fmb-1840-10-26-02
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Leipzig, 26. Oktober 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960).
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
C. Klingemann
London
Mein lieber bester Freund Neben mir spielt mein
ter
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Leipzig d. 26 October 1840 Mein lieber bester Freund Neben mir spielt mein Junge mit seinem Baukasten, und baut einen großen Thurm um einen Mops aus Chocolade, Cecile geht ab und zu, und die Kleine schläft – das giebt nun einen stillen, frohen Morgen, eigentlich den ersten seit meiner Rückkehr aus England, und einen solchen wollte ich abwarten, um Dir ordentlich und behaglich schreiben zu können. Für alles Gute, das Du mir wieder in so reichem Maaße erzeigt hast, für die Liebe und Freundschaft, die zwischen uns nun schon so lange besteht, und die mich diesmal, ich weiß nicht warum und wieso, ganz besonders ausgewärmt und beglückt hat, die mir jetzt statt schwieriger geschäftsmäßiger Tage, glückliche heimathliche bereitete, die mir noch jeden Tag und jede Stunde so lebendig vorsteht, so viel Liebes zu denken giebt – für die danke ich Dir nicht erst, Klingemann; Du weißt es ja. Du hast auch eine Freude daran, irgend einen, den ersten, besten Menschen glücklich zu machen und froh; aber wenn das mit einem Freunde geschieht, so ists eigentlich noch ganz was Anderes, und wofür man da danken möchte, ist viel mehr als die bloße Wohlthat. Gebe mir Gott, noch viele und lange Zeit meines Lebens mit Dir und in Deiner Nähe zubringen zu können; ich weiß nicht, wie und wo das geschehen soll und kann, aber es ist mir oft, als würde es geschehen – vielleicht weil ich mich so herzlich danach sehne. Bis zu den letzten Tagen dachte ich immer noch, es sei eine Möglichkeit Dich hier zu sehn – da erhielt ich gestern von Sophy Horsley einen Brief, der mir sagt, daß Du nach Detmold abgeschrieben habest – und als ich in den Zeitungen die Veränderung Deines Chefs las hatte ichs gleich gefürchtet, Du würdest unter solchen Umständen nicht abkommen können. Sag mir doch bald über diese Veränderung etwas d. h. ob und in wie fern sie Dich berührt; denn sonst interessirt sie mich freilich nicht. Über unsre Rückreise hast Du gewiß die genausten Details von Mme. Moscheles erfahren (ich denke mir, daß sie es in diesem abscheulichen Herbst nicht lange auf der Insel Wight ausgehalten hat) und Moscheles schrieb gewissenhaftiglich jeden Abend seinen Reisebericht. (Jetzt eben hat es zum ersten male geschneit, das ist doch entsetzlich für einen October. ) Die Tage seines hiesigen Aufenthaltes waren für uns alle sehr angenehm, und ich hoffe für ihn auch ein wenig. Er wohnte hier in meiner Eckstube, und wir lebten wie die eingefleischtesten Deutschen Spiesbürger, und als wär es seit 20 Jahren nicht anders gewesen; Morgens kam Carl in seine Stube und sah zu, wie er sich anzog und rasirte, Abends lasen wir abwechselnd in der allgemeinen Zeitung, hierauf wurde musicirt, einige Mal mit, einige Mal ohne Gesellschaft, Moscheles spielte viel und vortrefflich; zum Schluß seines Aufenthaltes gab ich ihm eine große soirée von gegen 400 Personen auf dem Gewandhaus, mit Chor und Orchester, wo er sein gmoll Concert, sein hommage à Händel mit mir, Bachs TripelConcert mit Clara Schumann (Wieck) und mir, und einige Etuden spielte, und wo außerdem Beethovens Leonoren-Ouvertüren (die eine bekannte, die andre Manuscript) mein 42ter Psalm von 160 Dilettanten gesungen, dann meine Hebriden-Ouvertüre vorkamen; die Leute waren alle in der vergnügtesten Stimmung und Moscheles schien an ihrem Gefallen Gefallen