" style="hidden" type="person">Lobenthal, Fräulein</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7f4dc6ba-a7c9-4df9-86bd-03486da63451" xml:lang="de">Fräulein Lobenthal – Die Familie von Lobenthal wohnte bis 1831 im Haus der Mendelssohns in der Leipziger Straße 3. Gemeint ist hier wohl eine Tochter der Familie.</note> als <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_673349cf-447e-438a-804e-42b8d83373f1">Betty Pistor<name key="PSN0113887" style="hidden" type="person">Pistor, Friederike Dorothea Elisabeth (Betty) (1808-1887)</name></persName></hi> meine, wird Euch nicht mehr ganz unklar seyn.</p><p>Sollte Euch nun in den Tagen nach Empfang dieses gegenwärtigen der Knoten Eurer Cravatte besonders gut gerathen und einschlagen, <del cert="low" rend="strikethrough">E</del> oder sollte <persName xml:id="persName_995f27a6-8ce4-47d8-9eca-66b5a38e8f9b">Eure Schwester Fanny<name key="PSN0117585" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> für eine ausnehmend löbliche Reisspeise aus der <hi rend="latintype">Officin</hi> der <hi rend="latintype">Charlotte</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_86d96f0e-b7f6-41bc-8b97-32fd201142d5" xml:lang="de">Reisspeise … Charlotte – eine französische Nachspeise.</note> gesorgt haben, oder sollte Euer Sinn grade einen Unsinn aushecken, in dem <add place="above">Ihr<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> Euch über die Maaßen gefielet – kurz sollte Euch irgend ein Glücksfall in eine warme angenehme Stimmung versetzen, und Ihr träfet dann das besagte Kind etwa in der <placeName xml:id="placeName_12e3cb14-8d1a-40f2-a7c3-4c41d0db4af5">Akademie<name key="NST0100203" style="hidden" subtype="" type="institution">Sing-Akademie</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, oder in der Mauerstraße<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4898f56f-170d-40ca-9385-3641034d9387" xml:lang="de">der Mauerstraße – In der Mauerstraße 34 wohnte die Familie de Geheimen Postrats Karl Philipp Heinrich Pistor (Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin auf das Jahr 1827, hrsg. von J. W. Boike, Berlin 1827, ohne Paginierung).</note>, oder bei <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_65a15771-2d08-4d98-b349-27a972fa8ebf">Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName></hi>, oder bei Euren Schwestern oder sonst an einen dritten, vierten oder sechszigsten Orte, so ordnet Eure Frisur, glättet Eure Vatermörder,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_af2e8e9c-96ea-444d-88d0-7060e94cbe6a" xml:lang="de">Vatermörder – hoher, steifer Kragen an Herrenhemden.</note> knöpft Euren blauen Frack zu, legt den Kopf etwas auf die linke Seite, sucht Euer bestes, feinstes und doch zugleich gemüthlichstes Lächeln hervor, und sprecht zu ihr, aber deutlich und nicht zu hastig, was Euch Euer nettes Ingenium<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_f6d450bf-2a77-44ef-bd65-62e11262ea87" xml:lang="la ">Ingenium – lat., Begabung.</note> über diese Angelegenheit eingeben mag, erzählt ihr Beispiele von Leuten die ihren eignen Namen vergessen hatten und sich selbst darum doch nicht weniger lieb gehabt, – von Bomben, die lange wie verrostet gelegen, und dann nach Jahren plötzlich und nicht weniger tödtlich losgeplatzt waren, – von Schweizern, die sich lange als Portiers oder Gardisten in der Fremde das schönste Geld verdient, und dann plötzlich beim Anhören des Kuhreigens<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5fc2d262-941b-4ddf-aba3-81339f0f4e40" xml:lang="de">des Kuhreigens – Jean-Jacques Rousseau beschrieb den Kuhreigen als »air célèbre parmi les Suisses« (Art. Ranz-des-vaches, in: Dictionnaire de Musique, Paris 1768, S. 405).