]> Brief: fmb-1841-01-02-02

fmb-1841-01-02-02

Hilfe zum Zitier-Tool

Um wichtige Textpassagen (Zitate) zu speichern und auf diese via Hyperlink zu verweisen, markieren Sie bitte den gewünschten Textbereich.

Daraufhin erscheint ein Fenster, in welchem Sie die ausgewählte Textpassage inkl. des Hyperlinks zur weiteren Verwendung in die Zwischenablage kopieren können.


Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>Leipzig, 2. Januar 1841 Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beide vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 2943

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. V/585. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. Januar 1841 Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beide vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und

6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

2. Januar 1841 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) Mendelssohn & Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg BerlinDeutschland deutsch
Herrn Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy Mendelssohn & Co. in Berlin frey.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig 2ten Jan. 41 Lieber Paul

Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beideMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und mich erfreut und beglückt, nicht durch irgend eine Meinungsverschiedenheit, und zunächst nicht durch eine in der jetzt schwebenden Sache die zwischen M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) und mir verhandelt wird, gegen einander (ich will nicht sagen, mistrauischer) aber auch nur vorsichtiger werden. Ich gestehe Dir, daß ich seit der großen Aufopferung, die Du mir durch Deine Herreise gleich Anfangs bewiesest, davor eine wahre Angst habe, daß es mich ordentlich befangen macht, wenn ich denke Du möchtest mir böse sein, wenn ich nicht bereitwillig genug, nicht schnell genug, nach Deiner Meinung bin. Böse wirst Du mir nun zwar wohl nicht, aber wie gesagt, laß sich auch gar nichts zwischen uns dadurch ändern. Versprich mir das. Du weißt, wie sehr mir unser künftiges Zusammenleben am Herzen liegt, ja daß es so eigentlich das Einzige ist, was mir bei der ganzen Angelegenheit am Herzen liegt. Wenn wir aber einige gestörte Jahre mit einander leben, und ich dann verdrießlich wieder weiter zöge, das wäre schlimmer, als es so ist; und das will ich vermeiden. Ich sage Dir das, weil Du mich in Deinem Briefe so drängst, mich auszusprechen, als hätte ich mich nicht in meiner vorigen Antwort an M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) über mehr ausgesprochen, als ich wohl gesollt. Dann weil auch Du mir zuzureden scheinst, nach Berlin zu kommen, da Du doch überzeugt sein kannst, daß mir das im Winter unmöglich ist: ich habe 5 Abonn. ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland, und 3 Extra ConcerteGewandhausLeipzigDeutschland im Januar zu dirigiren, Anfang März die Bachsche Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name>, von der hier noch keine Note bekannt ist, und kann überhaupt ohne der Sache Schaden zu thun von hier nicht in der Concertzeit abkommen. Aber auch ohne das, was sollte ich in Berlin? Die Statuten einer neuen Akadem.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland werden besser schriftlich als mündlich berathen, und nach M.sMassow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) Briefen scheint mir die Sache noch nicht so weit zu sein, daß sie in 2 Tagen definitiv abzumachen wäre. Wenigstens nicht in dem Sinne, in dem wirs gemeinschaftlich wünschen. Also, wie gesagt, lieber Paul, auf keinen Fall laß Dich durch mich verstimmen, das versprich mir.