zu finden; Tags darauf reiste er dann nach Prag ab, bis zum letzten Augenblicke seines Aufenthalts so von Verlegern, Freunden und sonstigen Visiten überhäuft, daß ihm Cecile einen Teller Essen in den Wagen schob, als er von hier zur Eisenbahn fuhr; andre Zeit fürs diner war nicht geblieben. Seitdem hab ich nun nichts wieder von ihm gehört; Chorley erwarten wir dagegen heut von Dresden zurück, und heut Abend will er weiter, über Frankfurt nach Paris, wo Berlioz für nächsten Sonntag ein Concert in der großen Oper angekündigt hat, dem er beiwohnen will. Unsre lustige Reisegesellschaft, die Du um Mitternacht in der mail sitzen sahst, ist nun also schon wieder ganz aus einander getrennt. Chorley war inzwischen in Berlin um Iphigenia von Gluck zu hören, kam aber gar nicht erbaut davon wieder. Leider konnte er auch nicht so viel mit den Meinigen sein, wie ich mir denke, daß sonst geschehen wäre, weil Mutter sich vor 14 Tagen den Arm, wenn auch sehr leicht, gebrochen hatte, und das Bett hüten mußte. Gott sei Dank sie ist jetzt wieder auf, und ganz in der Besserung, aber dennoch denke Dir die Fatalität! Von Paul kommend, aus dem Hause tretend, um in den Wagen zu steigen, wird sie von einem Kerl über den Haufen gerannt, fällt, und bricht den Arm gleich über dem Handgelenk. Von den Huldigungfestlichkeiten schreiben sie von Hause nur mit geringem Entzücken; der Regen scheint alles weggewaschen zu haben, obwohl die Preuß. Staatszeitung behauptet er habe das Feuer des Königs noch mehr angefacht. So haben sie in Berlin sogar eine eigne Art Regen, wenn’s gilt, und sind über den Regen in 2 Partheien getheilt. Eines Mittags, als wir mit Moscheles ganz allein saßen, Kalbsfüße verzehrten, trat Mariane Saaling herein, unerwartet; sie kam von einer großen Reise. Wahrhaftig, sie sah noch ganz hübsch aus, und es fand sich daß sie eine alte Bekanntschaft von Wien und Berlin &c. her von Moscheles war, und er brachte sie nach Tische an die Post, mit der sie reis’te. Ich hab geschworen, Mme. Moscheles sollte es erfahren. Abonnements-Concerte hab ich seitdem nun schon 2 dirigirt, nächsten Donnerstag ist nun schon das 4te; von denen aber, und von David’s schönem Spiel im vorigen, und von unsern 2 Sängerinnen dieses Winters wird Chorley wohl alles specificiren; die eine ist wunderhübsch, singt aber ein bischen häßlich, und die andre ist ein bischen häßlich aber eine brave Sängerinn; so ergänzen sie sich also zu zwei rechten, wie sich Sir Isaac Newton ausdrücken würde, statt dessen neuer Tuchweste mir Dein Lock leider eine von Dir mitgegeben hat, wie ich zu meinem Schrecken bemerkt habe. Wenigstens glaube ich nicht, daß sie einem Andern gehören kann; Chorley bringt sie Dir wieder mit. Nun habe ich eine Bitte, die Sophy Horsley’s Brief betrifft; Du weißt, daß ich den Eltern sagte, wie wir uns freuen würden sie hier zu sehen, und so schreibt sie mir gestern, sie werde zu Anfang Januar hier sein. Da ich das nicht anders verstehe, als daß sie bei uns wohnen sollte, so muß ich Dir (unter uns) sagen, daß das gerade den ganzen Januar, und vielleicht bis Mitte Februar unmöglich einzurichten ist; nachher würde es uns wieder sehr lieb sein, aber nun weiß ich nicht, wie ich ihr das beibringen soll, und es geht aus tausend Gründen nicht, daß ichs direct an sie schreibe. Da bitte ich Dich also es den Eltern zu sagen, die es der Sophy dann mittheilen mögen. War es ihre Absicht, bei ihrem Bruder oder sonstwo hier zu wohnen, so fällt natürlich die ganze diplomatische Verhandlung weg, und ich werde sie je eher, je lieber hier begrüßen; aber ist es, wie gesagt, ihre Absicht in unserm Hause zu bleiben, wie ich nicht