fmb-1840-11-18-03

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London<lb/>Leipzig, 18. November 1840 Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht eingetragen noch nicht eingetragen Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 7, 2875

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Israel Jerusalem IL-J Jerusalem, The National Library of Israel (olim: Jewish National and University Library) Department of Manuscript and Archives, Lobbenberg Collection ARC. 4° 1651/XI/24. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18. November 1840 Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange

4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Brief fmb-1840-11-18-01 (Brief Nr. 2873) Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Margaret Alexander in London, Leipzig, 18. November 1840; heutiger Standort nicht bekannt. Brief fmb-1840-11-18-04 (Brief Nr. 2876) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in London, Leipzig, 18. November 1840; heutiger Standort: US-NYpm, Heineman Music Collection, MS 144B.

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Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,43. Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 244-246 (Teildruck). Klingemann, Briefwechsel, S. 250-252.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

18. November 1840 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) LeipzigDeutschland Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) LondonGroßbritannien deutsch
C. Klingemann Esqure. London 4 Hobart Place, Eaton Sqre Pimlico.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipzig d. 18ten Nov. 1840. Liebster Freund

Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange auf ein Lebenszeichen von Dir warten; die Antwort auf die Fragen meines vorigen Briefs, hinsichtlich der Veränderung Deines Chefs und somit Deiner persönlichen Stellung ist mir wichtig, das weißt Du ja; laß mich darüber ja bald etwas wissen. Hier lebe ich wieder so ruhig und einsam fort, wie ich mir es nur wünschen kann; FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) und KinderMendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897) sind Gottlob wohl, zu arbeiten habe ich vollauf; was kann der Mensch da noch Besseres wollen? Nichts als Fortdauer erbitte und wünsche ich mir vom Himmel und freue mich täglich von Neuem des stillen, einförmigen Lebens. Zwar macht mirs zu Anfang des Winters immer einige Schwierigkeit aus den geselligen Philistereien herauszukommen, die hier grünen und blühen, und mit denen man alle Zeit und Lust verlieren könnte, wenn man sich darauf einließe: aber jetzt ist mirs damit so ziemlich gelungen; noch dazu ist in dieser Woche ein Bußtag, da haben wir kein Abonnement-ConcertGewandhausLeipzigDeutschland, und das giebt dann eine behagliche, häusliche Zeit. Da Du nun DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) kennst und die SchuncksSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S., so kennst Du den größten Theil unsres Leipziger Kreises. Mit ersterem gehe ich viel Nachmittags spazieren, auf ein Dorf, da trinken wir Kaffee und spielen Billard dazu; letztereSchunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S. sind seit einer Woche wieder eingetroffen, gesund und wohlbehalten; wir sehen sie fast täglich. Freilich gehört meine FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) auch ein wenig mit zu unserm hiesigen Kreise, und die kennst Du noch nicht – das ist und bleibt doch aber auch gar zu ärgerlich. SieMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) würde Dir schon gefallen und Du ihr auch; dafür ist keine Sorge; aber wie bringt man Euch nur zusammen? Mit meiner Englischen Reise im nächsten Frühjahr wird es nun nach dem dummen Briefe des PhilharmonicPhilharmonic SocietyLondonGroßbritannien wohl nichts werden; wann aber ist die nächste Aussicht wieder Dich in Deutschland zu sehen? Das sage mir.

