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gb-1827-02-19-01

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Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin, adressiert an Carl Loewe<lb></lb>Berlin, 19. Februar 1827 Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Stettin, 17. Februar 1827Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Stolberg (Harz), 30. August 1827 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/17. Autograph Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin, adressiert an Carl Loewe; Berlin, 19. Februar 1827 Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 1 Poststempel [BERLIN / 19. FEBR], Siegel.

Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

19. Februar 1827 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) StettinDeutschland deutsch
Herrn Herrn Musikdirektor Löwe in Stettin Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy gefälligst abzugeben. frei.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) Berlin 19 Febr 27.

Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen AnkunftDeiner wohlbehaltenen Ankunft – Mendelssohn traf am 17. Februar 1827 in Stettin ein. Siehe dazu Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827. mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen hatten wir 18° Kälte18° Kälte – 18 Grad Fahrenheit entsprechen minus 7,7 Grad Celsius. mit hohem Barometerstand. Wenn nur Deinen Bläsern die Mäuler nicht zufrieren, es ist einem jezt so recht sommernächtlich zu Muthe, die ouverture<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cwvrjq3f-tnof-cocy-bsel-d79cmdkt4ytf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> muß sich herrlich machen,die ouverture muß sich herrlich machen – Carl Loewe brachte Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), am 20. Februar 1827 im Stettiner zweiten großen »Winter-Konzert« in der Orchesterfassung zur Uraufführung. Mendelssohn spielte zudem zusammen mit Carl Loewe sein Konzert As-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 6, und trug das Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79, von Carl Maria von Weber (ohne Orchesterbegleitung) vor. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-Moll, op. 125, bei der Mendelssohn als Geiger mitwirkte, erklang im zweiten Teil des Konzerts (BAMZ 4, Nr. 11, 14. März 1827, S. 83-87, und Nr. 12, 21. März 1827, S. 95 f.). wie Faust aufs Auge!Faust aufs Auge – umgangssprachliches Synonym für absolut unpassend (später in der gegenteiligen Bedeutung gebräuchlich).

Gestern habe ich mit FrankFranck, Georg Hermann (1802-1855) die 12te Partiedie 12te Partie – im Schachspiel. gespielt und – – – – gewonnen. pikanteres konnte F. wohl nichts begegnen; er war würcklich angegriffen und den ganzen Abend über “zahm und mild”<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name>“zahm und mild” – Worte des Altmayer in Johann Wolfgang von Goethes Faust. Der Tragödie erster Theil, Auerbachs Keller: »Der Schmerbauch mit der kahlen Platte! / Das Unglück macht ihn zahm und mild; / Er sieht in der geschwollnen Ratte / Sein ganz natürlich Ebenbild.«. als wir vollends nachher während der BostonsBostons – ein Kartenspiel. im Nebenzimmer ein Lied singen hörten, welches ich als eines der <hi rend="latintype">Beethoven</hi>schen Schottischen<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108059" style="hidden" type="music">25 Schottische Lieder op. 108</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111621" style="hidden" type="music">22 Schottische Lieder WoO 156</name>der Beethovenschen Schottischen – Ludwig van Beethovens 25 Schottische Lieder für eine Singstimme, Violine, Violoncello und Klavier op. 108 (Druck: London und Edinburgh 1818) oder dessen 22 Schottische Lieder WoO 156 (Druck: 5 Bde., London und Edinburgh 1822-1823). erkannte, er dagegen behauptete, es sei ein <hi rend="latintype">Rungenhagen</hi>sches Liedertafellied<name key="PSN0114359" style="hidden" type="author">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778–1851)</name><name key="CRT0111632" style="hidden" type="music">Vier Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 21</name>ein Rungenhagensches Liedertafellied – Karl Friedrich Rungenhagen war Mitglied der 1809 von Carl Friedrich Zelter gegründeten Liedertafel. Für diese komponierte er mehrere Männerchöre, u. a. die Vier Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 21 (Druck: Berlin 1824), später folgte das zweite Heft: Sechs Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 40 (Berlin 1840)., die Wette, welche ich ihm anbot, aus delicatesse weil er seiner Sache gewiß sei, nicht annehmen wollte, endlich aber doch annahm, und die 2ten 100 Austern verlohr, so war er wirklich zu bedauern! Jetzt hat er zu den verlohrnen 200 Seeungeheuern noch 2 boutéillen Champagner gegen 1 gesetzt, ein 6 Partien Schach 5 zu gewinnen hintereinander gegen mich zu gewinnen. Denke Dir was Dich erwartet.

würklich meldet uns Dein Schreiben vom <date cert="high" when="1827-02-17" xml:id="date_19d793f8-6b75-4886-a2f0-db2373dda463">17</date><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1827-02-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Stettin, 17. Februar 1827</name>Dein Schreiben vom 17 – Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827. Deine Ankunft, und |2| so werden wir noch einen Brief mit angenehmen Nachrichten über Deinen Aufenthalt erhalten, und Deine glückliche RückreiseDeine glückliche Rückreise – So glücklich, wie Abraham Mendelssohn Bartholdy hoffte, verlief die Rückreise des Sohns nach Berlin nicht. Sebastian Hensel berichtete: »Im Februar 1827 unternahm Felix eine Reise nach Stettin zur Aufführung der Sommernachts-Ouverture, wo er sehr gefeiert wurde, auf der Rückreise aber, als die Schnellpost umgeworfen wurde, Proben von Geistesgegenwart ablegen konnte, – Alle hatten den Kopf verloren, er ritt bei ausserordentlicher Kälte Nachts auf einem ausgespannten Postgaul eine Meile zurück, Hülfe zu holen« (Hensel, Die Familie Mendelssohn, Bd. 1, S. 156). meldest Du uns selbst.