anders erwarte, so sei Talleyrand, und richte die Sache aufs schönste ein. Verzeih die Bemühung oder den Trobbel, wie Ihr Euch ausdrückt. Und da ich im Bitten bin, bitte ich Dich, schick mir die Messer und sonstigen Sachen des Ironmongers um Gotteswillen nicht mit der Beneckeschen Gelegenheit; Du lieber Himmel, die ist nichts anders als die Fahrpost, wie ich hier zum Schrecken bemerkt habe. Findet sich einmal eine wirkliche Gelegenheit, etwa nach Hannover so wär es freilich das Beste, wo nicht so bitte ich Dich mir einmal das ganze Paket an Pauls Geschäftsführer in Hamburg zu adressiren, der es mir dann per Fracht übermachen muß. Bitte schreib mir darüber ein Paar Worte. Und hat denn Mme. Moscheles meine zehnpfündige Schuld richtig abgetragen? Die beiden Beneckes mußt Du mir tausendmal grüßen, und ihnen sagen daß ich sie sehr von Herzen lieb habe, mehr als ich ihnen je sagen konnte und sie vielleicht glauben. Gott, könnten wir 3, (ich meine mit der Cecile) mal da rausspazieren, ins Grüne, so am Sonntagmorgen! Es sieht leider nicht nach meinem Kommen im nächsten Frühjahr aus; heut erhielt ich einen Brief vom Philharmonic, der mich verdroß, und auf den ich a cavallo antworten will. Watts schreibt in seiner gewöhnlichen dictatorischen Art, ich möge eine Ouvertüre mit 8fach doublirten Stimmen schicken, und zu meiner a dur Symphonie einen neuen ersten Satz schreiben. Das finde ich alles beides ungehobelt, und werde es ihnen in meiner Antwort ergebenst hören lassen. Nämlich „heut“ ist nun schon der Abend von dem Morgen, wo ich anfing und wo Carl den Thurm baute, und Chorley ist richtig gekommen und um 6 abgereis’t, und hat deine Weste mitgenommen, aber sein Federmesser hier vergessen, und Moscheles hat ein Paar Hosen hier vergessen. Nun, wenn das nicht ein Plauderbrief war! Verzeih was Dir zu viel dran ist – aber solcher wirst Du nun wieder eine Masse bekommen, Mitte nächsten Monats spätestens den nächsten. Du kannst bessere schreiben, bitte thue es bald, und sage mir daß auch Du gern der Tage gedenkst, wo wir jetzt so fröhlich zusammenwaren; daß auch Du mir gut bist und bleibst wie ich immer und ewig Dein Felix.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation><date cert="high" when="1840-10-26" xml:id="date_b7c37f7d-f2cc-45ce-a568-f10644b1a053">26. 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Gebe mir Gott, noch viele und lange Zeit meines Lebens mit Dir und in Deiner Nähe zubringen zu können; ich weiß nicht, wie und wo das geschehen soll und kann, aber es ist mir oft, als würde es geschehen – vielleicht weil ich mich so herzlich danach sehne. Bis zu den letzten Tagen dachte ich immer noch, es sei eine Möglichkeit Dich hier zu sehn – da erhielt ich gestern von <persName xml:id="persName_327323a5-d996-4902-8b35-c783bed6c301">Sophy Horsley<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> einen Brief, der mir sagt, daß Du nach Detmold abgeschrieben habest – und als ich in den Zeitungen die Veränderung <persName xml:id="persName_63064661-09af-4607-9f33-42c84df8b21b">Deines Chefs<name key="PSN0113512" style="hidden">Münchhausen, Börries Wilhelm Freiherr von (1794-1849)</name></persName> las hatte ichs gleich gefürchtet, Du würdest unter solchen Umständen nicht abkommen können. 