</note> wieder idyllisch <add place="above">geworden<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> und in das bitterste Heimweh verfallen waren – vom <hi rend="latintype">Captain Brown</hi> und seiner Romanze in der <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d3d763e6-e49b-4a41-b20f-09f4a6113abd">Dame blanche<name key="PSN0110015" style="hidden" type="person">Boieldieu, François Adrien (1775-1834)</name></persName></hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e729b485-5eec-40c8-8bbe-5ad354bc39bc" xml:lang="de">Captain Brown und seiner Romanze in der Dame blanche – Cavatine des Georges Brown »Viens, gentille dame« aus dem zweiten Akt der Opéra-comique La dame blanche von François-Adrien Boieldieu.</note> – führt es fein aus, wie Erinnern ohne Vergessen eben so wenig denkbar, wie Leben ohne Tod oder sonst etwas dergleichen – sucht weniger, wenn Ihr könnt, durch Witz zu glänzen als durch Wahrheit zu erschüttern, – kurz, rührt es hübsch sauersüß zusammen! Und dann grüßt sie schönstens von mir! –</p><p>Felix, London ist eine große Stadt! Das Beste daran ist freilich die charmante Auswahl, die man unter 1,200.000. Personen hat.</p><p>Das ganze Geheimniß der Englischen Sprache aber, was zu <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_06ea6521-f7c7-4c9f-a3d2-63a0dc943f14">Beaumarchais<name key="PSN0109734" style="hidden" type="person">Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732-1799)</name></persName></hi> Zeiten in <hi rend="latintype">Goddam</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_bc304a90-109b-401e-b6c9-031004592406" xml:lang="en">Goddam – von engl. god damned, gottverdammt.</note> lag, also nicht mehr liegt, und wofür Ihr Euren <persName xml:id="persName_6d339de2-68d5-452e-9fdd-b53fd0f0eeab"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Simson</hi><name key="PSN0114928" style="hidden" type="person">Simpson (Simpsone), W.</name></persName> oder <hi rend="latintype">Hercules</hi> ein halbes Dutzend Marken geben müßtet, während Ihr es von mir umsonst kriegt, liegt in der Phrase: <hi rend="latintype">I dare say!</hi> Sagt Euch die Mistress so und so: <hi rend="latintype">fine weather to day</hi> – so antwortet Ihr ganz elegant: <hi rend="latintype">O yes, I dare say!</hi> Exclamirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_63fb1fc2-0d90-47f1-91a9-29fd2253b106" xml:lang="de">Exclamirt – von lat. exclamare, ausrufen.</note> Euch Miss so und so: <hi rend="latintype">what a beautifull song!</hi> so bemerkt<seg type="pagebreak"> |3| <pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg>Ihr nicht weniger enthusiastisch: <hi rend="latintype">Very charming</hi> (<hi rend="latintype">indeed</hi>, wenn Ihr ein Uebriges thun wollt) <hi rend="latintype">I dare say!</hi> Unterhält Euch der Hausherr etwa so: <hi rend="latintype">I hope, our Climate agrees <add place="above">with<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add> you <add place="inline">very well?<name key="PSN0112434" resp="writers_hand" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name></add></hi> so tröstet Ihr ihn höflichst mit: <hi rend="latintype">I dare say, it does!</hi> Wollt Ihr einen, der eine kühne Behauptung aufstellt, gründlich widerlegen, so ruft Ihr blos (der Ton thut hier Vieles): <hi rend="latintype">I dare say!</hi> Ihr glaubt gar nicht, wie eloquent das ist.