Zum ConcertGewandhausLeipzigDeutschland für die alten und kranken Musiker hier soll Ende des Monats mein Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xmxnlcr9-zke6-2iwv-kots-gg3htgjrzxef"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"/> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"/> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"/> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"/></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. 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Meert), Elisa Jeanne Isabelle (1817-1878) geschrieben, und erwarten sieMeerti (eigtl. Meert), Elisa Jeanne Isabelle (1817-1878) mit Sehnsucht. Von unsrer einstweiligen Sängerinn, Mlle. SchlossSchloss, Sophie (1821-1903) sagte ChorleyChorley, Henry Fothergill (1808-1872) wenn DavidDavid, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873) 20 Cadenzen auf sie settlen wolle, so wolle er sie aus Spekulation heirathen; das ist erschöpfend; sieSchloss, Sophie (1821-1903) hat wirklich erstaunlich viel Talent, und ist leider solch ein kleiner, häßlicher Kauz. Wir erwarten in diesem Monat noch Spohrs historische Symphonie<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110946" style="hidden" type="music">6. Sinfonie G-Dur, op. 116 (Historische Sinfonie)</name>, und eine neue von Lachner<name key="PSN0112638" style="hidden" type="author">Lachner, Franz Paul (1803-1890)</name><name key="CRT0109624" style="hidden" type="music">3. 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Streichquintett g-Moll, op. 51</name>, und ich spielte das gmoll Quartett von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110105" style="hidden" type="music">Klavierquartett g-Moll, KV 478</name> und das d dur Trio von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name>. Es sind ganz hübsche Abende, und wir amüsiren uns fast mehr dabei als bei den AbonnementconcertenGewandhausLeipzigDeutschland, die immer zum Erdrücken voll und daher sehr heiß und unbehaglich sind. Jetzt ist die ganze Stadt von einem Liede erfüllt, das eine politische Tendenz haben soll, gegen die Franzosen, und das die Journale mit allen Kräften populair machen wollen. 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Das<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> wird nun in Berlin bei Hofe gesungen, und hier in den Casinos und Clubs, und natürlich fallen die Musiker wie toll darüber her und componiren sich unsterblich daran. Nicht weniger als 3 Melodien haben Leipziger Componisten dazu gemacht, und alle Tage steht irgend was von dem Lied<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name> in der Zeitung. 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Denk, Klingemann, wie lange es her ist, daß wir Mitternachts wieder in die wohlbekannte mail stiegen; MoschelesMoscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870) ist wohl gar schon wieder dort und erzählt Dir von unserm Leipziger Leben, und seit dem Abschied in der mail habe ich nichts mehr von Dir gehört. Bitte schreib mir bald.

Ich schicke diese Zeilen durch eine Gelegenheit, und bitte Dich auch die inliegenden Briefe an ihre Adressen zu besorgen. Meine FrauMendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853) grüßt Dich tausendmal. Nun ist der Plauderbrief aus.

Dein Felix.
            Leipzig d. 18ten Nov. 1840. Liebster Freund
Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange auf ein Lebenszeichen von Dir warten; die Antwort auf die Fragen meines vorigen Briefs, hinsichtlich der Veränderung Deines Chefs und somit Deiner persönlichen Stellung ist mir wichtig, das weißt Du ja; laß mich darüber ja bald etwas wissen. Hier lebe ich wieder so ruhig und einsam fort, wie ich mir es nur wünschen kann; Frau und Kinder sind Gottlob wohl, zu arbeiten habe ich vollauf; was kann der Mensch da noch Besseres wollen? Nichts als Fortdauer erbitte und wünsche ich mir vom Himmel und freue mich täglich von Neuem des stillen, einförmigen Lebens. Zwar macht mirs zu Anfang des Winters immer einige Schwierigkeit aus den geselligen Philistereien herauszukommen, die hier grünen und blühen, und mit denen man alle Zeit und Lust verlieren könnte, wenn man sich darauf einließe: aber jetzt ist mirs damit so ziemlich gelungen; noch dazu ist in dieser Woche ein Bußtag, da haben wir kein Abonnement-Concert, und das giebt dann eine behagliche, häusliche Zeit. Da Du nun David kennst und die Schuncks, so kennst Du den größten Theil unsres Leipziger Kreises. Mit ersterem gehe ich viel Nachmittags spazieren, auf ein Dorf, da trinken wir Kaffee und spielen Billard dazu; letztere sind seit einer Woche wieder eingetroffen, gesund und wohlbehalten; wir sehen sie fast täglich. Freilich gehört meine Frau auch ein wenig mit zu unserm hiesigen Kreise, und die kennst Du noch nicht – das ist und bleibt doch aber auch gar zu ärgerlich. Sie würde Dir schon gefallen und Du ihr auch; dafür ist keine Sorge; aber wie bringt man Euch nur zusammen? Mit meiner Englischen Reise im nächsten Frühjahr wird es nun nach dem dummen Briefe des Philharmonic wohl nichts werden; wann aber ist die nächste Aussicht wieder Dich in Deutschland zu sehen? Das sage mir.
