gb-1821-11-03-02
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Berlin, 3. November 1821
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
1 Doppelbl.: S. 1-4 Brieftext.
Johann Ludwig Casper, Marianne Mendelssohn, Fanny Mendelssohn Bartholdy
Green Books
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tNovbr. 1821
Mein Herz, mein guter Junge, treibt mich, Dir einen lieben, schönen Gruß zu senden, und es bedürfte in dieser Hinsicht nicht der Aufforderung der lieben Deinigen, die so eben um mich herum sitzen, an Dich denken, und Dir – was husten, denn sogar Paul, o Wunder! der sonst so maulfaule catarrhalisch immer fort.
Von Deinem Empfange in Wittenberg
erzählt man sich hier Wunderdinge. Man sagt, – man sagt – man sagt –
Hu, wie ich so rasend bin!
Soll es mir denn niemals glücken?
Nun kömmt gar noch der
Ich danke Dir herzlich, mein lieber, guter Junge, für Deine Nachfrage meines Befindens, Du siehst daß es mir sehr wohl geht denn ich schreibe Dir Alexander grüßt Dich herzlich und
Felix.
Marianne.
Es war mein Vorsatz gewesen, Dir, mein lieber Sohn,
Sie waren eben so hübsch gedacht, als gut ausgedrückt, (das Letztere ist sonst nicht sehr Deine Sache) und uns daher auf jede Weise willkommen und angenehm.
Wie gut ist es, daß ihr, statt die Feier in Wittenberg
Schwestergerichtet sind. Von
32 Okt.giebt noch gegeben hat,
rechtssetzen, und nicht links, wie Du es bis jetzt gethan. Das sind nun an sich sehr unwichtige Bemerkungen, Du wirst sie aber von mir nicht übel aufnehmen, denn Du weißt ja, daß sie wohl gemeint sind.
Als ich neulich eben meinen Brief geschlossen hatte, kam der
Der arme Mme. n angespornt, sich gewiß beeifern wird, Dir auch einen neuen, recht
Berlin, den 3t Novbr. 1821 An Musje Felix in der weiten Welt. Mein Herz, mein guter Junge, treibt mich, Dir einen lieben, schönen Gruß zu senden, und es bedürfte in dieser Hinsicht nicht der Aufforderung der lieben Deinigen, die so eben um mich herum sitzen, an Dich denken, und Dir – was husten, denn sogar Paul, o Wunder! der sonst so maulfaule Paul hustet fleißig, oder vielmehr catarrhalisch immer fort. Von Deinem Empfange in Wittenberg erzählt man sich hier Wunderdinge. Man sagt, – man sagt – man sagt – Ei, da möchte man ersticken Hu, wie ich so rasend bin! Soll es mir denn niemals glücken? Nun kömmt gar noch der Doctor Bing – es ist ein schlimmes Ding – man hört nur von Husten und Kranken – da samml’ ein Andrer die Gedanken – drum schließ’ ich fix – Adieu lieber Felix – es war sehr gut gemeint – behalte lieb Deinen Freund. Johann Ludwig Casper Ich danke Dir herzlich, mein lieber, guter Junge, für Deine Nachfrage meines Befindens, Du siehst daß es mir sehr wohl geht denn ich schreibe Dir diese Zeilen bei Deiner Mutter. Bleibe gesund und genieße die Freuden der Reise in vollem Maaße. – Alexander grüßt Dich herzlich und ich umarme meinen lieben Felix. Deine Marianne. Es war mein Vorsatz gewesen, Dir, mein lieber Sohn, heute recht lang und ausführlich zu schreiben, aber wie Vater gestern sagte, der Mensch denkt und der Husten lenkt. Dieser unwillkommne Gast hat mich mehrere Tage lang so gequält, daß ich ganz angegriffen davon bin, und mich gar nicht viel beschäftigen darf. Denke Dir, daß ich sogar in drei Tagen nicht Clavier gespielt habe. Indessen kann ich doch nicht unterlassen, Dich wegen Deiner beiden lieben Briefe recht zu loben. Sie waren eben so hübsch gedacht, als gut ausgedrückt, (das Letztere ist sonst nicht sehr Deine Sache) und uns daher auf jede Weise willkommen und angenehm. Wie gut ist es, daß ihr, statt die Feier in Wittenberg abzuwarten, gleich nach Weimar gegangen seid, diese