gb-1826-07-12-01
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Doberan, 11. und 12. Juli 1826
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 Doppelbl.: S. 1-8 Brieftext.
Fanny Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Wenn Ihr, wie ich es von Eurem respektive ehelichen und kindlichen Respekt erwarte, nicht die Beule drunter nicht so hoch als der monte rosa (obgleich ihre Farbe und sein Name einige Blutsverwandtschaft haben) so ist er recht froh daß etwas Interessantes vorgefallen sey, nämlich er vom Stege herunter. Das komt von den hohen Stegen, merkt’s Euch, Ihr Violinspieler. Die Wahrheit zu sagen, ists nun weiter nichts, als daß Vater von Zeit zu Zeit ruft: Kommpresse! Das erstemal glaubte ich, er phantasiere, und nenne mich Presse! Aber nachher ward ichs inne, und höre nun auf den Namen. Dies sey Euch zugleich ein Fingerzeig, wie ihr mich in die Zeitung zu setzen habt, falls ich einmal verloren gehn sollte. Ich ward übrigens sehr sanft in diesen Schreck hineingeführt, denn als ich heut früh aus dem Bade kam, sagte mir zuerst Mme. Roberts einmal etwas gewesen, und bald darauf erschien Vater in Costüm. Statt des Fracks trug er einen Mantel, ein Paar gelbe Pantoffeln v. H. u ein schwarzes Tuch um die Stirn, und eine Mütze, die eigentlich für abkürzen n Gewitter war merkwürdig, es donnerte mehrere Stunden hintereinander, in derselben Weise wie es vor 4 Wochen blitzte, bis endlich der ersehnte Regen herabgoß. Wir glaubten heut das Wasser nach dem Gewitter abgekühlt zu finden, und es war 4 Gr. wärmer als gestern, 71 Gr. über alle Maßen warm und angenehm. Ich ging 2mal hinein, weil ich an einem Mal nicht genug hatte. – Schon
Das war doch endlich
etc.) Mit verschiedenen Händen und Nachrichten. Daß man aber in einem Hause, wo
grünverschleierte Herzensbetrübniß, und selbst mörderische Laune zu nehmen, ging mir nah! Laßt Euch nur meine Briefe von ihm od.
alleDinte vertrocknet? Lag ihm so viel Bley in den Füßen, daß er es auch bildlich durch Bley in den Händen andeuten mußte? Wenn Du ihm wirst gesagt haben, wie sehr mich die Blässe dieses schriftl. Klingem. betrübte, gestern, als ich mich in der Dämmerung bei seiner Ankunft umsonst bemühte, seine Züge zu erkennen, so füge die rührende Nachricht hinzu, wie ich ihn noch gestern Abend (das ist gelogen, denn es war erst heut früh) schwarz schminkte, um ihn durch diese Verdintung der Unsterblichkeit zuzuführen, die ihm sonst hätte leicht entgehn können. Sind übrigens seine ersten Worte keine Lügner, und bin ich seine „gefürchtetste Gönnerin„ so befehle ich bei dieser Furcht, und dieser Gönnerschaft, dem gräulichen Brief bald einen schwärzlichen Nachfolger zu senden, hoffe übrigens, daß ihm bei Ankunft des gegenwärtigen, jeder Stein, und jede Medaille vom Herzen seyn wird. = Kinder, Eure Brautpaare sind langweilig, diese Schwestern haben nicht so wohl einen Schritt als einen
pasgethan, indem sie mit
tous les dames. Lieber
dito Kapellmeister, Ner H.
langeBriefe, von alle dem kann man nur zu letzterem anhalten, treibe doch Deine Gören!
Dobberan, schon den 11ten! July 1826 Wenn Ihr, wie ich es von Eurem respektive ehelichen und kindlichen Respekt erwarte, Vaters Brief habt voraus spatzieren lassen in Eure 4 Gehirnkammern (ich denke es sind so viel?) so werdet Ihr schon wissen, daß wir das unglückliche Glück haben können, Euch ein glückliches Unglück anzukündigen. . Und da Vaters Loch im Kopf nicht so breit ist als der Mississipi, und nicht die Beule drunter nicht so hoch als der monte rosa (obgleich ihre Farbe und sein Name einige Blutsverwandtschaft haben) so ist er recht froh daß etwas Interessantes vorgefallen sey, nämlich er vom Stege herunter. Das komt von den hohen Stegen, merkt’s Euch, Ihr Violinspieler. Die Wahrheit zu sagen, ists nun weiter nichts, als daß Vater von Zeit zu Zeit ruft: Kommpresse! Das erstemal glaubte ich, er phantasiere, und nenne mich Presse! Aber nachher ward ichs inne, und höre nun auf den Namen. Dies sey Euch zugleich ein Fingerzeig, wie ihr mich in die Zeitung zu setzen habt, falls ich einmal verloren gehn sollte. Ich ward übrigens sehr sanft in diesen Schreck hineingeführt, denn als ich heut früh aus dem Bade kam, sagte mir zuerst Mme. Robert in Gestalt eines Scherzes, Vater sey gepurzelt, und als ich auf diese Nachricht hinaufeilte sagte mir der Badechirurgus Schmidt, der mich zu dem Ende erwartete: es sey nichts, und Martin, es sey gar nichts, und Vogel es sey noch weniger als gar nichts, ja nichts einmal etwas gewesen, und bald darauf erschien Vater in Costüm. Statt des Fracks trug er einen Mantel, ein Paar gelbe Pantoffeln v. H. Burrmeister, u ein schwarzes Tuch um die Stirn, und eine Mütze, die eigentlich für Gustav gepaßt hätte, und