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fmb-1841-02-13-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Mendelssohn & Co.<lb></lb>Leipzig, 13. Februar 1841 Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 3013

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division Music Division, Mendelssohn Letters Vol. V/588. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Mendelssohn & Co.; Leipzig, 13. Februar 1841 Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran

6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Textverluste durch Beschädigungen des Seitenrands bzw. infolge von Bindung, Textergänzungen. Eingelegt war vermutlich ein von Paul Mendelssohn Bartholdy aufgesetzter und von Felix Mendelssohn Bartholdy unterzeichneter (nicht bekannter) Geschäftsbrief; vgl. Z. 90 f.: »Inliegend der unterschriebne Brief.«

Felix Mendelssohn Bartholdy

Geschäftsbrief mit eigenhändiger Unterschrift Felix Mendelssohn Bartholdys; heutiger Standort nicht bekannt.

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Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 267-271 (Teildruck).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

13. Februar 1841 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) Mendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg BerlinDeutschland deutsch
Herrn Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy Herrn Mendelssohn & Co. in Berlin. frei.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig 13ten Febr. 1841.

Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran wohl. Ich denke wenn wir einmal später unsre jetzige Correspondenz durchlesen, so wird sie uns Freude machen; drucken lassen wollen wir sie zwar lieber nicht, und uns nicht deshalb gegenseitig zum Fleißigschreiben ermuntern, aber aus andern Gründen. Curios ist’s wie Jahre vergehen, wo die Zeit und die Leute ganz ruhig still zu stehn scheinen, und dann wieder Wochen wo alles durch einander läuft wie die Billardkugeln, carambolirt, sich verläuft, gewinnt &c. (ein Gleichniß aus der Wasserschenke in Gohlis). So ist mirs in den letzten Monaten gegangen; seit Deinem Hiersein hat alles so geruckt und sich verändert, daß ich Dir 8 Tage, und Spaziergänge vollauf zu erzählen habe, ohne Dich zum Worte kommen zu lassen, dem es ja vielleicht grade ebenso gegangen sein mag. Vor allem ists die Taufe, der wir nun in der nächsten Woche fröhlich entgegensehen – MühlenfelsMühlenfels, Ludwig von (1793-1861), SchleinitzSchleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881), meine Schwägerinn JulieSchunck, Julie Sophie (1816-1875) und Mme. PreusserPreusser (Preußer), Emma Wilhelmine Concordia (1817-1899) stehen Gevatter; vielleicht noch DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) und die Tante SchunckSchunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862). Ja, Paul, warum könnt Ihr diesmal nicht in der blauen Kutsche fahren! Und was schlimmer ist, warum muß ich mit meiner Geschäftsvernunft wünschen, daß es nicht ging, und mirs darum nicht weniger leid sein! – Mit dem Nachholen, wer kann davon im Ernst sprechen; bleibt doch die Sache immer gar so ernsthaft, und stellt alles Glück und das ganze Leben wieder aufs neue in Frage. – Nun und nächstdem muß ich Dir gestehen, daß mir die Berliner Angelegenheit sehr im Kopfe liegt und mancherlei zu denken giebt. Ich bezweifle noch immer, daß sie zu dem Resultate führen wird, das wir beide (wie ich denke) am liebsten hätten, weil ich immer noch bezweifle, daß Berlin ein Boden sei, wo sich grade einer von meiner Kunst nur leidlich heimisch fühlen kann, trotz aller Ehren und Gelder – aber die bloße Anerbietung davon giebt mir einen gewissen innern Ruck, eine gewisse Satisfaction, wenn ich auch niemals mit einem Menschen davon sprechen könnte, die mir viel werth sind; mit einem Wort, ich fühle daß man mir eine Ehre angethan hat und freue mich dessen. M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) schreibt in seinem letzten Briefe, den ich schon vor dem Deinigen erhielt, der KönigPreußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861) wolle die definitive Bildung der Akad.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland verschieben, bis ich im Frühjahr nach Berlin käme, (da ich geschrieben hatte ich könne vor dem Frühjahr nicht abkommen) ob ich bis dahin schriftliche Anträge machen wolle zur Veränderung der Statuten, die er mir beilegt, müsse er mir ganz anheim stellen. Da ich nun dergleichen Schriften sobald man mirs anheim stellt, viel lieber nicht mache, so werde ichs unterlassen, bis ich gewiß weiß ob ich nach Berlin im Frühjahr reise oder nicht, und nur im letzteren Fall thun. Merkwürdig, aber gar zu merkwürdig sind diese Statuten, namentlich die der bisherigen CompositionsschuleKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland; denk Dir, daß von 11 Lehrfächern, die sie aufgestellt haben, 7 geradezu unbrauchbar, ja widersinnig sind; was hältst Du u. A. zu folgendem, das no. 8 ist: „Beziehung der Musik auf die andern Künste, insbesondre auf Bildende- und auf Bühnenkunst.“ und dabei no. 11 „Anleitung zum geistlichen und weltlichen Drama.“ Ich habe diese Dinger früher zuweilen in der Staatszeitung gelesen und drüber gelacht; schickt sie einem aber ein ernsthafter Minister oder Marschall zu, da wird’s weinerlich. Ich bitte Dich, schlag an irgend einem öffentlichen Ort wo die Zeitungen gesammelt werden nach, und schicke mir das Blatt, wo dieser Cursus angekündigt und zugleich die Lehrer der einzelnen Branchen benannt werden (es geschieht soviel ich weiß, halbjährlich) Ich brauche auch diese Data, wenn ich recht genau in der Sache Bescheid wissen will, und Dir wird es dort leichter diese Ankündigungen zu finden, als mir hier. – Es liegt alles im Allerärgsten; gerade deswegen, wirst Du sagen, ist die Aufgabe es herauszureißen, da gäb’ es freilich genug zu thun dabei, hielt ich mich selbst nur für den Mann dazu. Was Gutes besser machen, oder was neues gut, das sind Dinge die mir lächeln, und die man lernen möchte, wenn man sie nicht von vorn herein zu machen weiß; aber was Schlechtes in Besseres verwandeln, ist ein böses Ding, und undankbar dazu. – Dann ist doch das Publikum auch gar zu streng in Berlin (freilich in andern Worten vielleicht gar zu nachsichtig) so jetzt mit dieser EgmontGeschichte<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name> – die ich freilich nicht genug kenne – aber was kommt am Ende dabei heraus, wenn für und wider einen Schauspieler geredet und gedruckt wird, ehe der Mann seine Rolle gespielt hat? Du sagst, an DevrientsDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) Namen knüpfe sich jetzt ein langes Zeitungsgeträtsch. Hat er denn in den Zeitungen geantwortet? Hat er das nicht, so kann alles andre Üble grade jetzt so unverschuldet über einen kommen, wie die Ehre über den andern; aber freilich setze ich voraus daß er selbst nicht geschrieben hat. Ein Aufsatz für Herrn GruaGrua, Franz Wilhelm (1799-1867) den ich in der hies: allgem: Zeitung las hat mich sehr für DevrientDevrient, Philipp Eduard (1801-1877) eingenommen, und die ganzen Geschichten jetzt gegen SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) thun mir auch nicht wohl. Mit alle dem denke ich mirs im Frühling noch einmal mit Ruhe anzusehen. Unparteiisch bin ich freilich nicht, wenn die LeipzigerLeipziger Straße Nr. 3BerlinDeutschland- und WerderstraßeWerderstraße Nr. 11BerlinDeutschland auf der einen Seite stehn. Die dritte wichtige Veränderung dieser Monate ist hier seit dem sogenannten KönigsConcerteGewandhausLeipzigDeutschland eingetreten; Du glaubst nicht was der bloße Besuch dieses KönigsSachsen, Friedrich August II. von (1797-1854) und sein wirklich herzliches, menschliches Wohlgefallen der Sache unsrer ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland für einen guten Schwung gegeben haben; man möchte fast so einen beneiden, der durch ein rein menschliches und natürliches Gefühl und eben solche Worte gleich solch einen Anstoß geben kann, wär’ es nicht am Ende in dessen Stellung eben so schwer sich dies Gefühl das die Hauptsache ist zu erhalten, als manche Nebensachen in der unsrigen. Genug erSachsen, Friedrich August II. von (1797-1854) hat sowohl durch sein Benehmen hier, wie durch die Lobposaune die er in Dresden darüber losgeblasen haben muß, uns eine Menge Dinge erleichtert, an die sonst nicht gedacht worden wäre; zu jedem ConcertGewandhausLeipzigDeutschland haben wir seitdem neue Fremde von Dresden, die dortigen Sängerinnen beeifern sich um die Wette hier aufzutreten, und sogar die Dotation mit dem hier vor 2 Jahren ausgesetzten Legate wird nun ganz wahrscheinlich für musikalische Zwecke verwendet und in diesem Monat vielleicht schon bestimmt. Alles dreies sind eben nur Grundzüge – aber wie vielerlei Details hätte ich Dir eben auf den bewußten Spaziergängen dazu nachzuliefern. Nur zu einem, freilich der Hauptsache, komme ich in diesen Wintermonaten nicht – zum Componiren; meinen Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qexfbgxu-unnv-egkg-zwsw-mdvphvah1v8c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> hab ich seitdem zum Druck gegeben, und ein Paar Lieder gemacht, das ist aber auch alles, und wenig genug.