Zeit ist rein gewonnen, und Du wirst sie schon zu benutzen wissen. Es freut mich sehr, daß Du mit Deiner Oper so weit vorgerückt bist; schreibe mir doch, ob die mir unbekannten Nummern gut gelungen sind? Vergiß auch nicht, mir jedes mal zu melden, was Du vorgespielt hast, und was am meisten Beifall gefunden, Du weißt, dergleichen Dinge können nicht zu umständlich erzählt werden, wenn sie an eine Schwester gerichtet sind. Von Hummels Unterricht muß mir auch durch Dich etwas zufließen, aber mündlich, bei Deiner Zurückkunft. – Die Geschichte von Hn. Professors Traum ist sehr rührend, sieh welche Sorgfalt der herrliche Mann für Dich trägt. Wie aber aus dem Briefe selbst hervorgeht, trag bist Du auch recht aufmerksam und gut gegen ihn. Da aber im Goethe steht, Lob und Tadel muß ja sein, so kann ich auch nicht umhin, zweierlei an Deinem Briefe auszusetzen, aber sehr unwichtige Sachen. Erstlich, mein lieber Sohn, hättest Du in Deinem Kalender nachsehn können, Du hast ihn ja vor der Abreise gestellt, und da würdest Du gefunden haben, daß es nie einen 32 Okt. giebt noch gegeben hat, diesen Datum hast Du vor das Ende Deines Briefes gesetzt. Zweitens mußt Du, bei der Aufschrift Deiner Briefe, den Ort rechts setzen, und nicht links, wie Du es bis jetzt gethan. Das sind nun an sich sehr unwichtige Bemerkungen, Du wirst sie aber von mir nicht übel aufnehmen, denn Du weißt ja, daß sie wohl gemeint sind. Als ich neulich eben meinen Brief geschlossen hatte, kam der Freischütz an, worüber ich vor Freude nicht schrie, denn das konnte ich nicht, aber krähte. Wenn Du da gewesen wärest, hätten wir eine sehr angenehme Stunde gehabt, so aber war ich ganz allein und unvermögend einen Ton zu singen, genoß also nur die Hälfte des Vergnügens. Die Arie der Seidler habe ich ziemlich inne, sie ist gar schön. Gestern haben sie den Freischützen wieder gegeben, die Vorstellung soll herrlich gewesen sein. Eine funkelnagelneue Nachricht (von Heinrich) ist, daß Spontini seiner Macht wieder beraubt worden, und Alles in alte Geleis’ gebracht sei. Man schreibt dem Kronprinzen diese gute Handlung zu. Was sagst Du nun, Flesch? Der arme Lipinski war neulich hier, Abschied zu nehmen. Er ist ohne zweites Conzert abgereist, und war so gütig, sehr mit den Berlinern zufrieden zu sein. Heut ist Hartknochs Conzert, ich fürchte es wird ihm sehr schlecht gehn. Dinstag sollst Du Nachricht darüber haben. – Ich bin sehr neugierig auf den Text aus Wien, den Dir Mutter ankündigt; eine sentimental-naive Oper wäre so übel nicht, wenn sie sonst nur hübsch gemacht ist. Da giebt es gewiß allerliebste Cavatinen, Chöre mit obligatem Viehgebrüll, und dergl. Raritäten. Spaß aparte aber ist das eine Art die ich, hübsch bearbeitet sehr liebe. Schweizerzöpfchen, Milcheimer, Mettenglöckchen, Gletscher in der Abendsonne, Heimweh, alles dieses sind musikalische, und gar allerliebste Dinge, und werden sich gewiß die Hülle und Fülle in Deinem neuen Texte finden. Und wie hübsch wird Mme. Robert die schmachtende Hirtinn singen! Ich sage Dir, ich freue mich unbändig darauf. Rechne dazu, daß Casper, durch Nacheifern angespornt, sich gewiß beeifern wird, Dir auch einen neuen, recht schönen Text zu liefern. Dann bist Du für lange Zeit außer Sorgen. Adieu, lieber Bursche, freue Dich daß Du in Weimar bist, und athme die poetische Luft ein, die um Dich herum weht. Deinem Finale muß man seine Vaterstadt anmerken. Erkenne, wie glücklich Du bist, eine Zeitlang in Goethens Hause zu leben, und ihn im vertraulichen Umgange mit seinem Freunde zu sehn, grüße diesen und die gute Doris, und den gutissimo Hummel, und behalte lieb Deine Fanny.