Ich habe M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) in einem heutigen Briefe gesagt, daß ich mich über die Umbildung der mus. Akad.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland, sei es gegen ihn, oder gegen EichhornEichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779-1856) mit Freuden erklären will; daß er mir nur hiezu die bisherigen Statuten und die Verfassung der KlasseKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland, die ich durchaus nicht kenne, senden und mir sagen solle, wie weit man bei der Umbildung zu gehn gedenke, ob zu einer gänzlichen Veränderung von Grund auf, oder nur zu einer Reform. Dies muß ich natürlich wissen, sonst rede ich ins Blaue. Ich will gern meine Zeit und Mühe der bloßen Möglichkeit widmen, daß wir einmal wieder zusammenkommen. Aber ich gestehe Dir auch, daß diese Möglichkeit mir seit M.sMassow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) letztem Brief weiter entfernt zu sein scheint, als ich selbst gedacht hatte. Das klingt alles so anders als das, was sie Dir mündlich hieher aufgetragen hatten, und wenn’s schon im Anfang so geht, so geht es in der Folge wohl noch schlimmer. Das Gehalt, was sie bieten, ist freilich schön und liberal, aber wenn sie sich dabei eine unbegränzte Verpflichtung zum Arbeiten dafür gedacht haben, so würde auch das verändert und kein Ersatz für mich sein. Dies Gehalt ist das Einzige, worüber sich eigentlich M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) gegen mich entschieden ausgesprochen hat, und meine Lage ist glücklich genug, daß mich das bloße Geld nicht bestimmen kann. Alles was Du mir hier sagtest, von einem turnus zwischen den verschiednen Directoren, von der Hofkapellmeisterschaft, von der Hinzuziehung andrer fremden Musiker – das ist mit keinem Wort wieder vorgekommen, und M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) schreibt mir im Gegentheil: erMassow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) freue sich, daß ich mich mit Titel und Gehalt zufrieden erklärt hätte, was gerade der entgegengesetzte Sinn meines vorigen Briefes ist, in welchem ich meine Verpflichtungen zu kennen wünschte, ehe ich mich erklären könnte. Ja selbst wenn die Umbildung der mus. Kl.Königlich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland ganz nach meinen Wünschen erfolgen und durchgehen sollte, so weiß ich nicht (da doch einmal vom Titel die Rede sein soll) ob ich als „Director der musikal. KlasseKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland“, die bei allen Musikern jetzt in keinem guten Rufe steht, gern nach Berlin gehen würde; ich kann Dir das wohl sagen, ohne in den Verdacht von Titelsucht zu kommen, denn wie gesagt, das Zurückgehn in allen diesen Propositionen ist es, was mich nicht – erfreut Vielleicht irre ich mich, und jedenfalls hoffe ich, Du wirst in meinem Briefe an M.Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859) keine Spur von der Verstimmung finden von, der ich Dir hier aufrichtig sage; ich will dazu beitragen die neue Verfassung möglichst gut festzusetzen, damit geschieht jedenfalls auch der Sache ein Dienst, so gut ich ihn eben leisten kann, und diese Frage muß, wenn was Rechtes daraus werden, ja auch auch wenn ich persönlich mir einmal dort gefallen soll, nicht blos in Rücksicht auf mein persönliches Kommen, sondern so wie es gut und wünschenswerth für die Sache ist, und so daß sich ein jeder gute Musiker (nicht blos ich) dafür später interessiren muß, zuvor erledigt sein. Dann erst tritt wieder die Frage auf, ob ich oder irgend ein andrer brauchbarer Musiker an die SpitzeKöniglich Preußische Akademie der KünsteBerlinDeutschland treten soll, und alle die übrigen Fragen die jetzt bloße Nebensachen geworden sind.

Ja, sag mir um Gotteswillen, wie kommst Du auch dazu die bijoux<name key="PSN0110646" style="hidden" type="author">Diderot, Denis (1713-1784)</name><name key="CRT0108557" style="hidden" type="literature">Les Bijoux indiscrets</name> zu lesen? Das ist gewiß ein sehr infames Ding, aber erDiderot, Denis (1713-1784) hat sich später auch dessen geschämt, und die Spuren des Diderotschen Geistes sind doch selbst in diesem Mistpfuhl zu erkennen. Es kann auch sein, daß ich eben besonders mild gegen dergleichen gestimmt bin, weil mir gestern aus Berlin zwei pietistische Schriften, aber so dunkel, so ganz aus der bösesten Pfaffenzeit, zugeschickt worden sind, daß ich die Franzosen mit ihrer Frechheit, und VoltaireVoltaire (eigtl. François Marie Arouet) (1694-1778) mit seinem Besen, wieder lieb habe. Kennst Du vielleicht das eine davon? Es heißt „die Passion, ein kirchliches Festspiel<name key="PSN0115766" style="hidden" type="author">Wienbarg, Christian Ludolf (1802-1872)</name><name key="CRT0111298" style="hidden" type="dramatic_work">Die Passion. Kirchliches Festspiel</name>“ ist in Knittelversen, und das elendeste Machwerk, das ich in neurer Zeit gelesen, sogar HeineHeine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856) inclusive. Und das andre ist eine Recension, die einer über sein eignes Oratorium geschrieben hat, worin er die Leute zur Frömmigkeit und zum fleißigen Communiciren ermahnt, und worin er sagt, es möge nur keiner über seine Musik urtheilen wollen, der sie nicht mit wahrer Andacht im Glauben anhört. Weh uns! Weh uns!

Denkst Du nicht, daß uns am Ende doch noch einmal die Franzosen eine Diversion machen werden; ich weiß nicht, es sieht mir jetzt confuser aus, als ich im Anfang dachte.