in diesem Ornate, mußte er der auf und abwandelnden Erbgroßherzoginn seinen Reverenz machen. Seitdem hat er schon allen mögliche Damenbesuch bekommen, und wir waren kaum ausgestiegen, so ließ sich der Großherzog erkundigen, der es schon in aller Geschwindigkeit durch den Cammersecretär Hös (dessen Namen man bei Leibe nicht abkürzen verkleinern darf) erfahren hatte. Dieses Bülletin sey hiermit abgeschlossen, und nun vernehmt, liebe Mutter, und deren liebe Kinder, daß die längst erwartete, frische Luft gestern mit dem letzten Gewitter angekommen ist, und daß es seitdem stromweis geregnet hat. Das gestrigen Gewitter war merkwürdig, es donnerte mehrere Stunden hintereinander, in derselben Weise wie es vor 4 Wochen blitzte, bis endlich der ersehnte Regen herabgoß. Wir glaubten heut das Wasser nach dem Gewitter abgekühlt zu finden, und es war 4 Gr. wärmer als gestern, 71 Gr. über alle Maßen warm und angenehm. Ich ging 2mal hinein, weil ich an einem Mal nicht genug hatte. – Schon Sonnabend ward die hiesige Einförmigkeit durch ein kleines Intermezzo unterbrochen, welches den Mitspielenden leicht zur Tragödie hätte werden können. 2 Herrn v. Müller nämlich; Vater und Bruder der hier wohnenden Auguste, kamen v. ihrem Gute in einem halben Wagen mit 4 jungen scheuen Pferden, die 2 vordersten scheuten beim Eintritt in den Hof vor einem offenen Fensterladen, und verwickelten sich so in ihre Stränge, daß das linke rechts zu stehn, kam, hierauf stampften und manövrirten sie so lange, bis sie den Wagen vor unsrer Hausthür umwarfen. Der junge Müller war herausgesprungen, konnte aber nicht mehr helfen, die arme Mutter, welche Sohn und Mann in so augenscheinlicher Gefahr sah, war in einem schrecklichen Zustande, erholte sich aber, da sie sich überzeugte, daß Niemand beschädigt sey, sehr bald. – Marianne hat heut ihr erstes Bad genommen, und sich sehr dabei amüsirt, ich bin überzeugt, daß es ihr gut bekommen wird. Sonntag war zum erstenmal Harmonie, wir erfuhren es aber zu spät, und waren erst gestern da. Sie bliesen einigen Schunt, aber sehr hübsch, und hinterher einigen Weber, den Jägerchor als Quickmarsch. Ich habe Bode sagen lassen, daß ich ihm etwas mitgebracht habe, und erwarte nun, daß er sichs hole. n lasse Ich habe großen Appetit auf einen Musikus, und werde den H. Bode mit vielem Plaisir verspeisen, wenn er irgend genießbar ist. Den 12ten. Das war doch endlich gestern ein Brief, wie wir ihn wünschten! (was man in der Jugend etc. ) Mit verschiedenen Händen und Nachrichten. Daß man aber in einem Hause, wo Klingem. wohnt, so weniger Ironie besitzt, um meine Lustigkeit für etwas anders, als eine grün verschleierte Herzensbetrübniß, und selbst mörderische Laune zu nehmen, ging mir nah! Laßt Euch nur meine Briefe von ihm od. Felix (od. Marx) kommentiren, die werden schon genug hinein legen, und herauslesen. Klingem. s Verdrießlichkeit ist uns sehr unangenehm, allein, wir hoffen, selbst aus den v. Euch angegebenen Gründen, daß es nichts sey, zumal da ein Diebstahl v. andern als landesherrlichen Münzen doch gar zu gefährlich ist. Wir erwarten mit Ungeduld die Aufklärung. Wie findest Du es, liebe Mutter, daß ich Dir ein Berl. Geistesprodukt aus Dobberan schicke? Aber diese Anzeige war zu schön, und ich fürchtete, sie möchte Dir entgehn. Lieber Felix, ich wünschte der Berl. Direction etwas v. dem Prestissimo (in jeder Beziehung) d. Dobberaner Harmonie. Gestern habe ich Boden Deine Partitur eingehändigt, heut soll sie schon ausgeschrieben werden. Du schreibst mir ja nichts über die Dachstüblein und Ihre Bewohner(innen) wie ist denn das? Liebe Rebecka, habe Dank, daß Du v. selbst auf die gescheute Diktiridee gekommen, die ich Dir in meinem letzten Brief empfahl, so kannst Dus ja noch weiter treiben bis: „Sie die Augen hat„ auch wieder gesunde Augen hat. Sage Kling. ich danke demüthigst erstlich für das Reisegedicht, welches mir den Empfindungen nach vollkommen in meinen Kram passt, welches ich aber auf keine Weise mit der Musik zu einen weiß, wenn ich nicht die Melodey vergessen habe. Ich bin neugierig, wie er es eingerichtet haben wird. 2tens für den Brief, über den ich nur eine Frage bescheiden thue: war denn in der schrecklichen Hitze alle Dinte vertrocknet? Lag ihm so viel Bley in den Füßen, daß er es auch bildlich durch Bley in den Händen andeuten mußte? Wenn Du ihm wirst gesagt haben, wie sehr mich die Blässe dieses schriftl. Klingem. betrübte, gestern, als ich mich in der Dämmerung bei seiner Ankunft umsonst bemühte, seine Züge zu erkennen, so füge die rührende Nachricht hinzu, wie ich ihn noch gestern Abend (das ist gelogen, denn es war erst heut früh) schwarz schminkte, um ihn durch diese Verdintung der Unsterblichkeit zuzuführen, die ihm