Sollte eine der unangenehmsten Merkwürdigkeiten eintreten, nehmlich eine merkwürdige Kälte, so in die 20-30°20-30° – 20 Grad Fahrenheit entsprechen minus 6,7 Grad Celsius; 30 Grad Fahrenheit entsprechen minus 1,1 Grad Celsius., so wäre ich fest der Meynung, Du nähmest Dir zur Rückreise einen HaudrerHaudrer – Hauderer: Mietwagen, aber auch: Lohnkutscher., und schliefest die Nacht unterwegs. Überlege Dir das mit Deinen dortigen Freunden und Deiner gemachten Erfahrung.

Empfiel mich Hr LöweLoewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869) und Hr KölpinKölpin, Ernst Heinrich Carl (1774-1846) Dein Vater Abraham.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)

Gewiß, die madre hätte gepiangertgepiangert – geweint; von ital. piangere, weinen., wärst Du nicht so liebenswürdig gewesen, von Deiner unerfrornen Ankunft gleich Bericht zu erstatten. Alle Herren waren gestern Abend so artig, die schrecklichsten Geschichten von Reisen in solcher Kälte zu erzählen, und bei einer Einbildungskraft wie meine mütterliche, gehört wenig dazu, schlimme Phantasieen zu hegen. Wenn Deine Nase diesmal nicht um ein Zipfelchen gekommen ist, so fürchte ich mich nicht, gehst Du einmal mit Cäptain ParryParry, (seit 1829) Sir William Edward (1790-1855) an den Nordpol.mit Cäptain Parry an den Nordpol – Der englische Polarforscher William Edward Parry reiste fünfmal zum Nordpol. Zuletzt versuchte er 1827, mit Rentierschlitten von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen. Diese letzte Reise schilderte er in der Schrift Narrative of an attempt to reach the North pole, London 1828. VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) schimpft eben so sehr auf die Kälte, als vorigen Sommer auf Dürre und Hitze. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) wird ihm eine eigne atmosphärische Existenz mit WöhlerWöhler, Friedrich (1800-1882) anzufertigen suchen. Das arme Paffetchen blieb heute Vormittag der 18 Grade wegen in der Schule; er wird d d iesen Abend große Freude über Deinen Brief haben, den ich auch gleich zu Deiner Gönnerin, Tante MeyerMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831), hinspedire.

Für Deine petite villeStettinDeutschlandpetite ville – frz., Kleinstadt; gemeint ist Stettin. muß ich Dir doch aus der Residenz melden, daß Herzog CarlMecklenburg-Strelitz, Carl Friedrich August Herzog von (Pseud.: A. von Weißhaupt; J. E. Mand) (1785-1837) zum mardi grasmardi gras – frz., Faschingsdienstag. einen großen Maskenball giebt,daß Herzog Carl zum mardi gras einen großen Maskenball giebt – Herzog Carl Friedrich August zu Mecklenburg-Strelitz gab am Faschingsdienstag, dem 27. Februar 1827, einen Kostümball. Siehe dazu Hedwig von Olfers, Erblüht in der Romantik, gereift in selbstloser Liebe. Aus Briefen zusammengestellt, Bd. 2, Berlin 1914, S. 105 f.: »Die Kostüme waren nach einem Roman der Frau von Fouqué ›Die Herzogin von Montmorency‹ gewählt und stellten die durch Catharina von Medici und Johanna von Albret veranstaltete Vermählung ihrer Kinder vor. […] heute kam die Nachricht, der König verböte sich die Catharina von Medici samt dem Gefolge. Zu verwundern ist es nicht, ich hätte mich mehr gewundert, wenn Prinz Karl die Rolle Heinrichs des Neunten, wie es hieß, übernommen hätte […]. Statt der Vermählung war ein viel früherer Moment aus der Geschichte gewählt: Die Zusammenkunft Franz’ I. mit Heinrich VIII.« auf dem die höchsten Personen den Hof Catharinens v. MedicisMedici, Caterina Maria Romula de’ darstellen werden. Man ist hier besonders glücklich in dergleichen sujets. Einmal die Hochzeit Marieens v. EnglandEngland und Irland, Maria Tudor I. (1516-1558) mit Philipp 2.Spanien, Philipp II. (1527-1598),die Hochzeit Marieens v. England mit Philipp 2. – Philipp II. von Spanien hatte 1554 in zweiter Ehe Maria Tudor I. von England und Irland geheiratet. dann die Hierodulen,Hierodulen – männliche oder weibliche heilige Tempelsklaven im Altertum; diese galten als Eigentum der Götter. Die geschlechtliche Verbindung mit ihnen sollte zur Vereinigung mit der Gottheit führen. jetzt die Medici. Fr. v. VouquéFouqué, verw. von Rochow, Caroline Auguste de la Motte (1773-1831) agirt eine in damaliger Zeit berühmte Hexe dabei. – Beim jungen JakobsonJacobson, Herrmann (1801-1892) ist gestern Maskenball gewesen; bis itzt weiß ich aber bloß von einem Zuge aus Preciosa<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111261" style="hidden" type="music">Preciosa (Musik zum Schauspiel) op. 78 (WeV F. 22)</name>.