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Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1821-11-03" xml:id="date_34baede9-ced7-4c3d-8696-455872399dd1">3. 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Monsieur. Johann Ludwig Casper spielte auf seinen Text zu Mendelssohns Singspiel Die beiden Pädagogen MWV L 2, elfte Szene, Hannchen, an. </note> Felix in der weiten Welt.</salute> <p style="paragraph_without_indent">Mein Herz, mein guter Junge, treibt mich, Dir einen lieben, schönen Gruß zu senden, und es bedürfte in dieser Hinsicht nicht der Aufforderung der lieben Deinigen, die so eben um mich herum sitzen, an Dich denken, und Dir – was husten, denn sogar Paul, o Wunder! der sonst so <hi n="1" rend="underline">maulfaule</hi> <persName xml:id="persName_45f2fa6d-2e31-4832-881b-19415bfd7ea2">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> hustet fleißig, oder vielmehr <hi n="1" rend="underline">catarrhalisch</hi> immer fort.</p> <p>Von Deinem Empfange in Wittenberg<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_49033bb4-5cb5-4392-b56f-3b6cc857051e" xml:lang="de">Deinem Empfange in Wittenberg – bezieht sich auf Begegnungen mit dem Kantor und Organisten der Wittenberger Stadt- und Schlosskirche Philipp Franz Christian Mothschidler. Siehe Brief fmb-1821-10-28-01 (Brief Nr. 8) Felix Mendelssohn Bartholdy an Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Wittenberg, 27. und 28. Oktober 1821. Zum Besuch bei Ernst Flores Chladni im nahe Wittenberg gelegenen Kemberg siehe Brief fmb-1821-10-31-01 (Brief Nr. 9) Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, Leipzig, 30. und 31. Oktober 1821, Z. 18 ff.: »Um 3 Uhr fuhren wir also nach Kemberg«.</note> erzählt man sich hier Wunderdinge. Man sagt, – man sagt – man sagt –</p> <p> <title xml:id="title_24f18018-5eb7-46ff-95ed-3fe83c33b041">Ei, da möchte man ersticken <list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_77emxba5-xln0-2yii-c8vn-hxguzpgwlgit"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item> </list> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ts2nr3g1-tbhn-0vvo-cll7-bimrhndt09kt"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PRC0100321" style="hidden">Die beiden Pädagogen, Komische Operette in einem Akt, 24. Januar bis 14. 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Bleibe gesund und genieße die Freuden der Reise in vollem Maaße. – <hi rend="latintype"><persName xml:id="persName_0cf58628-c0ff-474f-a82b-d563fe1d9ffb">Alexander<name key="PSN0113213" style="hidden" type="person">Mendelssohn, Alexander (1798-1871)</name></persName></hi> grüßt Dich herzlich und <seg type="closer">ich umarme meinen lieben <hi rend="latintype">Felix.</hi></seg></p> <signed rend="right">Deine <hi rend="latintype">Marianne</hi>.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_d55cae78-73ac-4bd3-be8f-eb9af64a9664"> <docAuthor key="PSN0117585" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_712d658f-4b65-4bc3-97c6-fec928fe5a27">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0117585" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_1c2e0b22-0c46-408e-a6df-4fc56ec926be">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Es war mein Vorsatz gewesen, Dir, mein lieber Sohn,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_1eaafed9-5689-4f29-a514-95b69e3cd3a1" xml:lang="de">mein lieber Sohn – spaßhafte Formulierung von Fanny Mendelssohn Bartholdy.