fmb-1840-12-18-01
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Leipzig, 18. Dezember 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
tenTheil war nun der
Leipzig d. 18 Oct. 1840 Liebe Mutter Habe tausend Dank für Deinen gestern erhaltenen lieben Brief, der mir gar zu wohl that, ungeachtet des kleinen wohlverdienten Stichs im Anfang. Freilich hätte ich längst schreiben wollen, aber Du glaubst gar nicht wie sehr ich in den hiesigen Wintermonaten der Hans an allen Ecken sein muß. Die kleinen unmerklichen Geschäftsarbeiten, Billetchen &c. die jeden Tag wiederkehren, und mir so lästig und unnütz auf der Existenz vorkommen wie der Staub auf den Büchern, und sich auch am Ende so häufen, und so dick und schädlich werden, wenn man sie nicht jeden Tag frisch wegwischt, und dazu der Drang irgend was von meinen ordentlichen Arbeiten zu fördern, den ich lebhaft fühle sobald mirs gesund zu Muth ist, die machen die Wochen und Monate verfliegen, wie der Wind. Von den neuen Stücken die ich zu meinem Lobgesang componirt habe, hat Dir Cecile schon vor 14 Tagen geschrieben, als wir ihn zuerst aufführten; ich habe selten von etwas von mir eine so unmittelbare Wirkung erfahren, wie von einem derselben; das stellt sich gleich so entschieden als ein Hauptstück vom Ganzen hin, daß die Leute gleich bei der ersten Probe ganz verblüfft waren, und seitdem immer nur von dem einen Stück sprechen. Du kannst Dir denken, wie mich das gefreut hat, zumal da Du weißt, wie sehr ich immer für meine neuen Sachen eingenommen bin. Noch im Laufe des Winters soll der Lobgesang nun publicirt werden, und das giebt dann auch nicht wenig zu thun. Aus den Zeitungen wirst Du auch schon wissen, daß wir für den König vorgestern eine zweite Aufführung davon in einem außergewöhnlichen Abonnement-Concert veranstaltet haben, und daß es alles sich prächtig machte. Sämmtliche Musik klappte zusammen, daß es eine Freude war. Ich wollte nur Du wärst dabei gewesen, es würde Dir gewiß Vergnügen gemacht haben. Der König hatte schon während der Pause mich holen lassen, wobei ich durch die doppelte Damenreihe durchzupassiren hatte (Du kennst die Einrichtung unsres Saales) um zu der Stelle im fond des Saales zu gelangen, wo er mit seinem Hofstaat saß. Er hatte sich da ziemlich lang und sehr gemüthlich und freundlich mit mir unterhalten, und recht gut über Musik gesprochen; im 2ten Theil war nun der Lobgesang, und beim Schluß, wie ich schon vom Pulte fort bin, sagen sie auf einmal um mich herum: „jetzt kommt aber der König zu ihm“ und da war er richtig durch die Damenreihe durchgeeilt, kam an mein Pult, (Du kannst Dir denken, was es für ein allgemeiner Jubel war) und sprach so höchst lebendig und herzlich, und mit so vieler Wärme zu mir, daß mirs wahrlich eine große Freude und Ehre war, citirte mir die einzelnen Stellen, die ihm am besten gefallen hätten, dankte dann den Sängerinnen und Sängern, und ging dann fort, während das ganze Orchester und der ganze Saal die besten Knixe und Diener machten, die sie nur irgend auftreiben konnten. Hierauf war ein Lärm und ein Durcheinander wie in der Arche Noäh. Vielleicht giebt er nun die 20000 rt. um die ich längst für das hiesige Musikerwesen gebeten habe; dann könnte ich wirklich sagen, daß ich der Leipziger Musik einen Dienst geleistet hätte. Bendemann war zum Concerte von Dresden gekommen, mit seinem Vater, auch Emil aus Merseburg. Die beiden ersteren sind erst heut Nachmittag wieder zurückgereis’t, und ich habe gestern und heut den ganzen Tag mit ihnen zugebracht, und