]> Brief: gb-1827-02-17-02

gb-1827-02-17-02

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Wilhelm Theodor Horn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin <lb></lb>Berlin, 17. Februar 1827 Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorenn – i. e. mei juris und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) unbekannt unbekannt Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) Transkription: Edition: FMB- Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. b. 4/15. Autograph Wilhelm Theodor Horn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin; Berlin, 17. Februar 1827 Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorenn – i. e. mei juris und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist

1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN / 19. FEBR], Siegel. – Datierung: Wilhelm Theodor Horn hat sich bei der Jahresangabe geirrt. Die erwähnte Aufführung von Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), in Stettin fand 1827 statt.

Wilhelm Theodor Horn

Green Books

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

17. Februar 1827 Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)counter-resetHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) BerlinDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) StettinDeutschland deutsch
Herrn Felix Mendelssohn Bartholdy, Ad. Hrn. Musikdirector Loewe. Stettin.
Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871) Berlin 17/2 26. Lieber Felix!

Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorennmajorenn – volljährig, mündig; um 1700 aus lat. majorennis (maior annis) entlehnt. Mit dem vollendeten 24. Lebensjahr wurde man majorenn. Horn wurde am 17. Februar 1803 geboren.i. e. mei jurisi. e. mei juris – lat. id est mei iuris, das heißt es ist mein Recht. und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist eine Bedingung der Freundschaft, blind zu thuen, nicht nach dem Grunde zu fragen; ich thue es und schreibe; aber was? Eben, daß ich morgen Abend zu Deinen ElternMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) gehen werde, um zu sehen, wie Deine Familie Deinen zeitigen Verlust erträgt? oder daß ich hoffe, Du seist heute Nachmittag wohlbehalten in StettinStettinDeutschland angekommen?Du seist heute Nachmittag wohlbehalten in Stettin angekommen – siehe dazu Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827. oder daß ich heute Manches geschenkt bekommen? oder wie ich meinen Abend zugebracht? oder wer mir Glück gewünscht hat? wer schriftlich? wer mündlich? Ich könnte so leicht, wie Du siehst, die 3 Aktenseiten eines unfrankirten Briefes füllen; aber ich thue es nicht.

Heute war ich unverständig und über alle Maßen sentimental; seit den letzten anderthalb Stunden aber ändert sich diese Stimmung und ich sehe mit einem gewissen Stolze und Selbstgefühl auf Dich herab, auf HeydemannHeydemann, Albert Gustav (1808-1877), Herrn MückeMücke, Heinrich Carl Anton (1806-1891) und einige andre Herren meiner Bekanntschaft und respective Freundschaft, die dahin erst gelangen können, wo ich schon bin. Hoc ad me.Hoc ad me – lat., Dies zu mir.

|2| Was Dich betrifft, so kann ich Dir wohl schriftlich sagen, daß ich von Herzen wünsche, Dein großes Werk<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cjflendn-ys81-hbzv-hzlj-qynzfeyjpcvu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> möge von einem, mit Respekt zu sagen, Pomerschen Publikum so aufgenommen werden, wie es aufgenommen zu werden verdient. Ich werde nicht verfehlen, in irgend einem schlechten Journale ein Aufhebens von dem Concertdem Concert – Carl Loewe brachte Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), am 20. Februar 1827 im Stettiner zweiten großen »Winter-Konzert« in der Orchesterfassung zur Uraufführung. Mendelssohn spielte zusammen mit Carl Loewe sein Konzert As-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 6, und trug das Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79, von Carl Maria von Weber (ohne Orchesterbegleitung) vor. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-Moll, op. 125, bei der Mendelssohn als Geiger mitwirkte, erklang im zweiten Teil des Konzerts (BAMZ 4, Nr. 11, 14. März 1827, S. 83-87, und Nr. 12, 21. März 1827, S. 95 f.). zu machen, daß man eine mimose Freundschaft des Ref. sehr bald erkennen soll.