</note> heute recht lang und ausführlich zu schreiben, aber wie <persName xml:id="persName_67053f51-7ac9-4d16-80e0-3b1c87bdc8dc">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> gestern sagte, der Mensch denkt und der Husten lenkt.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bbdb7d1a-4c45-400d-908b-b21a7f3241ce" xml:lang="de">der Mensch denkt und der Husten lenkt – Anspielung auf die Redensart »Der Mensch denkt und Gott lenkt«.</note> Dieser unwillkommne Gast hat mich mehrere Tage lang so gequält, daß ich ganz angegriffen davon bin, und mich gar nicht viel beschäftigen darf. Denke Dir, daß ich sogar in drei Tagen nicht Clavier gespielt habe. Indessen kann ich doch nicht unterlassen, Dich wegen <title xml:id="title_90a244e8-5626-4d9b-b9e9-922118859c20">Deiner beiden <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1821-10-31-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Abraham Mendelssohn Bartholdy; Leipzig, 30. und 31. Oktober 1821</name> </title> lieben <title xml:id="title_06101325-26e4-4dbd-b21e-828f2b6be56b">Briefe <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name> <name key="fmb-1821-11-01-01" style="hidden" type="letter">Felix Mendelssohn Bartholdy an Lea Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 1. November 1821</name> </title> recht zu loben.</p> <p>Sie waren eben so hübsch gedacht, als gut ausgedrückt, (das Letztere ist sonst nicht sehr Deine Sache) und uns daher auf jede Weise willkommen und angenehm.</p> <p>Wie gut ist es, daß ihr, statt die Feier in Wittenberg<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_3732e37b-0a3d-403a-bfd0-eb505977553b" xml:lang="de">die Feier in Wittenberg – In Wittenberg war am 31. Oktober 1821 anlässlich des Reformationsfestes auf dem Marktplatz das von Johann Gottfried Schadow geschaffene Luther-Denkmal enthüllt worden. Berichte darüber finden sich in der Spenerschen Zeitung Nr. 132, 3. November 1821, und in der Vossischen Zeitung 132. Stück, 3. November 1821. </note> abzuwarten, gleich nach Weimar gegangen seid, diese Zeit ist rein gewonnen, und Du wirst sie schon zu benutzen wissen. Es freut mich sehr, daß<seg type="pagebreak"> |3|<pb n="3" type="pagebreak"></pb></seg> Du mit <title xml:id="title_5ef38dc5-aa1f-4b96-bfa7-5d56949c4e34">Deiner <list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wblleff3-ncx9-dyw1-fe9r-bv5gjnou4ynl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item> </list> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_krsf5dml-w55n-7bqg-etwj-vo52stzaydgp"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name></title> <title xml:id="title_ec18e51c-08ca-41f6-ba85-6a3f021192ab">Oper<name key="PSN0110308" style="hidden" type="author">Casper, Johann Ludwig (1796–1864)</name><name key="CRT0108347" style="hidden" type="dramatic_work">Die wandernden Komödianten (Libretto)</name></title> so weit vorgerückt bist;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_ce22dc48-1b92-43b2-a33d-49716e92117f" xml:lang="de">daß Du mit Deiner Oper so weit vorgerückt bist – Mendelssohn hatte am 1. September 1821 die Komposition der Oper Die wandernden Komödianten MWV L 3 nach einem Text von Johann Ludwig Casper begonnen. Vor dem Finale findet sich die Notiz »In Leipzig im Hotel de Russie« (Autograph, D-B, Musikabteilung, Mus. ms. autogr. F. Mendelssohn Bartholdy 