fmb-1840-07-21-02
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Leipzig, 21. Juli 1840
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Die Folge der Briefe vom 21. Juli 1840 wurde so geordnet, wie sie in dem vorliegenden Brief und und in Brief fmb-1840-07-21-01 (Brief Nr. 2768) Felix Mendelssohn Bartholdy an Joseph Moore in Birmingham, Leipzig, 21. Juli 1840, angedeutet wurde.
Felix Mendelssohn Bartholdy
ehemals Klingemann-Nachlass (Mikrofilmkopie vor 1960).
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
So eben habe ich mich bestimmt entschlossen im September nach England zu kommen, und da muß es mein Erstes sein, Dir zu schreiben, Dich um Verzeihung meines langen Stillschweigens zu bitten, Dir ein frohes auf Wiedersehn zuzurufen. Meine Gesundheit war gar nicht recht fest in den letzten Monaten, ich fühlte mich angegriffen und ermüdet, und der Arzt rieth mir entschieden von der Englischen Reise ab; auch meine ten October anfangen. Muß ich allein nach England, so werde ich meinen Aufenthalt sehr abkürzen; – ich nehme mir eine Lehre am vorigen Mal, und denke wie ich Euch alle ennüyirt und belästigt habe – ich würde dann erst den 6ten Sept. etwa von hier abreisen, wenige Tage in London bleiben, und zum Oct. wieder hier sein. Leider ist dieser letzte Fall der wahrscheinlichere; dann könnte ich nur wenig Tage mit Dir zusammensein, Dich nur auf kurze Zeit wiedersehen – indeß ists doch immer auf Wiedersehen, und das ist eine große Hauptsache. Und wenn Du gar, wie Du verlauten ließest, nach Deutschland im Spätherbst gingest und die Reise mit mir zusammen machtest! Nun schreib mir bald wieder, und sag wie das wird; und daß Du mein langes Schweigen verzeihst, und vor allem daß Du wohl bist und Dich halb so sehr aufs Wiedersehen freust, wie ich.
Gott, kämst Du doch mit nach Deutschland! Ich weiß nicht was ich drum gäbe, wenn ich Dir meine beiden netten
tenMorgen in
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Leipzig d. 21 July 1840 Lieber Freund So eben habe ich mich bestimmt entschlossen im September nach England zu kommen, und da muß es mein Erstes sein, Dir zu schreiben, Dich um Verzeihung meines langen Stillschweigens zu bitten, Dir ein frohes auf Wiedersehn zuzurufen. Meine Gesundheit war gar nicht recht fest in den letzten Monaten, ich fühlte mich angegriffen und ermüdet, und der Arzt rieth mir entschieden von der Englischen Reise ab; auch meine Frau war nicht recht wohl, und so konnte ich mich eben so wenig entscheiden zuzusagen, als abzuschlagen, und eins von beiden mußte ich thun, wenn ich nach England schrieb; da schrieb ich gar nicht. Seit den 8 Tagen nun, daß ich vom Norddeutschen Musikfeste zurück bin, geht mirs so gut und die dortigen Anstrengungen haben mich so wenig mitgenommen, daß ich für meine Person Gott sei Dank, keinen Grund mehr habe meiner Gesundheit wegen etwas zu thun oder zu unterlassen, und so geht denn heut mein bestimmter Annahmebrief an Moore nach Birmingham ab. Ob Cécile mit mir reisen kann, ist aber leider immer noch nicht entschieden; die Trennung von den Kindern und ihre eigne Gesundheit machen sie unschlüssig, und es ist möglich, daß ich wieder allein kommen müßte, so schwer mir das fällt. Indeß mußte ich bestimmten Bescheid geben, so lasse ich es denn darauf ankommen. Kann Cécile mit mir reisen, so denken wir bald nach der Mitte des nächsten Monats in London zu sein, dort wenigstens 3 Wochen zu bleiben, dann nach Birmingham zu gehn, und unmittelbar nach dem Feste wieder zurück zu reisen, da die Concerte hier wieder am 4ten October anfangen. Muß ich allein nach England, so werde ich meinen Aufenthalt sehr abkürzen; – ich nehme mir eine Lehre am vorigen Mal, und denke wie ich Euch alle ennüyirt und belästigt habe – ich würde dann erst den 6ten Sept. etwa von hier abreisen, wenige Tage in London bleiben, und zum Oct. wieder hier sein. Leider ist dieser letzte Fall der wahrscheinlichere; dann könnte