</p><p>Sehr fatal ist mir hingegen, die <hi rend="latintype">degradation</hi>, die ich hier mit vielen mir lieben und werthen Wesen vornehmen muß, die ich sonst wie schätzbare Personen behandelt habe und nun zu Sachen machen soll. So war mir ein <hi rend="latintype">Pudding</hi>, besonders wenn viele Rosinen drin waren, immer ein edler Freund und Genoß, ich nannte ihn Er wie mich und meine andern Freunde, jetzt ist er zum <hi rend="latintype">it</hi> geworden und hin ist seine ganze Persönlichkeit! Mit einem Juristen, der gewohnt ist, im Römischen Recht Frauen und Sclaven als Sachen zu tractiren, ließe sich über den Gegensatz und die Beziehungen freilich noch einiges spaßen. –</p><p>Unter den <hi rend="latintype">Irish Melodies</hi>, zu denen <title xml:id="title_fa1a7931-856d-4496-b1e7-382a8bc74eca"><hi rend="latintype">Th. Moore</hi> <hi rend="latintype">fashionable</hi> Worte<name key="PSN0113414" style="hidden" type="author">Moore, Thomas (1779–1852)</name><name key="CRT0111630" style="hidden" type="music">A Selection of Irish Melodies</name></title> gemacht hat,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_abbe90aa-9862-4c4e-99d1-e91d90b2b757" xml:lang="de">den Irish Melodies, zu denen Th. Moore fashionable Worte gemacht hat – Thomas Moore veröffentlichte zu alten irischen Nationalmelodien lyrische Gedichte: A Selection of Irish Melodies, with Symphonies and Accompaniments by Sir John Stevenson Mus.Doc. and Characteristic words by Thomas Moore Esq., 10 Bde., London 1808-1834.</note> und die vor einiger Zeit von der ganzen <hi rend="latintype">fashionabilität</hi> gedudelt worden sind, befinden sich mehrere ganz vortrefliche, wenigstens für einen simpeln, leicht zu rührenden und besonders von den Nachklängen uralter Volksseufzer bewegten Kerl wie unser einem. Nur sind sie von den Englischen Einrichtern, <persName xml:id="persName_8708cf28-b809-4ba5-935b-d3e246e4fa80"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Bishop</hi><name key="PSN0109963" style="hidden" type="person">Bishop, (seit 1842) Sir Henry Rowley (1786-1855)</name></persName> und vorzüglich vom ledernen <hi rend="latintype">Sir John Stevenson</hi>, <hi rend="latintype">Mus. D<hi rend="superscript">r</hi></hi>, ganz karthaginiensisch<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c17add19-9382-4159-9ab7-c6d9180160bd" xml:lang="de">karthaginiensisch – hier: barbarisch.</note> behändelt, – die steifen Philister haben Bässe dazu gesetzt die sie wahrhaftig nicht verbässert haben, und abscheuliche steifleinene Begleitungen. Vielleicht arrangire ich einige davon, wenn mir der Himmel Courage zu den nöthigen deutschen Versen giebt (bis jetzt habe ich seit <hi rend="latintype">Berlin</hi> noch keinen gemacht) und schicke sie Euch für <persName xml:id="persName_d424636d-1043-4dc0-b462-2a600055ef80">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>, wenn der was davon in die <title xml:id="title_c013b470-06ce-4eee-a351-641e96a59700">mus. Zeitung<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795–1866)</name><name key="CRT0111566" style="hidden" type="periodical">Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9e50168f-38df-430b-83c5-5c7b1e778873" xml:lang="de">mus. Zeitung – die von Adolph Bernhard Marx herausgegebene Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung, Berlin 1824-1830.</note> aufnehmen will.