wieder neue innige Freundschaft mit dem Eduard geschlossen, der sein jetziges schweres Leiden auf eine Weise trägt, die wirklich verehrungswürdig ist; denk Dir, daß er seit beinah einem halben Jahre nicht einmal selbst hat lesen und schreiben können, geschweige zeichnen oder malen; daß ers im Concert z. B. nur an der dunkelsten Stelle aushalten kann, Abends kein Licht ohne Schmerzen sehn kann, und dabei immer noch dieselbe natürliche, heitre Liebenswürdigkeit des Geistes hat, wie in den besten, gesunden Tagen. Als gestern Abend Cecile mit Carl allein im Zimmer sitzt, ganz still, schreit Carl auf einmal mörderlich auf, fällt vom Sopha herunter, und schreit und kann vor Schreck kein Wort hervorbringen. Endlich kommts heraus: die Maus, die Maus! hat mir das Kleid gebissen! Da hat sie gesessen! – So war die freche Maus auf den Sopha gekommen, und hatte sich auf Carl’s Kleid gesetzt. Und wie ich Abends dem Eduard ein neues Lied vorsinge und denke es soll ihm gefallen haben, sagt er: ich habe nicht recht zugehört, denn in der Mitte der Stube saß eine große Maus und hörte auch zu. Hierauf phantasirte ich expreß, um die Maus anzulocken, und spielte was ich dachte, daß ihrem Geschmacke am meisten zusagen müßte, und die Andern standen mit Stöcken und schweren Büchern da, um sie todtzuschlagen – aber da kam sie nicht. Heut Morgen ist sie endlich in einer von unsern 3 Fallen gefangen worden. Wenn’s nur die rechte war! Denn außer den Musikliebhaberinnen in der blauen Stube, giebt es Gastronomen in der Speisekammer, und die Fallen und selbst eine Katze verfangen nichts. Erst Feuchtigkeit im Logis und dann Mäuse, das ist zu schlimm. Ich habe lebhaft an den Mäusebach gedacht, vor dem ich als Kind auch eine sehr heilige Scheu hatte. Lebwohl, für heut, liebste Mutter; verzeih wenn sich der Brief zu mausig gemacht hat. Bitte, sag Fanny, sie möchte um Gotteswillen Luise Nitschmann was von meinen Bachianis abschreiben lassen, und ihr was dabei zu verdienen geben; es thäte mir zu leid, wenn mein schlechter Witz sie um das Bischen Erwerb brächte, und wenn sie ihr was zu Weihnachten bescheert, soll sie mich dabei betheiligen und sich von Paul für mich remboursiren lassen. Nun Adies! Liebste Mutter immer Dein Felix MB.
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Die beiden ersteren sind erst heut Nachmittag wieder zurückgereis’t, und ich habe gestern und heut den ganzen Tag mit ihnen zugebracht, und wieder neue innige Freundschaft mit dem <persName xml:id="persName_fa68071b-0aae-48ac-8ed3-19d018a782ad">Eduard<name key="PSN0109806" style="hidden">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> geschlossen, der sein jetziges schweres Leiden auf eine Weise trägt, die wirklich verehrungswürdig ist; denk Dir, daß <persName xml:id="persName_2c1030a3-94e5-4bd4-a710-b2f31a63110f">er<name key="PSN0109806" style="hidden">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> seit beinah einem halben Jahre nicht einmal selbst hat lesen und schreiben können, geschweige zeichnen oder malen; daß <persName xml:id="persName_1cb12087-7231-47a5-b1e0-5815e1dcb142">ers<name key="PSN0109806" style="hidden">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> im <placeName xml:id="placeName_ad9c1859-343b-4e18-b705-00efe0fee45b">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> z. B. nur an der dunkelsten Stelle aushalten kann, Abends kein Licht ohne Schmerzen sehn kann, und dabei immer noch dieselbe natürliche, heitre Liebenswürdigkeit des Geistes hat, wie in den besten, gesunden Tagen. Als