9). Das Finale beendete er am 30. November 1821 in Berlin. </note> schreibe mir doch, ob die mir unbekannten Nummern gut gelungen sind? Vergiß auch nicht, mir jedes mal zu melden, was Du vorgespielt hast, und was am meisten Beifall gefunden, Du weißt, dergleichen Dinge können nicht zu umständlich erzählt werden, wenn sie an eine <hi n="1" rend="underline">Schwester</hi> gerichtet sind. Von <persName xml:id="persName_422715a2-1f14-452a-b0b5-e9de0435edc4">Hummels<name key="PSN0112147" style="hidden" type="person">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName> Unterricht muß mir auch durch Dich etwas zufließen, aber mündlich, bei Deiner Zurückkunft. – Die Geschichte von <persName xml:id="persName_4b402f84-c92c-4635-83b9-afebead24d16">Hn. Professors<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> Traum ist sehr rührend, sieh welche Sorgfalt der herrliche Mann für Dich trägt. Wie aber aus dem Briefe selbst hervorgeht, <del cert="high" rend="strikethrough">trag</del> bist Du auch recht aufmerksam und gut gegen ihn. Da aber im <title xml:id="title_d1a72b1f-9dc4-450a-888f-5995a78feb56">Goethe<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749–1832)</name><name key="CRT0108796" style="hidden" type="literature">An die Günstigen (»Dichter lieben nicht zu schweigen«)</name></title> steht, Lob und Tadel muß ja sein,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_8ec8d2f0-da81-439a-b6df-97ba38a75ff5" xml:lang="de">Da aber im Goethe steht, Lob und Tadel muß ja sein – Beginn von Johann Wolfgang von Goethes Gedicht An die Günstigen: »Dichter lieben nicht zu schweigen, / Wollen sich der Menge zeigen. / Lob und Tadel muß ja sein!«</note> so kann ich auch nicht umhin, zweierlei an Deinem Briefe auszusetzen, aber sehr unwichtige Sachen. Erstlich, mein lieber Sohn, hättest Du in Deinem Kalender nachsehn können, Du hast ihn ja vor der Abreise gestellt, und da würdest Du gefunden haben, daß es nie einen <hi n="1" rend="underline">32 Okt.</hi> giebt<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_792d30c3-bc00-470d-a9fb-c2b94e1b26ea" xml:lang="de">daß es nie einen 32 Okt. giebt – Mendelssohn hatte dieses Datum im Brief vom 30. und 31. Oktober 1821 angegeben.</note> noch gegeben hat, <choice resp="editor" source="autograph_edition_template"> <sic resp="writer">diesen</sic> <corr resp="editor">dieses</corr> </choice> Datum hast Du vor das Ende Deines Briefes gesetzt. Zweitens mußt Du, bei der Aufschrift Deiner Briefe, den Ort <hi n="1" rend="underline">rechts</hi> setzen, und nicht links, wie Du es bis jetzt gethan. Das sind nun an sich sehr unwichtige Bemerkungen, Du wirst sie aber von mir nicht übel aufnehmen, denn Du weißt ja, daß sie wohl gemeint sind.</p> <p>Als ich neulich eben meinen Brief geschlossen hatte, kam der <title xml:id="title_a432a406-1df3-409c-acdd-375e453e5af4">Freischütz<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786–1826)</name><name key="CRT0111243" style="hidden" type="music">Der Freischütz op. 77 (WeV C. 7)</name></title> an,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_bb72cb99-884f-4f8a-8e51-18b5c06515e5" xml:lang="de">kam der Freischütz an – Der Klavierauszug von Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz op. 77 wurde am 3. November 1821 im 132. Stück der Vossischen Zeitung angezeigt: »In der Schlesingerschen Buch- und Musikhandlung in Berlin ist so eben fertig geworden und zu haben: C.M. von Weber, der Freischütz. Vollständiger Klavierauszug vom Componisten. 