Schönsten Dank für meinen Rechnungsauszug. Inliegend der unterschriebne Brief. Nur eins verstehe ich in der Rechnung nicht, das sind die doppelten Colonnen, wo ich sonst immer nur einfache bekam und begriff so z. B. auf der rechten Seite steht

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July 13 Per Zahlung Louisd’ors 250 | July 13 | 168 || 7 | 18 || 272 |15 |

&c.s

Was bedeutet diese 168, 7 und 18? Das übrige versteh ich in allen Posten, aber nirgends die Zahlen auf den entsprechenden Stellen der Colonne. Eben so links

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July 1 An Saldo von voriger Rechnung | July 1 | 180 | 1 | 26 || 62 | 17 | 6 |

Die 62, 17, 6 versteh ich, und die Worte; aber 180, 1, 26, nicht. Es giebt nichts Dümmres als dergleichen, was offenbar seinen Sinn und seine Richtigkeit hat, nicht herauszukriegen, um so mehr wenn sichs so oft wiederholt in verschiedner Art. Und dennoch ist es mir nicht gelungen, ein brillantes Zeugniß meiner kaufmännischen Anlagen. Schäm Dich meiner nicht zu sehr. Ist es vielleicht eine Zinsenberechnung?

Wenn Du hierüber genug gelacht hast, so kauf mir für 1700 rt. Papiere, und lege sie zu den Syndicaten, Metalliquen, und wie der Teufelskram sonst heißt. Am liebsten wären mir Papiere, die nicht weniger als 10 Procent Zinsen tragen, und dabei ganz unglaublich sicher sind. In Ermangelung derselben nimm die, welche Dir am liebsten sind Bei diesen 1700 rt. sind dann 330 rt. für das Bachsche MonumentAltes BachdenkmalLeipzigDeutschland; da ich aber im Frühjahre zu demselben Zweck die Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name> in der ThomaskircheThomaskircheLeipzigDeutschland zu geben, und die ganze Sache dann recht bald zur Ausführung zu bringen gedenke, so will ich mir den Kopf nicht mit aparten Rechnungen verdrehen, und Dir noch weniger. Laß es also einstweilen bei meinem Gelde, und seiner Zeit nehme ichs wieder davon; Zinsen kann ich dem alten BachBach, Johann Sebastian (1685-1750) für die kurze Zeit nicht zahlen; sollte sichs verzögern wider Erwarten, so bitte ich später ihm die fälligen Zinsen zuzulegen. Oder kannst Du gerade für die Summe ein Papier kaufen, desto besser. (Ich habe eine Ahndung, daß ich mich hiebei abermals blamirt habe.)