Zu BreslauBreslauDeutschland haben die Studenten den Jocko vom Theater gebannt.Zu Breslau haben die Studenten den Jocko vom Theater gebannt – Jocko: Affe, Orang-Utan oder Schimpanse. Eine beliebte Figur in Theaterpossen. Zu dem Ereignis in Breslau nach der Aufführung von Louis Angelys Tierstück »Joko, der brasilianische Affe« siehe Der bayerische Volksfreund. ein Unterhaltungs-Blatt für alle Stände Nr. 79, 3. Juli 1827, S. 363: »Breslau. Dem brasilianischen Fremdling, Hrn. Joko, der Paris und Berlin in Rührung versetzt hatte, wurde im hiesigen Theater sehr ungastlich begegnet. In der 13ten Vorstellung des Joko traktirten unsere Kunstrichter denselben vom Paradiese aus mit einem Hagel roher Kartoffeln. Mehrere dieser Tracteurs wurden arretirt. Bei der Wiederholung nach 14 Tagen erhob sich der Lärm von Neuem, und nun ist dem moralisch-springenden Affen für immer unsere Bühne versagt.« Sie nahmen den größten Theil der Plätze ein, und bei Jockos Erscheinen flogen von allen Seiten Kartoffeln auf ihn, und |3| 2 maligen Salven: zuletzt riefen sie den Direktor BiereyBierey, Gottlob Benedict (1772-1840), er war aber so klug, nicht zu kommen, und so wurde der Vorhang unverrichteter Sache niedergelaßen. Wenn Du nun noch weißt, mein Schatze! daß der PabstLeo XII. (vorh. Annibale della Genga Sermattei) (1760-1829) die Kuhpocken Impfung verboten,daß der Pabst die Kuhpocken Impfung verboten – Papst Leo XII. bezeichnete den Impfschutz 1824 als unnütz und als Eingriff in die Majestätsrechte Gottes: er verbot ihn. und daß (nahe Ideenverbindung von Kuh und Schweiz) Weigls SchweizerfamilieWeigl, Joseph (1766-1846) in Paris sehr gefallen hat, so bist Du von allen Neuigkeiten des Tags unterrichtet. Ich hoffe, Du wirst das enseignement mutuelenseignement mutuel – frz., gegenseitiges Unterrichten, hier: Neuigkeiten austauschen. in Stettin einführen und alles anklatschen. Dazu gehört noch, daß bei Gelegenheit der v. ApponyApponyi, Anton Graf von (1782-1852) nicht respektirten Marschallsnamen in Paris, sein portier fragte, als der Bischof v. HermopolisFrayssinous, Denis Antoine Luc Comte de (1765-1841) sich ihm nannte, Monsieur, serait-ce votre nom de guerre?Monsieur, serait-ce votre nom de guerre – frz., Mein Herr, sollte dies Ihr Kriegsname sein?

Ach, mein Lixchen, wie mag Deine heutige Probe abgelaufen sein? fast zittre ich eben so für das Umwerfen Deiner <hi rend="latintype">ouverture</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ymdsriua-m188-6nc5-liad-qi7mfgy9fql8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> als Deiner Schnellpost. Wetze die Scharte möglichst durch ganz vortreffliches Spielen aus. Ich wollte, ich könnte Dir den StraduarisStradivari, Antonio Giacomo (?-1737) auf dem RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)den Straduaris auf dem Ritz – Anspielung auf den Geiger Eduard Rietz; dieser besaß eine Violine von Antonio Giacomo Stradivari. in diesen Brief packen, er käme noch grade zur Zeit. Beherzige Vaters Rath mit dem Hauderer. Die Kälte scheint leider! zu steigen. ZelterZelter, Charlotte Rosamunde (1794-1862) läßt Dir sagen, Du möchtest unter den Fausthandschuhen ein Paar gewöhnliche anziehen, weil die plötzlich veränderte Temperatur die Hände leicht erfrieren macht. Halte Dir nur ein Tuch für den Kopf über der Mütze bereit, damit wir hier Deinen Verstand nicht aufzuthauen brauchen. Es routiren bedeutende Wetten, ob Du am Sonntag früh eine Pöbel- oder gentleman Weste arborirtarborirt – von arborieren (frz. arborer), aufpflanzen, aufstecken; hier: anziehen. hattest. Lebewohl, Herzenssöhnchen, und lege mich dankbar allen Personen zu Füßen, die Dir Freundliches erweisen.

Deine ganz ergebene Mama.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)

Nimm Dich vor einer Intrigue mit der PrinzeßinPreußen, Elisabeth Ludovike von (1801-1873) in Acht! Der MonarchPreußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840) ahndet dergleichen streng, und Du könntest vollends in St. sitzen bleiben. Lieber laß sie sitzen.

Druckfehler. Phantasie sollte auf Felixisch mit F. geschrieben sein.

