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fmb-1841-02-27-06

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau<lb></lb>Leipzig, 27. Februar 1841 Lieber Schubring, hab tausend Dank für Deinen lieben freundlichen Brief, der mir eine große Freude gemacht hat, und ein gar sehr willkommenes Geburtstaggeschenk war. Allerdings war unsre Correspondenz etwas schimmlig geworden, aber laß Dich doch Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 3038

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Deutschland Berlin D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung MA Nachl. 7,61,27. Abschrift fremder Hand Felix Mendelssohn Bartholdy an Julius Schubring in Dessau; Leipzig, 27. Februar 1841 Lieber Schubring, hab tausend Dank für Deinen lieben freundlichen Brief, der mir eine große Freude gemacht hat, und ein gar sehr willkommenes Geburtstaggeschenk war. Allerdings war unsre Correspondenz etwas schimmlig geworden, aber laß Dich doch

4 beschr. S. (nach Leo Liepmannssohn, Berlin, Katalog einer schönen Autographen-Sammlung […], Auktion 7. November 1892, Nr. 295 und Leo Liepmannssohn, Berlin, Katalog einer schönen Autographen-Sammlung […], Versteigerung 7. Mai 1896 und folgende Tage, Nr. 1013). – In der Vorlage sind folgende Textpassagen, vermutlich von zweiter Hand, durchgestrichen: »Nur neulich mit dem Salomannschen« bis »Du hast es mir nicht übel genommen«, »und Weib und Kind so wohl, wie ich nur wünschen und hoffen konnte« und »Nun aber lebwohl für heut« bis »Paul Felix Abraham heißt er«. In Schubring, Briefwechsel, sind diese durchgestrichenen Textteile mit veröffentlicht, in Mendelssohn, Briefe 1833-1847, gehören sie zu den Fehlstellen des Abdrucks.

Schreiber unbekannt.

-

Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 275-277 (Teildruck). Schubring, Briefwechsel, S. 180-183.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. Februar 1841 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland Schubring, Karl Julius (1806-1889) DessauDeutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig d. 27 Febr. 1841.

Lieber Schubring, hab tausend Dank für Deinen lieben freundlichen Brief, der mir eine große Freude gemacht hat, und ein gar sehr willkommenes Geburtstaggeschenk war. Allerdings war unsre Correspondenz etwas schimmlig geworden, aber laß Dich doch nur ja nicht von den kleinen Empfehlungsbriefchen abbringen, große wären freilich besser, aber in deren Ermangelung thun es kleine auch, und daß ich sie immer mit Freude empfangen werde und die Ueberbringer auch so gut ich kann, das weißt Du wohl.