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Die Tage seines hiesigen Aufenthaltes waren für uns alle sehr angenehm, und ich hoffe für ihn auch ein wenig. <persName xml:id="persName_41268854-42ef-4376-87e8-0ea24c468c08">Er<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> wohnte hier in meiner Eckstube, und wir lebten wie die eingefleischtesten Deutschen Spiesbürger, und als wär es seit 20 Jahren nicht anders gewesen; Morgens kam <persName xml:id="persName_d9e96af6-df62-4ce6-9600-91edf7866a07">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> in seine Stube und sah zu, wie <persName xml:id="persName_43c5672f-22d2-4973-981b-32473e9be544">er<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> sich anzog und rasirte, Abends lasen wir abwechselnd in der allgemeinen Zeitung, hierauf wurde musicirt, einige Mal mit, einige Mal ohne Gesellschaft, <persName xml:id="persName_6e9d8351-f7e9-4520-b00a-face030bb5d1">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> spielte viel und vortrefflich; zum Schluß seines Aufenthaltes gab ich ihm eine große soirée von gegen 400 Personen auf dem <placeName xml:id="placeName_db55dc86-30bb-4182-a51e-6cc6665b1a57">Gewandhaus<name key="NST0100352" style="hidden" subtype="" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, mit <placeName xml:id="placeName_5addf614-d92d-407a-aad2-a26c4aa76ae1">Chor<name key="NST0102787" style="hidden" subtype="Chor" type="institution">Gewandhaus </name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> und <placeName xml:id="placeName_6a425b82-79aa-481d-b95e-5093d169da35">Orchester<name key="NST0100494" style="hidden" subtype="Orchester" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>, wo er sein <title xml:id="title_7d50fffd-4e7f-49c5-aa69-ae0fe11b3afd">gmoll Concert<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110037" style="hidden" type="music">3. Klavierkonzert g-Moll, op. 60</name></title>, sein <title xml:id="title_a94607f7-3bbe-40ca-92ce-52a53593aa3a">hommage à Händel<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110034" style="hidden" type="music">»Hommage à Haendel«. Grand Duo par deux Pianofortes G-Dur, op. 92</name></title> mit mir, <title xml:id="title_38ffc460-8941-437d-a863-778cedf1a8c8">Bachs TripelConcert<name key="PSN0109617" style="hidden" type="author">Bach, Johann Sebastian (1685-1750)</name><name key="CRT0107780" style="hidden" type="music">Konzert für drei Cembali d-Moll, BWV 1063</name></title> mit <persName xml:id="persName_270a37a2-0622-42ed-98d8-aebbd0f93dc3">Clara Schumann (Wieck)<name key="PSN0114753" style="hidden">Schumann, Clara Josephine (1819-1896)</name></persName> und mir, und <title xml:id="title_2ff8886b-30c1-44a4-ab77-0133d5a97ee1">einige Etuden<name key="PSN0113441" style="hidden" type="author">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name><name key="CRT0110026" style="hidden" type="music">Etüden</name></title> spielte, und wo außerdem <title xml:id="title_c7b7ce6a-c1b2-4ba4-b5f5-c4c8fa27c5df">Beethovens Leonoren-Ouvertüren (die eine bekannte<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108038" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur, op. 72b</name></title>, <title xml:id="title_a283033d-ed90-433e-a9fb-22f416c4d26b">die andre Manuscript<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108037" style="hidden" type="music">Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 C-Dur, op. 72a</name></title>) mein 42<hi rend="superscript">ter</hi> <title xml:id="title_2660146f-c2fc-4c1e-941e-acb909c7aae8">Psalm<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3kpp9dmo-gsjq-wxtc-sieq-mgvwhq1n7i8v"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title> von 160 Dilettanten gesungen, dann meine <title xml:id="title_b2996cfd-809a-43ab-b29f-3e664195d560">Hebriden-Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_jebu7itr-cqxs-c09j-pr4s-wm5hq6q8tc3k"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100363" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 