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Berlin 19 Febr 27. Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen hatten wir 18° Kälte mit hohem Barometerstand. Wenn nur Deinen Bläsern die Mäuler nicht zufrieren, es ist einem jezt so recht sommernächtlich zu Muthe, die ouverture muß sich herrlich machen, wie Faust aufs Auge!
Gestern habe ich mit Frank die 12te Partie gespielt und – – – – gewonnen. pikanteres konnte F. wohl nichts begegnen; er war würcklich angegriffen und den ganzen Abend über “zahm und mild”. als wir vollends nachher während der Bostons im Nebenzimmer ein Lied singen hörten, welches ich als eines der Beethovenschen Schottischen erkannte, er dagegen behauptete, es sei ein Rungenhagensches Liedertafellied, die Wette, welche ich ihm anbot, aus delicatesse weil er seiner Sache gewiß sei, nicht annehmen wollte, endlich aber doch annahm, und die 2ten 100 Austern verlohr, so war er wirklich zu bedauern! Jetzt hat er zu den verlohrnen 200 Seeungeheuern noch 2 boutéillen Champagner gegen 1 gesetzt, ein 6 Partien Schach 5 zu gewinnen hintereinander gegen mich zu gewinnen. Denke Dir was Dich erwartet.
würklich meldet uns Dein Schreiben vom 17 Deine Ankunft, und so werden wir noch einen Brief mit angenehmen Nachrichten über Deinen Aufenthalt erhalten, und Deine glückliche Rückreise meldest Du uns selbst.
Sollte eine der unangenehmsten Merkwürdigkeiten eintreten, nehmlich eine merkwürdige Kälte, so in die 20-30°, so wäre ich fest der Meynung, Du nähmest Dir zur Rückreise einen Haudrer, und schliefest die Nacht unterwegs. Überlege Dir das mit Deinen dortigen Freunden und Deiner gemachten Erfahrung.
Empfiel mich Hr Löwe und Hr Kölpin Dein Vater
Abraham.
Gewiß, die madre hätte gepiangert, wärst Du nicht so liebenswürdig gewesen, von Deiner unerfrornen Ankunft gleich Bericht zu erstatten. Alle Herren waren gestern Abend so artig, die schrecklichsten Geschichten von Reisen in solcher Kälte zu erzählen, und bei einer Einbildungskraft wie meine mütterliche, gehört wenig dazu, schlimme Phantasieen zu hegen. Wenn Deine Nase diesmal nicht um ein Zipfelchen gekommen ist, so fürchte ich mich nicht, gehst Du einmal mit Cäptain Parry an den Nordpol. Vater schimpft eben so sehr auf die Kälte, als vorigen Sommer auf Dürre und Hitze. Paul wird ihm eine eigne atmosphärische Existenz mit Wöhler anzufertigen suchen. Das arme Paffetchen blieb heute Vormittag der 18 Grade wegen in der Schule; er wird diesen Abend große Freude über Deinen Brief haben, den ich auch gleich zu Deiner Gönnerin, Tante Meyer, hinspedire.
Für Deine petite ville muß ich Dir doch aus der Residenz melden, daß Herzog Carl zum mardi gras einen großen Maskenball giebt, auf dem die höchsten Personen den Hof Catharinens v. Medicis darstellen werden. Man ist hier besonders glücklich in dergleichen sujets. Einmal die Hochzeit Marieens v. England mit Philipp 2., dann die Hierodulen, jetzt die Medici. Fr. v. Vouqué agirt eine in damaliger Zeit berühmte Hexe dabei. – Beim jungen Jakobson ist gestern Maskenball gewesen; bis itzt weiß ich aber bloß von einem Zuge aus Preciosa.
Zu Breslau haben die Studenten den Jocko vom Theater gebannt. Sie nahmen den größten Theil der Plätze ein, und bei Jockos Erscheinen flogen von allen Seiten Kartoffeln auf ihn, und 2 maligen Salven: zuletzt riefen sie den Direktor Bierey, er war aber so klug, nicht zu kommen, und so wurde der Vorhang unverrichteter Sache niedergelaßen. Wenn Du nun noch weißt, mein Schatze! daß der Pabst die Kuhpocken Impfung verboten, und daß (nahe Ideenverbindung von Kuh und Schweiz) Weigls Schweizerfamilie in Paris sehr gefallen hat, so bist Du von allen Neuigkeiten des Tags unterrichtet. Ich hoffe, Du wirst das enseignement mutuel in Stettin einführen und alles anklatschen. Dazu gehört noch, daß bei Gelegenheit der v. Appony nicht respektirten Marschallsnamen in Paris, sein portier fragte, als der Bischof v. Hermopolis sich ihm nannte, Monsieur, serait-ce votre nom de guerre?
Ach, mein Lixchen, wie mag Deine heutige Probe abgelaufen sein? fast zittre ich eben so für das Umwerfen Deiner ouverture als Deiner Schnellpost. Wetze die Scharte möglichst durch ganz vortreffliches Spielen aus. Ich wollte, ich könnte Dir den Straduaris auf dem Ritz in diesen Brief packen, er käme noch grade zur Zeit. Beherzige Vaters Rath mit dem Hauderer. Die Kälte scheint leider! zu steigen. Zelter läßt Dir sagen, Du möchtest unter den Fausthandschuhen ein Paar gewöhnliche anziehen, weil die plötzlich veränderte Temperatur die Hände leicht erfrieren macht. Halte Dir nur ein Tuch für den Kopf über der Mütze bereit, damit wir hier Deinen Verstand nicht aufzuthauen brauchen. Es routiren bedeutende Wetten, ob Du am Sonntag früh eine Pöbel- oder gentleman Weste arborirt hattest. Lebewohl, Herzenssöhnchen, und lege mich dankbar allen Personen zu Füßen, die Dir Freundliches erweisen.
Deine ganz ergebene Mama.
Nimm Dich vor einer Intrigue mit der Prinzeßin in Acht! Der Monarch ahndet dergleichen streng, und Du könntest vollends in St. sitzen bleiben. Lieber laß sie sitzen.
Druckfehler. Phantasie sollte auf Felixisch mit F. geschrieben sein.