6 Thlr. 12 Gr.«</note> worüber ich vor Freude nicht schrie, denn das konnte ich nicht, aber krähte. Wenn Du da gewesen wärest, hätten wir eine sehr angenehme Stunde gehabt, so aber war<seg type="pagebreak"> |4|<pb n="4" type="pagebreak"></pb></seg>ich ganz allein und unvermögend einen Ton zu singen, genoß also nur die Hälfte des Vergnügens. Die Arie der <persName xml:id="persName_20f0cfb1-a793-4941-9bd9-75e2086a020a">Seidler<name key="PSN0114851" style="hidden" type="person">Seidler, Caroline (1790-1872)</name></persName><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_420e30cd-6a5a-4dc5-80be-9fc69ef8bf7f" xml:lang="de">Die Arie der Seidler – Arie der Agathe »Wie nahte mir der Schlummer« aus Webers Freischütz, zweiter Akt, zweite Szene. Die Sopranistin Caroline Seidler hatte bereits in der Uraufführung der Oper am 18. Juni 1821 in Berlin die Partie der Agathe gesungen (Wolfgang Michael Wagner, Carl Maria von Weber und die deutsche Nationaloper [Weber-Studien, Bd. 2], Mainz 1994, S. 138).</note> habe ich ziemlich inne, sie ist gar schön. <date cert="high" when="1822-11-02">Gestern</date> haben sie den Freischützen wieder gegeben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_26c1dd24-a6e6-4a9c-a383-63844f0dd542" xml:lang="de">Gestern haben sie den Freischützen wieder gegeben – Die Aufführung von Carl Maria von Webers Freischütz fand bereits am 1. November 1821 im Königlichen Opernhaus statt. </note> die Vorstellung soll herrlich gewesen sein. Eine funkelnagelneue Nachricht (von <persName xml:id="persName_f52001e4-5fcd-469a-9d7d-18d2fba90d02">Heinrich<name key="PSN0109766" style="hidden" type="person">Beer, Heinrich (Henoch, Hans) (1794-1842)</name></persName>) ist, daß <persName xml:id="persName_4b761a12-c521-414f-9851-211e922a784a">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden" type="person">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> seiner Macht wieder beraubt worden,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_d7e4aec6-189f-46a4-81b5-f499dddb3cf5" xml:lang="de">daß Spontini seiner Macht wieder beraubt worden – Um Kompetenzstreitigkeiten vorzubeugen unterstellte Friedrich Wilhelm III. von Preußen per Kabinettsorder vom 26. September 1821 Gaspare Spontini die Angelegenheiten des Musiktheaters und dem Generalintendanten Karl Friedrich Moritz Paul Graf von Brühl diejenigen des Schauspiels: »So wird denn nun jede der jetzt getheilten Behörden allein die Ehre und Schande der Darstellungen haben!« (AMZ 23, Nr. 47, 21. November 1821, Sp. 797). Siehe dazu ausführlich Wilhelm Altmann, Spontini an der Berliner Oper. Eine archivalische Studie, in: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft, 4. Jg., H. 2 (Februar 1903), S. 262 ff.</note> und Alles in alte Geleis’ gebracht sei. Man schreibt dem <persName xml:id="persName_5186fd36-a714-4e49-9a7a-6bfd11bf0e14">Kronprinzen<name key="PSN0113990" style="hidden" type="person">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> diese gute Handlung zu. <title xml:id="title_c9536193-c84e-4831-b6ea-c5f2ad4f1ed8">Was sagst Du nun, Flesch?