ich nur wenig Tage mit Dir zusammensein, Dich nur auf kurze Zeit wiedersehen – indeß ists doch immer auf Wiedersehen, und das ist eine große Hauptsache. Und wenn Du gar, wie Du verlauten ließest, nach Deutschland im Spätherbst gingest und die Reise mit mir zusammen machtest! Nun schreib mir bald wieder, und sag wie das wird; und daß Du mein langes Schweigen verzeihst, und vor allem daß Du wohl bist und Dich halb so sehr aufs Wiedersehen freust, wie ich. Gott, kämst Du doch mit nach Deutschland! Ich weiß nicht was ich drum gäbe, wenn ich Dir meine beiden netten Kinder zeigen, und Dich hier in meinem Hause haben und pflegen könnte – ich bin ein recht inkarnirter deutscher Kleinstädter geworden, oder vielleicht immer gewesen – aber wärst Du doch einmal dabei, der Du’s eben so sehr bist, als irgend einer (das soll ein Compliment sein. ) Vor 8 Tagen war ich in Berlin auf der Rückreise vom Schweriner Fest; dort traf ich alles wohl und munter; Hensels werden in wenig Wochen aus Italien zurück erwartet. Drei vergnügte Tage brachte ich dort zu, und wohnte mit David in den alten wohlbekannten Entresolstübchen nach dem Hofe heraus, in denen ich auch zur Gartenzeitungzeit wohnte, und alle Abend machten wir mit Paul Musik, Quartetts, Trio’s, alles mögliche. Wie freut es mich, wenn Dir wirklich meine neuen Lieder und das Trio Freude gemacht haben; ich bringe Dir eine ganze Menge Manuscriptsachen mit, die ich Dir am bekannten Flügel vorspielen muß. Das Stück für das hiesige Fest war kein Oratorium, sondern wie ich es auf Deutsch nannte „eine Symphonie für Chor und Orchester“ und hieß „Lobgesang“ – erst 3 Symphoniesätze, an welche sich 12 Chor und Solosätze anschließen; die Worte aus den Psalmen, und eigentlich alle Stücke, Vocal und Instrumental-, auf die Worte „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“ componirt; Du verstehst schon, daß erst die Instrumente in ihrer Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen. Ich laß es hier von einem Engländer übersetzen, und lege Dir’s natürlich zur Revision vor; es soll am 2ten Morgen in Birm. gegeben werden, als Schluß des Concertes; es spielt etwas etwas über 5 4 Stunde. Der Titel Symph. muß im Englischen weggelassen werden – aber wie drückt man „allgemeiner Lobgesang“ am besten aus? Hymne durchaus nicht. Kann man sagen the Song of praise? Eine M. S. Ouvertüre und 2 Psalmen ), und viele Lieder und Clavierstücke bring ich Dir außerdem mit; von meinen gedruckten Sachen wird ein Exemplar in Deiner Bibliothek deponirt, und musicirt soll werden, daß es kracht. Beantworte mir doch eine Frage. Wär’s nicht gut, wenn ich mich bei der Durchreise durch London wieder einmal mit meinen neuen Sachen öffentlich hören ließe, und könnte ich zu dem Zweck nicht ein Concert für irgend eine wohlthätige Anstalt geben? Oder ist die Zeit zu ungünstig, und die ganze Sache in England nicht angebracht? Wollten es die Birm. hamer wieder nicht vor dem Fest leiden, so bliebe mir noch ein oder 2 Tage nachher Zeit, wenn Du überhaupt dazu räthst. Ich schreibe heut auch an Chorley, und will ihn darum fragen; auch an Mme. Moscheles. Gott, wie schuldig bin ich. Auch an Chappell. Laß mich bald von Dir hören. Cécile grüßt tausendmal. Und ich bin Dein FMB
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November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> – erst 3 Symphoniesätze, an welche sich 12 Chor und Solosätze anschließen; die Worte aus den Psalmen, und eigentlich alle Stücke, Vocal und Instrumental-, auf die Worte „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“ componirt; Du verstehst schon, daß erst die Instrumente in ihrer Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen. Ich laß es hier von einem Engländer übersetzen, und lege Dir’s natürlich zur Revision vor; <title xml:id="title_3cf78dc5-fc71-4b37-8a1c-683555106246">es<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_vfzbrmx1-knol-txv3-fv34-bfzmfk17uybh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> soll am 2<hi rend="superscript">ten</hi> Morgen in <placeName xml:id="placeName_4f295367-8105-4183-b7ae-cd33cfeceb12">Birm.