Lea Mendelssohn Bartholdy          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1827-02-19-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1827-02-19-01" xml:id="title_29824a1e-a494-426e-ae9a-a5e3ba5d535c">Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin, adressiert an Carl Loewe<lb></lb>Berlin, 19. Februar 1827</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8d7f3172-a321-4bb1-9831-77f2f73358cc">Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. 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August 1827</title> <author key="PSN0113247">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</author> <author key="PSN0113260">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"></name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_431b6822-c06d-4dcd-ab96-48f63722f8be"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/17.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1827-02-19-01" type="letter" xml:id="title_f665615d-b47d-4251-87b6-6902ebc7445a">Abraham Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin, adressiert an Carl Loewe; Berlin, 19. Februar 1827</title> <incipit>Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse von Lea Mendelssohn Bartholdys Hand, 1 Poststempel [BERLIN / 19. FEBR], Siegel.</p> <handDesc hands="2"> <p>Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy </p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1827-02-19" xml:id="date_95e953d5-d3c9-47fb-9c98-cb791fc84341">19. Februar 1827</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113247" resp="author" xml:id="persName_2a515113-5d7a-46ab-86aa-b14381c1cd9d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_d25ad68e-5222-445a-81c1-2b6b5575786f">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0113247" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_a3f9d022-1fea-447e-9345-10f2f183de02"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_ba1727cd-21c8-4434-ade7-15b301bac08d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_13f1a30b-0bef-4e66-addf-d5240a15b40e"> <settlement key="STM0100153">Stettin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft"></revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Musikdirektor Löwe</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Stettin</addrLine> <addrLine>Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>gefälligst abzugeben.</addrLine> <addrLine>frei.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_0fb68f1e-f22b-49ae-8ddf-91c64621d8b5"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <dateline rend="right"><hi rend="latintype">Berlin</hi> <date cert="high" when="1827-02-19" xml:id="date_b50bc3e2-542d-40c6-a3cf-79e62607d557">19 <hi rend="latintype">Feb<hi rend="superscript">r</hi></hi> 27.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Wir hoffen noch heute Nachricht Deiner wohlbehaltenen Ankunft<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c38f5841-1e6b-41d7-8b71-2c3409083381" xml:lang="de">Deiner wohlbehaltenen Ankunft – Mendelssohn traf am 17. Februar 1827 in Stettin ein. Siehe dazu Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827.</note> mit hehrer unerfrorner Persönlichkeit zu erhalten. Es sieht leider aus, als ob Du auf der Rückreise noch mehr an der Kälte wirst zu leiden haben; diesen Morgen hatten wir 18° Kälte<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_268d2f68-56e0-4145-9e22-ffe861576058" xml:lang="de">18° Kälte – 18 Grad Fahrenheit entsprechen minus 7,7 Grad Celsius.</note> mit hohem Barometerstand. Wenn nur Deinen Bläsern die Mäuler nicht zufrieren, es ist einem jezt so recht sommernächtlich zu Muthe, die <hi rend="latintype"><title xml:id="title_4513e847-ff4c-4ec6-9efa-25c8c4796047">ouverture<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cwvrjq3f-tnof-cocy-bsel-d79cmdkt4ytf"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title></hi> muß sich herrlich machen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_09fba607-86cc-4acb-93d0-6e31411a7f83" xml:lang="de">die ouverture muß sich herrlich machen – Carl Loewe brachte Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), am 20. Februar 1827 im Stettiner zweiten großen »Winter-Konzert« in der Orchesterfassung zur Uraufführung. Mendelssohn spielte zudem zusammen mit Carl Loewe sein Konzert As-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 6, und trug das Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79, von Carl Maria von Weber (ohne Orchesterbegleitung) vor. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-Moll, op. 125, bei der Mendelssohn als Geiger mitwirkte, erklang im zweiten Teil des Konzerts (BAMZ 4, Nr. 11, 14. März 1827, S. 83-87, und Nr. 12, 21. März 1827, S. 95 f.).</note> wie Faust aufs Auge!<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_1d0ba254-ae2f-4cc4-ad5c-ce655b923aca" xml:lang="de">Faust aufs Auge – umgangssprachliches Synonym für absolut unpassend (später in der gegenteiligen Bedeutung gebräuchlich).</note></p> <p><date cert="high" when="1827-02-18">Gestern</date> habe ich mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_b27f704d-e42b-4104-a8b1-94b398856bc2">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden" type="person">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName></hi> die 12<hi rend="superscript">te</hi> Partie<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_22bc8ca5-ec10-4606-8c97-9c649e2c9145" xml:lang="de">die 12te Partie – im Schachspiel.</note> gespielt und – – – – gewonnen. pikanteres konnte F. wohl nichts begegnen; er war würcklich angegriffen und den ganzen Abend über <title xml:id="title_0e3ccaf5-6686-4890-be29-9c8702ea9a92">“zahm und mild”<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_9112e9c6-0be4-4059-8123-398c6767d143" xml:lang="de">“zahm und mild” – Worte des Altmayer in Johann Wolfgang von Goethes Faust. Der Tragödie erster Theil, Auerbachs Keller: »Der Schmerbauch mit der kahlen Platte! / Das Unglück macht ihn zahm und mild; / Er sieht in der geschwollnen Ratte / Sein ganz natürlich Ebenbild.«</note>. als wir vollends nachher während der <hi rend="latintype">Bostons</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5d5c2349-6f93-42d5-815f-c80230b86698" xml:lang="de">Bostons – ein Kartenspiel.</note> im Nebenzimmer ein Lied singen hörten, welches ich als eines der <title xml:id="title_b8e355b7-d737-4f62-b0e2-8f779e9ac64d"><hi rend="latintype">Beethoven</hi>schen Schottischen<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0108059" style="hidden" type="music">25 Schottische Lieder op. 108</name><name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770–1827)</name><name key="CRT0111621" style="hidden" type="music">22 Schottische Lieder WoO 156</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_92df12b3-e40d-438a-acd5-0aef8dba7d33" xml:lang="de">der Beethovenschen Schottischen – Ludwig van Beethovens 25 Schottische Lieder für eine Singstimme, Violine, Violoncello und Klavier op. 108 (Druck: London und Edinburgh 1818) oder dessen 22 Schottische Lieder WoO 156 (Druck: 5 Bde., London und Edinburgh 1822-1823).