sonst hätte leicht entgehn können. Sind übrigens seine ersten Worte keine Lügner, und bin ich seine „gefürchtetste Gönnerin„ so befehle ich bei dieser Furcht, und dieser Gönnerschaft, dem gräulichen Brief bald einen schwärzlichen Nachfolger zu senden, hoffe übrigens, daß ihm bei Ankunft des gegenwärtigen, jeder Stein, und jede Medaille vom Herzen seyn wird. = Kinder, Eure Brautpaare sind langweilig, diese Schwestern haben nicht so wohl einen Schritt als einen pas gethan, indem sie mit diesen Herren zur Ehe tanzen, deren Losungswort heißt: tous les dames. Lieber Pavl, Du schreibst sehr gut, und ich danke Dir, die Hitze versetzt sich ja in ganz Falstaffsche Laune, und da will ich Dir einstimmend zurufen: Blitz! ich bin so melankolisch wie ein Brummkater, oder wie ein gezauster Bär, bloß, weil ich von Dir mein Pavl durch ein Meer v. Sand getrennt bin, und nicht schwimmen kann. Gestern Dachte ich einmal zufällig an Euch Alle, und da konnte ich mir Dein Figürchen nicht recht deutlich vorstellen, und grämte mich darüber ein Paar Stunden, und so geht es mir nicht selten. Es verdunkelt sich plötzlich etwas in meinem Gedächtniß, Rebekkas Augen, Mutterchens Stirn, oder Felixens Nase, und dann gehe ich herum, wie jemand, der was sucht, bis ich das verloren Glied gefunden habe. Lieber Felix, August H. war noch nicht in Dobberan. H. Gebhardt lässt Dich grüßen. Gestern musste sich die Fregatte wegen des Sturms, nach Warnemünde begeben, und die Aus- und Einschiffung v. und nach dem Dampfboot konnte nicht Statt finden. Heut war die See noch artig bewegt, und ich musste mich gegen die Wellen sehr festhalten. Vater hat sich fest vorgenommen, nicht wieder auf die gestrige Manier zu baden, ich habe ihn auch recht darum gebeten, und ihm vorgestellt, wie wenig es sich schickte für einen so ernsthaften Mann, und Vater einer so ernsthaften Tochter, und für einen Stadtrath und Hausbesitzer. Der Badearzt meinte auch so, und unsern vereinten Ermahnungen ist es gelungen, ihn davon abzubringen. Ich hoffe übrigens, daß Du Dich mit Paul außerordentlich verträgst, hier im Hause könntest Du ein Beispiel von zwei Kindern sehn! Der Präpositus und sein ältester Bruder, die vertragen sich wie ein Paar Engel, und Julchen und ihr Bräutigam auch, ich vertrage mich gar mit allen Menschen, und hier sage ich zu Allem ja. Das kommt aber davon, daß mich das Seebad zu Zeiten müde macht, und dann wirke ich oft sehr freundlich, und kann mir doch dann kein Dementi geben, und das verneinen, was ich eben mimisch bejahte. So habe ich hier schon Sätze zugegeben, die man mir sonst nicht einmal vor die Ohren bringen durfte: Z. B: Rossini sey ein großer Komponist, Stegmayer ein dito Kapellmeister, Rellstab ein geistreicher Schäfer, die Dobberaner Speisen gut, die Erbgroßherzogin schön, die Abendluft kühl, von letzterem Satze habe ich durch Röpers viel zu leiden, die überempfindlich sind, und sich gleich wie die Schnecken einziehn, wenn wir Andern erst eben ausathmen. Ner H. Heyse könnte wol auch mal ein Paar Zeilen schreiben, lasse ich ihm sagen. Und warum verstummt Auguste? Luise? Der Rosenthaler, der Stille im Garten, der AB (Marx) der Theolog, Dein Heydemännchen sind ge grüße von mir. Auch Berger, und Rösel. Zelters Reise beunruhigt mich lebhaft. Goethe soll sehr krank seyn, wenn es nur nicht zu sehr Traurigem gekommen ist. Ich kämpfe noch mit mir, ob ich ihm schreiben soll, ich möchte es wol, aber bin sehr ängstlich. Lebt nun wohl. Liebste Mutter, Du schreibst so schöne, liebe, angenehme, lange Briefe, von alle dem kann man nur zu letzterem anhalten, treibe doch Deine Gören! Tausend Grüße an die Charlottenburger, Tante J. schreibe ich nächstens. Lebt nochmals wohl. Fanny Mendelssohn Bartholdy
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1826-07-11" xml:id="date_db3bbce4-b2ce-4ee0-a63a-873c2a73d950">11.</date> und <date cert="high" when="1826-07-12" xml:id="date_c565fe0e-116f-47aa-b9a1-76796d4323fa">12. 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Friedrich (1764-1839)</name></persName> (dessen Namen <add place="above">man<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></add> bei Leibe nicht <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_43121904-ef3b-4820-ae83-c24482484963">abkürzen</del> <add place="above">verkleinern<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add> darf) erfahren hatte. Dieses Bülletin<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_73ec3c22-59c8-40ea-9dfe-c5dce6bfead8" xml:lang="de">Bülletin – frz. bulletin, Bericht; hier: Krankenbericht.