</p><p>Ihr sollt in <hi rend="latintype">Frankfurt</hi> gewesen seyn und dort gespielt haben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2c88ac5a-ba86-4b37-8284-d4772a0053d6" xml:lang="de">Ihr sollt in Frankfurt gewesen seyn und dort gespielt haben – Von Ende August bis Mitte Oktober 1827 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy gemeinsam mit Albert Gustav Heydemann und Rudolph Albert Magnus eine Reise über den Harz und Franken nach Süddeutschland und weiterführend bis an den Rhein unternommen. Ende September hielten sie sich in Frankfurt a. M. auf, Mendelssohn spielte dort im Cäcilienverein. Siehe Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828, Z. 166 f.: »Daß ich also in Frankfurt gewesen bin, erhellt schon aus dem Vorigen; auch habe ich dort im Cäcilienverein gespielt«.</note> so erzählt mir <persName xml:id="persName_d2d622f9-0654-40ff-a94b-b524da7a524d">Stromeyers<name key="PSN0118384" style="hidden" type="person">Stromeyer, Georg Friedrich Louis (1804-1876)</name></persName> Cousine, <hi rend="latintype">Madame Benecke</hi>, die dort Verwandte hat. Schreibt mir davon, des Breitern, meldet mir auch was Ihr sonst Alles zu Tage gefördert habt, hört und hören laßet. – Vor ein paar Tagen habe ich die ersten eigentlichen Nachrichten aus <hi rend="latintype">Berlin</hi> durch <persName xml:id="persName_075a20dd-b0f8-4ffd-9e6b-cc529f2e5cfb">Mamsell <hi rend="latintype">Solmar</hi><name key="PSN0114964" style="hidden" type="person">Solmar, Henriette Marie (vorh. Jette Salomon) (1794-1889)</name></persName> erhalten, unter denen die flüchtige Frage: was haben Sie zu <persName xml:id="persName_f13f2e3c-b69a-49fc-a885-05384e8f5fd1"><hi rend="latintype">Agnes Rauchs</hi><name key="PSN0114080" style="hidden" type="person">Rauch, Agnes (1804-1881)</name></persName> Mordgeschichte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4fb81514-f36e-4d27-a622-7b26adc0c28c" xml:lang="de">Agnes Rauchs Mordgeschichte – Die Tochter des Bildhauers Christian Daniel Rauch heiratete am 3. September 1827 den Historienmaler Paul Mila. Dieser beschuldigte sie auf der Hochzeitsreise, nicht unberührt zu sein, um seine Impotenz zu vertuschen. Die Ehe wurde zwei Monate später geschieden. Siehe Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828. Die Geschichte ist ausführlich wiedergegeben in Christian Daniel Rauch. Familienbriefe 1796-1857, hrsg. von Monika Peschken-Eilsberger, München 1989, S. 38-42.</note> gesagt? alle meine Neugierde in Beschlag genommen hat, da ich nicht weiß, ob das arme Kind ermordet ist, oder Ihr Schatz oder Gott weiß was sonst. Beruhigt mich darüber bald. – Warum ist <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_d90f8280-124b-41fa-98c0-8d3fa5ac6b54">Wilh. Müller<name key="PSN0113498" style="hidden" type="person">Müller, Johann Ludwig Wilhelm (gen. Griechen-Müller) (1794-1827)</name></persName></hi> so bald gestorben?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1ec4057b-2d03-4be1-9d5e-42e0941e1980" xml:lang="de">Wilh. Müller so bald gestorben – Der Dessauer Dichter Johann Ludwig Wilhelm Müller (gen. Griechen-Müller) war am 30. September 1827 im Alter von 32 Jahren infolge eines Schlaganfalls gestorben.</note> –<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg><hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_077c4901-4b76-4425-8acc-9bb36dd96d53">Humboldt<name key="PSN0112143" style="hidden" type="person">Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander Freiherr von (1769-1859)</name></persName></hi>, der vor nichts als Flauschröcken lesen wollte, ließt jetzt vor Unterröcken,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9ba848ab-c445-4022-8e38-31e45a3904ba" xml:lang="de">Humboldt … ließt jetzt vor Unterröcken – Am 3. November 1827 begann