Mücke ist gestern und vorgestern, so wie heute, krank, die beiden letzten Tage über hat er meinen eigentlichen Beistand in Anspruch genommen, den ich ihm heute entzogen; morgen Mittag ist bei seinen Eltern großes EssenHorn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803–1871), wo ich auch zugegen sein werde; ich werde als physician inordinary tüchtig ihm auf die Finger, d. h. auf den Mund sehen.

Heute wurde mir die Verlobung der älteren Schwester unseres Freundes EngrichEngrich, Herr mit Herrn Lieutnant BuchholzBuchholz, Herr, Sohn eines hiesigen JustizrathsBuchholz, J. D., angezeigt; d. h. durch die dritte Hand, wo ich also nicht gratuliren kann.

In der körperlichen Stadt BerlinBerlinDeutschland, d. h. in den Gebäuden ist seit Deiner Abwesenheit nach meiner Meinung nicht die allermindeste Verändrung vorgegangen und es ist vielleicht nur so, daß man sagt: Tempora mutantur etc.Tempora mutantur etc. – lat. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen; Hexameter mittelalterlichen Ursprungs.

Jetzt bin ich aber wahrlich in der allergrößten Verlegenheit, was ich weiterschreiben soll – ich könnte die –––––– |3| dritte Seite mit den Versichrungen meiner Freundschaft füllen, Du weists aber, daß ich kein Freund davon bin, deshalb bleibe auch ohne diese in freundlichem Andenken hold Deinem WHrn. / W. med.W. med. – Wilhelm medicus.
            Berlin 17/2 26. Lieber Felix!
Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorenn – i. e. mei juris und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist eine Bedingung der Freundschaft, blind zu thuen, nicht nach dem Grunde zu fragen; ich thue es und schreibe; aber was? Eben, daß ich morgen Abend zu Deinen Eltern gehen werde, um zu sehen, wie Deine Familie Deinen zeitigen Verlust erträgt? oder daß ich hoffe, Du seist heute Nachmittag wohlbehalten in Stettin angekommen? oder daß ich heute Manches geschenkt bekommen? oder wie ich meinen Abend zugebracht? oder wer mir Glück gewünscht hat? wer schriftlich? wer mündlich? Ich könnte so leicht, wie Du siehst, die 3 Aktenseiten eines unfrankirten Briefes füllen; aber ich thue es nicht.
Heute war ich unverständig und über alle Maßen sentimental; seit den letzten anderthalb Stunden aber ändert sich diese Stimmung und ich sehe mit einem gewissen Stolze und Selbstgefühl auf Dich herab, auf Heydemann, Herrn Mücke und einige andre Herren meiner Bekanntschaft und respective Freundschaft, die dahin erst gelangen können, wo ich schon bin. Hoc ad me.
 Was Dich betrifft, so kann ich Dir wohl schriftlich sagen, daß ich von Herzen wünsche, Dein großes Werk möge von einem, mit Respekt zu sagen, Pomerschen Publikum so aufgenommen werden, wie es aufgenommen zu werden verdient. Ich werde nicht verfehlen, in irgend einem schlechten Journale ein Aufhebens von dem Concert zu machen, daß man eine mimose Freundschaft des Ref. sehr bald erkennen soll.
Mücke ist gestern und vorgestern, so wie heute, krank, die beiden letzten Tage über hat er meinen eigentlichen Beistand in Anspruch genommen, den ich ihm heute entzogen; morgen Mittag ist bei seinen Eltern großes Essen, wo ich auch zugegen sein werde; ich werde als physician inordinary tüchtig ihm auf die Finger, d. h. auf den Mund sehen.
Heute wurde mir die Verlobung der älteren Schwester unseres Freundes Engrich mit Herrn Lieutnant Buchholz, Sohn eines hiesigen Justizraths, angezeigt; d. h. durch die dritte Hand, wo ich also nicht gratuliren kann.
In der körperlichen Stadt Berlin, d. h. in den Gebäuden ist seit Deiner Abwesenheit nach meiner Meinung nicht die allermindeste Verändrung vorgegangen und es ist vielleicht nur so, daß man sagt: Tempora mutantur etc.