Zum Concert für die alten und kranken Musiker hier soll Ende des Monats mein Lobgesang aufgeführt werden; da hab ich mir nun vorgenommen ihn nicht noch einmal in der unvollkommnen Gestalt zu geben, wie er in Birmingham aufgeführt werden mußte, meiner Krankheit wegen; und das giebt mir tüchtig zu thun. Vier neue Stücke kommen noch hinein, und auch in den 3 Symphoniesätzen, die schon beim Abschreiber sind, ist vieles verbessert. Zur Einleitung des Chors „Die Nacht ist vergangen“ habe ich Worte in der Bibel gefunden, die sind schöner gar nicht denkbar, und passen, als wären sie für diese Musik gedichtet ; ich will sie Dir aber nicht herschreiben, sondern Dich überraschen, wenn die neue Partitur hinüber kommt. Du hast übrigens mit Deinem vortrefflich gefundnen Titel viel zu verantworten; denn nicht allein schick ich das Stück nun als Symphoniecantate in die Welt, sondern ich denke auch stark daran die erste Walpurgisnacht, welche mir seit langem da liegt, unter dieser Benennung wieder aufzunehmen, fertig zu machen und los zu werden. Sonderbar, daß ich bei der ersten Idee dazu, nach Berlin schrieb, ich wolle eine Symphonie mit Chor machen; nachher keine Courage dazu hatte, weil die 3 Sätze zu lang als Einleitung wären, und doch immer das Gefühl behielt, als fehlte etwas bei der bloßen Einleitung. Jetzt sollen die Symphoniesätze nach dem alten Plan hinein, und dann das Stück heraus. Kennst Du es denn? Ich glaube nicht, daß es viel für Aufführungen taugt, und habe es doch so gerne. – Unsre Concerte hier sind schon recht im Gange; 6 davon sind vorbei. Die Mlle. List, die hübsche Sängerinn von der ich in meinem vorigen Brief schrieb, ist wieder fort; sie war denn doch im Singen zu schwach, so hübsch sie auch aussah; nun haben sie an die Meerti geschrieben, und erwarten sie mit Sehnsucht. Von unsrer einstweiligen Sängerinn, Mlle. Schloss sagte Chorley wenn David 20 Cadenzen auf sie settlen wolle, so wolle er sie aus Spekulation heirathen; das ist erschöpfend; sie hat wirklich erstaunlich viel Talent, und ist leider solch ein kleiner, häßlicher Kauz. Wir erwarten in diesem Monat noch Spohrs historische Symphonie, und eine neue von Lachner; die Schubertsche haben wir bereits gegeben, und sie wurde mit vieler Begeisterung gespielt und von den Zuhörern aufgenommen. Auch Davids Quartettsoiréen fingen letzten Sonnabend an; er spielte ein Haydnsches Quartett und ein Onslowsches Quintett, und ich spielte das gmoll Quartett von Mozart und das d dur Trio von Beethoven. Es sind ganz hübsche Abende, und wir amüsiren uns fast mehr dabei als bei den Abonnementconcerten, die immer zum Erdrücken voll und daher sehr heiß und unbehaglich sind. Jetzt ist die ganze Stadt von einem Liede erfüllt, das eine politische Tendenz haben soll, gegen die Franzosen, und das die Journale mit allen Kräften populair machen wollen. Bei dem Mangel an aller öffentlichen Beschäftigung gelingt es ihnen auch sehr leicht, und alle Leute sprechen vom „Rheinlied“ oder von der „Colognaise“ wie sie es recht bezeichnend nennen. Characteristisch ist das ganze Ding; denn die Verse fangen an: Sie sollen ihn nicht haben, den freien Deutschen Rhein“ und zu Anfang jeder Strophe wiederholt sich „Sie sollen ihn nicht haben. “ Als ob damit das geringste gesagt wäre! Hieße es nur wenigstens „Wir wollen ihn behalten. “ Aber sie sollen ihn nicht haben scheint mir doch auch gar zu unfruchtbar, zu unnütz; es ist eigentlich was jungenhaftes darin, denn was ich fest und sicher besitz, von dem brauch doch wohl nicht erst viel zu sagen oder zu singen, daß es keinem andern gehört. Das wird nun in Berlin bei Hofe gesungen, und hier in den Casinos und Clubs, und natürlich fallen die Musiker wie toll darüber her und componiren sich unsterblich daran. Nicht weniger als 3 Melodien haben Leipziger Componisten dazu gemacht, und alle Tage steht irgend was von dem Lied in der Zeitung. Gestern unter andern, daß nun auch von mir eine Composition dieses Liedes bekannt sei, während ich nie im Traum daran gedacht habe solche defensive Begeisterung in Musik zu setzen – so lügen die Leute wie gedruckt, hier wie bei Euch und überall.