2 Die Hebriden / The Isles of Fingal (Zur einsamen Insel) h-Moll (»Fingals Höhle«), 7. August 1829 bis 16. Dezember 1830; Umarbeitung bis 20. Juni 1832<idno type="MWV">P 7</idno><idno type="op">26</idno></name></title> vorkamen; die Leute waren alle in der vergnügtesten Stimmung und <persName xml:id="persName_b3c29c9a-41a6-442c-bbe9-9ace4fe70362">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> schien an ihrem Gefallen Gefallen zu finden; Tags darauf reiste er dann nach Prag ab, bis zum letzten Augenblicke seines Aufenthalts so von Verlegern, Freunden und sonstigen Visiten überhäuft, daß <persName xml:id="persName_a90fa9c3-01c9-41f0-b5db-b4181f86401e">ihm<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> <persName xml:id="persName_edefcdd5-7dd7-4caf-be8f-47826cf51143">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> einen Teller Essen in den Wagen schob, als er von hier zur Eisenbahn fuhr; andre Zeit fürs diner war nicht geblieben. Seitdem hab ich nun nichts wieder von <persName xml:id="persName_56e46845-9339-4b7c-85dc-5756913109f3">ihm<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> gehört; <persName xml:id="persName_c619ad6c-6358-4c8d-8360-3e637331897f">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName> erwarten wir dagegen heut von Dresden zurück, und heut Abend will er weiter, über Frankfurt nach Paris, wo <persName xml:id="persName_4d7cea4b-99df-48e3-839f-8e8b07b14d4b">Berlioz<name key="PSN0109886" style="hidden">Berlioz, Louis Hector (1803-1869)</name></persName> für nächsten Sonntag ein Concert in der großen <placeName xml:id="placeName_a8aa61ad-2d4d-4c08-90ef-7a7827e8f249">Oper<name key="NST0100401" style="hidden" subtype="" type="institution">Grand Opéra</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> angekündigt hat, dem er beiwohnen will. Unsre lustige Reisegesellschaft, die Du um Mitternacht in der mail sitzen sahst, ist nun also schon wieder ganz aus einander getrennt. <persName xml:id="persName_5cbfbf8b-cd32-4b05-a597-4d8c8971b605">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName> war inzwischen in Berlin um Iphigenia von <title xml:id="title_5dd16f7b-903b-4325-835a-f5097940ec33">Gluck<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name></title> zu hören, kam aber gar nicht erbaut davon wieder. Leider konnte er auch nicht so viel mit den <persName xml:id="persName_e2affcfa-4072-4060-96dd-59944a88c532">Meinigen<name key="PSN0113242" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Felix Mendelssohn Bartholdy</name></persName> sein, wie ich mir denke, daß sonst geschehen wäre, weil <persName xml:id="persName_763d0aeb-d230-4135-a22d-c4c529888cd8">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> sich vor 14 Tagen den Arm, wenn auch sehr leicht, gebrochen hatte, und das Bett hüten mußte. Gott sei Dank <persName xml:id="persName_b45f40ce-9963-4966-a416-fc31d16bd9c2">sie<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName> ist jetzt wieder auf, und ganz in der Besserung, aber dennoch denke Dir die Fatalität! Von <persName xml:id="persName_0ed028d3-cb99-4c0f-8d73-13ce161fbe6f">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> kommend, aus dem Hause tretend, um in den Wagen zu steigen, wird sie von einem Kerl über den Haufen gerannt, fällt, und bricht den Arm gleich über dem Handgelenk. Von den Huldigungfestlichkeiten schreiben sie von Hause nur mit geringem Entzücken; der Regen scheint alles weggewaschen zu haben, obwohl die Preuß. Staatszeitung behauptet er habe das Feuer des <persName xml:id="persName_1e4be6d7-b011-4a30-9868-eba813e1a94d">Königs<name key="PSN0113990" style="hidden">Preußen, Friedrich