Du hast doch von Breitkopf & HärtelBreitkopf & Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig 100 Louis d’or für mich richtig empfangen?

Ja, wenn Dich mein Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4khqap5j-xpmw-p06m-budn-t79ha8siyaqv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> nur im Frühjahre herziehen kann, das wäre bös. Denn ich möchte ihn schwerlich in dieser Saison hier wieder aufführen, da er jetzt 2mal so kurz nach einander war. Aber wir singen ihn<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n8z7etgf-l2ox-xxyp-zg4t-rajqwsb4exsc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name> Dir in einer Probe vor, oder irgend was Andres was Du gern hörst. Komm nur!

Und vor allem beherzige meine erste Bitte im neuen Jahre, und bleib mir gut und wie immer. Mit CecilesMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) herzlichsten Grüßen an AlbertineMendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879) und Dich bin ich

Dein Felix.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Noch eine Bitte. Frag doch FannyHensel, Fanny Cäcilia (1805-1847) ob und wann sie mir die bewußten Abschriften der BachschenBach, Johann Sebastian (1685-1750) und Friedrich der GroßischenPreußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786) Sachen schicken könnte? Die Zeit fing an mich zu drängen.

            Leipzig 2ten Jan. 41 Lieber Paul
Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beide vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und mich erfreut und beglückt, nicht durch irgend eine Meinungsverschiedenheit, und zunächst nicht durch eine in der jetzt schwebenden Sache die zwischen M. und mir verhandelt wird, gegen einander (ich will nicht sagen, mistrauischer) aber auch nur vorsichtiger werden. Ich gestehe Dir, daß ich seit der großen Aufopferung, die Du mir durch Deine Herreise gleich Anfangs bewiesest, davor eine wahre Angst habe, daß es mich ordentlich befangen macht, wenn ich denke Du möchtest mir böse sein, wenn ich nicht bereitwillig genug, nicht schnell genug, nach Deiner Meinung bin. Böse wirst Du mir nun zwar wohl nicht, aber wie gesagt, laß sich auch gar nichts zwischen uns dadurch ändern. Versprich mir das. Du weißt, wie sehr mir unser künftiges Zusammenleben am Herzen liegt, ja daß es so eigentlich das Einzige ist, was mir bei der ganzen Angelegenheit am Herzen liegt. Wenn wir aber einige gestörte Jahre mit einander leben, und ich dann verdrießlich wieder weiter zöge, das wäre schlimmer, als es so ist; und das will ich vermeiden. Ich sage Dir das, weil Du mich in Deinem Briefe so drängst, mich auszusprechen, als hätte ich mich nicht in meiner vorigen Antwort an M. über mehr ausgesprochen, als ich wohl gesollt. Dann weil auch Du mir zuzureden scheinst, nach Berlin zu kommen, da Du doch überzeugt sein kannst, daß mir das im Winter unmöglich ist: ich habe 5 Abonn. Concerte, und 3 Extra Concerte im Januar zu dirigiren, Anfang März die Bachsche Passion, von der hier noch keine Note bekannt ist, und kann überhaupt ohne der Sache Schaden zu thun von hier nicht in der Concertzeit abkommen. Aber auch ohne das, was sollte ich in Berlin? Die Statuten einer neuen Akadem. werden besser schriftlich als mündlich berathen, und nach M. s Briefen scheint mir die Sache noch nicht so weit zu sein, daß sie in 2 Tagen definitiv abzumachen wäre. Wenigstens nicht in dem Sinne, in dem wirs gemeinschaftlich wünschen. Also, wie gesagt, lieber Paul, auf keinen Fall laß Dich durch mich verstimmen, das versprich mir.