<name key="PSN0110308" style="hidden" type="author">Casper, Johann Ludwig (1796–1864)</name><name key="CRT0111600" style="hidden" type="dramatic_work">Max Tell (Libretto)</name></title><note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_6c277c47-5bc8-4604-af6f-dc7f3061a9d7" xml:lang="de">Was sagst Du nun, Flesch? – Worte des Eremiten aus dem fünften Akt von Johann Ludwig Caspers Freischütz-Parodie Max Tell, die 1821 entstanden war (Autograph, D-B, Musikabteilung, MA Ms. 61). Siehe dazu Frank Ziegler, Felix Mendelssohn Bartholdy und Carl Maria von Weber, in: Mendelssohn Studien 16 (2009), S. 51-100; mit Textabdruck des Librettos, S. 73 ff., und Roland Dieter Schmidt-Hensel, Zigaro und Colifichette. Ein musikalischer Silvesterspaß im Hause Mendelssohn Bartholdy, in: Mendelssohn Studien 23 (2023), S. 87-91.</note></p> <p>Der arme <persName xml:id="persName_b56e9f7e-376f-434c-9e15-fc6309530f32">Lipinski<name key="PSN0112885" style="hidden" type="person">Lipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861)</name></persName> war neulich hier, Abschied zu nehmen. Er ist ohne zweites Conzert abgereist, und war so gütig, sehr mit den Berlinern zufrieden zu sein. <date cert="high" when="1822-11-03">Heut</date> ist <persName xml:id="persName_841c09cb-1906-4e7b-8169-689d8a09be72">Hartknochs<name key="PSN0116964" style="hidden" type="person">Hartknoch, Carl Eduard (1796-1834)</name></persName> Conzert,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_c62a494b-d8e6-4f55-bcdf-afb82d07d8f9" xml:lang="de">Heut ist Hartknochs Conzert – Der Pianist und Komponist Carl Eduard Hartknoch spielte am 3. November 1821 u. a. das 2. Klavierkonzert a-Moll, op. 85, seines Lehrers Johann Nepomuk Hummel (AMZ 23, Nr. 51, 19. Dezember 1821, Sp. 865).</note> ich fürchte es wird ihm sehr schlecht gehn. <date cert="high" when="1822-11-05">Dinstag</date> sollst Du Nachricht darüber haben. – Ich bin sehr neugierig auf den Text aus Wien, den Dir <persName xml:id="persName_1feac5d1-93e5-4eb8-95fd-b52e1a92c1b8">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden" type="person">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> ankündigt;<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_59c3d53c-985b-4db7-a2de-26671f296ae3" xml:lang="de">den Text aus Wien, den Dir Mutter ankündigt – siehe Brief und Kommentar zu Brief gb-1821-11-03-01 Paul Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Weimar, Berlin, 3. November 1821, Z.: daß Cousine Pereira Dir mit nächster Gelegenheit einen Operntext zuschickt.</note> eine sentimental-naive Oper wäre so übel nicht, wenn sie sonst nur hübsch gemacht ist. Da giebt es gewiß allerliebste Cavatinen, Chöre mit obligatem Viehgebrüll, und dergl. Raritäten. Spaß aparte aber ist das eine Art die ich, hübsch bearbeitet sehr liebe. Schweizerzöpfchen, Milcheimer, Mettenglöckchen,<note resp="FMBC" style="hidden" type="word_description" xml:id="note_6586e5ae-c5cd-4e8f-91ed-a91a053aac64" xml:lang="de">Mettenglöckchen – Glocke zum nächtlichen oder frühmorgendlichen Gottesdienst.</note> Gletscher in der Abendsonne, Heimweh, alles dieses sind musikalische, und gar allerliebste Dinge, und werden sich gewiß die Hülle und Fülle in Deinem neuen Texte finden. Und wie hübsch wird <hi rend="latintype">Mme.