Alexander von Humboldt in der Universität Berlin seine berühmten »Kosmos-Vorlesungen« über die »Physische Erdbeschreibung, mit Prolegomenen über Lage, Gestalt und Naturbeschaffenheit der Gestirne«. Er hielt die insgesamt 61 Vorträge im Universitätsgebäude. Das Interesse der Studenten und des Berliner Publikums daran war so groß, dass er vom 6. Dezember 1827 an 16 weitere Vorlesungen hielt. Sie fanden im Saal der Sing-Akademie, dem größten, 800 Personen fassenden Auditorium Berlins, statt. Zu den Vorlesungen waren auch Frauen zugelassen. Siehe Mendelssohns Beschreibung in Brief fmb-1828-02-05-01 (Brief Nr. 116) Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London, Berlin, 5. Februar 1828.</note> wie ich vernehme – seid Ihr dabei? –</p><p>Im <hi rend="latintype"><title xml:id="title_8b63ec25-36df-4ed0-9d8f-d88a2f3fddb6">Seraglio<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110090" style="hidden" type="music">Die Entführung aus dem Serail KV 384</name></title></hi> (der Entführung) bin ich auch gewesen<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9914cc67-9ea4-41de-b960-d14663845a3c" xml:lang="de">Im Seraglio (der Entführung) bin ich auch gewesen – zur Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail KV 384 im Londoner Royal Opera House Covent Garden siehe Brief gb-1827-12-11-01 Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 7. und 11. Dezember 1827.</note> – schändliche Wirthschaft! <persName xml:id="persName_e1a1e63d-f744-484b-b08c-9976efce32aa">Herr <hi rend="latintype">Kramer</hi><name key="PSN0110486" style="hidden" type="person">Cramer, Franz (François) Anton Dortheus (1772-1848)</name></persName>, der des Königs HautboistenCorps<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f14d4d33-7615-4202-99db-b676060cac92" xml:lang="de">des Königs HautboistenCorps – London, King’s band of wind instruments.</note> dirigiert,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f2ee396d-2374-4578-a9ab-732d1831d51b" xml:lang="de">Herr Kramer, der des Königs HautboistenCorps dirigiert – Franz Cramer, der Bruder von Johann Baptist Cramer, war der Dirigent der King’s band in London.</note> hat viele Musik dazu gemacht, die ihm der Himmel verzeihen möge, ich kann es nicht. Als Einleitung zur beibehaltenen Ouvertüre hat er den Chor: <hi rend="latintype">O Isis</hi>, aus der <title xml:id="title_d397eaa2-3b76-4c63-bb52-17fcce84174c">Zauberflöte<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)</name><name key="CRT0110155" style="hidden" type="music">Die Zauberflöte KV 620</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c8a3611e-2f21-44b8-af95-cd8c7b7c90e9" xml:lang="de">den Chor: O Isis, aus der Zauberflöte – Chor »O Isis und Osiris! Welche Wonne!« aus dem zweiten Akt der Oper Die Zauberflöte KV 620 von Wolfgang Amadeus Mozart.</note> verbraucht. Das Stück ist für <hi rend="latintype">John Bulls</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_43131425-e198-4677-9c7c-44307f44a6cf" xml:lang="en">John Bulls – eine Personifikation Großbritanniens. Die fiktive Figur wurde seit dem 18. Jahrhundert in englischen Karikaturen häufig verwendet.</note> unerschrockenen Magen neu eingerichtet worden, mit Chören von <hi rend="latintype">Winzern</hi>, Griechen, einem Irrländischen Doctor (ohne Spaß!) und einer Menge von prächtigen Redensarten für den <hi rend="latintype">Bassa</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c5ff4a2a-1598-47a1-b854-c780e9796e6d" xml:lang="de">den Bassa – die Person des Bassa Selim aus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail.</note> vermehrt worden, der in <hi rend="latintype">Constanzen</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8de7156a-6ef8-4066-ad40-82b2bee60ac8" xml:lang="de">Constanzen – Constanze, Person aus Mozarts Entführung aus dem Serail.</note> unwissenderweise seine eigene Schwester bis zum Zerplatzen liebt. Bis zum Gesange kann ihn aber auch hier diese verwehrte Leidenschaft nicht bringen. Die Introduction ist von <hi rend="latintype">Kramer</hi>. <hi rend="latintype">Constanzes</hi> und <hi rend="latintype">Belmontes</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_4998259c-8d09-4ecf-9493-14718801277a" xml:lang="de">Belmontes – Belmonte, Person aus Mozarts Entführung aus dem Serail.</note> Arien sind natürlich abgekürzt, dagegen habe ich am wenigsten zu wimmern. <hi rend="latintype">Osmins</hi> Arie: Erst gespiest<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_53f6e482-9c25-48b8-bd5a-84947fe1b68d" xml:lang="de">Osmins Arie: Erst gespiest – Anspielung auf einen Vers aus der Arie »Solche hergelaufne Laffen« des Osmin aus dem ersten Akt von Mozarts Entführung aus dem Serail: »Erst geköpft, / dann gehangen, / dann gespießt«.</note> ist ganz ausgelassen, – ich meine nämlich nicht, übermäßig muthwillig, sondern: fehlt. In letzterer Bedeutung ist auch aller Humor ausgelassen, – wo die <hi rend="latintype">Tempi</hi> nicht zu langsam waren, fehlte doch der gewisse <hi rend="latintype">accent</hi>, <hi rend="latintype">point</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_24e0fa18-d3b2-4231-948f-5d8501989c12" xml:lang="en">point – engl., Betonung, Nachdruck.</note>, wie der Engländer diese Sache nennt, die er in der Oper nicht hat. Aber Decorationen sind da, vielleicht ein dutzend, von einem Effect und Glanz, wie ich es nie gesehen habe, von großem Wurf, und nicht so ’ne ConditorMahlerei, wie im <title xml:id="title_a05e8d49-e5fb-4afa-a2cf-51b00ebc35f9">Alcidor<name key="PSN0115037" style="hidden" type="author">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774–1851)</name><name key="CRT0110964" style="hidden" type="music">Alcidor</name></title>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_0316c458-d75f-4acc-b826-2dfa1a26d267" xml:lang="de">ConditorMahlerei, wie im Alcidor – Gaspare Spontinis Zauberoper Alcidor wurde am 25. Mai 1825 in Berlin uraufgeführt. Die Ausstattung war überladen und die Kosten der Produktion außergewöhnlich hoch (sie betrugen 16.000 Taler).</note> Mit ihrer Hülfe gefiel die Oper leidlich, und wird noch öfter gegeben werden. – </p><p>Ich fürchte, <hi rend="latintype">Felix</hi>, Ihr habt noch das <title xml:id="title_34a907dd-5a7d-4847-b655-302ebc07e726"><hi rend="latintype">Beethovensche Trio</hi> aus <hi rend="latintype">B.dur</hi><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108032" style="hidden" type="music">Klaviertrio B-Dur, op. 97 (»Erzherzog«)</name></title> von mir was ich mit meinem Freunde, dem <hi rend="latintype">Sir Clerk of Oxenford</hi> (wie der alte <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cf2e9e4d-08e1-4f52-9b2f-e3400a3e6bc4">Chaucer<name key="PSN0110357" style="hidden" type="person">Chaucer, Geoffrey (?-1400)</name></persName></hi> sagt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b214ab74-ef59-437f-807a-ea0d45fe5e9c" xml:lang="de">Sir Clerk of Oxenford (wie der alte Chaucer sagt …) – Sir Clerk of Oxenford ist der Erzähler der »Clerk’s Tale« in The Canterbury Tales von Geoffrey Chaucer, Westminster 1478.