</note> erkannte, er dagegen behauptete, es sei ein <title xml:id="title_73f23899-1fa3-49a5-873c-00e79528fe69"><hi rend="latintype">Rungenhagen</hi>sches Liedertafellied<name key="PSN0114359" style="hidden" type="author">Rungenhagen, Karl Friedrich (1778–1851)</name><name key="CRT0111632" style="hidden" type="music">Vier Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 21</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ecda3476-1184-46c4-9740-87d7e29d14bf" xml:lang="de">ein Rungenhagensches Liedertafellied – Karl Friedrich Rungenhagen war Mitglied der 1809 von Carl Friedrich Zelter gegründeten Liedertafel. Für diese komponierte er mehrere Männerchöre, u. a. die Vier Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 21 (Druck: Berlin 1824), später folgte das zweite Heft: Sechs Tafel-Lieder für vier Männerstimmen op. 40 (Berlin 1840).</note>, die Wette, welche ich ihm anbot, aus <hi rend="latintype">delicatesse</hi> weil er seiner Sache gewiß sei, nicht annehmen wollte, endlich aber doch annahm, und die 2<hi rend="superscript">ten</hi> 100 Austern verlohr, so war er wirklich zu bedauern! Jetzt hat er zu den verlohrnen 200 Seeungeheuern noch 2 <hi rend="latintype">boutéillen</hi> <hi rend="latintype">Champagner</hi> gegen 1 gesetzt, <del cert="low" rend="strikethrough">ein</del> 6 Partien Schach <gap quantity="1" reason="deletion" unit="words"></gap><del cert="high" rend="strikethrough">5 zu gewinnen</del> hintereinander gegen mich zu gewinnen. Denke Dir was Dich erwartet.</p> <p>würklich meldet uns <title xml:id="title_54d608f8-f870-446b-abe0-79645313fccd">Dein Schreiben vom <date cert="high" when="1827-02-17" xml:id="date_19d793f8-6b75-4886-a2f0-db2373dda463">17</date><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="fmb-1827-02-17-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Stettin, 17. Februar 1827</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_acc0dc73-0e00-4c3b-acda-740f8a48441b" xml:lang="de">Dein Schreiben vom 17 – Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827.</note> Deine Ankunft, und<seg type="pagebreak"> |2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> so werden wir noch einen Brief mit angenehmen Nachrichten über Deinen Aufenthalt erhalten, und Deine glückliche Rückreise<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f3990fbf-1b86-47db-be9f-329b50e824ae" xml:lang="de">Deine glückliche Rückreise – So glücklich, wie Abraham Mendelssohn Bartholdy hoffte, verlief die Rückreise des Sohns nach Berlin nicht. Sebastian Hensel berichtete: »Im Februar 1827 unternahm Felix eine Reise nach Stettin zur Aufführung der Sommernachts-Ouverture, wo er sehr gefeiert wurde, auf der Rückreise aber, als die Schnellpost umgeworfen wurde, Proben von Geistesgegenwart ablegen konnte, – Alle hatten den Kopf verloren, er ritt bei ausserordentlicher Kälte Nachts auf einem ausgespannten Postgaul eine Meile zurück, Hülfe zu holen« (Hensel, Die Familie Mendelssohn, Bd. 1, S. 156).</note> meldest Du uns selbst.</p> <p>Sollte eine der unangenehmsten Merkwürdigkeiten eintreten, nehmlich eine merkwürdige Kälte, so in die 20-30°<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7fed3369-6b2b-4638-84b4-f36c87d9b222" xml:lang="de">20-30° – 20 Grad Fahrenheit entsprechen minus 6,7 Grad Celsius; 30 Grad Fahrenheit entsprechen minus 1,1 Grad Celsius.</note>, so wäre ich fest der Meynung, Du nähmest Dir zur Rückreise einen Haudrer<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_d5a750dc-fd96-47f3-b6df-a5c7665b6bda" xml:lang="de">Haudrer – Hauderer: Mietwagen, aber auch: Lohnkutscher.</note>, und schliefest die Nacht unterwegs. Überlege Dir das mit Deinen dortigen Freunden und Deiner gemachten Erfahrung.</p> <closer rend="left">Empfiel mich <persName xml:id="persName_ad1213c0-cb59-4194-ba76-9534f653a66d">Hr <hi rend="latintype">Löwe</hi><name key="PSN0112914" style="hidden" type="person">Loewe, Johann Carl Gottfried (1796-1869)</name></persName> und Hr <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_9e5f88a3-ea8a-4b61-a12c-51014095ed2e">Kölpin<name key="PSN0112480" style="hidden" type="person">Kölpin, Ernst Heinrich Carl (1774-1846)</name></persName></hi></closer> <signed rend="right">Dein Vater</signed> <signed rend="right">Abraham.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_4920a0f7-f9d9-478e-a823-9030ee5909aa"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Gewiß, die madre hätte ge<hi rend="latintype">piangert</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_80b16014-5f29-45af-8b5e-a7666cf99150" xml:lang="de">gepiangert – geweint; von ital. piangere, weinen.</note>, wärst Du nicht so liebenswürdig gewesen, von Deiner unerfrornen Ankunft gleich Bericht zu erstatten. Alle Herren waren gestern Abend so artig, die schrecklichsten Geschichten von Reisen in solcher Kälte zu erzählen, und bei einer Einbildungskraft wie meine mütterliche, gehört wenig dazu, schlimme Phantasieen zu hegen. Wenn Deine Nase diesmal nicht um ein Zipfelchen gekommen ist, so fürchte ich mich nicht, gehst Du einmal mit <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_cdc1d9bf-929b-461b-8b6b-a039456e8d4d">Cäptain Parry<name key="PSN0113755" style="hidden" type="person">Parry, (seit 1829) Sir William Edward (1790-1855)</name></persName></hi> an den Nordpol.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c02581f4-03f2-452c-b29c-010760340677" xml:lang="de">mit Cäptain Parry an den Nordpol – Der englische Polarforscher William Edward Parry reiste fünfmal zum Nordpol. Zuletzt versuchte er 1827, mit Rentierschlitten von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen. Diese letzte Reise schilderte er in der Schrift Narrative of an attempt to reach the North pole, London 1828.