Ich habe M. in einem heutigen Briefe gesagt, daß ich mich über die Umbildung der mus. Akad., sei es gegen ihn, oder gegen Eichhorn mit Freuden erklären will; daß er mir nur hiezu die bisherigen Statuten und die Verfassung der Klasse, die ich durchaus nicht kenne, senden und mir sagen solle, wie weit man bei der Umbildung zu gehn gedenke, ob zu einer gänzlichen Veränderung von Grund auf, oder nur zu einer Reform. Dies muß ich natürlich wissen, sonst rede ich ins Blaue. Ich will gern meine Zeit und Mühe der bloßen Möglichkeit widmen, daß wir einmal wieder zusammenkommen. Aber ich gestehe Dir auch, daß diese Möglichkeit mir seit M. s letztem Brief weiter entfernt zu sein scheint, als ich selbst gedacht hatte. Das klingt alles so anders als das, was sie Dir mündlich hieher aufgetragen hatten, und wenn’s schon im Anfang so geht, so geht es in der Folge wohl noch schlimmer. Das Gehalt, was sie bieten, ist freilich schön und liberal, aber wenn sie sich dabei eine unbegränzte Verpflichtung zum Arbeiten dafür gedacht haben, so würde auch das verändert und kein Ersatz für mich sein. Dies Gehalt ist das Einzige, worüber sich eigentlich M. gegen mich entschieden ausgesprochen hat, und meine Lage ist glücklich genug, daß mich das bloße Geld nicht bestimmen kann. Alles was Du mir hier sagtest, von einem turnus zwischen den verschiednen Directoren, von der Hofkapellmeisterschaft, von der Hinzuziehung andrer fremden Musiker – das ist mit keinem Wort wieder vorgekommen, und M. schreibt mir im Gegentheil: er freue sich, daß ich mich mit Titel und Gehalt zufrieden erklärt hätte, was gerade der entgegengesetzte Sinn meines vorigen Briefes ist, in welchem ich meine Verpflichtungen zu kennen wünschte, ehe ich mich erklären könnte. Ja selbst wenn die Umbildung der mus. Kl. ganz nach meinen Wünschen erfolgen und durchgehen sollte, so weiß ich nicht (da doch einmal vom Titel die Rede sein soll) ob ich als „Director der musikal. Klasse“, die bei allen Musikern jetzt in keinem guten Rufe steht, gern nach Berlin gehen würde; ich kann Dir das wohl sagen, ohne in den Verdacht von Titelsucht zu kommen, denn wie gesagt, das Zurückgehn in allen diesen Propositionen ist es, was mich nicht – erfreut Vielleicht irre ich mich, und jedenfalls hoffe ich, Du wirst in meinem Briefe an M. keine Spur von der Verstimmung finden von, der ich Dir hier aufrichtig sage; ich will dazu beitragen die neue Verfassung möglichst gut festzusetzen, damit geschieht jedenfalls auch der Sache ein Dienst, so gut ich ihn eben leisten kann, und diese Frage muß, wenn was Rechtes daraus werden, ja auch auch wenn ich persönlich mir einmal dort gefallen soll, nicht blos in Rücksicht auf mein persönliches Kommen, sondern so wie es gut und wünschenswerth für die Sache ist, und so daß sich ein jeder gute Musiker (nicht blos ich) dafür später interessiren muß, zuvor erledigt sein. Dann erst tritt wieder die Frage auf, ob ich oder irgend ein andrer brauchbarer Musiker an die Spitze treten soll, und alle die übrigen Fragen die jetzt bloße Nebensachen geworden sind.
Ja, sag mir um Gotteswillen, wie kommst Du auch dazu die bijoux zu lesen? Das ist gewiß ein sehr infames Ding, aber er hat sich später auch dessen geschämt, und die Spuren des Diderotschen Geistes sind doch selbst in diesem Mistpfuhl zu erkennen. Es kann auch sein, daß ich eben besonders mild gegen dergleichen gestimmt bin, weil mir gestern aus Berlin zwei pietistische Schriften, aber so dunkel, so ganz aus der bösesten Pfaffenzeit, zugeschickt worden sind, daß ich die Franzosen mit ihrer Frechheit, und Voltaire mit seinem Besen, wieder lieb habe. Kennst Du vielleicht das eine davon? Es heißt „die Passion, ein kirchliches Festspiel“ ist in Knittelversen, und das elendeste Machwerk, das ich in neurer Zeit gelesen, sogar Heine inclusive. Und das andre ist eine Recension, die einer über sein eignes Oratorium geschrieben hat, worin er die Leute zur Frömmigkeit und zum fleißigen Communiciren ermahnt, und worin er sagt, es möge nur keiner über seine Musik urtheilen wollen, der sie nicht mit wahrer Andacht im Glauben anhört. Weh uns! Weh uns!
Denkst Du nicht, daß uns am Ende doch noch einmal die Franzosen eine Diversion machen werden; ich weiß nicht, es sieht mir jetzt confuser aus, als ich im Anfang dachte.
Du hast doch von Breitkopf & Härtel 100 Louis d’or für mich richtig empfangen?
Ja, wenn Dich mein Lobgesang nur im Frühjahre herziehen kann, das wäre bös. Denn ich möchte ihn schwerlich in dieser Saison hier wieder aufführen, da er jetzt 2mal so kurz nach einander war. Aber wir singen ihn Dir in einer Probe vor, oder irgend was Andres was Du gern hörst. Komm nur!
Und vor allem beherzige meine erste Bitte im neuen Jahre, und bleib mir gut und wie immer. Mit Ceciles herzlichsten Grüßen an Albertine und Dich bin ich