Wilhelm Prinz von (seit 1840) Friedrich Wilhelm IV. von (1795-1861)</name></persName> noch mehr angefacht. So haben sie in Berlin sogar eine eigne Art Regen, wenn’s gilt, und sind über den Regen in 2 Partheien getheilt. Eines Mittags, als wir mit <persName xml:id="persName_e7a0a602-23d1-4903-bbbb-be80bc9d2567">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> ganz allein saßen, Kalbsfüße verzehrten, trat <persName xml:id="persName_71704390-0562-47bc-9c50-9a1cd7d45cce">Mariane Saaling<name key="PSN0114390" style="hidden">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> herein, unerwartet; sie kam von einer großen Reise. Wahrhaftig, <persName xml:id="persName_08386954-9eea-4fa5-9d27-71c734be377a">sie<name key="PSN0114390" style="hidden">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> sah noch ganz hübsch aus, und es fand sich daß <persName xml:id="persName_90f3678b-2198-4ec6-b6c1-0a9c21e9d07c">sie<name key="PSN0114390" style="hidden">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> eine alte Bekanntschaft von Wien und Berlin &c. her von <persName xml:id="persName_bb58fe98-fc94-4b59-8758-6a7f1be1a22a">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> war, und er brachte sie nach Tische an die Post, mit der <persName xml:id="persName_836bd5db-a41d-4582-bc7d-0501ffbd9689">sie<name key="PSN0114390" style="hidden">Saaling (Saling), Helene Luise Marianne (bis 1812: Mirjam Salomon) (1786-1868)</name></persName> reis’te. Ich hab geschworen, Mme. <persName xml:id="persName_ff840d39-a568-4dda-8261-f0663344dbdb">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> sollte es erfahren. <placeName xml:id="placeName_2d5a7e3c-cb6d-4bef-8861-3b37fa4b9189">Abonnements-Concerte<name key="NST0100117" style="hidden" subtype="Abonnementkonzerte, Konzerte" type="institution">Gewandhaus</name><settlement key="STM0100116" style="hidden" type="locality">Leipzig</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> hab ich seitdem nun schon 2 dirigirt, nächsten Donnerstag ist nun schon das 4<hi rend="superscript">te</hi>; von denen aber, und von <persName xml:id="persName_ee7c0348-fa17-463c-80cd-e7299740bbef">David’s<name key="PSN0110564" style="hidden">David, Ernst Victor Carl Ferdinand (1810-1873)</name></persName> schönem Spiel im vorigen, und von unsern 2 Sängerinnen dieses Winters wird Chorley wohl alles specificiren; die <persName xml:id="persName_b23bcd0d-6f41-41a0-9b71-8ba08cee059a">eine<name key="PSN0112892" style="hidden">List, Elise (1822-1893)</name></persName> ist wunderhübsch, singt aber ein bischen häßlich, und die <persName xml:id="persName_05559e0e-4cbe-49e0-a278-73e72b578835">andre<name key="PSN0114593" style="hidden">Schloss, Sophie (1821-1903)</name></persName> ist ein bischen häßlich aber eine brave Sängerinn; so ergänzen sie sich also zu zwei rechten, wie sich <persName xml:id="persName_5cb4c25b-ebb3-4c94-bd43-05b1cc6503fc">Sir Isaac Newton<name key="PSN0113587" style="hidden">Newton, (seit 1705) Sir Isaac (1643-1727)</name></persName> ausdrücken würde, statt dessen neuer Tuchweste mir Dein <persName xml:id="persName_7c39658c-5278-43fe-9095-030f5f7e56fa">Lock<name key="PSN0112904" style="hidden">Lock, Mr.