Nun zur Litteratur. Da seh ich abermals kläglich aus. In der letzten Woche habe ich gewöhnlich kaum Zeit gehabt zu essen und mein pensum zu schlafen, ohne das ich verloren bin, zum Lesen komme ich da gar nicht. Immermanns Münchhausen<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109446" style="hidden" type="literature">Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken</name> habe ich früher, doch nur den ersten Band gelesen; da gestehe ich Dir aber, daß mich die erste Hälfte desselben, die Du auch nicht lobst, so verdroß, daß ich auch in der zweiten verstimmt blieb, obwohl ich das viele Schöne nicht verkenne, das die zweite Westphälische Hälfte<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109446" style="hidden" type="literature">Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken</name> enthält, wie jedes seiner mir bekannten Werke. Aber warum muß denn das Gemeine, Miserable gleich dicht daneben stehen, damit jeder sehe, es sei nur Spas mit der Schönheit? Ich habe aus Bosheit nicht weiter lesen mögen, und werde mich schwer dazu entschließen können. Ähnlich geht mirs mit FrancksFranck, Georg Hermann (1802-1855) Recension. Wenn ich da einen Gesellen mit allen guten Fähigkeiten vom lieben Gott ausgerüstet zwei Jahre lang herumspazieren sehe, und seine wirkl[ich] schönen Fähigkeiten dazu brauchen einen halben Jahrgang Zeitung zu schreiben u[nd] eine Recension über ein Buch, das seinerseits wieder vielleicht besser unges[chrieben] geblieben wäre wenn BrockhausensF. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandlung in Leipzig nicht Geld dafür bezahlten, und außerde[m] nichts in der Welt weiterbringen, nichts befördern, nichts hinstellen sehe – da meine ich zuweilen, das sei die einzige Gotteslästerung, die es auf der Welt gäbe, und mag auch von der guten Recension nichts wissen, und achte jeden ordentlichen Buchbinder und Schuster höher. Das ist wohl einseitig, auch wohl zu streng – aber ich weiß einmal nichts Schlimmres als den Mißbrauch oder den Nicht-Gebrauch der Gottesgaben, und habe keine Theilnahme an Spielerei damit. Ich würde vielleicht anders sprechen, wenn ich nicht an einem Orte mit F.Franck, Georg Hermann (1802-1855) wäre, und das Wesen sähe, das er zu meinem Bedauern treibt; er ist angenehm und umgänglich für Nachmittags- und Abendbesuche, und gefällt mir wohl, so oft ich ihn sehe, aber da ist kein Halt, und kein Ernst und keine Förderung dabei, und da ist mir das andre auch gleichgültig. Jetzt reis’t er bald fort, und zwar nach München, wenn Mme. VollardVollard, Mathilde dahin kommt, oder nach Berlin, wenn sie dahin kommt, und dann ins Bad, und dann würde erFranck, Georg Hermann (1802-1855) den nächsten Winter in Paris zubringen, wenn’s nicht befestigt würde &c.

Pfui, wie ich ins Schimpfen gekommen bin! Und hab Dir noch nicht gedankt für das Gute, Liebe, Freundliche, was Du von meiner Musik sagst! Im Gegensatz zu andern mußt Du sie aber nicht so hoch stellen; und damit sie nur allein für sich das Gute verdient, das Du von ihr denkst, dazu müßte sie erst noch viel besser werden. Aber ich hoffe, das wird sie auch! Wenigstens mein ich das Recitativ und die Mitte meines Lobgesangs<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_46t92qca-l6fn-7d0a-iimh-uhiri8eoicin"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> sei wärmer und lebendiger, als das andre was ich bis dahin gemacht. Wann singen wir Dir es erst vor!

Und nun wend’ ich mich an AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) und danke ihr für den allerschönsten Schachtisch den ich in meinem Leben gesehn habe, und das wird der versprochne schon deshalb, weil ich noch nie einen in meinem Leben gesehn, und immer einen vermißt habe. Wie wir[d] er mir zu paß kommen! Denn seitdem erinnre ich mich erst, wie man auf den gewöhn[lichen] Tischen immer unbequem sitzt, immer Bauern herunterwirft, und nicht wiederfinden kann &c. Ja, aber könnten wir im Ernst darauf erst zusammen spielen! Und AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) und CecileMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) zusehen!