Dein
Felix.
Noch eine Bitte. Frag doch Fanny ob und wann sie mir die bewußten Abschriften der Bachschen und Friedrich der Großischen Sachen schicken könnte? Die Zeit fing an mich zu drängen.          
            <TEI xmlns="http://www.tei-c.org/ns/1.0" xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance" xsi:schemaLocation="http://www.tei-c.org/ns/1.0 ../../../fmbc_framework/xsd/fmb-c.xsd" xml:id="fmb-1841-01-02-02" xml:space="default"> <teiHeader xml:lang="de"> <fileDesc> <titleStmt> <title key="fmb-1841-01-02-02" xml:id="title_7d97ce30-224e-4fb3-b92d-ba14706ba084">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin<lb></lb>Leipzig, 2. Januar 1841</title> <title level="s" type="incipit" xml:id="title_00000000-0000-0000-0000-000000000000">Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beide vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und</title> <title level="s" type="sub" xml:id="title_d294dc46-0df2-4d06-aa5c-c67ebbcf9b37">Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C)</title> <title key="unknown" type="precursor">noch nicht eingetragen</title> <title key="unknown" type="successor">noch nicht eingetragen</title> <author key="PSN0000001">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</author><respStmt><resp resp="writer"></resp><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName></respStmt><respStmt resp="transcription"> <resp resp="transcription">Transkription: </resp> <name resp="transcription">FMB-C</name> </respStmt> <respStmt resp="edition"> <resp resp="edition">Edition: </resp> <name resp="edition">FMB-C</name> </respStmt> </titleStmt> <publicationStmt> <publisher>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 7, 2943 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_33acce1c-cf1e-4206-ac8f-200afde67bf4"> <msDesc> <msIdentifier> <country>USA</country> <settlement>New York, NY</settlement> <institution key="RISM">US-NYp</institution> <repository>New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division</repository> <collection>*MNY++ Mendelssohn Letters</collection> <idno type="signatur">Vol. V/585.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1841-01-02-02" type="letter" xml:id="title_7997808e-e990-42e6-ba85-9d1295300ffa">Felix Mendelssohn Bartholdy an Paul Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Leipzig, 2. Januar 1841</title> <incipit>Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch beide vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>6 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1841-01-02" xml:id="date_460a0305-470e-4482-be53-2e15d6b9a516">2. Januar 1841</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_9759622f-8d02-466d-8da2-942e2b6243db">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_77870de1-0852-49d4-9798-487cb33f74b0"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113263" resp="receiver" xml:id="persName_c6ac3bce-852b-47e7-ab9f-852d44aa8694">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</persName> <persName key="PSN0113239" resp="receiver" xml:id="persName_72697e35-eb52-469d-81b8-5d5e08781bc2">Mendelssohn &amp; Co., Bankhaus in Berlin und Hamburg</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_7f28a5cf-4cbf-4664-8c56-6a38780cef83"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_8215a008-9613-40e7-8054-19f18de7d88f"> <head> <address> <addrLine>Herrn</addrLine> <addrLine>Herrn Paul Mendelssohn Bartholdy</addrLine> <addrLine>Mendelssohn &amp; Co.</addrLine> <addrLine>in</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">Berlin</hi></addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">frey</hi>.