</name></persName> leider eine von Dir mitgegeben hat, wie ich zu meinem Schrecken bemerkt habe. Wenigstens glaube ich nicht, daß sie einem Andern gehören kann; <persName xml:id="persName_de1ccea2-d028-4517-92a7-e5e8a299d4af">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName> bringt sie Dir wieder mit. Nun habe ich eine Bitte, die <persName xml:id="persName_79731a46-b902-4c2a-8fe4-b2153dfcc440">Sophy Horsley’s<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> Brief betrifft; Du weißt, daß ich den <persName xml:id="persName_1728138f-f50b-47c0-8b29-066e3c9a15d7">Eltern<name key="PSN0112109" style="hidden">Horsley, William (1774-1858)</name><name key="PSN0112103" style="hidden">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> sagte, wie wir uns freuen würden sie hier zu sehen, und so schreibt sie mir gestern, sie werde zu Anfang Januar hier sein. Da ich das nicht anders verstehe, als daß <persName xml:id="persName_64768470-a0be-4e9a-befe-08fcc4477ac1">sie<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> bei uns wohnen sollte, so muß ich Dir (unter uns) sagen, daß das gerade den ganzen Januar, und vielleicht bis Mitte Februar unmöglich einzurichten ist; nachher würde es uns wieder sehr lieb sein, aber nun weiß ich nicht, wie ich <persName xml:id="persName_a719f59b-669e-42c7-a3ab-8b1d9eb54ce3">ihr<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> das beibringen soll, und es geht aus tausend Gründen nicht, daß ichs direct an sie schreibe. Da bitte ich Dich also es den <persName xml:id="persName_1a27626b-63bc-4085-bcab-3c680b0677eb">Eltern<name key="PSN0112109" style="hidden">Horsley, William (1774-1858)</name><name key="PSN0112103" style="hidden">Horsley, Elizabeth Hutchins (1793-1875)</name></persName> zu sagen, die es der <persName xml:id="persName_6e5c8ce6-b089-4483-8c86-126784aa944a">Sophy<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> dann mittheilen mögen. War es ihre Absicht, bei ihrem <persName xml:id="persName_a22c13e2-b1e2-4ac2-a52c-ce49fc8fabbc">Bruder<name key="PSN0112102" style="hidden">Horsley, Charles Edward (1822-1876)</name></persName> oder sonstwo hier zu wohnen, so fällt natürlich die ganze diplomatische Verhandlung weg, und ich werde <persName xml:id="persName_3acf24a4-1280-4794-801e-62aa102fc7b4">sie<name key="PSN0112108" style="hidden">Horsley, Sophia Hutchins (Sophy) (1819-1894)</name></persName> je eher, je lieber hier begrüßen; aber ist es, wie gesagt, ihre Absicht in unserm Hause zu bleiben, wie ich nicht anders erwarte, so sei <persName xml:id="persName_0e2b37c4-64e9-4f40-aafb-2aa60f9ebee0">Talleyrand<name key="PSN0115240" style="hidden">Talleyrand-Périgord, Charles Maurice (seit 1807) Duc de (1754-1838)</name></persName>, und richte die Sache aufs schönste ein. Verzeih die Bemühung oder den Trobbel, wie Ihr Euch ausdrückt. U[n]d da ich im Bitten bin, bitte ich Dich, schick mir die Messer und sonstigen Sachen des <persName xml:id="persName_9497dfd9-30d5-4331-9139-c423d30ab98a">Ironmongers<name key="PSN0111829" style="hidden">Heinke, Gotthilf Friederich (Frederick) (1786-1871)</name></persName> um Gotteswillen nicht mit der <persName xml:id="persName_007c3585-1941-4847-89f1-de263b7cac02">Beneckeschen<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name></persName> Gelegenheit; Du lieber Himmel, die ist nichts anders als die Fahrpost, wie ich hier zum Schrecken bemerkt habe. Findet sich einmal eine wirkliche Gelegenheit, etwa nach Hannover so wär es freilich das Beste, wo nicht so bitte ich Dich mir einmal das ganze Paket an <persName xml:id="persName_6da7424e-8448-4eea-b77a-2a759c0b38fe">Pauls Geschäftsführer in Hamburg<name key="PSN0109918" style="hidden">Beschütz, Joseph</name></persName> zu adressiren, der es mir dann per Fracht übermachen muß. Bitte schreib mir darüber ein Paar Worte. Und hat denn Mme. <persName xml:id="persName_45f922d5-877b-4eb8-8db0-4c0c92e1ca5f">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName> meine zehnpfündige Schuld richtig abgetragen? Die <persName xml:id="persName_986454a1-358b-4c35-8470-9a38db1be627">beiden