Damit schließe ich die Epistel. Schreib auch Du mir bald wieder eine. Dein Felix.
            Leipzig 13ten Febr. 1841. Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran wohl. Ich denke wenn wir einmal später unsre jetzige Correspondenz durchlesen, so wird sie uns Freude machen; drucken lassen wollen wir sie zwar lieber nicht, und uns nicht deshalb gegenseitig zum Fleißigschreiben ermuntern, aber aus andern Gründen. Curios ist’s wie Jahre vergehen, wo die Zeit und die Leute ganz ruhig still zu stehn scheinen, und dann wieder Wochen wo alles durch einander läuft wie die Billardkugeln, carambolirt, sich verläuft, gewinnt &c. (ein Gleichniß aus der Wasserschenke in Gohlis) . So ist mirs in den letzten Monaten gegangen; seit Deinem Hiersein hat alles so geruckt und sich verändert, daß ich Dir 8 Tage, und Spaziergänge vollauf zu erzählen habe, ohne Dich zum Worte kommen zu lassen, dem es ja vielleicht grade ebenso gegangen sein mag. Vor allem ists die Taufe, der wir nun in der nächsten Woche fröhlich entgegensehen – Mühlenfels, Schleinitz, meine Schwägerinn Julie und Mme. Preusser stehen Gevatter; vielleicht noch David und die Tante Schunck. Ja, Paul, warum könnt Ihr diesmal nicht in der blauen Kutsche fahren! Und was schlimmer ist, warum muß ich mit meiner Geschäftsvernunft wünschen, daß es nicht ging, und mirs darum nicht weniger leid sein! – Mit dem Nachholen, wer kann davon im Ernst sprechen; bleibt doch die Sache immer gar so ernsthaft, und stellt alles Glück und das ganze Leben wieder aufs neue in Frage. – Nun und nächstdem muß ich Dir gestehen, daß mir die Berliner Angelegenheit sehr im Kopfe liegt und mancherlei zu denken giebt. Ich bezweifle noch immer, daß sie zu dem Resultate führen wird, das wir beide (wie ich denke) am liebsten hätten, weil ich immer noch bezweifle, daß Berlin ein Boden sei, wo sich grade einer von meiner Kunst nur leidlich heimisch fühlen kann, trotz aller Ehren und Gelder – aber die bloße Anerbietung davon giebt mir einen gewissen innern Ruck, eine gewisse Satisfaction, wenn ich auch niemals mit einem Menschen davon sprechen könnte, die mir viel werth sind; mit einem Wort, ich fühle daß man mir eine Ehre angethan hat und freue mich dessen. M. schreibt in seinem letzten Briefe, den ich schon vor dem Deinigen erhielt, der König wolle die definitive Bildung der Akad. verschieben, bis ich im Frühjahr nach Berlin käme, (da ich geschrieben hatte ich könne vor dem Frühjahr nicht abkommen) ob ich bis dahin schriftliche Anträge machen wolle zur Veränderung der Statuten, die er mir beilegt, müsse er mir ganz anheim stellen. Da ich nun dergleichen Schriften sobald man mirs anheim stellt, viel lieber nicht mache, so werde ichs unterlassen, bis ich gewiß weiß ob ich nach Berlin im Frühjahr reise oder nicht, und nur im letzteren Fall thun. Merkwürdig, aber gar zu merkwürdig sind diese Statuten, namentlich die der bisherigen Compositionsschule; denk Dir, daß von 11 Lehrfächern, die sie aufgestellt haben, 7 geradezu unbrauchbar, ja widersinnig sind; was hältst Du u. A. zu folgendem, das no. 8 ist: „Beziehung der Musik auf die andern Künste, insbesondre auf Bildende- und auf Bühnenkunst. “ und dabei no. 11 „Anleitung zum geistlichen und weltlichen Drama. “ Ich habe diese Dinger früher zuweilen in der Staatszeitung gelesen und drüber gelacht; schickt sie einem aber ein ernsthafter Minister oder Marschall zu, da wird’s weinerlich. Ich bitte Dich, schlag an irgend einem öffentlichen Ort wo die Zeitungen gesammelt werden nach, und schicke mir das Blatt, wo dieser Cursus angekündigt und zugleich die Lehrer der einzelnen Branchen benannt werden (es geschieht soviel ich weiß, halbjährlich) Ich brauche auch diese Data, wenn ich recht genau in der Sache Bescheid wissen will, und Dir wird es dort leichter diese Ankündigungen zu finden, als mir hier. – Es liegt alles im Allerärgsten; gerade deswegen, wirst Du sagen, ist die Aufgabe es herauszureißen, da gäb’ es freilich genug zu thun dabei, hielt ich mich selbst nur für den Mann dazu. Was Gutes besser machen, oder was neues gut, das sind Dinge die mir lächeln, und die man lernen möchte, wenn man sie nicht von vorn herein zu machen weiß; aber was Schlechtes in Besseres verwandeln, ist ein böses Ding, und undankbar dazu. – Dann ist doch das Publikum auch gar zu streng in Berlin (freilich in andern Worten vielleicht gar zu nachsichtig) so jetzt mit dieser EgmontGeschichte – die ich freilich nicht genug kenne – aber was kommt am Ende dabei heraus, wenn für und wider einen Schauspieler geredet und gedruckt wird, ehe der Mann seine Rolle gespielt hat? Du sagst, an Devrients Namen knüpfe sich jetzt ein langes Zeitungsgeträtsch. Hat er denn in den Zeitungen geantwortet? Hat er das nicht, so kann alles andre Üble grade jetzt so unverschuldet über einen kommen, wie die Ehre über den andern; aber freilich setze ich voraus daß er selbst nicht geschrieben hat. Ein Aufsatz für Herrn Grua den ich in der hies: allgem: Zeitung las hat mich sehr für Devrient eingenommen, und die ganzen Geschichten jetzt gegen Spontini thun mir auch nicht wohl. Mit alle dem denke ich mirs im Frühling noch einmal mit Ruhe anzusehen. Unparteiisch bin ich freilich nicht, wenn die Leipziger- und Werderstraße auf der einen Seite stehn. Die dritte wichtige Veränderung dieser Monate ist hier seit dem sogenannten KönigsConcerte eingetreten; Du glaubst nicht was der bloße Besuch dieses Königs und sein wirklich herzliches, menschliches Wohlgefallen der Sache unsrer Concerte für einen guten Schwung gegeben haben; man möchte fast so einen beneiden, der durch ein rein menschliches und natürliches Gefühl und eben solche Worte gleich solch einen Anstoß geben kann, wär’ es nicht am Ende in dessen Stellung eben so schwer sich dies Gefühl das die Hauptsache ist zu erhalten, als manche Nebensachen in der unsrigen. Genug er hat sowohl durch sein Benehmen hier, wie durch die Lobposaune die er in Dresden darüber losgeblasen haben muß, uns eine Menge Dinge erleichtert, an die sonst nicht gedacht worden wäre; zu jedem Concert haben wir seitdem neue Fremde von Dresden, die dortigen Sängerinnen beeifern sich um die Wette hier aufzutreten, und sogar die Dotation mit dem hier vor 2 Jahren ausgesetzten Legate wird nun ganz wahrscheinlich für musikalische Zwecke verwendet und in diesem Monat vielleicht schon bestimmt. Alles dreies sind eben nur Grundzüge – aber wie vielerlei Details hätte ich Dir eben auf den bewußten Spaziergängen dazu nachzuliefern. Nur zu einem, freilich der Hauptsache, komme ich in diesen Wintermonaten nicht – zum Componiren; meinen Lobgesang hab ich seitdem zum Druck gegeben, und ein Paar Lieder gemacht, das ist aber auch alles, und wenig genug.