Jetzt bin ich aber wahrlich in der allergrößten Verlegenheit, was ich weiterschreiben soll – ich könnte die –––––– dritte Seite mit den Versichrungen meiner Freundschaft füllen, Du weists aber, daß ich kein Freund davon bin, deshalb bleibe auch ohne diese in freundlichem Andenken hold Deinem
WHrn. / W. med.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="gb-1827-02-17-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="gb-1827-02-17-02" xml:id="title_ecfc3083-bb77-4f90-a4d3-2faeb1c87e44">Wilhelm Theodor Horn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin <lb></lb>Berlin, 17. Februar 1827</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_8580f2f2-3e88-4fc8-bf2e-74448945c3cb">Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorenn – i. e. mei juris und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_1a7d0793-f8da-4ea1-b9f5-564c6c6d2d67">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor" xml:id="title_305d98c1-292e-4da9-ac64-1094a41a475e">unbekannt</title> <title key="unknown" type="successor" xml:id="title_31466ed3-b7b6-4c49-8936-315ee3a2e42f">unbekannt</title> <author key="PSN0112093">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0112093" resp="writer">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription"></name> </respStmt> <respStmt resp="edition"><resp resp="edition">Edition: </resp><name resp="edition">FMB-</name></respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName xml:id="placeName_d32ee217-2324-4137-89ad-1d0e5abf9029"> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Großbritannien</country> <settlement>Oxford</settlement> <institution key="RISM">GB-Ob</institution> <repository>Oxford, Bodleian Library</repository> <collection>Music Section</collection> <idno type="signatur">M.D.M. b. 4/15.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="gb-1827-02-17-02" type="letter" xml:id="title_f7a84df0-5894-49af-b64e-51bed66d9bc9">Wilhelm Theodor Horn an Felix Mendelssohn Bartholdy in Stettin; Berlin, 17. Februar 1827</title> <incipit>Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 1/2 Stunde bin ich majorenn – i. e. mei juris und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc><p>1 Doppelbl.: S. 1-3 Brieftext; S. 4 Adresse, 1 Poststempel [BERLIN / 19. FEBR], Siegel. – Datierung: Wilhelm Theodor Horn hat sich bei der Jahresangabe geirrt. Die erwähnte Aufführung von Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), in Stettin fand 1827 statt. </p><handDesc hands="1"><p>Wilhelm Theodor Horn</p></handDesc><accMat><listBibl><bibl type="none"></bibl></listBibl></accMat></physDesc> <history> <provenance> <p>Green Books</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1827-02-17" xml:id="date_14c63731-611f-4674-b6cc-4483021b6481">17. Februar 1827</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0112093" resp="author" xml:id="persName_0226095e-b551-41a6-aff6-ea6e18b564b5">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0112093" resp="writer">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_ae4e1c48-268f-4ae6-8268-dd52f6742f42"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0000001" resp="receiver" xml:id="persName_cca4dc3d-c668-4a38-9fe6-ac888f853ae1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_64093019-28cc-4853-bd7a-6fd2e6b2b146"> <settlement key="STM0100153">Stettin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address"> <head> <address> <addrLine>Herrn <hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">Felix Mendelssohn Bartholdy</hi></hi>,</addrLine> <addrLine>Ad. Hrn. Musikdirector <hi rend="latintype">Loewe</hi>.</addrLine> <addrLine><hi rend="latintype"><hi n="1" rend="underline">Stettin</hi></hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_f7901574-c4be-48ec-a496-c6a30404d1d2"> <docAuthor key="PSN0112093" resp="author" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0112093" resp="writer" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803-1871)</docAuthor> <dateline rend="right">Berlin <date cert="high" when="1827-02-17" xml:id="date_1db2eec8-aee3-47fc-8b51-499eef2d201e">17/2 26.