</note> <persName xml:id="persName_b6c99cd6-1ac1-4bfc-8b19-2e947768f6a9">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> schimpft eben so sehr auf die Kälte, als vorigen Sommer auf Dürre und Hitze. <persName xml:id="persName_c6c29429-d4da-49c0-b33b-3a37bb766070">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> wird ihm eine eigne atmosphärische Existenz mit <persName xml:id="persName_54b02bf2-4c2d-4530-b0a5-88dc7572c16d">Wöhler<name key="PSN0118651" style="hidden" type="person">Wöhler, Friedrich (1800-1882)</name></persName> anzufertigen suchen. Das arme Paffetchen blieb heute Vormittag der 18 Grade wegen in der Schule; er wird <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_d5bab432-9490-4167-a518-74b3b4ee7086"> <corr resp="writer">d</corr> <sic resp="writer">d</sic> </choice>iesen Abend große Freude über Deinen Brief haben, den ich auch gleich zu Deiner Gönnerin, <persName xml:id="persName_df255592-719a-4f61-86e0-1388ac0b187c">Tante Meyer<name key="PSN0113312" style="hidden" type="person">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name></persName>, hinspedire.</p> <p>Für Deine <placeName xml:id="placeName_5b0a1048-ef43-4c2b-8ce8-dfd5e41dda2b"><hi rend="latintype">petite ville</hi><settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_f9bba856-77fc-4528-97c7-9bf75fdce416" xml:lang="fr ">petite ville – frz., Kleinstadt; gemeint ist Stettin.</note> muß ich Dir doch aus der Residenz melden, daß <persName xml:id="persName_dd6bc1e2-91b3-46a3-9647-159a12b3bbf2">Herzog Carl<name key="PSN0117547" style="hidden" type="person">Mecklenburg-Strelitz, Carl Friedrich August Herzog von (Pseud.: A. von Weißhaupt; J. E. Mand) (1785-1837)</name></persName> zum <hi rend="latintype">mardi gras</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_72b7c19b-03de-486f-87be-e6da39c77fdf" xml:lang="fr ">mardi gras – frz., Faschingsdienstag.</note> einen großen Maskenball giebt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_62b75178-5176-49ad-8db7-a5a2795a4efb" xml:lang="de">daß Herzog Carl zum mardi gras einen großen Maskenball giebt – Herzog Carl Friedrich August zu Mecklenburg-Strelitz gab am Faschingsdienstag, dem 27. Februar 1827, einen Kostümball. Siehe dazu Hedwig von Olfers, Erblüht in der Romantik, gereift in selbstloser Liebe. Aus Briefen zusammengestellt, Bd. 2, Berlin 1914, S. 105 f.: »Die Kostüme waren nach einem Roman der Frau von Fouqué ›Die Herzogin von Montmorency‹ gewählt und stellten die durch Catharina von Medici und Johanna von Albret veranstaltete Vermählung ihrer Kinder vor. […] heute kam die Nachricht, der König verböte sich die Catharina von Medici samt dem Gefolge. Zu verwundern ist es nicht, ich hätte mich mehr gewundert, wenn Prinz Karl die Rolle Heinrichs des Neunten, wie es hieß, übernommen hätte […]. Statt der Vermählung war ein viel früherer Moment aus der Geschichte gewählt: Die Zusammenkunft Franz’ I. mit Heinrich VIII.« </note> auf dem die höchsten Personen den Hof <persName xml:id="persName_65ebe191-a079-468b-9d06-293ccf037bdc">Catharinens v. Medicis<name key="PSN0117554" style="hidden" type="person">Medici, Caterina Maria Romula de’</name></persName> darstellen werden. Man ist hier besonders glücklich in dergleichen <hi rend="latintype">sujets</hi>. Einmal die Hochzeit <persName xml:id="persName_78d203c8-4aee-4787-92ed-bde9c297e0a7">Marieens v. England<name key="PSN0116891" style="hidden" type="person">England und Irland, Maria Tudor I. (1516-1558)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_faacf5f6-e3e4-411e-a150-63aad77a4e87">Philipp 2.<name key="PSN0118316" style="hidden" type="person">Spanien, Philipp II. (1527-1598)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_43ff9c4a-5457-4025-b866-27a0367f4746" xml:lang="de">die Hochzeit Marieens v. England mit Philipp 2. – Philipp II. von Spanien hatte 1554 in zweiter Ehe Maria Tudor I. von England und Irland geheiratet.</note> dann die Hierodulen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_09d3a35d-2c7c-4e66-98b2-9044a3608db5" xml:lang="de">Hierodulen – männliche oder weibliche heilige Tempelsklaven im Altertum; diese galten als Eigentum der Götter. Die geschlechtliche Verbindung mit ihnen sollte zur Vereinigung mit der Gottheit führen.</note> jetzt die <hi rend="latintype">Medici</hi>. <persName xml:id="persName_448533ac-b55c-44e2-adbe-8050f8979cd8">Fr. v. <hi rend="latintype">Vouqué</hi><name key="PSN0116729" style="hidden" type="person">Fouqué, verw. von Rochow, Caroline Auguste de la Motte (1773-1831)</name></persName> agirt eine in damaliger Zeit berühmte Hexe dabei. – Beim <persName xml:id="persName_9db5a22d-bdec-4879-a96c-24d0545a8300">jungen Jakobson<name key="PSN0112193" style="hidden" type="person">Jacobson, Herrmann (1801-1892)</name></persName> ist gestern Maskenball gewesen; bis itzt weiß ich aber bloß von einem Zuge aus <title xml:id="title_f8e30258-9042-428c-81ab-061681a77946">Preciosa<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111261" style="hidden" type="music">Preciosa (Musik zum Schauspiel) op. 78 (WeV F. 22)</name></title>.</p> <p>Zu <placeName xml:id="placeName_1ee9db20-c4ef-4735-a8b2-a9014a3298bb">Breslau<settlement key="STM0100136" style="hidden" type="locality">Breslau</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben die Studenten den Jocko vom Theater gebannt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f36e6ad9-04f8-4c79-9f84-c40c78695c0e" xml:lang="de">Zu Breslau haben die Studenten den Jocko vom Theater gebannt – Jocko: Affe, Orang-Utan oder Schimpanse. Eine beliebte Figur in Theaterpossen. Zu dem Ereignis in Breslau nach der Aufführung von Louis Angelys Tierstück »Joko, der brasilianische Affe« siehe Der bayerische Volksfreund. ein Unterhaltungs-Blatt für alle Stände Nr. 79, 3. Juli 1827, S. 363: »Breslau. Dem brasilianischen Fremdling, Hrn. Joko, der Paris und Berlin in Rührung versetzt hatte, wurde im hiesigen Theater sehr ungastlich begegnet. In der 13ten Vorstellung des Joko traktirten unsere Kunstrichter denselben vom Paradiese aus mit einem Hagel roher Kartoffeln. Mehrere dieser Tracteurs wurden arretirt. Bei der Wiederholung nach 14 Tagen erhob sich der Lärm von Neuem, und nun ist dem moralisch-springenden Affen für immer unsere Bühne versagt.