Schönsten Dank für meinen Rechnungsauszug. Inliegend der unterschriebne Brief. Nur eins verstehe ich in der Rechnung nicht, das sind die doppelten Colonnen, wo ich sonst immer nur einfache bekam und begriff so z. B. auf der rechten Seite steht
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July 13 Per Zahlung Louisd’ors 250 | July 13 | 168 || 7 | 18 || 272 |15 |
&c. s
Was bedeutet diese 168, 7 und 18? Das übrige versteh ich in allen Posten, aber nirgends die Zahlen auf den entsprechenden Stellen der Colonne. Eben so links
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July 1 An Saldo von voriger Rechnung | July 1 | 180 | 1 | 26 || 62 | 17 | 6 |
Die 62, 17, 6 versteh ich, und die Worte; aber 180, 1, 26, nicht. Es giebt nichts Dümmres als dergleichen, was offenbar seinen Sinn und seine Richtigkeit hat, nicht herauszukriegen, um so mehr wenn sichs so oft wiederholt in verschiedner Art. Und dennoch ist es mir nicht gelungen, ein brillantes Zeugniß meiner kaufmännischen Anlagen. Schäm Dich meiner nicht zu sehr. Ist es vielleicht eine Zinsenberechnung?
Wenn Du hierüber genug gelacht hast, so kauf mir für 1700 rt. Papiere, und lege sie zu den Syndicaten, Metalliquen, und wie der Teufelskram sonst heißt. Am liebsten wären mir Papiere, die nicht weniger als 10 Procent Zinsen tragen, und dabei ganz unglaublich sicher sind. In Ermangelung derselben nimm die, welche Dir am liebsten sind Bei diesen 1700 rt. sind dann 330 rt. für das Bachsche Monument; da ich aber im Frühjahre zu demselben Zweck die Passion in der Thomaskirche zu geben, und die ganze Sache dann recht bald zur Ausführung zu bringen gedenke, so will ich mir den Kopf nicht mit aparten Rechnungen verdrehen, und Dir noch weniger. Laß es also einstweilen bei meinem Gelde, und seiner Zeit nehme ichs wieder davon; Zinsen kann ich dem alten Bach für die kurze Zeit nicht zahlen; sollte sichs verzögern wider Erwarten, so bitte ich später ihm die fälligen Zinsen zuzulegen. Oder kannst Du gerade für die Summe ein Papier kaufen, desto besser. (Ich habe eine Ahndung, daß ich mich hiebei abermals blamirt habe. )
Nun zur Litteratur. Da seh ich abermals kläglich aus. In der letzten Woche habe ich gewöhnlich kaum Zeit gehabt zu essen und mein pensum zu schlafen, ohne das ich verloren bin, zum Lesen komme ich da gar nicht. Immermanns Münchhausen habe ich früher, doch nur den ersten Band gelesen; da gestehe ich Dir aber, daß mich die erste Hälfte desselben, die Du auch nicht lobst, so verdroß, daß ich auch in der zweiten verstimmt blieb, obwohl ich das viele Schöne nicht verkenne, das die zweite Westphälische Hälfte enthält, wie jedes seiner mir bekannten Werke. Aber warum muß denn das Gemeine, Miserable gleich dicht daneben stehen, damit jeder sehe, es sei nur Spas mit der Schönheit? Ich habe aus Bosheit nicht weiter lesen mögen, und werde mich schwer dazu entschließen können. Ähnlich geht mirs mit Francks Recension. Wenn ich da einen Gesellen mit allen guten Fähigkeiten vom lieben Gott ausgerüstet zwei Jahre lang herumspazieren sehe, und seine wirklich schönen Fähigkeiten dazu brauchen einen halben Jahrgang Zeitung zu schreiben und eine Recension über ein Buch, das seinerseits wieder vielleicht besser ungeschrieben geblieben wäre wenn Brockhausens nicht Geld dafür bezahlten, und außerdem nichts in der Welt weiterbringen, nichts befördern, nichts hinstellen sehe – da meine ich zuweilen, das sei die einzige Gotteslästerung, die es auf der Welt gäbe, und mag auch von der guten Recension nichts wissen, und achte jeden ordentlichen Buchbinder und Schuster höher. Das ist wohl einseitig, auch wohl zu streng – aber ich weiß einmal nichts Schlimmres als den Mißbrauch oder den Nicht-Gebrauch der Gottesgaben, und habe keine Theilnahme an Spielerei damit. Ich würde vielleicht anders sprechen, wenn ich nicht an einem Orte mit F. wäre, und das Wesen sähe, das er zu meinem Bedauern treibt; er ist angenehm und umgänglich für Nachmittags- und Abendbesuche, und gefällt mir wohl, so oft ich ihn sehe, aber da ist kein Halt, und kein Ernst und keine Förderung dabei, und da ist mir das andre auch gleichgültig. Jetzt reis’t er bald fort, und zwar nach München, wenn Mme. Vollard dahin kommt, oder nach Berlin, wenn sie dahin kommt, und dann ins Bad, und dann würde er den nächsten Winter in Paris zubringen, wenn’s nicht befestigt würde &c.
Pfui, wie ich ins Schimpfen gekommen bin! Und hab Dir noch nicht gedankt für das Gute, Liebe, Freundliche, was Du von meiner Musik sagst! Im Gegensatz zu andern mußt Du sie aber nicht so hoch stellen; und damit sie nur allein für sich das Gute verdient, das Du von ihr denkst, dazu müßte sie erst noch viel besser werden. Aber ich hoffe, das wird sie auch! Wenigstens mein ich das Recitativ und die Mitte meines Lobgesangs sei wärmer und lebendiger, als das andre was ich bis dahin gemacht. Wann singen wir Dir es erst vor!
Und nun wend’ ich mich an Albertine und danke ihr für den allerschönsten Schachtisch den ich in meinem Leben gesehn habe, und das wird der versprochne schon deshalb, weil ich noch nie einen in meinem Leben gesehn, und immer einen vermißt habe. Wie wird er mir zu paß kommen! Denn seitdem erinnre ich mich erst, wie man auf den gewöhnlichen Tischen immer unbequem sitzt, immer Bauern herunterwirft, und nicht wiederfinden kann &c. Ja, aber könnten wir im Ernst darauf erst zusammen spielen! Und Albertine und Cecile zusehen!
Damit schließe ich die Epistel. Schreib auch Du mir bald wieder eine. Dein
Felix.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1841-02-13-01" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1841-02-13-01" xml:id="title_b06ffa59-9a14-4417-aaf1-ccc4bb293425">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Mendelssohn &amp; Co.<lb></lb>Leipzig, 13. Februar 1841</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00000000-0000-0000-0000-000000000000">Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_bed33cf7-cbcc-4972-93e5-74a12be71726">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">noch nicht eingetragen</title> <title key="unknown" type="successor">noch nicht eingetragen</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 7, 3013 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_8e117622-00cf-4387-8512-c96bd01c262b"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>Music Division, Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. V/588.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1841-02-13-01" type="letter" xml:id="title_bac11dd4-0e13-4645-aaae-ca882f1a9d79">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin, adressiert an Mendelssohn &amp; Co.; Leipzig, 13. Februar 1841</title> <incipit>Mein lieber Bruder Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Textverluste durch Beschädigungen des Seitenrands bzw. infolge von Bindung, Textergänzungen. Eingelegt war vermutlich ein von Paul Mendelssohn Bartholdy aufgesetzter und von Felix Mendelssohn Bartholdy unterzeichneter (nicht bekannter) Geschäftsbrief; vgl. Z. 90 f.: »Inliegend der unterschriebne Brief.