</note> – kennt Ihr den alten vortreflichen <hi rend="latintype">Chaucer</hi>?) <persName xml:id="persName_a2101a27-a554-453a-852a-ce65ea35ff7e"><hi rend="latintype">young M<hi rend="superscript">r</hi> Küper</hi><name key="PSN0117323" style="hidden" type="person">Küper (Kuper, Kooper), Mister (Charles Augustus Frederic oder Henry George)</name></persName>, und einem hoffnungsvollen jungen Engländer, <persName xml:id="persName_dd48ae0e-06d3-4cad-8f06-47a80446054a"><hi rend="latintype">M<hi rend="superscript">r</hi> Hill</hi><name key="PSN0111996" style="hidden" type="person">Hill, Henry (1808-1856)</name></persName>, der mit der Zeit in Deutschland Musik zu studiren gedenkt und der voll einer löblichen Passion für <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_75aefc8b-53bc-4826-9e76-8f8a67fb0154">Biithoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="person">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name></persName></hi> ist, zu spielen gedenke. Ferner mögt Ihr noch die Türkische Musik von <hi rend="latintype">Hoffmann</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_e53bbee4-a5c2-4c12-b2de-473d7a567766" xml:lang="de">die Türkische Musik von Hoffmann – E. T. A Hoffmanns Türkische Musik »Ein Kaiser einst in der Türkei« für vierstimmigen Männerchor AV 78 auf einen Text von Friedrich Förster. Das Stück entstand 1820 für die ein Jahr zuvor gegründete Jüngere Liedertafel in Berlin, deren Mitglied Hoffmann war.</note> retiniren<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_c5d5691a-cfeb-40d5-8634-7e9ee2b7aa96" xml:lang="de">retiniren – von lat. retinere, zurückhalten.</note>, die ich hier gleichfalls gelegentlich mit meinen Freunden auszuführen beabsichtigte. Gebt es nur an <persName xml:id="persName_befdc5b5-b894-4b1a-a96e-4d365e6f296f"><hi rend="latintype">H. Teichmann</hi><name key="PSN0115279" style="hidden" type="person">Teichmann, Carl Friedrich Heinrich Wilhelm (1798-1873)</name></persName>, der es mir mit Gelegenheit überschicken kann. –</p><p>Setzt mir das Wort Heimath, in Musik. Es ist ein süßes Wort, und giebt eine süße Musik – macht besonders den Briefträger recht munter und kraftvoll, der die baldige Antwort bringt, und bemerkt wohl, daß er jedesmal mit zwei Schlägen an die Thür klopft, während das dienende <hi rend="latintype">Plebs</hi> nur einen <hi rend="latintype">Knock</hi> hat, wir übrigen <hi rend="latintype">Gentlemen</hi> von drei ab hinaufwärts nach Belieben. Meiner lautet so: ⏑ ⏑ ⏑ – . Der gelehrte <persName xml:id="persName_94fe2919-d2ed-4fe9-88ec-2d7d3c9e4d5a"><hi rend="latintype">D<hi rend="superscript">r</hi> Heise</hi><name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> könnte hier Manches in der Metrik profitiren, es werden hier alle Sorten von Versmaaßen an die Thüren gedonnert. Der Admiral, der in meinem Hause zwei Treppen hoch wohnt, <hi rend="latintype">knockt</hi> auf gut Seemännisch gewichtig: – – – .</p><closer rend="left">Gehabt Euch wohl, treflichster Freund, grüßt zu tausend und abertausend Malen alle Eurigen und Unsrigen, nämlich die Freunde <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_8d9fc60d-05f4-42ef-bd0a-2b6657c76dd0">Frankritzmarx<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name><name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name><name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName></hi>, den blauen Montag und wo Ihr es sonst für nützlich und angenehm haltet, und überschüttet bald mit <hi rend="latintype">Berlinismen</hi> Euren </closer><signed rend="right">alten</signed><signed rend="right"><hi rend="latintype">CKlingemann</hi></signed></div></body></text></TEI>