<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> gegeben werden, als Schluß des Concertes; es spielt etwas etwas über <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">5</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">4</hi> </formula> Stunde. Der Titel Symph. muß im Englischen weggelassen werden – aber wie drückt man <title xml:id="title_11c085fe-6a76-498b-b184-e8e36379f8b7">„allgemeiner Lobgesang“<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ymtx9ib4-jmki-pvhy-khzt-nhql8jysizhu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100118" style="hidden">Lobgesang / Hymn of Praise, Eine Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, [erste Jahreshälfte 1840]; 27. November 1840<idno type="MWV">A 18</idno><idno type="op">52</idno></name></title> am besten aus? Hymne durchaus nicht. Kann man sagen the Song of praise? Eine <title xml:id="title_35364041-e6e1-4900-9bdc-6e2e03c83445">M. S. Ouvertüre<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="" style="hidden" subtype="" type=""><idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title> und <title xml:id="title_68edfe42-2ef0-4fca-8755-3ba1ba8d8ca1">2 Psalmen<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0futstqh-njzb-qcmo-tqem-acxlw4g6j3rd"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="vocal_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="sacred_vocal_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="large-scale_sacred_vocal_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100115" style="hidden">Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit« für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel, April bis Juli 1837; 22. Dezember 1837<idno type="MWV">A 15</idno><idno type="op">42</idno></name></title>), und viele Lieder und Clavierstücke bring ich Dir außerdem mit; von meinen gedruckten Sachen wird ein Exemplar in Deiner Bibliothek deponirt, und musicirt soll werden, daß es kracht. Beantworte mir doch eine Frage. Wär’s nicht gut, wenn ich mich bei der Durchreise durch London wieder einmal mit meinen neuen Sachen öffentlich hören ließe, und könnte ich zu dem Zweck nicht ein Concert für irgend eine wohlthätige Anstalt geben? Oder ist die Zeit zu ungünstig, und die ganze Sache in England nicht angebracht? Wollten es die Birm.hamer wieder nicht vor dem <placeName xml:id="placeName_d5b3d95e-e5ba-4ecd-98e8-ed6508a7a3c1">Fest<name key="NST0100324" style="hidden" subtype="" type="institution">The Birmingham Triennial Music Festival</name><settlement key="STM0100323" style="hidden" type="">Birmingham</settlement><country style="hidden">Großbritannien</country></placeName> leiden, so bliebe mir noch ein oder 2 Tage nachher Zeit, wenn Du überhaupt dazu räthst. Ich schreibe heut auch an <persName xml:id="persName_6950ac34-9e5f-4440-a07c-2ae2837fd0e2">Chorley<name key="PSN0110376" style="hidden">Chorley, Henry Fothergill (1808-1872)</name></persName>, und will ihn darum fragen; auch an Mme. <persName xml:id="persName_9a2e77f5-89f6-4327-aa18-245b75409998">Moscheles<name key="PSN0113436" style="hidden">Moscheles, Charlotte (1805-1889)</name></persName>. Gott, wie schuldig bin ich. Auch an <persName xml:id="persName_a4ae2923-bf5f-4564-ad51-ccdd000ca325">Chappell<name key="PSN0110351" style="hidden">Chappell, William (1809-1888)</name></persName>. Laß mich bald von Dir hören. <persName xml:id="persName_440f5b20-f45f-4b3a-8316-ac01d0bb5e59">Cécile<name key="PSN0113252" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy, Cécile Sophie Charlotte (1817-1853)</name></persName> grüßt tausendmal. <seg type="closer" xml:id="seg_d50052ea-ea47-4fef-b831-3f57bef3379d">Und ich bin Dein</seg></p> <signed rend="right">FMB</signed> </div> </body> </text></TEI>