«</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="letter">Geschäftsbrief mit eigenhändiger Unterschrift Felix Mendelssohn Bartholdys; heutiger Standort nicht bekannt.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 267-271 (Teildruck).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1841-02-13" xml:id="date_1c4c0783-2c76-48b1-9334-35644815bafe">13. Februar 1841</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_fbbc4847-0ee3-4510-b702-8085fdb06a57">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_41dfb87a-e855-4c88-8b4b-1f04ba7ed324"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113263" resp="receiver" xml:id="persName_d29f2cc0-92d8-4188-b7a3-b32bdaa758b4">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName> <persName key="PSN0113239" resp="receiver" xml:id="persName_20d37506-4bf0-4638-a09f-44feee568dde">Mendelssohn &amp; Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_859cc42c-a98e-4bd7-8c0b-bec7453dbc47"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_a0254f98-731a-4be5-a632-23e229fd1de7"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Herrn Mendelssohn &amp; Co.</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine>Berlin.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frei.</hi></addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_a2c18367-6f70-4dc5-8e4d-41276107acd7"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipzig <date cert="high" when="1841-02-13" xml:id="date_3c835a19-9f01-40a9-bd67-9058c03a5fda">13<hi rend="superscript">ten</hi> Febr. 1841</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent"><seg type="salute">Mein lieber Bruder</seg> Hab tausend Dank für Deinen lieben Brief; dem sieht man es an, daß Du lustig und guter Dinge warst, als Du ihn schriebst, und neben allem andern thut einem auch das daran wohl. Ich denke wenn wir einmal später unsre jetzige Correspondenz durchlesen, so wird sie uns Freude machen; drucken lassen wollen wir sie zwar lieber nicht, und uns nicht deshalb gegenseitig zum Fleißigschreiben ermuntern, aber aus andern Gründen. Curios ist’s wie Jahre vergehen, wo die Zeit und die Leute ganz ruhig still zu stehn scheinen, und dann wieder Wochen wo alles durch einander läuft wie die Billardkugeln, carambolirt, sich verläuft, gewinnt &amp;c. (ein Gleichniß aus der Wasserschenke in Gohlis). So ist mirs in den letzten Monaten gegangen; seit Deinem Hiersein hat alles so geruckt und sich verändert, daß ich Dir 8 Tage, und Spaziergänge vollauf zu erzählen habe, ohne Dich zum Worte kommen zu lassen, dem es ja vielleicht grade ebenso gegangen sein mag. Vor allem ists die Taufe, der wir nun in der nächsten Woche fröhlich entgegensehen – <persName xml:id="persName_44d1041f-b9ee-4b16-90fe-3dcd3e492f45">Mühlenfels<name key="PSN0113471" style="hidden">Mühlenfels, Ludwig von (1793-1861)</name></persName>, <persName xml:id="persName_4aa17edb-d8a4-4ce5-9f92-3424fb31e657">Schleinitz<name key="PSN0114567" style="hidden">Schleinitz, Heinrich Conrad (1802-1881)</name></persName>, meine Schwägerinn <persName xml:id="persName_ec373979-c818-4044-9a20-cf6d0da17570">Julie<name key="PSN0114771" style="hidden">Schunck, Julie Sophie (1816-1875)</name></persName> und Mme. <persName xml:id="persName_daa5d95d-b333-41b4-b2db-08fe735fcbf2">Preusser<name key="PSN0114003" style="hidden">Preusser (Preußer), Emma Wilhelmine Concordia (1817-1899)</name></persName> stehen Gevatter; vielleicht noch <persName xml:id="persName_0807e06d-f69a-4dae-b3b7-fe3f3d8fbacd">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> und die <persName xml:id="persName_5dd4768e-7ce3-4538-b43a-17b2181b8c89">Tante Schunck<name key="PSN0114769" style="hidden">Schunck, Juliane (Julie) Louise (1789-1862)</name></persName>. Ja, Paul, warum könnt Ihr diesmal nicht in der blauen Kutsche fahren! Und was schlimmer ist, warum muß ich mit meiner Geschäftsvernunft wünschen, daß es nicht ging, und mirs darum nicht weniger leid sein! – Mit dem Nachholen, wer kann davon im Ernst sprechen; bleibt doch die Sache immer gar so ernsthaft, und stellt alles Glück und das ganze Leben wieder aufs neue in Frage. – Nun und nächstdem muß ich Dir gestehen, daß mir die Berliner Angelegenheit sehr im Kopfe liegt und mancherlei zu denken giebt. Ich bezweifle noch immer, daß sie zu dem Resultate führen wird, das wir beide (wie ich denke) am liebsten hätten, weil ich immer noch bezweifle, daß Berlin ein Boden sei, wo sich grade einer von meiner Kunst nur leidlich heimisch fühlen kann, trotz aller Ehren und Gelder – aber die bloße Anerbietung davon giebt mir einen gewissen innern Ruck, eine gewisse Satisfaction, wenn ich auch niemals mit einem Menschen davon sprechen könnte, die mir viel werth sind; mit einem Wort, ich fühle daß man mir eine Ehre angethan hat und freue mich dessen. <persName xml:id="persName_f2664a18-0f79-4518-951b-22f78ec8073d">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> schreibt in seinem letzten Briefe, den ich schon vor dem Deinigen erhielt, der <persName xml:id="persName_5825ee42-a5ad-406f-9544-770632bbbf25">König<name key="PSN0113990" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> wolle die definitive Bildung der <placeName xml:id="placeName_f4d44a3d-f4e3-4578-b30d-97c7d19d260c">Akad.<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> verschieben, bis ich im Frühjahr nach Berlin käme, (da ich geschrieben hatte ich könne vor dem Frühjahr nicht abkommen) ob ich bis dahin schriftliche Anträge machen wolle zur Veränderung der Statuten, die er mir beilegt, müsse er mir ganz anheim stellen. Da ich nun dergleichen Schriften sobald man mirs anheim stellt, viel lieber <hi rend="underline">nicht</hi> mache, so werde ichs unterlassen, bis ich gewiß weiß ob ich nach Berlin im Frühjahr reise oder nicht, und nur im letzteren Fall thun. Merkwürdig, aber gar zu merkwürdig sind diese Statuten, namentlich die der bisherigen <placeName xml:id="placeName_a5194d78-84e1-4b93-b0a4-fc8f6d5b5f2b">Compositionsschule<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; denk Dir, daß von 11 Lehrfächern, die sie aufgestellt haben, 7 geradezu unbrauchbar, ja widersinnig sind; was hältst Du u. A. zu folgendem, das no. 8 ist: „Beziehung der Musik auf die andern Künste, insbesondre auf <hi rend="underline">Bildende</hi>- und auf Bühnenkunst.“ und dabei no. 11 „Anleitung zum geistlichen und weltlichen Drama.