</note> sey hiermit abgeschlossen, und nun vernehmt, liebe Mutter, und deren liebe Kinder, daß die längst erwartete, frische Luft <date cert="high" when="1826-07-10">gestern</date> mit dem letzten Gewitter angekommen <add place="above">ist<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805–1847)</name></add>, und daß es seitdem stromweis geregnet hat. Das gestrige<del cert="high" rend="strikethrough">n</del> Gewitter war merkwürdig, es donnerte mehrere Stunden hintereinander, in derselben Weise wie es vor 4 Wochen blitzte, bis endlich der ersehnte Regen herabgoß. Wir glaubten heut das Wasser nach dem Gewitter abgekühlt zu finden, und es war 4 Gr. wärmer als gestern, 71 Gr.<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_01bf6cb2-887b-492c-b957-daf772ce654d" xml:lang="de">71 Gr. – 71 Grad Fahrenheit entsprechen 21,66 Grad Celsius.</note> über alle Maßen warm und angenehm. Ich ging 2mal hinein, weil ich an einem Mal nicht genug hatte. – Schon <date cert="high" when="1826-07-08">Sonnabend</date> ward die hiesige Einförmigkeit durch ein kleines<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Intermezzo unterbrochen, welches den Mitspielenden leicht zur Tragödie hätte werden können. 2 Herrn v. Müller nämlich; Vater und Bruder der hier wohnenden <persName xml:id="persName_930764aa-361a-4011-ac12-156383c122b8">Auguste<name key="PSN0119039" style="hidden" type="person">Müller, Auguste</name></persName>, kamen v. ihrem Gute in einem halben Wagen mit 4 jungen scheuen Pferden, die 2 vordersten scheuten beim Eintritt in den Hof vor einem offenen Fensterladen, und verwickelten sich so in ihre Stränge, daß das linke rechts zu stehn, kam, hierauf stampften und manövrirten sie so lange, bis sie den Wagen vor unsrer Hausthür umwarfen. Der junge Müller war herausgesprungen, konnte aber nicht mehr helfen, die arme Mutter, welche Sohn und Mann in so augenscheinlicher Gefahr sah, war in einem schrecklichen Zustande, erholte sich aber, da sie sich überzeugte, daß Niemand beschädigt sey, sehr bald. – <persName xml:id="persName_45cad2b2-152f-4149-8660-773b9600ab62">Marianne<name key="PSN0114390" style="hidden" type="person">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> hat heut ihr erstes Bad genommen, und sich sehr dabei amüsirt, ich bin überzeugt, daß es ihr gut bekommen wird.</p> <p><date cert="high" when="1826-07-09">Sonntag</date> war zum erstenmal <placeName xml:id="placeName_d54ef95f-dfc6-4366-a37c-07c075f9bce3">Harmonie<name key="NST0100220" style="hidden" subtype="" type="institution">Harmoniemusik (Hofharmonie)</name><settlement key="STM0100144" style="hidden" type="locality">Doberan</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ff493f50-0536-40f9-993f-ecfb7c9f4ce5" xml:lang="de">Sonntag war zum erstenmal Harmonie – Die Harmoniemusiken in Doberan wurden von der »Hof-Harmonie« aus Ludwigslust des im Sommer anwesenden Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin veranstaltet.</note> wir erfuhren es aber zu spät, und waren erst gestern da. Sie bliesen einigen Schunt, aber sehr hübsch, und hinterher einigen <persName xml:id="persName_4c4d4efe-3517-4a13-897f-93d63110f30f">Weber<name key="PSN0115645" style="hidden" type="person">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name></persName>, den <title xml:id="title_3a72f042-ec04-4ffd-b0e5-0a5bb2a1ef00">Jägerchor<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6a62b4ff-21d4-4c4a-b1c8-ff8701b59765" xml:lang="de">den Jägerchor – »Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen?«, sechster Auftritt (Nr. 15) im dritten Akt der Oper Der Freischütz op. 77 von Carl Maria von Weber.</note> als Quickmarsch. Ich habe Bode sagen lassen, daß ich ihm etwas mitgebracht habe, und erwarte nun, daß er sichs hole.<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_c378bd72-3abc-48c3-be48-e2f865e68874">n lasse</del> Ich habe großen Appetit auf einen Musikus, und werde den H. <persName xml:id="persName_5cab2985-317f-40e8-a27a-99f3069ec167">Bode<name key="PSN0109997" style="hidden" type="person">Bode, Carl Friedrich (1781-1832)</name></persName> mit vielem Plaisir verspeisen, wenn er irgend genießbar ist.<seg type="pagebreak"> |4| <pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg></p> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_a420be6a-f1bd-4810-9ee9-1f7502a2df3b"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Den <date cert="high" when="1826-07-12" xml:id="date_7c07808d-5481-454f-8024-d44a6307de26">12ten.