Denk, Klingemann, wie lange es her ist, daß wir Mitternachts wieder in die wohlbekannte mail stiegen; Moscheles ist wohl gar schon wieder dort und erzählt Dir von unserm Leipziger Leben, und seit dem Abschied in der mail habe ich nichts mehr von Dir gehört. Bitte schreib mir bald.
Ich schicke diese Zeilen durch eine Gelegenheit, und bitte Dich auch die inliegenden Briefe an ihre Adressen zu besorgen. Meine Frau grüßt Dich tausendmal. Nun ist der Plauderbrief aus.
Dein
Felix.          
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Humboldt-Universität zu Berlin</publisher> <address> <street>Am Kupfergraben 5</street> <placeName> <settlement>10117 Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </address> <idno type="URI">http://www.mendelssohn-online.com</idno> <availability> <licence target="http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/">Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)</licence> </availability> <idno type="MSB">Bd. 7, 2875 </idno> </publicationStmt> <seriesStmt> <p>Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)</p> </seriesStmt> <sourceDesc source="edition_template_manuscript" xml:id="sourceDesc_e732969f-fddd-48c2-8b94-11828fedb2cb"> <msDesc> <msIdentifier> <country>Israel</country> <settlement>Jerusalem</settlement> <institution key="RISM">IL-J</institution> <repository>Jerusalem, The National Library of Israel (olim: Jewish National and University Library)</repository> <collection>Department of Manuscript and Archives, Lobbenberg Collection</collection> <idno type="signatur">ARC. 4° 1651/XI/24.</idno> </msIdentifier> <msContents> <msItem> <idno type="autograph">Autograph</idno> <title key="fmb-1840-11-18-03" type="letter" xml:id="title_1032ed97-bc12-49b2-9f39-776326208012">Felix Mendelssohn Bartholdy an Carl Klingemann in London; Leipzig, 18. November 1840</title> <incipit>Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.</p> <handDesc hands="1"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="letter">Brief fmb-1840-11-18-01 (Brief Nr. 2873) Cécile Mendelssohn Bartholdy und Felix Mendelssohn Bartholdy an Margaret Alexander in London, Leipzig, 18. November 1840; heutiger Standort nicht bekannt.</bibl> <bibl type="letter">Brief fmb-1840-11-18-04 (Brief Nr. 2876) Felix Mendelssohn Bartholdy und Cécile Mendelssohn Bartholdy an Charlotte Moscheles in London, Leipzig, 18. November 1840; heutiger Standort: US-NYpm, Heineman Music Collection, MS 144B.</bibl> </listBibl> </accMat> </physDesc> <history> <provenance><p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="copy_from_foreign_hand">Abschrift, D-B, Musikabteilung, MA Nachl. 7,37,43.</bibl> <bibl type="printed_letter">Mendelssohn, Briefe 1833-1847, S. 244-246 (Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Klingemann, Briefwechsel, S. 250-252.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-11-18" xml:id="date_0bf8a7b4-abe4-4bcc-83da-2bd6483aa43a">18. November 1840</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_106aec0e-574f-4ce3-84c0-6f52d62fefaf">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_2021b0a9-e888-4065-bd7b-a60acfe92fc8"> <settlement key="STM0100116">Leipzig</settlement><country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0112434" resp="receiver" xml:id="persName_70d40422-940b-4eb1-9bca-904fe2047c06">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_cca379fa-c08e-4bca-aa4b-282db5f21fc0"> <settlement key="STM0100126">London</settlement><country>Großbritannien</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div type="address" xml:id="div_cec6a2cc-2bf8-4f8d-a431-f0d22e015458"> <head> <address> <addrLine>C. Klingemann</addrLine> <addrLine>Esqure.