fmb-1841-01-09-01
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Leipzig, 9. Januar 1841
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse. – Der Brief wurde von Carl Anton Florian Eckert nach Berlin mitgenommen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenJanuar 1841
Der getreue
Leipzig d. 9ten Januar 1841 Liebe Mutter Der getreue Eckert reis’t morgen nach Berlin und soll eine Menge Depeschen mitnehmen; oben an diese an Dich mit unserm besten Dank für Deinen letzten lieben Brief. Wann Cécile in Wochen kommt, willst Du wissen? Sie erwartet es jetzt sehr bald, eigentlich täglich; aber recht genau scheint sie (und Ihr alle) es doch nicht berechnen zu können, so daß ich mich auch nicht wundern würde, wenn noch Wochen darüber hingingen. Aber das ist freilich die ängstlichste Zeit, die ich im ganzen Leben kenne, und ich denke jetzt auch wenig andre Gedanken, als den: wär es glücklich vorüber. Eine Amme wird diesmal fungiren, jedoch soll Cecile nach Clarus Anordnung die ersten 14 Tage selbst stillen, und dann erst die Kuh eintreten lassen. – Unsre Kinder sind bisher jeden Tag ausgegangen, aber vor 3 Tagen bekamen sie beide etwas Schnupfen und Husten, da haben wir sie dann seitdem inne gehalten, und sie befinden sich dabei auch ganz vortrefflich; obwohl Carl sehr gern Schlitten fahren möchte in dem dicken Schnee. Die neueste Geschichte die sein Biograph zu melden hat, ist folgende: Er kann Herrn M. P. Schlesinger der Abends zuweilen zu uns kommt, nicht leiden; ist es die Brille, oder die Röthe, oder die Schwärze, kurz er fürchtet sich vor ihm, und will immer nicht ins Zimmer, wenn er da ist, und sucht immer Ausflüchte, einen dummer als den andern. Neulich Abends wie Hr. Schlesinger da ist kommt dann auch die Hanne und sagt, er wolle nicht ins Zimmer, und Cecile geht heraus und fragt: Was ist denn das, Carl, warum kommst Du nicht herein? Worauf der in einem ganz ruhigem Ton antwortet: „Ich bin ein wenig unwohl. “ Hierüber habe ich den ganzen Abend lachen müssen. Die kleine Marie fängt jetzt an ins Postillionslied einzustimmen, nimmt eine Geige, die Carl ihr erlaubt, wenn er dafür ans Clavier kann, und dann verüben die beiden eine Musik, daß sich ein Stein erbarmen möchte. Will ich gerade drüben was componiren, und höre den Scandal 3 Stuben weit, und schließe das Pianino zu, so weinen sie alle beide, oder machen doch wenigstens die beliebte Schippe, daran ich mich noch von Paul so gut erinnre. – Fanny soll sich einmal von Eckert die Beethovensche cmoll Sonate auf der Violine accompagniren lassen; ich hörte sie gestern von ihm, und war ganz erstaunt wie wunderhübsch er sie spielte. Ist überhaupt ein durchaus guter und ordentlicher Musiker, und einer der gutmüthigsten bravsten Jungen, die mir je vorgekommen sind; ihn und David zusammen zu sehen und zu hören, wie sie sich gegenseitig aufziehen, das gönnte ich Dir, liebe Mutter, denn es ist eine der komischsten Sachen, die ich kenne; ich komme immer gar nicht aus dem Lachen heraus. Dieser Tage habe ich einen Entschluß gefaßt, über den ich zwei Tage verdrießlich, und seitdem seelenvergnügt bin: nämlich niemals mehr an irgend einer musikal. Preisbewerbung als Preisrichter Theil zu nehmen. Es kamen mehrere Zumuthungen der Art, und ich wußte gar nicht, was mich daran eigentlich so verstimmte: bis mir klar wurde, daß es doch im Grunde eine bloße Arroganz ist, die ich an Andern nicht dulden möchte, und daher am wenigsten selbst thun soll; sich so als Meister aufzuwerfen, und seinen Geschmack voranzustellen, und die armen Bewerber in einer müßigen Stunde sämmtlich Revue passiren zu lassen, und abzukanzeln, und wills Gott darunter auch einmal die schreiendste Ungerechtigkeit zu begehen. So habe ichs dann ein für allemal abgesagt, und bin wie gesagt, ganz froh seitdem. Nun aber Adies, liebste Mutter. Laß uns bald wieder etwas hören; bleib uns gut, und lebwohl. Dein Felix.
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