</hi> <persName xml:id="persName_7654e057-8162-4c24-9a85-2923efdf0963">Robert<name key="PSN0114233" style="hidden" type="person">Robert, gesch. Primavesi, Friederike (1795-1832)</name></persName> die schmachtende Hirtinn singen! Ich sage Dir, ich freue mich unbändig darauf. Rechne dazu, daß <persName xml:id="persName_613d178e-b3f3-4683-b386-65e9f73195a1">Casper<name key="PSN0110308" style="hidden" type="person">Casper, Johann Ludwig (1796-1864)</name></persName>, durch Nacheifer<del cert="low" rend="strikethrough">n</del> angespornt, sich gewiß beeifern wird, Dir auch einen neuen, recht <title xml:id="title_5a839e1f-8187-45cc-b831-21be6006b2ce">schönen Text<name key="PSN0110308" style="hidden" type="author">Casper, Johann Ludwig (1796–1864)</name><name key="CRT0108344" style="hidden" type="dramatic_work">Die beiden Neffen oder Der Onkel aus Boston (Libretto)</name></title> zu liefern.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_79af55ac-2290-45f8-9386-73967f016a51" xml:lang="de">Casper … Dir auch einen neuen, recht schönen Text zu liefern – Mendelssohn begann am 1. Mai 1822 mit der Komposition der Oper Der Onkel aus Boston / Die beiden Neffen MWV L 4 auf ein Libretto von Johann Ludwig Casper.</note> Dann bist Du für lange Zeit außer Sorgen. Adieu, lieber Bursche, freue Dich daß Du in Weimar bist, und athme die poetische Luft ein, die um Dich herum weht. <title xml:id="title_b7392a47-0a67-4a4f-ad4b-ff95a40f9b8f">Deinem Finale <list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_562wabh3-q9uy-wiui-shet-cywjmogh5hpx"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item> </list> <name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_kjagx77i-l3w0-vqke-ynnj-jkswviraiofk"><item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item><item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item><item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name></title> muß man seine Vaterstadt anmerken.<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_2fe1238e-09b2-4adb-9ddc-20389b978cb6" xml:lang="de">Deinem Finale muß man seine Vaterstadt anmerken – siehe Kommentar zu Z.: daß Du mit Deiner Oper so weit vorgerückt bist.</note> Erkenne, wie glücklich Du bist, eine Zeitlang in <persName xml:id="persName_509eb1b9-b482-4beb-849a-b0eb8255812b">Goethens<name key="PSN0111422" style="hidden" type="person">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_c7a4554d-d4d8-4b4c-a216-bcaa98ec8f7c">Hause<name key="SGH0100198" style="hidden" subtype="" type="sight">Goethes Wohnhaus am Frauenplan</name><settlement key="STM0100134" style="hidden" type="locality">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu leben,<note resp="FMBC" style="hidden" type="single_place_comment" xml:id="note_b66ff62a-f427-489b-8cd4-6d01bacfcf8d" xml:lang="de">eine Zeitlang in Goethens Hause zu leben – Mendelssohn hielt sich vom 3. November bis zum Morgen des 19. November 1821 in Weimar auf. Johann Wolfgang von Goethe kam am 4. November von seinem Jenaer Aufenthalt nach Weimar zurück (Goethe, Weimarer Ausgabe III, Bd. 8: Goethes Tagebücher. 1821-1822, S. 132-137).</note> und ihn im vertraulichen Umgange mit <persName xml:id="persName_4c22e35e-b950-42fc-845d-7a8766299107">seinem Freunde<name key="PSN0115916" style="hidden" type="person">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> zu sehn, grüße diesen und die gute <persName xml:id="persName_9e49b570-cefe-4690-9179-aa82c003fdb7">Doris<name key="PSN0115918" style="hidden" type="person">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName>, und den gutissimo Hummel, und <seg type="closer">behalte lieb</seg> <seg type="signed">Deine Fanny.</seg></p> </div> </body> </text></TEI>