«</note> Sie nahmen den größten Theil der Plätze ein, und bei Jockos Erscheinen flogen von allen Seiten Kartoffeln auf ihn, und<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> 2 maligen Salven: zuletzt riefen sie den <persName xml:id="persName_d2f76062-e2cd-468c-abd4-6ca35ae06913">Direktor Bierey<name key="PSN0116228" style="hidden" type="person">Bierey, Gottlob Benedict (1772-1840)</name></persName>, er war aber so klug, nicht zu kommen, und so wurde der Vorhang unverrichteter Sache niedergelaßen. Wenn Du nun noch weißt, mein Schatze! daß der <persName xml:id="persName_d2d4d34f-2a79-4258-9f99-3520609a8f0e">Pabst<name key="PSN0117386" style="hidden" type="person">Leo XII. (vorh. Annibale della Genga Sermattei) (1760-1829)</name></persName> die Kuhpocken Impfung verboten,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_5b2dc6f8-87e8-4730-bb6d-c6da82e371d3" xml:lang="de">daß der Pabst die Kuhpocken Impfung verboten – Papst Leo XII. bezeichnete den Impfschutz 1824 als unnütz und als Eingriff in die Majestätsrechte Gottes: er verbot ihn.</note> und daß (nahe Ideenverbindung von Kuh und Schweiz) <persName xml:id="persName_91d8ae6f-3347-4412-a3d9-4403e87b84bd">Weigls Schweizerfamilie<name key="PSN0115674" style="hidden" type="person">Weigl, Joseph (1766-1846)</name></persName> in Paris sehr gefallen hat, so bist Du von allen Neuigkeiten des Tags unterrichtet. Ich hoffe, Du wirst das <hi rend="latintype">enseignement mutuel</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e45a1953-5fad-4e7c-bf71-95960c9e7449" xml:lang="fr ">enseignement mutuel – frz., gegenseitiges Unterrichten, hier: Neuigkeiten austauschen.</note> in Stettin einführen und alles anklatschen. Dazu gehört noch, daß bei Gelegenheit der <persName xml:id="persName_74e88236-acef-4c37-a6e5-996a3c83154e">v. <hi rend="latintype">Appony</hi><name key="PSN0116060" style="hidden" type="person">Apponyi, Anton Graf von (1782-1852)</name></persName> nicht respektirten Marschallsnamen in Paris, sein <hi rend="latintype">portier</hi> fragte, als der <persName xml:id="persName_af4e1b4d-c4e1-4558-be27-1f6165ca15df">Bischof v. Hermopolis<name key="PSN0116748" style="hidden" type="person">Frayssinous, Denis Antoine Luc Comte de (1765-1841)</name></persName> sich ihm nannte, <hi rend="latintype">Monsieur, serait-ce votre nom de guerre</hi>?<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_6b0b2b5b-fca5-4173-90c8-3108a65ed7d9" xml:lang="fr ">Monsieur, serait-ce votre nom de guerre – frz., Mein Herr, sollte dies Ihr Kriegsname sein?</note></p> <p>Ach, mein Lixchen, wie mag Deine heutige Probe abgelaufen sein? fast zittre ich eben so für das Umwerfen <title xml:id="title_2385c6d7-7a93-4c72-94b5-793a2a274d71">Deiner <hi rend="latintype">ouverture</hi><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ymdsriua-m188-6nc5-liad-qi7mfgy9fql8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> als Deiner Schnellpost. Wetze die Scharte möglichst durch ganz vortreffliches Spielen aus. Ich wollte, ich könnte Dir den <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_f593b885-10e4-4183-bc42-c193c086ee51">Straduaris<name key="PSN0115169" style="hidden" type="person">Stradivari, Antonio Giacomo (?-1737)</name></persName></hi> auf dem <persName xml:id="persName_3dcfcff8-20e2-4dfe-b6fe-120c9d493e27">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden" type="person">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b091be61-ec4b-4e82-95d3-be865ff346be" xml:lang="de">den Straduaris auf dem Ritz – Anspielung auf den Geiger Eduard Rietz; dieser besaß eine Violine von Antonio Giacomo Stradivari.</note> in diesen Brief packen, er käme noch grade zur Zeit. Beherzige Vaters Rath mit dem Hauderer. Die Kälte scheint leider! zu steigen. <persName xml:id="persName_d010e1b4-1b50-4a45-8659-31ef6b391990">Zelter<name key="PSN0115917" style="hidden" type="person">Zelter, Charlotte Rosamunde (1794-1862)</name></persName> läßt Dir sagen, Du möchtest unter den Fausthandschuhen ein Paar gewöhnliche anziehen, weil die plötzlich veränderte Temperatur die Hände leicht erfrieren macht. Halte Dir nur ein Tuch für den Kopf über der Mütze bereit, damit wir hier Deinen Verstand nicht aufzuthauen brauchen. Es <hi rend="latintype">routiren</hi> bedeutende Wetten, ob Du am <date cert="medium" when="1827-02-18">Sonntag früh</date> eine Pöbel- oder <hi rend="latintype">gentleman</hi> Weste arborirt<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_870365df-fb04-4f43-b82b-539b10db658e" xml:lang="de">arborirt – von arborieren (frz. arborer), aufpflanzen, aufstecken; hier: anziehen.</note> hattest. Lebewohl, Herzenssöhnchen, und lege mich dankbar allen Personen zu Füßen, die Dir Freundliches erweisen.</p> <signed rend="right">Deine ganz ergebene Mama.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_74e5fae6-724e-44a0-a091-99e9a2c410ae"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Nimm Dich vor einer Intrigue mit der <persName xml:id="persName_af900832-be3f-4adf-9740-6c166373431c">Prinzeßin<name key="PSN0113981" style="hidden" type="person">Preußen, Elisabeth Ludovike von (1801-1873)</name></persName> in Acht! Der <persName xml:id="persName_ffd5061a-d057-4958-ae5a-0884a4ea060c">Monarch<name key="PSN0113989" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm III. von (1770-1840)</name></persName> ahndet dergleichen streng, und Du könntest vollends in St. sitzen bleiben. Lieber laß sie sitzen. </p><p>Druckfehler. Phantasie sollte auf Felixisch mit F. geschrieben sein.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>