</date></dateline> <salute rend="left">Lieber Felix!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Es ist eben die letzte halbe Stunde in meinem Geburtstage – seit 1 <formula rend="fraction_slash"><hi rend="supslash">1</hi><hi rend="barslash">/</hi><hi rend="subslash">2</hi></formula> Stunde bin ich majorenn<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_41964458-cfcc-4118-ad00-0c00255759d5" xml:lang="de">majorenn – volljährig, mündig; um 1700 aus lat. majorennis (maior annis) entlehnt. Mit dem vollendeten 24. Lebensjahr wurde man majorenn. Horn wurde am 17. Februar 1803 geboren.</note> – <hi rend="latintype">i. e. mei juris</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_7b4b1251-fdb8-43ce-abd4-a6ac194bd125" xml:lang="la ">i. e. mei juris – lat. id est mei iuris, das heißt es ist mein Recht.</note> und diese meine Freiheit beginne ich mit einer Thorheit. Allein es ist eine Bedingung der Freundschaft, blind zu thuen, nicht nach dem Grunde zu fragen; ich thue es und schreibe; aber was? Eben, daß ich morgen Abend zu <persName xml:id="persName_11cd4e7b-1aee-4c05-90fe-0c56886db48c">Deinen Eltern<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name><name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> gehen werde, um zu sehen, wie Deine Familie Deinen zeitigen Verlust erträgt? oder daß ich hoffe, Du seist heute Nachmittag wohlbehalten in <placeName xml:id="placeName_6054f408-da06-4f0f-9426-14b6dca9e3ad">Stettin<settlement key="STM0100153" style="hidden" type="locality">Stettin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> angekommen?<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c6b934e3-1a8b-487d-aafc-788b92272845" xml:lang="de">Du seist heute Nachmittag wohlbehalten in Stettin angekommen – siehe dazu Brief fmb-1827-02-17-01 (Brief Nr. 93) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Stettin, 17. Februar 1827.</note> oder daß ich heute Manches geschenkt bekommen? oder wie ich meinen Abend zugebracht? oder wer mir Glück gewünscht hat? wer schriftlich? wer mündlich? Ich könnte so leicht, wie Du siehst, die 3 Aktenseiten eines unfrankirten Briefes füllen; aber ich thue es nicht.</p> <p>Heute war ich <supplied reason="uncertain_reading" resp="UW">unverständig</supplied> und über alle Maßen sentimental; seit den letzten anderthalb Stunden aber ändert sich diese Stimmung und ich sehe mit einem gewissen Stolze und Selbstgefühl auf Dich herab, auf <persName xml:id="persName_13ef99e3-3d8a-4ca3-9ca6-d80f834b30fd">Heydemann<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName>, <persName xml:id="persName_f6bc583b-c8e1-4c56-b62d-2ff777144a44">Herrn Mücke<name key="PSN0113467" style="hidden" type="person">Mücke, Heinrich Carl Anton (1806-1891)</name></persName> und einige andre Herren meiner Bekanntschaft und respective Freundschaft, die dahin erst gelangen können, wo ich schon bin. <hi rend="latintype">Hoc ad me.</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_388dd05d-595b-49f6-b164-62d2e6b96151" xml:lang="la ">Hoc ad me – lat., Dies zu mir.