“ Ich habe diese Dinger früher zuweilen in der Staatszeitung gelesen und drüber gelacht; schickt sie einem aber ein ernsthafter Minister oder Marschall zu, da wird’s weinerlich. Ich bitte Dich, schlag an irgend einem öffentlichen Ort wo die Zeitungen gesammelt werden nach, und schicke mir das Blatt, wo dieser Cursus angekündigt und zugleich die <hi rend="underline">Lehrer der einzelnen Branchen</hi> benannt werden (es geschieht soviel ich weiß, halbjährlich) Ich brauche auch diese Data, wenn ich recht genau in der Sache Bescheid wissen will, und Dir wird es dort leichter diese Ankündigungen zu finden, als mir hier. – Es liegt alles im Allerärgsten; gerade deswegen, wirst Du sagen, ist die Aufgabe es herauszureißen, da gäb’ es freilich genug zu thun dabei, hielt ich mich selbst nur für den Mann dazu. Was Gutes besser machen, oder was neues gut, das sind Dinge die mir lächeln, und die man lernen möchte, wenn man sie nicht von vorn herein zu machen weiß; aber was Schlechtes in Besseres verwandeln, ist ein böses Ding, und undankbar dazu. – Dann ist doch das Publikum auch gar zu streng in Berlin (freilich in andern Worten vielleicht gar zu nachsichtig) so jetzt mit dieser <title xml:id="title_e6732ff9-45ef-48eb-9c7f-8266b599ca3c">EgmontGeschichte<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108809" style="hidden" type="literature">Egmont</name></title> – die ich freilich nicht genug kenne – aber was kommt am Ende dabei heraus, wenn für und wider einen Schauspieler geredet und gedruckt wird, ehe der Mann seine Rolle gespielt hat? Du sagst, an <persName xml:id="persName_2ae9a266-1092-4e85-9785-ae4f1cb99014">Devrients<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> Namen knüpfe sich jetzt ein langes Zeitungsgeträtsch. Hat er denn in den Zeitungen geantwortet? Hat er das nicht, so kann <hi rend="underline">alles</hi> andre Üble grade jetzt so unverschuldet über einen kommen, wie die Ehre über den andern; aber freilich setze ich voraus daß er selbst nicht geschrieben hat. Ein Aufsatz für Herrn <persName xml:id="persName_8fa8d0d3-5671-4faa-bc63-02ee0b4ef5fe">Grua<name key="PSN0111586" style="hidden">Grua, Franz Wilhelm (1799-1867)</name></persName> den ich in der hies: allgem: Zeitung las hat mich sehr für <persName xml:id="persName_10bf4296-8df1-42fe-9d2c-6cad685efeca">Devrient<name key="PSN0110637" style="hidden">Devrient, Philipp Eduard (1801-1877)</name></persName> eingenommen, und die ganzen Geschichten jetzt gegen <persName xml:id="persName_8065050c-5d47-4cf8-8bf5-58166a610ec5">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> thun mir auch nicht wohl. Mit alle dem denke ich mirs im Frühling noch einmal mit Ruhe anzusehen. Unparteiisch bin ich freilich nicht, wenn die <placeName xml:id="placeName_4dd1d4a2-2369-4edc-a808-32a8fba7426c">Leipziger<name key="NST0100322" style="hidden" subtype="" type="institution">Leipziger Straße Nr. 3</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>- und <placeName xml:id="placeName_c69ef53b-2df6-4f9e-9d64-65bb163bfd60">Werderstraße<name key="NST0103553" style="hidden" subtype="" type="institution">Werderstraße Nr. 11</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> auf der einen Seite stehn. Die dritte wichtige Veränderung dieser Monate ist hier seit dem sogenannten <placeName xml:id="placeName_d5c16841-207f-4324-a64a-95da0b5c6826">KönigsConcerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> eingetreten; Du glaubst nicht was der bloße Besuch dieses <persName xml:id="persName_81e58a8a-8633-411d-9a11-8ed632190f06">Königs<name key="PSN0114404" style="hidden">Sachsen, Friedrich August II. von (1797-1854)</name></persName> und sein wirklich herzliches, menschliches Wohlgefallen der Sache unsrer <placeName xml:id="placeName_9b1d045b-ef50-4e22-8544-7202e1cf645f">Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für einen guten Schwung gegeben haben; man möchte fast so einen beneiden, der durch ein rein menschliches und natürliches Gefühl und eben solche Worte gleich solch einen Anstoß geben kann, wär’ es nicht am Ende in dessen Stellung eben so schwer sich dies Gefühl das die Hauptsache ist zu erhalten, als manche Nebensachen in der unsrigen. Genug <persName xml:id="persName_b14d4eaf-3974-4e4d-953e-6ae6b7bd1a37">er<name key="PSN0114404" style="hidden">Sachsen, Friedrich August II. von (1797-1854)</name></persName> hat sowohl durch sein Benehmen hier, wie durch die Lobposaune die er in Dresden darüber losgeblasen haben muß, uns eine Menge Dinge erleichtert, an die sonst nicht gedacht worden wäre; zu jedem <placeName xml:id="placeName_7ba5bf1d-a9bc-4384-b69f-ffb9a999f6dd">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> haben wir seitdem neue Fremde von Dresden, die dortigen Sängerinnen beeifern sich um die Wette hier aufzutreten, und sogar die Dotation mit dem hier vor 2 Jahren ausgesetzten Legate wird nun ganz wahrscheinlich für musikalische Zwecke verwendet und in diesem Monat vielleicht schon bestimmt. Alles dreies sind eben nur Grundzüge – aber wie vielerlei Details hätte ich Dir eben auf den bewußten Spaziergängen dazu nachzuliefern. Nur zu einem, freilich der Hauptsache, komme ich in diesen Wintermonaten nicht – zum Componiren; meinen <title xml:id="title_ff77d32d-6a2f-4a02-8765-d0c688b45fef">Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_qexfbgxu-unnv-egkg-zwsw-mdvphvah1v8c"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> hab ich seitdem zum Druck gegeben, und ein Paar Lieder gemacht, das ist aber auch alles, und wenig genug.</p> <p>Schönsten Dank für meinen Rechnungsauszug. Inliegend der unterschriebne Brief. Nur eins verstehe ich in der Rechnung nicht, das sind die doppelten Colonnen, wo ich sonst immer nur einfache bekam und begriff so z. B. auf der rechten Seite steht</p> <p style="paragraph_without_indent">________________________________________________________________</p> <p style="paragraph_without_indent">July 13 Per Zahlung Louisd’ors 250 | July 13 | 168 || 7 | 18 || 272 |15 | </p> <p style="paragraph_without_indent">&amp;c.s</p> <p style="paragraph_without_indent">Was bedeutet diese 168, 7 und 18? Das übrige versteh ich in allen Posten, aber nirgends die Zahlen auf den entsprechenden Stellen der Colonne. Eben so links</p> <p style="paragraph_without_indent">___________________________________________________________________</p> <p style="paragraph_without_indent">July 1 An Saldo von voriger Rechnung | July 1 | 180 | 1 | 26 || 62 | 17 | 6 | </p> <p style="paragraph_without_indent">Die 62, 17, 6 versteh ich, und die Worte; aber 180, 1, 26, nicht. Es giebt nichts Dümmres als dergleichen, was offenbar seinen Sinn und seine Richtigkeit hat, nicht herauszukriegen, um so mehr wenn sichs so oft wiederholt in verschiedner Art. Und dennoch ist es mir nicht gelungen, ein brillantes Zeugniß meiner kaufmännischen Anlagen. Schäm Dich meiner nicht zu sehr. Ist es vielleicht eine Zinsenberechnung?