</date></dateline> <p style="paragraph_without_indent">Das war doch endlich <date cert="high" when="1826-07-11">gestern</date> <title xml:id="title_b0f8dabf-c2ce-4eb4-8c81-d3b722dba903">ein Brief <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1826-07-08-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan; Berlin, 7. und 8. Juli 1826</name> </title>, wie wir ihn wünschten! (<title xml:id="title_8af6dffa-9083-41bb-bc43-ee8f425ccc82">was man in der Jugend<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108799" style="hidden" type="literature">Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_f6a8abef-9c56-46c2-a3e4-b36022082729" xml:lang="de">was man in der Jugend etc. – »Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter die Fülle«, Motto zum zweiten Band von Johann Wolfgang von Goethes Lebensdarstellung Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, Tübingen 1812.</note> <hi rend="latintype">etc.</hi>) Mit verschiedenen Händen und Nachrichten. Daß man aber in einem Hause, wo <persName xml:id="persName_e74ca235-320e-4a2c-af23-6899db679b97">Klingem<name key="PSN0112434" style="hidden" type="person">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName>. wohnt,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1526b8be-5483-4170-b6d7-3109425e86a7" xml:lang="de">einem Hause, wo Klingem. wohnt – Carl Klingemann hatte in der seit 1825 im Haus der Mendelssohns (Leipziger Straße 3) in Berlin befindlichen Königlich-Hannoverschen Gesandtschaft gearbeitet und vermutlich auch seit 1825 dort ein Zimmer bewohnt. Siehe Brief gb-1825-04-30-01 Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Carl Klingemann, Lea Mendelssohn Bartholdy und Johann Ludwig Casper an Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Paris, Berlin, 29. und 30. April 1825, Z.: »Klingem. unser Miethsmann«, und Brief gb-1827-12-11-01 Carl Klingemann an Abraham Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy und Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, London, 7. und 11. Dezember 1827, Z.: »das der Gesandtschaftskanzlei in Berlin«. Michael Cullen verwies darauf, dass abweichend davon Klingemanns Wohnadresse der Jahre 1826 und 1827 in den Berliner Wohnungsanzeigern mit »Dorotheenstraße 13« abgegeben wird (Cullen, Leipziger Straße Drei, S. 76, Anm. 187).</note> so wenig<del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_00de60a9-bf33-4e23-b31c-1d43f4145df1">er</del> Ironie besitzt, um meine Lustigkeit für etwas anders, als eine <hi n="1" rend="underline">grün</hi> verschleierte Herzensbetrübniß, und selbst mörderische Laune zu nehmen, ging mir nah! Laßt Euch nur meine Briefe von ihm od. <persName xml:id="persName_c3ae2eff-72df-4e22-bdbc-defcf8ca3d09">Felix<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName> (od. <persName xml:id="persName_a6cab122-b86c-43ab-9954-775383418117">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName>) kommentiren, die werden schon genug hinein legen, und herauslesen. Klingem.s Verdrießlichkeit ist uns sehr unangenehm, allein, wir hoffen, selbst aus den v. Euch angegebenen Gründen, daß es nichts sey, zumal da ein Diebstahl v. andern als landesherrlichen Münzen doch gar zu gefährlich ist. Wir erwarten mit Ungeduld die Aufklärung. Wie findest Du es, liebe Mutter, daß ich Dir ein Berl. Geistesprodukt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7d05f386-8ded-4692-839b-01c016e52109" xml:lang="de">ein Berl. Geistesprodukt – Lea Mendelssohn Bartholdy sammelte Zeitungsannoncen skurrilen Inhalts. Hier ist eine Annonce aus einer in Berlin erscheinenden Zeitung gemeint.</note> aus Dobberan schicke? Aber diese Anzeige war zu schön, und ich fürchtete, sie möchte Dir entgehn. Lieber Felix, ich wünschte der Berl. Direction<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1c5c5102-0b54-4389-84c3-709269940363" xml:lang="de">der Berl. Direction – Felix Mendelssohn Bartholdy hatte am 6. Juli 1826 Gaspare Spontini persönlich um die Genehmigung der Aufführung seiner Oper Die Hochzeit des Camacho op. 10 (MWV L 5) gebeten. Die Uraufführung und zugleich einzige öffentliche Aufführung des Werks zu Mendelssohns Zeiten fand am 29. April 1827 in Berlin statt. Zu Mendelssohns Besuch bei Spontini siehe Brief fmb-1826-07-08-01 (Brief Nr. 77) Felix Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan, Berlin, 7. und 8. Juli 1826.</note> etwas v. dem Prestissimo (in jeder Beziehung) d. Dobberaner Harmonie. Gestern habe ich Boden <title xml:id="title_01cc2d9b-0b98-4657-ad53-fad8da39f757">Deine Partitur<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qqiy5uen-tpvn-hdh3-anhl-uqxzmcymdjtj"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100357" style="hidden">Ouvertüre für Harmoniemusik (Militair Ouverture) C-Dur (»Nocturno«), bis zum 27. Juni 1826 (MWV: [Sommer 1824]); Umarbeitung 1838<idno type="MWV">P 1</idno><idno type="op">24</idno></name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_eab8a83f-71b3-44a8-a119-4393360ac790" xml:lang="de">Deine Partitur – Fanny Mendelssohn Bartholdy hatte eine Partitur der Ouvertüre für Harmoniemusik C-Dur, op. 24 (MWV P 1), des Bruders mit nach Doberan genommen, um die Komposition von der dortigen »Hof-Harmonie« spielen zu lassen. Eine mit dem 27. Juni 1826 datierte Partitur von op. 24 für elf Blasinstrumente befindet sich heute in D-B, Musikabteilung, N. Mus. ms. 96 (vgl. MWV, S. 240, Autograph b). Zur Datierung der Komposition in das Jahr 1826 siehe Achim Hofer, »es möchten manche Leute Vergnügen daran haben«. Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre für Harmoniemusik op. 24 oder: Doberan und die Folgen, Sinzig 2018.</note> eingehändigt, heut soll sie schon ausgeschrieben werden. Du schreibst mir ja nichts über die Dachstüblein und Ihre Bewohner(innen) wie ist denn das? Liebe Rebecka, habe Dank, daß Du v. selbst auf die gescheute Diktiridee gekommen, die ich Dir in meinem letzten Brief empfahl, so kannst Dus ja noch weiter treiben<seg type="pagebreak"> |5| <pb n="5" type="pagebreak"></pb></seg>bis: „Sie die Augen hat„<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_dfb00afa-af08-4700-9dca-30b7839c82d3" xml:lang="de">„Sie die Augen hat„ – Bezugnahme auf Brief gb-1826-06-09-01 Carl Klingemann an Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Limmer, 9. Juni 1826.</note> auch wieder gesunde Augen hat. Sage Kling. ich danke demüthigst erstlich für das <title xml:id="title_e01ec333-b9c7-4397-a7b3-b2629a6f2b2d">Reisegedicht<name key="PSN0112434" style="hidden" type="author">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798–1862)</name><name key="CRT0111615" style="hidden" type="literature">Reisegedicht</name></title>, welches mir den Empfindungen nach vollkommen in meinen Kram passt, welches ich aber auf keine Weise mit der Musik zu einen weiß, wenn ich nicht die Melodey vergessen habe. Ich bin neugierig, wie er es eingerichtet haben wird. 2tens für den Brief,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_a51ce1f0-5cbb-4f2b-84ad-28edbc38980b" xml:lang="de">den Brief – Brief von Carl Klingemann an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan, Berlin, 8. (?) Juli 1826; nicht bekannt. </note> über den ich nur eine Frage bescheiden thue: war denn in der schrecklichen Hitze <hi n="1" rend="underline">alle</hi> Dinte vertrocknet? Lag ihm so viel Bley in den Füßen, daß er es auch bildlich durch Bley in den Händen andeuten mußte? Wenn Du ihm wirst gesagt haben, wie sehr mich die Blässe dieses schriftl. Klingem. betrübte, gestern, als ich mich in der Dämmerung bei seiner Ankunft umsonst bemühte, seine Züge zu erkennen, so füge die rührende Nachricht hinzu, wie ich ihn noch gestern Abend (das ist gelogen, denn es war erst heut früh) schwarz schminkte, um ihn durch diese Verdintung der Unsterblichkeit zuzuführen, die ihm sonst hätte leicht entgehn können. Sind übrigens seine ersten Worte keine Lügner, und bin ich seine „gefürchtetste Gönnerin„ so befehle ich bei dieser Furcht, und dieser Gönnerschaft, dem gräulichen Brief bald einen schwärzlichen Nachfolger zu senden, hoffe übrigens, daß ihm bei Ankunft des gegenwärtigen, jeder Stein, und jede Medaille vom Herzen seyn wird.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_23b4f433-f9ad-4e6e-96f2-1cc9d09120a0" xml:lang="de">daß ihm … jeder Stein, und jede Medaille vom Herzen seyn wird – Aus der an den Gesandten des Königreichs Hannover Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von Reden vermieteten Wohnung, der Bel Etage des Mendelssohnschen Hauses in der Leipziger Str. 3, waren vermutlich durch eine Unvorsichtigkeit von Carl Klingemann päpstliche Medaillen aus einem Schrank gestohlen worden. Siehe dazu Brief fmb-1826-07-08-01 (Brief Nr. 77) Felix Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan, Berlin, 7. und 8. Juli 1826. Mendelssohn kam am 20. Juli 1826 auf das Thema zurück; siehe Brief fmb-1826-07-20-01 (Brief Nr. 80) Felix Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy in Doberan, Berlin, 20. Juli 1826. </note> = Kinder, Eure Brautpaare sind langweilig, diese Schwestern haben nicht so wohl einen Schritt als einen <hi rend="latintype">pas</hi><note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_e1b8eb8c-2258-4038-a343-324183968e2f" xml:lang="fr ">pas – frz., Schritt.</note> gethan, indem sie mit<seg type="pagebreak"> |6| <pb n="6" type="pagebreak"></pb></seg>diesen Herren zur Ehe tanzen, deren Losungswort heißt: <hi rend="latintype">tous les dames</hi>.<note resp="FMBC" style="hidden" type="translation" xml:id="note_624af554-a77f-48c7-989c-e199acfd2356" xml:lang="fr ">tous les dames – frz. toutes les dames, alle Damen.