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_be78efcb-f706-4637-8fc4-0e7200a95670"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipzig <date cert="high" when="1841-01-02" xml:id="date_4f4b5ba1-a9c9-4281-905b-781d746f5da8">2<hi rend="superscript">ten</hi> Jan. 41</date></dateline> <salute rend="left">Lieber Paul</salute> <p style="paragraph_without_indent">Meinen herzlichen Glückwunsch an Euch <persName xml:id="persName_10408cc3-e586-4612-99e2-df183adb3409">beide<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> vorauf, und ein frohes neues Jahr mög Gott uns Allen geben. Nun gleich eine Bitte: laß uns in dem schönen, vollkommnen Einklang, der sich zwischen uns hergestellt hat, und mich erfreut und beglückt, nicht durch irgend eine Meinungsverschiedenheit, und zunächst nicht durch eine in der jetzt schwebenden Sache die zwischen <persName xml:id="persName_91b97557-9dde-4c7c-af91-42c3b6460fa4">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> und mir verhandelt wird, gegen einander (ich will nicht sagen, mistrauischer) aber auch nur vorsichtiger werden. Ich gestehe Dir, daß ich seit der großen Aufopferung, die Du mir durch Deine Herreise gleich Anfangs bewiesest, davor eine wahre Angst habe, daß es mich ordentlich befangen macht, wenn ich denke Du möchtest mir böse sein, wenn ich nicht bereitwillig genug, nicht schnell genug, nach Deiner Meinung bin. Böse wirst Du mir nun zwar wohl nicht, aber wie gesagt, laß sich auch gar nichts zwischen uns dadurch ändern. Versprich mir das. Du weißt, wie sehr mir unser künftiges Zusammenleben am Herzen liegt, ja daß es so eigentlich das Einzige ist, was mir bei der ganzen Angelegenheit am Herzen liegt. Wenn wir aber einige gestörte Jahre mit einander leben, und ich dann verdrießlich wieder weiter zöge, das wäre schlimmer, als es so ist; und das will ich vermeiden. Ich sage Dir das, weil Du mich in Deinem Briefe so drängst, mich auszusprechen, als hätte ich mich nicht in meiner vorigen Antwort an <persName xml:id="persName_b36f39fd-0da1-448b-95b0-dd8679e3663f">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> über mehr ausgesprochen, als ich wohl gesollt. Dann weil auch Du mir zuzureden scheinst, nach Berlin zu kommen, da Du doch überzeugt sein kannst, daß mir das im Winter unmöglich ist: ich habe 5 <placeName xml:id="placeName_9cdc6fa1-3d4a-4e0b-8e82-12c98ffe20f2">Abonn. Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und 3 <placeName xml:id="placeName_e3752d9a-4a21-4c7c-89f8-476cfb87cf24">Extra Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> im Januar zu dirigiren, Anfang März die <title xml:id="title_ebead24f-c110-4624-8308-92ee69b1a567">Bachsche Passion<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107794" style="hidden" type="music">Matthäus-Passion BWV 244</name></title>, von der hier noch keine Note bekannt ist, und kann überhaupt ohne der Sache Schaden zu thun von hier nicht in der Concertzeit abkommen. Aber auch ohne das, was sollte ich in Berlin? Die Statuten einer neuen <placeName xml:id="placeName_fe768219-e759-48bc-9153-1d8171f1085b">Akadem.<name key="NST0100240" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> werden besser schriftlich als mündlich berathen, und nach <persName xml:id="persName_44aaedf4-5a6c-4de3-a00f-b52a650a4575">M.s<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> Briefen scheint mir die Sache noch nicht so weit zu sein, daß sie in 2 Tagen definitiv abzumachen wäre. Wenigstens nicht in dem Sinne, in dem wirs gemeinschaftlich wünschen. Also, wie gesagt, lieber Paul, auf keinen Fall laß Dich durch mich verstimmen, das versprich mir.</p> <p>Ich habe <persName xml:id="persName_9442fa76-4113-4008-960c-ea7f62e7d52c">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> in einem heutigen Briefe gesagt, daß ich mich über die Umbildung der <placeName xml:id="placeName_196691e4-333d-46ca-906c-2f06c89b333f">mus. Akad.<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, sei es gegen ihn, oder gegen <persName xml:id="persName_147dafc6-9514-451e-9727-4f6a55b34fc7">Eichhorn<name key="PSN0110854" style="hidden">Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779-1856)</name></persName> mit Freuden erklären will; daß er mir nur hiezu die bisherigen Statuten und die Verfassung der <placeName xml:id="placeName_22fd1b4d-939f-4f57-9656-894e126269bf">Klasse<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die ich durchaus nicht kenne, senden und mir sagen solle, wie weit man bei der Umbildung zu gehn gedenke, ob zu einer gänzlichen Veränderung von Grund auf, oder nur zu einer Reform. Dies muß ich natürlich wissen, sonst