Nur neulich mit dem SalomannschenSaloman (eigtl. Salomon), Siegfried (1816-1899) konnte ich mit dem besten Willen nichts anfangen; erSaloman (eigtl. Salomon), Siegfried (1816-1899) schickte ihn mir von Dessau aus zu, und wollte auf dessen Grund eine Empfehlung von mir an LipinskyLipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861) haben; da ich ihn nun musikalisch gar nicht kenne, und Du mir von Dir dasselbe schreibst, so war es nicht zu machen; Doch hoffe ich, Du hast es mir nicht übel genommen. Jetzt eine kritische Brille auf die Nase, und zur Beantwortung Deines Rheinlieds<name key="PSN0114732" style="hidden" type="author">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name><name key="CRT0110771" style="hidden" type="music">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name>. Das gefällt mir ganz wohl, und ist gut geschrieben und muß auch lustig und voll genug klingen, aber – (denn ein aber muß natürlich bei jedem Kritikus kommen) – das ganze Gedicht<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> ist ja eigentlich gar nicht zu komponiren, ist ja ganz unmusikalisch. Ich weiß wohl, hiemit tappe ich Dir und sämmtlichen meiner Herren Collegen in Deutschland aufs unverschämteste ins Gesicht; aber meine Meinung ists einmal, und was das Schlimmste ist, sie wird mir durch die meisten Compositionen, die ich kenne, bestätigt. (Laß es um Gotteswillen unter uns; die Journalisten drucken ohnedies jeden Bettel darüber<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name>, und ich werde am Ende als Frankreicher über die Gränze gebracht.) Aber ohne Spas, ich kann mir nur dann Musik denken, wenn ich mir eine Stimmung denken kann aus der sie hervorgeht; bloße, kunstgerechte Töne, die gut zu dem Wortfall passen, und die auch bei starken Worten forte, und bei sanften piano gehen, und hübsch klingen, aber nicht was aussprechen, die hab ich von jeher eigentlich nicht verstehen können. Und doch kann ich nur solche Musik mir zu diesem Gedichte<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> denken; solche nicht eindringende, durchdrungene, poetische, sondern begleitende, nebenhergehende, musikalische Musik – letztere mag ich aber nicht. Mir fällt dann oft die Fabel von den beiden Töpfen<name key="PSN0112626" style="hidden" type="author">La Fontaine, Jean de (1621-1695)</name><name key="CRT0109617" style="hidden" type="literature">Le Pot de terre et le Pot de fer</name> ein, die zusammen auf die Reise gehen, und wackeln, bis einer den andern zerschlägt, weil der eine von Thon der andere von Eisen war. Dazu finde ich das Gedicht weder lustig, noch traurig, weder tapfer, noch vorsichtig, weder begeistert noch vernünftig, sondern sehr positiv, sehr praktisch, sehr gut für viele Leute passend im jetzigen Moment. Aber nicht einmal momentan kann ich mich für eine Sache interessiren, der ich das Momentane ansehe, von der ich mir nichts bleibendes erwarten kann – ich werde hier philosophisch – verzeih mir. Und verzeih die ganze Diatribe, die noch dazu unartig ist, weil Du das Lied<name key="PSN0114732" style="hidden" type="author">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name><name key="CRT0110771" style="hidden" type="music">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> componirt hast; aber da Du die unermeßliche Majorität der Musiker für Dich hast, so nimmst Du mir mein dissentient protestation gewiß nicht übel, und lachst hoffentlich mehr darüber. Es ist nun einmal herausgeplatzt. Wie mirs geht willst Du wissen: ganz vortrefflich, und Weib und KindMendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy so wohl, wie ich nur wünschen und hoffen konnte. Doch könnte es sein, wenn wir uns in den nächsten Wochen sähen, Du hörtest wieder dieselben Klagen von mir, wie im vorigen Jahr – ich dachte oft seitdem daran, und lachte darüber weil mir so frisch und lustig zu Muth war, – aber seit 8 Tagen ist wieder solch eine Mattigkeit über mich gekommen, daß ich wie gesagt das alte Lied singen würde gerade wie vor einem Jahr. Ich weiß nicht, ist es das Frühlingsherannahen oder die entsetzlich viele Musik, die ich hier den Winter über machen muß, und die mich abspannt; seit mehreren Jahren fällt immer beides zusammen. Aber ich glaube, es ist das Letztere. Seit Januar habe ich 15 öffentliche Aufführungen gehabt, das bringt den Menschen herunter. Ueber Ole BullBull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880) soll ich schreiben? Ach, erBull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880) hat mir auch auf die Länge keine große Freude gemacht. Am Anfang staunte ich über manche vortreffliche Einzelheiten seines Spiels, aber am Ende langweilte mich das Ganze sehr. ThalbergThalberg, Sigismund (1812-1871) dagegen, der vor 14 Tagen hier durch kam, hat mir aufs neue sehr viel Vergnügen durch seine große, vollkommne Meisterschaft gemacht. Nun aber lebwohl für heut, lieber Freund, und grüß Deine FrauSchubring, Anna Elisabeth (1811-1876) von der meinigenMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und mir aufs freundlichste, und bleib gesund und mir gut. Du weißt doch, daß ich vor 14 Tagen wieder Taufe hatte? Mein drittes Kind und der zweite Sohn war’s. Paul Felix Abraham heißt erMendelssohn Bartholdy, Paul Felix Abraham (1841-1880). Lebwohl. Lebwohl, lieber Freund,