</note> Lieber <persName xml:id="persName_fbbafb8a-e3a5-46ed-b1de-c471afecffd0">Pavl<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName>,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8fa9a8a6-5cef-447e-9031-70e9782051b0" xml:lang="de">Pavl – Paul, in der von Paul Mendelssohn Bartholdys damals verwendeten Schreibweise; vgl. den Briefteil an den Bruder in Brief fmb-1824-07-14-01 (Brief Nr. 4) Felix Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy, Paul Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy, Carl Wilhelm Ludwig Heyse und Rebecka Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Doberan, 14. Juli 1824.</note> Du schreibst sehr gut, und ich danke Dir, die Hitze versetzt <choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_9fe92809-9cbb-4dd5-b0f2-d6432c3aea0a"><corr resp="writer">Dich</corr><sic resp="writer">sich</sic></choice> ja in ganz <title xml:id="title_bfcf8220-949e-46c2-b06a-7b6ca011b20b">Falstaffsche<name key="PSN0114889" style="hidden" type="author">Shakespeare, William (1564–1616)</name><name key="CRT0110860" style="hidden" type="dramatic_work">Heinrich IV. (King Henry IV)</name></title> Laune, und da will ich Dir einstimmend zurufen: Blitz! ich bin so melankolisch wie ein Brummkater, oder wie ein gezauster Bär,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_7730b117-2f3d-4cba-9bd4-d8952c34578c" xml:lang="de">Blitz! ich bin so melankolisch … ein gezauster Bär – Worte des Falstaff in Shakespeares Drama Heinrich IV. (King Henry IV), Teil 1, zweite Szene.</note> bloß, weil ich von Dir mein Pavl durch ein Meer v. Sand getrennt bin, und nicht schwimmen kann. <date cert="high" when="1826-07-11">Gestern</date> Dachte ich einmal zufällig an Euch Alle, und da konnte ich mir Dein Figürchen nicht recht deutlich vorstellen, und grämte mich darüber ein Paar Stunden, und so geht es mir nicht selten. Es verdunkelt sich plötzlich etwas in meinem Gedächtniß, <persName xml:id="persName_fd57076c-45a1-4857-b8b8-6fb32302f9e0">Rebekkas<name key="PSN0117586" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> Augen, <persName xml:id="persName_2c627f78-1ab4-42de-9ddd-839c98725d2d">Mutterchens<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> Stirn, oder <persName xml:id="persName_a22e7ed0-20bd-4c8e-a06a-51384a175f85">Felixens<name key="PSN0000001" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name></persName> Nase, und dann gehe ich herum, wie jemand, der was sucht, bis ich das verloren Glied gefunden habe. </p> <p><seg type="salute">Lieber Felix</seg>, <persName xml:id="persName_df630d0b-8cd4-4dc2-a65b-8f2ba3b89493">August H.<name key="PSN0111701" style="hidden" type="person">Hanstein, August (1806-1827)</name></persName> war noch nicht in Dobberan. <persName xml:id="persName_080f7db6-f3b0-4590-922a-10b1e5c581c9">H. Gebhardt<name key="PSN0111306" style="hidden" type="person">Gebhard, Herr</name></persName> lässt Dich grüßen. <date cert="high" when="1826-07-11">Gestern</date> musste sich die Fregatte wegen des Sturms, nach Warnemünde begeben, und die Aus- und Einschiffung v. und nach dem Dampfboot konnte nicht Statt finden. Heut war die See noch artig bewegt, und ich musste mich gegen die Wellen sehr festhalten. Vater hat sich fest vorgenommen, nicht wieder auf die gestrige Manier zu baden, ich habe ihn auch recht darum gebeten, und ihm vorgestellt, wie wenig es sich schickte für einen so ernsthaften Mann, und Vater einer so ernsthaften<seg type="pagebreak"> |7| <pb n="7" type="pagebreak"></pb></seg>Tochter, und für einen Stadtrath und Hausbesitzer.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_511e198f-2a1a-4ed4-b853-92a73f824dac" xml:lang="de">Stadtrath und Hausbesitzer – Abraham Mendelssohn Bartholdy war in den Jahren 1825 bis 1835 unbesoldeter Stadtrat in Berlin und hatte im Februar 1825 das Haus Leipziger Straße 3 gekauft.</note> Der <persName xml:id="persName_07928b3b-093b-4e97-9b0e-38e10451e09a">Badearzt<name key="PSN0115530" style="hidden" type="person">Vogel, Samuel Gottlieb (1750-1837)</name></persName> meinte auch so, und unsern vereinten Ermahnungen ist es gelungen, ihn davon abzubringen. Ich hoffe übrigens, daß Du Dich mit Paul außerordentlich verträgst, hier im Hause könntest Du ein Beispiel von zwei Kindern sehn! Der <persName xml:id="persName_3e771aec-822a-4e05-9797-58cdb1fd26e3">Präpositus<name key="PSN0114278" style="hidden" type="person">Röper, Friedrich Ludwig (1768-1830)</name></persName> und sein ältester Bruder, die vertragen sich wie ein Paar Engel, und Julchen und <persName xml:id="persName_ddefb6ff-fdb3-4c2b-934e-df68526cf751">ihr Bräutigam<name key="PSN0119041" style="hidden" type="person">Strempel, Johannes Carl Friedrich (1800-1872)</name></persName> auch, ich vertrage mich gar mit allen Menschen, und hier sage ich zu Allem ja. Das kommt aber davon, daß mich das Seebad zu Zeiten müde macht, und dann wirke ich oft sehr freundlich, und kann mir doch dann kein