rede ich ins Blaue. Ich will gern meine Zeit und Mühe der bloßen Möglichkeit widmen, daß wir einmal wieder zusammenkommen. Aber ich gestehe Dir auch, daß diese Möglichkeit mir seit <persName xml:id="persName_9b0f2e92-2c6d-4677-9126-f306f36c1aec">M.s<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> letztem Brief weiter entfernt zu sein scheint, als ich selbst gedacht hatte. Das klingt alles so anders als das, was sie Dir mündlich hieher aufgetragen hatten, und wenn’s schon im Anfang so geht, so geht es in der Folge wohl noch schlimmer. Das Gehalt, was sie bieten, ist freilich schön und liberal, aber wenn sie sich dabei eine unbegränzte Verpflichtung zum Arbeiten dafür gedacht haben, so würde auch das verändert und kein Ersatz für mich sein. Dies Gehalt ist das Einzige, worüber sich eigentlich <persName xml:id="persName_1055f7fa-02bd-4448-b6d9-8258486dc9d1">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> gegen mich entschieden ausgesprochen hat, und meine Lage ist glücklich genug, daß mich das bloße Geld nicht bestimmen kann. Alles was Du mir hier sagtest, von einem turnus zwischen den verschiednen Directoren, von der Hofkapellmeisterschaft, von der Hinzuziehung andrer fremden Musiker – das ist mit keinem Wort wieder vorgekommen, und <persName xml:id="persName_8094bbdb-722c-40a2-86c9-72b2beb5511f">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> schreibt mir im Gegentheil: <persName xml:id="persName_6095abe7-f624-475c-8ede-f39fc7205c09">er<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> freue sich, daß ich mich mit Titel und Gehalt zufrieden erklärt hätte, was gerade der entgegengesetzte Sinn meines vorigen Briefes ist, in welchem ich meine Verpflichtungen zu kennen wünschte, <hi rend="underline">ehe</hi> ich mich erklären könnte. Ja selbst wenn die Umbildung <placeName xml:id="placeName_105206a5-1ba9-4e99-bf70-8d337b19d2fb">der mus. Kl.<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ganz nach meinen Wünschen erfolgen und durchgehen sollte, so weiß ich nicht (da doch einmal vom Titel die Rede sein soll) ob ich als „Director der <placeName xml:id="placeName_0413c178-8d87-44da-9126-a0544e9c9158">musikal. Klasse<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>“, die bei allen Musikern jetzt in keinem guten Rufe steht, gern nach Berlin gehen würde; ich kann Dir das wohl sagen, ohne in den Verdacht von Titelsucht zu kommen, denn wie gesagt, das Zurückgehn in allen diesen Propositionen ist es, was mich nicht – erfreut Vielleicht irre ich mich, und jedenfalls hoffe ich, Du wirst in meinem Briefe an <persName xml:id="persName_4d340043-a664-4fd0-ad8c-4faf63432c04">M.<name key="PSN0113121" style="hidden">Massow, Ludwig Friedrich Joachim Valentin von (1794-1859)</name></persName> keine Spur von der Verstimmung finden von, der ich Dir hier aufrichtig sage; ich will dazu beitragen die neue Verfassung möglichst gut festzusetzen, damit geschieht jedenfalls auch der Sache ein Dienst, so gut ich ihn eben leisten kann, und diese Frage muß, wenn was Rechtes daraus werden, ja auch auch wenn ich persönlich mir einmal dort gefallen soll, nicht blos in Rücksicht auf mein persönliches Kommen, sondern so wie es gut und wünschenswerth für die Sache ist, und so daß sich ein jeder gute Musiker (nicht blos ich) dafür später interessiren muß, zuvor erledigt sein. Dann erst tritt wieder die Frage auf, ob ich oder irgend ein andrer brauchbarer <placeName xml:id="placeName_a32df976-3375-4ab4-988f-5b0c0a75c5b4">Musiker an die Spitze<name key="NST0100722" style="hidden" subtype="" type="institution">Königlich Preußische Akademie der Künste</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> treten soll, und alle die übrigen Fragen die jetzt bloße Nebensachen geworden sind.