Dein FMB.
            Leipzig d. 27 Febr. 1841. Lieber Schubring, hab tausend Dank für Deinen lieben freundlichen Brief, der mir eine große Freude gemacht hat, und ein gar sehr willkommenes Geburtstaggeschenk war. Allerdings war unsre Correspondenz etwas schimmlig geworden, aber laß Dich doch nur ja nicht von den kleinen Empfehlungsbriefchen abbringen, große wären freilich besser, aber in deren Ermangelung thun es kleine auch, und daß ich sie immer mit Freude empfangen werde und die Ueberbringer auch so gut ich kann, das weißt Du wohl.
Nur neulich mit dem Salomannschen konnte ich mit dem besten Willen nichts anfangen; er schickte ihn mir von Dessau aus zu, und wollte auf dessen Grund eine Empfehlung von mir an Lipinsky haben; da ich ihn nun musikalisch gar nicht kenne, und Du mir von Dir dasselbe schreibst, so war es nicht zu machen; Doch hoffe ich, Du hast es mir nicht übel genommen. Jetzt eine kritische Brille auf die Nase, und zur Beantwortung Deines Rheinlieds. Das gefällt mir ganz wohl, und ist gut geschrieben und muß auch lustig und voll genug klingen, aber – (denn ein aber muß natürlich bei jedem Kritikus kommen) – das ganze Gedicht ist ja eigentlich gar nicht zu komponiren, ist ja ganz unmusikalisch. Ich weiß wohl, hiemit tappe ich Dir und sämmtlichen meiner Herren Collegen in Deutschland aufs unverschämteste ins Gesicht; aber meine Meinung ists einmal, und was das Schlimmste ist, sie wird mir durch die meisten Compositionen, die ich kenne, bestätigt. (Laß es um Gotteswillen unter uns; die Journalisten drucken ohnedies jeden Bettel darüber, und ich werde am Ende als Frankreicher über die Gränze gebracht. ) Aber ohne Spas, ich kann mir nur dann Musik denken, wenn ich mir eine Stimmung denken kann aus der sie hervorgeht; bloße, kunstgerechte Töne, die gut zu dem Wortfall passen, und die auch bei starken Worten forte, und bei sanften piano gehen, und hübsch klingen, aber nicht was aussprechen, die hab ich von jeher eigentlich nicht verstehen können. Und doch kann ich nur solche Musik mir zu diesem Gedichte denken; solche nicht eindringende, durchdrungene, poetische, sondern begleitende, nebenhergehende, musikalische Musik – letztere mag ich aber nicht. Mir fällt dann oft die Fabel von den beiden Töpfen ein, die zusammen auf die Reise gehen, und wackeln, bis einer den andern zerschlägt, weil der eine von Thon der andere von Eisen war. Dazu finde ich das Gedicht weder lustig, noch traurig, weder tapfer, noch vorsichtig, weder begeistert noch vernünftig, sondern sehr positiv, sehr praktisch, sehr gut für viele Leute passend im jetzigen Moment. Aber nicht einmal momentan kann ich mich für eine Sache interessiren, der ich das Momentane ansehe, von der ich mir nichts bleibendes erwarten kann – ich werde hier philosophisch – verzeih mir. Und verzeih die ganze Diatribe, die noch dazu unartig ist, weil Du das Lied componirt hast; aber da Du die unermeßliche Majorität der Musiker für Dich hast, so nimmst Du mir mein dissentient protestation gewiß nicht übel, und lachst hoffentlich mehr darüber. Es ist nun einmal herausgeplatzt. Wie mirs geht willst Du wissen: ganz vortrefflich, und Weib und Kind so wohl, wie ich nur wünschen und hoffen konnte. Doch könnte es sein, wenn wir uns in den nächsten Wochen sähen, Du hörtest wieder dieselben Klagen von mir, wie im vorigen Jahr – ich dachte oft seitdem daran, und lachte darüber weil mir so frisch und lustig zu Muth war, – aber seit 8 Tagen ist wieder solch eine Mattigkeit über mich gekommen, daß ich wie gesagt das alte Lied singen würde gerade wie vor einem Jahr. Ich weiß nicht, ist es das Frühlingsherannahen oder die entsetzlich viele Musik, die ich hier den Winter über machen muß, und die mich abspannt; seit mehreren Jahren fällt immer beides zusammen. Aber ich glaube, es ist das Letztere. Seit Januar habe ich 15 öffentliche Aufführungen gehabt, das bringt den Menschen herunter. Ueber Ole Bull soll ich schreiben? Ach, er hat mir auch auf die Länge keine große Freude gemacht. Am Anfang staunte ich über manche vortreffliche Einzelheiten seines Spiels, aber am Ende langweilte mich das Ganze sehr. Thalberg dagegen, der vor 14 Tagen hier durch kam, hat mir aufs neue sehr viel Vergnügen durch seine große, vollkommne Meisterschaft gemacht. Nun aber lebwohl für heut, lieber Freund, und grüß Deine Frau von der meinigen und mir aufs freundlichste, und bleib gesund und mir gut. Du weißt doch, daß ich vor 14 Tagen wieder Taufe hatte? Mein drittes Kind und der zweite Sohn war’s. Paul Felix Abraham heißt er. Lebwohl. Lebwohl, lieber Freund,
Dein
FMB.          