Beneckes<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name><name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> mußt Du mir tausendmal grüßen, und ihnen sagen daß ich sie sehr von Herzen lieb habe, mehr als ich ihnen je sagen konnte und <persName xml:id="persName_a5f49eb0-c168-4335-802e-eff52d9e07c6">sie<name key="PSN0109825" style="hidden">Benecke, Friedrich Wilhelm (1802-1865)</name><name key="PSN0109821" style="hidden">Benecke, Elisabetha Henrietta (1807-1893)</name></persName> vielleicht glauben. Gott, könnten wir 3, (ich meine mit der <persName xml:id="persName_99ce1601-7ed1-4360-8e0d-78f7e5088996">Cecile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName>) mal da rausspazieren, ins Grüne, so am Sonntagmorgen! Es sieht leider nicht nach meinem Kommen im nächsten Frühjahr aus; heut erhielt ich einen Brief vom <placeName xml:id="placeName_16dc881d-4d3c-4a8d-b910-73c167cfefd5">Philharmonic<name key="NST0100287" style="hidden" subtype="" type="institution">Philharmonic Society</name><settlement key="STM0100126" style="hidden" type="">London</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName>, der mich verdroß, und auf den ich a cavallo antworten will. <persName xml:id="persName_f1bb2dca-6a23-435a-91a2-1000aedf10b8">Watts<name key="PSN0115636" style="hidden">Watts, William (?-1859)</name></persName> schreibt in seiner gewöhnlichen dictatorischen Art, ich möge eine <title xml:id="title_456dc504-511e-4b32-a1eb-9dbafe640859">Ouvertüre<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_pkzy5rxj-af6w-daz7-bm3e-zfvbmuwq5tpk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100369" style="hidden">Ouvertüre c-Moll (zu Ruy Blas), [März 1839]; 8. März 1839; danach revidiert<idno type="MWV">P 15</idno><idno type="op">95</idno></name></title> mit 8fach doublirten Stimmen schicken, und zu meiner <title xml:id="title_19932ce6-89bf-401d-ba1f-de112a12e330">a dur Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ebqq2uua-dvbr-wtfb-kdpx-vvaxhnsvffc1"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100342" style="hidden">Sinfonie A-Dur (»Italienische«) für Orchester, [Ende 1830] bis 13. März 1833; [Juni 1834 bis Anfang 1835]<idno type="MWV">N 16</idno><idno type="op">90</idno></name></title> einen neuen ersten Satz schreiben. Das finde ich alles beides ungehobelt, und werde es ihnen in meiner Antwort ergebenst hören lassen. Nämlich „heut“ ist nun schon der Abend von dem Morgen, wo ich anfing und wo <persName xml:id="persName_d44d204f-8dff-46a1-a2f5-01318e51d80e">Carl<name key="PSN0113251" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Carl (seit ca. 1859: Karl) Wolfgang Paul (1838-1897)</name></persName> den Thurm baute, und <persName xml:id="persName_34d359a8-1b0b-488a-88cc-2fec45bcdd13">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName> ist richtig gekommen und um 6 abgereis’t, und hat deine Weste mitgenommen, aber sein Federmesser hier vergessen, und <persName xml:id="persName_11f49668-6267-4a26-9ba3-115c45a72ddc">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> hat ein Paar Hosen hier vergessen. Nun, wenn das nicht ein Plauderbrief war! Verzeih was Dir zu viel dran ist – aber solcher wirst Du nun wieder eine Masse bekommen, Mitte nächsten Monats spätestens den nächsten. <seg type="closer" xml:id="seg_787a09d7-ade7-4d8a-b292-9792683f4fc9">Du kannst bessere schreiben, bitte thue es bald, und sage mir daß auch Du gern der Tage gedenkst, wo wir jetzt so fröhlich zusammenwaren; daß auch Du mir gut bist und bleibst wie ich immer und ewig Dein</seg></p> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>