</addrLine> <addrLine><hi n="1" rend="underline">London</hi></addrLine> <addrLine>4 Hobart Place, Eaton Sq<hi rend="superscript">re</hi></addrLine> <addrLine>Pimlico.</addrLine> </address> </head> </div> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_0e04eb29-bb47-4c53-a516-416dfcee64a9"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipzig d. <date cert="high" when="1840-11-18" xml:id="date_0a0303f8-296e-42a6-8649-4b41d6b8642d">18<hi rend="superscript">ten</hi> Nov. 1840</date>.</dateline> <salute rend="left">Liebster Freund</salute> <p style="paragraph_without_indent">Weißt Du noch daß wir in South Audley Street neue ausführliche Monatsberichte besprachen? Oder war es am Hyde Park? Das ist einerlei; hier ist wieder der meinige. Laß mich nun auch nicht mehr zu lange auf ein Lebenszeichen von Dir warten; die Antwort auf die Fragen meines vorigen Briefs, hinsichtlich der Veränderung Deines Chefs und somit Deiner persönlichen Stellung ist mir wichtig, das weißt Du ja; laß mich darüber ja bald etwas wissen. Hier lebe ich wieder so ruhig und einsam fort, wie ich mir es nur wünschen kann; <persName xml:id="persName_a30b82cc-9c42-49e2-803a-ccab7b83e46c">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> und <persName xml:id="persName_442b2ecd-0066-4865-bb66-15d8ad8443f2">Kinder<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name><name key="PSN0113261" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Marie Pauline Helene (1839-1897)</name></persName> sind Gottlob wohl, zu arbeiten habe ich vollauf; was kann der Mensch da noch Besseres wollen? Nichts als Fortdauer erbitte und wünsche ich mir vom Himmel und freue mich täglich von Neuem des stillen, einförmigen Lebens. Zwar macht mirs zu Anfang des Winters immer einige Schwierigkeit aus den geselligen Philistereien herauszukommen, die hier grünen und blühen, und mit denen man alle Zeit und Lust verlieren könnte, wenn man sich darauf einließe: aber jetzt ist mirs damit so ziemlich gelungen; noch dazu ist in dieser Woche ein Bußtag, da haben wir kein <placeName xml:id="placeName_f6f03833-cf26-4bc6-bb14-c86e5dc04de5">Abonnement-Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, und das giebt dann eine behagliche, häusliche Zeit. Da Du nun <persName xml:id="persName_a5496eeb-6922-4720-9675-eec3456e91e9">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> kennst und die <persName xml:id="persName_82428086-7140-4cc3-beb1-9ae78b79593a">Schuncks<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName>, so kennst Du den größten Theil unsres Leipziger Kreises. Mit ersterem gehe ich viel Nachmittags spazieren, auf ein Dorf, da trinken wir Kaffee und spielen Billard dazu; <persName xml:id="persName_33c49dd0-0d0d-4b2e-bebe-51c1c2059767">letztere<name key="PSN0114759" style="hidden">Schunck, Familie von → Friedrich Philipp Daniel S.</name></persName> sind seit einer Woche wieder eingetroffen, gesund und wohlbehalten; wir sehen sie fast täglich. Freilich gehört meine <persName xml:id="persName_0ece3d9d-f8ca-4d1f-a9f0-4e70d564fc69">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> auch ein wenig mit zu unserm hiesigen Kreise, und die kennst Du noch nicht – das ist und bleibt doch aber auch gar zu ärgerlich. <persName xml:id="persName_3232740a-de0f-43c9-93f1-24b29849b51f">Sie<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> würde Dir schon gefallen und Du ihr auch; dafür ist keine Sorge; aber wie bringt man Euch nur zusammen? Mit meiner Englischen Reise im nächsten Frühjahr wird es nun nach dem dummen Briefe des <placeName xml:id="placeName_924c9cad-2c87-401c-bf0f-89ca5722d500">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> wohl nichts werden; wann aber ist die nächste Aussicht wieder Dich in Deutschland zu sehen? Das sage mir.