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(Laß es um Gotteswillen unter uns; die Journalisten drucken ohnedies jeden Bettel <title xml:id="title_62e1bdb7-c786-4a44-82d4-a7bd4a7ae926">darüber<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title>, und ich werde am Ende als Frankreicher über die Gränze gebracht.) Aber ohne Spas, ich kann mir nur dann Musik denken, wenn ich mir eine Stimmung denken kann aus der sie hervorgeht; bloße, kunstgerechte Töne, die gut zu dem Wortfall passen, und die auch bei starken Worten forte, und bei sanften piano gehen, und hübsch klingen, aber nicht was aussprechen, die hab ich von jeher eigentlich nicht verstehen können. Und doch kann ich nur solche Musik mir zu diesem <title xml:id="title_a910afda-6e03-4432-9d92-49812c18df56">Gedichte<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> denken; solche nicht eindringende, durchdrungene, poetische, sondern begleitende, nebenhergehende, musikalische Musik – letztere mag ich aber nicht. Mir fällt dann oft die <title xml:id="title_92da94a0-7030-403a-9193-ae94fdcebead">Fabel von den beiden Töpfen<name key="PSN0112626" style="hidden" type="author">La Fontaine, Jean de (1621-1695)</name><name key="CRT0109617" style="hidden" type="literature">Le Pot de terre et le Pot de fer</name></title> ein, die zusammen auf die Reise gehen, und wackeln, bis einer den andern zerschlägt, weil der eine von Thon der andere von Eisen war. Dazu finde ich das Gedicht weder lustig, noch traurig, weder tapfer, noch vorsichtig, weder begeistert noch vernünftig, sondern sehr positiv, sehr praktisch, sehr gut für viele Leute passend im jetzigen Moment. Aber nicht einmal momentan kann ich mich für eine Sache interessiren, der ich das Momentane ansehe, von der ich mir nichts bleibendes erwarten kann – ich werde hier philosophisch – verzeih mir. Und verzeih die ganze Diatribe, die noch dazu unartig ist, weil Du das <title xml:id="title_9819c568-1b5e-42eb-9684-9e751c8d4274">Lied<name key="PSN0114732" style="hidden" type="author">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name><name key="CRT0110771" style="hidden" type="music">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> componirt hast; aber da Du die unermeßliche Majorität der Musiker für Dich hast, so nimmst Du mir mein dissentient protestation gewiß nicht übel, und lachst hoffentlich mehr darüber. Es ist nun einmal herausgeplatzt. Wie mirs geht willst Du wissen: ganz vortrefflich, und <persName xml:id="persName_230c12ec-6f88-43ec-8082-97b69cb5e263">Weib und Kind<name key="PSN0113242" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> so wohl, wie ich nur wünschen und hoffen konnte. Doch könnte es sein, wenn wir uns in den nächsten Wochen sähen, Du hörtest wieder dieselben Klagen von mir, wie im vorigen Jahr – ich dachte oft seitdem daran, und lachte darüber weil mir so frisch und lustig zu Muth war, – aber seit 8 Tagen ist wieder solch eine Mattigkeit über mich gekommen, daß ich wie gesagt das alte Lied singen würde gerade wie vor einem Jahr. Ich weiß nicht, ist es das Frühlingsherannahen oder die entsetzlich viele Musik, die ich hier den Winter über machen muß, und die mich abspannt; seit mehreren Jahren fällt immer beides zusammen. Aber ich glaube, es ist das Letztere. Seit Januar habe ich 15 öffentliche Aufführungen gehabt, das bringt den Menschen herunter. Ueber <persName xml:id="persName_1fcb724f-4e8b-476d-8a23-8480e7e01589">Ole Bull<name key="PSN0110182" style="hidden">Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)</name></persName> soll ich schreiben? Ach, <persName xml:id="persName_7fa3714d-0b21-41a9-9791-be8c64dddd23">er<name key="PSN0110182" style="hidden">Bull, Ole Bornemann Johansen (1810-1880)</name></persName> hat mir auch auf die Länge keine große Freude gemacht. Am Anfang staunte ich über manche vortreffliche Einzelheiten seines Spiels, aber am Ende langweilte mich das Ganze sehr. <persName xml:id="persName_1b4b9b8a-79ed-4d9d-ae17-0f1719b3511a">Thalberg<name key="PSN0115297" style="hidden">Thalberg, Sigismund (1812-1871)</name></persName> dagegen, der vor 14 Tagen hier durch kam, hat mir aufs neue sehr viel Vergnügen durch seine große, vollkommne Meisterschaft gemacht. Nun aber lebwohl für heut, lieber Freund, und grüß Deine <persName xml:id="persName_902890eb-fee3-40d2-af36-438c55ef519d">Frau<name key="PSN0114725" style="hidden">Schubring, Anna Elisabeth (1811-1876)</name></persName> von der <persName xml:id="persName_df61730f-cdb3-429c-891d-a0809b3b231d">meinigen<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und mir aufs freundlichste, und bleib gesund und mir gut. Du weißt doch, daß ich vor 14 Tagen wieder Taufe hatte? Mein drittes Kind und der zweite Sohn war’s. Paul Felix Abraham heißt <persName xml:id="persName_43cb77aa-a401-46e2-af89-2328d8f0fe34">er<name key="PSN0113262" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Paul Felix Abraham (1841-1880)</name></persName>. <seg type="closer" xml:id="seg_067c9d18-8542-406f-9478-6f3eda18a55b">Lebwohl. Lebwohl, lieber Freund,</seg></p> <signed rend="left">Dein</signed> <signed rend="right">FMB.</signed> </div> </body> </text></TEI>