</p> <p>Wenn Du hierüber genug gelacht hast, so kauf mir für 1700 rt. Papiere, und lege sie zu den Syndicaten, Metalliquen, und wie der Teufelskram sonst heißt. Am liebsten wären mir Papiere, die nicht weniger als 10 Procent Zinsen tragen, und dabei ganz unglaublich sicher sind. In Ermangelung derselben nimm die, welche Dir am liebsten sind Bei diesen 1700 rt. sind dann 330 rt. für das <placeName xml:id="placeName_4fc0d1c7-b364-4182-aef8-1d2611f983b9">Bachsche Monument<name key="SGH0100550" style="hidden" subtype="" type="sight">Altes Bachdenkmal</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>; da ich aber im Frühjahre zu demselben Zweck die <title xml:id="title_1224f129-7af6-42d6-9817-556f46118669">Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title> in der <placeName xml:id="placeName_ddb29707-cb00-4bf3-a1d8-0520c8ad6c53">Thomaskirche<name key="SGH0100495" style="hidden" subtype="" type="sight">Thomaskirche</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> zu geben, und die ganze Sache dann recht bald zur Ausführung zu bringen gedenke, so will ich mir den Kopf nicht mit aparten Rechnungen verdrehen, und Dir noch weniger. Laß es also einstweilen bei meinem Gelde, und seiner Zeit nehme ichs wieder davon; Zinsen kann ich dem alten <persName xml:id="persName_05fd45c3-5078-488e-8cf0-762b26ee3acb">Bach<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> für die kurze Zeit nicht zahlen; sollte sichs verzögern wider Erwarten, so bitte ich später ihm die fälligen Zinsen zuzulegen. Oder kannst Du gerade für die Summe ein Papier kaufen, desto besser. (Ich habe eine Ahndung, daß ich mich hiebei abermals blamirt habe.)</p> <p>Nun zur Litteratur. Da seh ich abermals kläglich aus. In der letzten Woche habe ich gewöhnlich kaum Zeit gehabt zu essen und mein pensum zu schlafen, ohne das ich verloren bin, zum Lesen komme ich da gar nicht. <title xml:id="title_6b32552a-0c32-4580-83f9-449aa98c4be8">Immermanns Münchhausen<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109446" style="hidden" type="literature">Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken</name></title> habe ich früher, doch nur den ersten Band gelesen; da gestehe ich Dir aber, daß mich die erste Hälfte desselben, die Du auch nicht lobst, so verdroß, daß ich auch in der zweiten verstimmt blieb, obwohl ich das viele Schöne nicht verkenne, das die zweite <title xml:id="title_20e143b9-d8b6-4f8a-bbf4-96f66bc8a56f">Westphälische Hälfte<name key="PSN0112169" style="hidden" type="author">Immermann, Karl Leberecht (1796-1840)</name><name key="CRT0109446" style="hidden" type="literature">Münchhausen. Eine Geschichte in Arabesken</name></title> enthält, wie jedes seiner mir bekannten Werke. Aber warum muß denn das Gemeine, Miserable gleich dicht daneben stehen, damit jeder sehe, es sei nur Spas mit der Schönheit? Ich habe aus Bosheit nicht weiter lesen mögen, und werde mich schwer dazu entschließen können. Ähnlich geht mirs mit <persName xml:id="persName_e5e168f7-18e5-46db-b62e-109aabbb1bff">Francks<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> Recension. Wenn ich da einen Gesellen mit allen guten Fähigkeiten vom lieben Gott ausgerüstet zwei Jahre lang herumspazieren sehe, und seine wirkl[ich] schönen Fähigkeiten dazu brauchen einen halben Jahrgang Zeitung zu schreiben u[nd] eine Recension über ein Buch, das seinerseits wieder vielleicht besser unges[chrieben] geblieben wäre wenn <persName xml:id="persName_85a62c8e-446a-4892-a797-a28d819ee718">Brockhausens<name key="PSN0110142" style="hidden">F. A. Brockhaus, Verlagsbuchhandlung in Leipzig</name></persName> nicht Geld dafür bezahlten, und außerde[m] nichts in der Welt weiterbringen, nichts befördern, nichts hinstellen sehe – da meine ich zuweilen, das sei die einzige Gotteslästerung, die es auf der Welt gäbe, und mag auch von der guten Recension nichts wissen, und achte jeden ordentlichen Buchbinder und Schuster höher. Das ist wohl einseitig, auch wohl zu streng – aber ich weiß einmal nichts Schlimmres als den Mißbrauch oder den Nicht-Gebrauch der Gottesgaben, und habe keine Theilnahme an Spielerei damit. Ich würde vielleicht anders sprechen, wenn ich nicht an einem Orte mit <persName xml:id="persName_832ded91-897a-4b8f-91c8-6bc391c92334">F.<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> wäre, und das Wesen sähe, das er zu meinem Bedauern treibt; er ist angenehm und umgänglich für Nachmittags- und Abendbesuche, und gefällt mir wohl, so oft ich ihn sehe, aber da ist kein Halt, und kein Ernst und keine Förderung dabei, und da ist mir das andre auch gleichgültig. Jetzt reis’t er bald fort, und zwar nach München, wenn Mme. <persName xml:id="persName_5c8e6baa-6a58-4758-99ef-87b8cc2d2940">Vollard<name key="PSN0115555" style="hidden">Vollard, Mathilde</name></persName> dahin kommt, oder nach Berlin, wenn sie dahin kommt, und dann ins Bad, und dann würde <persName xml:id="persName_0f31fbda-058a-4749-9c31-300c2029069f">er<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> den nächsten Winter in Paris zubringen, wenn’s nicht befestigt würde &amp;c.</p> <p>Pfui, wie ich ins Schimpfen gekommen bin! Und hab Dir noch nicht gedankt für das Gute, Liebe, Freundliche, was Du von meiner Musik sagst! Im Gegensatz zu andern mußt Du sie aber nicht so hoch stellen; und damit sie nur allein für sich das Gute verdient, das Du von ihr denkst, dazu müßte sie erst noch viel besser werden. Aber ich hoffe, das wird sie auch! Wenigstens mein ich das Recitativ und die Mitte meines <title xml:id="title_2741fd22-7829-4e57-ba3d-4edbd278c9fc">Lobgesangs<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_46t92qca-l6fn-7d0a-iimh-uhiri8eoicin"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> sei wärmer und lebendiger, als das andre was ich bis dahin gemacht. Wann singen wir Dir es erst vor!</p> <p>Und nun wend’ ich mich an <persName xml:id="persName_8ff96658-12ea-4afa-8f0a-5dbb07cf18b5">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und danke ihr für den allerschönsten Schachtisch den ich in meinem Leben gesehn habe, und das wird der versprochne schon deshalb, weil ich noch nie einen in meinem Leben gesehn, und immer einen vermißt habe. Wie wir[d] er mir zu paß kommen! Denn seitdem erinnre ich mich erst, wie man auf den gewöhn[lichen] Tischen immer unbequem sitzt, immer Bauern herunterwirft, und nicht wiederfinden kann &amp;c. Ja, aber könnten wir im Ernst darauf erst zusammen spielen! Und <persName xml:id="persName_7e3ca1f7-7616-4c60-a8a2-68fc1387a11a">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und <persName xml:id="persName_298e51dd-ca17-476b-84e4-fa2c2e94ea8a">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> zusehen!</p> <closer rend="left" xml:id="closer_c5cf4f45-24aa-4a80-bf81-1a0292060541">Damit schließe ich die Epistel.</closer> <closer rend="left" xml:id="closer_ac8f3b32-a171-44fa-ab87-921dd58f66e7">Schreib auch Du mir bald wieder eine.</closer> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>