</p> <p>Zum <placeName xml:id="placeName_3d05d7ed-f037-43a9-b62c-7ba6577583cd">Concert<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> für die alten und kranken Musiker hier soll Ende des Monats mein <title xml:id="title_adc4c422-a594-4ee1-9678-c71677174db1">Lobgesang<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_xmxnlcr9-zke6-2iwv-kots-gg3htgjrzxef"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> aufgeführt werden; da hab ich mir nun vorgenommen ihn nicht noch einmal in der unvollkommnen Gestalt zu geben, wie er in Birmingham aufgeführt werden mußte, meiner Krankheit wegen; und das giebt mir tüchtig zu thun. Vier neue Stücke kommen noch hinein, und auch in den 3 Symphoniesätzen, die schon beim Abschreiber sind, ist vieles verbessert. Zur Einleitung des Chors „Die Nacht ist vergangen“ habe ich Worte in der Bibel gefunden, die sind schöner gar nicht denkbar, und passen, als wären sie <title xml:id="title_b863322d-9ce0-466d-b810-df7c4766acd4">für diese Musik gedichtet<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_mlyqmpph-s9cz-o3zp-7z6j-v8uxstgonvva"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title>; ich will sie Dir aber nicht herschreiben, sondern Dich überraschen, wenn die neue Partitur hinüber kommt. Du hast übrigens mit Deinem vortrefflich gefundnen Titel viel zu verantworten; denn nicht allein schick ich das <title xml:id="title_f469ae59-a83f-4a43-9689-567498305570">Stück<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_r4ux8trv-56sq-aibf-mbpj-mlky85x4xukr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> nun als Symphoniecantate in die Welt, sondern ich denke auch stark daran die erste <title xml:id="title_d302ac97-4269-47c2-b3cb-aea28d85a9e9">Walpurgisnacht<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_meprwdc5-dpoa-mfv2-5coz-5tbwuufudpam"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="secular_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_secular_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100172" style="hidden">Die erste Walpurgisnacht, Ballade für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester, [1830] bis 13. Februar 1832; Herbst 1840 bis Dezember 1842; 15. Juli 1843<idno type="MWV">D 3</idno><idno type="op">60</idno></name></title>, welche mir seit langem da liegt, unter dieser Benennung wieder aufzunehmen, fertig zu machen und los zu werden. Sonderbar, daß ich bei der ersten Idee dazu, nach Berlin schrieb, ich wolle eine Symphonie mit Chor machen; nachher keine Courage dazu hatte, weil die 3 Sätze zu lang als Einleitung wären, und doch immer das Gefühl behielt, als fehlte etwas bei der bloßen Einleitung. Jetzt sollen die Symphoniesätze nach dem alten Plan hinein, und dann das Stück heraus. Kennst Du es denn? Ich glaube nicht, daß es viel für Aufführungen taugt, und habe es doch so gerne. – <placeName xml:id="placeName_cf1557c8-60b0-4578-ba69-d662501df6e2">Unsre Concerte hier<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> sind schon recht im Gange; 6 davon sind vorbei. Die Mlle. <persName xml:id="persName_0ff15c3f-31ab-48fc-a275-edb4e8bffd79">List<name key="PSN0112892" style="hidden">List, Elise (1822-1893)</name></persName>, die hübsche Sängerinn von der ich in meinem vorigen Brief schrieb, ist wieder fort; sie war denn doch im Singen zu schwach, so hübsch <persName xml:id="persName_f1265a1c-ae10-4dc9-bbdd-4b0d31d9d5ba">sie<name key="PSN0112892" style="hidden">List, Elise (1822-1893)</name></persName> auch aussah; nun haben sie an die <persName xml:id="persName_39fbbe83-fdb3-40ec-98a5-f88e8c1d159e">Meerti<name key="PSN0113185" style="hidden">Meerti (eigtl. Meert), Elisa Jeanne Isabelle (1817-1878)</name></persName> geschrieben, und erwarten <persName xml:id="persName_d65db587-a2f7-48e5-8246-3ea18e61a405">sie<name key="PSN0113185" style="hidden">Meerti (eigtl. Meert), Elisa Jeanne Isabelle (1817-1878)</name></persName> mit Sehnsucht. Von unsrer einstweiligen Sängerinn, Mlle. <persName xml:id="persName_679e957c-80d2-4859-859b-9d226b6a3386">Schloss<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> sagte <persName xml:id="persName_09c1a074-e3c3-485f-8e0a-d0c0951506df">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName> wenn <persName xml:id="persName_e0283140-7532-404d-9094-9aafa0db263c">David<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> 20 Cadenzen auf sie settlen wolle, so wolle er sie aus Spekulation heirathen; das ist erschöpfend; <persName xml:id="persName_932218fe-5cb4-4605-8f04-2d13a2e7f2b0">sie<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> hat wirklich erstaunlich viel Talent, und ist leider solch ein kleiner, häßlicher Kauz. Wir erwarten in diesem Monat noch <title xml:id="title_9c886d26-3b1e-4903-a7b0-2f37ad68e5c0">Spohrs historische Symphonie<name key="PSN0115032" style="hidden" type="author">Spohr, Louis (Ludewig) (1784-1859)</name><name key="CRT0110946" style="hidden" type="music">6. Sinfonie G-Dur, op. 116 (Historische Sinfonie)</name></title>, und eine neue von <title xml:id="title_3e81ecfc-a72a-4ada-8c1f-b79aee4e29e0">Lachner<name key="PSN0112638" style="hidden" type="author">Lachner, Franz Paul (1803-1890)</name><name key="CRT0109624" style="hidden" type="music">3. Sinfonie d-Moll, op. 41</name></title>; die <title xml:id="title_f8504cb9-a7a9-4693-a248-5257296d62d5">Schubertsche<name key="PSN0114718" style="hidden" type="author">Schubert, Franz Peter (1797-1828)</name><name key="CRT0110764" style="hidden" type="music">8. Sinfonie C-Dur, D 944 (Große)</name></title> haben wir bereits gegeben, und sie wurde mit vieler Begeisterung gespielt und von den Zuhörern aufgenommen. Auch <persName xml:id="persName_a5b32791-2acd-47f1-bc45-967c2f985b57">Davids<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> <placeName xml:id="placeName_4a8db241-b4c5-4883-9852-39097dd84751">Quartettsoiréen<name key="NST0102789" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> fingen letzten Sonnabend an; <persName xml:id="persName_7659ff29-3ada-4ba9-823f-b4d231f7bc5c">er<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> spielte ein <title xml:id="title_3009c75f-45af-4293-984c-9a32032bb3c6">Haydnsches Quartett<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109094" style="hidden" type="music">Streichquartett b-Moll</name></title> und ein <title xml:id="title_473116b7-fcfb-4696-844a-0bb6bc553d48">Onslowsches Quintett<name key="PSN0113671" style="hidden" type="author">Onslow, André George Louis (1784-1853)</name><name key="CRT0110242" style="hidden" type="music">21. Streichquintett g-Moll, op. 51</name></title>, und ich spielte das <title xml:id="title_b27b31f9-096c-494f-9197-4746062d424b">gmoll Quartett von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110105" style="hidden" type="music">Klavierquartett g-Moll, KV 478</name></title> und das <title xml:id="title_cbff31f4-b38f-4728-88c2-dc40037d2d4f">d dur Trio von