</note></p> <p><seg type="pagebreak">|2|<pb n="2" type="pagebreak"></pb></seg> Was Dich betrifft, so kann ich Dir wohl schriftlich sagen, daß ich von Herzen wünsche, <title xml:id="title_7d9ce64b-e132-4ea2-81a7-a897da2c2219">Dein großes Werk<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_cjflendn-ys81-hbzv-hzlj-qynzfeyjpcvu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> möge von einem, mit Respekt zu sagen, Pomerschen Publikum so aufgenommen werden, wie es aufgenommen zu werden verdient. Ich werde nicht verfehlen, in irgend einem schlechten Journale ein Aufhebens von dem Concert<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_34f422cf-4ed6-47e6-b707-2b2dc4c33b7e" xml:lang="de">dem Concert – Carl Loewe brachte Mendelssohns Ouvertüre zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, op. 21 (MWV P 3), am 20. Februar 1827 im Stettiner zweiten großen »Winter-Konzert« in der Orchesterfassung zur Uraufführung. Mendelssohn spielte zusammen mit Carl Loewe sein Konzert As-Dur für zwei Klaviere und Orchester, MWV O 6, und trug das Konzertstück für Klavier und Orchester f-Moll, op. 79, von Carl Maria von Weber (ohne Orchesterbegleitung) vor. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie d-Moll, op. 125, bei der Mendelssohn als Geiger mitwirkte, erklang im zweiten Teil des Konzerts (BAMZ 4, Nr. 11, 14. März 1827, S. 83-87, und Nr. 12, 21. März 1827, S. 95 f.). </note> zu machen, daß man eine mimose Freundschaft des Ref. sehr bald erkennen soll.</p> <p>Mücke ist <date cert="high" when="1827-02-16">gestern</date> und <date cert="high" when="1827-02-15">vorgestern</date>, so wie <date cert="high" when="1827-02-17">heute</date>, krank, die beiden letzten Tage über hat er meinen eigentlichen Beistand in Anspruch genommen, den ich ihm heute entzogen; <date cert="high" when="1827-02-18">morgen</date> Mittag ist bei seinen Eltern großes <add place="overwritten">Essen<name key="PSN0112093" resp="writers_hand" style="hidden">Horn, Wilhelm Theodor (seit 1865) von (1803–1871)</name></add>, wo ich auch zugegen sein werde; ich werde als <hi rend="latintype">physician inordinary</hi> tüchtig ihm auf die Finger, d. h. auf den Mund sehen.</p> <p><date cert="high" when="1827-02-17">Heute</date> wurde mir die Verlobung der älteren Schwester unseres Freundes <persName xml:id="persName_b8acb7fc-3714-4848-8a18-c681a6ca7d10">Engrich<name key="PSN0116638" style="hidden" type="person">Engrich, Herr</name></persName> mit Herrn Lieutnant <persName xml:id="persName_fb26bc48-3c0f-4df9-ae20-e9296476bbc4">Buchholz<name key="PSN0116330" style="hidden" type="person">Buchholz, Herr</name></persName>, Sohn eines hiesigen <persName xml:id="persName_eeb6d02f-01bf-4e7a-933a-426de3b6ab9f">Justizraths<name key="PSN0116331" style="hidden" type="person">Buchholz, J. D.</name></persName>, angezeigt; d. h. durch die dritte Hand, wo ich also nicht gratuliren kann.</p> <p>In der körperlichen Stadt <placeName xml:id="placeName_1ea4f980-022f-4eee-a4be-63946f365163">Berlin<settlement key="STM0100101" style="hidden" type="locality">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, d. h. in den Gebäuden ist seit Deiner Abwesenheit nach meiner Meinung nicht die allermindeste Verändrung vorgegangen und es ist vielleicht nur so, daß man sagt: <hi rend="latintype">Tempora mutantur etc.</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_dd49aee4-846c-4d83-a6ec-bad55e33a73b" xml:lang="la ">Tempora mutantur etc. – lat. Tempora mutantur, nos et mutamur in illis, Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen; Hexameter mittelalterlichen Ursprungs.</note></p> <closer rend="left">Jetzt bin ich aber wahrlich in der allergrößten Verlegenheit, was ich weiterschreiben soll – ich könnte die –––––– <seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> dritte Seite mit den Versichrungen meiner Freundschaft füllen, Du weists aber, daß ich kein Freund davon bin, deshalb bleibe auch ohne diese in freundlichem Andenken hold</closer> <signed rend="right">Deinem</signed> <signed rend="right"><hi rend="latintype"><del cert="high" rend="strikethrough">WHrn.</del></hi> / <hi rend="latintype">W.</hi> <hi rend="latintype">med</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_74f44cf3-0280-4561-bbd5-9876c2fa4077" xml:lang="la ">W. med. – Wilhelm medicus.</note></signed> </div> </body> </text></TEI>