</p> <p>Ja, sag mir um Gotteswillen, wie kommst Du auch dazu die <title xml:id="title_dfbabad5-f2ad-49e2-9537-ee8372a538e2">bijoux<name key="PSN0110646" style="hidden" type="author">Diderot, Denis (1713-1784)</name><name key="CRT0108557" style="hidden" type="literature">Les Bijoux indiscrets</name></title> zu lesen? Das ist gewiß ein sehr infames Ding, aber <persName xml:id="persName_d3c3191e-0b99-478b-a4ea-b8ff18f4cd28">er<name key="PSN0110646" style="hidden">Diderot, Denis (1713-1784)</name></persName> hat sich später auch dessen geschämt, und die Spuren des Diderotschen Geistes sind doch selbst in diesem Mistpfuhl zu erkennen. Es kann auch sein, daß ich eben besonders mild gegen dergleichen gestimmt bin, weil mir gestern aus Berlin zwei pietistische Schriften, aber so dunkel, so ganz aus der bösesten Pfaffenzeit, zugeschickt worden sind, daß ich die Franzosen mit ihrer Frechheit, und <persName xml:id="persName_d8a8ffeb-daf4-4e57-877b-5c2a0a6a960e">Voltaire<name key="PSN0115559" style="hidden">Voltaire (eigtl. François Marie Arouet) (1694-1778)</name></persName> mit seinem Besen, wieder lieb habe. Kennst Du vielleicht das eine davon? Es heißt <title xml:id="title_d00fbe14-353a-4459-bd78-a3a0b2bb7e59">„die Passion, ein kirchliches Festspiel<name key="PSN0115766" style="hidden" type="author">Wienbarg, Christian Ludolf (1802-1872)</name><name key="CRT0111298" style="hidden" type="dramatic_work">Die Passion. Kirchliches Festspiel</name></title>“ ist in Knittelversen, und das elendeste Machwerk, das ich in neurer Zeit gelesen, sogar <persName xml:id="persName_08ad134f-a027-47aa-a501-1d92bab206c1">Heine<name key="PSN0111816" style="hidden">Heine, Christian Johann Heinrich (bis 1825: Harry) (1797-1856)</name></persName> inclusive. Und das andre ist eine Recension, die einer über sein eignes Oratorium geschrieben hat, worin er die Leute zur Frömmigkeit und zum fleißigen Communiciren ermahnt, und worin er sagt, es möge nur keiner über seine Musik urtheilen wollen, der sie nicht mit wahrer Andacht im Glauben anhört. Weh uns! Weh uns!</p> <p>Denkst Du nicht, daß uns am Ende doch noch einmal die Franzosen eine Diversion machen werden; ich weiß nicht, es sieht mir jetzt confuser aus, als ich im Anfang dachte.</p> <p>Du hast doch von <persName xml:id="persName_2321fb59-e4e9-4e38-9d7d-f2c442fbb834">Breitkopf &amp; Härtel<name key="PSN0110112" style="hidden">Breitkopf &amp; Härtel (bis 1786: Breitkopf), Verlag und Musikalienhandlung in Leipzig</name></persName> 100 Louis d’or für mich richtig empfangen?</p> <p>Ja, wenn Dich mein <title xml:id="title_f5d9ce0d-c8b3-4b9f-bb3b-b4b74fa5beee">Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_4khqap5j-xpmw-p06m-budn-t79ha8siyaqv"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> nur im Frühjahre herziehen kann, das wäre bös. Denn ich möchte ihn schwerlich in dieser Saison hier wieder aufführen, da er jetzt 2mal so kurz nach einander war. Aber wir singen <title xml:id="title_a183268d-5fa7-42bf-9488-676ab1e35fac">ihn<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_n8z7etgf-l2ox-xxyp-zg4t-rajqwsb4exsc"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> Dir in einer Probe vor, oder irgend was Andres was Du gern hörst. Komm nur!</p> <p>Und vor allem beherzige meine erste Bitte im neuen Jahre, <seg type="closer" xml:id="seg_db68c4a1-eca6-46b0-ad11-1a04691d4f79">und bleib mir gut und wie immer. </seg>Mit <persName xml:id="persName_f1af48ca-638f-481d-9767-ed5f8da40307">Ceciles<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> herzlichsten Grüßen an <persName xml:id="persName_5e7eb076-8dd6-4267-9c49-1a67d8881038">Albertine<name key="PSN0113264" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Pauline Louise Albertine (1814-1879)</name></persName> und Dich bin ich</p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_9f263f66-d29a-4a2c-a5c4-c10a0ac292aa"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Noch eine Bitte. Frag doch <persName xml:id="persName_d43b7d42-743a-40f9-95ab-4f35a6bb4da4">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ob und wann sie mir die bewußten Abschriften der <persName xml:id="persName_d6aef4c5-c374-4dad-a842-2efbac90460b">Bachschen<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> und <persName xml:id="persName_6af618f4-2516-4d83-93fe-834fa4e188e1">Friedrich der Großischen<name key="PSN0113984" style="hidden">Preußen, Friedrich II. von (der Große) (1712-1786)</name></persName> Sachen schicken könnte? Die Zeit fing an mich zu drängen.</p> </div> </body> </text></TEI>