Beethoven<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108031" style="hidden" type="music">Klaviertrio D-Dur, op. 70/1 (»Geistertrio«)</name></title>. Es sind ganz hübsche Abende, und wir amüsiren uns fast mehr dabei als bei den <placeName xml:id="placeName_41b933dd-f29a-462a-9c1d-38a02b540032">Abonnementconcerten<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, die immer zum Erdrücken voll und daher sehr heiß und unbehaglich sind. Jetzt ist die ganze Stadt von einem Liede erfüllt, das eine politische Tendenz haben soll, gegen die Franzosen, und das die Journale mit allen Kräften populair machen wollen. Bei dem Mangel an aller öffentlichen Beschäftigung gelingt es ihnen auch sehr leicht, und alle Leute sprechen vom <title xml:id="title_076e0dbe-26b7-468f-9cc4-c8eb0d72a20e">„Rheinlied“<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> oder von der <title xml:id="title_69b0132a-4353-4939-a88b-39dc501c7e1b">„Colognaise“<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> wie sie es recht bezeichnend nennen. Characteristisch ist das ganze Ding; denn die Verse fangen an: Sie sollen ihn nicht haben, den freien Deutschen Rhein“ und zu Anfang jeder Strophe wiederholt sich <title xml:id="title_16f15d62-288d-4b07-aa3a-11aac68a4cb0">„Sie sollen ihn nicht haben.“<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> Als ob damit das geringste gesagt wäre! Hieße es nur wenigstens „Wir wollen ihn behalten.“ Aber sie sollen ihn nicht haben scheint mir doch auch gar zu unfruchtbar, zu unnütz; es ist eigentlich was jungenhaftes darin, denn was ich fest und sicher besitz, von dem brauch doch wohl nicht erst viel zu sagen oder zu singen, daß es keinem andern gehört. <title xml:id="title_2ae5bee6-b27b-422b-99a3-84e1776a09e8">Das<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> wird nun in Berlin bei Hofe gesungen, und hier in den Casinos und Clubs, und natürlich fallen die Musiker wie toll darüber her und componiren sich unsterblich daran. Nicht weniger als 3 Melodien haben Leipziger Componisten dazu gemacht, und alle Tage steht irgend was von dem <title xml:id="title_927c3268-c6f8-410f-ad67-eeefb9f2f171">Lied<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> in der Zeitung. Gestern unter andern, daß nun auch von mir eine Composition dieses <title xml:id="title_a7770d47-46fb-4049-98a0-fc1e20c01304">Liedes<name key="PSN0109755" style="hidden" type="author">Becker, Nikolaus (1809-1845)</name><name key="CRT0107998" style="hidden" type="literature">Der deutsche Rhein (»Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein«)</name></title> bekannt sei, während ich nie im Traum daran gedacht habe solche defensive Begeisterung in Musik zu setzen – so lügen die Leute wie gedruckt, hier wie bei Euch und überall.</p> <p>Denk, Klingemann, wie lange es her ist, daß wir Mitternachts wieder in die wohlbekannte mail stiegen; <persName xml:id="persName_bca6a69b-3f98-4c0e-8c69-c0598e6347d2">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> ist wohl gar schon wieder dort und erzählt Dir von unserm Leipziger Leben, und seit dem Abschied in der mail habe ich nichts mehr von Dir gehört. Bitte schreib mir bald.</p> <p>Ich schicke diese Zeilen durch eine Gelegenheit, und bitte Dich auch die inliegenden Briefe an ihre Adressen zu besorgen. Meine <persName xml:id="persName_d52020bd-fc0d-4cbe-8495-205ac7e96981">Frau<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> grüßt Dich tausendmal. <seg type="closer" xml:id="seg_b6346d2b-5135-4471-9978-956da8ed9981">Nun ist der Plauderbrief aus.</seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body></text></TEI>