Dementi geben, und das verneinen, was ich eben mimisch bejahte. So habe ich hier schon Sätze zugegeben, die man mir sonst nicht einmal vor die Ohren bringen durfte: Z. B: <persName xml:id="persName_87b1b810-7d53-408f-bf53-4d15088ad000">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden" type="person">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> sey ein großer Komponist, <persName xml:id="persName_66721169-2531-47f0-8cc3-f38329c94266">Stegmayer<name key="PSN0115081" style="hidden" type="person">Stegmayer, Ferdinand (1803-1863)</name></persName> ein <hi rend="latintype">dito</hi> Kapellmeister, <persName xml:id="persName_99eef675-22b1-41c4-8812-7d3321f8faa7">Rellstab<name key="PSN0114136" style="hidden" type="person">Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig (Louis) (1799-1860)</name></persName> ein geistreicher Schäfer, die Dobberaner Speisen gut, die <persName xml:id="persName_db72c85b-12a5-4d31-9eb3-07138d4bf8e5">Erbgroßherzogin<name key="PSN0113162" style="hidden" type="person">Mecklenburg-Schwerin, Friederike Wilhelmine Alexandrine Maria Helene von (1803-1892)</name></persName> schön, die Abendluft kühl, von letzterem Satze habe ich durch <persName xml:id="persName_3ca1c942-d616-48e5-87a6-ac60d134d547">Röpers<name key="PSN0117990" style="hidden" type="person">Röper, Familie von → Friedrich Ludwig R.</name></persName> viel zu leiden, die überempfindlich sind, und sich gleich wie die Schnecken einziehn, wenn wir Andern erst eben ausathmen. <del cert="high" rend="strikethrough" xml:id="del_116df5d4-61f1-4c99-a4af-c80e05e14e20">Ner</del> H. <persName xml:id="persName_3e976005-64f5-43d7-9665-0b8e6df357c0">Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden" type="person">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> könnte wol auch mal ein Paar Zeilen schreiben, lasse ich ihm sagen. Und warum verstummt Auguste? <persName xml:id="persName_5f5f72b8-a012-450d-8163-b26fe5cb17c8">Luise<name key="PSN0115803" style="hidden" type="person">Wilmsen, Luise Henriette (1807-1848)</name></persName>? Der <persName xml:id="persName_0e32ff05-36d3-411f-8eef-91b4c5cdb1e6">Rosenthaler<name key="PSN0111205" style="hidden" type="person">Friedländer, Joseph (1786-?)</name></persName>, der Stille im Garten, der <persName xml:id="persName_959be294-fb66-4f5b-bcd9-f77010320d9f">AB (Marx)<name key="PSN0113108" style="hidden" type="person">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> der <persName xml:id="persName_b004a3b7-8662-47ef-b43a-39df08bebdb1">Theolog<name key="PSN0114732" style="hidden" type="person">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName>, Dein <persName xml:id="persName_d164fac3-e52f-45dc-90e5-fec96d0bfa30">Heydemännchen<name key="PSN0111960" style="hidden" type="person">Heydemann, Albert Gustav (1808-1877)</name></persName> <add place="above">sind ge<name key="PSN0117585" resp="writers_hand" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></add><choice resp="writer" source="autograph_edition_template" xml:id="choice_c4f33913-6d9a-4e2e-9eb3-e484a79c295b"> <corr resp="writer">grüßt</corr> <sic resp="writer">grüße</sic> </choice> von mir. Auch <persName xml:id="persName_dfa8a483-07e8-4ea3-80b1-a5a7878bf619">Berger<name key="PSN0109868" style="hidden" type="person">Berger, Carl Ludwig Heinrich (1777-1839)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_e78d1741-5582-468d-8a25-ba14b49b7b70">Rösel<name key="PSN0114280" style="hidden" type="person">Rösel, Gottlob Samuel (1769-1843)</name></persName>. <persName xml:id="persName_006d9276-ac54-45a4-9b78-5a7ae7ef8f4c">Zelters<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> Reise beunruhigt<seg type="pagebreak"> |8| <pb n="8" type="pagebreak"></pb></seg>mich lebhaft. <persName xml:id="persName_f4d48e15-2881-48b1-a5a0-fdae37706ba8">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> soll sehr krank seyn, wenn es nur nicht zu sehr Traurigem gekommen ist. Ich kämpfe noch mit mir, ob ich ihm schreiben soll, ich möchte es wol, aber bin sehr ängstlich.</p> <closer rend="left">Lebt nun wohl. Liebste Mutter, Du schreibst so schöne, liebe, angenehme, <hi n="1" rend="underline">lange</hi> Briefe, von alle dem kann man nur zu letzterem anhalten, treibe doch Deine Gören!</closer> <salute rend="left">Tausend Grüße an die Charlottenburger, <persName xml:id="persName_ab7e2ee8-bd2a-4091-829e-68643ae26c38">Tante J.<name key="PSN0113224" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Henriette Maria (Jette) (1775-1831)</name></persName> schreibe ich nächstens. <seg type="closer">Lebt nochmals wohl.</seg></salute> <signed rend="right"><add resp="MH" type="editors_addition">Fanny Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>