gestern Abend <persName xml:id="persName_23b5c499-c3ff-4c8b-84f9-0634bf699ed2">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_bb515e5e-0587-46a3-94af-62a8400ce629">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> allein im Zimmer sitzt, ganz still, schreit <persName xml:id="persName_20770707-48d6-4a1a-bbef-dcaabfd1f558">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> auf einmal mörderlich auf, fällt vom Sopha herunter, und schreit und kann vor Schreck kein Wort hervorbringen. Endlich kommts heraus: die Maus, die Maus! hat mir das Kleid gebissen! Da hat sie gesessen! – So war die freche Maus auf den Sopha gekommen, und hatte sich auf <persName xml:id="persName_01a28884-90be-4f72-9083-bef907172ee3">Carl’s<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> Kleid gesetzt. Und wie ich Abends dem <persName xml:id="persName_8f26580c-d577-4c6c-956c-c021b0511a91">Eduard<name key="PSN0109806" style="hidden">Bendemann, Eduard Julius Friedrich (1811-1889)</name></persName> ein neues Lied vorsinge und denke es soll ihm gefallen haben, sagt er: ich habe nicht recht zugehört, denn in der Mitte der Stube saß eine große Maus und hörte auch zu. Hierauf phantasirte ich expreß, um die Maus anzulocken, und spielte was ich dachte, daß ihrem Geschmacke am meisten zusagen müßte, und die Andern standen mit Stöcken und schweren Büchern da, um sie todtzuschlagen – aber da kam sie nicht. Heut Morgen ist sie endlich in einer von unsern 3 Fallen gefangen worden. Wenn’s nur die rechte war! Denn außer den Musikliebhaberinnen in der blauen Stube, giebt es Gastronomen in der Speisekammer, und die Fallen und selbst eine Katze verfangen nichts. Erst Feuchtigkeit im Logis und dann Mäuse, das ist zu schlimm. Ich habe lebhaft an den <persName xml:id="persName_64a023f3-8125-48df-ae9a-dc881ef7d184">Mäusebach<name key="PSN0113299" style="hidden">Meusebach, Karl Hartwig Gregor Freiherr von (1781-1847)</name></persName> gedacht, vor dem ich als Kind auch eine sehr heilige Scheu hatte. Lebwohl, für heut, liebste Mutter; verzeih wenn sich der Brief zu mausig gemacht hat. Bitte, sag <persName xml:id="persName_9a210ae6-de03-4af7-8724-762a6d41dfa6">Fanny<name key="PSN0111893" style="hidden">Hensel, Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>, sie möchte um Gotteswillen <persName xml:id="persName_e6a52887-561f-4823-9d27-6015c4de2b6a">Luise Nitschmann<name key="PSN0113606" style="hidden">Nitschmann, Louise</name></persName> was von meinen <persName xml:id="persName_97a0595a-d12c-48ad-a3a5-ae1e2ec2e4c4">Bachianis<name key="PSN0109617" style="hidden">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name></persName> abschreiben lassen, und ihr was dabei zu verdienen geben; es thäte mir zu leid, wenn mein schlechter Witz <persName xml:id="persName_7252e0e8-df67-4112-a1b2-a6a3991baf62">sie<name key="PSN0113606" style="hidden">Nitschmann, Louise</name></persName> um das Bischen Erwerb brächte, und wenn sie <persName xml:id="persName_fa2de58e-3278-4882-8a76-4e28d6db27ca">ihr<name key="PSN0113606" style="hidden">Nitschmann, Louise</name></persName> was zu Weihnachten bescheert, soll sie mich dabei betheiligen und sich von <persName xml:id="persName_8de68b7f-2102-4214-8ffa-98cdd94312dc">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> für mich remboursiren lassen. <seg type="closer" xml:id="seg_99bdd3b3-f2af-4fe5-8de9-2049cbeed420">Nun Adies! Liebste Mutter</seg></p> <signed rend="right">immer Dein</signed> <signed rend="right">Felix MB.</signed> </div> </body> </text></TEI>